StartupValley Events

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Startup Valley

Europas großes Magazin für Start-ups, Gründer und Entrepreneure

01/2020

WE THINK GLOBAL

The Founder Magazine

Events

Titus Dittmann

Ein Pionier auf vier Rollen


Frauen brauchen mehr Mut und Selbstvertrauen, ihren beruflichen Wünschen treu zu bleiben und auch männlich dominierte Berufe zu ergreifen. Die herCAREER unterstützt sie auf diesem Weg mit vielen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und Unterstützern. Ich bin begeistert vom Netzwerk der Messe, deren Besuch sich jede Frau unbedingt vormerken sollte. Ich bin gerne als Table Captain und Speakerin mit dabei und freue mich auf den Austausch. Dr. med. Dilek Gürsoy Herzchirurgin und Medizinerin des Jahres 2019 – sie setzte als erste Frau in Europa einem Patienten ein komplettes Kunstherz ein.

29. - 30. Oktober 2020 - MTC, München Die Karrieremesse für Absolventinnen, Frauen in Fach- & Führungspositionen und Existenzgründerinnen www.her-CAREER.com // #herCAREER

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über Aussteller & Partner

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

TABLE CAPTAIN

PD Dr. Elke Holst Research Director of Gender and Diversity Studies der DIW Econ, langjährige Forschungsdirektorin und Leiterin des DIW Berlin

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

Salome Preiswerk Mitgründerin von Whitebox, einen der führenden bankunabhängigen digitalen Vermögensverwalter Deutschlands

Nicole Riggers Aufsichtsrätin der IKB Deutsche Industriebank AG, Gründerin der ICF „Initiative Chancengleichheit für Frauen“, Mentorin bei „Woman into Leadership e. V.“

Sponsor

Hauptmedienpartner

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

Dr. Katarzyna MolWolff Chefredakteurin, Verlegerin und Geschäftsführerin EMOTION Verlag GmbH

© Henning Photographie

Robert Franken Digitaler Potenzialentfalter, Gründer der Initiative Male Feminists Europe

anerkannte Bildungsveranstaltung**

10,- €

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

Beate Sander Börsenbuch-Autorin zahlreicher Neuerscheinungen. Mit 59 Jahren begann sie, in Aktien zu investieren. Heute ist sie 81 und Aktien-Millionärin.

Caroline Nichols Gründerin & Geschäftsführerin der 3Bears Foods GmbH in München, eines der erfolgreichsten Food Start-up, bekannt aus der TVSerie „Die Höhle der Löwen“. © Sung-Hee Seewald Fotografie

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

450

über Role Models, Insider & Expert*innen

© DIW Berlin / B. Dietl

© Martina Goyert

über rund Vorträge & Diskussionen MeetUps & Talks mit im Auditorium Role Models & Insidern

für ein 1-TAGES-TICKET beim Messe-Ticket-Kauf unter her-career.com/ticketshop Studierende & Absolvent*innen erhalten kostenlosen Eintritt nach Online-Registrierung und Vorlage ihres gültigen, personalisierten Studentenausweises vor Ort.

Ausstellerspektrum:

SPEAKER & TABLE CAPTAIN

Prof. Heidi Stopper TopmanagementCoach & Beraterin, ehem. Vorstand im MDAX, Autorin und mehrfache Beirätin

Existenzgründung // Arbeitgeber // Vereinbarkeit // Netzwerke // Geld & Finanzen // Weiterbildungsangebote * kostenfreie Anreise für Studierende & Absolvent*innen, mehr Infos unter her-career.com/FlixBus ** Die Messe ist als Bildungsveranstaltung in mehreren Bundesländern anerkannt: her-career.com/Bildungsurlaub

29. Okt. 2020 Der Netzwerkevent mit über 45 Table Captains! Anmeldung unter her-career.com/atNight


EDITORIAL

Liebe Leserinnen liebe Leser, Ich freue mich Ihnen die zweite Ausgabe des StartupValley Events präsentieren zu dürfen! In dieser Ausgabe lesen Sie die Erfolgs Geschichte von Titus Dittman. Titus Dittmann wird gern als „Vater der deutschen Skateboard-Szene“ bezeichnet. Der 71-Jährige ist jedoch viel mehr als das: Unternehmer und Social Entrepreneur. Doch alle seine Aktivitäten vereint ein Merkmal: Es dreht sich um die vier Rollen, die für Dittmann das Leben bedeuten. Weitere Details verrät der junggebliebene Macher im Interview. Die StartupValley Events wird ab sofort auf allen wichtigen Startup-Events, in Gründerzentren und an Hochschulen kostenlos verteilt. Unter www.startupvalley.news/de/svevents können Sie das Magazin ab sofort als PDF-Download kostenlos herunterladen, auch ist das StartupValley Events z.B. auf readly.com, issuu.com, yumpu.com etc. verfügbar und so kostenlos einem Millionenpublikum zugänglich. Klein und handlich, praktisch für Unterwegs, das ist das Neue StartupValley Events, das „StartupValley Magazin to Go“ extra für Events und Gründerzentren konzipiert, praktisch zum Mitnehmen bei gleichem hochwertigem Content. Ihre Sabine Elsässer

Cover-Foto: © Rene Golz

äss Sabine Els

Sabine Elsässer CEO & editor in chief

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Impressum

Anzeigen

Founder & Publisher: Markus Elsässer Editor in Chief: Sabine Elsässer (V.I.S.D.P.) Redaktion: Pamina Fabienne Elsässer Geschäftsführer: Sabine Elsässer

Anzeigenleitung: Edeltraud Richter Media-Beratung: Viola Höhler Tel.: +49 (0)7231 - 7760106 Mail: werbung@startupvalley.news

Verlag: StartupValley Media & Publishing UG (haftungsbeschränkt) Blücherstr. 32 - DE-75177 Pforzheim Registergericht: Amtsgericht Mannheim Registernummer: HRB 726461 Ust-Ident-Nummer: DE309755082

Die Inhalte des StartupValley sind urheberrechtlich geschützt, alle Rechte liegen beim Verlag StartupValley Media & Publishing UG (haftungsbeschränkt) Vervielfältigung oder Nachdruck bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

Tel.: +49 (0)7231 - 6035228 E-Mail: redaktion@startupvalley.news

Autoren und Interviewpartner sind im Sinne des Presserechts selbst für Ihre Aussagen und Empfehlungen verantwortlich. Die Aussagen von Autoren und Interviewpartnern spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlags wieder.

Das neue StartupValley Magazin ab sofort in der DACH Region im Zeitschriftenhandel, als PDF-Download oder bequem als Jahres-ABO

Anzeigen- und Redaktionsschluss ist der 13.03.2020 Die nächste Ausgabe des

StartupValley Events erscheint am 29.03.2020

THE FOUNDER MAGAZINE

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Die Goldene Bar Ungewöhnliche Bar mit guten Cocktails und Terrasse. [myLike anzeigen]

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Eisbach Wave

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Restaurant Tempel Munich, Germany Authentische asiatische Küche (Vietnamesisch), gut

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176 m

Activities

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WELT

Ungewöhnliche Bar mit guten Cocktails und Terrasse. Sonntag Nachmittag im Sommer draußen super chillig!

Restaurant Tempel Munich, Germany

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Mittag Essen Asiatisch

Die Goldene Bar Munich, Germany

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Munich, Germany Stehende Welle mitten in der Stadt. Bekannt durch

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Die Goldene Bar Munich, Germany Ungewöhnliche Bar mit guten Cocktails und Terrasse

WELT

Shopping

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Mittag Essen Asian

Authentische asiatische Küche (Vietnamesisch), gutes Mittagsmenü. Gerade neu renoviert und schön stimmungsvoll eingerichtet.

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165 m See Water Unusual

Restaurant Tempel Munich, Germany Authentic Vietnamese food, good for lunch. Recently

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Eisbach Wave Munich, Germany Standing wave in the middle of the city. Well known for

Map data ©2016 Google

9:41 AM AM 9:41

Shopping

Die Goldene Bar Munich, Germany Unusual bar with great cocktails and terrace.

176 m Midday Eat Asian


Foto: © Stefan Lehmann

INHALT 01/2019

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EDITORIAL......................................................................................3

Stellschrauben für New Work......................................................28

IMPRESSUM...................................................................................3

Imposanter Start, bahnbrechendes Ende...................................30

INHALT............................................................................................5

Eigenlob stinkt nicht!...................................................................33

Mehr als 10.000 Bestellungen pro Tag.........................................7

Karriere klingt nach Hamsterrad................................................34

PFANDSYSTEM FÜR TAKE-AWAY-VERPACKUNGEN..........................7

Mind the Gap...............................................................................36

CityLoop und M-TRIBES schließen Entwicklungspartnerschaft.....7

Wer entscheidet, gewinnt!...........................................................38

Volkswagen eröffnet im Silicon Valley neues Kompetenzzentrum.8

6 Schritte, um dein Leben von Grund auf zu ändern.................40

Schluss mit Everybody’s Darling.................................................10

Verkaufen durch Beziehungen....................................................42

Nico Rosberg wird neuer Löwe...................................................12

Rechtliche Anforderungen an Onlineshops.................................45

TABUTHEMA INSOLVENZ.............................................................14

Female Founders .......................................................................48

Vom Foodtruck zum Teig-Startup................................................16

Was Reiche ihren Kindern beibringen.........................................54

Christian Miele neuer Präsident des Startup-Verbandes............18

Future Mobility.............................................................................58

Ein Pionier auf vier Rollen...........................................................21

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Frauen brauchen mehr Mut und Selbstvertrauen, ihren beruflichen Wünschen treu zu bleiben und auch männlich dominierte Berufe zu ergreifen. Die herCAREER unterstützt sie auf diesem Weg mit vielen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und Unterstützern. Ich bin begeistert vom Netzwerk der Messe, deren Besuch sich jede Frau unbedingt vormerken sollte. Ich bin gerne als Table Captain und Speakerin mit dabei und freue mich auf den Austausch. Dr. med. Dilek Gürsoy Herzchirurgin und Medizinerin des Jahres 2019 – sie setzte als erste Frau in Europa einem Patienten ein komplettes Kunstherz ein.

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Nicole Riggers Aufsichtsrätin der IKB Deutsche Industriebank AG, Gründerin der ICF „Initiative Chancengleichheit für Frauen“, Mentorin bei „Woman into Leadership e. V.“

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© Henning Photographie

Robert Franken Digitaler Potenzialentfalter, Gründer der Initiative Male Feminists Europe

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10,- €

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Beate Sander Börsenbuch-Autorin zahlreicher Neuerscheinungen. Mit 59 Jahren begann sie, in Aktien zu investieren. Heute ist sie 81 und Aktien-Millionärin.

Caroline Nichols Gründerin & Geschäftsführerin der 3Bears Foods GmbH in München, eines der erfolgreichsten Food Start-up, bekannt aus der TVSerie „Die Höhle der Löwen“. © Sung-Hee Seewald Fotografie

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SHORTCUT

Foto/Quelle: © Startup Communication e.K.

Mehr als 10.000 Bestellungen pro Tag

Foto/Quelle: © reCup GmbH

BitterLiebe ist ein Startup, das Bitterstoffe aus Naturkräutern in Form von Pulver, Tee und Tropfen in ihrem Onlineshop anbietet. Mit ihrer Idee konnten die beiden Gründer Andre Sierek und Jan Stratmann Judith Williams im Gründerformat „Die Höhle der Löwen“ überzeugen. Die Investorin sicherte sich für 200.000 Euro 20 Prozent des Startups. Auf ihren Auftritt in der Show arbeiteten die Gründer monatelang lang hin – denn der Peak an Bestellungen sollte logistisch so kundenfreundlich wie möglich gestaltet werden.

PFANDSYSTEM FÜR TAKE-AWAY-VERPACKUNGEN REBOWL KOMMT Seit drei Jahren revolutioniert RECUP nun schon den Coffee-to-go Markt durch Pfandbecher. Bei bereits mehr als 3500 Ausgabestellen deutschlandweit kann man seinen Coffee-to-go im Pfandbecher von RECUP mitnehmen und wieder abgeben, um nicht zum Einwegbecher greifen zu müssen. Doch Kaffee ist nicht das einzige Produkt, bei dem der To-Go-Lifestyle an Beliebtheit gewinnt. Take-Away-Essen ist praktisch, einfach, flexibel – und verursacht jährlich große Mengen an Müll in Deutschland. U m seinen Impact zu vergrößern, war RECUP deshalb bereits Anfang 2019 klar, dass es noch einen Schritt weiter gehen möchte: REBOWL, das Pfandsystem für Take-AwayVerpackungen, stellt die nachhaltige Alternative zu herkömmlichen To-GoEinwegverpackungen dar und spart damit auch im Food-Sektor Ressourcen ein.

CityLoop und M-TRIBES schließen Entwicklungspartnerschaft Das Geschäftsreise-Startup CityLoop und der Hamburger MobilitySoftwarespezialist M-TRIBES haben eine Entwicklungspartnerschaft geschlos­sen, um die Buchungsplattform und Smartphone Apps des Ride-Sharing-Anbieters CityLoop -mit M-TOOLS als wichtige zusätzliche Technologie-Komponentekunden­freund­lich zu designen und mit exklusiven Funktionalitäten weiterzuentwickeln. Der auf Mittelstrecken fokussierte, Business-Fahrservice CityLoop folgt dem Prin­­zip des Linienverkehrs und vermittelt als Reisebüro preisgünstig Sitzplätze in Oberklasse-Limou­ sinen. Die Loop genannten kreisförmigen Strecken verbinden Hotspots wie Flughäfen und Großunternehmen und werden von ausgewählten, erfahrenen Chauffeur­serviceUnternehmen vielfach am Tag zu festen Zeiten abge­fahren. Nach dem Erprobungs­betrieb, auf der Route zwischen Walldorf und dem Frankfurter Flughafen, nimmt CityLoop nun den zügigen Ausbau des Streckennetzes in Deutschland und ins angren­zen­­de Ausland in Angriff. „Für Unternehmen und ihre reisenden Mitarbeiter stehen Flexibilität und Zuverlässigkeit bei Geschäftsreisen im Mittelpunkt. Beim Aufbau und der zügigen Skalierung eines fahr­plan­basierten Ride-SharingDienst mit erstklassigem Service, kommt der technolo­gischen Platt­ form in der Flottensteuerung und den internetbasierten Buchungssystemen und Smart­phone Apps -als Schnittstelle zum Kunden hin- eine äußerst wichtige Bedeutung zu“, kommentiert Jörg Mayer, Gründer und CEO der CityLoop Travel GmbH: „Mit M-TRIBES als neuem Ent­ wicklungspartner und M-TOOLS als eine wichtige zusätzliche Technologie-Komponente, sind wir in der Lage, unseren Kunden zügig nicht nur ein außergewöhnliches Fahrerlebnis, sondern auch optimale und komfortable Mobilitätslösungen für Web und Smartphone zu bieten!“

THE FOUNDER MAGAZINE

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Volkswagen eröffnet im Silicon Valley neues Kompetenzzentrum

Seinen Sitz wird das Kompetenzzentrum (Center of Excellence) im Innovation and Engineering Center der Volkswagen Group of America im kalifornischen Belmont vor den Toren San Franciscos und damit im Silicon Valley haben. Noch in diesem Jahr sollen 50 bis 100 Experten für die Systemtechnik und Systemarchitektur ihre Arbeit im Kompetenzzentrum starten. Volkswagen Autonomy wird in den USA sämtliche für das Projekt relevanten Technologie-Partnerschaften des Volkswagen Konzerns nutzen. Das erklärte Ziel: Bis zur Mitte des

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Jahrzehnts sollen autonome Systeme zur Marktreife gebracht werden. „Mit unserem Volkswagen Autonomy Center im Silicon Valley erschließen wir einen der weltweit größten Talentpools für autonome Technologien und vernetzen ihn mit der globalen Ausrichtung unseres Unternehmens und der Erfahrung aus acht Jahrzehnten im Automobilbau“, sagt Alexander Hitzinger, Geschäftsführer der Volkswagen Autonomy GmbH. „Wir werden die Ergebnisse dieser Arbeit in all unsere Konzernmarken transferieren und dabei die technischen Herausforderungen und finanziellen Hürden bewältigen, um unser Versprechen einzulösen, das autonome Fahren Realität werden zu lassen.“ Die Volkswagen Autonomy GmbH hat derzeit bereits Büros in Wolfsburg und München. Neben dem neuen Standort in Kalifornien soll zudem schon bald ein weiteres Kompetenzzentrum in China eröffnet werden. Die vier Zentren werden im Bereich

StartupValley Events 01/2020

des autonomen Fahrens alle Entwicklungsarbeiten des Volkswagen Konzerns bündeln und koordinieren. Der Volkswagen Konzern geht davon aus, dass die ersten Anwendungen für autonome Fahrzeuge im gewerblichen Bereich verfügbar sein werden. VWAT wird vor diesem Hintergrund entsprechende Seriensysteme entwickeln, die dann in Volkswagen Nutzfahrzeuge integriert werden. Etwa als autonome Taxis oder Lieferwagen im Stile des bereits als Studie vorgestellten ID. BUZZ01 und ID. BUZZ CARGO01 mit vollelektrischem Antrieb. „Mit Volkswagen Autonomy etablieren wir ein technologisches Kraftpaket, das das Know-how eines der weltweit größten Automobilhersteller mit der Kultur und den agilen Arbeitstechniken des Technologiesektors vereint,“ so Alexander Hitzinger. „Wir möchten die beste Kombination aus Hardund Software anbieten – integriert in ein Paket, das unseren Kunden lebensverändernde Vorteile bietet.“

Foto/Quelle: © VOLKSWAGEN AG

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ie 2019 gegründete Volkswagen Autonomy GmbH (VWAT) wird in Kalifornien ein neues Kompetenzzentrum zur Erforschung und Entwicklung autonomer Fahrzeuge eröffnen. Das gab Volkswagen heute im Rahmen der Consumer Electronics Show 2020 (CES) in Las Vegas bekannt. Das neue Kompetenzzentrum ist Teil einer global agierenden Konzerngesellschaft, um weltweit selbstfahrende Systeme zu realisieren.


