Impuls Februar/März 2015

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DAS MAGAZIN DES STAATSTHEATER NÜRNBERG

FEBRUAR / MÄRZ 2015

ScHAuSPiEL Sascha Hawemanns Gorki-Projekt

BALLETT Sayaka Kado im Porträt

oPER Musical-Premiere: „Singin‘ in the Rain“

KoNZERT Peter Ruzicka als Dirigent und Komponist


bulthaup b3 Folgt keinen schnellen Trends. Sondern Überzeugungen. Eine bulthaup verbindet höchste Individualität mit Präzision.

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„Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dieser erste Satz des Grundgesetzes hängt am Balkon des Opernhauses, als ein Zeichen für Toleranz, genauso wie unser Bekenntnis „Je suis Charlie“. Wir verstehen dies nach den tragischen Anschlägen in Frankreich als Ausdruck unserer Solidarität mit all jenen, die für die Freiheit der Meinung einstehen. Die Freiheit der Meinung, der Presse und jeglicher künstlerischen Ausdrucksweise sind als Grundrecht Bestandteil unseres europäischen Wertesystems und wurden in blutigen, schmerzvollen Auseinandersetzungen erstritten. Es sind dies die Errungenschaften der französischen Revolutionen, ein hohes Gut der Menschheit. Nicht nur die Vorkommnisse in Frankreich sind es, die uns in diesen Tagen bewegen und mit Empörung erfüllen. Protestbewegungen von Wutbürgern, wie wir sie in deutschen Großstädten miterleben, von Dresden, Leipzig bis Köln, genährt von Vorurteilen und Misstrauen gegenüber Fremdem und Unbekanntem, wurzeln tief im Irrationalen und in Ängsten. Populisten erhalten Auftrieb und wittern Morgenluft. Die Auswüchse erfüllen uns mit Scham. Das Zynische daran ist, dass hier die Situation der Pariser Anschläge für propagandistische Zwecke missbraucht wird, was einer Verhöhnung der Opfer gleichkommt! Es empört, auf welchen simplen Nenner sich die Argumente pauschal auch gegen Muslime reduzieren lassen. Die Pflicht der Aufrichtigen ist es, dagegen zu stehen, Anstand und Würde hochzuhalten und dafür zu sorgen, dass unsere fundamentalen Werte erhalten bleiben.

Peter Theiler

Staatsintendant


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: inhalt

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SCHAUSPIEL

:

„Kinder der Sonne / Nachtasyl“ · „Angry Bird“ · „Alle lieben George“ · „Romeo und Julia.Heute“

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OPER

:

„Singin’ in the Rain”: Melissa King & Gaines Hall im Interview · „König Roger” · Schülerprojekt mit Régis Campo

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BALLETT

:

„Dreiklang: Inger / Naharin / Montero“ · Tänzerin Sayaka Kado im Porträt

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KONZERT

:

Peter Ruzicka als Dirigent und Komponist · Laboratorium Musicale

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PRESSESTIMMEN

:

„Quai West“ · „Heute bin ich blond“ · „Cyrano“ · „Neujahrskonzerte“ · „3. Philharmonisches Konzert“

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NEWSLETTER

:

Nachrichten aus dem Staatstheater



KINDER DER SONNE / NACHTASYL

: SchauSpiel

DER STURMVOGEL KREIST VOR DEM GOLDENEN KÄFIG „KINDER DER SONNE / NACHTASYL“ – SASCHA HAWEMANN INSZENIERT MAxIM GORKI Jede Etappe des ereignisreichen Lebens des Dichters Maxim Gorki (1868-1936) – vom vernachlässigten und geprügelten Jungen bis hin zum sowjetischen Staatsdichter – ist unfassbar und bemerkenswert. Seine eigene Sicht auf sein Leben spiegelt sich in seinem umfangreichen Werk und auch in seinen autobiografi schen Schriften wider. Lauf junge im Schuhgeschäft, Zeichenlehrling, Küchenjunge auf einem Wolgadampfer, Verkäufer bei einem Ikonenmaler, Hafenarbeiter, Hausknecht, Leben unter Barfüßlern (Obdachlosen), Hilfsgeselle in einer Bäckerei, Eisenbahner, Nachtwächter, Schaffner und Advokatssekretär sind nur einige Berufe, die Gorki im Laufe seines Lebens ausübte. Wer, wenn nicht Gorki, verstand die Erniedrigten und Beleidigten und konnte deren soziale Lage nachvollziehen? Er wusste allzu gut, welche Wunden das Leben einem zufügen kann. Sein Rückzugsort in schweren Zeiten war immer auch die Literatur. Bereits früh las er Dumas, Puschkin, Beranger, Turgenjew, Gogol, Dickens oder Heine. Später im Leben war er den großen russischen Literaten Tolstoi und Tschechow freundschaftlich verbunden, nur mit Dostojewski verband ihn nichts. Gorki, dessen Leben von Gewalt, Vernachlässigung und dem täglichen Überlebenskampf geprägt war und der sich als Autodidakt seinen Weg ins Leben selbst erarbeiten musste, erlebte früh die Verzweiflung über seine eigene Chancenlosigkeit durch fehlende Schulbildung und ärgerte sich über die herablassende Behandlung als ungebildeter „Mann aus dem Volk“ im gebildeten Freundeskreis.

Gorkis Auseinandersetzung mit der Intelligenz und ihren weltanschaulichen Problemen dauerte ein Leben lang an. Diese verarbeitete er in seiner Tragikomödie „Kinder der Sonne“ aus dem Jahre 1905. Seine bittere Enttäuschung über das Verhalten der Bildungselite im Kontext der Ereignisse während des „Blutsonntags“ in St. Petersburg gab hierfür den Ausschlag. „Der erste Tag der Revolution war der Tag des moralischen Zusammenbruchs der russischen Intelligenz“, so Gorki in einem Brief an seine erste Frau. Infolge der revolutionären Unruhen 1905 wurde der Schriftsteller auf Befehl des Zaren Nikolaus II. verhaftet und wegen Aufwiegelung angeklagt. Seine Verhaftung löste auch im Ausland einen Proteststurm aus. Das Berliner Tageblatt z. B. sandte eine Aufforderung an den russischen Innenminister: „Geben Sie Maxim Gorki die Freiheit zurück, die ganze Menschheit bittet für ihn!“ Es hagelte förmlich Proteste. Gorki blieb jedoch vier Wochen in der Peter-und-Paul-Festung, aber er nutzte die Zeit, um seine Tragikomödie „Kinder der Sonne“ zu schreiben. Nach seiner Freilassung wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt und aus Angst vor erneuten Mordversuchen und dem Terror der zarentreuen Gruppierung „Schwarzhunderter“ von Leibwächtern (acht bolschewistische Georgier) bewacht. Es war eine unruhige Zeit, in der Gorki „Kinder der Sonne“ schrieb. Eine Zeit, die nicht nur geprägt war von Streiks, Meutereien und Aufständen, sondern auch vom Terror der „Schwarzhunderten“, der tausende Menschenleben forderte. Innenpolitische Kämpfe zwischen dem Zaren und neuen politischen Kräften taten ihr Übriges. 7


auch groteske Züge annehmen können, wie im Falle Die Tragikomödie „Kinder der Sonne“ spielt der reichen, jungen Witwe Melanija (Karen Dahmen). im Haus des Wissenschaftlers Pawel Fjodorowitsch Das zentrale Problem, das Gorki in „Kinder der SonProtassow (gespielt von Stefan Willi Wang) und ne“ ins Visier nimmt, ergibt sich aus der Frage, ob seiner Frau Jelena Nikolajewna (Louisa von Spies). die Intelligenz, losgelöst vom Volk, glücklich leben Förmlich eingegraben in seine Welt der Wissenund die bereits existierende Kluft zum „normalen“ schaft vernachlässigt Protassow seine Frau, die sich Leben überwinden könne. In diesem Kosmos der ihrerseits mit dem Künstler Dmitrij Sergejewitsch Intelligenz wirkt Jegor (Stefan Lorch), Protassows Wagin (Julian Keck), dem Freund Protassows, die Zeit Mitarbeiter, wie ein Fremdkörper. Er arbeitet für den vertreibt. Protassow hat für sein ForschungsvorhaWissenschaftler, aber Einmischung des Arbeitgebers ben bereits sein gesamtes Kapital eingesetzt, doch in sein Privatleben lehnt er rigoros ab. In diese abdie Aussicht auf Fördermittel und auf eine bessere geschottete Welt der Protassows bricht das reale Zukunft für alle Menschen, die durch seine wissenDraußen in Form zweier schaftlichen Forschungen Figuren aus Gorkis „Nachgewährleistet wird, treibt » die menschen müssen tasyl“ ein: der Schauspieihn an. Wagin hingegen ler (Philipp Weigand) und suhlt sich in seinem elistrahlen wie die sOnne « Satin (Thomas L. Dietz). tären Kunstverständnis. In seinem anderen Stück Beide leben versunken im „Nachtasyl“ gibt es nichts, woran Gorki nicht gedacht Elfenbeinturm der Wissenschaft und der Kunst, verhätte, um die Bühne mit dem provozierenden Leben schließen sich den Ursachen für die Unruhen vor der zu füllen, das dem Bürger seiner Zeit als suspekt eigenen Haustür und entfliehen der Welt: Eskapismus gelten musste. Er zeigt Menschen, die für die Gepur. Für Jelena haben Wissenschaft und Kunst keinen sellschaft „Ausschussware“ darstellen. Es herrscht Sinn, wenn sie nicht dem Menschen dienen, und ein Chaos der Egoisten gemäß dem Motto „Jeder ist sie schließt für sich ein glückliches Leben aus, wenn sich selbst der Nächste“, losgelöst von jeder bürgerandere für ihr Wohlergehen leiden müssen. Doch lichen Konvention. In Sascha Hawemanns Fassung immerwährend stellt sie sich die Frage: Wie soll diese begegnet man wahren Clowns des Elends, die vor Kluft überwunden werden? Protassows Schwester der Bildungselite im Hause Protassows lose Szenen Lisa (Julia Bartolome) und der Tierarzt Boris Nikolaje„aus „Nachtasyl“ zum Besten geben und um ihr witsch Tschepurnoi (Christian Taubenheim) empfinden Leben spielen Auch eine soziale Anklage. Gorki, der hingegen ihre jeweilige Lebenssituation und die der Bittere, arbeitet in seinen Stücken mit einer exploIntelligenz als tragisch. Beide wollen eigentlich ihr siven Mixtur aus Kunst, Naturwissenschaft, sozialen Leben ändern, aber leider fällt ihnen kein Ausweg Missständen, Geschlechterbeziehungen und Politik. ein. Und überall lauern im Haus des Wissenschaftlers Sascha Hawemann verknüpft dies mit Humor und Protassow die Fallstricke der Liebe. Missverständnisse einer realistischen Lebensphilosophie. zwischen den Geschlechtern allerorten, die zuweilen

Katja Prussas

BucHTiPP Maxim Gorki „Meine Kindheit. Unter fremden Menschen. Meine Universitäten.“ Autobiografische Romane. München 1990 Nur antiquarisch erhältlich

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KINDER DER SONNE / NACHTASYL

: Schauspiel

Sascha Hawemann inszeniert mit seinem Team Wolf Gutjahr (Bühne) und Hildegard Altmeyer (Kostüme) nun Gorki. Es ist Hawemanns zweite Regiearbeit am Schauspiel Nürnberg nach seinem „furiosen Zugriff“ (Theater der Zeit) auf Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ in der letzten Spielzeit. Er hat im Folgenden seine ersten Notizen zum Probenstart zusammengefasst:

Ein Sturmvogel kreist vor dem goldenen Käfig, unter tüchtigen Händen gedeiht die Heilspflanze, die Liebe weniger. Wissenschaft ersetzt Revolution, die Arbeiterklasse kopuliert mit ihren blutig geschlagenen Frauen, Wut noch ohne Banner, ein Arzt ist auf den Hund gekommen vor lauter Hundsleben, die Kunst gedeiht, die Seele schrumpft. Eine einsame Ruferin erntet ein Lächeln beim Teetrinken vom spiegelblank von dienender Hand geputzten Samowar – der sein Lied singt von russischer Seele, der Liebe – vom Ich oder Wir. Die Tragödie der Scheidung, UTOPIEERSATZ. Der Griff nach den Sternen unter der sengenden Hitze der Geld- und Erfolgssonne, die Haut/das Herz versengen, Menschen brennen in den Städten. Die Wasser ähneln sich, trüb und unruhig. Gorki sieht mit ein paar Freunden unter einer roten Fahne versammelt das Massaker von 1905, Anfang und Ende einer Revolution, sein Bekannter, der berühmte Maler R., schließt die Fenster zur Straße, er erträgt den Anblick gespaltener Frauenschädel nicht, tote Kinder erst recht nicht und die Vernissage in 14 Tagen in Paris muss vorbereitet sein. Zu Hause angekommen wurde die rote Fahne in einem Kamin verbrannt: „Ich erinnere mich, wie betrübt Alexej Maximowitsch Gorki sie in der Hand gehalten hat, bevor er sie verbrannte, viele von uns weinten dabei“, nach zorniger Trauer griff sich dann Alexej ein Papier und „rief alle Bürger Russlands zum brüderlichen Kampf gegen die Autokratie“, kurz darauf klingelt der Staatsschutz an der Tür, Riga, die baltische Hure, wird zur Falle und die Peter-Paul-Festung zur Stückwerkstatt. Einen Monat lang lacht der Gefängnisdichter weinend über die Satten und Wohlanständigen, draußen wird die Menge zusammengeschossen/ hinter verschlossenen Türen über Monarchie oder Republik, Parlament nach britischem oder französischem Modell schwadroniert. „Der Staatsapparat lässt gewähren, lieber volle Theatersäle als Straßen: Der in einer Einzelzelle des Trubezkoi Turms inhaftierte Alexej Peschkow wandte sich an mich mit der Bitte, dass er in Anbetracht der Notwendigkeit, Geld zum Unterhalt der Familie zu verdienen, seine freie Zeit nutzen dürfe, um eine Komödie zu schreiben. Mit Vorlegen des Manuskriptes sowie entsprechend

seiner Gewohnheiten die Erlaubnis erhalte, sich der literarischen Arbeit in der Nachtzeit zu widmen.“ STURMVÖGEL ODER MÖWEN, FETTE ÄNGSTLICHE PINGUINE. „Ich wollte jenen Teil der Intelligenz darstellen, der aus den demokratischen Schichten hervorgegangen war, und nachdem sie eine gewisse Höhe der sozialen Stellung erreicht hatte, die Verbindung mit ihren Blutsverwandten verlor und deren Interessen – nämlich dass es die Tore des Lebens vor dem Volk weit zu öffnen galt – vergaß.“ Diese Intelligenz steht einsam zwischen dem Volk und der herrschenden Klasse der Besitzer, ohne Einfluss auf das Leben, in ihrer Zwiespältigkeit möchte sie interessant und schön leben und gleichzeitig ruhig und friedlich – sie sucht nur nach einer Möglichkeit, ihre schmähliche Tatenlosigkeit, den Verrat an der eigenen Schicht zu rechtfertigen. Und viele Angehörige der Intelligenz folgen den Kleinbürgern in die dunklen Winkel mystischer oder anderer Philosophien – ganz gleich wohin, nur ins Verborgene. Klarheit erschreckt sie zu sehr. Aufbruch in die Provinzen. Den süßen Stillstand. BEWEGUNG FRISST DIE SEELE AUF. „Ich habe alles so satt. In meinem Kopf läuten die Glocken der 36 hiesigen Kirchtürme, und die Brust knarrt wie ein ungeschmierter Wagen, der Regen regnet, hol ihn der Teufel, die Glocken läuten, aber Menschen gibt es hier nicht ... auf den Straßen gehen Popen und halten Ausschau, wen sie beerdigen können und sei es für 20 Kopeken ... ach es ist so langweilig. Es ist wie im Winter im Wasser. Hier ist es so still wie in einem Sumpf. Ich fühle, dass ich die Gabe der Sprache zu verlieren beginne, und meine Physiognomie wird immer schmaler, einer Wolfschnauze immer ähnlicher und heult mit den restlichen Wolfsschnauzen.“ „Der erste Tag der Revolution war der Tag des moralischen Zusammenbruches der russischen Intelligenz, die ihre Türen und Herzen vor der revolutionären Wirklichkeit verschloss, im Nachhinein ein Tag von unzähligen vorangegangenen Tagen des Verrats des Menschen am Menschen.“

