Baumhaus 2012

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BAUMHAUS 2012


IKP - Interkulturelle Praxis Baumhaus 2012 Masterstudiengang Urban Design | Universität der Nachbarschaften HafenCity Universität Betreuung: Prof. Bernd Kniess Benjamin Becker Philipp Löper Eine Projektdokumentation von: Lisa Brunnert Lisa Blümel Stefanie Graze Adrian Judt Jenny Ohlenschlager


INHALT Einleitend 04 Geschichte der Baumh채user 06 Wilhelmsburg 08 Universit채t der Nachbarschaften 10 Improvisation 12 Recycling / Reuse / Upcycling 14 Baukulturelle Bildung 16 Vorl채uferprojekt Baumhaus 2011 18 Projektstruktur und -prozess 20 Learning from Konstruktionen 22 Kinderaquise 28 Storyline 30 Sommerbaucamp 32 Konstruktionen 40 Bauen mit Kindern 50 Finanzierung 52 Materialbeschaffung 54 Internationale 58 Netzwerke 60 Verpflegung 62 Kulturk체che 68 Feste feiern 70 Was bleibt 84 Akteure 86 Quellen 88


EINLEITEND Im Rahmen des Lehrformates IKP: activate - participate associate des Studienganges Urban Design an der HafenCity Universität Hamburg bauten Studierende mit Kindern aus dem Stadtteil Wilhelmsburg Baumhäuser. Hierbei handelte es sich um ein „baukulturelles Bildungsprogramm“ basierend auf gegenseitigem Lernen. Die Studierenden bekamen dabei einen Einblick in das praktische Bauen und erforschten gleichzeitig den relationalen Raum des Quartiers (Wilhelmsburg). Für die Kinder ergab sich eine Möglichkeit, ihr gebautes Umfeld mitzugestalten sowie einen Ort und mit den Baumhäusern auch Objekte zu schaffen, die für sie, aber auch für alle anderen Bewohner aus der Nachbarschaft zugänglich sind.

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Auf der einen Seite lag der Fokus stets auf dem gemeinsamen Prozess des Bauens. Auf der anderen Seite musste das fertige Produkt den Ansprüchen der Kindern sowie der Lehre des Urban Design (den Lehrenden) gerecht werden. Es folgt die Dokumentation des zweiten Projektjahres Baumhaus. Diese wirft einen Blick auf die Vorbereitungen, das gemeinsame Bauen, die Hintergründe, das Gelernte und das Gebliebene und führt in eine Welt, in der Erwachsene das Kind in sich wiederentdecken und die Kinder die „wahren“ Experten sind.


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GESCHICHTE DER BAUMHÄUSER

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Man kennt Baumhäuser vor allem als Kletterobjekt im heimischen Garten. Doch erste Hinweise auf den Bau von Baumhäusern reichen zurück bis ins Alte Ägypten, wo Baumhäuser wohl die Gärten mancher Villen schmückten. Der römische Kaiser Caligula soll ebenfalls festlich in sein Baumhaus geladen haben. Und die einflussreiche und wohlhabende Familie der Medici ließ Baumhäuser in ihrem Garten bauen. Im 19. Jahrhundert baute der Gastronom Gueusquin nahe Paris ein Restaurant in die Äste einer Kastanie. Das wohl älteste erhaltene Baumhaus der Welt steht in England. Erstmals erwähnt im Jahre 1714 wurde es bis heute mehrfach umgebaut. Vor allem in England finden sich noch viele Baumhäuser. Denn der naturnahe und lockere Stil des englischen Landschaftsgartens ließ mehr Freiheiten zu als beispielsweise der formal strengere französische Barockgarten. Auch in Deutschland wurden Bäume als Orte des Feierns und Verweilens entdeckt: Bereits seit dem Mittelalter wurde in Linden getanzt. Hierfür wurden die Bäume oft schon im jungen Alter so gezogen, dass sich in die dann regelmäßigen Astgabeln Holzkonstruktionen bauen ließen. Auf diesen konnten mehrere Paare – teilweise auf

mehreren Ebenen – gleichzeitig tanzen. Heute lassen sich nur noch wenige Tanzlinden finden, viele mussten dem Bau von Gebäuden weichen. In den letzten Jahrzehnten führten auch weniger romantische Gründe in die Wipfel der Bäume: Im Zuge der zunehmenden Zerstörung natürlicher Lebensräume und des damit aufkommenden Umweltbewusstseins nutzten viele Aktivisten Bäume als Orte des Protests. So protestierte beispielsweise eine Bürgerinitiative in den achtziger Jahren gegen die Erweiterung des Frankfurter Flughafens und die damit einhergehende Baumfällungen, indem sie Hütten in luftiger Höhe errichteten. Dies erschwerte der Polizei eine Räumung. Bäume sind in der Regel natürlicher Lebensraum vieler Tiere. Allen voran sind Vögel die Meister des „Baumhaus-„ bzw. Nestbaus. Doch auch Menschen können in Bäumen leben: Die Korowai, Ureinwohner Indonesiens, leben in Baumhäusern, die sich in Höhen von bis zu 50 Metern befinden, wie das nebenstehende Bild zeigt. Sie bieten ihnen Schutz vor wilden Tieren, Überschwemmungen und Kriegen zwischen Familienclans (Laurens, Alain; Dufour, Daniel; Ghislain, André: 2009).

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WILHELMSBURG Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist bunt, jung und verfügt über ein verhältnismäßig niedriges monetäres Kapital, so die demografische Kurzfassung. Möchte man dem Stadtteil aber gerecht werden, muss man genauer hinschauen. Im 20. Jahrhundert geprägt von der Hafenindustrie und als Transitraum lange in Vergessenheit geraten, entwickelte sich eine ganz eigene Dynamik auf der größten bewohnten Flussinsel Europas. Günstige Mieten in vernachlässigten Immobilien (mit hamburgtypischer Hafenkulisse) zogen zahlreiche Menschen an. Wilhelmsburg wurde so zur Heimat von Familien aus unterschiedlichsten Nationen. Vor allem türkische, albanische, afrikanische und polnische Bevölkerungsgruppen sind hier vertreten. Mit 56,8 Prozent liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund deutlich über dem Hamburger Durchschnitt (29,6 Prozent).

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Sei es die Familie, für die die Großwohnsiedlung die erste Anlaufstelle im neuen Heimatland war, die eingesessenen Hafenarbeiterfamilien im Mehrfamilienhaus oder Eigenheim oder auch neu zugezogene Familien, die sich den Traum vom freistehenden Haus im Grünen verhältnismäßig kostengünstig ermöglichen konnten. Im Zuge der Innenentwicklung und der Tatsache, dass die Elbinsel (Wilhelmsburg) in den

letzten Jahren in den Fokus der Stadtentwicklung rückte, zogen vermehrt junge Studierende und Kreativschaffende hinzu. Die kulturelle und generationsübergreifende Vielfalt ist im Stadtteil eindrucksvoll zu spüren. Aber vor allem prägen zahlreiche Kinder das Straßenbild. In rund 23,8 Prozent der Haushalte (vgl. Hamburg 17,5 Prozent) leben Kinder. Sie machen einen großen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung aus. Doch viele Kinder leben in Bedarfs- oder Alleinerziehendenhaushalten und somit häufig in Mindestabsicherung. Der Anteil an Erwerbslosen mit 10,7 Prozent (vgl. Hamburg 6,5 Prozent) und der Anteil der Leistungsempfänger mit 2,6 Prozent (vgl. Hamburg 0,7 Prozent) ist verhältnismäßig hoch. Aufgrund dieser Tatsachen besteht die Gefahr, den Stadtteil mit Begriffen wie „benachteiligter Stadtteil“ oder „Bedarfsstadtteil“ zu stigmatisieren. Viel wichtiger scheint jedoch, dass die Menschen gerne in Wilhelmsburg leben, sich gegenseitig unterstützen und sich gemeinschaftlich organisieren. Viele Initiativen von Kulturtreffs, über Glaubensgemeinschaften hin zu einem ausgeprägten Vereinswesen, bilden ein starkes soziales Netzwerk, welches sich mal mehr und mal weniger nach Außen öffnet. Statt von einem „benachteiligten Stadtteil“ zu sprechen würde

es Wilhelmsburg gerechter, von einem Ort mit vielen Ressourcen und hohem sozialen und kulturellen Kapital zu sprechen.


Willhelmsburg

Hamburg

Willhelmsburg

Hamburg

Abb.: 00?. Demographie 2010

Abb.: 00?. Demographie 2010

Demografie 2010

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Abb.: 00?. Haushalte mir Kindern 2010

17,5 % Abb.: 00?. Haushalte mir Kindern 2010

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UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN Die Universität der Nachbarschaften (UdN) stellt den Ausgangspunkt des BaumhausProjektes dar. Sie ist universitäre Institution, Ort des Lernens und angewandten Forschens sowie Raum für Begegnungen unterschiedlicher Kulturen. Das ehemalige Gesundheitsamt im Hamburger Stadtteil »WILHELMSBURG stand viele Jahre leer, bis Studierende der HafenCity Universität Hamburg im Jahr 2008 das Gebäude in einen (zeitlich befristeten) Prozess des Ausbaus und Umbaus überführten. Hierbei wurden elementare bauliche Strukturen (wieder) hergestellt.