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Schluss mit Everybody’s Darling Warum wir besser leben, wenn wir uns nicht mehr für andere verbiegen

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Text: Cartsen K. Rath

arsten K. Rath, Unternehmer und „Rockstar“ der Grand-Hotellerie, hat sein 10. Buch veröffentlicht. Mit seinem aktuellen Buch „Schluss mit Everybody’s Darling“ will er Menschen keinen Erfolgsratgeber an die Hand geben. Rath empfiehlt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und nicht den Erfolg, den andere bereits hatten, anzustreben. Carsten K. Rath spricht aus Erfahrung. Sein beruflicher Einstieg im Alter von 17 Jahren als Azubi im Hotelfach war alles andere als positiv, danach wusste er aber zumindest, wie man etwas nicht macht, und ging zielstrebig seinen Weg. Rath sagt heute, es hat sich noch niemand nach oben gekuschelt, und Erfolg funktioniert nicht ohne Reibung und ohne zu polarisieren.

Foto: stock.adobe.com © nd3000

Es gibt aktuell viele gute Beispiele von Menschen, die sich von ihrem Weg nicht abbringen lassen: Philipp Plein, dessen Mode laut, unangepasst und erfolgreich

ist und den es herzlich wenig interessiert, dass das nicht jedem gefällt. Stéphanie Watine Arnault, Nichte des LVMH-Chefs, die Luxus anders definiert und mit ihrem Online-Start-Up Clos19 die Marken, die zum Konzern gehören, zu neuem Leben erweckt. Toni Piëch, der sogar seinem Familiennamen neuen Drive gibt mit dem Mark Zero, einem Elektrosportwagen, mit dem er Produktzyklen der alteingesessenen Automobilindustrie durchbricht und E-Mobilität neu denkt. Irene Forte, Tochter des Hoteliers Sir Rocco Forte, die mit charmanter Vehemenz ihren Vater von ihren Ideen und Visionen überzeugt und diese auch durchsetzt. Oder Elena Berton, italienische Modedesignerin in München, die sagt, dass das Sterben kleiner Manufakturen auch bedeutet, dass unsere Kultur stirbt und deshalb nur in kleinen Manufakturen produzieren lässt.

Wer erfolgreich sein will, kuschelt sich nicht nach oben Carsten K. Rath hat sich den Luxus geleistet, kein Opportunist oder „everybody’s darling“ zu sein. Er hat polarisiert und

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Fotos: Andor Schlegel Fotografie

SCENE INSIGHT

war dennoch oder gerade deshalb erfolgreich. Er sagt: „Wer erfolgreich sein will, kuschelt sich nicht nach oben.“ In seinem Buch beschreibt er die Typen des ErfolgsOpportunisten, die wissen, welche Knöpfe sie zu drücken haben, um zu bekommen, was sie wollen. Opportunismus ist jedoch durchschaubar und führt nur kurzfristig zum Ziel. Und übertragen auf die Welt von Social Media bringt er seine These auf den Punkt: „Opportunisten machen Selfies, Individualisten treffen Entscheidungen.“ Bei der Betrachtung wahrhaft erfolgreicher Menschen stellen wir fest, dass keiner sich nach oben gekuschelt hat. Erfolg erfordert Ecken und Kanten, Standfestigkeit und zu seiner Meinung zu stehen. Alles andere macht den Menschen vielleicht beliebt, allerdings auf einer Ebene, auf der er nicht ernst genommen wird.

Sich selbst treu bleiben Wer sich dabei ertappt, dass er um des lieben Friedens und der Harmonie willen oder weil er die Anerkennung anderer Menschen

sucht, ständig anders agiert und lebt, als er es nach innerster Überzeugung tut, hat Handlungsbedarf. „Polarisieren heißt nicht, Entscheidungen davon abhängig zu machen, ob andere sie richtig finden. Es heißt, Entscheidungen zu treffen, mit denen wir uns selbst radikal treu bleiben. Selbstwirksamkeit ist ein Signal für Erfolg. Und diese Selbstwirksamkeit erfordert Vertrauen – in sich selbst, aber auch ein grundsätzliches Vertrauen in die Welt, mit der wir es zu tun haben“, erläutert der Autor. Ein selbstwirksamer Mensch wird von den Erfolgen anderer motiviert und ist begeisterungsfähig, wo andere skeptisch sind und der Opportunist neidisch wird. Deshalb sagt Rath: „In diesem Sinne können wir jetzt und heute aufhören, es allen recht zu machen. Schluss mit Everybody’s Darling – Erfolg ist einzig und allein das, was uns selbst entspricht!“

Carsten K. Rath Der Entrepreneur Carsten K. Rath ist Vortragsredner und Autor zu den Themen Service-Excellence und Leadership. Sein Publikum fasziniert er mit seinem authentischen Stil: treibend, humorvoll, begeisternd. Mehr zum Autor unter dem Link: www.carsten-k-rath.com

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Foto: TVNOW / Team Nico Rosberg /Julian Bogner

Nico Rosberg wird neuer Löwe

I

m Januar 2020 beginnen die Dreharbeiten für die achte Staffel „Die Höhle der Löwen“ – und das mit einem neuen Investor: Neben Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel, Judith Williams, Nils Glagau, Georg Kofler und Dagmar Wöhrl stößt Nico Rosberg zum Löwen-Rudel bei VOX hinzu. Der 34-jährige, ehemalige deutsche Rennfahrer Nico Rosberg holte sich 2016 den Weltmeister-Titel der Formel 1, beendete seine Motorsportkarriere und ist seitdem als Investor und Unternehmer im Bereich der grüneren Mobilität aktiv. Nico Rosbergs erstes Investment war das Silicon-ValleyUnternehmen Chargepoint, welches heute das weltweit größte Ladestationen-Netzwerk für Elektro-Autos bereitstellt. Parallel folgten unter anderem Beteiligungen an der internationalen Rennserie für Elektroautos Formel E und an Deutschlands führenden Flugtaxi-Start-ups.

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Außerdem übernahm Nico Rosberg einen Großteil des Engineering-Unternehmens TRE, das sich auf die Entwicklung von Autofahrwerken spezialisiert hat. Seit Mai 2019 ist Nico Rosberg auch ein Gründer: Das GREENTECH FESTIVAL in Berlin möchte seine Besucher für nachhaltige Technologien begeistern und dazu ermutigen, sich vermehrt für den Erhalt des Planeten einzusetzen. Mit 35.000 Besuchern und der Partnerschaft mit dem Formel-E-Rennen war es eine erfolgreiche Erstausgabe. Darüber hinaus ist Nico Rosberg aktuell als Botschafter des CO2-neutralen Fernverkehrs der Deutschen Bahn unterwegs. Neben seinem bestehenden TV-Engagement als Formel-1-Experte für RTL wird Nico Rosberg bei Deutschlands erfolgreichster Gründershow „Die Höhle der Löwen“ nach der Aufzeichnung im Frühjahr erstmals im Spätsommer 2020 auch bei VOX im TV zu sehen sein.


Nürnberg, Germany

25.– 27.2.2020

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TABUTHEMA INSOLVENZ W

Text: Elisa Lutz

ie viele Startups werden ein Erfolg? Und wie viele schaffen es nicht? Je nachdem, welche Statistik man dazu befragt, bekommt man eine andere Antwort. Eines steht aber fest: Die Mehrheit der Startups scheitert früher oder später. Viele setzen sich nicht als langfristig erfolgreiches Unternehmen durch. Obwohl das Scheitern somit ein genauso alltägliches Phänomen ist wie eine Neugründung, wird darüber wesentlich weniger gesprochen. Aus verständlichen Gründen hängt niemand seine Insolvenz an die große Glocke. Weil weniger darüber gesprochen wird, wird aber auch weniger darüber informiert. Was bei einem rechtlich so heiklen Thema sehr schade ist. Die Wahrheit ist, dass die Angst vor der Insolvenz im Alltag vieler Gründer ein ständiger Begleiter ist. Die Gefahr des finanziellen K.O.s hängt wie ein Damoklesschwert über vielen Startups. Da sie oft von Anfang an auf Fremdkapital angewiesen sind - ob Investoren, Darlehen von der Bank oder andere Schulden – geraten sie in finanzielle Abhängigkeiten und gehen hohe Risiken ein. Meistens wird zuerst Geld ausgegeben, bevor welches verdient werden kann, da man investieren, Strukturen aufbauen, Produkte entwickeln muss usw. Und wer schon an der finanziellen Klippe steht, stürzt leichter ab. Sei es, weil die Einnahmen nicht laufen, die Kosten unerwartet in die Höhe schießen oder eine sicher geglaubte Finanzierungsrunde platzt. Bei jungen Unternehmen ohne Rücklagen kann jeder Rückschlag die Firmenzahlen in eine Schieflage bringen. Und was passiert, wenn kein Geld mehr übrig ist? Dann kommt das Schreckgespenst Insolvenz.

Was ist eine Insolvenz und wann tritt sie ein? Als Insolvenz bezeichnet man die Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners. Das Insolvenzrecht bietet

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Verfahren an, um die Gläubiger des Schuldners gemeinschaftlich zu befriedigen, indem das Vermögen des Schuldners verwertet wird. Das Insolvenzverfahren kann über das Vermögen jeder natürlichen oder juristischen Person eröffnet werden. Insolvenzfähig sind somit z. B. Einzelunternehmer genauso wie eine GmbH, UG(haftungsbeschränkt) oder GbR. Es gibt mehrere Gründe für die Eröffnung einer Insolvenz: 1. Es tritt Zahlungsunfähigkeit ein oder 2. drohende Zahlungsunfähigkeit. Bei juristischen Personen (z.B. GmbH und UG) gibt es als 3. Grund noch die Überschuldung nach Insolvenzrecht. Zahlungsunfähig ist ein Unternehmen in der Regel, wenn die Zahlungen eingestellt wurden, weil es nicht mehr in der Lage ist, seine fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Von drohender Zahlungsunfähigkeit spricht man, wenn der Schuldner voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, die bestehenden Zahlungspflichten im Zeitpunkt der Fälligkeit zu erfüllen. Also wenn schon am Monatsanfang abzusehen ist, dass die am Monatsende fälligen Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können. Eine Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt und die künftige Lebensfähigkeit des Unternehmens nicht mehr gegeben ist. Man nennt das eine negative Fortführungsprognose.

Wer kann, wer muss einen Insolvenzantrag stellen? Der Schuldner muss bei Eintritt der Zahlungsunfähigkeit einen schriftlichen Insolvenzantrag beim Amtsgericht stellen. Auch das Vorliegen der Überschuldung löst die Insolvenzantrags-pflicht aus. Bei Nichterfüllung der gesetzlichen Pflicht drohen Insolvenzverschleppung und Schadensersatzansprüche. Auch Gläubiger dürfen einen Insolvenzantrag für ihren Schuldner stellen, wenn sie ein berechtigtes Interesse an der Insolvenzeröffnung haben und sie den Insolvenzgrund ebenso wie die Forderung


SCENE INSIGHT

nachweisen können. Nicht selten ist es z. B. der Fall, dass Krankenkassen bei nicht gezahlten Sozialversicherungsbeiträgen der Mitarbeiter für die säumigen Unternehmen Insolvenz anmelden. Besteht drohende Zahlungsunfähigkeit, die der Schuldner durch Aufstellung seines Finanzplanes erkennt, ist nur er berechtigt einen Antrag zu stellen. Verpflichtet ist er in diesem Fall nicht. Meistens kann er dadurch aber eine positive Ausgangslage für die Sanierung des Unternehmens erreichen. Es ist nämlich auch möglich, dass eine Insolvenz nicht zur Auflösung des Unternehmens führt, sondern zum Wiederaufbau im Rahmen einer Sanierung. In die Insolvenzmasse, die zum Ausgleich der Schulden verwertet wird, fällt das zum Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens vorhandene Vermögen und das Vermögen, das im Zeitraum des Verfahrens erworben wird. Das Insolvenzverfahren führt ein vom Gericht bestellter Insolvenzverwalter, der sich in dieser Zeit um die finanziellen Angelegenheiten des Unternehmens kümmert.

Fazit: Um dieser Problematik bestmöglich aus dem Weg zu gehen, ist es wichtig, dass Startups eine detaillierte Finanz- und Liquiditätsplanung führen. Wenn die finanzielle Schiefla-ge bereits eingetreten ist, ist es notwendig, einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater zu Rate zu ziehen, der dem Unternehmen hilft, die rechtliche Situation richtig einzuordnen und ggf. notwendige Schritte in die Wege zu leiten. Insolvenz muss dabei nicht immer scheitern bedeuten und scheitern nicht immer das Ende aller unternehmerischen Erfolge. In den Autobiographien erfolgreicher Spitzenunternehmer ist doch immer auch ein Kapitel über ihre gescheiterten Projekte enthalten, in dem sie die Lehren aus diesem Scheitern als Treppenstufe zu ihrem Erfolg darstellen. Es gibt ein Leben nach der Insolvenz.

Elisa Lutz Steuerberaterin, Dipl. Finanzwirtin(FH), Inhaberin der Kanzlei Lutz Steuerberatung in Stuttgart, Spezialisiert auf innovative Unternehmen, Dozentin und Mentorin u. a. der StartupAutobahn

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Vom Foodtruck zum Teig-Startup

A

nfang 2015 tüfteln die LizzaGründer Marc Schlegel (32) und Matthias Kramer (33) an einer gesunden Pizza. Ihre Leinsamenpizza “Lizza” vertreiben sie auf Wochenmärkten und Festivals. Die Nachfrage nach der LowCarb-Pizza war groß. So groß, dass sich das Geschäft bald vom Foodtruck in eine eigene kleine Teigproduktion mit Onlineversand wandelte. Über den Onlineshop und Social Media verbreitete sich Lizza Anfang 2016 rasant und binnen weniger Wochen konnte Lizza Pizzaböden im Wert von mehr als 70.000 Euro verkaufen.

Die Höhle der Löwen Das fanden auch “Die Höhle der Löwen” Investoren Maschmeyer und Thelen appetitanregend und investierten im September 2016 zusammen 150.000 Euro in das

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StartupValley Events 01/2020

Frankfurter Food Startup. Während der Ausstrahlung brach Lizza alle SendungsRekorde. Weit über 20.000 Bestellungen gingen in den Tagen nach Ausstrahlung ein und bescherten Lizza bereits im ersten Geschäftsjahr einen Millionenumsatz. Auch die Supermärkte wurden auf Lizza aufmerksam und binnen weniger Monate war Lizza in über 3.000 Märkten bundesweit erhältlich.

Herausforderndes Wachstum Das schnelle Wachstum brachte aber auch einige Herausforderungen mit sich, allen voran das Management der Liquidität, den Umzug der gesamten Firma in eine neue Fabrik, die Suche nach Fachkräften und nicht zuletzt auch die Entwicklung zahlreicher neuer Lizza- Produkte wie Pasta, Toasties sowie Brot und Brötchen.


SCENE INSIGHT Von Pizza zum LowCarb-Sortiment Aus der ursprünglichen Lizza-Pizza ist in wenigen Jahren ein echtes Vollsortiment an Low- Carb-Brot und Backwaren erwachsen, das den sport- und fitnessbegeisterten Kunden rund um die Uhr zu jeder Mahlzeit begleitet. Dabei kommen die glutenfreien und nährstoffreichen Lizza-Produkte bei einer immer größer werdenden Fan-Community an. Davon zeugen über 130.000 SocialMedia-Follower und mittlerweile weit über 250.000 Bestellungen im Onlineshop.

Exit an Strategen

Die Lizza-Gründer Marc Schlegel und Matthias Kramer sind von der Zusammenarbeit überzeugt: “Wir freuen uns sehr, mit CREMER einen weitsichtigen und international erfahrenen Strategen für unser Geschäft gewonnen zu haben”. Auch Frank Thelen pflichtet bei: “Die Symbiose aus agilem Startup und erfahrenem Marktführer ist für die weitere Wachstumsreise perfekt”. Carsten Maschmeyer: „Marc und Matthias haben in den letzten Jahren beeindruckende Erfolge erzielt. CREMER ist der ideale Partner für die nächste Wachstumsphase.“ Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Foto/Quelle: © Lizza GmbH

Nun hat das Hamburger Familienunternehmen CREMER, das seine Venture Capital Aktivitäten unter dem Dach des bridges+links Family Venture Networks – einem Zusammenschluss von eigentümergeführten Familienholdings und Family Offices – bündelt, die Mehrheitsanteile an Lizza übernommen. „Lizza bedient mit seinem Produktportfolio den wachsenden Markt gesunder und nachhaltiger Lebensmittel. Mit unserer langjährigen Expertise im Bereich Getreide und unserem weltweiten Handels-Netzwerk können wir den Erfolg von Lizza optimal unterstützen und gemeinsam das Geschäft ausbauen“, so Prof. Dr. Ullrich Wegner, CEO der Peter Cremer Holding GmbH & Co. KG.