Sascha Hawemann

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Schauspiel

: KINDER DER SONNE / NACHTASYL » Oh ihr Filzläuse! Eure Herzen sind erfüllt von moral und guten absichten, doch sie sind weich und bequem, wie eure daunenbetten. « Maxim Gorki

Sascha Hawemann, als Kind zweier Theaterregisseure in Berlin geboren, wächst in der DDR sowie in Jugoslawien auf und ist Punk in Ostberlin. 1985 flieht er über Ungarn nach Jugoslawien. In Belgrad studiert er zunächst Germanistik, von 1988 bis 1991 Schauspielregie. 1991 flieht er vor dem Kriegsdienst nach Beginn des Jugoslawischen Bürgerkriegs in das wiedervereinigte Deutschland. Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Von 1995 bis 2000 ist er Hausregisseur, ab 1997 Leitender Regisseur am Hans-Otto-Theater in Potsdam. Seit der Spielzeit 2000 / 2001 ist Sascha Hawemann freier Regisseur und inszenierte u. a. am Centraltheater Leipzig, am Deutschen Theater Berlin, Theater Chemnitz, Schauspiel Magdeburg, Maxim-Gorki-Theater Berlin, Nationaltheater Weimar, Theater Bielefeld und am Schauspiel Hannover. „Kinder der Sonne /  Nachtasyl“ ist seine zweite Arbeit für das Schauspiel Nürnberg.

Premiere

:

Maxim Gorki (1868-1936), eigentlich Alexei Maximowitsch Peschkow, gilt als Vorbild des sozialistischen Realismus und als größter Schriftsteller der Russischen Revolution. Er lebte aber aus politischen Gründen von 1906-1913 als Emigrant im Ausland und schloss sich nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion den Bolschewisten an. Allerdings lehnte er den Terror ab, weshalb er von 1921-1933 erneut in die Emigration ging. Er starb 1936 unter mysteriösen Umständen und wurde in der Kremlmauer beerdigt. Werke u.  a.: „Foma Gordejew“, „Die Mutter“, „Das Lied vom Sturmvogel“, „Drei Menschen“, „Barbaren“, „Nachtasyl“, „Kinder der Sonne“ und „Sommergäste“.

21. Februar 2015, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

KINDER DER SONNE / NACHTASYL   Maxim Gorki Aus dem Russischen von Ulrike Zemme In einer Fassung von Sascha Hawemann und Katja Prussas Inszenierung: Sascha Hawemann Bühne: Wolf Gutjahr Kostüme: Hildegard Altmeyer Dramaturgie: Katja Prussas Mit: Julia Bartolome (Lisa), Karen Dahmen (Melanija), Louisa von Spies (Jelena Nikolajewna); Thomas L. Dietz (Satin), Julian Keck (Dmitrij Sergejewitsch Wagin), Stefan Lorch (Jegor), Christian Taubenheim (Boris Nikolajewitsch Tschepurnoj), Stefan Willi Wang (Pawel Fjodorowitsch Protassow), Philipp Weigand (Schauspieler) Weitere Vorstellungen: 22., 25.02.; 01., 05., 11., 21., 24., 27., 30.03.; 04., 27., 30.04.2015

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xxx

: xxx

La traviata Oper von Giuseppe Verdi Wiederaufnahme

: 26. März 2015

Weitere Vorstellungen: 04., 06.04.; 05., 12., 15., 22.05.2015

Eine „Traviata“-Sternstunde, die selbst Werkkenner bewegt und erschüttert. Die Deutsche Bühne

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SchauSpiel

: ANGRY BIRD

ALLE MENSCHEN SIND GLEICH, ABER MANCHE SIND GLEICHER CHRISTOPH MEHLER INSZENIERT DIE URAUFFÜHRUNG VON BASA JANIKASHVILIS „ANGRY BIRD“

Manchmal sind sie sichtbar, manchmal unsichtbar, mal spürbar, mal unbemerkt, aber sie sind immer da und es gibt sie in allen Bereichen unseres Lebens: Grenzen. Ganz gleich ob intellektuell, kulturell oder politisch. Grenzen sind ein Teil unserer Welt. Sie können hilfreich sein, um zu wissen, was erlaubt ist oder was funktioniert und was nicht. Um uns im wahrsten Sinne abgrenzen zu können. Sie können aber auch Abgründe schaffen, indem sie das Eine von dem Anderen trennen. Sind Grenzen gezogen, kann man sie hinterfragen. Wurden Grenzen übertreten, kann das Konsequenzen haben. WiR SiNd ALLE BEGRENZT Auch sprachlich sind wir sprichwörtlich begrenzt. Spricht unser Gegenüber eine Sprache, die wir nicht verstehen, so ist uns eine zentrale Grundlage der Kommunikation entzogen. Für Theaterautoren können diese Grenzen dann existenziell sein. Ein Theaterstück außerhalb seines Sprachraums bekannt zu machen, stellt mitunter eine enorme Schwierigkeit dar. Glücklicherweise werden viele internationale Stücke ins Deutsche übertragen. Dennoch sind viele Autoren noch unbekannt, ohne (Verlags-)Vertreter bleiben sie zuweilen unentdeckt. Ein Autor kommt dann auf den Bühnen außerhalb seines Landes einfach nicht vor. Um zur Verbesserung dieser Situation beizutragen, lädt der Internationale Dramenwettbewerb TALKING ABOUT BORDERS jedes Jahr Autorinnen und Autoren aus osteuropäischen Ländern zur Präsentation ihrer Werke ein und avancierte in den vergangenen Jahren damit zu einer erfolgreichen Plattform zeitgenössischer osteuropäischer Dramatik. Am 19. Februar kommt mit „Angry Bird“ das erste Siegerstück aus Georgien, dem Partnerland des Wettbewerbs 2013, in der BlueBox zur Uraufführung. Allerdings sind es nicht sprachliche Grenzen allein, die der Autor Basa Janikashvili mit Blick auf die gesellschaftliche und politische Situation in seiner Heimat thematisiert.

BucHTiPP Ganz einfach und genial – es geht immerhin um zwei große Unbekannte – also unbedingt die zwei Bücher dazu lesen: 12


ANGRY BIRD

: SchauSpiel

WER HAT dEN WAHREN GoTT? Denn wie die Sprache durch ein Nichtverstehen trennen kann, so kann das auch der Glaube. In den monotheistischen Religionen Christentum und Islam beispielsweise ist es nicht zuletzt die Gemeinsamkeit, an einen einzigen Gott zu glauben, und der damit verbundene Wahrheitsanspruch, der einer gegenseitiger Toleranz häufig entgegensteht. Statt den Dialog über Gemeinsamkeiten des Glaubens zu suchen, werden gerade die Unterscheidungen leider allzu oft entschieden verteidigt. Mit Worten oder mit Gewalt, wie die tödlichen Attentate in Paris oder Norwegen zeigen. Erschüttert blicken wir auf solche Ausbrüche der Gewalt, welche die Täter durch ihren Glauben zu legitimieren versuchen. Denn sowohl Christentum als auch Islam rufen auf zur friedlichen Verständigung. So heißt es etwa in der Bibel: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.“ (Lukas 6,27). Der Koran empfiehlt gleichermaßen: „Wehre (das Böse) ab mit dem Bessern, und siehe, der, zwischen dem und dir Feindschaft war, wird sein gleich einem warmen Freund.“ (41,34) Allerdings wird an anderen Stellen gerade das Gegenteil gefordert: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ (Matthäus 5,43) heißt es in der Bibel. Der Koran warnt ebenfalls: „O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden.“ (5,51) Wie soll man diese Widersprüche begreifen? Aussagen, die aus dem Kontext der jeweiligen Heiligen Schrift herausgelöst gelesen werden, können schnell zu Missverständnissen führen, die Unkenntnis um den anderen Glauben zu Misstrauen und Angst. Eine Konfrontation mit extremen Formen religiös motivierter Gewalt, wie sie die Weltöffentlichkeit jüngst mit den Anschlägen islamistischer Terroristen auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ erschüttert hat, vertieft die bereits existierenden diffusen Ängste und Vorbehalte. Auch vor der Religion selbst. Plötzlich ist von DEM Islam die Rede und von DEN Muslimen, ohne dass die meisten Menschen, die alle Gläubigen in einen Topf werfen, vielleicht jemals den Koran gelesen haben. Das Gefühl der latenten Bedrohung wiederum wird von den Menschen aufgenommen und missbraucht, die gegenwärtig auf die Straßen gehen und gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ demonstrieren.

DIE BIBEL z.B. nach der Übersetzung Martin Luthers. Standardausgabe mit Apokryphen von Martin Luther DER KORAN von Annemarie Schimmel (Herausgeber, Vorwort), Max Henning (Übersetzer) von Reclam 13


Schauspiel

: Angry Bird

DAS STÜCK: CHRISTEN GEGEN MUSLIME Auch das Stück „Angry Bird“ des georgischen Autors Basa Janikashvili befasst sich mit einer extremen Angst vor dem Fremden und dem Anderen. In dem georgischen Dorf, in dem das Stück spielt, lebten Christen und Muslime jahrzehntelang friedlich miteinander. Vor etlichen Jahren half Toma, der an den christlichen Gott glaubt, Hasan, der an Allah glaubt, sich in seinem Dorf anzusiedeln, nachdem Hasans Familie ihr Zuhause bei einem Erdrutsch verloren hatte. Als eines Tages die muslimische Minderheit des Dorfes jedoch eine eigene Moschee bauen will, verwandeln sich die einstigen Freunde allmählich in erbitterte Feinde. Denn durch den Bau eines islamischen Gotteshauses wird in Augen der Christen eine Grenze überschritten. Undankbarkeit lautet der Vorwurf gegen die muslimischen Einwohner, denen doch bereits Obdach auf „christlichem Boden“ gewährt wird. Ihr Vorhaben würde den Dorffrieden gefährden und die übrigen Bewohner stören. Aufnehmen ja, Beten nein. Die Grenze des Verständnisses ist erreicht. Die Muslime bleiben Fremde im Dorf. Eindringlinge, denen nicht dieselben Rechte wie den Christen zugesprochen werden. Mit der Zeit wachsen Misstrauen und Angst ins Unermessliche. Ein Gerücht jagt das Nächste. Muslime – sind das nicht Anhänger des Bösen? Vielleicht sind sie nur gekommen, um die Christen zu vernichten. Planen sie nicht vielleicht sogar ein Attentat? Einzig Tomas‘ Sohn Gio und Hasans Tochter Chatuna verstehen den Konflikt der verfeindeten Erwachsenen nicht. Haben sie nicht alle denselben Gott? Ist damit nicht auch der Hass von Grund auf hinfällig? Aus diesem Zweifel heraus beginnt das Stück mit einer einfachen Frage der Tochter, welche provokanter nicht sein könnte: „Wie sieht unser Gott aus, Vater?“ Der Satz verweist auf die deutliche Trennung der beiden Glaubensrichtungen. Die Götter sind verschieden. Hier gibt es nichts Gemeinsames. Diese beiden 16-jährigen, die im Verlauf des Stückes zu Liebenden werden, könnten nun der Hoffnungsschimmer einer Zukunft in Eintracht sein. Eine Liebe zwischen den Kulturen scheint zwischen ihnen möglich. Doch anstatt aus der Abgeschiedenheit des Dorfes zu verschwinden, beginnen sie ihren ganz eigenen Vernichtungskampf und lieben bis zur letzten Konsequenz. In ihrer eigenen Radikalität sind auch sie gnadenlos.

Der Autor Basa Janikashvili wurde 1974 geboren und studierte Theater und Film an der „Shota Rustaveli Theatre and Georgia State Film University“ in Tiflis. 1998 veröffentlichte er sein erstes Buch mit Theaterstücken und Kurzgeschichten. Seitdem hat er mehrere Theaterstücke geschrieben, die in Georgien, Russland oder auch Großbritannien aufgeführt wurden. 2003 und 2006 wurde er mit dem georgischen nationalen Literaturpreis „Saba“ ausgezeichnet. 2009 gewann er im „International Radio Playwriting Competition“ der BBC. Mit „Angry Bird“ stellt er sich als Theaterautor erstmals dem deutschen Publikum vor.

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Angry Bird

: Schauspiel

HASS ERZEUGT HASS Der Schauplatz von Gios und Chatunas Auseinandersetzung mit der bedrückenden Situation verlagert sich im Stück auf eine virtuelle Ebene, einen Spielplatz der Fantasie und in eine fiktive Welt. Die Liebenden treten sich als Gegner in „Angry Birds“ gegenüber – einem harmlos anmutenden Computerspiel, das letztlich allerdings auch darauf ausgelegt ist, dass sich die gegnerischen Parteien vernichten, die eine Seite (die Vögel) die andere Seite (die Schweine) zerstört. Angesichts der Leichtigkeit, mit der in der virtuellen Realität die Kämpfe bis zum Tod ausgefochten werden können, scheint den Jugendlichen selbst die Auslöschung der Welt ihrer Väter nur einen Klick bzw. Wisch entfernt. Aller Streit hätte endlich ein Ende. Könnte dieses Szenario nicht in die reale Welt übertragen werden? Das gefährliche Spiel der beiden Jugendlichen beginnt. Ob dabei die Bewohner des Dorfes tatsächlich umkommen, ist nicht mehr von Bedeutung. Und so schüren Chatuna und Gio Hass unter ihren Mitmenschen, streuen Gerüchte, befeuern Misstrauen und spielen mit den Ängsten der Dorfbewohner. Real und virtuell. Eine gefährliche Mischung der beiden Welten. Es braucht nicht mehr viel, damit alles in einem Blutbad endet und das Spiel aus ist. Auf die Frage, warum er surreale Elemente in sein Stück eingebaut hat, antwortet der Autor Basa Janikashvili: „Was nennst Du denn surreal? Für mich ist es vor allem surreal, dass Menschen sich wegen ihrer Religion bekriegen.“ Janikashvili schrieb das Stück in einer Zeit, in der in Georgien zahlreiche Übergriffe von Christen auf die muslimische Minderheit erfolgten. Das Land gehört zu den ältesten christlichen Nationen der Welt und die georgisch-orthodoxe Apostelkirche genießt seit 337 den Status der offiziellen Staatsreligion, was Privilegien wie z. B. Steuererleichterungen einschließt. Erst 2011 wurden einige weitere Religionsgemeinschaften wie Muslime und Juden ebenfalls rechtlich abgesichert. Dennoch gibt es bis heute immer wieder religiös motivierte, gewalttätige Übergriffe. Die Christen drohen den Muslimen mit Vertreibung und körperlicher Gewalt und verlangen die Unterlassung der gemeinsamen Versammlungen und Gebete. Auch der Bau von Moscheen wird oft zu verhindern versucht. Im Artikel 1 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 heißt es: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Auch die Religionsfreiheit ist als Grund- und Menschenrecht im Artikel 18 fest verankert. Somit ist jedem Menschen zugesichert, frei und dem Anderen gleich zu sein.

