DIE ERNÄHRUNG VOLUME 46 | 02.2022

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die ernährung wirtschaft economy

Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft

Volume 46 | 02. 2022

Herausfordernde Zeiten Lieferkettengesetz: Regelungen in der EU und in Deutschland Seite 8 und 46

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3 inhalt content

inhalt —

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Wirtschaft economy 04 Herausfordernde Zeiten 08 Vorschlag für eine Corporate-Sustainability-Due-Diligence-Richtlinie 14 Strenge Regeln gegen „grüne“ Mogelpackungen

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Technik technology 17 EHEDG Austria: Erster Hygienic-Design-Advanced-Kurs 18 Lebensmittelanalytik: Wie authentisch und sicher sind unsere Lebensmittel? 21 Damit alles Essig wird 22 Schlüsseltechnologien auf der Anuga FoodTec 24 Fettgehalt schnell und universell durch NMR-Technologie messen 26 Risiko Biofilm 29 Training zum „Food Safety Expert“ 30 Crespel & Deiters Group übernimmt Extrusions­spezialisten ECP 31 Kohlhoff: Neue HD-Line Kompakt-Hygieneschleusen 33 Wie Recycling bei PET funktioniert 36 Verpackungen am Prüfstand

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Wissenschaft science 41 Bioökonomie und Lebensmittelbranche 44 „FOODPRINTS“: Dem Essen auf der Spur

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recht law 46 Das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und seine Auswirkungen auf die Ernährungswirtschaft 60 Neue Herkunftskennzeichnung „noch heuer“ 64 (Wem) geht es um Fairness? Zur Umsetzung der UTP-RL mit dem österreichischen Faire-Wettbewerbsbedingungen-Gesetz

der Krieg in der Ukraine erschüttert die Welt. Neben dem menschlichen Leid sind die wirtschaftlichen Folgen verheerend – auch die heimische Lebensmittelindustrie ist massiv betroffen. Anlass genug, die Lieferketten in den Fokus dieser Ausgabe zu rücken. Unsere Branche wird von Schockwellen ergriffen. Waren kommen zu spät an, Personal ist nicht verfügbar. Und die Preise für Energie und Rohstoffe explodieren. Hinzu kommen verschärfte Vorgaben: Bereits das Deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz brachte Belastungen für die Betriebe. Mit dem anstehenden EU-Lieferkettengesetz ist erneut ein enormer Bürokratieaufwand zu erwarten. Wie ein international tätiges Unternehmen damit umgeht, erfahren Sie im Interview mit dem neuen AGRANA-CEO Markus Mühleisen. Zudem beleuchten wir weitere aktuelle Debatten – so stellt die Arbeiterkammer das Thema Greenwashing auf den Prüfstand. An die Politik stellen wir klare Forderungen: Wir müssen die heimische Versorgung mit Gas sicherstellen. Die Lebensmittelindustrie ist praktisch zu 100 % davon abhängig – ohne Gas gibt es keine Lebensmittel. Zudem appellieren wir, die Branche gerade jetzt zu entlasten. Von Alleingängen wie einer rein nationalen Herkunftskennzeichnung ist in Zeiten wie diesen dringend abzusehen!

Katharina Koßdorff

66 Impressum

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Herausfordernde Zeiten DIE ERNÄHRUNG sprach mit dem CEO der AGRANA Beteiligungs-AG, Dkfm. Markus Mühleisen, MBA, über die Herausforderung, ein internationales Unternehmen in schwierigen Zeiten sicher zu führen, die Aktivitäten in der Ukraine und Russland, die Problematik von Gaslieferungen und Bioethanol-Beimischung zum Treibstoff in Österreich, die erwarteten Auswirkungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes sowie den Strukturwandel in der Landwirtschaft und seine möglichen Auswirkungen. Oskar Wawschinek

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ie Ernährung: Die Corona­ krise war schon eine Herausforderung für Ihr Unternehmen. Dann traten Probleme in den Lieferketten auf und nun der Krieg in der Ukraine. Welche Schwerpunkte setzen Sie aktuell? Markus Mühleisen: AGRANA hat seit Beginn der Pandemie ohne Unterbrechung die Versorgung der Bevölkerung mit ihren Produkten sichergestellt und damit ihre Verantwortung als Unternehmen der kritischen Infrastruktur bewiesen. Zweifellos kam mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine Verschärfung der Situation bei den Lieferketten und der Rohstoff- sowie Energiebeschaffung hinzu. Wir werden unsere Aufgabe als Nahrungsmittellieferant weiter gut erfüllen und sehen uns trotz der Herausforderungen dafür gut gerüstet. Welche Auswirkungen hat der Krieg konkret auf AGRANA? Mühleisen: Als Unternehmen mit Tochtergesellschaften bzw. Produktionsstandorten in der Ukraine und in Russland sind wir direkt vom Krieg betroffen. Unmittelbar nach Kriegsausbruch wurde die Produktion in der Ukraine stillgelegt und wird temporär – je

nach aktueller Sicherheitslage – hochgefahren. Welche Betriebe und Aktivitäten haben Sie in der Ukraine? Mühleisen: Wir sind seit 1997 in der Ukraine tätig und beschäftigen dort rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Vinnitsa (300 km südwestlich von Kiew) verarbeiten wir Früchte zu Fruchtzubereitungen für die Molkerei­ industrie sowie zu Fruchtsaftkonzentraten für Getränkehersteller. Daneben betreiben wir im ukrainischen Luka einen eigenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb für Früchte für den regionalen Frisch- und Verarbeitungsmarkt. Wie helfen Sie Ihren Mitarbeitern dort? Mühleisen: Wir haben rasch einen Krisenstab aufgesetzt, der sich täglich mit unserem ukrainischen Krisenteam in Vinnitsa austauscht, um auf aktuelle Entwicklungen möglichst schnell reagieren zu können. Das umfasst auch verschiedene humanitäre Aktivitäten wie z. B. ein von uns eingerichteter Soforthilfefonds sowie die Unterbringung von geflüchteten KollegInnen und deren Angehörige in unseren Werksunterkünften

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in Rumänien, Polen, der Slowakei und Österreich. Aktuell sind das bisher rund 40 Familien. Haben Sie auch Betriebe in Russland und wie planen Sie dort vorzugehen? Mühleisen: In Russland ist AGRANA ausschließlich im Segment Frucht präsent. In Serpuchov, rund 100 km südlich von Moskau, werden Fruchtzubereitungen hergestellt und knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt. Wir produzieren dort für den regionalen Markt, d.h. die Fruchtzubereitungen werden in Russland und anderen GUS-Staaten abgesetzt. Wir planen keinen Rückzug aus Russland und versuchen, unseren Aufgaben als Nahrungsmittellieferant weiter nachzukommen und den Lebensmittelbedarf der lokalen Bevölkerung zu decken. Wir beobachten genau die weitere Entwicklung, werden uns weiterhin an politische Sanktions-Entscheidungen halten und stehen auch hinter den gegen Russland verhängten Sanktionen. Welche Umsätze machen Sie in der Ukraine bzw. in Russland? Mühleisen: In beiden Ländern beträgt der Anteil am Konzernumsatz jeweils rund 2 %.


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© Heinz Peter Bader

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© Agrana

Das Produktportfolio reicht von Früchten im Joghurt, Apfelsaftkonzentrat über Stärke in Lebensmitteln, Textilien, Papier und Biokunststoffen

Können Sie schon abschätzen, wie sich die Umsatzentwicklung 2021 insgesamt darstellen wird? Mühleisen: Grundsätzlich erwarten wir für das Geschäftsjahr 2021|22 einen Umsatzanstieg auf 2,9 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,5 Mrd. Euro). Beim Ergebnis gingen wir in der ursprünglichen Prognose von einem deutlichen Anstieg aus. Allerdings stellt der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar 2022 für AGRANA ein werterhellendes Ereignis zum Bilanzstichtag 28. Februar 2022 dar. Nach dem Stand der internen Werthaltigkeitsprüfungen (per 23.3.2022) rechnen

wir mit einer großteils zahlungsunwirksamen Ergebnisminderung (EBIT) aus Asset- und Goodwill-Abschreibungen/ Wertminderungen in einer Bandbreite von 65 Mio. bis 85 Mio. Euro. Sind Sie mit den Werken in Österreich von der Diskussion um russisches Gas betroffen? Mühleisen: Ja, der Gas-Anteil an unserem Energiemix betrug 2020/21 in Österreich rund 60%. Wir haben in den heimischen Standorten jedoch eine gute Eindeckungsrate. Für den Fall eines Gaslieferstopps müssten wir kurzfristig

about

Zum Unternehmen —

Die AGRANA Beteiligungs-AG veredelt landwirtschaftliche Rohstoffe zu hochwertigen Lebensmitteln und einer Vielzahl von industriellen Vorprodukten. Rund 9.400 Mitarbeiter erwirtschaften an weltweit 55 Produktionsstandorten einen jährlichen Kon-

zernumsatz von rund 2,5 Mrd. Euro. Das Unternehmen wurde 1988 gegründet, ist Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen sowie bedeutendster Produzent von Fruchtsaftkonzentraten in Europa und im Segment Stärke bedeutender Produzent von kundenspezifischen Kartoffel-, Mais- und Weizenstärkeprodukten sowie von Bioethanol. Rund 10 Mio. Tonnen agrarische Rohstoffe werden auf allen Kontinenten in den Geschäftssegmenten Frucht, Stärke und Zucker veredelt. AGRANA ist das führende Zuckerunternehmen in Zentral- und Osteuropa.

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für die Aufrechterhaltung der Produktion nach alternativen Energieträgern, die aber fossilen Ursprungs sind, suchen. Mittelfristig zielt unser Energiemanagement darauf ab, fossile Energieträger durch erneuerbare Energieformen zu ersetzen. Welche Auswirkungen auf AGRANA haben die weltweiten Probleme in den Lieferketten? Mühleisen: Wir haben momentan keine Versorgungsengpässe in unseren Werken. Wir planen die unterschiedlichsten Szenarien und beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr genau. Klar ist, dass mit Fortdauer des Kriegs die Herausforderungen bei den globalen Lieferketten größer werden. Momentan fahren alle auf Sicht. Wie schätzen Sie die Auswirkungen durch das Lieferkettengesetz in Deutschland ein? Mühleisen: Wir sind für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gut vorbereitet. AGRANA hat seit vielen Jahren einen Verhaltenskodex, der Teil aller Beschaffungsverträge ist und alle relevanten Themen abdeckt. Darüber hinaus laden wir unsere Lieferanten dazu ein, an der „Supplier Ethical Ex­change Database“ (SEDEX) teilzunehmen und die Ergebnisse ihrer Selbstbewertung zu Sozialstandards im Unternehmen bzw. möglichst auch darauf basierende externe Audits mit AGRANA zu teilen, um so die Einhaltung von Sozialkriterien in der Lieferantenauswahl sicherstellen zu können.


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person

Zur Person

bis hin zum Zucker.

Wenn man die drei Bereiche Frucht, Stärke und Zucker ansieht, wie haben sich diese generell entwickelt? Mühleisen: Durch das dritte Standbein Frucht, das 2003 hinzukam und stetig ausgebaut wurde, haben sich natürlich auch die Umsätze neu verteilt. Mittlerweile kommt fast die Hälfte unseres Konzernumsatzes aus diesem Bereich. Wir sind mit unserem diversifizierten Portfolio und den drei Segmenten Frucht, Stärke und Zucker sehr gut positioniert, und in jedem Segment gibt es Potenziale für eine erfolgreiche Weiterentwicklung, an der wir derzeit intensiv arbeiten. Wie trifft AGRANA der Strukturwandel in der Landwirtschaft? Mühleisen: AGRANA steht an einer wesentlichen Schnittstelle der modernen Gesellschaft zwischen dem Klimawandel, einer wachsenden Weltbevölkerung bei gleichzeitig erodierenden Anbauflächen und dem fortschreitenden Strukturwandel in der Landwirtschaft. Das ist ein riesiges Spannungsfeld und eine enorm große Herausforderung, der wir uns stellen wollen. Zur Lösung dieser Aufgabe braucht es aber auch eine Koalition der Willigen, gebildet aus den Bereichen Politik, Landwirtschaft, Technik/Innovation und Gesellschaft. Stichwort Bio-Ethanol: Ist die Beimischung (E10) vom Tisch oder eine nie umgesetzte Chance? Mühleisen: Wir hoffen, dass die Politik diese Chance auf mehr Klimaschutz noch ergreift. Denn eine Erhöhung der

Biographie Dkfm. Markus Mühleisen MBA, hat mit 1. Juni 2021 die Funktion des Vorstandsvorsitzenden der AGRANA Beteiligungs-AG übernommen. Der aus Stuttgart (Deutschland) stammende Manager ist u.a. für die Ressorts Verkauf, Kommunikation, Strategie sowie Personal zuständig. Mühleisen wurde 1966 geboren und machte seinen Abschluss zum Diplom-Kaufmann an der Universität Mannheim sowie einen Master of Business Administration an der Schulich School of Business, York University, Toronto, Kanada. Er war in verschiedensten Managementpositionen erfolgreich tätig und verfügt über rund 20 Jahren internationale Erfahrung in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, u.a. bei Nestlé, General Mills und seit 2018 bei der internationalen Molkerei-Gruppe Arla Foods als

Ethanol-Beimischung zu Benzin von aktuell 5% auf 10% wäre ein sofort umsetzbarer Weg, Treibhausemissionen nachhaltig zu senken. Aber aktuell wird ja angesichts drohender Getreideengpässe politisch über einen vorläufigen Totalstopp von Biotreibstoffen diskutiert. Aber ein Aussetzen der Bioethanolproduktion in Pischelsdorf wäre völlig kontraproduktiv. Denn sie ist ein wertvolles Zahnrad der Bioraffinerie Pischelsdorf, die als Musterbeispiel einer gelebten Kreislaufwirtschaft gilt und wo viele wertvolle Produkte aus nur einem Rohstoff erzeugt werden. Sie sehen hier also die Gefahr, das Kind mit dem Bad auszuschütten? Mühleisen: Ja, denn wir stellen in Pischelsdorf zunächst Weizenstärke her. Die ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile gehen in die Bioethanol­ erzeugung sowie in die Herstellung von gentechnikfreiem Eiweißfuttermittel. Letzteres ersetzt den EU-Import von

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Group-Vice President. Mühleisen hat umfassende internationale Führungserfahrung insbesondere in den Bereichen Marketing und Strategie erworben.

rund 200.000 Tonnen gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Übersee. Gluten, essentiell in der Backwarenherstellung, und biogenes CO2 für die Getränkeindustrie sind weitere Beispiele für Koppelprodukte aus der Bioraffinerie Pischelsdorf. Ein Aussetzen der Beimischung von Bioethanol hätte daher eine Reihe von negativen wirtschaftlichen und ökologischen Effekten: nämlich eine Einschränkung bei der Versorgung mit Grundstoffen der Lebensmittelproduktion und mit ohnehin knappen Futtermitteln. Darüber hinaus würde sich der Treibhausgasausstoß des Verkehrssektors deutlich erhöhen, weil ein Gesamteinsparungspotenzial von rd. 380.000 Tonnen CO2-Äquivalent p.a. verloren ginge. Was ist Ihr Lieblingsgericht? Mühleisen: Ich habe – je nach nationaler Küche – viele Lieblingsgerichte, aber in Österreich ist es definitiv Wiener Schnitzel.

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VORSCHLAG FÜR EINE CORPORATE-SUSTAINABILITYDUE-DILIGENCE-RICHTLINIE EU-Lieferkettengesetz: Ehrgeiziges Ziel, ungeeignetes Mittel Die Europäische Kommission hat am 23.2.2022 nach mehrmaligen Verschiebungen ihren Vorschlag für eine Corporate-SustainabilityDue-Diligence-Richtlinie veröFFentlicht. Ziel der Kommission ist die Verbesserung des EU-Rechtsrahmens für Nachhaltigkeit im Bereich Corporate Governance. Laura Sanjath

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as auf EU-Ebene geplante Lieferkettengesetz soll Unternehmen verpflichten bzw. in Haftung nehmen, die im Ausland beschafften Vorleistungsgüter bzw. Fertigerzeugnisse in allen Phasen ihrer Lieferkette auf etwaige umweltschädigende oder gegen die Menschenrechte verstoßende Produktionsverfahren zurückzuverfolgen. Die Euro­ päische Kommission hat am 23.2.2022 nach mehrmaligen Verschiebungen ihren Vorschlag für eine Corporate-Sustainability-Due-Diligence- Richtlinie veröffentlicht. Ziel der Kommission ist die Verbesserung des EU-Rechtsrahmens für Nachhaltigkeit im Bereich Corporate Governance.

