Impuls März / April 2016

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DAS MAGAZIN DES STAATSTHEATER NÜRNBERG

MÄRZ / APRIL 2016

OPER 2 Inszenierungen von Bieito und Scozzi

BALLETT Forsythe, Spuck und Montero in „Kammertanz“

SCHAUSPIEL „Ein Volksfeind“, „Ewig Jung“ ...

KONZERT Johannespassion, SWR-Big Band zu Gast


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: INHALT

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OPER

:

„Aus einem Totenhaus“ · „Les Indes galantes“ · „Die Perlenfischer“ · Zu Besuch beim Opernchor

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SCHAUSPIEL

:

„Die Lotterie / Frauen des Krieges“ · „Ein Volksfreind“ · „Ewig Jung“ · Porträt Cüppers · „Die Schutzbefohlenen“

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BALLETT

:

Montero in Kuba · „Kammertanz“ – Der Choreograph Christian Spuck

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KONZERT

:

„Johannespassion“ · 3. Kinderkonzert · Grenzüberschreitungen im 4. und 5. Philharmonischen Konzert

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U18 PLUS

:

Schreibwerkstatt mit Thomas Perle · „Freunde und Feste“

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STAATSTHEATER EXTRA

:

Zeitzeugen zum Forschungsprojekt · Was Ihnen Theater bedeutet · KulturTicket · Kulissenschieberei

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KURZ UND BÜNDIG Best of · Newsletter

:


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K NÁČE A J ZUM DEN 6, BRNO A L E E I N G VA L 2 0 1 I FEST

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DAS HUMANE IN ZEITEN DER BESTIALITÄT ÜBER LEOŠ JANÁČEKS FASZINIERENDE LETZTE OPER „AUS EINEM TOTENHAUS“ Als sich Leoš Janáček für seine letzte Oper Fjodor Dostojewskis autobiographischen Erlebnisbericht „Aus einem Totenhaus“ aus dem Jahre 1861 zur Vorlage nahm, konnte er noch nicht ahnen, aus wie vielen Totenhäusern im Verlauf des 20. Jahrhunderts die Menschen noch Grund haben sollten, zu berichten … wenn sie diese denn lebend wieder verlassen konnten.

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OPER

: AUS EINEM TOTENHAUS

Willkür, Zwangsarbeit auf den Menschen haben, und EINMAL STRAFLAGER UND ZURÜCK die zutiefst menschlich-optimistische Perspektive. So Dostojewski selbst war die Rückkehr vergönnt. nannte Tolstoi das Werk „aufrichtig, natürlich, christEr kam in eines der berüchtigten zaristischen Straflich: ein gutes, aufbauendes Buch.“ – und die Zensur lager im fernen Sibirien, weil er als Mitglied einer beklagte angeblich, dass Dostojewksi die Schrecken frühsozialistischen Untergrundgruppe verraten wurde. der Verbannung nicht drastisch genug beschrieben Zusammen mit den weiteren Verschwörern sollte habe und so der Eindruck entstünde, das Lagerleben ihm kurzer Prozess gemacht werden. Als die Gruppe sei eine leichte Strafe. bereits in Leichenhemden an Pflöcke festgebunden auf die Exekution wartete, wurde ein Erlass des Zaren KEINE HANDLUNG – REINE MÄNNERWELT verlesen, der die Strafe in vier Jahre Straflager mit Wie auch immer. Leoš Janáček der ein begeisanschließendem Militärdienst für Dostojewski umterter Anhänger der russischen Kultur war und in wandelte. Dostojewski trat als 28-jähriger politischer seiner Heimatstadt Brünn einen russischen Kulturclub Häftling am 23. Januar 1850, 3000 km östlich von St. gegründet hatte, verschlang das Werk geradezu und Petersburg in Omsk, seine Haftzeit in der Katorga extrahierte mehr oder minan. Die Bedingungen waren der direkt aus der russischen extrem hart, die Gefangenen – Schwerverbrecher wie Mör» DER MENSCH IST ÜBER- Vorlage das Libretto für seine Oper. Und das Ergebnis war under, Räuber und Vergewaltiger ALL MENSCH; AUCH IN gewöhnlich genug. Denn wie neben politisch Unliebsamen – waren ganzjährig in Ketten DER GEFANGENSCHAFT « die Vorlage selbst, verfügt die Oper über keine Handlung im geschmiedet, rechtlos der bruCalixto Bieito klassischen Sinne, sondern vieltalen Willkür durch die Aufsicht mehr über eine lockere Abfolge ausgesetzt, litten unter Kälte, von Szenen, die um das fast ausschließlich männliche Hunger, schlechter Verpflegung, schwerster körperPersonal des Straflagers kreisen und diese jeweils licher Arbeit sowie der Perspektivlosigkeit, das Lager schlaglichtartig in den Focus der Aufmerksamkeit jemals lebend verlassen zu können. rücken. So entsteht im Verlauf der knapp 100-minütigen Aufführung ein Netzwerk unterschiedlichster IN JEDEM EIN FUNKE GOTTES Perspektiven und Erzählungen, die ein Panorama der Auf Basis der Aufzeichnungen, die Dostojewksi menschlichen Schicksale und Un-Möglichkeiten zu sich während eines Lazarettaufenthaltes machen Gehör und Gesicht bringt. konnte, verfasste der Autor rückblickend seine „AufDie lockere Dramaturgie, verbunden mit einer zeichnungen aus einem Totenhaus“, die, als er sie als unfertig angesehenen Instrumentation, war für die 1861-62 in seiner Zeitschrift veröffentlichte, seinen Verantwortlichen der Uraufführung 1930, die Janáček Ruhm begründeten; die Mischung aus dokumentariselbst nicht mehr erlebte, eine große Herausfordeschem Realismus, der Einblick in eine bis dahin verborrung. Man ergänzte die Partitur im spätromantischen gene Welt gab, und christlich geprägtem Optimismus, Stil und komponierte den ernüchternden Schluss, dass sich auch noch im größten Elend Menschlichkeit bei dem die Strafgefangenen nach der Freilassung finden lasse, faszinierte die Leser. Dabei waren es nicht Gorjatschikows wieder in Ketten zur Zwangsarbeit vorrangig die Schrecken des Gulags, die überraschten, getrieben werden, in einen großen Chorhymnus auf sondern der neue Ton der Beschreibung, die Reflexion die Freiheit um. darüber, welche Auswirkungen Freiheitsberaubung,

HANDLUNG Irgendwo in Sibirien, in einem der berüchtigten Straflager des zaristischen Russland: Der politische Gefangene Gorjantschikow wird neu eingeliefert und erfährt durch eine brutale Bastonade (Prügelstrafe) die Gesetze des Lagers am eigenen Leib. Seine anfängliche Freundschaft zu dem jungen Häftling Aljeja und seine überraschende Entlassung am Ende der Oper bilden in der Folge den roten Faden des Geschehens. Dazwischen eröffnen die Mithäftlinge ihre berührenden wie erschreckenden Einzelschicksale, Hoffnungen und Enttäuschungen. Der Alltag des Lagerlebens ist geprägt von Willkür, Gewalt und Zwang. Vermeintliche Lichtblicke in der Eintönigkeit sind das Osterfest und die Aufführung eines Theaterstücks – und es wird deutlich, warum einigen Insassen als Ausweg aus ihrer Lage nur der Wahn bleibt.

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AUS EINEM TOTENHAUS

Nach seinem anfänglichen Erfolg verschwand das Werk während der Zeit der Diktaturen in Europa rasch wieder von den Spielplänen, konnte sich aber seit den 1970 Jahren in rekonstruierter Fassung als eines der Hauptwerke des Musiktheaters des frühen 20. Jahrhunderts zunehmend im Repertoire behaupten. DAS WAHRE UND DAS SCHÖNE Stellt sich die Frage, wie das Werk mit seinem sperrigen Titel und abschreckenden Thema denn wirken mag. Die Kompositionsweise von Janáček, eine Art höchster, dem Sprachrhythmus und seiner Melodie verbundener Realismus, verleiht jeder seiner Kompositionen eine unverwechselbare Eigenheit – die bei „Aus einem Totenhaus“ noch durch den Umstand verstärkt wird, dass er die Musik ohne den Umweg über eine Klavierskizze gleich „in Partitur“ schrieb. Der Orchesterklang ist bestimmt von einer durchgehenden Schärfe und einer geradezu kammermusikalisch aufgebrochenen Instrumentation, die an den emotionalen Höhepunkten der Erzählungen und den Stellen physischer Gewalt zu ungeahnten Kraftentladungen fähig ist. Aber trotz aller Modernität im kompositorischen Ansatz ist die Musik nicht atonal – die ständige Beklommenheit des Lageralltags ist PREMIERE

: OPER

in einer Klangsprache eingefangen, die neben dem hässlichen auch den „schönen“ Ton zulässt. Denn, so Janáček: „Das Wahre schließt doch das Schöne nicht aus, im Gegenteil – wir brauchen mehr und mehr Wahrheit und Schönheit.“ DIE HÖLLE, DAS SIND DIE ANDEREN Regisseur Calixto Bieito, der mit seiner Neudeutung von Giacomo Puccinis „Turandot“ die Spielzeit 2014/2015 in Nürnberg eröffnete, hat Leoš Janáček „Aus einem Totenhaus“ bereits 2009 am Theater Basel auf die Bühne gebracht. Mit bisweilen brutalem Realismus zeigt der Regisseur die Hölle des Gefangenenlagers; eine Hölle, die durch den Freiheitsentzug, aber auch (frei nach Sartre) durch die Anderen, die Mithäftlinge, den Kommandanten und seine Schergen entsteht und der keiner entfliehen kann. Die Ausweglosigkeit dieser von schreiender Ungerechtigkeit erfüllten Situation, welche zu Tod, Mord, Wahnsinn, Korruption und sexuellem Missbrauch führt, wird auch in der Nürnberger Neuinszenierung ungeschönt dargestellt, denn, so Calixto Bieito: „Menschen sind überall Menschen, auch im Gefängnis“

Johann Casimir Eule

: 12. MÄRZ 2016, 19.30 UHR, OPERNHAUS

AUS EINEM TOTENHAUS

Z MRTVÉHO DOMU     Leoš Janáˇcek

OPER IN DREI AKTEN

Text vom Komponisten nach Fjodor M. Dostojewskijs „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ In tschechischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Musikalische Leitung: Marcus Bosch Inszenierung: Calixto Bieito Bühne: Calixto Bieito; Philipp Berweger Kostüme: Ingo Krügler Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Ute Vollmar, Johann Casimir Eule Mit: Tilmann Unger (Filka Morozov (Luka Kuzmiˇc)), Edward Mout (Skuratov), Hans Kittelmann (Šapkin

/ Kedril), Antonio Yang (Šiškov), Kay Stiefermann (Alexandr Petrovitˇc Gorjanˇcikov), Cameron Becker (Aljeja), David Yim (Der große Sträfling / Stimme hinter der Szene), Alexey Birkus (Der kleine Sträfling / Tschekunow), Marcell Bakonyi (Der Platzkommandant), Richard Kindley (Der ganz alte Sträfling / Der Alte), Lukas Christian Noerbel (Dirne), Levent Bakirci (Ein Sträfling, in der Rolle Don Juans ˇ und des Brahminen), Yongseung Song* (Cverevin / Der junge Sträfling), Chool Seomun (Der betrunkene Sträfling / Der lustige Gefangene), Wonyong Kang* (Der Koch), Vikrant Subramanian* (Der Schmied), Rüdiger Krehbiel (Der Pope) *

Mitglied des Internationalen Opernstudios Nürnberg

Staatsphilharmonie Nürnberg, Chor des Staatstheater Nürnberg, Statisterie des Staatstheater Nürnberg Live-Übertragung der Premiere auf

:

OPER AKTUELL AUS EINEM TOTENHAUS Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 07. März 2016, 18.00 Uhr, Gluck-Saal WEITERE VORSTELLUNGEN: 15.03; 07., 13., 25.04.; 15., 22.05.2016

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VON GÖTTERN, INKAS UND ANDERE ‚WILDE‘ RAMEAUS BALLETT-OPER „LES INDES GALANTES“ ENTFÜHRT IN FERNE WELTEN Eine barocke Reise rund um die Welt: JeanPhilippe Rameaus „Les Indes galantes“ ist eine der ungewöhnlichsten französischen Barockopern. Die Regisseurin und Choreographin Laura Scozzi, in Nürnberg durch ihre Inszenierungen von „Die Zauberflöte“ oder „Die Reise nach Reims“ bestens bekannt, hat das Werk bereits 2012 in Toulouse und 2014 in Bordeaux herausgebracht. Nun wird ihre Inszenierung mit dem Ensemble des Staatstheater Nürnberg neu einstudiert. EUROPA UND DIE VIER „INDIENS“ Der Titel ist eigentlich unübersetzbar: „Les Indes galantes“ bedeutet „Die galanten Indien“. Aber was für ein Indien ist da überhaupt gemeint, und warum sind es mehrere? Die indischen Länder, von denen Jean-Philippe Rameau und sein Librettist Louis Fuzelier erzählen, sind exotische Länder außerhalb Europas, ferne Welten, von deren tatsächlichem Ausmaß und geographischer Lage sich die Europäer des 18. Jahrhunderts kaum ein Bild machen konnten. So spielt „Les Indes galantes“ zum Teil im ‚östlichen Indien‘, nämlich in der Türkei und in Persien, zum Teil im ‚westlichen Indien‘, in den Anden Perus und unter den Indianern Nordamerikas. Für die Zuschauer der Uraufführung 1735 war diese Bedeutung des Wortes ,Indien‘ völlig selbstverständlich. Hatte nicht schon Christoph Kolumbus nach Indien gesucht und Amerika gefunden? Doch nicht nur das Thema von „Les Indes galantes“ ist für heutige Opernbesucher ungewöhnlich. Ein „Ballet-héroïque“ nannte der Librettist Fuzelier dieses Werk. Die französische Oper hatte sich ein Jahrhundert zuvor aus dem Hofballett entwickelt, und so war der Tanz auch im 18. Jahrhundert nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Oper, sondern stand gleichberechtigt neben dem Gesang. Wie sehr gerade Rameau ein Tanzkomponist gewesen ist, konnten die Nürnberger Zuschauer bereits bei seiner BallettKomödie „Platée“ und in Goyo Monteros „Cyrano“Version mit Musik des französischen Komponisten

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LES INDES GALANTES

erleben. „Les Indes galantes“ besteht, ähnlich wie ein mehrteiliger Ballettabend, aus vier sogenannten Entrées, die nur durch ein Oberthema und einen Prolog zusammengehalten werden. Der Prolog rechtfertigt diese revuehafte Anlage des Werkes: Der Gott der Liebe und die Göttin der Jugend, Amor und Hébé, suchen die Liebe in fremden Ländern, weil die Kriegsgöttin Bellona ihre Jünger zu Eroberungszügen entführt hat. Der Konflikt zwischen Liebe und egoistischem Eroberungsdrang motiviert die folgenden vier Kurzopern. Ein türkischer Menschenhändler lässt eine Frau aus seinem Harem großmütig ziehen, als ihr Geliebter aus einem kenternden Boot an Land gespült wird. Mozarts fast 50 Jahre später entstandene „Die Entführung aus dem Serail“ lässt hier grüßen. Ein peruanischer Priester missbraucht seine Macht, um eine Inka-Prinzessin zur Liebe zu zwingen. Ein Konquistador befreit das Mädchen, doch dabei zerstört er auch die Kultur der Inka. Die Frau eines persischen Prinzen will dessen Treue auf die Probe stellen, indem sie sich als Mann verkleidet. Ihr Mann stellt klar, wie die Ordnung der Geschlechter in Persien zu sein hat. Ein Spanier und ein Franzose werben beide um die Hand einer schönen Indianerin. Am Ende gibt sie weder dem eifersüchtigen Spanier noch dem flatterhaften Franzosen ihre Hand – sondern dem Indianer, der sie auf natürliche Art liebt. Am Ende steht die Verherrlichung einer reinen, von der menschlichen Zerstörung unberührten Natur. VIER ARTEN DER LIEBE Alle vier Kurzopern handeln von der zerstörerischen Wirkung von menschlichen Eroberungszügen, sowohl auf dem Feld der Liebe als auch in Form von kolonialistischen Eroberungen. Rameau und Fuzelier bringen zum ersten Mal nicht nur die ‚Wilden‘ als den Europäern gleichberechtigte Menschen auf die Bühne, sondern kritisieren am Beispiel der Zerstörung der Inka-Kultur durch die Spanier auch den europäischen Kolonialismus. Jean-Philippe Rameau hat für diese vier exotischen Welten eine ungeheuer vielfältige und farbenreiche Musik geschaffen, in der Drehleier, Tamburin und hohe Flöten für ein besonderes Kolorit sorgen. Der Ausgangspunkt des Werkes ist der Tanz der ‚Wilden‘, die „Air des sauvages“ aus dem vierten Entrée. Dieser wohl berühmteste Tanz des Stückes – er erklang bereits beim „Cyrano“-Ballettabend in Nürnberg – geht angeblich auf den Auftritt zweier tanzender Indianer in der Pariser Oper 1723 zurück. Rameau hat den Auftritt dieser beiden ,Wilden‘, der in Paris eine Sensation war, in dem Cembalostück „Les sauvages“ festgehalten, dessen Melodie er später in „Les Indes galantes“ über-

: OPER

PAUL AGNEW Der Dirigent und Sänger Paul Agnew ist einer der wichtigsten Protagonisten der französischen Barockmusik. Der gebürtige Schotte gehört seit vielen Jahren zu dem von William Christie gegründeten Ensemble „Les Arts Florissants“, das er seit mehreren Jahren auch gemeinsam mit Christie leitet. Als Sänger war er u. a. an der Opéra National de Paris, am Théâtre du Châtelet Paris, an der Royal Opera Covent Garden London, beim Festival Aix-en-Provence und an der Komischen Oper Berlin (in „Idomeneo“) zu erleben. Zur Zeit leitet er als Sänger und Dirigent ein europaweites Monteverdi-Projekt mit „Les Arts Florissants“. Agnew hat die Tenor-Rollen von „Les Indes galantes“ bereits auf der Bühne gesungen. Ein Mitschnitt der Aufführung an der Pariser Oper von 2005 ist auch auf DVD erschienen. Ebenfalls als DVD dokumentiert ist seine „Platée“ in der Inszenierung von Laurent Pelly, eine Produktion, bei der Paul Agnew mit Laura Scozzi als Choreographin zusammenarbeitete. Auch in seiner Dirigentenkarriere spielt „Platée“ eine gewisse Rolle: 2014 sorgte sein Einspringen für den erkrankten William Christie bei den Endproben und der Premiere dieses Werkes am Theater an der Wien für Furore. In Nürnberg war Paul Agnew bereits im September 2013 im Konzert mit Kantaten von Johann Sebastian Bach als Dirigent zu erleben.

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OPER

: LES INDES GALANTES

nommen hat. Ein weiterer Höhepunkt der Partitur ist der Vulkanausbruch im Peru-Bild, die wohl radikalste musikalische Schilderung einer Naturkatastrophe, die es in der Musik bis dahin gegeben hatte. Ungewöhnlich ist auch, dass im Persien-Bild, das in Nürnberg in der zweiten Fassung von 1736 zu hören sein wird, eine italienische Arie erklingt. Der ganz unterschiedliche Charakter von französischer und italienischer Barockmusik wird hier unmittelbar erlebbar. PARADIES UND GLOBALE DÖRFER Laura Scozzis Inszenierung entwirft zunächst einen ,Garten Eden‘ aus dem Geist des Barock, in den jedoch schon bald Touristen einbrechen und die unschuldige Idylle mit dem Müll der Zivilisation

BUCHTIPP

zerstören. Die vier Tableaus hat sie konsequent in die Gegenwart geholt und macht aus ihnen eine rasante Revue um Globalisierung und Kulturkonflikte. Der Egoismus des Menschen, sein Wille, sich die Natur, fremde Kulturen und vor allem Frauen untertan zu machen, steht im Mittelpunkt ihrer Interpretation von „Les Indes galantes“. Wie schon in ihren frühen Inszenierungen arbeitet Laura Scozzi immer aus der tänzerischen Umsetzung der Musik heraus, wobei sie neben dem Solistenensemble von einem Tanzensemble unterstützt wird. Auch „Les Indes galantes“ wird eine bildhafte, grotesk-komische und satirisch-politische Aufführung werden.

