DIE ERNÄHRUNG VOLUME 46 | 02.2022

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Herausfordernde Zeiten DIE ERNÄHRUNG sprach mit dem CEO der AGRANA Beteiligungs-AG, Dkfm. Markus Mühleisen, MBA, über die Herausforderung, ein internationales Unternehmen in schwierigen Zeiten sicher zu führen, die Aktivitäten in der Ukraine und Russland, die Problematik von Gaslieferungen und Bioethanol-Beimischung zum Treibstoff in Österreich, die erwarteten Auswirkungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes sowie den Strukturwandel in der Landwirtschaft und seine möglichen Auswirkungen. Oskar Wawschinek

D

ie Ernährung: Die Corona­ krise war schon eine Herausforderung für Ihr Unternehmen. Dann traten Probleme in den Lieferketten auf und nun der Krieg in der Ukraine. Welche Schwerpunkte setzen Sie aktuell? Markus Mühleisen: AGRANA hat seit Beginn der Pandemie ohne Unterbrechung die Versorgung der Bevölkerung mit ihren Produkten sichergestellt und damit ihre Verantwortung als Unternehmen der kritischen Infrastruktur bewiesen. Zweifellos kam mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine Verschärfung der Situation bei den Lieferketten und der Rohstoff- sowie Energiebeschaffung hinzu. Wir werden unsere Aufgabe als Nahrungsmittellieferant weiter gut erfüllen und sehen uns trotz der Herausforderungen dafür gut gerüstet. Welche Auswirkungen hat der Krieg konkret auf AGRANA? Mühleisen: Als Unternehmen mit Tochtergesellschaften bzw. Produktionsstandorten in der Ukraine und in Russland sind wir direkt vom Krieg betroffen. Unmittelbar nach Kriegsausbruch wurde die Produktion in der Ukraine stillgelegt und wird temporär – je

nach aktueller Sicherheitslage – hochgefahren. Welche Betriebe und Aktivitäten haben Sie in der Ukraine? Mühleisen: Wir sind seit 1997 in der Ukraine tätig und beschäftigen dort rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Vinnitsa (300 km südwestlich von Kiew) verarbeiten wir Früchte zu Fruchtzubereitungen für die Molkerei­ industrie sowie zu Fruchtsaftkonzentraten für Getränkehersteller. Daneben betreiben wir im ukrainischen Luka einen eigenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb für Früchte für den regionalen Frisch- und Verarbeitungsmarkt. Wie helfen Sie Ihren Mitarbeitern dort? Mühleisen: Wir haben rasch einen Krisenstab aufgesetzt, der sich täglich mit unserem ukrainischen Krisenteam in Vinnitsa austauscht, um auf aktuelle Entwicklungen möglichst schnell reagieren zu können. Das umfasst auch verschiedene humanitäre Aktivitäten wie z. B. ein von uns eingerichteter Soforthilfefonds sowie die Unterbringung von geflüchteten KollegInnen und deren Angehörige in unseren Werksunterkünften

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in Rumänien, Polen, der Slowakei und Österreich. Aktuell sind das bisher rund 40 Familien. Haben Sie auch Betriebe in Russland und wie planen Sie dort vorzugehen? Mühleisen: In Russland ist AGRANA ausschließlich im Segment Frucht präsent. In Serpuchov, rund 100 km südlich von Moskau, werden Fruchtzubereitungen hergestellt und knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt. Wir produzieren dort für den regionalen Markt, d.h. die Fruchtzubereitungen werden in Russland und anderen GUS-Staaten abgesetzt. Wir planen keinen Rückzug aus Russland und versuchen, unseren Aufgaben als Nahrungsmittellieferant weiter nachzukommen und den Lebensmittelbedarf der lokalen Bevölkerung zu decken. Wir beobachten genau die weitere Entwicklung, werden uns weiterhin an politische Sanktions-Entscheidungen halten und stehen auch hinter den gegen Russland verhängten Sanktionen. Welche Umsätze machen Sie in der Ukraine bzw. in Russland? Mühleisen: In beiden Ländern beträgt der Anteil am Konzernumsatz jeweils rund 2 %.


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