1. Hintergrund­ informationen Nachhaltige Unternehmensführung bringt die Verantwortung von Unternehmen für die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Umwelt und Gesellschaft zum Ausdruck. Nachhaltigkeit, insbesondere die Verantwortung für Lieferketten, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ursprünglich eher ein

zahlreiche Organisationen mit der Entwicklung einer sozialen Rahmenordnung. Hier einige prominente Beispiele: • Vereinte Nationen: UN Global Compact, UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte • Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen • Internationale Arbeitsorganisation: ILO-Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik • Internationale Organisation für Normung: ISO 2600 © Florian Heinzl

Laura Sanjath

freiwilliges Managementkonzept, ist international die Tendenz zu erkennen, dass Sorgfaltspflichten (Due Diligence) von Unternehmen und ihre Verantwortung auf Lieferketten ausgeweitet werden. 1.1. Internationale Ansätze Auf internationaler Ebene beschäftigen sich

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1.2. Sektorspezifische Regelungen Daneben gibt es eine Fülle von sektor- und themenspezifischen Ansätzen. Beispiele für Regelungen auf EU-Ebene sind: • Non-Financial Reporting-Richtlinie (gerade in Überarbeitung befindlich) • Holzhandels-Verordnung • Konfliktmineralien-Verordnung • Sustainable Finance • Verordnungsvorschlag über entwaldungsfreie Produkte


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1.3. Nationale Gesetzgebung Auf Ebene der Nationalstaaten sind die Vorhaben sehr unterschiedlich. In Frankreich und in den Niederlanden existieren bereits umfangreiche Regelungen. Zuletzt hat Deutschland 2021 die Implementierung eines nationalen Lieferkettengesetzes beschlossen. Die Umsetzung reicht von freiwilligen Maßnahmen, Berichts- und Prüfpflichten bis hin zu zivilund strafrechtlichen Sanktionen. 1.3.1. „Loi de vigilance“ in Frankreich Das französische Gesetz über die Sorgfaltspflicht aus dem Jahr 2017 ist eines der wenigen Beispiele, das eine allgemeine obligatorische Sorgfaltspflicht für Menschenrechts- und Umweltauswirkungen vorschreibt. Das Gesetz erlegt bestimmten großen französischen Unternehmen (die 5.000 Mitarbeiter in Frankreich bzw. 10.000 weltweit beschäftigen) eine Sorgfaltspflicht bezüglich schweren Verletzungen der Menschenrechte und Grundfreiheiten, der menschlichen Gesundheit und Sicherheit sowie der Umwelt auf. Das Gesetz erstreckt sich auf die Aktivitäten von Tochtergesellschaften und Subunternehmern französischer Unternehmen sowie auf Unternehmen in der Lieferkette, „mit denen das Unternehmen eine etablierte Geschäftsbeziehung unterhält.“ Um ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen, müssen die Unternehmen einen Plan umsetzen, der angemessene Maßnahmen zur angemessenen Identifizierung von Risiken und zur Verhinderung schwerwiegender Verletzungen der

Menschenrechte und der Umwelt enthalten sollte. Da dieses Gesetz relativ neu ist, gibt es noch keine Gerichtsurteile zur Klärung der Auslegung und Anwendung dieses Gesetzes, aber die ersten Klagen wurden bereits eingereicht. 1.3.2. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland Im letzten Jahr wurde vom deutschen Bundestag ein Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beschlossen, das ein ähnliches Konzept wie das französische Gesetz verfolgt. Große Unternehmen in Deutschland, das sind initial Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern ab 2023 und ab 2024 mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, werden damit verpflichtet, gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße bei ihren weltweiten Zulieferern vorzugehen. Umfasst sind das Handeln des Unternehmens im eigenen Geschäftsbereich, unmittelbare Zulieferer und mittelbare Zulieferer (diese werden zu unmittelbaren Zulieferern, wenn eine Umgehung der Sorgfaltspflichten vorliegt). Im Detail müssen betroffene Unternehmen ein Risikomanagement einrichten, das jährliche Risikoanalysen, Präventions- und Abhilfemaßnahmen sowie einen Beschwerdemechanismus beinhaltet. Als Sanktionen sind Geldstrafen und der Ausschluss von der Vergabe öffentlicher Aufträge vorgesehen. Von der Einführung einer speziellen zivilrechtlichen Haftung wurde abgesehen.

Neben den horizontalen französischen und deutschen Gesetzen gibt es auch in anderen Staaten auf bestimmte Themen fokussierte Ansätze, wie das niederländische Gesetz zu Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit Kinderarbeit aus dem Jahr 2019 oder das in Großbritannien seit 2015 bestehende Gesetz gegen moderne Sklaverei. Darüber hinaus gibt es derzeit in zahlreichen europäischen Ländern (darunter auch Österreich) Vorschläge oder Kampagnen für verbindliche Menschenrechts- und Umweltgesetze zur Sorgfaltspflicht. Im Hinblick auf die rapiden Entwicklungen auf EU-Ebene scheint ein nationaler Alleingang wenig sinnvoll.

2. Wesentliche Inhalte des EU-Vorschlags Bereits im April 2020 kündigte EU-Justizkommissar Didier Reynders an, 2021 einen Kommissionsvorschlag zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten vorzulegen. Nun hat die Europäische Kommission am 23.2.2022 nach zahlreichen Verschiebungen ihren Vorschlag für eine CorporateSustainability-Due-Diligence-Richtlinie veröffentlicht. Die wesentlichen Inhalte des Vorschlags sind folgende. 2.1. Anwendungsbereich Die EU-Richtlinie soll für europäische Kapitalgesellschaften gelten, die im letzten Geschäftsjahr

+++ Online-Konferenz +++

Mittwoch, 1. Juni 2022

Food Compliance 2022

Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“: Kennzeichnung, Nachhaltigkeit & Unternehmensverantwortung Diese Themen erwarten Sie u.a.: •

The EU Farm to Fork Strategy, current developments Isabelle Rollier, European Commission, Brussels

„Nachhaltigkeit“ in der Unionsgesetzgebung: die Sicht der Lebensmittelwirtschaft RA Peter Loosen, Lebensmittelverband Deutschland, Brüssel/Berlin

Nachhaltigkeit aus Sicht des Lebensmittelunternehmens: mehr Marathonlauf als Sprint Dr. Georg Haider, Develey Senf & Feinkost GmbH, Unterhaching

Melden Sie sich jetzt an! Deutscher Fachverlag GmbH | 60326 Frankfurt am Main Frau Svenja Klausing | E-Mail: Svenja.Klausing@dfv.de Telefon: +49 69 7595–2774 | Fax: +49 69 7595–1150

Die Umsetzung der UTP-Richtlinie: Behördlicher Vollzug und begleitende Maßnahmen Katharina Oru-Ludwigs, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn

Haltbarkeit von Lebensmitteln, Food Waste & Lebensmittelspenden Dr. Marcus Langen, Dr. Berns Laboratorium, Neukirchen-Vluyn

Werbung mit Klimaneutralität - aktuelle Rechtsprechung RA Dr. Tudor Vlah, Wettbewerbszentrale, Bad Homburg

Glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation und Krisenpotenziale Nadine Hofer, Engel & Zimmermann GmbH, Gauting

www.ruw.de/foodcompliance Eine 46 Veranstaltung von ERNÄHRUNG | Nutrition volume | 02. 2022 ,

und


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• mehr als 500 Mitarbeiter und 150 Millionen Euro weltweiten Nettojahresumsatz hatten; oder • mehr als 250 Mitarbeiter, die in bestimmten ressourcenintensiven Branchen tätig sind, und ab 40 Millionen Euro weltweitem Nettojahresumsatz. 50% des Jahresumsatzes müssen aus einem der folgenden Sektoren stammen: Textil, Land- und Forstwirtschaft, Holz, Nahrungsmittel, Bodenschätze, Metall, Mineralien. Für diese Unternehmen sollen die Regeln der Richtlinie erst zwei Jahre später gelten. Auf Nicht-EU-Unternehmen, die in der EU tätig sind und einen Umsatz in oben genannter Höhe innerhalb der EU erwirtschaften, kommen die Regelungen genauso zur Anwendung.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fallen nicht unmittelbar in den Anwendungsbereich dieses Vorschlags, aber in der Praxis und unternehmerischen Realität sind sie über die Lieferkette trotzdem betroffen (z.B. als Zulieferer großer Unternehmen, die die Sorgfaltspflichten erfüllen müssen). 2.2. Sorgfaltspflicht Der Vorschlag gilt nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern auch für ihre Tochtergesellschaften und die Wertschöpfungsketten (direkt und indirekt bestehende Geschäftsbeziehungen). Um ihre Sorgfaltspflicht erfüllen zu können, müssen Unternehmen die Sorgfaltspflicht zum festen Bestandteil ihrer Unternehmenspolitik machen, tatsächliche oder potenzielle negative Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt ermitteln, potenzielle Auswirkungen verhindern oder

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abschwächen, tatsächliche Auswirkungen abstellen oder sie auf ein Minimum reduzieren, ein Beschwerdeverfahren einrichten, die Wirksamkeit der Strategien und Maßnahmen zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht kontrollieren und öffentlich über die Wahrnehmung ihrer Sorgfaltspflicht berichten. Die Sorgfaltspflicht besteht in Bezug auf alle negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt, die in Annex I des Richtlinienvorschlags aufgeführt sind. Die betroffenen Unternehmen müssen – abhängig von der Schwere und der Wahrscheinlichkeit verschiedener Auswirkungen, den für das Unternehmen unter den jeweiligen Umständen verfügbaren Maßnahmen und der Notwendigkeit der Prioritätensetzung – angemessene Maßnahmen ergreifen.


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Darüber hinaus müssen große Unternehmen über einen Plan verfügen, mit dem sichergestellt wird, dass ihre Geschäftsstrategie die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris berücksichtigt. 2.3. Durchsetzung Die einzelnen Mitgliedstaaten müssen nationale Behörden benennen, die für die Beaufsichtigung der Unternehmen zuständig sind und bei Nichteinhaltung von Sorgfaltspflichten Geldbußen (Verwaltungsstrafen) verhängen können. Die Mitgliedsstaaten werden verpflichtet, Sanktionen für Verstöße gegen die Umsetzung dieser Richtlinie zu erlassen. Die Sanktionen müssen wirksam, abschreckend und verhältnismäßig sein. Zusätzlich sollen die Opfer die Möglichkeit haben, rechtliche Schritte im Falle erlittener Schäden einzuleiten, die bei angemessener Sorgfalt hätten vermieden werden können. Der Richtlinienvorschlag verpflichtet die Mitgliedstaaten, die zivilrechtliche Haftung des Unternehmens für Schäden, die durch die Nichteinhaltung der Sorgfaltspflichten entstehen, national zu regeln. Die Mitgliedstaaten haben sicherzustellen, dass jede natürliche oder juristische Person, die aufgrund objektiver Umstände Grund zu der Annahme hat, dass ein Unternehmen die Bestimmungen dieser Richtlinie nicht in angemessener Weise einhält, bei den Aufsichtsbehörden begründete Bedenken vorbringen kann.

2.4. Pflichten der Unternehmensleitung (Vorstände bzw. Geschäftsführer) Um zu gewährleisten, dass die Sorgfaltspflicht Teil der gesamten Geschäftstätigkeit von Unternehmen wird, soll das Management eingebunden werden. Deshalb werden mit dem Vorschlag die Geschäftsleitungen dazu verpflichtet, für die Umsetzung und Überwachung der Sorgfaltspflicht und die Einbindung der Nachhaltigkeitsbestrebungen in die Unternehmensstrategie zu sorgen. Darüber hinaus müssen sie zusätzlich zu ihrer Pflicht, im besten Interesse des Unternehmens zu handeln, die Folgen ihrer Entscheidungen für Menschenrechte, Klimawandel und Umwelt berücksichtigen. Im Fall von variabler Vergütung werden die Führungskräfte Anreize erhalten, zur Eindämmung des Klimawandels beizutragen, indem sie sich auf den Unternehmensplan beziehen. 2.5. Begleitmaßnahmen Der Vorschlag umfasst auch begleitende Maßnahmen, die alle Unternehmen, einschließlich KMU, die indirekt betroffen sind, unterstützen sollen. Zu den Maßnahmen zählen die Entwicklung eigener oder gemeinsamer Websites, Plattformen oder Portale sowie eine mögliche finanzielle Unterstützung für KMU. Als weitere Unterstützungsmaßnahmen sind Mustervertragsklauseln und Leitlinien der Europäischen Kommission vorgesehen.

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Ob diese angedachten Maßnahmen tatsächlich unterstützend wirken, ist vor allem vor dem Hintergrund fraglich, dass es sich bei den meisten Maßnahmen um sogenannte „Kann-Bestimmungen“ handelt, also eher Ermächtigungen der Europäischen Kommission oder der Mitgliedstaaten mit beachtlichem Ermessensspielraum, aber keine direkte Verpflichtung. Eine Konkretisierung dieser Maßnahmen und deren Verbindlichkeit ist unumgänglich.

3. Auswirkungen auf die Wirtschaft Implikationen für die Wirtschaft sind eine potenzielle bürokratische Mehrbelastung, Haftungsrisiken und Wettbewerbsnachteile für alle Branchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der Anwendungsbereich des EU-Vorschlags ist wie von zahlreichen Expertinnen antizipiert erheblich weiter als das französische oder das deutsche Lieferkettengesetz. Die Ausnahme von KMU scheint zwar sinnvoll, jedoch werden alle KMU vom „Trickle-down“-Effekt stark betroffen sein, da viele von ihnen in der Lieferkette großer Unternehmen stehen. Als Rückgrat der österreichischen und europäischen Wirtschaft müssen KMU wirksam unterstützt werden, unabhängig davon, ob sie in den Anwendungsbereich eines verbindlichen Rahmens fallen oder nicht. Ob die unten ausgeführten Begleitmaßnahmen hier tatsächlich Abhilfe schaffen können, ist zu hinterfragen. Eine Konkretisierung dieser Maßnahmen ist wünschenswert. Die Anwendung des EU-Rahmen auf Unternehmen aus Drittstaaten, die in der EU tätig sind, ist im Sinne eines Level Playing Fields grundsätzlich zu begrüßen. Zu beachten ist, dass es sich lediglich um eine Mindestharmonisierung handelt. D.h. es können weitergehende nationale Rechtsvorschriften erlassen werden, was wiederum zu einer Fragmentierung der Rechtslage und ungleichen Wettbewerbsbedingungen führen kann. Das Anliegen der Wirtschaft ist es, eine Lösung zu schaffen, die für Unternehmen in der Praxis realisierbar ist. Unternehmen müssen die europäischen Regelungen letztendlich umsetzen und einhalten. Europas ökologischer Wandel erfordert von uns allen einen Beitrag und wird nur dann erfolgreich sein, wenn der richtige Rechts-

rahmen vorhanden ist. Um den Klimawandel oder Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen, ist es unerlässlich, die Stärken des Privatsektors zu nutzen. Dazu muss eine praktikable Regelung geschaffen und gleichzeitig Maßnahmen vermieden werden, die Wettbewerb und Innovation einschränken. Wichtig ist, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und insbesondere auch der KMU nicht durch neue bürokratische Lasten sowie unkalkulierbare Haftungsrisiken geschmälert wird. Unternehmen sollten nicht für Schäden in ihrer Lieferkette haftbar gemacht werden, wenn sie diese nicht direkt verursacht haben, vernünftigerweise nicht davon wissen konnten oder wenn sie die entsprechenden Sorgfaltsmaßnahmen zur Verhinderung dieser Schäden getroffen haben. Moderne Wertschöpfungsketten sind extrem komplex. Unternehmen können diese außerhalb ihres unmittelbaren Einflussbereichs nicht kontrollieren. Eine verpflichtende Sorgfaltsprüfung kann realistischerweise nur im Bereich der direkten Auswirkungen durchgeführt werden, d.h. in den eigenen Betrieben der Unternehmen und bei den Tier-1-Lieferanten der vorgelagerten Lieferkette, mit denen eine Geschäftsbeziehung besteht. Europa ist seit langem führend im Bereich des verantwortungsvollen Unternehmertums. Obligatorische Sorgfaltspflichten müssen mit internationalen Rahmenwerken (z.B. OECD-Leitlinien, UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte) harmonisiert werden. Dies gilt auch für zahlreiche Brancheninitiativen, die sich in der Praxis als wirksam erwiesen haben. Darüber hinaus besteht die Gefahr der Über- und Doppelregulierung. Die EU arbeitet derzeit an mehreren parallelen Projekten zur nachhaltigen Unternehmensführung (z.B. Sustainable Finance, Taxonomie-Verordnung, Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, Entwaldungsrichtlinie oder Konfliktmineralienverordnung). All diese Projekte müssen inhaltlich und zeitlich koordiniert und aufeinander abgestimmt werden, um Doppelungen zu vermeiden.

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Die WKO setzt sich für eine praktikable und realistische Herangehensweise mit Augenmaß ein: • Keine übermäßigen administrativen Belastungen • Keine Maßnahmen, die Wettbewerb und Innovation einschränken • Einschränkung auf den Bereich der direkten Auswirkungen • Keine unvorhersehbaren Haftungsrisiken • Abstimmung der verschiedenen Initiativen

4. Fazit Bei dem Gesetzgebungsvorhaben handelt es sich um eine komplexe und facettenreiche rechtliche Materie. Um eine praktikable und realistische Lösung zu finden, ist Proportionalität gefordert. Die Verantwortung für die Einhaltung von Umweltstandards, sozialen Standards sowie der Menschenrechte ist wesentliche Aufgabe der Staaten. Ergänzend zur zentralen Verantwortung der Staaten können Unternehmen im eigenen Einflussbereich unterstützend wirken. Die nationalen Gesetzgeber müssen jedoch Rechtssicherheit und entsprechende Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen. Jegliche Regelung muss daher verhältnismäßig und erfüllbar sein. Es handelt sich bei den beschriebenen Regelungen lediglich um den ersten Vorschlag der Europäischen Kommission, der viele Fragen offen lässt. Wie weit die Regelungen tatsächlich gehen werden und wie sie konkret ausgestaltet werden, bleibt abzuwarten. Bis zum Abschluss des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens auf EU-Ebene und der folgenden Umsetzung in nationales Recht wird noch einige Zeit vergehen. Fest steht, dass europäische Unternehmen entscheidend von der geplanten Regelung betroffen sein werden und sich daher frühzeitig mit dem Thema befassen sollten. Mag.a Laura Sanjath, BA Referentin Abteilung für Rechtspolitik Wirtschaftskammer Österreich, Wien Lesen Sie auch den Artikel „Das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und seine Auswirkungen auf die Ernährungswissenschaft“ auf Seite 46.


