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rede mitenand

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2 Zur eigenen Tradition finden 4 Weihnachten einmal anders 5 Weihnachten kommt 6 Getrennte Weihnachten 7 Weihnachten – trotzdem!

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Weihnachten feiern


Weihnachten

EDITORIAL Von Weihnachtsmännern, Lieber Leser, liebe Leserin «Ich mach jetzt dann die Schraube!» Ausser Atem trudelt Rita mit einer halben Stunde Verspätung zum gemeinsamen Nähen ein. Sie ist eine der freiwilligen Helferinnen beim Krippenspiel mit den Kindern der Kirchgemeinde. Heute wollen sie die Kostüme für Engel, Schafe, Ochs und Esel nähen, dazu je ein Gewand für Maria und Josef. Die anderen drei Frauen nicken verständnisvoll, zwei davon reagieren spontan mit: «Du auch?» Die Weihnachtszeit rückt näher, alles läuft noch mehr auf Hochtouren als sonst. Die Einladung zum Gospelkonzert, welche eine der Frauen verteilen will, wird schon gar nicht angenommen. «Ich würde ja gerne kommen, aber es liegt zeitlich einfach nicht noch mehr drin», erklärt Sonja. Nur eine Frau strahlt die andern von ihrem Stuhl an der Nähmaschine aus glücklich an. Als die vier kurz vor Mittag feststellen, dass sie sich sicher nochmals zwei Vormittage hinter ihre Maschinen klemmen müssen, um all den Stoff zu verarbeiten, der jetzt zugeschnitten auf einem Tisch liegt, meldet sie sich zu Wort. «Ich komme sehr gerne wieder und helfe mit, mir gefällt es richtig hier! Ich bin so oft allein zuhause, und dann fällt mir immer wieder mal die Decke auf den Kopf. Dass ich jetzt hier sein darf, mit euch zusammen, tut mir so gut. Vielen Dank, dass ich mithelfen darf.» Plötzlich ist die ganze Hektik wie weggeblasen. Freude und das Gefühl, zusammen zu gehören, breiten sich aus. Schöpferisch tätig zu sein beflügelt. Wenn Menschen gemeinsam etwas Schönes erschaffen, berührt das viele Herzen. Auch das Kind in der Krippe bewegt Herzen. Sein Geburtstagsfest verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Zu spüren, dass auch Sie willkommen und geschätzt sind und dazugehören, das wünsche ich Ihnen von Herzen. Geschehen kann dies in ganz unspektakulären Situationen. Seien Sie aufmerksam!

Ihre Mirjam Fisch-Köhler

Zur eigenen Tradition finden

Walter Ralli (39) und Paola Lucas (37) sind in Argentinien aufgewachsen. Als frisch verheiratetes Paar sind sie im Jahr 2002 nach Spanien gezogen, wo Walter während zehn Jahren mitgeholfen hat, Kirchgemeinden zu gründen und aufzubauen. Auch ihre beiden Mädchen Camila (4) und Manuela (8) sind in Spanien zur Welt gekommen. Seit eineinhalb Jahren leben sie in der Schweiz. Walter arbeitet in einem Gewerbebetrieb und ist in einer spanisch sprechenden Gemeinde als Pastor tätig.

Die Familie Ralli: Paola und Walter mit Manuela und Camila

Wie sieht Weihnachten in Argentinien aus? Es ist ein fröhliches, ausgelassenes Sommerfest, das eigentlich nicht gross genug sein kann. Man isst und trinkt, die ganze Stadt ist auf den Beinen und um Mitternacht vom 24. auf den 25. Dezember gibt es ein Feuerwerk. Man feiert mit den Menschen im Wohnviertel als grosse Familie, egal ob man sich kennt oder nicht. Das Wichtigste in dieser Nacht ist, dass niemand alleine ist. Trotz sommerlicher Hitze wird nach winterlich, romantischer Vorstellung mit Kunstschnee dekoriert und europäisches Essen aufgetragen. Der Weih­nachtsmann ist die Figur des Festes! Er bringt den Kindern die Geschenke. Jesus ist dabei für die meisten Menschen nicht so wichtig. Bei uns hat jeweils um 18 Uhr ein Gottesdienst stattgefunden, danach haben wir als Familie gegessen, für uns gefeiert und die Weihnachtsgeschichte als Theater nachgespielt. Um Mitternacht sind wir dann auch mit den andern auf der Strasse feiern gegangen.

