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Marktwirtschaft Dieses Kapitel behandelt die Theorie von Angebot und Nachfrage und zeigt, wie sich Käufer und Verkäufer auf den Märkten verhalten. Äussere Einflüsse können zu Veränderungen von Angebot und Nachfrage und damit zu neuen Marktsituationen führen. Wer diese Zusammenhänge versteht, kann frühzeitig auf Änderungen reagieren und wird von Marktentwicklungen weniger überrascht.
Wenn im Winter in den Berggebieten wenig Schnee fällt, bleiben Wintersportler und Erholungssuchende aus. Die geringe Nachfrage nach Übernachtungen drückt auf die Preise für Hotelzimmer in den Winterkurorten. Wenn in Europa nach heftigen Niederschlägen ganze Erdbeerfelder unter Wasser stehen, kommen weniger Erdbeeren auf den Markt. Das geringe Angebot führt zu Preissteigerungen. Wenn der Staat die Tabaksteuern erhöht und deswegen die Zigarettenpreise steigen, geht der Verbrauch leicht zurück, obwohl sich viele Raucherinnen und Raucher auch von den höheren Preisen nicht vom Tabakkonsum abhalten lassen werden.
Theorie 29.1 29.2 29.3 29.4 29.5
Übungen
Märkte – Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage ................................... Nachfragekurve: Beziehung Preis – Nachfragemenge ........................................ Angebotskurve: Beziehung Preis – Angebotsmenge ........................................... Preis: Ausgleich von Angebot und Nachfrage .................................................... Verschiedene Marktformen ............................................................................... Das haben Sie gelernt ....................................................................................... Diese Begriffe können Sie erklären .....................................................................
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Begriffe rund um die Märkte ............................................................................... Verschiebung der Nachfragekurve ....................................................................... Verschiebung der Angebotskurve ........................................................................ Preiselastizität ...................................................................................................... Steuerungsfunktion des Preises ............................................................................ Marktformen .......................................................................................................
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Aufgaben 1 2 3 4 5 6 7
Umfrage im Kebab-Markt .................................................................................... Verschiebung der Angebots- und Nachfragekurve ................................................ Preisbildung im Rosenmarkt ................................................................................. Untersuchungen zur Preiselastizität der Nachfrage ............................................... Eine Steuer auf Luxusartikel ................................................................................. Angebot und Nachfrage im Drogenmarkt ............................................................ Swisscom soll 186 Mio. Franken Busse zahlen ......................................................
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29.1 Märkte – Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Auf einem Wochenmarkt in einer Stadt offerieren viele Anbieter – Gemüsebauern und -händler – an verschiedenen Ständen ihre Produkte. Die interessierten Konsumentinnen und Konsumenten können so auf engem Raum verschiedene Angebote miteinander vergleichen. Dabei werden unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt: Während einige Konsumentinnen und Konsumenten Früchte oder Gemüse von erstklassiger Qualität suchen und auch bereit sind, höhere Preise dafür zu akzeptieren, geben sich andere mit Produkten minderer Qualität zufrieden, wenn sie dafür weniger zahlen müssen. Ein «Markt» wird auch in der Volkswirtschaftslehre definiert als ein Ort, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen, um über Preise und Mengen zu verhandeln. Die Verkäufer bieten verschiedene Güter an, sie werden deshalb auch Anbieter genannt. Die Käufer wollen die angebotenen Güter kaufen, sie fragen die gewünschten Mengen bei den Verkäufern nach und werden deshalb als Nachfrager bezeichnet.
Gütermarkt Güter und Dienstleistungen Angebot
Nachfrage
Geldstrom
Angebot
■ Einfacher Wirtschaftskreislauf mit Güter- und Faktormärkten
Geldkreislauf
Konsumausgaben
Unternehmungen
■ Grundschema des Marktes
Verkäufer (Anbieter)
Während in den Gütermärkten die Unternehmungen als Anbieter (von Gütern und Dienstleistungen) auftreten, sind sie in den Faktormärkten die Nachfrager nach den Produktionsfaktoren. Demgegenüber sind die Haushalte in den Faktormärkten die Anbieter von Produktionsfaktoren und in den Gütermärkten die Nachfrager nach Gütern und Dienstleistungen.
Markt
Nachfrage
Käufer (Nachfrager)
Güterstrom
Ein Wirtschaftssystem, in welchem die Konsumentscheide der Haushalte und die Produktionsentscheide der Unternehmungen grundsätzlich über Angebot und Nachfrage auf einem freien Markt koordiniert werden, heisst Marktwirtschaft. Gemäss der Modellvorstellung des einfachen Wirtschaftskreislaufs fliessen zwischen den Haushalten und den Unternehmungen zwei Kreisläufe. Im Güterkreislauf bieten die Unternehmungen den privaten Haushalten Güter und Dienstleistungen an, und die Haushalte stellen den Unternehmungen die Produktionsfaktoren zur Verfügung. Im Geldkreislauf, der dem Güterkreislauf entgegenläuft, fliessen die Entschädigungen für die Produktionsfaktoren (Löhne, Zinsen, Gewinne, Mieten) von den Unternehmungen zu den privaten Haushalten, die mit diesen Geldern den Unternehmungen die Güter und Dienstleistungen bezahlen (vgl. Kap. 28, S. 6). Damit ergeben sich aus den Tauschbeziehungen des einfachen Wirtschaftskreislaufs zwei unterschiedliche Märkte. Auf den Gütermärkten werden Güter und Dienstleistungen gehandelt, auf den Faktormärkten die Produktionsfaktoren Arbeit und Wissen, Kapital oder Boden.
Güterstrom
Nachfrage
Private Haushalte
Löhne, Gewinne, Zinsen, Mieten
Angebot
Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital, Boden
Faktormarkt
In der realen Wirtschaft sind die Tauschbeziehungen selbstverständlich vielfältiger als in diesem einfachen Modell, fragen doch oft auch Unternehmungen als Nachfrager bei andern Unternehmungen Güter oder Dienstleistungen nach. Bereits im Kapitel 14 haben wir gesehen, dass der einfache Wirtschaftskreislauf durch weitere Akteure ergänzt werden kann. Auf dem Investitionsgütermarkt bieten z. B. Maschinenfabriken Fräsmaschinen für Unternehmungen in der Holzverarbeitung an; es können sich somit in den Märkten auch Unternehmung und Unternehmung gegenüberstehen. Auf den Faktormärkten wird z. B. der Faktor Kapital den Unternehmungen häufig über die Vermittlung anderer Unternehmungen, den Banken, angeboten. Wichtig ist es, festzuhalten, dass alle diese Austauschbeziehungen in Märkten stattfinden, in denen ganz bestimmte Regeln gelten, die wir im Folgenden kennenlernen werden. Den speziellen Markt für Kapital, die Börse, haben wir im Kapitel 13, Wertpapiere, bereits kennengelernt. Übung 1
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29.2 Nachfragekurve: Beziehung Preis – Nachfragemenge Der Kaufentscheid der Konsumentinnen und Konsumenten wird durch viele Faktoren beeinflusst. Der Preis spielt dabei jedoch eine entscheidende Rolle. Wenn z. B. der Preis für eine bestimmte Digitalkamera von CHF 500.– auf CHF 400.– sinkt, werden wahrscheinlich mehr Konsumentinnen und Konsumenten diese Kamera nachfragen. Für die meisten Güter und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft gilt, dass die Nachfrage bei sinkenden Preisen zunimmt. Jedem Preis entspricht eine bestimmte nachgefragte Menge. Wenn in einem Preis-Mengen-Diagramm alle Kombinationen von Preis und zugehöriger Menge eingetragen werden, ergibt sich eine Linie von links oben nach rechts unten: die Nachfragekurve. ■ Nachfragekurve Preis pro Kamera
500.–
400.–
Nachfrage
100 000
125 000
Menge Anzahl Kameras
Auf der Nachfragekurve lassen sich die Auswirkungen von Preisänderungen auf die nachgefragte Menge direkt ablesen. Neben dem Preis beeinflussen zwar auch noch andere Faktoren den Kaufentscheid; um den Zusammenhang zwischen Preis und Menge besser analysieren zu können, werden diese jedoch als stabil angenommen.