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Christian Miele neuer Präsident des Startup-Verbandes

Das neue Präsidium und der geschäftsführende Vorstand bestehen aus insgesamt 38 Personen, allesamt bekannte Vertreter des deutschen Startup-Ökosystems, Gründerinnen und Gründer, sowie Investorinnen und Investoren. Ein wichtiges und eindeutiges Zeichen setzt der Startup-Verband auch in puncto Geschlechtergerechtigkeit: Sowohl dem geschäftsführenden Vorstand als auch dem Präsidium gehören gleich viele Frauen wie Männer an. Eine vollständige Liste der gewählten Personen in Präsidium und geschäftsführenden Vorstand finden Sie weiter unten.

Christian Miele, neuer Präsident des Startup-Verbandes: „Ich bedanke mich stellvertretend für das gesamte neue Präsidium

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und den geschäftsführenden Vorstand, welches heute gewählt worden, ist für das entgegengebrachte Vertrauen. Wir sind als Team angetreten und werden in der kommenden Zeit den StartupVerband auch als Team zu neuen Erfolgen führen. Ich möchte auch stellvertretend für das neue Team dem alten Vorstand unseren Dank aussprechen vor sieben Jahren die Idee gehabt zu haben den StartupVerband zu gründen und seitdem nicht die Ausdauer verloren zu haben ihn zu dem aufzubauen was er heute ist. Ab morgen werden wir an dieser Arbeit anknüpfen: Wenn wir uns als Land nicht den grundlegenden Veränderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, stellen und dabei jungen Startups die Rahmenbedingungen geben, die sie brauchen, dann verlieren wir unsere Wettbewerbsfähigkeit. Ich und der gesamte Startup-

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Verband werden alles darangeben, dass es dazu nicht kommen wird.“

Florian Nöll, ehemaliger Vorsitzender des Startup-Verbandes: „Ich wünsche Christian Miele viel Kraft und Beharrlichkeit für seine anstehenden Aufgaben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einem die politischen Mühlen als Gründer viel zu oft viel zu langsam mahlen. Ich weiß aber, dass Christian und das neue Präsidium sowie geschäftsführender Vorstand alles haben, was es für diesen Job braucht. Wenn ich auf die vergangenen sieben Jahr zurückblicke bin ich stolz auf das von uns Erreichte. Ich weiß aber auch, welche Herausforderungen nun noch vor uns liegen. Es ist gut, dass sich Christian und sein Team jetzt mit frischen Elan daran macht, Deutschland als Tech- und Startup-Standort zu etablieren. Es gibt noch viel zu tun.“

Foto/Quelle: © Bundesverband Deutsche Startups e.V.

Das Präsidium wählte wiederrum einen geschäftsführenden Vorstand, welchem der neue Präsident des Startup-Verbandes, Christian Miele, vorstehen wird. Zugleich verabschiedete die Mitgliederversammlung ausscheidende Vorstandsmitglieder, wie den langjährigen Vorsitzenden Florian Nöll, der bereits vor einem Jahr angekündigt hat nicht mehr zur Wahl anzutreten und sich neuen Herausforderungen zu widmen. Florian Nöll führte den StartupVerband seit seiner Gründung im Jahr 2012.


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Ein Pionier auf vier Rollen Titus Dittmann

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Foto: © Titus 1930 Model A Hot Rod_Credit Stefan Lehmann

Text: Simone Best


Foto: © Rene Golz

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T

itus Dittmann wird gern als „Vater der deutschen Skateboard-Szene“ bezeichnet. Der 71-Jährige ist jedoch viel mehr als das: Unternehmer und Social Entrepreneur. Doch alle seine Aktivitäten vereint ein Merkmal: Es dreht sich alles um das Deck, das für Dittmann das Leben bedeutet. Weitere Details verrät der junggebliebene Macher im Interview.

Von der Rolle

Die Faszination fürs AsphaltSurfen als Startschuss Titus Dittmann wuchs im Westerwald auf und absolvierte ein Lehramtsstudium. Zum Ende seines Studiums machte er eine Begegnung, die sein ganzes Leben formen sollte. Er führt im Interview aus: „1977 im Studium habe ich eine Gruppe von Skateboardern am Aaseehügel in Münster gesehen, es ausprobiert und war sofort fasziniert. Was daraus geworden ist, ist ja bekannt.“ Dittmann beginnt sein Referendariat am münsterschen Wilhelm-Hittorf-Gymnasium. Er ist so begeistert von den Skateboards, dass er kurzerhand eine Skateboard-AG an der Schule gründet. Gar sein 2. Staatsexamen widmete er dem Thema „Skateboarding im Schulsportunterricht“. Etwa zur gleichen Zeit eröffnete er im Keller in seinem Zuhause

Foto: © Stefan Lehmann

Es gibt kein heute ohne das Vergangene. Blicken wir für einen Moment zurück ins Jahr 1977. Es ist ein Jahr, welches wie kaum ein anderes Repräsentant für den Terrorismus der RAF ist. Darüber hinaus stirbt Elvis Presley, der für die einen als musikalischer Revolutionär galt und von den anderen verteufelt wurde. Verteufelt wurde im gleichen Jahr auch ein Sportgerät, das ähnlich wie Presley Sinnbild der Nonkonformität werden sollte: das Skateboard. Die Bundesregierung bezeichnete sie als „gefährliche Rollbretter“ weswegen ein Verbot angestrebt wurde. Im gleichen Jahr beginnt Titus Dittmann, der

erst mit 29 Jahren die Liebe zum Skateboard fand, die Bretter mit ihren vier Rollen aus Kalifornien nach Deutschland zu importieren. Es sollte sich als ungeahnter Geniestreich herausstellen.

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Foto: © Namibia Skateparkeröffnung Titus_Credit skate-aid

90 Millionen Euro pro Jahr sind bis zu 550 Mitarbeiter beteiligt. Weltweit ist der ExLehrer bekannt, der zugleich Münster ins Spotlight rückt. Die besten Skater auf dem Globus reisen in den 1980er- und 1990erJahren nach Münster zu den von Dittmann organisierten Meisterschaften. Sogar ein ein „Monster Skateboard Magazin“ und der „TITUS Magalog“ kommen auf den Markt, in denen sich alles um die Rollbretter und die dazugehörige Mode dreht. Titus-Läden poppen in Großstädten auf und Kommunen erkennen, dass Skateboards mehr als nur ein sportlicher Mode-Gag sind. Wie Elvis Presley sollten sie die Sportlandschaft verändern. Die Kommunen verändern infolgedessen ihre Gemeinden: Sie schaffen Raum fürs Skateboarden, indem sie Skateparks bauen.

Einfach im Flow

in Münster einen der ersten SkateboardLäden innerhalb Europas überhaupt: „Titus Rollsport“. Anfang der 1980er Jahre hatte die westfälische Stadt dank ihm einen der ersten deutschen Skateparks. Dort fand 1982 auch der erste „Monster Mastership“ statt, der später als Weltmeisterschaft sogar die Westfalenhallen in Dortmund füllte.

Rolling Life, Ruling Business Dittmanns „TITUS ROLL SPORT“ avanciert zur führenden Skateboard-Marke in Europa. Die Entscheidung liegt daher nah, den Beamtenjob gegen die ungebremste Leidenschaft für die vier Rollen einzutauschen. Nun ist aus dem ehemaligen Lehrer ein Voll-Unternehmer geworden. Zur TitusErfolgsgeschichte gehören in Spitzenzeiten Marktanteile von 95 %. Er schafft Arbeitsplätze, denn an seinem Umsatz von bis zu

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Niemand hätte vermutlich geahnt, welche Ausmaße Dittmanns Leidenschaft fürs Skateboarding nehmen sollte. Er selbst beschreibt den Weg zu seiner Unternehmensgründung so: „Das (die Unternehmensgründung) war weniger eine bewusste Entscheidung, mehr eine dynamische Entwicklung. Aus dem Ansatz „Ich will nur meine Schüler mit Skateboard-Equipment versorgen“ entstand irgendwann der erste Laden. Ich hab meinen Job als Lehrer an den Nagel gehängt und bin Unternehmer geworden.“ Er war einfach „im Flow“ und ist seiner Passion mit Passion nachgegangen. Doch um im Flow zu sein, sind einschlägige Persönlichkeitsmerkmale erforderlich. Genau hier liegt für Dittmann auch einer der Gründe, warum die Gründerkultur in Deutschland nicht so richtig in die Gänge kommt: „Es ist schön, dass sich was tut, gerade in der Startup-Szene. Aber eine richtig starke Gründerkultur sehe ich in Deutschland nicht. Viele junge Menschen scheuen heute das Risiko Unternehmer zu werden, finden die sicheren Jobs als Angestellte attraktiver. Wir tun aber auch in der Kindheit und Jugend zu wenig, um den Unterneh-


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Widerstand ist da, aber er ist zwecklos Bei Dittmann sieht alles so leicht aus. Seine Biografie gleicht einer Erfolgsgeschichte ohne Makel. So manch einer könnte meinen, der Mann wäre nur zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee gekommen. Wer dies glaubt, macht es sich einfach. Dittmann musste kämpfen – jeden Tag und mit ganzem Elan. Er unterscheidet sich nicht von anderen erfolgreichen Gründern und Unternehmern, wenn er bemerkt: „Da hat mich nichts beeinflusst. Stand was im Weg, habe ich es weggeräumt. Ich wollte mein Ding machen. Widerstände gehören dazu. Aber die kann man überwinden. Und wenn sie überwunden sind, vergesse ich sie und schaue nach vorne.“ Diesen Spirit trägt der 71-Jährige noch heute in sich, weswegen er noch immer engagiert bei der Sache ist. Einen ganz normalen Alltag beschreibt er so: „Er beginnt früh und endet spät. Zig Aufgaben und Themen, die ich abarbeite und die hinzukommen. Ich bin eigentlich immer beschäftigt. Aber so will ich es auch, weil es so viel Spaß macht. Schon Konfuzius hat ja gesagt: Such dir einen Job, der dir Spaß macht und du wirst nie mehr arbeiten müssen.“

Franchising fürs Firmenwachstum Titus Dittmann hat sich für seine Shops für ein Franchise-System entschieden. Nach

seinen Aussagen ist diese Entwicklung einfach so passiert. Der Grund dafür lag in der Anfangszeit in einem Geldmangel. Wie so vielen anderen Gründern auch mangelt es an den monetären Ressourcen. Franchising war somit ein gutes Mittel, um ein rasches Firmenwachstum zu ermöglichen. Um den Geist der Titus-Shops zu bewahren, werden die Franchisenehmer noch immer akribisch ausgesucht. Dittmann sagt: „Die müssen für die Idee des Business und die Produkte genauso brennen wie ich und in derselben ästhetischen Gesinnungsgenossenschaft leben.“

Vier Rollen als Lifechanger Für Dittmann waren und sind die vier Rollen ein echter Lifechanger – für sich selbst und für andere. Im Leben des Mannes, der nur noch sonntags zum Brötchen holen aufs Skateboard steigt, hat sich viel verändert. Sein Unternehmen wird inzwischen in der zweiten Generation geführt. Darüber hinaus engagiert er sich für gemeinnützige Zwecke im Rahmen seiner Stiftung skateaid. Für Dittmann ist das Social Entrepreneurship eine Herzensangelegenheit. Zu seiner Bedeutung merkt er an: „Ganz einfach: Soziale Belange mit unternehme-

Foto: © Stefan Lehmann

mergeist zu fördern. Das fängt damit an, dass Kinder immer weniger erwachsenenfreie Räume zum selbstbestimmten Lernen haben. Eltern, Schule & Co. geben alles vor. So wird es schwer, nötige Fähigkeiten wie Mut, Biss, Frustrationstoleranz, intrinsische Motivation, Begeisterung, Leistungsbereitschaft, Leidensfähigkeit und dergleichen mehr im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung auszuprägen. Und das alles braucht ein Unternehmer, um aus seiner Idee ein Business zu machen und einen Weg mit Höhen und Tiefen zu gehen.“

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Foto: © Titus Dittmann

rischen Mitteln lösen. Ein Social Business geht gesellschaftliche Problemstellungen an und nutzt dazu alle kreativen Möglichkeiten des klassischen Business. Eine super Kombination!“ Der Vollblut-Unternehmer und Skater mit Herz war für skate-aid von Afghanistan über Afrika bis Syrien unterwegs. Die Bewohner dieser Kriegs- und Kriesengebiete kennen viel Leid. Dittmann hat überall vor Ort eindrucksvolle und überraschende Erfahrungen gemacht: „Es war alles sehr beeindruckend für mich, viel Gastfreundschaft. Und die Kids trotz allem mit großer Unbefangenheit und Freude, gerade beim Skateboarden. Das war sehr prägend.“

Teil des Wandels sein Titus Dittmann hat über die Jahre viel Wandel miterlebt. Manch einen könnte dieser einschüchtern, aber bei dem SkateboarderUrgestein ist dies nicht so. Er weiß, dass es keinen Stillstand gibt. Alles verändert sich. Dittmann führt an: „TITUS gibt es ja gerade mal 40 Jahre. Wandel ist permanent. Alles geht weiter, verändert sich. Aufs und Abs gehören dazu, sind völlig normal. Man

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muss die Chancen, die der Wandel mit sich bringt, erkennen und nutzen. Heute redet alles von der Digitalisierung. Ich war schon sehr früh ein Pionier im e-Commerce.“ Dieser Spirit zur Akzeptanz des Wandels und des Risikos zeigt sich auch in den anderen Sportarten, die Dittmann faszinieren: Snowboardfahren, Fallschirmspringen, Fliegen und natürlich Motorsport.

Lernen von den Großen Titus Dittmann ist es wichtig, dass es in Deutschland einen Gründernachwuchs gibt. Gern hat er daher drei Tipps für angehende Gründer parat: „1. Mach dein Ding, lass dir nicht reinreden, aber trag auch die Verantwortung, wenn’s schief geht! 2. Stärke deine Stärken, steh zu deinen Schwächen! 3. Im Leben und im Business gilt: Immer einmal öfter aufstehen als hingefallen sein. Denn nach dem Hinfallen muss das Aufstehen und Nochmalversuchen kommen.“

In diesem Sinne: Rauf aufs Board und keep pushing


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Stellschrauben für New Work

N

ew Work. Wie werden und wie wollen wir zukünftig arbeiten? Bürowände einreißen, um kommunikativer agieren zu können? Die Hierarchien am besten gleich mit? Frischer Wind durch agile Arbeitsweisen? Arbeiten wann und wo man will? Muss alles umgebaut, alles anders, alles auf den Kopf gestellt werden? Die Frage ist vor allem: was passt für wen und für welches Unternehmen? Gibt es die eine Lösung? Ich bin der aktuellen New Work Dynamik auf den Grund gegangen und habe für mein Buch „New Work. Unplugged“ mit unterschiedlichsten Unternehmen über ihre Ansätze und Wege gesprochen. Mit dabei waren unter anderem Riesen wie Bosch, BMW

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Foto: © Kerstin Sarah von Appen

Text: Kerstin Sarah von Appen

und T-Systems, Unternehmen der Digitalszene wie Flixbus, trivago und traumferienwohnungen.de, sowie Unternehmen aus der Finanz- und Immobilienwirtschaft. Und so vielfältig die Einblicke waren, so vielfältig sind auch die gewählten Wege. Denn ein Patentrezept gibt es nicht. Ein paar Stellschrauben hingegen schon. Von den Stellschrauben für New Work, die ich während meiner Recherchen entwickelt habe, stelle ich hier Sinn, Agilität, Führung und Kreativität vor.

Stellschraube Sinn Stabilität und Planbarkeit? Adé. Woher soll man in der aktuellen Dynamik noch wissen, welcher Weg der richtige ist? Entscheidender, als den Weg in allen Einzel-

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heiten zu kennen, ist die Vision, wo es hingehen soll, der Sinn. Wer sind wir? Was macht uns aus? Wofür stehen wir? Was treibt uns an? Die Antworten auf diese Fragen machen das große Ganze deutlich und machen den Kontext des Handelns klarer – für das Unternehmen, einzelne Abteilungen, für Führungskräfte und Mitarbeiter. So lassen sich Fragen nach Zielen, Strategien, Aufgaben, passenden Kennzahlen präziser beantworten. Positiver Nebeneffekt: Hat das Handeln Einzelner bisher oft mit dem Streben zu tun, den eigenen Bereich, die eigene Macht zu optimieren, wandelt sich dies in Unternehmen, die den Sinn in den Mittelpunkt stellen.

