1302_074_Check_GEWINN 30.01.13 10:18 Seite 74
MANAGEMENT & KARRIERE Marktcheck: Blumenhandel
Trockene Fakten zu St. Valentin
Foto: Foto Fischer
So rosig, wie es scheint, sieht es für Floristen nicht aus. Für den Erfolg mit dem grünen Daumen muss man eine Nische finden und auf den Advent hoffen.
2.000 Euro Umsatz pro Tag braucht man zum Überleben, weiß der Bundesinnungsmeister und selbst Inhaber von drei Blumengeschäften in Graz, Rudolf Hajek, zu berichten
lich, man braucht also auch ein entsprechendes Fahrzeug. Beim Warenwert im Geschäft muss man mit rund 6.000 Euro für Blumen plus 2.000 Euro für Dekomaterial rechnen, so Hajek: „Zwischen 200 und 400 Stück Schnittblumen sollte man täglich auf Lager haben“. Darunter sind Rosen natürlich die Fixsterne, das restliche Sortiment richtet sich nach Saison, dazu kommen noch zumindest 30 Pflanzen. Der Nettoeinkaufspreis einer Rose liegt zwischen 1,50 und 2,80 Euro. Im Verkauf schlägt man in der Regel zwischen 70 und 120 Prozent drauf, plus Steuer ergibt drei bis 7,40 Euro. Bei einem Geschäft mit drei bis fünf Mitarbeitern machen die Personalkosten 20 bis 40 Prozent aus. Der Bruttolohn für fertige Floristen liegt zwischen 1.100 und 1.300 Euro, bei Lehrlingen je nach Lehrjahr zwischen 370 und 600 Euro.
Advent lässt Kasse klingeln VON STEFAN TESCH
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alentinstag ohne Blumen? Unvorstellbar. Wer aber glaubt, Floristen verdienen sich dieser Tage eine goldene Nase, der irrt. „Ein Blumengeschäft mit drei bis fünf Mitarbeitern muss pro Tag eine Monatsmiete Umsatz machen“, rechnet Rudolf Hajek, Bundesinnungsmeister der Gärtner und Floristen und selbst Inhaber von drei Blumengeschäften in Graz, vor. Im Schnitt sind das rund 2.000 Euro täglich oder zwischen 500.000 und 700.000 Euro Umsatz pro Jahr. Keine leichte Aufgabe, denn nach dem 14. Februar wird es ruhig um die Blumen, zumindest bis Muttertag. Trotzdem gibt es in Österreich rund 1.600 gewerbetreibende Floristen, der Markt ist, so Hajek, „voll, aber nicht übervoll“. Die etablierten Geschäfte leben gut, vor allem die, die sich spezialisieren, und können offensichtlich auch mit der Konkurrenz von Tankstellen und Supermärkten gut leben, da bei diesen die Kreativität fehle, so Hajek. 74
Voraussetzungen und Kosten Um überhaupt ein Blumengeschäft in Österreich eröffnen zu dürfen, muss man die dreijährige Floristenlehre abgeschlossen haben und mindestens zwei Jahre Praxis vorweisen können. Alternativ dazu ist die Lehre in einem landwirtschaftlichen Pflanzenzuchtbetrieb zulässig. Da man aber im Job mit den Blumen vor Kreativität strotzen muss, sollte man (berufsbegleitend) noch eineinhalb Jahre an einer der drei Meisterschulen in Österreich dranhängen. Die Kosten dafür: etwa 10.000 Euro. Dann braucht man ein Geschäft. „Mit einem 80 Quadratmeter großen Lokal kann man gut arbeiten“, erklärt Hajek. Neben einem kleinem Büro und einem Arbeits- bzw. Lagerraum zum Blumenbinden ist eine Kühlmöglichkeit unumgänglich, um Schnittblumen über Nacht bei fünf Grad zu kühlen, damit sie bis zu drei Tage haltbar sind. Aggregate für Kühlräume kosten zwischen 2.000 und 3.000 Euro – zur Not tut es auch eine Kühlvitrine. Blumenschmuck und Kränze zu liefern ist üb-
Nicht am Valentinstag, nicht am Muttertag, sondern während der Weihnachtszeit erlebt man als Florist seine Sternstunde. Dekorationen für die stille Zeit im Jahr spülen, laut Hajek, 15 Prozent des Jahresumsatzes herein. Hingegen brächte Allerheiligen fast nur Land- und Friedhofsfloristen was, und die Sommermonate sind Sauregurkenzeit. Trotzdem sollte jedes Blumengeschäft Kränze im Sortiment haben, denn sie bringen rund fünf Prozent des Jahresumsatzes ein. Auf dem Land gehen Schnittblumen weniger, dafür Balkon- und Gartenpflanzen mehr. In der Stadt gehen dafür neben Schnittblumen auch Geschenkartikel wie Kerzen, Kerzenständer, Figuren und Übertöpfe recht gut. Vom 08/15-Blumengeschäft rät Hajek aber Neueinsteigern ab. Damit sei der Markt voll: „Eine gute Nische ist die Innenraumbegrünung, wo man weniger mit Schnittblumen, als mit Gestecken und Pflanzen arbeitet.“ Weiters gut: Blumenschmuck für Veranstaltungen oder Trauerfloristik, sofern der Standort in Friedhofsnähe ist. GEWINN 2/13