Kai Weßler

DAS Buch zu „Les Indes galantes“: Wolfgang Schlüter erzählt in seinem Roman „Anmut und Gnade“ nicht nur von der Entste-

Wolfgang Schlüter:

hung von Rameaus Ballettoper und den damaligen Diskussionen

Anmut und Gnade.

um die französische und italienische Musik. Er schildert auch die

Frankfurt am Main 2007.

Entstehung einer Aufführung von „Les Indes galantes“ durch ein

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fiktives Barockensemble vor dem Hintergrund der Ausschreitungen

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PREMIERE

in den Pariser Banlieues 2005.

: 03. APRIL 2016, 19.00 UHR, OPERNHAUS

LES INDES GALANTES

DIE GALANTEN INDIEN     Jean-Philippe Rameau

BALLET HÉROÏQUE (BALLETT-OPER) IN EINEM PROLOG UND VIER AKTEN

Text von Louis Fuzelier; In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Musikalische Leitung: Paul Agnew Inszenierung und Choreographie: Laura Scozzi Bühne: Natacha Le Guen de Kerneizon Kostüme: Jean Jacques Delmotte Chor: Tarmo Vaask Video: Stéphane Broc Dramaturgie: Kai Weßler Mit: Michaela Maria Mayer (Hébé, Phani, Atalide), Florian Spiess (Bellone, Alvar), Csilla Csövari

(Amour, Roxane, Zima), Hrachuhí Bassénz (Emilie, Fatime), Vikrant Subramanian* (Osman, Adario), Martin Platz (Valère, Carlos, Tacmas, Damon), Marcell Bakonyi (Huascar); Carole Bordes, Salomé Curco, Victor Duclos, Mathieu Hautot, Charlie-Anastasia Merlet, Maud Payen, Olivier Sferlazza, Nicola Vacca, Rodolphe Viaud; Cécile Theil-Mourad (Komödianten, Amoren), Fanny Rouyé, Laetitia Viallet (Amoren) *

Mitglied des Internationalen Opernstudios Nürnberg

Staatsphilharmonie Nürnberg, Chor des Staatstheater Nürnberg, Statisterie des Staatstheater Nürnberg Koproduktion mit dem Théâtre du Capitole Toulouse und der Opéra National de Bordeaux Mit freundlicher Unterstützung der „Freunde der Staatsoper Nürnberg e.V.“

:

OPER AKTUELL LES INDES GALANTES Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 29. März 2016, 18.00 Uhr, Gluck-Saal WEITERE VORSTELLUNGEN: 05.04.; 03., 05., 08.05.; 01., 03., 05.06.2016

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BRILLANTE MUSIK IN URFORM GEORGES BIZETS EXOTIK-OPER „DIE PERLENFISCHER“ IN KONZERTANTER AUFFÜHRUNG IM OPERNHAUS Seit 1875, dem Jahr der Uraufführung, ist Georges Bizets „Carmen“ ein Dauerbrenner auf den Opernbühnen weltweit. Diesen durchschlagenden Erfolg erreichte seine frühere Oper „Die Perlenfischer“ nicht. Unverständlicher Weise, denn die Oper besticht nicht nur durch ihren fremdländischen Schauplatz auf Ceylon – und Exotismus war zur Entstehungszeit des Werkes nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Künsten groß in Mode –, sondern vor allem durch eine äußerst farbenreiche und schillernde Komposition, voller Feuer, Orientalismen und Exotik. Diese harmonischen und rhythmischen Extravaganzen orientieren sich zwar an fernöstlicher Musik, entsprangen aber ganz dem Einfallsreichtum Bizets, der auch später in „Carmen“ ein musikalisches FantasieSpanien entwarf, ohne das Land je bereist zu haben. Das musikalische Zentrum der Handlung bildet das Freundschaftsduett Nadirs und Zurgas „Au fond du temple saint“. Neben der innig-kontemplativen Romanze Nadirs „Je crois entendre encore“, die durch die Interpretation Enrico Carusos berühmt geworden ist, ist das Duett heute die bekannteste Musiknummer der Oper. Am 30. September 1863 wurde dem Werk in Paris uraufgeführt, verschwand jedoch bald wieder vom Spielplan, denn die an absurden Verwicklungen reiche Geschichte von Eugène Cormon und Michel Carré vermochte das Publikum nicht recht zu überzeugen – trotz des exotischen Spielortes und Bizets gelobter und opulenter Musik: In ihrer Jugend waren die Freunde Nadir und Zurga beide in die junge Priesterin Leila verliebt. Um ihre Freundschaft nicht zu gefährden, haben sie ihrer Liebe entsagt. Als Nadir Jahre später Leila bei den Perlenfischern auf Ceylon wiederbegegnet, flammen die alten Gefühle wieder auf. Er bricht seinen Eid und das Liebespaar wird von Zurga, der inzwischen zum König der Perlenfischer ernannt worden ist, zum Tode verurteilt ... SCHLUSSFRAGE Nach dem Siegeszug der „Carmen“ über die Bühnen der Welt, den Bizet aufgrund seines frühen Todes nicht mehr erleben konnte, entstand in Frankreich eine regelrechte Bizet-Euphorie und damit

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verbunden auch ein Interesse an früheren und in Vergessenheit geratenen Werken des Komponisten. In diesem Zusammenhang plante Léon Carvalho, der Intendant des Théâtre Lyriqué eine Wiederaufnahme der „Perlenfischer“ 1889, machte jedoch seinem Unmut über den Operntext gegenüber den Librettisten Cormon und Carré mit der Aufforderung Luft, ihr schlechtes Libretto einfach zu verbrennen. Diese Äußerung inspirierte das Autorenteam angeblich zu einem neuen Opernschluss, dem Feuertod Zurgas. Dieser Eingriff in die Handlung markierte den Beginn einer regelrechten Umarbeitungsserie für spätere Aufführungen, u.a. in Frankreich und Deutschland. Schlussendlich sind für den Ausgang der Handlung im Laufe der Entstehungs- und Aufführungsgeschichte der Oper nicht weniger als sechs verschiedene Schlüsse entworfen worden: 1. Originaler Schluss des Librettos: Zurga lässt das Liebespaar Leila und Nadir großmütig ziehen. 2. Zurga stirbt auf dem Scheiterhaufen, der ursprünglich für Leila und Nadir errichtet wurde. 3. Zurga wird von einem Inder erstochen. 4. Großpriester Nourabad tötet Zurga mit dem Dolch. 5. Zurga begeht Selbstmord. 6. Leila begeht Selbstmord. ZURÜCK ZUR URFORM Die zahlreichen Versuche, der an unwahrscheinlichen Zufällen reichen Handlung, ein plausibles Ende zu verpassen, zogen auch starke Eingriffe in der Komposition nach sich. Die neue Schlussversion musste schließlich auch musikalisch gerechtfertigt werden. Aufgrund der Existenz der verschiedenen Schlüsse und unterschiedlicher Musiknummern wurden die „Perlenfischer“ in immer wieder neuen Mischfassungen auf den Bühnen gezeigt. Seit den 70er Jahren bemühen sich die Opernhäuser jedoch wieder darum, ihre Aufführungen an Bizets Urfassung anzunähern. Diese Versuche sind aber mit Schwierigkeiten verbunden, da das in Privatbesitz befindliche Autograph der Oper für die theaterpraktische Arbeit nicht zur Verfügung steht. Vor einiger


DIE PERLENFISCHER

: OPER

Zeit wurde jedoch im Archiv der Pariser Opéra altes Notenmaterial entdeckt, das Anhaltspunkte zur Instrumentierung und zu musikalischen Stellen gibt, die vor Drucklegung wieder aus dem Klavierauszug gestrichen wurden. Anhand dieses Fundes konnte der Bärenreiter Verlag eine Kritische Neuedition der „Perlenfischer“ erarbeiten. Diese Neuausgabe ermöglicht den Theatern die bisher größtmögliche Annäherung an den musikalischen Urtext des Werkes. FEST DER STIMME Am Staatstheater Nürnberg wird nun zum ersten Mal seit ihrer Uraufführung 1863 Bizets Oper in konzertanter Aufführung so zu hören sein, wie sie Bizet präsentiert hat. Mit Leah Gordon als geheimnisvolle Priesterin Leila, Ilker Arcayürek als ihr Geliebter Nadir und Levent Bakirci als eifersüchtiger Rivale Zurga verspricht der Opernabend zu einem wahren Fest der Stimmen zu werden. Die Musikalische Leitung hat Gábor Káli.

Christina Schmidl

PREMIERE

: 24. APRIL 2016, 19.00 UHR, OPERNHAUS

DIE PERLENFISCHER

LES PÊCHEURS DE PERLES   Georges Bizet

KONZERTANTE ERSTAUFFÜHRUNG DER KRITISCHEN NEUAUSGABE

Text von Eugène Cormon und Michel Florentin Carré In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Musikalische Leitung: Gábor Káli Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Christina Schmidl Mit: Leah Gordon (Leila); Ilker Arcayürek (Nadir), Levent Bakirci (Zurga), Alexey Birkus (Nourabad)

Staatsphilharmonie Nürnberg, Chor des Staatstheater Nürnberg WEITERE VORSTELLUNGEN: 04., 06.05.2016

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U18 PLUS

: CHORPROBE

GÄNSEHAUTMOMENTE IM PROBENRAUM SCHÜLER ZU BESUCH BEIM OPERNCHOR BEI DEN WIEDERAUFNAHMEPROBEN ZU „CARMEN“ Hautnah bei einer Probe mit den Künstlern des Staatstheaters dabei sein: Die Staatsphilharmonie machte es mit ihren „Sit-in-Proben“ vor, nun zieht auch der Opernchor des Staatstheaters nach. Seit Jahren dürfen Schülergruppen aus Nürnberg und der Umgebung „Mäuschen spielen“ und mit im Probenraum sitzen, wenn das Orchester für ein Philharmonisches Konzert probt. Nun hat die Theaterpädagogik das Format erfolgreich auf ein anderes Künstler-Kollektiv übertragen, das seine Arbeit nun den Schülern an ausgewählten Terminen präsentiert: Der Opernchor lässt sich bei musikalischen Proben im Chorsaal über die Schulter gucken respektive horchen und zeigt dabei, wie vielseitig die Aufgaben an einem Theater für jeden einzelnen Sänger und jede Sängerin sind. Den Anfang machte im Januar das AlbrechtDürer-Gymnasium. Eine 9. Klasse, die sich auf den Vorstellungsbesuch von „Carmen“ vorbereitete, besuchte die Chorsänger in einer Probe für die Wiederaufnahme des Stücks. Chordirektor Tarmo Vaask erläuterte den Schülern den Ablauf einer musikalischen Probe und ganz nebenbei auch noch die wichtigsten Handlungsfiguren und -elemente in „Carmen“. Neben den großen Chornummern müssen die Sänger auch immer wieder kurze Einwürfe zwischen den Arien und Duetten

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der Solisten singen. Und so mancher Schüler spürt plötzlich ein Kribbeln auf den Unterarmen, wenn 40 Sänger in voller Lautstärke singen und man die Kraft der Musik fast körperlich im Raum spürt. All das will natürlich gut geprobt und vorbereitet sein. Mal lauter, mal leiser – mehr Akzente auf einzelne Silben, flüssiger in der Aussprache. Die Schüler, gut verteilt zwischen den Choristen sitzend, spähten mit in die Noten hinein und übten auch mal die französische Aussprache mancher schwieriger Passagen mit. Die Internationalität der Staatstheaterbelegschaft zeigt sich auch im Opernchor. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus den verschiedensten Nationen, und ihre Expertise ist da auch oft gefragt. So erklärte in diesem Fall Sopranistin Dominique Lepeudry ihren Kollegen, wie man das „Ecoutez-nous“ möglichst schnell ausspricht, ohne dabei die Zunge zu verknoten. Im Anschluss an die Probe stellten die Schüler noch viele Fragen an die Choristen zu ihrem Arbeitsalltag auf und abseits der Bühne. In einem weiteren neuen Format werden bereits im April vier Chorsänger/innen verschiedene Grundschulen besuchen und dort ihren Beruf vorstellen – mit vielen musikalischen Beispielen im Gepäck, natürlich.

Marina Pilhofer


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» EIN NEUES LEBEN FÜR DIESE FÜNF LOTTERIETEILNEHMER, DA KÖNNEN WIR IHNEN NUR GLÜCK WÜNSCHEN UND HOFFEN, DASS SIE AUCH NOCH DIESE ENDRUNDE ÜBERLEBEN... «

UNBEGRENZT LEBEN UND ARBEITEN IN EUROPA? ZUR URAUFFÜHRUNG DER EINAKTER „DIE LOTTERIE / FRAUEN DES KRIEGES“ Unbegrenzt leben und arbeiten in Europa und dazu noch ein eigenes Heim? Und das alles per Losglück? Aus den USA kennen wir die GreenCard-Lotterie, aber jetzt in Europa und dann auch noch unter verschärften Bedingungen, als Spielshow im Fernsehen? Fünf Personen kämpfen um Pass, Arbeitsstelle und Eigenheim. Das ist die Setzung der armenischen Autorin Karine Khodikyan im ersten Teil ihres Siegerstücks des Internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS für fünf Schauspielerinnen und Schauspieler, „Die Lotterie“. Im zweiten Teil, den sie „Frauen des Krieges“ nennt, erleben wir dieselben Fünf in einer verwandelten Situation. Es herrscht Krieg. In der Hauptstadt lebt man noch unbehelligt, so dass Naré ihren Freund Aram nicht davon abhalten kann, sich für zwei Jahre zum Militärdienst zu melden. Doch in der Grenzregion sieht alles ganz anders aus. Hier lebt Arams Mutter, die nicht nur Besuch von Naré bekommt, sondern eines Morgens auch eine alte Frau in ihrer Wohnung findet. Als sie schließlich erkennen, dass die alte Frau aus dem benachbarten Feindesland kommt, geschieht etwas Verblüffendes: Die drei Frauen, die „Frauen des Krieges“, versuchen gemeinsam, das Leben mit Hilfsbereitschaft und Solidarität zu meistern und mitten im Krieg Versöhnung zu leben. Die zwei Teile des Stücks beschreiben mit verschiedenen theatralen Mitteln, aber in präziser und humorvoller Sprache das Lebensgefühl in Zeiten des Wandels. So gelingt es der Autorin Karine Khodikyan, aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven über das Thema Grenzen zu sprechen.

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Zwischen lakonischer Farce und Well-Made Play, zwischen abstraktem Bühnenexperiment und melodramatischem Rührstück zeigt sie Armenien als ein modernes, aber zerrissenes Land – zwischen Konkurrenz und Altruismus, zwischen Globalisierung und Tradition. Horst Busch DIE AUTORIN Karine Khodikyan arbeitete als Redakteurin im Literaturbereich für verschiedene Zeitschriften, wurde später Mitglied der Nationalen Fernseh- und Radiokommission und war ab 2004 für vier Jahre stellvertretende Kulturministerin in Armenien. Anschließend gründete sie einen Verlag und eine Literaturzeitschrift. Seit Ende der neunziger Jahre wird Karine Khodikyan regelmäßig für ihre journalistischen und literarischen Arbeiten ausgezeichnet. Bis heute hat sie 39 Dramen, zehn Bücher und eine Vielzahl von Artikeln geschrieben. (im Bild: die Autorin bei der Preisverleihung in den Kammerspielen)

URAUFFÜHRUNG

: 02. APRIL 2016, 20.15 UHR, BLUEBOX

DIE LOTTERIE / FRAUEN DES KRIEGES   Karine Khodikyan 2 GESCHICHTEN FÜR 5 SCHAUSPIELER

Deutsch von Patricia Benecke Siegerstück des Internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS 2015 Inszenierung: Patricia Benecke Bühne: Elena Köhler Kostüme: Annemarie Bulla Dramaturgie: Horst Busch Mit: Bettina Langehein (Junge Frau/Naré), Ksch. Adeline Schebesch (Frau mittleren Alters/Arams

Mutter), Marion Schweizer (Alte Frau/Nene); Thomas L. Dietz (Junger Mann/Aram), Ksch. Thomas Nunner (Mann mittleren Alters/Soldat) WEITERE VORSTELLUNGEN: 06., 09., 10., 19.04.; 02., 14.05. 2016

TALKING ABOUT BORDERS wird gefördert Gefördertvon von

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WIRRKOPF MIT WAHRHEITSEIFER SASCHA HAWEMANN INSZENIERT „EIN VOLKSFEIND“ VON HENRIK IBSEN „Es sammeln sich in einem ja leicht in Jahr und Tag diverse Tollheiten an, und für die möchte man doch gern einen Abfluss haben.“ „Ein Volksfeind“ („En folkefiende“, 1882) ist die Aufarbeitung eines Umwelt­ skandals, die Geschichte einer Radikalisierung und eines politischen Amoklaufes. Nach 134 Jahren birgt Ibsens gesellschaftskritisches Drama noch heute brisanten Sprengstoff. Den Impuls für das Schreiben des Stückes bekam der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen während der öffentlichen Diskussion und feindlichen Aufnahme seines Dramas „Die Gespenster“ (1881). Darin, so der Vorwurf seiner Kritiker, untergrabe er die gesellschaftliche Moral seiner Zeit, indem er gleich mit drei Tabus brechen würde: Thematisierung von Geschlechtskrankheiten, Inzest und Sterbehilfe. Die öffentliche Meinung in dieser Sache mündete darin, dass Ibsen als „Feind des Volkes“ bezeichnet wurde. Somit war auch der Titel für sein Folgestück geboren. Es sollte ein „freundliches Stück“ sein, denn bereits der Schreibprozess bereitete ihm sichtlich Vergnügen. Sein Hauptaugenmerk nach dem Skandal um „Die Gespenster“ richtete er darauf, seinem Publikum die Hand zu reichen und es wieder für seine Geschichten zurückzugewinnen.

„Der Geist eines Dichters funktioniert genauso wie sein Magen. Er empfängt gewisse Stoffe von außen, verdaut sie und gibt sie wieder von sich – voilà tout.“ Die Handlung beginnt wie eine Parabel über Gut und Böse: Ort des Geschehens ist eine Kleinstadt samt Kurbad. Das Leben verläuft in friedlichen Bahnen, bis zahlreiche Kurgäste über Magenprobleme klagen. Der ortsansässige Badearzt Dr. Stockmann vermutet, dass die Wasserquelle die Ursache der Erkrankungen sein könnte. Er veranlasst die Untersuchung von Wasserproben, um dem Übel auf den Grund zu gehen. Die Resultate geben ihm recht: Das Wasser ist verseucht und es werden „Bazillen in Massen“ nachgewiesen. Aufgrund seiner Untersuchung schlägt er der Kurverwaltung vor, die Bäder zu schließen, um das Problem schleunigst zu beheben. Dies versucht man auf Seiten der Politik zu verhindern, denn der ökonomische Schaden wäre immens. Auch eine Veröffentlichung von Stockmanns Resultaten versucht man zu torpedieren. Die Stadtoberen machen eine einfache Rechnung gegen Dr. Stockmanns Wahrheitseifer auf und beeinflussen dadurch die öffentliche Meinung: Verliert die Kleinstadt ihre lukrative Einnahmequelle, versiegt auch die lokale Geldquelle und es droht der Verlust

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SCHAUSPIEL

: EIN VOLKSFEIND

zahlreicher Arbeitsplätze sowie eine Verschuldung des öffentlichen Haushaltes mit weitreichenden Folgen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Die Vertreter der Politik befürchten auf der einen Seite eine „Wahlschlappe“ und auf der anderen Seite den Machtverlust und den Verzicht auf gewonnene Privilegien. Sie möchten daher auf dem Meinungsmarkt obsiegen und die Macht weiterhin auf ihrer Seite wissen. Um Dr. Stockmanns Recherchen zusätzlich zu diskreditieren, sät man Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit und führt fadenscheinige Argumente hierfür ins Feld. Doch Stockmann wäre nicht Stockmann, würde er nachgeben. Daraufhin wendet sich das Blatt. Am Ende einer öffentlich geführten Auseinandersetzung steht er ohne Verbündete da, allein gegen die Mehrheit. Er hält mit seiner Meinung nicht mehr hinter dem Berg und behauptet in seinem Zorn, dass die liberale Mehrheit am Ort der gefährlichste Feind von Freiheit und Wahrheit sei. Nicht mehr die Verunreinigung des Wassers und der Schutz der Kurgäste sind nun sein Hauptanliegen, sondern eine radikale, politische und gesellschaftliche Veränderung. Stockmann stellt unvermittelt die unbeliebte Systemfrage. In seinem Kampf um die von ihm propagierte Wahrheit verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Heldentum und Fanatismus, nimmt der Idealismus auch durchaus bedenkliche Züge an.

