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Herausfordernde Zeiten
die ernÄhrunG sPrAch Mit deM ceo der AGrAnA beteiliGunGs-AG, dkFM. MArkus Mühleisen, MbA, über die herAusForderunG, ein internAtionAles unternehMen in schWieriGen Zeiten sicher Zu Führen, die AktiVitÄten in der ukrAine und russlAnd, die ProbleMAtik Von GAslieFerunGen und bioethAnol-beiMischunG ZuM treibstoFF in Österreich, die erWArteten AusWirkunGen des lieFerkettensorGFAltsPFlichtenGesetZes soWie den strukturWAndel in der lAndWirtschAFt und seine MÖGlichen AusWirkunGen.
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Die Ernährung: Die Coronakrise war schon eine Herausforderung für Ihr Unternehmen. Dann traten Probleme in den Lieferketten auf und nun der Krieg in der Ukraine. Welche Schwerpunkte setzen Sie aktuell?
Markus Mühleisen: AGRANA hat seit Beginn der Pandemie ohne Unterbrechung die Versorgung der Bevölkerung mit ihren Produkten sichergestellt und damit ihre Verantwortung als Unternehmen der kritischen Infrastruktur bewiesen. Zweifellos kam mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine Verschärfung der Situation bei den Lieferketten und der Rohstoff- sowie Energiebeschaffung hinzu. Wir werden unsere Aufgabe als Nahrungsmittellieferant weiter gut erfüllen und sehen uns trotz der Herausforderungen dafür gut gerüstet.
Welche Auswirkungen hat der Krieg konkret auf AGRANA?
Mühleisen: Als Unternehmen mit Tochtergesellschaften bzw. Produktionsstandorten in der Ukraine und in Russland sind wir direkt vom Krieg betroffen. Unmittelbar nach Kriegsausbruch wurde die Produktion in der Ukraine stillgelegt und wird temporär – je nach aktueller Sicherheitslage – hochgefahren.
Welche Betriebe und Aktivitäten haben Sie in der Ukraine?
Mühleisen: Wir sind seit 1997 in der Ukraine tätig und beschäftigen dort rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Vinnitsa (300 km südwestlich von Kiew) verarbeiten wir Früchte zu Fruchtzubereitungen für die Molkereiindustrie sowie zu Fruchtsaftkonzentraten für Getränkehersteller. Daneben betreiben wir im ukrainischen Luka einen eigenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb für Früchte für den regionalen Frisch- und Verarbeitungsmarkt.
Wie helfen Sie Ihren Mitarbeitern dort?
Mühleisen: Wir haben rasch einen Krisenstab aufgesetzt, der sich täglich mit unserem ukrainischen Krisenteam in Vinnitsa austauscht, um auf aktuelle Entwicklungen möglichst schnell reagieren zu können. Das umfasst auch verschiedene humanitäre Aktivitäten wie z. B. ein von uns eingerichteter Soforthilfefonds sowie die Unterbringung von geflüchteten KollegInnen und deren Angehörige in unseren Werksunterkünften in Rumänien, Polen, der Slowakei und Österreich. Aktuell sind das bisher rund 40 Familien.
Haben Sie auch Betriebe in Russland und wie planen Sie dort vorzugehen?
Mühleisen: In Russland ist AGRANA ausschließlich im Segment Frucht präsent. In Serpuchov, rund 100 km südlich von Moskau, werden Fruchtzubereitungen hergestellt und knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt. Wir produzieren dort für den regionalen Markt, d.h. die Fruchtzubereitungen werden in Russland und anderen GUS-Staaten abgesetzt. Wir planen keinen Rückzug aus Russland und versuchen, unseren Aufgaben als Nahrungsmittellieferant weiter nachzukommen und den Lebensmittelbedarf der lokalen Bevölkerung zu decken. Wir beobachten genau die weitere Entwicklung, werden uns weiterhin an politische Sanktions-Entscheidungen halten und stehen auch hinter den gegen Russland verhängten Sanktionen.
Welche Umsätze machen Sie in der Ukraine bzw. in Russland?
Mühleisen: In beiden Ländern beträgt der Anteil am Konzernumsatz jeweils rund 2 %.
