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Verpackungen am Prüfstand
Spagat zwischen Nachhaltigkeit, Schutz und Kosten die ernÄhrunG sPrAch Mit Vertretern Von drei Verschiedenen VerPAckunGssysteMen über Aktuelle theMen und herAusForderunGen: Aus deM bereich PAPier und kArton Mit MAG. MArtin WiderMAnn, Für GetrÄnkekArtons Mit GeorG MAtyk und Für VerPAckunGen Aus WellPAPPe Mit stePhAn kAAr. denn VerPAckunGen Von lebensMitteln Müssen VielFÄltiGe AnForderunGen erFüllen: sie sollen die dArin enthAltenen lebensMittel schütZen und lAGerFÄhiG hAlten, einen GerinGen co2-FussAbdruck hAben und MÖGlichst Gut recylinGFÄhiG oder WiederVerWertbAr sein. und sie stehen iM WettbeWerb Mit Anderen VerPAckunGssysteMen. ein überblick.
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Die Ernährung: Das
Thema Verpackungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Welche Herausforderungen stellen sich hier?
Martin Widermann: Unsere Branche steht für nachhaltig und innovativ. Produkte aus Papier und Karton sind Vorreiter der Nachhaltigkeit. Eine aktuelle Studie des Instituts für Industrielle Ökologie bescheinigt der PROPAK Industrie, in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit – der Ökonomie, der Ökologie und der Sozialen – eine überdurchschnittliche Performance. Und das gilt nicht für Verpackungen aus Papier/ Karton/Wellpappe, die etwa 50 % der Branche ausmachen, sondern für alle Produkte aus Papier und Karton. ‚Nachhaltig hoch 3‘ ist daher auch das zentrale Leitmotiv der PROPAK-Branche. Die Hersteller von Papier- und Kartonprodukten leben die dreifache Verantwortung gegenüber Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Mit nachhaltig innovativen Produkten leisten PROPAK-Unternehmen einen stabilen Anteil an der Wertschöpfung in Österreich. Diese gemeinsame Verpflichtung zum nachhaltigen Handeln gegenüber der Umwelt, der Gesellschaft und der Wirtschaft ist in der PROPAK-Nachhaltigkeits-Charta festgehalten. Diese und weiterführende Studien zum Thema finden Sie auf unserer Website zum Download.
Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte mit Ihrer Lösung verpacken?
Widermann: Zunächst einmal stammt unser Rohmaterial aus erneuerbaren, nachwachsenden Ressourcen, ist biologisch abbaubar und fast vollständig und nahezu beliebig oft rezyklierbar – all diese Eigenschaften verkörpern die Kreislaufwirtschaft, nach der wir in allen Bereichen streben. Die häufigsten Berührungspunkte mit unseren Produkten haben Menschen mit Verpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe, die uns täglich in vielfältiger Form begegnen. Sie geben Lebensmitteln Form, halten sie frisch und schützen sie nicht nur während Transport und Lagerung vor Beschädigung und Verderb, sondern von der Herstellung bis zum Verbrauch. Das Spektrum reicht von der Müsliverpackung in Karton bis zum Getränkekarton für Milch oder Fruchtsäfte. Gerade der Lebensmittelhandel setzt wegen seiner Nachhaltigkeit in Verbindung mit den funktionellen Eigenschaften immer mehr auf Papier- und Karton-Verpackungen. Papiertaschen finden etwa für lose Produkte immer breitere Verwendung und haben das Plastiksackerl weitestgehend verdrängt. Auch bei Obst und Gemüse werden immer öfter Tassen und Körbchen aus Karton und Wellpappe eingesetzt. Ein weiterer Einsatzbereich sind etwa Verpackungen für Käse, für die Kartonschalen zum Einsatz kommen, die bisherige Kunststofflösungen ersetzen.
Wo liegen die Grenzen für den Einsatz von Produkten aus Papier und Karton? Welche Anforderungen gibt es hier in puncto Lebensmittelsicherheit?