„Die Mehrheit hat nie das Recht auf ihrer Seite, sage ich euch! Das ist eine dieser Lügen der Gesellschaft, die ein freier, denkender Mann bekämpfen muss. Wer bildet die Mehrheit der Bewohner eines Landes? Die Klugen oder die Dummen? Wir wissen ja wohl alle, dass die Dummen auf der großen weiten Welt die überwältigende Mehrheit stellen. Aber es kann doch nicht recht sein, dass die Dummen in aller Ewigkeit über die Klugen herrschen!“ Beispiele aus der Theatergeschichte zeugen davon, wie Ibsen es seit jeher versteht, die Menschen in ihrer gesellschaftlichen Realität abzuholen, aufzuwühlen und zu bewegen. Bei der legendären Inszenierung von 1898 in Paris zur Zeit der Dreyfus-Affäre zum Beispiel (1894 wurde Alfred Dreyfus, Hauptmann im französischen Generalstab, unter dem Verdacht des Landesverrats verhaftet. 1906 wurde er wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Dreyfus‘ Schicksal zeichnet ein erschreckendes Bild des Antisemitismus im Europa des 19. Jahrhunderts.) erkannten die Zuschauer große Ähnlichkeiten zwischen Dr. Stockmann und Emile Zola, der mit seinem wortgewaltigen Dokument „J’accuse!“ („Ich klage an!“) für die Rehabilitierung Dreyfus’ eintrat. Auch die Inszenierung im vorrevolutionären Russland 1905, in der Konstantin Stanislawski (Schauspieler, Regisseur und Theaterreformer) Ibsens „Volksfeind“ spielte, wurde wegen Zuschauertumulten abgebrochen. In „Ein Volksfeind“ analysiert und enttarnt Ibsen meisterhaft die gesellschaftlichen Wirkkräfte, die an politisch-ökonomischen Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Das Drama beginnt mit einem „Öko-Skandal“ und dem Lobbyismus einer Kleinstadt, zeigt


EIN VOLKSFEIND

: SCHAUSPIEL

politische Machtstrategien und Meinungsbildungsprozesse auf, verurteilt die ökonomischen Abhängigkeiten aufs Schärfste und stellt am Ende eine radikale Systemfrage. Interessanterweise verknüpfte Ibsen bereits 1882 sein Thema „Wahrheit und Lüge“ mit der Frage nach der Funktionsweise von Demokratie.

„Ich habe gesagt, ich will über die große Entdeckung sprechen, die ich in den letzten Tagen gemacht habe – die Entdeckung nämlich, dass alle unsere geistigen Lebensquellen vergiftet sind, und dass unsere ganze bürgerliche Gesellschaft auf dem verpesteten Grund der Lüge ruht.“ Stockmanns gedankliche Radikalität gegen die liberale Konsenskultur zeigt Schwachstellen des Systems auf. Er stellt die gültigen politischen Wahrheiten in Frage und hinterfragt gleichzeitig das ungezügelte Machtstreben und die Unterordnung aller Werte unter Wachstum und Wohlstand. Die Ökonomie, so die Conclusio, unterwandert alle Lebens- und Denkräume – und diese gilt es zu verteidigen. Stockmann legt den Finger in die Wunde, indem er die Angst vor dem Versagen der Demokratie thematisiert. Regisseur Sascha Hawemann, dem in der letzten Saison mit der Verzahnung der beiden Maxim Gorki-Stücke „Kinder der Sonne/Nachtasyl“ eine äußerst dichte und aufwühlende Inszenierung gelang und dessen Bearbeitung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ im Herbst 2015 beim Internationalen Theaterfest in Peking erfolgreich gastierte, spielte schon länger mit dem Gedanken, Ibsens „Volksfeind“ zu inszenieren. Gemeinsam mit seinem Team, dem Bühnenbildner Wolf Gutjahr, der Kostümbildnerin Hildegard Altmeyer und der Dramaturgin Katja Prussas, wird er nun seine Sicht des 134 Jahre alten Stoffes auf die Bühne des Schauspielhauses bringen. Hawemanns eigener Zugriff nah am Autor, die Verdichtung zeitrelevanter Themen sowie seine interessanten Verschiebungen der Figurenkonstellation zeichnen seine bisherigen Inszenierungen am Schauspiel Nürnberg aus. Hawemann fragt: „Wer ist 2016 ein Volkfeind? Welche gesellschaftlichen Entwürfe gibt es dieser Tage? Wie steht es mit den demokratischen Entscheidungsfindungsprozessen? Wie weit kann eine soziale „Entkopplung“ gehen? Und heißt Leben, wie Ibsen es sagt, nicht, im Schlamm zu wühlen?“

Katja Prussas

„Die öffentliche Meinung hat ein kurzes Gedächtnis.“

PREMIERE

: 09. APRIL 2016, 19.30 UHR, SCHAUSPIELHAUS

EIN VOLKSFEIND   Henrik Ibsen Inszenierung: Sascha Hawemann Bühne: Wolf Gutjahr Kostüme: Hildegard Altmeyer Dramaturgie: Katja Prussas Mit: Julia Bartolome (Pia Stockmann), Nicola Lembach (Katrine Stockmann), Julian Keck (Hovstad),

Stefan Lorch (Morten Kiil), Daniel Scholz (Aslaksen Senior), Christian Taubenheim (Aslaksen Junior), Stefan Willi Wang (Dr. Thomas Stockmann), Philipp Weigand (Billing) WEITERE VORSTELLUNGEN: 10., 14., 19., 23., 26., 29.04.; 05., 14., 21., 29.05.2016

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CHECKPOINT NÜRNBERG 17. MAI - 11. JUNI 2016


EWIG JUNG

: SCHAUSPIEL

EWIG JUNG NACH „SEKRETÄRINNEN“ UND „MÄNNER“ EIN NEUER LIEDERABEND IM SCHAUSPIEL Wir befinden uns in einer noch einige Jahrzehnte entfernten Zukunft. Das Staatstheater Nürnberg wurde geschlossen und, den Bedürfnissen der überalterten Gesellschaft entsprechend, zu einem zentral gelegenen Seniorenheim umfunktioniert. Vor allem ehemalige Schauspieler verbringen hier gemeinsam ihren Lebensabend. Ob Herr Kammerschauspieler Cüppers, Herr Steeger oder Frau Köhler – kaum einer der Bewohner der Residenz am Richard-Wagner-Platz ist unter Neunzig und auf der Bühne stehen sie professionell natürlich schon seit vielen Jahren nicht mehr. Da man bekanntlich aber immer nur so alt ist, wie man sich fühlt, nutzen die einstigen Stars der Frankenmetropole immer noch jede Gelegenheit, sich wieder einmal im Rampenlicht zu sonnen. Wann immer es die Oberschwester erlaubt, versammeln sie sich vor dem seit Jahren geschlossenen Eisernen Vorhang und zeigen, was

PREMIERE

noch in ihnen steckt. Sie erinnern sich an den Ruhm vergangener Zeiten, schmettern ihre Lieder, schwelgen noch einmal in ihren Traumrollen und großen Bühnenerfolgen und lassen sich vor allem eines nicht: als alte, nutzlose Tattergreise abschreiben. Sie waren schließlich „Born to be wild“! Erik Gedeons komödiantischer Liederabend entstand 2001 am Hamburger Thalia Theater unter dem Titel „Thalia Vista Social Club“ und begeistert dort seit 15 Jahren das Publikum von jung bis alt. Das Rezept ist unschlagbar: Jede Menge Evergreens aus den 70ern, 80ern und 90ern, gesungen von verrückten jungen Alten, dazu viel Slapstick und schräger Humor. Fertig ist der perfekte Bühnenspaß – und Lachen ist ja bekanntlich eine der wichtigsten Voraussetzungen für ewige Jugend!

Friederike Engel

: 12. MAI 2016, 19.30 UHR, SCHAUSPIELHAUS

EWIG JUNG   Erik Gedeon EIN SONGDRAMA Musikalische Leitung: Bettina Ostermeier Inszenierung: Kathleen Draeger Ausstattung: Franziska Isensee Dramaturgie: Friederike Engel Mit: Josephine Köhler, Ruth Macke, Elke Wollmann; Ksch. Pius Maria Cüppers, Frank Damerius, Marco Steeger WEITERE VORSTELLUNGEN: 20., 22.05.2016

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GEMEINSAM IM HERZEN EUROPAS: KRAKAU UND NÜRNBERG Kulturinstitutionen, die erfolgreich mit Künstlern, Polen ist in diesem Jahr Partnerland von Sponsoren, Bildungseinrichtungen und kulturellen Talking about Borders. Mit dem Projekt gehen Institutionen auf der ganzen Welt zusammenarbeiviele Kooperationen und Partnerschaften mit tet – und in der ich heute für die Programmplanung polnischen und deutschen Institutionen einher, verantwortlich bin. die zum Gelingen beitragen. Eine von ihnen ist Diese Erinnerung ist nur eine von vielen und das Festivalbüro Krakau, Programmdirektor steht beispielhaft für Erlebnisse, in denen Grenzen Robert Piaskowski schreibt hier, was ihm die oder in der Vergangenheit gründende Ressentiments Partnerschaft bedeutet. ebenso wenig eine Rolle spielen wie die schwierigen Eine meiner schönsten persönlichen ErfahErfahrungen des 20. Jahrhunderts. Polen war auf rungen mit Kulturpartnerschaften zwischen Polen der Suche nach seinen Wurzeln und nach neuen und Deutschen machte ich mit dem Musikprojekt Plattformen des Austauschs und demonstrierte „Polen und Deutschland – Gemeinsam im Herzen durch die universelle Sprache der Kunst klar seine Europas“. Bereits während meines Studiums hatte Ambitionen im Hinblick auf Europa. Im Mittelpunkt ich gemeinsam mit internationalen Orchestern und standen Musik, Literatur und Begeisterung – eine Chören junger deutscher und polnischer Musikerinnen Mischung aus der Lust daran, und Musiker europäische KonGrenzen jeglicher Art zu überzerthallen bereist. Das Jahr schreiten und Gleichgesinnte 2000 ist mir besonders in Erin» EINE BEZIEHUNG VON Westen kennenzulernen. nerung geblieben, weil Krakau MYTHISCHER QUALITÄT« im Für mich waren und sind diese damals Kulturhauptstadt EuBegegnungen und Erfahrungen ropas war. In diesem Sommer essentiell, denn die Philosophie meiner Arbeit grünnahm ich an einem einzigartigen Projekt im Internadet auf dem Glauben an Mobilität, Austausch und tionalen Jugendzentrum in Kreisau teil, das den Titel gegenseitigem Verständnis. Noch heute treffe ich „Musik verbindet: die Vergangenheit erinnern – die manchmal Kollegen aus dieser Zeit, die mittlerweile Zukunft gestalten“ trug. Dort diskutierten Politiker Solisten und Orchestermitglieder an renommierten und Mitglieder der Stiftung Kreisau für Europäische Philharmonien und Opernhäusern sind. Sechzehn Verständigung gemeinsam mit Jugendlichen über Jahre sind vergangen, in denen wir mehrere hundert aktuelle Fragen der polnisch-deutschen Beziehungen. Veranstaltungen mit deutschen Künstlern, Autoren Zeitgleich probte ich mit dem Bundesjugendorchester und Philosophen organisiert haben, die das reiche und der EuropaChorAkademie, deren Mitglieder aus kulturelle Leben in Krakau mitgestalten. der ganzen Welt kommen, um ein Werk einzustuAls uns über Christian Papke die Einladung dieren, Krzysztof Pendereckis „Te Deum“, Johannes des Nürnberger Schauspiels erreichte, KooperationsBrahms Sinfonie Nr. 2 und Peter Ruzickas „Nachpartner des diesjährigen TALKING ABOUT BORDERS klang“. Mit dem Programm gastierten wir unter der Festivals zu werden, war gerade das 20-jährige JuSchirmherrschaft der damaligen Präsidenten in den biläum des Nürnberger Hauses in Krakau bzw. des bedeutendsten Konzerthallen beider Länder. UnverKrakauer Hauses in Nürnberg in Vorbereitung. Unsere gessen ist mir das Gastspiel, das unter dem Dirigat Städte sind seit langem durch kulturelle Aktivitäten, von Gerd Albrecht und mit unserem internationalen Talentaustausch und nicht zuletzt durch einen der Ensemble in meiner Heimatstadt Krakau stattfand. größten Schätze, den berühmten und von Veit Stoß Federführend für die Organisation des Konzerts war gefertigten spätgotischen Hochaltar in der Krakauer damals das neu gegründete Krakau Büro, aus dem Marienkirche, verbunden – eine Beziehung, die fast innerhalb der folgenden Jahre das Festivalbüro der eine Art mythischer Qualität angenommen hat. Stadt Krakau hervorgegangen ist: eine der zentralen

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Künstleraufenthalte gaben oft Impulse für innovative Projekte. Darunter sicherlich die großformatigen Kunstprojekte auf dem Krakauer Wawel, Ottmar Hörls Installation „Dame mit Hermelin – Geben und Nehmen” mit 1500 Hermelinen auf dem Maria-Magdalena-Platz, eine Vielzahl installativer Arbeiten an der Fassade des Nürnberger Hauses oder das größte Puzzle der Welt mit dem Konterfei Albrecht Dürers auf dem Hauptmarkt. Alle deutsch-polnischen Projekte aufzuzählen, mit denen wir beständig unter dem Motto „Die Zukunft gestalten” gearbeitet haben, ist kaum möglich. Und nicht zuletzt ist die Partnerschaft auch eine zweier Städte, die eine schwere Geschichte teilen. Nürnberg als Stätte des Nationalsozialismus und maßgeblicher Entwicklungen des dunkelsten Kapitels in der Geschichte des modernen Europas; und Krakau, Generalgouvernement und von Hans Frank als „ewig deutsche” Stadt verehrt, Kommandozentrale der grausamen Mission der sogenannten „Ostaufgabe”. Beide Städte versuchen noch immer, den Erinnerungen an diese Zeit mit der Sprache der Kunst zu begegnen und sie für das Heute neu zu definieren. Einer der berührendsten Momente dieser Aufarbeitung war für mich das von uns organisierte Festival für Zeitgenössische Musik „Sacrum Profanum“. Neben vielen Arbeiten von deutschen Künstlern wie Hans Werner Henze, Helmut Lachenmann und Heiner Goebbels ist mir ein Konzert eindrücklich geblieben: „Kreuzspiel, Mantras“ und „Kontrapunkte“ von Karlheinz Stockhausen, aufgeführt in der ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers, in der heute das Museum für Zeitgenössische Kunst angesiedelt ist. Es war ein historischer Moment: Ein zeitgenössisches deutsches

Ensemble spielt in Schindlers Fabrik unter musikalischer Leitung des jüdischen Dirigenten mit ukrainischen Wurzeln, Ilan Volkov, in Krakau. In diesem wunderbaren Konzert manifestierte sich das Wesen von Versöhnung und Grenzüberschreitung: Vertreter der Nachkriegsgeneration zelebrierten den Gedanken der Verbundenheit und die Nähe der Nationen mit der Aufführung des eindrucksvollen Werks. Als Krakau im Jahr 2000 Kulturhauptstadt Europas wurde, war das ein Symbol für die gesellschaftliche Rehabilitation und Rückkehr der Stadt an den ihr gebührenden Platz in den Reihen der großen europäischen Städte, ihrer Kultur und ihres Geistes. Heute ist Krakau ein Ort der Begegnung, an dem unser Erbe neu verhandelt wird, ein Ort der Meinungsfreiheit und der Kultur. Die Werteordnung, an der wir arbeiten und die wir den wechselnden Herausforderungen der Welt immer wieder entgegenstellen, hat sich als beständiger erwiesen als vergängliche Regierungen, Moden oder politische Stimmungen. Am 25. Jahrestag der Partnerschaft zwischen den Demokratien Deutschland und Polen bleibt mir nur zu sagen – wir wollen mehr davon! Aus diesem Grund ist es mir eine große Freude, dieses Jahr Partner von TALKING ABOUT BORDERS zu sein, das Polen und der vielfältigen polnischen Theaterlandschaft gewidmet ist.

Robert Piaskowski, Programmdirektor, Festivalbüro Krakau Krakow UNESCO City of Literature Chief Executive

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übersetzt von Agnes Manier


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„MAN MUSS SICH IMMER WIEDER NEU ERFINDEN“ ER IST FAST-JURIST, ZAUBERER UND JETZT AUCH BAYERISCHER KAMMERSCHAUSPIELER: PIUS MARIA CÜPPERS Kleists „Zerbrochener Krug“ war eines der Stücke am Düsseldorfer Schauspielhaus, das Pius Maria Cüppers als Jugendlichen zum Staunen brachte. Die Eltern hatten ein Abo, und immer wenn der Vater keine Lust hatte, durfte er mit der Mutter ins Theater. Dass er sich dann mit 19 Jahren fürs Jurastudium und nicht für die Bühne entschied, hatte aber wohl doch nicht Heinrich von Kleist zu verantworten. „Ich sah nach dem Abitur einfach noch aus wie 12 und war wahnsinnig schüchtern“, gesteht der Schauspieler. „Für ein Vorsprechen an der Schauspielschule hat mir der Mut und auch die Unterstützung gefehlt.“ Also versuchte er es in guter alter Familientradition mit der Juristerei. Sechseinhalb Jahre später schmeißt Pius Maria Cüppers das verhasste Jurastudium in Saarbrücken und zieht zurück nach Düsseldorf. Ohne Plan B in der Tasche. Da erzählt ihm eine Nachbarin ganz nebenbei von einer privaten Schauspielschule, die noch Studenten suche … Und er war wieder da, der geheime Traum von der Bühne! Es folgten einige glückliche Zufälle, denn: auf der Schule wurde er genommen und parallel dazu landete er als Statist am Düsseldorfer Schauspielhaus. Dort durfte er bei „Die Schlacht“ von Heiner Müller in der Inszenierung von B.K. Tragelehn dabei sein. Und die Produktion wurde prompt zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen. Man könnte fast glauben, es wäre Zauberei im Spiel gewesen …

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Und genau genommen war sie es auch! Schon in seiner Jugend beschäftigte sich Pius Maria Cüppers mit dem Zaubern. „Ich zog mich in mein Zimmer zurück und probierte Zaubertricks. Für mich als Jugendlicher eine Möglichkeit, meine Schüchternheit zu überwinden. Mit Zauberei setzt man schließlich die Naturgesetze außer Kraft“ (er lacht). 1985 zauberte sich Pius Maria Cüppers dann tatsächlich sein erstes Engagement herbei. „Da ist doch der Statist, der irgendwie zaubern kann“, raunte es durch die Kantine am Düsseldorfer Schauspielhaus und prompt wurde Pius Maria Cüppers gefragt, ob er nicht auf dem Theaterfest eine kleine Zaubershow zeigen wollte. „Das hat eingeschlagen wie eine Bombe“, beschreibt Pius Maria Cüppers den Moment. Warum? „Wahrscheinlich, weil in den 80er Jahren Zaubern noch keine so große Öffentlichkeit hatte wie später dann mit David Copperfield oder anderen Starzauberern, die auch im Fernsehen auftraten“, vermutet der Schauspieler. Intendant Günther Beelitz war von seinem Auftritt jedenfalls sehr angetan, wusste aber auch, dass der „Zauberlehrling“ zu alt für die staatliche Schauspielschule war. Er engagierte ihn trotzdem. Und so fand sich Pius Maria Cüppers eines Tages auf dem Probenplan nicht als Statist bei „Peer Gynt“, wo er eigentlich gerade eingeteilt war, wieder, sondern als Page bei „Don Karlos“. Seine erste richtige Rolle. Sein erstes Engagement. Und das in seiner Heimatstadt.