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Der Transformationsprozess der UdN begreift sich dabei nie als abgeschlossen. Das Nutzungskonzept basiert auf Dynamik und ständiger Überlagerung. Das Gebäude (die Universität der Nachbarschaften) wird stets weiter programmiert. Hierbei wird die bauliche Substanz zu einem Katalysator. Es entsteht eine „Ermöglichungsarchitektur“. Dabei spielt das Gebäude als architektonisches, sich baulich stets transformierendes Objekt zwar eine bedeutende Rolle. Im Mittelpunkt stehen jedoch die performativen Prozesse, die hier stattfinden und nach außen in die Nachbarschaft strahlen. Neue Beziehungen und »NETZWERKE

entstehen. Diese erweitern sich stetig. Die Universität der Nachbarschaften (Gedacht als Katalysator) lebt also von seiner Umgebung, der Nachbarschaft. So gründet das Projekt Baumhaus auf den bereits gebildeten Netzwerken und profitierte von den Beziehungen innerhalb der Nachbarschaft. Unterstützung erhielt das Projekt beispielsweise von „Inner Rise“, einem Interkulturellen Film-Performance-Projekt für Jugendliche aus der Nachbarschaft. Die Gruppe nutzt die Räumlichkeiten der UdN für ihre wöchentlichen Proben und dreht dort unter anderem auch Filme. Die Schauspieler stellten beim Abschlussfest (»FESTE FEIERN) die Bauherren der Baumhäuser dar (»STORYLINE). Ebenso in das Projekt integriert war die »KULTURKÜCHE. Als feste Institution innerhalb der Universität der Nachbarschaften hatte sich über die Kulturküche ein Netzwerk aus Gastronomen gebildet. Über dieses Netzwerk fanden sich drei Köche, die jeweils eine Mahlzeit für und mit den Kindern sowie den Studierenden zubereiteten. Auch das nötige Baumaterial (»MATERIALBESCHAFFUNG) wurde zu einem großen Teil direkt vor Ort generiert: Im

Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg befanden sich zum Zeitpunkt des Projektes viele laufende Baustellen in der Umgebung. Hier wurde nach nicht mehr benötigtem Material gefragt. So konnten die „Baustellenabfälle“ entsorgt und einem neuen Nutzen zugeführt werden (»RECYLING / REUSE / UPCYCLING). Auch viele ortsansässige Firmen halfen mit Materialspenden und bekamen im Gegenzug eine Werbefläche. Es entstand ein Tauschhandel, von dem jeder profitierte. Und auch das Abschlussfest (»FESTE FEIERN) an der UdN war vor allem für die Nachbarschaft konzipiert und somit eine Gelegenheit sich kennen zu lernen: Die Kinder konnten Eltern, Freunden und Nachbarn zeigen, woran sie die vergangenen zwei Wochen gearbeitet hatten und das Projekt somit weiter in die Nachbarschaft tragen.


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IMPROVISATION Die IKP-Baumhaus-Seminar ist durch eine hohe Komplexität gekennzeichnet. Es verknüpft Organisation und Durchführung eines Baucamps für Kinder, wobei sich das Design der Baumhäuser erst durch äußere Rahmenbedingungen (Material, Finanzierung, Technik, Kinder) im Laufe des Workshops entwickelt. Um diese Komplexität bewerkstelligen zu können, muss das Projekt von einer hohen Zieloffenheit gekennzeichnet sein. Forschungsfragen oder Seminarziele müssen sich im Laufe des Projektes in eine vorher nicht abzusehende Richtungen entwickeln können, um somit auf unvorhergesehene Ereignisse und Erkenntnisse angemessen reagieren zu können. Dazu ist es insbesondere notwendig, dass sich die beteiligten Akteure darüber bewusst sind, sich in einem offenen, selbst zu gestaltenden Prozess zu befinden.

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In diesem Bereich folgt die Projektorganisation der von Christopher Dell beschriebenen Improvisation zweiter Ordnung (Dell 2011: S.157), als antizipatorisches Konzept mit der Anwendung von angeeignetem Wissen in Form von Methoden und Praktiken. Das erfordert Kenntnis über eine Vielzahl und Differenz an Aktionsmustern, die in situationsspezifischen Settings angewendet werden können. Diese Aktionsmuster können auf veränderte Situationen reagieren und generieren

somit neue Handlungsmuster, die die bereits Bestehenden mit Neuen ergänzen. Dadurch wird zwar eine hohe Komplexität generiert, allerdings lässt sich damit besser mit vorhandener Komplexität umgehen. Somit agiert Improvisation ortsspezifisch und generiert eine maximale Planvarianz, also eine Diversität an Handlungsmöglichkeiten. Dieser Prozess zwingt den Akteur zur Selbstbeobachtung und zur Auseinandersetzung mit dem, was gerade geschieht, um sich bewusst für Handlungen zu entscheiden und wiederum andere zu verwerfen.


BIER UND WERKZEUG Bei einem Zero-Budget-Projekt kommt es nicht nur auf eine gute Organisation an. Viel wichtiger ist die Improvisation. Während den letzten Tagen vor Beginn des Projektes, stellte ich fest, dass uns nicht genügend Werkzeug zur Verfügung steht. Grundsätzlich war die Beschaffung des Werkzeugs sowieso eines der größte Probleme, da das Kaufen zu teuer und das Mieten nicht möglich war. Ich erinnerte mich also an den letzten Sommer, als ich ahnungslos meinem Vater zusagte, mit Ihm in sein Stammlokal zu gehen. Der Abend verging, sofern ich mich richtig erinnere mit mehreren Litern Bier und endete mit meiner Wenigkeit betrunken. Was ich anschließend allerdings noch genau wusste: Jeder der damals im Lokal Anwesenden hatte einen handwerklichen Hintergrund. Ich nahm also meinen Mut zusammen, steckte mir ein paar Groschen in die Jacke und begab mich zurück zum Ursprung des Übels. Die erste Runde Bier ging natürlich auf mich. Ich nutzte die Gelegenheit und erzählte von unserem Projekt. Den Baumhäusern, den Kindern und was wir alles in den kommenden zwei Wochen vorhatten. Je mehr Bier getrunken wurde, desto begeisterter wurden die Herren. Am Ende des Abends konnte sich zwar niemand mehr adäquat artikulieren, aber ich hatte mehrere Visitenkarten und das Versprechen auf Unterstützung via Werkzeug, dass auch gehalten werden sollte.

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RECYCLING / REUSE / UPCYCLING

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Die begrenzten finanziellen Mittel und die Funktion der zeitlich begrenzten Zwischennutzung lassen im Rahmen der Universität der Nachbarschaften die finanziellen Investitionen (in das Bauliche) in den Hintergrund rücken. Wiederverwertung und Restnutzung wird so zur Eigenlogik und zum Grundprinzip. Ressourcen werden neu gedacht. Im Rahmen der UdN wird Nachhaltigkeit über Beziehungen und Tauschgeschäfte (»NETZWERKE) erzeugt. Diese Haltung überträgt sich auch auf das Projekt Baumhaus: Im Vordergrund steht der Prozess der Aneignung, den die Kinder erfahren, sowie das Experimentieren mit Materialien. Das Projekt Baumhäuser 2012 war ein Zero-Budget-Projekt (»FINANZIERUNG). Jegliche Ressourcen mussten über Spenden beschafft werden. Der Recycling-Gedanke (»MATERIALBESCHAFFUNG) wurde so Notwendigkeit, Pragmatismus und Konzept zugleich.

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BAUKULTURELLE BILDUNG

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Kinder befinden sich ab dem Beginn ihrer Schulzeit in ihrer Wirksinnphase (vgl. Oerter/ Montada 2002). Sie beobachten und lernen in dieser Zeit besonders schnell und haben das Bedürfnis, aktiv an der Welt der Erwachsenen teilzunehmen. Sie möchten gezeigt bekommen, wie man sich mit Etwas beschäftigt und wie man gemeinsam mit anderen Kindern Nützliches und Gutes produzieren kann. Werden Kinder unter- oder überfordert oder bekommen nicht genug Anerkennung für ihr Schaffen, entwickeln sie ein dauerhaftes Minderwertigkeitsgefühl. Die aktive Auseinandersetzung und Bewältigung dieses Spannungsfeldes bildet das Fundament für ihre weitere sozialpsychologische Entwicklung. Umso wichtiger scheint es für eine Universität der Baukunst und Metropolenentwicklung, dieses Potenzial zu erkennen und die selbstbestimmte Auseinandersetzung mit den vielschichtigen städtischen Gegebenheiten und Strukturen seitens der Kinder zu fördern und diese in eine aktive, produktive Teilhabe zu transformieren. Das Selbstverständnis der UdN als Möglichkeitsraum des Lernens und Forschens bezieht sich somit auch auf die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft. Kinder und Jugendliche sind die

Bewohner und Gestalter der zukünftigen Stadträume. Gerade in dem kinderreichen Stadtteil »WILHELMSBURG stellen diese ein wichtiges und nachhaltiges Entwicklungspotenzial da. Oft sind es die Kinder, die den kürzesten Weg, das beste Versteck, den günstigsten Kiosk oder auch hilfsbereitesten Nachbarn kennen. Kinder bewegen sich neugierig und unvoreingenommen in ihrem direkten sozialräumlichen Lebensumfeld und besitzen somit wichtiges Expertenwissen über ihr Quartier. Dennoch gibt es stets mehr zu entdecken und zu verstehen, als im ersten Moment ersichtlich ist. Einen Großteil seines Wissens erlangt man nicht in der Schule oder in formellen Institutionen. Das Leben selbst mit all seinen alltäglichen Situationen ist oft der eigentliche Ort des Lernens. Mit einem Set von gewohnheitsbedingten Handlungen eignen sich Kinder in ihrem Alltag spielerisch wichtiges Wissen über ihren Stadtteil an, wobei es jedoch selten zur Reflexion kommt. So entwickeln sie ein praktisches Bewusstsein über ihren Lebensraum. Neben dem praktischen Bewusstsein über sozialräumliche Zusammenhänge hilft das diskursive Bewusstsein, sprich Sachverhalte in Worte fassen zu können um sein

Umfeld besser zu verstehen. Hierfür ist jedoch Reflexion und Kommunikation nötig. Um ein selbstbewusstes und kreatives Verständnis von Raum und dessen Aneignung bei Kindern zu fördern, sollte dem Wahrnehmen, Entdecken, Kommunizieren sowie dem forschenden Handtieren und Mitgestalten von Situationen ein Erfahrungsund Reflexionsfeld geboten werden. Ausgangspunkt hierfür stellen stets die Interessen, Fähigkeiten, Visionen und Möglichkeiten der Kinder dar. Neben dem Aufzeigen von neuen und unbekannten Sichtweisen auf das Alltägliche, bietet „baukulturelle Bildung“ die Chance, sich mit Gegebenheiten und Strukturen vertiefend auseinanderzusetzen und den ästhetischen und technischen Horizont von Kindern zu erweitern. Thematisch und ortsbezogen gilt es zudem aktiv zu werden und gemeinsam gewonnene Erkenntnisse räumlich sichtbar zu machen und zu inszenieren. Neben dem letztendlich vorzeigbaren Produkt stellt jedoch der von Offenheit, Spontaneität und Improvisation geprägte Prozess den wesentlichen Bestandteil von „baukultureller Bildung“ dar. Das gemeinsame Konzipieren und Bauen von Baumhäusern bietet den Studierenden sowie den lokalen Experten zwischen acht und elf Jahren diesen Möglichkeitsraum.

