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Weltweite Verflechtung – Globalisierung

Der internationale Handel verschafft den Konsumentinnen und Konsumenten Zugang zu einem breiten Angebot an Produkten zu erschwinglichen Preisen. Unternehmungen erlaubt er den Eintritt in grössere Märkte und bietet somit zusätzliche Absatzmöglichkeiten, was wiederum helfen kann, Arbeitsplätze zu erhalten oder gar auszubauen. Allerdings können durch Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer auch hierzulande Arbeitsplätze verloren gehen. Für die betroffenen Arbeitnehmer ist es kein Trost, dass dafür in einem andern Land neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Güter höchstwahrscheinlich kostengünstiger hergestellt werden können.

Theorie 32.1 32.2 32.3 32.4 32.5 32.6

Mit der Intensivierung internationaler Handelsbeziehungen geht aber auch eine zunehmende Verflechtung fast aller Lebensbereiche in Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation einher – Globalisierung umfasst somit weit mehr als den internationalen Güteraustausch.

Übungen

Von der Arbeitsteilung zur Globalisierung .......................................................... Freihandel und Protektionismus ......................................................................... Internationale (Wirtschafts-)Organisationen ....................................................... Ursachen der Globalisierung .............................................................................. Chancen und Gefahren der Globalisierung ......................................................... Vom Umgang mit der Globalisierung ................................................................. Das haben Sie gelernt ........................................................................................ Diese Begriffe können Sie erklären .....................................................................

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Von der Arbeitsteilung … ..................................................................................... … zur Globalisierung ........................................................................................... Freihandel und Protektionismus ........................................................................... Auslösende Faktoren der Globalisierung ............................................................... Internationale Organisationen .............................................................................. Globalisierung – Chancen oder Gefahren? ............................................................

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Aufgaben 1 2 3 4 5 6

Die Welt wird immer vernetzter – Globalisierung in acht Minuten ......................... Wenn Deutschland und Italien Handel treiben ...................................................... Einschränkungen beim Import von Gemüse .......................................................... Handel zwischen zwei Ländern – eine Modellbetrachtung .................................... Freihandelsabkommen ......................................................................................... Fataler Kommunikationsfehler ..............................................................................

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32.1 Von der Arbeitsteilung zur Globalisierung Die Arbeitsteilung gilt als Ursprung des Handels schlechthin. Indem sich die Menschen auf die Produktion jener Güter konzentrieren, die sie am besten herstellen können, lassen sich höhere Erträge erzielen, als wenn jede und jeder im Selbstversorgungssystem alles selbst herstellt. Was im Kleinen gilt, kann auch auf die Staatengemeinschaft übertragen werden. Unter der internationalen Arbeitsteilung verstehen wir die Spezialisierung einzelner Nationalstaaten auf die Produktion weniger Güter oder Dienstleistungen, die durch ein funktionierendes Aussenhandelssystem ausgetauscht werden können. Internationaler Handel ist sinnvoll, weil es kaum eine Volkswirtschaft geben dürfte, die einzig mit ihren eigenen natürlichen, ökonomischen und menschlichen Ressourcen den Bedarf des gesamten Landes zu Preisen zu decken vermag, die sich die Bevölkerung leisten kann. Der Ökonom David Ricardo wies bereits im Jahr 1817 nach, dass alle Länder vom Freihandel profitieren, auch wenn ein Land alle Güter günstiger herstellen könnte als die übrigen. Die Erfindung und Weiterentwicklung der Dampfmaschine bildete die Grundlage für die Industrialisierung Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts. In der sogenannten ersten industriellen Revolution entstanden Grossindustrien, in denen die Güter maschinell – und nicht mehr wie bisher in Handarbeit – hergestellt wurden. Eisenbahnnetze und dampfbetriebene Schiffe sorgten für den zunehmend günstigeren Transport dieser Güter. Begünstigt wurde diese von England ausgehende Entwicklung durch Englands Status als Kolonialmacht. Militärische Macht und eine unter militärischem Schutz operierende Handelsflotte sorgten dafür, dass die Güter auf dem damaligen Weltmarkt verteilt werden konnten. Unternehmungen in Europa bezogen Rohstoffe aus den Kolonien und belieferten Länder auf der ganzen Welt mit relativ günstigen Gütern. In der sogenannten zweiten industriellen Revolution Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts ermöglichte die Nutzung von Elektrizität als Hauptenergieform und die von den USA ausgehende Fliessbandfertigung, dass Güter in noch grösserem Umfang und zu tieferen Produktionskosten pro Stück hergestellt werden konnten. Die Massenproduktion schuf grosse Gütermengen, für die im Inland keine genügend grosse Nachfrage bestand. Somit mussten weitere Absatzgebiete gesucht werden. Die Entwicklung dieser zweiten industriellen Revolution wurde allerdings gedämpft durch die zwei Weltkriege sowie die dazwischenliegende grosse Wirtschaftskrise im letzten Jahrhundert. Die grosse Nachfrage in der Aufbau- und Nachkriegsphase der 50er- und 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts führte aber zu einer erneuten Intensivierung der internationalen Handelsaktivitäten. Technologische Innovationen in den 70er- und 80er-Jahren liessen den weltweiten Handel weiter anwachsen. Der Personal Computer, das Internet und die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) ermöglichten neue, ungeahnte Möglichkeiten. Bis anhin war es notwendig gewesen, die Herstellung eines Gutes auf einen Standort zu konzentrieren. Nun konnte, dank der Kommunikations- und Koordinationsmög-

lichkeiten via Internet, die Produktion problemlos auf mehrere Standorte aufgeteilt werden. Es wurde möglich, in unterschiedlichen Ländern oder Kontinenten an jenen Standorten zu produzieren, die über die günstigsten Produktionsbedingungen (z. B. ein tiefes Lohnniveau) verfügten. Ein weiterer wichtiger Faktor für diese Entwicklung war die Standardisierung des Schiffsverkehrs durch die Einführung von Containern und den Bau riesiger Containerschiffe.

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■ Entwicklung des Welthandels seit 1991 550

Export-Index 1991 = 100

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Heute verstehen wir unter Globalisie50 rung allerdings weit mehr als den welt1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2020 weiten Handel mit Gütern (Rohstoffen, Industrieländer Schwellenländer Total Halb- und Fertigfabrikaten) und DienstDer gesamte Welthandel hat sich in den vergangenen leistungen. 20 Jahren insgesamt mehr als verdreifacht; besonders ■ Die Produktion von Gütern wird stark ist der Anstieg bei den Schwellenländern. Verzunehmend internationalisiert. schiedene Prognosen sprechen für den aktuellen ZeitStichworte dazu sind die weltumfasraum bis 2020 eher von einem Rückgang. senden Aktivitäten von multinatioQuelle: «UBS» (Datenreihe bis 2012) nalen Unternehmungen, die in allen Wirtschaftssektoren tätig sind, beispielsweise Mineralölunternehmen wie ExxonMobil, Autohersteller wie Toyota oder IT-Multis wie Samsung oder Apple. ■ Zudem geht es bei der Globalisierung auch um Geldströme und die Verflechtung der internationalen Finanzmärkte; dies als Folge der weltumspannenden Wirtschaftsaktivitäten. ■ Ebenso sind internationale Migrationsprozesse, d. h. Wanderungsbewegungen von Arbeitskräften, ein Phänomen der Globalisierung. Gründe dafür sind zum einen multinationale Unternehmungen, in denen Fachkräfte (sogenannte Expats 1 ) auf internationaler Ebene gesucht werden. Zum andern erleben wir eine Arbeitskräftewanderung als Folge des Wohlstandsgefälles zwischen (reichen) Industrie- und (armen) Entwicklungsländern. Oder mit anderen Worten: Es gibt heute nicht nur einen internationalen Gütermarkt, sondern ebenso eine Internationalisierung von Produktionsstätten und einen weltumspannenden Kapital- und Arbeitsmarkt. 1

Expats sind (gut verdienende) Fachkräfte, die im Auftrag von internationalen Mutterkonzernen vorübergehend in ausländischen Zweigstellen arbeiten.


■ Auf der Basis dieser wirtschaftlichen Vorgänge erleben wir gegenwärtig eine nie dagewesene Globalisierung auch in kultureller und sozialer Hinsicht. Informationen können sich z. B. über soziale Medien wie Facebook innert kürzester Zeit weltweit verbreiten. Internationale Labels sind weltweit bekannt; die neusten Modetrends aus Paris oder New York gehen im Nu um die ganze Welt; Essgewohnheiten folgen ebenfalls immer mehr einem internationalen Trend; in weiten Teilen unserer Erde lässt sich die Jugend von den gleichen Musiktiteln und Popstars begeistern, schaut sich fast zeitgleich die gleichen Filme oder Musicals an und vergnügt sich mit identischen PC-Games. ■ Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die internationale, weltweite Entwicklung des Tourismus.. Als Folge der immer geringeren Kosten im Flugverkehr sind immer mehr Menschen immer schneller, immer öfter und häufig auch immer weiter unterwegs. Vielfach führt dieser Trend – neben erwünschten Entwicklungen im wirtschaftlichen Bereich der Tourismusdestinationen – zu negativen Auswirkungen auf sozialer und ökoAufgabe 1 logischer Ebene. Übung 1 ■ Klimawandel und der steigende Meeresspiegel verdeutlichen schliesslich auf eindrückliÜbung 2 che Weise, dass die Globalisierung auch eine ökologische Dimension hat.

