PROGRAMM DES SAARLÄNDISCHEN STAATSTHEATERS
3/2016 BIS 5/2016
T H E AT E R Z E I T EDITORIAL
„EINE FAMILIE“, ein furioses Familienpsychogramm: Verrückt, komisch und bitterböse! Nur noch am 13. März und 29. Mai im Saarländischen Staatstheater.
unglaublich, was der Frühling uns am Saarländischen Staatstheater bringt: Gleich sieben Premieren, ein Sinfoniekonzert und spannende Diskussionsveranstaltungen. Die gefeierte Regisseurin Brigitte Fassbaender inszeniert Benjamin Brittens tragische Oper über den Fischer „Peter Grimes“, der am Ende im Meer verschwindet. Dem Element entfliehen möchte die kleine Meerjungfrau in Antonín Dvorˇáks „Rusalka“, die sich unsterblich in einen Menschen verliebt hat. An Land, aber fast schwebend, können Sie die Tänzer*innen des SST beim Ballettabend „Kylián_Celis_Chaix“ erleben. Neben „Vergessenes Land“ von Dvorˇáks Landsmann Jirˇí Kylián erwarten Sie gleich zwei Uraufführungen. Ballettdirektor Stijn Celis widmet sich dem expressionistischen Stück „Der wunderbare Mandarin“, und der junge Choreograf Martin Chaix beschäftigt sich mit der letzten der drei Suiten aus der „Feuervogel“-Ballettmusik von Strawinsky. Generalmusikdirektor Nicholas Milton dirigiert den Abend, dessen verbindende Klammer bedeutende sinfonische Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Benjamin Britten/Béla Bartók/Igor Strawinsky) ist. Beim 6. Sinfoniekonzert können Sie ihn und das Saarländischen Staatstorchester dann erneut erleben, mit Werken von Strauss, Dutilleux und Mahler. Ganz dem großen Gefühl geben sich Shakespeares unsterbliche Liebende in „Romeo und Julia“ hin. Von rationalen Argumenten und strukturierten Gedanken sollten sich dagegen die Figuren in George Perecs „Über die Kunst, seinen Chef anzusprechen und ihn um eine Gehaltserhöhung zu bitten“ leiten lassen. Klare Entweder-Oder-Regeln bestimmen den Ausgang der Verhandlung. Mit Situationen, die sich dem Ja-Nein-Schema und der Einfachheit verweigern, beschäftigt sich Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen (Der letzte Stand)“. Die österreichische Nobelpreisträgerin gibt den Flüchtlingen, die in Europa auf eine teils unmenschliche Politik treffen, eine Stimme. Sie passt ihr Werk stetig den aktuellen Ereignissen an; die Inszenierung im SST arbeitet mit dem letzten Stand. Mit der Ankunft und Aufnahme von Flüchtlingen in der Gesellschaft beschäftigt sich das Diskussionsforum „Welches Land wollen wir sein“. Ursachen von Flucht hat die Kriegsfotografin Ursula Meissner dokumentiert. Ihre Bilder und die Gesprächsrunde „Laut denken… über die Zukunft des Krieges“ eröffnen ein zweijähriges Rechercheprojekt des SST und der Berliner Performancegruppe MS Schrittmacher zur Zukunft des Krieges, an dessen Ende im Juni 2017 eine Science-Fiction-Performance steht. Zu den Diskussionsforen laden wir Sie herzlich ein. Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, gerade Theater kann und soll ein Ort der Teilhabe sein. Beteiligen Sie sich, reden Sie mit!
OPER
Benjamin Brittens erfolgreichste Oper in der Regie von Brigitte Fassbaender
P
eter Grimes“ von Benjamin Britten nach dem Libretto von Montagu Slater, basiert auf einem Gedichtzyklus von George Crabbe mit dem Titel „The Borough“. Ein „Borough“ ist ein Dorf, aber auch die Gemeinschaft, die es bewohnt. Bei Britten wird daraus ein Lehrstück über einen Außenseiter und die Gesellschaft, die ihn dazu werden lässt.