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VORLÄUFERPROJEKT BAUMHAUS 2011

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Das Projekt Baumhaus 2011 diente für das zu planende Projekt als Fundament und Türöffner. Im Zuge der Planung wurden bereits geknüpfte Kontakte reaktiviert und auf vorhandene »NETZWERKE zurückgegriffen. So waren auch Kinder, die bereits 2011 am Baumhausprojekt teilgenommen hatten, wieder mit von der Partie. Gerade dieser Umstand machte eine Erfahrung aus dem Jahr 2011 umso bedeutender: „Ein Baumhaus ist entstanden. Zu sehen ist von diesem im Nachhinein jedoch nichts mehr. Die Schläuche sind verschwunden, die Netze sind zusammengerollt und eingelagert und auch die Kinder, die eine Woche lang das Gelände rund um die Baumhausbaustelle bevölkert haben, spielen wieder auf den dafür vorgesehenen Spielflächen im Rotenhäuserfeld.“ (Projektbericht IKP 2011, Baumhäuser bauen, Fazit, S. 38). Es galt also ein offenes Versprechen einzulösen, die Baumhäuser sollten sich im Jahr 2012 verstetigen. Den Kindern sollte nach dem Ferienprogramm etwas bleiben, die investierte Arbeit sollte sich lohnen und die Baumhäuser sollten sich, von einem von ihnen gestaltetes Objekt zu ihrem Objekt sowie das dadurch gestaltete Gelände zu ihrem Ort werden (»WAS BLEIBT). Einen weiteren wichtigen Faktor für die Planungen 2012 stellten die während

des Projektes 2011, beim Bau des Prototypen-Baumhauses gesammelten Erfahrungen bezüglich Konstruktion und Materialverwendung dar (»LEARNING FROM KONSTRUKTIONEN). Zudem waren 2011 bereits gespendete und gesammelte Materialien (»RECYCLING / REUSE / UPCYCLING) in der »UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN eingelagert worden und standen somit für erste Materialtests und Test-Konstruktionen zur Verfügung. Mit der Anknüpfung an das Baumhausprojekt 2011 wurde ein bereits bestehender Prozess aufgegriffen, in Teilen transformiert und weitergeführt. Der Rückgriff auf bereits gesammelte Erfahrungen und bereits konstruierte Netzwerke (»UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN), stellte für die Planung des Baumhausprojektes 2012 eine wichtige Ressource dar.

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PROJEKTSTRUKTUR UND -PROZESS Konzeptionsphase im UD-Kernteam

Workshopwoche mit 30 Q-Studie-Studierenden

14tägiges Baucamp mit 20 Kindern

Abschlussfest mit Eltern und Nachbarn

Ausarbeitung von fünf Kletterkonstruktionen

Weiterentwicklung der Konstruktionen und Materialtests

Bau der Kletterkonstruktionen

Präsentation und Nutzung der Kletterkonstruktionen

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0 Folie 0 Folie Bad Segeberg Bad Segeberg 1 Feuerwehr 1 Feuerwehr Dröppelmann Dröppelmann 2 Spedition 2 Spedition 3 JAS 3 Werk JAS Werk Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg 4 Stadt 4 Stadt 5 Großmarkt 5 Großmarkt 6 Hafen 6 Hafen City Universität City Universität 7 Der7 Hafen Der Hafen hilft e. hilft V. e. V. IBA Hamburg 8 IBA8Hamburg TafelTafel 9 Wilhelmsburger 9 Wilhelmsburger zum Anstand zum Anstand 10 Projektküche 10 Projektküche 11 Grundschule 11 Grundschule Rotenhäuser Rotenhäuser Damm Damm Kismet Kismet 12 Bäckerei 12 Bäckerei InnerInner Rise Rise 13 Theatergruppe 13 Theatergruppe Mittenmang Mittenmang 14 Cafe 14 Cafe 15 Fleischerei 15 Fleischerei KayaKaya GWGGWG 16 Saga 16 Saga Laden Laden 17 Baguette 17 Baguette 18 Marktkauf 18 Marktkauf 19 Feuerwehr 19 Feuerwehr 20 Regionalausschuss 20 Regionalausschuss 21 Baustellen 21 Baustellen 22 Schlatermund 22 Schlatermund GalaGala Bau Bau 23 Nachbarschaft 23 Nachbarschaft 23 Baumarkt 23 Baumarkt

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LEARNING FROM KONSTRUKTIONEN Den Baumhäusern (als fertiges Produkt) liegen diverse Referenzen zugrunde, diese wurden im Sinne des „Learning From“ studiert, innerhalb der Konstruktionen weitergedacht und an den Ort (»UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN) transformiert. Als wichtiger Erfahrungswert flossen die gesammelten Konstruktionsstudien des »VORLÄUFERPROJEKTES BAUMHAUS 2011 in den Prozess mit ein. In der ersten Planungsphase (»ORGANISATION) wurden fünf sogenannte „KonstruktionSheets“ erarbeitet, welche neben Bildern erste Angaben und grundlegende Gedanken zur technischen Umsetzung der Konstruktionen beinhalteten. So entstanden zu diesem Zeitpunkt folgende Baumhaus-Typen.

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Nest: Tadashi Kawamata nutzt für seine Tree Huts das simple Konstruktions-System des Dreiecks. Dabei wählt er den Ausgangspunk seiner Konstruktion ganz bewusst aus. Im Prozess des Bauens entwickelt sich das Konstrukt nach dem Zufallsprinzip weiter. Cocoon: Die Arbeiten des Künstlers Nacho Carbonell sind temporär, die Konstruktionen bestehen aus biologisch abbaubare Folie und sind somit vergänglich. Den Interventionen liegt eine Wickeltechnik

zugrunde, durch die ein Rückzugsort in der Natur entsteht. Die Installationen von Numen und For Use bestehen ebenfalls aus Folie, diese ist jedoch durch die Behandlung mit Harz verfestigt. Dadurch werden neue Nutzungsformen und bauliche Dimensionen möglich. Turm: Er besteht aus einer Plattform (hierfür kann die Tadashi Kawamati-Technik genutzt werden), den zwischen den Plattformen liegenden Aufstiegen oder Kletterelementen sowie einer Außenverkleidung. In Kombination dieser drei Elemente soll ein Objekt entstehen. Als Inspiration können die Kunstwerke von Alexandra Bircken herangezogen werden. Treehanger: Die Form und Konstruktion des Treehangers ist formal schlicht. Dabei galt es eine Plattform zu entwickeln, welche auf einem Druck- und Zugprinzip basiert. Diesen ersten fünf Ansätzen lag im Besonderen der Wunsch zugrunde, den ausgewählten Materialien gerecht zu werden und diese unter Anbetracht ihrer Eigenschaften zu verbauen. Die Sheets dienten innerhalb der Projektwoche als Entwicklungsgrundlage für die Studierenden des Q-StudiesSeminars Baumhäuser 2012. Gefordert war keine Reproduktion, sondern die Erarbeitung einer Vision auf Grundlage der

gezeigten Konstruktionsprinzipe. Zudem waren die entsprechenden DIN-Normen zu beachten und die Unversehrtheit des Baumes zu gewährleisten. Innerhalb der Projektwoche wurden erste Material- und Konstruktionstests durchgeführt sowie erste Test-Baumhäuser gebaut. Hierbei ergaben sich erste Abweichungen von den (im Vorfeld ausschließlich) „gedachten Konstruktionen“. Die vorab genannten Referenzen wurden innerhalb des Projektes also als Anstoß eines dynamischen Prozesses mit Versuchen, Scheitern, Auf- und Abbau, Übermut und Unlust und vor allem mit Kindern (»BAUKULTURELLE BILDUNG) verstanden.


NEST

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TREEHANGER

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KINDERAKQUISE

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in unserem diesjährigen Sommercamp möchten wir er tenhäuser Feld bauen. Zunächst heißt es wieder kre sollen Eure Vorstellungen von Baumhäusern Form anne meinsam werden wir zwei Wochen sägen, hämmern, s

kostenlose BAUCAMP 16.J

oder per ma


BAUMHÄUSER 2.0

Liebe Baumhaus-Freunde, r erneut mit Euch (8-11 Jahre) Baumhäuser im Rokreativ werden: mithilfe von Modellen und Bildern annehmen. Dann heißt es Ärmel hochkrempeln: gern, schrauben, basteln, stricken, wickeln, klettern sowie kochen, grillen und viel Spaß haben.

ses Ferienprogramm .JULI - 27.JULI 2012 Anmeldeformulare: Rotenhäuser Damm 30 mail anfordern: baumhaus_wilhelmsburg@gmx.de

Nur weil man ein Projekt plant, heißt das nicht, dass die Adressaten einem die Tür einrennen. Obwohl das Projekt an die Erfahrungen des vergangenen Jahres (»VORLÄUFERPROJEKT BAUMHAUS 2011) anknüpfen konnte, galt es zunächst eine Werbestrategie zu entwickeln. Ein altersgerecht gestaltetes Plakat sollte das Interesse der Kinder wecken. Angelehnt an die „Wimmelbilder“ erzählt das Plakat unzählige kleine Geschichten über den Bau von Baumhäusern, für deren Entdeckung ein zweiter und dritter intensiver Blick nötig war. Der Kontakt zu Stadtteilschulen, vor allem der gegenüberliegenden Grundschule Rothenhäuser Damm, wurde hergestellt, Poster in sozialen Einrichtungen aufgehängt und Flyer auf dem Markt sowie im Park im individuellen Gespräch verteilt (»NETZWERKE). Doch die Hürde, ein Anmeldeformular auszufüllen und unterschrieben von den Eltern in der »UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN abzugeben, schien größer als erwartet. Das Baucamp startete zunächst lediglich mit 10 Kindern. Als beste Werbestrategie erwies sich erstaunlicher Weise das Baucamp selbst. Freunde der Teilnehmenden sowie die im Park spielenden Kinder wurden

auf die entstehenden Baumhäuser aufmerksam und neugierig. Immer mehr Kinder hielten sich im Nahbereich des Geländes auf und fragten nach Anmeldeformularen. Kontinuierlich vergrößerte sich die Gruppe. Innerhalb von drei Tagen waren die Aufnahmekapazitäten erreicht. Das Baucamp zählte rund 20 Kinder. Mit schlechtem Gewissen wurden weitere Interessierte aus versicherungstechnischen Gründen von der Baustelle verwiesen.