Diana Insel

Uraufführung

:

19. Februar 2015, 20.15 Uhr, Bluebox

Angry bird   Basa Janikashvili Inszenierung: Christoph Mehler Bühne und Kostüme: Christoph Mehler, Ayse Özel Dramaturgie:

Diana Insel Mit: Nicola Lembach (Nora), Henriette Schmidt (Chatuna); Martin Bruchmann (Gio), Daniel Scholz

(Hasen), Marco Steeger (Toma)

Weitere Vorstellungen: 21., 25.02.; 01., 05., 08., 21.03.; 27.04.2015

Talking about

Borders

International Drama contest

Gefördert von

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u18 plus

: Romeo und Julia.Heute

Romeo und Julia / schon immer / überall Griechischer Kunstclub im Jubiläumsprogramm „Romeo und Julia.Heute“

Das Thema der „Romeo und Julia“-Geschichte begegnet Ihnen in dieser Spielzeit am Staatstheater in vielen verschiedenen Versionen. Die Uraufführung von „Angry Bird“ in der BlueBox präsentiert eine zeitgenössische Variante davon, ab Juni ist auf der Schauspielhausbühne das Shakespearesche Original zu sehen. Auch Theaterpädagogin Anja Sparberg hat ihr Programm im Jubiläumsjahr „15 Jahre Theaterpädagogik“ am Staatstheater Nürnberg dem berühmten Liebespaar gewidmet; mit dem Unterschied, dass sie den Blick auf geglückte Beziehungen richtet. Zahlreiche Partner-Theatergruppen hat Anja Sparberg eingeladen, sich im Rahmen des JubiläumsProjekts „Romeo und Julia. Heute“ zu beteiligen. Darin präsentiert sich auch die Theatergruppe des Griechischen Kunstclubs, ein Verein der in diesem Jahr selbst das stolze Jubiläum von 25 Jahren seines Bestehens feiert. Vom 2. bis 4. Juli 2015 werden zahlreiche Varianten von „Romeo und Julia“ auf den Bühnen des Schauspielhauses gezeigt, worunter der Kunstclub eine bei uns weitgehend unbekannte griechische Version präsentiert.

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Ein griechisches Epos Aretousa und Erotokritos heißen die beiden Liebenden im Versepos „Erotokritos“ von Vitsentzos Kornaros, deren Standesunterschied ihre Liebe unmöglich macht, jedenfalls zunächst. Aretousa ist die Tochter des Kreterkönigs Herakles, Erotokritos ein Beamtensohn. Er singt Liebeslieder unter ihrem Balkon, sie treffen sich heimlich, der Jüngling wird verbannt … Doch am Ende des seitenschweren Liebesdramas gelingt – anders als bei Shakespeare – ein Happy End: Erotokritos bewährt sich heldenhaft im Krieg, rettet unerkannt das Leben und die Macht des Königs und erhält dafür zum Lohn die Hand Aretousas, plus Königsthron. – Da sage noch einer, Griechen seien keine Optimisten! Schon lange hat Grigorios Nikiforidis den Traum, dieses Versepos in Sprache und Tanz auf die Bühne zu bringen. Bisher wurde dieses Juwel der griechischen Literatur nicht ins Deutsche übersetzt. Ariadne Papageorgiou erarbeitet daher eigens für diese Produktion des Kunstclubs die erste deutsche Übersetzung des Stoffes in Versen. Das umfangreiche Werk mit über 30 Protagonisten hat Nikiforidis in


Pro d u kt io

n stea m „E ro to kr it

os“

ENGLISH TOILETRIES FÜR SIE UND IHN

z.B. von Crabtree & Evelyn, Bronnley, Penhaligon’s, Floris, Woods of Windsor

eine Fassung für zwei Schauspieler gebracht, nur Aretousa und Erotokritos stehen auf der Bühne. Um dem Standesunterschied auch einen akustischen Ausdruck zu geben, spricht Aretousa im kretischen Idiom des Ursprungstextes, während der jugendliche Liebhaber seiner Liebe in deutscher Sprache Ausdruck verleiht. Theater verbindet Kornaros gilt als einer der wichtigsten Vertreter der kretischen Literatur und sein Hauptwerk, der „Erotokritos“, wurde in vielfacher Weise auch musikalisch umgesetzt. In Griechenland ist das Werk aus dem 16. Jahrhundert daher bis heute sehr bekannt und populär. Und gerade die musikalischen Formen waren es, die Grigorios Nikiforidis schon vor zehn Jahren dazu brachten, an einer Bühnenversion für den Kunstclub zu arbeiten. Es ist wohl aber auch die Botschaft von der Überwindbarkeit der Grenzen, die dieses Epos transportiert, die so gut zum künstlerischen und gesellschaftspolitischen Engagement des Griechischen Kunstclubs insgesamt passt: „Wir wollen mit der Kunst beweisen, dass Kunst Feindschaften abbauen kann“, erläutert Nikiforidis eine Mission des Vereins, dessen Mitglieder bei weitem nicht alle Griechen sind. Nicht zuletzt durch gemeinsame Projekte mit dem türkischen Theater O, mit dem u. a. seine Theaterproduktion „Fremde Heimat“ entstand (mit sechs türkischen und sechs griechischen Schauspielern), hat er dieses Anliegen überzeugend untermauert, das schließlich mit dem Integrationspreis der Bezirksregierung Mittelfrankens ausgezeichnet wurde. Grigorios Nikiforidis ist Gründer und Motor des Vereins. Der ehemalige Student der Theaterwissenschaften und heutige Sportlehrer, der das Regiekonzept für „Erotokritos“ entwickelt hat, hat auch eine künstlerische Verangenheit am Nürnberger Theater: In den 90er Jahren gehörte er dem legendären „Jungen Theater“ am Schauspielhaus an und stand hier u. a. in Fassbinders „Katzelmacher“ auf der Bühne. So ist die Premiere von „Erotokritos“ dann auch eine Art Heimkehr für ihn.

Verena Kögler

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vierzig stunden für vierzig tage Nürnberg liest „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel in Gedenken an den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges Im April jährt sich der Völkermord an den Armeniern zum einhundertsten Mal. Anlässlich des Jahrestages und im Rahmen des Internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS veranstaltet das Staatstheater Nürnberg eine 40-StundenLesung in den Kammerspielen. Aus dem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel werden an drei Tagen in den Kammerspielen jedoch nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles lesen. Vielmehr sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich mit ihrer Stimme an der Lesung zu beteiligen – als Zeichen für Völkerverständigung und Humanität, in einer leisen, aber kraftvollen Demonstration gegen Hass und Gewalt. Es lesen alle für alle: möglichst viele bekannte wie unbekannte Gesichter aus Nürnberg und der Metropolregion, Vertreter möglichst vieler Nationalitäten und Konfessionen sowie das Ensemble und Mitarbeiter des Staatstheaters. Aghet – „Katastrophe“ – so bezeichnen die Armenier selbst die historische Tragödie eines der ersten Völkermorde der Moderne. 1915 und 1916 eskalierte der übersteigerte Nationalismus der Jungtürkischen Bewegung in der Vernichtung der armenischen Gemeinden in der heutigen Türkei und Syrien. Franz Werfel, einer der renommiertesten österreichischen Autoren, reiste 1930 nach Syrien und war durch die Begegnung mit Waisenkindern von dieser Katastrophe so berührt, dass er weitere Zeitzeugen

40-Stunden-Lesung

befragte und daraus seinen epochalen Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ schuf. Das Buch erzählt vom Elend der Verfolgung und Vernichtung, aber auch Geschichten von Widerstand und Rettung. Gabriel Bagradian, Mitglied einer weitverzweigten, kosmopolitischen armenischen Familie, kehrt mit seiner „französischen“ Frau und dem gemeinsamen Sohn zurück an seinen ursprünglichen Heimatort, die Berghänge des Musa Dagh. Mitten in den Wirren des untergehenden osmanischen Reichs, auf dem wohl gewichtigsten „Nebenschauplatz“ des Ersten Weltkriegs, findet er eine Aufgabe, Heimkehr und Sinn im Schutz der armenischen Gemeinde, die sich vor der türkischen Deportation auf den Musa Dagh flüchtet. Sie widerstehen einer langen Belagerung und entkommen dem Tod, jedoch ohne Gabriel, der auf dem Berg bleibt.

„Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, so elend war ihm zu Mute. Was hatte sich denn ereignet und die Welt ganz und gar verwandelt? Hier in diesem Lande war er geboren. Hier müsste er auch zu Hause sein. Aber wie? Der unaufhaltsam gleichmäßige Menschenstrom des Bazars macht ihm die Heimat streitig. Er spürte es, obwohl die in sich versunkenen Gesichter ihn gar nicht anblickten. […] sein Rücken war voll plötzlicher Furcht wie der eines Verfolgten, ohne dass sich eine Menschenseele um ihn kümmerte.“

Nürnberg liest „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel

Es lesen: Nürnberger Bürger, prominente Gäste und Ensemblemitglieder 22. April, 12.00 Uhr bis 0.00 Uhr · 23. April, 8.00 Uhr bis 2.00 Uhr nachts · 24. April, 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr mit einer Abschlussveranstaltung um 19.30 Uhr, u. a. mit der armenischen Sopranistin Hrachuhí Bassénz

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Alle lieben George

: Schauspiel

Alle lieben George oder Jeder liebt sich selbst am meisten

Der berühmte englische Autor und Regisseur Alan Ayckbourn beginnt sein neustes Theaterstück „Alle lieben George“ („Life of Riley“) mit einem Stück im Stück bzw. mit einer Komödie in einer Komödie. Colin ist Arzt und seine Frau Kathryn Sprechstundenhilfe bei einem Zahnarzt. Die fast erwachsene 16-jährige Tochter Tilly schenkt dem Paar wieder mehr Freizeit und so spielen sie u. a. mit der ehemaligen Kosmetikerin und Ehefrau Jacks, einem befreundeten Geschäftsmann, in einer Laienthea­ tergruppe unter der Regie von Peggy Parker. Im September soll Premiere sein. Auf dem Programm steht, selbstironischerweise, ein Frühwerk von Alan Ayckbourn: „Halbe Wahrheiten“ („Relatively Speaking“) – eine typische englische Verwechslungskomödie für zwei Paare, in der es um Liebe, Treue und Affären geht. Es ist Mai und somit könnten alle eigentlich fröhlich und entspannt proben. Doch Colin ist heute niedergeschlagen, denn die Nachricht, dass einer seiner Patienten schwer erkrankt ist und wohl nur noch wenige Monate zu leben hat, macht ihm schwer zu schaffen. Als seine Frau Kathryn auf ihre unnachahmliche Weise den Namen des Patienten errät, verbreitet sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer von Haus zu Haus, von Vorgarten zu Vorgarten: George Riley, Jacks bester Freund, hat Krebs! Was tun? Wie damit umgehen? An eine ordentliche Probe ist auf jeden Fall nicht mehr zu denken. Sollte man sich nicht um George kümmern? Lebt doch seine Exfrau Monica mit ihrem neuen Freund Simeon auf dem Lande und George völlig verlassen in seiner Doppelhaushälfte. Als dann auch noch die Nachricht hereinbricht, dass ein Mitspieler wegen einer neuen Freundin seine Rolle zurückgibt, ist guter Rat teuer. Was tun? Wie damit umgehen?

» W ir haben Theater gespielt. George ist sehr gut. Beim Theaterspielen.«

Sir Alan Ayckbourn (*1939 in London) war ursprünglich Schauspieler, bevor er zu „Großbritanniens populärstem Gegenwartsdramatiker“ (The Economist) wurde. Für seine inzwischen über 70 Stücke ist er mehrfach ausgezeichnet worden, darunter bisher allein sieben Mal mit dem Evening Standard Award. Übersetzt wurden sie mittlerweile in über 40 Sprachen, einige von ihnen wurden in England und Frankreich auch verfilmt. Ayckbourn lebt in Scarborough und ist dort seit 1969 Künstlerischer Leiter des Stephen Joseph Theatre. 1987 wurde er von der Queen zum „Commander of the Order of the British Empire“ ernannt, 1997 als erster Dramatiker seit Terence Rattigan in den Adelsstand erhoben. Für sein Lebenswerk wurde er 2008 in England mit dem Laurence Olivier Special Award ausgezeichnet, 2010 folgte die Verleihung des Special Tony Awards in New York.


SchauSpiel

: ALLE LIEBEN GEORGE

Könnte man George nicht fürs Theater begeistern? Die Premiere wäre gerettet und George hätte eine Beschäftigung. Gesagt, getan. George willigt ein und mit Feuereifer werden die Proben an „Halbe Wahrheiten“ fortgesetzt. Jeder kümmert sich liebevoll um den kranken George. Man wäscht seine Wäsche, man reinigt seine Wohnung und schließlich wird auch noch ein gemeinsamer Urlaub auf Teneriffa geplant. Jeder ist für ihn da und gibt, was er kann. Man fl irtet, man verliebt sich, man beginnt Affären. Die Proben verlangen hundertprozentigen Einsatz. Echtes Spiel und falsches Mitleid oder echtes Mitleid und falsches Spiel? Wer könnte das noch unterscheiden? Alle lieben George – und jeder sich selbst am meisten. Das Theater auf dem Theater nimmt unaufhaltsam seinen Lauf ... Mit brillantem Wortwitz und schwarzem englischen Humor treibt Alan Ayckbourn den verbalen Schlagabtausch seiner Figuren immer weiter voran. Doch der Clou seiner Komödie ist, dass er alle Szenen auf den verkommenen Terrassen oder in den verwilderten Vorgärten dieser Mittelstands-Paare spielen, die Titelfi gur George aber, die alle so sehr lieben, nie auftreten lässt.

Schauspieldirektor KLAuS KuSENBERG, der schon bei mehreren deutschsprachigen Erstaufführungen des Briten Regie führte („Unsere kühnsten Träume“, „Heimliche Ängste“, „Glückliche Zeiten“, „Callisto 5“), inszeniert die deutsche Erstaufführung.