13 kurzmeldungen news

Stroh Austria unter neuer Führung Mit Jahresbeginn 2022 übernahm Mag. Karin Trimmel die Geschäftsführung der Sebastian Stroh Austria GmbH von Harold Burstein, der seit 2008 – nach einem Management Buy-Out – Geschäfts-

führer und Eigentümer der Sebastian Stroh Austria GmbH war. In Zukunft wird er in strategische Entscheidungen eingebunden sein und bleibt weiterhin Geschäftsführer in der Dachgesellschaft, in der die grundsätzliche Unternehmensstrategie einschließlich Investitionen angesiedelt ist.

Die neue Geschäftsführerin, Branchen­ expertin Mag. Karin Trimmel, hat Handelswissenschaften an der WU Wien studiert und begann ihre Karriere in diversen Vertriebs/Marketingund General Management Funktionen bei Coca-Cola, Nestlé, Pago, Römerquelle und Red Bull. 2008 erfolgte ihr Eintritt in die „alkoholische Welt“ über Schlumberger und die Underberg-Gruppe. Karin Trimmel will die Herausforderung annehmen, eine Kult-Ikone der heimischen Markenwelt zu übernehmen und ein Traditionsunternehmen in die Zukunft zu führen. Neben dem Marktausbau der wesentlichen Absatzmärkte soll in der nächsten „Evolutionsphase der Marke Stroh“ die Marke kontinuierlich weiterentwickelt werden. Besonders die Vielfältigkeit der Verwendungsmöglichkeiten von Stroh in der Genusswelt soll betont werden.

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www.stroh.at

Market Quality Award 2022: Schlumberger Das HEIMISCHE TRADITIONSHAUS behauptet sich gegen 21 renommierte, nationale und internationale Mitbewerber im Schaumweinbereich und darf sich zum vierten Mal in Folge über den Gesamtsieg beim Market Markttest freuen. Mit Top-Bewertungen in allen drei Hauptkategorien Key Performance, Brand Drive und Corporate Social Responsibility geht Schlumberger als „Gesamtsieger Markenstärke“ hervor und erhält den Market Quality Award 2022. Doppelter Anlass zur Freude: An zweiter Stelle in der Gesamtwertung findet sich die ebenfalls aus dem Hause Schlumberger stammende, österreichische Sektmarke Hochriegl. Mit insgesamt zehn Topplatzierungen in 14 Kategorien wurde die traditionsreiche Wein- und Sektkellerei von Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich zum vierten Mal in Folge zum Gesamtsieger gewählt und die qualitative Marktführerschaft in Österreich bestätigt.

© Schlumberger

„Wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg. In den letzten beiden Jahren haben sich die Anforderungen an Unternehmen und Marken noch einmal in besonderem Ausmaß gewandelt. Es reicht nicht mehr, ‚nur‘ hervorragende Produkte auf den Markt zu bringen: Soziale Verantwortung, Stabilität sowie ein starker Fokus auf heimische Wertschöpfung gewinnen

gerade in unsicheren Zeiten immer mehr an Bedeutung. Produkte ,made in Austria‘ haben eine ungebrochen starke Zugkraft auf dem heimischen Markt und nehmen einen hohen Stellenwert bei den KonsumentInnen ein“, erklärt Schlumberger-Vorstand Benedikt Zacherl (im Bild re.). www.schlumberger.at

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Strenge Regeln gegen „grüne“ Mogelpackungen Vielen Konsumentinnen und Konsumenten ist die Wichtigkeit eines nachhaltigen Konsums bewusst und sie sind grundsätzlich bereit, einen Beitrag zu leisten. Allerdings ist der Konsumalltag einerseits von Entscheidungen ohne vollständige Information und ungewissem Ausgang geprägt, andererseits spielen handlungsentlastende Routinen eine groSSe Rolle. Gabriele Zgubic

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ür den Einzelnen ist nachhaltiger Konsum häufig zeit- und ressourcenaufwändig und ist auch nicht allen Menschen in gleichem Ausmaß möglich. Deswegen muss die Debatte um nachhaltigen Konsum auf einem realistischen Verbraucherbild basieren. Neben Transparenz und Information braucht es auch Regulierung, insbesondere in Bezug auf Greenwashing (oder Grünfärberei). Allgemein werden darunter irreführende Aussagen zum ökologischen Nutzen eines Produkts, Dienstleistung oder Organisation verstanden, um ein Unternehmen umweltfreundlicher darzustellen, als es eigentlich ist.

Nachhaltige Konsumpraktiken beim Lebensmitteleinkauf Eine AK-Studie beschäftigt sich mit Konsumpraktiken österreichischer Haushalte hinsichtlich Nachhaltigkeit, Hürden, Ärgernisse sowie Einstellungen zu politischen Maßnahmen. Während der Preis weiterhin eine zentrale Rolle beim Einkauf darstellt, informieren sich 57 % der Befragten über die Inhaltsstoffe und 40 % über die Nachhaltigkeit/Ökobilanz von Produkten. Zu Gütezeichen informieren sich 23 %. Fast zwei von drei Befragten kaufen regionale Lebensmittel ein, fast jeder Zweite greift zu Bio- oder Fairtrade-Produkten.

Ärgernisse bilden u. a. irreführende He­r­­kunftsangaben mit 52 %, Werbung mit falschen Behauptungen mit 46 %, schwer lesbare bzw. unverständliche Produktinformation mit 42% und Werbung mit Selbstverständlichkeiten mit 20 %. Ca. 75 % der Befragten stehen einer Verpflichtung der Hersteller zur Erstellung einer Ökobilanz sowie einem größeren Angebot bei Bio-Produkten positiv gegenüber. Eine generelle Produktausweitung wünschen sich nur 15 %. Die Studie zeigt, dass Konsumentinnen und Konsumenten auf Nachhaltigkeit setzen, aber oft mit Hürden konfrontiert sind. Sie wollen u. a. mehr Klarheit bei der Kennzeichnung von nachhaltigen Lebensmitteln und weniger Greenwashing. Umweltbezogene Angaben auf Produkten, insbesondere Gütesiegel, sind für Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Information für eine umweltbewusste Kaufentscheidung. Umso wichtiger ist es, dass diese Angaben auch richtig sind und keine Irreführung darstellen. Beispiel von lebensmittelklarheit.de2 vom April 2021: „Auf der Verpackung und im Angebotsprospekt wirbt der Anbieter mit Aussagen, die besondere Anforderungen an die Tierhaltung, Tiergesundheit und an den Tierschutz erwarten lassen. Um welche Anforderungen es sich handelt und durch welche Maßnahmen diese erfüllt werden, erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher

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jedoch nicht“, so die Bewertung. Dieses Beispiel zeigt zudem, dass nicht nur in Österreich Regionalität gerne mit Qualität verknüpft wird (siehe Abbildung).

© netto-online.de

Europäische Kommission sagt Greenwashing den Kampf an Unter Greenwashing werden irreführende Aussagen zum ökologischen Nutzen eines Produkts, Dienstleistung oder Organisation verstanden, um ein Unternehmen umweltfreundlicher darzustellen, als es eigentlich ist. Behauptungen zum „Umweltschutz“ sind nicht verboten, solange sie nicht unlauter sind. Zentrale Grundlage bildet die Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken 2005/29/EG (UGPRL) sowie die Leitlinie zur Auslegung der UGPRL vom 29.12.20213. 2020 haben die Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden Websites („Sweep“) auf nachhaltigkeitsbezogene


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Abbildung: Was denken Sie über Gütezeichen auf Lebensmitteln?

Angaben durchforstet, der weitverbreitetes Greenwashing und in Folge rechtlichen Handlungsbedarf aufgezeigt hat4. Am 30.März 2022 legte die Kommission einen Vorschlag vor5, in dem u. a. die UGPRL in Bezug auf Greenwashing verschärft werden soll. Beispielsweise ist vorgesehen: • Umweltaussagen müssen klar, objektiv, überprüfbar und durch ein unabhängiges Überwachungssystem gestützt werden. • Werbung mit Vorteilen, die am Markt gängige Praxis sind, ist verboten. • Werben mit dem gesetzlichen Standard als Besonderheit ist verboten. • Nachhaltigkeitssiegel müssen auf einem Zertifizierungssystem – Mindestanforderungen hinsichtlich Transparenz und Glaubwürdigkeit – beruhen oder von staatlichen Stellen festgesetzt sein. • Allgemeine Aussagen wie „umweltfreundlich“, „umweltschonend“, „öko“,

„grün“, „klimaneutral“ und weiter gefasste Angaben wie „verantwortungsbewusst“ sind verboten. Diese Vorschläge sind sehr zu begrüßen und werden (hoffentlich) die Rechtsdurchsetzung erleichtern; erfahrungsgemäß dauern Unterlassungsklagen, die die Arbeiterkammer führen kann, lange und sind Einzelfallentscheidungen, die für andere Fälle nicht bindend sind. Daher braucht es weiterführende Regelungen. Überlegenswert ist die Regulierung von Green Claims auf EU-Ebene: Wie bei der Health-Claims-Datenbank der EU kann auch eine zentrale Datenbank für Green Claims eingerichtet werden bzw. eine Vorab-Prüfung nach dem Modell der Überprüfung von gesundheitsbezogenen Angaben durch die EFSA.

Gütesiegeldschungel lichten Gütezeichen sollen Orientierung geben, entsprechen aber in der Praxis nicht immer den Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten. Für 50 % der Befragten sind Gütezeichen eine wichtige Orientierungshilfe, gleichzeitig sind 75 % der Meinung, dass es zu viele Gütesiegel gibt und 46 % befinden die Kriterien als zu schwach. Der derzeitige Gütezeichendschungel bietet keine Hilfe für gute Kaufentscheidungen – im Gegenteil. Konsumentinnen und Konsumenten bleiben ratlos zurück. In einer AK-Broschüre6 sind ca. 80 Marken- und Gütezeichen aufgelistet und erklärt. Oft geht die tatsächliche Qualität der Lebensmittel nicht oder wenig über den gesetzlichen Mindest-

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standard hinaus. Dies zeigt auch der von der Wiener Tierschutzombudsstelle veröffentlichte Einkaufsführer7 vom Jänner 2022 auf: Gütesiegel und Qualitäts­ pickerl versprechen beim Geflügelkauf oft mehr als sie halten. Es braucht ein Gütezeichengesetz, das • grundsätzliche Anforderungen an Gütezeichen für Lebensmittel festlegt und vorgibt, dass die jeweiligen Kriterien klar über den gesetzlichen Mindeststandards liegen müssen, • ein transparentes Verfahren der Anerkennung von Gütezeichen etabliert, • unabhängige regelmäßige Kontrollen für anerkannte staatliche Gütezeichen festlegt, • Transparenz hinsichtlich Kriterien, Vergabe und Kontrollen gewährleistet. Auch bei behördlich anerkannten Gütezeichen wie dem AMA-Gütesiegel muss die Frage erlaubt sein, ob es der Verbrauchererwartung tatsächlich entspricht, wenn es Schweinehaltung auf Vollspaltenböden erlaubt.

Herkunft bzw. Regionalität alleine ist noch kein Qualitätsmerkmal. Dies wäre erst dann gegeben, wenn etwa die Tierhaltungsbedingungen gekennzeichnet sind. Es braucht viele Maßnahmen, um Konsumentinnen und Konsumenten beim nachhaltigen Konsum zu unterstützen. Strengere Regeln zu Greenwa­shing und Gütesiegeln sind ein Puzzlestein im Rahmen des Green Deal, der Farm to Fork-Strategie, der Circular Economy-Strategie, des EU-Lieferkettengesetzes u. v. m. Die EU legt hierzu ein beachtliches Tempo vor. Mag. Gabriele Zgubic Abteilungsleiterin Konsumentenpolitik Arbeiterkammer Wien Literatur [1] Johanna Bürger, Gerhard Paulinger, Nachhaltiger Konsum – Potenziale und Hürden österreichischer Haushalte, Wien 2022 Studie_Nachhaltiger_Konsum_2022.pdf (Abruf 3.4.2022) [2] Jungschweinrücken, Angebot im Netto Online-Prospekt | Lebensmittelklarheit (Abruf 5.4.2022)

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[3] Bekanntmachung der Kommission – Leitlinien zur Auslegung und Anwendung der Richtlinie 2005/29/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über unlautere Geschäftspraktiken von Unternehmen gegenüber Verbrauchern im Binnenmarkt (Text von Bedeutung für den EWR) – Publications Office of the EU (europa.eu) (Abruf 3.4.2022) [4] Sweep on misleading sustainability claims – Screening of websites (europa. eu) (Abruf 3.4.2022) [5] Vorschlag für eine RL zur Änderung der RL 2005/29/EG und 2011/83/EU hinsichtlich der Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel durch besseren Schutz gegen unlautere Praktiken und bessere Information 1_1_186774_ prop_em_co_de.pdf (europa.eu) (Abruf 3.4.2022) [6] AK Wien, Marken- und Gütezeichen – ein Leitfaden durch den Zeichendschungel bei Lebensmitteln, 2020 [7] T O W _ G e f l ü g e l f l e i s c h _ Ta b e l l e _ A6_105x148.indd (tieranwalt.at) (Abruf 4.4.2022)


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EHEDG Austria: Erster-HygienicDesign-Advanced-Kurs Die European Hygienic Engineering & Design Group (EHEDG) ist eine Non-Profit-Organisation, die seit 1989 Hersteller von Lebensmitteln und Lebensmittelzutaten, Anlagenbauer, Universitäten, Forschungsinstitute und Gesundheitsbehörden mit dem Ziel vernetzt, die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit ständig zu verbessern Felix Schottroff

EHEDG hat sich der Wissensvermittlung von Best Practices im Bereich des hygienegerechten Designs von Gebäuden und Anlagen sowie der Zertifizierung von Anlagen in der gesamten Branche verschrieben. Dafür bietet EHEDG über 50 von Expertengremien erarbeitete Leitlinien an, zertifiziert hygienegerechte Anlagenkomponenten und führt weltweit regelmäßige Aus- und Weiterbildungen durch. In Österreich wird die EHEDG durch die regionale Sektion EHEDG Austria vertreten, welche in den Räumlichkeiten der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien und in Zusammenarbeit mit der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) im März 2022 erstmalig einen dreitägigen EHEDG-Advanced-Kurs abhalten konnte. Der Kreis der TeilnehmerInnen erstreckte sich hierbei über Mitarbeitende aus Produktion und Qualitätsmanagement der heimischen Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie des Anlagenbaus, ForscherInnen und BeraterInnen. Mit Fachvorträgen aus den Bereichen Hygienic Design, Lebensmittelsicherheit, Reinigung und Desinfektion,

Lebensmittelrecht und hygienischer Produktionsumgebung wurden alle relevanten Bereiche der Herstellung sicherer Lebensmittel abgedeckt. Es kam zu einem regen Austausch und intensiven fachlichen Diskussionen der insgesamt 15 TeilnehmerInnen des Advanced-Kurses. Die anschließenden praktischen Fallbeispiele zur Evaluierung des Hygienic Designs von Anlagen zur Lebensmittelverarbeitung fanden im Technikum der BOKU Core Facility Food & Bio Processing statt. Gemeinsam wurden hierbei Lösungsansätze für spezielle Hygienic Design relevante Fragestellungen aus der Industrie diskutiert und erarbeitet. Die Vortragenden Dr. Gerhard Schleining (EHEDG Austria), Dr. Marc Mauermann (Fraunhofer IVV Dresden), Dr. Felix Schottroff (BOKU Wien), Dr. Patrick-Julian Mester (Veterinärmedizinische Universität Wien) und Ing. Franz Geissler (Fa. Euro-Concept) verstanden es, das Publikum mit spannenden und anschaulichen Vorträgen zu fesseln und das Themengebiet der hygienischen Lebensmittelherstellung angreifbar zu machen. Nach erfolgreicher Absolvierung

eines Abschlusstests wurden EHEDG-Zertifikate übergeben und alle TeilnehmerInnen offiziell auf der Website gelistet. Auch in Zukunft wird EHEDG Austria Seminare aus dem Bereich der hygienischen Lebensmittelherstellung anbieten. Termine und weitere Informationen hierzu finden Sie unter https://boku. ac.at/cf/fbp/events

Kontakt EHEDG Austria wird vertreten durch Dr. Gerhard Schleining, Dr. Felix Schottroff, Dipl.-Ing. Elena Zand, Dipl.-Ing. Julian Drausinger, Dr. Patrick-Julian Mester, Dr. Georg Kalss c/o BOKU Core Facility Food & Bio Processing, Wien

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Lebensmittelanalytik: Wie authentisch und sicher sind unsere Lebensmittel? Nach wie vor ist die Authentizitätsbestimmung ein wichtiges Thema in der Lebensmittelbranche. Die Analytica München befasst sich im Rahmen der Messe von 21. Bis 24. Juni 2022 auch damit.

