Impuls Juni / Juli 2015

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das magazin des staatstheater nürnberg

Juni / Juli 2015

Schauspiel

Oper

Romeo und Julia

Ein Maskenball Die Hochzeit des Figaro

Talking about Borders Festivalwochenende

Ballett Exquisite Corpse III


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: Inhalt

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Schauspiel

:

„Romeo und Julia“ · „Die lächerliche Finsternis“ · 1. Festival TALKING ABOUT BORDERS

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Oper

:

Opernkrimi: „Ein Maskenball“ · Mit „Figaro“ zurück am Staatstheater: Mariame Clément und Julia Hansen

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die spielzeit 2015 / 2016

:

Informationen · Termine · Abonnements

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Ballett

:

„Exquisite Corpse III“ – Junge Choreographen · Bilanz der 2. Internationalen Ballettgala

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Konzert

:

7. und 8. Philharmonisches Konzert · Konzerte im Rathaus und in der Lorenzkirche · LiedGut 25

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Staatstheater Nürnberg

:

Theater-Inspizient – kein Job wie jeder andere · Letzte Produktion für Barbara Labudde

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Pressestimmen

:

Siegfried · Das Leben der Bohème · Die schmutzigen Hände Der frühe Hase fängt die Axt · Dreiklang · 6. Philh. Konzert

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Newsletter

:

Nachrichten aus dem Staatstheater


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Oh Liebe, gib mir Kraft Johannes von Matuschka inszeniert „Romeo und Julia“ im Schauspielhaus Romeo und Julia. Das wohl tragischste Paar der Literaturgeschichte. Denn ihre große Liebe entflammt inmitten einer Welt, in der ihre Bindung nicht sein darf. Die beiden Namen, die untrennbar zusammen gehören, symbolisieren bis heute die Unsterblichkeit einer Liebe, die über den Tod hinaus besteht. Und gerade die Tragik der Geschichte macht diese so unvergessen, dass man sich „Romeo und Julia“ bis heute immer wieder neu erzählt. Schon seit Beginn des 14. Jahrhunderts, als die Legende der beiden Liebenden das erste Mal auftauchte, spätestens aber seit Ende des 16. Jahrhunderts, als Shakespeare sie so meisterlich niederschrieb. Montague vs. Capulet Romeo Montague und Julia Capulet gehören zwei Familien an, die bis aufs Blut miteinander verfeindet sind. Nichts kann diesen Hass besänftigen. Es herrscht Krieg. Auf einem Kostümfest im Hause Capulet, zu dem sich Romeo mit seinen Freunden heimlich Zutritt verschafft, trifft dieser auf die Liebe seines Lebens: Julia. Die beiden verlieben sich ineinander und entdecken erst kurz darauf, dass es sich um den Spross der jeweils feindlichen Seite handelt. Längst ist es zu spät, ihre Herzen schlagen bereits im gleichen Takt. Doch das Schicksal trifft sie hart, als Julias Vater beschließt, seine Tochter mit einem anderen Mann zu verheiraten. Nun müssen Romeo und Julia andere Wege finden, ihre Liebe zu besiegeln … Diese Geschichte ist und bleibt unsterblich, wie die Liebe ihrer Protagonisten selbst. Und so nimmt sich der Regisseur Johannes von Matuschka für das Schauspiel Nürnberg Shakespeares Tragödie neu an. Matuschka, der bereits die Deutsche Erstaufführung von „Besser Wissen. The Knowledge“ in den Kammerspielen herausbrachte, die den EnsemblePreis der Bayerischen Theatertage 2013 gewann, fasst Shakespeares Stück zusammen als die „in der Dramenliteratur tatsächlich schönste Boy-meets-Girl-Geschichte, die so tief menschlich erscheint, weil die Liebe in ihrer Aufrichtigkeit so entwaffnend ist“. In Nürnberg findet von Matuschka dieses so einzigartige Paar in den Schauspielern Henriette Schmidt und Julian Keck, welche die Zartheit und Unbedingtheit der Liebenden grandios zu verkörpern verstehen.


Für die Darstellung der ganz eigenen und besonderen Welt, in welche Romeo und Julia geworfen sind, einer Welt voll Feindschaft und Hass, bedienen sich Regisseur Johannes von Matuschka und sein Team an Zitaten eines ähnlich unsterblichen und von Sehnsucht und Härte durchsetzten Mythos, des Wilden Westens. Es ist die Zeit der ersten Stromgewinnung, als Kohle noch einen wichtigen ökonomischen und gesellschaftlichen Stellenwert besitzt, den sie nun aber zunehmend verliert. Sie muss konkurrenzfähig werden, denn die neu entdeckte Elektrizität bietet ungeheure Möglichkeiten. Die Verlagerung der Handlung in die Zeit des Wilden Westens verleiht der Geschichte über die Feindschaft der Familien eine ganz besondere Brisanz. Ihr Hass gründet nicht nur in einer alten Familienfehde, sondern ist vor allem wirtschaftlich motiviert: Wir befinden uns an einem unbestimmten Ort irgendwo im Nirgendwo. Hier gibt es vor allem zwei große Namen: Capulet und Montague. Zwei Familien mit erfolgreichen Unternehmen. Beide Seiten sind auch hier bis aufs Blut miteinander verfeindet, der Kampf um die ökonomische Vormachtstellung dauert schon viele Jahre an und an ein Ende glaubt hier niemand. Die Montagues führen einen eher soliden Familienbetrieb und bauen auf Kontinuität. Kohle ist seit jeher ihr Geschäft. „Looking for a Job? Montague Coal Mine“ ist das große Versprechen an die Bevölkerung. Ihr Unternehmen garantiert Arbeit und liefert neben Wärme vor allem Licht. Die Capulets hingegen setzen auf Risiko und investieren in eine neue Energieform: Strom. Licht kommt von nun an direkt aus dem Hause Capulet: „POWER & LIGHT for your home“. Das Produkt Kohle ist nur noch zur Erzeugung von Elektrizität vonnöten. Somit verkommt die

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Firma Montague (Heimo Essl) zum reinen Zulieferer von Capulet (Ksch. Michael Hochstrasser) – er ist in die Abhängigkeit des anderen Großunternehmers geraten. Wenn Montague seine Kohle nicht zu den Bedingungen von Capulet liefert, kann dieser sie jederzeit von jemand anderem beziehen. Dann hätte Montague keinen Abnehmer mehr und die gesamte Existenz wäre ihm entzogen. Die Machtverhältnisse im Ort verschieben sich. Da Neues auch immer zugleich Wagnis bedeutet, ob sich das neue Produkt auch rentiert, sucht Capulet Verbündete, die ihn finanziell unterstützen und seine Zukunft sichern. Ein Großinvestor muss her. Was Capulet zu bieten hat, ist nicht nur die Beteiligung an seiner florierenden Firma, sondern auch sein Kind. Julia (Henriette Schmidt) ist der einzige Spross aus dem Hause: Sie ist jung und unberührt – also extrem wertvoll für interessierte Finanziers. Julia Capulet ist der Garant, dass Geld für den Vater fließt. Und mit wem würde das Geschäft lukrativer sein als mit dem Herrscher der Stadt? Prinz Paris (Stefan Lorch) ist Regent des gesamten Gebietes und besitzt vor allem Geld und Macht. Ihn zu gewinnen, würde den Fortbestand der Capulets sowohl wirtschaftlich als auch familiär sichern. Darüber hinaus würde der Erfolg der Montagues endlich gebrochen werden. Liebe als Geschäft Soweit der Plan. Doch der Handel ist noch nicht ganz vollzogen, die Tochter zwar versprochen, aber noch nicht unter der Haube. Ein Fest soll dafür sorgen, dass Julia sich in Paris verliebt und das Geschäft sichert. Sie muss „Ja“ sagen, sonst steht die gesamte Existenz der Familie auf dem Spiel. Erkaufte Liebe kann wahre Liebe nicht ersetzen. Und diese schlägt unerbittlich in just dieser schicksalsschweren Nacht zu, die eigentlich Julia


und Paris zugedacht war. Als Julias Blick den eines Anderen streift, ist es um zwei Herzen geschehen. Ausgerechnet Romeo (Julian Keck), der einzige Sohn von Montague, ist dieser Andere. Da Julia sich seit ihrer Geburt nur in den Mauern ihres Elternhauses bewegen durfte, wuchs sie von der Außenwelt abgeschottet auf. Romeo und Julia sehen sich auf dem „Verkupplungsfest“ zum ersten Mal und in diesem Augenblick, als die Liebe wie ein Blitz einschlägt, wissen sie nicht um ihre verfeindeten Familien. Noch nicht. Romeos und Julias Augen erblicken einander und das größte und zugleich tragischste Liebespaar der Literaturgeschichte ist geboren. Ein Blick genügt! Ihr gemeinsames Suchen nach dem Anderen, die Sehnsucht, sich festzuhalten und nie mehr zu verlieren, wird größer als die Welt. Die Augen sind die Organe der Verliebtheit und zugleich das Tor zur Seele des Gegenübers. Der erste Augenkontakt genügt und die beiden sind schicksalssternenschwer mit- und ineinander verschlungen. Sie erkennen sich im Anderen und gewinnen dort eine Heimat. Unerschütterlich glauben sie an das, was ihnen geschieht, und vertrauen auf sich. Ihre Liebe ist frei von Angst. Ihre Liebe hebt die Schranken der sie umgebenden Welt auf. Die aus den Fugen geratene Welt wird endlich ein Ganzes, ein Zufluchtsort in ihrer kompromisslosen Liebe: „Hier ist mein Herz. / Dreh, Erde, dich, such, wo die Mitte ist“, wird Romeo nach der ersten Begegnung mit Julia sagen. Endlich kommt die Welt zum Stehen und ergibt Sinn. Romeo und Julia finden einen Verbündeten, der ihre Liebe heimlich besiegelt. Lorenzo (Pius Maria Cüppers) traut die beiden in der vagen Hoffnung, dass dieses Band, wenn es einmal unwiderruflich durch

die Ehe fest geknüpft ist, die Familienfehde beenden und Anlass zur Vergebung und Versöhnung sein wird. Doch die reale Welt um Romeo und Julia ist nicht die ihre. Hier ist für echte und kompromisslose Liebe kein Platz. Letztlich finden zwei Exilanten Halt an- und beieinander. Julia, die von ihrer Familie von der Gesellschaft isoliert wird, begibt sich in eine Art inneres Exil. Sie sucht sich ihre Welt in den Büchern, die eine Brücke zu dem ersehnten Draußen schaffen. Ihre Fantasie nährt sich durch die Welt der Sprache. Romeo findet ebenfalls keine Anbindung innerhalb seiner Familie und droht in einer ungerichteten Liebessehnsucht zu ertrinken, bis ihm Julia Halt gibt. „Wir sind uns Zuhause jetzt“, fasst Romeo nach der ersten Begegnung mit Julia zusammen. Doch Romeo wird durch den absichtslosen Mord an Tybalt (Christian Taubenheim) schuldig und wird verbannt. Aus der Gesellschaft ausgestoßen und aus seinem neuen Zuhause gewaltsam vertrieben, ist er nun vogelfrei und den Gesetzen der Wildnis ausgeliefert: Sein Bannspruch, den Prinz Paris über ihn als Strafe verhängt, erlaubt von nun an jedem, der auf Romeo trifft, diesen auch zu töten. Er muss ohne Julia fliehen. Und so finden Romeo und Julia sich in eine Welt geworfen, die feindlicher nicht sein kann … Zwischen Hell und Dunkel Neben der Welt des Wilden Westens steht für das Team um von Matuschka das Motiv des Lichts im Vordergrund des Erzählens. Seit der Entdeckung der Elektrizität lässt sich diese auch nach Belieben erzeugen, verteilen und beispielsweise in Wärme und Licht transformieren. Durch das künstliche Licht ist der Mensch nun im Stande, die Nacht zum Tag zu machen und Naturgewalten außer Kraft zu setzen. Doch die Liebe von Romeo und Julia entsteht

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jenseits der Künstlichkeit. Shakespeares Tragödie beschreibt eine Welt, die sprachlich von Licht und Schatten durchsetzt ist. Beide Zustände treiben das Geschehen unerbittlich voran. Die Dunkelheit bietet den beiden Verliebten Schutz, sei es vor Julias Erröten, ihrem Gesicht „gefärbt in Mädchenrot“, oder vor der Entdeckung Romeos im Garten der Capulets, denn „das Kleid der Nacht verbirgt mich ihrem Blick“. Während die Nachtigall ihnen versichert, dass der Schutz der Dunkelheit noch besteht, kündigt die Lerche das Morgengrauen und somit das Schwinden ihrer Verhüllung an. Julia selbst wird wiederum als eine Lichtgestalt beschrieben, deren Glanz noch gewaltiger ist als die Natur selbst: „Am Himmel ihre Augen, und sofort würd jeder Vogel singen, / als wärs Tag.“ Ihre Erscheinung als „Sonne“ ist durchweg positiv konnotiert. Denn ihr Licht gehört zur Natur selbst. Romeo erkennt die Einzigartigkeit Julias auf den ersten Blick: „Das Licht brennt heller, wenn sie lacht, / als hätt sie über Hell und Dunkel Macht.“ Sie besitzt die Macht, ihn „in Brand“ zu setzen. Die Begegnungen von Romeo und Julia strotzen vor Lichtmetaphern – denn ihre Liebe ist so groß wie die Naturgewalten selbst. Der Wechsel von Hell und Dunkel spiegelt ihre Liebe. Ihr Sehnen strebt zum Licht, jedoch müssen sie es verbergen. „Ohne Schatten gibt es kein Licht“, formuliert es Albert Camus sehr

Premiere

treffend. Denn gerade die kalte, erbarmungslose Welt um sie herum treibt sie zu den drastischen Mitteln, die sie wählen, um ihre Liebe durchzusetzen. Nur weil sie sich nicht lieben dürfen, müssen sie sich auf Abwege begeben. So ist die Welt der Eltern Motor und Hindernis ihrer Liebe zugleich und erzeugt ein Liebespaar so unsterblich wie ihre Geschichte.

Diana Insel

Buchtipps William Shakespeare „Romeo and Juliet / Romeo und Julia“ Englisch / Deutsch, Reclam, 7,80 € William Shakespeare „Romeo und Julia“ Übersetzer Thomas Brasch, Insel Verlag, 8,00 € Ulrich Kilian und Rainer Aschemeier „Das große Buch vom Licht“, Primus Verlag, 39,90 € Erhältlich im Theaterbuchladen

: 04. Juni 2015, 19.00 Uhr, Schauspielhaus

Romeo und Julia   William Shakespeare Deutsch von Thomas Brasch Inszenierung: Johannes von Matuschka Bühne: Marie Holzer Kostüme: Amit Epstein  Musik: Malte Beckenbach Choreografie: Gail Skrela Dramaturgie: Diana Insel Mit: Julia Bartolome (Lady Capulet), Nicola Lembach (Amme), Henriette Schmidt (Julia); Martin Bruch-

mann (Benvolio), Pius Maria Cüppers (Lorenzo), Thomas L. Dietz (Mercutio), Heimo Essl (Montague), Ksch. Michael Hochstrasser (Capulet), Julian Keck (Romeo), Stefan Lorch (Prinz Paris), Daniel Scholz (Sampson), Gustavo Strauß (Fiddler), Christian Taubenheim (Tybalt) Weitere Vorstellungen: 05., 09., 14., 18., 27.06.; 04., 05., 08., 09., 11., 16., 25.07.2015

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Rat und Tat – Seit Generationen


Das Jubiläum „15 Jahre Theaterpädagogik“ wird am Staatstheater Nürnberg vom 02. bis 04. Juli 2015 im Schauspielhaus mit einem vielfältigen Theaterprogramm gefeiert. Dazu hat Anja Sparberg, Gründerin der Abteilung, zahlreiche Partner und Weggefährten eingeladen, mit denen sie in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet hat, darunter auch sechs Nürnberger Schulen, wie das Paul-Pfinzing-Gymnasium Hersbruck, das Pirckheimer Gymnasium und die Theo-SchöllerMittelschule, deren Schülerinnen und Schüler sich dem Thema des Jubiläumswochenendes „Romeo und Julia. Heute. Zwei Liebende – zwei Religionen“ auf gänzlich unterschiedliche Weise nähern: mal gesanglich, mal audio-visuell, mal tänzerisch …

LIEBE IST … INTERKULTURELLE ANNÄHERUNGEN AN EIN spannendes THEMA Vor der Liebe steht immer der Flirt. Tiefe Blicke, unsichere Gesten, das fragende „Magst du mich auch?“, das mit Freunden erst einmal diskutiert werden muss, und der spannende Moment, wenn man spürt, dass der andere oder die andere diese Zuneigung erwidert, die man tief in sich spürt. War das schon immer so? Wie ging man beispielsweise in der Zeit der Romantik mit diesem Thema um? Und heute? Ist das Flirten an sich, das ja zur Liebe führen soll, eine universelle Angelegenheit, die in allen Kulturkreisen gleich wahrgenommen wird? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Produktion „Liebe ist …“, die im Rahmen des 15-jährigen Theaterpädagogik-Jubiläums am 03. Juli in den Kammerspielen aufgeführt wird. Protagonisten sind zum einen 15 Schülerinnen und Schüler der Theo-Schöller-Mittelschule, zum anderen die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios. Sie alle eint nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch ihre multikulturellen Wurzeln. Togo, Ghana, Rumänien, Schweden, Griechenland, Südkorea, Indien, Deutschland – jeder bringt seine eigenen nationalen Hintergründe mit in das Projekt ein. Geleitet wird das Projekt von Veronica Glaser, die „Liebe ist …“ zur Grundlage ihrer Master-Arbeit an der Hochschule für Musik Nürnberg gemacht hat. Neben der vielschichtigen Auseinandersetzung mit den Themen Liebe und Flirt lernen die Schüler gleichzeitig auch das Theater mit all seinen Abteilungen intensiv kennen. Die Opernsänger geben StimmUnterricht oder zeigen Tipps und Tricks gegen Lampenfieber. Die Schüler wiederum zeigen den Sängern, wie man einen afrikanischen Kampftanz oder einen Popsong ohne großes Opern-Pathos auf die Bühne bringt. Die etwa 30-minütige Performance verbindet romantische Lieder von Brahms, Beethoven und Schumann mit moderner Popmusik von Beyoncé und Adele sowie tänzerische Einlagen des Jazz-Dance und der brasilianisch-afrikanischen Capoeira. Ob der Flirt am Ende erfolgreich zur Liebe wird, sei an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten …

Marina Pilhofer 03. Juli 2015, 18.00 Uhr, Kammerspiele

LIEBE IST …   Interkulturelle Performance zum 15-jährigen Jubiläum der Theaterpädagogik Mit: Schülerinnen und Schüler der Theo-Schöller-Mittelschule und Mitgliedern des Internationalen Opernstudios Nürnberg Projektleitung: Veronica Glaser, Marina Pilhofer  Bühne und Kostüme: Ay¸se Özel

Mit freundlicher Unterstützung des Rotary Clubs Nürnberg 10


15 Jahre Theaterpädagogik

: U18 plus

JUST MARRIED EIN RADIOFEATURE DES PAUL-PFINZING-GYMNASIUMS Das Paul-Pfinzing-Gymnasium ist mit seiner Lehrerin Barbara Raub ein wichtiger Partner des Staatstheater Nürnberg. Die medienaffine Lehrerin schafft es, ihre Schüler in AGs immer wieder für das Thema Theater und Radio zu begeistern und entwickelt mit den Jugendlichen einen weiteren Beitrag zum Jubiläumsprogramm. „Kein Hindernis aus Stein hält Liebe auf. Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann“, heißt es in Shakespeares „Romeo und Julia“. Aber stimmt das auch wirklich? Lässt sich unsere Liebe durch Grenzen und Glauben nichts vorschreiben und besteht forthin gegen alle Widerstände? Die Schülerinnen der Radio-AG haben gemeinsam mit ihrer Lehrerin und BR-Journalistin Christine Weirauch nach Antworten gesucht …

„Romeo und Julia. Heute. Zwei Liebende – zwei Religionen“. Welchen Ansatz hat Deine Gruppe zum Thema gefunden? Barbara Raub: Wir suchen in der Region nach Paaren, die etwas über ihre Liebe zu erzählen haben. Wichtig ist uns dabei, mit Paaren zu sprechen, die mit ihrer Liebe Grenzen überwunden haben und gehen dabei einer Fülle von Fragen nach: Ist Liebe allmächtig? Kann Liebe alles? Inwiefern war oder ist das in unserer Familie ein Thema? Die Geschichten unserer Freunde, Bekannten und Nachbarn möchten wir erfahren. Welche familiären Konflikte werden oder wurden aufgrund unterschiedlicher Religionen ausgetragen? Wie sah das aus, wenn zwei sich gefunden haben, geheiratet haben? Welche Geheimnisse entstanden? Wie sahen die Hochzeitsfeierlichkeiten aus? Welche Religion haben die Kinder? Hier möchten wir zuhören, nachfragen, erfahren. Nicht nur in unseren Familien, auch bei Umfragen in der Stadt, in Seniorenheimen.