Horst Busch

BucHTiPP „Theaterhandwerk – 101 selbstverständliche Regeln für das Schreiben“ von Alan Ayckbourn Aus dem Englischen von Gustav W. Grumbach Alexander Verlag Berlin Im Theaterbuchladen für 19,90 Euro erhältlich.

DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG

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20. FEBRUAR 2015, 19.30 UHR, KAMMERSPIELE

ALLE LIEBEN GEORGE

Alan Ayckbourn

Deutsch von Inge Greiffenhagen Inszenierung: Klaus Kusenberg Bühne und Kostüme: Günter Hellweg Mitarbeit: Franziska Isensee Dramaturgie: Horst Busch Mit: Josephine Köhler (Tamsin), Adeline Schebesch (Kathryn), Elke Wollmann (Monica); Pius Maria Cüppers (Colin), Michael Hochstrasser (Jack), Thomas Nunner (Simeon) WEITERE VORSTELLUNGEN: 21., 25.02.; 01., 05., 11., 21., 24., 29.03.; 04., 27., 30.04.2015

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Glücksgefühle im Regen Regisseurin Melissa King und Hauptdarsteller Gaines Hall im Gespräch über „Singin‘ in the Rain“ Tanzend und steppend machte Gene Kelly in dem Film „Singin‘ in the Rain“ 1952 dem Regenwetter eine musikalische Liebeserklärung. 1983 erlaubte die Filmgesellschaft MGM eine Bühnenadaption des Musicals, die bis heute das Publikum mitreißt. Das Thema heißt Hollywood im Umbruch: Don Lockwood und seine Filmpartnerin Lina Lamont sind das unangefochtene Traumpaar des Stummfilms. Doch während der Dreharbeiten zu ihrem neuen Film erreicht sie die schockierende Nachricht vom Erfolg des ersten Tonfilms. Für Don ist das kein Problem, wäre da nicht Linas schrille Stimme … Als der Film zu platzen droht, kommt die zündende Idee: Die charmante, aber bisher erfolglose Schauspielerin Kathy Selden soll Lina heimlich synchronisieren. Alles läuft gut – bis das begeisterte Publikum Lina Lamont live hören will …

Melissa King, die für ihre versierten und glänzenden Musical-Choreographien und -Inszenierungen weithin bekannt ist, setzt diese Parade von Evergreens am Staatstheater Nürnberg in Szene. Ihre Arbeit an renommierten Häusern umfasst zahlreiche große Musicalklassiker wie etwa „West Side Story“, „Anatevka“, „Anything Goes“, „Les Misérables“, „Miss Saigon“ und einige beachtete Uraufführungen wie die Europäische Erstaufführung von „Pinkelstadt“ („Urinetown“) am Schlossparktheater Berlin und die Uraufführungen von „Der Mann, der Sherlock Holmes war“ an der Staatsoperette Dresden. Dazu fegt das Ensemble in Tanzrhythmen von Stepptanz, swingendem Walzer bis hin zum Bolero über die Bühne. Zu Melissa Kings langjährigem und bewährten Team gehören der Bühnenbildner Knut Hetzer und die Kostümbildnerin Judith Peter. In der Rolle des Don Lockwood steht wiederholt MusicalStar Gaines Hall im Rampenlicht des Nürnberger Opernhauses – ebenfalls vom Publikum begeistert aufgenommen für seine Rolle in „Silk Stockings (Ninotschka)“. Nach einer arbeitsintensiven Probe sprachen die beiden gut gelaunt mit Dramaturgin Sonja Westerbeck über die Produktion.


Singin’ in the rain

Was wäre für Euch eine Situation im wahren Leben, in der Ihr im strömenden Regen zu singen und tanzen anfangen könntet? Melissa King: Ich tanze eigentlich immer dann, wenn ich ein Glücksgefühl habe – und das habe ich oft! (lacht) Und sogar besonders gerne im Regen – aber ohne Regenschirm! Ich habe nie einen Regenschirm dabei. Durch die Pfützen zu platschen, das bringt auch ein bisschen Kindheitserinnerungen zurück. Und der Regen kann auch mal alles wegwaschen – man fühlt dann so eine Reinheit. Gaines Hall: Ich kann das sehr nachvollziehen, dass Don aus diesem Verliebtheitsgefühl heraus selbst im strömenden Regen zu tanzen anfängt. Er hat endlich in Kathy jemanden gefunden, dem er sich nah fühlt. Obwohl Don Lockwood ja eigentlich in dem Moment nicht nur aufgrund seiner Verliebtheit singt und tanzt, sondern auch, weil ihm eine tolle Idee gekommen ist, wie man den Film retten kann. Aber natürlich ist er rundum guter Laune – und dieses Verliebtheitsgefühl ist dabei der letzte Kick obendrauf! Ich selbst kenne so ein Hochgefühl auch, z. B. wenn ich aus dem Kino oder dem Theater komme und es hat mir sehr gefallen und mich inspiriert. Wenn man dann für den Moment so ganz frei ist, dann genieße ich einfach das Naturerlebnis Regen.

Der Film „Singin‘ in the Rain“ ist ein Klassiker. Verführt der Film sehr ihn zu imitieren bzw. wie macht man sich am besten frei davon? M. K.: Ich kenne den Film von Kindheit an. Aber als Regisseurin sage ich: Den Film eins zu eins auf die Bühne zu bringen, hat so gut wie keinen Reiz. Es gibt auch in der Adaption für die Bühne schon klei-

: Musical

ne Veränderungen gegenüber dem Original-Drehbuch des Films. Alleine rein technisch kann man nicht einfach den Film auf die Bühne übertragen. Es gibt viele Dinge, die man nur im Film zur Verfügung hat. Einfaches Beispiel: Close-Ups, also Nahaufnahmen. Im Film sieht man sehr viel Mimik. Auf der Bühne müssen wir das Gefühl vergrößern, damit es den Zuschauer erreicht. Anderes Beispiel: Schnelle Schnitte für Szenen- oder Perspektivenwechsel haben wir in dieser Form nicht – wir können das durch schnelle Umbauten auf der Bühne zwar nachempfinden, aber das ist natürlich nicht dasselbe. Schon allein deswegen ist Imitieren nicht ratsam. Ich gehe sogar stellenweise mit Absicht dagegen: Es gibt so viele ikonische Momente in dem Film, z. B. in „Make 'em Laugh“, Cosmo Browns Tanz mit den Puppen: Den einfach „nur“ nachzumachen – obwohl er großartig ist –, das ist nicht meins. Ich bin umgeben von vielen kreativen Menschen hier; es gibt andere wunderbare Ideen, und damit entwickle ich etwas Neues. G. H.: Die Inszenierung bekommt quasi den eigenen Fingerabdruck, wenn es sich aus den Persönlichkeiten, die wir jetzt im Team haben, heraus entwickelt. Auch für uns als Darsteller ist es ja viel interessanter, etwas Eigenes zu entwickeln.

Gaines, Don Lockwood wird von keinem Geringeren als Gene Kelly dargestellt. Wie gehst Du mit dieser Vorlage als Darsteller um? G. H.: Natürlich möchte ich selbst auch das Nachahmen vermeiden. Aber nicht ausschließlich in Bezug auf diese eine Rolle des Don Lockwood. Dennoch: Gene Kelly ist und bleibt schon eines meiner großen Vorbilder! Ich war schon immer mehr ein Gene-Kelly-Typ als ein Fred-Astaire-Typ. Ich habe Gene Kelly von Kindheit an angehimmelt und beobachtet und es gibt bestimmt ein paar Ähnlichkeiten in meiner Körperlichkeit, die ich nicht aufgesetzt habe, sondern die einfach in mir sind, weil ich ihn eben mein ganzes Leben studiert habe. Gene Kelly ist körperlich eher athletisch; Fred Astaire ist etwas filigraner. Ehrlich gesagt, ich versuche eigentlich eine Mischung aus beiden Typen – je nach Rolle oder nach Stil des Stückes.

Musical ist vor allem auch Unterhaltung. Worin liegt die größte Herausforderung, Unterhaltung zu machen? M. K.: Man muss gerade bei Stücken wie „Singin’ in the Rain“ ein bisschen aufpassen, dass es nicht in Richtung „Kitsch“ geht. Das kann schnell passieren … Aber sobald die Darsteller eine ehrliche Emotion zeigen, passiert das nicht. Der Inhalt bietet ja auch nicht nur pure Komik – immerhin geht es um ein 25


Musical

: Singin’ in the rain

sehr großes Thema: Umbruch in Hollywood. Der Tonfilm wird erfunden – eine technische Revolution mit großer Tragweite für den Beruf des Schauspielers. G. H.: Für viele Schauspieler war das in der Realität ein totaler Einbruch in ihrer Karriere. Existenzen sind dabei zu Grunde gegangen. M. K.: Tatsächlich haben Schauspieler von Stummfilmen ihre Arbeit verloren oder mussten komplett umdenken. Denn die Art und Weise, sich auszudrücken, vor der Kamera zu agieren, hat sich komplett gewandelt. Aber man darf bei der Inszenierung speziell dieses Stückes diese tragische Situation nicht fokussieren. Wenn man solche Geschichten erzählen will, also das Dramatische der Zeit zeigen, muss man andere Stücke machen, wie z. B. „Sunset Boulevard“.

Gaines, hast Du konkrete Vorbilder aus der Stummfilmzeit? G. H.: Ich habe natürlich einige Stummfilme in meinem Leben gesehen und das ist mir auch noch vertraut. Ich habe allerdings nicht mit Absicht nochmal bestimmte Filme bzw. Stummfilm-Schauspieler studiert. Den Gestus, wie sich die Leute in den 20er, 30er und 40er Jahren bewegt haben, sich verhalten haben, habe ich inzwischen so oft gespielt, dass ich das einfach abrufen kann. Die Stummfilmszenen haben dabei natürlich speziellere Anforderungen: Hier sind große, ja eigentlich übertriebene Gesten gefragt – aber auch das war für mich komischerweise nie ein großes Problem (lacht kokett).

Melissa, Du bist in Personalunion Regisseurin und Choreographin. Ist es etwas anderes, als Frau Choreographie-Sequenzen für Männer oder für Frauen zu entwerfen und vorzutanzen? M. K.: Ja, es ist komischerweise schon so: Männlichere, also athletischere Parts, fallen mir tatsächlich etwas einfacher als die weibliche Seite mit mehr Attitüde. Ich selbst bin auch eher eine athletische Choreographin. Auch hier spielt die Zeit, von der das Musical handelt, eine große Rolle. Man muss schon darüber Bescheid wissen, wie sich die Damen damals bewegt haben. Aber ich mache das durchaus mit Absicht, dass sowohl Männer als auch Frauen verschiedene Stile tanzen sollen.

Musicals sind in ihrer Anlage sehr festgelegt – schon allein aus rechtlichen Gründen darf man nicht viel an der Fassung ändern. Wie gelingt es doch, dass eine Inszenierung individuell ist, die Handschrift von – in diesem Fall – Melissa King trägt? M. K.: Ja, ich finde, es gibt schon Stücke, die damals in ihrer Zeit gut funktioniert haben, aber heute

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Singin’ in the rain

aufgrund der veränderten Sehgewohnheiten, was z. B. Spannungsbögen betrifft, etwas nachgelassen haben. „Showboat“ zum Besipiel, das dauert in der ungekürzten Originalversion über drei Stunden. Das Publikum ist heute nicht mehr daran gewöhnt, dass ein Musical-Abend mal drei Stunden dauern kann. Also verschwindet es zugunsten von anderen, moderner konzipierten Stücken vom Spielplan. Und genau aus dem Grund wäre es doch gut, wenn die Verlage teilweise erlauben würden, zu kürzen – selbstverständlich ohne dabei die Dramaturgie zu zerstören. Auf der anderen Seite verstehe ich, dass die Verlage die Stücke schützen wollen, damit sie nicht grob verändert werden. Aber z. B. eine altmodische Sprache anzupassen, finde ich teilweise dringend notwendig. Die Änderungen oder Modernisierungen macht man ja auch, um dem Publikum noch mehr die Möglichkeit zu geben, ins Stück hineingezogen zu werden – und dann ist viel gewonnen.

Premiere

: Musical

Abschließend: Gibt es eine Lieblingsszene beim derzeitigen Probenstand? M. K.: Jede Szene ist meine Lieblingsszene.

(lacht) Aber ich dachte zum Beispiel, dass die gespielte Filmset-Szene schwierig zu inszenieren sein wird, denn es sind viele Leute beteiligt und sie sollte viel Komik haben usw. Normalerweise braucht man dafür mehrere Tage, bis das sitzt. Aber wir haben tolle Leute, die einfach wissen, worauf es bei solchen Szenen ankommt – nämlich auf die Interaktion – und so war es viel einfacher als gedacht. G. H.: Mir persönlich macht die Sprecherziehungsszene wahnsinnig viel Spaß – wenn dann auch das Publikum richtig mitgeht, ist das zum Brüllen komisch! Und, so klischeehaft es ist, die RegenNummer ist natürlich schon toll! Ich bin damit immerhin aufgewachsen – und jetzt mache ich diese Nummer selbst! Das ist dreifaches Glück: Ich erfahre es als Schauspieler Gaines Hall, diese Nummer zu machen, ich fühle es in der Rolle als Don Lockwood – und dann noch in der Reaktion des Publikums, das man im besten Fall damit auch glücklich macht!

: 14. Februar 2015, 19.30 Uhr, Opernhaus

SINGIN’ IN THE RAIN

Nacio Herb Brown

Musical von Betty Comden und Adolph Green (Drehbuch und Adaptierung), Arthur Freed (Text) und Nacio Herb Brown (Musik); Deutsche Fassung von Roman Hinze Dialoge in deutscher Sprache, Songs in englischer Sprache mit Übertiteln Musikalische Leitung: Gábor Káli  Inszenierung und Choreographie: Melissa King Bühne: Knut Hetzer Kostüme: Judith Peter  Fechtchoreographie und Dancecaptain: Luke Giacomin Licht: Olaf Lundt Ton und Video: Boris Brinkmann Chor: Tarmo Vaask  Dramaturgie: Sonja Westerbeck Mit: Sophie Berner (Lina Lamond), Kerstin Geitner/Angelika Straube (Dora), Filipina Henoch (Kathy Selden),

Gina Marie Hudson, Nicola Milford, Sabrina Stein, Samantha Turton, Marion Zollinger (Valentine-Girls); Fredrik Andersson (Tenor, Beautiful Girl, Ziegfeldtänzer), Jurriaan Bles, Cedric Bradley (Ziegfeldtänzer), Andreas Christ (Roscoe Dexter), Jonathan Nils Egger/Arthur Usenko (Der junge Cosmo), Luke Giacomin (Ziegfeldtänzer), Gaines Hall (Don Lockwood), Timothy Hamel (Ein Polizist), Robert Johansson (Mr. Dinsmore/Sprecherzieher, Ziegfeldtänzer), Richard Kindley (R. F. Simpson, Produzent), Sebastian Köchig/Tobias Link (1. Regieassistent), Kai Baumann/Patrick Moldavskiy (Der junge Don), Robin Poell (Cosmo Brown), Dariusz Siedlik (Rod) Opernchor und Statisterie des Staatstheater Nürnberg; Staatsphilharmonie Nürnberg Koproduktion mit dem Landestheater Linz Mit freundlicher Unterstützung des Damenclubs zur Förderung der Oper Nürnberg e. V. Weitere Vorstellungen: 16., 28.02.; 16., 28.03.; 10., 18., 22., 25.04.; 10., 13., 16., 23., 28., 31.05.2015

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König Roger

: Oper

in den fängen des dionysos „König Roger“ zum ersten Mal im Nürnberger Opernhaus

Ein König wird verunsichert. König Roger herrscht mit seiner Frau Roxane über das mittelalterliche Sizilien. Hier, wo Orient und Okzident seit Jahrhunderten aufeinander prallen, haben die Normannen aus dem Norden die Herrschaft übernommen. Doch die Gewissheit von Herrschaft und Religion wird erschüttert: Ein junger Hirte ist ins Land gekommen, von dem es heißt, dass er die Menschen zu Sittenlosigkeit und Rebellion aufruft. König Roger lässt den jungen Mann kommen – und kann sich dem Reiz dieser geheimnisvollen Persönlichkeit ebenso wenig entziehen wie seine Frau Roxane. Sinnlichkeit und Erotik bedrohen das archaische Regime des Königs, und sie bedrohen schließlich seine Identität selbst.