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schungen und Täuschungen in diesem Segment. Im Sinne des Verbraucherschutzes ist Lebensmittelbetrug, sogenannter Food Fraud, zwar verboten, aber die Praxis der amtlichen Überwachung zeigt das Gegenteil. Falsch deklarierte Angaben über den geographischen Ursprung, über die Differenzierung biologisch oder konventionell sowie non-gentechnisch und

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it steigendem Bewusstsein der Verbraucher für eine gesunde Ernährung und der daraus resultierenden gesteigerten Nachfrage nach Bioprodukten und Lebensmitteln aus nachhaltiger regionaler Landwirtschaft und ökologischem Anbau gewinnt die Herkunftsanalytik neben der Pestizid-, Herbizid- und Hormonanalytik weiter an Bedeutung. Denn mit wachsendem Marktpotential erhöht sich auch die Gefahr von Lebensmittelverfäl-

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gentechnisch modifiziert sind allgegenwärtig. Auch Vermischungen mit günstigeren Inhaltsstoffen wie Sirup und Fett, Verdünnungen und Streckungen teurer Lebensmittel wie Öle und Weine oder falsche Sortenangaben beispielsweise bei Getreide sowie verbotene Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Aromastoffe und andere Additive tragen wesentlich zur Gewinnmaximierung bei.

Selbst bei Missernten durch extreme Wetterbedingungen sind dem Einfallsreichtum im Food Fraud keine Grenzen gesetzt, wie das folgende Beispiel zeigt. Nachdem 70 Prozent der Haselnusstriebe im Hauptanbaugebiet Türkei 2017 wetterbedingt abstarben, tauchten im Markt mit anderen Nusssorten wie beispielsweise Erdnüssen gestreckte Haselnüsse und Hasel­nussprodukte auf. Zwar werden die Nachweismöglichkeiten in der Lebensmittelanalytik ständig opti-


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miert, um im Target- wie auch im Non-Target-Bereich Verunreinigungen, verbotene Zusatzstoffe oder Allergene eindeutig identifizieren zu können. Professionelle Lebensmittelfälscher sind heute jedoch häufig auf dem gleichen technischen Niveau wie die amtliche Überwachung, weshalb es immer wieder zu öffentlichkeitswirksamen Skandalen kommt. Das gilt für Bio-Eier, Bio-Gemüse und BioObst wie für besondere Honigsorten, für Milch, regionale Fleischerzeugnisse, Fisch und Meeresfrüchte aus bestimmten Fanggebieten oder Weine aus speziellen Anbaulagen ebenso wie für Gewürze, vegane und vegetarische oder gluten- und laktosefreie Produkte. Im Sinne des Verbraucherschutzes und zur Vermeidung von solchen Lebensmittelskandalen müssen die deklarierten Angaben eindeutig nachprüfbar sein. Unverzichtbar sind dabei hochleistungsfähige Analysensysteme und zukunftsfähige Nachweisverfahren zur Überprüfung von Herkunft und Echtheit. Ziel muss es sein, die Verfälschung und den Betrug bei Lebensmitteln, Getränken und Lebensmittelkontaktmaterialien aufzudecken. Bei einem Gesamtvolumen von 230 Mio. Euro an verfälschten beschlagnahmten Lebensmittelwaren durch Europol-Interpol gewinnt die Thematik aus der wirtschaftlichen Perspektive an Relevanz. Letztlich müssen die auf Lebensmittel- und Getränkeverpackungen gemachten Angaben den Inhalts- und Zusatzstoffen entsprechen. Diese dürfen keine gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher bergen. Der Verbraucher darf bei seiner Kaufentscheidung nicht getäuscht werden. Irreführende Angaben und unzutreffende Hinweise auf bestimmte Wirkungen sind ebenso verboten wie unerlaubte Zusatzstoffe.

Prof. Markus Fischer, Direktor der Hamburg School of Food Science dazu: „Zwar waren unsere Lebensmittel noch nie so sicher wie heute. Dennoch: Vertrauen ist gut, doch Kontrollen sind besser – damit Betrug (Food Fraud) keine Chance hat.“

Rückstände in Lebensmitteln In der Lebensmittelherstellung sind Eingangskontrollen der Rohstoffe und eine gesetzeskonforme rechtliche Qualitätsüberwachung Voraussetzung für die Lebensmittelsicherheit. Vor diesem Hintergrund wird die Einhaltung der geltenden Rückstandshöchstgehalte von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, von Mykotoxinen und Mikroorganismen, aber auch von Tierarzneimitteln und Schwermetallen oder Dioxinen überwacht. Weltweit kommen im Pflanzenschutz mehr als 1.000 verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. In der Pestizidanalytik sind insbesondere beim Non-TargetScreening Multikomponentenmethoden notwendig. Mikroplasmen als Alternative zur Electrospray-Ionisierung eröffnen dabei in der LC/MS-Kopplung neue Detektionspotentiale. Nach wie vor steht der mengenmäßig bedeutendste Wirkstoff von Herbiziden, das Glyphosat, aufgrund seiner Gesundheitsgefahren und Pflanzenresistenz aus Sicht der Öffentlichkeit und der Wissenschaft heftig in der Kritik.

Mykotoxine Extreme Niederschlagsmengen, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden können, führen zu vermehrtem Schädlings- und Schimmelpilzbefall. Oft gehen dabei die eigentlichen Gefährdungspotentiale

Vertrauenssache Lebensmittel? Bei Lebensmitteln vertrauen Hersteller und Konsu­ menten auf sichere und qualitativ hochwertige Zutaten. Shimadzu schafft die Basis für dieses Vertrauen – als weltweit führender Hersteller von Analysesystemen für Lebensmittel und Getränke von der Produktion bis zum Verzehr. Einfache Identifikation und Quantifizierung von Schadstoffen, etwa Mykotoxine, Dioxine, Schwermetalle Hochmoderne Analysesysteme wie Chromatographie, Massenspektrometrie, Spektroskopie, Materialprüfung Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Qualitätssicherung durch wegweisende Technologien wie die Compre­ hensive Chromatographie und Kopplungstechniken Unterstützung durch Expertenwissen mit kostenlosem Applikationshandbuch zum Download

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nicht nur von den Pflanzenpathogenen, sondern auch von den gebildeten toxischen Metaboliten aus. Die Zahl der mit Mykotoxinen kontaminierten Lebensmittel nimmt rasant zu. Weltweit rechnet man mit einem erheblichen Risiko durch Mykotoxine wie den kanzerogenen Aflatoxinen für Gesundheit und Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund wird die Entwicklung leistungsfähiger Analysenmethoden, die in der Lage sind, bisher unbekannte Metabolite und Toxine zu identifizieren, immer wichtiger. Massenspektrometrische Verfahren wie die LC/MS/MS-Kopplungen als Basis für Metabolomics-Technologien werden zur Bestimmung bakterieller und fungaler Metabolite und ihrer Mykotoxine eingesetzt, um die Belastungssituation durch Schimmelgifte erfassen zu können. Ernteprodukte wie Mais, Raps, Soja, Gemüse, Nüsse, Kaffeebohnen oder Teepflanzen und daraus hergestellte Lebensmittel sind besonders betroffen.

Original oder Fälschung Um bei Lebensmitteln die biologische Identität, den geographischen Ursprung und spezifische Produktionsfaktoren eindeutig identifizieren zu können, bedarf es der referenzbasierten Erfassung molekularer und submolekularer Fingerabdrücke. Dabei macht es Sinn, mehrere Technologien mit maximal möglicher Auflösung zu kombinieren. Sogenannte Omics-Technologien wie Genomics, Proteomics, Metabolomics und Isotopolomics liefern ein hochaufgelöstes Bild der Probe mit maximalem Informationsgehalt. Die Kopplung chromatographischer und spektrometrischer Analysenmethoden sowie Sequencingund Next-Generation-Sequencing-Verfahren definieren heute

die moderne Lebensmittel­ analytik. Die multidimensionale Datenerfassung stellt dabei die Rohdatenprozessierung und eine sinnvolle Auswertung vor besondere Herausforderungen. Ein stetiger Referenzabgleich, chemometrische Grundlagen und neue Entwicklungen im Bereich Software und Bioinformatik sind auch für das Datenmanagement in der Lebensmittelanalytik wichtig geworden. Die Archivierung großer Datenmengen macht dabei die Entwicklung von Datenbanken und deren Einbindung in die Prozesse notwendig. Bei all dieser Komplexität sollen in der Routine die Analysenmethoden für den Nutzer einfacher und auch günstiger werden. Eine Analysenvereinfachung kann über Food Targeting bis zum Food Sensing als Einzelmarkernachweis möglich werden. Ziel ist es, mit Barcoding und einfachen Fertigtests, die mit solchen aus der medizinischen Diagnostik vergleichbar sind und die vom Personal nach kurzer Einarbeitungszeit routinemäßig angewendet werden können, schnell und kostengünstig quantifizierbare Ergebnisse zu erhalten. Mit Blick in die Zukunft könnten auch im Bereich Home Testing und Point-of-care Testing solche einfach anzuwendenden Testsysteme für den Verbraucher Realität werden. Von der Probenahme über die Analytik bis zur Auswertung und Speicherung in Datenbanken wird auf der analytica das gesamte Spektrum der Lebensmittelanalytik abgebildet. Dabei werden Hightech-Entwicklungen, Methodenoptimierungen und auch Routineapplikationen von namhaften Experten im Live Lab, in der Ausstellung und auf der conference vorgestellt. www.analytica.de

ERNÄHRUNG | Nutrition volume 46 | 02. 2022

„Excellence in Science“ in der instrumentellen Analytik

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Damit alles Essig wird Die Essigbereitung zählt zu den am längsten bekannten Verfahren der Lebensmittelherstellung. Jahrelang waren allerdings viele Produzenten der Meinung, das Essig von alleine entsteht – sehr zu Lasten der Qualität.

Dieses Verfahren ist das heute zumeist im Haushalt oder in veralteten Betrieben angewandte. Dabei erfolgt die Essiggärung in einem mehr oder weniger offenen Behälter mit einer an der Oberfläche schwimmenden „Essigmutter“. Diese Schicht aus Schleim- und Essigbakterien

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Verfahren der Essiggewinnung: Offene Gär­ verfahren

führt zu einer sehr langwierigen und nicht immer erfolgreichen Vergärung. Die Qualität des Essigs, der dabei entsteht, entspricht nicht dem Standard, der derzeit für den Verkauf notwendig ist. Als Hauptproblem ist hier das Nichterreichen der gesetzlich vorgeschriebenen 5 % Säure anzumerken. Gleichzeitig ist auch die Dauer des Verfahrens (bis zu einem

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er weitaus größte Teil der Essige entsteht heute aus Wein, wesentlich geringer ist die Erzeugung von Obstessigen.

Jahr) bis zum Erreichen der notwendigen Säure (sofern diese überhaupt erreicht wird) für eine wirtschaftliche Produktion nicht wirklich interessant.

Rundpump­ verfahren Dabei wird der Essig entweder über Späne, Maisspindeln oder Holzgitter im Kreis gepumpt. Es erfolgt eine Belüftung durch das Pumpen. Dieser Essig kann teilweise den gesetz­l ichen Wert erreichen. Meist weist er allerdings einen relativ

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hohen Anteil an Ester (Geruch nach Klebstoff) auf. Gleich­ zeitig besteht durch die Verwendung des Fesselmaterials eine hohe Gefahr an Fremdpilzen im fertigen Produkt. Bei sauberem Arbeiten lassen sich jedoch recht gute Ergebnisse erzielen.

Submersgär­ verfahren Submersgärverfahren arbeiten mit einem in Schwebe Halten der Bakterien und einer ständig gesteuerten Belüftung. Dadurch ist die Temperaturregelung und die totale Steuerung der Essigproduktion möglich, ohne dass eine Essigmutter entsteht. Durch die Anpassung der Bakterien kann – je nach Füllmenge – fertiger Essig innerhalb von­

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1 bis 6 Tagen produziert werden. Durch die kurze Zeit ist auch die Aromabeeinflussung nur sehr gering. Die ist vor allem bei roten Produkten und Essigen mit hohem Fruchtaromaanteil von Vorteil. Submergärverfahren sind derzeit Stand der Technik und sollten besonders bei hohen Qualitäten, die für Brenner ja auch im Spirituosenbereich selbstverständlich sind, eingesetzt werden.

Balsamessigverfahren Als Königsklasse der Essigherstellung wird immer wieder der sehr teuer gehandelte Balsamessig bezeichnet. Dies ist ein im offenen Gärverfahren über mehrere Jahre hinweg produzierter Essig, dessen Grundwein während der stürmischen Gärung um mindestens ein Drittel seines Volumens eingedickt wird. Dieser eingedickte Sturm wird dann in einem Eichenholzfass in einem warmen Raum der alkoholischen und Essigsäuregärung unterzogen. Durch den Verlust an Volumen im Holzfass dickt sich der Essig weiter ein. Nach etwa einem Jahr werden nun zwei Drittel des Essigs in ein nächst kleineres Holzfass (zumeist Kastanie) umgefüllt. Der Rest verbleibt als Startkultur für die nächste Füllung im großen Fass. Es dauert etwa fünf Jahre, bis der erste Balsam fertig ist. Die dabei verwendeten Holzarten sind dann noch Kirsche und Maulbeere, um einen weiteren Charakter in diesem beinahe schwarzen, dickflüssigen Essig zu bekommen. Balsamessig zeichnet sich durch sein süßliches, schweres Aroma aus. Industrielle Balsamessige werden aus Weinessig mit den jeweiligen Fruchtsaftkonzentraten hergestellt. Nach dem Färben folgt meist keine Lagerung.

Schlüsseltechnologien auf der Anuga FoodTec Bis vor einigen Jahren reichte es aus, wenn Lebensmittelhersteller ihre Produktionsstruktur mehrmals und saisonabhängig im Jahr änderten. Heute haben sich die Anforderungen auf den Shop Floors in der Branche deutlich verändert. Produktionssteuerung ist eines der Themen auf der Anuga FoodTec, die vom 26. bis 29. April 2022 in Köln stattfindet.

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ie Vielzahl der individuellen Verbraucherwünsche erfordert es, jederzeit Maschinen umstellen, Rezepturen anpassen und alternative Verpackungsformen einführen zu können. Diese neue Form der Produktionsteuerung verbindet sensorische Realtime-Daten mit zuverlässigen Vorhersagen über Betriebszustände der Anlagen und kombiniert diese mit wirtschaftlichen Erwägungen. Auch auf der kommenden Anuga FoodTec vom 26. bis 29. April 2022 in Köln sind Lösungsideen zu dieser komplexen Fragestellung ein zentrales Thema.

Digitalisierung beginnt auf der Feldebene Robotik und Automation sind für die Lebensmittelindustrie unverzichtbar. Viele Prozesse wurden in den zurückliegenden Jahren bereits automatisiert und teilweise schon digitalisiert. Doch in der „Smart Food Factory“ von morgen sollen die Anlagen eigenständig miteinander kommunizieren, um ihre Aufgaben zu erledigen.

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Im Rahmen ihrer Industrie 4.0-Strategie entwickeln die Automatisierungsspezialisten und Messtechnikanbieter dafür konkrete Lösungen, die sich nahtlos auf der Feldebene einfügen und Lebensmittelproduzenten umgehend einen Zusatznutzen bieten. Als ersten Schritt auf dem Weg der digitalen Transformation integrieren sie neue Sensoren in die Bestandsanlagen und konfigurieren sie so, dass sie Daten in die Cloud übertragen und mit Smartphones kommunizieren können. Im Idealfall gelangen die kritischen Prozessparameter wie Zucker- oder Stickstoffgehalt in Echtzeit und ohne Umwege via Bluetooth aus dem Feld auf das Tablet. Dadurch lassen sich die Effizienz der Linie ermitteln und häufig auch potenzielle Engpässe im Prozess identifizieren, was wiederum weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Overall Equipment Effectiveness (OEE) bietet.

Fehler rechtzeitig erkennen und beheben Vor allem der Bedarf an Sensoren, die mehr können als eine

physikalische Messgröße in 4–20 Milliampere umzuwandeln, wächst. Gefordert sind „smarte“ Sensoren mit integriertem Mikroprozessor, die neben der reinen Erfassung von Messgrößen zusätzlich die Aufgaben der Signalaufbereitung und -verarbeitung in einem Gehäuse vereinen. Längst sind die Sensoren nicht mehr nur für die produktionsverantwortlichen Ingenieure interessant. Denn neben den klassischen Aufgaben wie der Messung von Temperatur, Druck oder pH-Wert spielen sie bei der kontinuierlichen Überwachung der Motoren und Pumpen eine zentrale Rolle. Sensoren, die Positionsund Beschleunigungsparameter sowie Schwingungen erfassen, machen sichtbar, was erst auffallen würde, wenn es bereits zu spät ist: den Verschleiß mechanischer Komponenten. Das Bedienpersonal hat so jederzeit Zugriff auf alle Informationen, kann fundierte Entscheidungen zur Wartung treffen – und so auftretende Probleme im Prozess schneller beheben. Doch die vernetzte Sensorik verlangt auch nach durchgängigen Informationskanälen, die herstellerunabhängig bis in die unterste Feldebene reichen.