Stellschraube Agilität Beschleunigung, zunehmende Themenfülle, schnelles Reagieren. Statt auf klassisches Projektmanagement setzen viele Unternehmen verstärkt auf agile Arbeitsweisen. Beachtenswert sind die positiven „Begleiterscheinungen“: gemeinsam getragene Verantwortung, Experimentieren, mehr umsetzen als planen, Fortschritte in kurzen Zyklen, sich auf Veränderungen einlassen – dabei stets den Kunden im Fokus. Viele berichten davon, dass durch agile Arbeitsweisen Ziele sinnvoller


geplant und komplexe Themen verständlicher heruntergebrochen werden, Wissen unterstützend geteilt wird und Meetings mehr Spaß machen. Verantwortung wird in agilen Teams weder nach oben noch nach unten abgegeben, denn für das Vorankommen sind alle verantwortlich. Diese Haltung bringt mit sich, dass Abteilungsgrenzen eingerissen werden, dass hierarchisches Denken abnimmt. Jetzt aber alles agil zu machen, weil man glaubt, agil sei hip, funktioniert nicht. Es geht darum zu erkennen, welche Pain Points es gibt und was anders werden soll. Dabei schauen, wo es wirklich passt und wie die neuen Arbeitsweisen eingeführt werden.

Stellschraube Führung Das Verhältnis zwischen Führung und Selbstorganisation verschiebt sich, ein neues Führungsverständnis ist gefragt. Führungskräfte werden in Zukunft stärker als bislang eine orientierende, begleitende und vernetzende Rolle wahrnehmen. Sie werden zu Enablern, indem sie von Kontrolle auf Empowerment umschalten mit einer empathischen, coachenden Haltung auf Augenhöhe: Zusammenarbeit und Entwicklung statt Hierarchie und Machtausbau. Manche Unternehmen probieren neue Modelle aus, bei denen persönliche und fachliche Führung separiert werden. Die fachliche Führungskraft nimmt sich unternehmerischer Entscheidungen, Themen wie Produktentwicklung, Zahlen, Daten und Fakten an, während sich die persönliche Führungskraft um Kompetenz- und Karrierethemen kümmert. Auf diese Weise soll der persönlichen

Foto: © Kerstin Sarah von Appen

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Der Schlüssel zum Erfolg ist die Einstellung. und der Teamentwicklung ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet werden wie fachlichen Themen.

Stellschraube Kreativität Mutig neue Ansätze ausprobieren, offen auch ungewohnten Ideen und Perspektiven begegnen – Kreativität ist hierfür eine entscheidende Stellschraube, um passende Lösungen für New Work zu entwickeln. Seien es neue Arbeitszeit- oder Raumkonzepte, neue Arten zu Lernen oder neue Führungsmodelle. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Einstellung: Spaß an Kreativität, spielerische Zusammenarbeit und Experimentierfreude, Ohr und Herz nah am Kunden, gemeinsames Gestalten

von Entwicklungen und Veränderungen. Für alle Stellschrauben gilt: Es bedarf der Bereitschaft und Entschlossenheit der Führungsebene, sich auf neue Wege einzulassen. Nur dann können Entwicklungen und Veränderungen wirklich gelingen. Standardlösungen für New Work gibt es dabei nicht. Deshalb heißt New Work für mich vor allem Best Work: nämlich genau das auf den Weg zu bringen, was nachhaltig hilft, Arbeit besser zu machen. Entscheidend ist die Haltung, mit der man sich auf den Weg begibt: Offenheit für neue Ideen und Möglichkeiten sowie Freude am Ausprobieren.

Kerstin Sarah von Appen Kerstin Sarah von Appen ist Organisations- & Personalentwicklerin. Mit ihrem Unternehmen VON APPEN CONSULTING berät sie Organisationen, Führungskräfte und Teams in Veränderungs-, Wachstums- und Entwicklungsphasen.

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Foto: © Johannes Wosilat

Imposanter Start, bahnbrechendes Ende Wie Sie Meetings erfolgreich beginnen, abkürzen und beenden Warum lahme Meetings lähmen Bloß nicht stark beginnen und schwach enden Text: Uwe-Jürgen Günter-von Pritzbuer „Ein guter Film fängt mit einer Explosion an.“ Dieser Tipp stammt von Billy Wilder, dem berühmten Regisseur. Nicht anders ist das mit einem Meeting: Nicht nur der Start muss imposant sein, auch das Ende bahnbrechend. Der erste Satz erreicht Aufmerksamkeit, der letzte erzielt Aktion und Erinnerung. Doch wie gelingt eine erfolgreiche Besprechung? Und wie kürzen Sie sie passend ab? 82 Prozent aller Formel 1-Rennen werden aus der Pole-Position gewonnen, also dem Startplatz in der ersten Startreihe. Nichts ist schlimmer als ein verplemperter Start. Das gilt auch bei Meetings: Da erlauben sich manche Kollegen einfach zu spät zu kommen, der Verkaufsleiter beschäftigt sich noch mit dem Beamer-Aufbau und

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beschwert sich lauthals, dass der PC nicht funktioniert. Derweil unterhalten sich die Kollegen bei einer Tasse Kaffee über dieses und jenes. Besser wäre doch folgende Situation: Wenn der Raum sich öffnet, dann ist Weihnachten, dann ist Party, dann ist Hochzeit, dann ist die Ouvertüre, der Auftakt. Alles tritt erwartungsfroh und bewundernd herein, man ist schweigend-baff und setzt sich erwartungsfroh an den Tisch. Es ertönt in der völligen, hochachtungsvollen Stille der erste Ton: Das kann Musik sein, ein Paukenschlag, feine Töne, oder ein Ohrwurm. Einen guten Start stellt auch ein kräftiges „Herzlich Willkommen” des Meetingleiters, der Führungskraft oder des Teamvorsitzenden dar.


Workbase Oder wie wäre es mit einem emotional passenden Kurzfilm, Video-Ausschnitt oder Trailer? Am besten wird so ein Intro unterstützt von einer starken Präsentationsfolie, denn das Auge isst mit. Wichtig dabei: Ein Gag darf nicht um des Gags Willen sein. Ein ungewöhnlicher Einstieg muss den Zusammenhang zu den danach folgenden Themen herstellen. Der Anfang darf auch nicht so gut sein, dass der dann folgende Hauptteil in Armseligkeit erstickt. Leider beginnen viele Meetings lahm – durch Mitteilungen, die man schon per Email bekam, allgemeine Umfragen, langweilige administrative Dinge, lästige Monologe. Und die meisten Besprechungen enden banalisierend durch Restfragen, Diverses und einer allgemeinen Aufbruchstimmung. Ein solches Treffen braucht man erst gar nicht einzuberufen. So wie ein guter Vortrag mit einem „Schocker“ beginnt und mit tosendem Beifall endet, muss auch eine gute Besprechung gestaltet sein. Doch mit was können Sie beginnen, was bietet sich an? Nicht immer ist ein Gesprächsthema leicht anzugehen, und darum bedarf es gerade beim Einstieg in schwierige Themen besonderer Aufmerksamkeit. Versuchen Sie es mal mit einer dramatischen oder emotionalen Story, einem außergewöhnlichen Bild, einem Sketch, einem Zitat oder einem zündenden Witz. Bitte vergessen Sie dabei nie, den Bogen zur anschließenden Realität zu schlagen. Versuchen Sie mal den wichtigsten Punkt an den Schluss zu setzen. Dann gibt es nur noch ein „Los geht’s“. Fordern Sie auf, motivieren und mobilisieren Sie. Stellen Sie etwas in Aussicht. Ein gutes Beispiel aus meiner Praxis war eine Führungskraft, die anbot, alle Außendienstwagen zu waschen, wenn das gesteckte Ziel erreicht wird. Und er musste waschen! Bilden Sie einen Zirkelschluss zum Anfang. So binden Sie eine Schleife vom Ende zum Anfang.

Die besten 7 Tipps – Wie Sie Besprechungen erfolgreich abkürzen 1. Schicken Sie allen Teilnehmern vorab eine Agenda mit sämtlichen Punkten der Tagesordnung. Notieren Sie zu jedem Punkt (nach Rücksprache mit den zuständigen Kollegen) eine verbindliche Zeitvorgabe. 2. Stellen Sie sicher, dass alle gut vorbereitet sind. 3. Schreiben Sie auf die Agenda, wer welche Präsentation hält. 4. Übernehmen Sie selbst die Leitung. So bestimmen Sie die Spielregeln. 5. Achten Sie darauf, dass Agenda und Redezeiten genau eingehalten werden. Unterbrechen Sie ausschweifende Teilnehmer. Klartext ist Trumpf, das geht auch höflich: „Das sprengt den Zeitrahmen. Ich schlage vor, diesen Punkt in der nächsten Sitzung abzuhandeln.“ 6. Klären Sie Zweck („Ich habe Sie zusammengerufen, weil…“) und Ziel („Ich erwarte Vorschläge, wie wir…“) der Zusammenkunft gleich zu Beginn. 7. Greifen Sie ein, wenn sich kein Ergebnis abzeichnet. Verläuft die Diskussion im Sand, unterbrechen Sie und führen das Gespräch zum Entscheidungspunkt. Sobald etwas abstimmungsreif ist, lassen Sie abstimmen.

Machen sie sich immer wieder neue Gedanken, wie Sie Meetings organisieren und optimieren. Prüfen Sie rechtzeitig: Ist das Meeting wirklich notwendig? Stellen Sie sicher, dass das Thema den Teilnehmern vorher bekannt ist. Halten Uwe-Jürgen Sie die Tagesordnung kurz, Günter-von Pritzbuer denn lieber ein Thema Uwe-Jürgen Günter-von Pritzbuer ist zum Ergebnis bringen, als Visualisierungsexperte und Vertriebsprofi für emotionale Kommunikation. Er kreiert sich mit zu vielen Agenmaßgeschneiderte und überarbeitet dapunkten zu verzetteln. bestehende Präsentationen. Er hat sich seit mehr als 25 Jahren auf die Bereiche Und bleiben Sie präzise Verkauf und Führung spezialisiert. und sachlich, auch wenn’s www.folienmagie.de mal hoch her geht.

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Stefan Dederichs ist der Glücksmacher. Der heutige Unternehmer, Speaker und Autor blickt auf eine holprige Jugendzeit zurück: Er litt unter Depressionen und hatte keinen leichten Start ins Berufsleben. Er hat es geschafft: zwanzig Jahre galt er als der beste Verkäufer in seiner Branche.

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Foto: © Steffen Loeffler Photography & Film

Stefan Dederichs


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Eigenlob stinkt nicht! Verkäufer sein ist eine echte Herausforderung. Ständig verändert sich der Markt. Der Wettbewerb wird stärker und unsere Ziele werden ständig nach oben korrigiert. Wer es nicht schafft sich selbst zu motivieren, bleibt auf der Strecke.

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Text: Stefan Dederichs

enn du dich nicht lobst, wer soll es denn dann tun? Unser Vorgesetzter? Der Vertriebsleiter, der Gruppenleiter oder gar der Geschäftsführer? Vergiss es! Alle stecken viel zu sehr in ihrem Tagesgeschäft, als dass sie sich um deine Belange kümmern könnten. Ja, ok, es wäre deren Job, nur kannst du dich darauf nicht verlassen. Sonst wartest du vielleicht bis du den ersten Schimmel angesetzt hast. In Wahrheit hast du nur eine Person, auf die du dich verlassen kannst: Und die bist du selbst. Genau da liegt unser Problem. In unsere Kindheit wurden wir viel zu oft mit negativen Glaubenssätzen belastet. Da gab es Sprüche wie „Eigenlob stinkt“, „Bleib‘ mal auf dem Boden der Tatsachen“, „Steh‘ nicht so viel vor dem Spiegel“, „Sei nicht so selbstverliebt“ usw. Alles Aussagen, die wir ständig mit uns herumschleppen und die sich in unserem Unterbewusstsein gefestigt haben. Jetzt sollen wir genau das Gegenteil davon tun, was uns eingetrichtert wurde. Wir sollen uns plötzlich selbst loben, uns selbst gut finden. Damit müssen wir unsere Glaubenssätze erstmal umdrehen und verstehen, dass wir

es uns wert sein dürfen, unsere eigene Leistung anzuerkennen. Wenn du ein Ziel erreicht hast, dann darfst du dich aus ganzem Herzen darüber freuen. Du darfst die Freude sichtbar machen und das geile Gefühl zulassen. Viel zu oft laufen wir unseren Zielen so stark hinterher, dass wir vor lauter Druck die tollen kleinen Momente gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Jeder Verkaufsabschluss ist eine Leistung, die wir erbracht haben. Unser ganzes Tun ist darauf ausgerichtet, einen Abschluss zu erzielen. Warum sollen wir uns darüber dann nicht freuen dürfen? Ich rede nicht von großen und außergewöhnlichen Abschlüssen, sondern von jedem einzelnen. Egal wie klein der Verkauf auch sein mag, er ist das Ergebnis deines Tuns und somit auch wert, sich darüber zu freuen. Lasse die Gefühle zu und spüre die Energie. Du kannst stolz auf dich sein und dich selbst loben, wenn dir etwas gelungen ist. Ich selbst habe es mir zum Ritual gemacht, mir nichts einfach so zu kaufen. Immer wenn ich etwas haben möchte, dann kaufe ich es mir als Belohnung für etwas, was ich erreicht habe. Freue ich mich auf ein

Lasse Emotionen und Freude über Erreichtes zu

Eis im Sommer, dann gönne ich es mir, wenn ich einen Verkaufsabschluss erzielt habe. Wünsche ich mir ein paar neue Schuhe, dann schenke ich mir diese für etwas, für das ich mich gerne belohnen möchte. Jede Belohnung und die Freude über die Belohnung sorgt dafür, dass in deinem Gehirn das so wichtige Dopamin, einer der wichtigsten Glücksbotenstoffe, ausgeschüttet wird. Dies wiederum sorgt für echte Glücksgefühle. Je öfter du diese verspürst, umso mehr steigerst du dein Glücklichsein. Indem du dich selbst belohnst und lobst, erzeugst du intrinsische Motivation. Du erzeugst eine Motivation, die dich von innen antreibt und produzierst auf dem Weg Energie und Leistungsstärke. Bringe dir selbst Respekt entgegen. Zeige, dass du etwas wert bist und erkenne deine Leistung an. Schenke dir immer wieder eigene Magic Moments. Es ist wichtig, nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Erfolge wahrzunehmen. Jeder Schritt führt zu mehr Glück in deinem Leben. Glückliche Menschen sind seltener krank, sind leistungsstärker, sind beliebter, werden älter, sind kreativer und sie begeistern ihre Kunden. Eine ganze Menge Gründe, um sich mal wieder selbst zu loben, oder?

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ergangene Woche sprach ich mit einem 24 Jahre alten Wirtschaftsinformatiker, der in jedem größeren Unternehmen bereits zum Einstieg ein gehobenes Management-Gehalt beziehen könnte. Samt Dienstwagen und Dienstwohnung. Er ist genau der Typ, hinter dem vom internationalen Multi bis zum gut aufgestellten Mittelbetrieb alle her sind. Trotzdem heuerte er lieber bei einem Start-up an, mit bescheidener Gage und ohne Fringe Benefits. Warum? „Einfach wegen allem“, sagte er, „Wegen dem ganzen Klima und so.“ Solche Karriere-Entscheidungen fallen bei jungen High Potentials immer öfter. Die traditionelle Wirtschaft verliert damit einen Faktor, der wichtiger ist als Konjunktur oder Konkurrenz. Sie verliert ihre Energie für die Zukunft. Das Schlimmste dabei ist, dass dieser Prozess schleichend stattfindet. Die meisten Unternehmen haben ihn noch nicht einmal bemerkt.

Karriere klingt nach Hamsterrad Die europäischen Unternehmen sehen ihr größtes Problem noch gar nicht: Sie werden als Arbeitgeber für junge Talente immer unattraktiver. Das wird sie ziemlich schnell aushöhlen und sie sind selbst schuld daran. Text: Samuel Koch Talente und ihre Begeisterung entwickeln.

Neuer Arbeitsbegriff Beim Thema Arbeitswelt haben Alte und Junge völlig verschiedene Vorstellungen. Die der Alten folgt noch dem Prinzip „Geld gegen Leistung“: Die Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und die Mitarbeiter strengen sich an, um sie zu behalten. Die Unternehmen profitieren durch wirtschaftlichen Erfolg, die Mitarbeiter können so ihren Lebensunterhalt bestreiten, ihr Haus abstottern und die Leasingraten für ihr Auto bezahlen.

Selbstverwirklichung ist für sie keine Option oder wie bei den Alten eine Art betriebliche Zusatzleistung in Ausnahmefällen, sondern eine selbstverständliche Grundlage ihrer Idee von Arbeit.

Es geht um den Sinn der Sache Ihre natürliche Arbeitswelt ist ein Konglomerat von selbständig und frei agierenden Unternehmen und Individuen, die gemeinsam Dinge voranbringen. Es geht ihnen um die Sache, um ihren Sinn. Daraus ziehen sie ihre Energie.