Denn die eigentliche Handlung von „König Roger“ findet im Inneren ihrer Figuren statt. Fast wie ein Oratorium wirkt die Oper, deren mit Sprachsymbolen aufgeladenen Text Szymanowski selbst gemeinsam mit Jarosław Iwaszkiewicz geschrieben hat. Die existentielle Verunsicherung des Königs und der Königin, der erotische Reiz des jungen Hirten sowie der Wandel des Volkes von einer tief religiösen Masse zu einer Schar von Jüngern des Gottes Dionysos ist nur der äußere Rahmen. Im Grunde geht es um einen Konflikt von Werten, deren Pole das archaische, religiöse Weltbild des Königs und das von dem Hirten vertretene Gegenbild einer heidnischen, sinnenfreudigen Welt des Rausches sind. Dahinter steht der Kontrast zwischen Okzident und Orient, » Die eigentliche Polens Nationaloper aber zugleich auch der Konflikt Karol Szymanowskis zwischen einem Leben aus Verhandlung findet Oper „König Roger“ ist die antwortung und Staatsräson, im inneren der bedeutendste polnische Oper wie es König Roger leben muss, des frühen 20. Jahrhunderts. und dem Prinzip der Selbstverfiguren statt« wirklichung, das der Hirte ausIn Polen gehört das Stück zum leben kann. Repertoire jedes Opernhauses, in Westeuropa rückt „König Roger“ gerade nach Ein Künstler zwischen den Welten Aufführungen in Paris, bei den Bregenzer Festspielen und zuletzt in Wuppertal mehr und mehr ins „König Roger“ ist ein sehr persönliches Werk, Bewusstsein. Die Neuproduktion unter der Musikalida Szymanowski diese Konflikte selbst in sich ausgeschen Leitung von Jacek Kaspszyk und in der Inszetragen hat: Als Wanderer zwischen Ost- und Westnierung von Lorenzo Fioroni ist die Nürnberger Ersteuropa, als Künstler in der anbrechenden Moderne und nicht zuletzt als gläubiger Katholik und Homoaufführung dieses faszinierenden Stückes. „König Roger“ ist die einzige Oper des polnischen Komsexueller. Er selbst hatte mehrfach Sizilien bereist ponisten Szymanowski (1882-1937), der sowohl in und die Insel, auf der jahrhundertealte Traditionen seinem Leben als auch in seinem künstlerischen Europas, des Orients und Griechenlands aufeinanSchaffen ein Kosmopolit war. Kulturell tief in der derprallen, dabei als einen Sehnsuchtsort erlebt. Die Kultur Polens und Osteuropas verwurzelt, suchte Schauplätze der Oper, u. a. die Cappella Palatina in er zeitlebens den Kontakt zu Frankreich, bereiste Palermo und das römische Theater von Syrakus, zeugen von dieser Reiselust des Autors. Neben Italien und übersiedelte nach dem Ersten Weltkrieg diesen persönlichen Erlebnissen ist die Tragödie in die Schweiz. In „König Roger“ hat all dies seine Spuren hinterlassen. Das stellt die Oper stilistisch „Die Bakchen“ von Euripides eine wichtige Quelle des auf eine Ebene neben Werke wie Strauss’ „Salome“ Werkes. Für die religiöse Strenge des Königs findet oder Debussys „Pelléas et Mélisande“. Mit Debussy Szymanowski gerade in den wuchtigen Chören des verbindet Szymanowski das geheimnisvoll Schwe1. Aktes ebenso überzeugende Töne wie für die bende, mit Strauss der Reiz des Exotischen und die sinnliche Welt des Hirten. Höhepunkt des Werkes erotische Aufladung der Musik. ist der erotische Tanz der Massen im zweiten Akt,

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Oper

: König roger

bei dem Szymanowski alle klanglichen Reize des impressionistischen Orchesters entfesselt. Die Vielschichtigkeit von Szymanowskis Musik, ihr Stand zwischen Archaik und Moderne, zwischen osteuropäischer Tradition und westlicher Moderne, macht die besondere Qualität von „König Roger“ aus. Das Team Als Musikalischer Leiter konnte der renommierte polnische Dirigent Jacek Kaspszyk für Nürnberg gewonnen werden. Der Preisträger des Karajan-Wettbewerbs ist Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Warschau und daher mit der Klangsprache Szymanowskis eng vertraut. Regisseur Lorenzo Fioroni bringt „König Roger“ gemeinsam mit dem Bühnenbildner Paul Zoller und der Kostümbildnerin Sabine Blickenstorfer auf die Bühne. Fioroni, 1972 in Lorcarno geboren, ist Schüler von

Götz Friedrich und sorgte u. a. mit Regiearbeiten an der Deutschen Oper Berlin, in Kassel, Oldenburg und Mainz für Aufsehen. Den Grundkonflikt von „König Roger“, die Auseinandersetzung zwischen König und Hirten, wird er als Konflikt zweier Menschen erzählen, die sich ähnlicher sind als sie glauben. Der Hirte erscheint fast als ein „verlorener Sohn“. Dabei spielen Verweise auf klassische Mythen, wie die Geschichte von Daidalos und Ikaros, ebenso eine Rolle wie die aktuelle Flüchtlingsthematik im heutigen Sizilien. Auf einer riesigen Bühnenschräge, die Paul Zoller für die Bühne des Opernhauses gebaut hat, wird die Oper aus ihrem Kernkonflikt heraus erzählt: Festhalten an traditionellen Werten auf der einen Seite und ihre Infragestellung und Auflösung auf der anderen Seite. Wie viel Freiheit braucht der Mensch? Was ist der Preis, den er für seine Freiheit zahlt?

Kai Weßler Mikolaj Zalasinski Der polnische Bariton Mikolaj Zalasinski, der seit der Saison 2008/2009 zum Nürnberger Ensemble gehört, war in den letzten Jahren hier in den großen Rollen der italienischen Oper zu erleben: Als Nabucco, als Macbeth, als Luna in „Il trovatore“, als Scarpia in „Tosca“, zuletzt als Jago in „Otello“ und in vielen weiteren Rollen. Doch nach der Rolle gefragt, die er in Nürnberg gern noch singen möchte, hat Mikolaj Zalasinski oft geantwortet: „König Roger“ von Karol Szymanowski. Diese Rolle hat er bereits in ganz Europa gesungen, darunter besonders wichtig für ihn persönlich: in Kiew und in Warschau zur Feier der EU-Ratspräsidentschaft Polens. „König Roger“ ist ihm ein besonderes Anliegen: Nicht nur weil Szymanowskis Musik aus dem Klang der polnischen Sprache schöpft, sondern auch weil das Werk exemplarisch für den Rang und Reichtum der kulturellen Tradition Polens steht.

Premiere

: 14. März 2015, 19.30 Uhr, Opernhaus

KÖNIG ROGER

KRÓL ROGER   Oper von Karol Szymanowski

Text von Karol Szymanowski und Jarosław Iwaszkiewicz In polnischer Sprache mit deutschen Übertiteln Musikalische Leitung: Jacek Kaspszyk Inszenierung: Lorenzo Fioroni Bühne: Paul Zoller Kostüme: Sabine Blickenstorfer Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Kai Weßler Mit: Ekaterina Godovanets (Roxane), Joanna Limanska-Pajak (Diakonissin); Daniel Dropulja (Erzbischof),

Hans Kittelmann (Edrisi), David Yim (Der Hirte), Mikolaj Zalasinski (Roger II.) Opernchor des Staatstheater Nürnberg; Jugendchor des Lehrergesangsvereins Nürnberg Staatsphilharmonie Nürnberg Weitere Vorstellungen: 17., 29.03.; 09., 12., 20., 24.04., 09.05.2015 (zum letzten Mal)

:

Oper aktuell KÖNIG ROGER Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 09. März 2015, 18.00 Uhr, Gluck-Saal

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Eigene Vertonungen erfinden Schüler entdecken die Welt von Koltès‘ „Quai West“ zusammen mit dem Komponisten Régis Campo

Oftmals ist das schon ziemlich schwierig mit den Opernkomponisten. Wenn man etwa wissen möchte, warum Wagner seine Musikdramen gar so ausschweifend lang komponiert hat oder warum Verdi scheinbar eine Vorliebe für fiese Bariton-Charaktere hatte, dann muss man sich auf vergilbte Briefwechsel, verstaubte Sekundärliteratur oder hübsch portionierte Artikel im aktuellen Programmheft verlassen. Umso schöner, wenn es im modernen Opernbetrieb mal eine Uraufführung gibt und der Komponist höchstpersönlich – quicklebendig und mitteilsam – auf alle Fragen Rede und Antwort steht. Einblick in modernes Opernrepertoire Diese Erfahrung durfte nun ein Oberstufenkurs des Labenwolf-Gymnasiums mit seinem Lehrer Michael Herrnböck machen. Die Schüler der Jahrgangsstufe 11 beschäftigen sich über einen Zeitraum von anderthalb Jahren in einem Wissenschafts-Seminar mit dem Thema „Oper“, zu dem sie vor dem Abitur auch eine Seminar-Arbeit schreiben müssen. Ideale Voraussetzungen also, um den Schülern Einblicke in modernes Opernrepertoire und die Arbeit eines Komponisten zu gewähren. Régis Campo, der für das Staatstheater Nürnberg und die Opéra du Rhin Strasbourg das Stück „Quai West“ von Bernhard Marie Koltès vertont hat, ist derzeit „Composer in Residence“ am Staatstheater Nürnberg. Er freute sich über das Interesse der Jugendlichen an seiner Vertonung und gab bei mehreren Treffen im Staatstheater bereitwillig Auskunft. Beim ersten Kennenlernen standen noch die großen allgemeinen Fragen im Vordergrund: Wo fängt man bei einer Oper an

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Régis Campo

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zu komponieren? Wie entsteht das Libretto? Wie war es für den Franzosen, nach der französichen Uraufführung, die Musik an die deutsche Fassung anzupassen? Welche Instrumente spielt er selbst? Régis Campo demonstrierte den Schülern anschaulich seine Arbeitsweise, zeigte Videos von den Proben der französischen Fassung in Straßburg und erläuterte die Besonderheiten bei der Vertonung dieses Koltès-Stückes. Charaktere in Musik fassen Über die Weihnachtsferien bekam der Kurs drei Szenen zur Vorbereitung an die Hand. Theaterpädagogin Marina Pilhofer legte den Fokus der weiteren Betrachtung auf die Beziehung zwischen den Figuren Fak und Claire in „Quai West“. Die Jugendliche Claire, hin- und hergerissen zwischen Kindlichkeit und Erwachsenwerden, und der undurchsichtige Fak, der immer zudringlicher wird, bilden für Jugendliche eine große Projektionsfläche. Ausgestattet mit Klavierauszügen und dem original Koltès-Text durften sich die Schüler überlegen, wie sie in diesen Szenen bei der Vertonung wohl vorgegangen wären. Welche Instrumente eignen sich für welchen Charakter? Wie singt Fak? Und wie muss es erst klingen, wenn Fak schlussendlich Claire vergewaltigt? Einig waren sich die Schüler in der Beschreibung des Untertones: Bedrohlich soll die Musik sein, aber nicht zu dominant. Claire dürfe keine hohen Koloraturen singen, sie müsse noch kindlich klingen. Und auf jeden Fall eine große Steigerung bis zur Vergewaltigungsszene, in der sich das Orchester bis ins Fortissimo steigert. Oder doch lieber leisere Töne, als subtiles Mittel der Gewalt? Viele Vorschläge und Meinungen schwirrten durch den Raum. So konnten die Jungen und Mädchen einmal hautnah erleben, wie ein Komponist vorgeht, der aus einer Fülle an Möglichkeiten eine Interpretation für sein Werk auswählen muss. Abschließend erläuterte Régis Campo seine Vorstellung von Claire und Fak und den drei Szenen. Auf dem Klavier spielte er einzelne Motive und zeigte, wie es klingt, wenn sich die beiden Figuren auf einer einzigen Note treffen – der Moment, in dem Claire ihren Widerstand aufgibt und das Schicksal seinen Lauf nimmt. Dieser genaueren Betrachtung der Musik in „Quai West“ schloss sich der Besuch der Generalprobe Mitte Januar an. Begeistert schwärmten die Schüler beim Hinausgehen von der düsteren Atmosphäre, die von der Musik und den Darstellungen der Sänger erzeugt wurde. Sie wollen in jedem Fall mit „ihrem“ Komponisten in Kontakt bleiben – vielleicht entsteht ja auch die eine oder andere Arbeit zum Thema „Quai West“ und Régis Campo. Zu Wagner und Verdi findet sich schließlich in den Bibliotheken ja bereits genug Sekundärliteratur …

Marina Pilhofer

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Dreiklang

: Ballett

Kontrollierte Sprengung Im Mai steht die nächste Premiere des Staatstheater Nürnberg Ballett an: „Dreiklang“. Goyo Montero, der selbst ein neues Stück beitragen wird, lädt auch in diesem Jahr wieder hochkarätige Gastchoreographen ein: Johan Inger mit „Rain Dogs“ und – erstmalig in Nürnberg – Ohad Naharin mit seinem Tanzstück „Minus 16“, zu dem die Proben bereits begonnen haben. Ein Workshop-Bericht.