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32.2 Freihandel und Protektionismus Spezialisierung, d. h. die Zerlegung komplizierter Produktionsabläufe in einfache Teilaufgaben, ermöglicht Produktivitätsfortschritte und einen steigenden Wohlstand für die gesamte Volkswirtschaft. Der freie, grenzüberschreitende Austausch von Gütern, ohne handelspolitische Beeinflussungen eines der beteiligten Länder, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Vorteile der Arbeitsteilung auch auf internationaler Ebene zum Tragen kommen können. ■ Freihandel Der ungehinderte internationale Handel von Gütern (Waren und Dienstleistungen) – der sogenannte Freihandel – erlaubt den beteiligten Ländern eine Ausweitung ihrer Produktionsund Konsummöglichkeiten und führt damit zu einem steigenden Wohlstand aller. Der freie Handel zwischen den Ländern bietet den Konsumenten eine grössere Produktevielfalt zu (in aller Regel) günstigeren Preisen. Unternehmungen können ihre Produktion durch Expansion auf den Weltmärkten ausweiten; höhere Mengen führen zu tieferen Kosten pro Stück, was die Preise sinken lässt. Einheimische Unternehmungen geraten durch ausländische Konkurrenz nicht nur unter einen Preisdruck, sie spüren auch einen verstärkten Qualitäts- und Leistungsdruck und müssen sich deshalb um ständige Produktinnovationen bemühen. Befürworter des Freihandels weisen darauf hin, dass sich durch internationale Handelsbeziehungen und den damit einhergehenden Kontakten auch die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Ländern in politischer und kultureller Hinsicht verbessern können, womit allfällige Streitigkeiten eher konstruktiv gelöst werden. Freihandel garantiert aber nicht automatisch die optimale Entwicklung einer Volkswirtschaft. Wenn sich beispielsweise ein Land A ausschliesslich auf die Produktion von hochtechnischen Industrieprodukten und Finanzdienstleistungen spezialisiert und Land B auf die landwirtschaftliche Produktion, wird das Land B weniger von dieser Spezialisierung profitieren, weil die Die Länder südlich der Sahara gelten aufgrund ihrer Nachfrage nach landwirtschaftlichen Provorwiegend landwirtschaftlich geprägten Strukturen dukten eine natürliche Grenze erreichen allgemein als Verlierer der Globalisierung. wird, wogegen die Nachfrage nach Indus-

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trieprodukten und Finanzdienstleistungen weit stärker wächst als jene nach landwirtschaftlichen Produkten. Um die Produktivität einer Volkswirtschaft dauerhaft steigern zu können, ist zudem der Einsatz von neuen Technologien (Maschinen, Instrumenten und Verfahren) notwendig. Eine Volkswirtschaft kann sich aber technologisch nur weiterentwickeln, wenn sie einen eigenen Industrie- und Dienstleistungssektor aufbauen kann. Mit der Spezialisierung auf landwirtschaftliche Produkte wird sich somit Land B kaum in gleichem Mass wie Land A entwickeln können. Wenig entwickelten Ländern bringt das System des Freihandels deshalb wesentlich geringere Vorteile als den Industrieländern. So können z. B. Industrien, die sich noch im Aufbau befinden, durch die Konkurrenz aus den Industrieländern in ihrer Entwicklung behindert werden. Der Freihandel bedroht möglicherweise auch die Interessen des Umweltschutzes oder die in Industriestaaten geltenden sozialen Standards. Oftmals werden lasche Umweltstandards und Arbeitsschutzgesetze zugelassen, um Produktionsmöglichkeiten und Arbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten. Wenn in einzelnen Ländern gewisse Branchen geschützt werden – z. B., indem in einem Industrieland die Landwirtschaft subventioniert oder durch Zollschranken vor der ausländischen Konkurrenz geschützt wird – verzerrt dies den Wettbewerb. Produzenten aus Entwicklungs- oder Schwellenländern werden ausgeschlossen, wodurch sich die dortige Wirtschaft nicht in gewünschtem Mass entfalten kann. Für wenig entwickelte Volkswirtschaften sind damit Schutzmassnahmen gegen einen absoluten Freihandel unter Umständen sinnvoll und notwendig. Auch grundsätzliche Befürworter des freien Handels setzen sich deshalb in gewissen Fällen dafür ein, den freien Handel zum Schutz inländischer Produzenten, z. B. mittels Zöllen, einzuschränken. ■ Protektionismus Unter dem Begriff « Protektionismus» verstehen wir staatliche Massnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz. Dies können Einfuhrzölle, Einfuhrquoten (mengenmässige Beschränkungen bzw. Einfuhrkontingente), Einfuhrverbote, Vorschriften über technische Normen oder auch Exportsubventionen sein. Häufig wird dabei zwischen tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen unterschieden. «Nicht-tarifär» sind alle im Folgenden aufgezählten Massnahmen, ausser Zölle. ■ Ein Einfuhrzoll ist eine indirekte Steuer, die erhoben wird, um den einheimischen Markt vor der Einfuhr billiger Produkte zu schützen (so gilt z. B. in der Schweiz für Rohzucker ein Zoll von CHF 61.– je 100 kg.). Durch den Zollschutz wird die Konkurrenzfähigkeit der einheimischen Produzenten gegenüber den ausländischen Anbietern erhöht. Kritisiert wird dabei, dass die einheimischen Produzenten dadurch den Anreiz verlieren, ihre Produktionsverfahren zu verbessern und durch Rationalisierungsmassnahmen zu verbilligen. Allerdings sind dem Erheben von Zöllen durch das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) Grenzen gesetzt (vgl. den Abschnitt zur WTO auf Seite 6 und 7).


■ Mittels Einfuhrquoten (sogenannten Kontingenten) können inländische Produzenten ebenfalls geschützt werden. In der Schweiz ist beispielsweise die Einfuhr von Brotgetreide mengenmässig eingeschränkt. Damit gilt für einheimische Produzenten quasi eine «Garantie», ihre Produkte absetzen zu können. Oftmals werden Kontingente in der Landwirtschaft saisonal ausgestaltet, sodass die entsprechenden Güter – z. B. Erdbeeren – nur ausserhalb der einheimischen Saison eingeführt werden dürfen. ■ Für bestimmte Artikel gelten sogar Einfuhrverbote; in der Schweiz z. B. für Serienfeuerwaffen, Radarwarngeräte oder pyrotechnische Artikel. ■ Auch durch die Ausgestaltung von technischen Normen kann der internationale Güteraustausch behindert werden. Grundsätzlich fördern technische Normen und Richtlinien jedoch den internationalen Handel. Sie dienen der Qualitätssicherung von Produkten, Dienstleistungen und Verfahren, sind aber auch notwendig zum Schutz der Sicherheit der Konsumenten – denken wir nur an Schutzvorschriften für elektrische Geräte. Wenn nun aber ein Land Normen vorgibt, die nicht dem internationalen Standard entsprechen, wird dadurch der Güteraustausch behindert. So wird z. B. ein direkt aus dem EU-Raum eingeführtes Auto in der Schweiz erst dann zum Verkehr zugelassen, wenn Anpassungen an die hiesigen technischen Vorgaben ausgeführt und in einem Zulassungsverfahren durch amtliche Stellen geprüft worden sind. ■ Schliesslich zählen auch Exportsubventionen zu den protektionistischen Massnahmen. Häufig sind dies Subventionen im Bereich von landwirtschaftlichen Produkten; in der Schweiz sprechen wir von sogenannten Direktzahlungen. Wenn ein Land beispielsweise die Milchproduzenten subventioniert und diese somit Milchpulver und Käse günstig exportieren können, werden dadurch zum einen in den Empfängerländern die nicht subventionierten Produzenten benachteiligt. Zum andern sind auch Mitkonkurrenten aus jenen Ländern im internationalen Wettbewerb benachteiligt, in denen keine oder nicht so hohe Subventionen ausgerichtet werden.

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Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4 Aufgabe 6 Übung 3 Übung 4

Oftmals werden in den entwickelten Ländern einheimische Wirtschaftszweige wie beispielsweise die Landesverteidigung (Waffenindustrie) oder die Landwirtschaft durch protektionistische Massnahmen geschützt. Damit soll in diesen Sektoren ein gewisser Selbstversorgungsgrad sichergestellt werden. Auch wenn ein gesamter Wirtschaftszweig in einem Land zunehmend unter internationalen Druck gerät, werden häufig protektionistische Massnahmen gefordert, um damit einheimische Arbeitsplätze zu schützen. In weniger entwickelten Ländern kann es sinnvoll sein, junge Industrien so lange zu schützen, bis sie eine Grösse erreicht haben, die es ihnen erlaubt, auf dem internationalen Markt erfolgreich zu bestehen. Grundsätzlich können aber protektionistische Massnahmen zu sogenannten Vergeltungsmassnahmen anderer Länder führen, wodurch der positive Effekt des Freihandels völlig ausbleibt. Der Schutz einheimischer Wirtschaftszweige vor ausländischer Konkurrenz bedeutet für die Konsumenten letztlich immer höhere Preise. Die Ressourcen (Produktionsfaktoren) werden dadurch weltweit nicht optimal eingesetzt, was insgesamt zu Wohlfahrtsverlusten führt.

