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1301_068_Check_GEWINN 19.12.12 10:25 Seite 68

MANAGEMENT & KARRIERE Marktcheck: Skischulen

Wie man mit Pistengaudi Geld verdient

Foto: Tiroler Skilehrerverband

Wer mit einer eigenen Skischule Schuss fahren will, muss selbst Skilehrer sein, seine Kunden kennen und im Sommer flexibel sein.

sind ein Büro und ein Sammelplatz, den man meist von Bauern mietet und der so groß sein muss, dass man in Spitzenzeiten den Kundenansturm organisieren kann. Bei zehn Lehrern mit üblicherweise acht Schülern pro Lehrer benötigt man ungefähr 200 Quadratmeter. Für Ein-Personen-Unternehmen entfällt diese Auflage. Hinzu kommen noch die Kosten für die obligate Haftpflichtversicherung und die Skianzüge für die Skilehrer. Einer kostet rund 500 Euro und hält drei Saisonen. Ski bringen die Lehrer selbst mit. Apropos: Skischulen in kleinen Skigebieten agieren oft auch als Skiverleih. „Um gewinnbringend arbeiten zu können, bedarf es einer soliden Grundausstattung von rund 2.000 Paar Ski (à 200 bis 500 Euro) und weitaus mehr Skischuhen (à 50 bis 100 Euro)“, so Gfrerer.

Voraussetzungen und Chancen

Kinder zwischen drei und zwölf Jahren sind die Hauptkunden für Skischulen. Gäste aus den östlichen EU-Staaten bevorzugen zudem Native-Speaker als Skilehrer

VON STEFAN TESCH

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ährend man – im dicken Anorak schon leicht schwitzend – wartet, dass man endlich drankommt, könnte man auf den Geschmack kommen, selbst eine Skischule aufzumachen. Die Zahlen sind aber ernüchternd: Im Schnitt erwirtschaftet eine Skischule mit zehn Skilehrern pro Saison von Dezember bis April einen Nettoumsatz von rund 100.000 Euro. Vorausgesetzt Frau Holle ist gnädig. Und wer im Sommer kein Alternativprogramm wie Wandern oder Klettern zu bieten hat, muss damit übers Jahr kommen. Trotzdem gibt es in Österreich 500 Skischulen, davon rund 270 in Tirol, die sich pro Saison rund 1,6 Millionen Skischulgäste teilen. „Um kostendeckend zu arbeiten, müssen pro Skilehrer sieben Kunden ganztags (ein Skilehrertag dauert vier Stunden) sechs Tage pro Woche fahren“, rechnet Peter Gfrerer, Obmann des Kärntner Ski68

Um eine Skischule zu eröffnen, reicht es nicht, gut Skifahren zu können. Man muss auch selbst staatlich geprüfter Skischulverbandes und Geschäftsführer lehrer (Diplomskilehrer) mit Skiführerder Skischule Gerlitzen-Villach, vor. ausbildung sein. Das kostet rund 9.000 Euro und dauert mehrere Jahre. Kosten und „Nebeneinkünfte“ Um auch erfolgreich zu sein, muss Je nach Ausbildung verdient ein Ski- man sich auf Kinder und Gäste aus den lehrer zwischen 800 und 1.500 Euro östlichen EU-Staaten konzentrieren, rät netto pro Monat. In mageren Zeiten, Christian Abenthung, Generalsekretär etwa gegen Saisonende, werden diese des Österreichischen Skischulverbands üblicherweise gekündigt. Um die va- (ÖSSV): „Kinder zwischen drei und riable Auslastung managen zu können, zwölf Jahren sowie Einzelunterricht für empfiehlt Silvia Grillitsch, Geschäfts- Erwachsene sind derzeit die Triebfeder.“ führerin der CSA Skischule Grillitsch Und: „Als Neuer hat man gute Chancen, & Partner in Obertauern, mit Stamm- wenn man sich auf Off-Pisten-Aktivitäpersonal und einem großen Personal- ten spezialisiert“, so Abenthung. pool zu arbeiten: „In das PersonalmaBesonders angesagt ist derzeit Freenagement fließt extrem viel Zeit.“ Zu- riden, während Snowboarden bereits dem brauche man eine ausgewogene wieder stagniert. Silvia Grillitsch empMischung aus Skilehreranwärtern (die- fiehlt zudem, die Zusammenarbeit mit se dürfen nur mit Kindern fahren), Lan- Hotels zu suchen. Ihre Skischule bedesskilehrern und Diplomskilehrern schäftigt bis zu 80 Skilehrer und bietet ihren Kunden neben Native-Speakern, mit Skiführerausbildung. Die Skilehrer sind auch der größte zwei Kinderübungshänge mit drei FörKostenfaktor. Bis zu 90 Prozent des derbändern (à 30.000 Euro) auch einen Umsatzes gehen dafür drauf. Sonst hat Shuttleservice mit eigenen Bussen an, man als Skischulbesitzer aber kaum um die Gäste von den Hotels zur SkiAusgaben. Behördlich vorgeschrieben schule zu bringen. GEWINN 1/13


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