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Regie-Labore im Technical Ballroom

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Gesprächsstoff

Gesprächsstoff

Im Kern zielt das Programm des Technical Ballrooms auf die Entwicklung künstlerischer Ansätze, die neue Perspektiven für die Darstellenden Künste für junges Publikum aufzeigen. Es ist daher nur folgerichtig, dass nun auch der künstlerische Nachwuchs die Möglichkeit bekommt, im Technical Ballroom zu experimentieren. Wir haben die RegieStudierenden des Thomas Bernhard Institut der Universität Salzburg Mozarteum eingeladen, um zunächst in Workshops die Möglichkeiten des Technical Ballrooms kennen zu lernen. Anschließend konnten sich die jungen Regisseur:innen mit eigenen Projekt-Entwürfen bewerben, die sich mit der digitalen Lebenswirklichkeit junger Menschen auseinandersetzen. Die Forschungsfrage dabei: Wie lassen sich junge, an digitale Medien gewohnte Menschen, animieren, in eine ästhetische Kommunikation zu treten?

Ausgewählt wurden zwei Projekte, die nun in die Probenphase eintreten und am 26. Februar zur Premiere kommen.

Are You Still Watching

Ein narratives Experiment von Carla Maria Schmutter

Ab 15 Jahren

In der persischen Mythologie droht der Prinzessin Scheherazade die Hinrichtung. Es sei denn sie schafft es, ihr Publikum 1001 Nächte lang mit ihren märchenhaften Geschichten zu fesseln.

Aber könnte sie in unserer Welt der reizüberflutenden Simultanbeschallung überleben? Um eine Antwort zu finden, wird in diesem Projekt der Technical Ballroom zum Versuchslabor der Aufmerksamkeitsspanne. Alle, die schon einmal beim Fernsehen gleichzeitig durch Instagram gescrollt sind, ahnen, wie stark der mediale Wandel unsere Auf-

Keep calm and listen

Das 4. Sinfoniekonzert ist very british merksamkeitsspanne beeinflusst hat. Welche Information über welches Medium erreicht die meiste Aufmerksamkeit? Wann muss mal Ruhe sein? Und welche flashy FX sind einfach sick? gen kannst wie eine Biene. Und das tust Du auch. Fliegst aus dem Kinderzimmer hinaus in den Sommerhimmel – mitten hinein in eine rote, dicke Blüte. Herrlich. Doch plötzlich alles weg. Denn jetzt kommt Level 2! Du musst es rechtzeitig in die Schule schaffen. Jetzt renn so schnell Du kannst! Geschafft. Du bist in Level 3. Ist denn das ganze Leben nur ein Spiel? Gemeinsam mit den Spieler:innen erschaffen die Zuschauer:innen eine fantastische Welt, in der die Geschichte eines Jungen erzählt wird, der tapfer den Schwierigkeiten seines Lebens trotzt. Das schwierigste Level wartet dabei ganz am Ende: das Einschlafen, denn am nächsten Tag fängt das ganze Spiel wieder von vorne an.

In dieser Show nutzen zwei Spieler:innen alle Mittel der Mediengeschichte, um Stories zu erzählen. Ist das Publikum desinteressiert, kann es per Knopfdruck das Spiel beenden und die nächste Story beginnt.

Regie: Carla Maria Schmutter

Video und

Animation: Michelle Claus, Julian Dornhäuser

Mit: Yasin Özen, Victoria Kraft

Premiere: 26.2.2013 um 20 Uhr in der Exerzierhalle

Weitere Vorstellungen: Mo, 27.2.2023, 20 Uhr

Dienstag, 28.2.2023, 20 Uhr

Biene im Kopf Von Roland Schimmelpfennig Ab 6 Jahren

In der Schule wirst du gemobbt, die Eltern kümmern sich nicht um Dich, du bist sehr oft auf dich allein gestellt. Heute morgen ist alles anders, alles schön. Du wachst auf, und die Sonne scheint. Du merkst, dass Du flie -

Regie: Lea Oltmanns

Ausstattung/Video: Thorben

Schumüller

Mit: Anna Seeberger, Tobias Schormann, Payam Yazdani Premiere: 26.2.2013 um 16 Uhr in der Exerzierhalle Mo, 27.2.2023, 10:30 Uhr Dienstag, 28.2.2023, 10:30 Uhr MG