■ Verschiebung der Nachfragekurve Die Nachfragekurve zeigt uns also alle Preis-Mengen-Kombinationen für ein bestimmtes Gut, wenn wir von ansonsten stabilen Rahmenbedingungen ausgehen. Falls sich an diesen Rahmenbedingungen nun aber etwas ändert, erhalten wir Aussagen über die konkrete Lage der Nachfragekurve. Wir ändern also nichts an der Form der Nachfragekurve, sondern schieben sie entweder nach links oder rechts. Dabei stellen wir uns immer die gleiche Frage: Nimmt die Nachfrage nach diesem Produkt aufgrund der beschriebenen Veränderung eher zu (Verschiebung der Kurve nach rechts) oder eher ab (Verschiebung der Kurve nach links), wenn wir davon ausgehen, dass der Preis im Moment so bleibt, wie er ist? Das lässt sich an einigen typischen Einflussfaktoren zeigen: ■ Einkommensänderungen bei den Konsumentinnen und Konsumenten: Wenn den Konsumentinnen und Konsumenten höhere Einkommen zur Verfügung stehen, dürfte die Nachfrage bei unveränderten Preisen tendenziell zunehmen. Die Nachfragekurve verschiebt sich also nach rechts. Sinkende Einkommen hätten demnach eine Linksverschiebung der Nachfragekurve zur Folge. ■ Preisänderungen bei Komplementärgütern: Komplementärgüter sind Güter, die im Zusammenhang mit dem analysierten Gut benötigt werden. Bei einer Digitalkamera könnten das zum Beispiel entsprechende Speicherkarten, Akkus oder Farbdrucker sein. Werden solche Akkus merklich teurer, wird dies die Nachfrage nach Digitalkameras dämpfen. Dies entspricht einer Linksverschiebung der Kurve. Preissenkungen bei Komplementärgütern führen entsprechend zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve. ■ Preisänderungen bei Substitutionsgütern: Substitutionsgüter sind Güter, die das betreffende Gut ersetzen (= substituieren) könnten. Im Fall der Digitalkamera könnte dies zum Beispiel ein Konkurrenzprodukt einer anderen Firma sein, das auf einer anderen Technologie basiert. Wird dieses Konkurrenzprodukt billiger, geht die Nachfrage nach unserem Produkt zurück, wenn wir kurzfristig am bisherigen Preis festhalten. Die Nachfragekurve verschiebt sich folglich nach links. ■ Änderung der Nutzeneinschätzung durch die Konsumentinnen und Konsumenten: Häufig sind die äusseren Einflüsse auf das Nachfrageverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten jedoch nicht genau abschätzbar. So können sich Modetrends oder das veränderte Verhalten von bekannten Persönlichkeiten sowohl positiv als auch negativ auf die Nachfrage auswirken – zu einer Rechts- oder Linksverschiebung der Nachfragekurve führen. Wenn Roger Federer mehrmals in der Öffentlichkeit mit «unserer» Digitalkamera Aufnahmen seiner Kinder macht, kann dies bereits zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve führen. Gerüchte über die kurz bevorstehende Lancierung einer angeblich viel besseren Kamera führen hingegen zu einer Linksverschiebung der Nachfragekurve, auch Aufgabe 1 wenn sich das Gerücht später als falsch herausstellen sollte.
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■ Verschiebung der Nachfragekurve Preis pro Kamera
Preiselastizität der Nachfrage = N0 = Nachfrage in der Ausgangslage
p0
m1
m0
m2
N1 = geringere Nachfrage, z.B. durch gesunkenes Einkommen
Bei preiselastischen Gütern ergeben sich aus dieser Formel Werte, die grösser sind als 1. Reagieren also z. B. die Konsumenten auf eine 10 %ige Preiserhöhung bei unserer Digitalkamera mit einem Nachfragerückgang von 30 %, so erhält man eine Preiselastizität von 3 (30 % geteilt durch 10 %).
N2 = grössere Nachfrage, z.B. durch Preissenkungen bei Farbdruckern
■ Preiselastizität der Nachfrage Preis
Menge Anzahl Kameras
Bei Nachfrageänderungen müssen wir deshalb immer klar zwischen den beiden verschiedenen Gründen unterscheiden: ■ Ändert sich die Nachfrage ausschliesslich deshalb, weil sich der Preis ändert, handelt es sich um eine Verschiebung auf der Kurve. Die Lage der Kurve wird dadurch nicht verändert. ■ Ändert sich die Nachfrage aus einem der auf Seite 4 beschriebenen anderen Gründen, verschiebt sich die ganze Kurve nach links oder rechts. Übung 2
Preis
Preis
30 % Hohe Preiselastizität Elastizität = 3
Menge
10 %
N2
10 %
N0
10 %
N1
prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge prozentuale Veränderung des Preises
10 % Preiselastizität der Nachfrage = 1
Menge
2%
Menge
Tiefe Preiselastizität Elastizität = 0,2
■ Elastizität der Nachfrage Was geschieht, wenn der Preis einer Digitalkamera um CHF 100.– gesenkt wird? Sicherlich werden in der Folge mehr Kameras nachgefragt – aber interessant wäre zu wissen, wie hoch diese Nachfragesteigerung und damit die entsprechende Umsatzzunahme ausfallen wird. Sind es 10 %, 20 % oder gar 30 %? Die Preiselastizität der Nachfrage zeigt an, wie stark die Konsumentinnen und Konsumenten auf Preisänderungen reagieren. Wenn bereits geringe Preisreduktionen zu einer massiven Ausweitung der Nachfrage oder geringe Preissteigerungen zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage führen, spricht man von einer hohen Preiselastizität der Nachfrage. Grafisch zeigt sich dies im Nachfragediagramm dadurch, dass die Nachfragekurve relativ flach verläuft. Die Preiselastizität wird rechnerisch ermittelt, indem die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge durch die prozentuale Veränderung des Preises dividiert wird.