© Heinz Peter Bader
© agrana
das Produktportfolio reicht von Früchten im Joghurt, Apfelsaftkonzentrat über stärke in lebensmitteln, textilien, Papier und biokunststoffen bis hin zum Zucker.
Können Sie schon abschätzen, wie sich die Umsatzentwicklung 2021 insgesamt darstellen wird?
Mühleisen: Grundsätzlich erwarten wir für das Geschäftsjahr 2021|22 einen Umsatzanstieg auf 2,9 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,5 Mrd. Euro). Beim Ergebnis gingen wir in der ursprünglichen Prognose von einem deutlichen Anstieg aus. Allerdings stellt der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar 2022 für AGRANA ein werterhellendes Ereignis zum Bilanzstichtag 28. Februar 2022 dar. Nach dem Stand der internen Werthaltigkeitsprüfungen (per 23.3.2022) rechnen wir mit einer großteils zahlungsunwirksamen Ergebnisminderung (EBIT) aus Asset- und Goodwill-Abschreibungen/ Wertminderungen in einer Bandbreite von 65 Mio. bis 85 Mio. Euro.
Sind Sie mit den Werken in Österreich von der Diskussion um russisches Gas betroffen?
Mühleisen: Ja, der Gas-Anteil an unserem Energiemix betrug 2020/21 in Österreich rund 60%. Wir haben in den heimischen Standorten jedoch eine gute Eindeckungsrate. Für den Fall eines Gaslieferstopps müssten wir kurzfristig
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Zum Unternehmen
Die AGRANA Beteiligungs-AG veredelt landwirtschaftliche Rohstoffe zu hochwertigen Lebensmitteln und einer Vielzahl von industriellen Vorprodukten. Rund 9.400 Mitarbeiter erwirtschaften an weltweit 55 Produktionsstandorten einen jährlichen Konzernumsatz von rund 2,5 Mrd. Euro. Das Unternehmen wurde 1988 gegründet, ist Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen sowie bedeutendster Produzent von Fruchtsaftkonzentraten in Europa und im Segment Stärke bedeutender Produzent von kundenspezifischen Kartoffel-, Mais- und Weizenstärkeprodukten sowie von Bioethanol. Rund 10 Mio. Tonnen agrarische Rohstoffe werden auf allen Kontinenten in den Geschäftssegmenten Frucht, Stärke und Zucker veredelt. AGRANA ist das führende Zuckerunternehmen in Zentral- und Osteuropa. für die Aufrechterhaltung der Produktion nach alternativen Energieträgern, die aber fossilen Ursprungs sind, suchen. Mittelfristig zielt unser Energiemanagement darauf ab, fossile Energieträger durch erneuerbare Energieformen zu ersetzen.
Welche Auswirkungen auf AGRANA haben die weltweiten Probleme in den Lieferketten?
Mühleisen: Wir haben momentan keine Versorgungsengpässe in unseren Werken. Wir planen die unterschiedlichsten Szenarien und beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr genau. Klar ist, dass mit Fortdauer des Kriegs die Herausforderungen bei den globalen Lieferketten größer werden. Momentan fahren alle auf Sicht.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen durch das Lieferkettengesetz in Deutschland ein?
Mühleisen: Wir sind für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gut vorbereitet. AGRANA hat seit vielen Jahren einen Verhaltenskodex, der Teil aller Beschaffungsverträge ist und alle relevanten Themen abdeckt. Darüber hinaus laden wir unsere Lieferanten dazu ein, an der „Supplier Ethical Exchange Database“ (SEDEX) teilzunehmen und die Ergebnisse ihrer Selbstbewertung zu Sozialstandards im Unternehmen bzw. möglichst auch darauf basierende externe Audits mit AGRANA zu teilen, um so die Einhaltung von Sozialkriterien in der Lieferantenauswahl sicherstellen zu können.
iokunststoffen bis hin zum Zucker.
Wenn man die drei Bereiche Frucht, Stärke und Zucker ansieht, wie haben sich diese generell entwickelt?
Mühleisen: Durch das dritte Standbein Frucht, das 2003 hinzukam und stetig ausgebaut wurde, haben sich natürlich auch die Umsätze neu verteilt. Mittlerweile kommt fast die Hälfte unseres Konzernumsatzes aus diesem Bereich. Wir sind mit unserem diversifizierten Portfolio und den drei Segmenten Frucht, Stärke und Zucker sehr gut positioniert, und in jedem Segment gibt es Potenziale für eine erfolgreiche Weiterentwicklung, an der wir derzeit intensiv arbeiten.
