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MANAGEMENT & KARRIERE Marktcheck: Fahrschule

Hart umkämpfte Fahrschüler Starke Konkurrenz und Personalmangel setzen Fahrschulen massiv zu. Verdienen kann man nur mit A- und B-Führerscheinen. VON STEFAN TESCH

K

aum zu glauben, obwohl man für einen klassischen B-Schein mit 1.400 Euro rechnen muss, bleiben der Fahrschule nach Abzug aller Kosten davon lediglich 50 bis 100 Euro (inklusive Steuern). „Um einigermaßen über die Runden zu kommen, braucht eine

„An den anderen Klassen verdient man nichts“, klagt Wiedermann. Beispielsweise machen in Wien nur knapp 400 Personen pro Jahr den C-Schein, vor zehn Jahren waren es noch mehr als 4.500 Kandidaten. „Um ein Fahrzeug wirtschaftlich zu betreiben, braucht man dafür 80 bis 100 Fahrschüler pro Jahr“, rechnet Wiedermann vor. Ob die Fahrzeuge im Ei-

metern teilt man sich im Idealfall mit anderen Fahrschulen.

Kundenfang mit Ferrari Die Ausbildung zum Fahrschullehrer wie auch zum Fahrlehrer kostet rund 3.000 Euro. Ersterer darf auch Theorie unterrichten und muss Matura haben. Entsprechend schwer ist es, Personal zu finden, meint Wiedermann. Ein angestellter Fahrschullehrer verdient 2.000 bis 2.400 Euro brutto, ein Fahrlehrer zwischen 1.900 und 2.300 Euro. Fahrlehrer sind selten als Vollzeitkräfte angestellt, das Gros sitzt als Nebenjob auf dem Beifahrersitz. 400 Schüler pro Jahr braucht eine Fahrschule zum Überleben weiß Fachverbandsobmann Herbert Wiedermann

gentum oder geleast sind, wird in der Branche unterschiedlich gehandhabt. Pro Fahrzeug kommen monatlich noch etwa zehn bis 50 Euro für Haftpflichtoder 70 bis 180 Euro für eine Vollkaskoversicherung dazu. Wenn doch benötigt, werden Autobusse und Lkw üblicherweise von anderen Fahrschulen stundenweise angemietet. Voraussetzung, um eine Fahrschule eröffnen zu dürfen, ist zumindest ein Ein Auto pro 100 Schüler HTL-Abschluss oder ein Studium im Wer eine Fahrschule eröffnen will, muss Bereich Elektrotechnik oder Maschi70.000 bis 100.000 Euro Startkapital nenbau. Zusätzlich bedarf es mindeseinplanen, um mit drei Pkw, ebenso tens fünf Jahre Praxis als Fahrschullehvielen Motorrädern und ein bis zwei rer. Die Räumlichkeiten müssen aus Fahrlehrern, A- und B-Scheine anbie- mindestens zwei Lehrsälen, einem Vorten zu können. Auf die anderen Klassen raum und einem Fahrlehrerzimmer bekann man als Neuling getrost verzichten, stehen. Den vorgeschriebenen Übungsdenn 70 Prozent der Schüler machen den B-Schein, 15 Prozent den A-Schein. platz von zumindest 1.000 Quadrat-

Fahrschule etwa 400 Fahrschüler pro Jahr“, kalkuliert Herbert Wiedermann, Obmann des Fachverbandes der Fahrschulen bei der Wirtschaftskammer Österreich und Inhaber der Fahrschule Mariahilf. Wesentlich mehr Schüler zu gewinnen, sei eine Kunst. Steigendes Desinteresse in der Stadt und geburtenschwache Jahrgänge machen Fahrschulen das Leben schwer.

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Noch schwerer zu finden sind aber die Kunden. „Wir müssen um unsere Fahrschüler kämpfen“, bringt es Wiedermann auf den Punkt. Seit der Liberalisierung des Marktes und der Aufhebung des Gebietsschutzes in den 1990er-Jahren, hat sich die Zahl der Fahrschulen österreichweit auf aktuell 382 verdoppelt. „Freundlichkeit, außergewöhnliche Fahrzeuge, wie etwa Ferraris, niedrige Durchfallquoten durch gute Ausbildung und ein mit Öffis leicht erreichbarer Standort“, nennt Wiedermann die stärksten Waffen im Konkurrenzkampf. Einen anderen Weg gehen Franchise-Systeme wie Startup, Easy Drivers und drivecompany. Franchise-Nehmer bekommen dort Hilfe beim Fahrzeugkauf, der Lehrplanerstellung und vor allem ein Auftreten als Marke. GEWINN 6/13


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