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STORYLINE Im Zuge eines Treffens mit Silke Edelhoff von JAS (JAS - Jugend Architektur Stadt e.V.) und unter Rückgriff auf ihr vorhandenes (Experten) -Wissen entwickelte sich eine erste Idee zur Einbettung des Projektes in eine „Geschichte“. Diese schien das fehlende Glied zu sein zwischen den Erfahrungen aus dem »VORLÄUFERPROJEKT BAUMHAUS 2011, innerhalb dessen die teilnehmenden Kinder, aufgefordert zum zeichnen ihres Traum-Baumhauses allesamt das prototypischen Haus im Baum gezeichnet hatten und den bereits vorhandenen Konstruktionsgedanken (»LEARNING FROM KONSTRUKTIONEN). Die dem „klassischen“ Baumhausbild der Kinder offensichtlich nicht entsprachen. Die „Geschichte“ sollte also als Vermittler zwischen den konstruktiven Gedanken unsererseits und der Vorstellungswelt der Kinder dienen. Zudem war die 30 Identifikation der Kinder mit dem Projekt und dem jeweiligen Baumhaus ein weiteres wichtiges Ziel. Als Basis der entwickelten Geschichte dienten die Konstruktionen selbst. Diese wurden jeweils mit einem fiktiven Bauherren versehen, welcher uns den Auftrag zum Bau eines auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmten Baumhauses gab. Die Persönlichkeit der vier Bauherren wurde über die (bis dato) formulier-

ten Konstruktionstypen und ihre Materialität bestimmt. Um die „Geschichte“ in der Gegenwart zu erzählen, wurde ein zeitbezogenes Medium (Facebook) zur Übermittlung der Informationen gewählt. Die angelegten fiktiven Profile der Bauherren wurden den Kindern am ersten Tag des »SOMMERBAUCAMPS präsentiert. Sie stellten für die Kinder die Basisinformation dar und dienten im weiteren Verlauf des Projektes immer wieder als Bezugspunkt. So wurde anhand der gegeben Information beispielsweise eine erste Verbildlichung der Bauherren in Form von Collagen erarbeitet. Die Studierenden des Q-StudiesSeminars waren angehalten, die „Geschichte“ in die alltäglichen Abläufe zu integrieren und den Kindern so eine klare Aufgabe sowie ein Ziel zu vermitteln. Neben dem Wecken des Interesses diente die „Geschichte“ zur zeitlichen Einrahmung des Baucamps, welches sich im Laufe der zwei Wochen immer weiter auf den Höhepunk, den Einzug der Bauherren in die Baumhäuser, hinbewegte.

Die Story: Wir als Architekten haben fünf (anonyme) Aufträge erhalten: fünf Prominente wollen nach Wilhelmsburg in ein Baumhaus ziehen. Sie haben von unserem letztjährigen Projekt gehört und fanden das Baumhaus aus jeweils individuellen Gründen super und wünschen

sich jetzt ebenfalls eines. Wir vermuten, dass sie sich deshalb ein Baumhaus wünschen, weil sie (aus unterschiedlichen Umständen, sicher auch ihre Exklusivität) geschützt / versteckt / zurückgezogen leben müssen oder möchten. Von den Bauherren wissen wir nur sehr wenig. Sie haben uns per Facebook kontaktiert. Dort haben sie sich unter falschem Namen angemeldet und ihren Profilen sind nur einige wenige Informationen zu entnehmen. Ein individuelles Haus kann man nur für einen Bauherren bauen, den man auch kennt. Daher brauchen wir die Unterstützung der Kinder, um uns ein Bild von den Bauherren zu machen. Die folgenden vier von uns entwickelten Charaktere sind für uns nur Prothesen/ Hilfen, um Attribute in Bezug zum jeweiligen Baumhaustyp sammeln und das jeweilige Facebook - Profil erstellen zu können. Die eigentlichen Charaktere können sich bei dem “Profiling“ der Kinder natürlich auch in völlig andere Richtungen entwickeln. Am letzten Sommercamp-Tag kommen die Bauherren ins Rotenhäuser Feld, um ihre neuen Häuser zu beziehen.


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SOMMERBAUCAMP Das zweiwöchige Baucamp stellte nach einer langen und intensiven Vorbereitungszeit die eigentliche Herausforderung dar. Es galt mit 30 Studierenden und 20 Kindern fünf Stunden am Tag an fünf verschiedenen Baumhauskonstruktionen zu arbeiten. Das Baucamp fand in den Sommerferien von Montag den 16. Juli bis Samstag den 27. Juli 2012 von 14 - 17 Uhr statt. Die zwei Wochen des Baucamps wurden grob in eine Einführungs-, eine Konzeptions-/Entwurfs- und eine längere Bauphase sowie eine Bauabnahme mit anschließendem Fest unterteilt. Jeder Morgen startete (ohne Kinder) um 10 Uhr mit einem Tagesbriefing. Der vergangene Tag wurde reflektiert, Zeitpläne angepasst und die neu gewonnenen Erkenntnisse über kindliche Eigenarten und gruppendynamische Prozesse diskutiert. Darauf basierend wurden die jeweiligen Tagesplanung angepasst sowie die Sondergruppen, wie Kinderbetreuung, Kochen 32 (»KULTURKÜCHE), Modellbau und Stricken gebildet. Der anschließende Vormittag wurde für allerlei Vorbereitungen, wie der essentiellen Lebensmittelund »MATERIALBESCHAFFUNG, der Modellvorbereitungen sowie konzeptionellen Ausführungsüberlegungen bis hin zur Beschleunigung des Bauprozesses genutzt. Ab 14 Uhr (und im Laufe des Baucamps immer früher) kamen die eigentlichen Akteure. Die

Kinder übernahmen die Baustelle. Die drei Eckpfeiler Bauen - Spielen - Essen bildeten die Basis des Baucamps. Jeder Tag gliederte sich in zwei 90-minütige Bauphasen, unterbrochen von einem Bewegungsspiel und einem Snack. Eineinhalb Stunden stellten die maximale Aufmerksamkeitsspanne der Kinder da. Weshalb die Spielphasen je nach Situation spontan ergänzt wurden. Die Kinder bauten mit fünf Studierenden täglich an ihrem Baumhaus. Sie waren täglich auf´s Neue für den weiteren Prozess mitverantwortlich (»BAUKULTURELLE BILDUNG). Am Abend (nach getaner Arbeit) stellte das gemeinsame Essen einen wesentlichen Bestandteil des Baucamps dar (»KULTURKÜCHE). Der erste Tag des Baucamps diente dem gegenseitigen Kennenlernen, der Gruppenfindung und der Annäherung an den Bauauftrag der Bauherren (»STORYLINE) sowie dem Erkunden des Lebensraums Baum. Am zweiten Tag ging es darum, das eher konventionelle Verständnis eines Baumhauses der Kinder zu erweitern. Über die Auseinandersetzung mit den fiktiven Bauherren wurden Fragen abgeleitet wie: Was bedeutet es für jemanden zu bauen? Welche Bedürfnisse müssen erfüllt werden? Welche Materialien eignen sich dafür und welche Form eignet sich für welches Material? Nach diesem konzeptionellen Teil ging es anschließend an den

eigentlichen Bauprozess. Abgeschlossen wurde das Baucamp mit dem Einzug der Bauherren und einem Fest für alle Teilnehmer und deren Familie und Freunde (»FESTE FEIERN).


EIN GUTER PREIS Ich betrete einen kleinen, dunklen und chaotischen Laden in der Veringstraße. „Hallo!“ empfängt mich der Verkäufer freundlich. Der Kunde, mit dem er sich auf einer Sprache unterhält, die ich nicht kenne, grüßt mich gleich mit. Lächelnd grüße ich zurück und frage nach einem einfachen, günstigen Handy. Meins hatte ich unbeachtet im Rotenhäuser Park liegen gelassen, woraufhin es natürlich verschwunden war. Doch wie es der Zufall so will, war der Vertrag bereits ausgelaufen und die neue Sim-Karte in der Post. „25 Euro“, sagt der Verkäufer und legt das Handy auf den Tresen. „Nehm ich“, antworte ich. „Wohnst du hier?“, fragt er, während er in den Kartons kramt. Meine Antwort scheint ihn zu überraschen: Ich wohnte seit einigen Wochen auf der Elbinsel. „Sind jetzt ja viele Studenten hier“. „Das stimmt. Wie findest du das denn?“, frage ich neugierig. „Viele finden es nicht gut, aber ich finde es eigentlich ganz gut. Meine Tochter bekommt günstig Nachhilfe bei einer Studentin. Und mein Sohn baut dahinten im Park mit Studenten Baumhäuser, der findet das klasse.“ Ich freue mich. Zurück in der UdN herrschte das seit Tagen gleiche Bild: Kinder mit Bauhelmen und Arbeitshandschuhen wuseln durch die Küche, manche mit aus der Küche stibitzten Süßigkeiten in den Händen. Man kann sie noch so gut verstecken, sie finden sie immer wieder. Der kleine Benjamin rennt mir entgegen. „Hey Benjamin, ich habe gerade bei deinem Vater ein Handy gekauft“. Benjamin bleibt stehen, seine Augen werden groß und er starrt mich einige Sekunden wortlos an wie ein Auto. „Eeeecht!?“, fragt er perplex. Ich nicke. „Coooool.“ sagte er lässig, der Stolz stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich hoffe, er hat dir einen guten Preis gemacht!“ Er rennt weiter. Ich muss lachen. Tatsächlich bekam ich im Laden drei Euro Rabatt, als sich der Verkäufer als Benjamins Vater und ich als Mitorganisatorin des Baumhaus-Sommerbaucamps zu erkennen gaben.

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RAUMNUTZUNG DER UDN NACH GRUPPEN ORGANISATION

KINDER

TREE HOUSES / CHILDREN

TREE HOUSES / ORGANISATION workspace storage forecourt loft

workspace

forecourt Loft

workspace

storage

foyer

foyer workspace kitchen

toilettes office

storage

garden

event space

toilettes

park

park

park

park

COCOON TREE HOUSES / COCOON

playground

terrace

playground

terrace

garden

event space

park

park

NEST

TREE HOUSES / NEST

storage

storage

forecourt Loft

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kitchen

event space

foyer

garden

playground

terrace

park

workspace

storage

foyer workspace

toilettes office

forecourt

park

event space

toilettes office

terrace

park

garden playground


STRICKBAUMHAUS TREE HOUSES / KNITTED TREE HOUSE

TREEHANGER TREE HOUSES / TREE HANGER workspace workspace

sleeping

storage storage

workspace

foyer

forecourt

foyer

workspace

workspace kitchen shower toilettes office

event space

storage

event space

toilettes office

terrace

park

garden

terrace

playground

park

park

TURM TREE HOUSES / TOWER storage

Loft foyer

event space

toilettes office

terrace

park

35

workspace

garden playground


RAUMNUTZUNG IN DER UDN NACH ZEIT MORGEN

MITTAGESSEN

TREE HOUSES / MORNING

TREE HOUSES / LUNCH TIME

workspace

storage forecourt

forecourt

workspace

loft sleeping

storage

workspace

foyer

foyer workspace

kitchen

storage kitchen

shower toilettes office

event space

toilettes

storage

event space

garden terrace

park

park

park

TREE HOUSES / DINNER

TREE HOUSES / CELEBRATION

ABENDESSEN

FEST

forecourt

forecourt

36 foyer

foyer

kitchen toilettes office storage

terrace

park

kitchen

event space

garden

toilettes

storage

terrace

park

event space

garden


NACHMITTAG

TREE HOUSES / AFTERNOON workspace

storage forecourt

workspace

loft storage

workspace foyer workspace kitchen

toilettes office

storage

event space

playground

terrace

park

garden

park

park

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RAUMNUTZUNG IN DER UDN & IM ROTENHÄUSER FELD

Mate

allgemeines Lager Werkzeug allgemeines Lager

allgemeines Lager We Vorproduktion gewebter Elemente B S al Materialtest allg Werkzeug

