2015 Ruffboards

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JUNGUNTERNEHMER: RUFFBOARDS BERUF & ERFOLG

Die Ladies der Longboards

Seit Jahresbeginn geht es in der Produktentwicklung heiß her. Im Rahmen eines AWSFörderprogramms bekommt Ruffboards rund 100.000 Euro zugeschossen, die in einen Online-Boardkonfigurator samt smarter Logistik dahinter fließen werden. Ruff: „Viele Kunden wollen ihre Longboards selbst gestalten.“ (TIPP: Über Customization mehr in GEWINN 2/2015, Seite 68.) Und nicht wenige wollen dafür ihre alten Snowboards verwenden. Kunden sind größtenteils männlich zwischen zehn und Ende 30. Nachhaltigkeit im Sinne von Upcycling, also der Weiterverwendung eines alten Produkts, freut besonders die Eltern junger Longboarder. Ausrangierte Boards bekommt die Firma zum Unkostenbeitrag für Transport und Manipulation vor allem von Hervis Rental und der SnowboardKette Blue Tomato. Ungefähr vier Stunden dauert die Herstellung eines Longboards. Pro Stunde zahlt Ruffboards 14 Euro an Neustart. Im Verkauf kostet ein Board zwischen 250 und 280 Euro. Die Marge liegt bei etwa 50 Prozent.

Ein Wiener Start-up lässt ausgediente Snowboards als coole Longboards wiederauferstehen. Und hilft damit Ex-Häftlingen wieder auf die Beine.

Fotos: Carolina Frank, Ruffboards

Pitchen, wo es geht

Melanie Ruff (li.) und Simone Melda kamen vom Skaten aufs Gründen

VON STEFAN TESCH

W

enn zwei Skater-Mädels einen Roadtrip durch die USA machen, passiert bestimmt viel Unfug. Aber auch Geniales, wie die Jungunternehmerinnen Melanie Ruff und Simone Melda drei Jahre später eindrucksvoll beweisen. Ihre Idee, aus alten Snowboards Longboards, „langgezogene Skateboards“, herzustellen, setzen sie 2014 in der Gründung der Firma Ruffboards um. Im ersten Jahr ihrer Geschäftstätigkeit zerschneiden sie unzählige Snowboards mit der Stichsäge, schrauben Achsen und Räder dran und bringen davon rund 100 Stück über den Ladentisch. „Genug, um uns im ersten Jahr unseres Bestehens draus selbst zu finanzieren“, berichtet die 33-jährige Geschäftsführerin Melanie Ruff stolz. Den Unternehmensstart hatten sie mit einer GmbH-Light aus eigener Tasche bezahlt. Aber schon bald wächst ihnen die Arbeit über

Februar 2015

den Kopf. So unkonventionell Ruffs Leben ist (neben der Firmengründung schreibt sie ihre Dissertation im Fach Geschichte), so außergewöhnlich gestaltete sich auch die Personalwahl. In der Werkstätte des Vereins Neustart basteln heute Ex-Häftlinge die hippen Boards. Ruff: „Wir hatten von Anfang an weder Berührungsängste noch Probleme mit ihrer Vergangenheit. Dadurch respektieren sie auch zwei Frauen als Chefs. Außerdem sind sie handwerklich sehr qualifiziert.“ Im dritten Quartal 2015 wollen sie ihre Mitarbeiter selbst anstellen, denn derzeit richten sie ihr Firmenimperium im 18. Wiener Bezirk ein: Werkstatt, Büro und Showroom. TOP

Longboards sind zwar ein Nischenmarkt, doch dessen Wachstum wird europaweit derzeit mit zirka 70 Prozent beziffert. Ruff überschlägt daher: „Ziel für 2016 sind 500 verkaufte Boards pro Jahr.“ So viele seien notwendig, damit das Gründerteam, das noch aus einer dritten Person besteht, vom Geschäft leben könnte. Heuer hält sie 200 bis 250 Verkäufe für realistisch. Außerdem nimmt die umtriebige Geschäftsführerin, wo geht, an Wettbewerben und Pitches teil. Beim „Join Our Core“-Startup-Wettbewerb in London staubten sie 10.000 Euro sowie ein Mentoring ab. Bei der European Social Innovation Competition schaffte es Ruffboards unter die Top Ten. Und der heimische Social Impact Start Award brachte einen Co-Working-Arbeitsplatz sowie ein Business-Coaching. Ruffs Erfolgsrezept, bei den Juroren zu brillieren: „Gute Laune verbreiten.“ Leicht, bei so einer Geschäftsidee. TIPP: Auch heuer schreibt GEWINN den GEWINN-Jungunternehmer-Wettbewerb aus. Teilnahmeberechtigt sind alle Gründungen seit dem 1. 1. 2010. Infos und Registrierung unter www.gewinn.com/ jungunternehmer2015. 41


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