23 © www.anugafoodtec.de

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Wichtig ist, dass alle Maschinen über Standardprotokolle und gemeinsame Datensätze kommunizieren. Auf Basis der sich abzeichnenden zukünftigen Kommunikationsstandards wie Powerlink, Open Safety, OPC Unified Architecture oder IOLink treiben viele der auf dem Kölner Messegelände ausstellenden Unternehmen die Einwicklung der übergreifenden Spezifikationen voran.

Assistenzsysteme sorgen für mehr Transparenz Mittelfristig sollen die Tools und Webservices noch um eine weitere Dimension ergänzt wer-

den – um Assistenzsysteme. Ein Thema, das auch auf den zahlreichen Foren und Vortragsbühnen der Anuga FoodTec 2022 im Mittelpunkt stehen dürfte, denn entgegen der vielfach geäußerten Kritik strebt die Lebensmittelproduktion der Zukunft keine menschenleeren Hallen an. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Dresden entwickelt mit SAM ein solches selbstlernendes Assistenzsystem, das die Anlagenbediener in der Lebensmittelindustrie bei der Fehlerbehebung und dem Aufbau von Erfahrungs- und Prozesswissen unterstützt. SAM kann ähnlich schnell wie ein Mensch lernen und Muster bereits nach wenigen Wiederho-

lungen erkennen. Es unterstützt die kognitiven Fähigkeiten bei der Informationsaufbereitung, dem Treffen von Entscheidungen sowie dem Ausführen und der Kontrolle von Maschinen, Prozessen und Produkten. Durch die Kombination von industrieller Bilderkennung und einer intelligenten Datenbank begleiten Assistenzsysteme die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Echtzeit während der Produktion.

Lösungen für die industrielle Praxis IT-Experten erwarten den größten Einsatzzuwachs von Industrie 4.0-Technologien in den Bereichen Virtual Reality und Augmented Reality – zwei Visualisierungsverfahren, die bereits heute in vielen Betrieben beim Einlernen und Trainieren zum Einsatz kommen.

Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft soll auch SAM in den kommenden Jahren weiterwachsen und durch solche Module in seinen Funktionen ergänzt werden. Dann können über eine Schnittstelle verschiedene Interaktionsgeräte angeschlossen werden, wie Wearables, Datenbrillen oder Eyetracker. Denkbar sind beispielsweise die Nutzung externer Sensoren sowie Sprach- und Gestenerkennung. Perspektivisch soll sich SAM sowohl für die Bedienung als auch für die Wartung, das Rüsten, die Montage und die Entwicklung von Maschinen einsetzen lassen – allesamt Aspekte, die auf der Anuga FoodTec in Köln aufgegriffen werden und die im Zentrum der Digitalisierungsstrategien für die Lebensmittel- und Getränkeproduktion stehen. www.anugafoodtec.de

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Fettgehalt schnell und universell durch NMR-Technologie messen Die Gehalte an Feuchte bzw. Feststoff sowie Fett sind wichtige Kontrollparameter bei der Qualitätskontrolle laufender Lebensmittelproduktionen und der Eingangskontrolle von Rohstoffen. Ulf Sengutta

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roblematisch ist jedoch die Zeitintensität der Analyse, da das Ergebnis häufig erst Stunden später nach Analysenbeginn vorliegt und somit ein schnelles Eingreifen in die laufende Produktion verhindert. Hier stellt der Fettanalysator Oracle (Abb. 1) als Mikrowellenund NMR-Verbundgerät eine schnelle, lösungsmittelfreie und kalibrationsfreie Technologie bei präzisen Ergebnissen dar. Das Oracle kann zur Fettbestimmung bei Eiscreme, Molkereiprodukten, Sahne, Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, Tierfutter, Dressings, Mayonnaise, Butter, Margarine, Sauerrahm, Joghurt, Ketchup, Keksen, Cracker, Snacks u.v.m. eingesetzt werden. Eine Gemeinsamkeit zeichnet alle diese Lebensmittel aus: Sie bestehen aus extrem viel

© CEM GmbH

Abbildung 1: Fettanalysator

Oracle

Wasser (häufig bis zu 70 % Wasser), was bislang die Fettmessung schwierig gestaltete. Wie funktioniert die Kombination der Feuchte- & Feststoffbestimmung mit anschließender Fettmessung? Die Fettbestimmung von Lebensmitteln mittels NMR (Kernresonanzspektroskopie) ist eine zuverlässige Technik, die • für eine Vielzahl von Proben universell einsetzbar ist, • bei trockenen Proben schon lange etabliert ist, • ohne toxische Lösemittel arbeitet, • keine produktspezifische Kalibration erfordert, • sehr schnelle Ergebnisse in weniger als einer Minute liefert und • sehr einfach zu bedienen ist. Der Einsatz der NMR-Technologie für die Fettmessung ist nicht neu und wird bereits seit vielen Jahrzehnten für trockene Proben wie Nüsse, Schokolade oder Getreide eingesetzt. Allerdings scheiterten frühe Versuche zur Fettanalyse von sehr feuchten Produkten wie Fleisch- und Wurstwaren, Molkereiprodukten (Eis, Quark, Joghurt, Käse ...), Feinkost, Ketchup, Mayonnaise

u. v. m. Der Grund für diese Fehlschläge war der Störeinfluss des Wassers auf das Fettsignal. Ergo: Vor der Fettbestimmung muss das Wasser aus der Probe ausgetrieben werden. Da aber Trocknungen im Trockenschrank etliche Stunden dauern, scheiterte diese Idee bereits im Ansatz. Somit war es für CEM als Pionier und Hersteller der Mikrowellentrockner eine logische Konsequenz, den schnellsten Trockner der Welt, das Smart 6 zur schnellen Probentrocknung innerhalb von 2 Minuten der Fettmessung vorzuschalten. Die Mikro­wellentrocknung als die schnellste direkte Trocknungsmethode ist schnell genug für die Prozesskontrolle und kann ohne Kalibrieraufwand für unterschiedliche Produkte und Sorten direkt am Produktionsort eingesetzt werden. Als Mikrowellen-Feuchte/Feststoff-Analysensystem kommt das Smart 6 in den verschiedensten Produktionssparten seit Jahrzehnten zum Einsatz. Das Probengut wird dabei auf ein spezielles Probenträgermaterial (Glasfaserträger) gegeben und auf die im Mikrowellengerät eingebaute Waage gelegt (Abb. 3). Dabei werden die Wassermoleküle der Probe im eingestellten Mikrowellen-

feld erwärmt und ausgetrieben, ohne dass die Probe an der Oberfläche verkrustet und somit weiteren Wasseraustrieb verhindert. Über den integrierten Temperatursensor findet eine kontrollierte Erwärmung des Probenguts statt, so dass hier die Gefahr einer Zersetzung (z. B. Karamellisierung bei Kohlenhydraten) der Probe minimiert ist. Zur exakten Feuchtigkeitsbestimmung ist es nötig, das maßgebliche Mikrowellenfeld gleichmäßig auszubilden und stufenlos zu regeln. Die integrierte Analysenwaage nimmt während des Trocknungsprozesses ständig das Probengewicht auf und sorgt für die Abschaltung bei Gewichtskonstanz – oft schon nach 2 Minuten Messdauer. Insbesondere für Substanzen mit hohem Wassergehalt (bis zu 99,9 %) ist dieses Verfahren dank seiner Schnelligkeit und Messgenauigkeit (Präzision von + 0,1 % Trockensubstanz) für die At-line-Prozesskontrolle besonders geeignet.

© CEM GmbH

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Abbildung 2: Arbeitsweise Oracle


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© CEM GmbH

Abbildung 3: Trocknung im SMART 6

Die so exakt getrocknete Probe wird jetzt ins Oracle Modul, das NMR-Spektrometer, überführt. Die Fettmoleküle geben ein charakteristisches Signal, welches die Geräte­ software des Oracle direkt als Fettgehalt umrechnet und dem Benutzer anzeigt. Diese Fettmessung wird nicht durch Begleitsubstanzen wie Zucker, Salz, Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Konservierungsmittel etc. verfälscht. Auch Farbunterschiede der Proben untereinander haben keinen Stör­einfluss! Damit ist diese

Methode universell einsetzbar. Hierzu wurde das Oracle in einer internationalen Evaluierungsstudie des akkreditierten Labors Actalia Cecalait1­ mit unterschiedlichsten Probenarten untersucht. Alle Probenarten wurden im Oracle auf ihren Wasser- und Fettgehalt hin untersucht und mit den Referenzgehalten verglichen, die auf Referenzmethoden basieren. Damit sind die Ergebnisse von unbekannten Proben vergleichbar zu den Ergebnissen der Standardverfahren. Mehrere Molkerei-/ Milchprobenarten wurden in der Studie untersucht: Sahne, Milchpulver, verschiedene Käse, saure Sahne, Joghurt, Dessert und Eiscreme, in einer Bandbreite von 0,5 bis 45,0 % Fett.

Actalia stellte fest, dass der ORACLE-Fettanalysator in der Lage war, alle oben genannten Molkereiproben mit der gleichen Richtigkeit und besserer Genauigkeit im Vergleich zu den nasschemischen Extraktionstechniken Röse-Gottlieb, Weibull-Berntrop und Schmidt-Bonzynski-Ratzlaff zu analysieren. Die Messdauer beträgt nur wenige Minuten und erfordert keinerlei Methodenentwicklung oder Kalibrierung. Insbesondere ergaben der Vergleich der ORACLE- und Nasschemie-Ergebnisse einen perfekten linearen Bestimmungskoeffizienten (R2) von 1,000. Actalia kam auch zu dem Schluss, dass die Wiederholbarkeit des ORACLE für alle Proben besser war als die Referenzchemie.

Ulf Sengutta CEM GmbH www.fett-bestimmung.de Literatur [1] Actalia Cecalait ORACLE Evaluation report, A. Qudotte, M. Esteves, JR Bondier, P. Trossat, Dezember 2017

Weitere Infos https://www.youtube.com/ watch?v=9_RpF8LwB8k

Wir stellen den Fettanalysator Oracle auf der Analytica Messe in Halle A1, Stand Nr. 210 aus. Für Interessenten stellen wir gerne kostenfreie Eintrittskarten zur Verfügung.

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© Adobe stock – Prrrettty

Risiko Biofilm Mikrobielle Ansammlungen bzw. Biofilme zählen zu den häufigsten Ursachen für Lebensmittelkontaminationen und stellen ein Risiko für den mikrobiellen Verderb sowie für lebensmittelbedingte Erkrankungen dar.

B

iofilme entstehen in ihrer natürlichen Form meist aus mehreren Bakterienarten und sind viel resistenter gegenüber chemischen, physikalischen und mechanischen Einflüssen als ihre planktonische – frei bewegliche – Form. Biofilme können durch die Adhäsion von planktonischen Mikroorganismen auf verschiedenen Grenzflächen, z. B. Oberflächen im direkten und indirekten Kontakt zum Lebensmittel, Rohr­leitungen oder Dichtungen, entstehen.

Es ist daher fundamental, die Mechanismen der Biofilmbildung sowie deren Interaktion mit der Grenzfläche zu verstehen, um in weiterer Folge maßgeschneiderte Biofilm-Kontrollstrategien abzuleiten. Kontrollmaßnahmen umfassen die Reduktion bzw. Vermeidung der Biofilmbildung durch hygienisches Design der Anlagenkomponenten und Oberflächen, die Wahl von effizienten Chemikalien sowie die Einhaltung der Reinigungs- und Desinfektionszyklen. Darüber hinaus können präventive

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Maßnahmen, wie lufttechnische Schutzkonzepte oder die frühzeitige Erkennung von mikrobiellen Einträgen durch bedarfsgerechtes Monitoring genutzt werden. Nachdem vereinzelte, planktonische Bakterien reversibel und irreversibel an der Oberfläche anhaften, bilden diese Mikrokolonien und in weiterer Folge eine dreidimensionale Struktur aus. Die dreidimensionale Struktur wird von einer „Schleimmatrix“, den sogenannten extrazellulären polymeren Substanzen, bestehend aus Polysacchari-

den, Proteinen und extrazellulärer DNA, umgeben und dient zum Strukturerhalt und Schutz der Bakterien. Nach vollständiger Ausreifung des Biofilms lösen sich einzelne Bakterien wieder aus dieser mikrobiellen Ansammlung und können an geeigneten Stellen neue Biofilme bilden. Der Biofilmbildungsprozess dauert je nach Bakterienart unterschiedlich lange. Es ist allerdings bekannt, dass die Anhaftungsphase durchschnittlich 1–3 Stunden andauert, während bis zur vollständigen Reifung


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der Biofilme mehrere Tage bis Wochen, abhängig von den Umgebungsbedingungen, vergehen. Die Biofilmbildung kann demnach auch durch Adaption der Umgebungsbedingungen, wie z. B. der Temperatur, des pH-Werts, der Feuchtigkeit sowie der gründlichen Entfernung von Lebensmittelresten, gehemmt werden. Die wesentliche Voraussetzung zur Erfüllung der hygienischen Vorgaben ist das regelmäßige Reinigen der Anlagentechnik. Mittlerweile werden lebensmittelberührende Anlagen nicht mehr primär nach ihrer Funktion, sondern auch nach ihrer Reinigungsfähigkeit konstruiert. Das „Hygienic Design“ ist die reinigungsgerechte Gestaltung von Bauteilen, Komponenten und Produktionsanla-

gen. Es umfasst acht grundlegende Kriterien: 1. korrekte Auswahl der Konstruktionsmaterialien, insbesondere für Produktkontaktoberflächen; 2. glatte Oberflächen, inklusive hygienische Schweißverbindungen; 3. keine Spalten; 4. keine Überstände; 5. keine scharfen Ecken; 6. keine T-Stücke und Totzonen (die Höhe (l) soll maximal so hoch sein wie der Durchmesser (d) bzw. l/d); 7. Zugänglichkeit für Reinigung und Inspektion und 8. vollständige Entleerbarkeit. Im folgenden Interviewbeitrag beantwortet Dr.-Ing. Marc Mauermann (MM, Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung, IVV) vertiefende Fragen zu den

Themenpunkten Ober­flächen, Auswahl der Konstruktionsmaterialien sowie deren Formgestaltung. Wann kann eine Oberfläche als „glatt“ bezeichnet werden und in diesem Zusammenhang zur verbesserten Reinigbarkeit/Hygiene bzw. zur Lebensmittel­s icherheit beitragen? Marc Mauermann: Für den Produktkontaktbereich wird von der EHEDG eine maximale Rauigkeit von Ra 0,8 µm empfohlen (Ra ist der arithmetische Mittenrauwert). Dieser Wert hat sich über die Jahre und in verschiedenen Untersuchungen als ein guter Kompromiss zwischen Reinigbarkeit und dem höheren Fertigungsaufwand für noch glattere Oberflächen erwiesen. Es hat sich gezeigt, dass der Einfluss der

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Rauigkeit auf die Reinigbarkeit bei glatteren Oberflächen (Ra < 0,8 µm) eher gering ist. Rauere Oberflächen sind nicht so leicht zu reinigen und die Reproduzierbarkeit des Reinigungsergebnisses ist geringer. Wie kann die Rauheit einer Oberfläche in der Praxis zuverlässig ermittelt werden? Mauermann: Es gibt eine Vielzahl von Messgeräten zur zwei- oder dreidimensionalen Vermessung mikroskopischer oder submikroskopischer Oberflächentopografien. Geräte, welche nach dem Tastschnittverfahren (2D) arbeiten, sind in fast jeder mechanischen Fertigung zu finden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von berührungslosen, optischen Messverfahren, mit denen die Oberflächenprofile sehr genau ermittelt werden können. Welche Anforderungen bestehen für Oberflächen mit direktem Lebensmittelkontakt? Mauermann: Entsprechend der Richtlinie 2006/42/EG müssen alle Oberflächen, die mit Lebensmitteln, kosmetischen oder pharmazeutischen Erzeugnissen in Berührung kommen: – glatt sein und dürfen keine Erhöhungen oder Vertiefungen aufweisen (kein Zurückhalten von Produktresten), – leicht zu reinigen oder zu desinfizieren sein (Oberflächenbenetzung und Reinigbarkeit). Oberflächen mit Produktkontakt müssen vor jeder Benutzung gereinigt werden können. Ist das nicht möglich, sind Einwegteile zu verwenden. Entsprechend der Norm DIN EN 1672-2-2009 müssen Oberflächen: – korrosionsbeständig (Zusammensetzung der Reini-

gungsmedien und der Produkte beachten), – nicht toxisch (keine Abgabe, Erzeugung gesundheitsschädlicher Substanzen), – nicht absorbierend (kein Zurückhalten von Stoffen, die sich nachteilig auf das Lebensmittel auswirken können) und – mechanisch beständig sein (widerstandsfähig gegen Brechen, Splittern, Abblättern). Es dürfen keine unerwünschten Gerüche, Farbund Geschmacksstoffe von den Oberflächen auf das Lebensmittel übertragen werden. Welches Material wird für verfahrenstechnische Anlagen unter welchen Bedingungen bzw. Voraussetzungen eingesetzt? Mauermann: Die Auswahl der Konstruktionsmaterialien orientiert sich am Anwendungsfall und daran, welche mechanischen, statischen, dynamischen, chemischen und thermischen Belastungen vorherrschen. Für den Werkstoffeinsatz im Lebensmittelbereich gilt ganz grundlegend, dass das Risiko einer Kontamination so gering wie möglich sein muss. Ebenfalls müssen die bei der vorhergehenden Frage angeführten Vorschriften erfüllt sein. Neben diesen Forderungen müssen gegebenenfalls ergänzende nationale Standards beachtet werden, wie zum Beispiel für Kunststoffe oder aktive bzw. intelligente Materialien. Was sind die Vor- bzw. Nachteile von Edelstahl/Stahl/ Elastomeren? Mauermann: Aufgrund seiner günstigen Eigenschaften (Beständigkeit und Verarbeitbarkeit) ist Edelstahl wahrscheinlich der am häufigsten verwendete Werkstoff