Ihr arbeitet mit Ton und Bildaufnahmen. Ist es eigentlich schwer, Interviewpartner zu finden? Wie bearbeitet Ihr das ganze Material, das Ihr sammelt? Die Suche nach geeigneten Interviewpartnern gestaltet sich teils schwieriger als gedacht, da es einigen Paaren schwer fällt, vor dem Aufnahmegerät lebendig über ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Aber wir haben schon Paare gefunden, die bereitwillig aus ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart erzählt haben. Unser Mediencoach, Christine Weirauch vom BR-Studio Franken, ist uns hierbei eine große Hilfe, auch was die Gestaltung des Konzepts anbelangt.

Das Projekt findet Interesse bei Politikern und Sponsoren. Was habt Ihr da bisher erlebt? Wir haben 2000 Euro bei dem Wettbewerb „Ideen machen Schule“ von der PSD Bank Nürnberg eG gewonnen. Auch Staatssekretär Bernd Sibler und Ministerialrat Michael Weidenhiller (Bay. Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst) zeigte sich sehr angetan von dem Projekt, ebenso wie Norbert Dünkel, Mitglied im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags. Die beiden nahmen sich sehr viel Zeit bei unserem Besuch im Bayerischen Landtag im Februar, hörten genau zu und fragten nach. Auch Martin Neumeyer, Integrationsbeauftragter der Bayerischen Landesregierung, informierte sich interessiert über das Projekt.

Wie ist das Projekt in das Festivalwochenende vom 02. bis 04. Juli im Schauspielhaus eingebunden? Die Beiträge der Schüler sind während des Festivals an der „Hörbar“ im Foyer akustisch zu erleben und im Rahmen der „VorplatzPerformance“ auch visuell erfahrbar. Hier soll ein „Hochzeits-Utopia“ entstehen – Ausgangspunkt sind die HochzeitsOutfits der Eltern, die durchaus unterschiedlich sind.

Die Fragen stellte Anja Sparberg 02. – 04. Juli 2015, Foyer Schauspielhaus 02. Juli 2015, 17.30 Uhr, Vorplatzperformance vor dem Schauspielhaus

JUST MARRIED   Ein Radiofeature des Paul-Pfinzing-Gymnasiums Mit: Stefanie Witzgall, Anne Hartmann, Annika Bohne, Tabea Träg, Isabella Grube, Katharina Panzer, Anna Kolb, Lena Degenhart, Anna Euskirchen, Sonja Herrmann, Lena Kalb, Melissa Prechtel, Sina Rödl, Alexanda Schemainda  Projektleitung: Barbara Raub, Christine Weirauch

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LOVE is my rEVOLution Ein Tanzprojekt des Pirckheimer Gymnasiums „Freiheit!“ – „Liebe!“ – „Revolution!“ – Wem, wenn nicht der Jugend dieser Welt, gehört das Recht zum Aufbegehren, der Drang, Überkommenes hinwegzufegen? Wem anders als der nachkommenden Generation gehört das Recht, kaputt zu machen, was kaputt macht? Die Kampfbegriffe der Revolution sind Kanon der Gegenwart. Doch die Waffen, die hier gewählt werden, sie töten nicht, sie verletzen nicht. Statt Waffen sprechen die Körper, Bewegung umschmeichelt, fließt, bricht, beginnt von Neuem. Liebe ist alles, aber nicht immer nur ein Himmel voller Geigen. Liebe kann Dinge verändern, lässt Neues entstehen und Altes vergehen. Revolution ist wie ein Fahrrad: Wenn es sich nicht bewegt, dann fällt es um. Revolution funktioniert nach vorne, wer bremst, verliert. So wollen wir nach vorne, wollen wir raus, raus aus vorgegebenen Rollenmustern, raus aus Konventionen, weg von den Erwartungen, die andere an uns haben. Gemeinsam mit Theaterlehrerin Beate Windhorst vom Pirckheimer Gymnasium und Tanzpädagogin und Choreografin Beate Höhn vom TanzPartner e. V. begeben sich Schülerinnen und Schüler des Pirckheimer Gymnasiums auf eine Reise, auf ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

Auch wenn die Gesellschaft an sich offener geworden ist, wenn die Gesellschaft Themen wie Homosexualität und Liebe über Alters- und Kulturgrenzen hinweg zunehmend bejahend gegenübersteht und Standesgrenzen immer seltener eine Rolle spielen: Berührungsängste zwischen jungen Heranwachsenden hat es immer gegeben, wird es immer geben. Insofern sind Berührungsängste mit dem Thema im Rahmen eines solchen Theaterprojekts nicht nur Teil der Arbeit, sondern sogar erwünscht. Hier ist ein Labor, ein geschützter Raum, in dem man sich ausleben und erfahren darf. Die dabei gemachten Erfahrungen schützen und stärken unsere jungen Menschen in der realen Welt draußen, in jener Welt, wo es keine „Gefällt mir!“-Buttons gibt, in jener Welt, in der man sich noch immer von Angesicht zu Angesicht sagt: „Ich bin gern mit dir zusammen. Ich glaube, ich habe mich verliebt.“ Es ist schön zu sehen, dass Theaterarbeit hilft, eben solche natürlichen Berührungsängste abzubauen – auch wenn manchmal „nur“ die Körper sprechen.

Beate Windhorst

02. Juli 2015, 18.00 Uhr, Kammerspiele

LOVE IS MY rEVOLution Mit: Lisa Cristea, Elisa Dressel, Alisa Gubermann, Kübra Gülec, Irem Karaman, Juana Marin Reichert, Natalie Mülbredt, Nicole Reuss, Julia Saalfeld, Ceyda Saydar, Piriyanthini Srikanthan, Yuliya Svidlova, Dimitar Tsvetkov  Projektleitung: Beate Höhn, Beate Windhorst

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neu eröffnung 27. juli 2015

Wahnfried-Konzerte zur Festspielzeit 2015 Haus Wahnfried, Richard-Wagner-Straße 48, jeweils 19.30 Uhr.

www.wagnermuseum.de Fon: 0921 757 28-0 Mail: info@wagnermuseum.de

03.08. Daniel Schmutzhard, Bariton · Jendrik Springer, Klavier 06.08.

Magdalena Müllerperth, Klavier

08.08. Eva Lind, Sopran · Paul Lugger, Klavier 13.08. Tanja Ariane Baumgartner, Mezzosopran Hilko Dumno, Klavier 17.08. Benjamin Bruns, Tenor · Karola Theill, Klavier 19.08. Mirella Hagen, Sopran · Kerstin Mörk, Klavier 21.08. Julia Novikova, Sopran · Prof. Semjon Skigin, Klavier 23.08. Aleksandra Mikulska, Klavier 25.08. Klenke Quartett Sonderausstellung zur Geschichte von Haus Wahnfried,

27. Juli 2015 bis 31. Januar 2016

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Altdorf bei Nürnberg Wallenstein Festspiele www.wallenstein-festspiele.de

27. Juni bis 26. Juli 2015

Unterhaltung für die ganze Familie

Wallenstein in Altdorf

Volksstück von Franz Dittmar Jeden Sonntag um 13:15 und 15:30 Uhr

In völlig neuer Bearbeitung

Wallenstein Theateraufführungen im historischen Hof der ehemaligen Universität. Sie sitzen bequem und geschützt auf der neuen überdachten Tribüne.

Der Klassiker von Friedrich Schiller Jeden Samstag und Freitag, 24.07., 20:30 Uhr Wie zu Wallensteins Zeiten

Historisches Lagerleben Jeden Samstag ab 17:00 Uhr Jeden Sonntag ab 11:00 Uhr

Karten bei Ticketservice DER OFENLADEN (Fischer GmbH) in Altdorf, Tel.: 0 9187/4 09 03 56 und unter www.wallenstein-festspiele.de


Schauspiel

: Die Lächerliche Finsternis

MIT EINEM AUFTRAG UNTERWEGS Eike Hannemann inszeniert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz

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Mit „Einige Nachrichten an das All“ war in der Spielzeit 2013/2014 erstmals ein Stück des 1981 in Hamburg geborenen Dramatikers Wolfram Lotz am Schauspiel Nürnberg zu sehen. Als sehr sehenswert lobte die Kritik die „philosophische Abhandlung vom Schicksal des Menschseins“. Lotz ist ein junger Autor, der konsequent mit den Regeln konventioneller Dramatik bricht und sich nicht immer an alle SinnKonventionen des bürgerlichen Erzähltheaters hält, wie er selbst in einem Interview bestätigte. Sein neuer Text, der sowohl zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen wurde als auch ins Rennen um den begehrten Mülheimer Dramatikerpreis 2015 geht, trägt den Titel „Die lächerliche Finsternis“ (Uraufführung im September 2014 am Akademietheater Wien) und wurde bereits im Rahmen unseres letztjährigen „Autorenwochenendes“ in einer szenischen Lesung präsentiert. Es geht auch in diesem Stück wieder ums große Ganze: um unsere Zivilisation und um die Gewalt, die in deren Namen verübt wird. Das Stück ist eine sehr lose Adaption der Erzählung „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad aus dem Jahre 1899. In Conrads symbolisch verdichtetem Meisterwerk wird gezeigt, welch geringen Widerstand die Kultur, jener Kern westlichen Selbstverständnisses, dem Absturz in die Barbarei entgegenzusetzen vermag. Conrads Erzählung inspirierte zudem Francis Ford Coppola zu seinem epischen Filmgemälde über den Wahnsinn des Kriegs und die animalische Natur des Menschen „Apocalypse Now“ (1979). Wolfram Lotz verknüpft diese beiden Quellen und erzählt die Geschichte dieser Flussfahrt ins Herz der finsteren Wildnis neu. Er schickt Hauptfeldwebel Oliver Pellner (Ksch. Jochen Kuhl) und Unteroffizier Stefan Dorsch (Philipp Weigand) auf die Reise. Ihr Auftrag: Oberstleutnant Karl Deutinger (Ksch. Thomas Nunner) ausfindig zu machen, damit er liquidiert werden kann. Deutinger war Teil einer dreiköpfigen Spezialeinheit, deren geheime Mission scheiterte. Der Oberstleutnant soll daraufhin in einer Raserei die zwei Kameraden getötet haben und ist seitdem in der Dunkelheit der Wildnis abgetaucht. Die Legenden der Menschen, die ihm begegnet sind, und die Mutmaßungen über seinen Verbleib nehmen groteske Züge an. Pellner und Dorsch treffen an den Ufern des Flusses auf italienische Blauhelmsoldaten, Missionare, skurrile Warenhändler (in wechselnden Rollen: Josephine Köhler, Frank Damerius) und, wie kann es in der Wildnis anders sein, auf allerhand Getier. Auch die beiden Reisenden selbst stoßen an ihre Grenzen und können sich dem Sog der geheimnisvollen Finsternis nicht entziehen. Da hilft ihnen auch kein leckerer Espresso mehr …


Lotz’ mystisch aufgeladener, humorvoller und gesellschaftskritischer Text mit Hörspielelementen ist eine Reise in die angeblich ach so fremden Welten unserer Zivilisation. Oder eine Reise in unsere eigenen Klischees und Vorurteile? Oder kratzt er gar am Beton unserer Bilderwelten über das Fremde? Den Impuls zum Stück hatte der Autor in der Zeit, als somalische Piraten in Hamburg vor Gericht standen. Dieser reale Fall inspirierte ihn zu einer Art „Verteidigungsrede“ des Piraten mit Diplom, Ultimo Michael Pussi. Sein Ziel war es, dass eine große, weiße, westliche Erzählung sich ausbreitet, diese Rede einfach verdrängt und diesem Schicksal keinen Platz mehr lässt, „denn darum geht es ja, um diese Form von Gewalt“, so Lotz. Nach der Hörspieladaption des Karl May-Klassikers „Winnetou“ wird sich Regisseur Eike Hannemann gemeinsam mit seinem Team in die Fluten des Lotz’schen Sprach- und Bilderrausches stürzen. Dramaturgin Katja Prussas fragte im Zuge der Vorbereitungen zur Produktion bei Wolfram Lotz an, ob er über seine Bilder zum Stück etwas schreiben würde. Obwohl er als Autor derzeit überall gefragt ist, hat er sich gern die Zeit genommen, einen Originalbeitrag zu unserer Produktion zu schreiben.

Immer wieder musste ich, als ich „Die lächerliche Finsternis“ schrieb, an von Kampfdrohnen aufgenommene Infrarotvideobilder denken. Diese Bilder zeigen vielleicht einen Gebäudekomplex von oben oder ein Fahrzeug auf einer Straße, irgendwo in einer Wüste, dann der Einschlag einer Rakete, ein stummes Aufleuchten. Ich weiß, dass amerikanische Kampfdrohnen von Piloten gesteuert werden, die beispielsweise in einem Kontrollzentrum in Nevada sitzen. So ein Pilot handelt anhand der Bilder, die er auf seinem Bildschirm vor sich hat, er handelt von Nevada aus, und seine Handlungen werden an einem ganz bestimmten Ort z. B. in Pakistan oder Somalia konkret (Ein kaltes Wort, ja, aber es versucht immerhin nicht einzufangen, was nicht einzufangen ist). Die Bilder machen den Piloten in Nevada glauben, er könne sehen, wo und wie er handelt. Aber er sieht nichts, nicht den Wind in den Bäumen neben dem Zielgebäude, nicht die Katze auf dem Dach (oder ist es vielleicht sogar ein ihm unbekanntes Tier?), nicht die Augen und Ohren und Haare des zu Liquidierenden, nicht seine Kinder, nicht seine Hobbys und nicht den Moment, an den er sich gerade erinnert hat, nicht das unabgespülte und das abgespülte Geschirr in der Küche, nicht seine guten Absichten und seine bösen Absichten auch nicht. Nichts davon sieht der Pilot, und also sieht er auch nicht, wie er handelt. Aber die Anwesenheit der Bilder verführt ihn, zu glauben, er sähe es, und es hilft ihm, seine Handlungen allzu leicht verantworten zu können. Dieser amerikanische Pilot, von dem können wir uns nicht unterscheiden, den werden wir nicht so einfach los, wir handeln ja auch an vielen Orten auf der Welt, bisweilen militärisch, auf jeden Fall aber ökonomisch, und wir handeln anhand von Bildern und Erzählungen, die wir uns herstellen oder die für uns hergestellt werden, aber an diesen Orten werden unsere Handlungen konkret. Und wir dürfen nicht vergessen, was dieses Wort alles meinen kann, was für ein großer, dunkler Raum dahinter liegt.

Katja Prussas Premiere

Wolfram Lotz im Mai 2015

Buchtipps Joseph Conrad, „Herz der Finsternis“, dtv, 7,90 € Tom Tiraboko und Christian Perrissin, „Kongo“, avant Verlag, 24,95 € Erhältlich im Theaterbuchladen

: 29. Mai 2015, 20.15 Uhr, Bluebox

Die Lächerliche Finsternis   nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz Nach Francis Ford Conrads „Herz der Apokalypse“ Inszenierung: Eike Hannemann Bühne: Ay¸se Özel Kostüme: Margaux Manns Musik: Frank Damerius Dramaturgie: Katja Prussas Mit: Josephine Köhler (Ultimo Michael Pussi, Lodetti); Frank Damerius (Stojkovi´c, Reverend Carter),

Ksch. Jochen Kuhl (Oliver Pellner), Ksch. Thomas Nunner (Karl Deutinger, Papagei), Philipp Weigand (Stefan Dorsch) Weitere Vorstellungen: 03., 05., 14., 15.06.; 11.07.2015

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Schauspiel

: Talking About borders

TALKING ABOUT BORDERS – Das Festival Anders „Der Sandmann“, den die internationale Jury von TALKING ABOUT BORDERS zum besten zeitgenössisches Drama Albaniens kürte. Hier steht ein unverrückbarer Berg inmitten der Figurenlandschaft: der Konflikt zwischen Vater und Sohn, zwischen dem Alten und dem, was es an Neuem hervorbringt. Unbarmherzig ragt die Vergangenheit der einzelnen Figuren in die Handlung hinein und hemmt ihre Begegnungen untereinander. Wie geht man mit sich, dem anderen, vor allem aber der eigenen individuellen Geschichte um? Das ist auch Thema in Dmytro Ternovyis „Hohe Auflösung“: Ein ukrainischer Spitzenmusiker kämpft mit der Bürokratie um ein EU-Arbeitsvisum, während die Polizei bei ihm nach Illegalen fahndet und rund um seine Wohnung am Kiewer Unabhängigkeitsplatz Bürgerrechtsdemonstrationen entflammen. Alltagsgegenstände wie Gläser und Aktenordner sind die spreSzenische Lesungen chenden Beobachter in Es ist nicht nur das dieser politischen Komöbereits in der BlueBox urdie, die immer kafkaesker aufgeführ te georgische wird. Vor dem Hintergrund Theaterstück „ Angr y 1. Festival 26.-28. Juni 2015 des Zeitgeschehens spielt Bird“ zu sehen (Siegerauch der rumänische Siestück 2013), sondern in ger te x t „ Am falschen Szenischen Lesungen mit Ort“ von Alice Monica Marinescu und David Schwartz. Ensemblemitgliedern auch einige der in den verIm Mittelpunkt stehen fünf Menschen (Estera, Jagangenen Jahren prämierten Siegerstücke des Dramal, Samira, Sonia, Yamen) unterschiedlichen Alters menwettbewerbs. Basa Janikashvilis „Angry Bird“ und mit unterschiedlichen ethnischen und sozialen handelt von den letzten Dingen: Liebe, Tod, Gott, Hintergründen, die über ihre Flüchtlingserfahrungen, Heimat – und vom größten und gefährlichsten Konüber ihre Entfremdung vom Heimatland und über flikt der gegenwärtigen Welt, dem Konflikt zwischen das Abenteuer sprechen und sich an ihren neuen Christentum und Islam. (Auch das Festwochenende Zufluchtsort Rumänien anzupassen versuchen. zum 15-jährigen Bestehen der theaterpädagogischen Abteilung widmet sich diesem Thema unter Hochkarätige Gastspiele dem Titel „Romeo und Julia. Heute. Zwei Liebende Passend dazu der Beitrag aus türkischer Sicht, – zwei Religionen“.) Das gleichermaßen prämierte der sich mit einem Gastspiel des Theaters Münster Stück „Kriegsmutter“ des jungen Georgiers Data präsentiert: „Die deutsche Ayşe“ von Tuğsal Moğul Tavadze hingegen ist eine zeitlose Auseinanderseterzählt aus dem Leben dreier türkischer Frauen der zung mit dem Thema Krieg und nimmt uns mit in ersten Einwanderer-Generation, die den Großteil eine klaustrophobe Wirklichkeit, in der zwischen der ihres Lebens im Münsterland verbrachten. Dieses psychischen Innenwelt und der zerstörten Außenwelt Stück über selbstbewusste mutige Menschen und nicht länger unterschieden werden kann. eine häufig kuriose, zuerst unheimlich fremde, dann

Vom 26. bis zum 28. Juni 2015 findet im Schauspielhaus das erste TALKING ABOUT BORDERS Festival statt. Seit Beginn der aktuellen Theatersaison hat das Staatstheater mit TALKING ABOUT BORDERS eine neue Projektschiene eröffnet, die verschiedene internationale Aktivitäten im Schauspielhaus inspirieren soll und künstlerische Positionen präsentiert, die das Politische im Theater in den Blick nehmen. Der gleichnamige Wettbewerb besteht bereits seit zehn Jahren und entstand aus der Idee heraus, den Osten Europas über seine Autoren und Theaterarbeiten besser kennenzulernen: Wie denken heute engagierte Menschen in unseren Nachbarstaaten? Und was wäre, um dem nachzugehen, geeigneter als ein Festival? In wenigen Tagen kann es vielfältige Impulse liefern und ermöglicht uns, emotional, kreativ und intellektuell quer durch Europa zu reisen, ohne die Stadt zu verlassen.

Talking about

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heimatliche Welt gewann 2014 den Publikumspreis bei den NRW Theatertagen. Es ist ein szenischer Beitrag zur immer wieder aufflammenden Debatte um das Gelingen der sogenannten „Integration“. Als weiterer Höhepunkt des Wochenendes wird das Berliner Maxim Gorki Theater mit HansWerner Kroesingers „Die 40 Tage des Musa Dagh“ zu Gast sein – „dem spannendsten, auf seine nüchterne Weise bewegendsten Theaterabend der Saison“, wie die Süddeutsche Zeitung befand. 1915 wurden über eine Million Armenier im Osmanischen Reich deportiert, gefoltert und ermordet. Franz Werfel schrieb über diese Vorgänge 1933 seinen gleichnamigen epochalen Roman. 100 Jahre nach dem Völkermord an den Armeniern bringt Hans-Werner Kroesinger diese Geschichte in der Montage mit dokumentarischem Material über die deutsche Rolle und die strukturelle Organisation des Völkermords auf die Bühne. Was erzählt uns eine scheinbar alte Geschichte über den Umgang mit Geschichte heute? Einfach zuhören Diese Frage stellt sich auch in „Trotz der Tränen“, einem Text über einen jungen Strafverteidiger, der Hitler 1931 in den Zeugenstand ruft und dort so in die Enge treibt, dass dieser die Blamage nie vergisst und ihn später inhaftieren und leiden lässt, bis er sich umbringt. Die Nichte des Anwalts, Schauspielerin Patricia Litten, liest dazu die Schilderungen der Autorin, ihrer Großmutter. Kammerschauspielerin Adeline Schebesch und Marco Steeger bringen uns noch einmal mit dem „Buch des Flüsterns“ – geschrieben hat es der Rumäne Varujan Vosganian – auf das internationale Parkett zurück. Nach Franz Werfel schreibt Vosganian die Geschichte

Maxim Gorki Theater

Maxim Gorki Theater

Theater Münster

Theater Münster

über das Schicksal der Armenier fort. „Der meisterhafte Roman überzeugt nicht nur literarisch, er ist auch ein Dokument des Erinnerns“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Am Sonntag werden die Autoren Jonila Godole, Dmytro Ternovyis und der chinesische Blogger und Menschrechtsaktivist Liu Dejun, derzeit Stipendiat im Writers in Exile -Programm des deutschen PENZentrums, an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg, Zensur, Menschenrechte – Was kann die Kunst?“ teilnehmen. Weitere Veranstaltungen, wie ein Konzert der armenischen Sopranistin Hrachuhí Bassénz mit Liedern aus ihrer Heimat, eine Filmreihe mit drei Dokumentarfilmen über den Kaukasus (Georgien und Armenien) von Projektleiter Christian Papke und dazu passend Fatih Akins Kinofilm „The Cut“ runden das kleine, internationale Festival ab.