Die Kriterien der Alten bei der Auswahl ihrer Arbeitsplätze waren deshalb die Höhe des Gehaltes und das Renommee und die Stabilität des Unternehmens. Dafür waren sie bereit, auf einiges zu verzichten. Zum Beispiel auf die Hoheit über ihre Zeiteinteilung. In anderen Bereichen waren sie bereit, Kompromisse einzugehen. Zum Beispiel zwischen den Erfordernissen des Arbeitsplatzes und ihren wahren Interessen und Leidenschaften. High Potentials dagegen lassen sich mit Geld, Renommee und Stabilität weder motivieren noch manipulieren. Sachzwängen, über die das funktionieren würde, liefern sie sich bewusst nicht aus. Sie leben lieber in billigen Wohnungen, als für teure persönliche Freiheiten aufzugeben. So können sie ihre beruflichen Perspektiven besser rund um ihre

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Neun-bis-Fünf fühlt sich für sie wie eine Zwangsjacke an. Sie wollen frei und möglichst flexibel arbeiten, wann und wo ihnen danach ist. „High Potentials lassen sich mit Geld nicht manipulieren.“

Das Wort „Karriere“ klingt für sie nach Hamsterrad. Wenn ich mit Jugendlichen über Karriere spreche, habe ich manchmal das


Workbase Gefühl, dass sie gar nicht mehr genau wissen, was das eigentlich ist. Die meisten jungen High Potentials sind Aussteiger, ohne je eingestiegen zu sein.

Ökonomische Demokratie Junge Menschen gehen auch inhaltlich an berufliche Aufgaben ganz anders heran als alte. Die Alten suchen nach Stabilität. Bevor Sie ein Produkt auf den Markt werfen, muss es genau durchdacht sein, nichts darf ruckeln im System, selbst wenn es den Markt für das Produkt bei dessen Start dann gar nicht mehr gibt. Für die Jungen bedeutet das Ruckeln Dynamik. Sie starten etwas, schauen was passiert und bessern dann nach. Sie wollen so viele Dinge wie möglich so schnell wie möglich ausprobieren, und da ist immer genug Raum für kreatives Scheitern. Das Ziel ist meist ein Exit in einigen Jahren und dann das Nächste machen. Dieses

Aufbauen, Experimentieren, Kaputt-Gehen-Lassen ist Teil ihres beruflichen Lebenselixiers. Bei ihnen herrscht dabei ökonomische Demokratie. Die Bedeutung eines Mitarbeiters hängt nicht davon ab, was er tut, sondern wie er es tut, und der Chef zu sein ist nur eine Rolle von vielen, eine Art Dienstleistung an den anderen, die es ihnen ermöglicht, ihre Kreativität effektiv auszuleben. High Potentials stellen deshalb als Chefs bewusst Mitarbeiter an, die sie herausfordern. Die sagen: Nein, das müssen wir so und so machen. Sie erwarten Ungehorsam. Das geht in der von Hierarchien und bornierten Posen geprägten alten Arbeitswelt nicht. Dort werden aus Talenten Que-

rulanten und die Systemerhalter haben die Macht.

Demut statt Umerziehung Was also sollen die Kapitäne der alten Wirtschaft tun? Sie müssen sich die Vorstellungen der jungen High Potentials von ihrer Arbeitswelt so vertraut wie möglich machen. Durch Berater zum Beispiel. Doch das alleine reicht nicht. Sie müssen junge Menschen in Führungspositionen holen, besonders ins Personalmanagement, und dann der Verlockung wiederstehen, sie umzuerziehen. Es würde ihnen nicht gelingen. Sie würden sie damit nur vertreiben. Die Alten brauchen dringender denn je die Demut, den Ideen der High Potentials zu vertrauen. Sonst werden sie untergehen.

Samuel Koch Samuel Koch, geboren 1994, ist Autor des Buches „Die Welt, die ihr nicht mehr versteht – Inside digitale Revolution“ und Jungunternehmer. Er gründete nach einem Informatik-Studium ein Software-Unternehmen, das Unternehmen und deren Mitarbeitern digitale Kompetenzen vermittelt.

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Mind the Gap Wachstum rechtzeitig planen – durch Coaching in der Aufbauphase

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Text: Markus Brehler

enn die Geschäftsidee eines Startups am Markt ankommt und sich regelmäßige Umsätze einstellen, sind die Sorgen schnell vergessen. In diesem Stadium über kommende Probleme nachzudenken, scheint paradox. Doch dann ist der richtige Zeitpunkt, Wachstumsstrategien zu erarbeiten, um künftige Hindernisse zu meisten.

Kommen die Aufträge noch verhalten, bleibt eventuell mehr Zeit, die Basis für strategisches Wachstum zu legen. Wächst der Umsatz schnell, besteht bereits großer Handlungsdruck. Denn wer unvorbereitet und in Eile aus der Aufbauphase in die Wachstums-phase treten muss, steht oft vor einem Problem: Zwischen den beiden Phasen liegt eine Kluft, die sich nur durch strategisches Vorgehen sicher überwinden lässt. Denn in diesem Stadium wächst nicht nur der Umsatz. Prozesse reifen, aus kleinen Gründerteams werden Unternehmen, dabei entstehen erste Strukturen; zudem müssen jetzt zahlreiche Aufgaben und die Verantwortung geteilt werden. Um dieses Wachstum nicht dem Zufall zu überlassen, ist methodisches Vorgehen unerlässlich.

Kluft mit Methodik überwinden Eine bei Startups und etablierten Unternehmen erfolgreich angewendete Methode, das Wachstum zu gestalten, ist die von Verne Harnish (vorgestellt im Buch „Scaling up“). Einer der Erfolgsfaktoren der „Scale-up-Methode“ ist, ein großes, gemeinsames Ziel zu formulieren und klar im Unternehmen zu kommunizieren. Dieses Ziel sollte transparent sein und die Schritte auf dem Weg dorthin messbar, damit jeder seinen Beitrag zum Erfolg beurteilen kann.

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Foto: © olaftiedje.de

Wachstum gut vorbereitet angehen

Personal, Prozesse, Strategie und Liquidität parallel entwickeln Ein weiterer Erfolgsfaktor ist, alle vier Handlungsfelder People, Strategy, Execution und Cash auf ein gemeinsames Level zu heben und weiterzuentwickeln. Bei People geht es ums Recruiting der geeigneten Mitarbeiter, deren Identifikation mit dem Unternehmen und ihre Motivation, sich für das gemeinsame Ziel einzubringen. Strategy zielt auf die Nachhaltigkeit, und die lebt vor allem vom Kundenversprechen, der Zieldefinition und der Entwicklung der Kernkompetenz. Execution steht für eine Gestaltung der


Workbase Prozesse, sodass Routinen der innerbetrieblichen Kommunikation mit messbaren Zielen die Alltagsarbeit erleichtern und zugleich das Wachstum unterstützen. Bei Cash geht es um das Maximieren der Liquidität, damit das Wachstum sicher aus eigener Kraft angeschoben werden kann. Alle Handlungsfelder bedingen sich gegenseitig und das schwächste bestimmt, wie gut das Startup für die Wachstumsphase aufgestellt ist. Daher werden bei der Scale-up-Methode alle vier Felder systematisch analysiert und angesteuert („4D Boost Control“).

Fit fürs Wachstum durch Coaching Zum Erlernen der Scale-up-Methode haben sich zwei Wege bewährt: Das Coaching in Gruppen oder firmenindividuelle Workshops. In beiden geht es darum, dass die Teilnehmer Schritt für Schritt die Methodik verinnerlichen. Sie sollen ihr Unternehmen selbst analysieren, die Stärken und Schwächen kennenlernen und geeignete Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Kurzum: Nach der Scale-up-Methode zu arbeiten heißt nicht, sich auf eine Beratung zu verlassen (und ggf. verlassen zu werden); vielmehr erwerben die Teilnehmer unter Anleitung eines Coachs das Rüstzeug für strategisches Wachstum. Für maximalen Nutzen sollten nicht nur Firmenchefs an den Workshops teilnehmen, sondern auch andere Mitarbeiter in Schlüsselfunktionen. Die monatlichen Gruppen-Workshops sind für

Führungsteams mit je etwa drei Personen geeignet und bieten einen kostengünstigen Einstieg (ab etwa 1.300,- pro Monat und Team). Für größere Teams oder wenn schnelles Handeln gefordert ist, sind individuelle Workshops (ab etwa 2.000,- pro Monat) meistens die bessere Wahl. Die IndividualWorkshops finden in der Regel quartalsweise statt und werden durch monatliche Coaching-Calls und digitale Tools ergänzt.

Wachstumsstrategien aus eigener Kraft erarbeiten Ein Vorteil des individuellen Coachings ist, dass die Inhalte besser auf das Unternehmen und seine aktuellen Fragestellungen abgestimmt werden können. Viele nutzen es auch, obwohl sie ihre Wachstumsstrategie bereits umgesetzt haben, denn das Anwenden der Scale-up-Methode hilft auch bei der Effizienzsteigerung, dem Abfedern einer Rezession, Anpassungen an Marktgegebenheiten, der Unabhängigkeit von einzelnen Führungskräften, einer Internationalisierung oder der Erweiterung des Angebotsportfolios. Das konsequente Umsetzen der Methodik ist daher bereits ein Beitrag, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu steigern

Markus Brehler Partner bei scale up (Gräfelfing); Dipl.-Ing Elektrotechnik; Executive MBA am MIT/Stanford und INSEAD; hat als Seriengründer mehrere Startups aufgebaut

Foto: © STEFAN WILHELM - Quelle: Purelei

Purelei: Methodisch zum Erfolg Das Schmucklabel Purelei wäre nach seinem Markteintritt fast von dem schnellen Erfolg überfordert worden, daher haben die Gründer nach etwa einem Jahr schon die Weichen für ein strategisches Wachstum gestellt. Die Definition eines BHAGs – Big Hairy Audacious Goal – und das Anwenden von 4D Boost Control (siehe Artikel) nach der Scale-up-Methode haben dazu beigetragen, das Startup binnen drei Jahren zu einem dynamischen Mittelständler zu entwickeln. „Dass das strukturierte Wachstum klappt, ist unserem mit scale up erarbeiteten roten Faden – den wachstumsorientierten Strukturen – zu verdanken“, so Etienne Espenner, einer der drei Gründer.

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Wer entscheidet, gewinnt! Wie uns der bewusste Einsatz unseres Potenzials erfolgreich macht Text: Marcus Kutrzeba Erfolg hat viele Gesichter. Für den einen ist es Erfolg, den Marathon zu beenden, für den er bereits lange trainiert hat. Für die andere ist es der Bau des Vogelhäuschens, was sie sich mit zahlreichen Doit-yourself-Videos angeeignet hat. Und dann gibt es noch jene, die nach dem beruflichen Erfolg streben, nach der nächsten Sprosse auf der Karriereleiter und diese schon bald erfolgreich erklimmen. Was aber macht erfolgreiche Menschen im Allgemeinen aus? Persönlichkeiten sind verschieden und jeder Mensch hat seine individuellen Motive. Auch die Talente unterscheiden sich, das können wir leider – oder zum Glück – nicht beeinflussen. Gerade das ist es nämlich, was uns Menschen so interessant macht. Was man jedoch bei erfolgreichen Menschen beobachten kann, sind bestimmte Muster, Schemata und Auffälligkeiten, die immer wieder auftauchen. Orientieren wir unser Handeln an diesen Auffälligkeiten und lernen diese zu verstehen, dann haben wir die Möglichkeit äußerst erfolgreich zu

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werden. Nur leider verstehen dies die wenigsten Menschen. Dabei scheitern sie nicht – sie rufen nur nicht ihr volles Potenzial ab.

Der Glaube versetzt Berge „Du musst es nur wollen!“ – eine Aussage, die immer wieder in Motivationsreden genutzt wird. Vor allem Verkaufsgurus nutzen diese Floskel gerne auf großen Events, um das Feuer ihres Publikums zu entfachen. Sie predigen es – denn wie sagt das Sprichwort: „Der Glaube versetzt Berge“. Heißt das etwa, wenn ich mir einen Porsche wünsche, dann bekomme ich auch einen? Ganz sicher nicht, denn der Wille allein reicht nicht aus. Man kann also nicht alles bekommen, was man will, sondern genau genommen das, was dem eigenen Potenzial entspricht. Dadurch ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten – meist sogar viel mehr, als man denkt, aber dennoch eben nicht wahllos alles. Die wenigsten von uns denken und fühlen in Potenzialen. Nicht

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etwa, weil sie es nicht besser wüssten, sondern ganz einfach, weil sie es mit der Zeit verlernt haben; Durch Lehrer, durch Vorbilder, durch Einflussnahme aus dem Umfeld und falsche Glaubenssätze. Dadurch geht schließlich der Fokus auf das eigene Potenzial verloren und die falschen Maßnahmen werden ergriffen. Ein ähnlicher Irrglaube lautet: „Nur das Tun entscheidet!“ Was aber, wenn man mit Feuereifer und akribisch genau etwas tut, das nicht den eigenen Potenzialen entspricht? Dann entscheidet nicht länger das Tun über den Erfolg. Die richtigen Dinge zu tun, statt die Dinge richtig zu tun – das ist in unserer Gesellschaft auch nicht sonderlich populär. Wichtig ist es daher zunächst, die richtigen Entscheidungen für sich selbst zu treffen und davon ausgehend das Richtige zu tun.

Die Kraft der eigenen Vorstellung Um erfolgreich zu sein, setzen sich viele Menschen Ziele. Nehmen wir


Foto: © Uwe Klössing

Workbase

ein Beispiel: In 5 Jahren soll dann also ein Porsche in der Garage stehen und dafür wird gearbeitet und gespart. Doch was passiert, wenn das Ziel nach diesen 5 Jahren nicht erreicht ist? Dann ist die Enttäuschung natürlich groß. Ähnliches begegnet uns im Verkauf. Da gibt es eine genaue Umsatzzahl, die bis zum Ende des Jahres erreicht werden muss. Dadurch entsteht Druck. Man arbeitet also auf hohem Stresslevel auf dieses Ziel hin und am Ende ist man womöglich nicht einmal glücklich darüber, wenn das Ziel tatsächlich erreicht wurde, sondern einfach nur ausgelaugt. Denn sobald das Ziel erreicht ist, muss ein Neues her und der Stress geht wieder von vorne los. Ein Teufelskreis! Deutlich wird hier, dass der Weg zum Ziel die nötige Energie raubt. Doch gerade die ist notwendig,

um gut weitermachen zu können. Deshalb sollten wir darauf achten, diesen Weg mit Spaß und Freude zu gehen – ganz ohne Druck! Eine gute Prise Selbstbewusstsein, Vertrauen in die eigene Person und vor allem Dankbarkeit ebnen den Weg. So eine Motivation sorgt dafür, automatisch die richtigen Dinge zu tun. Sie setzt in Kraft, denn man handelt nicht auf ein bestimmtes – oft sogar noch von außen – vorgegebenes Ziel hin, sondern nach den eigenen Potenzialen. Dieses Handeln setzt in uns große Energieströme frei, die man sich zuvor nicht vorstellen konnte. Kein Ziel zu verfolgen, bedeutet

noch lange nicht, keinen Fokus zu haben. Er liegt nur wo anders, als ihn die allermeisten vermuten. Wir haben gelernt nach „Wegweisern“ zu fahren, die jemand anderes aufgestellt hat. Dabei sollten wir uns ausschließlich auf das konzentrieren, was wir uns vorstellen können. Ich selbst stelle mir zum Beispiel gerne vor, der erfolgreichste Verkaufstrainer im deutschsprachigen Raum zu sein. Das mag skurril und unrealistisch klingen, aber heißt es gleichzeitig, dass es nicht möglich wäre? Wenn man den Glauben an sich selbst nicht verliert, wenn man die eigenen Potenziale kennt und aus diesen schöpft, dann erweitern sich auch die Möglichkeiten.

Marcus Kutrzeba „Verkauf ist mein Leben!“ Marcus Kutrzeba lebt, was er sagt. Der Autor von „Best Seller – Von falschen Propheten im Verkauf ...“ weiß, dass erfolgreicher Verkauf nur über Potenzialentfaltung, Verantwortung und Fokussierung gelingt.

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6 Schritte, um dein Leben von Grund auf zu ändern Text: Clemens Ressel Hoffnung ist das Grundprinzip für jede Art von Veränderung. Menschen ändern sich und ihr Verhalten, weil sie Hoffnung auf ein besseres Morgen haben. Nur wenn die Menschen keine Hoffnung haben, werden sie sich nicht ändern. Damit ist auch klar, dass ein jeder selbst verantwortlich ist, für die Änderungen, die wir in unserem Leben vornehmen. Die gute Nachricht … Wir selbst können jederzeit unser Leben ändern, von heute auf morgen, von jetzt auf gleich, wenn wir es wirklich wollen. Wir können es verbessern, es besser machen. Und alles beginnt damit, wie wir denken. Also, bist du bereit, mit mir in die gleiche Richtung zu schauen? Ich werde dich durch einen sechsstufigen Plan führen, um mit dir gemeinsam eine positive Veränderung zu erreichen.

So kommst du in die Hoffnung auf ein besseres Morgen … Hack #1 Wenn du dein Denken änderst, änderst du auch deine Überzeugungen Veränderungen beginnen tief in deinem Herzen und formieren sich dann in deinem Verstand. Wenn sich dort der Wandel vollzieht, dann verändern sich auch deine Überzeugungen. Deine Überzeugungen sind nichts anderes als ein Nebenprodukt dessen, worüber du lange genug nachge-

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dacht hast. Was du glaubst, was du denkst, ist nur eine Sammlung kontinuierlicher Gedanken, die sich zu einer Überzeugung zusammengeschlossen haben. Wenn du deinen Denkprozess in eine überschaubare Anzahl von Schritten aufteilst, verringerst du das mit den Änderungen verbundene Risiko. Garantiert!

