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Workshop-Reihe des Niederdeutschen Schauspiels
Interessierte sind herzlich willkommen!
Im Januar fand der erste Workshop einer neuen WorkshopReihe unter dem Titel ‚Ik du wi. Ich Du wir‘ unter der Leitung von Nora Hecker (Dramaturgie und Theatervermittlung) in den Proberäumen des Oldenburgischen Staatstheaters statt.
Wie die bereits bekannten Platt'n Studios kooperierte hier die niederdeutsche Sparte mit der Theatervermittlung. Die Zusammenarbeit der beiden Sparten soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden. Ausgeschrieben sind die Workshops für Menschen mit und ohne niederdeutsche Sprachkenntnisse ab 16 Jahren. Ziel des offenen Formates ist es, Menschen für die niederdeutsche Sprache und das Theaterspielen auf Plattdeutsch zu interessieren und bestenfalls für zukünftige Inszenierungen und Projekte mit Bürger:innen am Oldenburgischen Staatstheater zu gewinnen.
Im Januar-Workshop haben insgesamt 15 Männer und Frauen teilgenommen, darunter erfahrene Theaterspieler:innen, die bereits in nieder- und hochdeutschen Inszenierungen auf der Bühne standen, neugierige Neulinge und Menschen, die früher mal Theater gespielt haben und „es nochmal probieren“ wollten. Die Altersspanne reichte von Ende Zwanzig bis über Sechzig, die Berufsgruppen von der Kindergärtnerin über den Logistiker und die ehemalige Intensivschwester bis hin zur Agraringenieurin. Gemein waren den Teilnehmenden eine große Offenheit und Spielfreude. An drei aufeinanderfolgenden Abenden haben sie unter der Leitung von Dramaturgin und Theaterver- mittlerin Nora Hecker in den Räumen der Theatervermittlung gespielt, gedacht und gelacht. Menschen, die sich nie zuvor begegnet sind, wurden innerhalb kürzester Zeit zu einer funktionierenden Gruppe, in der vertrauensvoll gearbeitet und improvisiert werden konnte.
Ungefähr die Hälfte der Teilnehmenden waren „Native Speaker“ , die das Plattdeutsch quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben: Die Eltern oder Großeltern haben seit ihrer Kindheit Zuhause auf Plattdeutsch mit ihnen kommuniziert und für viele schien das Sprechen dieser Sprache mit einem Gefühl von Heimat und Familie verbunden zu sein.
Einige Teilnehmende konnten das Plattdeutsche gut verstehen, aber nicht fließend sprechen, andere kamen das erste Mal ganz konkret damit in Berührung. Es war überraschend, wie gut die Kommunikation zwischen Hoch- und Plattdeutsch in den verschiedenen Übungen auch für die diejenigen funktionierte, die mit der niederdeutschen Sprache noch nicht vertraut waren.
„ Am besten hat mir die Spontaneität in dem Workshop gefallen.“
„Das Niederdeutsche hätte gern noch mehr mit einfließen können. Ich war selbst verwundert, dass ich ziemlich viel verstanden habe. Das war allerdings auch davon abhängig, welches Plattdeutsch aus welcher Gegend gesprochen wurde.“
„ Sich ausprobieren in ganz unterschiedlichen Rollen - ganz entgegen der eigenen Natur – machte Spaß!
„Das unkomplizierte Miteinander hat mir gut gefallen!“
„Da das Niederdeutsche in kleinen Stückchen vorkam, war es für mich als Anfänger mit Vorkenntnissen genau richtig.“
„Die Zeit während des Workshops ist einfach im Flug an mir vorbei gegangen und ich habe meine sportlichen Fähigkeiten wieder gefunden.“
„ Gerne mehr solcher offener Angebote! Sonst hat man selten die Gelegenheit, einfach mal unverbindlich reinzuschnuppern. Ich komme wieder!“
Für den zweiten Workshop in den Osterferien suchen wir noch interessierte Menschen ab 16 Jahren, die Lust haben, sich unter professioneller Anleitung auf der Bühne auszuprobieren. Mit oder ohne Theatererfahrung, Plattdeutsch sprechend oder nicht – jede:r ist willkommen. Im Vordergrund steht das gemeinsame Spielen! Weitere Workshop werden in der nächsten Spielzeit angeboten werden.