Christian Papke 17


Schauspiel

: Talking about borders

Preisträgerstücke des Autorenwettbewerbs von 2009 bis 2013 Sa, 27.06., 19.00 Uhr, Kammerspiele

HOHE AUFLÖSUNG  von Dmytro Ternovyi (Siegerstück Ukraine 2012) Szenische Einrichtung: Kathleen Draeger Ausstattung: Annemarie Bulla  Dramaturgie: Horst Busch Mit: Ksch. Adeline Schebesch,

Josephine Köhler, Marco Steeger, Thomas Klenk, Ksch. Thomas Nunner Der ukrainische Autor Dmytro Ternovyi gründete 2006 in seiner Heimatstadt Charkiw das russischsprachige „Mistkäfertheater“. Mit „Hohe Auflösung“ schuf er ein Stück zwischen Boulevardkomödie, Politischem und Surrealem.

Anschließend Nachgespräch mit dem Autor Dmytro Ternovyi So, 28.06., 13.00 Uhr, BlueBox

KRIEGSMUTTER  von Data Tavadze (Siegerstück Georgien 2013) Szenische Einrichtung: Wiebke Schwegler Ausstattung: Elena Köhler  Dramaturgie: Horst Busch Mit: Karen Dahmen, Ksch. Adeline

Schebesch, Nicola Lembach, Martin Bruchmann 2008 begann Data Tavadze, an „Kriegsmutter“ zu schreiben, nach vier Kriegen schrieb er das Stück ebenso oft um. Kulisse ist der Kaukasuskrieg um Südossetien 2008. Damals begann der kaum zwanzigjährige Schauspieler und Regisseur Tavadze, seine persönlichen Erlebnisse zu einem Bühnenstoff zu verarbeiten.

Anschließend Publikumsgespräch

Die Autorin Jonila Godole, heute Dozentin für Politikwissenschaft, war die erste freie politische Journalistin nach Ende der Diktatur in Albanien.

Anschließend Nachgespräch mit der Autorin Jonila Godole So, 28.06., 17.00 Uhr, BlueBox

AM FALSCHEN ORT von Alice Monika Marinescu und David Schwartz (Siegerstück Rumänien 2011) Szenische Einrichtung: Katja Prussas Ausstattung: Elena Köhler Mit: Julia Bartolome, Marion Schwei-

zer, Elke Wollmann, Julian Keck, Stefan Willi Wang „Flüchtlingsgespräche“ am Zufluchtsort Rumänien: Fünf Menschen (Estera, Jamal, Samira, Sonia, Yamen) unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen ethnischen und sozialen Hintergründen sprechen über ihre Flüchtlingserfahrungen, über ihre Entfremdung vom Heimatland und über das Abenteuer, sich an ihren neuen Zufluchtsort Rumänien anzupassen. Fragmente aus einem „Vorbereitungsbuch zum Erlangen der rumänischen Staatsbürgerschaft“ für Asylbewerber in Rumänien werden als Bindeglied zwischen die erzählten Geschichten gesetzt und verdeutlichen die Diskrepanz zwischen Realität und Theorie.

Anschließend Nachgespräch mit Jürgen Markwirth, Amt für Kultur und Freizeit So, 28.06., 11.00 Uhr, Foyer Schauspielhaus

KRIEG, ZENSUR, MENSCHENRECHTE – WAS KANN DIE KUNST? PODIUMSDISKUSSION

So, 28.06., 15.00 Uhr, Kammerspiele

DER SANDMANN  von Jonila Godole  (Siegerstück Albanien 2009) Szenische Einrichtung: David Rimsky-Korsakow Ausstattung: Annemarie Bulla Dramaturgie: Diana Insel Mit: Henriette Schmidt,

Ksch. Jochen Kuhl, Christian Taubenheim, Philipp Weigand

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Mit: Jonila Godole (Autorin), Dymtro Ternovyi (Autor und Theaterleiter) und Liu Dejun (Writers in Exile) Moderation: Christian Papke

Gefördert von der DATEV eG Mit freundlicher Unterstützung des Maxim Gorki Theaters, Berlin, des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg sowie des Amtes für internationale Beziehungen Nürnberg.


Talking about

Borders

1. Festival 26.-28. Juni 2015

FR 26. Juni

19.30 Uhr, Foyer Bluebox 20.15 - 21.15 Uhr, bluebox

ab 21.30 Uhr, Kammerspiele

SA 27. Juni

15.00 Uhr, Kammerspiele 17.00 Uhr, Kammerspiele 19.00 Uhr, Kammerspiele 19.30 Uhr, Schauspielhaus 21.00 - 22.00 Uhr, Bluebox

So 28. Juni

11.00 - 12.30 Uhr, Foyer Schauspielhaus

13.00 Uhr, Bluebox

15.00 Uhr, Kammerspiele

Festival – ERÖFFNUNG Angry Bird (Ua) Basa Janikashvili (Siegerstück Georgien 2013) freier Verkauf, Preis 14,40 €

Dokumentarische Filme  von Christian Papke „Georgien – Energie der Freiheit“ I und II „Armenien – Der Schatten langer Weg“  freier Eintritt

Trotz der Tränen Irmgard Litten Lesung mit Patricia Litten und Birgit Förstner (Cello)  freier Verkauf, Preis 5,50 €

Buch des Flüsterns Varujan Vosganian Lesung mit Adeline Schebesch und Marco Steeger  freier Verkauf, Preis 5,50 €

Hohe Auflösung Dmytro Ternovyi Szenische Lesung (Siegerstück Ukraine 2012)  freier Verkauf, Preis 5,50 €

Romeo und Julia William Shakespeare freier Verkauf, Preis 15,00 - 39,40 € Gastspiel Theater Münster

Die deutsche AyŞe – Türkische Lebensbäume (ua) Tu˘gsal Mo˘gul  freier Verkauf, Preis 14,40 €

Krieg, Zensur, Menschenrechte – was kann die Kunst? Podiumsdiskussion  freier Eintritt

Kriegsmutter Data Tavadze Szenische Lesung (2. Siegerstück Georgien 2013) freier Verkauf, Preis 5,50 €

Der Sandmann Jonila Godole Szenische Lesung (Siegerstück Albanien 2009) freier Verkauf, Preis 5,50 €

15.15 - 16.15 Uhr, Foyer Schauspielhaus

Armenische Lieder Konzert mit Hrachuhí Bassénz

17.00 Uhr, Bluebox

Am falschen ort Alice Monica Marinescu und David Schwartz

und Rita Kaufmann (Klavier)  freier Verkauf, Preis 8,80 € Szenische Lesung (Siegerstück Rumänien 2011) freier Verkauf, Preis 5,50 € Gastspiel Maxim Gorki Theater Berlin

19.00 - 20.45 Uhr, Schauspielhaus

Musa Dagh – Tage des Widerstands (Ua) Hans-Werner Kroesinger, nach einem Roman von Franz Werfel freier Verkauf, Preis 13,70 - 36,80 €

21.00 Uhr, Kammerspiele

The Cut Film von Fatih Akin freier Verkauf, Preis 2,50 €

Mit freundlicher Unterstützung von


Schauspiel

: Talking about borders

ÜBER GRENZEN SPRECHEN Ein Interview mit Claus Fesel, Leiter Marketing und Kommunikation der DATEV eG, Hauptsponsor von TALKING ABOUT BORDERS

Der vor zehn Jahren von Dr. Christian Papke gegründete internationale Dramenwettbewerb in Osteuropa ist seit der Spielzeit 2014/2015 dauerhaft an das Staatstheater Nürnberg gebunden und wird hier langfristig zu einem internationalen Theaterfestival zum Thema Völkerverständigung, Menschenrechte und politisch-sozialer Wandel ausgebaut. Als wichtigster Partner und Hauptsponsor für dieses ehrgeizige Dramen- und Theaterprojekt konnte die DATEV eG gewonnen werden, die mit ihrer großzügigen Unterstützung diese Entwicklung erst möglich macht.

Warum haben Sie sich entschieden, das Schauspiel des Nürnberger Staatstheaters bei dem Projekt TALKING ABOUT BORDERS als Hauptsponsor zu unterstützen? Claus Fesel: Der Dramenwettbewerb ist ein großartiges Projekt, das ein hochaktuelles Thema anpackt und sich auf künstlerischer Ebene damit auseinandersetzt. In den letzten zehn Jahren hat Christian Papke viel dazu beigetragen, dass wir über Menschen im osteuropäischen Raum und ihr kulturelles Schaffen mehr erfahren und sprechen. Jetzt ist es gelungen, den Dramenwettbewerb fest an Nürnberg zu binden – für mich ein wirksamer Impuls, um die Stadt als Brücke zwischen Ost und West sowie als Stadt der Menschenrechte noch fester zu verankern. Die DATEV eG unterstützt diesen Weg seit Jahren, indem wir beispielsweise die Nürnberger Menschenrechtstafel und das Friedensmahl fördern.

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Welche Bedeutung räumen Sie dem internationalen Theater-Festival ein, das im Rahmen von TALKING ABOUT BORDERS in Nürnberg veranstaltet wird? Ich denke, das ist ein spannendes Experiment mit großem Potenzial. Nürnberg ist mit seiner langen Tradition als Verkehrs- und Handelsknotenpunkt schon geografisch ein Brückenkopf nach Osten. Der Standort-Faktor prädestiniert die Stadt dazu, neben den etablierten Institutionen wie dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis, der Nürnberger Friedenstafel bzw. dem Nürnberger Friedensmahl sowie der Stiftung „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ sich auch künstlerisch des Themas anzunehmen. Nach dem Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte, das seit 1999 in Nürnberg veranstaltet wird, kann das internationale Theaterfestival die zweite kulturelle Säule werden. Wenn es gelingt, das Anliegen des Wettbewerbs zu Gedankenaustausch, Dialog und Begegnung anzuregen, im Festival zu transportieren und erfolgreich in Nürnberg zu etablieren, wäre das aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt, der Nürnberg gut zu Gesicht steht.


Können Sie sich mit den Inhalten von TALKING ABOUT BORDERS – ÜBER GRENZEN SPRECHEN identifizieren und was assoziieren Sie persönlich damit? TALKING ABOUT BORDERS ist ein vielschichtiges Motto, das uns auf verschiedenen Ebenen betrifft: Die Einigung Europas und das Überwinden von Grenzen hat es ja erst möglich gemacht, dass wir trotz aller latenten religiösen und ethnischen Konflikte und Grenzen seit mehr als 70 Jahren friedlich zusammenleben, mit Ausnahme des grausamen Jugoslawienkonfliktes. Und deswegen müssen wir Europa weiter denken als in den Grenzen der EU, um diesen Prozess weiter auszudehnen. Und die Kultur bietet hier erste Einblicke, ein Fenster nach Osten zu öffnen und die Menschen, die dort leben, mit ihren Hoffnungen und Sorgen besser zu verstehen. Der kulturelle Austausch steht am Anfang zur Überwindung aller Grenzen und trägt dazu mit bei. Ein Wettbewerb wie TALKING ABOUT BORDERS ermutigt die Menschen, in einen Dialog zu treten und idealerweise das Trennende zu überwinden.

Wie passt die finanzielle Unterstützung zum Selbstverständnis Ihres Unternehmens? Wir sehen uns als Wegbereiter für möglichst innovative und nachhaltige Projekte – sei es im kulturellen, sportlichen oder pädagogischen Bereich. Im Rahmen unseres genossenschaftlichen Auftrags achten wir bei der Auswahl außerdem darauf, ob ein Projekt Gemeinschaft stiftet oder Nachwuchsförderung eine besondere Rolle spielt.

Mit dem Staatstheater Nürnberg arbeiten wir schon seit Jahren sehr gerne zusammen, da es für die Stadt Nürnberg und die Region ein prägender Kulturträger ist, der Menschen zusammenbringt. Dazu gehören auch Projekte, die über das klassische Theaterpublikum hinaus reichen. Ich denke da beispielsweise an das Crossover-Konzert „Desire for Salsa“ im letzten Jahr, die Bayerischen Theatertage 2013 und die erste Live-Übertragung einer Opernpremiere in deutsche Kinos 2012, die wir gefördert haben. TALKING ABOUT BORDERS sehe ich als konsequente Weiterentwicklung dieser erfolgreichen Kooperation.

Worauf freuen Sie sich besonders in der zukünftigen Zusammenarbeit? Ich freue mich darauf, mich auf neue „unbekannte“ Länder wie Georgien oder Armenien einzulassen, auf seine Menschen und seine Kultur – natürlich auch auf die Konflikte und wie damit umgegangen wird. Und ich freue mich auf ein Festival, das Alt und Jung, Nürnberger und Auswärtige, Bürger und Entscheidungsträger aus Kultur, Politik und Wirtschaft zusammenbringen möge, um über Grenzen zu sprechen, zu verstehen und vielleicht sogar ein paar zu überwinden.

Die Fragen stellte Susanne Wissen

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Oper als polit-krimi Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“ im Opernhaus

Ein Königsmord auf der Opernbühne: Am 16. März 1792 wurde in Stockholm auf den schwedischen König Gustav III. bei einem Maskenball im Opernhaus ein Attentat verübt. Ein Schock für die europäische Adelsgesellschaft, wenige Jahre nach der Französischen Revolution und während das französische Königspaar noch auf seine Hinrichtung wartete (1793). Fast 70 Jahre später brachte Giuseppe Verdi die Geschichte um den verhängnisvollen Ball auf die Bühne – und schrieb dabei einen Opernkrimi, der bis heute zu seinen beliebtesten Werken zählt. Vincent Boussard inszeniert Verdis „Maskenball“ nun am Staatstheater Nürnberg in der Ausstattung von Vincent Lemaire und Christian Lacroix. Marcus Bosch ist der Musikalische Leiter der Produktion. König Gustav III. war ein Freund der Künste, liebte Maskenspiele und das Theater. Vor allem aber war Gustav III. ein Reformer, der als „aufgeklärter“ Monarch in der Tradition des 18. Jahrhunderts den Staat neu organisierte und seinen eigenen Herrschaftsanspruch rigoros umsetzte. Dabei machte er sich nicht nur Freunde, vor allem nicht unter den Angehörigen des schwedischen Adels, deren Privilegien der König beschnitt. Dass Gustav sich zudem in mehrere Kriege u. a. mit dem russischen Zarenreich verzettelte und dabei nicht eben erfolgreich agierte, war nur der Anlass zu einer Verschwörung gegen den Monarchen: Beim Maskenball schlugen die Gegner aus der Adelspartei zu und schossen dem maskierten Monarchen mehrfach in den Rücken. Gustav überlebte das Attentat um mehrere Tage und konnte so noch seine Nachfolge regeln, dann erlag er seinen Verletzungen.

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Ein Königsmord macht Theatergeschichte Die Ermordung des schwedischen Königs war ungeheuerlich, denn in einer Zeit, in der Könige als von Gott gesandte Herrscher als unantastbar galten, war der Königsmord immer noch das schwerste denkbare Verbrechen. Aber nicht die schockierende Tat war der Grund, warum der Tod Gustavs III. zum Gegenstand einer Oper werden sollte, sondern dessen theatrale Umstände: Ein Mord auf einem Fest, die maskierten Mörder und ihr ebenfalls maskiertes Opfer, das schreit geradezu nach einer Darstellung auf dem Theater. Der Librettist Eugène Scribe war es, der 1833 mit „Gustav III.; Ou le bal masqué“ das historische Geschehen zu einem Operntext umformte, den Daniel F. E. Auber für die Pariser Oper vertonte. Scribe verknüpft dabei zwei Handlungsebenen, wie er es auch bei seinen Libretti „Die Hugenotten“ oder „Die Jüdin“ getan hatte: Auf der einen Seite stehen die Adelsverschwörer, die aus politischen Gründen den Tod des Königs wollen. Auf der anderen Seite steht der engste Vertraute des Königs, der vergeblich vor dem Attentat gewarnt hat und der in dem Moment zum Königsmörder wird, als er entdeckt, dass der König ein Liebesverhältnis mit seiner eigenen Frau hat. Diese Verbindung von politischem Komplott und privater Tragödie und die Wandlung von Freunden zu Todfeinden waren es wohl, die Giuseppe Verdi an dem Stoff anzogen.


Ein Maskenball

: Oper

Illusion und Wirklichkeit Verdi hatte eigentlich geplant, eine Oper über Die politischen Querelen um „Ein Maskenball“ das Drama „König Lear“ von William Shakespeare täuschen darüber hinweg, dass Verdi mit seiner Oper zu schreiben, als er 1858 den Vertrag für eine neue etwas ganz anderes in den Mittelpunkt stellt als den Oper mit dem Opernhaus San Carlo in Neapel unterMord an einem Herrscher. Sein König – Riccardo heißt schrieb. Erst als sich zeigte, dass sein Librettist Aner in der von der Zensur freigegebenen Fassung – ist tonio Somma und er selbst an den dramaturgischen ein „romantischer Schwärmer, dem Schönheit und Schwierigkeiten dieses Stoffes scheiterten, beschloss Vergnügen wichtiger sind als die Niederungen der er, das französische Libretto für seine Zwecke bearTagespolitik“. Nicht seine politischen Gegner bringen beiten zu lassen. Damit stieß Verdi in ein Pulverfass: den König zu Fall, sondern der Leichtsinn, mit dem Die politische Stimmung im Königreich beider Sizilien Riccardo die letztlich unerwar angespannt, und Köfüllbare Liebe zur Frau seinig Ferdinand II. hatte we» Ein Spiel nes engsten Beraters Renato nige Jahre zuvor bei einem gesellschaftlicher glaubt ausleben zu können. Aufstand auf das eigene Die titelgebende Maskerade Volk schießen lassen. 1856 Masken « ist dabei weit mehr als blohatte er ein Attentat nur ßer Karneval: Alle Figuren des knapp überlebt. Die Furcht Stückes verstellen sich und tragen soziale „Masken“. vor politischen Unruhen war daher so groß, dass die In keiner seiner Opern treibt Giuseppe Verdi das Spiel neapolitanische Zensur das Libretto zu „Ein Maskenzwischen Realität und Illusion so auf die Spitze wie ball“ in der bestehenden Form verbot. Die Urauffühin „Ein Maskenball“. Und Regisseur Vincent Boussard rung platzte, und Verdi brachte „Ein Maskenball“ ein nimmt genau dieses Maskenmotiv zum Anlass, in Jahr später im nahegelegenen Rom auf die Bühne, seiner Inszenierung das Spiel mit gesellschaftlichen wo die päpstliche Zensurbehörde offenbar weniger Masken zu demonstrieren. Probleme damit hatte, dass ein weltlicher Herrscher bei nächtlichen Lustbarkeiten erschossen wird … Kai Weßler Allerdings hatte sich Verdi nun bereit erklärt, das Stück vom schwedischen Königshof in die entlegenen britischen Kolonien in Nordamerika zu verlegen und aus dem König einen Gouverneur zu machen. Premiere

: 06. Juni 2015, 19.30 Uhr, Opernhaus

Ein Maskenball

Un ballo in Maschera   Giuseppe Verdi

Text von Antonio Somma nach „Gustave III; Ou le bal masqué“ von Eugène Scribe Musikalische Leitung: Marcus Bosch Inszenierung: Vincent Boussard Bühne: Vincent Lemaire Kostüme: Christian Lacroix Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Kai Weßler Mit: David Yim (Riccardo), Mikolaj Zalasinski (Renato), Ekaterina Godovanets (Amelia), Chariklia

Mavropoulou (Ulrica), Cilla Csövari / Julia Novikova (Oscar), Vikrant Subramanian (Silvano), Daniel Dropulja (Samuel), Alexey Birkus / Taehyun Jun (Tom), Chool Seomun (Richter), Emanoel Velozo (Diener Amelias) Staatsphilharmonie Nürnberg Opernchor des Staatstheater Nürnberg, Jugendchor des Lehrergesangvereins Nürnberg Koproduktion mit dem Théâtre du Capitole Toulouse Mit freundlicher Unterstützung von OPERA VIVA, Patronatsverein der Oper des Staatstheaters Nürnberg

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Oper aktuell Ein Maskenball Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 01. Juni 2015, 18.00 Uhr, Gluck-Saal Weitere Vorstellungen: 08., 14., 19.06.; 04., 08., 11., 14.07.2015 Wiederaufnahme: 14.10.2015