„Schritt, Schritt, Schritt, Schritt, Schritt. Grand Plié. Blick geradeaus. Arabesque …“ Das Vokabular ist zwar dem Klassischen Ballett entlehnt, doch für eine zeitgenössische Ausführung der Bewegung umgedeutet. Guy Shomroni, choreographischer Assistent des Schöpfers von „Minus 16“, Ohad Naharin, ist zur Einstudierung gekommen und stimmt das Nürnberger Ballett auf die Handschrift des israelischen Choreographen ein. Vor der Probe hatte sich jede Tänzerin, jeder Tänzer die am Vortag erlernten Sequenzen in Erinnerung gerufen; immer und immer wieder Drehungen perfektioniert, abrupte Brüche in vorher fließenden Bewegungen abgerufen und Schrittfolgen durchdacht. Die Tänzer schauen sich gegenseitig zu, beraten und korrigieren sich. Dann versammelt Guy Shomroni das Ensemble vor sich. Ein Chopin-Walzer erklingt. Und: Schritt, Schritt, Schritt … Die Sequenz ist langsam, getragen, konzentriert. Nicht einfach nur langsam, sondern unbequem langsam. Das „normale“ Gehen wird hier bereits zur Kunst. Immer wieder wird dieser vordergründig klassische Part wiederholt. Nächste Stufe: Die Tänzer gruppieren sich nebeneinander auf drei Linien im Raum hintereinander. Nacheinander wird die eben einstudierte Sequenz als Kanon durch die Reihen getanzt. Nun wird auf Synchronität geachtet. Die Gruppe stimmt sich aufeinander ein. „Sehr schön, Leute! Ihr bringt mich zum Weinen“, lobt Guy das Ensemble aufmunternd. Als Beobachter staunt man, denn das Pensum war bis hierher noch nicht gerade eine riesige Herausforderung für die athletische Truppe.

Kurze Pause. Wasser. Verschnaufen. Konzentrieren. Und weiter.

Der zweite Probenabschnitt ist komplett konträr zum ersten: Aus einem Halbkreis heraus springen einzelne Tänzer nacheinander wie wildgeworden in die Mitte und vollführen eine Art Veitstanz. Irgendwie „gaga“. Die umstehenden Tänzer im Halbkreis bewegen sich in ritualhaftem Wippen dazu. Das Ganze hat etwas Ungestümes, spürbar Energetisches; man hat sogar das Gefühl, die Temperatur im Raum steige an. Aber diese entfesselte Kraft braucht Kontrolle, sonst laufen die Tänzer, die in die Mitte springen, Gefahr, aneinanderzustoßen und sich schlimmstenfalls zu verletzen. Guy Shomroni organisiert: „Ihr sollt schon Herr des Körpers bleiben. Die Bewegung soll eine Absicht und eine Klarheit haben.“ Wiederholung. Eine kurze Sequenz nur – aber man merkt den Tänzern an, wie viel Kraft sie dafür aufwenden müssen.

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Ballett

: Dreiklang

Kurze Pause. Wasser. Verschnaufen. Konzentrieren. Und weiter.

Ensemble in überschäumender Bewegungsfreude und teilweise kühner Akrobatik beweisen kann. Er setzt darin einzelne Stücke, die vor allem aus seiner Wiederholung: Noch einmal kontrollierte Schaffensphase in den 90er Jahren stammen, neu und aufeinander Bezug nehmend zusammen. Eine Sprengung der Energie. Und dann – plötzlich – am Ende der Sequenz: Verharren. Die schnelle Atmung Art Collage, die durch die Zusammenstellung zu der Tänzer ist noch zu hören, da erklingt der Chopineiner kompakten Werkschau wird. Der Fokus liegt Walzer und der fließenddabei auf den Gruppenweiche Bewegungs­f luss Szenen. Sie dominieren im » Gaga ist nonverbal« der klassischen Révérence Programm, nur vereinzelt sind exponierte Soli oder vom Beginn der Probe wird Duette herausgelöst. Die Musik dazu liefert ein angeschlossen. Nach völliger Auflösung plötzliche abwechslungsreicher Mix aus Stücken von Dean Körperbeherrschung bis zur Perfektion. Aus einer unspektakulären Etüde wird ein hoch anspruchsMartin, Cha-Cha-Cha-, Mambo-, Techno-Rhythmen voller, verblüffender Moment des modernen und traditioneller israelischer Musik. Tanzes: Das ist Ohad Naharin. Wenn man Ohad Naharin engagiert, wird Der in Israel geborene Choreograph stellt „Gaga“ trainiert, eine besondere, jenseits der klassich zum ersten Mal mit einer seiner Arbeiten am sischen Trainings liegende Bewegungsform. Auch Staatstheater Nürnberg vor. Er begann seine Tanzin „Minus 16“ spielt die von Naharin für die Batsausbildung bei der Batsheva Dance Company in Tel heva Dance Company entwickelte „Gaga“-Methode Aviv und an der Julliard School of Music in New eine große Rolle. Diese auf Improvisation basieYork. Nachdem er bei großen europäischen und rende Technik bricht mit alten Gewohnheiten und fordert die Tänzer dazu auf, sich in neuen Bezügen amerikanischen Tanzcompagnien als Solist engagiert war, debütierte er 1980 als Choreograph und zu erfahren. Diese Körperarbeit soll die instinkwurde 1990 Künstlerischer Leiter der Batsheva tive Körpersprache verbessern und bewusste und Dance Company. Eine enge Partnerschaft verbindet unbewusste Bewegungen verbinden. Ohad Naharin ihn auch mit dem Nederlands Dans Theater, dessen revolutionierte mit „Gaga“ die konventionellen Gastchoreograph Naharin schon mehrfach war. Trainingsmethoden und findet damit seither in der Seine Arbeiten finden sich mittlerweile im ReperTanzszene weltweit Beachtung. toire international renommierter Compagnien wie Dass es eine intime, unakademische Form des Tanzes ist, beweist auch der Ausschluss von dem Cullberg Ballet, dem Finnischen Nationalballett u. v. m. Spiegeln während des Gaga-Trainings im BallettMit „Minus 16“ vertraut Naharin dem Staatssaal. Wo normalerweise der Körper im Spiegel kontheater Nürnberg Ballett eine überaus temperatrolliert wird, schaut der Tänzer quasi nach Innen mentvolle Choreographie an, in der sich das gesamte und überprüft seine Haltung. Die Bewegung ist

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Dreiklang

nicht äußere Imitation eines Bewegungsmusters, sondern eine individuell erzeugte Sprache, ein Herausarbeiten der Qualität der natürlichen körperlichen Ausdruckskraft. „Man kann es nicht über Schlagwörter oder Definitionen wie ,der Körper bewegt dich‘ oder so ähnlich pauschalisieren, geschweige denn vermitteln … Es ist schwierig zu erklären …“, antwortet Guy Shomroni auf die Bitte, Gaga für Nicht-Tänzer genauer zu beschreiben. „Man sollte es selbst erleben. Gaga ist nonverbal.“ Er selbst war lange Tänzer der Batsheva Dance Company, bevor er Assistent von Ohad Naharin und selbst Choreograph wurde. Er weiß also, wovon er spricht, bzw. besser nicht spricht – und was er selbst erfahren lässt. Das wäre theoretisch tatsächlich möglich, denn Ohad Naharin bietet seine Trainingsmethode mittlerweile für „ganz normale“ Menschen an. Premiere

: Ballett

Auch die Nürnberger Tänzer werden in speziellen Gaga-Klassen auf diese für sie neue Bewegungsform eingestimmt, bevor die Impulse in der tatsächlichen Choreographie abgerufen werden. Mit Gaga kommt eine Art unberechenbarer Faktor in die Choreographie. Der ungestüme Veitstanz ist zwar quasi einstudiert, heißt: verabredet, aber nicht jedes Mal gleich. Instinktiv erfüllen die Tänzer in diesem kurzen freien Spielraum den Tanz mit ihrer ganz persönlichen Energie, mit ihrer Persönlichkeit. Jedes Mal anders, jedes Mal neu. Wieder formieren sie sich, die Explosion vorbereitend. Gaga. Zäsur. Atmen. Chopin.

Kurze Pause. Wasser. Verschnaufen. Konzentrieren. Und weiter. Sonja Westerbeck

: 08. Mai 2015, 19.30 Uhr, Opernhaus

DREIKLANG: INGER / NAHARIN / MONTERO (UA) Choreographien von Johan Inger, Ohad Naharin und Goyo Montero (Uraufführung) Musik von Tom Waits, Dean Martin, Yma Sumac, Rolley Polley, Dick Dale, Tractor’s Revenge, Ohad Naharin, James Bowman, The Academy of Ancient Music, Marusha, Frédéric Chopin und Ludwig van Beethoven Choregraphie und Inszenierung: Johan Inger; Ohad Naharin; Goyo Montero Bühnenbild: Johan Inger; Ohad Naharin; Goyo Montero, Eva Adler; Kostüme: Johan Inger; Ohad Naharin; Goyo Montero, Angelo Alberto  Licht-Design: Peter Lundin; Avi Yona Bueno; Olaf Lundt, Goyo Montero Mit: Sophie Antoine, Ana Baigorri, Y. Davilla, Nuria Fau, Macarena González, Sandra Guenin, Sayaka

Kado, Mariná Miguélez, Mariná Sánchez, Natsu Sasaki, Cagla Tuncdoruk; Oscar Alonso, Carlos Lázaro, Max Levy, D. Roces, Hirotaka Seki, Malcolm Sutherland, Luis Tena, Christian Teutscher, Miguel Toro, Simon van Heddegem, Sául Vega, Max Zachrisson Weitere Vorstellungen: 11., 14., 24., 30.05.2015 37


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„Eine intelligente, emotionsgeladene „Cinderella” […] perfekt umgesetzt, mit ausgezeichneten Tänzerinnen und Tänzern.“ Dance Europe

Cinderella Ballett von Goyo Montero Wiederaufnahme

: 27. Februar 2015

Weitere Vorstellungen: 01., 06., 15., 18., 27.3.; 05.04.2015

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Eine Katze namens Cojocaru Die Tänzerin Sayaka Kado im Porträt

Sayaka Kado wirkt mit ihrem aparten Gesicht, das schon für die Vorstellung geschminkt ist, ein wenig wie aus Porzellan, und doch ist sie weit entfernt davon, niedlich zu sein. Der in Tokio aufgewachsenen Tänzerin merkt man in ihrem sympathischen, warmherzigen und gleichzeitig freundlich-zurückhaltenden Wesen an, dass sie in sich ruht und zufrieden ist. Und das, obwohl sie in ihrem jungen Leben schon oft den Wohnort, ja sogar den Kontinent gewechselt hat und immer wieder von vorne anfangen musste, sich einzuleben. „Ja, ich fühle mich hier sehr wohl. Von Tokio aus kam ich erst einmal nach London, habe dort an der Elmhurst School for Dance meine Ausbildung zur professionellen Tänzerin mit Diplom abgeschlossen. Danach war ich ein Jahr in Essen als Tänzerin und bin nun hier in Nürnberg. Ich empfinde Europa als wesentlich entspannter als Tokio. Ich habe das Gefühl, die Zeit läuft hier ein bisschen langsamer. Um in Tokio leben zu können, musst du wirklich gut strukturiert sein. Aber natürlich ist auch jeder Neuanfang erst mal schwer.“

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VON TOKIO NACH EUROPA Im Alter von 19 Jahren hat sie ihre Heimatstadt verlassen, um ihren Traum, Tänzerin zu sein, zu verwirklichen. Niemand aus der Familie hat etwas mit Tanz oder einer anderen Kunstdisziplin zu tun; ihr Vater ist Geschäftsmann, ihre Mutter Hausfrau. „Im Mai letzten Jahres waren sie dann zum ersten Mal hier und haben mich in ,Cinderella‘ auf der Bühne gesehen. Es lag mir so sehr am Herzen, ihnen zu zeigen, was ich überhaupt mache!“ Eigentlich unvorstellbar, dass die Eltern im fernen Japan am Erfolg ihrer Tochter kaum direkt teilhaben können. „In Japan ist Tanz, Kultur insgesamt, ganz anders verankert. Unter Tanz stellt man sich dort eigentlich immer noch klassisches Ballett mit Tütü und Spitzenschuhen vor. Jetzt langsam wird es besser, weil Tänzer, die in Europa getanzt haben, ihr Können und Wissen um moderne Tanzstile mit zurückbringen nach Japan.“ Bereits seit der Spielzeit 2008/2009 ist Sayaka Kado Mitglied des Staatstheater Nürnberg Ballett unter der Leitung von Goyo Montero. Mit ihren Solopartien wie Julia in „Romeo und Julia“, Desdemona in „Desde Othello“ oder zuletzt mit der Titelrolle in „Cinderella“ fiel sie immer auf als feinsinnige Tänzerin mit einer präzisen Technik. „Dabei fühlte ich mich anfangs total unfähig, Goyos Technik zu tanzen. Er ist sehr anspruchsvoll und ich musste viel dazulernen. Ein Beispiel sind die Hebefiguren: Beim klassischen Ballett machst du dich für den Partner eigentlich immer so leicht wie möglich; man denkt quasi nach oben mit der Hebung. Aber bei Goyo gibt es Momente, da sollst du dich bewusst schwer machen, dein Gewicht abgeben an den Tanzpartner. Das hat eine völlig andere Ausdruckskraft. Ich glaube, ich war für die Jungs hier am Anfang eine wirklich schwierige Tanzpartnerin“, lacht sie mit einer guten Portion Selbstironie. „Aber ich habe hier sehr wichtige Dinge gelernt, zum Beispiel, dass Tanzen vor allem auch eine energetische Herausforderung ist. Im Mittelpunkt stehen nicht zwei einzelne Tänzer, die zusammen eine tolle Figur technisch brillant ausführen, sondern zwei Tänzer, die für einen kurzen Moment zu einer Einheit zusammenwachsen.“

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PARADEROLLE CINDERELLA Für ihre Interpretation der Cinderella wurde Sayaka Kado im letzten November für den begehrten Theaterpreis DER FAUST nominiert. Zurzeit laufen die Wiederaufnahme-Proben und ab Februar erfüllt sie aufs Neue diese Partie. „Ich habe wirklich viel für diese Rolle gegeben“ – man spürt noch jetzt die große Aufgabe, die sie für sich angenommen hat. „Der Charakter ist sehr stark und ich bin eigentlich ein eher zurückhaltender und kein extrovertierter Mensch. Goyos Idee, dass Aschenputtel nicht nur ein einfaches Mädchen im Schmutz ist, sondern mehr noch, fast wie ein Tier gehalten wird, hat mir sehr geholfen. Die Bewegungen basieren auf dieser Idee.“ Immer auf der Suche nach dem Puren, dem Ehrlichen an einer Figur, sei sie – auch für kleinere Rollen. Diese Sorgfalt und Leidenschaft in ihren Bewegungen konnte man schon vielfach sehen, z. B. in Mats Eks Stück „A sort of …“. „Mats choreographiert sehr klar und ehrlich – dem muss man als Tänzer entsprechen. Also versuche ich, etwas Pures, Authentisches von mir zu geben, und hoffe, damit für das Publikum glaubhaft zu sein.“ Die Ansprüche an ein Tänzerleben sind enorm. „Wir haben einen Beruf, der physisch extrem hart ist. Jeden Tag alles geben, das ist unser Job. Die Liebe zum Tanz trägt uns dabei. Jede Vorstellung ist etwas Besonderes.“ Sie legt die Hand aufs Herz und die Wahrhaftigkeit dieser Sätze ist dabei unüberhörbar. Vorbilder hat sie dabei keine speziellen, vielmehr empfindet sie die Vielfalt des Tanzes, die unterschiedlichsten Persönlichkeiten der Tänzerinnen und Tänzer als inspirierend. „Auch meine Tänzer-Kollegen sind mir immer wichtige und gute Ratgeber.“ Ein konkretes Vorbild nennt sie dann doch: Alina Cojocaru, die einstige Prima Ballerina des English Royal Ballet. „Nach ihr habe ich sogar meine Katze benannt.“ In Sachen Zukunftsfragen denkt Sayaka Kado überraschend realistisch: „Ich habe noch keine klare Vision für meine Zukunft. Ich glaube, ich werde nicht so lange tanzen können, wie ich das gerne möchte. Der Körper wird vielleicht nicht mitmachen.“ Aber Unterrichten, sagt sie, liege ihr nicht. Auch die Verantwortung, eine Ballettschule zu leiten, sei ihr zu groß. Dafür überrascht sie mit ganz anderen Interessen: „Ich finde ja die Abteilung der Requisite sehr spannend. Ich fertige selbst sehr gerne Dinge an, arbeite gerne mit den Händen.“ Doch zunächst werden sie hauptsächlich ihre Füße weiterhin durchs Berufsleben und einige aufregende Choreographien tragen.