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würde, wie zum Beispiel St. Just in ,Dantons Tod‘ Als Beelitz dann als Intendant nach München oder Tartuffe in Molières gleichnamigem Stück. Auch wechselte, ging es für Pius Maria Cüppers am Düskomische Figuren konnte ich immer wieder spielen. seldorfer Schauspielhaus zu Ende. Nach München Ich erinnere mich gerne an ,Kunst‘ und ,Die Grönholm konnte er leider nicht mit. Da begegnete er bei Methode‘.“ „Event“, ein Monolog von John Clancy, einem Vorsprechen am Kinder- und Jugendtheater wurde dann sein persönliches Highlight. „Der Autor in Düsseldorf das erste Mal Klaus Kusenberg. Er beschreibt Theater einfach genau so, wie ich es sehe!“ hatte seinen Regisseur gefunden! Es folgten fünf Und wie sieht Pius Maria Cüppers es? „Theater darf gemeinsame Jahre am Kinder- und Jugendtheater. alles! Erschüttern. Verstören. Von unseren Nöten und Eine gute Schule, wie Pius Maria Cüppers noch heute Schwierigkeiten erzählen – aber auch unterhaltsam findet: „Die Ehrlichkeit der Jugendlichen hat mich sein!“. Er beginnt zu schwärmen von den abwechsimmer berührt und angespornt.“ Später folgte er lungsreichen Spielplänen der letzten 16 Jahre, vom Klaus Kusenberg auch für kurze Zeit ans Theater tollen Nürnberger Publikum und nach Osnabrück: Never change a dem Ensemble, in dem man sich winning team! schätzt. Hier liegt auch der Grund, 1997 wurde Pius Maria Cüp» KOMÖDIANT warum er eigentlich nie hauptbepers dann mit seinem ZauberMIT SEELE « ruflich Zauberer sein wollte: „Da programm – er spielte in dieser ist man immer allein unterwegs Show einen japanischen Magier und ich bin eher ein Ensembletier. – Weltmeister in Dresden. Ein Ich brauche den Kontakt zu meinen Kollegen.“ guter Anlass, um sich für ein paar Jahre als freier, „Pius Maria Cüpper s ist ein Komödiant professioneller Zauberer zu versuchen. Er zauberte mit Seele. Er verbindet brillantes Handwerk mit TiefLand auf, Land ab und war auch im Ausland auf gang, er setzt sein todsicheres Gespür für Timing und Tour. Der japanische Zauberer, der ihm in Dresden Pointen nie als Selbstzweck ein, sondern immer, um den Durchbruch verschafft hatte, ließ ihn dann in seine Figuren und ihre Geschichte mit Menschlichkeit, Las Vegas auf internationalem Zauberparkett scheiWahrhaftigkeit und – ja, man kann es nicht anders tern. „Einen Japaner zu parodieren, empfanden die sagen – mit Liebe auf die Bühne zu stellen“, so Klaus Amerikaner wohl als politisch inkorrekt.“ Er wurde Kusenberg anlässlich der Ernennung von Pius Maria vor voll besetztem Saal ausgebuht. Ob es das Ende Cüppers zum Bayerischen Kammerschauspieler. Und der internationalen Zauberkarriere gewesen wäre, was sagt Pius Maria Cüppers selbst zu seinem neuen lässt sich nicht wirklich sagen. Ein schicksalhaftes Titel? „Ich freue mich natürlich und fühle mich sehr Telefonat kam dazwischen … geehrt. Aber ich bilde mir nicht ein, dass ich den Denn 1999 rief ihn Klaus Kusenberg an und Beruf jetzt ‚kann‘ und mir nichts mehr sagen lassen unterbreitete ihm das Angebot, mit nach Nürnberg muss. Keine Sorge. Man muss sich immer wieder zu kommen. Es brauchte nur einen kleinen Nachmitneu erfinden und das ist doch das Besondere. Das tagsspaziergang und die Entscheidung war gefallen: ist die Herausforderung!“ Die Frankenmetropole sollte es sein! „Man wünscht Wir sind gespannt auf die nächsten Jahre und sich als Schauspieler natürlich immer, besonders viele sagen noch einmal: Herzlichen Glückwunsch, Herr Facetten von sich zeigen zu können. In Nürnberg ist Kammerschauspieler! das für mich immer möglich gewesen. Ich durfte viele Rollen spielen, die man mir nicht sofort zuordnen Friederike Engel

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SCHAUSPIEL

: DIE SCHUTZBEFOHLENEN

DIE SCHUTZBEFOHLENEN – APPENDIX – CODA – EPILOG VIER TEXTE VON ELFRIEDE JELINEK In Anbetracht der Krisenszenarien und der sich scheinbar täglich ändernden Situation der Geflüchteten an den Grenzen Europas, hat Elfriede Jelinek ihren sprach- und bildmächtigen Text „Die Schutzbefohlenen“ fortgeschrieben und der Debatte weitere Kommentarebenen hinzugefügt. Jelinek ist eine genaue Beobachterin der Medien und so geht es in ihren ergänzenden Texten „Appendix“, „Coda“ und „Epilog“ auch darum, wie die medialen Berichterstattungen unsere Gedanken und Sichtweisen beeinflussen und verändern. Wer spricht heute warum und wie wovon? In einem nicht enden wollenden Schreib- und Gedankenfluss arbeitet sie gegen einen verflachenden und simplifizierenden Sprachgebrauch an, spielt mit den unterschiedlichen Blickwinkeln und bezieht dabei auch selbstkritisch Stellung.

FRAGEN AN DAS TEAM DER NÜRNBERGER INSZENIERUNG:

Elfriede Jelinek ist eine Schriftstellerin, die auf aktuelle Debatten in den Medien unserer Gesellschaft reagiert. In ihrem Text „Die Schutzbefohlenen“ bearbeitet sie das Themenfeld Flüchtlinge und Migration in den Medien. Sie kreiert sogenannte Sprachflächen, also Texte ohne Rolleneinteilung und ohne lineare Erzählung. Was macht eine Regisseurin mit dem umfangreichen Material? Uns hat besonders der Teil interessiert, in dem Jelinek versucht, die Geschehnisse, die Debatte und auch die mediale Berichterstattung zu fassen, und deren Sprache untersucht. Als Mediennutzerin und Rezipientin stellt sie sich in diesem Teil ihren eigenen Vorurteilen und Denkmustern. Diese Begegnung mit sich selbst ist für die Begegnung mit den anderen ja extrem wichtig, daher haben wir diesen Teil, den „Appendix“, als Ausgangs- und Anfangspunkt gewählt, von dem aus wir dann die anderen Textteile, „Coda“ und „Die Schutzbefohlenen“, erkunden. Dort nähert sie sich in einer Art Gedanken- und Sprachexperiment den Positionen der Flüchtlinge an. Wir haben die nicht mehr aktuellen tagespolitischen Themen gestrichen und versucht, die Stimmen, die in der Textfläche „hörbar“ werden, verschiedenen Sprechern zuzuordnen. Dabei haben sich Stereotype

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herauskristallisiert, die allerdings nicht wirklich Figuren im herkömmlichen Sinne darstellen. Eher sind sie Sprecher jener Anteile oder Eigenschaften, die man auch selbst in sich trägt: z.B. den überforderten, biedermeierlichen oder ängstlich-aggressiven Bürger oder aber den cleveren, aber untätigen Philosophen. Herausgekommen ist ein dreiteiliger Abend, an dem die Situation auf der Reise, die Medienberichterstattung und die Voraussetzungen für die Begegnung geschildert werden, der aber nicht zuletzt auch die eigene Sprachlosigkeit und Überforderung angesichts der Situation zum Thema macht.

Bettina Bruinier Die Gestaltung der Bühne beeinflusst unmittelbar das Spiel der Schauspielerinnen und Schauspieler und gibt der Regie einen Rahmen vor. Welcher Raum erwartet das Publikum und welche technischen Möglichkeiten der Schauspielbühne nutzt Du als Bühnenbildnerin? Wir begeben uns mit Jelinek auf eine Reise in die Gedärme des Theaters. Himmel, Hölle, Erde und Meer – alles ist in und um uns und einem ständigen Prozess der Verwandlung ausgesetzt. Ich nutze die Möglichkeiten der Podien und jeder Gegenstand auf der Bühne ist ein Zeichen, das mit unterschiedlichem Sinn aufgeladen werden kann.

Mareile Krettek


DIE SCHUTZBEFOHLENEN

Jelinek leiht in ihrem Stück einer Gruppe von Flüchtlingen ihr Wort oder, genauer gesagt, legt sie Zeugenschaft ab. Teresa, wie bist Du als Kostümbildnerin die schwierige Aufgabe angegangen? Das entscheidende Stichwort für die Herangehensweise an das Kostümbild ist das der ‚Zeugenschaft‘: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine ‚Flüchtlinge‘ auf der Bühne darzustellen, die Schauspieler nicht als solche zu verkleiden. Vielmehr haben wir versucht, Figurenskizzen aus gesellschaftlichen Stereotypen und Klischeebildern zu entwerfen: Die Strandurlauberin, der Fernsehzuschauer im Bademantel, der Frack tragende Vertreter einer vermeintlichen Hochkultur leihen sowohl der Perspektive der Geflüchteten als auch der der ‚Bevölkerung‘ ihre Stimmen. Die Geflüchteten selbst bleiben dabei weitestgehend unsichtbar, sie scheinen lediglich in seriellen Objekten durch wie Rettungswesten und Wasserkanistern.

Teresa Vergho Als Verantwortliche für die Musik hast Du bei einer Autorin, die sich „zwischen musikalischer Poe­sie und poetischem Klang“ (Karl Ivan Solibakke) bewegt, eine besondere Aufgabe. Was heißt in diesem Zusammenhang für Dich Musik? Der Text ist (für mich) Musik und schlängelt sich wie ein rhythmisierter Ohrwurm fragmentarisch durch die Probentage. Oft erstaunt, verneige ich mich musikalisch eher in aktiver Zurückhaltung. Allerdings schrieb uns Frau Jelinek selbst einen atembefreienden „Leckerbissen“ aus den deutschen Charts ins Stück – Wehren zwecklos!

: SCHAUSPIEL

„Jelinek nimmt die Welt als eine Ansammlung gigantischer Text- und Bildmassen wahr“, schreibt der österreichische Philologe Prof. Klaus Kastberger. Und in der Tat spielen Medien und Medienkritik bei ihr eine große Rolle. Worin siehst Du als Videokünstler in dieser Theaterarbeit Deine Aufgabe? Wir sind inzwischen so überladen durch die Masse an Nachrichtenbildern von der Flüchtlingskrise, dass das einzelne Bild zwangsweise an Relevanz in der Wahrnehmung verliert. Den vollen und rastlosen Texten Jelineks mit einer Masse von medialen Flüchtlingsbildern zu begegnen, hätte genau denselben Effekt gehabt – eine Schwächung der gezeigten und auf der Bühne verhandelten Bilder. Die Frage war also: Wie kann man den einzelnen Bildern ihre Schlagkraft zurückgeben und trotzdem das serielle Element deutlich machen? Wir haben dafür die unbekannten Pendants zu ikonographischen Momenten in der Berichterstattung gesucht und in überschaubaren Reihungen versammelt. So versuchen wir, ins Bewusstsein zu rufen, dass z.B. das Schicksal des kleinen ertrunkenen Jungen am Strand kein Einzelfall ist, sondern viel schlimmer: ein sich ständig wiederholender, unerträglicher Alltag an den Küsten Europas. Das zu erkennen schmerzt. Aber dieser Schmerz ist wichtig, er scheint mir die Schreibmotivation für Elfriede Jelinek zu sein, die ihren Text „Die Schutzbefohlenen“ ständig erweitert und aktualisiert hat.

Bettina Ostermeier

Clemens Walter Die Fragen stellte Horst Busch BUCHTIPP Navid Kermani: Einbruch der Wirklichkeit C.H. Beck Erhältlich im Theaterbuchladen für 10 Euro

DIE SCHUTZBEFOHLENEN   Elfriede Jelinek Inszenierung: Bettina Bruinier Bühne: Mareile Krettek  Kostüme: Teresa Vergho  Musik: Bettina Ostermeier Video: Clemens Walter  Dramaturgie: Horst Busch Mit: Julia Bartolome, Mareile Blendl, Bettina Langehein; Frank Damerius, Ksch. Thomas Nunner,

Daniel Scholz, Philipp Weigand WEITERE VORSTELLUNGEN: 01., 03., 06., 11., 16., 19., 23., 31.03.; 16., 30.04.; 06.05.2016

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TOTENTANZ_FRAGMENTE CHRISTIAN SPUCK MIT SEINER CHOREOGRAPHIE „DAS SIEBTE BLAU“ ZU GAST BEIM STAATSTHEATER NÜRNBERG BALLETT

„das siebte blau“ – ein Titel, der sofort einen Assoziationsraum aufmacht: dunkle, melancholische Grundstimmung, poetisch-theatrale Körpersprache, sensibles Bewegungsrepertoire. Wenn man den Choreographen Christian Spuck im Gespräch erlebt, hat man allerdings nicht zuerst den dunklen Poeten vor sich, vielmehr einen offenen, freundlichen Geist, der überaus inspiriert und einnehmend über seine Arbeit mit Tanz und den Tänzern spricht. Für den dreiteiligen Abend „Kammertanz“ konnte Goyo Montero diesen besonderen Künstler dafür gewinnen, der Nürnberger Compagnie sein Tanzstück „das siebte blau“ anzuvertrauen. Christian Spuck ist gegenüber neuen Zugriffen auf seine eigenen Kreationen sehr aufgeschlossen: „Ich kenne die Nürnberger Compagnie gut und halte sie für absolut seriös und kompetent, anspruchsvolle Aufgaben umzusetzen. Da die Choreographie ja sehr viel klassisches Material enthält, Goyos Tänzer aber durchaus auch zeitgenössisch arbeiten, finde ich es sehr spannend, welche Akzentverschiebung mein Stück in dieser Neu-Einstudierung erfahren wird!“ Höhepunkt in Christian Spucks Laufbahn war sicherlich im Jahr 2012 die Ernennung zum Ballettdirektor des Opernhauses Zürich – er beerbte keinen geringeren Vorgänger als Heinz Spoerli. Spuck ist seither mit seiner Compagnie auf stetigem Erfolgskurs, seine choreographische Arbeit wird regelmäßig mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Dazu gehören u. a. der Deutsche Tanzpreis „Zukunft“ oder der italienische Danza & Danza-Award, 2011 wurde er für sein Aufsehen erregendes Stück „Poppea//Poppea“ mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST geehrt. Im Laufe seiner Karriere hat Spuck Choreographien

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für eine Reihe renommierter Ballettcompagnien geschaffen, darunter für das New York City Ballet, das Staatsballett Berlin und das Nasjonalballetten in Oslo. Angefangen hatte dabei alles mit einem Abenteuer: Gänzlich erfüllt von dem Wunsch, ja, dem Drang, eine Laufbahn als Tänzer einzuschlagen, fuhr er quer durch Europa von Vortanzen zu Vortanzen – aber nicht etwa mit dem Zug, nein, per Anhalter! Schließlich wurde der 21-Jährige an der John-Cranko-Schule in Stuttgart aufgenommen, bis heute eine der bedeutendsten Kaderschmieden der Tanzwelt. „Diese Phase, so abenteuerlich sie auch war, möchte ich nicht missen. Es war schon manchmal schwierig, mit einer Absage umzugehen; aber heute sage ich – übrigens auch dem Tanz-Nachwuchs: Wenn es schwierig wird, wird es wichtig! Manchmal braucht es eben Umwege, um ans Ziel zu kommen“, resümiert Spuck mit einer sympathischen Note von pragmatischem Realismus. Geprägt von der außerordentlich strengakademischen Stuttgarter Ballettschule schlug der junge Tänzer Christian Spuck nach dem Ausbildungsabschluss einen Weg ein, der eine ganz andere Form der Kreativität in ihm förderte: Er wurde von Anne Teresa De Keersmaeker engagiert, jener belgischen Tanzikone, die damals mit ihrer Compagnie Rosas für Furore sorgte. „Bei ihr habe ich eigentlich mein Handwerk für meine späteren Choreographien gelernt. Sie hat mir vor allem den Umgang mit Raum beigebracht, welche Spannungsverhältnisse in ihm herrschen und darin entstehen können. Außerdem gab sie mir die Gelegenheit, erste Phrasen zu choreographieren. Ich war damals sehr diszipliniert, kam immer top vorbereitet – aber tatsächlich ging es dann darum, mal nicht mit einer vorgefertigten Schrittfolge zur Probe zu kommen, sondern aus dem Moment heraus auf die Gegebenheiten kreativ eingehen zu können. Loslassen von Gelerntem, Zulassen von Angst – und letztlich dadurch eine eigene Ausdrucksform als Choreograph zu finden, das war der Lernprozess.“


Schnell bahnte er sich in seiner Choreogra­ phen-Laufbahn den Weg an die Ballett-Spitze und kehrte von 2001 bis 2012 nochmal an seinen Ausbildungsort zurück, als Tänzer und bald darauf als Haus-Choreograph des Stuttgarter Balletts. In dieser Zeit – im Jahr 2000 – entstand auch sein Stück „das siebte blau“. Zu Schuberts berühmtem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ entwarf Spuck eine Art „Totentanz-Szenerie“, die gar nicht mal so düster ist: „Es ging mir in diesem Prozess mehr um den Vorgang der Fragmentierung, um den Versuch, es bei Ausschnitten verschiedenster Ausprägung zu belassen. Keimzelle ist für mich aber nicht zuerst die Musik gewesen, sondern eigentlich das Gedicht von Matthias Claudius aus dem Jahre 1775. Ich empfinde dieses Gedicht als so anrührend und ganz und gar PREMIERE

nicht beängstigend. Der Tod tritt hier in positiver Gestalt auf; mir war also eher danach, ein schönes Todesbild zu zeichnen – sogar mit einer Prise Ironie!“, so der Choreograph über die ursprüngliche Idee und die lyrische Ambivalenz seines Tanzstückes. Abzulesen ist die Geschichte eines Mädchens in multiplen Erscheinungsformen, das mit dem verschiedengestaltigen Tod tanzt – und das weitgehend neoklassisch auf Halbspitze, jedoch ohne dabei zu romantisieren. Der poetische Titel „das siebte blau“ findet sich auch vom Kostümbild bis in die Lichtgestaltung. Und selbst die auf der Bühne platzierten, live spielenden Musiker – in den Nürnberger Vorstellungen gehören sie zum Apollon Musagète Quartett – sind Teil der Inszenierung.