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© www.ivv.fraunhofer.de

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Marc Mauermann, stellv. Leiter Institutsteil Verarbeitungstechnik Fraunhofer IVV, Dresden

mit Lebensmittelkontakt im Produktionsbereich. Die große Bandbreite der Elastomere kommt als Dichtungsmaterial zum Einsatz. Hier paaren sich gute Beständigkeit und Flexibilität. Oberflächenbeschichteter Baustahl sollte in der Regel nur bei nicht-produktberührenden Oberflächen zum Einsatz kommen. Unter welchen Bedingungen ist Edelstahl für den Gebrauch im Lebensmittelbereich zu präferieren? Mauermann: Edelstahl ist eine gute Wahl, wenn hervorragende mechanische Eigenschaften, Korrosionsbeständigkeit, Schweißbarkeit, Oxidationsbeständigkeit und gute Verarbeitbarkeit gefordert sind. Welche Edelstahl-Gruppen sind für welche Anwendungen geeignet bzw. ausreichend? Mauermann: Der Einsatzbereich von austenitischen, nicht-rostenden Edelstählen wird im Produktkontakt vor allem durch die Korrosionsbeständigkeit begrenzt. Um einige Bespiele zu nennen: Bei Einsatzbedingung mit geringem Halogenidanteil (z. B. Chlor) kann 1.4301 zum Einsatz kommen. Es besteht aber Lochfraßgefahr. Für Einsatzbedingungen mit hö-

herem Halogenidanteil und Temperaturen < 60° C kommen 1.4401 oder 1.4404 in Frage. Bei Temperaturen von 60–150 °C und Halogeniden kann z. B. 1.4006 gewählt werden. Auf welche Kriterien sollte man speziell beim Einsatz von Elastomeren im hygienegerechten Design achten? Mauermann: Über die Komponenten der Elastomere können die gewünschten physikalischen Eigenschaften optimiert werden. Nachteilige Eigenschaften wie das Absorbieren von Prozessflüssigkeiten z. B. Öl oder Fett (bei EPDM, Ethylen-Propylen-Terpolymer-Kautschuk) können aber nicht immer eliminiert werden. Bei Temperaturschwankungen können Volumenänderungen Elastomerdichtungen beschädigen. Unter gewissen Prozessbedingungen können Komponenten aus dem Elastomer herausgelöst werden und die Funktion beeinträchtigen. Bleibende Druckverformung kann Dichtungseigenschaften mit der Zeit beeinträchtigen, deshalb sind Dichtungsnuten so auszuführen, dass ein Druckgrenzwert nicht überschritten werden kann. Mit freundlicher Genehmigung aus Zand, E., Stollewerk, K., Schottroff, F., Drausinger, J., Jäger, H. (2021). Handlungsempfehlungen für die Produktionshygiene in der Lebensmittelindustrie. Entstanden aus dem Projekt „Neue Aseptik- und Dekontaminationsstrategien in der Produktions- und Gebäudetechnik“ (2018–2021). BOKU, Wien. ISBN 978-3-200-07736-2


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Training zum „Food Safety Expert“

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ie Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) hat ein Zusatzservice mit Mehrwert entwickelt. Mit Start des Seminarjahres 2022 kann ein Training zum „Food Safety Expert“ (FSE) absolviert werden. Dabei erwerben die Teilnehmer*innen die Fähigkeit, unterschiedliche Arten von Lebensmittel in Hinblick auf ihre mikrobiologischen und chemischen Gefahren einzuschätzen und zu bewerten. Das Umsetzen von Lebensmittelsicherheitsstandardvorgaben im Betrieb wird erleichtert, indem die Standard­ anforderungen verständlich interpretiert werden.

Der Wissenstransfer erfolgt dabei nicht nur durch praxisnahe und kurzweilige Vorträge, sondern auch durch zahlreiche interaktive Workshops, in denen das Gelernte direkt angewendet wird. Der erste Pflichtkurs – „Food Safety Basic“ – hat im März stattgefunden. Die Teilnehmer*innengruppe erhielt unter anderem Praxiswissen, wie man erfolgreich einen Monitoring-Plan für Roh­ waren, Endprodukte und Umfeld konzipiert, und einen Überblick darüber, welche Technologien sinnvoll sind, um mikrobiologisch sichere Lebensmittel zu designen.

Die Zielgruppe des FSE-Kurses ist breit gefächert. Dadurch entsteht ein großes Potential für die Teilnehmer*innen zum intensiven Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit zum intensiven Netzwerken quer durch alle Branchen. Jedes Element des Praxistrainings kann separat als Präsenztraining oder Webinar absolviert werden. Da das FSE-Praxistraining auf eine Maximaldauer von 2 Jahren ausgelegt ist, kann auch laufend eingestiegen und bereits abgehaltene Kurselemente können im Folgejahr absolviert werden.

© Lebensmittelversuchsanstalt, Wien

Elvira Böck Lebensmittelversuchsanstalt, Wien

Lebensmittelgase Mit unseren Gases for Life erhalten Ihre Lebensmittel die beste Qualität. Unter dem Namen Gourmet liefert Messer reine Gase und Gasgemische für die Lebensmittelindustrie. Diese genügen höchsten Qualitätsanforderungen und erfüllen alle europäischen lebensmittelrechtlichen Vorschriften und HACCP-Anforderungen.

Messer Austria GmbH Industriestraße 5 Länger anhaltende Qualität, ansprechende Optik, sprudelnde Frische 2352 Gumpoldskirchen und die Aufgaben, die Gase in der Lebensmittelindustrie erfüllen, Tel. +43 50603-0 sind vielfältig. Messer entwickelt kontinuierlich neue AnwendungsFax +43 50603-273 möglichkeiten für die Lebensmittelindustrie. info.at@messergroup.com volume 46 | 02. 2022 ERNÄHRUNG | Nutrition www.messer.at


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Crespel & Deiters Group übernimmt Extrusions­ spezialisten ECP Die Crespel & Deiters Group, einer der führenden Produzenten von weizenbasierten Lösungen, hat zum 1. Jänner 2022 die Integration von Extruded Cereal Products B.V. abgeschlossen.

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CP mit Produktionsstandort Helmond/ Niederlande ist einer der internationalen Technologieführer im Bereich der Extrusion von Getreide- und Proteinprodukten für Frühstückscerealien, Sports Nutrition, Backwaren und Convenience-Produkte. Die Crespel & Deiters Group baut mit der Übernahme ihr Technologie-Know-how aus, sichert die Lieferfähigkeit der gefragten Inhaltsstoffe und ergänzt ihre umfassenden Veredelungsmöglichkeiten von Weizen um einen weiteren Verarbeitungsprozess. Die erfolgreiche Zusammenarbeit besteht bereits seit 2007 und wurde seit 2014 in Form eines Joint Ventures weitergeführt. Zum Jahresbeginn

2020 übernahm Crespel & Deiters die Anteile der Gesellschaft vollständig, nun geht auch der Vertrieb der von ECP produzierten Extrudate auf Basis von Weizen, Mais, Reis, Milcheiweiß und Quinoa in das Portfolio von Loryma über. Loryma ist innerhalb der Crespel & Deiters Group der Food-Spezialist und entwickelt innovative Konzepte, die Fleisch- und Fleischalternativen, Back- und Süßwaren und Convenience-Produkte optimieren. Das Team in Helmond fokussiert sich in Zukunft auf Weiterentwicklung und Produktion. Gleichzeitig nimmt ECP eine neue Produktionslinie in Betrieb und erhöht die bisherige Kapazität signifikant, um die gestiegene Nachfrage der Industrie zu bedienen. Hergestellt

wird eine große Bandbreite an Extrudaten mit unterschiedlichen Formen und Eigenschaften. Im neu geschaffenen Ex­ trusionstechnikum werden aber auch kundenspezifische Lösungen entwickelt, die zeit- und kostensparend zunächst in kleinem Maßstab mit Hilfe eines Labor-Extruders getestet und dann skaliert werden können. Die komplexe Technologie der Extrusion birgt großes Potenzial für vielfältige Produktinnovationen – speziell für den Wachstumsmarkt der pflanzlichen Produkte sowie für High-protein-Anwendungen. Gefragt sind Extrudate vor allem als Texturgeber in Fleischalternativen und als pflanzliche Proteinquelle. In Form von Crispies oder Flakes bringen sie einen Crunch-Effekt

in Snacks, Müslis und Panaden. Auch im Petfood-Bereich kommen sie als Fleischersatz in vegetarischen bzw. hybriden Applikationen zum Einsatz. Die Crespel & Deiters Group vergrößert mit der Integration des Extrusionsspezialisten ihr Angebot an pflanzlichen Alternativen für die Lebensmittelindustrie und gewährleistet maximale Produktqualität sowie Liefer- und Prozesssicherheit. Gustav Deiters, geschäftsführender Gesellschafter der Crespel & Deiters Group: „Die Integration von Extruded Cereal Products B. V. in unsere Unternehmensstruktur macht uns handlungsfähiger und ist ein Investment in eine Zukunft, in der pflanzlichen Proteinquellen eine Schlüsselrolle zukommt. So können wir kundenspezifische Anforderungen noch umfassender erfüllen und die Produktentwicklung mit maßgeschneiderten Extrudaten unterstützen.“ Weitere Information: www.crespeldeitersgroup.com und LinkedIn.

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Kohlhoff: Neue HD-Line Kompakt-Hygieneschleusen Kohlhoff Hygienetechnik stattet seine für die Lebensmittel­industrie entwickelten Hygieneschleusen stets mit leistungsstarken Komponenten zur Reinigung und Desinfektion von Händen und Schuhen aus und erfüllt damit die besonderen Anforderungen an Belastbarkeit und Funktionssicherheit dieser Unternehmen.

U

m diese Produkteigenschaften auch weiterhin auf höchstem Niveau gewährleisten zu können, wurden die für Mehrschichtbetriebe mit sehr hohen Laufzyklen konzipierten Kompakt-Hygieneschleusen der Modellreihe HD-Line zu Beginn des Modelljahres 2022 in mehreren Bereichen technisch sowie ergonomisch optimiert. Dazu gehört das in diesen Anlagen eingesetzte Eingangskontrollgerät EK 800, das nun mit der neuen, auf dem modernsten Stand der Technik befindlichen Displaysteuerung HDE 15 ausgestattet wird. Damit lassen sich Menüführung leicht handhaben sowie Parametereinstel-

lungen benutzerfreundlich in Klartext eingeben. Über einen Laptop des Betreibers können die Anlagen ferngewartet sowie alle erforderlichen Parameter individuell eingestellt werden. Diese Optionen wie auch die Vernetzung weiterer Steuerungen, HDE 15 Baugruppen sowie der Download der Firmware erfolgen über einen USB-Anschluss. Mit einem USB-Stick können die aktuellen Einstellungen geladen und so auch ohne Vernetzung auf die Steuerungen weiterer Anlagen kopiert werden. Die im neu geformten Geländer vorgenommene Platz-­ ierung der Ultraschallsensoren sowie der Einsatz einer neuen LED-Multifunktions­

anzeige, die dem Nutzer jeweils in unterschiedlichen Farben optische Hinweise zur Nutzung und Wartung der Anlage gibt, verbessern die Zuverlässigkeit ebenso wie der effektivere Spritzschutz, der durch eine höhere seitliche Abschirmung der Bürsten der Durchlauf-Sohlenreinigungsmaschine erzielt wird. Die besonders verschleißfeste neue Mechanik der Drehsperre am Eingangskon­trollgerät EK 800 sowie die robuste Bauweise aller Kompakt-Hygieneschleusen der Modellreihe HD-Line bieten Nutzern Sicherheit und eine lange Lebensdauer. www.kohlhoff-hygiene.de

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volume 46 Anuga | 02. 2022 ERNÄHRUNG Nutrition FoodTec · Köln · |Halle 5.2 · Stand D31/ D39

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Harter: Flexibler Hordentrockner

arter präsentiert auf der Anuga FoodTec 2022 den Alleskönner unter den Trocknern: Der multifunktionale, erweiterbare Hordentrockner H01 eignet sich ideal für kleinere, hochwertige Mengen verschiedenster Lebens- und Futtermittel. Bei der als förderfähig eingestuften Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis werden die Produkte mit extrem trockener Luft in einem

Temperaturbereich von 20°– 90° C schonend, homogen und sicher getrocknet – mit hochwertigen Ergebnissen hinsichtlich Aroma, Inhaltsund Geschmacksstoffen sowie der Optik. INFORMATION: Harter GmbH D-88167 Stiefenhofen Tel.: +49 8383 9223 0 info@harter-gmbh.de www.harter-gmbh.de

Messer macht das Beste aus der Luft

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In der Luftzerlegungsanlage wird die Luft in ihre drei Hauptgase Stickstoff, Sauerstoff und Argon getrennt.

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eit über 120 Jahren verbindet sich mit dem Namen Messer Kompetenz rund um das Thema Industriegase. Messer ist immer genau da, wo der Bedarf an Industriegasen hoch und wo es strategisch sinnvoll ist. Genau deswegen ist Messer in den relevanten Märkten zum weltweit größten familiengeführten Spezialisten für Industriegase geworden.

In der Lebensmittelindustrie sorgen Gase für die Schutzatmosphäre, unter der Lebensmittel in ihrer Verpackung natürlich frisch bleiben. www.messer.at

Mitarbeiter von Messer beim Kommissionieren von Gasflaschen.

Mooshammer: Hygiene ist essentiell

ine der wichtigsten Punkte bei lebensmittelproduzierenden und -verarbeitenden Betrieben sind Hygiene und Sauberkeit. Was beim großen Betrieb bereits Realität ist, ist bei den kleineren Betrieben oft noch in der Umsetzungsphase. Vereinzelt interessieren sich diese schon für Reinigungsgeräte, Schaumreinigung, Handdesinfektion, Edelstahleinrichtungen sowie Edelstahlentwässerung. Dies hat sich aber noch nicht weitläufig durchgesetzt.

Es ist dringend nötig, sich frühzeitig nach den entsprechenden Reinigungsgeräten umzusehen oder sich bei MOOSHAMMER hygiene & Technik GmbH zu informieren, welche als Gesamtanbieter vom Einbau der Entwässerungsrinnen über Türen bis hin zur kompletten Hygieneeinrichtung gerne sämtliche Kundenwünsche erfüllt.

www.mooshammer.at

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Wie Recycling bei PET funktioniert Die Ernährung sprach mit DI Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH in Müllendorf im Burgenland, über die Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich von PET-Recycling, die Auswirkungen eines verpflichtenden Pfandsystems, welche Produkte für die Lebensmittelindustrie entwickelt wurden sowie Themen wie Nachhaltigkeit, Mikroplastik, Investitionen, Produktentwicklungen und Innovationen. Oskar Wawschinek

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ie Ernährung: Wie ist das Jahr 2021 für PET to PET generell ge-

laufen? Christian Strasser: Das abgelaufene Geschäftsjahr war für PET to PET wie für die gesamte Wirtschaft sehr herausfordernd. Trotz aller Einschränkungen und der damit zusammenhängenden verhaltenen Nachfrageentwicklung konnte das Jahr zufriedenstellend abgeschlossen werden.

Hat sich die Coronapandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Strasser: Die Erwartung, dass durch die Verfügbarkeit von Impfstoffen die Pandemie rasch beendet werden könnte, hat sich durch eine weiterhin hohe Infektionslage und damit erforderliche Lockdownphasen nicht erfüllt. Die Lieferketten waren über den gesamten Wirtschaftsbereich empfindlich gestört und führten zu Versorgungsengpässen, verlängerten Lieferzeiten und nicht zuletzt zu extremen Preisentwicklungen. Insbesondere im Bereich der gebrauchten

PET- Getränkeflaschen kam es durch eine gute Nachfragesituation und geringe Verfügbarkeit zu einer Verdoppelung des Preisniveaus im ersten Halbjahr. Eine sehr besorgniserregende Situation, welche geeignet ist, die sich gut entwickelnde Kreislaufwirtschaft zu bremsen, insbesondere wenn Primärrohstoffpreise deutlich kostengünstiger sind wie gleichwertige Sekundärrohstoffe. Wird die Einführung eines Pfandsystems Auswirkungen auf das Unternehmen haben? Strasser: Die Einführung eines Pfandsystems hat eindeutig positive Auswirkungen sowohl auf die Qualität (keine stofflichen Verunreinigungen) als auch auf die Rücklaufmenge. Es darf davon ausgegangen werden, dass dadurch der Stoffkreislauf der Getränkeflasche aus PET noch besser geschlossen werden kann. Der Kreislaufschluss muss vornehmlich in der ursprünglichen Anwendung gelingen, ein „downcyceln“ in niederwertige Anwendungen, welche danach eine Wiederverwendung verunmöglichen, soll tunlichst

Getränkeverpackung ein guter, allerdings nur kleiner Beitrag – berücksichtigt man das bereits derzeit auf hohem Niveau funktionierende bottle to bottle Recycling.