Was ist in Spanien anders? Die Temperaturen sind bedeutend kühler! Es gibt keinen Weihnachtsmann und somit an Weihnachten auch keine Geschenke. Dafür ziehen am 5. Januar die Heiligen Drei Könige in einer Prozession mit Kamelen durch die Strassen. Sie holen die Geschenke ab, welche sie dann am nächsten Tag den Kindern bringen. Weihnachten selber ist ein Familienfest, das sehr ernst genommen wird und gefeiert werden muss. Die Verwandtschaft trifft sich, selbst wenn sie das Jahr über zerstritten ist und den Kontakt meidet. Die Atmosphäre ist darum oft angespannt. An Weihnachten trifft man sich z.B. mit der Verwandtschaft väterlicherseits und an Sylvester mit derjenigen mütterlicherseits. Im nächsten Jahr wird gewechselt, das ist sehr wichtig! Weil die Familien unter sich feiern, sind wir während den ersten Jahren in Spanien an Heilig Abend alleine gewesen – eine völlig neue Erfahrung für uns.


Königen und Temperaturen n drei feiern dann begriffen hat, dass diese Könige hier – ausser dass Kuchen gegessen wird – praktisch nicht in Erscheinung treten, ist sie herb enttäuscht gewesen. Immerhin gibt es aber noch den Samichlaus! Als dieser dann jedem Kind drei Mandarinen und ein paar Erdnüsse in die Hand gedrückt hat, ist das für sie allerdings überhaupt nichts Besonderes gewesen. In Spanien gibt’s das schliesslich jeden Tag! Die Schoggi ist hier noch das Beste.

Manuela und Camila beim Samichlaus

Letztes Jahr habt ihr zum ersten Mal Weihnachten in der Schweiz erlebt. Hier ist es ja richtig kalt! Wir haben hier mehr Ruhe wahrgenommen. Weil uns die deutsche Sprache noch nicht so geläufig ist, beschäftigt uns die mediale Reizflut noch nicht so stark. Dafür fällt uns auf, was im Ort und in der Schule an Weihnachten wichtig ist. In der Tradition, die wir hier in der Schweiz erleben, ist die biblische Geschichte noch zu erkennen. Der Samichlaus verkörpert den Charakter des Bischof von Myra, einer historischen Person. Weihnachten hier ist schlichter als in Argentinien und Spanien, wo es ein Fest der Superlative mit vielen Süssigkeiten und allem Drum und Dran ist. Das schätzen wir sehr. Die Unterschiede zu Spanien sind uns vor al­ lem durch unsere Kinder bewusst geworden: Als wir neu hier gewohnt haben und es allmählich Advent geworden ist, hat Manuela voller Vorfreude darüber spekuliert, was die drei Könige wohl mitbringen würden. Als sie

chen pro Kind liegt. Auch für uns ist das Fest wichtig, wir essen etwas Spezielles, aber im Mass und nicht über drei Tage dieselbe Fülle. Wir wollen uns auf das Geschenk besinnen, das uns Gott mit der Geburt seines Sohnes gemacht hat. Natürlich können und wollen wir uns unserem Umfeld, in dem wir leben, nicht entziehen. Aber wir wollen lernen, differenziert damit umzugehen. Jede Kultur hat Positives, das es zu entdecken gilt: Der Samichlaus beispielsweise bringt mit Früchten und Nüssen zwar etwas Alltägliches, und trotzdem ist dies speziell! Oder: Manuela hat ganz erstaunt festgestellt, dass sich die Kinder hier mit nur einem Samichlausensäckli zufrieden geben. In der Schweiz zielt nicht alles auf die Kinder ab, die sehr viel erhalten, ohne einen Finger zu rühren. Man beschenkt einander und die Kinder tragen etwas zum Fest bei, indem sie selber auch Geschenke machen und Versli auswendig lernen, die sie vortragen.

