Theaterzeit Januar bis März 2016

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PROGRAMM DES SAARLÄNDISCHEN STAATSTHEATERS

1/2016 BIS 3/2016

T H E AT E R Z E I T EDITORIAL

PLATÉE: Spartenübergreifende Produktion von Oper und Ballett des Saarländisches Staatstheaters

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unächst möchte ich Ihnen alles Gute zum neuen Jahr wünschen. Möge das Theater dazu beitragen, dass Sie viele schöne Momente in dieser bewegten Zeit erleben. Etliche Themen beschäftigen uns gegenwärtig. Allen voran die Situation der zahlreichenFlüchtlinge, die sich aus einer aussichtslosen Gegenwart in eine ungewisse Zukunft aufgemacht haben. Wir wollen helfen, dass Sie bei uns willkommen sind. Neben vielen anderen Aktivitäten, die wir in den letzten Wochen unternommen haben, haben wir auch Geld gesammelt, um gezielt Dinge zu besorgen, die in den Aufnahmelagern fehlen und die nicht durch Sachspenden abgedeckt werden. Bei dieser Spendenaktion im Saarländischen Staatstheater sind bisher mehr als 30.000 € eingegangen! Vielen Dank an Sie, an unser Publikum, für Ihre Herzlichkeit. Eine weitere Zahl freut mich über die Maßen. Das neue Jahr fängt gut an: Bereits mehr als 100.000 Besucher haben in dieser Spielzeit unser Theater besucht. Nochmals vielen Dank an Sie, vielen Dank für Ihre Begeisterungsfähigkeit.

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er Januar ist ein voller Premierenmonat. Am nächsten Wochenende debütiert unser Ballettdirektor mit seiner ersten Oper, der Ballettoper „Platée“ von JeanPhilippe Rameau. Freuen Sie sich auf die einzigartige Mischung aus Gesang und Tanz begleitet von exzellenter Barockmusik unter der Leitung unseres Ersten Kappellmeisters Christopher Ward. In der Folge gibt es gleich drei Schauspielpremieren in unseren Spielstätten. Christoph Diem inszeniert im Großen Haus die komischen, tragischen und irrsinnigen Abgründe in „Eine Familie“ von Tracy Letts. In der Alten Feuerwache wird unter der Regie von Deborah Epstein Joseph Roths wunderbarer „Hiob“ gezeigt und in der sparte4 ein aberwitziger und aussichtsloser Unfall dreier Männer mit Midlifecrisis in „Immer nie am Meer“ nach dem gleichnamigen österreichischen Kultfilm. Die Regie führt Laura Linnenbaum.

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BALLETTOPER

Stijn Celis’ erste Opernregie Jean Philippe Rameaus „Platée“ im Saarländischen Staatstheater

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m absolutistischen Frankreich – das wissen wir spätestens seit Gérard Corbiaus Film „Der König tanzt“ (2000) – hat man am Hofe ausgiebig den kunstvollen Bewegungen gefrönt. Vorreiter war niemand Geringerer als der Sonnenkönig Ludwig XIV., der es sich nicht nehmen ließ, selbst in den Bühnenspektakeln seines Hofkomponisten Jean-Baptiste Lully mitzutanzen. Das begründete eine Tradition: Fortan spielte der Tanz in den Opern französischer Provenienz eine bedeutende Rolle, und es ließ sich oft gar nicht genau sagen, was denn wichtiger war, der Gesang oder der Tanz. Dass zu einer Oper eine große Balletteinlage gehörte, blieb bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Usus.

deckt. Vorrangig in Frankreich, aber auch in den anderen Opernzentren der Welt. Ein wenig schwer tut man sich in Deutschland mit dieser so andersartigen barocken Musik, der Leichtigkeit, Anmut, lässige Verspieltheit zu eigen ist und die zugleich Weltläufigkeit und Noblesse atmet. Wie geht man heute mit diesem Kuriosum namens Ballettoper um?

rungen die Tanzeinlagen erstellt. Da lag es nahe, ihm nun eine eigene Regiearbeit anzubieten. Zumal ja in einer Ballettoper die Führung des Sänger- und die des Tänzerensembles ineinandergreifen. Unter den verschiedenen Ballettopern Rameaus hat sich Stijn Celis für „Platée“ entschieden: eine Komödie, die 1745 in Versailles uraufgeführt wurde, und zwar anlässlich der Hochzeit des französischen Dauphins Ludwig Ferdinand, des ältesten Sohnes von Ludwig XV., mit Maria Theresia von Spanien.

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Platée, dass man sie übel auf den Arm genommen hat.