DI Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH

Welche Mengen werden derzeit pro Jahr verarbeitet bzw. hergestellt? Strasser: Im abgelaufenen Jahr konnten fast 28.000 t Getränkeflaschen verarbeitet werden und daraus Material für neue Flaschen erzeugt werden.

ausgeschlossen werden. Jede Verpackungsform muss die Voraussetzung der Wiederverwendung in der eigenen Anwendung gewährleisten. In diesem Zusammenhang sehen wir eine Pfandeinführung lediglich auf Getränkeverpackungen als zu kurz gedacht. Wenn wir die Ziele, welche in der EU im Rahmen des Kreislaufwirtschaftspaket definiert wurden, betrachten, dann müssen wir die Recyclingquote aller in Verkehr gesetzten Kunststoffverpackungen von derzeit ca. 25% auf mind. 50% bis 2025 erreichen. Dabei ist der positive Einfluss aus der Bepfandung der

Welche Entwicklungen der Mengen und Preise erwarten Sie für 2022? Strasser: Bereits seit 2007 erzeugt das Unternehmen Rezyklate für die Herstellung von neuen Getränkeflaschen, immer mit dem Anspruch der Einhaltung der höchsten Qualitätsansprüche der Lebensmittelqualität. Konsequent, aber sehr verantwortungsvoll, wurden schrittweise die Rezyklateinsatzquoten gesteigert. Diesen Weg werden wir auch zukünftig weiterführen und die Aufbereitungsmenge weiter steigern. Leider ist aufgrund

© Andi bruckner

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der hohen Nachfrage und eines im Verhältnis geringen Angebots an Rohstoff ein ähnlich hohes Preisniveau zu erwarten. Welche Produkte bieten Sie speziell für Unternehmen der Lebensmittelindustrie an (PET-Flaschen) und welche sind die „Renner“ (Flakes, Granulate etc.)? Strasser: Beide Rezyklatformen bieten in unterschiedlichen Bereichen Vorteile bzw. in anderen auch geringe Nachteile. Flakes zeichnen sich aufgrund der schonenden Aufbereitung durch bessere qualitative Eigenschaften aus, während demgegenüber die Verarbeitbarkeit etwas aufwändiger ist als bei den

Granulaten und natürlich auch umgekehrt. Auch die Ausbeute ist bei Flakes etwas nachteiliger zu bewerten, was gerade bei einem hohen Preisniveau die Attraktivität von Flakes reduziert. Wie weit kann der RezyklatAnteil bei Getränkeverpackungen gesteigert werden? Strasser: Ein absoluter Grenzwert ist hier sehr schwierig festzusetzen. Es ist jedenfalls von den Rahmenbedingungen abhängig – je reiner die Stoffströme gesammelt werden, desto besser sind damit die daraus herzustellenden Rezyklate. Damit ist die Einführung eines Getränkepfandsystems jedenfalls sehr positiv zu bewerten. Entscheidend ist

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die durchschnittliche Rezyklat­ einsatzquote im Markt unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einsatzquoten von bis zu 100 % Rezyklat. Was sind dabei die limitierenden Faktoren? Strasser: Letzten Endes werden es aller Voraussicht nach eher optische Qualitätskriterien sein, welche man als vertretbar definiert, mechanische Festigkeitswerte können durch den Aufbereitungsprozess konstant gehalten werden. Wie läuft die Forschung und Entwicklung neuer Produkte? Mit wem arbeiten Sie zusammen? Strasser: PET to PET arbeitet sowohl mit universitä-

ren Einrichtungen als auch mit Fach­unternehmen zusammen, um einerseits werkstoffliche Eigenschaften zu verbessern als auch analytisch die erforderlichen Qualitätsparameter sicherzustellen. Stichwort „Mikroplastik“: Kann man den Anteil von recyceltem PET daran wissenschaftlich feststellen oder sind da einfach alle Kunststoffe als Problem zu werten? Strasser: Das Thema Mikroplastik wird in vielen Bereichen sehr intensiv diskutiert. Sowohl bei bewussten Produktbeimischungen, im Bereich des Verkehrs durch Abrieb oder aus textilen Anwendungen. Als Recycling­ unternehmen fühlen wir uns


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verantwortlich für unseren Aufbereitungsprozess. Hier können wir sicherstellen, dass es zu keinen Emissionen von Mikroplastik kommt. Die Abluft aus der Produktionsanlage wird ausschließlich über Filtereinrichtungen gereinigt, bevor diese den Prozess verlässt. Insbesondere im Bereich des Abwassers sind wir sehr stolz, dass wir einerseits einen weitestgehend geschlossenen Wasserkreislauf betreiben, in welchem sämtliches Prozesswasser zunächst biologisch gereinigt und danach über eine Umkehrosmoseanlage wieder auf Pro-

zesswasserqualität gebracht und wieder in der Produktion eingesetzt wird. Die hier eingesetzten Filtereinrichtungen gewährleisten, dass sämtliche im Abwasser befindlichen Feststoffe vollständig abgetrennt werden. Investieren Sie in Nachhaltigkeit? Wenn ja, in welche Projekte? Strasser: Die Schwerpunkte der Investition lagen in der letzten Jahren vor allem in die Anlagentechnik, um die Qualität der hochwertigen Rezyklate sicherzustellen. Dabei war uns aber die nachhaltige Gestal-

tung sehr wichtig. Das betrifft insbesondere die Installation von Wärmetauschern, um Abwärme bestmöglich in den Prozess zurückzuführen und ganz speziell auch den geschlossenen Wasserkreislauf wie bereits oben erwähnt. In den letzten beiden Jahren wurde eine Ladeinfrastruktur errichtet, um zukünftig schrittweise voll auf E-Mobilität umzusteigen. Einen weiteren Schwerpunkt wollen wir nun im Bereich der Photovoltaik setzen. Dazu wird im Bereich neu geschaffener Lagerfläche für Fertigprodukte die überdachte Lagerfläche mit einer PV-Anlage ausgestattet.

Welche weiteren Investitionen planen Sie? Strasser: Es gibt mehrere Bereiche, die wir zukünftig gerne weiterentwickeln möchten. Dazu gehört ein Schwerpunkt Logistik, in dem wir über die Errichtung eines eigenen Bahnanschlusses nachdenken, um einen großen Teil der Rohstoffe bzw. Fertigprodukte dann nur mehr über die Schiene zu transportieren. Es bedarf selbstverständlich auch laufender Anpassungen an die Sortierinfrastruktur, wenn sich die zur Verfügung stehenden Inputstoffströme verändern.

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Verpackungen am Prüfstand Spagat zwischen Nachhaltigkeit, Schutz und Kosten Die Ernährung sprach mit Vertretern von drei verschiedenen Verpackungssystemen über aktuelle Themen und Herausforderungen: Aus dem Bereich Papier und Karton mit Mag. Martin Widermann, für Getränkekartons mit Georg Matyk und für Verpackungen aus Wellpappe mit Stephan Kaar. Denn Verpackungen von Lebensmitteln müssen vielfältige Anforderungen erfüllen: Sie sollen die darin enthaltenen Lebensmittel schützen und lagerfähig halten, einen geringen CO2-FuSSabdruck haben und möglichst gut recylingfähig oder wiederverwertbar sein. Und sie stehen im Wettbewerb mit anderen Verpackungssystemen. Ein Überblick. Oskar Wawschinek

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ie Ernährung: Das Thema Verpackungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Welche Herausforderungen stellen sich hier? Martin Widermann: Unsere Branche steht für nachhaltig und innovativ. Produkte aus Papier und Karton sind Vorreiter der Nachhaltigkeit. Eine aktuelle Studie des Instituts für Industrielle Ökologie bescheinigt der PROPAK Industrie, in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit – der Ökonomie, der Ökologie und der Sozialen – eine überdurchschnittliche Performance. Und das gilt nicht für Verpackungen aus Papier/ Karton/Wellpappe, die etwa 50 % der Branche ausmachen, sondern für alle Produkte aus Papier und Karton. ‚Nachhaltig hoch 3‘ ist daher auch das zentrale Leitmotiv der PROPAK-Branche. Die Hersteller von Papier- und Kartonprodukten leben die

dreifache Verantwortung gegenüber Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Mit nachhaltig innovativen Produkten leisten PROPAK-Unternehmen einen stabilen Anteil an der Wertschöpfung in Österreich. Diese gemeinsame Verpflichtung zum nachhaltigen Handeln gegenüber der Umwelt, der Gesellschaft und der Wirtschaft ist in der PROPAK-Nachhaltigkeits-Charta festgehalten. Diese und weiterführende Studien zum Thema finden Sie auf unserer Website zum Download. Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte mit Ihrer Lösung verpacken? Widermann: Zunächst einmal stammt unser Rohmaterial aus erneuerbaren, nachwachsenden Ressourcen, ist biologisch abbaubar und fast vollständig und nahezu beliebig oft rezyklierbar – all diese Eigenschaften verkör-

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pern die Kreislaufwirtschaft, nach der wir in allen Bereichen streben. Die häufigsten Berührungspunkte mit unseren Produkten haben Menschen mit Verpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe, die uns täglich in vielfältiger Form begegnen. Sie geben Lebensmitteln Form, halten sie frisch und schützen sie nicht nur während Transport und Lagerung vor Beschädigung und Verderb, sondern von der Herstellung bis zum Verbrauch. Das Spektrum reicht von der Müsliverpackung in Karton bis zum Getränkekarton für Milch oder Fruchtsäfte. Gerade der Lebensmittelhandel setzt wegen seiner Nachhaltigkeit in Verbindung mit den funktionellen Eigenschaften immer mehr auf Papier- und Karton-Verpackungen. Papiertaschen finden etwa für lose Produkte immer breitere Verwendung und haben das Plastiksackerl weitestgehend verdrängt. Auch bei Obst und Gemüse

werden immer öfter Tassen und Körbchen aus Karton und Wellpappe eingesetzt. Ein weiterer Einsatzbereich sind etwa Verpackungen für Käse, für die Kartonschalen zum Einsatz kommen, die bisherige Kunststofflösungen ersetzen. Wo liegen die Grenzen für den Einsatz von Produkten aus Papier und Karton? Welche Anforderungen gibt es hier in puncto Lebensmittelsicherheit? Widermann: Papier und Karton sind eigentlich kaum Grenzen gesetzt, Produkte daraus sind in allen Lebensbereichen und -lagen einsetzbar. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts hat einen steten Bedarf an nachhaltigen Produkten des alltäglichen Lebens. Die Karton- und Papierprodukte der PROPAK-Unternehmen erfüllen diese Ansprüche seit jeher. Nicht nur als Verpackungen, sondern als unverzichtba-


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Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Können Sie den ökologischen Effekt Ihrer Lösung bewerten? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems? Widermann: Bei der Herstellung und Veredelung von Produkten aus Papier und Karton liegt der Anteil an Recyclingmaterial in Österreich durchschnittlich bei 75 %. In Österreich werden jährlich 560.000 Tonnen Papier- und Kartonverpackungen gesammelt, zur Gänze rezykliert und wieder als Rohstoff für neue Papierprodukte verwendet. Damit beträgt die Sammel- und Verwertungsquote bei Verpackungen aus Papier/Karton/ Wellpappe 90 % und erfüllt schon heute die Ziele der EU von 2030.

Es gibt eine Fülle von Studien, die die ökologische Vorteilhaftigkeit von Produkten aus Papier und Karton belegen. Erst kürzlich hat die Technische Universität Graz mit dem weit verbreiteten Mythos aufgeräumt, dass Verpackungen aus Holzfasern nur bis zu sieben Mal recycelt werden können, bevor sie ihre Integrität verlieren! Papier, Wellpappe und Kartonfaltschachteln lassen sich nach neuesten Erkenntnissen über 25 Mal (!) mit keinem oder geringem Verlust am Material rezyklieren. Auch diese Studie können Sie von unserer Website herunterladen. Und eine ebenfalls rezente Studie von c7 belegt, dass etwa bei Milchprodukten der Getränkekarton schon bei kurzen Transportwegen allen anderen Verpackungsvarianten inkl. der Mehrwegflasche – ob aus Glas oder rePET – überlegen ist. Nicht umsonst gilt Getränkekarton in Deutschland als ökologisch vorteilhafte Verpackung! Welchen Forschungs- bzw. Innovationsbedarf sehen Sie in nächster Zeit? Widermann: Die PROPAK-Industrie ist Innovationstreiber und geht gemeinsam mit ihren Kunden immer einen Schritt voraus in Richtung Zukunft. Die Unternehmen sind überdurchschnittlich innovativ und setzen zahlreiche zukunftsweisende Neuerungen bei Produkten, Dienstleistungen und Prozessen um. Diese Innovationsfreude wurde auch durch eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) bestätigt. In einer vernetzten Welt müssen auch physische Produkte um digitale Fähigkeiten erweitert werden. Viele PROPAK-Un-

Mag. Martin Widermann ist Geschäftsführer des Fachverbands PROPAK. Der Fachverband PROPAK und die Vereinigung PROPAK Austria repräsentieren die industriellen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton in Österreich. 85 Unternehmen verarbeiten und veredeln mit rund 8.700 Mitarbeiter:innen jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen Papier und Karton zu Wellpappe, Verpackungen, Papierwaren für Hygiene und Haushalt, Büro- und Organisationsmitteln, Büchern, Broschüren, Tipping Paper sowie sonstigen Papierwaren. www.propak.at

ternehmen stellen Produkte her, die um Zusatzfunktionalitäten wie Informations- und Kommunikationstechnik erweitert wurden. Cyber-physische Systeme und digital vernetzte, smarte Produkte werden von mehr als 50 % der Unternehmen hergestellt. Über die Benefits der eingesetzten Materialien hinaus setzen die PROPAK-Unternehmen eine Vielzahl von umweltfreundlichen Initiativen in der Produktion. So kommen zur Energie- und Wärmegewinnung Fernwärmesysteme und teilweise Photovoltaik zum Einsatz. Die Nutzung von Produktionsabfällen zur Energiegewinnung hilft, Emissionen zu reduzieren. Auch bei der Umsetzung neuer Bauvorhaben kommen höchste Umweltstandards zur Anwendung. Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen? Widermann: Die nachhaltigen Eigenschaften unserer Produkte sind von Verwendern bis hin zum Endverbraucher bekannt und geschätzt. Dennoch müssen wir

ihre Benefits noch mehr in die Öffentlichkeit tragen, insbesondere zum Gesetzgeber. Wir finden uns ganz aktuell wieder in der ideologisch geprägten Diskussion der angeblichen Überlegenheit von Mehrweg wieder – allen wissenschaftlichen Belegen zum Trotz, dass das in dieser Absolutheit nicht haltbar ist. Wenn ich mir zum Beispiel die Entwürfe rund um die Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz und zur Verpackungsverordnung anschaue, dann werden unsere hocheffizienten, nachhaltigen Kreislaufverpackungen diskreditiert und die Mehrwegseite gepusht! Hier wünsche ich mir einen Paradigmenwechsel, um den einseitigen Zugang zu überdenken und nicht DIE Kreislaufbranche zu diskriminieren! Produkte aus Papier und Karton – von der Verpackung aus Wellpappe oder als Faltschachtel aus Karton bis zu Etiketten und Hygienewaren – tragen aktiv zum Umweltschutz bei und vermeiden Abfälle, egal ob von Lebensmitteln oder anderen Produkten. Sie sind nicht Teil des Problems, sondern der Lösung!

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re Helfer bei Hygiene und Haushalt, in Büro und Schule oder auch als Kulturgut Buch. Für manche Verwendungszwecke/Füllgüter ist eine weitere Behandlung des Papiers/ Kartons erforderlich, etwa eine Beschichtung, wie wir sie im Getränkekarton vorfinden. Papier/Karton/Wellpappe ist das nachhaltigste Verpackungsmaterial, dem Temperaturen von minus 20 Grad wie bei Tiefkühlprodukten genau so wenig ausmachen wie Produkte, die erhitzt werden müssen. Es gibt besonders stabile Verpackungen für Schwergut, es gibt Gefahrgutverpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und die exzellente Bedruckbarkeit des Materials macht Verpackungen aus Papier zum perfekten Markenbotschafter des verpackten Produkts und zum idealen Kommunikationsmedium mit dem Verbraucher.


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ne und den Gelben Sack. Die großen Hersteller von Getränkekartons in Österreich – Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc – fördern aktiv die Kreislaufwirtschaft und setzen sich europaweit für eine flächendeckende Sammlung und Recycling ein.