Grundsätzlich unterscheiden wir drei Fälle: Neben dem eben beschriebenen Fall einer hohen Preiselastizität gibt es Güter, bei denen bei einer Preiserhöhung nur eine geringe prozen tuale Veränderung der nachgefragten Menge zu beobachten ist. Bei Benzin reagieren Autofahrerinnen und Autofahrer z. B. kaum auf eine 10 %ige Preiserhöhung, wir sprechen von einer geringen (oder tiefen) Preiselastizität, oder wir sagen dann auch, die Nachfrage sei preisunelastisch. Zwischen einer hohen und einer tiefen Elastizität gibt es «in der Mitte» einen dritten, speziellen Fall, mit einer rechnerischen Elastizität von 1. Die prozentuale Mengenveränderung ist dann genau gleich gross wie die prozentuale Preisveränderung. Achtung: Die Elastizität einer Nachfragekurve ist nicht konstant! Weil sich die Preiselastizität ja aus dem Verhältnis von prozentualen Veränderungen berechnet, weist jeder Punkt einer Geraden (= lineare Nachfragekurve) eine andere Preiselastizität auf. Aufgabe 4
Dazu ein Rechenbeispiel: Wenn bei einem Gut, von dem bei einem Preis von CHF 10.– 1000 Stück nachgefragt werden, jede Preisänderung von CHF 1.– zu einer Nachfrageänderung von 100 Stück führt, ergeben sich folgende Elastizitäten: Wenn der Preis von CHF 10.– auf CHF 11.– steigt, sinkt die Nachfrage von 1000 Stück auf 900 Stück. Eine Preissteigerung von 10 % hat an diesem Punkt also einen Nachfragerückgang von 10 % zur Folge. Die Preiselastizität beträgt somit 1.1 Steigt der Preis weiter auf CHF 12.–, geht die Nachfrage um weitere 100 Stück auf 800 Stück zurück. Die Preissteigerung beträgt nun nicht mehr 10 %, sondern 9,09 %, und der Nachfragerückgang nicht mehr 10 %, sondern 11,11 %. Die Preiselastizität beträgt an diesem Punkte 1,22 (11,11 % / 9,09 %); die Nachfrage ist folglich preiselastisch. Wenn nun der Preis auf der gleichen Nachfragekurve beispielsweise von CHF 5.– auf CHF 6.– steigt, sinkt die Nachfrage von 1500 auf 1400 Stück. Die Preissteigerung von 20 % führt nun zu einem (prozentual geringeren) Nachfragerückgang von 6,66 %. Die Preiselastizität beträgt jetzt nur noch 0,33 (6,66 % / 20,00 %); die Nachfrage ist in diesem Bereich der Kurve also preisunelastisch. Die Preiselastizität der Nachfrage ist von unterschiedlichen Einflüssen abhängig: So weist die Nachfrage nach Gütern, die leicht durch andere Güter (Substitutionsgüter) ersetzt werden können, tendenziell eine höhere Preiselastizität auf als die Nachfrage nach Gütern, bei denen das nicht möglich ist. Auch die Nutzenvorstellung der Konsumentinnen und Konsumenten hat Einfluss auf die Preiselastizität der Nachfrage. Sind die Produkte für die Konsumentinnen und Produzenten sehr wichtig, wie z. B. gewisse Grundnahrungsmittel, so ist die Preiselastizität gering. Luxusgüter, auf die wir eher verzichten können, weisen dagegen in der Regel eine hohe Preiselastizität auf, weil wir bei Preiserhöhungen den Konsum relativ Übung 4 leicht einschränken können.
1
Das Resultat einer solchen Berechnung ist eine negative Zahl (Nachfragerückgang [–] dividiert durch Preissteigerung [+] ergibt einen negativen Wert). Bei der Darstellung von Elastizitäten lassen wir zur «Vereinfachung» allerdings das negative Vorzeichen weg.
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29.3 Angebotskurve: Beziehung Preis – Angebotsmenge
■ Verschiebung der Angebotskurve
Preise sind nicht nur für Konsumentinnen und Konsumenten entscheidende Kriterien bei der Wahl eines Produktes. Auch die Anbieter von Gütern und Dienstleistungen orientieren sich am Preis, wenn sie sich überlegen, welche Produkte sie künftig herstellen oder handeln sollen. Je höher der Preis ist, zu dem ein Gut angeboten werden soll, desto attraktiver ist es für Unternehmungen, das entsprechende Gut ebenfalls anzubieten. Höhere Preise führen daher zu einer höheren Angebotsmenge. Auf dem Markt für Carvingski werden bei einem Preis von CHF 700.– z. B. 250 000 Paar Ski angeboten. Bei einem Preis von CHF 800.– wäre dieser Markt auch für weitere Anbieter interessant, und das Angebot würde daher auf 300 000 Carvingski ansteigen. Das Umgekehrte gilt bei einem tiefen Preis: Liegt z. B. der Marktpreis bei CHF 400.–, so werden einige Hersteller ihre Produktion einstellen, wodurch sich die angebotene Menge verringert. Bei einem Erlös von CHF 400.– sind nämlich bei gewissen Produzenten die Kosten pro Stück nicht mehr gedeckt, und sie produzieren mit Verlust. Die gesamte angebotene Menge in diesem Markt geht folglich zurück. Analog zur Nachfragekurve kann auch die Angebotskurve in ein Preis-Mengen-Diagramm eingezeichnet werden. Die Kurve verläuft von links unten nach rechts oben, weil steigende Preise zu einem höheren Angebot führen.
Das Angebot eines Produkts oder einer Dienstleistung ist nicht alleine vom möglichen Preis abhängig. Weitere Einflussfaktoren sind die Produktions- und die Rohstoffkosten. Wenn in einer Branche die Preise für die notwendigen Rohstoffe, die Löhne oder Zinsen steigen, wird das Angebot kleiner, weil es sich dann für einige Anbieter möglicherweise nicht mehr lohnt, die entsprechenden Güter herzustellen. Bei gleichbleibendem Preis wird dann eine kleinere Menge angeboten. Dies entspricht im Diagramm einer Verschiebung der Angebotskurve nach links. Demgegenüber können Verbesserungen der Produktionsverfahren oder die Verwendung neuer Technologien die Produktionskosten senken. Dann können zu den gleichen Gesamtkosten grössere Mengen hergestellt werden. Das Angebot wird grösser, obwohl der Verkaufspreis nicht gestiegen ist. Die Angebotskurve verschiebt sich nach rechts. Subjektive Faktoren wie z. B. konjunkturelle Zukunftserwartungen der Unternehmungen beeinflussen die angebotene Menge ebenfalls. Rechnen Unternehmungen mit einem baldigen Wirtschaftsaufschwung, werden sie die Produktionskapazitäten ausweiten, um für mögliche Verkaufssteigerungen gerüstet zu sein; sie weiten damit das Angebot aus. Eine optimistische Zukunftserwartung führt bei einem bestimmten Preis zu einer grösseren Angebotsmenge und deshalb zu einer Verschiebung der Angebotskurve nach rechts. Übung 3
■ Angebotskurve
■ Verschiebung der Angebotskurve
Preis pro Paar Ski
Preis pro Paar Ski A0 Angebot A1
A2
A 1 = geringeres Angebot, z. B. durch höhere Produktionskosten
CHF 800.– A 2 = höheres Angebot, z. B. durch eine optimistische Zukunftserwartung
p0
CHF 700.– m1
250 000
300 000
Menge Anzahl Paar Ski
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Menge Anzahl Paar Ski
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■ Elastizität des Angebots Auch auf der Angebotsseite versuchen wir, Aussagen darüber zu machen, in welchem Ausmass die angebotene Menge auf Veränderungen des Preises reagiert. Wie bei der Nachfrage verwenden wir dafür den Begriff der Elastizität. Preiselastizität des Angebots =
prozentuale Veränderung der angebotenen Menge prozentuale Veränderung des Preises
Die Preiselastizität des Angebots hängt vor allem von der Flexibilität der Unternehmungen ab. Bei leicht verderblichen Produkten haben die Anbieter oftmals keine kostengünstigen Lagermöglichkeiten. Sind z. B. Erdbeeren reif, müssen die Produzenten ihre Produkte «um jeden Preis» verkaufen, d. h., dass das Angebot auch bei sinkenden Preisen relativ hoch bleibt. In solchen Fällen sprechen wir von einem unelastischen Angebot oder einer geringen Preiselastizität. Die Preiselastizität des Angebots ist auch dann gering, wenn zur Ausweitung des Angebots zuerst entsprechende Kapazitäten bei den Unternehmungen (z. B. Kauf von Maschinen, Gebäuden) geschaffen werden müssen. Kann eine Unternehmung dagegen durch Lagerhaltung oder Produktionseinstellung die Aufgabe 2 angebotene Menge bei Preissenkungen sofort reduzieren, ist das Angebot elastisch, die beÜbung 4 treffenden Produkte weisen eine hohe Preiselastizität auf.