Vermisst ihr etwas in der Schweizer Kultur, das euch von Argentinien oder Spanien her vertraut war? Umgekehrt können Schweizer nur schwer Am ehesten wohl die Freu- annehmen, was sie sich nicht verdient hade, die man spürt und ben. Die Gefahr besteht, dass sie dieses weitergibt. In Argentinien Prinzip auch auf Gott projizieren. Weihnachist besinnlich feiern gar nicht möglich. Und ten aber bedeutet: Ich verdiene nicht, aber natürlich vermissen wir unsere Freunde in Gott gibt trotzdem. Das ist Gnade. An dieSpanien, mit denen wir zu einer Weihnachtstradition gefunden haben, die das Es tut einfach gut, wenn man miteinander singen, Besinnliche und das Fröhlachen, beten, feiern und sich selber sein kann. liche miteinander verbinDies wollen wir uns bewahren, unabhängig davon, det. Es tut einfach gut, in welchem Kulturkreis wir gerade leben. wenn man miteinander singen, lachen, beten, feiern und sich selber sein kann. Dies wollen wir sem Ereignis erkennen wir, dass Gott uns uns bewahren, unabhängig davon, in welchem aus reiner Liebe das grösste Geschenk überKulturkreis wir gerade leben. haupt gibt: Jesus Christus. Ein unverdientes Geschenk, zu dem wir keine Gegenleistung Wie macht ihr das? Wer Kinder hat, spürt erbringen können. Versöhnung mit Gott. Das doch automatisch eine gewisse Erwartung. ist die gute Nachricht. Lassen wir uns von Als Familie wollen wir zu einem Kontrastproder Freude und Gastfreundschaft der Argengramm bereit sein. Wir haben unseren Kindern tinier anstecken und dieses Fest fröhlich von klein auf gesagt: «Bei uns gibt es 1 – 2 und dankbar feiern! Päckchen.» Und wir haben ihnen den Grund dafür erklärt. Das ist anders als der DurchDas Interview führte schnitt in Spanien, welcher bei 20 – 25 PäckBernhard Möri


Weihnachten feiern Weihnachten einmal anders Fröhliche Ideen für frohes Feiern

Wie man Weihnachten feiert, darüber muss wohl niemand lange nachdenken. Jede und jeder hat zumindest eine Vorstellung davon, was zu diesem Fest gehört. Doch obwohl Weihnachten in aller Munde ist und gefeiert wird, bleibt manche Anstrengung erstaunlich substanzlos. Dabei geht es doch um die Geburt von Jesus. Mit ein paar Ideen laden wir Sie ein, einen unkonventionellen Zugang zu Weihnachten zu suchen. Nicht die Form der Feier ist ausschlaggebend, sondern die Gedanken, die ihr zugrunde liegen. Mit diesen Überlegungen beginnt das Fest bereits bei der Vorbereitung. Viel Freude beim Ausprobieren!

Unter youtube.com findet man unter «Weihnachtsgeschichten mit Playmobil» weitere kreative Vorschläge für die Durchführung. Alternativ zu Playmobilfiguren kann man auch Legos oder andere Spielsachen einsetzen. Oder man führt die Geschichte als Puppenspiel auf. Oder man lässt die Menschen die Geschichte gleich selber darstellen.

Gschänkli-Lotto Die Weihnachtsgeschichte aus dem Kinderzimmer In einem Haufen unsortierten, bunt gemisch­ten Playmobil-Figuren und in der Fantasie von Kindern liegen das Potential für eine gelungene, kindergerechte Weihnachtsüberraschung! Kinder freuen sich meist schon Tage vor dem Weihnachtsfest auf dieses Ereignis. Warum also nicht diese Vorfreude mit dem verbinden, was im Kinderzimmer bereits vorhanden ist? Kleineren Kindern muss man dabei die Weihnachtsgeschichte vorlesen und verdeutlichen, die Abläufe planen und die verschiedenen Abschnitte aufbauen helfen. Da kann es auch sinnvoll sein, diverse Szenen jeweils mit Fotos festzuhalten und die Geschichte dann als Fotostory für das Fest vorzubereiten. Schulkinder können jedoch bereits selbständig die Bibelstellen lesen, Materiallisten erstellen und ihrer Fantasie in der kreativen Umsetzung freien Lauf lassen. Besonders eindrücklich ist am Fest dann jeweils das Spielen der Geschichte. Das Ergebnis lässt nicht nur Kinderherzen höher schlagen, sondern erfreut auch alle einge­ ladenen Gäste.