Widermann: Papier und Karton sind eigentlich kaum Grenzen gesetzt, Produkte daraus sind in allen Lebensbereichen und -lagen einsetzbar. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts hat einen steten Bedarf an nachhaltigen Produkten des alltäglichen Lebens. Die Karton- und Papierprodukte der PROPAK-Unternehmen erfüllen diese Ansprüche seit jeher. Nicht nur als Verpackungen, sondern als unverzichtba-
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re Helfer bei Hygiene und Haushalt, in Büro und Schule oder auch als Kulturgut Buch. Für manche Verwendungszwecke/Füllgüter ist eine weitere Behandlung des Papiers/ Kartons erforderlich, etwa eine Beschichtung, wie wir sie im Getränkekarton vorfinden. Papier/Karton/Wellpappe ist das nachhaltigste Verpackungsmaterial, dem Temperaturen von minus 20 Grad wie bei Tiefkühlprodukten genau so wenig ausmachen wie Produkte, die erhitzt werden müssen. Es gibt besonders stabile Verpackungen für Schwergut, es gibt Gefahrgutverpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und die exzellente Bedruckbarkeit des Materials macht Verpackungen aus Papier zum perfekten Markenbotschafter des verpackten Produkts und zum idealen Kommunikationsmedium mit dem Verbraucher.
Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Können Sie den ökologischen Effekt Ihrer Lösung bewerten? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems?
Widermann: Bei der Herstellung und Veredelung von Produkten aus Papier und Karton liegt der Anteil an Recyclingmaterial in Österreich durchschnittlich bei 75 %. In Österreich werden jährlich 560.000 Tonnen Papier- und Kartonverpackungen gesammelt, zur Gänze rezykliert und wieder als Rohstoff für neue Papierprodukte verwendet. Damit beträgt die Sammel- und Verwertungsquote bei Verpackungen aus Papier/Karton/ Wellpappe 90 % und erfüllt schon heute die Ziele der EU von 2030. Es gibt eine Fülle von Studien, die die ökologische Vorteilhaftigkeit von Produkten aus Papier und Karton belegen. Erst kürzlich hat die Technische Universität Graz mit dem weit verbreiteten Mythos aufgeräumt, dass Verpackungen aus Holzfasern nur bis zu sieben Mal recycelt werden können, bevor sie ihre Integrität verlieren! Papier, Wellpappe und Kartonfaltschachteln lassen sich nach neuesten Erkenntnissen über 25 Mal (!) mit keinem oder geringem Verlust am Material rezyklieren. Auch diese Studie können Sie von unserer Website herunterladen.
Und eine ebenfalls rezente Studie von c7 belegt, dass etwa bei Milchprodukten der Getränkekarton schon bei kurzen Transportwegen allen anderen Verpackungsvarianten inkl. der Mehrwegflasche – ob aus Glas oder rePET – überlegen ist. Nicht umsonst gilt Getränkekarton in Deutschland als ökologisch vorteilhafte Verpackung!
Welchen Forschungs- bzw. Innovationsbedarf sehen Sie in nächster Zeit?
Widermann: Die PROPAK-Industrie ist Innovationstreiber und geht gemeinsam mit ihren Kunden immer einen Schritt voraus in Richtung Zukunft. Die Unternehmen sind überdurchschnittlich innovativ und setzen zahlreiche zukunftsweisende Neuerungen bei Produkten, Dienstleistungen und Prozessen um. Diese Innovationsfreude wurde auch durch eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) bestätigt. In einer vernetzten Welt müssen auch physische Produkte um digitale Fähigkeiten erweitert werden. Viele PROPAK-Unternehmen stellen Produkte her, die um Zusatzfunktionalitäten wie Informations- und Kommunikationstechnik erweitert wurden. Cyber-physische Systeme und digital vernetzte, smarte Produkte werden von mehr als 50 % der Unternehmen hergestellt. Über die Benefits der eingesetzten Materialien hinaus setzen die PROPAK-Unternehmen eine Vielzahl von umweltfreundlichen Initiativen in der Produktion. So kommen zur Energie- und Wärmegewinnung Fernwärmesysteme und teilweise Photovoltaik zum Einsatz. Die Nutzung von Produktionsabfällen zur Energiegewinnung hilft, Emissionen zu reduzieren. Auch bei der Umsetzung neuer Bauvorhaben kommen höchste Umweltstandards zur Anwendung.