29.4 Preis: Ausgleich von Angebot und Nachfrage In den letzten Abschnitten wurden Angebot und Nachfrage getrennt voneinander analysiert. Bei der Preisbildung spielen jedoch Angebot und Nachfrage zusammen. Dies lässt sich am Beispiel des Handels mit Wertpapieren an der Effektenbörse zeigen. Im elektronischen Börsensystem werden nämlich zu Beginn des Handels alle bis dahin eingegangenen Angebote pro Preisstufe (Verkaufsaufträge) aufaddiert und der entsprechenden Gesamtnachfrage (Kaufaufträge) gegenübergestellt. Bei einem hohen Preis von beispielsweise CHF 101.– pro Stück (d. h. pro Aktie) sind nur wenige Nachfrager bereit, eine bestimmte Aktie zu kaufen. Dafür möchten viele bisherige Besitzer ihre Papiere bei einem so hohen Preis verkaufen. Umgekehrt ist die Situation bei einem tiefen Preis: Jetzt haben viele Leute Interesse am entsprechenden Wertpapier, die Nachfrage ist hoch. Bei geringen Preisen sind allerdings nur wenige der bisherigen Besitzer bereit, ihre Aktien zu verkaufen. Der Gleichgewichtspreis liegt nun bei jenem Preis, bei dem möglichst viele Wertpapiere gekauft resp. verkauft werden, die angebotene Menge also der nachgefragten Menge entspricht.
■ Auftragsbuch im elektronischen Börsensystem (Ausschnitt) Nachfrage Gesamtangebot pro Preisstufe (Anzahl Wertpapiere)
Preisstufe (in CHF)
Angebot Gesamtnachfrage pro Preisstufe (Anzahl Wertpapiere)
900
101.—
4 200
1 200
100.50
4 200
1 600
100.—
4 200
2 100
99.50
3 700
3 000
99.—
3 000
4 000
98.50
2 500
4 900
98.—
2 200
4 900
97.50
1 900
4 900
97.—
1 600
Bei einem Preis von CHF 99.– werden 3000 Wertpapiere angeboten, die zu diesem oder einem tieferen Preis verkauft werden sollen. Ebenso besteht bei CHF 99.– eine Nachfrage nach 3000 Wertpapieren, die zu diesem oder einem höheren Preis gekauft werden sollen. Jeder andere Preis führt zu mehr unzufriedenen Marktteilnehmern. Bei einem Preis von CHF 99.50 würden zwar 3700 Wertpapiere angeboten, aber nur noch 2100 Wertpapiere nachgefragt. Der Angebotsüberschuss von 1600 Stück könnte nicht verkauft werden. Umgekehrt wäre die Situation bei einem unter dem Gleichgewichtspreis festgelegten Marktpreis: Es entstünde ein Nachfrageüberschuss. Bei CHF 98.50 möchten die Nachfrager 1500 Stück mehr kaufen, als die Anbieter zu verkaufen bereit sind. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass immer möglichst viele Wünsche der Nachfrager und der Anbieter erfüllt werden. Nur beim Marktgleichgewicht wird die maximal mögliche Menge umgesetzt. Deshalb ist der Markt ein effizientes System zur Koordination von Angebot und Nachfrage. Der Preis hat dabei die zentrale Funktion, die Pläne der Anbieter und der Nachfrager aufeinander abzustimmen. Aufgabe 3
Übung 5
Im Angebots- und Nachfragediagramm liegt der Gleichgewichtspreis im Schnittpunkt der beiden Kurven. ■ Marktgleichgewicht Preis Angebot Angebotsüberschuss
Marktgleichgewicht
CHF 101.– CHF 99.– CHF 97.– Nachfrageüberschuss
Nachfrage
Menge 700
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3 000
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■ Veränderung des Marktgleichgewichts In einem Preis-Mengen-Diagramm lässt sich grafisch darstellen, wie sich der Gleichgewichtspreis resp. die Gleichgewichtsmenge verändern, wenn äussere Einflüsse (nicht der Preis!) zu einer Verschiebung der Nachfrage- bzw. Angebotskurve führen. Nehmen wir an, die UntersuMarkt für Digitalkameras chung einer Konsumentenorganisation habe gezeigt, dass ein beN Preis A N stimmter Kameratyp die qualitativ Positive Testergebnisse einer Konsumentenbesten Bilder ermögliche. Dies organisation würde wahrscheinlich dazu füh Nachfrage nimmt zu; p bei gleichem Preis ren, dass die Nachfrage nach diep wird mehr nachgefragt Preissem Kameratyp bei (kurzfristig) = Rechtsverschiebung erhöhung der N-Kurve stabilem Preis zunehmen wird. Die Mengenzunahme Nachfragekurve verschiebt sich Menge also nach rechts. Auf das Angebot m m hat die Untersuchung keinen Einfluss; die Angebotskurve bleibt unverändert. Die Rechtsverschiebung der Nachfragekurve führt zu einem neuen Schnittpunkt mit der Angebotskurve. Dieses neue Gleichgewicht zeigt bei einem höheren Preis eine höhere abgesetzte Menge. Hätte die Untersuchung gezeigt, dass die Kamera qualitativ schlechte Bilder liefert oder sehr bedienerunfreundlich ist, wäre genau das Umgekehrte passiert: Die Nachfragekurve hätte sich nach links verschoben. Bei tieferem Preis wäre eine geringere Menge abgesetzt worden. Im Markt für Carvingski könnte Markt für Carvingski die Nachfrageänderung aufgrund von Klima- oder WetterverändePreis N A A rungen analysiert werden. Wir Lohnerhöhung: wollen uns aber fragen, was in Preis höhere Produktionserhöhung kosten diesem Markt geschehen würde, p = Linksverschiebung wenn die Löhne der Mitarbeiterinder A-Kurve p nen und Mitarbeiter aufgrund eines neuen Gesamtarbeitsvertrags Mengendeutlich steigen würden. Dies rückgang Menge würde die Produktionskosten erm m höhen, und bei gleichen Gesamtkosten könnten die Unternehmungen nun nicht mehr gleich viele Ski herstellen wie bis anhin. Die Angebotskurve würde sich folglich nach links verschieben. Die höheren Produktionskosten hätten aber keine Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach Carvingski. Die Nachfragekurve wäre somit in Form 1
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und Lage unverändert. Auch ergibt sich nun ein neues Gleichgewicht beim Schnittpunkt der verschobenen Angebots- und der unveränderten Nachfragekurve. Es zeigt uns bei einem höheren Preis eine geringere abgesetzte Menge an Carvingski. ■ Steuerungsfunktion der Preise Weshalb stellen in einem nach den marktwirtschaftlichen Regeln aufgebauten Wirtschaftssystem die Unternehmungen nur jene Güter und Dienstleistungen bereit, die von den Konsumentinnen und Konsumenten tatsächlich auch nachgefragt werden? Die spontane Antwort heisst, dass die Nachfrage das Angebot steuert. Diese Aussage muss allerdings angesichts der horrenden Werbeausgaben in gewissen Branchen so weit ergänzt werden, dass Unternehmungen nicht untätig sind und ihrerseits versuchen, die Nachfrage mithilfe von gezielten Werbemassnahmen zu beeinflussen. Gemäss der marktwirtschaftlichen Modellvorstellung sind es aber tatsächlich die Haushalte, die mit ihrer Nachfrage steuern, was in einer Volkswirtschaft in welchen Mengen produziert wird. Konkret sind es die Preise, die den Unternehmungen signalisieren, was die Haushalte wünschen. Ein höherer Preis und damit die Aussicht, Gewinne zu erzielen, veranlassen die Unternehmungen, mehr zu produzieren. Damit locken sie evtl. weitere Unternehmungen an, in den betreffenden Bereichen tätig zu werden. Das Angebot wird dadurch noch mehr ausgeweitet. Die Konkurrenz in einer Marktwirtschaft zwingt Unternehmungen laufend dazu, ihre Produktion so kostengünstig wie möglich zu gestalten, damit Gewinne optimiert werden können. Mit der Entscheidung der Unternehmungen über die Mengen der zu produzierenden Güter und Dienstleistungen wird gleichzeitig entschieden, wie die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital eingesetzt werden. Will eine Unternehmung ihre Produktion steigern, benötigt sie dafür in der Regel zusätzliche Arbeitskräfte. Um Mitarbeitende mit entsprechender Qualifikation zu gewinnen, wird sie unter Umständen bereit sein, höhere Löhne zu bezahlen. Der Produktionsfaktor Arbeit wird dadurch teurer. Verursacht durch den Kostendruck werden Unternehmungen in einem solchen Fall allerdings versuchen, den teureren Faktor Arbeit durch Maschinen zu ersetzen. Der Preismechanismus sorgt damit auch auf den Faktormärkten dafür, dass die Faktoren Arbeit und Kapital in jene Produktionsbereiche gelenkt werden, in denen die jeweils höchsten Gewinne erzielt werden können. Dieser «Mechanismus» zeigt sich am Beispiel der Textilindustrie in der Schweiz. Für arbeitsintensive Produktionsprozesse ist das Lohnniveau in der Schweiz zu hoch. Solche Arbeitsprozesse werden deshalb aus der Schweiz in die sogenannten Billiglohnländer ausgelagert; in der Schweiz verbleiben die höher qualifizierten Arbeiten wie Design, Vertrieb und Marketing. In einer Marktwirtschaft ist somit weder eine Koordinations- oder Planungsinstanz noch eine Planungsbehörde nötig. Allein durch den Preis werden die Pläne der Anbieter und Nachfrager sowohl auf den Güter- als auch auf den Faktormärkten aufeinander abgestimmt. Die beiden Märkte sind zudem miteinander verknüpft, weil die Entschädigungen, welche die Unternehmungen für
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die Produktionsfaktoren den Haushalten vergüten, gemäss dem Kreislaufmodell gerade den Einkommen der Haushalte entsprechen. Das Marktsystem gleicht damit einem riesigen «Computer», der alle Entscheidungen der Marktteilnehmer aufnimmt und die entsprechenden Aufgabe 5 Anpassungsprozesse in Gang setzt, wobei der Preis die entscheidende Koordinationsgrösse Aufgabe 6 darstellt.
