DIE ERNÄHRUNG VOLUME 45 | 05.2021

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 Nachruf

Dr. János Gombos Dr. János Gombos war viele Jahrzehnte hindurch eine Säule der Lebensmittelsicherheit in Österreich. Er war eine jener Persönlichkeiten, die man getrost als „Universalgelehrte“ bezeichnen darf. Von Chemie über umfangreiches Lebensmittelund Auditorenwissen bis zu Geschichte spannte sich der Bogen seiner persönlichen Ausbildungen und Fähigkeiten. János war Naturund Geisteswissenschafter in einer Person. Seine Expertise als Chemiker stand der des Rechtswissenschafters um nichts nach. Michael Gartner

G

eboren wurde János Gombos am 26.4.1946 als Sohn des Dr. Samuel Gombos und dessen Ehefrau Leona in Budapest. Die Volksschule und die erste Klasse Mittelschule hat er in Budapest absolviert. Im November 1956 flüchtete die gesamte Familie nach Österreich, wobei sich der Beginn schwierig gestaltete. János war ein Jahr in einem ungarischen Gymnasium in Iselsberg an der Grenze zu Osttirol in einem ehemaligen Offizierserholungsheim, bevor er bis zur 6. Klasse Gymnasium in Tulln in einem Internat lebte. Diese ersten Jahre in Österreich dürften für János sehr schwierig gewesen sein. Ungern erzählte er von dieser Zeit in einem sehr strengen Umfeld. Einige seiner damaligen Schulkameraden wurden jedoch zu lebenslangen Freunden. 1962 hatte sein Vater Fuß gefasst und die Familie konnte von nun an gemeinsam in Wien leben, wo János das Gymnasium besuchte. 1964 legte er die Matura ab und begann das Studium der Chemie, das er 1976 mit der Promoti-

on abschloss. Sein Dissertationsthema „Totalsynthese von Nonactin“ war ein Spezialbereich der Chemie. Schon ab 1973 arbeitete er als Vertragsbediensteter, wissenschaftliche Hilfskraft und von 1976 an auch als Universitätsassistent an der Universität Wien bis zu seinem Arbeitsbeginn in der LVA (Lebensmittelversuchsanstalt) im Dezember 1977. Sehr schnell wurde János eigenverantwortlicher Abteilungsleiter in der LVA und war zuständig für die Fachgebiete Wurst- und Fleischwaren, Suppen, Saucen, Kochsalz, Mineralwasser, Trink- und Tafelwasser, Sodawasser, Teigwaren, Trockeneiprodukte, Fette, Öle, Mayonnaise, Feinkostsalate, Kosmetika , Gebrauchsgegenstände, Spielzeug, Kunststoffe, Verpackungsmaterial, Wasch- , Reinigungs- und Desinfektionsmittel. 1984 erhielt János die Bestellung zum stellvertretenden Leiter der Lebensmittelversuchsanstalt in fachlichen Fragen. Das Lernen begleitete János sein ganzes Leben. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit absolvierte er diverse Lehrveranstaltungen an der Universität Wien und an der Universität für Bodenkultur wie Lebensmittelchemie, -mikrobiolo-

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gie, - hygiene, - analytik, -mikroskopie, -technologie und -recht, um nur einige Fachgebiete zu nennen. Zusätzlich hat János die Befähigungen zur Untersuchung und Begutachtung (Analytik und Beurteilung) von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen nach § 50 LMG 1975 (Lebensmittelgesetz) erworben und war – mit Ausnahme der Toxikologie – ab dem Jahr 1984 Gutachter für sämtliche Warengruppen, die dem LMG 1975 (später LMSVG 2006 – Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz) unterliegen. 1985 erfolgte seine Eintragung in die Liste allgemein beeideter gerichtlicher Sachverständiger für die Bereiche Lebensmittelchemie, Ernährungsforschung und Lebensmittelhygiene. Von 1990 an war János Ersatzmitglied (für Prof. Dr. Herbert Woidich, später DI Otto Riedl) im Plenum des österreichischen Lebensmittelbuchs (Codex Alimentarius Austriacus), in dem er dann auch Mitglied war und in das Koordinationskomitee berufen wurde. In zahlreichen Unterkommissionen war János Mitglied: Dazu zählten


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