Mag. Martin Widermann ist Geschäftsführer des Fachverbands PROPAK.
Der Fachverband PROPAK und die Vereinigung PROPAK Austria repräsentieren die industriellen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton in Österreich. 85 Unternehmen verarbeiten und veredeln mit rund 8.700 Mitarbeiter:innen jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen Papier und Karton zu Wellpappe, Verpackungen, Papierwaren für Hygiene und Haushalt, Büro- und Organisationsmitteln, Büchern, Broschüren, Tipping Paper sowie sonstigen Papierwaren.
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Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen?
Widermann: Die nachhaltigen Eigenschaften unserer Produkte sind von Verwendern bis hin zum Endverbraucher bekannt und geschätzt. Dennoch müssen wir ihre Benefits noch mehr in die Öffentlichkeit tragen, insbesondere zum Gesetzgeber. Wir finden uns ganz aktuell wieder in der ideologisch geprägten Diskussion der angeblichen Überlegenheit von Mehrweg wieder – allen wissenschaftlichen Belegen zum Trotz, dass das in dieser Absolutheit nicht haltbar ist. Wenn ich mir zum Beispiel die Entwürfe rund um die Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz und zur Verpackungsverordnung anschaue, dann werden unsere hocheffizienten, nachhaltigen Kreislaufverpackungen diskreditiert und die Mehrwegseite gepusht! Hier wünsche ich mir einen Paradigmenwechsel, um den einseitigen Zugang zu überdenken und nicht DIE Kreislaufbranche zu diskriminieren! Produkte aus Papier und Karton – von der Verpackung aus Wellpappe oder als Faltschachtel aus Karton bis zu Etiketten und Hygienewaren – tragen aktiv zum Umweltschutz bei und vermeiden Abfälle, egal ob von Lebensmitteln oder anderen Produkten. Sie sind nicht Teil des Problems, sondern der Lösung!
Die Ernährung: Das
Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Was sind die größten Herausforderungen für Ihre Branche?
Georg Matyk: Ganz klares Ziel unserer Branche ist es, Getränkekartons herzustellen, die ausschließlich aus nachhaltig beschafften, nachwachsenden oder recycelten Materialien bestehen und nach Gebrauch vollständig recycelbar sind. Unsere Branche konzentriert sich dabei auf den optimalen Produktschutz der Lebensmittel bei minimalem Ressourcenverbrauch. Funktionalität und Convenience dürfen aber nicht auf der Strecke bleiben. Nachwachsende Rohstoffe sind als Alternative für die erdölbasierten Verschlüsse und die PE-Barrierefolien bereits am Markt verfügbar, ebenso sind bei aseptischen Getränkekartons Alternativen zur Aluminiumfolie in weit fortgeschrittenem Entwicklungsstadium.
Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte in Getränkekartons verpacken?
Matyk: Milch- und Saftverpackungen aus Karton überzeugen mit klaren Vorteilen: Sie schützen das Produkt vor Licht und Sauerstoff, verlängern die Haltbarkeit und tragen dazu bei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Getränkekartons sind leicht zu stapeln und optimal für Transport und Lagerung und lassen sich einfach recyceln. Sammlung und Recycling erfolgen in Österreich flächendeckend über die Gelbe Ton-
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Georg Matyk ist Geschäftsführer des Verein Getränkekarton Austria. Getränkekarton Austria vertritt die Interessen der Anbieter von Getränkekartons in Österreich – Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc – und setzt sich gemeinsam mit Partnern für europaweite Sammlung und stoffliche Verwertung und stoffliche Verwertung von Getränkeverbundkartons ein.
www.getraenkekarton.at
ne und den Gelben Sack. Die großen Hersteller von Getränkekartons in Österreich – Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc – fördern aktiv die Kreislaufwirtschaft und setzen sich europaweit für eine flächendeckende Sammlung und Recycling ein.
Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems?
Matyk: Mehr denn je wird der gesamte Lebenszyklus von Verpackungen betrachtet werden müssen, also von der verantwortungsvollen Beschaffung der Rohstoffe, über die Produktion, den Vertrieb, inklusive Logistik und Endof-Life. Dieser Verantwortung stellt sich die Getränkekartonindustrie schon seit vielen Jahren und wird über den verstärkten Einsatz von nachhaltig erzeugten, nachwachsenden Rohstoffen, aber auch lebensmittelrechtlich zugelassenen Rezyklaten dazu beitragen, das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2050 in allen EU-Ländern zu erreichen. In einer im Jahr 2019 durchgeführten Studie im Auftrag des Verein Getränkekarton Austria wurden verschiedene Gebinde von Frischmilchverpackungen auf ihren ökologischen Fußabdruck verglichen. Beim Klimawandel – der Umweltwirkung mit der aktuell höchsten politischen und gesellschaftlichen Priorität – kann der Getränkekarton seine Nachhaltigkeit beeindruckend dokumentieren. Für im Detail Interessierte darf ich auf die gesamte c7consult-Studie ‚Ökobilanz von Frischmilchverpackungen‘ verweisen. Diese steht auf unserer Website zum Download bereit.
Wie sieht es mit dem Recycling von Getränkekartons in Österreich aus?
Matyk: Mehr als 60 Prozent aller verkauften Getränkekartons in Österreich wurden im Jahr 2021 getrennt über die gelben Tonnen und gelben Säcke gesammelt, bestmöglich sortiert und zum Recycling in eine Kartonfabrik geliefert. Die Sammelmenge betrug über 10.000 Tonnen, und unsere Partner in der Entsorgungswirtschaft arbeiten hart daran, alle gesammelten Getränkekartons auch vollständig zu recyceln. Umgerechnet war diese Sammelmenge knapp mehr als 400 Millionen Getränkekartons. Ab 2025 wird in Österreich eine Sammelquote von 80 Prozent vorgeschrieben, und dies erhöht folglich auch die Recyclingmengen. Aber auch unser europäischer Verband ACE – The Alliance for Beverage Cartons and the Environment – hat bereits eine sehr ambitionierte EU-Roadmap 2030 mit vergleichbar hohen Zielen für ganz Europa präsentiert. Diese Roadmap beinhaltet den gesamten Prozess von der nachhaltigen, zertifizierten Beschaffung aller Rohstoffe, über die weitere Reduzierung der Klimaauswirkungen der Wertschöpfungskette bis hin zum vollständigen Recycling der Getränkekartons.
Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen?
Matyk: Tagesaktuell gehen meine Wünsche an die gute Fee eindeutig nur in Befriedung der geopolitischen bedrückenden Krisensituation. Unsere Branche wird weiterhin gemeinsam mit unseren Abfüllern bestmöglich versuchen, dass Lebensmittel sicher verpackt für Betroffene verfügbar sind.
Jede vierte Wellpappe-Verpackung in Österreich wird für Lebensmittel eingesetzt. Was das Material auszeichnet, wie es um die Wiederverwertung steht und welche Innovationen es in diesem Bereich gibt, erklärt Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria.
Die Ernährung: Das
Thema Verpackungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Warum ist das so wichtig?