Hack #2 Wenn du deine Überzeugungen änderst, änderst du deine Erwartungen Der Glaube ist das Wissen, dass wir etwas tun können. Es ist das innere Gefühl, dass wir erreichen können, was wir unternehmen. Zum größten Teil haben wir alle die Fähigkeit, uns etwas anzusehen und zu wissen, ob wir es auch schaffen. Im Glauben gibt es also Kraft. Unsere Augen öffnen sich, unsere Möglichkeiten werden deutlich, unsere Visionen werden Realität. Unsere Überzeugungen kontrollieren alles, was wir tun. Wenn wir glauben, wir können oder wir glauben, wir können nicht, sind wir richtig.

Hack #3 Wenn du deine Erwartungen änderst, änderst du deine Einstellung Deine Erwartungen werden deine Einstellung bestimmen. Die meisten Menschen gewöhnen sich allerdings ganz schnell an den Durchschnitt. Sie gewöhnen sich an das Zweitbeste da draußen. Drum ist es eminent wichtig, dass du dem Satz von Nelson Boswell folgst …“Der erste und


Workbase Merke dir: Bis wir den Mut aufbringen und uns daran gewöhnen, mit etwas zu leben, das nicht so bequem ist, können wir in unserem Leben an keiner Stelle besser werden.

Hack #6 Wenn du deine Leistung änderst, änderst du dein Leben

absolut wichtigste Schritt zum Erfolg ist die Erwartung an das eigene Gelingen.“

Hack #4 Wenn du deine Einstellung änderst, änderst du dein Verhalten Wenn sich unsere Einstellung zu ändern beginnt, wenn wir uns auf etwas Neues einlassen, beginnt sich auch unser Verhalten zu ändern. Der Grund, warum wir persönliche Änderungen vornehmen müssen, ist, dass wir unsere Freunde, unser Team, unsere Mannschaft, ja sogar unsere Familie nicht auf eine Reise mitnehmen können, die wir selbst nicht machen.

Hack #5 Wenn du dein Verhalten änderst, änderst du deine Leistung Die meisten Menschen leben lieber in ihrer alten Welt, mit alten Problemen als im Aufbruch zu und mit neuen Lösungen. Wir möchten uns lieber wohlfühlen als „richtig fühlen“. Wir bleiben lieber in der Routine, in unserer Komfortzone, als Änderungen vorzunehmen und die Reise in etwas Unbekanntes anzutreten. Selbst wenn wir wissen, dass die Änderungen für uns besser werden, machen wir sie oft nicht, weil uns diese Änderungen unangenehm sind.

Es ist immer einfacher, Misserfolg in Erfolg umzuwandeln als eine Ausrede in eine Möglichkeit. Ein Mensch kann scheitern, sich umdrehen und dann verstehen, dass er nicht erfolgreich ist. Ich möchte dir jedoch auf den Weg geben, dass eine Person, die für alles immer eine Ausrede hat, niemals wirklich Erfolg haben wird. Kennst du Menschen um dich herum, die immerzu eine Entschuldigung für alles haben? Warum diese Menschen nicht konnten, nicht sollten, nicht wollten, nicht durften, nicht mal den Versuch unternahmen. Ich verspreche dir, wenn du dich immer wieder dafür entschuldigst, was du tust und wo du gerade stehst, und du ständig die Ausreden zulässt, erreichst du never ever dein Potenzial. Es war schon zu Konfuzius Zeiten unmöglich, Ausreden in Möglichkeiten zu verwandeln, warum dann ausgerechnet solltest du es schaffen? Kill deine Ausreden und ich garantiere dir, dein Leben wird sich von Grund auf ändern.

Clemens Ressel Clemens Ressel ist seit über 25 Jahren Vorbild und Ratgeber von Olympiasiegern und Businessgrössen, damit sie erstaunliche Ergebnisse abliefern. Clemens steht für Leistungsfähigkeit und Lebensfreude.

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Verkaufen durch Beziehungen Foto: Fotolia.com - © Nejron Photo

Text: Tobias Ain

„Verkäufer werden überflüssig. In einigen Jahren werden wir keine Verkäufer mehr brauchen.“, las ich vor kurzem in einem Marketingblog. Da könnte man schon Angst bekommen, wenn man so wie ich als Verkaufstrainer davon lebt, Verkäufer auszubilden. Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt, wir brauchen mehr und vor allem bessere Verkäufer. Verkäufer werden nicht überflüssig, nur Verkäufer, die sich nicht anpassen und nicht bereit sind, alte Zöpfe abzuschneiden, bleiben auf der Strecke.

Vom Verkäufer zum Beziehungsmanager Eine der wichtigsten Fähigkeiten von Topverkäufern der Zukunft ist die Fähigkeit, Beziehungen zu

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knüpfen und zu managen. Man könnte direkt schon Stellenanzeigen so schalten: „Beziehungsmanager gesucht“. Beziehungen aufzubauen erfordert grundsätzlich Arbeit und ist eher etwas Langfristiges. Eine der wichtigsten Währungen im Umgang mit Kunden ist Vertrauen und Vertrauen entsteht in guten Beziehungen. Da Geschäfte zwischen Menschen gemacht werden, funktionieren Geschäftsbeziehungen genauso wie alle anderen zwischenmenschlichen Beziehungen. Beziehungen aufzubauen hat weniger mit hard facts als mit Emotionen zu tun. Gute Beziehungsmanager haben sehr feine Antennen zu anderen Menschen. Wie lernt man Beziehungen? Durch Beziehungen natürlich.

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Wenn Sie darin richtig gut werden wollen, mischen Sie sich unter Leute auf After Work Partys, Netzwerkveranstaltungen, Messen, Betriebsfeiern, Vereinen und überall, wo Sie mit echten Menschen, echte Kommunikation üben können.

Asoziale Soziale Netzwerke In der digitalen Welt von heute findet Kommunikation zunehmend in sozialen Netzwerken statt. Eine kurze Nachricht, Emoticon dazu und klick, fertig ist die Kommunikation. Eine Nachricht wird ins Netz gestellt und innerhalb von Sekunden kommentieren und diskutieren Menschen auf der ganzen Welt solche Nachrichten. Ein Trend in den sozialen Netzwerken ist das Bedürfnis vieler Mitglieder eher zu senden als zuzuhören. Weil jeder seinen Senf so einfach im Netz abladen kann und am Ende alle wahrgenommen werden wollen, führt das zu katastrophaler Asozialität der sogenannten sozialen Netzwerke. Genau dieses Verhalten führt zu einem der größten Irrtümer was soziale Netzwerke betrifft nämlich, dass man über soziale Netzwerke Geschäfte machen kann. Man sieht es an den gesamten


Workbase Anzeigen oder Adds auf Facebook und Co. „Kauf meinen Kram“, heißt es da an jeder Ecke. Warum tummeln sich denn Menschen auf sozialen Netzwerken? Weil sie Kontakt halten wollen und Menschen besser kennenlernen wollen. Sie wollen Menschen sehen und keine Produkte. Und ja, man kann in sozialen Netzwerken Menschen besser kennenlernen, wenn man ihnen folgt, zumindest den Teil den diese preisgeben. Was heißt das nun für Geschäftsbeziehungen? Wir können natürlich auf sozialen Netzwerken dafür sorgen, dass man die Menschen hinter unserem Unternehmen besser kennenlernt. Bilder und Stories von Mitarbeitern machen da mehr Sinn als Bilder von Produkten. Umgekehrt sollten Sie versuchen die Menschen hinter den Profilen kennenzulernen. Wenn Sie zum Beispiel einen potenziellen Kunden in Ihrem Netzwerk haben, machen Sie doch mal folgendes Experiment: greifen Sie zum Hörer und rufen ihn an. Ja, mit dem Telefon, das ist das Ding, wo man die Nummern eintippt. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie eine Beziehung aufbauen können. Posts, Kommentare und Stories brauchen eine Ewigkeit, um das an Beziehung aufzubauen, was ich in wenigen Minuten in einem Telefonat erreichen kann. Haben Sie keine Angst vorm Telefonhörer, denn auch hier gilt: Übung macht den Meister.

Fragen als Beziehungsöffner Was beim Flirten gilt, gilt übri-

gens auch beim Anbahnen von Geschäftsbeziehungen. Wer beim ersten Date nur von sich erzählt, wird wenig Anklang finden. Wer hingegen Fragen stellt, zeigt damit sein Interesse an seinem Gegenüber. In Geschäftsbeziehungen haben Fragen auch den wunderbaren Effekt, sein Gegenüber besser kennenzulernen und das führt wiederum dazu, den Kunden individueller bedienen zu können. In der Verkäufersprache nennen wir das Ganze auch Bedarfsanalyse. Fragen Sie doch zum Beispiel Ihren Kunden ,welche Lösung für ihn genau die passende wäre. Oder fragen Sie ihn, was er an seinem bisherigen Lieferanten geschätzt oder auch vermisst hat.

Sie sich gegenseitig kennenlernen, desto besser funktionieren die nächsten Phasen und desto besser wird die Beziehung. Phase zwei wäre dann das Mögen. Wen ich mag, mit dem mache ich schon eher Geschäfte als mit dem, den ich nur kenne. Das könnte der entscheidende Faktor für oder gegen eine Zusammenarbeit mit Ihnen sein. Heutzutage ähneln sich Produkte und Dienstleistungen so sehr, dass der Nasenfaktor zunehmend der entscheidende wird. Phase drei ist dann die Krönung: der Kunde vertraut Ihnen. Vertrauen heißt, er akzeptiert Ihre Schwächen und bevorzugt Sie gegenüber allen Wettbewerbern. Machen Sie also Ihre Kunden zu echten Freunden und Fans.

Umgekehrt soll der Kunde natürlich auch zu Ihnen Vertrauen fassen und Sie besser kennenlernen. Dabei kommt es vor allem darauf an, dem Kunden zu zeigen, was Sie für ein Typ sind. Am Ende verkauft Persönlichkeit mehr als Argumente. Geben Sie dem Kunden aber auch ein wenig Zeit. Auch in unserer schnelllebigen Welt brauchen Beziehungen ihre Zeit so wie ein guter Wein oder auch eine gute Liebesbeziehung.

Die drei Phasen für gute Geschäftsbeziehungen Jede gute Geschäftsbeziehung beginnt mit Phase eins, dem Kennenlernen. Und kennenlernen heißt nicht ein paar Fragen abarbeiten und schon kennen Sie sich. Ja, auch das braucht Zeit. Je besser

Tobias Ain Tobias Ain ist Verkaufstrainer, Redner und Autor. Als Praxisexperte entwickelt er individuelle Trainingskonzepte für unterschiedlichste Branchen. Anfragen zu Schulungen und Vorträgen: www.tobiasain.de

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Rechtliche Anforderungen an Onlineshops

Das sollten Sie beachten!

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Text: Nicole Mutschke

elbstständig mit einem Onlineshop – das bedeutet harte Arbeit in einer dynamischen und schnelllebigen Branche. Es bedeutet aber auch ein hohes Maß an Flexibilität und gute Erfolgsaussichten. Denn: Die Umsätze im Onlinehandel steigen seit Jahren kontinuierlich. 2018 lagen sie laut dem Handelsverband Deutschland schon bei rund 53,4 Milliarden Euro. Wer einen Onlineshop betreibt, muss allerdings einige rechtliche Besonderheiten beachten. Sonst drohen Abmahnungen und Bußgelder. Gerade kleinere Unternehmen sind die Zielscheibe von Abmahnvereinen, die die Existenz des Onlinehandels akut bedrohen. Das bestätigt zum Beispiel die Trusted-Shops-Studie „Abmahnungen im Onlinehandel 2018”.

Die Basics: vom Impressum bis zur Online-Streitbeilegung Als geschäftsmäßige Website benötigen Onlineshops zunächst einmal ein gut erreichbares Impressum. Das Gesetz schreibt hier eine ganze Reihe von Pflichtangaben vor: So müssen Name und Anschrift der Shopbetreiberin oder des Shopbetreibers sowie dessen Umsatzsteuer- oder WirtschaftsIdentifikationsnummer zu finden sein. Wichtig sind auch Angaben zur Rechtsform sowie zum Vertretungsberechtigten. Auch Angaben zur schnellen elektronischen Erreichbarkeit, etwa eine E-Mail-Adresse, müssen im Impressum stehen. Je nach

Anbieter des Onlineshops können weitere Pflichtangaben hinzukommen. Darüber hinaus müssen Onlineshops Verbraucher auf eine Plattform zur Online-Streitbeilegung hinweisen und erklären, ob sie an einem Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlichtungsstelle teilnehmen. Unverzichtbar ist für jeden Onlineshop, der sich an Verbraucher wendet, der „Bestellbutton“. Wichtig ist, dass dieser eindeutig als solcher zu erkennen ist. Das heißt: Er muss eindeutig klarmachen, dass durch das Anklicken eine zahlungspflichtige Bestellung ausgelöst wird.

Der Vertragsabschluss Der Gesetzgeber hält Onlinekundinnen und -kunden für besonders schutzbedürftig, da sie die Verkaufenden im E-Commerce nicht persönlich treffen. Egal, ob es sich um einen B2B- oder ein B2C-Onlineshop handelt, beim Vertragsschluss ist einiges zu beachten: Das Gesetz fordert, dass Käuferinnen und Käufer über die einzelnen Schritte, die zum Vertragsschluss führen, unterrichtet werden. Es muss zudem klar werden, wie Eingabefehler vor Abgabe einer Bestellung berichtigt werden können. Die Vertragsbestimmungen einschließlich der AGB müssen für Kundinnen und Kunden bei Vertragsschluss zugänglich und in wiedergabefähiger Form speicherbar sein. Und: Der Eingang der Bestellung muss unverzüglich auf elektronischem Wege bestätigt werden.

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Königsdisziplin Widerrufsrecht Kaufverträge, die etwa per Telefon oder Internet abgeschlossen werden, nennen sich Fernabsatzverträge. Verbraucherinnen und Verbraucher haben bei diesen Verträgen in den meisten Fällen für 14 Tage ab dem Erhalt der Ware ein Widerrufsrecht. Es ist wichtig, rechtzeitig vor der Bestellung klar und verständlich über die Einzelheiten des Widerrufsrechts zu informieren. Auch wenn kein Widerrufsrecht besteht oder es erlöschen kann, muss der Kunde darüber in Kenntnis gesetzt werden.

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Unterlaufen der Händlerin oder dem Händler bei der Widerrufsinformation Fehler, führt das dazu, dass die Widerrufsfrist nicht beginnt. Kundinnen und Kunden können ihre Bestellung dann auch noch nach Ablauf der 14 Tage widerrufen.

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Der Gesetzgeber stellt Unternehmerinnen und Unternehmern eine Musterbelehrung und ein Muster-Widerrufsformular zur Verfügung. Es empfiehlt sich, darauf zurückzugreifen oder sich bei der Formulierung anwaltlich beraten zu lassen. Darüber hinaus müssen Händlerinnen und Händler noch etliche weitere Informationen zur Verfügung stellen. Dazu gehören beispielsweise: • die wesentlichen Eigenschaften des Produkts, • Identität und Kontaktdaten der Verkäuferin oder des Verkäufers, • der Gesamtpreis einschließlich aller Steuern und Abgaben, • alle zusätzlichen Fracht-, Liefer- oder Versandkosten, • die Zahlungs-, Liefer- und Leistungsbedingungen sowie • die gesetzlichen Gewährleistungsrechte. Diese Informationen müssen klar und verständlich und schon vor der Abgabe der Vertragserklärung den Kundinnen und Kunden mitgeteilt werden. Außerdem müssen Onlineshops den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Informationen auf einem „dauerhaften Datenträger“ zur Verfügung stellen. Das kann das klassische Papier, aber auch eine E-Mail oder ein USB-Stick sein. Da die genannten Punkte Vertragsbestandteile werden, kann die Onlinehändlerin oder der Onlinehändler die Zahlung zum Beispiel von Versandkosten nur dann verlangen, wenn sie oder er vorher richtig informiert hat. Hier sollten also schon im Eigeninteresse des Onlineshops keine Fehler passieren.

Safety first im E-Commerce Fazit: Wer einen Onlineshop betreiben will, sollte sich rechtlich beraten lassen. Denn wenn der Shop den rechtlichen Anforderungen nicht genügt, kann das schwerwiegende Folgen für das Unternehmen haben.


berlintravelfestival.com

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Female Founders Eine Klasse für sich Text: Simone Best

Gründerinnen stellen in der deutschen Start-up-Szene noch immer die Minderheit dar. Ein Erklärungsversuch offenbart, wie vielschichtig die Gründe dafür sind und warum es wichtig ist, Frauen in der Start-up-Szene gezielt zu fördern. Die anschließende Vorstellung von erfolgreichen Gründerinnen ist eine Quelle der Inspiration – für Frauen und Männer. Letztlich kommt es nicht auf das Geschlecht, sondern auf die fachlichen und persönlichen Qualitäten an.