Wer etwas Schwung in die jährliche Bescherung an Weihnachten bringen will, kann sie in eine rasante Gschänklijagd umwandeln. Entweder man bringt zu den vorgesehenen Geschenken noch ein Päckli mit, das man für dieses Spiel vorbereitet hat und das eher witzig als wertvoll sein soll, oder man macht das Spiel mit den Päckli, die unter dem Weihnachtsbaum liegen. Das Spiel geht so: alle Päckli werden auf einem Tisch oder am Boden auf einem Tuch präsentiert. Wenn Musik ertönt, schnappt sich jeder das Päckli, das ihm am besten gefällt. Ertönt neu Musik, darf man von der Person das Päckli verlangen, die es einem weggeschnappt hat. Nach einigen Runden dieses Päckli-Wechsel-Reigens ertönt ein Signal und jeder darf nun sein Päckli öffnen. Weil niemand wusste, was in der schönen Hülle war, kann die Überraschung gross sein, und man entdeckt wahrscheinlich, dass eben doch der Inhalt den Wert ausmacht und nicht unbedingt die üppige Verpackung. Hoffentlich hat das Spiel aber so viel Spass gemacht, dass man über den Schreck hinwegkommt, wenn man eine weihnachtlich dekorierte und duftende WC-Papierrolle oder einen violetten Schwingbesen bekommen hat!

Man kann die Päcklijagd damit abschliessen, dass die Person, für welche es gedacht war, am Schluss ihr Geschenk bekommt. Oder man veranstaltet dann nochmals eine Spielrunde, indem man versucht, so zu tauschen, dass mindestens ein paar der Beschenkten zu dem Gegenstand kommen, an dem sie Freude haben. Auch auf diese Weise lässt sich die Bedeutung von Geschenken neu entdecken und sorgt vielleicht für Gesprächsstoff!

Weihnachtsbaum im Wald Anstatt jede Weihnachten einen Baum in die Stube zu holen, kann man auch jedes Jahr einen Baum im Wald besuchen. Mit Baumkerzen, Kerzenhaltern zum Anklemmen, etwas Lametta und Liederblättern in der Tasche spaziert man beim Eindunkeln los in Richtung Waldrand. Eine junge Tanne, bei der genügend Platz vorhanden ist, um rundherum zu stehen, wird eins-zwei sorgfältig in einen Weihnachtsbaum verwandelt. Wenn man mit roter Nasenspitze im Wald «Es ist ein Ros’ entsprungen» singt, erscheinen diese Zeilen plötzlich in einem neuen Licht. Nach einer halben Stunde melden sich die kalten Füsse und der Baum darf wieder einfach Baum sein. Dafür hat man ein paar Schritte an der frischen Luft getan und Eindrücke aufgenommen, die einen bis zum nächsten Jahr begleiten.

Zusammengestellt von Mirjam Fisch-Köhler, Stephan Schneider und Bernhard Möri


Weihnachten feiern Weihnachten kommt … und alle wollen nach Hause

Albert Neukomm ist Sozialpädagoge und Leiter der Fachstelle Pädagogik in einem Schul­ internat für Kinder mit einer Lernbehinderung oder sozialen Problemen. 80 Kinder im Alter von 6 – 17 Jahren leben hier. Weil sie wegen ihrer Beeinträchtigungen keine öffentliche Schule besuchen können, absolvieren sie ihre Schulzeit intern. Sie leben zwischen zwei bis sieben Jahren im Heim, auch ein zehntes Schuljahr wird angeboten. Wenn immer möglich, gehen an Weihnachten alle für ein paar Tage nach Hause.