Sonja Westerbeck

: 30. APRIL 2016, 19.30 UHR, OPERNHAUS

KAMMERTANZ   Choreographien von William Forsythe, Christian Spuck und Goyo Montero (UA) Musik von Thom Willems, Tricky; Franz Schubert, György Kurtág, Dieter Fenchel; Franz Schubert, Johannes Brahms Choreographie und Inszenierung: William Forsythe; Christian Spuck; Goyo Montero Bühne: William Forsythe; Christian Spuck; Goyo Montero; Eva Adler Kostüme: Miro Paternostro; Stephen Galloway; Goyo Montero; Angelo Alberto Lichtdesign: William Forsythe; Martin Gebhardt;

Olaf Lundt; Goyo Montero Mit: Staatstheater Nürnberg Ballett Es spielen: Apollon Musagète Quartett; Claudio Frasseto

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BALLETT AKTUELL KAMMERTANZ Einführungsmatinée mit dem Leitungsteam am 16.04.2016, 11.30 Uhr, Opernhaus WEITERE VORSTELLUNGEN: 10., 12., 14.05.; 06., 09., 10., 14., 18.06.2016

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BALLETT

: KUBA

ÜBER DEN GROSSEN TEICH GOYO MONTERO FOLGT EINLADUNG NACH KUBA Zu Beginn seiner Tätigkeit als Ballettdirektor in Nürnberg stellte sich Goyo Montero mit seinem Tanzstück „Benditos Malditos“ (Gesegnete Verdammte) 2008 dem neuen Publikum vor – und gewann sogleich zahlreiche Fans. Auf Einladung von Carlos Acosta, den das Nürnberger Publikum als Stargast der letzten Ballett-Gala bewundern konnte, studiert Goyo Montero nun mit dessen neu gegründeter Ballettcompagnie „Acosta Dance“ im April 2016 einen Teil aus diesem Ballettabend ein, die Choreographie „Alrededor no hay nada“. Die „Keimzelle“ des Stücks „Benditos Malditos“ bildete seinerzeit die Choreographie „El Día de la Creación“, welche ursprünglich für das Ballet Nacional de Cuba kreiert worden war. Damit gewann Goyo Montero im Jahr 2005 den 5. Iberoamerikanischen Wettbewerb für Choreographie in Havanna. „Alrededor no hay nada“ basiert auf diesem choreographischen Herzstück und erweitert dieses um zusätzliche Gedichte von Vinícius de Moraes. Carlos Acosta, der nun die Einladung nach Kuba ausspricht, gilt als Ballett-Weltstar und war u. a. Erster Solist beim English National Ballet, dem Kubanischen Nationalballett und dem Royal Ballet in London. Er gastierte bei den renommiertesten Compagnien weltweit, an erstrangigen Häusern wie der Opéra de Paris oder dem American Ballet Theatre. Nachdem er für die Spielzeit 2015/2016 seinen Rückzug aus dem aktiven Ballettgeschehen angekündigt hat, engagiert Carlos Acosta sich nun in seiner Heimatstadt Havanna für die Ausbildung kubanischer Tänzer und den Aufbau einer eigenen Ballettcompagnie.

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Ballettdirektor Goyo Montero selbst hat biografisch bedingt eine enge Bindung an das kubanische Ballett: Neben seinen Studien am Königlichen Konservatorium für Professionellen Tanz in Madrid, vervollkommnete er seine Ausbildung an der Schule des Kubanischen Nationalballetts. „Alrededor no hay nada“ erlebt seine kubanische Premiere durch Carlos Acostas Compagnie an einem historischen Ort, dem Gran Teatro de la Habana – dem Opernhaus und zugleich der Heimstätte des Ballet Nacional de Cuba. Die Reise nach Kuba ist für Goyo Montero also in jeder Hinsicht eine Herzensangelegenheit.

Sonja Westerbeck


JOHANNESPASSION

: KONZERT

MUSIK, SO STARK, DASS SIE RAUM UND ZEIT DOMINIERT JOHANN SEBASTIAN BACHS „JOHANNESPASSION“ IM OPERNHAUS UND IN DER LAURENTIUS-KIRCHE

Eine Passionsmusik im Opernhaus? Ein ungewöhnliches Projekt ist das Konzert „Einkehr mit Bach“, bei dem Marcus Bosch und die Staatsphilharmonie Nürnberg Johann Sebastian Bachs Johannespassion zuerst im Opernhaus und am folgenden Karsamstag in der Laurentius-Kirche in Altdorf musizieren werden. Bischof Stefan Ark Nitsche, der das Konzert mit „Worten zur Passion“ begleiten wird, und Generalmusikdirektor Marcus Bosch haben sich zum Austausch getroffen –  über Bach, die Passion und ihre Bedeutung in unserer Welt. Der Bericht des Evangelisten Johannes über die Verhaftung, das Verhör und die Kreuzigung Jesu steht im Mittelpunkt von Bachs Passionsoratorium. Die Johannespassion ist die frühere und kürzere der beiden Passionsvertonungen des Leipziger Thomaskantors, die erhalten geblieben sind. Doch auch hier stehen neben der Passionserzählung reflektierende Arien und Choräle als Stimmen der Einzelnen und der Gemeinde sowie mehrere große Chöre einander gegenüber. Ursprünglich für den Gottesdienst geschrieben, haben die Oratorien von Bach und Händel spätestens seit dem 19. Jahrhundert ihren Weg in die Konzertsäle gefunden, auch außerhalb der Passionszeit. Dennoch, das Werk des „fünften Evangelisten“ Bach ist mehr als Musik, es ist ein bewegendes Glaubensbekenntnis, ein zentrales Werk der christlichen, genauer gesagt protestantischen Kultur.

KIRCHE UND THEATER Als Theologe weiß Stefan Ark Nitsche von den Vorbehalten, ein so heiliges Musikstück wie die Johannespassion in einem Opernhaus zu spielen. „Es gibt eine alte Distanz der Kirche zum Theater, die bis auf die Kirchenväter zurückgeht“, berichtet der Bischof. „Dem Theater wird da schnell eine Unwahrhaftigkeit, eine Scheinhaftigkeit unterstellt. Dabei liegen doch Kunst und Religion eigentlich sehr dicht bei­e inander, denn beide suchen nach deiner Wahrheit und nach Möglichkeiten, diese darzustellen.“ Auch Marcus Bosch ist sich der Problematik dieser Konstellation bewusst. „Wir bringen die Johannespassion ja nicht als Theaterstück, wobei auch das, etwa im Ballett, schon gemacht worden ist. Wir spielen die Passion erst in einem Theater und dann in einer Kirche, und ich glaube, dass man das Werk da zweimal sehr unterschiedlich e r l e b e n kann. Wahrscheinlich lösen sich alle Vorbehalte, ob man Bachs geistliche Musik in einem Opernhaus spielen kann, ohnehin in dem Moment auf, wenn der erste Ton erklingt. Die Musik ist so stark, dass sie den Raum und die Zeit dominiert.“ Die Staatsphilharmonie Nürnberg führt mit dem Projekt ihre Reihe „Einkehr mit Bach“ fort. „Natürlich bleibt der stille Charakter des Tages bewahrt“, betont Bosch. „Aber nach dem Konzert in Altdorf soll es auch ganz gezielt Gelegenheit zum Austausch und zum gemeinsamen Zusammenkommen geben.“ (Gasthaus „Alte Nagelschmiede“)

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sondern als Vortragender in einem Konzert mit der Passionsgeschichte auseinanderzusetzen. Seine Worte zur Passion werden „keine Predigt, aber auch kein Referat“, stellt der Bischof klar. „Ich werde versuchen, die Welt der Passion aus einer theologischen Perspektive zu entschlüsseln, und zwar an genau der Stelle zwischen den beiden Teilen der Passion, an der zu Bachs Zeit die Predigt stattgefunden hat.“

DIE EHRLICHSTE MUSIK Was treibt einen Opern- und Konzertdirigenten, der gerade Wagners Untergang der germanischen Götterwelt auf die Bühne gebracht hat, zu Bachs Passionen? Begeisterung für die Johannespassion spürt man bei dem Dirigenten ebenso stark wie bei dem Bischof. Marcus Bosch ist mit geistlicher Musik aufgewachsen, hat als Jugendlicher Orgel gespielt, während seine Eltern den Kirchenchor geleitet haben. „Diese Choräle, die Bach verwendet, das ist meine musikalische Herkunft, der Ursprung des Musik-Machens für mich. Und ich spüre gerade bei den Chorälen eine zutiefst religiöse Ergriffenheit, vielleicht weil das so eine ehrliche, reine Musik ist. Das ist meine persönliche Motivation, dieses Stück aufzuführen.“ Nicht der schöne Klang steht für den Musiker Bosch im Mittelpunkt des Werkes, sondern das Wort, die Bedeutung der Musik: „Diese textliche Tiefe und Bildhaftigkeit ziehen einem den Boden unter den Füßen weg.“ Dennoch, die Johannespassion dirigiert der Generalmusikdirektor zum ersten Mal: „Wahrscheinlich bin ich der einzige der Mitwirkenden, der das noch nie musiziert hat“, schmunzelt der Dirigent. Auch für Stefan Ark Nitsche ist es eine neue Situation, sich nicht als Prediger in der Kirche,

ÜBERWINDUNG VON GEWALT UND RACHE Was interessiert einen Theologen an Bachs Werk? „Das Besondere an der Johannespassion ist ihre Figurenkonstellation: Es ist vor allem der Evangelist, der leidet, während er die Passionsgeschichte erzählt. Christus bleibt, gerade im Vergleich zur Matthäuspassion, sehr souverän.“ Eine Souveränität, die in sich die Hingabe birgt, das ist für Stefan Ark Nitsche der religiöse Kern dieser Passionserzählung. „Es gibt im Barock diese Faszination von Blut und Wunden“, erläutert er. „Schuld verlangt nach Blut, und die Schuld der Welt wird durch das Blut Jesu gesühnt. Diese Dialektik von Jesu Leiden und Vergebung ist in Bachs Passionen sehr stark. Aber dennoch: Der Sinn des Karfreitags ist eben die Überwindung von Gewalt und von Rache. Das ist etwas sehr Tröstliches.“ Die Johannespassion als Aufruf zu Frieden und Gewaltlosigkeit? Die Chöre der aufgebrachten Menge, die Jesu Verurteilung fordern, sind für Marcus Bosch jedenfalls ein Beweis für die Zeitlosigkeit des Werkes. „Bach hat da puren Fanatismus und Haß komponiert, wie man ihn leider heute wieder auf den Straßen hören kann.“ Die Werke Bachs sind Teil der europäischen kulturellen Identität, und nicht zuletzt deshalb hat die Johannespassion eine für die Gegenwart mit ihren Umbrüchen und den Konflikten von Kulturen und Werten eine wichtige Botschaft. Bischof Nitsche ist sich sicher: „Wenn wir unsere Identität verlieren, verlieren wir auch unsere Dialogfähigkeit.“

Kai Weßler 25. MÄRZ 2016, 18.00 UHR, OPERNHAUS 26. MÄRZ 2016, 17.00 UHR, LAURENTIUS-KIRCHE, ALTDORF

EINKEHR MIT BACH Johann Sebastian Bach „JOHANNESPASSION“ BWV 245 Musikalische Leitung: Marcus Bosch Solisten Sophie Klußmann (Sopran), Ida Aldrian (Mezzosopran),

Dávid Szigetvári (Evangelist und Tenor-Arien), Sebastian Geyer (Christusworte und Bass-Arien), Daniel Dropulja (Pilatus) Vokalwerk Nürnberg (Einstudierung: Andreas Klippert) Staatsphilharmonie Nürnberg Worte zur Passion: Stefan Ark Nitsche 34


4. & 5.  PHILHARMONISCHES KONZERT

: KONZERT

MUSIKALISCHE GRENZÜBERSCHREITUNGEN PHILHARMONISCHE KONZERTE VON BRAHMS BIS DUKE ELLINGTON UND VON WAGNER BIS JOHN ADAMS „Jenseits der Grenzen“ ist das Motto der Konzertspielzeit 2015/2016, und die Philharmonischen Konzerte „Grenzüberschreitungen“ und „Gralshüter“ stehen fast exemplarisch für diese Lust, musikalische Grenzen auszuloten und zu überschreiten. der erste Satz mit seinen vielfältigen Entwicklungen Eine Big Band im Philharmonischen Konzert? und musikalischen Bezügen Kunstmusik auf höchsEine ungewöhnliche Konstellation, denn normalertem Niveau darstellt. Dass dieses Quartett in seinem weise beherrscht die Staatsphilharmonie Nürnberg Ausdruck den Rahmen von Kammermusik großartig die Bühne der Meistersingerhalle alleine. Doch die überschreitet, hat wohl nicht nur Arnold Schönberg Verbindung zwischen Staatsphilharmonie und SWRgespürt. Aber Schönberg hat die Konsequenz daraus Big Band war längst da: Klaus Wagenleitner, der gezogen (und damit auch das Problem gelöst, dass das Leiter der Big Band, ist ein alter Schulfreund von Klavier bei einer Kammermusikaufführung oft zu laut Marcus Bosch, und so ist es nur logisch, dass die ist): 1937 schrieb Schönberg eine Orchesterfassung beiden Dirigenten „ihre“ Ensembles einmal zusamdes Quartetts und machte so aus dem Kammermenbringen wollten. Sie tun dies im Dienst eines der musikstück ein sinfonisches Werk. Der Dirigent Otto spannendsten Werke der Nachkriegszeit: 1954 gab Klemperer, der genau der SWR dem Schweiwie Schönberg als Jude zer Komponisten Rolf » BEIDE ENSEMBLES VERBINDEN 1933 von Deutschland Liebermann den Auftrag für ein Konzert für SICH ZU EINEM GROSSEM MAMBO « ins kalifornische Exil vertrieben worden war, Jazzband und Orchester, dirigierte ein Jahr später die Uraufführung dieser in dem er ganz nach dem Vorbild früherer Kom„Fünften Sinfonie“ von Brahms. Und man hört eine ponisten aktuelle Tanzmusik mit der Kunstmusik Menge Hollywood in dieser sinfonischen Fassung: seiner Zeit verbinden sollte. Liebermann löste diese Schönberg benutzt das große Orchester des 20. JahrAufgabe, indem er wie in einem barocken Concerto hunderts, und obwohl er keine Note der Brahms’schen grosso Sinfonieorchester und Band gegenüberstellt. Komposition aus dem Europa von 1863 ändert, hört Am Ende verbinden sich beide Ensembles zu einem man in den Orchesterfarben eine Menge Neue Welt großen Mambo. Liebermanns hintersinnige Pointe: (und auch ein wenig Walt Disney …) in dieser Fassung. Sowohl der Orchestersatz als auch die Jazzstücke sind nach den strengen Regeln der Zwölftonmusik ALS ZUGABE: DUKE ELLINGTON komponiert – und der Komponist macht sich einen Kurzfristig haben sich Marcus Bosch und die Spaß daraus, so zu komponieren, dass der Zuhörer SWR-Big Band entschlossen, gemeinsam noch eine genau dies nicht bemerkt. grenzüberschreitende Zugabe zu spielen. In dem Orchesterstück „Harlem“ von Duke Ellington verUNGARISCHE TANZMUSIK einen sich Big Band und Sinfonieorchester zu eiEine Grenzüberschreitung ganz anderer Art nem einzigen großen Klangkörper. Kein geringerer ist das Klavierquartett g-Moll von Johannes Brahms, als der große Dirigent Arturo Toscanini hatte das in dem genau das stattfindet, was Liebermann in Werk 1955 bei Duke Ellington in Auftrag gegeben, seinem Konzert mit den Mitteln des 20. Jahrhundem größten Bandleader seiner Zeit. In Deutschland derts unternimmt: Brahms hat sich reichlich an der ist kaum bekannt, dass Ellington zu dieser Zeit an Unterhaltungsmusik seiner Zeit, vor allem bei den mehreren sinfonischen Jazz-Suiten arbeitete, deren ungarischen „Zigeuner“-Kapellen der k.u.k.-Monarchie kompositorischer Anspruch weit über das übliche bedient. Der letzte Satz dieses Quartetts ist ein zu „Cross-over“ hinausgeht. großer Kunst veredelter Csárdás, während vor allem

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Sie gilt als der „Daimler unter den Big Bands“: Die 1951 gegründete SWR-Big Band ist eines der herausragenden Jazz-Ensembles Europas. Im 4. Philharmonischen Konzert „Grenzgänger“ tut sich die Band mit der Staatsphilharmonie Nürnberg zusammen.

WAGNER UND MINIMAL MUSIC Auch das 5. Philharmonische Konzert, „Gralshüter“, bringt zwei Komponisten zusammen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben: Was verbindet Richard Wagner mit dem amerikanischen Komponisten John Adams? Nicht viel, könnte man meinen, zumal Wagners religiöses Spätwerk „Parsifal“ als radikales Ideenwerk eine extreme Gegenposition zu dem verspielten Stil der Minimal Music von Adams ist. Der spanische Dirigent Pedro Halffter, der bereits 2013 als Gastdirigent mit der Staatsphilharmonie Nürnberg konzertierte und mehrere Jahre ständiger Gastdirigent der Nürnberger Symphoniker gewesen ist, hat sich die Zusammenstellung von Wagners „Parsifal“-Musik und Adams’ Orchesterstück „Harmonielehre“ gewünscht. Halffter ist mit John Adams befreundet und hat viele seiner Werke auf der ganzen Welt dirigiert. Und er weiß daher, dass die Grenzen zwischen Wagner und Adams verschwommener und offener sind, als man zunächst denkt. Denn gerade „Parsifal“ ist das Werk, auf das sich Adams in seinem 1985 uraufgeführten Orchesterstück „Harmonielehre“ ausdrücklich bezieht. Die Wunde des Amfortas, jene Wunde, die der Gralshüter durch den Speer des Zauberers Klingsor erhalten hat, ist das Thema des Mittelsatzes von Adams’ Stück. Die „Harmonielehre“ ist eines der bedeutendsten Orchesterwerke der Minimal Music, jenes von Steve Reich und Philipp Glass begründeten Musikstils, der seinen Reiz aus der Wiederholung von musikalischen Figuren bezieht, die sich zu sehr eigenen, aber immer tonalen und rhythmisch fesselnden ‚Patterns‘ entfalten. Die „Harmonielehre“ ist der Versuch, mit den Mitteln dieses Stiles eine sehr persönliche, geradezu autobiografische Musik

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zu komponieren. Der Titel bezieht sich auf eine theoretische Abhandlung von Arnold Schönberg, der in seinem amerikanischen Exil einen ganz anderen Einfluss auf die folgende Komponistengeneration ausübte als in Europa. Darüber hinaus sind Einflüsse von Gustav Mahler und dem mittelalterlichen Mystiker Meister Ekkehard in dieses Werk eingeflossen. AMFORTAS‘ WUNDE Adams’ zentraler Bezugspunkt bleibt jedoch die Wunde, die sich niemals schließen will, von der Wagner in seinem „Parsifal“ erzählt. Und Wagner wiederum hat mit dem „Parsifal“ eine Musik geschrieben, die mit ihrer geradezu impressionistischen Wirkung und ihrer Aufhebung von Zeit und Raum („Du siehst mein Freund, zum Raum wird hier die Zeit“, heißt es im 1. Aufzug) das Tor zur Musik des

BUCHTIPP Alex Ross: The Rest is Noise. Das 20. Jahrhundert hören. München 2009 Erhältlich im Theaterbuchladen für 14,99 Euro

Dieses Buch ist längst kein Geheimtipp mehr, aber wer sich mit der Musik des 20. Jahrhunderts beschäftigen will, kommt an „The Rest is Noise“ einfach nicht vorbei. Kein anderer Autor beschreibt die Entwicklung der Musik in Europa und Amerika mit all ihren Wechselwirkungen zwischen Politik, Gesellschaft und Kunst so plastisch wie Alex Ross. Und in wenigen Büchern stehen E- und U-Musik so gleichwertig nebeneinander. Dass Alex Ross noch dazu so erzählen kann, dass auch ein musikalischer Laie gut mitkommt, macht den Erfolg dieses Buches aus.


Sommerzeit Festspielzeit

Bregenzer Festspiele

„Turandot“

30.7. / 14.8. / 20.8. 2 Tg.ab 209,Busfahrt, ****Hotel, HP, Eintritt

Thurn und Taxis

Schlossfestspiele Regensburg Pedro Halffter, 5. Philharmonisches Konzert

16.7. „Carmen“ 1 Tg. 199,Busfahrt, Eintr.Kat.2, Schlossführg.