S

Stricken

Stricken Lieseln

Aufhängen Reifen wickeln Wicke

Stricken Lieseln Wickeln

Wic 38

Endmontage

Vorbereitung


Materialtest GerĂźst-Lager Stricken Stricken Streifen schneiden Bau derallgemeines Lager Strickliesel Planen-Lager Kletterer allgemeines Lager

Werkstatt

GerĂźst

allgemeines Lager Stricklieseln

Latten-Lager

Nähen der Schlaufen allgemeines Lager

gen

ickeln

Wickeln

Wickeln

Weben der Kletterstufen

Materialtest

Materialtest

Materialtest

Werkstatt Materialtest

Wickeln Herstellung der tragenden Seile

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KONSTRUKTIONEN NEST

40


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TREEHANGER EXTRA IM ZEITSPRINGER

TREEHANGER

1

AUFBAUANLEITUNG

2

3

4

40-70cm

42

5

6

7

8

9

10

11

12

13

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STRICKBAUMHAUS

Arbeitsschritte

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Raumnutzung Produktionskette


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TURM

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Raumnutzung Mattenproduktion auf der Galerie


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COCOON

4m

15x

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Raumnutzung Materialtests auf der Galerie


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BAUEN MIT KINDERN

EN ÄS PR

EN

AN

PL

TIE

RE

N

AUSFÜHREN

50


Das Konzipieren und Bauen von Baumhäusern ist eine spannende, im Rahmen eines Seminars gut überschaubare und tatsächlich zu realisierende Aufgabe für angehende Planer. Gleichzeitig baukulturelle Bildungsarbeit (»BAUKULTURELLE BILDUNG) für Kinder zu leisten ist ohne pädagogische Erfahrung die größere Herausforderung. Grundsätzlich lassen sich zwei Ebenen beim Bauen mit Kindern unterscheiden. Zum Einen war es unsere Aufgabe, auf die kindlichen Proportionen einzugehen und in einem gemeinsamen Prozess anhand der Bewegungsabläufe passende Kletterarchitekturen für Kinder zu entwickeln. Zum Anderen waren die Kinder von Beginn an aktiv in den Bauprozess zu integrieren. Es galt das Interesse und die Kreativität der Kinder zu wecken sowie auf die Fähig- und Fertigkeiten des Einzelnen einzugehen. Während sich ersteres intuitiv in den Bauprozess integrierte, musste die Teilhabe der Kinder am Bauprozess gut durchdacht und vorbereitet werden. Zunächst sahen wir es als grundlegend an, den Kindern den Lebensraum Baum näher zu bringen. In einer Schnitzeljagd mit vier Stationen erlebten die Kinder mit all ihren Sinnen die Eigenarten von unterschiedlichen Bäumen. Jedes Kind

schloss den ersten Tag mit einem „Baumexperten-Zertifikat“ ab. Dies berechtigte sie dazu, Bäume gewissenhaft mit einem Haus bebauen zu dürfen. Der Bauprozess konnte nun beginnen. Grundsätzlich galt der Dreiklang: Planen, Bauen, Präsentieren. Die Kinder wurden von Anfang an aufgefordert, zunächst theoretisch über einen Sachverhalt nach zu denken. Dies geschah vorerst in Bezug auf die mögliche Identität der Bauherren und welches Baumhaus aus welcher Materialität zum jeweiligen Individuum passen könnte. Es wurden Kollagen und erste Modelle gebastelt. Im zweiten Schritt ging es nun in die 1:1-Umsetzung im Baum.

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FINANZIERUNG Das Projekt Baumhäuser 2012 war ein Zero-Budget-Projekt. Aus dem Nichtvorhandensein von Budget wurde ein konzeptioneller Aspekt, der wohl die größte Herausforderung des Projektes darstellte. Somit musste einerseits Material, Verpflegung und Öffentlichkeitsarbeit nicht-monetär beschafft und organisiert werden. Andererseits bedurfte es eines Budgets, das jedoch innerhalb des Projektes generiert werden musste. Die Finanzierung des Projektes wurde schließlich durch das aufgespannte »NETZWERK erreicht, in dem Personen, Institutionen, aber auch Prozesse aufeinandertrafen (»UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN).

während des zweiwöchigen Baucamps finanziert, als auch notwendige restliche Materialien für den Bau der Baumhäuser beschafft werden. Für Kaffee, Milch und unerwartete Kleinigkeiten gab es eine Kaffeekasse, die von den Studierenden selbst gefüllt wurde.

Die verschiedenen Baumaterialien wurden zu einem großen Teil gespendet. Neue, aber auch gebrauchte Materialien wurden eingesetzt und einem »REUSE/ RECYCLING/UPCYLINGProzess zugeführt. Eine Vielzahl von benötigten Gütern, wie 52 beispielsweise Werkzeug, war bereits an der UdN vorhanden und konnte nach dem SharingPrinzip mit genutzt werden. Zudem fand sich ein großzügiger Unterstützer, der das Projekt mit 1000 Euro sponserte. Das gespendete Geld ließ sich zur einen Hälfte im Harburger Baumarkt, zur andere Hälfte im ansässigen Supermarkt für Verpflegung in Form von VOLScheinen einlösen. Hierdurch konnte sowohl die Verpflegung

bauwelt Delmes - Heitmann bauwelt Delmes - Heitmann

1000 €

1000 €


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MATERIALBESCHAFFUNG

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Da das Projekt ohne eigenes Kapital arbeitete, war es auch in puncto Baumaterial auf Spenden angewiesen. Das Wichtigste bei der Materialbeschaffung war die Kontaktaufnahme zu den einzelnen Firmen. Bevor jedoch der Kontakt zu den Firmen aufgenommen wurde, wurde zuerst eine konkrete Materialliste erstellt. Welches Material benötigen wir und wie viel? Wie teuer ist das Material im regulären Einzelhandel? Nachdem dieser Punkt abgeschlossen war, begann die eigentliche Recherche. Man durchforstete das Internet, telefonierte mit entsprechenden Personen und rief Bekannte an. Grundsätzlich könnte man meinen, dass eine erste Kontaktaufnahme zu den jeweiligen Firmen per E-Mail ratsam sei. Das Problem bestand jedoch darin, dass meist nur offizielle E-Mail Adressen zur Verfügung standen. Es war also nie ganz eindeutig, wem man schrieb, und wer diese E-Mail im Zweifelsfall lesen oder auch ignorieren würde. Es erwies sich als strategisch geschickter, die entsprechenden Firmen direkt anzurufen und sich zu den zuständigen Mitarbeitern durchstellen zu lassen. Meist waren es die Abteilungsleiter die die Entscheidungen über mög56 liche Spenden treffen konnten. Hatte man den Kontakt hergestellt, gab es zwei Möglichkeiten, die Mitarbeiter zu einer Spende zu animieren. Das bürokratisch aufwändigere Verfahren war jenes mit Spendenquittung. Hierbei wurden von den entsprechenden Firmen Materialien oder auch finanzielle Vergütungen zur Verfügung gestellt, die an den, von der Universität im Voraus gegründeten Verein, gespendet wurden. Im

Gegenzug bekam die Firma eine Spendenquittung ausgestellt, die den genauen Betrag der finanziellen oder Sachspende beinhaltete. Zwar bekommen die Firmen den Betrag nicht rückerstattet, sie haben dadurch aber einen steuerlichen Vorteil. Von Vorteil war es auch, den Firmen mitzuteilen, dass deren Logos auf einen entsprechenden Flyer oder eine Eintrittskarte gedruckt werden. Weiterhin wurde die Projektskizze zur Verfügung gestellt und den Firmen der Erhalt eines Abschlussberichtes in Aussicht gestellt. Die zweite Herangehensweise beinhaltet eine emotionale und vielleicht auch euphorische Bindung zu dem eigenen Projekt. Hierbei stand die persönliche Kontaktaufnahme zu den Firmen im Vordergrund. Während des Projektes stellte sich heraus, dass es viel effektiver ist, persönlich vor Ort das Anliegen (möglichst emotional und euphorisch) zu erläutern. Sofern die Mitarbeiter merkten, dass der Sinn und Zweck des Projektes allgemeinnützig war, und es Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, war es einfacher weitere Kontakte zu Knüpfen (»NETZWERKE) und unbürokratisch an Hilfe zu gelangen. Für den Bau der Baumhäuser wurden durchaus außergewöhnliche Materialien benötigt. Dieser Umstand erschwerte eine Beschaffung. Zum Beispiel Folie, die wir über Baumärkte und Inneneinrichter bezogen. Im Laufe des Projektes unterstütze die Firma Hellbut noch einmal mit 13 Restposten-Rollen. Zusätzlich wurden dutzende Feuerwehrschläuche benötigt. Hierbei war es wichtig, überregional zu suchen. Das wichtigste war das Timing. Denn jede Feuerwehrwache sortiert alle drei Monate

alte und kaputte Schläuche aus. Diese werden wiederum an eine übergeordnete Sammelstelle transportiert, getestet und weiterverkauft. Wir hatten das Glück, dass den Herren von der Feuerwehr unser Projekt so gut gefiel, dass wir knapp 45 Feuerwehrschläuche abholen durften. Auch die von uns benötigten Karabinerhaken erhielten wir durch einen Tipp von der Feuerwehr kostenlos. Benötigt man Material, dass man theoretisch auch auf Baustellen finden kann, empfahlen sich Rundfahrten durch die Stadt per Auto. Während unserer Fahrten durch Hamburg wurden etliche Materialien - legitimiert - gesammelt. War eine sofortige Mitnahme nicht möglich, wurden Termine vereinbart, um das Material später abholen zu können. Viele Erfolge, die in Zusammenhang mit der Materialbeschaffung verbucht werden konnten, beruhten auf der Mund-zuMund-Propaganda. Der angesprochene Mitarbeiter hatte keine Möglichkeit zu spenden, sprach aber mit einem Kollegen darüber, der wiederum eine Idee hatte und uns weiter vermitteln konnte. Wichtig hierbei: Hartnäckigkeit. Natürlich gab es auch desöfteren Rückschläge, deswegen war die breite Streuung der Anfragen notwendig. So ließ sich feststellen: Benötigt man von einem bestimmten Material eine große Menge, so war es ratsam, möglichst viele verschiedene Firmen anzusprechen.