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Deutlich unterrepräsentiert Frau und Karriere sind und bleiben in Deutschland ein Thema. Regelmäßig veröffentlichen offizielle Datenbanken Statistiken, die auf einen Missstand hinweisen: Frauen sind in Führungspositionen signifikant unterrepräsentiert. Mit einem Anteil von weniger als einem Drittel in deutschen Unternehmen wird die Bundesrepublik im EU-Vergleich damit auf einen hinteren Platz verwiesen. Hierbei dürfte besonders erstaunen, dass sich in den letzten 20 Jahren dieser Anteil nur um 3 magere Prozentpunkte verbessert hat. Auf der anderen Seite leben allerdings inzwischen mehr Frauen in Deutschland von ihrer eigenen Erwerbsfähigkeit als zehn Jahre zuvor. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass bezüglich der wirtschaftsfördernden Startups Gründerinnen unterrepräsentiert sind. Eine aktuelle Stu-die des Bundesverbands Deutsche Startups offenbart, dass lediglich 8 Prozent aller Start-ups ausschließlich

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von Frauen ins Leben gerufen werden. Andere Studien geben 14,6 Prozent an. Ob 8 oder 14,6 Prozent: Beide Werte sind sehr gering. Demgegenüber stehen 72 Prozent an Start-ups, die ausnahmslos von Männern gegründet werden.

Von den Frauen profitieren Warum ist dieses Missverhältnis überhaupt von Bedeutung? Ist es nicht unerheblich, wer hinter dem Unternehmen steckt? Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Diversifikation in der Start-up-Szene ist wichtig. Die Wirtschaft kann davon nur profitieren, denn Unternehmerinnen bringen neue Impulse. Sie tragen mit dazu bei, dass sie gerechter, transparenter und wettbewerbsfähiger wird. Obgleich es immer wieder Ausnahmen gibt, setzen Gründerinnen häufig andere Prioritäten als ihre männlichen Kollegen. So zeigen Studien, dass Frauen sich stärker für den Bildungsbereich begeistern. Ein Beispiel dafür ist Christina Burkhardt von SHIFTSCHOOL GmbH, die im Anschluss an den


CLOSE UP Bericht vorgestellt wird. Männer hingegen bauen verstärkt Softwarefirmen auf. Frauen mit ihren Ideen und ihrem Engagement sind daher eine leistungsstarke Bereicherung, die für neue Wachstumsimpulse sorgen kann. Im Um-kehrschluss bedeutet diese Aussage, dass es den Frauen nicht an Kompetenz mangelt. Es sind andere Gründe, warum der Anteil an Female Founders in Deutschland so gering ist.

Kaum ein Gründer besitzt so viel Eigenkapital, dass er selbstständig ein Unternehmen gründen und über die nächsten Jahre halten kann. Es gibt staatliche Fördermittel und Finanzspritzen von Freunden sowie Familie, aber all diese Quellen helfen nur am Anfang aus. Für das Wachstum eines Start-ups sind risikofreudige Investoren in der Regel unerlässlich. Hierbei handelt es sich um Privatpersonen mit den nötigen Rücklagen oder vereinzelt ein institu-tioneller Wagniskapitalgeber. Exakt an diesem Punkt hakt es bei den Female Founders häufig. Die Finanziers fördern zumeist die Herren. Woran das liegt, lässt sich nur schwer entwirren. Vielleicht benötigen die Frauen einfach weniger Kapital. Es kann jedoch auch sein, dass Investoren bevorzugt in die Businesspläne von Männern investieren. Immerhin sind die meisten von ihnen ebenfalls Männer, die sich mit den ehrgeizigen Gründern besser identifizieren können. Einige Investoren ist die Geschlechterschieflage sogar bewusst, weswegen sie gezielt die Frauen fördern möchten. SAP beispielsweise hat 2018 ein Accelerator-Programm für Gründerinnen in Berlin gestartet.

Die Neue im Club der Herren Netzwerke sind unerlässlich. Dies gilt insbesondere für die Start-up-Szene. Ganz gleich, ob ein Kooperationspartner, ein Strategietipp, ein toller Auftrag, kompetente Mitarbeiter oder eine leistungsstarke Finanzierung gesucht werden: Ohne ein funktionierendes Netzwerk hat der Gründer

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Unsicherheit Finanzierung

nur wenig Chancen, mit seinem Start-up die ersten erfolgreichen Schritte zu machen. Und genau hier taucht eine weitere Schwierigkeit für die Frauen auf: Sie gestalten und pflegen Netzwerke anders. Darüber hinaus gehen sie mit anderen Voraussetzungen an die Firmengründung heran als die Männer, weswegen ihre Bedürfnisse und Fragen anders sind. Einige Start-up-Gründerinnen beschreiben, wie problematisch es für sie gewesen sei, in der Start-up-Szene Fuß zu fassen. Gerade in von Männern dominierenden Branchen scheint es eine Klüngelei zu geben, in der die Frauen erst ihren Platz erkämpfen müssen. Skepsis und Vorurteile schlagen ihnen entgegen, mit denen viele Gründerinnen im 21. Jahrhundert in Deutschland nicht mehr gerechnet hätten.

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Festgefahrenes Geschlechtermodell Das klassische Geschlechtermodell steckt noch in zahllosen Köpfen. Dies ist nicht verwunderlich, da über viele Jahrzehnte – gar Jahrhunderte – das klassische Rollenverständnis für Mann und Frau erlernt wurde. Es ist mit Erwartungen, Verhaltensweisen, Werten und Handlungsmustern verknüpft, von denen sich kaum jemand freimachen kann. Auf Basis von diesem Rollenverständnis werden Mann und Frau oft ganz unbewusst bestimmte Qualifikationen und damit bestimmte Tätigkeiten zugeschrieben. So archaisch, wie dies erscheinen mag, das klassische Geschlechtermodell verharrt in etlichen Köpfen. Selbstverständlich betrifft dies nicht nur die Männer, sondern ebenfalls die Frauen. Eine Schülerin, die schlecht in Naturwissenschaften ist, mag dies aus Bequemlichkeit auf ihr Geschlecht schieben. Gleichzeitig verbaut sie sich jedoch die Chance, sich in diesem Bereich überhaupt zu entwickeln. Daraus ergibt sich ein Dilemma, welches Ausdruck in zwei beispielhaften Zahlen findet: Geringe 23 % aller Informatikstudierenden in der Bundesrepublik sind Frauen. 24 % sind es in den Ingenieurwissenschaften. So mager wie diese Zahlen auch sind, es gibt eine positive Nachricht: Ihr Anteil steigt seit Jahren an. Dies ist unter ande-

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rem ein Resultat aus den Bemühungen von Schulen und Universitäten, Frauen für diese Studiengänge zu begeistern.

An weiblichen Vorbildern mangelt es nicht Obgleich der Anteil an Gründerinnen in der Start-up-Szene gering ist, bedeutet dies nicht, sie hätten weniger Erfolg als die Männer. Es gibt zahlreiche Frauen, die anderen Frauen – und auch Männern – mit einem positiven Beispiel vorausgehen. Dazu gehört unter anderem Dr. Kim Nilsson, die Gründerin und CEO von Pivigo ist. Sie ist unter anderem als Rising Star unter den Top 100 Influencers of Big Data oder Entrepreneur of the Year bei den Women IT Awards ausgezeichnet worden. ArtNight Gründerin Aimie-Sarah Carstensen überzeugte einen der kritischen Gründer von der Vox-Sendung “Die Höhle der Löwen” von ihrem Geschäftsmodell. Die Liste ließe sich anführen und weitere exzellente Beispiele für erfolgreiche Gründerinnen finden sich in den anschließenden Porträts. Genau diese Vorbilder können Frauen Mut machen. Sie können verdeutlichen, dass es trotz der Widrigkeiten möglich ist, ein Unternehmen zu gründen. Wer einen langen Atem und Gestaltungsgeist besitzt, der wird belohnt. Eine Studie von Female Founders


CLOSE UP Monitor widmete sich der Lebenszufriedenheit der Start-up-Gründer. Zwei Drittel aller befragten Frauen gaben sich einen Wert von acht oder neun in puncto Lebenszufriedenheit. Gründen macht glücklich!

Voraussetzungen schaffen und Mut machen

Die Katze beißt sich in den Schwanz Umso weniger Gründerinnen es gibt, umso schwieriger ist es für die wenigen Gründerinnen, sich in der Start-up-Szene durchzusetzen. Hier beißt sich die Problematik also in den eigenen Schwanz. Wenn sich Frauen in diesem Bereich mehr etabliert haben, wird es für die Neuen leichter sein, einen guten Einstieg zu finden. Netzwerke lassen sich besser aufbauen, Rollenverständnisse werden durchbrochen und weitere Finanzierungsmöglichkeiten ergeben sich. Bei all dieser Diskussion um den geringen Anteil an Female Founders darf eines nicht vergessen werden: Auch die Herren müssen sich in der Start-up-Szene durchbeißen. Ihre Herausforderungen mögen teilweise schlichtweg andere sein.

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Die Neigung, jemals ein Unternehmen zu gründen, ist bei Frauen in Deutschland immer noch geringer als bei Männern. Um daran etwas zu ändern, muss an vielen Schrauben gedreht werden. Ein wichtiger Schritt sind Förderprogramme und Fördergruppe, die sich gezielt um Gründerinnen kümmern. Sie eröffnen neue Wege und geben Mut, den Schritt ins Start-up zu wagen und durchzuhalten. Zugleich ermöglichen sie, Netzwerke aufzubauen und Vertrauen zu gewinnen. Es existieren bereits diverse Fördergruppen und Förderprogramme, die sich die Frauenförderung bei der Unternehmensgründung auf die Fahne geschrieben haben. Darüber hinaus dürfen sich Frauen nicht durch überholte Geschlechterrollen dominieren lassen. Es ist weder falsch ein Start-up im Beautybereich zu gründen,

noch eines im Technikbereich ins Leben zu rufen. Wichtiger scheint es laut der Meinung zahlreicher erfolgreicher Gründerinnen zu sein, sich auf seine individuellen Qualitäten zu verlassen und diese auszubilden. Niemand sollte sich in eine Rolle drängen lassen, sondern ohne falschen Ehrgeiz seinen Weg gehen.

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Was Reiche ihren Kindern beibringen: Das Geheimnis vom großen Reichtum Text: Gunnar Kessler

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ir leben in einem System, in dem Geld täglich eine große Rolle spielt. Umso mehr überrascht es, dass das Thema finanzielle Bildung in Deutschlands Schulen so gut wie nicht stattfindet. Wir funktioniert unser Geldsystem? Welche Steuern gibt es? Welche Arten Geld zu verdienen gibt es eigentlich? Das alles kommt in den Lehrplänen nicht vor, stattdessen quält man Kinder mit Formeln, die sie vermutlich im Alltag und auch im Beruf nie wieder brauchen werden. Der Money Mentor Gunnar Kessler hat diesen Umstand erkannt und erklärt, wie Menschen zu finanzieller Unabhängigkeit kommen können. Gerade Kinder lernen den Umgang mit Geld letztlich oft von den Eltern. Die aber sind in der Regel auch keine ausgebildeten Finanzexperten oder Unternehmer, die eigenen Kinder können also nur nachahmen, was die Eltern finanziell vorleben. Kessler hat 6 Erfahrungen zusammengefasst und gibt Tipps, was wohlhabende Eltern

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ihren Kindern beibringen sollten. Diese Grundprinzipien kann jeder beherzigen, damit es seinem Nachkommen einmal besser geht.

Geld ist nicht schlecht Es herrscht vor allem in Deutschland noch immer die weit verbreitete Meinung, dass Reichtum etwas Schlechtes sei und nur auf Ausbeutung basieren kann. Das ist so pauschal nicht richtig. Die reichsten Unternehmer im Land stammen aus dem Mittelstand und sorgen für eine wichtige Basis der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt. Spornen Sie Ihr Kind also ruhig dazu an, etwas im Leben zu erreichen, gutes Geld zu verdienen ist per se nicht schlecht.

Investieren statt konsumieren Wenn wir an „Geld ausgeben“ denken, dann meinen die meisten damit, dass sie sich etwas Schönes kaufen wollen. Eine Reise, das neue Kleid oder ein schickes neues Auto. Was dabei übersehen wird: Wer sein Geld nur für diese Art von Gütern ausgibt, wird niemals reich sein. So verursacht ein Auto etwa in der Regel hohe Folge-

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kosten. Viel sinnvoller ist daher eine Investition in Unternehmertum und Systeme, die nachhaltig ein Einkommen generieren. Daher ist ein Unternehmerkurs für den Junior vielleicht die bessere Entscheidung als das neueste PlayStation-Modell.


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Verkauf deine Zeit nicht für Geld Arme Menschen tauschen nahezu immer ihre Zeit gegen Geld. Wer für niedrige Stundenlöhne arbeitet, kann sich vielleicht gerade so über Wasser halten, reich wird er nie werden. Gut verdienen kann

nur, wer die Abhängigkeit von Zeit und Geld durchbricht. Meine Zeit kann ich immer nur einmal verkaufen. Eine Stunde für 12,50 Euro. Wenn ich jedoch eine spezielle Fähigkeit habe und zu dieser z.B. einen Onlinekurs erstelle und verkaufe, kann ich bei gleichem

Zeitaufwand deutlich mehr Geld verdienen. In der Unternehmerwelt heißt das „skalieren“. Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn Kinder in jungen Jahren im Ferienjob was dazuverdienen. Man sollte ihnen aber die Möglichkeiten aufzeigen, die es fernab

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Ärmere Menschen geben oft im Verhältnis deutlich mehr Geld aus als reiche Menschen.

dieser herkömmlichen Arbeit noch gibt.

Erkenne deine Möglichkeiten Ärmere Menschen geben oft im Verhältnis deutlich mehr Geld aus als reiche Menschen. Wer nur 1.800 Euro netto verdient und ein Auto für 450 Euro im Monat least, hat eine deutlich höhere Belastung, als jemand der 30.000 Euro zur Verfügung hat und sich für 2.500 Euro im Monat einen Sportwagen least. Reiche Menschen würden auch kein halbes Monatsgehalt für einen neuen Fernseher ausgeben. Ziel muss also sein, dass man Kindern die aktuellen Möglichkeiten erklärt. Es muss nicht immer das neuste Fahrrad sein, wenn das aktuelle noch fährt. Für Konsum, der nicht zwingend erforderlich ist, sollte man auch keine Kredite aufnehmen, denn daran verdient langfristig nur die Bank.

Spar dich nicht reich Wenn man den vorherigen Absatz liest, könnte man das als Anregung zum Sparen verstehen. Aber darum geht es nicht.

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Niemand kann sich reich sparen - reicht wird man nur, indem man verdient. Der Fokus sollte also immer darauf liegen, wie man sein Einkommen mit unternehmerischen Mitteln steigern kann. Richtigen Sie Ihren Fokus auf die Einnahmenseite, nutzen Sie Ihre Energien so, dass nicht das Sparen sondern das Verdienen im Vordergrund steht.

Bau dir mehrere Einkommensquellen auf Das „normale“ Leben als Arbeiter bedeutet meist, von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sein, dort etwas abzuarbeiten und dann nach Hause zu gehen. Danach sitzen viele vor dem Fernseher oder wenn es gut läuft, verbringen sie noch eine Stunde im Fitnessstudio. Reich wird man so nicht. Reiche Menschen haben immer mehrere Einkommensquellen, die im Idealfall automatisiert und unabhängig von der persönlichen Zeit sind. Reiche Menschen (von den Erben mal abgesehen) sind ständig auf der Suche nach neuen Einkommensmöglichkeiten. Sie gehen mit offenen Augen durch

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die Welt und fragen sich stets: Wo besteht ein Problem, dass ich lösen kann? Macht es Sinn eine Vermittlung für den Hundeservice am Ort zu gründen? Gibt es Menschen, die wissen wollen wie man sich gesund ernährt? Was es auch ist: Zeigen Sie Ihren Kindern, dass es Spaß macht mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und Probleme zu erkennen. Wer den Unternehmergeist früh fördert und vorlebt, wird merken, dass sich auch der Nachwuchs für mehr interessiert als nur den herkömmlichen Karriereweg. Fazit: Wer proaktiv das Thema Erfolg und Geld verdienen positiv besetzt, lebt damit den Kindern am besten vor, wie man erfolgreich wird. Das sollte natürlich nie mit Druck geschehen. Sie merken schnell, ob sich jemand für unternehmerisches Denken begeistern kann. Und wenn es nicht so ist, dann sind auch eine Ausbildung oder ein Studium völlig in Ordnung.