32.3 Internationale (Wirtschafts-)Organisationen Aufgrund der immer stärker werdenden Verflechtung der einzelnen Volkswirtschaften nimmt auch die Bedeutung der internationalen Organisationen zu. Im Zentrum steht dabei die Welthandelsorganisation WTO. Im Folgenden lernen Sie noch einige weitere internationale Organisationen kennen. ■ Welthandelsorganisation (WTO) Die Welthandelsorganisation WTO WTO, die World Trade Organization, gibt es seit 1995. Sie entstand aus dem sogenannten «Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen» (GATT GATT, General Agreement on Tariffs and Trade), einem multilateralen Vertragswerk, in welchem vor 1994 die Regeln für den internationalen Handel festgelegt waren. Die WTO ist die einzige internationale Institution, in welcher grenzüberschreitende Handelsfragen und -probleme auf globaler Ebene geregelt werden. Durch die

Die in Genf ansässige WTO zählt knapp 160 Mitgliedsnationen. Sie ist eine eigenständige Organisation im Gefüge der Vereinten Nationen.

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WTO werden bestehende Handelsabkommen weiterentwickelt und neue Abkommen ausgearbeitet. Auch bei Handelsstreitigkeiten bietet die WTO das geeignete Forum, um Konflikte zu schlichten. Das Ziel der WTO ist die Förderung des Freihandels und der Abbau von Handelshemmnissen, d. h. protektionistischer Massnahmen. Die WTO sichert allen Mitgliedstaaten die gleichen Rechte zu. Diese Nichtdiskriminierung umfasst zwei Aspekte: Das Prinzip der Meistbegünstigung besagt, dass die WTO-Mitgliedsländer sich gegenseitig gleich behandeln müssen. Falls ein WTO-Mitglied mit einem andern Staat eine Handelserleichterung vereinbart, muss es diese Handelserleichterungen auch allen anderen WTO-Mitgliedstaaten zugestehen (Ausnahmeregeln gelten für Entwicklungsländer). Nach dem Prinzip der Inländerbehandlung werden die WTO-Mitglieder verpflichtet, Importgüter aus anderen WTO-Ländern genauso zu behandeln wie gleichartige, im Inland hergestellte Produkte. Gemäss den WTO-Grundsätzen ist es unter gewissen Voraussetzungen möglich, dass ein Land Handelsbeschränkungen einführt. Beispielsweise werden einem Entwicklungsland Zölle für den vorübergehenden Schutz einheimischer Wirtschaftszweige zugestanden. Mengenmässige Beschränkungen (z. B. Kontingente) sind allerdings grundsätzlich verboten. Mit einem sogenannten Freihandelsabkommen Freihandelsabkommen, einem völkerrechtlichen Vertrag, vereinbaren zwei Staaten den Freihandel untereinander. Vertragsinhalt ist in der Regel die Beseitigung von Zöllen sowie weiterer, nicht-tarifärer Handelsbeschränkungen. Zunehmend an Bedeutung gewinnen Regelungen zu Direktinvestitionen; darunter verstehen wir langfristige Investitionen in Unternehmungen im Ausland, um Einfluss auf deren unternehmerische Tätigkeit zu nehmen. Ein weiterer Regelungsbedarf liegt im Bereich des geistigen Eigentums. Grundsätzlich verlangen Länder mit einem grossen Technologie- und Forschungssektor, vor Patentverletzungen, Nachahmungen und Kopien im Ausland geschützt zu werden. Entwicklungsländer sind demgegenüber daran interessiert, möglichst viel Gestaltungsfreiraum in diesem Bereich zu erlangen; beispielsweise, um eine selbstständige, kostengünstige Produktion Generika2 im Interesse der öffentlichen Gesundheit aufbauen zu können. Zwar ist und bleibt die WTO die Grundlage des Welthandelssystems. Bilaterale Freihandelsabkommen (zwischen zwei Staaten) oder multilaterale Freihandelsabkommen (zwischen mehreren Staaten) sind allerdings flexibler und können weiter gehen als die Vereinbarungen der WTO, denen alle rund 160 Mitgliedstaaten zustimmen müssen. Für die Schweizer Wirtschaft mit ihrer stark exportorientierten Struktur sind Freihandelsabkommen von zentraler Bedeutung.

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Generika sind Medikamente, welche die gleichen Wirkstoffe wie ein bereits existierendes (Original-)Markenprodukt enthalten und mit den Originalpräparaten austauschbar sind.


■ Informationen zum Freihandelsabkommen Schweiz – China «Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China vom Herbst 2013 verbessert den gegenseitigen Marktzugang für Waren und Dienstleistungen und erhöht die Rechtssicherheit für den Schutz des geistigen Eigentums und allgemein für den bilateralen wirtschaftlichen Austausch. Zusammen mit dem zugehörigen Arbeitsabkommen trägt es zur nachhaltigen Entwicklung bei und fördert die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und China. Mit dem Freihandelsabkommen werden die Zölle – z. T. mit Übergangsfristen – auf dem grössten Teil des bilateralen Handels vollständig oder teilweise abgebaut. In den Bereichen technische Handelshemmnisse […] bezwecken verschiedene sektorspezifische Kooperationsvereinbarungen die Verringerung von nicht-tarifären Handelshemmnissen. Für den Dienstleistungshandel gelten […] präzisierte Regeln (u. a. für Zulassungsverfahren) sowie verbesserte Marktzugangsverpflichtungen für verschiedene Dienstleistungen. Beim geistigen Eigentum wird das Schutzniveau in ausgewählten Bereichen […] verbessert, […]» Quelle: Factsheet zum Freihandelsabkommen Schweiz – China, Seco

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zeigt, dass nicht nur Entwicklungsländer Unterstützung des IWF beanspruchen. Dabei werden den kreditnehmenden Ländern für solche Finanzhilfeprogramme wirtschaftspolitische Auflagen gemacht, wie z. B. die Kürzung von Staatsausgaben, eine restriktive Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation oder die Liberalisierung der einheimischen Wirtschaft, um Exporte zu fördern. Gerade deswegen gerät die Politik des IWF immer wieder in die Kritik. So gingen beispielsweise in Entwicklungsländern Kürzungen von Sozialleistungen oftmals zulasten der armen Bevölkerungsmehrheiten, während die nationalen Eliten in den Schuldnerländern sowie multinationale Konzerne davon indirekt profitierten. – Mit der sogenannten technischen Hilfe unterstützt der IWF schliesslich Länder mit Massnahmen bei der Reform oder beim Aufbau von Institutionen, die zur Erreichung der Finanzstabilität notwendig sind.

■ Vereinte Nationen (UNO) Die UNO (United Nations Organization) ist die wichtigste Organisation von weltweiter Bedeutung. In ihr beteiligen sich 193 Mitgliedstaaten an Diskussionen und Entscheidungen zu globalen Themen von Sicherheit, Frieden, Armutsbekämpfung, Menschenrechten bis hin zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen. Seit 2002 ist die Schweiz Mitglied der UNO. Trotz gewisser Unzulänglichkeiten besitzt die UNO eine herausragende, weltweite Anerkennung und Akzeptanz.

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Die UNO hat ihren Hauptsitz in New York (Bild). In Europa beherbergt Genf (neben Wien) einen wichtigen UNO-Sitz.

■ Weltbank Die als «Weltbank» bezeichnete Organisation mit Sitz in Washington umfasst knapp 190 Mitgliedstaaten. Die Weltbank ist keine Bank im eigentlichen Sinn, sondern eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie definiert sich als «Entwicklungsorganisation», deren Ziele die Förderung von Wirtschaftswachstum, Armutsbekämpfung und gute Regierungsführung sind. Die Weltbank vergibt langfristige Darlehen mit einer Laufzeit von 15 bis 20 Jahren an Regierungen von ärmeren Ländern (Entwicklungs- und Schwellenländer), um wirtschaftliche Entwicklungsprojekte zu ermöglichen. Diese Kredite sind teilweise zinslos und in den ersten Jahren tilgungsfrei. Im Jahr 2012 hat die Weltbank 53,5 Milliarden US-Dollar für Projekte in Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt. Die Schweiz ist seit 1992 Mitglied der Weltbank. ■ Internationaler Währungsfonds (IWF) IWF, der Internationale Währungsffonds (engl. IMF IMF, International Monetary Fund), ist Der IWF eine Teilorganisation der Vereinten Nationen und zählt ebenfalls knapp 190 Mitgliedstaaten; auch in dieser Organisation ist die Schweiz seit 1992 Mitglied. Der IWF hat den Auftrag, die internationale Zusammenarbeit in der Geld- und Währungspolitik und im internationalen Handel zu fördern. Er soll die Finanzstabilität sicherstellen sowie das Wirtschaftswachstum und die Armutsbekämpfung in den Mitgliedstaaten vorantreiben. Diesen Auftrag erfüllt der IWF in drei Bereichen: – Erstens überwacht und beurteilt der IWF die Wirtschaftsentwicklung, sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene. – Er gewährt zweitens Ländern, die sich in vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten befinden, befristete Kredite, wie z. B. im Jahr 2010 Argentinien, Irland oder Griechenland. Das

■ Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development), mit Sitz in Paris, umfasst 34 Mitgliedstaaten, darunter auch die Schweiz. Die OECD zielt auf die Förderung des freien Welthandels und soll zur wirtschaftlichen Entwicklung sowohl ihrer Mitglieds- als auch der Nichtmitgliedsländer beitragen. Durch Koordination und Intensivierung der Entwicklungshilfe der Mitgliedstaaten soll in den Entwicklungsländern ein angemessenes Wirtschaftswachstum erreicht werden. Die OECD unterstützt ihre Mitgliedstaaten in der Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums und der Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten und bietet ihren Mitgliedern ein Forum, um ihre Wirtschafts-, Finanz-, Bildungs-, Wissenschafts-, Sozial-, Umweltund Entwicklungspolitik zu diskutieren, zu überarbeiten und zu verbessern. Die OECD-Länder repräsentieren 18 % der Weltbevölkerung, 72 % des weltweiten Bruttonationaleinkommens (BNE), 61 % des Welthandels, 95 % der weltweiten öffentlichen Entwicklungshilfe und schliesslich auch 46 % der weltweiten CO2-Emissionen. ■ Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) Die Schweiz ist – als eines der sieben Gründungsmitglieder neben Dänemark, Grossbritannien, Norwegen, Österreich, Portugal und Schweden – schliesslich auch noch Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA (European Free Trade Association). Die EFTA umfasst heute nur noch Island, Liechtenstein, Norwegen sowie die Schweiz. Das ursprüngliche Ziel dieser 1960 gegründeten Organisation war die Beseitigung der Zölle auf Industrieprodukten unter den Mitgliedstaaten; sie war damals eine Reaktion auf die 1957 gegründete Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, später EU) gewesen. Weil die EFTA keine Zollunion ist, können die Mitglieder ihre Zolltarife sowie weitere handelspolitische Massnahmen gegenüber Drittländern (d. h. Nicht-EFTA-Staaten) eigenständig festlegen. Die EFTA-Staaten haben seit den 1990er-Jahren ihre Organisation als Plattform für


die gemeinsame Aushandlung von Freihandelsabkommen mit Drittstaaten ausserhalb der EU genutzt. ■ Europäische Union (EU) 1950 schlug der französische Aussenminister Robert Schuman – angesichts des grossen Leides und der massiven Zerstörungen nach den beiden Weltkriegen – die Integration der westeuropäischen Kohle- und Stahlindustrie vor. 1951 gründeten Belgien, Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Italien und die Niederlande die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre mit dem sogenannten Vertrag von Maastricht die EU (Europäische Union). Im weiteren Verlauf wuchs die EU bis heute zu einem Zusammenschluss von 28 Mitgliedstaaten an. Ab 2002 wurde der Euro als Einheitswährung eingeführt, er ist heute in 18 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel. Die EU ist ein Staatenverbund mit einem riesigen Binnenmarkt von gut 500 Millionen Menschen mit freiem Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Ziel ist die Steigerung des Wohlstands und die Schaffung von Arbeitsplätzen, mit dem Fernziel eines schrittweisen politischen Zusammenschlusses der Staaten Europas. Die Schweiz in der geografischen Mitte Europas ist beinahe ausschliesslich von Ländern der Europäischen Union umgeben; entsprechend verdient die Schweiz etwa jeden dritten Franken im Austausch mit der EU. Die EU ist unser wichtigster Handelspartner: Rund 56 % der Schweizer Exporte gehen in die EU, 75 % der Schweizer Importe stammen aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (2012). Das Schweizer Volk lehnte 1992 den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) knapp ab. Dieser hätte die Schweiz in den Binnenmarkt der Europäischen Union eingebunden, ohne dass sie Mitglied der EU geworden wäre. Grund für die Ablehnung war die Furcht vor einer Einschränkung der schweizerischen Souveränität und vor einer starken Einwanderung von Arbeitskräften aus der EU. Die Beziehungen der Schweiz mit der EU sind heute über ein Vertragswerk mit einer Vielzahl bilateraler Abkommen geregelt. Die Bilateralen I von 1994 umfassen Liberalisierungsund Marktöffnungsabkommen (z. B. Personenniederlassung über die Grenzen hinweg, Landerechte für Flugzeuge sowie den Transit von EU-Lastwagen durch die Schweiz). Mit den Bilateralen II von 2004 wurde die Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich verstärkt und auf weitere Bereiche ausgedehnt, unter anderem durch das Schengen-Abkommen, das den Aufgabe 5 Reiseverkehr zwischen der Schweiz und der EU erleichtert und die Personenkontrollen an den Übung 5 gemeinsamen Grenzen aufgehoben hat.

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32.4 Ursachen der Globalisierung

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32.5 Chancen und Gefahren der Globalisierung

Unter Globalisierung verstehen wir die Entstehung weltumfassender Märkte und die Internationalisierung der Güter-, Kapital- und Arbeitsmärkte. Daraus ergibt sich eine globale Verflechtung sowie ein reger weltweiter Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Umwelt. Grundlage dafür, dass Waren und Dienstleistungen weltweit hergestellt und verkauft werden können, ist – neben den rein ökonomischen Faktoren – der technische Fortschritt, der kontinuierlich stark verbesserte Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten zu erheblich günstigeren Kosten zur Folge hatte. Begleitet wurden diese verbesserten technischen Möglichkeiten durch eine Vielzahl rechtlicher Regelungen und politischer Prozesse, wie z. B. internationale Abkommen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) sowie die Durchlässigkeit von Landesgrenzen und die Herabsetzung von Zöllen. Dank diesen Voraussetzungen waren Unternehmungen in den westlichen Industrieländern in der Lage, die Herstellung ihrer Güter in Billiglohnländer auszulagern. Deshalb werden gewisse Produkte, wie z. B. Textilien oder einfache Spielzeuge, heute in der Regel in Billiglohnländern in Fernost hergestellt. Insgesamt lassen sich die Ursachen der Globalisierung in die folgenden vier Bereiche gliedern: Technologische Ursachen ■ Tiefere Kosten für Verkehrs- und Kommunikationstechnologien ■ Äusserst leistungsfähiges, weltumspannendes Kommunikationsnetz (Internet, Mobiltelefonie)

Ökonomische Ursachen ■ Abbau von Handelshemmnissen ■ Abbau von Devisen- und Kapitalverkehrsbeschränkungen ■ Mobilität von Kapital und Wissen (Faktor Arbeit) ■ Zunehmende Direktinvestitionen von Unternehmungen im Ausland

Soziale Ursachen ■ Gestiegene Mobilität der Menschen ■ Zunehmende Angleichung unterschiedlicher Lebensstile, Normen und Wertvorstellungen ■ Gestiegene Akzeptanz und Nachfrage nach globalen Produkten

Politisch-rechtliche Ursachen ■ Bildung grosser, internationaler Wirtschaftsräume (z. B. EUErweiterung) ■ Öffnung der mittel- und osteuropäischen Länder ■ Neue Wachstumszentren im asiatischen Raum (v. a. China)

Quelle: «Unterrichtseinheit Globalisierung», www.handelsblattmachtschule.de

Weil Globalisierung ein sehr vielschichtiger Prozess ist, können wir die Folgen der Globalisierung nicht pauschal in einem Satz zusammenfassen. Die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft sind je nach Bereich unterschiedlich zu beurteilen. ■ Der internationale Handel – ein Hauptelement der Globalisierung – steigert die Wirtschaftstätigkeit und hat für breite Bevölkerungskreise den Wohlstand angehoben sowie zur Verringerung der Armut in vielen Ländern beigetragen (z. B. China, Indien, Mexiko, Uganda oder Vietnam). Offensichtlich ist allerdings auch, dass nicht alle Länder und Regionen in gleichem Ausmass von der Globalisierung profitieren. Entwicklungsländer, die sich stark auf Exportprodukte wie Kaffee, Baumwolle oder Zucker spezialisiert haben, sind den Schwankungen von Angebot und Nachfrage dieser Güter auf dem Weltmarkt ausgeliefert. Nachfrage- oder Angebotsveränderungen, beispielsweise ausgelöst durch Missernten, zeigen in diesen Ländern katastrophale Folgen. Dies vor allem dann, wenn in anderen Sektoren keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden konnten und sich damit die Arbeitnehmenden keine neuen Fähigkeiten und Kompetenzen aneignen konnten. Entwicklungsländer mit einseitigen Produktionsstrukturen haben deshalb vom gesamten Globalisierungsprozess weit weniger profitiert als Industrie- und Schwellenländer. ■ Unternehmungen ermöglicht die Globalisierung durch Produktionsverlagerungen kostengünstigere Herstellungsprozesse sowie die Erschliessung neuer Märkte. Vor allem profitieren international tätige Unternehmungen – sogenannte multinationale Unternehmungen (Multis) – mit Tochtergesellschaften in mehreren Ländern, von der weltweiten Verflechtung von Produktions- und Vertriebsstandorten. Es sind dies vielfach Produzenten von hochwertigen Gütern (z. B. Pharmaunternehmungen), die von einem grösseren Absatzmarkt profitieren, der ihnen Umsatzsteigerungen beschert. Multinationale Unternehmen bedrängen im direkten Konkurrenzkampf allerdings zunehmend kleinere, lokale Unternehmen und können diese vom Markt verdrängen. ■ Auch der Arbeitsmarkt ist von der Globalisierung betroffen. Weil der Faktor Arbeit in vielen Teilen der Welt billiger ist als in den westlichen Industrieländern, werden einfachere Produktionstätigkeiten in Niedriglohnländer verlagert, wo Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein eher negativer Aspekt solcher Verlagerungen sind die oftmals schlechten Arbeitsbedingungen (auch Kinderarbeit) in Billiglohnländern. Fair-Trade-Organisationen und anerkannte Sozialstandards können helfen, dass sich die Konsumierenden in den Industrieländern für Produkte entscheiden, die unter menschenwürdigen Sozial- und Wirtschaftsbedingungen auf den Markt kommen. Auf der andern Seite verschwinden in den angestammten Industrieländern schlecht qualifizierte Arbeitsplätze. Für gering ausgebildete Arbeitnehmende wird es entsprechend schwieriger, eine Stelle zu finden. Dies kann zu sozialen Spannungen und auch zur Forderung nach protektionistischen Massnahmen führen. Gefragt sind in diesen Ländern zunehmend höher qualifizierte Arbeitskräfte. Aber


auch in diesen Bereichen (Ingenieure, Wissenschaftlerinnen, Informatikspezialisten) spielt die Globalisierung. Für gut ausgebildete Fachleute gibt es einen internationalen Markt, und das Arbeitsangebot sowie die Arbeitsnachfrage machen an den Grenzen nicht halt. Deshalb finden Produktionsverlagerungen nicht ausschliesslich bei einfachen Gütern statt. Dank gut ausgebauten Glasfaserverbindungen können etwa im Informatikbereich anspruchsvolle Programmieraufträge aus europäischen Ländern z. B. an indische Unternehmungen ausgelagert werden, die dort mit sehr gut ausgebildeten einheimischen Fachleuten zu günstigeren Kosten arbeiten.

