am Fischwasser (September 2008)

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MEINUNG

Wenn Schwimmer baden gehen … Wenn der Sommer Fischer und Badegäste ans Wasser treibt, dann findet mancherorts ein Katz-und-Maus-Spiel statt. Es sind die altbekannten Streitereien wegen zu laut piepsenden Bissanzeigern Von Stefan Tesch

oder Badegästen, die in die ausgelegte Angelschnur schwimmen.

Einstellung und des Charakters. Öffentliche Gewässer gehören weder den Badegästen noch den Fischern, und keiner hat Anspruch auf die Benutzung eines bestimmten Bereichs davon. Es hat keinen Sinn, Regeln für das „Zusammenleben am Wasser“ zu erfinden. Eher gilt es, jeden Einzelnen, der Zeit am Wasser verbringt, an einen rücksichtsvollen Umgang mit anderen Menschen zu erinnern. Dies bedeutet im Klartext, dass sich beide Seiten sowohl bei einem aufgetretenen Konflikt respektvoll behandeln sollen, als auch schon ver-

Foto: Stefan Tesch

Foto: Norbert Novak

S

onne und Bäume spiegeln sich im blaugrünen Wasser. Ein sanfter Wind bringt Sommergerüche mit sich. Während ein Schmetterling sich auf den geknickten Schilfhalm setzt, wirft der Fischer mit der grünen Hose die schwere Futterkorbmontage aus. An der Stelle des Sees, wo der Futterkorb platschend auftrifft, tänzelt ein Schwimmer. Keiner mit roter Antenne, sondern mit Armen und Beinen. Die Blicke von Fischer und Schwimmer treffen sich. Halt. Diese Situation kommt einem vielleicht bekannt vor; oder eine ähnliche. Grob betrachtet ist die Zeit im Jahr, in der Fischer und Badegäste am Wasser zusammentreffen, relativ kurz. Auch treffen sie nur an Gewässern zusammen, die für beide Seiten attraktiv sind. Das Verhältnis zwischen diesen beiden „Parteien“ ist nicht immer friedlich und birgt mögliche Konflikte. Spannungen und Konflikte können entstehen, müssen es aber nicht. Die Fortsetzung der zuvor beschriebenen Situation liegt in der Hand der Beteiligten. Hat man Vorurteile gegen den anderen? War es Absicht oder nur ein ungünstiger Zufall? Ist Provokation im Spiel? Diese Fragen kann nur jeder für sich beantworten und an seine eigenen Erfahrungen am Wasser zurückdenken. Weder Fischereiordnung noch die Baderegeln beinhalten Punkte zum Umgang mit den „anderen“ an öffentlichen Gewässern. Soziales Verhalten ist eine Frage der eigenen

suchen sollen, diesen zu vermeiden. Ein Beispiel dafür wäre, genug Abstand zum anderen zu halten, sodass sich etwa Schnur und Badegast gar nicht in die Quere kommen können. Der Fischer könnte solch einen Platz wählen, wo er eventuell weniger mit Badegästen in Berührung kommt. Und der Badegast könnte sein Handtuch nicht direkt neben dem Fischer ausbreiten. Es gibt unzählige Möglichkeiten für Konfliktvermeidung, doch sind sie stets abhängig von der jeweiligen Situation und vom tatsächlichen Verhalten der beteiligten Personen.

September / Oktober 2008 |

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