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So gelingt die Aufzucht

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WEIDEZAUN

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Nicht wenige Milchkühe erkranken bereits zu Laktationsbeginn. Die Entzündungen und Stoffwechselprobleme sind bereits vor der Geburt des Kalbs feststellbar. Möglicherweise sind Defekte, deren Ursachen im frühen Absetzen der Kälber, in deren intensiver Aufzucht und der Forcierung eines jungen Erstkalbealters liegen, dafür verantwortlich. KORINNA HUBER von der Uni Hohenheim erläutert, warum eine langsamere und dem natürlichen Wachstum der Kälber angepasste Aufzucht zu gesünderen Kühen führen dürfte.

Schon vor der Geburt kön- nen erhöhte Entzündungs- werte im Blut auftreten. Diese chronischen Entzündungen zerstören die Gewebe- und Organfunktionen und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit der Kuh. Das Prinzip des Säugetiers, seine Jungen lange mit Muttermilch selbst zu versorgen, war über Jahrmillionen ein evolu- tionärer Vorteil. Allerdings ist dazu die Gesundheit der Mutter Voraussetzung. Das scheint nicht mehr zu funktionieren. Es häufen sich die Hinweise, dass die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, und der Eiweiß- und Fettstoffwechsel beschädigt sein könnten. Diese Defekte könnten die Ursache für die unterschwelligen Ent - zündungen sein. Diese Schäden könnten zwei Gründe haben. Es könne zum einen die Genetik der Hochleistungskuh schadhaftes Gewebe hervorbringen und zum anderen die erblich festgelegte Leistungsbereitschaft zu früh abgerufen werden. Es gibt viele Hinweise darauf, dass die Leis - tung zu früh angefordert wird. Konkret bedeutet das, dass die Kälber zu früh abgesetzt werden und die Entwicklung zur Kalbin beschleunigt wird. Die Zeit zu einer vollen Reifung der Zel - len, Organe und Gewebe wird beschnitten. Die Entwicklung zur Leistung überholt gewissermaßen die Entwicklung des Körpers. Diese Unterstellung soll mit drei Annahmen gestützt werden. Erstens: Die Ressourcen für die körpereigene Entwicklung und Leistung werden unzurei- chend zugeteilt. Zweitens: Die intensive Aufzucht widerspricht der gesunden Entwicklung des Kalbs. Und drittens: Das frühe Erstkalbealter kann die Nut- zungsdauer beeinträchtigen.

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Ressourcenzuteilung Die Prioritäten der Nährstoffzutei lung verändern sich im Lauf des Rinderlebens. Bei Kälbern haben die Erhaltung und das Wachstum Vorrang. Bei Kü hen hat die Milchleistung und Nachwuchsbildung den Vorzug. Kälber können durch intensive Fütterung und frühes Abset zen zu schnellem Wachstum und früher Euterentwicklung animiert werden. Je früher die Trächtigkeit, desto stärker ist der Nährstoffwettlauf zwi schen Fötus und Wachstum der Kalbin. Es dürfte der Mangel an Ausreifungszeit zu Defekten bei Geweben und Organen führen. Getriebenes Wachstum steht in Konkurrenz zu solider, nach haltiger Ausbildung der Organe. Die darauf folgende mangelnde Belastbarkeit der Organe führt bei frühem Leistungsabruf zu Entzündungen. abgesetzt werden, entwickeln Azidosen. Wird die Milchmenge gegenüber getreidebasiertem festem Futter reduziert, sinken die Insulinkonzentrationen auf Werte erwachsener Wiederkäu er. An Labortieren konnte gezeigt werden, dass dadurch die ausreichende Entwicklung des gesamten Organismus in Frage gestellt ist. Frühes Absetzen fällt außerdem zeitlich genau in jene Phase, in der das Kalb viel Energie für den Aufbau seiner

Aufzucht Kälber werden von der Mutterkuh schrittweise über Monate hin entwöhnt. Mit zehn Monaten ist die Säuge phase abgeschlossen. Das Kalb frisst immer mehr Gräser, Heu und andere pflanzliche Rohfa serlieferanten. Alternativ dazu wird die intensive Aufzucht bei Milchvieh praktiziert. Dabei wird nach vier bis sechs Wochen durch konsequenten Milchentzug auf Getreide basiertes Kälbermüsli umgestellt. Dieses Fütterungsregime braucht den Zwang, denn bei freier Verfüg barkeit von Milch, Gras und Konzentraten wird kaum Käl bermüsli aufgenommen. Kälber, die vorwiegend über Kraftfutter

Eigenimmunisierung braucht. Absetzstress und Immunstress belasten das Kalb doppelt. Trotzdem wachsen die Kälber mit hochwertigem Futter triebig in die Höhe. Flott gewachsene aber unausgereifte Kälber wer den als Kuh ein höhere Risiko haben, die Stoffwechselbelastun gen einer Laktationsphase gut durchzustehen.

Erstkalbealter Das häufig angestrebte Erstkalbealter von

24 Monaten ist nur erreichbar, wenn die Kalbinnen mit neun bis elf Monaten geschlechtsreif sind und mit 15 Monaten bei der Belegung rund 60 Prozent des Endgewichts von 400 kg erreicht haben. Die Kalbinnen werden vor Eintritt der Zuchtreife, die bei 18 bis 20 Monaten liegt, trächtig. Zuchtreife bedeutet, dass der Körper fast fertig entwickelt und das Euter reif für die Milchbil dung ist. Untersuchungen an 41.000 tschechischen Tieren Echt stark! Katalog 2020 jetzt GRATIS anfordern! 530 Seiten ... alles für Stall und Weide 

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