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■ Konsumentinnen und Konsumenten profitieren von einem breiteren Güterangebot zu günstigeren Preisen. Wir können in der Schweiz beinahe jederzeit frische Erdbeeren, exotische Früchte oder fangfrische Fische und Meeresfrüchte kaufen. Andererseits gerät die einheimische, eher kleinbetrieblich organisierte Landwirtschaft unter einen enormen Konkurrenzdruck, was den Strukturwandel in diesem Wirtschaftssektor beschleunigt; die Globalisierung nimmt dabei keine Rücksicht auf regionale, traditionell gewachsene Strukturen. Wenn einheimische und lokale Produzenten durch den internationalen Wettbewerb verdrängt werden, kann die Globalisierung auf der andern Seite auch eine gewisse «Verarmung» des Angebots bewirken. ■ Die weit entwickelten und gut ausgebauten Transportmöglichkeiten haben die weltweite Mobilität von Gütern und Menschen – zu verhältnismässig tiefen Kosten – enorm erhöht. Kommunikationstechnologien und Transportmöglichkeiten sind dabei eine Voraussetzung für den Anstieg des Welthandels und den Prozess der Globalisierung. In kürzester Zeit können Güter über die Standardisierte Container haben den Güterumschlag in den Häfen massiv vereinfacht und verbilganze Welt verteilt werden; Personen ligt, sodass die Transportkosten für viele Massensind in der Lage, innert Stunden von eigüter heute kaum mehr ins Gewicht fallen. nem Kontinent zum andern zu reisen. ■ Allein schon die global angestiegene Wirtschaftstätigkeit ist mit einem enormen Ressourcenverbrauch verbunden. Das höhere Verkehrsaufkommen, vor allem der See- und der Luftfrachtverkehr, verschmutzt Flüsse und Meere (Abwasser, Öl) sowie die Luft (CO2-Ausstoss). Der Transport der riesigen Güter- und Warenströme führt zu Umweltbelastungen und fördert den Klimawandel. Auf die Umwelt wirkt sich die Globalisierung daher weitgehend negativ aus. Der von uns Menschen selbst verursachte Klimawandel ist ein dringendes globales Problem, das nur durch gemeinsame Anstrengungen der Staatengemeinschaft gelöst werden kann. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass die Umweltstandards in Schwellen- und Entwicklungsländern meistens geringer sind als in den Industriestaaten. Gleichwohl kann die globale Umweltverschmutzung nicht den schwach entwickelten Regionen angelastet werden, nehmen doch etwa 20 % der Weltbevölkerung (in den Industriestaaten) rund 80 % des gesamten Ressourcenverbrauchs in Anspruch. ■ Dank den neuen Kommunikationsmöglichkeiten sind wir jederzeit und überall auf der Welt erreichbar. Satellitensysteme, das Internet und Computernetzwerke sorgen dafür, dass praktisch jeder Mensch mittels E-Mail, sozialen Netzwerken oder Videotelefonie überall auf der Welt erreichbar ist. Dies kann für jene Produktions- oder Geschäftsprozesse von Vorteil sein, bei denen eine Echtzeitkommunikation unumgänglich ist. In vielen

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Bereichen – oft persönlichen – fördert die ständige «Empfangsbereitschaft» Hektik im Alltag und trägt damit nicht wirklich zur Lebensqualität bei. Die globale und umfassende Nachrichtenübermittlung führt allerdings auch dazu, dass weltweit über Umweltskandale und problematische Grossprojekte in Bezug auf Natur und Umwelt berichtet und die Öffentlichkeit für solche Probleme sensibilisiert wird. Spektakuläre Aktivitäten der global tätigen Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), wie z. B. die Erstürmung einer Ölplattform in der Barentsee durch Greenpeace, finden durch ihre globale Verbreitung auf den verschiedensten Nachrichtenplattformen weltweite Beachtung. ■ Durch die weltweit fast ungehindert fliessenden Kapitalströme ist es für Unternehmungen tendenziell einfacher geworden, sich Kapital zu beschaffen. Dadurch können beispielsweise Schwellenländer von der Globalisierung profitieren. Sie haben die Möglichkeit, für die Gründung und den Aufbau von Unternehmen zu günstigen Rahmenbedingungen zu ausländischem Kapital zu kommen. Die Ausdehnung der Kapitalmärkte und die Beschleunigung der Finanzströme haben allerdings auch zur Folge, dass Märkte schneller ausser Kontrolle geraten und globale Krisen auslösen können. Die Finanzkrise 2008, die als Immobilienkrise in den USA begann, verdeutlichte die zunehmende Abhängigkeit und wirtschaftliche Verletzlichkeit einzelner Staaten. Ist eine grosse, wichtige Volkswirtschaft erst einmal durch eine Krise erschüttert, kann sich eine solche Krise wegen der internationalen Vernetzungen rasch global ausbreiten. ■ Im Bereich der Politik fördert die Globalisierung die Kooperation einzelner Staaten in verschiedenen internationalen Organisationen. Dies erhöht die Chancen für einvernehmliche Lösungen von Konflikten nicht nur im Wirtschaftsbereich, sondern auch auf andern Gebieten wie beispielsweise der Umweltpolitik. Eine weitere politische Globalisierungsfolge wird mit dem Begriff der sogenannten «Good Governance» umschrieben, der mit «guter, verantwortungsvoller Staats- oder Regierungsführung» übersetzt werden kann. Die Geberländer fordern heute von den Empfängern von Entwicklungshilfe die Einhaltung von rechtsstaatlichen Prinzipien im Staatsaufbau, die Einhaltung grundlegender Menschenrechte für die gesamte Bevölkerung und eine effiziente und transparente Führung des öffentlichen Sektors, frei von Korruption. Übung 6


32.6 Vom Umgang mit der Globalisierung In unserer wettbewerbsorientierten, nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen orientierten Wirtschaftsordnung müssen sich selbstverständlich sämtliche Wirtschaftsteilnehmer mit dem Globalisierungsprozess auseinandersetzen.Dabei stellen sich viele Fragen: ■ Fragen für Unternehmungen Während dies für vorwiegend regional tätige Kleinstunternehmungen kaum von Bedeutung ist, müssen sich mittelgrosse und grosse Unternehmungen zwingend auf die weltweite wirtschaftliche Verflechtung einlassen. Es geht dabei um Entscheidungen zur Unternehmungsstrategie, die auf höchster Führungsebene getroffen werden müssen. Sind die Markt- und Produktziele auf einen internationalen Markt ausgerichtet? Hat die Unternehmung das entsprechenden Know-how? Nicht jedes Unternehmen verfügt über die finanziellen Möglichkeiten und fachlichen Kompetenzen, um seine Güter z. B. auf dem asiatischen Markt zu lancieren. Müssen Rohstoffe oder Zwischenprodukte in kostengünstigeren Ländern beschafft werden? Ist die Unternehmung etwa aus Kostengründen gar «gezwungen», Teile der Produktion – und damit auch Arbeitsplätze – ins Ausland auszulagern, oder hält die Unternehmungsleitung aus grundsätzliche Überlegungen an der Leistungserstellung im Inland fest? ■ Fragen für Haushalte Wenn auch der Handlungsspielraum eines einzelnen Haushaltes gering ist, kann doch durch bewussten Konsum von Gütern und Dienstleistungen ein Beitrag gegen negative Auswirkungen der Globalisierung geleistet werden. Konsumenten müssen allerdings bereit sein, für ökologisch und sozialverträglich produzierte Güter einen höheren Preis zu bezahlen. Als Anbieter des Faktors Arbeit sind die Haushalte auf einer anderen Ebene von der Globalisierung betroffen. Sind die Arbeitnehmenden bereit, sich permanent weiterzubilden, um auf Umstrukturierungen im Zuge globaler Anpassungsprozesse besser reagieren zu können?

Wer ein T-Shirt zu einem «Hammerpreis» von CHF 5.– kauft, muss sich bewusst sein, dass solche Textilien in Bangladesch, Indien oder Vietnam zu absoluten Niedrigstlöhnen gefertigt werden, die in der Regel nicht ausreichen, um eine Familie zu ernähren.