Seefestspiele

Mörbisch

„Viktoria und ihr Husar“

22.7. / 27.7.16 3 Tg. 339,Busfahrt, ****Hotel in Wien, Eintritt

Römersteinbruch 20. Jahrhunderts weit aufgestoßen hat. Mit der Erzählung des „reinen Toren“ Parsifal und dem Konflikt von Sexualität und Religion hat Wagner eine Parabel auf die Moderne geschrieben. In der Zusammenstellung der beiden Orchesterstücke „Vorspiel zum ersten Aufzug“ und „Karfreitagszauber“ aus dem dritten Aufzug ist die Idee von Askese und Erlösung musikalisch bereits erzählt.

Kai Weßler 18. MÄRZ 2016, 20.00 UHR, MEISTERSINGERHALLE

GRENZGÄNGER 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Johannes Brahms KLAVIERQUARTETT G-MOLL OP. 25 (FASSUNG FÜR ORCHESTER VON ARNOLD SCHÖNBERG) Rolf Liebermann KONZERT FÜR JAZZBAND UND ORCHESTER Duke Ellington HARLEM

SWR-Big Band und Staatsphilharmonie Nürnberg Musikalische Leitung: Marcus Bosch Mit freundlicher Unterstützung von

St. Margarethen „Liebestrank“

4.8. - 6.8.16 3 Tg. 329,Busfahrt, Hotel-HP, Eintritt Kat. 3

Musikfestspiele

Krumau „Rusalka“

10.8. - 12.8.16 3 Tg. 289,Busfahrt, ****Hotel, HP, Eintritt u.a.

Arena di Verona Aida · Carmen · La Traviata · Turandot · Troubadour

23.7. / 6.8. 3 Tg. 419,12.7. - 15.7.16 4 Tg. 579,Busfahrt, Hotel in Verona, Eintritt

Verona - Preisknaller

8.7. / 30.7.16 3 Tg. nur 259,Busfahrt, Hotel-Halbpension im Valpolicella-Gebiet, Eintritt

Opernfestspiele

Heidenheim

„La Bohème“

9.7. - 10.7.16 2 Tg. 169,Busfahrt, Hotel-HP, Eintritt, Führg.

KulturHighlights

Bachfest Leipzig Gefördert von 15. APRIL 2016, 20.00 UHR, MEISTERSINGERHALLE

GRALSSUCHER 5. PHILHARMONISCHES KONZERT Richard Wagner VORSPIEL ZUM 1. AUFZUG UND „KARFREITAGSZAUBER“ AUS „PARSIFAL“ John Adams HARMONIELEHRE Musikalische Leitung: Pedro Halffter; Staatsphilharmonie Nürnberg KONZERTFÜHRER JEWEILS LIVE UM 19.15 UHR

Anschließend: Philharmonische Lounge – Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei Musik und Gesprächen ausklingen.

10.6. - 12.6.16 3 Tg. ab 239,Busfahrt, ****Hotel, Stadtrundfahrt

Dresden

Semperoper „Tosca“

22.4. - 23.4.16 2 Tg. 199,Busfahrt, Hotel, Eintritt, Stadtführg.

Marienbad

Chopin-Festival

20.8. - 21.8.16 2 Tg. 255,Busfahrt, Hotel, HP, Führg.,Eintritt

Klassik in der „Wies“ 17.7. - 18.7.16 2 Tg. 289,Busfahrt, ****Hotel in Ettal, Eintritt

NRS gute Reise GmbH & Co. KG 90402 Nürnberg, Hallplatz 2

Tel. 0911 / 2446-0 www.nrs-gutereise.de


U18 PLUS

: KINDERKONZERT

EIN PROZESS NACH NOTEN KINDERKONZERT „PETER GEGEN DEN WOLF“ „Schwören Sie, die Noten zu spielen, die ganzen Noten und nichts als die Noten?“ Streng blickt der Richter in die Runde und erwartet Antworten. Für die Musiker der Staatsphilharmonie eine ungewöhnliche Situation, schließlich müssen sie nicht alle Tage im Zeugenstand eines Gerichts stehen. Dabei ist der Fall, der verhandelt wird, äußerst brisant: Der Wolf soll die Ente gefressen haben. So weiß das jedes Kind, das „Peter und der Wolf“ schon einmal gehört hat. Aber der Angeklagte weigert sich, seine Schuld einzugestehen, und ruft die einzelnen Instrumentengruppen als Zeugen auf. Der glaubwürdigste Zeuge ist und bleibt aber die Musik. Die berühmten Melodien von Sergej Prokofjew präsentieren sich bei unserem dritten Kinderkonzert einmal in ganz neuem Gewand: Die Staatsanwältin (Rebecca Kirchmann) versucht, die Richterin (Patricia Litten) von der Schuld des Wolfes (Oliver Severin) zu überzeugen, während dieser auch nicht davor zurückscheut, den Wahrheitsgehalt der einzelnen Zeugenaussagen anzuzweifeln. Eine spannende Gerichtsverhandlung erwartet alle Besucher bei „Peter gegen den Wolf“ im Opernhaus. Dabei lernen nicht nur die Kinder die einzelnen Instrumente des Orchesters kennen, sondern auch Erwachsene blicken humorvoll auf diese etwas andersartige, musikalisch geführte Gerichtsverhandlung.

Marina Pilhofer FAMILIENKONZERT: SONNTAG, 6. MÄRZ, 10.00 UHR UND OSTERMONTAG, 28. MÄRZ 2016, 15.00 UHR, OPERNHAUS

PETER GEGEN DEN WOLF

3. KINDERKONZERT

Eine philharmonische Gerichtsverhandlung von Justin Locke; Musik von Sergej Prokofjew Musikalische Leitung: Volker Hiemeyer Mit: David Endress (Peter), Oliver Severin (Wolf)

Patricia Litten (Richterin) Rebecca Kirchmann (Staatsanwältin); Staatsphilharmonie Nürnberg Termine für Schulen: Freitag, 11. März 2016, 9.30 und 11.15 Uhr


SCHREIBWERKSTATT

: U18 PLUS

SCHREIBEN IST FIEBER AUF PAPIER SCHREIBWERKSTATT MIT JUNGAUTOR THOMAS PERLE

Eigentlich wollte ich ja Schauspieler werden. Ich war Mitglied des Jugendclubs am Staatstheater und ging fleißig vorsprechen. Ich machte mein Abitur und danach ein einjähriges Volontariat am Schauspielhaus. Dann ging ich nach Wien, vergaß die Schauspielerei. Ich wollte mehr. Seit meine Gedanken in jugendlichen Jahren immer wirrer und gleichzeitig klarer wurden, schrieb ich sie auf, um den Verstand nicht zu verlieren. Ich begann, Geschichten zu Papier zu bringen, ein Autor war ich noch lange nicht. Bis zu jenem Tag, als ich für mein Schreiben einen Preis erhielt und plötzlich überall zu lesen war: Jungautor Thomas Perle. Ich brauchte erst eine Bestätigung von Außen. Eine Bestätigung dafür, dass meine Worte nicht nur für mich persönlich relevant sind, ich durch mein Schreiben Menschen berühren, zum Nachdenken bringen kann. Ich hatte eine neue Rolle gefunden, einen neuen Lebensweg, der mich erfüllt. Ich kam über die Dramatik zur Prosa. Mein Text „wir gingen weil alle gingen.“ war als Monolog für eine Schauspielerin gedacht, bekommen habe ich dafür einen Prosa-Preis. Vor Kurzem wurde die Theaterpädagogik des Hauses von der IHK für ihr fünfzehnjähriges Schaffen ausgezeichnet und bei der Preisverleihung wurde eben dieser Text, der die Weichen für mein literarisches Schaffen legte, von den Jugendlichen des Theaterjugendclubs präsentiert. Mein Herz pochte vor Aufregung, als meine Worte durch den Saal der

Kammerspiele klangen. Genau hier, auf der Bühne der Kammerspiele, stand ich auch einmal. Vor vielen Jahren, als ich noch einen ganz anderen Weg gehen wollte. Jetzt waren da nur meine Worte und dieses unbeschreibliche Gefühl. Im Rahmen des internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS wurde ich von der Theaterpädagogik eingeladen, Jugendlichen in einer Schreibwerkstatt das Schreiben beizubringen. Schreiben beibringen? Kann man das überhaupt? Klar, man kann Handwerk lehren, man kann ihnen Methoden zum Überwinden einer Schreibblockade mitgeben, mein Ansatz war jedoch ein anderer. So wurden die Faschingsferien nicht zum Feiern genutzt, sondern zum Arbeiten. Die Jugendlichen durften schreiben, ihren Gedanken freien Lauf lassen, sich mit bestimmten Themen auseinandersetzen und diese zu Papier bringen. Mein Ziel als Autor und Mentor war dabei, ihnen nicht vorzuschreiben, wie sie zu schreiben haben, sondern sie zu inspirieren, sie zu ermutigen, ihre Meinungen selbstbewusst offenzulegen, ein Gefühl für ihre eigene Sprache zu entwickeln, zu lernen, wie man mit Worten andere Menschen berühren kann. Ich wollte in ihnen ein Fieber auslösen, verstecktes Talent herauskitzeln und ihnen bereits jetzt schon die Bestätigung von Außen geben, dass es nicht viel braucht außer einem Stift und Papier.

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Thomas Perle wurde 1987 in Rumänien geboren. 1991 emigrierte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er in Nürnberg dreisprachig aufwuchs. Nach seinem Abitur war er in der Spielzeit 2007/2008 Volontär im Bereich Regie und Theaterpädagogik am Staatstheater Nürnberg und begann im Oktober 2008 an der Universität Wien das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften, welches er 2015 mit Diplom abschloss. Während seines Studiums arbeitete er als Dramaturgiehospitant am Volkstheater Wien und als Regieassistent am Schauspielhaus Wien. 2013 erhielt er den exil-Literaturpreis und war 2014 im Rahmen der Nachwuchsautorenförderung des ORF III Writer in Residence. 2015 erhielt er vom Bundeskanzleramt Österreich das START-Stipendium für Literatur. Er ist Mitglied des Autorentheaterlabors Wiener Wortstätten und feierte im Oktober 2015 mit seinem Drama „europas töchter“ beim Mimamusch-Kurztheaterfestival seine erste Uraufführung und sein Regiedebüt.

Das Ergebnis der Schreibwerkstatt sind wunderbare Texte, mit denen in den Osterferien weitergearbeitet wird. Diese fließen in die Inszenierung von „wir gingen weil alle gingen.“ mit ein. Diese autobiographisch angelegte Geschichte beschreibt, wie eine rumänische Familie sich in den 1990er Jahren auf den Weg nach Nürnberg machte, um hier eine neue Heimat zu finden. Somit findet der Text, der die Vorlage meines im Herbst erscheinenden Debütromans bildet, nun doch noch auf die Bühne. Unter Anja Sparbergs, Josephine Köhlers und meiner Leitung und in einer Bühnenkulisse sowie Kostümen von Julia Grevenkamp feiern die Texte am 23. April 2016 in Nürnberg Premiere.

es war der vierte juli. unser ganz persönlicher unabhängigkeitstag. als wir den gefallenen eisernen vorhang endlich überschritten. kurz nach der schwarz/rot/ goldenen-grenze sah ich zum ersten mal eine autobahn. sah mein vater zum ersten mal eine autobahn. sah die dacia das erste mal eine autobahn. dann begann meine mutter zu schreien, dann mein vater dann mein bruder und zu guter letzt ich. wir schrien. alle. noch auf dem standstreifen ein urschrei. ein urschrei der freiheit. glücklich wegen der luft, die nach freiheit, nach neuem leben roch. nürnberg.

PREMIERE: 23. APRIL 2016, 20.15 UHR, BLUEBOX

WIR GINGEN WEIL ALLE GINGEN.  Texte von Thomas Perle und dem Theaterjugendclub Leitung: Thomas Perle, Josephine Köhler, Anja Sparberg, Julia Grevenkamp Mit: Marie Bernard, Jessica Caputo, Maria Degtyar, Sarah Delang, Magdalena Dietze, Franziska Junge,

Vanessa Grießhammer Patrik Grießmeier, T-Love Igbekoyi, Eva-Maria Kallnischkies, Ruby Meier, Liane Mair, Atefeh Rezaee, Pia Rietzel, Matthias Schulz, Gina Seitz, Kai Weidinger 40


FREUNDE & FESTE MITGLIEDER DES JUGENDCLUBS SPIELEN ZUSAMMEN MIT GEFLÜCHTETEN JUGENDLICHEN THEATER Wo findet man am schnellsten Freunde? In der Schule, beim Sport, im Theater, da wo man zusammen spielt, lernt und ein gemeinsames Thema hat. Ein wichtiger Anhaltspunkt für junge Menschen, die nach einer langen Flucht allein bei uns in Nürnberg angekommen sind. Immer samstags treffen sich seit ein paar Monaten Theaterjugendclubberer im Girls- und im Youthclub mit geflüchteten Jugendlichen, die unbegleitet hierher gekommen sind. Am Anfang der Club-Begegnungen steht das Kennenlernen: „Hallo, ich heiße Anja, je m’appelle Anja, my name is Anja! Kennst du noch andere Sprachen?“ Andra-Maria Jebelean neben mir, die unser Team in der Theaterpädagogik demnächst als Kollegin verstärkt, kann Rumänisch hinzufügen. Wir probieren auch diese Sprache aus. Maria aus dem Jugendclub spricht noch russisch, es kommen Farsi, Arabisch und Tigrinisch dazu. Wir stellen fest, wir haben viele Sprachen im Raum – von Geflüchteten und von Jugendlichen, die hier geboren und aufgewachsen sind. Das macht Spaß, diese Gemeinschaft der Vielsprachler! Um das Ganze noch spannender zu gestalten, müssen alle bei einem Sprachpaten lernen, sich vorzustellen, jeder in der Sprache des Gegenübers. Und schnell wird daraus eine kleine Performance: Zwei treffen sich, stellen sich vor und gehen gemeinsam ins Kino, in den Park oder an irgendeinen anderen Ort. Schön mit anzusehen, wie die Theaterjugendclubberer versuchen, Farsi oder Arabisch zu sprechen, und die Muttersprachler dabei milde lächeln und sagen, dass man das gut verstehen könne. Es gibt darauf aufbauend wunderbare Spiele, die das Zusammenspielen, das miteinander Lachen fördern; und schnell sind die Unsicherheiten weg und die Gespräche unter den Teilnehmern werden intensiver. Durch Zufall stellt sich heraus, dass ein Mäd-

chen aus dem Theaterjugendclub dank ihrer iranischen Wurzeln ein Mädchen aus Afghanistan verstehen kann. Als wir dann beim zweiten Treffen ein Aufwärm-Spiel mit einer kleinen Bollywood-Einheit machen, gibt es sofort Diskussionen über Parallelen zu afghanisch-iranischen Tänzen; demnächst schauen wir uns das in der Praxis an, beschließt die Gruppe. Ingo Schweiger unterstützt uns dabei als Choreograph im Youthclub, damit wir uns ohne Sprache, über Bewegung und Tanz einander annähern können. Schön ist zu sehen, wie viel Lust alle auf Sprache haben und in kleinen Szenen u. a. zum Thema ‚Liebe/Verliebt sein‘ sich gegenseitig viel voneinander mitteilen. Girlsclub und Youthclub – das ist ein Anfang, ein Begegnungsort, jenseits von Masse, Strom, Flut o. ä. Begrifflichkeiten. Weitere Begegnungen finden in einem Projekt des Internationalen Opernstudios statt, in dem die Stipendiaten mit Schülern aus Übergangsklassen der Theo-Schöller-Schule spielen; oder bei der Hausaufgabenhilfe in der Nachbarschaft (jeweils zwei Stunden montags), bei der uns der Förderverein des Schauspiels unterstützt. Mit den Neuankömmlingen besuchen wir Generalproben und machen Führungen durchs Theater. Und das Schöne ist, dass wir diese Begegnungen in den nächsten Spielzeiten pflegen und intensivieren können. – Ab und zu laden wir im kleinen Kreis nun auch Publikum ein, in einer Werkschau anzusehen, was unser Jugendclub mit den Neuen gemeinsam entwickelt hat. „Freunde & Feste“ haben wir diese neue Reihe genannt, deren erste Ausgabe sich am 16. April 2016, um 17 Uhr, auf der Probebühne 6 präsentiert. Wegen der geringen Platzzahl bitten wir Interessenten um persönliche Anmeldung bei Anja Sparberg unter: 0911-231 30 37, E-Mail: anja. sparberg@staatstheater.nuernberg.de.

Anja Sparberg

Die meisten Geflüchteten haben den ersten Schritt zu uns ins Staatstheater mit ihren Pflegeeltern, Paten oder Betreuern gemacht. Von diesen Begleitern wissen wir, wie freudig die jugendlichen Flüchtlinge über die Samstagstreffen mit den Jugendclubmitgliedern bereits nach wenigen Begegnungen erzählen. Und wir danken an dieser Stelle diesen Begleitern für ihre Unterstützung, weil dadurch unser Austausch mit den angekommenen Jugendlichen überhaupt erst möglich ist!

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STAATSTHEATER EXTRA

: FORSCHUNGSPROJEKT

MIT EIGENEN AUGEN UND OHREN ZEITZEUGEN ERZÄHLEN VOM NÜRNBERGER THEATER VOR UND NACH 1945

Autogrammbuch Sophie Hermann 1942

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Inszenierung von Macht und Unterhaltung. Musiktheater in Nürnberg 1920-1950“ hat sich das Projektteam im ersten Jahr verstärkt der Arbeit mit Zeitzeugen gewidmet. Obwohl nur noch wenige Menschen aus eigener Erfahrung aus der Zeit vor 1945 oder unmittelbar danach berichten können, folgten einige dem Aufruf in der Presse, und etwa ein Dutzend Gespräche konnten bisher geführt werden. Die Bereitschaft und die Offenheit, die Erinnerungen an die schwierige Zeit zu teilen, waren groß. Und so zeichneten die Zeitzeugen – und auch einige Nachkommen – ein reiches Bild aus den unterschiedlichsten Perspektiven vom Theaterleben in Nürnberg. Für die Mitarbeiter des Projektteams war es eine spannende und nicht alltägliche Arbeit, die nachdenklich machen konnte und deren Verantwortung immer dann besonders offensichtlich wurde, wenn aus dem bloßen Erzählen ein Anvertrauen wurde.