Feuerwehr Bad Segeberg Herr Dröppelmann

Großmarkt

Der Hafen hilft e. V.

Wilhelmsburger Tafel Projektküche zum Anstand Bäckerei Kismet Kaffee Mittenmang Fleischerei Kaya Baguette Laden Feuerwehr

Marktkauf Baustellen

Schlatermund Gala Bau

Baumarkt

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Baumaterial Lebensmittel


INTERNATIONALE Neben der von Beginn an interdisziplinär angelegten Projektstruktur, wurde das Baucamp zusätzlich von weiteren internationalen Studierenden unterstützt und bereichert. Eine Soziologiestudentin der University of Pennsylvania (Philadelphia), zwei Masterstudentinnen der School of Architectur der University of Sheffield, sowie ein englischer Dachdecker begleiteten das Projekt. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren förderte die interkulturelle Besetzung einen fachlichen und kulturellen Austausch zwischen den Studierenden, den Gästen sowie den Kindern. Die Kinder erprobten ihre ersten Englischkenntnisse und lernten gleichzeitig ihre Ideen und Bedürfnisse nonverbal und visuell zu kommunizieren. Zudem war es möglich eine kritische Außenperspektive fern von universitätsinternen Strukturen zu diskutieren.

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NETZWERKE Netzwerke sind zumeist etwas Immaterielles. Sie existieren, ohne eine spezifische Form anzunehmen. Und sind dennoch ein bedeutender Bestandteil der Realität. Sie überziehen unsere alltägliche Praxis, sei es privat oder beruflich. Netzwerke sind eine Ressource. Innerhalb der Auseinandersetzung mit Stadt nehmen Netzwerke mittlerweile eine große Rolle ein. Oder sind vielmehr Bestandteil der Auseinandersetzung. Netzwerke entstehen, werden ausgebaut, sind Inhalt von Forschung und werden folglich dargestellt. Dabei sind sie nie als etwas Statisches zu betrachten. Netzwerke sind ein dynamischer Faktor innerhalb der Auseinandersetzung (Planung/Forschung) und befinden sich stetig im Prozess. In seinem Artikel „Gib mir eine Waffe und ich bring alle Gebäude dazu, sich zu bewegen“: Die Analyse der Architektur nach der Actor-Network-Theorie (ANT)“ beschreibt Bruno Latour die Prozesshaftigkeit 60 eines Gebäudes. „Gebäuden wirken statisch. Es scheint fast unmöglich, sie in Bewegung, als Serie von Transformationen zu begreifen. Dennoch, jeder weiß – und insbesondere Architekten wissen – dass ein Gebäude kein statisches Objekt, sondern ein sich bewegendes Projekt ist: Es altert auch nach seiner Fertigstellung, wird von seinen Nutzern umgestaltet, verändert sich durch all das, was in ihm und außerhalb von ihm passiert, und oftmals wird es bis

zur Unkenntlichkeit renoviert, verfälscht oder verwandelt.“ (Latour/Yaneva 2008: 02). Ein Gebäude lässt sich mithilfe dieses Ansatzes als Bestandteil eines Netzwerkes begreifen. Dieses Netzwerk befindet sich in einer stetigen Transformation. Würde man das Gebäude als eine statische Figur denken, würden die Akteure, welche das Gebäude während seiner Entstehung und im anschließenden Gebrauch bespielen ausgesperrt werden. Demnach wäre die Realität ausgesperrt. Es geht also um eine Betrachtungsweise (der vorhandenen Umstände) welche die Zeit sowie die Akteure beinhaltet und somit den Ort (das Gebäude) als etwas dynamisches kenntlich macht. „Auch wir benötigen ein künstliches Hilfsmittel (in diesem Fall eine Theorie), um die statische Sicht auf ein Gebäude in eine von vielen aufeinanderfolgenden Standbildern verwandeln, und so endlich den kontinuierlichen Fluss dokumentieren zu können, der ein jedes Gebäude charakterisiert.“ (Latour/Yaneva 2008: 03). Das von Latour aufgezeigte Beispiel der Betrachtung kann an dieser Stelle als stellvertretend für den Raum an sich und die in ihm enthaltenen Größen: Akteur, Zeit, Materie (Aktanten) und Prozess erachtet werden. Die »UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN arbeitet und forscht innerhalb des vorab beschriebenen Kontextes. Sie

nutzt hierbei ein bestehendes Netzwerk: die Nachbarschaft. Innerhalb derer sie gleichsam Initiator und Bestandteil von Netzwerken ist. Diese Netzwerke bilden die Ressource, welche wiederum neue Verknüpfungen und Erweiterungen ermöglicht. Gleichzeitig schafft dieser Umstand die Möglichkeit der Erprobung einer neuen Sichtweise auf die Dynamik und die Prozesshaftigkeit der Realität - Stadt. In Bezug auf das Projekt Baumhäuser 2012 spielten Netzwerke auf diversen Ebenen eine entscheidende Rolle. Im Rahmen der Universität der Nachbarschaften konnte das Projekt auf bereits bestehende Ressourcen zurückgreifen.


0 1 2

3 4 5

6 7

0 Folie 1 Feuerwehr Bad Segeberg

8

2 Spedition Dröppelmann 3 JAS Werk Hamburg 4 Stadt Hamburg 5 Großmarkt

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9 12 11

6 Hafen City Universität

15

7 Der Hafen hilft e. V.

17

8 IBA Hamburg 9 Wilhelmsburger Tafel

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14 16

19

10 Projektküche zum Anstand

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11 Grundschule Rotenhäuser Damm

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12 Bäckerei Kismet 13 Theatergruppe Inner Rise

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14 Cafe Mittenmang 15 Fleischerei Kaya 16 Saga GWG 17 Baguette Laden 18 Marktkauf 19 Feuerwehr 20 Regionalausschuss 21 Baustellen 22 Schlatermund Gala Bau 23 Nachbarschaft 23 Baumarkt

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VERPFLEGUNG

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Die Verpflegung während des zweiwöchigen Baucamps beinhaltete für die Kinder, neben einem Snack am Nachmittag und Getränke während des gesamten Tages, ein gemeinschaftliches Abendessen für alle Teilnehmer. Das gemeinschaftliche Essen nach getaner Arbeit bildete dabei einen elementaren Bestandteil des Baucamps und eine Art zeremoniellen Abschluss des Tages. Für die Kinder nahm das Essen, neben der sozialen Funktion, auch noch eine weitere Rolle ein. Ihnen sollte vermittelt werden, wie man frisches und gesundes Essen einfach zubereiten kann. Hierfür war es notwendig, vorab einen Kochplan zu erstellen. Für diesen mussten jedoch erst einmal Gerichte mit einfacher Zubereitung recherchiert werden. Wichtig war zudem sich immer zu vergegenwärtigen, welche Gerichte bei den Kindern gut ankommen oder welche von den Kindern möglicherweise nicht gegessen werden würden. Außerdem musste darauf geachtet werden, dass das Fleisch soweit es keine vegetarische Alternative gab, nach dem muslimischen Glauben „halal“ war. Da das Baucamp zudem in die Anfangszeit des Fastenmonats Ramadan fiel, ergab sich eine weitere unbekannte Größe: Ob und wie viele der Kinder den religiösen Geboten strikt folgen. Aufgrund der schmalen Finanzierung ergab sich ein Budget

von 60 Euro pro Mahlzeit. Somit stellte sich die Frage, wie man die Versorgung während des Baucamps in die Praxis umsetzt, das heißt, wie man für einen Euro pro Person auf gewöhnlichen vier Herdplatten und mit einem Ofen für eine so große Anzahl an Personen kocht. Durch die zusätzliche Einschränkung durch das VOL-ScheinVerfahren war es erforderlich, die Lebensmittelpreise online zu ermitteln und die Kosten für jedes Gericht vorab zu kalkulieren. Daraufhin wurden die Rezepte angepasst um zum Teil durch günstigere Versionen ein etwas teureres Essen zu refinanzieren. So wurden statt frischer Kräuter nur getrocknete verwendet oder Parmesan durch Gouda ersetzt. Die größten Einschränkungen in Puncto Equipment ließen sich jedoch bereits am ersten Tag bewältigen. In einem Lagerraum der UdN fand sich neben zusätzlichen Gläsern auch ein großer Gaskocher, der es erst ermöglichte, die großen Mengen an Essen zuzubereiten.

Hr. W. Ist ein alteingesessener Wilhelmsburger, der sich bereits früh in der Universität der Nachbarschaft engagiert hat. Seit Beginn stellt er dem HCU-Projekt Küchenequipment zur Verfügung welches er in seiner Garage lagerte. Daraufhin schlossen die UdN und Hr. W. einen Deal, dass die Utensilien in einem Raum in der UdN gelagert werden können

und dafür von den Projekten in der UdN mitbenutzt werden.

Aufgrund des unbeständigen Wetters zu Beginn des Baucamps wurde am ersten Vormittag ein temporäres Dach über die an die Küche angrenzende Terrasse gebaut. Dazu wurde die bereits vorhandene seitliche Konstruktion erweitert und mit einer Bauplane überspannt. Für die Vorbereitungen und das Kochen des Essens wurde täglich das Fenster zur Terrasse herausgenommen, um einen durchgängigen Raum vom Park bis in die UdN zu schaffen. Als Schwierigkeit erwies sich hierbei die Aktivität der Kinder. Die Küche als zentraler Ort der UdN wurde während des Tages gerne „bespielt“ und durchlaufen. Dies machte eine Absperrung des Bereichs notwendig, da die Speisen häufiger mit einem separaten Gaskocher zubereitet wurden. Zu den Vorbereitung 63 gehörte ebenso das Bereitstellen von Gläser mit Namensschildern, das Anschreiben des „Tagesgerichtes“ an eine große Tafel in der Küche durch die Kinder sowie der Aufbau von Tischen und das Bereitlegen von Decken und Kissen auf der Terrasse für den NachmittagsSnack. Für das Abendessen in großer Runde wurden jeden Tag Tische und Stühle zusammengesucht und aufgebaut. Der Ort hierfür war je nach Wetterlage entweder der