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29.5 Verschiedene Marktformen Das bisher dargestellte Marktmodell geht davon aus, dass eine grosse Zahl von Anbietern einer grossen Zahl von Nachfragern gegenübersteht, sodass kein Marktteilnehmer den Preis selbst bestimmen kann. Dies entspricht aber nicht in allen Märkten der Realität. Wasser «aus dem Wasserhahn» wird z. B. in Schweizer Gemeinden von einem einzigen Anbieter, den technischen Betrieben, angeboten, und sämtliche Haushalte müssen ihr Wasser bei diesem einen Anbieter einkaufen. Betrachtet man die Anzahl der Anbieter und Nachfrager auf einem Markt, so lassen sich verschiedene Marktformen unterscheiden. ■ Modell der vollkommenen Konkurrenz Von einem Markt, auf dem vollkommene Konkurrenz herrscht, sprechen wir dann, wenn die folgenden vier Bedingungen erfüllt sind: ■ Es müssen sich sehr viele Anbieter und Nachfrager gegenüberstehen, sodass der Preis nicht von einem einzelnen Marktteilnehmer (Anbieter oder Nachfrager) beeinflusst werden kann. ■ Dem einzelnen Konsumenten muss es egal sein, bei welchem Anbieter er kauft, d. h., die Güter oder Dienstleistungen müssen vollkommen identisch (= homogen) sein. ■ Auf dem Markt muss Transparenz herrschen, d. h., die Mengen- und Preisvorstellungen der Anbieter und Nachfrager müssen allen andern Marktteilnehmern bekannt sein. ■ Schliesslich darf es keine Beschränkungen im Marktzutritt geben; jedermann darf in diesem Markt das entsprechende Gut anbieten oder nachfragen, wenn er dies möchte. Der Wertpapiermarkt der Effektenbörse kann als Beispiel für einen Markt mit vollkommener Konkurrenz aufgeführt werden, weil dort alle vier Annahmen weitgehend erfüllt sind. Für eine einzelne Unternehmung, die in einem Markt mit vollkommener Konkurrenz anbietet, ist die wichtigste Konsequenz, dass sie den Preis als vorgegebene Grösse hinnehmen muss. Entweder kann sie bei diesen Bedingungen gewinnbringend verkaufen, oder sie wird die Produktion mittel- bis langfristig aufgeben müssen. ■ Monopole Wenn auf einem Markt nur ein einziger Anbieter vielen Nachfragern gegenübersteht, sprechen wir von einem (Angebots-)Monopol. Monopole finden wir oft bei staatlichen Unternehmungen, wie z. B. bei Wasser-, Elektrizitäts- oder Gaswerken, aber auch bei den Bahnen. Aufgrund seiner Monopolsituation kann der einzige Anbieter auf dem Markt im Gegensatz zur Konkurrenzsituation den Preis selbst festsetzen. Erfahrungsgemäss werden auf Monopolmärkten höhere Preise verlangt und dadurch weniger Güter und Dienstleistungen umgesetzt. Öffentliche Unternehmungen, wie z. B. Wasserwerke, sind deshalb in ihrer Preis-
gestaltung meistens nicht frei, sondern die Preise werden in einem politischen Verfahren durch Stadt- oder Gemeindeparlamente festgelegt. Monopolisten haben keine Konkurrenten und müssen sich nicht in einem Wettbewerb bewähren. Auf Monopolmärkten sind deshalb weniger Produktinnovationen oder Verbesserungen bei den Herstellungsverfahren zu erwarten als auf Märkten mit ausgeprägter Konkurrenzsituation. Durch technische Erfindungen oder Patente können Monopolstellungen geradezu begründet werden. Ein bekanntes Beispiel, wie eine Unternehmung durch eine Monopolstellung ihre Marktmacht vergrössern will, ist das Verhalten des Softwaregiganten Microsoft, der durch die grosse Bedeutung seines Windows-Betriebssystems (mit geheim gehaltenen Programmstrukturen) Konkurrenten vom Markteintritt abzuhalten versucht. Unternehmungen versuchen auch häufig, an sich gleichartige Produkte durch eine gut verankerte Marke «einzigartig» zu machen und so eine monopolistische Situation zu erreichen. Für einen Kenner oder eingefleischten «Markenfan» unterscheidet sich z. B. ein Peugeot beachtlich von einem Renault, Audi, BMW oder irgendeiner anderen Automarke. Grundsätzlich stehen die Autofabrikanten aber in einem Wettbewerb zueinander, und für die Konsumenten ergeben sich Alternativen, womit eine solche Gemäss einem Entscheid der eidgenössischen Wettbewerbsbehörde (2015) muss die Swisscom monopolistische Stellung nur begrenzt auswegen Missbrauch ihrer Marktstellung (in den Jahgenutzt werden kann. ■ Oligopole und Kartelle
ren 2004 – 2007) eine Busse von 186 Mio. Franken zahlen.
Sehr häufig konkurrieren wenige Anbieter um den Absatz bei den Kunden. Die einzelnen Anbieter haben dabei meistens einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtangebot. Beispiele solcher sogenannten Oligopole sind die Märkte im Mobilfunkbereich (Swisscom, Sunrise, Orange) oder bei den TV-Kabelnetzanbietern (Swisscom, Cablecom, evtl. lokale Kabelnetzanbieter). Solange zwischen den wenigen Anbietern ein Leistungswettbewerb herrscht, können die Kunden auch bei dieser Marktform von günstigen Preisen und innovativen Gütern und Dienstleistungen profitieren. Bei Oligopolen besteht allerdings die Gefahr, dass sich die wenigen Anbieter untereinander absprechen. Mit Preis- und Mengenabsprachen können die Anbieter versuchen, den Wettbewerb untereinander auszuschalten oder abzuschwächen, um gemeinsam höhere Preise zu erzielen.