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 Das haben Sie gelernt Die Bedeutung der ersten und der zweiten industriellen Revolution als Wegbereiter für den internationalen Handel beschreiben Die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) sowie die Einführung von Containern als Voraussetzung für das Wachstum der internationalen Handelsbeziehungen begründen Den Begriff «Globalisierung» in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht erläutern Auswirkungen des Freihandels für Industrie- und Entwicklungsländer beschreiben Fünf protektionistische Massnahmen aufzählen Den Sinn von protektionistischen Massnahmen für entwickelte und weniger entwickelte Länder beschreiben Sieben wichtige internationale (Wirtschafts-)Organisationen nennen Die Zielsetzungen der Welthandelsorganisation (WTO) beschreiben Die grundsätzlichen Inhalte eines Freihandelsabkommen erläutern Die Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UNO), der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) beschreiben Die Zielsetzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und der Europäischen Union (EU) beschreiben Das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union am Beispiel der Bilateralen Verträge beschreiben Die Ursachen der Globalisierung aufzählen und in vier Bereiche gliedern Die Auswirkungen der Globalisierung auf die Gesellschaft erläutern Chancen und Gefahren (Gewinner und Verlierer) der Globalisierung beschreiben Konkrete Fragen im Umgang mit Globalisierung aus Sicht der Unternehmungen und aus Sicht der Haushalte erläutern

Offene Fragen

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 Diese Begriffe können Sie erklären Globalisierung Internationale Arbeitsteilung Erste industrielle Revolution Zweite industrielle Revolution Freihandel Protektionismus Tarifäre / nicht-tarifäre Handelshemmnisse Einfuhrzoll Einfuhrquoten Einfuhrverbote Technische Normen Exportsubventionen Internationale (Wirtschafts-)Organisationen Welthandelsorganisation (WTO) Prinzip der Meistbegünstigung Prinzip der Inländerbehandlung Freihandelsabkommen Vereinte Nationen (UNO) Weltbank Internationaler Währungsfonds (IWF) Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD ) Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) Europäische Union (EU) Bilaterale Verträge

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Übung 1 Von der Arbeitsteilung … Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Unter Globalisierung verstehen wir ganz allgemein den weltweiten Handel mit Gütern (Rohstoffen, Halb- und Fertigfabrikaten) und Dienstleistungen.

b ) Die technologischen Innovationen der 50er- und 60er-Jahre liessen den weltweiten Handel stark anwachsen.

Übung 2 … zur Globalisierung Die folgenden Auswahlaufgaben enthalten immer zwei Aussagen, die miteinander verknüpft sind. Entscheiden Sie sich jeweils für eine der folgenden Antwortmöglichkeiten: A +weil+

B +/+

C +/–

D –/+

E –/–

Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft zu

Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft nicht zu

Erste Aussage richtig, zweite Aussage falsch

Erste Aussage falsch, zweite Aussage richtig

Beide Aussagen falsch

Begründen Sie falsche Verknüpfungen oder die falsche Teilaussage in wenigen Worten. c ) Die zweite industrielle Revolution fand Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts statt. Sie ermöglichte die Nutzung von Elektrizität als Hauptenergieform.

d ) Grundlage für die Industrialisierung Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts war die Erfindung und Weiterentwicklung der Dampfmaschine.

a) Als Folge der zweiten industriellen Revolution Ende des 20. bis Anfang des 21. Jahrhunderts konnten Güter in grossem Umfang hergestellt werden, weil aus der Fliessbandfertigung tiefere Produktionskosten pro Stück resultierten.

b) Der internationale Handel wird von Kritikern als wenig sinnvoll erachtet, weil es viele Volkswirtschaften gibt, die mit ihren eigenen natürlichen, ökonomischen und menschlichen Ressourcen den Bedarf des gesamten Landes abzudecken vermögen.

e ) Der Welthandel der Schwellenländer (gemessen am Export-Index) hat sich in den vergangenen 20 Jahren insgesamt mehr als verfünffacht.

f ) Ein wichtiger Faktor für den Aufschwung des internationalen Handels war die Standardisierung des Schiffsverkehrs durch den Bau und die Inbetriebsetzung riesiger Fährschiffe.

g ) Unter Expats verstehen wir gut verdienende Fachkräfte aus der EU, die im Auftrag ihrer Mutterkonzerne vorübergehend in der Schweiz arbeiten.

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c) Integrationsprozesse, d. h. Wanderungsbewegungen von Arbeitskräften, sind ein Phänomen der Globalisierung, weil in multinationalen Unternehmungen oftmals Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Ländern aus verschiedenen Kontinenten arbeiten.

d) Die Globalisierung findet auch in kultureller und sozialer Hinsicht statt, weil sich Informationen über Essgewohnheiten, Musikrichtungen, Modetrends oder neuste Filme via Internet und soziale Medien wie Facebook innert kürzester Zeit weltweit verbreiten.


Übung 3 Freihandel und Protektionismus

Übung 4 Auslösende Faktoren der Globalisierung

Der

erlaubt den beteiligten Ländern eine Ausweitung

ihrer Produktions- und zu einem

b ) Mobilität von Kapital und Wissen (Faktor Arbeit)

aller. Für wenig entwickelte

c) Öffnung der mittel- und osteuropäischen Länder

hinderten Handel unter Umständen sinnvoll sein, um damit junge, im befindliche Industrien vor der

aus den

Industriestaaten zu schützen. Dies kann z. B. mittels

gesche-

hen. In Industriestaaten verlieren allerdings die einheimischen Produzenten durch Zölle den Anreiz, ihre

zu verbessern.

Unter

verstehen wir staatliche Massnahmen zum

Schutz der eigenen Wirtschaft vor der

A

B

C

D

a) Leistungsfähiges, weltumspannendes Kommunikationsnetz

-möglichkeiten und führt damit

können allerdings Schutzmassnahmen vor einem unge-

Technologische Ursache

Konsum Kontingente (2 x) nicht-tarifären Produktionsverfahren Protektionismus steigenden Wohlstand Volkswirtschaften

Soziale Ursache

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Aufbau ausländischen Konkurrenz Einfuhrverbote Einfuhrzöllen einheimischen Freihandel Konkurrenz

Politisch-rechtliche Ursache

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

Ökonomische Ursache

Ordnen Sie die Beschreibungen dem zutreffenden Ursachenbereich der Globalisierung zu.

Ergänzen Sie den Lückentext mit den folgenden Begriffen.

d) Neue Wachstumszentren im asiatischen Raum (v. a. China) e) Gestiegene Mobilität der Menschen f) Abbau von Handelshemmnissen g) Tiefere Kosten für Verkehrs- und Kommunikationstechnologien h) Zunehmende Angleichung unterschiedlicher Lebensstile, Normen und Wertvorstellungen

.

Dabei kann zwischen Zöllen und

Handelshemmnissen

unterschieden werden. Dies sind beispielsweise

(= Ein-

fuhrquoten) oder

. In der schweizerischen Landwirt-

schaft sind

häufig saisonal ausgestaltet, sodass die ent-

sprechenden Güter nur ausserhalb der

Saison eingeführt

werden dürfen.

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a ) Hier engagieren sich gut 190 Mitgliedstaaten in Fragen zu unterschiedlichsten globalen Themen (Sicherheit, Frieden, Armutsbekämpfung, Menschenrechte, Schutz der natürlichen Ressourcen). b ) Die Beziehungen der Schweiz zu dieser Organisation sind über ein Vertragswerk mit einer Vielzahl bilateraler Abkommen geregelt. c ) Das Ziel dieser Institution ist die Förderung des Freihandels und der Abbau von Handelshemmnissen. d) Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich als «Entwicklungsorganisation» definiert, deren Ziele die Förderung von Wirtschaftswachstum, Armutsbekämpfung und gute Regierungsführung sind. e ) Diese Organisation hat den Auftrag, die internationale Zusammenarbeit in der Geldund Währungspolitik und im internationalen Handel zu fördern. f ) Die einzige internationale Institution, in welcher grenzüberschreitende Handelsfragen und -probleme auf globaler Ebene geregelt werden. Hier werden bestehende Handelsabkommen weiterentwickelt und neue Abkommen ausgearbeitet. g ) In Paris ansässige Institution mit 34 Mitgliedstaaten. Sie zielt auf die Förderung des freien Welthandels und soll zur wirtschaftlichen Entwicklung sowohl ihrer Mitglieds- als auch der Nichtmitgliedsländer beitragen. h ) Die gegenwärtigen Mitglieder sind Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Die einzelnen Staaten können ihre aussenhandelspolitischen Massnahmen gegenüber Drittstaaten eigenständig festlegen.

IWF (Internationaler Währungsfonds)

OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)

UN / UNO (Vereinte Nationen)

Weltbank

A

B

C

D

E

F

WTO (Welthandelsorganisation)

EU (Europäische Union)

Kreuzen Sie an, auf welche der aufgeführten internationalen Organisationen sich die folgenden Formulierungen beziehen.