zentrale Veranstaltungsraum im Gebäude (der meist erst aufgeräumt werden musste) oder der Park (Rotenhäuser Feld). Offizieller Start des Tagesprogramms war 14 Uhr. Im Laufe der ersten Woche kamen die Kinder allerdings immer früher und hatten, wie sich herausstellte, oftmals noch nichts gegessen. Für diesen Zweck wurden in der Küche Obst sowie Getränke bereitgestellt. Die gespendeten Süßigkeiten hingegen mussten an einem sicheren Ort versteckt werden. Das zur Verfügung stehende Budget für die Verpflegung beschränkte sich auf 500 Euro in Form von VOL Scheinen für den ansässigen Marktkauf sowie die Möglichkeit, im Rahmen der »KULTURKÜCHE mit drei Restaurant- & Imbissbetreibern aus der Nachbarschaft zusammen zu kochen. Zusätzlich standen dem Projekt zwei Kisten Obst vom Hamburger Großmarkt, neun Kisten Apfelsaft vom Projekt „Das Geld hängt an den Bäumen“ sowie die nicht verteilten Reste der Wilhelmsburger Tafel (zwei gemischte Kisten pro Woche). Da dieses jedoch nicht für zehn Tage Verpflegung von circa 20 Kindern und 40 Erwachse64 nen reichte, wurde während des Baucamps die Entscheidung getroffen, zusätzlich 5 Euro von den Studierenden einzunehmen und in einer Kaffeekasse zu sammeln, um über eine Bargeldgrundlage zu verfügen. Dies machte es möglich, auf unvorhergesehene Umstände zu reagieren. Zusätzlich erhielten wir noch kleinere Spenden wie Süßigkeiten von Frau Dietz (Sekretariat Prof. Koch/Kniess), zehn Euro (Schneiderei Wodniczak) und zusätzliches Geschirr

und Besteck von einem Großvater sowie Tabletts von der Mutter eines teilnehmenden Kindes. Zu Beginn des Baucamps galt es zunächst mit einem sehr einfachen Gericht zu beginnen. Die jeweiligen Gerichte wurden zum Teil abgewandelt, um auf die gespendeten Nahrungsmittel in den Kochplan zu integrieren und Lebensmittel vom Vortag wieder zu verwenden (»IMPROVISATION). Die vom Hamburger Großmarkt gespendeten Lebensmittel wurden vorab per Bus abgeholt. Die von der Hamburger Tafel gespendeten Lebensmittel wurden während des Baucamps geliefert. Die zum täglichen Kochen benötigten Lebensmittel wurden morgens ermittelt und via Einkaufsliste festgehalten. Die anschließende Fahrt zum Marktkauf war obligatorisch. Hierbei konnte es vorkommen, dass die benötigten Lebensmittel nicht in ausreichender Menge zur Verfügung standen, weshalb es zu Abweichung vom vormals geplanten (»IMPROVISATION) kommen konnte.


AUF DIE LETZTEN CENTS Nicht, dass es nicht schon eine Aufgabe für sich gewesen ist, Gerichte für ein Budget von unter 2 € pro Person für die Baucamp-Teilnehmer zu kreieren, nein, sondern zusätzlich die Beschaffung der Lebensmittel! Der Einkauf bei unserem PartnerSupermarkt erfolgte mit sogenannten VOL-Scheinen, eine Art Gutschein mit einem festgelegten Betrag. Das Besondere bei diesen Gutscheinen ist, dass eine etwaige Differenz im Betrag der eingekauften Lebensmittel weder bar beglichen noch ausgezahlt werden kann. Der nicht ausgeschöpfte Rahmen verfällt zwar nicht, steht aber durch die behördliche Bürokratie erst nach zwei bis drei Wochen wieder zur Verfügung, also viel zu spät. So hieß es jedes mal auf neue: Produkte vergleichen – rechnen mit dem obligatorisch mitgebrachten Taschenrechner - auswählen – einladen – kalkulieren – Produkte suchen – rechenen – einen Liter Milch zurück stellen – rechnen – dafür ein Topf frische Kräuter – rechnen – weiterfahren – Tomatensoße vergleichen – einladen – rechenen – ausladen - rechnen …. Einkaufen als hoch komplexes Rechengefüge. Aus diesen uns auferlegten Zwängen entwickelten wir nach kurzer Zeit unser eigenen kleines Spiel: Wer kommt am nähsten an die runde Summe des VOL-Scheins? Bleibt man auf der sicheren Seite und einen Euro unter dem Limit? Oder setzt man aufs Risiko nimmt eine Packung mehr? Bei all dem Hin- und Hergerechne bleibt es natürlich nicht aus, dass man auch mal ein Objekt vergisst. Außerdem darf man nicht aus den Augen lassen, dass man ja auch eine Einkaufsliste für ein festgelegtes Gericht für knapp 50 Person abzuarbeiten hat. Doch bei aller Kalkulation kommt man doch nie hin. In den zwei Wochen des Baumhauscamps erreichte ich eine persönliche Bestleistung von 49,85€ auf 50€... nur um 15 Cent unter dem Wert geblieben!

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KOCHPLAN WOCHE 1 Montag Spagetti mit Tomatensoße

KOCHPLAN WOCHE 2

Montag Kartoffel-Möhrensuppe Nudeln Dienstag Spagetti mit Tomatensoße Mittwoch Kulturküche: Fischstäbchen

Dienstag Chili con / sin Carne >> Deal mit Bäckerei für Fladenbrot! Mittwoch Tortellini mit Käsesoße Donnerstag Kulturküche: Pizza Donnerstag Kulturküche: Kartoffelsalat, Nudelsalat, Frikadellen und Würstchen

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Freitag Picknick: belegte Brote, diverse Salate, Fruchtsalat, Gratin & Stockbrot Freitag Picknick


2 x 2 Kisten Bananen

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KULTURKÜCHE Die Idee der „Kulturküche“ wurde durch die »UNIVERSITÄT DER NACHBARSCHAFTEN ins Leben gerufen. Sie bietet den unterschiedlichen studentischen Projekten eine Rahmenmöglichkeit, mit Nachbarn sowie Restaurant- und Imbissbesitzern in der Umgebung in Kontakt zu treten und so ein soziales Netzwerk im Reiherstiegsviertel (Wilhelmsburg) zu etablieren. Der Grundgedanke beruht darauf, die unterschiedlichen Kochfähigkeiten der Nachbarschaft zu stimulieren und über das gemeinschaftliche Kochen in einen kulturellen Dialog zu kommen. Jeder Kochgast hat dabei die Möglichkeit, ein traditionelles Gericht in der UdN zu kochen und bekommt dazu die notwendigen Zutaten gestellt.

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Für das Baucamp des Baumhausprojektes 2012 konnten drei lokale Gewerbetreibenden gewonnen werden, im Format der „Kulturküche“ mit den Kindern für die gesamte Teilnehmerschaft zu kochen. Als erstes wurde das gesamte Baucamp zur Projektküche „Zum Anstand“ in die Honigfabrik eingeladen. Während des Sommers wurde dort mit Kindern zusammen einen Steinofen zum Pizzabacken gebaut. Dort erfuhren die Teilnehmer des Baucamps etwas über den Aufbau und Funktionsweise eines Pizzaofens und konnten mit den Beschäftigten zusammen ihre Pizzen mit frischen Zutaten belegen. Aufgrund des wech-

selhaften Wetters zu Beginn der Baucampwoche wurden von dem Baumhausteam mehrere große Planen mitgenommen, mit denen die Tische und Bänke auf der Terrasse im Innenhof der Honigfabrik überdachen und mit Schnüren zu befestigt wurden. Aufgrund der Lage der Honigfabrik außerhalb des Rotenhäuser Parks war eine Sondergenehmigung der Eltern für den 20-minütigen Fußweg notwendig. Zudem mussten die Kinder wieder um 19 Uhr zurück an der UdN sein, da dann die Aufsichtspflicht des Baumhausteams endet und die Kinder somit nicht mehr der Versicherung unterliegen. Der zweite Gast war Herr Flecke vom „Baguetteladen“ gegenüber des Rotenhäuser Parks. Zum wiederholten Mal nahm Herr Flecke an der Kulturküche teil und organisierte zusätzliche Kochutensilien wie einem zweiten Gaskocher, mehrerer großer Bratpfannen, einen zusätzlichen Kochtopf, diverser Küchenmesser sowie einem aus einem Akku-Schrauber selbstgebauten Pürierstab für das Kartoffelpüree. Für die Zubereitung der 25 kg Kartoffeln, 17 Packungen Fischstäbchen und 12 kg Buttergemüse erhielt Herr Flecke Unterstützung von einem Mitglied des Baumhausteams sowie einigen Kindern aus dem Baumhauscamp. Da die Kinder jedoch nicht in der Nähe der offenen Gaskocher hantieren durften, wurde die Gaskocher auf der

oberen Etage der Teerasse aufgestellt und diese dann komplett abgesperrt. Mit Tischen wurde zum Essen ein Tresen aufgebaut an dem sich die Kinder, Studierenden und Lehrenden ihr Essen abholen konnten. Bei der Essensausgabe kam es zu kleinen Diskussionen, da einige Kinder nur die Fischstäbchen essen wollten und erst überzeugt werden mussten, auch von den Beilagen zu nehmen. Gegen Ende des zweiwöchigen Baucamps bereitete die Inhaberin des Café Mittenmang Sonja Behnk ein reichhaltiges Buffet mit Kartoffelsalat, Nudelsalat, Frikadellen und Würstchen zu. Hierfür stattete Sie der UdN im Vorfeld einen Besuch ab um die vorhandenen Kochutensilien zu überblicken. Fehlende Gegenstände wurden mitgebracht. Die Salate wurden vorab zubereitet und die Würstchen direkt vor Ort erhitzt. Die Institution der Kulturküche bereicherte das BaumhausProjekt. Neben der Funktion Versorgung bildete sie so innerhalb des Projektes eine weitere Ebene der Vernetzung (»NETZWERKE) innerhalb des Stadtteils.


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FESTE FEIERN Das zweiwöchige Baucamp in einem Fest enden zu lassen, war von Beginn an ein gesetztes Ziel des Projektes. Denn Feste sind kollektive Ereignisse. Sie bilden einen heterogene gemeinschaftlichen Moment. Der Alltagsroutine kann man nur dann entkommen, wenn man einen Abstand zum trivialen Dasein schafft. Wenn der Mensch ein Fest feiert, so zelebriert er den Ausbruch aus dem Alltag. Feste „[...] beanspruchen die partikularisierte und in Routinen und Zwängen gefangene Wirklichkeit des alltäglichen Lebens für einen in der Regel exakt definierten, ästhetisch und emotional verdichteten Zeitraum aufzugeben, [...]“ (Gebhardt 2000:20). Der Abschluss des Projektes wurde in zwei „Feste“ geteilt. Zum einen den Einzug der Bauherren (»STORYLINE), welcher am Freitag mit den Kindern zelebriert wurde. Hierfür wurde im Vorfeld eine „Performance“ mit der Theatergruppe „Inner Rise“ geplant und 70 die Auftritte der Schauspieler in einer bestimmten Abfolge inszeniert und choreografiert. Die Kinder dürften dem jeweiligen Bauherren ihr Baumhaus präsentieren und diesem dann seine neue Bleibe übergeben. Zum anderen bildete das Abschlussfest am darauffolgenden Tag das „Finale“ des Projektes. Es bot den Kindern erneut die Möglichkeit, ihr Werk zu präsentieren. Diesmal ihren Eltern, Geschwistern und Freunden.