Wie erleben Heimkinder Weihnachten? Das ist sehr unterschiedlich und auch abhängig vom kulturellen Hintergrund der Eltern und den Betreuungspersonen. Die Kinder vergleichen sich natürlich auch mit den andern. Dürfen alle nach Hause gehen? Wir achten darauf, dass die Kinder Weihnachten bei ihren engsten Bezugspersonen ausserhalb des Internats verbringen können. Da drückt man dann schon mal ein Auge zu, auch wenn die Umstände zu Hause nicht ideal scheinen. Es gibt aber auch solche, die da bleiben müssen. Dann setzen die Mitarbeiter im Internat alles daran, die Weihnachtstage für sie stimmig zu gestalten. Ein Tannenbaum gehört dazu, feines Essen, Geschenke. Wenn nur ein Kind da ist, kann der Mitarbeiter in Absprache mit der Leitung dieses Kind auch nach Hause in die private Familienfeier mitnehmen. Freuen sie sich auf ihr Zuhause oder haben sie auch Angst? Dazu muss ich vorwegnehmen, dass es für viele unserer Kinder spannungsvoll ist, über längere Zeit nach Hause zu gehen, nicht nur an Weihnachten. Für belastete Menschen, zu denen viele ihrer Eltern zählen, ist Weihnachten eine schwierige Zeit. Der Friede liegt halt nicht einfach unter dem Bäumli und kann ausgepackt werden. Gegenseitige Erwartungen sind in dieser Zeit hoch, entsprechend die Enttäuschungen grösser, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Ist die Weihnachtzeit eine spezielle Zeit bei Euch im Heim? Es findet jedes Jahr eine gemeinsame Weihnachtsfeier mit Darbietungen der Kinder statt. Zu dieser Feier sind die Angehörigen der Kinder eingeladen. Auf den verschiedenen Wohngruppen wird dann noch unterschiedlich ge-

feiert und jedes Kind bekommt auch ein Geschenk. Ich habe immer wieder erlebt, dass Eltern oder Angehörige berührt waren im Zusammenhang mit Aufführungen beim Weihnachtsspiel. Auch wenn übers Jahr viele Konflikte aufgetreten sind, begegneten mir Angehörige plötzlich dankbar. Sie waren berührt durch die besondere Atmosphäre und dankbar über die Fortschritte ihrer Kinder. Advent ist ebenfalls ein Thema bei uns. Als Leitungsteam weisen wir unsere Mitarbeitenden an, diese Zeit so weit wie möglich von schwierigen Entscheidungen und gewichtigen Massnahmen zu entlasten. Die Rituale in der Adventszeit, wie zum Beispiel den Adventskalender, übernehmen viele Gruppen. Das freudige Warten auf den besonderen Höhepunkt, das Aushalten von dem, was noch nicht ist, aber noch kommen wird, hat offenbar auch für Menschen ohne grossen religiö­sen Bezug einen pädagogischen Sinn. Spannend ist, dass besonders in der Adventszeit die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen den Kindern beibringen wollen, dass nicht nur materielle Werte glücklich machen, sondern auch gegenseitige Liebesdienste beglücken können.

Wie reagieren Kinder aus anderen Religionen aufs Weihnachtsfest? Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Kind oder Jugendlicher aus einer anderen Religion offen gegen Weihnachten geäussert hätte. Sie profitieren zumindest in Form eines Geschenks oder der schulfreien Tage davon. Dürfen Christen, die bei Euch arbeiten, von ihrem Glauben reden? Ja, unser Konzept sieht vor, dass man seine persönlichen religiösen Ansichten gegenüber

den Kindern offen legt und mit ihnen darüber spricht. Doch es ist jeder Mitarbeitende angehalten, die Religion des Kindes oder Jugendlichen zu respektieren und nicht zu missionieren.