EFTA (Europäische Freihandelsassoziation)

Übung 5 Internationale Organisationen

G

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Übung 6 Globalisierung – Chancen oder Gefahren? Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Der internationale Handel hat für breite Bevölkerungskreise den Wohlstand gesteigert sowie zur Verringerung der Armut in jenen Entwicklungsländern beigetragen, die sich auf Exportprodukte wie Kaffee, Baumwolle oder Zucker spezialisiert haben.

b ) Das gestiegene Verkehrsaufkommen führt zu Umweltbelastungen und fördert den Klimawandel, ist aber eine Chance für die Schwellen- und Entwicklungsländer, weil dort bereits zu Beginn der industriellen Entwicklung höhere Umweltstandards umgesetzt werden können.

c) Die globalisierten Finanzmärkte und die weltweit fast ungehindert fliessenden Kapitalströme sind eine Chance der Globalisierung, weil sich dadurch Unternehmungen einfacher Kapital beschaffen können.

d) Durch «Good Governance» werden der Anspruch nach rechtsstaatlichen Prinzipien im Staatsaufbau und die Einhaltung grundlegender Menschenrechte eingefordert.

e) Wir profitieren in der Schweiz durch den schnellen, weltweiten Handel von einem breiten, globalen Güterangebot. Allerdings wird diese Vielfalt z. B. an exotischen Früchten oder fangfrischen Meeresfischen wegen der beträchtlichen Transportkosten nur zu entsprechend hohen Preisen angeboten.

f) Die einheimische, eher kleinbetrieblich organisierte Landwirtschaft gerät durch die Globalisierung unter einen enormen Wettbewerbsdruck. Dadurch wird der Strukturwandel in diesem Wirtschaftssektor beschleunigt, was konkret heisst, dass immer mehr Bauernbetriebe verschwinden.

g) Die globale Vernetzung durch Kommunikationssysteme ermöglicht zum einen Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer und damit kostengünstigere Herstellungsprozesse, zum andern aber auch die Erschliessung neuer Märkte.

h) Der durch die Globalisierung ausgelöste Strukturwandel in vielen Industrieländern ist dafür verantwortlich, dass Arbeitsplätze für wenig qualifizierte Arbeitnehmende aufgehoben werden können und diese keine eintönigen Arbeiten mehr ausführen müssen.

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Aufgabe 1 Die Welt wird immer vernetzter – Globalisierung in acht Minuten «Die Welt wird immer vernetzter. Das Phänomen der Globalisierung verändert weltweit, wie die Menschen leben, konsumieren und arbeiten. Inzwischen sind viele wirtschaftliche, politische, kulturelle oder ökologische Zusammenhänge kaum noch aus einer nationalen Perspektive zu verstehen. Gleichzeitig ist eine Debatte um die Folgen der Globalisierung entbrannt. Aber was sind die wesentlichen Ursachen für die Globalisierung? In welchen Bereichen wirkt sie besonders stark? Und wer profitiert von ihr am meisten?» Quelle: Begleittext zum Film «WissensWert: Globalisierung»

e) Wie hat sich der weltweite Warenexport in der Zeit zwischen 1950 bis 2010 entwickelt? ■ verdoppelt

■ verdreifacht

■ verzehnfacht

■ verzwanzigfacht

■ verfünfzigfacht

Globale Warenexporte 2010

1950

f) Wie werden Investitionen von Firmen oder Regierungen im Ausland mit dem Fachbegriff bezeichnet, und auf welchen Betrag belaufen sie sich 2010?

1. Beantworten Sie die Fragen a) bis o) anhand des Videos «WissensWert: Globalisierung». a) Der Begriff Globalisierung ist nicht einfach zu definieren. Welche vier Aspekte der Globalisierung werden zu Beginn des Filmes genannt?

g) Was suchen Unternehmungen im Ausland vor allem?

b ) Was zählt alles zu den modernen Kommunikationstechnologien und Massenmedien?

h) Nennen Sie Beispiele für Globalisierungsthemen aus dem Bereich Politik.

c ) Um wie viele Prozent haben sich die Telefonkosten (New York – London), die Seefrachtkosten und die Luftfrachtkosten seit 1930 verbilligt? i) Was ist die Herausforderung der Globalisierungsprobleme im Bereich Politik?

d ) Welche drei Massnahmen haben massgeblich zur Öffnung der Märkte beigetragen?


j ) Welche überstaatlichen Organisationen werden im Video genannt, die einen erheblichen Einfluss auf die Globalisierung haben?

m) Wer profitiert von der Globalisierung und warum?

k) Durch welche Faktoren wird der Handlungsspielraum der Staaten (besonders der kleineren) verringert?

n) Welchen Ländern bringt die Globalisierung Nachteile, und weshalb ist dies so?

l ) Was wird unter «McDonaldisierung» verstanden? (kultureller Aspekt der Globalisierung)

o) Welches sind die Chancen, welches die Gefahren der Globalisierung für die Industrieländer?

Quelle: www.e-politik.de, «WissensWerte – Animationsclips zur politischen Bildung»

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Aufgabe 2 Wenn Deutschland und Italien Handel treiben Eine Deutsche und ein Italiener diskutieren über die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder. Der Italiener argumentiert: «Ein Handel mit den Deutschen kann sich für uns doch nicht lohnen. Die Deutschen sind uns in allen Bereichen überlegen. Ihre Importe (zum Beispiel die Autos von Audi, BMW oder VW) bedeuten für unsere Unternehmungen (zum Beispiel Fiat oder Lancia) eine unzumutbare Konkurrenz. Wir brauchen Einfuhrzölle und Importkontingente, um in Italien Arbeitsplätze zu schützen.» Die Deutsche argumentiert: «Ein Handel mit den Italienern bedeutet für die Deutschen einen enormen Druck auf die Löhne (zum Beispiel bei der Produktion von Schuhen oder Kleidern). Wir müssen die Konkurrenz aus den Billiglohnländern einschränken, sonst muss unser Lohnniveau stark zurückgehen. Wenn wir unseren Lebensstandard aufrechterhalten wollen, müssen wir Schutzzölle gegen diese Billigimporte erheben.» a ) Was versteht man unter Einfuhrzöllen, und welchen Zweck hat eine solche Vorkehrung?

b) Was ist ein Importkontingent, und weshalb ergreift ein Land eine solche Massnahme?

c) Wie beurteilen Sie die vorgebrachten Argumente des Italieners und der Deutschen?

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Aufgabe 3 Einschränkungen beim Import von Gemüse Lesen Sie den nachstehenden Text des Zollteams des Migros Genossenschaftsbundes und beantworten Sie die anschliessenden Fragen.

a) Weshalb müssen «Schweizer Früchte und Gemüse je nach Saison und Inlandproduktion» geschützt werden?

Kontingentskontrollen bei Früchten und Gemüse Schweizer Früchte und Gemüse werden je nach Saison und Inlandproduktion mit unterschiedlich hohen Zolltarifen für ausländische Waren geschützt. Sobald unsere Landwirtschaft die Nachfrage nicht mehr decken kann, legt der Bund jedoch Einfuhrkontingente fest. […] Am Beispiel von 100 Kilogramm Eichblattsalat lässt sich aufzeigen, wie stark der Zolltarif je nach Saison und Schweizer Produktion schwankt. ■ Beispiel «Eichblattsalat» (100 kg brutto) Bsp. Monat

Phase

Zolltarif

Januar

freie Phase

CHF

April

bewirtschaftete Phase

CHF 400.– ohne Kontingent

April

bewirtschaftete Phase

CHF

April

bewirtschaftete Phase

CHF 922.– wenn Kontingent überschritten wird

Anmerkung 10.– unbeschränkter Import

b) Weshalb kann Eichblattsalat im Januar unbeschränkt importiert werden?

10.– Kontingent c) Begründen Sie den Unterschied beim Zolltarif zwischen der Phase ohne und der Phase mit Kontingenten im April.

Das Bundesamt bestimmt die Kontingente Der Schweizer Handel und die Schweizer Produzenten melden dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) mindestens einmal pro Woche die Mengen, die sie benötigen beziehungsweise anbieten können. Wenn die Landwirtschaft die Nachfrage des Handels nicht decken kann, erteilt das BLW dem Handel für die fehlende Menge Importkontingente. Diese Kontingente werden einmal jährlich unter allen Marktteilnehmern nach einem fixen Schlüssel aufgeteilt. Jeder Marktteilnehmer weiss dadurch stets, mit welchen Mengen er rechnen kann, wenn ein Kontingent gesprochen wird. Wie Sie am Beispiel «Eichblattsalat» sehen, werden hohe Strafzölle fällig, wenn die zugeteilten Kontingente überschritten werden. Quelle: www.logistiktransport.ch

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Aufgabe 4 Handel zwischen zwei Ländern – eine Modellbetrachtung Im folgenden Modell nehmen wir an, dass A-Land und B-Land maximal 1200 Arbeitsstunden für die Produktion von Bekleidung und Nahrungsmitteln einsetzen können. Die in beiden Ländern produzierten Güter sind homogen, d. h., sie sind in jeder Hinsicht gleichartig und austauschbar. In A-Land benötigen die Arbeiter für die Produktion einer Einheit Bekleidung vier Arbeitsstunden und für eine Einheit Nahrungsmittel zwei Arbeitsstunden.

In B-Land braucht man für eine Einheit Bekleidung acht Arbeitsstunden und für eine Einheit Nahrungsmittel sechs Arbeitsstunden.

a) Übertragen Sie diese Modellannahmen in die folgende Tabelle: Produkt

A-Land

B-Land

Bekleidung

Produktivität

Nahrungsmittel

Produktionsfaktoren

Arbeitsstunden

Produktionsmöglichkeiten

nur Bekleidung nur Nahrungsmittel

Tauschverhältnis

Bekleidung / Nahrungsmittel

b) Tragen Sie die möglichen Güterkombinationen (Produktionsmöglichkeiten) der beiden Länder in der Grafik ein (Transformationskurven): B-Land

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300

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250

Bekleidung

Bekleidung

A-Land

200 150

200 150

100

100

50

50 0

0 100

200

300

400

Nahrungsmittel

500

600

700

100

200

Nahrungsmittel

300


c ) Tragen Sie in der folgenden Tabelle die möglichen Güterkombinationen bei der Aufnahme von Handelsbeziehungen ein und ergänzen Sie anschliessend die Grafik unter b) mit den Güterkombinationen mit Handel. Produkt

A-Land

Bekleidung

B-Land möglichst viel

mind. 15 Einh.

min. 400 Einh.

möglichst viel

Zielvorstellung Nahrungsmittel Bekleidung

Güterkombination ohne Handel

15 Einh.

Nahrungsmittel

Spezialisierung in der Produktion

Bekleidung

Handel (+ / – ), um die Zielvorstellungen zu erreichen

Bekleidung

Güterkombination mit Handel

Bekleidung

«Gewinn»

Bekleidung

durch Handel

Nahrungsmittel

400 Einh. 0 Einh.

Nahrungsmittel

0 Einh.

Nahrungsmittel

Nahrungsmittel

d) Welche Folgerung können wir aus dieser Modellrechnung ableiten?