Ebenso wie das Gesamtprojekt wurde auch das Abschlussfest über Spenden finanziert. Hierfür wurden erneut die bereits gebildeten Netzwerkstrukturen aktiviert (»NETZWERK). Neben dem Rückgriff auf bestehende Strukturen, stellte aber auch hier die »IMPROVISATION einen elementaren Bestandteil der Situation dar. Spontaneität und Improvisation sind erfahrungsgemäß die wichtigsten Faktoren für eine gute Feier. Sie zeichnen sich durch Kreativität, Intuition, Assoziationen, Gefühle und eigenem Antrieb aus und brechen damit die vermeintliche Perfektion. Aus diesem Freiraum kann sich ein einzigartiger Moment entwickeln. Es wurde ein ereignisreicher Nachmittag und Abend. Mit Grill, Getränken, Urkundenverleihung, Baumhauserkundungen, Spiel, Gesprächen und im besonderen ein Moment der Nachbarschaft.


SHOPPEN BIS ZUR LETZTEN WURST Einkaufen für das Abschlussfest. Zu der ohnehin schon nicht geringen Zahl an Baucamp-Teilnehmern erwarteten wir natürlich noch mehr Gäste. Weitere Kinder aus der Nachbarschaft, die die Baumhäuser erklettern wollten, neugierigen Eltern, die sehen möchten, was ihre Kinder in den letzen zwei Wochen auf die Beine gestellt bzw. an die Bäume gebracht haben, die Schauspielgruppe Inner Rise, die Studierenden des Wilhelmsburg Orchestras sowie eine unbestimmte weitere Anzahl an Studierenden, Lehrenden, Freunden und Verwandten... und die große Frage: Was kommt auf den Grill? Neben Gemüse und Hähnchen natürlich die Nummer 1: Bratwürstchen! So fuhren wir auch wie bei jedem Einkauf zu unserer Filiale einer großen SB-Warenhauskette. Nachdem wir bereits alles Beiwerk wie Ketchup, Senf, Salat und Ähnliches in unseren Einkaufswagen verstaut hatten, kamen wir endlich zum ersehnten Kühlregal am Ende des Supermarkts: Die Grillabteilung! Ein Blick ins Kühlregal: Bratwurst normal: check – Bratwurst halal: check. Noch einmal kurz auf den Einkaufzettel nachschauen wie viele Packunge es jetzt waren. 20? 30? Insgesamt oder von jeder Sorte? Oha. Ein prüfender Blick ins Regal: „Das wird knapp. 20 Packungen von jeder Sorte?!“ Hilft nichts, anfangen einzuladen und das Zählen nicht vergessen. Zu unserem Glück konnten wir es auch auf 19 Packete normale und 21 Packungen von den halal Bratwürstchen bringen. Mehr war nicht zu holen, das Regal war leer. Nachdem wir nun das komplette Wurstregal leer geräumt hatten, mussten wir einfach schnell und lachend das Weite suchen, bevor uns noch ein andere Grillfreund an diesem herrlichen Sommer-Freitag zur Rede stellt... Bei einem kurzen Sprint zurück zum Kühlregal wenige Minuten später war das Wurtregal übrigens wieder prall aufgefüllt.

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WAS BLEIBT

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Die Frage „Was bleibt“ kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden.Was bleibt ist zum einen die Erinnerung an eine extrem anstrengende und gleichzeitig gewinnbringende Erfahrung. Das „Machen“ und die tägliche Herausforderung. Der Kontakt zu den Kindern. Ihr Expertenwissen und ihre ganz eigene Sichtweise, die einem oftmals die Augen geöffnet hat. Neben der Erfahrung für uns (als Studierende) sind es auch die Kinder, denen das Projekt eine Möglichkeit der Entwicklung geboten hat. Gerade das Gemenge aus Experimentellem und Improvisiertem sowie der Universität der Nachbarschaften (als Ort) waren in der Lage einen Raum zur Entfaltung zu bieten. Das Erproben, Bauen, die soziale Interaktion, all dies hat das Baucamp zu einer Zeit des „Learning by Doing“ in jeglicher Hinsicht gemacht. Haptisch bleiben, wenn auch nur temporär, die Baumhäuser auf dem Geländer der UdN, als von den Kindern selbst gestaltete und frei zugängliche Räume des Entdeckens und Spielens. Diese erfuhren im Laufe der Zeit eine extrem hohe Frequentierung. Eine weiterer Punkt ist die Verdichtung des Netzwerkes der UdN. Über das Projekt wurden bestehende Kontakte intensiviert und neue Kontakte geknüpft. Und letztendlich bleibt die Herausforderung ein DIN-gerechtes, dauerhaftes, öffentlich

zugängliches Baumhaus aus recyceltem Material zu bauen. Diese Herausforderung sowie das über das Experimentieren und Bauen erlangte Wissen zu Materialien und Techniken wird dem nachfolgen Baumhaus-Projekt übergeben.

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AKTEURE Kinder: Shahira Anders / Dilan Bogatekin / Hasan Bogatekin / Yasin Bogatekin / Steven Edler / Sara Elouacttkouni / Maximilian Eichhoff / Memet Kümekaya / Chichi Luke / Chinazam Luke / Chinemerem Luke / Abdel Mahmoud / Samuel Meyer / Aisha Prigce / Manveen Singh / John Pascal Triebul / Aylin Aycirek / Bedona Doaglodzi / Günes Gyülten / Cecile Lehmann Studie­rende HafenCity Universität (HCU) Hamburg / Urban Design: Adrian Judt / Jenny Ohlenschlager / Lisa Brunnert / Stefanie Graze Q-Studies: Gregor Zock / Gunnar Fiebelkorn / Lisa Blümel / Lena Christoffers /Viktoria Hahn / Joana Richter / Jana Kowitzki / Lotta Ewert / Melis Mecit / Rüya Özdemir / Selim Coban / Markus Aslan / Fuat Uzunpinar / Ayse Kuzer / Laura Ohnesorge / Barbara Burkel / Yasmin Heinemann / Leif Hinrichs / Florian Finke / Frederick Jensch / Angélique Schmitt / Mustafa Batman / Isabella Ihle / Olaf Pindzig / Nico Wolter / Kim Lauterbach Lehrende/Initiatoren HCU: Prof. Bernd Kniess / Benjamin Becker / Philipp Löper Sponsoren & Unterstützer: Bauwelt Delmes Heitmann (Hr. Delmes & Hr. Heitmann), Inner Rise (Katharina Oberlik, Kerem Yavuz, Gurdeep Singh, Micha Ian), Hr. Dröppelmann, Das Geld hängt an den Bäumen (Kai Storm), JAS (Silke Edelhoff), Helbut Verpackungen (Matthias Springer), Feuerwehr Kreis Stormarn und Feuerwehr Kreis Segeberg, Der Hafen hilft e.V. (Falko Kell & Anja von Eijsden), Lara Wernert, Baguetteladen (Peter Flecke), Wilhelmsburger Tafel (Fr. Herzmann), Hamburger Großmarkt (Holger Weber), Projektküche zum Anstand (Lara und Mitstreiter), Café Mittenmang (Sonja Behnk), Bezirksamt Mitte, Management öffentlicher Raum (René Hoffmann), Bezirksamt Mitte (Hr. Bösehans und Hr. Brandt), Wilhelmsburg Orchestra (Sebastian Bührig und alle Musizierenden), HochTief, Firma Schlatermund, Firma Kompost&Erden

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QUELLEN LITERATUR Akki – Aktion & Kultur mit Kinder e.V.; (Hrgs): Kultur im Spiel Nr.3 (1990): Kultur im Spiel. Düsseldorf, S. 159 Dell, Christopher (2011): Improvisation als urbane Praxis. Berlin, S. 157 Gebhardt, Winfried (2000): Feste, Feiern und Events. Zur Soziologie des Außergewöhnlichen. In: Gebhardt, Winfried; Hitzler, Ronald; Pfadenhauer, Michaela (Hg.): Events. Zur Soziologie des Außergewöhnlichen. Opladen Latour Bruno; Yaneva Albena (2008): Die Analyse der Architektur nach der Actor-Network-Theorie (ANT). Gib mir eine Waffe und ich bringe alle Gebäude dazu, sich zu bewegen. In: Explorations in Architecture. Basel/Boston/Berlin, S. 80-89 Laurens, Alain; Dufour, Daniel; Ghislain, André (2009): Traumhafte Baumhäuser. Baden Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt. Oerter, Rolf; Montada, Leo (2002): Entwicklungspsychologie. München, S. 05-18

INTERNET JAS – Jugend Architektur Stadt e.V. (2012): http://www.jugend-architektur-stadt.de/ (25.10.2012)

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Statistikamt Nord (2012): http://www.statistik-nord.de/fileadmin/regional/regional.php (25.10.2012) Universität der Nachbarschaften (2013): http://udn.hcu-hamburg.de/de/?p=147 (5.01.2013) Universität der Nachbarschaften (2014): http://udn.hcu-hamburg.de/de/?cat=3 (27.01.2014)


BILDER Fotos, die im Rahmen des Projektes entstanden sind (S. 16, 18, 54, 62, 66, 72-82): Benjamin Becker Alexandra Bircken: Household Assets http://www.thisistomorrow.info/default.aspx?webPageId=1&catId=179&pageNumber=36 Baumhaus MoLe http://djb-architekten.de/ Ernesto Neto Crochet Nets Reminiscent of Horiuchi’s Crocheted Playground http://www.crochetconcupiscence.com/2012/04/ernesto-neto-crochet-nets-reminiscent-of-horiuchis-crocheted-playground/ Sapporo Horiuchi Crochet Playground http://layylaovertherooftopsoftheworld.wordpress.com/2013/02/25/crochet-your-world/sapporo-horiuchi-crochet-playground1/ Tadashi Kawamata, Baumhaus http://www.blickpotsdam.de/2009/10/asien-pazifik-wochen-2009/ Korowai-Baumhaus „Treehouse of the Korowai tribe in Papua New Guinea“, Wikimedia Commons

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