Für besonders Interessierte besteht die Möglichkeit, in der kommenden Spielzeit in einem größeren Projekt oder einer Inszenierung mit anschließenden Aufführungen am Oldenburgischen Staatstheater mitzuwirken. NH
Leitung Nora Hecker
Termine 27. – 31. März 2023, 17 Uhr – 21 Uhr im Probenzentrum des Oldenburgischen Staatstheaters
Infos & Anmeldung staatstheater. de/programm/theaterclubs/jugendclubs/ich-du-wir nora.hecker@staatstheater.de
Der Geruch des Krieges.
In der Exhalle wird der Ukraine-Krieg fühlbar.
Der Krieg hat einen Geruch. Wer im Frieden lebt und aufgewachsen ist, kennt diesen Geruch vermutlich nicht. Vermittelt davon erfahren lässt sich in Lukasz Lawickis Stück ‚14 Tage Krieg. Eine Momentaufnahme‘ Eine der Interviewpartnerinnen Lawickis, die Englischlehrerin Yuna aus Irpin, berichtet: „Es roch nach Rauch, Knochen, nach Öl und Angst, nach Stille, Schreien, nach Allem. Wenn ich von Geruch spreche, meine ich das nicht im Sinne der Wahrnehmung als Geruchssinn. Ich meine das gesamte Gefühl. Das Gefühl auf deiner Haut, weil du nicht geduscht und nicht geschlafen hast. Das Gefühl, betrunken zu sein, obwohl du nichts getrunken hast.“ Der Regisseur Lukasz Lawicki ist in die Ukraine gefahren, um Stimmen wie die Yunas einzufangen. Und er hat versucht, den Geruch des Krieges mitzubringen nach Oldenburg. In einem Marmeladenglas, das Veronique Coubard, die seine Inszenierung trägt, an den Bühnenrand der Exhalle stellt. Sie schraubt es nicht auf, lässt niemanden daran riechen. Aber sie berichtet, dass der Geruch durch den Transport schon deutlich schwächer geworden ist.
Lukasz Lawicki machte sich auf den Weg von Oldenburg in die Ukraine, um dort zwei Wochen zu verbringen. Viele Menschen haben den Weg in die andere Richtung genommen, sind vor dem Krieg geflohen und können schon seit Monaten nicht zurück. Auch Zoya Laktionova floh im Frühjahr 2022 aus Mariupol zu- nächst nach Österreich. Auch sie hat versucht, einen Geruch mitzunehmen, künstlerisch einzufangen und mit der neuen Realität zu konfrontieren – den Geruch des Friedens. In ihrer Videoarbeit „Remember the smell of Mariupol“ erzählt sie durch die Überlagerung mehrerer Ebenen von dem Versuch, Kindheitserinnerungen mit der Kriegsrealität, das Leben im Exil mit dem Sterben Zuhause zusammenzubringen. Über die österreichische Landschaft legen sich alte Familienfotografien, dann ein Text, der ein weiteres Foto beschreibt, ein Foto aus dem nun kriegszerstörten Mariupol. Der Versuch, diese Ebenen zusammenzubringen, muss scheitern. Alle Ebenen bleiben gleichzeitig anwesend. Zoya Laktionovas etwa fünfminütige Arbeit war am 21. Januar im ersten „Technical Showroom“ in der Exhalle zu sehen und ist weiterhin auf der Website der Künstlerin abrufbar. Sie war einverstanden damit, „Remember the smell of Mariupol“ in diesem Kontext zu zeigen, weil sie es mochte, wie Lukasz Lawicki über seine Erfahrungen in der Ukraine sprach. Und wie er versucht seine Erinnerungen an diese Zeit mit dem Publikum zu teilen. VK
14 Tage Krieg. Eine Momentaufnahme‘ am 14.02. um 20 Uhr Technical Showroom mit wechselnden Inhalten und Themen ab Januar 2023 an jedem zweiten Samstag im Monat, 10 – 14 Uhr, Eintritt frei
Literaturrätsel
Hallo? Ah, jetzt höre ich dich! Hallo meine Liebe, wir haben uns ja nun schon lange nicht gesehen, was machen die Kinder? Ach ja, und Fredericks neuer Job? Ja, wie schön für euch. Bei mir? Ja bei mir ist auch viel los, jede Menge, so auf meine alten Tage.