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Oper

: Die Hochzeit des Figaro

Wände aus Luft Das Regieteam Mariame Clément und Julia Hansen setzt „Die Hochzeit des Figaro“ in Szene

Ihre Inszenierungen strahlen aparten Charme und feinen Humor aus, kommen bisweilen mit bestechend schlüssiger Einfachheit in Bildern ohne künstliches Pathos aus oder sind in raschen Tempi und mit viel Spielfreude fulminant umgesetzt. Das war bereits 2013 am Staatstheater Nürnberg bei dem Überraschungserfolg der Saison zu sehen, der Barock-Oper „Platée“ über die liebenswert-skurrile Sumpfnymphe. Markant die Umsetzung, charmant die Interpretation, gewandt der Umgang mit Musik, Szene und Tanz: Das Team Mariame Clément (Regie) und Julia Hansen (Bühnen- und Kostümbild) überrascht immer wieder mit eindrucksvollen Konzeptionen quer durch das Opernrepertoire, bei anhaltendem Erfolg. Nun kommt ihre Inszenierung „Die Hochzeit des Figaro“, die 2013 Premiere am Dortmunder Opernhaus hatte, auf die Bühne des Staatstheaters. Weltgewandte Regisseurin: Mariame Clément Begegnet man der Regisseurin Mariame Clément persönlich, lässt sich schnell erschließen, dass ihre geistreichen Inszenierungen nicht von ungefähr kommen. Klug und begeisternd spricht sie über die Stücke, an denen sie gerade arbeitet; konzentriert und einladend vermittelt sie dem Ensemble zu Beginn einer Probenphase ihr Konzept, ihren künstlerischen

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Weg, auf den sie alle für die Probenzeit mitnehmen möchte – geistig und körperlich. Mit Bedacht inszeniert sie schließlich die Protagonisten. Mariame Clément setzt ganz auf Agilität und Charakter in der Ausarbeitung der Rollen. „Ich arbeite nicht nach vorgefertigten Konzepten, sondern beginne jede Arbeit bei null. Um Routine zu vermeiden, versuche ich, immer wieder neue Wege zu finden, wie ich ein Werk angehe. Dabei ist es sekundär, ob ich eine Tragödie oder eine Komödie inszenierte“, so die Regisseurin. Liest man ihre Biographie, verwundert es wenig, dass die weltgewandte Französin auch in ihrer künstlerischen Handschrift gewandt und flexibel ist: Mariame Clément stammt aus einer französischpersischen Familie und wuchs in Paris auf. Nach einem Studium der Literatur- und Kunstgeschichte an der École Normale Supérieure in Paris verbrachte sie zunächst zwei Jahre in den USA, wo sie an der Harvard Universität unterrichtete. 1999 zog sie nach Berlin, um über persische Miniaturmalerei des Mittelalters zu promovieren. Zwei Jahre später zog es sie zum ersten Mal zum Theater und sie hospitierte an einem der ersten Häuser des Landes, der Staatsoper Berlin. Es folgten Einblicke in die Theaterarbeit von allen Seiten: Mariame Clément brachte sich als Sprachcoach für Sänger ein, stand als Statistin auf der Bühne und war als Dolmetscherin auf Proben


Die Hochzeit des Figaro

gefragt. Dann entschied sie sich, als Regieassistentin zu arbeiten. Ihr Regiedebüt hatte sie dann im September 2004 an der Opéra de Lausanne mit Rossinis „Il Signor Bruschino“ und Puccinis „Gianni Schicchi“. Auf den großen Erfolg ihrer Erstlingsarbeit folgten Inszenierungen von Rossinis „Le Comte Ory“ in Athen, „Rigoletto“ in Nancy, Rossinis „Die Reise nach Reims“ in Bern, Oviedo und Tel Aviv, Massenets „Werther“ in Straßburg und Cavallis „Giasone“ in Antwerpen/ Gent. Am Theater an der Wien erarbeitete sie 2011 Rameaus „Castor et Pollux“. Nach „Faust“ an der Oper Graz inszenierte sie u. a. „Don Pasquale“ in Glyndebourne und „Der Rosenkavalier“, „Platée“ und „Die Zauberflöte“ in Straßburg. In Paris brachte sie an der Opéra Garnier „Hänsel und Gretel“ heraus, am Essener Aalto-Theater sorgte ihre Umsetzung von György Ligetis „Le Grand Macabre“ für Aufsehen. Ganz aktuell inszeniert Mariame Clément für Glyndebourne, eines der bedeutendsten Opernfestivals der Welt, Donizettis „Poliuto“. Zukunftspläne sind auch schon gemacht und führen sie zu ersten Adressen der Musiktheater-Szene: mit Rossinis „Armida“ an die Vlaamse Opera nach Antwerpen und Gent, nach London mit „L’Etoile“ für die Royal Opera Covent Garden sowie nach Straßburg an die Opéra National du Rhin mit „Das Liebesverbot“. Künstlerische Partnerin: Julia Hansen Seit vielen Jahren arbeitet Mariame Clément mit Julia Hansen zusammen. Die langjährige Vertrautheit wird durch die sich perfekt ergänzenden Parameter des Theaters sichtbar: Da, wo die Inszenierung Tempo braucht, sorgt die Bühne für einen verwandlungsfähigen Raum und flexible Szenenwechsel; Cléments Witz spiegelt sich in Hansens liebevollen Details in der Ausstattung und die von der Regisseurin geführten Charaktere und ein sorgfältig darauf abgestimmtes Kostümbild gehen Hand in Hand. Julia Hansen, in Hamburg geboren, ist als freie Bühnen- und Kostümbildnerin für Oper, Theater und Tanz tätig. Neben den gemeinsamen Stationen und Zusammenarbeiten mit Mariame Clément hat die Ausstatterin überdies eine reichhaltige Liste an internationalen Engagements. 2007 bis 2011 war sie außerdem Ausstattungsleiterin am Theater Bern, wo sie u. a. „Die Reise nach Reims“, „La traviata“, „La Bohème“ und „Don Giovanni“ ausgestattet hat. An anderen Häusern war sie mit Stücken wie „Fidelio“ (Wiesbaden), „Rigoletto“ (Nancy), „Elegie für junge Liebende“, „Albert Herring“ (Lübeck) und „Pirame et Thisbé“ (Nantes) vertreten. ie arbeitete weltweit u.a. in Wien, London, Helsinki, Oviedo und Tel Aviv.

: Oper

Neben verschiedenen Nominierungen und Preisen für ihre Ausstattungen wurde sie zuletzt von Le Syndicat Professionnel de la Critique für die oben erwähnte Inszenierung „Platée“, die ursprünglich für die Opéra National du Rhin Strasbourg entworfen worden war, mit dem 1. Preis für das beste Bühnenund Kostümbild 2010 ausgezeichnet. Unverkennbare Handschrift: Clément/Hansen Die Inszenierung von Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ trägt ein weiteres Mal unverkennbar die Handschrift des Teams Clément/Hansen: In einer Oper, in der es hauptsächlich darum geht, Affären zu verheimlichen, geheime Pläne in Nebenzimmern zu schmieden, den vermeintlichen Nebenbuhler im Schrank zu verstecken, ihn dann auch noch als Frau zu maskieren, einer Oper, in der Sprünge aus dem Fenster absolviert werden und um verdächtige Fußabdrücke im Garten gestritten wird … Da erwartet man als Bühnenbild ein verzwicktes Labyrinth aus Räumen, das schnelle Verwandlungen vollbringen kann und dem Zuschauer entlarvend die Umstände „hinter den Kulissen“ zeigt. Ganz anders löst Bühnenbildnerin Hansen diese Affäre: So gut wie kein fixierter Raum, so gut wie keine reale Tür ist nötig, um dennoch das ganze Intrigenspiel in seiner Raffinesse und den Reiz der folgenschweren Versteckspiele abzubilden. Angelehnt ist die Idee durchaus an ein Konzept von Filmemacher Lars von Trier: Der

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Oper

: Die Hochzeit des Figaro

Spielfilm „Dogville“ aus dem Jahr 2003 ist in einer derart minimalistischen Theaterdekoration gedreht; eine Hommage an Brechts Episches Theater. Nicht Wände und Türen bilden in diesem Figaro-Bühnenbild Kammern und Zimmer, sondern Linien auf dem Boden zeichnen den Grundriss, beschreiben lediglich (Spiel-)Räume, die jederzeit alle einsehbar sind für den Zuschauer. Ausschließlich kleine Versatzstücke an Mobiliar oder Requisiten machen es möglich, die Schauplätze von Zimmer zu Zimmer „fliegend“ zu wechseln. Wände ergänzt man im Kopf. Die Protagonisten hingegen spielen mit diesen unsichtbaren Begrenzungen, haben jeweils nicht den allwissenden Blick des Zuschauers. Somit rücken Esprit und Stärke der Dialog-Momente, die Figuren und ihre Charakterbesonderheiten, aber gleichzeitig auch ihre Missverständnisse und Verwicklungen umso klarer in den Vordergrund und lassen Lorenzo da Pontes Premiere

Text und Mozarts Musik umso mehr Raum. Wie ein Essenzieren des Stückes wirkt diese Inszenierung, die – bei aller Verspieltheit – architektonisch mit sehr wenig auskommt. Einmal mehr unkonventionell wird die Konzeption, indem das Kostümbild eigentlich genau die Zeit von Beaumarchais und Mozart bedient: RokokoKostüme in prächtigen Stoffen und authentischen Farben kontrastieren das minimalistische Bühnenbild. Auf diese Weise soll der Gehalt des Stückes zutage gefördert und gleichzeitig eine gewisse überzeitliche Abstraktion möglich gemacht werden. Diese Konzeption verlangt genaues Spiel, bewusst gesetzte Gestik und Mimik, exakte Einstudierungen und genaue Verabredungen in der Interaktion. Ein Spezialgebiet des Regieteams Mariame Clément und Julia Hansen. Zu sehen ab Ende Juni auf der Opernbühne.

Sonja Westerbeck

: 27. Juni 2015, 19.30 Uhr, Opernhaus

Die Hochzeit des figaro le nozze di figaro  Wolfgang Amadeus Mozart Text von Lorenzo da Ponte Musikalische Leitung: Peter Tilling Inszenierung: Mariame Clément Bühne und Kostüme: Julia Hansen Chorleitung: Tarmo Vaask Dramaturgie: Sonja Westerbeck Mit: Levent Bakirci / Jochen Kupfer (Graf Almaviva), Hrachuhí Bassénz / Leah Gordon (Gräfin Alma-

viva), Csilla Csövari / Michaela Maria Mayer (Susanna), Nicolai Karnolsky (Figaro), Silvia de La Muela (Cherubino), Leila Pfister (Marcellina), Kwonsoo Jeon / Hans Kittelmann (Basilio), Sebastian Köchig / Lucas Christian Noerbel (Don Curzio), Taehyun Jun (Bartolo), Sébastien Parotte (Antonio), Laura Demjan (Barbarina), Laura Demjan (Zwei Mädchen), Solgerd Isalv (Zwei Mädchen) Staatsphilharmonie Nürnberg, Opernchor des Staatstheater Nürnberg Koproduktion mit dem Theater Dortmund

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Oper aktuell Die Hochzeit des Figaro Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 23. Juni 2015, 18.00 Uhr, Gluck-Saal Weitere Vorstellungen: 30.06.; 02., 06., 12., 15., 18., 21.07.2015 Wiederaufnahme: 21.10.2015

Oper von Giuseppe Verdi 3 Juli Premiere, 20 Uhr

Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn Stuttgarter Philharmoniker Marcus Bosch

OPER KONZERT JAZZ EXTRAS TICKETS: 07321 · 327 77 77 WWW.OPERNFESTSPIELE.DE


Grenzenlose Spielfreude Die neue Saison im Staatstheater Nürnberg Mit einem großen Theaterfest am Sonntag, 20. September empfängt das Staatstheater Nürnberg sein Publikum zum Saisonauftakt am RichardWagner-Platz und präsentiert ein buntes Programm aus Technikshow, offenen Proben, Lesungen und musikalischen Programmen auf allen Bühnen der beiden Häuser sowie auf dem Vorplatz. Theater- und Konzertfreunde aller Sparten sind dabei ausdrücklich zum Mitmachen aufgefordert, u. a. beim Training für Hobby-Tänzer im Ballettsaal, einem Sprechchor im Schauspielhaus und einem großen Mitmachkonzert im Opernhaus, bei dem Laien und ProfiMusiker gemeinsam das Publikum unterhalten. Ins Opernhaus lockt außerdem der Kostümverkauf der Theaterschneiderei, ins Schauspielhaus das längste Kuchenbuffet Nürnbergs. Den Spielplan bestimmen einige Themen, die das Staatstheater schon seit Längerem verfolgt, doch für die Spielzeit 2015/2016 wurden auch neue Schwerpunkte gesetzt.

Oper In der Oper schließt sich gleich zu Beginn der Wagner’sche „Ring“-Zyklus mit „Götterdämmerung“ in der spektakulären und bildmächtigen Interpretation von Regisseur Georg Schmiedleitner und Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Vom 16.10. bis 06.12. wird im Neuen Museum dazu eine Installation des Regieteams unter dem Titel „Ringaggregate“ gezeigt. Mit Gabriele Rechs Inszenierung von Jacques Fromental Halévys „Die Jüdin“ setzt sich nicht nur die Serie der französischen Grand Opéra im Spielplan fort, sondern auch die Werkreihe, die das

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Staatstheater Nürnberg

: Spielzeit 2015/2016

Schauspiel

Schicksal des jüdischen Volkes behandelt. Dem französischen Komponisten mit fränkischen Wurzeln ist am Staatstheater außerdem ein Symposium gewidmet. An die Reihe des französischen Barock knüpft Rameaus „Les Indes Galantes“ in einer Inszenierung von Laura Scozzi an. Die konzertante Aufführung von Bizets „Die Perlenfischer“ erweitert das französische Repertoire in Nürnberg um ein weiteres Werk. Die Zusammenarbeit mit Kult-Regisseur Calixto Bieito und die Auseinandersetzung mit dem slawischen Opernrepertoire findet ihre Fortsetzung mit Leoš Janáčeks „Aus einem Totenhaus“. Während renommierte Regisseure selten gespielte Werke auf die Nürnberger Bühne bringen, werden zwei Klassiker des Repertoires von ganz jungen Regieteams in Szene gesetzt: Die beiden Ungarinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka bringen eine Neuinszenierung von „La Bohème“ heraus, Verena Stoiber inszeniert mit Ausstatterin Sophia Schneider „Rigoletto“ neu. Zur Musik von Gioacchino Rossini wird für das junge Opernpublikum die Geschichte von „Pinocchio“ als Kinderoper erzählt. Und die Opernsaison schließt mit dem 1. Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“, dessen Preisträger sich am Vorabend des Bardentreffens mit einem großen Open Air-Konzert auf dem Hauptmarkt präsentieren, begleitet von der Staatsphilharmonie Nürnberg unter der Leitung von GMD Marcus Bosch.

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Die Spielzeit im Schauspiel steht unter dem Motto „Über Grenzen sprechen“ – über Grenzen zwischen Ländern, Sprachen und Kulturen, zwischen Privatsphäre und Überwachungsstaat ebenso wie über jene zwischen arm und reich. Nach „König Lear“, der Eröffnungsinszenierung von Klaus Kusenberg, nehmen zwei Stücke direkten Bezug auf das Motto: Mit Christoph Nußbaumeders Text „Das Fleischwerk“ und Elfriede Jelineks Antiken-Übermalung „Die Schutzbefohlenen“ werden die beiden wohl wichtigsten gegenwärtigen Theatertexte zu den Themen Migration und Wanderarbeit zu sehen sein. Die Grenzen zwischen Demokratie und Widerstand dagegen loten Ibsens „Ein Volksfeind“ in einer Inszenierung von Sascha Hawemann und Schillers „Wilhelm Tell“ in der Regie von Volker Schmalöer aus. In den Kammerspielen sind ebenso spannende wie streitbare Arbeiten zu erwarten wie „1984“ in der Regie von Christoph Mehler, Roland Schimmelpfennigs jüngstes Stück „Wintersonnenwende“ oder das hochbrisante Stück „Terror“ des Bestsellerautors Ferdinand von Schirach. Für Amüsement sorgen intelligente Klassiker der modernen Unterhaltung wie „Der nackte Wahnsinn“ oder die rasante Komödie „George Kaplan“. In der BlueBox werden erneut eine ganze Reihe von Uraufführungen und internationalen Stücken zu sehen sein: „≈ [ungefähr gleich]“ des vielfach ausgezeichneten schwedischen Dramatikers Jonas Hassen Khemiri, eine eigene Fassung der als Film mehrfach ausgezeichneten, intensiven Dreiecksgeschichte „Freier Fall“ von Karsten Dahlem und Stephen Lacant, „Linke Läufer“ von Albert Ostermeier sowie mit „Die Lotterie / Frauen des Krieges“ der armenischen Autorin Karine Khodikyan zum zweiten Mal die Uraufführung des Siegerstückes des internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS.


Ballett Ballettdirektor Goyo Montero beschreitet in seiner 8. Nürnberger Spielzeit als Choreograph neue Wege. Nach einer Serie höchst erfolgreicher Handlungsballette wie „Romeo und Julia“ und „Cinderella“ erarbeitet er nun zum ersten Mal mit seiner Compagnie ein symphonisches Werk; die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz steht im Zentrum seines Balletts „Latent“, erweitert durch eine Auftragskomposition von Owen Belton, mit dem Goyo Montero bereits für das Ballett „Cyrano“ erfolgreich zusammengearbeitet hat. Auf einer überwiegend assoziativen Ebene befasst sich der Nürnberger Ballettdirektor in seinem neuen Werk mit den fließenden Übergängen zwischen vermeintlicher Realität und Wahn. Mit William Forsythe und Christian Spuck ist es dem spanischen Ballettdirektor erneut gelungen, zwei choreographische Gäste von Weltruf für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Im dreiteiligen Ballett-Abend „Kammertanz“ sind Forsythes Tanzstück „Approximate Sonata“ und Spucks Ballett „das siebte blau“ zu sehen. Goyo Montero steuert zu diesem Programm eine weitere Uraufführung bei. Mit der dritten Premiere betritt Goyo Montero ebenfalls Neuland, wenn er und das gesamte Ensemble für das „Projekt X“ jetzt zum ersten Mal mit Jugendlichen an einer gemeinsamen Produktion zusammenarbeiten.

mit Grenzerfahrungen auseinandersetzen – kombiniert zu einem inspirierenden Programm mit bemerkenswerten Gaststars: Gleich zum Auftakt im September ist eine der besten Pianistinnen der Welt zu hören, die im georgischen Tiflis geborene Khatia Buniatishvili interpretiert Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15. Für das dritte Konzert kommt ein Gastdirigent nach Nürnberg, der das Beethoven-Bild einer ganzen Generation geprägt hat: Sir Roger Norrington dirigiert Beethovens Neunte Sinfonie. Mitreißenden Schwung unter dem Dirigat von Marcus Bosch verspricht im März die SWR Big Band mit einem Programm voll musikalischer „Grenzgänger“, darunter Rolf Liebermanns stilistisches Crossover „Konzert für Jazzband und Orchester“. Auch die Reihe der Sinfonien Antonín Dvořáks, die von Deutschlandradio Kultur übertragen werden und auf CD erscheinen, wird mit der Aufführung u. a. der letzten und berühmtesten Sinfonie „Aus der neuen Welt“ fortgesetzt. Für das letzte Konzert konnte Simone Young gewonnen werden, unter ihrem Dirigat erklingen Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 1 und mit Oliver Messiaens Turangalîla-Sinfonie eine der sinnlichsten und schönsten Sinfonien des 20. Jahrhunderts. Und wie in Goyo Monteros Ballett „Latent“ erklingt auch im 2. Philharmonischen Konzert Hector Berlioz‘ berauschende „Symphonie fantastique“. Eine Reihe von Sonderkonzerten vervollständigt das vielgestaltige Konzertprogramm, darunter die beliebten Neujahrskonzerte und die traditionelle „Einkehr mit Bach“, zu der diesmal Bachs Johannespassion am Karfreitag im Opernhaus und am Karsamstag in der St.-Laurentius-Kirche in Altdorf gespielt wird.

Verena Kögler und Agnes Manier

Konzert Auch das Konzertprogramm bewegt sich „Jenseits der Grenzen“ und präsentiert Werke unterschiedlichster Musikkulturen, Grenzgänger zwischen den Musikstilen sowie Werke, die sich

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:

SEP

18.

Der Fall der Götter  1. Philharmonisches Konzert

Opern-/Schauspielhaus

20.

Theaterfest

Opernhaus

27.

Verleihung des internationalen Menschenrechtspreises 2015

Meistersingerhalle

:

okt  Münsterschwarzach Opernhaus

03.