B
enjamin Britten stieß auf Crabbes Dichtung 1942 während eines Kalifornien-Aufenthalts mit Peter Pears, der ihn auf den interessanten Stoff aufmerksam machte. Noch dazu spielt die Handlung in Brittens englischer Heimat Suffolk, was ihn gleich zusätzlich für das Sujet einnahm. Seinem Opernerstling – davor hatte er nur die Operette „Paul Bunyan“
D
auf die Bühne gebracht – war von Anfang an durchschlagender Erfolg beschieden; das Werk gehört seit Jahren zu den meistgespielten Opern des Nachkriegsrepertoires, was auch damit zusammen hängt, dass die Partitur zwar modern und hochkomplex ist, aber gleichzeitig extrem emotional, einfühlsam und „hörbar“ und damit die Zuhörer in ihren Bann zieht. Die vier orchestralen Zwischenspiele sind als „Four Sea-Interludes“ inzwischen zum beliebten Konzertrepertoire geworden und die Titelrolle eine Wunschpartie für Tenöre auf dem Weg in das dramatische Fach. Britten hatte die Titelpartie seinem Lebensgefährten Peter Pears, der eine außergewöhnliche Bühnenpersönlichkeit war, auf den Leib geschrieben.
umgesattelt hat und eines ihrer erklärten Lieblingsstücke jetzt schon zum zweiten Mal inszeniert. Am Pult steht GMD Nicholas Milton, als Grimes ist Brenden Gunnell zu erleben und seine treuen Freunde Ellen Orford und Kapitän Balstrode werden von Elizabeth Wiles und Olafur Sigurdarson verkörpert. DG In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Peter Grimes Premiere: 12. März, Staatstheater
Dagmar Schlingmann
er Fischer Peter Grimes ist angeklagt, seinen Lehrjungen durch übergroßen Ehrgeiz zu Tode gebracht zu haben. Ihm wird auferlegt, in Zukunft keine Kinder mehr zu beschäftigen. Doch dieses Urteil wirkt wie ein Fluch. Wie zwangsläufig wiederholen sich die Vorgänge: Er beschäftigt wieder ein minderjähriges Kind, zwingt ihm seinen strengen Arbeitsrhythmus auf. Die Dorfgemeinschaft weidet sich an der möglichen Gefahr, er wird beäugt, überwacht und in der allgemeinen Hysterie passiert genau das, was es zu verhindern galt. Umsonst auch die Bemühungen der verwitweten Lehrerin Ellen Orford, Grimes beizustehen. Ein Gerücht kursiert, die Masse will Lynchjustiz üben, Grimes und der Junge fliehen, in Panik stürzt der Junge in die Tiefe. Jetzt kann auch Kapitän Balstrode, der einzige Freund von Grimes, nicht mehr zu ihm halten. Er rät ihm, aufs Meer zu fahren und sich dort samt seinem Boot zu versenken.
Brigitte Fassbaender inszeniert
m Saarländischen Staatstheater zeichnet für die Inszenierung (in der Ausstattung von Bettina Munzer) die weltberühmte Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender verantwortlich, die nun seit vielen Jahren höchst erfolgreich auf Regie
KARTEN
K O N TA K T
SPIELSTÄTTEN
Z W E I F O T O A U S T E L L U N G E N I M S TA AT S T H E AT E R
Vorverkaufskasse Schillerplatz 2 66111 Saarbrücken Tel. (0681) 3092-486 kasse@staatstheater.saarland
Saarländisches Staatstheater Schillerplatz 1 66111 Saarbrücken Telefon (0681) 3092-0 info@staatstheater.saarland
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Die Fotografin Stefanie Zofia Schulz hat über mehrere Monate Flüchtlinge in der Landesaufnahmestelle Lebach begleitet und zeigt nun Ihre Eindrücke in Form von Fotos im Mittelfoyer des Saarländischen Staatstheaters. Im Rahmen des zweijährigen Rechercheprojekts „Quo vadis, bellum?“ mit der Performancegruppe MS Schrittmacher wird die Ausstellung „Nie wieder Krieg“ von der Fotojournalistin Ursula Meissner in der Alten Feuerwache zu sehen sein.
Ihre Intendantin des Staatstheaters
E
in weiteres interessantes Phänomen ist, dass die Oper neben der Titelfigur einen heimlichen zweiten Hauptdarsteller hat: den Chor. Er ist fast durchgehend auf der Bühne und als direktes Gegengewicht zur Figur des Peter Grimes zu verstehen. Es ist die Masse und die Massenhysterie, die Grimes ins Verderben stürzen, und nicht – wie in vielen andern Opern – ein perfider Gegenspieler, der den Protagonisten zu Fall bringt.
A
Generalmusikdirektor Nicholas Milton