2015 Gartengestaltung

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1504_115_Check_GEWINN 26.03.15 17:21 Seite 115

MANAGEMENT & KARRIERE Marktcheck: Gartengestaltung

Grüner Daumen als Saisongeschäft

VON STEFAN TESCH

ls Gartengestalter kann es leicht passieren, dass man mit erdigen Fingern am Computer werkt. Denn zwischen Baumschnitt, Rasenmähen und Pflanzen setzen designt man schon den nächsten Garten am Bildschirm. In der Hochsaison – und die beginnt, sobald es warm wird – muss man kräftig in die Hände spucken, um kalte, auftragsschwache Wintermonate zu überleben. „Bei guter Auftragslage sind 800 bis 1.000 Euro Nettoumsatz pro Tag realistisch“, rechnet Herbert Eipeldauer, Inhaber der gleichnamigen Wiener Gartengestaltungsfirma mit rund 30 Mitarbeitern und Innungsmeister der Gärtner und Floristen in der Wirtschaftskammer Wien. So ein Auftrag besteht aus Pflanzen setzen, Steine verlegen und Rasen säen. Mit zwei solchen Aufträgen pro Woche kommt man auf etwa 8.000 Euro monatlich. „Das ist ein Anhaltspunkt, um einigermaßen davon leben zu können“, so Eipeldauer. Im Sommer folge meist ein kleiner Durchhänger in der Auftragslage, da die Kunden hier ihren Garten selbst nutzen wollen. Und im schwachen Winter? „Hier rettet man sich mit Kaltwetterarbeiten à la Steine verlegen oder mit Aushubarbeiten drüber“, verrät Brigitte Dunkl, seit mehr als 25 Jahren Gartengestalterin in Guntramsdorf.

Großer Spielraum bei Umsatz Österreichweit gibt es mehr als 500 Gartengestalter (das Gewerbe heißt offiziell Gärtner), die Zahl ist in den letzten Jahren konstant geblieben, das Gros sind Kleinbetriebe mit ein paar Mitarbeitern. Je nach Firmengröße

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Foto: ÖGG - Österreichische Gartenbaugesellschaft

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Zur Erstausstattung muss man abgesehen vom obligatorischen Pritschenwagen ein paar tausend Euro in die Hand nehmen. Das inkludiert unter anderem Schaufeln, Spaten, Scheibtruhe und Leiter, um die Basics der Gartenarbeit abzudecken. Alles Weitere hängt von den angebotenen Leistungen ab. Wer Baumschnitt im Repertoire hat, benötigt eine Motorsäge um 1.000 Euro. Für Aushubarbeiten ist ein kleiner Bagger notwendig, der mit rund 30.000 Euro zu Buche schlägt. Braucht man ihn nur selten, kann man ihn pro Tag um 250 Euro mieten. Unerlässlich ist aber eine Lagerfläche von 150 bis 200 Quadratmetern, um immer ein paar Stauden, etwas Schotter, Sand und Kies griffbereit zu haben. Idealerweise steht darauf auch ein Geräteschuppen. Ein Büro ist zwangsläufig nicht notwendig, denn Planungsaufgaben kann man daheim erledigen.

Mitarbeiter sind kein Muss

Arbeitet man als Chef selbst an jeder Baustelle ständig mit, reichen Hilfskräfte, die etwa 1.600 Euro brutto pro Monat verdienen. Angestellt sind sie „Bei guter Auftragslage sind 800 bis 1.000 Euro jedoch in der Regel nur von Frühling Nettoumsatz pro Tag möglich“ – Herbert bis Herbst. „Wer nicht immer selbst Eipeldauer, Innungsmeister der Gärtner und Floristen mitarbeitet, benötigt mindestens einen erfahrenen Gärtnergesellen“, gibt sind Jahresumsätze von 50.000 bis Dunkl bei der Personalplanung zu be500.000 Euro netto möglich, etwa 15 denken. Und solche zu finden sei sehr bis 20 Prozent bleiben davon als Ge- schwierig, denn die meisten machen winn übrig. Große Aufträge, etwa über sich nach der Meisterprüfung selbeine komplette Neugestaltung inklu- ständig oder sind in großen Unternehsive Schwimmteich, Bewässerungsan- men tätig. lage und Bepflanzung können bis zu Um in diesem Gewerbe ein Un150.000 Euro umfassen. Baumschnitte ternehmen zu gründen, ist eine einhingegen rangieren zwischen 250 und schlägige Ausbildung notwendig, ent300 Euro. Rasenmähen kommt auf 55 weder zum Gärtnermeister in einer Cent pro Quadratmeter. Sich nur auf Gartenbauschule oder ein Boku-StuGartenbetreuung wie Mähen zu fokus- dium mit anschließender Praxis. Die sieren ist daher nicht zu empfehlen, Erfolgschancen für Neugründer stehen denn diese decken auch Hausbetreu- laut Innungsmeister Eipeldauer ganz ungsfirmen sowie Unternehmer aus gut, auch wenn es etwas Zeit braucht, sich einen Kundenstock aufzubauen. den Nachbarstaaten ab.

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Foto: SoberP/ istockphoto.com/ Thinkstock.com

Das Geschäft mit der Gartengestaltung beginnt jetzt. Für den Winter sucht man sich am besten ein zweites Standbein.


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