Schauspielhaus 10. Opernhaus 11. Historisches Rathaus 12.-30. Opernhaus 14. Kammerspiele 16. Meistersingerhalle Neues Museum -06.12. Opernhaus 21. Bluebox 23. Schauspielhaus 24. Kammerspiele Schauspielhaus 28. Hirsch 30. Schauspielhaus 31. Kammerspiele

Gastkonzert münsterschwarzach Dreiklang: Inger / Montero / Naharin

Choreographien von J. Inger, G. Montero und O. Naharin  WA König Lear  William Shakespeare  P Götterdämmerung  Richard Wagner  P Fotoausstellung mit bildern des Spielzeitheftes Ein Maskenball  Giuseppe Verdi  WA 1984 (DSE)  nach George Orwell  P Im rausch  2. Philharmonisches Konzert Ringaggregate  Ausstellung zu „Der Ring des Nibelungen“ Die Hochzeit des Figaro  Wolfgang Amadeus Mozart  WA Der frühe Hase fängt die axt  Jörn Klare  WA Das Fleischwerk  Christoph Nußbaumeder  P The Effect  Lucy Prebble  WA Das Leben der Bohème  nach Henri Murger und Giacomo Puccini  WA PHil&Chill I  Elektrobeat trifft Klassik Lametta  Fitzgerald Kusz  WA Heute bin ich blond  John von Düffel  WA

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Nov

Schauspielhaus 03. Kammerspiele Opernhaus 07. Schauspielhaus Bluebox Kammerspiele 08. Kammerspiele 11. Bluebox BlueBox 14. Opernhaus 14./15. Opernhaus 21. Kammerspiele 24. Bluebox

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Das Käthchen von heilbronn  Heinrich von Kleist  WA Die 39 Stufen  John Buchan & Alfred Hitchcock  WA Die Fledermaus  Johann Strauss  WA Romeo und Julia  William Shakespeare  WA Die Lächerliche Finsternis  Wolfram Lotz  WA Pinocchio (UA)  Kinderoper mit Musik von Gioacchino Rossini  P Alle Lieben George  Alan Ayckbourn  WA Winnetou  nach Karl May  WA „Wanderer und sesshafte“  Forum zur Produktion von „Das Fleischwerk“ Stummfilm Philharmonisch La Bohème  Giacomo Puccini  P Die Schmutzigen Hände  Jean-Paul Sartre  WA In aller Ruhe (Quietly)  Owen McCafferty  WA

Dez  Opernhaus Opernhaus Bluebox Schauspielhaus Kammerspiele

06.

Na warte, sagte Schwarte  1. Kinderkonzert

12. 13. 18. 19.

Latent (UA)  Sinfonisches Ballett von Goyo Montero  P ≈ [ungefähr gleich]  Jonas Hassen Khemiri  P Der nackte Wahnsinn  Michael Frayn  P Wintersonnenwende  Roland Schimmelpfennig  P

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Jan

Opernhaus 03.-06. Opernhaus 17. Meistersingerhalle 22. Opernhaus 29. Schauspielhaus 30.

Neujahrskonzerte Die Jüdin  Jacques Fromental Halévy  P Nicht diese Töne ...?  3. Philharmonisches Konzert Carmen  Georges Bizet  WA Supergute tage oder die sonderbare welt des Christopher Boone  nach Mark Haddon  WA

P Premiere  WA Wiederaufnahme


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Feb  Opernhaus

07.

Opernhaus 13. Kammerspiele 14. Bluebox 17. Opernhaus 19. Schauspielhaus 20. Bluebox 27.-28. Gluck-saal 28.

:

Spart Noten!  2. Kinderkonzert Kiss me, kate  Cole Porter  P Terror  Ferdinand von Schirach  P Freier Fall (UA)  Stephan Lacant / Karsten Dahlem  P Dornröschen  Ballett von Goyo Montero  WA Die Schutzbefohlenen  Elfriede Jelinek  P Autorenlabor Zwischen Pessach und Te deum  Symposium zu „Die Jüdin“

Mär  Opernhaus Opernhaus Meistersingerhalle Opernhaus Altdorf

06.

Peter gegen den Wolf  3. Kinderkonzert

12. 18. 25. 26.

Aus einem Totenhaus  Leoš Janáˇcek  P Grenzgänger  4. Philharmonisches Konzert Einkehr mit bach – Johannespassion Einkehr mit bach – Johannespassion

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Apr  Bluebox Opernhaus Schauspielhaus Meistersingerhalle Opernhaus Opernhaus Opernhaus Bluebox

02. 03. 09. 15. 24. 29. 30.

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Die Lotterie / Frauen des Krieges (Ua)  Karine Khodikyan  P Les Indes Galantes  Jean-Philippe Rameau  P Ein Volksfeind  Henrik Ibsen  P Gralssucher  5. Philharmonisches Konzert Die Perlenfischer  Georges Bizet (konzertante Aufführung)  P PHil&Chill II  Elektrobeat trifft Klassik Kammertanz  Choreographien von W. Forsythe, Ch. Spuck & G. Montero (UA) Preisverleihung  Dramenwettbewerb TALKING ABOUT BORDERS

Mai  Opernhaus Meistersingerhalle Histor. Rathaussaal Kammerspiele Opernhaus

07. 13. 22. 28. 29.

:

Konzert zur blauen nacht Swing low  6. Philharmonisches Konzert Nur Im Rathaus George Kaplan  Frédéric Sonntag  P Rigoletto  Giuseppe Verdi  P

Jun  Dokuzentrum Schauspielhaus St.-Lorenz-Kirche Bluebox Meistersingerhalle Opernhaus Gluck-saal

03. 04. 06. 09. 10. 16. 17.

„Leonoren“-Projekt (UA)  (Arbeitstitel) nach Ludwig van Beethoven  P Wilhelm Tell  Friedrich Schiller  P Konzert im rahmen der ION – Musica Sacra Linke Läufer (Ua)  (Arbeitstitel) Albert Ostermaier  P Lebensbeichte  7. Philharmonisches Konzert Im weissen rössl  Ralph Benatzky  WA Leichte Muse im wandel der Zeit  Tagung zum Forschungsprojekt

„Inszenierung von Macht und Unterhaltung – Musiktheater in Nürnberg 1920-1950“ Schauspielhaus 23.-26. Opernhaus 24. Opernhaus 26.

:

Festival Talking about borders Don Giovanni  Wolfgang Amadeus Mozart  WA Der mann mit dem Stock  4. Kinderkonzert

Jul  Meistersingerhalle Schauspielhaus Opernhaus Luitpoldhain Opernhaus Hauptmarkt

08. 09. 14. 24. 27. 28.

Liebeslieder  8. Philharmonisches Konzert Projekt X (Ua)  Tanzprojekt des Staatstheater Nürnberg Ballett mit Jugendlichen  P Liedgut extra: Christian Gerhaher Familienkonzert und Klassik open air Finalkonzert 1. Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“ Preisträgerkonzert 1. Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“


Für jeden ein Abo Für jeden eine Bühne – Für jeden ein Abo: Auch in der Spielzeit 2015/2016 bietet das Staatstheater Nürnberg eine große Vielfalt an Abonnements an. Wählen Sie aus rund 50 Abos, die Ihnen eine Spielzeit mit vielen Theaterabenden versprechen – ob mit Oper, Schauspiel, Ballett, Konzert oder spartenübergreifendem Programm. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, mit den Theaterschecks Ihr Wunsch-Programm individuell zusammen zu stellen. Werden Sie mit dem Start in die neue Spielzeit Mitglied der seit Jahren wachsenden theaterbegeisterten Gemeinschaft unserer Abonnenten!

eine auswahl unserer abonnements

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GEMISCHTES ABO O 18.09.2015  Der Fall der Götter (1. Phil. Konzert) K | 28.10.2015 Das Leben der Bohème S | 13.11.2015 Die Hochzeit des Figaro O | 30.12.2015 Latent B | 04.03.2016 Kiss Me, Kate O | 13.05.2016 Swing Low (6. Philh. Konzert) K | 06.06.2016 Kammertanz B | 30.06.2016 König Lear S

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OPERNHAUS MONTAG M 18.10.2015 Götterdämmerung O | 14.12.2015 La Bohème O | 25.01.2016 Latent B | 22.02.2016 Kiss Me, Kate O | 14.03.2016 Die Jüdin O | 25.04.2016 Aus einem Totenhaus O | 04.07.2016 Rigoletto O

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OPERNHAUS WECHSELND L 10.10.2015 Dreiklang B | 29.11.2015 Götterdämmerung O | 22.12.2015 La Bohème O | 12.02.2016 Die Jüdin O | 11.03.2016 Latent B | 04.05.2016 Die Perlenfischer O | 24.06.2016 Don Giovanni O | 22.07.2016 Rigoletto O

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SCHAUSPIELHAUS-ABO DONNERSTAG C 05.11.2015 König Lear | 03.12.2015 Das Fleischwerk | 28.01.2016 Der nackte Wahnsinn | 25.02.2016 Die Schutzbefohlenen | 14.04.2016 Ein Volksfeind | 09.06.2016 Wilhelm Tell

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KAMMERSPIELE-ABO WOCHENENDE K3 14.11.2015 1984 (DSE) | 06.02.2016 Wintersonnenwende | 16.04.2016 Terror | 18.06.2016 George

Kaplan

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BLUEBOX-ABO BB4 13.01.2016 Ungefähr gleich | 01.03.2016 Freier Fall | 19.04.2016 Die Lotterie / Frauen des Krieges | 29.06.2016 Linke Läufer

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BALLETT-SCHAUSPIEL-ABO T 03.11.2015 Das Käthchen von Heilbronn S | 23.11.2015 Probenbesuch zu Latent B | 15.12.2015 Latent B | 03.02.2016 Das Fleischwerk S | 12.04.2016 Der nackte Wahnsinn S | 12.05.2016 Kammertanz B

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BALLETT-ABO J1 23.11.2015 Probenbesuch zu Latent | 21.12.2015 Latent | 30.04.2016 Kammertanz | 12.07.2016 Projekt X

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KONZERT-ABO FREITAG K 18.09.2015 Der Fall der Götter (1. Philh. Konzert) | 16.10.2015 Im Rausch (2. Philh. Konzert) | 22.01.2016 Nicht diese Töne ...? (3. Philh. Konzert) | 18.03.2016 Grenzgänger (4. Philh. Konzert) | 15.04.2016 Gralssucher (5. Philh. Konzert) | 13.05.2016 Swing Low (6. Philh. Konzert) | 10.06.2016 Lebensbeichte (7. Philh. Konzert) | 08.07.2016 Liebeslieder (8. Philh. Konzert) O Oper  B Ballett  S Schauspiel

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K Konzert


IHRE Pluspunkte AUF EINEN BLICK

: Sie sparen bis zu 30 % im Vergleich zum Einzelkartenkauf, 20 % bei den Theaterschecks und 10 % bei den Premieren-Abos.

: Sie müssen sich nie wieder um Karten und Termine kümmern. : Sie wählen Ihren Sitzplatz für die gesamte Spielzeit. : Ihr Abonnement ist übertragbar. Wenn Sie selbst keine Zeit haben, können auch Freunde oder Verwandte die Vorstellung mit Ihrem Abonnementausweis besuchen. Alternativ können Sie einzelne Vorstellungen telefonisch oder persönlich im Abonnementbüro umtauschen (nicht im Webshop möglich). Bei Abonnements mit bis zu sechs Terminen können Sie max. zwei Vorstellungen tauschen, bei Abonnements mit mindestens acht Terminen nicht mehr als drei Aufführungen. Bei Zahlung des Gesamtbetrages bis zum 31. Oktober 2015 erhalten Sie als Bonus zwei Gutscheine mit dem Abo-Preisvorteil. Mit dem Abonnementausweis können Sie alle öffentlichen Verkehrsmittel der VGN zur Hin- und Rückfahrt zum Theater benutzen (4 Stunden vor der Vorstellung bis Betriebsschluss).

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Abonnenten werben abonnenten Gewinnen Sie Bekannte, Verwandte, Freunde oder einfach jemanden, von dem Sie wissen, dass er ein Schauspiel-, Opern-, Ballett- oder Konzertliebhaber ist, für ein Abonnement des Staatstheater Nürnberg. Für alle fleißigen Abonnenten, die andere Theatergänger als Abonnenten werben, gibt es als Dankeschön einen ganz besonderen Theaterabend im Nürnberger Opern- oder Schauspielhaus. Unsere Aktion „Abonnenten werben Abonnenten“ läuft bis einschließlich 07. August 2015. Unter allen Abonnenten, die mehr als zwei Neuabonnenten werben, verlosen wir folgende Preise:

: Ein sportliches BMW 2er Cabrio für ein Wochenende (Freitag bis Montag) mit 500 Freikilometern von der BMW Niederlassung Nürnberg

: Einen Einkaufsgutschein vom Modehaus Breuninger Nürnberg im Wert von 150,00 € : Einen Gutschein für 2 Personen zum Buffet „Steak & Meer“ (inkl. korrespondierender Weine, Kaffee und Petit Fours) im Maritim Hotel Nürnberg

: Typberatung und professionelles Make-up in der Maskenbildnerwerkstatt des Staatstheaters : Eine individuelle Führung hinter die Kulissen des Opernhauses oder des Schauspielhauses Die Gewinner werden bei dem gemeinsamen Theaterabend ausgelost.

Wir danken folgenden Partnern für die Bereitstellung der Preise: BMW Niederlassung Nürnberg, Modehaus Breuninger Nürnberg, Maritim-Hotel Nürnberg XXX : Abonnement Abonnements Spielzeit

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Ausführliche Informationen zum Spielplan und dem Abonnementangebot finden Sie unter www.staatstheater.nuernberg.de und im aktuellen Spielzeitheft. Dieses erhalten Sie an den Theaterkassen und allen bekannten Vorverkaufsstellen. Gegen Berechnung der Portokosten können Sie es sich auch bequem per Post zuschicken lassen (Bestellungen über die Staatstheater-Hotline oder info@staatstheater.nuernberg.de).

Für Fragen und Wünsche rund um Ihr Abonnement steht Ihnen unser Team um Angelika Koppernock und Gisela Gottschalk im Abonnementbüro am Sterntor zur Verfügung: Abonnementbüro Grasersgasse 25-29 (Parkhaus Sterntor) 90402 Nürnberg Tel.: 0911 231 3531 / 0911 231 10846 angelika.koppernock@staatstheater.nuernberg.de gisela.gottschalk@staatstheater.nuernberg.de

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Ballett xxx xxx Exquisite Corpse III

Freie Bahn für Kreativität Compagnie-Mitglieder des Balletts präsentieren sich als junge Choreographen

Es ist bereits das dritte Mal, dass der Tanzabend „Exquisite Corpse“ im Schauspielhaus des Staatstheater Nürnberg einige der jungen Compagnie-Mitglieder des Balletts als Choreographen vorstellt. Zugrunde liegt die Idee des Spiels „Cadavre exquis“. So nannten die Surrealisten in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Methode, surreale Bilder auf folgende Weise herzustellen (eine Methode, die vielen auch als Kinderspiel bekannt ist): Man falte ein Blatt Papier etwa vier Mal, und zwar so, dass jeweils nur eine kleine Fläche sichtbar ist, die dann der Reihe nach jeweils von einem Künstler gestaltet wird. Jeder setzt dabei die Zeichnung seines Vorgängers fort, ohne diese jedoch zu kennen. Wenn das ganze Blatt so bearbeitet ist, wird es entfaltet und das so entstandene Kunstwerk bestaunt. Meistens entsteht auf diese Art eine skurrile Figur, bei der Kopf, Rumpf und Beine nicht zusammen zu passen scheinen. Das Resultat ist aber dabei nicht als sinnlos zu betrachten, sondern – so die Haltung der Surrealisten – es sei vielmehr dem Unterbewusstsein durch Ausschaltung des bewussten Verstandes freie Bahn gegeben und die Kreativität auf diese Weise unbeeinflusst und frei. Nach diesem Vorbild wählen also die jungen Choreographen frei von thematischen Vorgaben zunächst ihr individuelles Grundthema für ihr Stück; auch Musik und/oder Texte werden nach eigenen Ideen verwendet. Die Besetzung rekrutiert sich dabei aus den eigenen Reihen und überschneidet sich dabei auch – und bildet eine Querverbindung zwischen den Einzelstücken. Später kommen noch mehr verbindende Elemente hinzu, wie etwa ein übergeordnetes Licht- und Raumkonzept oder auch sich wiederholende Elemente im Kostümbild. Das Programm wächst zu einer Collage zusammen; der große Bogen (Idee und Gesamtkonzept: Goyo Montero) lässt es zu einem Ganzen werden, die individuellen Handschriften bleiben aber klar erkennbar.

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Exquisite Corpse III

: Ballett

Dramaturgin Sonja Westerbeck fragte die jungen Choreographen nach ihren größten Herausforderungen in der eigenen Arbeit, nach Vorbildern und der Zusammenarbeit mit den TänzerKollegen – und danach, was am meisten Zeit in Anspruch nimmt: die Musikauswahl, die Vorbereitung im Kopf oder die praktische Umsetzung im Ballettsaal ...

man in the infinite Malcolm Sutherland Ich habe eine sehr klare Vorstellung von dem Stück; sowohl die Atmosphäre und das Gefühl als auch die Bewegung sind gleichzeitig in meinem Kopf. Diese Vision in die Realität zu übertragen, ihr Atem und Leben einzuhauchen und ihr zu erlauben, mich auf eine Reise mitzunehmen und meine ursprünglichen Erwartungen zu überbieten – das ist meine größte Herausforderung. Ich bin jemand, der gerne viel recherchiert; ich finde, wenn ich mich in entsprechend passendes Material – das können Bilder, Literatur, Musik usw. sein – vertieft habe, dass die Ideen, die ich im Studio umsetze, eigentlich schon vorher an einem anderen Ort geboren wurden, mein Geist ist also schon vorher an dem Punkt. Meine Musikauswahl ist ein entscheidender Teil der anfänglichen Ausarbeitung des Konzepts und bildet die Grundlage dafür, dass weitere Ideen aufblühen können.

Magnetic Max Zachrisson In meinem Fall dauert die Vorbereitung im Kopf am längsten. Ich mache für dieses Stück auch Musik und Videoprojektionen selbst und muss deshalb viel planen, damit Video, Musik und Choreographie gut zusammenspielen können. Auch versuche ich dieses Mal, die ganze Choreographie zusammen mit den Tänzern aus dem Moment heraus zu entwickeln. Es ist sehr beängstigend, dabei keine ausgearbeitete Vorbereitung zu haben, auf die man zurückgreifen kann, aber es ist auch sehr aufregend. Ich als Tänzer finde ja selbst

auch, dass das Choreographieren viel interessanter wird, wenn man an der Kreation teilnimmt. Letztendlich ist mein Ziel vor allem, dass die Tänzer das Stück mögen.

Our Second Depths Max Levi Abwechslung zu kreieren ist die größte Herausforderung! Es ist leicht, unbewusst zu choreographieren, also die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie natürlicherweise herauskommen, oder einfache Bewegungen zu erfinden, ohne sich dem Anspruch neuer Einflüsse oder dem Überwinden von Einschränkungen zu stellen. In dem Moment, wo ich „Altes“ schaffe, gedankenlos Bewegungen erfinde, habe ich das Gefühl, Potenzial zu vergeuden. Ich frage mich dauernd, was den Tänzern wohl gefällt oder was sie interessant finden könnten an der Arbeit. Natürlich ist das „Endprodukt“ wichtig, aber der Prozess ist eigentlich genauso wichtig, oder sogar noch wichtiger als das Ergebnis. Wenn der Prozess schon unsauber und falsch ist, ist das Stück am Ende wertlos.

Quest Hirotaka Seki Mich mit mir selbst zu konfrontieren, ist die größte Herausforderung … Es ist, wie ein Tagebuch zu schreiben. Normalerweise konzentrieren wir uns auf Dinge, die von außen auf uns einwirken – auf unsere Augen, auf unsere Haut, auf die Nase, den Mund und so weiter. Aber wenn ich über Choreographie nachdenke, fokussiere

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Ballett

: Exquisite Corpse III

ich mich immer auf mein Inneres: Was tue ich im Unterbewusstsein oder mit Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe? Dann, im Prozess, bemerke ich, dass da Tücken in mir selbst sind oder in mir schlechte Erinnerungen wach werden oder auch Angst hervorgerufen wird. Aber ich versuche natürlich, diese Angst zu überwinden und ein Stück zu machen, das Tänzern und Zuschauern gleichermaßen Freude bereitet. Das beginnt nach der Probe: Jeder kann die Schritte lernen, die körperliche Bewegung. Aber es ist wirklich schwer, die Absicht, die dahinter steckt, zu vermitteln. Ich denke immer darüber nach, wie ich das selbst vermittle, also wie ich lehre, wie ich es sage … Und dann denke ich darüber nach, was ich als nächstes mache. Das ist eine der schwierigsten – und gleichzeitig lustigsten – Sachen und es fasziniert mich immer wieder.