Was erzählen die Kinder, wenn sie nach Weihnachten zurückkommen? Meist erzählen mir die teuren Geschenke die Geschichte ihrer Familienweihnacht, unabhängig welcher Konfession sie angehören. Leider ist es die Ausnahme, wenn Kinder von gemeinsamen Erlebnissen mit einer Gotte, mit Grosseltern oder guten Freunden erzählen, welche mit ihnen die Weihnachtsgeschichte lesen oder an eine kirchliche Feier gehen. Wie erlebst Du selber die Weihnachtszeit innerhalb der Institution? Die Proben für die Weihnachtsaufführung, während denen Schule und Wohngruppen eng zusammenarbeiten, prägen die Zeit sehr positiv. Es ist immer eine Chance, ein gemeinsames Projekt mit einem positiven Ziel durchzuführen. Wenn die Kinder durch ihre Darbietung ihre Angehörigen unterhalten, werden sie sofort für ihre Leistung gelobt. Sie geniessen den Applaus und die anerkennenden Worte der Angehörigen. Kinder, die tendenziell eher auf der Schattenseite leben, können ohnehin nicht genug Ermutigung bekommen. Als Leitungsteam versuchen wir, die Weihnachtszeit für alle etwas zu entschleunigen. Die Kinder und Jugendlichen dann vereint auf der Bühne zu sehen, für welche die Mitarbeiter im Hausdienst jeden Tag die Wäsche besorgen und die Küchenmannschaft jeden Tag das Essen zubereitet, das berührt und erfüllt sie und uns alle mit Stolz. Mir wird immer sehr bewusst, dass es ein Privileg ist, mich täglich für Menschen zu engagieren, die meine Unterstützung brauchen. Der Mensch ist das höchste Gut von Gott, dadurch fühle ich mich beschenkt.

Das Interview führte Mirjam Fisch-Köhler


Weihnachten Getrennte Weihnachten feiern Heiligabend bei Mama, Weihnachtstag bei Papa

Das Fest der Liebe kann bei getrennt lebenden oder geschiedenen Paaren zur Zerreisprobe werden. Die Ehe - und Familientherapeutin Suhanya Erne erklärt, was dabei für die Kinder wichtig ist.

Was können Eltern tun? Es ist wichtig, dass man die Weihnachtszeit frühzeitig bespricht, um genaue Abmachungen zu treffen. Konflikte und Missverständnisse können vermieden werden, wenn die Rahmenbedingungen für Weihnachten im Vorfeld festgelegt werden. Zudem gibt es den Kindern Halt, zu wissen, was sie erwartet und worauf sie sich innerlich einstellen dürfen. Sollte man sich einfach gar nicht sehen? Jede Situation ist individuell und sollte auch individuell behandelt werden. Wenn ein Besuch nicht möglich ist, ohne dass das Kind in den Beziehungskrieg verwickelt wird und ein Teil des Gefühls- und Organisationschaos wird, sollte man sich den Besuch überlegen. In der Regel ist es für Kinder sehr wichtig, mit beiden Elternteilen Weihnachten zu erleben. Weihnachten kann bei den getrennten Eltern Trauer und Wut auslösen, weil Erinnerungen hochkommen oder Spannungen noch existieren. Daher ist es möglich, dass die Kinder subtile Abneigungen gegenüber

Wie wichtig sind den Kindern Rituale? Rituale haben für Kinder eine heilende Funktion, besonders im Scheidungsfall. Sie geben den Kindern Struktur, Halt und Sicherheit. Das können Spaziergänge sein, bevor man die Geschenke auspackt, Grittibänze backen, zusammen ein Lied singen, eine gemeinsame Geschichte lesen etc.

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Frau Erne, das Bedürfnis nach Harmonie ist an Weihnachten besonders gross. Für ein getrenntes oder geschiedenes Elternpaar wird es aber sehr kompliziert, wenn`s ums Feiern geht. Suhanya Erne: Es kommt darauf an, wie stark die Eltern sich ihrer neuen Rolle bereits angepasst haben und wie gross die Spannungen zwischen den getrennten Partner sind. Da sich die organisatorischen und emotionalen Anforderungen über die Weihnachtszeit für die Patchwork Familien vervielfachen, ist es eine grosse Herausforderung, die Harmonie zu bewahren.

Partner gegenüber wahrnehmen, ist es sehr wohl möglich, dass Weihnachten ein positives Erlebnis für die Kinder wird.

dem bevorstehenden Besuch wahrnehmen und dadurch einen Loyalitätskonflikt empfinden. Als Folge davon lehnen sie den Besuch beim anderen Elternteil ab. Diese Ablehnung wird oft falsch interpretiert. Man versucht dann das Kind vor dem Besuch zu schützen. Das Kind braucht jedoch die Zusicherung von Mutter oder Vater, dass sie dem Besuch zustimmen.