Stephan Kaar: Das wachsende Umweltbewusstsein sowohl bei Konsument:innen als auch bei immer mehr Handelsunternehmen führt zu einer verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen. Und der Packstoff Wellpappe ist hier klar die Nummer 1: Wir sind innovativ, wirtschaftlich effizient und ökologisch nachhaltig und somit eine echte Alternative zu Kunststoff. Wer sich für Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen entscheidet, schont die fossilen Ressourcen der Erde und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Faserbasierte Verpackungen wie Wellpappe sind vollständig recycelbar beziehungsweise wiederverwendbar. Das heißt, die Faser bleibt bis zu 25 Mal im Kreislauf und kann wieder zu neuen Verpackungen hygienisch verarbeitet werden. Wellpappeverpackungen sind in der Regel Monomaterialverpackungen und deshalb auch so einfach zu recyceln: Nach Gebrauch kommen sie ins Altpapier. Das gilt nicht nur für private Haushalte – auch im Supermarkt und in der Industrie wird Wellpappe sortenrein gebündelt und in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Für Wellpappe werden keine Bäume gefällt. Recyclingpapier sowie Bruch- und Durchforstungsholz sind die wichtigsten Rohstoffe für unsere Rohpapiere. Je mehr Wiederverwendung ich also betreibe, umso mehr Ressourcenschutz ist damit verbunden. Und das ist gut für unser Klima.
Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte mit Ihrer Lösung verpacken?
Kaar: Wellpappe hat mehrere Schichten aus glattem und gewelltem Papier. Das macht die Verpackung stabil und ermöglicht – ähnlich einem Airbag – den notwendigen Schutz für den Inhalt. Sie lässt sich wie ein Maßanzug um das Produkt legen und flexibel produzieren und zeichnet sich durch ihr geringes Gewicht aus. Ein weiterer Vorteil sind die verkaufsfördernden Bedruckmöglichkeiten, die wesentlich zur Produktpräsentation beitragen. Gerade im Lebensmittelbereich entwickelt unsere Industrie Verpackungslösungen aus Wellpappe, die das Lebensmittel optimal schützen und gleichzeitig die für den Verkauf wichtige Sicht auf das Produkt ermöglichen. Ein Beispiel sind die Obst- und Gemüseverpackungen mit Sicht- und Greifschutz. Hier hat eine Studie der Universität Bologna https://www. wellpappe.at/studie/ im Jahr 2016 herausgefunden, dass Obst und Gemüse in Wellpappe verpackt bis zu drei Tage länger frisch blieb als in einer wiederverwendbaren Kunststoffkiste. Zudem wird dadurch die Kontamination von Krankheitserregern reduziert. Dies wiederum verringert das Risiko von lebensmittelbedingten Erkrankungen.
Wo liegen die Grenzen für den Einsatz von Wellpappe? Welche Anforderungen gibt es hier in puncto Lebensmittelsicherheit?
Kaar: Die Feuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle: Ist der Inhalt feucht, dann wird es schwierig für Papier als Packstoff. In diesem Fall sind die Anforderungen gerade im Bereich der Stabilität vorab genau zu prüfen. Je stärker die Grammatur eines Papiers ist, umso stabiler ist das Produkt. Im Sinne von Material „vermeiden“ und „optimieren“ wird laufend an dem Ziel geforscht, Papiere leichter zu machen, aber die Festigkeit aufrechtzuerhalten. Aus heutiger Sicht lässt sich der Anteil an Altfasern noch steigern. Allerdings werden wir immer einen Teil an Frischfaser brauchen – aufgrund gesetzlicher Vorschriften, aber auch für die Stabilität. Papier aus Frischfaser hat die höchste Stabilität, denn hier sind die Fasern noch am stärksten. Je nach Produkt wird Recyclingmaterial aus Altpapier, Kartons oder gebrauchter Wellpappe zugesetzt. Die ursprüngliche Faser kann bis zu 25 Mal wieder verwendet werden – bis sie so klein ist, dass sie
Stephan Kaar ist Sprecher des Forum Wellpappe Austria. Dieses vertritt die Interessen der österreichischen Wellpappe-Industrie mit den Mitgliedsfirmen: DS Smith Packaging Austria GmbH, Dunapack-Packaging Mosburger GmbH, Mondi Grünburg GmbH, Rondo Ganahl Aktiengesellschaft und Steirerpack GmbH.