Du wirst es nicht glauben: Letztens habe ich wieder eines von Ihnen gesehen. Diesmal war es in den Morgenstunden. Es ist ja unglaublich nebelig hier und ich sah gerade aus dem Fenster, ob der Milchmann eventuell heute mal früher kommen würde – ich hatte keine Milch für den Tee mehr und Tee ohne Milch, das geht nicht.
Jedenfalls stand ich am großen Fenster in der Küche und sah diesen bläulichen Lichtschein herunterfallen. Nein, nicht wie bei diesen neuartigen Straßenlaternen, das war viel heller, nun hör mir doch mal zu. Und dann sah ich hoch in den Himmel und – es war ja neblig, ich konnte es nur vage erkennen – es war eine fliegende Untertasse! Also fast eine Untertasse, eher rechteckig diesmal. Ich würde schätzen bestimmt 30 mal 60 Fuß groß. Es war recht weit weg, deswegen konnte ich nicht viele Details ausmachen. Nein, wie ich dir schon sagte, Tiffany, das denke ich mir nicht aus! Versetze dich doch mal in deren Lage, wenn ich einen fremden Planeten beobachten wollen würde, käme ich auch immer morgens im Nebel angedampft.
Ich war deswegen natürlich auch direkt auf der Polizeiwache, also nachdem der junge Henry mit der Milch endlich gekommen war, so etwas muss ja gemeldet werden!
Ich habe direkt dem Inspektor davon erzählt und der hat sich wie immer eine Notiz gemacht. Ein netter Herr, und er betont gern, wie geflissentlich meine Sichtungen niedergeschrieben werden. Manchmal scheint mir, dass er die Sache nicht recht erst nimmt. Aber umso mehr ist es wichtig, dass ich meine Erlebnisse auf der Polizeiwache vortrage. Die hier vor Ort geben sicher alles weiter an den Secret Service und der wird sich sicher bei mir melden, wenn ein kritischer Punkt erreicht ist. Denk, was du denkst, aber ich weiß, was ich gesehen habe! Naja, aber der gute Mr. Thomas kam danach auch noch vorbei und bestätigte mir, dass man die Angelegenheit auf der Wache ganz sicher im Auge behält. Was für ein netter junger Mann! Ich wünschte, so jemand würde sich melden, um bei mir in der Stube oben einzuziehen. Hatte ich das überhaupt erzählt? Die steht ja leer und dem
R Tsel
Balkon kann man sowieso nicht benutzen, wegen der ganzen Güterzüge. Ja, und da dachte, ich vielleicht könnte ich so ja ein bisschen meine Rente aufbessern. Ich hoffe nur, da melden sich anständige Leute, mein Häuschen hier neben den Bahnschienen ist ja vielleicht nicht so attraktiv für die jungen Leute. Aber was soll, abwarten und Tee trinken! Oh, es klingelt an der Tür, tschüss, Tiffany, da muss ich aufmachen gehen! JD
Haben Sie das Stück und die Figur erkannt? Die Lösung finden Sie auf der letzten Seite.