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Gesprächsstoff
Die cineastische (Wieder-) Entdeckung des Monats von Menso von Ehrenstein
Relâche – ‚heute keine Vorstellung‘: Das bekamen ballettinteressierte Pariser:innen vieles mehr, dass in der Vergangenheit zu bleiben droht, aber so soll es auch sein. Die Liste ist lang. Viele Punkte habe ich bereits gestrichen. Und vieles kommt hinzu. Ich könnte mir eine leere Liste nicht vorstellen. Die Welt ist zu groß. Die Mög - lichkeiten unendlich. Und auch wenn ich nie alles schaffen kann, habe ich nie dieselbe Liste vor mir. Und das macht mich am Ende stolz. Wie oft sich die Liste ändert. Ist es das, worauf es ankommt? Einfach machen.“
Ende 1924 zu lesen, als sie gerade auf dem Weg waren, um sich Francis Picabias neues Ballett zur Musik von Erik Satie anzusehen. Gewöhnlicherweise zeigte dieser Anschlag am Theatergebäude an, dass heute keine Vorstellung geplant sei oder sogar eine Vorstellung ausfallen musste. Trotzdem war etwas geprobt und auch auf der Bühne zu sehen. Es war jedoch kein Fehler passiert – die Irritation war geplant. Satie und Picabia glänzten beide gern mit provozierenden Momenten.
„Lieber Vater! Ich bin unzufrieden, ich wollt , ich wäre in einem anderen Land geboren. Warum? Warum Iran? Warum hast du mich gemacht? Was hast du dir nur dabei gedacht? Hier im Iran soll ich leben, wo alles immer traurig und das Schöne verboten ist? Ich möchte mich vergessen, glücklich sein, tanzen und singen. Ich möchte mich in einem glücklichen Land wiederfinden.
Dein Sohn“
„Und wenn wir uns in 50 Jahren wiedersehen, würden wir uns erzählen, was uns passiert und was aus uns geworden ist. Ich wünsche mir, dass ich sagen kann, dass ich glücklich bin und all das ausprobiert habe, was ich schon immer wollte und dass ich vor „nichts“ Angst gehabt habe, oder mich nicht getraut habe. Ich möchte das Wort „hätte“ aus meinem Wortschatz löschen, denn dieses Wort macht mich und auch sonst niemanden glücklich.“ HP
Nichts findet statt, aber alles passiert
Am 22.02. kehrt „Der Hase in der Vase‘ wieder in den Spielraum zurück.
Ein ganz ähnliches Gefühl stellt sich zur Beginn von ‚Der Hase in der Vase‘ ein, wenn ein Feuerwehrmann die Bühne betritt und sogleich verkündet, die Vorstellung müsse leider ausfallen. Doch nach und nach passiert einiges im schlichten, schwarzen Raum und auf einmal überschlagen sich die Ereignisse: Ein Telefon klingelt scheinbar nach Belieben, ein Mann kommt auf die Bühne, steht dann da und will absolut nichts. Dann kommt noch eine gehetzt wirkende Frau dazu, die sagt, es sei Vorsicht geboten, denn sie habe etwas sehr Wildes in ihrer Aktentasche. Heillos überfordert stolpern die drei von einer skurrilen Situati - on in die andere, durch surreale Gedanken und Traumbilder. Wo kommt auf einmal der Sturm her? Lässt sich die Natur in eine Tasche stopfen? Kann Nichts Spaß machen? Und wo bleibt eigentlich der Hase?
Autor und Regisseur Marc Becker ließ sich von den surrealistischen und dadaistischen Strömungen inspirieren, in deren Kontext auch ‚Relâche‘ zustande gekommen war und entnahm sogar die Figur des Feuerwehrmanns diesem Kontext. Die Uraufführung entstand auch aus der Spielkunst der Schauspieler:innen Darios Vaysi, Rebecca Seidel und Klaas Schramm, die die absurden Aktionen und optimistischen Ideen verkörpern.
Die Figuren nähern sich auf spielerische Weise den chaotischen Herausforderungen, mit denen Sie unentwegt konfrontiert werden und verdrehen dabei die üblichen Wege erwachsener Problemlösung zur surrealistischen Komik. Auf diesem Weg durch wilde Untiefen und Überforderungen schenken sie sich gegenseitig Vertrauen und nehmen ihr Abenteuer an: Am Ende ist vielleicht Gelassenheit der beste Weg durch das Chaos. JD
Wenn der Name Steve McQueen auf dem Titel steht, dann ist der Name des Films fast Nebensache. McQueen, der sich als Rennfahrer auf zwei und vier Rädern die Zeit zwischen den Filmdrehs vertrieben hat, ist stets ein Garant für actiongeladene Filme gewesen. Für keinen Stunt war er sich zu schade. Und so verleiht er auch diesem Film eine große Portion Glaubwürdigkeit, vor allem aber Dynamik, wenn er sich erst auf dem Boden robbend vor den Hufen einer wildgewordenen Kuhherde rettet um dann leichtfüßig in einem Messerkampf über einen Zaun zu tänzeln.
Nevada Smith ist ein klassischer Rachefilm, angesiedelt in den 1890ern. McQueen verliert als Nevada Smith seine Eltern an kaltblütige Mörder. Er findet daraufhin den einzigen Sinn in seinem Leben darin, die Mörder seiner Eltern zur Strecke zu bringen. In ca.
125 Minuten klettert Nevada Smith Balkone hoch, verführt Frauen, springt wieder hinunter, verfällt dem Glückspiel, prügelt sich mit anderen Männern, wird von Frauen verführt, reitet Pferde, schießt anderen in die Kniescheibe, bricht das Gesetz, wird vom Gesetz verfolgt, und so weiter und so fort.
Filme wie dieser sind sicherlich aus der Zeit gefallen. Das Western-Genre bietet heute Filme mit viel komplexeren Charakteren und Geschichten. Dennoch finde ich, kann man diesen Film durchaus genießen, wenn man ihn nicht ganz so ernst nimmt und ihn vor allem im O-Ton anschaut. Das wahre Cowboy-Gefühl kommt nur, wenn in Kalifornien auch Englisch gesprochen wird.