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ür die Realisierung dieses wahrhaft barocken Spiels mit Verkleidung, Verwechslung und Rettung in letzter Sekunde hat sich Stijn Celis einen kongenialen Mitstreiter für Bühnenbild und Kostüme gewählt: Nicolas Musin, den in Genf lebenden Couturier, der früher Tänzer war (unter anderem bei John Neumeier in Hamburg) und zwischen 2002 und 2005 künstlerischer Leiter der am Festspielhaus Sankt Pölten angesiedelten abcdancecompany.

usgehend von Lully, entwickelte sich in Frankreich eine spezielle Mischform aus Gesang und Tanz, die sogenannte Ballettoper. Der unbestrittene Meister dieser Form war Jean-Philippe Rameau (1683–1764). Zwei Jahrhunderte kannte man ihn vor allem als Musiktheoretiker und Komponisten von Cembalowerken. Sein musikdramatisches Œuvre schuf Rameau ausschließlich nach seinem 50. Geburtstag. Es geriet nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit und wurde erst in den letzten Jahrzehnten wiederent-

Ballettdirektor Stijn Celis inszeniert

ie es der französischen Barocktradition entsprach, handelt es sich bei „Platée“ um eine Geschichte, die in der griechischen Mythologie wurzelt. Zur allgemeinen Unterhaltung beschließt Thespis, der Erfinder der Komödie, ein Schauspiel vorzuführen, das davon erzählt, wie der Gott Jupiter seine Gattin Junon von ihrer unerträglichen Eifersucht heilt. Mercure und König Cithéron besprechen die Möglichkeiten, und sie haben die Idee, die hässliche Wassernymphe Platée glauben zu machen, Jupiter sei in sie verliebt und wolle sie ehelichen. Gesagt, getan: Platée ist mehr als entzückt. Jupiter trifft die nötigen Vorbereitungen für die Hochzeit – ein grandioses Possenspiel, um Platée zu verwirren –, und just bevor diese vollzogen wird, kehrt Junon zurück. Rasend vor Eifersucht reißt sie Platée den Schleier herunter und kann nur noch lachen: Eine so unansehnliche Person ist keine Konkurrenz für sie! Unter dem Spott aller erkennt

KARTEN

K O N TA K T

SPIELSTÄTTEN

WIEDER ZU SEHEN

F A S C H I N G I M T H E AT E R

Vorverkaufskasse Schillerplatz 2 66111 Saarbrücken Tel. (0681) 3092-486 kasse@staatstheater.saarland

Saarländisches Staatstheater Schillerplatz 1 66111 Saarbrücken Telefon (0681) 3092-0 info@staatstheater.saarland

Großes Haus, Schillerplatz 1 Alte Feuerwache, Landwehrplatz 1 sparte4, Eisenbahnstraße Congresshalle, Hafenstraße 12 (alle in Saarbrücken)

Madama Butterfly Wiederaufnahme Am 20. Februar, SST

Eine Kostümprämierung bei unseren „Piraten“ am 24. und 29. Januar, ein „Costume Evening Sale“ am 25. Januar, sowie das traditionelle Faschingskonzert „Heile Heile Gänschen“ am 7. Februar: Alleh hopp!

er weltberühmte Klarinettist und Komponist Jörg Widmann, unser „Artist in Focus“ in dieser Spielzeit, gibt uns am 17. Januar in der Alten Feuerwache die Ehre. Das besondere Konzert findet ebenfalls unter der Leitung von Christopher Ward statt. Zu guter Letzt gibt es ein Wiedersehen mit unserem ehemaligen kommissarischen Generalmusikdirektor Constantin Trinks, der inzwischen ein international gefragter Dirigent ist. Unter seiner Leitung spielt das Saarländische Staatsorchester am 31. Januar und 1. Februar Werke von Smetana, Strauss und Nielsen. Ich freue mich, Sie im Saarländischen Staatstheater begrüßen zu dürfen. Ihre Intendantin des Staatstheaters

Dagmar Schlingmann

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ür die allererste Produktion eines theatralen Werks Rameaus am Saarländischen Staatstheater wurden Ballettdirektor Stijn Celis Regie und Choreografie anvertraut. Der Tanz ist sein Metier, und in seiner bisherigen Karriere hat er wiederholt für Opern- und Schauspielinszenie-

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n bewährt kompetenten Händen liegt die musikalische Leitung: Christopher Ward, Erster Kapellmeister, schwört das Saarländische Staatsorchester auf die Raffinesse KK des Rameau’schen Klangkosmos ein.

Platée Premiere am 16. Januar, SST

Christopher Ward dirigiert


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