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Denn der größte Wert von Zeitzeugenberichten liegt darin, eine ganz persönliche Perspektive auf die Vergangenheit zu eröffnen, die Akten und Dokumente nicht bieten können. Zu den Zeitzeugen gehört auch THEO KRETZSCHMAR (*1913), der mit 17 Jahren zur Nürnberger Zeitung kam. Wenig später begann er, Musikkritiken zu schreiben. Der Redaktionsalltag änderte sich abrupt mit der Machtergreifung 1933: „Wenn ich in die Redaktion kam, musste ich auch immer ‚Heil Hitler‘ sagen, obwohl das den Leuten gegen den Strich ging, aber es war so. […] Ich durfte ja keine Kritik mehr schreiben, im alten Sinne, es hieß dann ‚Kunstbetrachtung‘, ich musste die Kunst betrachten und über die Sänger und die Orchestermusiker wurde überhaupt nichts geschrieben. Ein Konzert wurde also beurteilt nach dem Wert der Musik. Aber dass die Musiker das erst zum Klingen brachten, das wurde totgeschwiegen.“ Auch an die Veränderungen im Theaterbetrieb erinnert er sich noch gut: „Die Diri-


FORSCHUNGSPROJEKT

genten und Spielleiter mussten sich ebenso an die Anweisungen der Nazis halten, sie durften ja keine jüdischen Werke mehr aufführen. Wir hatten früher die herrlichen Aufführungen von der ,Jüdin‘ von Halévy, das wurde alles beiseitegeschoben, nur noch urdeutsche Musik durfte gepflegt werden und die wurde natürlich dann ein bisschen zurecht gespitzt für die Anschauung dieser neuen Bewegung. […] Man hat natürlich hinterm Rücken gemunkelt, dass das nicht schön ist, aber man konnte nicht irgendwie abfällig urteilen, denn was da vorgegeben worden war, das musste akzeptiert werden.“ Als GEORG ZIMMERMANN als Jugendlicher aus einer Arbeiterfamilie 1942 als Statist und Chorsänger an das Nürnberger Stadttheater kam, erlebte er einen Betrieb, der sich, so gut es ging, mit allen Einschränkungen und Bedingungen arrangierte. Man spielte, was erlaubt war und wie es erlaubt war, Hauptsache man spielte. Wie die meisten Zeitzeugen nahm er das Theater seitens des Personals als eine eher unpolitische Institution wahr, was jedoch nicht verhinderte, dass die Politik von außen hineingetragen wurde und in die Personalauswahl, die Spielplangestaltung und selbst in die Ästhetik der Inszenierungen eingriff. „Als ich da rein kam, war das schon ‚gesäubert‘. Ich wusste nur vom Hörensagen im Theater, dass die jüdischen Solisten oder Musiker alle schon etwa Mitte der 30er Jahre gehen mussten.“ Nach Kriegsende bemühte man sich auch in Nürnberg, das kulturelle Leben so rasch wie möglich wieder zu initiieren. Im Januar 1946 kehrte auch Georg Zimmermann an das Theater zurück: „Da stand in der Zeitung eine Annonce, es seien Chorsänger und Chorsängerinnen gesucht für das Verdi-Requiem [...] Da sagt der Chorleiter zu mir: ‚Du gehst zum Bass!‘, da war bloß ein Mann drin gesessen. Frauen gab es ja viele, nur die Männer haben gefehlt. Das ging dann so: also, das Verdi-Requiem [singt]: ‚et lux perpetua luciat eis‘, tropf, tropf, tropf, am Dach waren ja die Planen nicht ganz dicht. Also hat der Chorleiter gesagt ‚Kommt, die paar Jungen!‘, Klavier verschoben, weiter ging‘s [singt]: ‚et lux perpetua luciat eis‘ , tropf, tropf, tropf, wieder das Klavier verschoben. So haben wir das Verdi-Requiem einstudiert!“ Mit besonderem Nachdruck erzählt er von der Aufbruchsstimmung in den Jahren nach dem Krieg und den spürbaren Veränderungen im Spielplan: „Für mich war das eine beeindruckende Zeit, als wir dann die ganzen verbotenen Komponisten spielten, diese sogenannten Nicht-Arier, wie den Korngold, den Mahler und für mich war der Paul Hindemith der Beeindruckendste […] Und zur Operet-

: STAATSTHEATER EXTRA

te: „In der Zeit des Dritten Reiches war die Wiener Operette dominierend. Die Juden waren weg. Der Oscar Straus mit seinem Walzertraum, das weiß ich heut‘ noch, das war ein Bombenerfolg im Opernhaus nach dem Krieg. Der Léhar, der Strauß, die ganzen Berliner Komponisten, der Nico Dostal und wie die alle hießen, die heut nicht mehr gespielt werden […] und das war auch beim Nürnberger Publikum sehr gefragt, auch nach dem Krieg.“ Bemerkenswerterweise fiel in den meisten Gesprächen der Name Max Kohl, ein Bassist, der seit 1942 bis in die Sechziger Jahre erfolgreich am Nürnberger Theater tätig war – und bekennender Kommunist. Dennoch schien er politischer Verfolgung innerhalb des Theaters weitgehend entgangen zu sein. „Komischerweise! Warum er im Dritten Reich so engagiert werden konnte … Der Kohl Max hat aus seiner politischen Gesinnung nie einen Hehl gemacht. Der hat hier während des Krieges zum

» MAN SPIELTE, WAS ERLAUBT WAR «

Max Kohl in Wehrmachtsuniform

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STAATSTHEATER EXTRA

: FORSCHUNGSPROJEKT

Beispiel Hagen gesungen in der ,Götterdämmerung‘ oder im ,Freischütz‘ den Casper und solche Partien, oder in der ,Zauberflöte‘, da sang er den Sarastro. Der war ein prima Bassist“, erinnert sich Georg Zimmermann. Das lässt erahnen, wie innerhalb des Theaters ein Geflecht persönlicher Beziehungen und Verantwortlichkeiten auch manch politisches Reglement mitunter außer Kraft setzen konnte. Diese Einschätzung stützt auch die Erzählung von GLORIA SWOBODA, Tochter des Schauspielers und späteren Nachkriegsintendanten Karl Pschigode: „Dr. Hom [damals Oberspielleiter des Schauspiels in Nürnberg, Anm. d. R.] sagte meinem Vater: ‚Karl, du musst in die Partei eintreten!‘ Aber mein Vater ist nicht eingetreten, und er wurde trotzdem nicht angezeigt. Und der Max Kohl auch nicht. Sie wurden nicht denunziert. Der Grund ist, dass manche von diesen sehr gestandenen Nazis ihre Kollegen trotzdem geschützt haben und niemandem verraten haben. Und deswegen wollte mein Vater die auch behalten, […] denn sie waren im Grunde anständig. Sie waren seiner Meinung nach nur verblendet. […] Damit hat er meine Mutter auf die Palme gebracht…“ Eine völlig andere Perspektive zeigen die Erzählungen von SOPHIE HERRMANN, die ab 1939 als junge Tänzerin im Kinderballett des Stadttheaters die märchenhafte Welt des Theaters mit Kinderaugen erlebte – manchmal in schroffem Kontrast zum Kriegsalltag vor den Türen des Theaters. „Dann kam die Zeit der Bombenangriffe, wo man ja trotzdem noch im Theater gespielt hat. Und dann musste man halt schauen, wie man heim kam. Manchmal bin ich in der Verdunkelung heim gelaufen. […] Damals ist die Oper ,Margarethe‘ gegeben worden. Und bei der Walpurgisnacht waren wir Jüngeren die Irrlichter, mit einer blauen Perücke mit einem Lichtchen drin, so dass man geleuchtet hat. Und wissen Sie, was

ich gemacht hab? Mit dieser Perücke bin ich heimgegangen, ich musste ja über den Wiesengrund der Pegnitz, und das nachts um halb 11, halb 12. Da war bereits ein russisches Kriegsgefangenenlager bei uns in Schniegling, an dem ich vorbei laufen musste. Wenn mir das nicht ganz geheuer war, hab ich meine Perücke angeschaltet. Also, da lachen wir heut‘ alle drüber.“ Die Laufbahn der jungen Tänzerin brach dennoch mit der Theaterschließung im August 1944 ab: „Wir sind alle verteilt worden zum Kriegseinsatz. Das ganze Ballett ist zu der Firma Diehl gekommen und die Solisten und der Chor, die sind zu Siemens gekommen.“ Nach dem Krieg entschied sich Frau Herrmann gegen eine Theaterlaufbahn, hatte aber auf der Suche nach einer Lehrstelle mit Vorurteilen gegenüber den ‚Leuten vom Theater‘ zu kämpfen. So trat sie die Flucht nach vorn an und ging für einige Jahre nach England, in den Dienst einer emigrierten deutsch-jüdischen Familie. Die unterschiedlichen Lebensgeschichten rund um das Nürnberger Theater geben der Forschungsarbeit ein Gesicht und zeigen auch, wie unter der faktisch gleichgeschalteten Oberfläche des Lebens im Dritten Reich unzählige Überlebensstrategien dem Regime zuwiderliefen und das eigene Durchkommen sicherten.

Silvia Bier

Das Team des Forschungsprojektes sucht auch weiterhin nach Zeitzeugen. Interessierte können sich jederzeit mit den Mitarbeitern des Forschungsinstituts für Musiktheater in Verbindung setzen. Eine erste öffentliche Veranstaltung des Forschungsprojektes wird sich unter dem Titel „Leichte Muse im Wandel der Zeit“ am 12. Juni 2016 im Staatstheater Nürnberg mit dem Thema Operette befassen.

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: STAATSTHEATER EXTRA

WAS BEDEUTET THEATER FÜR SIE? ...

Rockt auch ohne Stagediving und Feuerzeuge Jedes neue Stück hat seine eigene Wirkung auf mich. • • • Ich bin selbst in einer Musicalgruppe aktiv • • • Theater verbinde ich mit Freundschaft, da ich eigentlich immer mit Freunden ins Theater gehe. • • • An Konzertbesuchen mag ich vor allem die Atmosphäre im Publikum, gemeinsam mit einer großen Menschenmenge die Musik, die mir gefällt, zu genießen. • • • Ich habe tatsächlich auf Festivals wie Rock im Park oder auf Hip Hop Festivals wie dem splash! „Stagediving-Erfahrungen” gesammelt. •••

Elias, 17 Jahre, ist Schüler, kommt aus Nürnberg und will nach der Schule wahrscheinlich etwas in Richtung Design studieren.

Ich nehme Ballettstunden. Bequem im Theatersessel. • • • Theater war schon immer spannend für mich: Die Bühne, die Scheinwerfer, die angenehme Anspannung, bevor es losgeht. • • • Meine gescheiterten Versuche, selbst Theater zu machen (schließlich habe ich mein „Bühnenglück“ aber als Musiker gefunden!)  • • • So 10 bis 20 Theater- oder KonzertBesuche im Jahr kommen da schon zusammen. Wenn man die Konzerte meiner eigenen Bands dazu zählt, sind es sogar noch mehr. Sehr gerne gehe ich auch in die Oper oder ins klassische Konzert.  Was die „Ballettstunden“ angeht: Immerhin habe ich zweimal einen Tanzkurs gemacht. Wenn der Beat gut ist, dann schwingt auch das Tanzbein.

Tobias, 39 Jahre, lebt in Nürnberg, ist Kommunikations- und Medien­w issen­ schaftler und organisiert große Konferenzen und Messen für die Medienbranche.

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„VIELEN, VIELEN DANK FÜR DAS TICKET!“ TEILHABE FÜR ALLE AM KULTURGESCHEHEN DER STADT: KULTURTICKET NÜRNBERG Mit den Worten „Vielen herzlichen Dank für das Ticket“ oder „Ein absolut gelungenes Wochenende dank Ihrer Hilfe“ oder „Danke für den tollen Abend“ bedanken sich regelmäßig KulturGäste, die das Angebot von KulturTicket Nürnberg angenommen haben: Im April 2015 startete die Bürgerstiftung Nürnberg die Pilotphase für ein neues Programm, das Teilhabe am vielfältigen kulturellen Leben der Stadt Nürnberg auch für Bürgerinnen und Bürger ermöglichen soll, für die das Eintrittsgeld zu einem Theater-, Lesungs- oder Konzertbesuch unerschwinglich ist. Das Projekt funktioniert wie eine „Tafel“ für nicht verkaufte Lebensmittel, allerdings kommt hier Kunst und Kultur auf den Tisch, sogar Sportveranstaltungen sind mit im Angebot. Freikarten von nicht ausverkauften Veranstaltungen werden von den Kulturinstituten zur Verfügung gestellt, ehrenamtliche Mitarbeiter vermitteln diese weiter an sogenannte KulturGäste. KulturGast kann jeder werden, der einen gültigen Nürnberg-Pass besitzt und sich bei KulturTicket Nürnberg als Gast registrieren lässt. Das Staatstheater Nürnberg ist KulturPartner der ersten Stunde bei dieser Initiative und stellt nach Verfügbarkeit entsprechende Kartenkontingente bereit. Am 1. Oktober 2015 ging das Projekt nach erfolgreicher Testphase (von April bis September 2015) in den aktiven Betrieb über und entwickelte sich im Lauf der ersten vier Monate beeindruckend: Die Pilotphase im September 2015 schloss mit 179 registrierten KulturGästen und 390 vermittelten Karten ab. Ende Februar 2016 » ZIEL IST, DIE GABEN DER KULTURPARTNER waren es bereits 450 KulturGäste UNTER DIE MENSCHEN ZU BRINGEN« und 2.265 vermittelte Karten. Dabei wurden zuletzt in den Monaten Januar und Februar 80% bzw. 90% aller gespendeten Karten vermittelt. „Im Grunde haben uns die Leute überrannt, mit einer solchen Nachfrage hatten wir nicht gerechnet. Aber wir haben das alles gut im Griff“, beschreibt Gerd Martens – zuständig für IT-Arbeiten der Bürgerstiftung und ebenfalls im Bereich der Softwarepflege und Kommunikationstechnik nun auch für das KulturTicket im Einsatz – die Bilanz der ersten Monate. Gut im Griff, weil das Team gut gerüstet war mit allem Handwerkszeug der modernen Kommunikationstechnik und einer entsprechenden Software, mit der sich die Datenverarbeitung und Kartenzuordnung an die KulturGäste problemlos managen lässt. Und gut gerüstet hatte sich zuvor das Team der rund 15 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, indem es sich Rat bei vergleichbaren Einrichtungen wie dem Kulturraum München geholt und eine entsprechende Schulung durchlaufen hatte. NICHTS GEHT OHNE PARTNER 30 KulturPartner unterstützen das Projekt derzeit, darunter sämtliche städtischen Kultureinrichtungen und das Staatstheater Nürnberg. Zahlreiche Veranstalter der Nürnberger Kulturszene ermöglichen der Initiative ein vielfältiges Kartenangebot von

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KULTURTICKET

: STAATSTHEATER EXTRA

Jazz, Tanz, Schauspiel, Kindertheater, Kabarett, Lesung, Konzert, Oper, Zirkus bis zu Sportveranstaltungen, wie Erika Zeltner – zuständig für Akquise, Außendarstellung und Kontaktpflege zu KulturPartnern und Ehrenamtlern – mit berechtigtem Stolz aufzählt. Die Partner sind entsprechend mit ihrem Logo auf der Homepage vertreten, Spender erhalten eine Spendenquittung durch die Bürgerstiftung. Das Kartenangebot ist dank der vielen Partner entsprechend vielfältig, wobei vor allem musikalische Veranstaltungen hoch im Kurs stehen. – Ein zunehmend wichtiger Aspekt, weil nun auch vermehrt Flüchtlinge mit festem Aufenthalt und Nürnberg-Pass in das Projekt integriert werden. Da hilft Musik, den Sprachbarrieren zunächst mal auszuweichen und trotzdem mit der Kultur Westeuropas vertrauter zu werden. DAS GESPRÄCH VON MENSCH ZU MENSCH Die Kartenvermittlung geschieht ausschließlich telefonisch, denn der persönliche Kontakt ist Teil des Programms. Die Ehrenamtler bieten einem registrierten KulturGast max. 2 Freikarten für eine Veranstaltung an, geben bei Bedarf Informationen zur Inszenierung oder dem Konzertprogramm, unterstützen mit Tipps zur Erreichbarkeit des Veranstaltungsortes usw. Die Einarbeitung in das Computerprogramm zur Kartenvermittlung dauert ca. 2 Stunden, das Coaching für die ersten telefonischen Ticketvermittlungen erfolgt im Büro der Bürgerstiftung. Nach der Einarbeitungsphase können die Mitarbeiter der ehrenamtlichen Tätigkeit auch von zuhause aus nachgehen. Handy und ggfs. auch Laptops dazu stellt KulturTicket Nürnberg zur Verfügung. „Nach ca. 10 Stunden kann man das alles“, versichert Karoline Sichler – Leiterin der Geschäftsstelle, die derzeit vor allem die Kontakte der Gästedatei pflegt und die Einarbeitung der Helfer betreut. Derzeit zählt das Projekt 7 sogenannte „Kontakter“, die die telefonische Kartenvermittlung leisten. Doch „drei bis vier mehr, das wäre jetzt schon ganz gut, da die Zahl der KulturGäste weiter steigt. Und wir können bald sicher noch mehr brauchen“, wirbt Karoline Sichler für die ehrenamtliche Tätigkeit im Team von KulturTicket Nürnberg. Wenn Sie mehr über das Projekt wissen oder sich vielleicht auch dafür engagieren möchten, nehmen Sie Kontakt auf: Tel. 0911 / 660 45 59, E-Mail: info@kulturticket-nuernberg.de www.buergerstiftung-nuernberg.de

Verena Kögler

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STAATSTHEATER EXTRA

: HINTER DEN KULISSEN

HINTER DEN KULISSEN UND UNTER, ÜBER, NEBEN IHNEN … Die Kunst des Theaters ist es, einfach auszusehen, obwohl enorm viel Arbeit dahinter steckt. Und das nicht nur auf, sondern vor allem auch hinter der Bühne. Dass hinter der Opernbühne technisch alles so läuft, wie es laufen soll, darum kümmert sich das Team der Bühnentechniker um Mario Schomberg, den Leiter der Bühnentechnik im Opernhaus. zige Beruf, bei dem die Arbeiter unter sogenannten „Latent“, „Kiss me, Kate“, „Carmen“ – eine schwebenden Lasten werkeln dürfen. Das erfordert bereits laufende Produktion dieser Spielzeit („Lanatürlich auch besondere Sicherheitsmaßnahmen, tent“), Proben für die anstehende Premiere („Kiss me, damit der Schnürboden, quasi die „Welt über der Kate“), eine große Wiederaufnahme („Carmen“) – und Bühne“, sicher bleibt, und zwar gleich zwölffach: das alles am gleichen Vormittag. Zumindest, was das An jedem Zug (siehe Bild), der für eine MaximalAuf- und Abbauen der Bühnenbilder betrifft. Ein ganz belastung von einer Tonne ausgelegt ist, darf ein normaler Tag an einem Haus mit Repertoirebetrieb, Höchstgewicht von 100 Kilogramm hängen. „Weil ein ganz normaler Tag für die Bühnenarbeiter im so viel Wert auf Sicherheit gelegt wird, ist – toi toi Opernhaus. Damit alle Kulissen reibungslos auf- und toi – auch noch nie was Schlimmeres passiert“, erabgebaut werden können, bedarf es jeder Menge zählt Mario Schomberg. Schief gehen kann natürlich Logistik, Präzision und natürlich Man-Power. In den trotzdem mal was, wenn die Technik streikt oder die beiden Schichten der Bühnentechnik sind täglich jeMechanik eben doch nicht so will, wie sie soll. Die weils durchschnittlich 8 Bühnentechniker schwer beKunst ist dann, diese Unwägschäftigt: Bühnenhandwerker, barkeiten schnell und sponTapezierer, Magaziner, Maschinisten. Sie sorgen dafür, dass » OHNE TEAMGEIST GEHT tan zu beheben, ohne dass die Aufführung ins Stocken gerät das „Latent“-Bühnenbild abgeHIER GAR NICHTS « und vor allem, ohne dass das baut und ins Lager verfrachtet Publikum etwas mitbekommt. wird und dafür, dass nach den Das Schlimmste, was passieren „Kiss me, Kate“-Proben abends kann, ist für Mario Schomberg und sein Team, wenn Carmen am mexikanischen Grenzzaun stehen kann. eine laufende Vorstellung unterbrochen werden Und vor allem dafür, dass all das reibungslos funktimuss. Was zum Glück dann aber doch eher selten oniert. Das A und O ist dabei Teamwork, wie Mario vorkommt. In der laufenden Spielzeit steht die wohl Schomberg sagt. Schon bei der Spielzeitplanung ist aufwändigste Produktion für die Bühnenarbeiter er dabei, um darauf zu achten, dass im laufenden noch aus: Bei „Les Indes galantes“ wird jeder Zug Betrieb später alles funktionieren kann. Beispielsdes Schnürbodens belegt sein, zahlreiche Umbauten weise, dass nicht zu viele Produktionen auf dem Plan stehen an. Eine Herausforderung für das Team, doch stehen. Auch während der Herstellung der Bühneneine, die die Jungs hinter der Bühne auf jeden Fall bilder in den Werkstätten des Staatstheaters schaut meistern werden. Es ist eben immer alles eine Frage sich die Abteilung Bühnentechnik regelmäßig um. der Organisation. Und Theater ohne HerausfordeDenn schon dort können die Bühnentechniker einen rungen, das wäre ja auch nur halb so spannend. Blick auf die Kulissen werfen und auch ÄnderungsDoch so spannend die Arbeit hinter den Kuvorschläge abgeben, damit später Auf- und Abbau, lissen ist, die Arbeitsmöglichkeiten im Bühnenraum Lagerung und auch schnelle Umbauten während der entsprechen den Standards des Jahres 1905. Die Aufführungen funktionieren. Anforderungen haben sich jedoch seitdem gewaltig Die Bühnenarbeiter kommen oft aus „ganz geändert. Eine Modernisierung der Bühnentechnik normalen“ Handwerksberufen wie Schreiner, Zimund eine Ausweitung der Räumlichkeiten sind daher mermann, Maler oder Schlosser. Wer dann ans Theadringend nötig. So freuen sich auch die Bühnenarbeiter kommt, kann sich zum Bühnenmeister fortbilden. ter auf die bevorstehende Sanierung des OpernhauDer Beruf des Bühnentechnikers ist einzigartig, nicht ses, obwohl es bis dahin noch einige Jahre dauert. nur, weil er so abwechslungsreich ist, sondern auch, weil es eine absolute Besonderheit gibt: Es ist der ein-

Miriam Meister

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Blick auf den Zuschauerraum – Perspektivwechsel – und Bühne frei für die Bühnenarbeiter im Opernhaus

Besprechung – Oliver Zippel, Mario Schomberg und Martin Liereth besprechen den anstehenden Umbau auf der Opernbühne.