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sich nachher praktisch auflöst. Hier hat kürzlich eine aktuelle Studie der Technischen Universität Graz bestätigt: Verpackungsmaterial auf Holzfaserbasis (Papier, Wellpappe, Faltschachteln) lässt sich ‚über 25 Mal mit geringen oder keinem Verlust recyceln‘. Bei Direktkontakt zum Beispiel ist generell die Frischfaser in Verwendung. Es gibt auch die Möglichkeit von Schutzschichten, die den Recyclingprozess nicht unterbrechen.
Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Können Sie den ökologischen Effekt Ihrer Lösung bewerten? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems?
Kaar: Eine von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) veröffentlichte Studie mit dem Titel„Potenziale der Substitution von Kunststoffverpackungen durch Verpackungslösungen aus Wellpappe“ geht davon aus, dass mehr als ein Fünftel aller fossilen Verpackungen durch clevere Lösungen aus Wellpappe ersetzt werden könnten. Jährlich ließen sich damit in Österreich, Deutschland und der Schweiz mehr als 800.000 Tonnen (!) Kunststoff einsparen.
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Drei Viertel aller in Transport- und Versandverpackungen eingesetzten Schaumstoffteile ließen sich, so die Studie, durch Elemente aus Wellpappe ersetzen. Im Bereich Obst- und Gemüseverpackungen könnten sogar 64 Prozent der Verpackungen durch Wellpappe ersetzt werden.
Welchen Forschungs-/Innovationsbedarf sehen Sie in nächster Zeit?
Kaar: Als Industrie beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Ökobilanz seit Jahren intensiv. Hier lässt sich sagen: Es gibt keine One-fits-all-Lösung, denn jede Ökobilanzierung erfüllt bestimmte Richtlinien. Die Wellpappeerzeuger arbeiten etwa daran, den Energieeinsatz und den Ressourcenverbrauch weiter zu verringern – sei es direkt in der Produktion, bei der Wasseraufbereitung oder durch eigene PV-Stromerzeugung oder Wärmerückgewinnung. Im Vordergrund steht, mit geringem Materialeinsatz und kreativen Lösungen die Waren und Güter bestmöglich zu produzieren und nachhaltig zu präsentieren. Jährlich kürt unsere Industrie mit dem Wellpappe Austria Award herausragende Verpackungslösungen aus Wellpappe in sechs Kategorien.
Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen?
Kaar: Ohne Verpackungen läuft heute nichts in der Wirtschaft. Verpackungen ermöglichen den sicheren Transport von Waren und Gütern, helfen beim Verkaufen und informieren über das Produkt. In manchen Diskussionen sind derzeit verhärtete Denkmuster anzutreffen, die Mehrwegverpackungen grundsätzlich bessere ökologische Vorteile zuschreiben. Das greift viel zu kurz. Mehrweg heißt vor allem mehr Wege. Und der damit verbundene Transport- und Reinigungsaufwand wirkt sich ökologisch nachteilig aus. Je nach Anwendung weisen Verpackungen aus Wellpappe, die in einem geschlossenen Stoffkreislauf geführt werden, eine weitaus bessere Ökobilanz auf als Mehrwegvarianten aus Kunststoff. Hier wünsche ich mir eine ehrlichere Auseinandersetzung. Was ich mir sonst wünsche? Von höchster Dringlichkeit ist, ein friedliches Miteinander in Europa so rasch als möglich zu erreichen. Die heimische Wellpappeindustrie setzt derzeit alles in Bewegung, um die Versorgung sicherzustellen. Damit leisten wir jeden Tag unseren Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.