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Wenn rechtlich selbstständige Unternehmungen in einem Vertrag eine gemeinsame Preisund / oder Mengenpolitik vereinbaren, um damit den Wettbewerb auszuschalten, spricht man von einem Kartell. Mittels solcher Kartelle können die Anbieter höhere Preise durchsetzen und auf Kosten der Konsumenten zusätzliche Gewinne erzielen. Aus diesem Grund erlässt der Staat spezielle Kartellgesetze, mit denen volkswirtschaftlich schädliche Absprachen zwischen Unternehmungen verhindert werden sollen. Es gibt in der Realität nicht nur die eben beschriebenen Angebotsoligopole, sondern auch Nachfrageoligopole: Vielen Anbietern stehen nur wenige Nachfrager gegenüber. Bei der Milchverarbeitung oder bei der Gemüseproduktion muss die Vielzahl von Bauernbetrieben Aufgabe 7 (= Anbieter) mit wenigen Abnehmern (= Nachfrager), z. B. Milchverarbeitungsbetrieben wie Übung 6 der Firma Emmi oder Grossverteilern wie Coop und Migros, verhandeln.
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Das haben Sie gelernt Den Markt mit seinen Tauschbeziehungen zwischen Anbietern und Nachfragern beschreiben Die Nachfragekurve als Beziehung zwischen Preis und Nachfragemenge beschreiben Einflussfaktoren des Kaufentscheids beschreiben An Beispielen die Verschiebung der Nachfragekurve bestimmen Die Preiselastizität der Nachfrage an Beispielen berechnen und begründen Die Angebotskurve als Beziehung zwischen Preis und Angebotsmenge beschreiben Einflussfaktoren auf die Angebotskurven beschreiben An Beispielen die Verschiebung der Angebotskurve bestimmen Die Preiselastizität des Angebots an Beispielen berechnen und begründen Den Preismechanismus für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage erläutern Die Steuerungsfunktion des Preises auf den Güter- und Faktormärkten erläutern Die Merkmale verschiedener Marktformen (vollkommene Konkurrenz, Monopol, Oligopol, Kartell) an Beispielen erläutern
Offene Fragen
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Diese Begriffe können Sie erklären Preismechanismus
Markt Angebot
Gleichgewichtspreis
Nachfrage
Angebotsüberschuss
Marktwirtschaft
Nachfrageüberschuss
Einfacher Wirtschaftskreislauf
Steuerungsfunktion des Preises Marktformen
Haushalte Unternehmungen
Modell der vollkommenen Konkurrenz
Gütermarkt
Monopol
Faktormarkt
Oligopol
Geldkreislauf
Kartell
Güterkreislauf Nachfragekurven Komplementärgüter Substitutionsgüter Preiselastizität der Nachfrage Elastische Nachfrage Unelastische Nachfrage Angebotskurven Kostenstruktur Produktionsverfahren Preiselastizität des Angebots Elastisches Angebot Unelastisches Angebot
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a ) Der Ort, wo sich Anbieter und Nachfrager treffen.
Markt für DVD-Abspielgeräte a) Die Preise für DVDs sinken um 40 %.
b ) Auf den Faktormärkten tritt diese Gruppe als Anbieter auf. c ) Auf den Gütermärkten tritt diese Gruppe als Nachfrager auf. d ) Wirtschaftsordnung, bei der sich Marktpreise und -mengen grundsätzlich aufgrund von Angebot und Nachfrage bilden. e ) Jener Teil des Wirtschaftskreislaufs, bei dem in einer Richtung Löhne, Zinsen, Gewinne, Mieten und in der anderen die Konsumausgaben fliessen. f) Jener Teil des Wirtschaftskreislaufs, der dem Geldkreislauf immer entgegenfliesst. g ) Jener Markt, auf dem Arbeit, Kapital, Boden und Wissen gehandelt werden. h ) Auf den Investitionsgütermärkten tritt diese Gruppe als Nachfrager auf. i) Unternehmungen treten in diesem Markt sowohl als Anbieter als auch als Nachfrager auf. 1 2 3 4
Markt Güterkreislauf Geldkreislauf Marktwirtschaft
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Gütermarkt Faktormarkt Private Haushalte Unternehmungen
b) Die Arbeitslosenquote steigt in kurzer Zeit auf 10 %. c) Die Kinoeintrittspreise steigen um 20 %. d) Die Preise für DVD-Abspielgeräte sinken. Markt für Hotelferien in Thailand e) Die Einkommen in Europa steigen überdurchschnittlich. f) Die Löhne der Hotelangestellten in Thailand steigen im Durchschnitt um 10 %. g) Die Flugpreise nach Thailand steigen um 10 %. h) Ein Seebeben mit Tsunami hat vor einem Monat 50 000 Touristen in Thailand das Leben gekostet. Markt für alkoholfreies Bier i) Die zulässige Promillegrenze für Autofahrer wird auf 0,0 ‰ gesenkt. j) Die Preise für Wein und harte Alkoholika steigen um 20 %. k) Höhere Benzinpreise treiben die Transportkosten der Brauereien in die Höhe. l ) Der Trend nach gesundheitsbewusster Ernährung und Lebensweise verstärkt sich.
nach rechts
Entscheiden Sie bei den folgenden Beispielen, ob sich die Nachfragekurve nach links, nach rechts oder gar nicht verschiebt. gar nicht
Ordnen Sie den Formulierungen a) bis i) den jeweils zutreffenden Fachbegriff aus der unten aufgeführten Liste zu.
Übung 2 Verschiebung der Nachfragekurve
nach links
Übung 1 Begriffe rund um die Märkte Ziffer des zutreffenden Begriffs
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A
B
C
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Übung 3 Verschiebung der Angebotskurve
Übung 4 Preiselastizität
Entscheiden Sie bei den folgenden Beispielen, ob sich die Angebotskurve nach links, nach rechts oder gar nicht verschiebt. nach links
gar nicht
nach rechts
Die folgenden Auswahlaufgaben enthalten immer zwei Aussagen, die miteinander verknüpft sind. Entscheiden Sie sich jeweils für eine der folgenden Antwortmöglichkeiten:
A
B
C
Markt für Solarmobile
A +weil+
B +/+
C +/–
D –/+
E –/–
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft zu
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft nicht zu
Erste Aussage richtig, zweite Aussage falsch
Erste Aussage falsch, zweite Aussage richtig
Beide Aussagen falsch
a ) Die Preise für Solarzellen sinken um 20 %. Begründen Sie falsche Verknüpfungen oder die falsche Teilaussage in wenigen Worten.
b ) Die Leistungsfähigkeit der Batterien zur Speicherung des Stroms verbessert sich markant.
a) Grundnahrungsmittel weisen in der Regel eine Preiselastizität der Nachfrage von weniger als 1 auf, weil bei einer Preiselastizität von 1 die prozentuale Mengenveränderung gleich gross ist wie die prozentuale Preisveränderung.
c ) Die Löhne für Industriearbeiter steigen um 20 %. d ) Die Nachfrage nach Solarmobilen steigt um 20 %. Markt für Alcopops e) Der Staat verbietet Verkäufe an unter 20-Jährige.
b) Toilettenpapier weist eine tiefe Preiselastizität der Nachfrage auf, weil Toilettenpapier bei sinkenden Preisen deutlich mehr nachgefragt wird.
f ) Die Verpackungsmaterialien werden deutlich teurer. g) Die Nachfrage nach Alcopops geht zurück.
c) Bei Substitutionsgütern ist die Preiselastizität der Nachfrage höher als bei anderen Gütern, weil sich Substitutionsgüter durch andere Güter ersetzen lassen.
h ) Die Zinsen für Betriebskredite sinken. Markt für E-Book-Reader i ) Die Anbieter sind von einer vermehrten Nachfrage nach E-BookReadern überzeugt.
d) Märkte für dauerhafte Konsumgüter weisen eine geringere Preiselastizität des Angebots auf als Märkte für verderbliche Konsumgüter, weil dauerhafte Konsumgüter leichter gelagert werden können als verderbliche Konsumgüter.
j) Ein neues Produktionsverfahren erlaubt die Herstellung in der Hälfte der Zeit. k ) Die Preise für digitale Bücher sinken um 50 %.
e) Die Preiselastizität der Nachfrage im Markt für Autoradios entspricht der Preiselastizität der Nachfrage im Markt für Neuwagen, weil die Nachfrage nach Autoradios bei steigenden Neuwagenkäufen zunimmt.
l ) Die Mehrwertsteuer wird um 2 %-Punkte angehoben.