Lust auf … Saúl Vega In der choreographischen Arbeit sind die Tänzer der wichtigste Part. Als menschliche Wesen sind sie alle verschieden, verschiedene Persönlichkeiten und unterschiedlich im Charakter. Sie machen somit die Einzigartigkeit des Stückes aus. In diesem Fall beabsichtige ich auch, mit ihnen zusammen etwas zu kreieren, indem ich ihre Persönlichkeit nutze und sie am kreativen Prozess teilhaben lasse, mit ihrer eigenen Art, das Stück zu interpretieren. Es gibt für mich viele Choreographen, die aus vielen Gründen für mich Vorbilder sind, denen ich folgen möchte oder die ich im Kopf habe – aber um es kurz zu machen: Jiří Kylián fasziniert mich durch seine Abwechslung, die er immer wieder schafft. Ein Stück aus einer frühen Schaffensphase hat nichts zu tun mit seinen neueren, modernen Choreographien und man kann ganz klar den Prozess der Veränderung ablesen, den er im Verlauf seiner Karriere gemacht hat. Das bedeutet, er ist ein wahrhaft kreativer Künstler mit einem großen Drang nach Entdeckungen und Entwicklungen. Das ist auch für mich das Wichtigste. Auch Mats Ek und Johan Inger haben etwas gemeinsam, das mich wirklich begeistert: Sie verleihen ihren Stücken eine große interpretative Prägung, durchaus im theatralischen Sinn – ohne dabei ein „Tanz-Theater“-Stück zu machen. Beide

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geben nahezu jedem Schritt, den sie choreographieren, eine Bedeutung. So bekommt das ganze Stück eine Bedeutung, alles hat einen Sinn, für den Künstler, den Tänzer, und lässt keinen Platz für leere, bedeutungslose Bewegungen. Am Ende ist genau das der Schlüssel zu einem echten Kunstwerk.

Rose des vents Sophie Antoine Die größte Herausforderung war es, meine Ideen und Gefühle in Worte zu übersetzen – mehr als diese letztendlich in Choreographie umzusetzen. Es hat lange gedauert, die passende Musik für meine Idee und zu meinen Gefühlen zu finden. Und an manchen Stellen der Musik war es dann wiederum schwierig, die richtigen und passenden Schritte zu finden, so, dass alles ein zusammenhängendes Ganzes wird.

Mit Liebe verpackt Marina Miguelez In meinen beiden Stücken für „Exquisite Corpse“, für das letzte und für dieses, hatte ich die Ideen schon viele Monate, bevor wir überhaupt angefangen haben, sie zu gestalten. Mit der Zeit wurden die anfänglichen Ideen immer detaillierter – Musik, Kostüme, Licht und auch Schritte – und sie bekamen langsam klare Umrisse, fast von selbst. Ich liebe dieses Gefühl, dass die Idee wächst und darauf drängt, realisiert zu werden. Dabei ist es eine echte Freude, mit so engagierten und talentierten Tänzern zu arbeiten. Sie sind alle sehr professionell, ehrlich und fleißig, und ich vertraue ihnen, die Choreographie mit ihnen als Team zu entwickeln: Die Ideen sind zwar meine, aber die Körper sind ihre, und ich höre ihnen zu und respektiere, was sie über das Stück denken und wie sie es selbst im Tanz erfahren. Sie sind mein wichtigstes Instrument, also versuche ich, nicht nur aus ihren physischen Möglichkeiten Vorteile zu schöpfen, sondern auch aus ihren psychologischen und emotionalen Gaben.


Exquisite Corpse III

Zweite Geschichte: Piedad Miguel Toro Die größte Herausforderung an dieses Stücks ist es, die Persönlichkeit der Figuren in Bewegung zu übertragen. Es soll eine Choreographie sein, in der sich der Zuschauer mit diesen Figuren auseinandersetzt, gleichzeitig möchte ich vermeiden, dass die Schritte zu offensichtlich sind. Diese Balance zu finden ist schwierig. Ich möchte kein träges Publikum, das sich an meinem Stück einfach nur erfreut, ohne selbst eingebunden zu sein. Ich möchte die Zuschauer herausfordern. Was meine Kollegen betrifft, habe ich ein tolles Team. Das Level der Tänzer in dieser Compagnie ist sehr hoch und die Möglichkeit, mit ihnen etwas zu kreieren, kann schon beängstigend sein angesichts der wenigen Erfahrung, die ich als Choreograph bisher habe. Aber ich glaube auch, der einzige Weg, Dinge richtig zu machen, ist, umgeben zu sein von Leuten, die mit ihrem Wissen und mit ihrer Lust dazu beitragen, dass ein Stück funktioniert. Ich denke über Tänzer nicht nur in technischer Hinsicht nach oder mit Blick auf ihre körperliche Verfassung, ich benutze sie nicht als „Schritt-Macher“; vielmehr ist es mir in meinen Proben wichtig zu wissen, wie sie auf meine verschiedenen Ideen reagieren, die ich ausdrücken möchte. Mir ist auch ihre Meinung wichtig bei der

Uraufführung

: Ballett

Entwicklung der Figuren, die sie mit Leben füllen sollen. Das Stück wird diese Gestaltung bekommen, weil ich eben dieses Team habe; und wenn ich dieses Projekt mit anderen Tänzern gestartet hätte, wäre das Ergebnis völlig anders.

Look up! Oscar Alonso Bei mir dauern die Ideenent wicklung und der Prozeß, alles in meinem Kopf klar zu haben, am längsten. Selbst wenn ich die Idee mehr oder weniger klar vor mir habe, kommen mir immer wieder neue Einfälle und dann ändere ich meine Entscheidung nochmal. Es ist schön, als Choreograph den Prozess einmal von der anderen Seite zu erleben. Normalerweise bin ich ja neben meinen Tänzerkollegen auf der gleichen Ebene. Ich lerne viel und erfahre viel darüber, wie ich meine Bewegungen mit den unterschiedlichen Tänzern entwickeln kann.

: 26. Juni 2015, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Exquisite Corpse III   Junge Choreographen des Staatstheater Nürnberg Ballett Idee und Konzeption: Goyo Montero Dramaturgie: Sonja Westerbeck Mit: Sophie Antoine, Sayaka Kado, Marina Miguélez, Marina Sánchez, Natsu Sasaki, Cagla Tuncdoruk;

Oscar Alsonso, Carlos Lázaro, Max Levy, Hirotaka Seki, Malcolm Sutherland, Christian Teutscher, Miguel Toro, Simon van Heddegem, Saúl Vega, Max Zachrisson Weitere Vorstellungen: 30.06.; 15., 18.07.2015

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2. Internationale Ballettgala Am 20. und 21. März konnten Tanzfans im Nürnberger Opernhaus ein Programm bestaunen, das gewiss nicht alltäglich ist. International gefeierte Erste Solisten großer Compagnien (wie Stuttgart Ballett, English National Ballet, Semperoper Ballett, Les Ballets de Monte Carlo sowie Stanislawski Ballett Moskau) waren der Einladung Goyo Monteros gefolgt und eilten – trotz des Pilotenstreiks bei der Lufthansa – nach Nürnberg, um hier gemeinsam mit dem Staatstheater Nürnberg Ballett das Programm für zwei unvergessliche Tanzabende zu gestalten. Ermöglicht wurde dies durch das Engagement des Fördervereins „Ballettfreunde des Staatstheater Nürnberg e. V.“, der – unter dem Vorsitz von Peter Hering – die Arbeit des Balletts in herausragender Weise fördert und unterstützt. Umso mehr freuen wir uns, dass beide Abende nahezu ausverkauft waren – denn der Erlös kommt ausschließlich der Förderung von Projekten des Balletts zugute. Neben den Choreographien des Nürnberger Ballettdirektors Goyo Montero, der auch persönlich an der Seite der Intendanz durch die Abende führte, begeisterten das Publikum die technische Brillanz des die Schwerkraft gleichsam überwindenden Solistenpaars aus London (Yonah Acosta und Fernanda Oliveira vom ENB), die Eleganz und emotionale Kraft von Myriam Hannah und Alexander Jones vom Stuttgarter Ballett, die jugendliche Frische der Interpretation bei Anja Behrend und Stephan Bourgond aus Monte Carlo, die Verneigung vor der großen Tradition des russischen Balletts bei Anna Ol und Alexey Lyubimov und nicht zuletzt die Musikalität und Intensität von tänzerischen Ausnahmekünstlern bei Jiří Bubeníček, Fabien Voranger und Jón Vallejo aus Dresden. Das Nürnberger Ballett dankt besonders auch den Ballettdirektoren der renommierten Compagnien, die es all diesen Tänzerinnen und Tänzern ermöglicht haben, die Gala zu bereichern und zu einem einmaligen Tanzfestival zu gestalten.

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Einen „internationalen Tag des Glücks“ nannte Christine Löbel den Galaabend, für den sie als neugewonnenes 200. Mitglied des Fördervereins in einer Verlosungsaktion des Theaters Karten gewonnen hatte. Die Medienvertreter teilten Frau Löbels Sicht, wie die folgenden Zitate zeigen:

„Dem Nürnberger Ballett und seinen Gästen großer Dank für diesen begeisternden Abend als Feier des Tanzes“. Tanznetz „An zwei Abenden hintereinander jubelte man bei der Ballettgala im Nürnberger Opernhaus. Ballettchef Goyo Montero hatte Spitzentänzer aus aller Welt eingeladen. Von historischem Ballett bis modernem Tanz wurde ein Programm auf höchstem Niveau geboten.“ Nürnberger Zeitung „Auch die zweite von Goyo Montero zusammengestellte Internationale Ballettgala wurde im Nürnberger Opernhaus zu einem rauschenden Erfolg.“ Nürnberger Nachrichten Abschließend wird es kaum verwundern, dass diese Erfolgsgeschichte eine Fortsetzung finden wird. Die nächste Gala ist bereits für das Frühjahr 2017 fest eingeplant – der genaue Termin wird noch bekanntgeben. Fest steht bereits heute: Er wird mit Sicherheit wieder ein Pflichttermin sein für alle „Ballettfreunde“ und solche, die es noch werden wollen.

Dorothea Mosl Kontakt: Förderverein „Ballettfreunde Staatstheater Nürnberg e. V.“ c/o Ballettdirektion Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Tel.: 0911/231 81 85 oder 09180/180 600 foerderverein.ballettfreunde@staatstheater. nuernberg.de www.ballettfreunde-nürnberg.de


7./8. Philharmonisches Konzert

: Konzert

Musizierte Leben Werke von Strauss, Berg und Schostakowitsch in den Philharmonischen Konzerten

Kann man mit Musik eine Lebensgeschichte erzählen? Kann Musik autobiographisch sein oder sogar aussprechen, was man mit Sprache nicht sagen kann? Das 7. und das 8. Philharmonische Konzert gehen in zwei Konzertprogrammen dieser Frage nach. „Engel und Helden“ am 12. Juni kombiniert dabei Alban Bergs Violinkonzert mit der 3. „Leonoren“-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven und der Sinfonischen Dichtung „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. Das letzte Philharmonische Konzert der Spielzeit „Drahtseilakt“ am 10. Juli 2015 präsentiert dagegen Dmitri Schostakowitschs 1. Violoncellokonzert zusammen mit dessen Zehnter Sinfonie. Selbstportrait als Held Ein Selbstportrait, das nur so vor Selbstbewusstsein strotzt: 1898 komponierte Richard Strauss seine Sinfonische Dichtung „Ein Heldenleben“ und stand selbst auf dem ersten Höhepunkt seiner Karriere. Strauss hatte sich mit den Tondichtungen „Don Juan“ und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ den Ruf eines Bürgerschrecks erarbeitet, dessen Werke mit großem Erfolg in ganz Europa aufgeführt wurden. Zum Erfolg als Komponist kam der Erfolg als Dirigent, die Eheschließung mit der jungen Sängerin Pauline de Aha und nicht zuletzt ein sozialer Aufstieg in das gehobene Bürgertum des deutschen Kaiserreiches. Strauss war gesellschaftlich und künstlerisch „angekommen“, und „Ein Heldenleben“ ist der musikalische Ausdruck dieses neu errungenen Status. Musikalische Referenz ist dabei Ludwig van Beethovens „Eroica“-Sinfonie, deren Tonart Es-Dur Strauss ebenso übernimmt wie Beethovens Konzept, den Lebensweg eines Helden in Form einer Sinfonie darzustellen. So fügt Strauss in sechs Sätzen die Darstellung des Helden, seiner Gefährtin und der

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Konzert

: 7./8. Philharmonisches Konzert

» Schostakowitsch kommuniziert mit dem Zuhörer über musikalische Codes «

Widersacher des Helden zusammen – und zitiert im Abschnitt „Des Helden Friedenswerke“ eigene Kompositionen. Kämpfe sind zu bestehen und Hindernisse zu überwinden, damit der Held am Ende auf ein erfülltes und erfolgreiches Leben zurückblicken kann. Doch Strauss hatte zu viel Humor, um sein Selbstportrait als Held ganz und gar ernst zu meinen. Und so ist das Herausragende an „Ein Heldenleben“ nicht der autobiographische Bezug der Musik, sondern der Glanz und die ungemein sinnliche Klangwucht, mit der Strauss seiner ganzen Epoche, der Gründerzeit vor dem Ersten Weltkrieg, ein glanzvolles Denkmal setzt. Requiem für einen Engel Ein ganz anderes Porträt ist das Violinkonzert von Alban Berg, das die Geigerin Isabelle van Keulen in der ersten Konzerthälfte spielen wird. Denn das Konzert ist eigentlich ein instrumentales Requiem, komponiert auf den Tod der 1935 mit 19 Jahren verstorbenen Manon Gropius. Die Tochter von Alma Mahler, der Witwe Gustav Mahlers, und des Komponisten Walter Gropius war ein Jahr zuvor an Kinderlähmung erkrankt und verstorben und war von ihren Mitmenschen als besonders anmutig, freundlich und zart wahrgenommen worden – ein Engel eben. Alban Berg, der den Auftrag des amerikanischen Geigers Louis Krasner zunächst nur widerwillig angenommen hatte, fand in der Erinnerung an Manon die Inspiration für ein Konzert in zwei Sätzen. Zwar hatte sich Berg zu diesem Zeitpunkt bereits die Technik der „Komposition mit zwölf Tönen“ seines Lehrers Arnold Schönberg angeeignet, doch für das Violinkonzert wählte er eine Zwölftonreihe, die in sich Züge von Dur-und-Moll-Tonalität trägt. Das Konzert vereint daher moderne Musik und die Spätromantik des 19. Jahrhunderts und weist über das Requiem für Manon hinaus – als Abgesang auf eine Epoche. Berg zitiert einerseits Elemente des Wiener Walzers, der zu einem Totentanz wird. Andererseits verwendet er im zweiten Satz Bachs Choral „Es ist genug“ und gibt dem Werk so einen versöhnlichen und tief bewegenden Abschluss.

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7./8. Philharmonisches Konzert

Musikalische Geheimbotschaften Die beiden Werke von Dmitri Schostakowitsch entstammen einer ganz anderen Epoche: Der 1906 geborene Schostakowitsch hatte die russische Oktoberrevolution ebenso miterlebt wie den anschließenden Bürgerkrieg, den stalinistischen Terror der 1930er Jahre, die Leningrader Blockade durch die deutsche Wehrmacht, den sowjetischen Sieg und den Kalten Krieg in den Jahren danach. Schostakowitsch hatte erlebt, wie viele seiner engsten Freunde verhaftet und verbannt wurden, und war selbst mehrfach ins Visier der stalinistischen Kulturbürokratie geraten, zugleich aber auch mit den höchsten Ehrungen des Staates überschüttet worden. Angesichts von rigiden staatlichen Vorgaben, die eine Musik aus dem Geist des „sozialistischen Realismus“ forderten, hatte Schostakowitsch bald ein System entwickelt, zu seinen Zuhörern mit Hilfe von musikalischen Codes zu sprechen. Seine Musik ist oft mehrdeutig und doppelbödig: So feiert etwa die „Leningrader“ Sinfonie vordergründig den Sieg über den Faschismus, lässt sich aber sehr wohl auch als Fanal gegen totalitäre Systeme generell deuten. In mehreren seiner späteren Werke benutzt Schostakowitsch das

: Konzert

Motiv D-Es-C-H, seine in Töne übersetzten Initialen, und kennzeichnet so die Werke als sehr persönliche Botschaften. Beide Werke, die im 8. Philharmonischen Konzert erklingen, tragen das Namenskürzel des Komponisten in ihren Partituren. Die Zehnte Sinfonie, entstanden nach dem Tod des Diktators Stalin, ist vor allem in dem grimmigen Scherzo eine Abrechnung mit dem Gewaltherrscher, der hier als monströse musikalische Karikatur erscheint. Der persönliche Charakter der Sinfonie wird vor allem im Finale deutlich, in dem die Musik das D-Es-C-H-Motiv geradezu herausschreit – Ausdruck des unbedingten Willens, im Angesicht einer Diktatur Individuum zu bleiben. Ganz anders ist die Bedeutung des Namenskürzels in dem 1959 entstandenen Konzert für Violoncello und Orchester. Schostakowitsch schrieb das Stück für den berühmten Cellisten Mstislaw Rostropowitsch, mit dem ihn eine enge persönliche und künstlerische Freundschaft verband. Der niederländische Cellist Pieter Wispelwey, sonst vor allem als Solist der Werke Johann Sebastian Bachs bekannt, ist der Solist des letzten Philharmonischen Konzerts der Saison.

Kai Weßler

12. Juni 2015, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle

Engel und Helden

7. Philharmonisches Konzert

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zur Oper „Leonore“ Nr. 3 C-Dur op. 72 Alban Berg Konzert für Violine und Orchester „Dem Andenken eines Engels“ Richard Strauss Ein Heldenleben. Sinfonische Dichtung op. 40 Solistin: Isabelle van Keulen, Violine  Musikalische Leitung: Marcus Bosch

Staatsphilharmonie Nürnberg 10. Juli 2015, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle

Drahtseilakt

8. Philharmonisches Konzert

Dmitri Schostakowitsch Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107 Und Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 Solist: Pieter Wispelwey, Violoncello  Musikalische Leitung: Marcus Bosch Staatsphilharmonie Nürnberg Konzertführer live um 19.15 Uhr

Anschließend: Philharmonische Lounge Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei Musik und Gesprächen ausklingen.

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Konzert

: ION / Nur im Rathaus

Das orchester in der Stadt Die Staatsphilharmonie im Rathaus und in der Lorenzkirche

Zwei Konzerte in traditionsreichen Räumen der Stadt Nürnberg: Am 20. Juni ist die Staatsphilharmonie Nürnberg mit einem Bruckner-Programm erneut zu Gast bei der Internationalen Orgelwoche (ION), am 05. Juli spielt das Orchester im Historischen Rathaussaal Werke von Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy und Régis Campo. Dieses Programm ist eine Rarität: Die Neunte Sinfonie von Anton Bruckner ist das Vermächtnis des Komponisten, der 1896 über der Komposition des Finales gestorben war. Zwar hat Bruckner relativ große Teile des Schlusssatzes noch fertiggestellt, doch einige seiner Schüler haben sich nach dem Tod des „Meisters” Partiturseiten als Andenken mitgenommen, so dass selbst das Fragment zum Fragment wurde. Versuche, das Finale zu vervollständigen, werden daher von vielen Musikfreunden kritisch beäugt. Im Konzertleben durchgesetzt hat sich dagegen die Praxis, die Sinfonie ohne das Finale als Fragment aus drei Sätzen zu spielen – so dass das bewegende Adagio den Schluss des Werkes bildet. Dabei gibt es von Bruckner selbst eine klare Anweisung, wie sein Werk aufgeführt werden soll: Bruckner wünschte sich, dass sein 1884 komponiertes „Te Deum“ an die Stelle des Finales rückt, falls er die Sinfonie nicht würde vollenden können. Dass dies in der Konzertpraxis fast nie geschieht, hat rein praktische Gründe: Das „Te Deum“ verlangt nach vier Gesangssolisten und einem Chor, macht also die Aufführung der Sinfonie erheblich aufwändiger.

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Eine Rarität Marcus Bosch und die Staatsphilharmonie Nürnberg wagen sich nun an die Aufführung dieser ungewöhnlichen Fassung. Bosch, der als ausgewiesener Bruckner-Experte gilt, hatte in seiner Gesamteinspielung der Bruckner-Sinfonie die aktuellste Fassung des vervollständigten Finales eingespielt. Nun erklingt gemeinsam mit einem Solistenquartett und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn, einem der besten Konzertchöre Europas, in der Lorenzkirche Bruckners Sinfonie in der Gestalt, die sich Bruckner vor seinem Tod gewünscht hat. Und dieser Wunsch ist konsequent: Bruckner hat seine Neunte Sinfonie „dem lieben Gott” gewidmet – und doch drei Sätze lang eine zutiefst moderne, zerrissene und zweifelnde Musik geschrieben. Der gewaltige Kopfsatz mit seinen schroffen Wechseln zwischen großen Klangblöcken und lyrischen Passagen, das groteske Scherzo oder das Adagio mit seinem die Grenzen der Tonalität fast sprengenden Themas – die Neunte Sinfonie ist ein Werk, das weit in die musikalische Zukunft weist. Doch es gibt keinen Zweifel daran, dass der zutiefst gläubige Bruckner die jähen Brüche der Musik im Finale aufheben wollte, so dass die Sinfonie „positiv”, als Bestätigung der immerwährenden Kraft Gottes endet. Vielleicht ist diese unlösbare Aufgabe der Grund, warum Bruckner das Werk nicht vollenden konnte. Das „Te Deum“ ist genau das klingende Gotteslob, das Bruckner aus dem Material der drei vollendeten Sätze nicht mehr gewinnen konnte. Und so endet die gewaltige Sinfonie in d-Moll mit einem Gotteslob in C-Dur.


