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praxis fliegenfischen

Puristisch, minim

alistisch, einfach schön - mit „Ten zu den Wurzeln d kara“ kehrt man es Angelns zurück u nd ist den Fische ein Stückchen nä n wieder her. Unser Autor Stefan Tesch beg leitete den Tenkara-Profi Ru dolf Meier an die Zwettl in Österre ich.


Im Stile der

Nein, hier fehlt nichts Tenkara-Ruten brauch . Die speziellen en keine Rolle.

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Fotos: Verfasser

„Solche Stellen sind perfekt für diese Methode.“ Tenkara-Fan Meier hat es an einer Rausche auf Forellen abgesehen.

udolf Meier hat die Materialschlacht satt. „Zahlreiche Ruten und die dafür passenden Rollen und Schnüre ständig im Auto durch die Gegend zu fahren, darauf habe ich keine Lust mehr“, sagt der Österreicher und besann sich vor einigen Jahren auf seine Studienzeit in Großbritannien. Hier entdeckte er nämlich eine ganz besondere Art des Fliegenfischens: Tenkara. Den Reiz dieser japanischen Angeltechnik erkennt man schon, wenn man sich für die Pirsch am Forellenbach vorbereitet: Zwar hält sich auch beim normalen Fliegenfischen der Geräteaufwand in Grenzen, bei der Tenkara-Methode geht es jedoch noch spartanischer zu. Ausgerüstet mit einer unberingten Rute, Kescher, Hakenlöser, Ersatzvorfach und einer Hand voll Fliegen kann es direkt ans Wasser gehen. Eine Rolle gibt es bei der Tenkara-Fischerei nämlich nicht, die Schnur wird wie beim Stippfischen direkt an die Rutenspitze geknüpft. Durch die geringere Reichweite eignet sich Tenkara dabei natürlich hauptsächlich für kleinere Bäche und Flüsse, und genau solch ein Gewässer ist die Zwettl. Oberstes Gebot hier: Ruhiges Verhalten und langsame Bewegungen, wenn man sich einem Hotspot nähert. Mit der Wathose in dem kleinen Fluss stehend, zeigt mir Rudolf auch gleich, worauf es beim Fischen ankommt: „Seitlich oder über Kopf werfen. Danach die Fliege kurz abtreiben lassen und immer wieder

Tenkara reduziert Fliegenfischen auf vier Dinge: Rute, Schnur, Fliege und, wie hier, Fisch.

hochzupfen“, sagt er ruhig, während sein kleines Fliegenmuster am Ende des Vorfachs bereits zum wiederholten Male sanft auf dem Wasser landet. Ob man gegen oder mit der Strömung wirft, ist dabei Geschmackssache. Anders als beim herkömmlichen Fliegenfischen ist der Aktionsradius beim Tenkara mehr oder minder auf die Länge der Schnur beschränkt. „Viel mehr als zehn Meter sind nicht drin, denn Hauptschnur samt Vorfach sollten maximal einen Meter länger als die Rute sein“, erklärt Rudolf. Doch in diesem Umstand liegt auch ein Vorteil. Bereits nach wenigen Minuten hat man das Werfen mit einer Tenkara-Rute verstanden und serviert

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die Fliegen schon recht präzise. Mit gefühlvollen Schwüngen aus dem Unterarm landet so auch mein Muster schon bald zentimetergenau neben den potenziellen Standplätzen im gekräuselten Wasser.

Werfen leicht gemacht: Die Tenkara-Schnur ist verzwirnt und verjüngt sich zur Fliege hin.

Federleicht auf Forellen

Als Vorfach dient ausschließlich Monofil, die Wahl der Fliege bleibt dagegen Ansichtssache.

Die Tenkara-Ruten sind teleskopierbare Leichtgewichte und wiegen je nach Aktion, Länge und Qualität zwischen 70 und 180 Gramm. „Auch die 3 bis 4,5 Meter langen Ruten lassen sich auf gut einen halben Meter zusammenschieben und passen so in jeden Rucksack“, freut sich Meier, der ausgedehnte Wanderungen an den Flüssen Zwettl und Kamp auch häufig mit spontanen Tenkara-Sessions verbindet. Die Aktion wird bei Tenkara-Ruten etwas eigentümlich angegeben: „6:4“ bedeutet zum Beispiel, dass sechs Teile der Rute hart und vier Teile davon weich sind. Je mehr harte Teile in der Rute vorkommen, desto höher ist dabei das Wurfgewicht und desto kräftiger ist die Rute im Drill. Der Rutentyp „5:5“ besitzt demnach also eine parabolische, durchgehende Aktion, „8:2“ bezeichnet dagegen eine reine Spitzenaktion und einen kräftigen Rutentyp. Natürlich ist Tenkara mangels Schnurreserve nicht unbedingt für besonders kapitale Fänge geeignet. „Bei Forellen um die 40 Zentimeter liegt die Obergrenze“, meint Meier und fährt fort: „Aber die verbissene Jagd nach den ganz Großen passt auch gar nicht zur Ideologie dieser Angeltechnik.“ Damit mag Rudolf wohl Recht haben, denn neben der einfachen Nahrungsbeschaffung diente Tenkara angeblich auch den legendären SamuraiKriegern zur Schärfung ihrer Feinmotorik und des Kampfgeistes. Gemeint ist damit sicher die meditative Ruhe beim Fischen, denn aus dem Japanischen übersetzt bedeutet Tenkara nichts anderes als „vom Himmel kommend“ oder „vom Himmel schwebend“ und meint damit wohl das kunstvolle Werfen der Fliege. Plötzlich bringt eine halbstarke Bachforelle die beschauliche Atmosphäre an der Zettl gehörig durcheinander. Rudolfs feine „5:5“-Rute biegt sich gefühlvoll durch, während der Fisch zu einem erneuten Fluchtversuch in die

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Perfekter Feierabend mitten in der Stadt: urbanes Ambiente, eine schöne TenkaraBachforelle und ein glücklicher Fischer.