Was wünschen sich Kinder? Für sie sind Geborgenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit sehr wichtig. Geschenke können ein Teil des Weihnachtsrituals sein und haben auch eine Bedeutung. In erster Linie sehnen sich Kinder aber nach Geborgenheit und Zugehörigkeit. Ist es schmerzhaft für die Kinder, wenn sie nicht mit beiden Elternteilen feiern dürfen? Bei kürzlich vollzogenen Trennungen kann es für die Kinder sehr schmerzhaft sein, wenn sie nicht in der gewohnten Umgebung mit beiden Elternteilen feiern können. Wenn sie jedoch mit den Jahren Kontinuität in Bezug zur Weihnachtsfeier und eine gute Haltung von den Eltern dem ehemaligen

Was tun, wenn Eltern zerstritten sind? Die Konflikte sollten unter keinen Umständen auf das Kind übertragen werden. Es ist grundsätzlich wichtig, dass man als Eltern an der persönlichen Haltung gegenüber dem ehemaligen Partner arbeitet, da auch subtile Abneigungen gegen den jeweils anderen Elternteil für das Kind sehr belastend sein können. Jesus hat uns Frieden, Vergebung und Versöhnung angeboten. Ist Frieden zwischen getrennten Paaren möglich? Durchaus. Jesus kam, damit wir Frieden haben. Die Versöhnung ist mit der Kraft des Heiligen Geistes wirklich möglich. Dies ist oft aber auch ein Prozess, da Verletzungen noch da sind. In der Bibel im Psalm 147, Vers 3 steht: «Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und lindert ihre Schmerzen.» Wir können Heilung von Jesus empfangen. Trotz schmerzhafter Trennung ist durch Jesus ein friedlicher Umgang in der Familie möglich. Die Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zur Versöhnung und der Entscheid für den Frieden. Iris Muhl, Quelle: Livenet.ch Suhanya Erne hat einen Master in Psychologie und ist spezialisiert auf Einzel-und Familientherapie. Sie arbeitete einige Jahre in einer Klinik in Los Angeles, die vor allem auf sexuelle Übergriffe spezialisiert war.


Weihnachten feiern Weihnachten – trotzdem! (K)eine seelische Belastung

An Weihnachten kommt man hierzulande nicht vorbei, es sei denn, man reist weit weg in andere Erdteile. Oder man verbringt den Abend des 24. Dezembers allein zu Hause. Auch die meisten Restaurants sind an diesem Abend geschlossen. Man kann vor Weihnachten fliehen oder Weihnachten einfach ignorieren, doch gibt es auch andere Wege, dieses Fest sinnvoll zu gestalten. Damit ist man möglicherweise näher an der ursprünglichen Weihnacht. Hier einige Anregungen: Bleiben Sie nicht allein 1 Auch wenn Sie sich das Alleinsein gewöhnt sind: Die Gefahr ist gross, dass Sie an Weihnachten mehr als sonst trüben Gedanken nachhängen. Es gibt viele Singles, denen es gleich geht. Wie wär’s, wenn Sie einen oder auch mehrere Menschen aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zu einem einfachen, gemeinsamen «HirtenNachtessen» zu sich einladen würden? Weshalb einfach? Auch die Hirten haben in jener Nacht sicher nichts anderes gegessen als in der Nacht zuvor und in der folgenden Nacht. Nicht Friede, aber Waffenstillstand Streit und Konflikte können nicht einfach vergessen werden. Da macht auch der 24. Dezember keine Ausnahme. Nicht nur im Krieg ist ein zeitlich begrenzter Waffenstillstand möglich. Wieso dies nicht einmal im Kleinen versuchen? Damit es gelingt, ist es wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen, die von allen Beteiligten mindestens einen Tag im Voraus festgelegt werden. Folgende Punkte können darin enthalten sein und sollten möglichst schriftlich festgehalten werden: 1. Beteiligte Personen 2. Dauer des Zusammenseins 3. Verpflichtung zum respektvollen Umgang

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miteinander 4. Themen, die während des Zusammenseins nicht erwähnt werden dürfen 5. Programm während der Vereinbarungsdauer 6. Einsetzbares Warnsignal, wenn jemand den Eindruck hat, ein Punkt der Vereinbarung werde nicht eingehalten (z.B. eine Glocke oder eine gelbe Karte). Ein Weihnachtsbaum ist kein Muss In vielen Menschen weckt der Weihnachtsbaum Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeiern. Wenn Ihnen diese Erinnerungen schwer fallen, verzichten Sie ruhig auf den Baum. Falls Sie Ihre Wohnung dennoch schmücken möchten, lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf.