Wie trifft AGRANA der Strukturwandel in der Landwirtschaft?
Mühleisen: AGRANA steht an einer wesentlichen Schnittstelle der modernen Gesellschaft zwischen dem Klimawandel, einer wachsenden Weltbevölkerung bei gleichzeitig erodierenden Anbauflächen und dem fortschreitenden Strukturwandel in der Landwirtschaft. Das ist ein riesiges Spannungsfeld und eine enorm große Herausforderung, der wir uns stellen wollen. Zur Lösung dieser Aufgabe braucht es aber auch eine Koalition der Willigen, gebildet aus den Bereichen Politik, Landwirtschaft, Technik/Innovation und Gesellschaft.
Stichwort Bio-Ethanol: Ist die Beimischung (E10) vom Tisch oder eine nie umgesetzte Chance?
Mühleisen: Wir hoffen, dass die Politik diese Chance auf mehr Klimaschutz noch ergreift. Denn eine Erhöhung der
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Zur Person
Biographie Dkfm. Markus Mühleisen MBA, hat mit 1. Juni 2021 die Funktion des Vorstandsvorsitzenden der AGRANA Beteiligungs-AG übernommen. Der aus Stuttgart (Deutschland) stammende Manager ist u.a. für die Ressorts Verkauf, Kommunikation, Strategie sowie Personal zuständig. Mühleisen wurde 1966 geboren und machte seinen Abschluss zum Diplom-Kaufmann an der Universität Mannheim sowie einen Master of Business Administration an der Schulich School of Business, York University, Toronto, Kanada. Er war in verschiedensten Managementpositionen erfolgreich tätig und verfügt über rund 20 Jahren internationale Erfahrung in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, u.a. bei Nestlé, General Mills und seit 2018 bei der internationalen Molkerei-Gruppe Arla Foods als
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Group-Vice President. Mühleisen hat umfassende internationale Führungserfahrung insbesondere in den Bereichen Marketing und Strategie erworben.
Ethanol-Beimischung zu Benzin von aktuell 5% auf 10% wäre ein sofort umsetzbarer Weg, Treibhausemissionen nachhaltig zu senken. Aber aktuell wird ja angesichts drohender Getreideengpässe politisch über einen vorläufigen Totalstopp von Biotreibstoffen diskutiert. Aber ein Aussetzen der Bioethanolproduktion in Pischelsdorf wäre völlig kontraproduktiv. Denn sie ist ein wertvolles Zahnrad der Bioraffinerie Pischelsdorf, die als Musterbeispiel einer gelebten Kreislaufwirtschaft gilt und wo viele wertvolle Produkte aus nur einem Rohstoff erzeugt werden.
Sie sehen hier also die Gefahr, das Kind mit dem Bad auszuschütten?
Mühleisen: Ja, denn wir stellen in Pischelsdorf zunächst Weizenstärke her. Die ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile gehen in die Bioethanolerzeugung sowie in die Herstellung von gentechnikfreiem Eiweißfuttermittel. Letzteres ersetzt den EU-Import von rund 200.000 Tonnen gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Übersee. Gluten, essentiell in der Backwarenherstellung, und biogenes CO2 für die Getränkeindustrie sind weitere Beispiele für Koppelprodukte aus der Bioraffinerie Pischelsdorf. Ein Aussetzen der Beimischung von Bioethanol hätte daher eine Reihe von negativen wirtschaftlichen und ökologischen Effekten: nämlich eine Einschränkung bei der Versorgung mit Grundstoffen der Lebensmittelproduktion und mit ohnehin knappen Futtermitteln. Darüber hinaus würde sich der Treibhausgasausstoß des Verkehrssektors deutlich erhöhen, weil ein Gesamteinsparungspotenzial von rd. 380.000 Tonnen CO2-Äquivalent p.a. verloren ginge.
Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Mühleisen: Ich habe – je nach nationaler Küche – viele Lieblingsgerichte, aber in Österreich ist es definitiv Wiener Schnitzel.