Eine ganz andere musikalische Farbe bietet das Orchester in seinem Rathauskonzert am 5. Juli. Erneut dirigiert Marcus Bosch eine Sinfonie von Ludwig van Beethoven in der relativ kleinen Besetzung, in der fast alle Sinfonien dieses Komponisten bei ihrer Uraufführung in den Wiener Adelspalais erklungen sind. Durch die kleine Streicherbesetzung im intimen Rahmen des Historischen Rathaussaales ändert sich die Klangbalance, und so erlaubt das Konzert einen ganz neuen Blick auf die scheinbar so vertrauten Werke. In diesem Jahr steht die Sechste Sinfonie, die „Pastorale”, auf dem Programm, die mit ihrer musikalischen Naturschilderung zu den Meilensteinen der Musikgeschichte zählt. Gerade das krachende Gewitter des vierten Satzes kann mit der ungewöhnlichen Besetzung im Rathaussaal ganz neu gehört werden. Freuen kann man sich auch auf das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy, eines der populärsten Solokonzerte für dieses Instrument. Stanko Madic, der Erste Konzertmeister der Staatsphilharmonie, stellt sich damit erstmals als Solist eines Solokonzertes in Nürnberg vor. Der 30-jährige hat Mendelssohns Konzert zuletzt 2014 mit dem Orchestre National de Lorraine gespielt. Und nicht zuletzt stellt Régis Campo, in dieser Spielzeit Composer in Residence am Staatstheater Nürnberg, sein Orchesterstück „Oh Mon Dieu, c‘est plein d‘étoiles!“ vor, dessen Titel sich auf die berühmten letzten Worte in Stanley Kubricks Filmklassiker „2001 – Odyssee im Weltraum” bezieht.

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20. Juni 2015, 20.00 Uhr, St.-Lorenz-Kirche

„Dem Lieben Gott“ Konzert im Rahmen der Internationalen Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra Anton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-mOll und Te deum Musikalische Leitung: Marcus Bosch  Solisten: Sophie Klußmann,

Roswitha Christina Müller; Tilman Lichdi, Woong-Jo Choi; Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn (Einstudierung: Petr Fiala) Staatsphilharmonie Nürnberg Eine Kooperation mit der Internationalen Orgelwoche Nürnberg 2015 05. Juli 2015, 11.00 Uhr, Historischer Rathaussaal

Nur im Rathaus

ROSENKULINARIUM Unser Geschäft ist in der Nähe des Opernhauses, beim Parkhaus Sterntor um die Ecke, am Beginn der Fußgängerzone. Im Internet finden Sie uns unter: www.rosegardens.de

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Der Diener zweier Herren  Carlo Goldoni

Zum letzten Mal

: 22. Juli 2015

Aus Liebe

Peter Turrini

Zum letzten Mal

: 19. Juli 2015

Ödipus Stadt

Sophokles, Euripides und Aischylos Zum letzten Mal

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: 10. Juni 2015


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Singin’ in the rain  Nacio Herb Brown

Zum letzten Mal

: 05. Juli 2015

Zum letzten mal Kinder der Sonne / Nachtasyl  Maxim Gorki

Zum letzten Mal

: 03. Juli 2015

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Oper

: Liedgut 25

Neue lieder für Junge Sänger LiedGut mit Campos Morgenstern-Vertonungen Jährlich präsentieren sich die Mitglieder des Internationalen Opernstudios des Staatstheater Nürnberg mit einem erlesenen Liedprogramm. Auch in diesem Jahr freuen wir uns, Ihnen wieder die jungen Nachwuchstalente des Gesangs in diesem Rahmen abseits der großen Bühne vorstellen zu können: Gunta Cēse aus Lettland, Solgerd Isalv aus Schweden, Vikrant Subramanian aus Indien, Daniel Dropulja aus Deutschland und last but not least die Pianistin Ulrike Deluggi aus Italien. Sie alle haben sich in einem Auswahlverfahren für das Internationale Opernstudio qualifiziert, studieren an der Hochschule für Musik Nürnberg und lernen am Staatstheater Nürnberg im Rahmen des Opernstudios ihre ersten „richtigen“ Partien und den Alltag der Bühnenkünstler „im Ernstfall“ kennen. Ein wichtiger Schritt hin zu einem später erfolgreichen Werdegang in der Welt der Oper. Neben einer abwechslungsreichen Auswahl an Kunstliedern wird es diesmal eine Uraufführung beim alljährlichen Opernstudio-Liedprogramm geben: Régis Campo, in dieser Saison als Composer in Residence am Staatstheater Nürnberg, komponiert eigens abgestimmt auf die jungen Sänger Lieder nach Gedichten von Christian Morgenstern. Voller hintergründigem Humor und Sprachwitz – und bisweilen durchaus lehrreich – drängen Morgensterns poetische Kleinode geradezu nach einer burlesken Vertonung. Dabei lassen sich im Vorfeld bereits so illustre Titel wie „Gruselett“ und „Klabautermann“ ankündigen, sowie „Himmel und Erde“ aus den berühmten „Galgenliedern“.

Sonja Westerbeck 21. Juni 2015, 11.00 Uhr, Gluck-saal

Liedgut 25: Junge stimmen Liedprogramm des Internationalen Opernstudio Nürnberg Mit: Gunta C¯ese, Solgerd Isalv; Daniel Dropulja, Vikrant Subramanian; Ulrike Deluggi (Klavier)


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Highlights 2015 Ansbacher Rokoko-Festspiele Freitag, 3. Juli 2015 21.30 Uhr Sommerliches Maskenfest

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Staatstheater

: Berufsbild Inspizient

THE SHOW MUST GO ON! Die Schauspiel-Inspizienten Tommy Egger und Bernd Schramm über ihre Profession zwischen Kunst und Technik Auf der Bühne sind sie selbst nie zu sehen, ihr Arbeitsplatz ist das große schwarze Pult im Dunkel der Seitenbühne – und doch gibt es ohne sie keine Vorstellung. Aber zu hören sind sie: die SchauspielInspizienten Tommy Egger und Bernd Schramm rufen vor und während der Vorstellung die Schauspieler zu ihren Auftritten, geben per Durchsagen, Signalleuchten oder Handzeichen alle Einsätze für Lichtwechsel und Bühnenfahrten, das Abspielen von Toneffekten oder das Zünden von Pyrotechnik – und halten damit alle Abteilungen auf Trab. Kurzum: Sie sind die Hauptkoordinatoren während jeder Aufführung und verantwortlich für deren reibungslosen Ablauf. Weil der Inspizient gemeinsam mit dem Bühnenmeister darüber hinaus auch für die Sicherheit aller Beteiligten verantwortlich ist und als „Hilfskraft“ des Regisseurs über die künstlerische Qualität der einzelnen Aufführung wacht, ist dies eine überaus anspruchsvolle Aufgabe, die tiefes Verständnis des gesamten Bühnenbetriebs ebenso erfordert wie Konzentration, Durchsetzungsstärke und Gelassenheit. Denn gerät der Inspizient aus dem Takt, bedeutet das unter Umständen auch Chaos auf der Bühne. Um für alle Unwägbarkeiten gewappnet zu sein, beginnt der abendliche Dienst für Egger und Schramm bereits rechtzeitig vor der Vorstellung mit dem Einrichten des Inspizientenpults und der sorgfältigen Überprüfung der Bühne. Ein wichtiges Ritual, denn vor dem Einlass muss sicher sein, dass alles auf Anfang steht, alle Licht- und Tonsignale richtig und noch die kleinsten Requisiten an ihrem Platz sind. Verlässlich ruft dann wenig später die vertraute Stimme des Inspizienten aus dem Lautsprecher alle Schauspieler zum Aufbruch: „Einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren im Schauspielhaus. Es ist 19 Uhr, dies ist das erste Zeichen. Noch dreißig Minuten bis zum Vorstellungsbeginn.“ Auch den Einlass der Zuschauer, die sich unterdessen in den Foyers des Hauses eingefunden haben, koordinieren Schramm und Egger mit dem dreimaligen In-Gang-Setzen des Einlassgongs von ihrem Pult aus. Wenn sie sich schließlich vergewissert haben, dass alle am ersten Bild beteiligten Künstler

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und technischen Abteilungen bereit und auf Position sind, geben sie das Signal zum Beginn. Nervenstärke und Feuerproben Während der Aufführung ist Konzentration das oberste Gebot, denn dann ist Multitasking gefragt. Gilt es doch, zugleich das Geschehen auf der Bühne und den Bildschirm vor sich im Blick zu behalten, innerhalb von Sekunden mit der rechten Hand den einen, mit der linken Hand einen anderen Einsatz, sogenannte „Cues“, an die Kollegen der Requisite oder der Bühnentechnik zu geben und zeitgleich vielleicht noch einem Darsteller das Auftrittszeichen zu weisen. Mit zunehmender Erfahrung im Beruf wächst glücklicherweise auch die Nervenstärke: „Die erste Premiere, die ich selbständig hier am Haus übernommen habe“, erinnert sich Tommy Egger schmunzelnd, „war ,Der Gott des Gemetzels‘. Ich war furchtbar aufgeregt. Heute muss ich über mich selbst lächeln, denn es ist ein ziemlich ruhiger Abend. Eine Feuertaufe dagegen war die ,Rocky Horror Show‘ – mit über 500 Zeichen und 165 Lichtwechseln, bei denen nichts schief gehen durfte. Danach aber wusste ich, dass ich das kann. Ein wenig Lampenfieber gibt es immer, aber das brauche ich auch.“ Wichtigstes Instrument, um all die zahllosen Zeichen im Griff zu behalten, ist das Buch der Inspizienten. Darin werden penibel alle vom Regisseur gegebenen Anweisungen zu Auftritten, Umzügen oder Lichtwechseln notiert, kurze Notizen oder kleine Symbole erinnern daran, wann welche Einsätze erforderlich sind. Doch auch bei der besten Vorbereitung ist der Inspizient jeden Abend aufs Neue gefordert, hellwach zu sein und spontan zu handeln. Denn keine Aufführung läuft exakt gleich ab, am Pult muss auf Nuancen im Spiel reagiert werden, wenn etwa ein Ablauf schneller oder langsamer als üblich über die Bühne geht oder sich unvorhersehbare Zwischenfälle ereignen – immer sind Egger und Schramm sofort gefragt. „Wir sind die ersten Ansprechpartner für alle erdenklichen Sorgen und Probleme, die an einem Abend auftreten können. Wenn ein Schauspieler sich auf der Bühne den Finger verstaucht, müssen wir sofort nach einer Lösung


suchen, die sowohl die Sicherheit des Kollegen als auch die künstlerische Verantwortung im Blick hat. Das kann stressig sein. Wir bekommen als erste alle Stimmungen mit“, erklärt Bernd Schramm und fügt hinzu: „Aber wir erleben auch die unmittelbare Freude der Kollegen, wenn sie nach dem Applaus für eine gelungene Aufführung strahlend von der Bühne abgehen. Das ist das Schöne an dem Beruf.“ Als Vertrauenspersonen sind beide damit wichtige Garanten für die seelische Hygiene im Produktionsteam: „Perfekt wäre ein Inspizient, der immer lächelt und den man immer ansprechen kann“, ergänzt Tommy Egger. Zwischen Kunst und Technik Mit ihrer Arbeit, die organisatorisch wie vermittelnd zwischen Regieteam, Künstlern und Bühnenpersonal zum Einsatz kommt, verstehen sich die Inspizienten als Bindeglied zwischen Kunst und Technik. Um ihre vielfältigen Aufgaben meistern zu können, bedarf es daher nicht nur eines sehr guten technischen Know-Hows, sondern vor allem auch des künstlerischen Feingefühls und einer engen Vertrautheit mit der Inszenierung. Die ästhetische Sprache eines Regisseurs zu verstehen, seine Kunst zu erahnen und in konkrete Fragen der Machbarkeit übersetzen zu können, ist die Voraussetzung dafür, dass aus Technik Kunst werden kann. Aus diesem Grund treten Tommy Egger und Bernd Schramm auch nicht erst kurz vor der Premiere in Aktion, sondern bringen ihre Expertise schon ab den ersten Bühnenproben in den Prozess ein – was durchaus auch heißen kann, dem Regisseur zu erklären, warum eine künstlerische Idee nicht umsetzbar ist. Diesen Spielraum im Probenprozess zu nutzen und gemeinsam im Team künstlerische Entscheidungen zu verantworten, schätzen beide Inspizienten an ihrem Beruf.

Nebenberuf Netzwerker Die Leidenschaft für ihre Profession reicht bei Egger und Schramm aber weit über den regulären Theateralltag hinaus. Beide engagieren sich seit langem für die Vernetzung innerhalb der deutschen Inspizienten-Kollegschaft, für die Anerkennung des Berufs innerhalb der Arbeit am Theater und die Verbesserung des Fortbildungs- und Weiterbildungsangebots. In den vergangenen Jahren hat sich viel getan, nicht nur eine eigene Homepage für den Berufsstand mit einem Austauschforum konnte online gehen, mittlerweile sind mehr als ein Drittel aller deutschen Kollegen in einem Verteiler erfasst, über den wichtige Neuigkeiten verbreitet werden. Im vergangenen Jahr wurden die Inspizienten als eigene Berufsgruppe mit Sprechern im erweiterten Vorstand der Deutschen Theatertechnischen Gemeinschaft anerkannt – ein wichtiger Schritt, weil auch andere technische Sparten auf den Beruf aufmerksam werden. Begeistert sind Tommy Egger und Bernd Schramm von dem großen Interesse am Erfahrungsaustausch unter den Kollegen, das sich an der guten Resonanz auf den bereits zweimal durchgeführten Deutschen Inspizientenkongress zeigt. Vom 05. bis zum 08. Juli organisieren beide gemeinsam mit vier weiteren Kollegen den diesjährigen Kongress nun am Staatstheater Nürnberg und freuen sich sichtlich auf das gelungene und hochkarätig besetzte Programm mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops rund um zentrale fachliche Themen wie Konfliktmanagement, Vertragsrecht oder die internationale Ausbildungssituation. Nach diesen vier Tagen des Austauschs und der Begegnung wird es dann wieder hochmotiviert hinter der Bühne weitergehen, denn das Motto ihrer Arbeit beschreiben beide augenzwinkernd mit einem Satz: „The show must go on!“

Agnes Manier

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Oper

: Barbara Labudde

Jede Premiere war toll Kinderchorleiterin Barbara Labudde verabschiedet sich

gemeinsamen Gesang haben, so ihr Credo. An ihre erste Produktion, die sie mit dem Kinder- und Jugendchor einstudiert hat, kann sich Barbara Labudde noch sehr gut erinnern, eine Wiederaufnahme von „Hänsel und Gretel“ (Regie: Georg Goll). Mittlerweile hat sie bereits die 3. Inszenierung der HumperdinckOper in Nürnberg mitgestaltet, doch die erste, die über 20 Jahre im Repertoire war, ist immer noch ihre Lieblingsproduktion, weit vor „La Bohème“, „Carmen“ oder „Der Rosenkavalier“, die sie auch alle wiederholt einstudiert hat.

Nach 33 Jahren als Leiterin des Jugendchores des Lehrergesangvereins, der die KinderchorPartien im Nürnberger Opernhaus bestreitet, legt Barbara Labudde nun die Verantwortung in jüngere Hände – und blickt dabei nicht ohne Stolz zurück auf erlebnisreiche Jahrzehnte im Nürnberger Musiktheatergeschehen. Aufbau einer Kernmannschaft Alles hatte ganz harmlos angefangen für die Deutsch- und Musiklehrerin am LabenwolfGymnasium. Sie war Mitglied im Chor des Lehrergesangvereins, wo ihr 1982 die Aufgabe angetragen wurde, einen Jugendchor aufzubauen. Der Chor hatte sich recht schnell etabliert und bildet bis heute den Grundstock für alle Kinderchor-Einsätze, die das Repertoire des Nürnberger Opernhauses vorsieht. Zwar gibt es für Großeinsätze wie „Carmen“, „König Roger“ oder „Hänsel und Gretel“ immer wieder Vorsingen für interessierte Kinder und Jugendliche, die sich ausschließlich für die Mitwirkung bei einer Opernproduktion bewerben. Aber der Jugendchor des Lehrergesangvereins probt das ganze Jahr hindurch einmal pro Woche und bildet damit die Kernmannschaft – ist „zusammengesungen“, wie Barbara Labudde sagt. Dabei muss nicht jedes Mitglied des Jugendchores auch mit auf die Opernbühne, denn dafür ist nun mal nicht jeder geschaffen. Aber im Chor sollen alle mitsingen dürfen, die Freude am

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Singen verbindet Das Verbindende ist es, was sie am Musizieren in der Chorgemeinschaft so liebt: mitzuerleben, wie Schüler aus ganz verschiedenen Schulen sich im Chor kennenlernen, manche pflegen die entstandenen Freundschaften noch viele Jahre darüber hinaus. Keiner bleibt Außenseiter, die Älteren denken für die die Jüngeren mit, übernehmen Jahr um Jahr mehr Verantwortung. Dass sie in all den Jahren immer wieder mit neuen Generationen von Jugendlichen zu tun hatte, die neue Moden und Interessen pflegten, das war für Barbara Labudde nie ein Problem. Die Freude an der gemeinsamen Arbeit stand immer im Mittelpunkt und das hat sie auch den Jugendlichen weitergegeben: die Freude am Tun, auch wenn man nicht zu den „Tops“ gehört, und den Ehrgeiz zu kitzeln, sich immer noch verbessern zu können. „Das hat mich über all die Zeit hinweg glücklich gemacht“, bilanziert sie schließlich ihre Chorleitungszeit. Ihren Nachfolger Udo Reinhart will sie in der ersten Zeit noch nach besten Kräften hinter den Kulissen unterstützen. Denn auch viel Organisatorisches ist mit der Chorleitung verbunden, wie Notenbeschaffung, Anträge für den Bühneneinsatz der Kinder, Anprobentermine in der Schneiderei, Betreuung vor der Vorstellung usw. Ihre letzte Produktion, für deren Einstudierung sie verantwortlich zeichnet, wird Verdis „Maskenball“ sein (Premiere: 6. Juni), eine Oper, die auf ein großes Fest zusteuert und die für Barbara Labudde zweifellos ein großes Fest werden wird.

Verena Kögler


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Siegfried Schmiedleitner setzt eine schmutzende Welt gegen den Phantom-Glanz, entwindet dem Scheitern jegliche Verklärung. Er rüttelt an den Fundamenten des Stückes, aber er zerstört es nicht. […] Die glänzende Personenregie bringt für Wagners abendfüllende Dialog-Staffel zunehmend faszinierende Begegnungen. […] ein Nürnberger „Siegfried“-Ensemble allererster Güteklasse. […] Man hört gebannt hin.

Die Deutsche Bühne Apokalypse – Wow! […] Tatsächlich tischt uns die Regie immer wieder starken Tobak auf. Dennoch erzeugt der Abend einen Strudel abgründiger Konsequenz, als Gegenentwurf zum oft erlebten Pathostheater. […] Auch dank des kraftvollen Dirigats von Marcus Bosch geht dieser „Siegfried“ unter die Haut.

Deutschlandfunk Regisseur Georg Schmiedleitner inszenierte den dritten Teil von Wagners „Ring“ konsequent unpathetisch, komisch, respektlos – selten wurde im „Siegfried“ so viel gelacht. […] Ein großartiger „Siegfried“ in Nürnberg – und einer, an dem sich die Geister scheiden. Viele Buhrufe, viel Begeisterung im Publikum.

Bayerischer Rundfunk Dass die deutsche Opernlandschaft weltweit ihresgleichen sucht, zeigte beispielhaft auch das Sängeraufgebot dieser erstklassigen Wagner-Premiere […]: großartig Vincent Wolfsteiner als Siegfried mit unerschöpflicher Heldentenor-Kondition, und er spielt den tumben Toren furios. Antonio Yang singt einen stahlharten Wanderer ohne Untergangspathos, Martin Winkler einen brutalen Alberich, Peter Galliard den fiesen Mime. […]

Südwest Presse Vincent Wolfsteiner – in abgefuckter roter Trainingshose und orangefarbenem Schmuddel-Shirt ein Naturbursche mit ebensolcher Stimme und einer faszinierenden Bühnenpräsenz […]

Süddeutsche Zeitung Der szenisch streitbaren Wagner-Deutung steht eine musikalische Interpretation gegenüber, die einem Ausnahmeereignis gleicht. […] Boschs Musizieren in hellwacher Deutlichkeit ist dabei voller Flexibilität und Beweglichkeit, durch die er die Sänger wie auf Händen trägt, es ist voller Transparenz, durch die er das polyphone Flechtwerk der Partitur aufregend offenlegt und bislang Ungehörtes, ja Unerhörtes hörbar macht.

concerti

Nürnbergs Staatsoper ist nicht nur postalisch am RichardWagner-Platz zu finden, es ist derzeit auch künstlerisch die wohl beste Adresse, wenn es um Wagner geht.

Heidenheimer Zeitung

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Das Leben der Bohème Mit Bravorufen wurde am Samstag im Nürnberger Schauspielhaus die Premiere von „Das Leben der Bohème“ gefeiert. […] Dabei hat Peter Scior ein ausnehmend gelungenes Bühnenbild geschaffen. Einen betonfarbenen Rohbau, der sich aus vielen kleinen Kästen zusammensetzt und im Innern über Treppen und Türen raffiniert begehen lässt.