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ie Ernährung: Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Was sind die größten Herausforderungen für Ihre Branche? Georg Matyk: Ganz klares Ziel unserer Branche ist es, Getränkekartons herzustellen, die ausschließlich aus nachhaltig beschafften, nachwachsenden oder recycelten Materialien bestehen und nach Gebrauch vollständig recycelbar sind. Unsere Branche konzentriert sich dabei auf den optimalen Produktschutz der Lebensmittel bei minimalem Ressourcenverbrauch. Funktionalität und Convenience dürfen aber nicht auf der Strecke bleiben. Nachwachsende Rohstoffe sind als Alternative für die erdölbasierten Verschlüsse und die PE-Barrierefolien bereits am Markt verfügbar,

ebenso sind bei aseptischen Getränkekartons Alternativen zur Aluminiumfolie in weit fortgeschrittenem Entwicklungsstadium. Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte in Getränkekartons verpacken? Matyk: Milch- und Saftverpackungen aus Karton überzeugen mit klaren Vorteilen: Sie schützen das Produkt vor Licht und Sauerstoff, verlängern die Haltbarkeit und tragen dazu bei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Getränkekartons sind leicht zu stapeln und optimal für Transport und Lagerung und lassen sich einfach recyceln. Sammlung und Recycling erfolgen in Österreich flächendeckend über die Gelbe Ton-

Georg Matyk ist Geschäftsführer des Verein Getränkekarton Austria. Getränkekarton Austria vertritt die Interessen der Anbieter von Getränkekartons in Österreich – Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc – und setzt sich gemeinsam mit Partnern für europaweite Sammlung und stoffliche Verwertung und stoffliche Verwertung von Getränkeverbundkartons ein.

www.getraenkekarton.at

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Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems? Matyk: Mehr denn je wird der gesamte Lebenszyklus von Verpackungen betrachtet werden müssen, also von der verantwortungsvollen Beschaffung der Rohstoffe, über die Produktion, den Vertrieb, inklusive Logistik und Endof-Life. Dieser Verantwortung stellt sich die Getränkekartonindustrie schon seit vielen Jahren und wird über den verstärkten Einsatz von nachhaltig erzeugten, nachwachsenden Rohstoffen, aber auch lebensmittelrechtlich zugelassenen Rezyklaten dazu beitragen, das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2050 in allen EU-Ländern zu erreichen. In einer im Jahr 2019 durchgeführten Studie im Auftrag des Verein Getränkekarton Austria wurden verschiedene Gebinde von Frischmilchverpackungen auf ihren ökologischen Fußabdruck verglichen. Beim Klimawandel – der Umweltwirkung mit der aktuell höchsten politischen und gesellschaftlichen Priorität – kann der Getränkekarton seine Nachhaltigkeit beeindruckend dokumentieren. Für im Detail Interessierte darf ich auf die gesamte c7consult-Studie ‚Ökobilanz von Frischmilchverpackungen‘ verweisen. Diese steht auf unserer Website zum Download bereit.

Wie sieht es mit dem Recycling von Getränkekartons in Österreich aus? Matyk: Mehr als 60 Prozent aller verkauften Getränkekartons in Österreich wurden im Jahr 2021 getrennt über die gelben Tonnen und gelben Säcke gesammelt, bestmöglich sortiert und zum Recycling in eine Kartonfabrik geliefert. Die Sammelmenge betrug über 10.000 Tonnen, und unsere Partner in der Entsorgungswirtschaft arbeiten hart daran, alle gesammelten Getränkekartons auch vollständig zu recyceln. Umgerechnet war diese Sammelmenge knapp mehr als 400 Millionen Getränkekartons. Ab 2025 wird in Österreich eine Sammelquote von 80 Prozent vorgeschrieben, und dies erhöht folglich auch die Recyclingmengen. Aber auch unser europäischer Verband ACE – The Alliance for Beverage Cartons and the Environment – hat bereits eine sehr ambitionierte EU-Roadmap 2030 mit vergleichbar hohen Zielen für ganz Europa präsentiert. Diese Roadmap beinhaltet den gesamten Prozess von der nachhaltigen, zertifizierten Beschaffung aller Rohstoffe, über die weitere Reduzierung der Klimaauswirkungen der Wertschöpfungskette bis hin zum vollständigen Recycling der Getränkekartons. Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen? Matyk: Tagesaktuell gehen meine Wünsche an die gute Fee eindeutig nur in Befriedung der geopolitischen bedrückenden Krisensituation. Unsere Branche wird weiterhin gemeinsam mit unseren Abfüllern bestmöglich versuchen, dass Lebensmittel sicher verpackt für Betroffene verfügbar sind.


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Jede vierte Wellpappe-Verpackung in Österreich wird für Lebensmittel eingesetzt. Was das Material auszeichnet, wie es um die Wiederverwertung steht und welche Innovationen es in diesem Bereich gibt, erklärt Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria.

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ie Ernährung: Das Thema Verpackungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Warum ist das so wichtig? Stephan Kaar: Das wachsende Umweltbewusstsein sowohl bei Konsument:innen als auch bei immer mehr Handelsunternehmen führt zu einer verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen. Und der Packstoff Wellpappe ist hier klar die Nummer 1: Wir sind innovativ, wirtschaftlich effizient und ökologisch nachhaltig und somit eine echte Alternative zu Kunststoff. Wer sich für Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen entscheidet, schont die fossilen Ressourcen der Erde und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Faserbasierte Verpackungen wie Wellpappe sind vollständig recycelbar beziehungsweise wiederverwendbar. Das heißt, die Faser bleibt bis zu 25 Mal im Kreislauf und kann wieder zu neuen Verpackungen hygienisch verarbeitet werden. Wellpappeverpackungen sind in der Regel Monomaterialverpackungen und deshalb auch so einfach zu recyceln: Nach Gebrauch kommen sie ins Altpapier. Das gilt nicht nur für private Haushalte – auch im Supermarkt und in der Industrie wird Wellpappe sortenrein gebündelt und in den Stoffkreislauf zurückgeführt.

Für Wellpappe werden keine Bäume gefällt. Recyclingpapier sowie Bruch- und Durchforstungsholz sind die wichtigsten Rohstoffe für unsere Rohpapiere. Je mehr Wiederverwendung ich also betreibe, umso mehr Ressourcenschutz ist damit verbunden. Und das ist gut für unser Klima. Welche Vorteile sehen Sie bei Ihrer Lösung? Warum sollte ein Lebensmittelhersteller seine Produkte mit Ihrer Lösung verpacken? Kaar: Wellpappe hat mehrere Schichten aus glattem und gewelltem Papier. Das macht die Verpackung stabil und ermöglicht – ähnlich einem Airbag – den notwendigen Schutz für den Inhalt. Sie lässt sich wie ein Maßanzug um das Produkt legen und flexibel produzieren und zeichnet sich durch ihr geringes Gewicht aus. Ein weiterer Vorteil sind die verkaufsfördernden Bedruckmöglichkeiten, die wesentlich zur Produktpräsentation beitragen. Gerade im Lebensmittelbereich entwickelt unsere Industrie Verpackungslösungen aus Wellpappe, die das Lebensmittel optimal schützen und gleichzeitig die für den Verkauf wichtige Sicht auf das Produkt ermöglichen. Ein Beispiel sind die Obst- und Gemüseverpackungen mit Sicht- und Greifschutz. Hier hat eine Studie der Universität Bologna https://www. wellpappe.at/studie/ im Jahr 2016 herausgefunden, dass Obst und Gemüse in Wellpappe verpackt bis zu drei Tage länger frisch blieb als in einer wiederverwendbaren Kunststoffkiste. Zudem wird dadurch die Kontamination von Krankheitserregern reduziert. Dies wiederum verringert das Risiko von le-

Stephan Kaar ist Sprecher des Forum Wellpappe Austria. Dieses vertritt die Interessen der österreichischen Wellpappe-Industrie mit den Mitgliedsfirmen: DS Smith Packaging Austria GmbH, Dunapack-Packaging Mosburger GmbH, Mondi Grünburg GmbH, Rondo Ganahl Aktiengesellschaft und Steirerpack GmbH. www.wellpappe.at

bensmittelbedingten Erkrankungen. Wo liegen die Grenzen für den Einsatz von Wellpappe? Welche Anforderungen gibt es hier in puncto Lebensmittelsicherheit? Kaar: Die Feuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle: Ist der Inhalt feucht, dann wird es schwierig für Papier als Packstoff. In diesem Fall sind die Anforderungen gerade im Bereich der Stabilität vorab genau zu prüfen. Je stärker die Grammatur eines Papiers ist, umso stabiler ist das Produkt. Im Sinne von Material „vermeiden“ und „optimieren“ wird laufend an dem Ziel geforscht, Papiere leichter zu machen, aber die Festigkeit aufrechtzuerhalten. Aus heutiger Sicht lässt sich der Anteil an Altfasern noch steigern. Allerdings werden wir immer einen Teil an Frischfaser brauchen – aufgrund gesetzlicher Vorschriften, aber auch für die Stabilität. Papier aus Frischfaser hat die höchste Stabilität, denn hier sind die Fasern noch am stärksten. Je nach Produkt wird Recyclingmaterial aus Altpapier, Kartons oder gebrauchter Wellpappe zugesetzt. Die ursprüngliche Faser kann bis zu 25 Mal wieder verwendet werden – bis sie so klein ist, dass sie

sich nachher praktisch auflöst. Hier hat kürzlich eine aktuelle Studie der Technischen Universität Graz bestätigt: Verpackungsmaterial auf Holzfaserbasis (Papier, Wellpappe, Faltschachteln) lässt sich ‚über 25 Mal mit geringen oder keinem Verlust recyceln‘. Bei Direktkontakt zum Beispiel ist generell die Frischfaser in Verwendung. Es gibt auch die Möglichkeit von Schutzschichten, die den Recyclingprozess nicht unterbrechen. Haben Sie eine Analyse der Stoffströme durchgeführt? Können Sie den ökologischen Effekt Ihrer Lösung bewerten? Auf welcher Basis bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihres Verpackungssystems? Kaar: Eine von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) veröffentlichte Studie mit dem Titel„Potenziale der Substitution von Kunststoffverpackungen durch Verpackungslösungen aus Wellpappe“ geht davon aus, dass mehr als ein Fünftel aller fossilen Verpackungen durch clevere Lösungen aus Wellpappe ersetzt werden könnten. Jährlich ließen sich damit in Österreich, Deutschland und der Schweiz mehr als 800.000 Tonnen (!) Kunststoff einsparen.

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Drei Viertel aller in Transport- und Versandverpackungen eingesetzten Schaumstoffteile ließen sich, so die Studie, durch Elemente aus Wellpappe ersetzen. Im Bereich Obstund Gemüseverpackungen könnten sogar 64 Prozent der Verpackungen durch Wellpappe ersetzt werden. Welchen Forschungs-/Innovationsbedarf sehen Sie in nächster Zeit? Kaar: Als Industrie beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Ökobilanz seit Jahren intensiv. Hier lässt sich sagen: Es gibt keine One-fits-all-Lösung, denn jede Ökobilanzierung erfüllt bestimmte Richtlinien. Die Wellpappeerzeuger

arbeiten etwa daran, den Energieeinsatz und den Ressourcenverbrauch weiter zu verringern – sei es direkt in der Produktion, bei der Wasseraufbereitung oder durch eigene PV-Stromerzeugung oder Wärmerückgewinnung. Im Vordergrund steht, mit geringem Materialeinsatz und kreativen Lösungen die Waren und Güter bestmöglich zu produzieren und nachhaltig zu präsentieren. Jährlich kürt unsere Industrie mit dem Wellpappe Austria Award herausragende Verpackungslösungen aus Wellpappe in sechs Kategorien. Wenn Ihnen die berühmte „gute Fee“ einen Wunsch

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erfüllen würde, was würden Sie sich für Ihr Business wünschen? Kaar: Ohne Verpackungen läuft heute nichts in der Wirtschaft. Verpackungen ermöglichen den sicheren Transport von Waren und Gütern, helfen beim Verkaufen und informieren über das Produkt. In manchen Diskussionen sind derzeit verhärtete Denkmuster anzutreffen, die Mehrwegverpackungen grundsätzlich bessere ökologische Vorteile zuschreiben. Das greift viel zu kurz. Mehrweg heißt vor allem mehr Wege. Und der damit verbundene Transport- und Reinigungsaufwand wirkt sich ökologisch nachteilig

aus. Je nach Anwendung weisen Verpackungen aus Wellpappe, die in einem geschlossenen Stoffkreislauf geführt werden, eine weitaus bessere Ökobilanz auf als Mehrwegvarianten aus Kunststoff. Hier wünsche ich mir eine ehrlichere Auseinandersetzung. Was ich mir sonst wünsche? Von höchster Dringlichkeit ist, ein friedliches Miteinander in Europa so rasch als möglich zu erreichen. Die heimische Wellpappeindustrie setzt derzeit alles in Bewegung, um die Versorgung sicherzustellen. Damit leisten wir jeden Tag unseren Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.


termine __ 28.04.2022 Wien

12 Jahre Sensorik Netzwerk Österreich: Das Dutzend ist voll www.snoe.at/

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19.–20.05.2022 Hybrid/Wien

VEÖ-Jahrestagung: Personalisierte Ernährung auf dem Prüfstand – Forschung, Fortschritt, Grenzen www.veoe.org

29.04.2022 wien

ICC-Austria Symposium: „Weizen: Proteingehalt und -qualität – Welcher Bedarf besteht für die Zukunft?“ www.icc-austria.or.at/

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Wien

ÖGE-Frühjahrssysmposium: „Wie kann Gemeinschafts­ verpflegung gesundheits­ fördernd und nachhaltig gestaltet werden?“

Online

16. Wädenswiler Lebensmittelrecht-Tagung: Facetten und Entwicklungen zum Lebensmittelhygiene- und Lebensmittel­ sicherheitsrecht www.zhaw.ch

30.–31.05.2022 Graz

76. ALVA-Jahrestagung: „Mikro- und Nanoplastik – vom Boden und Wasser auf den Teller“ www.alva.at

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23.06.2022

05.05.2022

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07.–08.06.2022 Barcelona

Fira – Free From Functional Food Expo 2022 www.barcelona.freefrom foodexpo.com

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26.–29.07.2022 Nürnberg

BIOFACH – Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel www.biofach.de

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www.oege.at

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Impressum — DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft ∙ ­N UTRITION Austrian journal for science, law, t­echnology and economy ∙ ­redaktion@ernaehrung-nutrition.at ∙ Offizielles Organ des Fachverbands der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Österreichs und des Vereins zur Förderung der österreichischen Lebensmittelwirtschaft (foodalliance) ∙ ­Herausgeber: Fachverband der Lebensmittel­industrie; A-1030 Wien, Zaunergasse 1–3 ∙ Wissenschaftlicher Beirat: General­direktor Univ.-Prof. Dr. iur. et rer. pol. Walter Barfuß, Ao. Univ.-Prof. i. R. DI Dr. nat. techn. Emmerich Berg­h ofer, Dr. M ­ ichael Blass, Hon.-Prof. Dr. Konrad

Brustbauer, Ass.-Prof. DI Dr. nat. techn. Klaus Dürrschmid, Prof. Dr. Christian Hauer, Univ.-Prof. Dr. Ing. Henry Jäger, OR Dr. Leopold Jirovetz, Univ.-Prof. i.R. DI Dr. nat. techn. Wolfgang Kneifel, Univ.-Prof. Dr. Jürgen König, Dr. Andreas Natterer, Ass.Prof. Dr. Peter Paulsen, Univ.-Prof. Dr. Werner Schroeder, LL.M, Univ.-Prof. Dr. Veronika Somoza, Univ.-Doz. Mag. Dr. Manfred Tacker, Univ.-Prof. Dr. med. vet. Martin Wagner Dipl. ECVPH ∙ Chefredakteur: DI Oskar Wawschinek, MAS, MBA ∙ Redaktion Wissenschaft: Ass.-Prof. DI Dr. nat. techn. Klaus Dürrschmid ∙ Redaktion Recht: Mag. Ka­tharina Koßdorff ∙ Verleger: SPV Printmedien Gesellschaft m.b.H.; A-1080 Wien, Florianigasse 7/14;

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Tel.: 01/581 28 90; Fax: 01/581 28 90-23; online-redaktion@­blickinsland.at ∙ Lektorat: Mag. Nina Wildzeisz-­Rezner, MAS ∙ Satz: Gerald ­Mollay ∙ Herstellung: ­proprint.at ∙ Anzeigen­leitung: Prok. Doris Orthaber-­ Dättel, Tel.: 01/581 28 90-12, daettel@ blick­ins­land.at, Tel.: 01/581 28 90-27, smejkal@­blickinsland.at ∙ ­Ernährung/Nutrition – ISSN 0250-1554 – erscheint sechsmal jährlich. Nachdruck sämtlicher Artikel, auch auszugsweise, nur mit Quellen­angabe, gegen Belegexemplar; Zitierung von wissenschaftlichen Beiträgen: Ernährung/Nutrition. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors wieder, die nicht mit jener des He­rausgebers überein­stimmen muss.



Als österreichisches Kompetenzzentrum für Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene agieren wir seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Unsere Erfahrung auf betrieblicher Ebene und Know-how in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, modernster Labordienstleistungen, Consulting und die Vernetzung mit externen Partnern schafft unsere breite Kompetenz. Als Teil der GBA Group, einer der führenden deutschen Analyselaboratorien und Servicedienstleister in den Bereichen Lebensmittel,

Umwelt und Pharma, erweitern wir laufend unser Dienstleistungsportfolio, unsere Expertise und den Zugriff auf modernste Laborkapazitäten. Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung Ihrer Produkte. Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht.


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