Sonja Westerbeck

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: 5. Philharmonisches Konzert

Epochale Werke Peter Ruzicka dirigiert Kompositionen von Haydn, Ives und Strauss – und ein eigenes Stück

Ein Komponist, der auch dirigiert und der als Intendant und Festivalleiter Operngeschichte geschrieben hat: Peter Ruzicka ist eine Ausnahme-Erscheinung in der heutigen Musikwelt. Der 1948 geborene Ruzicka war Intendant der Hamburgischen Staatsoper und der Salzburger Festspiele, er leitete 18 Jahre lang die Münchener Biennale. Zwei Musiktheaterwerke und zahlreiche Konzertstücke hat er selbst geschrieben und seit vielen Jahren alle großen deutschen Orchester dirigiert. Ein Multitalent ist der 64-jährige Ruzicka, der die Leidenschaft für Kunst mit der Nüchternheit eines studierten Juristen verbindet. Ein „Markenzeichen“ des Komponisten Ruzicka ist dabei, dass 5. PhilKo er in seiner Musik die Bedingungen des Musizierens selbst zum Thema macht, dass seine Musik sich selbst befragt und reflektiert. So hat Ruzicka eine ganze Reihe von Werken geschrieben, die sich mit älterer Musik auseinandersetzen, wie mit dem Renaissance-Komponisten Thomas Tallis („Tallis“, 1993), Joseph Haydn („Metamorphosen über ein Klangfeld von Joseph Haydn“, 1990), Robert Schumann („Annäherung und Stille“, 1981) oder mit Gustav Mahler. Aber nicht der spielerische Umgang mit älterer Musik steht dabei im Vordergrund, im Gegenteil befragt Ruzicka die Musik auf ihr modernes Potential und setzt Musik immer in Beziehung zu gesellschaftlichen Fragestellungen. Wer über Peter Ruzickas Kompositionen schreibt oder liest, ist erstaunt über die Komplexität und Vielschichtigkeit dieser Partituren. Doch wer die Musik hört, nimmt überrascht die Sinnlichkeit und Bildhaftigkeit dieser Musik wahr. Für das Philharmonische Konzert in Nürnberg hat er sich ein Programm gewünscht, das auf sehr vielfältige Weise mit seinem eigenen Werk verbunden ist.

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5. Philharmonisches Konzert

: Konzert

Unermüdliche Experimentierfreude Seine Auswahl ist dabei durchaus überraschend: Noch immer wird der Sinfoniker Joseph Haydn zwar für seine musikhistorische Bedeutung geschätzt, aber von seinen 108 Sinfonien stehen doch nur sehr wenige auf den Konzertprogrammen. Die Sinfonie Nr. 99 Es-Dur gehört zu den späten „Londoner“ Sinfonien Haydns und ist ein Beispiel für die auch im Alter nicht nachlassende Experimentierlust des Komponisten. Die 99. Sinfonie, die heute zu Unrecht im Schatten der bekannteren Sinfonien „Die Uhr“ oder „Mit dem Paukenschlag“ steht, ist das Lieblingsstück von Joseph Haydn selbst gewesen. Ein Schlüsselwerk der Musik des 20. Jahrhunderts dagegen ist das kurze Orchesterstück „The Unanswered Question“, das der amerikanische Komponist Charles Ives 1906 schrieb. Ives, der eigentlich eine Versicherung leitete und nur in seiner Freizeit komponierte, hat völlig unabhängig von seinen europäischen Kollegen neue Klänge jenseits der Tonalität erprobt. „The Unanswered Question“, das auch Goyo Monteros neusten Ballettabend „Cyrano“ beschließt, schichtet Fragen und Antworten von Trompete und Holzbläsern über einen statischen Streicherklang. Dabei lässt Ives drei musikalische Zeit­ ebenen nebeneinander laufen – und stellt damit die Einheit von Zeit und Raum mit den Mitteln der Musik in Frage. Eine völlig andere Klangwelt entfaltet Ives’ Zeitgenosse Richard Strauss in seiner Oper „Die Frau ohne Schatten“. Auch dies ist ein epochales Werk, weil Strauss und sein Textdichter Hugo von Hofmannsthal in der Oper versucht haben, Märchenwelt und tiefe symbolische Bedeutung im Jahr 1919 nach dem Vorbild von Mozarts „Die Zauberflöte“ zusammenzubringen. Strauss’ Musik ist ein letzter Höhepunkt eines spätromantischen Klangrausches, der seine Zuhörer geradezu überwältigt. 27 Jahre nach der Komposition hat Strauss aus den großen Zwischenspielen der Oper eine Sinfonische Fantasie zusammengestellt, für die er das Orchester wesentlich verkleinert hat. Die Riesenbesetzung der

» Wer die musik hört, nimmt überrascht die Sinnlichkeit und Bildhaftigkeit wahr«

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Konzert

: 5. Philharmonisches Konzert

Urfassung stand im Jahr 1946 einfach nicht mehr zur Verfügung. Peter Ruzicka hat dieses Werk auf die ursprüngliche Besetzung zurückübertragen, und diese Fassung mit ihrer überwältigenden Klangwucht wird er im Philharmonischen Konzert auch dirigieren. Ruzicka als Komponist Im Mittelpunkt des Konzertes steht jedoch Ruzickas eigene Komposition „…Inseln, randlos …“ von 1994/1995. Im Grunde ist dieses Werk ein Violinkonzert, jedoch eines, bei dem das Soloi­nstrument nicht nur mit dem Orchester interagiert, sondern auch mit einem Kammerchor. Der Titel des Werkes deutet bereits an, dass hier, ganz ähnlich wie bei Charles Ives, Raum und Zeit zum Thema von Musik gemacht werden. Flirrende Streicherklänge und Klangblöcke des Chores bilden eine musikalische Landschaft, in die die Sologeige eintritt und in der sie sich bewegt. Mit seiner faszinierenden Klanglichkeit ist „…Inseln, randlos …“ eines der spannendsten Solokonzerte des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Die junge Geigerin Tatjana Becker-Bender ist die Solistin dieses Konzertstückes.

Vokalwerk Nürnberg Ein neuer Chor für Nürnberg: Bereits im Konzert „Einkehr mit Bach“ zu Beginn der Spielzeit begeisterten 16 Sänger das Publikum mit Motetten und Kantaten von Johann Sebastian Bach. In Peter Ruzickas „… Inseln, randlos …“ ist der Chor nun zum zweiten Mal zu erleben. Generalmusikdirektor Marcus Bosch hat das Werk zum Anlass genommen, diese Chor­formation zu gründen, bei der junge professionelle Chorsängerinnen und -sänger unter der Leitung von Andreas Klippert projektweise zusammenkommen. Nicht der große Chorklang ist dabei das Ziel – das ist und bleibt das Feld des Opernchores am Staatstheater –, sondern der schlanke Klang, den man für barocke Musik braucht oder eben für zeitgenössische Werke. Mit Bach überzeugte der Chor im September auf ganzer Linie und begeisterte mit seinem blitzsauberen und differenzierten Klang. Nun ist das Vokalwerk Nürnberg zum ersten Mal im Philharmonischen Konzert zu erleben.

Kai Weßler

20. März 2015, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle

KOMPONISTENWAHL   5. Philharmonisches Konzert Charles Ives „The Unanswered Question“ Joseph Haydn Sinfonie Nr. 99 Es-Dur Hob I:99 Peter Ruzicka „... Inseln, randlos …“ für Violine, Kammerchor und Orchester Richard Strauss Sinfonische Phantasie aus der Oper „Die Frau ohne Schatten“ (nach der Originalbesetzung der Oper adaptiert von Peter Ruzicka) Solistin: Tanja Becker-Bender, Violine  Musikalische Leitung: Peter Ruzicka

Vokalwerk Nürnberg Choreinstudierung: Andreas Klippert; Staatsphilharmonie Nürnberg

Konzertführer live um 19.15 Uhr

Anschließend: Philharmonische Lounge Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei Musik und Gesprächen ausklingen.


Laboratorium Musicale

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Schlagwerk trifft Chor Musikschule Nürnberg präsentiert Solisten und Ensembles im Opernhaus Da platzt das Haus am Richard-Wagner-Platz förmlich aus allen Nähten, wenn rund 200 Schülerinnen und Schüler für einen Vormittag das Opernhaus zu ihrem kreativen Zuhause machen. Sämtliche Probebühnen, Garderoben und viele weitere Räume werden wieder für das „Laboratorium musicale“ geöffnet, damit alle Beteiligten der Musikschule Nürnberg einen Rückzugsort während der Vorbereitung und beim Konzert im Opernhaus haben. Keine leichte Aufgabe auch für die Organisatoren im Staatstheater, alle Gruppen und Solisten zum rechtzeitigen Einsatz auf die Bühne zu holen – zumal das Opernhaus für Neulinge eher einem großen, geheimnisvollen Irrgarten gleicht. So flitzen zahlreiche Helferlein durch die Gänge und sorgen dafür, dass keiner verloren geht, oder schleppen mal eben 30 Notenständer über die Hinterbühne. Auch die Bühnentechnik – normalerweise gewohnt, bei mehreren technischen Ablaufproben alles bis ins Detail zu planen – muss für alle Eventualitäten gerüstet sein. Mit viel Liebe und Geduld werden dann rasch noch fahrbare Podeste gebaut, um die Umbauten schneller zu ermöglichen.

GroSSer Auftritt Und um 11 Uhr wird es wieder soweit sein: Der Vorhang hebt sich und die Musikschüler betreten die große Bühne. Im Zuschauerraum tummeln sich Verwandte, Freunde, Bekannte und Interessierte, die das Geschehen gespannt verfolgen. Auf ChorEnsembles folgen Solo-Darbietungen der „Jugend musiziert“-Preisträger, die Kleinsten der Musikalischen Früherziehung warten gebannt auf ihren Einsatz, während die Rockbands ganz cool das Ganze von der Seitenbühne aus beobachten. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr setzt die Musikschule Nürnberg in diesem Jahr zwei besondere Schwerpunkte. Neben dem Programm der Gesangsgruppen liegt der Focus in diesem Jahr auf der Percussion. Samba-Rhythmen und Conga-Klänge verschiedener Perkussion-Ensembles heizen dem Publikum im Zuschauerraum ein. So füllen die Klänge der Musikschule Nürnberg wieder für einen Tag das Opernhaus – schweißtreibend und zugleich aufregend und spannend für alle Beteiligten: Genauso wie in der „großen“ Kunst eben auch!

Marina Pilhofer 01. März 2015, 11.00 Uhr, Opernhaus

Laboratorium musicale   Die Musikschule Nürnberg stellt sich vor Ein Konzert von Kindern und Jugendlichen für die ganze Familie Mitwirkende: 230 Schüler/innen der Musikschule Nürnberg Moderation: Rudolf Wundling und Kai Weßler

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Quai West Es ist ein starkes Stück Musiktheater […] Campos Musik zielt immer auf Wirkung, aber nie auf Kommentar. […] Viel interessanter ist eh das Ensemble dieser verlorenen Figuren, die einen noch lange begleiten, wenn die Aufführung schon längst vorbei ist. Sie singen alle miteinander großartig, großartig im Sinne einer emotionalen Wirkung, der man sich nicht entziehen kann, schon gar nicht wegen der insistierenden Intensität, mit der Marcus Bosch die Staatsphilharmonie Nürnberg dirigiert. Gut, es ist ein seltsamer Abend. Aber einer, den man weder schnell vergisst noch missen möchte.

Süddeutsche Zeitung Gesanglich am stärksten aber sind die Frauen. Leah Gordon […] setzt ihren großen, hellen, runden Sopran sowohl in der Höhe wie auch in den SprechPassagen ohne klangliche Verluste ein. Ähnliches kann man auch bei Michaela Maria Mayer als Claire konstatieren; sie spielt diese junge, noch unsichere Figur sehr glaubhaft in Gestik und Mimik und gestaltet sie ebenso überzeugend mit ihrem sicheren Sopran, selbst wenn von ihr noch so aberwitzige Sprünge in der Partie verlangt werden. Leila Pfister als alte Cecile […] imponiert mit langen Gesangslinien ihres angenehm hellen Mezzosoprans.

Opernnetz.de Es sind natürlich wieder die ausnahmslos guten Sänger, die die Geschichte tragen. […] Die Sprache der Camposchen Musik aber ist stark, sehr stark. […] Man sollte ihn weiterempfehlen: weil die Gattung „Literaturoper“ noch lange nicht erledigt ist und das Nürnberger Ensemble wieder einmal seine Schönheiten beweisen kann.

Der Opernfreund Es gelingt dem Komponisten immerhin eine effektvolle, ja packende Musik: Da vermengen sich auf der Basis einer modalen, durchaus eingängigen Tonalität die klassischen Instrumente der Staatsphilharmonie Nürnberg mit E-Gitarre und E-Bass. Zusammen mit viel Perkussion, Harmonika und Klangsamples ergeben sich ungewöhnliche Orchesterfarben; eine karge, an Minimal Music erinnernde Basis kann sich zu mächtigen Crescendi steigern. Aus dem Sprechgesang entwickeln sich immer wieder teilweise exzentrisch klingende ariose Passagen; ein unsichtbar bleibender Chor singt Vokalisen. GMD Marcus Bosch organisierte das am Pult alles souverän, mit energischem rhythmischen Zugriff wie mit dem Freiraum zur poetischen Entfaltung.