Nürnberger Zeitung Ein furios aufgelegtes Ensemble mäandert, zugegeben sehr charmant, durch Ideale und Klischees von Freiheit, freier Liebe und Promiskuität bei gleichbleibender Euro-Ebbe. Ein Satire-Kanon, in dem sich im postmodernen Crossover Indie-Pop mit der Musik der Sex Pistols und Funny van Dannen mit den Liedern von Kurt Weill und Puccinis Topschlagern aus der Oper „La Bohème“ mischt. […] ein hochpassioniertes Schauspielerteam mit Karen Dahmen als herrlich souveräner Philosophin, Philipp Weigand als herrlich hysterischem Maler oder Frank Damerius als Kurt Weills wunderbar ältlichem „September“-Tänzer, um nur einige zu nennen […].

Bayerischer Rundfunk Neben dem Klecks-Maler und der Plapper-Philosophin gehört noch ein Grübel-Poet zur brotlosen, aber gefühlsprallen Clique – und er stöhnt immer laut auf, wenn einer der redseligen Freunde die Sprache mit Herzschmerz-Floskeln malträtiert. […] Mit der herzensreinen Putzfrau Mimi und der moralfreien Spelunkenjenny Musetta kommt ein wenig weibliche Ordnung in die Untermieter-Anarchie – für (fast) jedes Problem gibt es fortan ein Lied. […] bei so viel Stimme im Ensemble (imponierend: Elke Wollmann, Henriette Schmidt, Martin Bruchmann, Philipp Weigand) ein durch und durch redliches Talentabschöpfungs-Projekt.

Die Deutsche Bühne Ein abwechslungsreicher Ausflug in die Welt der Dichter und Denker, die ihr Publikum auch als arme Schlucker mit einer Menge Pep und Power bereichern.

Der Neue Tag Wirklich meisterhaft an dieser Inszenierung ist die Musik Bettina Ostermeiers. Mit einem Kammer-Ensemble aus Kontrabass, Cello, Violine, Schlagwerk, sie selbst an Piano, Klarinette und Akkordeon, schafft sie mal dezente musikalische Marginalien, mal bearbeitet die Gruppe originale Puccini-Lieder, aber auch Songs von David Bowie, Gavin Friday, Funny van Dannen, Blixa Bargeld – auch John Dowlands „Flow My Tears“ ist zu hören. […] drei Stunden gute Unterhaltung mit viel Applaus nach der Uraufführung am Samstag.

infranken.de


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Die Schmutzigen Hände Wer hätte gedacht, dass Jean-Paul Sartres gut abgehangenes Ideendrama „Die schmutzigen Hände“ immer noch zum packenden Polit-Thriller taugt? Den überraschenden Beweis lieferte das Nürnberger Staatstheater jetzt mit einer intelligenten Inszenierung und einem brillanten Ensemble. […] Der Regisseurin gelingt es, den spröden Stoff in knisternde Spannung zu verwandeln. Gebannt folgt das Publikum den punktgenauen Dialogen in diesem Kammerspiel um Macht und Moral, Theorie und Praxis. Das Ensemble setzt die Regievorgaben mit spielerischer Leichtigkeit und größter Intensität um. […] Starker Beifall.

Nürnberger Nachrichten Wie in einem Film Noir, ästhetisch den 40er Jahren verpflichtet und also schwarz-weiß gehalten, enthüllt eine große Rückblende Hugos Weg zum vermeintlich politischen, insgeheim aber privaten Mörder. Sein Opfer: Hoederer, der Parteisekretär, der eliminiert werden soll, weil er – das Ganze spielt in einem faschistisch besetzten PseudoFrankreich – mit den Machthabern paktieren will. Daniel Scholz spielt ihn, den Realpolitiker, mit spannender Zurückhaltung: undurchsichtig bis zuletzt.

Nürnberger Zeitung Das bestens aufeinander eingespielte Ensemble […] verwandelte Sartres vergessenen Klassiker in ein explosives Gemisch mit aktueller Brisanz. […] Im Unterschied zu Sartres Original werden in Nürnberg zwei Figuren hinzugefügt: Gekonnt und tiefsinnig treten Thomas Klenk und Thomas Nunner immer wieder als „zwei Radikale“ auf und zitieren Sätze aus Dostojewskis „Verbrechen und Strafen“. […] Dass die Spannung kräftig knistert, liegt vor allem an den prägnanten Dialogen der überaus differenziert agierenden Schauspieler.

Der Neue Tag Mit Stefan Willi Wang hat sie einen Schauspieler, der diese Selbstzerfressenheit am Rande des Wahnsinns perfekt darstellen kann – fast beängstigend intensiv. Und zugleich wirkt er wie ein Kind in einer Erwachsenenwelt, wie das Objekt eines Albtraums. […] Das Sextett ist brillant. Daniel Scholz ist ein charismatischer Hoederer, Louisa von Spies eine ins Schrille changierende MärchenJessica, Josephine Köhler die Kommunistin Olga, die hinter ihrer Linientreue Menschlichkeit und Liebesfähigkeit nie verbergen kann. Die restlichen Rollen teilen sich Thomas Nunner und Thomas Klenk, beide enorm souverän und in den Rollen als Hoederers Leibwächter Georges und Slick dann auch schon mal echt komisch.

Landshuter Zeitung / Straubinger Tagblatt

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Der frühe hase fängt die Axt Keine Angst vor dem Thema: „Der frühe Hase fängt die Axt“ handelt zwar von einem Vater, der Demenz bekommt, ist aber ein schauspielerischer Triumph in der kleinen BlueBox des Staatstheaters geworden. Und Lachen ist auch erlaubt… […] Der Autor und Journalist Jörn Klare hat den verdrehten Spruch zum Titel eines kleinen, aber klugen Stücks gemacht, das nun – als Auftragsarbeit – seine gefeierte Premiere in der Nürnberger BlueBox hatte. Ein schöner Erfolg für die junge Kathleen Draeger, die mit ihrer ersten größeren Regiearbeit am Haus viel Fingerspitzengefühl und auch Sinn für formale Gestaltung beweist.

Nürnberger Zeitung Dazwischen setzt die Regie strikt auf Glaubwürdigkeit der Figuren – und kann das mit Rainer Matschuck und Marco Steeger wunderbar umsetzen. Zwei feinfühlige Schauspieler, die im polternden Streit Anlauf nehmen für den Aufschwung zur Grotesken-Zuspitzung und von dort weich ins Schicksal fallen. Die Hoffnung darf schimmern, wenn beide ihre Angst eingestehen – und sentimental ist das absolut nicht. […] Keine Totenmesse, eher die Versöhnung mit dem Leben. Besseres konnte Jörn Klares Stück gar nicht passieren.

nachtkritik.de Das ist ein leichtfüßiger Text, ein gut verdaubares Well Made Play über ein schweres Thema, das die Wärme, die aus dem Abschied vom Intellekt erwächst, in den Vordergrund rückt. Kathleen Draeger hat daraus ein konzentriertes Vater-Sohn-Spiel gemacht, mit einem Bühnenbild voller schwebender Möbel aus vergangenen Zeiten (Ausstattung: Franziska Isensee). Die beiden Darsteller spielen das Schwanken zwischen Witz und Trauer und die plötzlich mögliche Annäherung mit überzeugender Hingabe. Langer Applaus.

Nürnberger Nachrichten Wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dem dementen Vater zunehmend in eins verschwimmen, ihm die Logik der Sprache und die Orientierung im Hier und Jetzt abhandenkommen, was den Sohn erst zur Verzweiflung treibt, ehe er den Verfall des Vaters akzeptiert und liebevoll darauf eingeht – das spielen Rainer Matschuck und Marco Steeger als gegenseitige Zumutung, aber so heiter und traurig zugleich als eine „Aufgabe“ für beide, in der das „Aufgeben“ immer mitschwingt. […] Viel Beifall und Betroffenheit beim Publikum!

Donaukurier


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Dreiklang: Inger / Montero / Naharin Dieser „Dreiklang“-Abend hat es in sich: Mit drei Tanzstücken der Choreografen Johan Inger (Schweden), Ohad Naharin (Israel) und von Ballettchef Goyo Montero zeigt die erfolgreiche Nürnberger Compagnie, wie vielfältig und hochentwickelt ihr tänzerisches Ausdrucksvermögen inzwischen ist. […] Montero gelingt mit seiner Choreografie [„111“] ein fragil-poetisches Charakterbild einer sich aus der von Zweifeln beladenen Enge seiner Kindheit befreienden Künstlernatur. Leichtigkeit erreicht dieses Geschöpf nie, doch es findet schließlich seinen Frieden […] „Dreiklang“ ist ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Nürnberger Balletts unter Goyo Montero.

Nürnberger Zeitung Montero [„111“] paart Kraft mit Leichtigkeit. Seine Schrittfolgen sind federnd, die Drehungen elegant, die Sprünge athletisch mühelos. Tanzgenuss pur. […] Es geht in jeder Hinsicht überraschend, bunt und wild zu. […] „Dreiklang: Inger / Montero / Naharin“ setzt das Publikum einem Wechselbad der Gefühle aus. Ungwöhnlich und sehenswert.

Süddeutsche Zeitung [Die Tänzer] boten ein Feuerwerk an Formen und Figuren […] [„Rain Dogs“ ist] eine Nummer rund um Desorientierung und Desillusion. Das hört sich depressiv an, aber so wie Johan Inger die Sache aufbereitet, hat sie Schwung, Leichtigkeit und vor allem Witz […]. Da ist – wie später in Ohad Naharins „Minus 16“ – jede Menge Tempo, Akrobatik und auch Erotik im Spiel: […] Tanz, die Kunst des körperlichen Moments, zelebriert sich hier selbst […]

Nürnberger Nachrichten Es ist ein explosives Erinnerungs-Drama geworden [„111“], ein aus Schattenwelten aufstrahlender Poeten-Rundblick auf die Zwischenbilanz aus Ahnung und Hoffnung. […] Das ist, in engster Verbindung zur Musik, ein wogendes Bild hochsensibler Begegnungen, das gefundene Wahrheiten immer wieder auszulöschen scheint. Im verzerrenden Klang lenkt die Spieluhr-Mechanik zu gespenstischen Menschenbildern, von denen der Solist aufgesogen, abgestoßen und wieder vereinnahmt wird. Goyo Montero […] tanzt technisch makellos seine Rolle und kann die Herausforderung der Compagnie-Dynamik, die er an diesem Abend zu einem neuen Höhepunkt führt, auch selber annehmen. Ein Wirbel von Miniaturen und Kollektiven, verknüpft mit dem großen Entwurf des skeptischen Blicks, hält den Zuschauer in Atem. […]

Die Deutsche Bühne

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6. Philharmonisches Konzert Vom Dramatiker Shakespeare waren die Romantiker Felix Mendelssohn-Bartholdy und Hector Berlioz früh begeistert, der eine vom „Sommernachtstraum“, der andere von „Romeo und Julia“ […] Schwungvoll und mit Entschiedenheit beleuchtete Gastdirigent Vassilis Christopoulos – bekannt als mutiger Reformer des Athener Staatsorchesters und noch amtierender Chefdirigent der Südwestdeutschen Philharmonie – die abgründige Szenerie. Den passenden Kontrapunkt setzte die Solistin: Silbrige Leuchtfäden schien Magali Mosnier in Jacques Iberts quecksilbrigem Flötenkonzert zu weben und tauchte tief ein in die drei kontrastreichen, rhapsodischen Sätze aus dem Jahre 1934. […] Entsprechend begeistert fiel der Applaus aus für die gefragte Starflötistin.

Nürnberger Nachrichten Mit welchen instrumentalen Feinheiten der Erzromantiker Hector Berlioz seine Suite aus der dramatischen Sinfonie „Roméo et Juliette“ ausstaffiert hat, wurde von der großbesetzten Staatsphilharmonie Nürnberg am Freitag in der Meistersingerhalle vorgeführt – eine spannungsvoll zu Musik gewordene Vision von Shakespeares Drama, Edelsteine der Instrumentationskunst. […] Nobel gerät Felix Mendelssohns Musik zu „Ein Sommernachtstraum“. Die zupackend gespielte, dynamisch gut abgestimmte Ouvertüre reflektiert sommernächtliche Stimmung, verbreitet im geheimnisvollen Wispern, Schwirren und Huschen aparte Wirkungen – beredter Ausdruck einer irrealen Welt. […] Der Höhepunkt des Abends kommt jedoch aus französischen Gefilden. Als Bläserjuwel erweist sich das Konzert für Flöte von Jacques Ibert. […] hebt die fabelhafte Soloflötistin Magali Mosnier […], mit glanzvoll silbriger Tongebung, das mit vielen Pikanterien gewitzt rhythmisierte Kabinettstück auf ein spieltechnisch hohes Niveau.

Nürnberger Zeitung

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Das Staatstheater Nürnberg Ballett gastiert im Juli mit der spektakulären „Cinderella“-Choreographie seines Ballettdirektors Goyo Montero im Rahmen des Internationalen Tschechow-Theaterfestivals in Moskau mit vier Vorstellungen im Mossovet-Theater. 06.-09. Juli, Mossovet-Theater, Moskau +++ +++ +++ +++ +++ Die Inszenierung „Tod eines Handlungsreisenden“ von Sascha Hawemann, mit Stefan Lorch, Louisa von Spies, Christian Taubenheim, Julian Keck und Philipp Weigand gastiert beim Internationalen Theaterfestival in Peking/China. 18.-20. September, Peking +++ +++ +++ +++ +++ Nach den ersten Veranstaltungen in der letzten Sommer-Saison setzt das Staatstheater die Reihe der Sommer-Lounge im Opernhaus zum Ausklang eines Theaterbesuches in Oper, Ballett oder Schauspiel fort. Der GluckSaal wird zum Tanz freigegeben und auf dem Balkon des Opernhauses kann man in lauer Sommernacht munter mit anderen Gästen plaudern oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Im Juni sorgen Maike Hilbig, Gerhard Gschlößl und Matthias Rosenbauer für die musikalische Atmosphäre, im Juli Béatrice Kahl mit dem Klavier-Trio b.groovy. 13. Juni und 11. Juli, ab 22.30 Uhr, Gluck-Saal +++ +++ +++ +++ +++ „JETZT WIRD’S ZEIT“ – und zwar für all diejenigen, die in dieser Spielzeit noch keines der beliebten Kinderkonzerte erlebt haben. Im letzten der Spielzeit

wird gemeinsam mit der Staatsphilharmonie Nürnberg das rätselhafte und spannende Verhältnis der Musik zur Zeit, zu Uhren, Metronomen und dem eigenen Pulsschlag erforscht. Schnell noch Karten sichern! 07. JUNI, 10.00 UND 12.00 UHR, OPERNHAUS +++ +++ +++ +++ +++ Autorenlabor am Schauspiel Nürnberg: Drei bis vier junge Theaterautorinnen und -autoren aus der Metropolregion Nürnberg bekommen an einem Wochenende die Möglichkeit, zum Thema „GRENZENLOSE ABSURDITÄT“ ihre Szenen, ihre Entwürfe oder ihr Exposé mit Fitzgerald Kusz (Theaterautor), Denis Leifeld (Literaturstipendiat des Freistaats Bayern) und Katja Prussas (Dramaturgin) zu erproben und sich über den Text auszutauschen. Einsendung der Szenen oder eines Exposés bitte unter dem Stichwort „Autorenlabor 2016“ bis 15. Juli 2015 an: katja.prussas@ staatstheater.nuernberg.de +++ +++ +++ +++ +++ Damit alle SchulplatzmietenLehrer – unsere wichtigsten Verbindungsleute zwischen Theater und Schülern – auch für die neue Spielzeit auf dem aktuellen Stand sind, und um uns für ihren unermüdlichen Einsatz in Sachen „Theater“ einmal ausdrücklich und persönlich zu bedanken, lädt das Staatstheater zum SCHULPLATZMIETEN-LEHRERTREFFEN. 08. Juli, 17.00 Uhr, Foyer Schauspielhaus +++ +++ +++ +++ +++ Ein beschwingtes Programm, ein Orchester in Sommerlaune und ein überaus charismatischer Starschlagzeuger – das sind die

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Zutaten, die den Zuhörerinnen und Zuhörern beim diesjährigen „KLASSIK OPEN AIR: 20TH CENTURY CLASSICS“ eine sicherlich unvergessliche Sommernacht bescheren werden. Diesmal bitte ohne Regen, dafür mit umso bunterem Feuerwerk – danke. 26. JULI, 20.00 UHR, LUITPOLDHAIN +++ +++ +++ +++ +++ Bisher konnten im Rahmen der Vorstellungen „Das Leben der Bohème“ 2336,49 € für die AIDS-Hilfe Nürnberg gesammelt werden. Wir bedanken uns bei allen Spendern! +++ +++ +++ +++ +++ Das Staatstheater Nürnberg ist Partner der Initiative KulturTicketNürnberg, die von der Bürgerstiftung Nürnberg betreut wird. Sie vermittelt kostenfreie Karten für Kulturveranstaltungen an Menschen mit geringem Einkommen, die auch in Besitz des NürnbergPasses sind. Die Kartenvermittlung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter geleistet. Informationen für künftige Kulturgäste oder Unterstützer der Intitiative erteilt die Bürgerstiftung unter Tel. 0911-660-4557, www.buergerstiftung-nuernberg.de +++ +++ +++ +++ +++ 1. Soloharfenistin Lilo Kraus wurde im März 2015 zur Honorarprofessorin an der Hochschule für Musik Nürnberg ernannt. Seit 1984 gehört die Musikerin der Staatsphilharmonie Nürnberg an, seit September 1991 ist sie darüber hinaus auch Dozentin an der Hochschule für Musik Nürnberg. +++ +++ +++ +++ +++

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Ein Fest zur Spielzeiteröffnung: Theaterfest am 20. September 2015 – machen Sie mit! Zum Saisonauftakt wird erstmal gefeiert am Richard-Wagner-Platz, von Theatermachern und Theaterfans, von 11 bis 22 Uhr. Damit man gleich so richtig in Austausch miteinander kommt, gibt es neben Kostümverkauf, Technikshow und offenen Proben auch mehrere Programmangebote zum aktiven Mitmachen für Theater-, Tanz- und Musikfreunde: Offenes Tanztraining für Laientänzer, Singen und Sprechen mit Profis im Chor bis hin zu einem Mitmachorchester für Hobbymusiker, das mit einem eigenen Konzertprogramm den finalen Höhepunkt des Theaterfestes gestaltet. Orchestermitspieler gesucht: Sie sind leidenschaftlicher Hobbymusiker und haben schon immer davon geträumt, einmal inmitten eines großen Orchesters auf der Bühne zu sitzen? Jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu, zusammen mit den Profis der Staatsphilharmonie Nürnberg Ausschnitte aus Dvořáks 9. Sinfonie zu musizieren und Sänger des Opernensembles live bei Arien aus Bizets „Carmen“ und Puccinis „La Bohème“ zu begleiten. Interessenten melden sich bis 21. Juni 2015 bei: Hendrik Schröder (Orchesterdirektor) Tel 0911-231-54 12, Fax 0911-231-37 69, hendrik.schroeder@staatstheater.nuernberg.de Staatsphilharmonie Nürnberg | Richard-Wagner-Platz 2-10 | 90443 Nürnberg Wir benötigen von Ihnen dazu folgende Informationen: Name, Anschrift, Telefon, E-Mail, Instrument sowie einen kurzen musikalischen Lebenslauf. Bitte geben Sie auch an, welche Stimme (1. / 2. Violine, 2. Klarinette etc.) Sie gerne übernehmen möchten / auf welcher Position (Violine 1, 3. Pult etc.) Sie sitzen wollen. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, entscheidet die Musikalische Leitung anhand der Anmeldungen über die Teilnahme. Ein bisschen Vorbereitung muss schon sein: Kopien der eingerichteten Stimmen werden Ihnen bis Ende Juli per Post zugeschickt, damit Sie schon mal üben können. Die Probentermine für das Mitmachorchester sind am Sa, 12.09., 10.00-12.30 Uhr, Leseprobe | Do, 17.09., 19.00-22.00 Uhr, Hauptprobe | Sa, 19.09., 18.00-21.00 Uhr, Generalprobe Die Teilnahme an allen Proben ist zwingend erforderlich und macht trotzdem Spaß!

Stiftung Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Tel.: 0911-231-3575 · info@staatstheater.nuernberg.de

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Information und Tickets 0180-5-231-600 (Festnetz 14 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min) www.staatstheater.nuernberg.de Adressen Spielstätten: Opernhaus (und Gluck-Saal), Schauspielhaus mit Kammerspielen und BlueBox, Richard-Wagner-Platz 2–10, 90443 Nürnberg, Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg

IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Kommunikation, Marketing, Theaterpädagogik Titel: Dreiklang: Inger/Montero/Naharin Im Bild: Ballettensemble Foto: Bettina Stöß Fotos: Marco Borggreve, Marion Bührle, Gryffindor, Thomas M. Jauk, Ute Lang-

kafel MAIFOTO, Henning Leweke, Jutta Missbach, Patrice Nin, Ludwig Olah, Porträt Claus Fesel: Datev eG, Privat, Jochen Quast, Bettina Stöß, tagstiles.com / Photocase.com, Benjamin Wiesse, Rainer Windhorst Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg Stand: Mai 2015, Änderungen vorbehalten

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Henriette Schmidt-Burkhardt †

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