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b) Steigende Preise in einem Markt signalisieren den Nachfragern, dass sie ihre Nachfrage ausweiten sollten.
c ) Auf einem freien Markt können weder ein Angebots- noch ein Nachfrageüberhang entstehen, weil sonst sofort Preisanpassungen erfolgen würden.
a) Eine Unternehmung ist der einzige Anbieter auf dem Markt. b) Bei dieser Marktform besteht der grösste Anreiz für Produktinnovationen. c) Bei dieser Marktform treffen viele Nachfrager auf wenige Anbieter.
d ) Gemäss der marktwirtschaftlichen Modellvorstellung bestimmt das Angebot die Nachfrage.
d) Rechtlich selbstständige Unternehmungen sprechen Preise oder Marktregionen untereinander ab. e) Bei dieser Marktform stehen viele Anbieter einem einzigen Nachfrager gegenüber.
e) Die Gütermärkte werden durch die Konsumenten koordiniert, die Faktormärkte durch die Unternehmungen.
f) Für diese Marktform erlässt der Staat spezielle Gesetze, mit denen volkswirtschaftlich schädliche Absprachen verhindert werden sollen. g) Beispiel: Swisscom, Sunrise und Orange
f) Die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft werden durch den Preismechanismus in jene Bereiche gelenkt, in denen sie am produktivsten eingesetzt werden können.
g) Durch den Preis werden die Pläne der Anbieter und Nachfrager sowohl auf den Güter- als auch auf den Faktormärkten aufeinander abgestimmt.
h) Beispiel: Effektenbörse i) Beispiel: «Markt» für Leitungswasser
Kartell
a ) Der Gleichgewichtspreis bildet sich im Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragekurve.
Oligopol
Ordnen Sie die folgenden Aussagen a) bis i) den entsprechenden Marktformen A, B, C oder D zu.
Nachfragemonopol
Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie den zutreffenden Buchstaben in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien.
Übung 6 Marktformen
Angebotsmonopol
Übung 5 Steuerungsfunktion des Preises
Vollkommene Konkurrenz
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A
B
C
D
E
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Aufgabe 1 Umfrage im Kebab-Markt Eine Klasse hat in einer Stadt eine Umfrage zum Angebot und zur Nachfrage von Kebabs durchgeführt. Dabei wurden drei Betreiber von Kebab-Ständen und 50 Konsumenten befragt. Die Betreiber der Kebab-Stände hat man gefragt, zu welchem Preis sie welche Anzahl Kebabs pro Monat produzieren würden. Von den Konsumenten wollte man wissen, wie viele Kebabs sie bei welchen Preisen pro Monat kaufen würden. Diese Umfrage hat das folgende Ergebnis gebracht: Preis (CHF)
Nachfragemenge (Stück)
Angebotsmenge (Stück)
4
210
40
6
160
80
8
120
120
10
100
150
12
80
170
14
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a) Wie lassen sich die unterschiedlichen Mengenangaben bei Nachfragern und Anbietern erklären?
b) Zeichnen Sie das Umfrageergebnis in einem Preis-Mengen-Diagramm auf (Mengenangaben auf der waagrechten Achse, Preisangaben auf der senkrechten Achse) und beschreiben Sie, was sich in diesem Kebab-Markt abspielt, wenn zuerst ein Preis von CHF 10.–, dann ein Preis von CHF 8.– und schliesslich ein Preis von CHF 4.– gilt. Preis
10.–
8.–
4.–
Menge 40
100
120
150
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Aufgabe 2 Verschiebung der Angebots- und Nachfragekurve c ) Welche Veränderungen laufen im Markt für Unterhaltungselektronik ab, wenn die Produktionskosten durch Lohnsteigerungen um 30 % ansteigen?
Wie beeinflussen die beschriebenen Veränderungen die bestehenden Marktsituationen? Zeichnen Sie Verschiebungen von Nachfrage- und / oder Angebotskurven in die vorgegebenen Diagramme ein und beschreiben Sie die Auswirkungen auf den Gleichgewichtspreis und die Gleichgewichtsmenge. a) Welcher Entwicklung ist der Markt für Brennholz ausgesetzt, wenn aufgrund von Unwetterkatastrophen Tausende von Bäumen umfallen?
Preis N0
p0 Preis N0
A0 m0
p0
m0
Menge
Menge
d) Welche Veränderungen laufen im Markt für Gold ab, wenn das Gerücht umgeht, der Goldpreis werde in den nächsten Wochen deutlich ansteigen? b ) Welchen Entwicklungen ist der Markt für Schweinefleisch ausgesetzt, wenn sich Pressemeldungen über auftretende Fälle von Rinderwahnsinn häufen?
A0
Preis N0
A0
p0 Preis N0
A0 m0
p0
m0
Menge
Menge
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Aufgabe 3 Preisbildung im Rosenmarkt Die Schnittblumenproduktion in Holland übersteigt die einheimische Nachfrage bei Weitem, 80 % der Produktion werden deshalb exportiert. Im Auktionshaus in Aalsmeer werden pro Tag 17 Mio. Schnittblumen umgesetzt. In den Videosequenzen «Der Marktpreis» und «Tulips from Holland» wird die Preisbildung von Rosen durch die «Vereinigung für Blumenversteigerungen» im holländischen Aalsmeer veranschaulicht.
c) Beschreiben Sie in Stichworten, wie die Versteigerung von Schnittblumen abläuft. Welches sind die Parteien, deren Interessen, und wie werden die Preise festgelegt?
Kennwort: «price»
a) Das Blumenangebot in Holland ist konstant. Weshalb kommt es bei den Schnittblumen aus Holland, einem «Naturprodukt», nicht zu saisonalen Spitzenangeboten?
b) In den zwei Preis-Mengen-Diagrammen ist das (kurzfristige) Verhalten der Anbieter und der Nachfrager im Rosenmarkt dargestellt. Welche Kurve zeigt das Angebot, welche Kurve beschreibt die Nachfrage? Begründen Sie Ihre Antwort. b1)
Preis
b2)
Menge
d) Die Händler bestimmen über ihre jeweiligen Auftraggeber in verschiedenen Ländern die Nachfrage an der täglichen Auktion in Aalsmeer. Letztlich sind es damit die Endkonsumentinnen und -konsumenten, welche die Nachfrage bestimmen. Skizzieren Sie zwei Preis-Mengen-Diagramme mit den Angebots- und Nachfragekurven. Ergänzen Sie das eine Diagramm, indem Sie eintragen, wie sich die nachgefragten Mengen und die entsprechenden Preise am «Muttertag» verändern. Tragen Sie im anderen Diagramm die Veränderungen infolge einer «Krebswarnung» von Rosenblättern ein. Beschreiben Sie Ihre eingetragenen Veränderungen in wenigen Worten.