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Aufgabe 5 Freihandelsabkommen Studieren Sie den folgenden Fachtext zum Thema Freihandelsabkommen. Halten Sie den Inhalt in Form einer Mindmap auf der folgenden Seite fest. Freihandelsabkommen sind völkerrechtliche Verträge, die zwischen zwei Parteien (einzelne Länder oder länderübergreifende Zusammenschlüsse) zur Gewährleistung des Freihandels abgeschlossen werden. Freihandelsabkommen erfassen im Regelfall den grenzüberschreitenden Warenverkehr zwischen den Vertragsparteien. Waren, die unter solche Abkommen fallen, kommen in den Genuss von Zollbegünstigungen bzw. Zollbefreiung. Sie müssen allerdings ihren Ursprung in einem der Vertragsstaaten haben, um von dieser präferenziellen Behandlung zu profitieren. Das Ziel der Freihandelsabkommen ist die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen mit wichtigen Partnern weltweit. Der Schweizerischen Wirtschaft soll ein möglichst hindernisfreier Zugang zu internationalen Märkten verschafft werden; Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse (z. B. technische Vorschriften, Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften, Importkontingente) sollen abgebaut werden. Die Schweiz verfügt heute – neben dem EFTA-Übereinkommen und dem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union – über ein Netz von 28 Freihandelsabkommen mit 38 Partnern ausserhalb der EU – und es werden laufend neue Abkommen ausgehandelt. Die Abkommen der Schweiz werden meistens im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) abgeschlossen. Daneben hat die Schweiz aber auch die Möglichkeit, Freihandelsabkommen ohne Mitwirkung der EFTA auszuhandeln, wie dies zum Beispiel bei den Abkommen mit China oder Japan der Fall gewesen ist 3. Inhalte der Abkommen Der Grundbestandteil jedes Abkommens ist der Warenverkehr (besonders der Abbau von Zöllen und anderen Handelsbeschränkungen). Darin wird der Handel mit Industrieprodukten […], Fisch und verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten geregelt. Der Handel mit unverarbeiteten Landwirtschaftsprodukten wird allerdings meist in separaten bilateralen Landwirtschaftsvereinbarungen geregelt. Neben dem Warenverkehr werden aber oft auch Bestandteile wie Schutz der Rechte am Geistigen Eigentum, Handel mit Dienstleistungen, Investitionen, Öffentliches Beschaffungswesen und technische Vorschriften in die neuen Abkommen integriert. Dies sind die sogenannten «Abkommen der zweiten Generation». Nutzen der Abkommen Die abgeschlossenen Abkommen mit Freihandelspartnern, mit Ausnahme des Freihandelsabkommens mit der EU, haben im Jahr 2013 22.6 % der gesamten Schweizer Exporte abgedeckt.

Dies entspricht 51 % der Schweizer Exporte nach Märkten ausserhalb der EU. Unter anderem fördern die Freihandelsabkommen Wachstum, Wertschöpfung und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Schweiz. Auch die Konsumenten und Produzenten in der Schweiz haben Vorteile durch die Freihandelsabkommen; den Konsumenten stehen günstigere Produkte und eine grössere Produktauswahl zur Verfügung, und die Produzenten können von vorteilhafteren Preisen für Halbfabrikate und Rohstoffe profitieren. Anwendung im KMU Den Themen Freihandelsabkommen und Ursprungsdeklaration wird in Exportbetrieben oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Bestimmung des Ursprungs ist ein Zusammenspiel zwischen Geschäftsleitung, Export, Beschaffung, Qualitätssicherung, Logistik und Finanzen notwendig. Wenn z. B. die Einkaufsabteilung aufgrund tieferer Preise den Lieferanten wechselt (bisher Ursprung Schweiz; neu Ursprung China / Drittland), muss auch die Exportabteilung darüber informiert sein, da sich dadurch möglicherweise der Ursprung ändert. Auch Preis- und Produktionsänderungen oder Wechselkursschwankungen können Änderungen in der Ursprungsbeurteilung nach sich ziehen. Wird also die Kalkulation nicht regelmässig überprüft, und werden dadurch Falschdeklarationen gemacht, können Nachzahlungen von Zöllen und erhebliche Bussen auf die Unternehmen zukommen. Die zuständigen Exportleiter oder Exportsachbearbeiter sollten sich zumindest in den Grundzügen der Anwendung von Freihandelsabkommen auskennen und wissen, welche Regeln anzuwenden sind. Genaueres zu den Ursprungsregeln und Ursprungsnachweisen finden Sie unter der Rubrik Ursprung 4. Quelle: Switzerland Global Enterprise (www.s-ge.com) Text durch die Autoren leicht angepasst

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Eine aktuelle Übersicht über das Netz der Freihandelsabkommen der Schweiz finden Sie auf der Website des Seco: www.seco.admin.ch

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Damit im Verkehr zwischen verschiedenen Freihandelspartnern Ursprungswaren von Drittlandwaren unterschieden werden können, benötigt man Ursprungsregeln. Diese legen für jede Warengruppe bis ins Detail fest, welche Kriterien sie erfüllen muss, damit sie in den Genuss der Präferenzen kommt. Aus diesem Grund gibt es zu jedem Freihandelsabkommen Ursprungsprotokolle bzw. Ursprungsanhänge. Folgende Waren können als Schweizer Ursprungswaren deklariert werden: – Vollständig in der Schweiz erzeugt (Urprodukt), z. B. Holz, Granit, lebende Tiere, Tierprodukte. – In der Schweiz ausreichend bearbeitet; es muss in der Schweiz eine Bearbeitung stattfinden, die über eine Minimalbehandlung (z. B. Waschen, Anstreichen, Sortieren, Abfüllen, Mischen usw.) hinausgeht.


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Aufgabe 6 Fataler Fehler beim Grenzschutz

Bauern müssen Tonnen von Salat vernichten Jetzt haben sie den Salat: Dutzende Tonnen Salat der Sorte Eisberg sind in der Ostschweiz nicht geerntet, sondern zerhackt worden. Ursache dafür ist ein Kommunikationsfehler.

Statt die Salate zu ernten, sieht sich der Bauer gezwungen, das Gemüse zu zerhacken. (Bild: Keystone / AP / Ronald Wittek).

Massaker auf dem Salatfeld: In der Ostschweiz mussten Gemüseproduzenten in den vergangenen Tagen grosse Mengen Eisbergsalat vernichten, wie die Konsumentensendung Espresso von Radio SRF meldet – und das, obwohl Eisbergsalat das drittbeliebteste Gemüse in der Schweiz ist. Bei dieser zerstörerischen Aktion handelte es sich paradoxerweise um eine Sparmassnahme. Für die Produzenten war es nämlich billiger, den Salat zu vernichten als ihn zu ernten. Ursache hierfür ist ein Kommunikationsfehler. Immer dienstags und donnerstags beraten sich die Vertreter der Schweizer Gemüseproduzenten und des Gemüsehandels und

entscheiden, welche Gemüse importiert werden und wie viel davon. Zurzeit wird neben Eichblatt- und Bataviasalat auch Eisbergsalat eingeführt. Denn sobald die heimische Saison zu Ende geht, werden die Kontingente für den Import von ausländischem Gemüse erhöht. Dadurch sinken die Zollabgaben auf das Importgemüse, die während der Saison in der Schweiz viel höher sind. So schützt man die Schweizer Ernte – eigentlich. Marktversorgung nicht gewährleistet Gemäss Mona Werschler, Sprecherin des Verbandes der Schweizer Gemüseproduzenten, wurde einstimmig beschlossen, die Grenzen für ausländischen Salat zu öffnen und den Schutzzoll zu senken. Diese Entscheidung habe man getroffen, weil die Marktversorgung aus der Schweiz nicht mehr gewährleistet und die meisten Ernten abgeschlossen waren. Die meisten, aber eben nicht alle. Die Ostschweizer Bauern waren aufgrund des schlechten Wetters mit ihrer Ernte im Verzug. 50 bis 100 Tonnen wurden dann vom Handel nicht abgenommen. Da die Bauern mit den Preisen des billigen Importsalats nicht mehr mithalten konnten, vernichteten sie den Salat mit speziellen Maschinen gleich an Ort und Stelle. Jedem Produzenten gehen damit rund 1 000 Franken verloren. Quelle: www.20 min.ch, 20. 11. 2013

a ) Warum wurde den Ostschweizer Bauern im Herbst 2013 vom Handel die 50 bis 100 Tonnen fertig produzierter Salat nicht abgenommen?

b) Weshalb konnten wohl die Bauern den fertig produzierten Salat nicht einfach gratis abgeben?

c) Machen Sie einen realistischen Vorschlag, wie einheimische Produzenten – ausser mittels Grenzschutz – auf die ausländische Billigkonkurrenz reagieren könnten.

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