Schnürboden – Eine Welt für sich ist der Schnürboden, den das Publikum zwar nie zu Gesicht bekommt, ohne den aber kaum eine Produktion auskommen kann.


THOMAS BRUNNER HAT UNS AUF FACEBOOK MIT 5 STERNEN BESCHENKT: Mir gefallen die fantastische Atmosphäre sowie die qualitativ hochwertigen Aufführungen. Immer wieder ein faszinierendes Erlebnis. Macht mich stolz, in Nürnberg zu leben. Bravo und weiter so! DIE NÜRNBERGER ZEITUNG BILANZIERTE DIE

ÜBER DIE PREMIERE VON HALÉVYS „DIE JÜDIN“ BERICHTET DIE NÜRNBERGER ZEITUNG: Mit der umjubelten Premiere von Jacques Fromental Halévys „La Juive“ ist dem Staatstheater Nürnberg ein veritabler Coup gelungen. Die Inszenierung von Gabriele Rech überzeugt als so mitreißende wie bittere Studie über die zeitlosen Mechanismen von Antisemitismus und religiös motiviertem Hass. […] Als Wiederentdeckung ist „La Juive“ eine Wucht und eine musikalische Offenbarung. Im begeisterten Schlussbeifall fragte ein Besucher: „Warum sieht man so eine Oper nicht öfters?“ In Nürnberg besteht nun die Gelegenheit dazu. Man sollte sie sich nicht entgehen lassen. DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG SCHRIEB DAZU: Es ist zunächst erstaunlich, mit welcher routinierten Selbstverständlichkeit die Nürnberger französische Oper bewältigen. Das Orchester unter Guido Johannes Rumstadt vereint fettfreie Härte mit zartester Lyrik. Kein falsches Pathos, nirgendwo. Gesungen wird hochgradig anständig, von Leah Gordon als Rachel sogar fabelhaft gut.

NÜRNBERGER ZEITUNG ÜBER DIE URAUFFÜHRUNG VON „FREIER FALL“: Ein knalliger kleiner Höhepunkt der Spielzeit – ideal für ein junges Publikum. Das Schöne hier und jetzt in Nürnberg: „Freier Fall“ – entstanden nach dem erfolgreichen deutschen Film von Stephan Lacant und von dessen Ko-Autor Karsten Dahlem wunderbar in

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Szene gesetzt – knüpft, gewollt oder ungewollt, an die elementarsten Mittel der Bühnenkunst an. […] Gern denkt man da an den großen englischen Theaterzauberer Peter Brook […] Ein starker Abend! UND DAS MÄNNER MAGAZIN: Ganz stark an diesem Abend […] sind die beiden männlichen Hauptdarsteller, Julian Keck als Marc und Stefan Willi Wang als Kay. Die Intensität ihrer Begegnungen – vom Kennenlernen über ihre heimlichen Treffen bis hin zum schmerzlichen Abschied – werden durch die unmittelbare Nähe zum Publikum ganz anders erlebbar und geradezu greifbar. Besonders im dritten, entscheidenden Akt wird der Abend kraftvoll und stark. Das Premierenpublikum belohnt die Darsteller und ihren Regisseur mit lang anhaltendem Applaus. ZUR WIEDERAUFNAHME VON „DORNRÖSCHEN“ SCHRIEB DER OPERNFREUND: Monteros Version überrascht wieder einmal durch faszinierende, großartige Bilder [...] Es ist unmöglich, von einer Montero-Produktion und dieser Compagnie nicht gepackt zu werden [...] Der Beifall im ausverkauften Haus war schließlich tosend.


ÜBER „KISS ME, KATE“ BERICHTETE BR-KLASSIK: Am Staatstheater Nürnberg wurde „Kiss me, Kate“ jedenfalls ein durchschlagender Erfolg […] Der österreichische Musical-Profi Thomas Enzinger lieferte einmal mehr eine sehr routinierte, unterhaltsame, schwungvolle Regie-Arbeit ab, ganz ohne Durchhänger und Längen […] Die ungarische Choreographin Kati Farkas sorgte für das nötige Tempo unter ihren jungen Tänzern. […] DIE NEUE MUSIKZEITUNG SCHRIEB ÜBER DIE MUSICAL-PREMIERE: Was da […] auf der Bühne stand, widerlegte das „Immer-noch-Argument“, dass in der deutschen Szene erstklassige MusicalAllrounder fehlen. Mit Christian Alexander Müller stand ein Petrucchio-Macho im Zentrum, der nicht protzen musste, dem man auch als Fred Graham sowohl das überschießende Testosteron wie die Sehnsucht nach liebevoller Zweisamkeit abnahm. Und die Wahl war schwer: Regisseur Enzinger hatte mit Sophie Berner eine perfekt rollendeckende LilliVanessi-Katharina – und mit Antonia Welke eine Lois-Lane-Bianca, die mit Kollegin Berner […] auch die „Erste-Solistin“-Stimme gemeinsam hatte.

EINE „STERNSTUNDE“ – DAS LOB DER NÜRNBERGER NACHRICHTEN ZUR PREMIERE „DIE SCHUTZBEFOHLENEN“: So unmittelbar, so konkret angreifend und auf das schwankende Gewissen zielend, ist dieses „Stück der Stunde“ bislang nirgendwo gespielt worden. […] Es läuft in dieser großartigen Inszenierung – eine Sternstunde des Nürnberger Schauspiels! – alles auf das Einfordern einer eigentlich ganz simplen menschlichen Reaktion hinaus: Respekt.

AUCH GROSSES LOB DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: Bettina Bruinier […] macht aus dem Flüchtlingsdrama einen großen Abend. […] nicht der einzige Moment an diesem dichten, harten, großen Abend, an dem man daran denken muss, dass vor 80 Jahren Menschen aus Deutschland flohen und verzweifelt um Aufnahme in fremden Ländern ersuchten. Weder Elfriede Jelinek noch Bettina Bruinier hantieren mit wohlfeilen Lösungen. Ihr hier nun gemeinsamer Appell kreist ums Menschsein, um Menschlichkeit und Würde, verneint aber auch eine Aporie der Politik. UND LOBT AUCH DIE „TERROR“-PREMIERE IN DEN KAMMERSPIELEN: Frank Behnke […] räumt in seiner Regie erst mal die ferne Ahnung von Ballast-Pathos und die nahe Gefahr von Besserwisserei beiseite. […] Die Inszenierung sucht mit viel Feingefühl die Emphase des Betrachters über die zurückhaltend aufmunternde Charakterisierung der Figuren.

DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG HEBT DIE SCHAUSPIELERLEISTUNG HERVOR: In Nürnberg dominiert die flamboyante Staatsanwältin Adeline Schebesch die Verhandlung, der Verteidiger ist eher ein Querulant, und schließlich rührt die Aussage der Nebenklägerin gewaltig: ihr Mann war im Airbus, schrieb ihr von dort eine SMS – Josephine Köhler erzählt das mit einer Inbrunst, der man sich nicht entziehen kann. DIE NÜRNBERGER NACHRICHTEN WAREN BEGLÜCKT VOM 3. PHILHARMONISCHEN KONZERT MIT BEETHOVENS NEUNTER: Applaus für jede Menge Magie, die von Norringtons mitreißendem Konzept ausgeht. […] Norrington kann´s immer noch, und die Staatsphilharmonie hatte die erste Sternstunde des Jahres. UND AUCH DIE NÜRNBERGER ZEITUNG TEILTE DIE FREUDE AN DEM „DENKWÜRDIGEN EREIGNIS“: Die Staatsphilharmonie musizierte elastisch und mit großem Gespür für den spontanen Moment. […] Die Musik schien sich neu und erstmals zu ereignen. […] Das alles endete in einem großen Klangjubel – und mit viel Applaus des Publikums in der vollen Meistersingerhalle.

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Einen NEUEN SERVICE bietet das St aat s t h e ate r Nü r nb e rg fremdspachigen Gästen für die Opernvorstellungen an: Zusätzlich zu den Übertiteln in deutscher Sprache werden die Texte seit der Premiere von Halévys „Die Jüdin“ für alle Opernvorstellungen auch AUF ENGLISCH über dem Portal zum Mitlesen eingeblendet. +++ +++ +++ +++ +++ Ensemblemitglied HRACHUHÍ BASSÉNZ gastiert im Frühjahr am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, wo sie ihr Rollendebüt mit der Titelpartie von Bellinis Oper „NORMA“ gibt – einer regelrechten Paraderolle für die armenische Sopranistin. Die Inszenierung stammt von Elisabeth Stöppler, die Musikalische Leitung hat der finnische Dirigent und 1. Kapellmeister Valtteri Rauhalammi. AB 5. MÄRZ, 19.30 UHR, MUSIKTHEA­TER IM REVIER, GELSENKIRCHEN +++ +++ +++ +++ +++

Ein LIEDPROGR AMM DER SPÄTROMANTIK von Gustav Mahler bis Richard Strauss präsentiert KS. JOCHEN KUPFER im kleinen Saal der Meistersingerhalle. Besonders gespannt darf man sein auf zwei Liedgruppen des Komponisten, Musikwissenschaftlers, Mathematikers und engen Strauss-Freundes HANS SOMMER (1837-1922), von dem 4 Lieder zu Texten von Eichendorff sowie sein Zyklus „Letztes Blühen“ op. 30 zu hören sind. Den Abend begleitet der international renommierte Liedpianist Marcelo Amaral am Klavier. 10. MÄRZ, 19.30 UHR, MEISTERSINGERHALLE +++ +++ +++ +++ +++ Schon mit fünf Jahren stand RAINER MATSCHUK auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Auf sein ereignisreiches THEATERLEBEN blickt er im Gespräch mit Schauspieldirektor Klaus Kusenberg in der Veranstaltung für den Schauspielförderverein zurück. 11. MÄRZ, 20.15 UHR, BLUEBOX +++ +++ +++ +++ +++

Die Stipendiaten des Internationalen Opernstudios gestalten den Liederabend „LIEDGUT 29: JUNGE STIMMEN“. Mit einem vielseitigen Programm zeigen sie die ganze Bandbreite ihres Könnens. Im Gespräch mit Musiktheaterdramaturgin Sonja Westerbeck stellen sich die jungen Sängerinnen und Sänger auch ganz persönlich vor, berichten von ihrem Arbeitsalltag zwischen Opernhaus und Hochschule und erzählen von zukünftigen Traumrollen im großen Repertoire. 27. MÄRZ, 20 UHR, GLUCK-SAAL +++ +++ +++ +++ +++ LEAH GORDON und JONATHON SWINARD sind mit dem Programm „AMERICAN ROOTS“ im Rahmen der American Recital Series zu Gast im Tucherschloss. Sie interpretieren Lieder, die direkt aus dem Herzen der Amerikaner sprechen: Volkslieder aus den Appalachen, traditionelle Volksballaden, die von englischen und schottischen Einwanderern nach Übersee gebracht wurden, und Werke von Komponisten wie Cole Porter, Irving Berlin oder George Gershwin stehen auf dem Programm. 10. MÄRZ, 19 UHR, MUSEUM TUCHERSCHLOSS +++ +++ +++ +++ +++

Bei uns spielt Ihr Garten die erste Geige

Im März lädt das 4. KAMMERKO N Z E R T u n t e r d e m T i t e l „Streich-Holz-Zündelt“ dazu ein, sich von Werken Wolfgang Amadeus Mozarts und Claude Debussys beeindrucken zu lassen. Beim 5. KAMMERKONZERT „Gestatten: Lilo Kraus, Soloharfenistin“ im April zeigt dann LILO KRAUS, wie nah klassische und moderne Musik beieinander liegen können. 13. MÄRZ UND 17. APRIL, JEWEILS 15.00 UHR, GLUCK-SAAL

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Ob es „DIE PERFEKTE OPER“ gibt, kann man beim JUGENDKONZERT im April herausfinden. Schülergruppen der fünften bis siebten Klasse wird eine einstündige „perfekte“ Oper geboten, in der neben den Musikern, Komponisten und Sängern auch die Beteiligten hinter der Bühne zu Wort kommen und erklären, was zu einer Oper eigentlich alles dazu gehört. 06. APRIL, 09.30 UHR, OPERNHAUS +++ +++ +++ +++ +++ Zu Beginn des neuen Jahres waren gleich z wei „Nürnberger“ zu Gast an der STA ATSOPER BUDA PE S T: G MD M A RCUS BOSCH dirigierte die „Falstaff“Inszenierung von Arnaud Bernard. D e r aus Ungar n s t amm e nd e 1. Kapellmeister und Stellvertreter des GMDs, GÁBOR KÁLI, gastierte am gleichen Haus, wo er die Musikalische Leitung bei „Don Pasquale“ (Inszenierung: Csaba Káel) übernahm.

statt, von dort aus ging die Inszenierung auf Tournee mit über 50 Stationen bis Ende April. +++ +++ +++ +++ +++ Für die fränkische Poetry-SlamSzene gibt es ein großes Jubiläum zu feiern: Der FRANKENSLAM wird 10 Jahre alt und findet aus diesem besonderen Anlass IM OPERNHAUS statt, das bereits jetzt restlos ausverkauft ist. Für Kurzentschlossene gibt es evtl. Restkarten an der Abendkasse. 15. APRIL, 20.00 UHR, OPERNHAUS +++ +++ +++ +++ +++

+++ +++ +++ +++ +++ Zu Beginn des Jahres inszenierte KLAUS KUSENBERG im Auftrag der Konzertdirektion Landgraf „DES TEUFELS GENERAL“ von Carl Zuckmeyer. Am 23. Januar fand die Premiere in Schweinfurt

z.B. von Crabtree & Evelyn, Bronnley, Penhaligon’s, Floris, Woods of Windsor

FINE FOOD

z.B. Englische Kekse, Marmeladen, Tees

+++ +++ +++ +++ +++ Mit insgesamt 5 BENEFIZVERANSTALTUNGEN unterstützte das Staatstheater Nürnberg als OFFIZIELLER KULTURPARTNER die erste Nürnberger VESPERKIRCHE. Bei den bestens besuchten Konzerten und Lesungen kamen Spenden in Höhe von 8.061,57 Euro zusammen, die der Aktion in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche zugute kommen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kirche und Theater wird auch im nächsten Winter fortgesetzt.

ENGLISH TOILETRIES FÜR SIE UND IHN

Deutschlands wohl umfangreichstes

ROSENKULINARIUM WAS FÜR EIN THEATER! Ein komödiantischer Ausflug in die Welt der (Theater-) Redensarten mit viel (Spieluhr-) Musik, den „STREIFENHÖRNCHEN“ (Rolf-Bernhard Essig/Franz Tröger) und Doktor Essigs Sprichwortsprechstunde. Anlässlich der Ausstellung „Mein Name ist Hase!“ im MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION (noch bis 05. Juni 2016) und im Vorfeld der Inszenierung „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller (ab 4. Juni 2016 im Spielplan) erzählen, singen und spielen „Die Streifenhörnchen“ ihr vergnüglich lehrreiches SprichwortProgramm. Das Publikum darf mitspielen und die Protagonisten löchern! Garantiert kein Trauerspiel!

Unser Geschäft ist in der Nähe des Opernhauses, beim Parkhaus Sterntor um die Ecke, am Beginn der Fußgängerzone. Im Internet finden Sie uns unter: www.rosegardens.de

Gutschein Name: Straße: Ort: Telefon:

Gegen Vorlage dieses ausgefüllten Coupons belohnen wir Sie als Neukunden bei Ihrem ersten Einkauf über 10 Euro in unserem Nürnberger Geschäft mit einem Warenwert von:

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Vordere Sterngasse 24 90402 Nürnberg · Tel.: 0911/227510 www.rosegardens.de


Aufregung

Herzklopfen

Gänsehaut

Schicken Sie uns Ihre Geschichten, besonderen Erinnerungen oder stichwortartigen Gedanken an Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg oder an marketing@staatstheater.nuernberg.de.

Stiftung Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Tel.: 0911-231-3575 · info@staatstheater.nuernberg.de

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INFORMATION UND TICKETS 0180-5-231-600 (Festnetz 14 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min) www.staatstheater.nuernberg.de ADRESSEN SPIELSTÄTTEN: Opernhaus (und Gluck-Saal), Schauspielhaus mit Kammerspielen und BlueBox, Richard-Wagner-Platz 2–10, 90443 Nürnberg, Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg

IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Kommunikation, Marketing, Theaterpädagogik Titel: „Kiss me, Kate“ Im Bild: Ensemble Foto: Jutta Missbach Fotos: Unai P. Azaldegui, Marion Bührle, Lars Finneisen, Jenny Hobrecht, Ulf Krentz, Miriam Meister, Hans-Jörg,

Michel, Jutta Missbach, Museumsstiftung Post und Telekommunikation/ Ramón Voigt & Johanna Springer, Photocase.de: ***jojo/Chris-up/dioxin/frau.L./Sanjarok/shnipestar/Sommerkind/tevfikret; Heike Rost, Oliver Schuck, Lena Semmelroggen, Bettina Stöß, Michaela Stout Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg Stand: Februar 2016, Änderungen vorbehalten

Hauptsponsor

Mäzenin Oper

Henriette Schmidt-Burkhardt †

Hauptsponsor Schauspiel

Hauptsponsor Ballett

Hauptsponsor Konzert

Hauptsponsor u18plus

Medienpartner


3. Juni bis 3. Juli 2016

Mozarts Europa

Waltraud Meier

Sir John Eliot Gardiner

© F. Broede

© I. Zandel

Mojca Erdmann

© S. Canetty-Clarke

Kit Armstrong

© N. Baumgartl

Scottish Chamber Orchestra, Kammerorchester Basel, Prager Kammerorchester, Camerata Salzburg, Irish Chamber Orchestra, Trondheim Soloists u.v.a.

www.mozartfest.de | 09 31 / 37 23 36

Weidenkellerstr. 10 90443 Nürnberg Tel: 0911/23 23 73 lundia-nuernberg.de


Anspruchsvolles Wohnen für anspruchsvollen Geschmack! Nicht nur bei Monopoly ein Gewinn: Wohnen in der Parkstraße Eigentumswohnungen Parkstraße 72 | Schwaig Ihre Wohnberaterin: Carla Endler 0911 93425-301 cae@schultheiss-projekt.de

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+49 (0) 911 93425-333 info@schultheiss-projekt.de | www.schultheiss-projekt.de


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