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Geschenke müssen nicht sein In der Bibel lesen wir, dass die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Jesus Geschenke mitgebracht haben. Aber bei diesen Gaben stand nicht ihr Wert im Vordergrund, sondern das, was die Geschenke aussagten. Gold galt als Symbol für alles Reiche, Frohe und Glückliche. Weihrauch war das Symbol des Aufsteigens zu Gott, des Gebetes und des Vertrauens. Myrrhe symbolisierte den Ausdruck von Trauer und Schmerz, Angst und Verzweiflung. Bemerkenswert ist, dass die Weisen erst in späterer Tradition zu Königen gemacht wurden und darum nun als besonders reiche Menschen dargestellt werden.

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Die Hirten als erste Besucher bei der Krippe brachten aber bestimmt keine Geschenke, dafür waren sie viel zu arm. Bewegen Sie sich doch für einmal in der Welt der Hirten. Und wenn Sie trotzdem nicht auf Geschenke verzichten wollen, versuchen Sie es mit

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Für zahlreiche Menschen ist Weihnachten eine seelische Belastung: Wie kann man das Fest des Friedens und der Freude feiern, wenn einem alles anders als friedlich und fröhlich zu Mute ist?

eher symbolischen Geschenken. Also beispielsweise eine besondere Geschichte zum Vorlesen am Abend, etwas Besonderes zum Dessert, eine schöne Postkarte oder teilen Sie ein Musikstück ab CD mit den andern Gästen, das Ihrer Meinung nach zum Abend passt.

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Schenken Sie sich selbst!

Haben Sie sich schon überlegt, wie kostbar jene Zeit ist, die Sie selbst schenken? Vielleicht ist das Alters- und Pflegeheim in Ihrer Nähe. Die alten Menschen freuen sich bestimmt über einen Besuch. Auch die Menschen in der Asylunterkunft oder im Heim für Behinderte sind dankbar für die Zeit, die Sie ihnen – nicht nur – am 24. Dezember schenken. Fragen Sie einfach bei der Leitung des Heims oder der Institution nach. Wer Weihnachten von anderen Menschen abhängig macht, muss damit rechnen, enttäuscht zu werden. Wer vor Weihnachten flieht, muss damit rechnen, selbst in fernen Ländern davon eingeholt zu werden. Wer sich aber der Herausforderung von Weihnachten stellt und mithilft, aktiv einen Abend zu gestalten, darf damit rechnen, zu erleben, was Gott uns mit der Geburt Jesu schenken will: Frieden der Seele.

Reinhard H. Egg, Pfarrer und Psychologe; Quelle: Jesus.ch; gekürzt von Bernhard Möri


Weihnachten Weihnachts-Sammelaktionfeiern Mut machen und Perspektive vermitteln bei ungeplanter Schwangerschaft Eine ungeplante Schwangerschaft bedeutet für die werdende Mutter und ihr Umfeld oft, dass sie sich mit Fragen konfrontiert sehen, die sie sich bisher noch nie stellen mussten. Mit unserem LEA-Arbeitszweig stehen wir Frauen auch über die Geburt hinaus in sozialen, gesundheitlichen und auch ganz praktischen Anliegen zur Seite. Eltern, die mit sehr bescheidenem finanziellen Spielraum auskommen müssen, können sich auf unserer Materialstelle gratis mit allem Nötigen für Ihr Baby eindecken.

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Impressum Herausgeber: Schweizerisches Weisses Kreuz, www.wkz.ch, info@wkz.ch Redaktion: Mirjam Fisch-Köhler, Esther Isenschmid, Bernhard Möri, Stephan Schneider, Gabriela Weyermann

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