Gunnar Kessler Gunnar Kessler ist „Der Money Mentor“ und teilt seinen Weg zu Reichtum, Freiheit und Glück. Er ist Unternehmer, Inhaber von drei Online Marketing Firmen, Speaker, Bestseller-Autor und Podcast Host von „Show Me The Money, Honey – Der Erfolgspodcast rund um so viel mehr als nur Geld“. gunnarkessler.com


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Future Mobility

Wie wird sich unsere Mobilität in den nächsten 10 Jahren verändern? Text: Andreas Göttling

Die Mobilitätsbranche ist im Umbruch. Dinge wie der Dieselskandal oder der Erfolgszug der Elektroautos sind dafür klare Symptome, doch sind sie nur die Spitze eines Eisbergs, der auf den Namen Future Mobility hört. Wir haben uns mit Vertretern der Branche darüber unterhalten, mit welchen Veränderungen zu rechnen ist und wie dies den Alltag der Menschen verändern wird. 58

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Was ist Future Mobility? Future Mobility fasst als Begriff alle Entwicklungen zusammen, die in der Zukunft im Bereich der Mobilität zu erwarten sind. Wie genau diese aussehen werden, das hängt natürlich davon ab, wen man fragt. Ulrich Ahle von der FIWARE Foundation kennt sich mit dem Thema bestens aus. Er leitet seit 2017 das Unternehmen, welches eine Open Source Software zur Realisierung von Smart Solutions anbietet. Unter anderem spielen dabei Smart Cities eine Rolle und in solchen ist Future Mobility eine der Schlüsselkomponenten. Für Ahle geht die Richtung klar zu autonomen Fahrzeugen, jene könnten in 10 Jahren zum ganz normalen Straßenbild gehören. Alexander Klitz von Venture Capital Partners investiert aktiv in Startups aus dem Bereich Future Mobility und ist überzeugt davon, dass auch die e-Mobilität

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in den nächsten 10 Jahren eine große Rolle spielen wird. In dieser Hinsicht werden ihm die meisten Experten zustimmen, doch ist der Antrieb für einige auch gar nicht so wichtig. Janka Krings-Klebe von der co-shift GmbH ist der Ansicht, dass gerade für den Endnutzer die Antriebsart unerheblich sei. Wichtig sei nur, dass die Menschen sicher, bequem, günstig und pünktlich an ihr Ziel kommen. Ob dies nun elektrisch oder nicht geschieht, stehe aber erstmal nicht im Mittelpunkt. Einig sind sich aber alle von uns Befragten darin, dass in Zukunft das persönliche Automobil nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird.

Für die Future Mobility brauchen Nutzer kein Auto Schon heute gibt es zahlreiche Modelle, bei denen der Fahrer ein Auto nicht mehr besitzt. Stattdessen wird ein Fahrzeug

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nur genutzt, wenn es gerade auch gebraucht wird. Das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Für die meisten Nutzer wird dabei vor allem der fehlende Anschaffungspreis ein wichtiger Punkt sein. Ulrich Ahle berichtet uns in diesem Zusammenhang von seinen Beobachtungen in Indien. Allein in Neu Delhi gebe es schon 380.000 Uber-Fahrer. Die Nutzung sei so günstig, dass immer mehr Menschen damit beginnen, ihre eigenen Autos zu verkaufen. Mit Uber sind sie letztlich genauso schnell und bequem unterwegs, zahlen dafür aber nicht mehr als für den Unterhalt eines eigenen Fahrzeugs. Mit der Future Mobility ergibt sich dabei noch einiges an Einsparpotenzial. Sobald die verwendeten Autos keinen Fahrer mehr benötigen, wird die Mobilität aller Voraussicht nach so bequem wie nie zuvor und noch dazu könnten fehlende Parkplätze


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zu einem Problem der Vergangenheit werden. Dass letztere oft hoffnungslos überfüllt sind, liegt sicher auch daran, dass private Fahrzeuge im Schnitt 90 Prozent ihrer Zeit ungenutzt herumstehen, wie uns Michael Minis, Cofounder von tamyca, berichtet. Geht es nach Holger Weiss von German Autolabs, so werden wir uns in den kommenden Jahren Schritt für Schritt vom Individualverkehr verabschieden. Das heutige Carsharing gilt dabei nur beispielhaft dafür, in welche Richtung sich die Branche entwickeln wird. Es gibt auch bereits erste vollständig autonome Systeme, bei denen Fahrzeuge auf festen Strecken unterwegs sind, dabei aber keinen Fahrer benötigen. Gerade in Städten werden sich solche und ähnliche Lösungen nach Ansicht von Weiss schnell durchsetzen, während auf dem ländlichen Raum das eigene Auto wohl noch etwas länger von Bedeutung sein könnte. Als beinahe sicher scheint aber, dass Autofahren sich mehr und mehr zu einem Service-Modell entwickelt. Unabhängig von der genauen technischen Umsetzung werden die Menschen in Zukunft wohl nur noch zahlen, um eine bestimmte Strecke zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzulegen. Im Kern ist das Modell also mit einer Taxifahrt zu vergleichen. Der Unterschied liegt darin, dass bei Future Mobility die Fahrzeuge schneller verfügbar und dabei auch noch deutlich günstiger sind. Damien Declerq geht sogar soweit, individuellen Fahrzeugen das gleiche Schicksal wie einst den Pferden vorherzusagen. Vom

derzeitig meist verwendeten Transportmittel könnte es sich zu einem reinen Hobby für Liebhaber entwickeln. Das wird wohl nicht über Nacht geschehen, doch Declerq ist sich sicher, dass es schneller geschehen wird, als manch einer annimmt. Als Vergleich zieht er dafür das Verschwinden von Kutschen von den Straßen heran. Im Jahr 1900 kam nur ein Auto auf 100 Kutschen, nur 13 Jahre später war es bereits umgekehrt. Gut möglich also, dass schon in 10 Jahren nur noch ein Bruchteil der Autofahrer noch selbst fährt.

Future Mobility ändert alles Auf den ersten Blick scheint die Future Mobility erstmal nur so etwas wie eine Konsequenz aus autonomen Fahrzeugen zu sein. In Zukunft lassen wir uns von unseren Autos durch die Gegend fahren und lassen diese nicht mehr sinnlos in der eigenen Garage stehen, wenn sie nicht genutzt

werden. Elektroautos können zudem dabei helfen, die Emissionen zu reduzieren oder im besten Fall sogar gleich ganz zu unterbinden. Die Umsetzung der neuen Technologien wird aber noch weitaus größere Veränderungen mit sich bringen. Für Damien Declerq ist es besonders wichtig, eben jene Änderungen nicht zu verschlafen. Durch die Future Mobility werden sich seiner Ansicht nach zahlreiche neue Geschäftsmodelle entwickeln, welche zahlreiche Branchen nachhaltig verändern werden. So könnte etwa der Einzelhandel von gesunkenen Distributionskosten profitieren, darüber hinaus können aber auch vollkommen neue Geschäftsmodelle entstehen. Nicht zuletzt könnte eine einfachere, effizientere und günstigere Mobilität auch dafür sorgen, dass der Stadtflucht ein Ende gesetzt wird. Wenn die Mobilität kein Hindernis mehr darstellt und von jedem genutzt

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werden kann, so könnte es auch wieder mehr Menschen auf das Land ziehen.

Auch wenn Future Mobility für die Zukunft viel Gutes vermuten lässt, so handelt es sich zu weiten Teilen noch um bloße Zukunftsmusik. Bis es tatsächlich komplett autonome Systeme gibt, werden wohl noch einige Jahre vergehen und es gilt dabei, so manche Hürde zu überwinden. Probleme macht dabei nicht nur die Technik, sondern auch die Politik. Derzeit sind autonome Fahrzeuge noch nicht soweit, dass sie gänzlich ohne einen Fahrer auskommen würden. Die Gesetze in den meisten Ländern der Erde sehen in jedem Fall vor, dass noch ein Mensch im Fahrzeug sein muss, der im Notfall eingreifen kann. Dass die Technik nicht perfekt ist, zeigen immer wieder neue Meldungen um Unfälle bei autonomen Fahrzeugen. Auch die Automobilbranche steht vor großen Änderungen. Der Wegfall des Individualverkehrs führt hier unweigerlich dazu, dass die ganz großen ihre gesamtes Geschäftsmodell überdenken müssen. Zum Teil geschieht das auch schon. Gerade die Herausforderungen bei der Future Mobility sind aber auch Nährboden für Startups. Janka Krings-Klebe erlebt den Unternehmensumbau, der für Future Mobility notwendig ist, als Coach für digitale Transformation und Organisationsentwicklerin aus erster Hand. Für die sind die Veränderungen eine große Chance für die deutsche Wirtschaft. Sie sieht schon jetzt viele Startups,

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Es gibt noch viel zu tun

welche mit neuen Mobilitätslösungen als neue Wettbewerber zu VW und Co. auftreten. In Zukunft könnte der Markt nach ihrer Einschätzung nicht mehr aus einigen wenigen großen Anbietern bestehen. Stattdessen wäre die Entwicklung zu einem Markt mit zahlreichen, zum Teil auch sehr speziellen Lösungen denkbar. In der Folge könnte sich ein Marktbild entwickeln, wie es in den 90er Jahren im PC-Bereich vorzufinden war. Produkte und Dienstleistungen werden zunehmend standardisiert und von einer Vielzahl von Unternehmen angeboten. Für so manches scheinbare Problem der Future Mobility gibt es schon heute handfeste Lösungen. Christian Lang ist einer der Gründer des Mobility Startups Chargery und bietet einen mobilden Ladeservice für Elektrofahrzeuge. Noch immer gilt als ein großes Problem bei E-Autos, dass Ladestationen rar gesät sind und nicht immer vorteilhaft

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positioniert sind. Chargery bietet die Möglichkeit, Fahrzeuge genau dort aufzuladen, wo sie zuletzt abgestellt wurden. Bisher ist der Service elektrischen Flotten von Unternehmen vorbehalten, im Jahr 2019 sollen aber auch private Nutzer ihn in Anspruch nehmen könnten. Es ist nur ein Beispiel dafür, wie die Probleme rund um die Future Mobility gelöst werden können und wie Startups dabei eine entscheidende Rolle spielen können.

Runter von der Straße Future Mobility findet nicht nur auf der Straße statt, sondern beinhaltet so ziemlich alle denkbaren Arten von Fortbewegungsmitteln. In der Zukunft sollen auch Fahrräder und Scooter eine wichtige Rolle spielen. Das Startup COUP ist vor allem im Bereich des eScooter-Sharing aktiv und bietet damit bereits eine umweltfreundliche Alternative zur Fahrt mit dem Auto. Sinnvoll ist das natürlich vor allem in urbanen


CLOSE UP Gegenden. So manches Mal lassen sich Strecken mit einem Scooter oder auch einem Fahrrad schneller als mit dem Auto zurücklegen. Für Julia Grothe, die bei COUP für PR und Kommunikation zuständig ist, spielt aber auch der Spaß eine Rolle. Mit alternativen Beförderungsmitteln können Nutzer demnach Zeit sparen und das auch noch aktiv genießen. Von zentraler Bedeutung für Future Mobility ist fraglos auch das Nutzererlebnis. Es kommt nicht nur darauf an, welche Verkehrsmittel wir in Zukunft nutzen, sondern vor allem auch darauf, wie wir eben das tun. Der wohl größte Knackpunkt dabei ist die Digitalisierung. Ein Fahrzeug bestellt ein Nutzer sich in Zukunft bequem mit einer App am Smartphone, im besten Fall fährt es dann autonom zum gewünschten Ort und ist innerhalb von Minuten verfügbar. Um dies zu ermöglichen, braucht es die entsprechende Technologie. Die Future Mobility ist deshalb nicht nur von neuen Antriebsmethoden und der geteilten Nutzung von Fahrzeugen abhängig, sondern auch von Lösungen wie Cloud Computing.

Das wird dazu führen, dass bei der Mobilität künftig auch SoftwareUnternehmen eine immer größere Rolle spielen werden. Das ist auch der Grund dafür, dass Google, Apple, Microsoft und Co. in diesem Bereich so engagiert sind.

Der Blick in die Kristallkugel Wie sich das Thema Future Mobility genau entwickeln wird, darüber gibt es unzählige unterschiedliche Ansichten. Auch wenn sich Experten und Branchenvertretet einig darüber sind, dass große Veränderungen anstehen, so gibt es bei der genauen Umsetzung gegensätzliche Ansichten. Für manch einen spielt etwa der Elektromotor eine grundlegende Rolle, während der Antrieb der Fahrzeuge für andere nur beiläufig von Interesse ist. Andere sind davon überzeugt, dass Autos an sich ihren Zenit bereits überschritten haben und in Zukunft zum Beispiel von Lufttaxis ersetzt werden könnten oder gar von Drohnen. Es sind zum Teil die wildesten Szenarien, auf die wir bei der Future Mobility treffen. Einige davon erscheinen heute noch nahezu undenkbar, allerdings ist das wenigste davon unmöglich.

Enormes Potenzial bietet unter anderem auch das Thema Künstliche Intelligenz. Die Fahrzeuge der Zukunft planen voraus und stellen sich aufeinander ein. Denkbar wäre etwa ein zentrales System, welches sämtliche Fahrzeuge erfasst und aufgrund dieser Daten die optimalen Routen berechnet. Die Folge wäre ein Verkehrsbild, bei denen Staus der Vergangenheit angehören. Die Menschen wären deutlich schneller unterwegs, während gleichzeitig die Zahl der Unfälle rapide gegen 0 gehen könnte. Natürlich ist auch die Umwelt bei Future Mobility stets ein großes Thema. Sie könnte zu weiten Teilen von fortschrittlichen und innovativen Lösungen profitieren. Das Elektroauto ist dabei für viele Experten von elementarer Bedeutung. Es könnte zu einem emissionsfreien Verkehr beitragen, auch wenn dafür noch die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Besonders bei der Energierzeugung muss hier angesetzt werden. Um sämtliche Fahrzeuge in Deutschland, Europa oder gar der ganzen Welt zu versorgen, bräuchte es

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Nicht jeder ist überzeugt Bei aller Euphorie sollen an dieser Stelle auch die Kritiker zu Wort kommen dürfen. Für jene ist nicht nur die Stromversorgung bei elektrischen Fahrzeugen ein großes Fragezeichen. Sie warnen auch vor enormen Veränderungen für den Arbeitsmarkt. Millionen von Menschen sind heute in irgendeiner Weise im Bereich des Transports beschäftigt. Die Future Mobility mit ihren autonomen Fahrzeugen bedroht potenziell also unzählige Arbeitsplätze. LKW-Fahrer, Busfahrer, Postboten oder auch Pizza-Lieferanten werden langfristig nicht mehr benötigt. Das ist eine durchaus berechtigte Sorge, doch die Gegenseite sieht darin keinen Grund, die Entwicklung zwanghaft stoppen zu wollen. Das würde wohl ohnehin nicht gelingen. Die Befürworter halten auch dagegen, dass die Future Mobility für die Schaffung zahlreicher neuer Arbeitsplätze sorgen wird. Das fängt bei der Wartung der Systeme an und erstreckt sich bis zur Freizeit der Autofahrer. Die hören heute im besten Fall Radio beim Auto-

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fahren. Sobald sie sich aber nicht mehr auf die Straße konzentrieren müssen, hätten sie auch Zeit für zahlreiche andere Unterhaltungsprogramme. Ob Arbeitsplätze in gleicher Anzahl neu entstehen, wie sie durch Future Mobility wegfallen werden, das lässt sich derzeit nicht abschätzen. Es wäre aber nicht die erste Revolution auf dem Arbeitsmarkt, die die Menschheit verkraftet hätte.

Welche Rolle spielen Startups bei der Future Mobility? Future Mobility betrifft zahlreiche Branchen in gewaltigem Ausmaß. Da liegt die Vermutung nahe, dass ohnehin die Großen der Branche den Markt unter sich aufteilen werden. Tatsächlich arbeiten die großen Autobauer auch bereits mit Hochdruck an eigenen Lösungen für die Zukunft. Dabei hat aber manch ein großer Konzern gehörig verschlafen, zum Teil geht die Entwicklung erst seit wenigen Jahren voran. Startups werden bei der Future Mobility nicht nur in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, sie tun es jetzt schon. Damien Declerq sieht sich und sein

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Unternehmen Damien vor allem als einen Systemintegrator. Es sei bereits sehr viel Technologie vorhanden, doch traditionelle Unternehmen sind oft viel zu langsam und träge, um damit passende Lösungen zu bauen oder bestehende Produkte anzupassen. Startups sind deutlich flexibler und genau das ist bei einem Bereich wie der Future Mobility ein riesiger Vorteil. Die Branche schreit geradezu nach innovativen Lösungen, um die zahlreichen noch bestehenden Probleme zu überwinden. Startups werden nicht über Nacht mit VW oder Toyota konkurrieren. Es ist auch unwahrscheinlich, dass wir den nächsten kometenhaften Aufstieg nach dem Vorbild von Apple erleben werden. Doch junge Unternehmen mit frischen Ideen können dennoch nachhaltig prägen, wie wir uns in Zukunft fortbewegen werden. Schon in den letzten Jahren waren Startups für bedeutende Fortschritte in diesem Bereich verantwortlich. Die großen Unternehmen haben es sich da auch nicht nehmen lassen, in das eine oder andere Projekt großzügig zu investieren.

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Unmengen an Strom. Das alleine wäre selbst heute nicht das allergrößte Problem, doch ist es nach heutigem Stand noch unmöglich, eine solche Versorgung nur über regenerative und damit saubere Energiequellen bereitzustellen. Soll die Future Mobility zu einer besseren Umweltbilanz beitragen, so braucht es also auch noch viel Arbeit bei den Kraftwerken, um dieses Ziel erreichen zu können. Es ist auch einer von vielen Punkten, der von Kritikern gerne gegen das Thema hervorgebracht wird.


Es ist höchste Zeit zu handeln. Und zwar fair.

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