1401_070_Check_GEWINN 18.12.13 09:36 Seite 70
MANAGEMENT & KARRIERE Marktcheck: Tanzschulen
Salsa statt Walzer
das Jahr gerechnet einen Bruttomonatsumsatz von 12.500 Euro, plus zusätzlichen 1.000 Euro aus der Bar, die das Angebot einer Tanzschule idealerweise abrunden sollte. Kleinere Schulen mit etwa 200 Kunden und einem 100-Quadratmeter-Saal setzen monatlich rund 8.000 Euro brutto um. Dem gegenüber stehen geringe Personalkosten, denn üblicherweise stehen die Inhaber als Tanzlehrer selbst auf dem Parkett. Zusätzlich sind nur zwei bis vier Tanzlehrer oder Assistenten erforderlich. Sie arbeiten meist stundenweise und sind geringfügig angestellt.
In erfolgreichen Tanzschulen wirbeln Schüler jeden Alters übers Parkett. Neue Anbieter brauchen daher ein vielfältiges Programm und ein Gefühl für Modetänze.
Ausbildung als „Lehrling“ Foto: Tanzschule Roman E. Svabek
Österreichweit gibt es über 180 Tanzschulen, davon 60 in Niederösterreich, gefolgt von Oberösterreich, der Steiermark und Wien mit je etwa 25. „Der Markt ist gut abgedeckt“, erklärt Roman Svabek, Inhaber der gleichnamigen Tanzschule und seit 2009 Choreograph der Debütanten am Wiener Opernball. „Der Markt ist gut abgedeckt“, warnt Opernballchoreograph Roman Svabek (Bild Mitte) Um in Österreich eine Tanzschule zu eröffnen, muss man staatlich geprüfter Tanzmeister sein. Die Ausbildung VON STEFAN TESCH ner Außenbezirk mit guter Verkehrs- dazu dauert fünf Jahre und besteht aus anbindung muss man mit rund 4.000 wöchentlich mindestens zwölf Stunden Euro Miete pro Monat rechnen, weiß Praxis in einer Tanzschule sowie zuanzen ist heute mehr Spaß und we- Regina Gombar. sätzlich dem Besuch der Tanzlehrerniger Tradition. Entsprechend hat Mit ihrem ehemaligen Turniertanz- akademie in Wien. Sie ist die einzige sich auch die Rolle der Tanzschule ge- partner ist sie seit drei Jahren Besitzerin Ausbildungsstätte für diesen Beruf. wandelt – weg von der Benimmschule der Tanzschule Step & Swing. Diese Nach drei Jahren ist man Tanzlehrer hin zum Freizeitanbieter. Das bedingt betreiben sie neben ihren Vollzeitjobs und damit berechtigt, Tanzkurse zu leieinen Rückgang der klassischen Anfän- lediglich in den Abendstunden. „Für ten. Nach zwei weiteren Jahren erfolgt ger-, Bronze- und Silber- bzw. Goldkur- die Inneneinrichtung mussten wir dann die Prüfung zum Tanzmeister. se. Dafür steigt die Nachfrage nach Spe- 50.000 Euro in die Hand nehmen“, Brisantes Detail: In Vorarlberg, Tizialkursen wie etwa Boogie, Discofox überschlägt Gombar. Der Boden sollte rol und Kärnten existiert derzeit kein und Salsa stark, berichtet Brigitta Wag- unbedingt ein Schwebeparkett (200 bis Tanzschulgesetz. Somit kann dort jeder ner, Inhaberin der Tanzschule Wagner 300 Euro pro Quadratmeter) sein. Eine – auch ohne Ausbildung zum Tanzmeisin Wien und seit rund 30 Jahren in der Musik- und Lichtanlage beläuft sich ter – eine Tanzschule eröffnen. Branche tätig. Entsprechend müssen auf grob 10.000 Euro. Und wer seine Die Kosten für die TanzlehrerTanzschulen heute ihr Angebot ständig Schüler im Sommer nicht unnötig akademie betragen etwa 2.500 Euro anpassen. Als Faustregel gilt: Zwei Drit- schwitzen lassen will, muss noch meh- pro Jahr und werden üblicherweise von tel der Kurse sind Paarkurse, der Rest rere tausend Euro für eine Klimaanlage der Tanzschule getragen. „Für das Jugendkurse. Ein Durchschnittsalter kalkulieren. Unternehmen bedeutet das 17.000 bis von 40 Jahren ist keine Seltenheit. Damit eine Tanzschule dieser Grö- 20.000 Euro an Ausbildungskosten vom ße einigermaßen leben kann, bedarf ,Lehrling‘ bis zum Tanzmeister“, so Sva200 bis 300 Tanzschüler es während der zehnmonatigen Saison bek. Personalengpässe kennt die BranFür eine Tanzschule mit gut 350 Quad- (wenig Betrieb im Juli und August) mo- che nicht, viele wollen nebenberuflich ratmeter Gesamtfläche (für Tanzsaal, natlich rund 300 Schüler, die je 50 Euro als Tanzlehrer arbeiten oder sehen die Bar und Wartebereich) in einem Wie- für Tanzkurse ausgeben. Das ergibt auf Ausbildung dazu als Freizeitvergnügen.
T
70
GEWINN 1/14