Fish & Chips, Regen, das Königshaus, Five O’Clock Tea – das sind Dinge, die den meisten Menschen direkt in den Sinn kommen, wenn sie an England denken. Werden solche Assoziationen auf den Bereich der Musik beschränkt, fallen möglicherweise Bandnamen wie ‚The Beatles‘ oder ‚Queen‘. Und wenn dann noch einmal der Fokus auf „klassische“ Musik gelegt wird, werden meist die Namen von Benjamin Britten, Henry Purcell und Edward Elgar genannt. Dass nur so wenige britische Komponist:innen außerhalb des Vereinigten Königreichs bekannt sind, liegt auch daran, dass sie sogar im eigenen Land lange Zeit wenig Beachtung fanden. Stattdessen wurde die musikalische Aufmerksamkeit dem Kontinent gewidmet, von wo regelmäßig Komponist:innen, Instrumentalist:innen sowie Sänger:innen Reisen nach Großbritannien unternahmen. Erst an der Wende zum 20. Jahrhundert und unter dem Einfluss des namhaften Kompositionslehrers Charles Villiers Stanford am Londoner Royal College of Music entstand eine größere Gruppe an bekannt gewordenen Komponist:innen. Unter der Leitung des britischen Gastdirigenten Christopher Ward wird nun das 4. Sinfoniekonzert ganz im Zeichen seines Heimatlandes stehen: Neben der 1. Sinfonie von Edward Elgar werden Werke zweier hierzulande eher unbekannter Komponisten zu hören sein – die Ouvertüre ‚Satyricon‘ von John Ireland und das Cellokonzert ‚Oration‘ von Frank Bridge. Der Titel ‚Satyricon‘ lässt an den Roman des römischen Senators Titus Petronius Arbiter denken: zu Recht. Denn auch wenn keine Szenen aus Petronius‘ Werk explizit in die Musik übersetzt wurden, so lieferte der Roman Ireland dennoch entscheidende Inspiration.

Einen starken Kontrast dazu bildet Frank Bridges Cellokonzert ‚Oration‘. In diesem Werk verarbeitet der Komponist seine düsteren Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg. Als Trauerrede konzipiert „spricht“ das Cello mal voller Hoffnungslosigkeit, mal wütend über die Sinnlosigkeit des Krieges.

Ein Werk in Anlehnung an Beethovens ‚Eroica‘ plante Edward Elgar als seine 1. Sinfonie und schlug dann doch andere Wege ein, die ihn erst nach zehn Jahren zum Ziel führten: Als er sie 1908 öffentlich in Manchester vorstellte, war das Publikum so begeistert, dass bereits bei der zweiten Aufführung (zugleich die erste Aufführung in London) Hunderte von Menschen an den Türen abgewiesen werden mussten. Und auch die Begeisterung des Dirigenten Hans Richter war nicht gerade von britischer Zurückhaltung, als er sich 1908 vor die Londoner Symphoniker stellte: „Meine Herren, lassen Sie uns nun die größte Sinfonie der Gegenwart proben, geschrieben vom größten lebenden Komponisten – und zwar nicht nur dieses Landes.“ MT

Florestan und Eusebius — ein „Schelmenpaar“

Um als Musikkritiker aus unterschiedlichen Perspektiven Komponisten und Werke beleuchten zu können, setzte Robert Schumann 1831 das literarische „Schelmenpaar“ Florestan („der Wilde“) und Eusebius („der Milde“) in die Welt. Schumann sah in ihnen seine eigene –zwischen analytisch-ernsthaft und temperamentvoll-phantasierend – schwankende Doppelnatur verkörpert. Einmal etabliert, überdauerten die beiden Freunde die Zeiten und fanden 2001 ein neues gemeinsames Hobby: Vergessene Koffer längst verstorbener Komponisten aufzuspüren und beim Auspacken aus deren Leben und von spannenden Fakten der Musikgeschichte zu erzählen. Ihr jüngstes Fundstück ist ein Koffer von Gioacchino Rossini, in dem wieder einmal ziemlich kuriose Dinge zu finden sind …

Im Familienkonzert packen Professor und Maestro diesmal über Rossini aus.

Florestan zieht eine Karte aus dem Koffer: „Einladung zur Soirée am kommenden Samstag …“

Eusebius Da kann ich nicht.

Florestan … dem 29. Mai 1845.

Eusebius Oh, da konnte ich auch nicht.

Florestan Da haben Sie etwas verpasst. Die Soiréen bei Rossini waren legendär und die Einladungen schwer gefragt. Es wurde musiziert und gekocht und viel geplaudert. Rossini war ein sehr unterhaltsamer Mensch, dem man gerne stundenlang zuhörte.

Eusebius Tja, und da Rossini mit 37 Jahren aufhörte, Opern zu komponieren, hatte er ja jetzt viel Zeit, solche Abende auszurichten.

Florestan Er lebte doch noch vierzig Jahre ... da hat er doch sicher noch komponiert?

Eusebius Keine Opern. Aber anderes, vor allem ganz viele Klavierstücke. „Alterssünden“ nannte er einige.

Florestan HA!

Eusebius Professor, Sie sind heute so impulsiv!

Florestan Jetzt weiß ich wieder, was es mit den Erbsen von vorhin auf sich hat. Natürlich, die gehören zu Rossinis Alterssünden! Da müssten doch auch noch … er wühlt im Koffer Wusste ich es doch: Butter, Radieschen, Gurken … er zieht eine Flasche hervor, begeistert: … und „Rhizinusöl“.

Eusebius Professor, Ihr Picknick sollten Sie vielleicht noch eine Stunde verschieben.

Florestan Das sind Klavierstücke! Der humorvolle Rossini nannte sie „Die kleinen Erbsen“, „Die Radieschen“, „Butter“, „Die Gürkchen“ ...

Eusebius angewidert Darüber hat er ja wohl nicht geschrieben?

Florestan Doch: ein Klavierstück!

Eusebius Alptraum!

Florestan Darüber auch.

Eusebius Jetzt reicht es! Wir sollten den Koffer für heute schließen!

Florestan Aber nur bis zum Konzert am Sonntag! Da haben Sie ja wohl Zeit … ST

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