Strömung ansetzt. Ein wahres Drillvergnügen, so ganz ohne Rolle. „Das ist zunächst zwar etwas ungewohnt, aber keine Hexerei“, meint Meier und zieht den Fisch schon bald zu sich heran. Eine Fliege mit schwarzen Hecheln hat ihm den tollen Fang beschert. „Grundsätzlich kann man jede herkömmliche Nass-, Trockenfliege oder Nymphe einsetzen“, sagt Meier, der gerade beim Fliegenbinden nicht viel Zeit aufwendet. „Schön müssen sie nicht sein“, lautet sein Kommentar, als er binnen einer halben Minute eine Fliege bindet - direkt am Wasser und ganz ohne Bindestock. Meier benutzt lediglich einen Schonhaken der Größe 14, eine Feder vom Hahnenkopf sowie buntes Garn. „Die Feder wird einmal gefaltet und mittels Garn so um den Hakenschenkel gewickelt, dass die Hecheln in Richtung Öhr abstehen. Dann pulsieren sie, wenn man die Fliegen


Mangels Schnurreserve eignet sich die japanische Technik eher für kleine Bäche und Flüsse.

durchs Wasser zupft“, ergänzt er, bevor er mit der neu entstandenen Fliege schon wieder zum nächsten Wurf ansetzt.

Verzwirnte Hauptschnur Je länger ich Rudolf bei seinem Tun beobachte, desto mehr stelle ich fest, dass Tenkara sehr viel mit dem klassischen Beginn einer Anglerkarriere gemeinsam hat: Haselnussstecken, Schnur und Haken, fertig. „Natürlich würde Tenkara auch so funktionieren“, meint Meier schmunzelnd. Aber er widmet sich doch ganz gerne einer raffinierteren Montage. Damit die Schnur während des kurzen Wurfes nämlich optimal fliegt, greift er auf eine spezielle, eigens für die Tenkara-Fischerei hergestellte Schnur zurück. Die verzwirnte Leine verjüngt sich dabei Richtung Vorfach, hat so viel bessere Flugeigenschaften als Monofil und mindert das Verhedderungsrisiko im Wurf deutlich. An diese Hauptschnur kommt schließlich ein handelsübliches Tippet aus 0,10er bis 0,15er Monofil. Einfacher geht es nicht.

lang Werfen üben, um erstmals erfolgreich ans Wasser gehen zu können. „Für etwa 150 Euro bekommt man eine passable Einsteiger-Ausrüstung, und nach einer Viertelstunde beherrscht jeder das Werfen“, so Meier. Womöglich ist dies der Hauptgrund, warum Tenkara in Fliegenfischerkreisen (noch) keinen besonders guten Ruft genießt. Oder sind es gar neidische Blicke auf die Einfachheit dieser Technik? Wie auch immer - Tenkara eignet sich sowohl für erfahrene als auch Gelegenheitsfliegenfischer, für den Urlaub oder sogar, um die eigene Frau oder die Kinder mit dem Angelvirus zu infizieren.

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Tenkara - ein weltweiter Trend

Perfekt für Einsteiger Dann ist an der Zettl auch schon wieder Schluss mit der Theorie, und Rudolf widmet sich wieder den Fischen. In der Bachkurve, wo der Wald in eine weitläufige Wiese übergeht, erzählt er von TenkaraSeminaren für Manager, bei denen sich die Teilnehmer nicht immer leicht tun, einen Fisch nach dem Fang auch für die Pfanne vorzubereiten. Meier sieht in Tenkara dennoch großes Zukunftspotenzial, denn im Gegensatz zum konventionellen Fliegenfischen muss man nicht stunden-

Solche Regenbogenforellen sorgen an einer Tenkara-Rute für jede Menge Adrenalin.

Schnell gebunden: Tenkara-Fliegen zeichnen sich durch ihre besondere Hechelform aus.

Obwohl die europäische Tenkara-Szene im Gesamten noch sehr klein ist, entwickelt sich gerade in der Schweiz und in Großbritannien allmählich eine größere Gemeinschaft aus begeisterten Anhän-

gern. In den USA sorgt der Fliegenfischer Daniel W. Galhardo seit etwa fünf Jahren für eine stark steigende Popularität. Auf seiner Webseite www. tenkarausa.com propagiert Daniel Tenkara gar als „neue Disziplin im Fliegenfischen“. Pioniergeist bei den Angelversandhändlern zeigen unter anderem www.rudiheger.de oder www.hiki.at. Letzterer Shop bietet momentan ein Mini-Sortiment für Tenkara-Einsteiger an. Geschäftsführer Ulf Seemann zeigt sich aber zuversichtlich: „In drei bis vier Monaten werden wir so richtig durchstarten und versuchen, uns am österreichischen Markt mit TenkaraAusrüstung zu positionieren.“

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