Preis «Muttertag»
«Krebswarnung»
Preis
Preis
Menge
Menge
Menge
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Aufgabe 4 Untersuchungen zur Preiselastizität der Nachfrage Eine Untersuchung über das Nachfrageverhalten von Konsumentinnen und Konsumenten in verschiedenen Märkten hat die folgenden Ergebnisse gebracht: ■ Wenn die Billettpreise bei Bergbahnen um 10 % steigen, sinkt der Billettverkauf in diesem Markt um 14 %. ■ Wenn die Billettpreise bei Theatern um 10 % steigen, sinkt der Billettverkauf in diesem Markt um 12 %. ■ Wenn die Preise von Brillen um 10 % steigen, sinken die Brillenverkäufe um 6 %. a) Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage bei Bergbahnbilletten, Theaterbesuchen und Brillen.
e ) Skizzieren Sie zwei Preis-Mengen-Diagramme mit den Angebots- und Nachfragekurven im Falle eines Streiks der holländischen Frachtunternehmungen bzw. nach dessen Beendigung. «Streik»
«Aufhebung des Streiks»
Preis
Preis
b ) Skizzieren Sie die drei Nachfragekurven im vorgegebenen Preis-Mengen-Diagramm. Preis
110 108 106 104 102 100
Menge
98
Menge
96
84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104
Menge
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Aufgabe 5 Eine Steuer auf Luxusartikel Viele Staaten sind in finanziellen Schwierigkeiten und fragen sich, wie zusätzliche Staatseinnahmen beschafft werden können. Weil sich nur wirklich reiche Menschen Luxusgüter wie teure Autos, Yachten, Pelze, Privatflugzeuge und Juwelen leisten können, ist die Versuchung gross, auf solche Güter eine Luxussteuer zu erheben. Annahme: Der Staat erlässt ein neues Gesetz, wonach Juwelen ab einem Verkaufspreis von CHF 10 000.– mit einer Luxussteuer von CHF 1000.– besteuert werden. a ) Überlegen Sie sich die Elastizitäten der Angebots- und der Nachfragekurve nach Juwelen und zeigen Sie mithilfe des Preis-Mengen-Diagramms, wie sich diese Luxussteuer auf Juwelen auswirken würde. Preis
Menge
b) Zeichnen Sie im Preis-Mengen-Diagramm die zusätzlichen Steuereinnahmen ein, die der Staat durch diese Luxussteuer erhält. Welcher Teil der Steuer wird durch die Nachfrager, welcher Teil durch die Anbieter getragen? c) Was spricht gegen eine Luxussteuer?
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Aufgabe 6 Angebot und Nachfrage im Drogenmarkt a) Skizzieren Sie zwei Preis-Mengen-Diagramme mit den Angebots- und Nachfragekurven für illegale Drogen; überlegen Sie dabei, welche Kurve die grössere Preiselastizität aufweist. b) Zeigen Sie im ersten Preis-Mengen-Diagramm die Auswirkung der Vorgehensweise «Repression», indem Sie die erwartete Verschiebung von Angebots- oder Nachfragekurve sowie deren Auswirkungen auf den neuen Gleichgewichtspreis und die neue Gleichgewichtsmenge eintragen. c) Zeigen Sie im zweiten Preis-Mengen-Diagramm die Auswirkung der Vorgehensweise «Aufklärung», indem Sie die erwartete Verschiebung von Angebots- oder Nachfragekurve sowie deren Auswirkungen auf den neuen Gleichgewichtspreis und die neue Gleichgewichtsmenge eintragen. d) Welches ist aus Ihrer Sicht die bessere Vorgehensweise? Begründen Sie Ihre Antwort.
Der Konsum illegaler Drogen ist für viele Volkswirtschaften ein ernsthaftes Problem: Erstens haben viele Drogenabhängige nicht nur schwere gesundheitliche Probleme, sie ruinieren sich auch wirtschaftlich. Zweitens steigt die Beschaffungskriminalität, indem sich die Drogenabhängigen das notwendige Geld für den Drogenkonsum durch kriminelle Handlungen beschaffen. Schliesslich muss der Staat enorme Kosten für die Sicherheit der Bevölkerung und für die Betreuung der Drogenabhängigen aufwenden. Der Staat hat deshalb ein Interesse daran, den Drogenkonsum einzuschränken. Er kann dies auf zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten angehen: ■ Durch Repression: Mit verstärktem Personaleinsatz kann der Staat versuchen, an den Grenzen die Drogenkuriere zu fassen und die illegalen Drogen zu beschlagnahmen. ■ Durch Aufklärung: Mit gezielten Kampagnen kann der Staat versuchen, die Bevölkerung von den schädlichen Auswirkungen des Drogenkonsums zu überzeugen. Vorgehensweise «Repression»
Preis
Vorgehensweise «Aufklärung»
Preis
Menge
Menge
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Aufgabe 7 Swisscom soll 186 Mio. Franken Busse zahlen
Swisscom soll 186 Mio. Fr. Busse bezahlen
Lesen Sie den Text von Jürg Müller in der Neue Zürcher Zeitung vom 16. Mai 2015 und beantworten Sie dazu die folgenden Fragen.
Im Sommer dieses Jahres wurde bekannt, dass Swisscom wegen Wettbewerbsverletzungen im Bereich Pay-TV eine hohe Busse droht. Weitere Verfahren gegen den Telekommarktführer sind noch hängig, darunter mögliche Wettbewerbsverletzungen im Bereich des Breitbandinternets. Am späten Dienstagabend hat das Bundesverwaltungsgericht in dieser Sache geurteilt. Das Gericht folgt inhaltlich weitgehend der Vorinstanz. Wegen Anpassung bei der Berechnung der Strafe wird jedoch die von der Wettbewerbskommission (Weko) verfügte Busse um 15 % auf 186 Mio. Fr. reduziert.
a) Recherchieren Sie die Bedeutung des Begriffs «ADSL-Vorprodukte».
Umstrittene Marktabgrenzung
b ) Was haben die Wettbewerbshüter beanstandet («moniert»)?
Der vorliegende Fall befasst sich mit der Angebotspolitik von Swisscom zwischen 2004 und 2007 bei den ADSL-Vorprodukten. Der ehemalige Monopolist bietet Internetanbietern ohne eigene Anschlussinfrastruktur Dienstleistungen an. Für diese Grosshandelsprodukte hat Swisscom im Vergleich mit den Endkundenprodukten laut Gericht zu hohe Preise verlangt – man spricht in diesem Zusammenhang von einer «Kosten-Preis-Schere». Die Wettbewerbshüter monieren, dass dadurch Konkurrenten wie Sunrise das ADSL-Geschäft nicht profitabel betreiben konnten. Swisscom sieht das anders. Das Unternehmen stösst sich unter anderem daran, dass bei der Marktabgrenzung die Kabelnetze nicht berücksichtigt werden. Das Gericht hält dem entgegen, dass nicht der Endkundenmarkt, sondern der Markt für den Grosshandel relevant sei; auf diesem Markt habe es keine Angebote von Kabelnetzbetreibern gegeben.
c) Swisscom hat angekündigt, das Urteil anzufechten und «Rückstellungen» in der Höhe der angedrohten Busse zu bilden. Was muss man sich unter diesen «Rückstellungen» vorstellen?
Politische Aktualität Mit dem Entscheid vom Dienstag ist das Verfahren nicht zu Ende. Swisscom hat angekündigt, das Urteil anzufechten, bildet nun aber Rückstellungen in der Höhe der angedrohten Busse. Die Angelegenheit dürfte auch die Politik beschäftigen. Bei der derzeit laufenden Revision des Fernmeldegesetzes wird immer wieder betont, dass eine sektorspezifische Regulierung nicht notwendig sei. Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass mit dem Wettbewerbsrecht ein sinnvolles Instrument existieren würde, um einen funktionierenden Telekommarkt zu garantieren. Die langwierigen Verfahren untergraben allerdings die Effektivität wettbewerbsrechtlicher Massnahmen. «NZZ», 16. Mai 2015
d) Inwiefern wird die Effektivität des Wettbewerbsrechts in diesem Artikel angezweifelt?
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