Nürnberger Zeitung

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Ödipus Stadt von Sophokles, Euripides und Aischylos Vorstellungen: 13.02.; 06., 10., 14., 19., 26.03.2015

„Zweieinhalb Stunden Konzentration und Spannung“ Nürnberger Zeitung

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Cyrano Der Spanier Montero ist ein Theatervollblut. Seine Tanzstücke sprühen von Verwandlungskünsten, raffinierten Lichtspielen, Witz und Theatralik. Seine faszinierend originelle choreografische Handschrift überrascht immer wieder mit neuen Bewegungen, Mustern und Ausdruck. In Saúl Vega findet er seinen meisterlich tanzenden Theatraliker – vom vibrierenden Komödianten bis zum elegant fechtenden Galan, vom Jungspund bei Hofe bis zum greisen Soldaten im Feld. […] Die große Truppe schlüpft mühelos in alle Rollen, wo und wer immer sie sein sollen in diesem unterhaltsamen Spektakel.

theaterpur.net Und da Goyo ein Poet des Tanzes ist, [...] gelingt ihm mit Hilfe seiner Ausstatter Eva Adler (Bühne) und Angelo Alberto (Kostüme) ein Abend, der vom wabernden Anfang bis zum Schluss unergründlich spannend bleibt. [...] Mit seinem spielfreudigen Ensemble, das höchsten technischen Anforderungen verschiedenster Art gerecht wird, kann er aus dem Vollen schöpfen.

tanznetz.de Das gesamte Ensemble überzeugt mit pantomimischer Freude und tänzerischer Vielfalt. Synchron bewegen sich die Protagonisten durch dichte Nebelwände oder über glatte Schrägen und verschwinden plötzlich wie mystische Wesen im Reich der Schatten. Großartig: Saúl Vega, der den Cyrano mit flinken und federleichten Schritten ausdrucksstark verkörpert. […] Dazu das einfühlsame Dirigat von Gábor Káli, der mit den Staatsphilharmonikern farbenreiche Töne erschafft. Goyo Monteros erste Ballettpremiere in dieser Spielzeit setzt nicht nur neue Maßstäbe in Sachen Tanz und Choreographie. Sie besitzt auch großes Suchtpotenzial und macht Lust auf mehr.

Der Neue Tag War Montero bisher eher ein Magier des Dezenten, zeigt er sich bei Cyrano so opulent wie noch nie – ein wahres Nasenepos, faszinierend – mit Effekt […] Jedes Epos braucht einen Soundtrack und den liefern die Musiker der Nürnberger Staatsphilharmonie bravourös aus dem Orchestergraben. Montero vereint für seinen „Cyrano“ Musik des Barockkomponisten Jean-Philippe Rameau mit eigens komponierten Stücken des Kanadiers Owen Belton. Die Musiker schaffen mit viel Gefühl mühelos diesen Brückenschlag.

Bayern 2 Mit „Cyrano” hat der spanische Ballettchef am Nürnberger Staatstheater einen ganzen Gabentisch ausgebreitet: Vielschichtigkeit ist Trumpf bei dieser Ballett-Uraufführung.

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Heute bin ich blond Ein Theater-Hit, wetten? […] Keine Angst, es tut nicht weh: Auch wenn es in dem Stück um Krebs geht, ist die Inszenierung von Karsten Dahlem, die in den Nürnberger Kammerspielen Premiere hatte, so leicht und spontan wie ein Pop-Konzert. Also: Hingehen, solange es Karten gibt! Auch für Jugendliche ist es ideal geeignet. Karsten Dahlems Inszenierung, seine erste in Nürnberg, kommt wunderbar leise und zurückhaltend über die Rampe – und behandelt das schwere Thema mit einer jugendlichen Leichtigkeit, so frisch und frech, wie man es kaum zu erwarten wagte. […] Episches Theater für die poppige Gegenwart, mit sanfter Live-Musik – Julian Keck und Christian Taubenheim, beide in Bestform, greifen sogar selbst zur Gitarre! – und ebenso lebendig gespielten kleinen Szenen, die kein überzogenes Drama aufsetzen, wo keines ist […] in diesem einzigartig vielseitigen, vielstimmigen Abend, der Mut macht, ohne eine Minute lang platt oder pathetisch zu sein.

Nürnberger Zeitung Karsten Dahlem geht in seiner multi-medialen Inszenierung relativ frei mit der Stückvorlage um, darum bemüht, aus der realen Krankengeschichte alles nur kein Betroffenheitstheater und keine Psychokiste zu machen. Sein Zugriff ist laut, grell, schnell und auf ein junges Publikum zugeschnitten. Dahlem ist nach Patricia Benecke („In aller Ruhe“) und Bettina Bruinier („Das Käthchen von Heilbronn“) der dritte viel versprechende Neu-Regisseur am Nürnberger Schauspielhaus. Denn so wie es ausschaut, darf man sich von allen Dreien noch einiges erwarten.

Nürnberger Nachrichten Julia Bartolome als Freundin Annabell […] muss sich schwer machen in ihrer Komik, um als Gegengewicht die Groteske auf der Kippe zur Verzweiflung in Balance zu halten. Das kann sie bestens. Henriette Schmidt ist die souveräne Mittelpunkt-Figur, die Betroffene, die sich nicht in Betroffenheit verliert und keinesfalls Mitleid erregen will. John von Düffels Textfassung macht das möglich, sie bleibt elastisch für jede Art von Interpretation, wahlweise mit heißem Herzen oder kühlem Kopf.

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Neujahrskonzert Beschwingt gelang der Einstieg ins neue Jahr, diesmal mit sparsam dosiertem Wiener Harmonie-Balsam. Vielmehr bündelt der kurzweilig moderierende Marcus Bosch seine NeujahrsTrümpfe zu einem fesselnden Bouquet von konzertantem Anspruch. Da trifft er eingangs mit einem Kronjuwel von Dänemarks Carl Nielsen richtig ins Schwarze. […] Zauber in die Ohren der enthusiasmierten Zuhörer spielt der Münchner Virtuose Andreas Hofmeir (36) auf einem wahren Ungetüm von Instrument, der Tuba. […] Höchst kurzweilig, dieser Abend.

Nürnberger Zeitung Es bedarf womöglich keiner besonderen Vorstellungskraft, dass für solche Erzählungen, dargelegt im urbairischen Idiom eines barfüßigen Tubisten, Ovationen zu ernten sind im Nürnberger Opernhaus. Was auch genauso eintritt. Angesichts des eher abseitigen Neujahrs­p rogramms – gespielt werden Werke von Komponisten, die auf Namen wie Kjell Roikjer, Hans Christian Lumbye oder Roland Szentpáli hören – dann aber doch in imposantem Ausmaß. Man könnte auch sagen: Die Leute sind hingerissen vom schräg-schönen Abend.

Süddeutsche Zeitung

3. Philharmonisches Konzert Mit der „kleinen“ g-Moll Sinfonie KV 183 begann das Konzert der Staatsphilharmonie in der Meistersingerhalle. […] Dem mit „Unwettereffekten“ ausstaffierten Werk versagen die engagiert zupackenden Philharmoniker keinesfalls die dramatischen Züge. So werden alle jähen Stimmungsumschwünge, das Drängen der sich wiederholenden, auch die Bassregionen ergreifenden Synkopen treffend herausgespielt. […] Die französische Pianistin Lise de la Salle (27), ein auf der Karriereleiter nach oben kletternder Jungstar, erweist sich bei Mozarts d-moll Konzert KV 466 als Virtuosin mit superber Anschlagskunst. […] Mit temperamentvollem Gestus, akzentreich im Spiel, wird sie dem Genius gerecht.

Nürnberger Zeitung Lise de la Salle lässt sich Zeit für ihre präzise erzählende, logische Phrasierung, sie setzt verträumtes Innehalten neben aufgeregt virtuose Klavierläufe. Alles wird hell, strahlend und völlig überzeugend ausgeleuchtet, zum Kunstwerk für sich werden die Kadenzen. Mit dieser jungen Französin hat das Staatstheater einen besonders guten Griff getan. […]

Nürnberger Nachrichten

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Aus Liebe (DE) von Peter Turrini Vorstellungen: 15., 24., 27.02.; 04., 22.03.2015

„Mörderisch gut!“ Der Neue Tag 51


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Der Spendenaufruf des Ballettensembles zugunsten der Ebola-Nothilfe im Rahmen der Vorstellung „Cyrano“ am 1. Weihnachtsfeiertag brachte durch die spontanen Spenden der Besucher einen Erlös von 622,30 Euro ein. Die Summe wurde der „Aktion Deutschland hilft“ zur Verfügung gestellt, zur Unterstützung des Einsatzes in den von der Ebola-Epidemie betroffenen Ländern Afrikas. +++ +++ +++ +++ +++ Unter dem Titel „Projekt X“ plant Goyo Montero mit seiner Compagnie ein Tanzprojekt mit Jugendlichen. Einen ersten Workshop zum Kennenlernen bietet das Staatstheater vom 20. bis 22. Mai 2015 an. Eingeladen sind tanzbegeisterte Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren. Anmeldungen für die Workshop-Tage nimmt Theaterpädagogin Anja Sparberg bis zum 27. Februar entgegen unter folgender E-Mail-Adresse:

zu Mozarts „Don Giovanni“ im großen Opernhaus Erkel Ferenc (2.500 Plätze) leiten. +++ +++ +++ +++ +++ Viel Lob ernteten das Staatstheater Nürnberg und Fotograf Ludwig Olah für die Fotoserie des aktuellen Spielzeithefts. Ab sofort werden einige der Fotos nun in den Schaufenstern des ehemaligen Kaufhofs am Aufseßplatz gezeigt – und können beim Vorbeischlendern oder -radeln bewundert werden. Die Aufnahmen zeigen Ensemblemitglieder aller Sparten in skurrilen Szenerien und Situationen.

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Forschungsgruppe im Schauspielund Opernhaus vor und nach den Vorstellungen Befragungen mit Schülerinnen und Schülern und deren Lehrkräften durch. Inhalt der Untersuchung sind die Organisation und das Interesse an der Schulplatzmiete an den einzelnen Schulen, die Bedeutung der Schulplatzmiete für das Staatstheater Nürnberg und zudem die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler mit dem Angebot. In jeder Spielzeit nutzen um die 42.000 Jugendliche die Schulplatzmiete. Die Ergebnisse der Befragung werden im Juli präsentiert. +++ +++ +++ +++ +++

theaterpaedagogik @staatstheater.nuernberg.de +++ +++ +++ +++ +++ Seit September 2011 ist der junge ungarische Dirigent Gábor Káli als 2. Kapellmeister und Assistent des GMDs am Staatstheater Nürnberg beschäftigt. Zahlreiche Aufführungen hat er hier als Musikalischer Leiter einstudiert oder übernommen, u. a. „My Fair Lady“, „Turandot“, „Aida“, „Don Giovanni“ sowie die Ballette „Cyrano“ und „Cinderella“. Auf Einladung der Ungarischen Staatsoper sieht er nun seinem Operndebüt als Dirigent in seiner Heimatstadt Budapest entgegen. Dort wird er am 20., 22., 24. und 26. März 2015 die Vorstellungen

+++ +++ +++ +++ +++ Studierende des Masterstudiengangs „Organisationspädagogik“ der FAU Erlangen-Nürnberg untersuchen im Auftrag des Staatstheaters das Prinzip „SCHULPLATZMIETE“, ein spezielles Schülerabonnement, mit dem Schülerinnen und Schüler fünfmal pro Spielzeit für je 8 Euro eine Vorstellung am Staatstheater besuchen können. Im Dezember und Januar führte die

Den 22. Abend in der Reihe „LiedGut“ gestaltet Tenor Martin Platz mit einem ganz besonderen Programm. Er singt Brahms’ Liederzyklus „Die schöne Magelone“ nach Ludwig Tieck, der auch gern als Brahms’ einzige Oper bezeichnet wird: Ein Märchen von Rittern, Ringen, Raben – mit Happy End. Christian Rohrbach begleitet Martin Platz am Klavier, der Sprecher ist BR-Moderator Clemens Nicol. 19. März, 19.30 Uhr, Gluck-Saal +++ +++ +++ +++ +++

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Die neuen Kurse der THEATERWERKSTATT in Zusammenarbeit mit dem BZ Nürnberg beginnen am 23. Februar. Die Kurse richten sich an alle, die gern ins Theater gehen und sich intensiver mit dem Medium Theater auseinandersetzen wollen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit den aktuellen Inszenierungen des Schauspiels. Informationen erhalten Sie über das Servicebüro des Bildungszentrums unter 0911231-3147.

Musik als universelles Zeichen der Verständigung und Geste des Willkommens: Nachdem ein Teil des Erlöses aus dem Neujahrs-Benefizkonzert der Staatsphilharmonie Nürnberg der Flüchtlingshilfe Nürnberg zugutekommt, haben das Orchester und Generalmusikdirektor Marcus Bosch kurzentschlossen den ersten Teil der Generalprobe zum 3. Philharmonischen Konzert als Willkommenskonzert geöffnet. Rund 70 Flüchtling sowie ehrenamtlich und hauptamtlich engagierte Helfer der Stadt Nürnberg folgten der spontanen Einladung am Freitag Vormittag in die Meistersingerhalle.

In der Orchesterakademie der Staatsphilharmonie Nürnberg sollen junge Musikerinnen und Musiker eigentlich ein Jahr lang an der Seite von erfahrenen Profis den Beruf des Orchestermusikers kennenlernen. Doch zwei Akademisten gelang mitten in ihrem Akademiejahr bereits der Sprung auf herausragende Stellen in renommierten Orchestern: Die junge Hornistin Sarah Ennouhi geht als Solo-Hornistin an das Bayrische Staatsorchester, ihr Kollege Kervin Guarapana wechselt als Stellvertretender Solo-Hornist ans Nationaltheater Mannheim. Ihre Stellen in der Orchesterakademie übernehmen Evelin Adél Varga und Rainer Seyfried.

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Im Rahmen der Internationalen Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra (ION) vom 19. bis 28. Juni gibt die Staatsphilharmonie Nürnberg ein Konzert in der St. Lorenzkirche. Unter Musikalischer Leitung von Marcus Bosch erklingen am Samstag, 20. Juni, Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9 D-Moll und sein berühmtes Chorwerk „Te Deum“. Der Vorverkauf für das Konzert in der St. Lorenzkirche sowie für alle weiteren Veranstaltungen der ION 2015 beginnt am 14. März. 20. Juni, St. Lorenzkirche +++ +++ +++ +++ +++

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Stiftung Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Tel.: 0911-231-3575 · info@staatstheater.nuernberg.de Information und Tickets 0180-5-231-600 (Festnetz 14 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min) www.staatstheater.nuernberg.de Adressen Spielstätten: Opernhaus (und Gluck-Saal), Schauspielhaus mit Kammerspielen und BlueBox, Richard-Wagner-Platz 2–10, 90443 Nürnberg, Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg

IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Kommunikation, Marketing, Theaterpädagogik Titel: Quai West Im Bild: Hans Kittelmann Foto: Ludwig Olah Fotos: Uwe Arens, Wilfried Beege, Marion Bührle, Horst Busch, Philippe Gerlach, Lynn Goldsmith,

Michael Herrnböck, Andrew Higgings, Jenny Hobrecht, Jutta Missbach, Ludwig Olah, Photocase.de: luxus, earthlinge; privat, Katrin Ribbe, Christiane Richter, Peter Roggenthin, Bettina Stöß, Jesús Vallinas Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg Stand: Februar 2015, Änderungen vorbehalten

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14.01.2015 13:51


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