VWL 06 - SV

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Ökologische und energiepolitische Herausforderungen

Leben und Wirtschaften geschieht innerhalb unserer natürlichen Umwelt. Menschen benötigen wie alle Lebewesen Luft und Wasser. Zudem ist die Natur einerseits «Lieferant» von Energieträgern und Rohstoffen zur Güterproduktion, andererseits wird sie zwangsläufig verschmutzt, weil sie die Abfallstoffe der wirtschaftlichen Prozesse aufnehmen muss. In diesem Kapitel lernen wir ökologische Probleme und Herausforderungen im Bereich des Umweltschutzes und der Energiepolitik kennen. Eine nachhaltige Entwicklung verlangt, dass die heute lebenden Menschen ihre Bedürfnisse decken können, ohne den in Zukunft lebenden Menschen die Möglichkeit einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken.

Theorie 1 2 3 4 5 6 7 8

Befindet sich die Schweiz auf dem Weg einer nachhaltigen Entwicklung? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir die Prinzipien und Lösungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung kennen. In welchen Bereichen sind Fortschritte zu verzeichnen? Wo besteht Handlungsbedarf? Welches sind die Vor- und Nachteile der aktuellen Projekte zum Schutz der Umwelt und des Klimas?

Übungen

Ressourcen – Grundlage des Wirtschaftens ........................................................... Umweltschutz – Probleme und Herausforderungen ............................................... Energie – Problembereich 1: Verbrauch ................................................................. Energie – Problembereich 2: Fossile Energieträger ................................................. Energie – Problembereich 3: Kernenergie .............................................................. Nachhaltige Entwicklung: Dimensionen und Prinzipien .......................................... Lösungsansätze am Beispiel Energiepolitik ............................................................. Instrumente für umweltpolitische Massnahmen ..................................................... Das haben Sie gelernt ........................................................................................... Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................

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Übersicht über die natürlichen Ressourcen ............................................................ Wasser – eine besondere Ressource ...................................................................... Umweltschutz: welche Bereiche sind betroffen? .................................................... Energieverbrauch .................................................................................................. Fossile Energieträger ............................................................................................. Stromerzeugung in einem Kernkraftwerk ............................................................... Nachhaltige Entwicklung ...................................................................................... Zukunft der Energieversorgung ............................................................................. Unterschiedliche energiepolitische Massnahmen ...................................................

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Aufgaben 1 2 3 4 5 6

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Umweltprobleme .................................................................................................. Masseinheiten für die Energie ............................................................................... Fossile Energieträger ............................................................................................. Entsorgung von radioaktiven Abfällen ................................................................... Mit Fakten und Fantasie in die Zukunft .................................................................. Energiestrategie 2050 ...........................................................................................

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Brennpunkt Volkswirtschaft

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1 Ressourcen – Grundlage des Wirtschaftens

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■ Übersicht über die natürlichen Ressourcen

Das gesamte menschliche Leben und alle wirtschaftlichen Prozesse benötigen natürliche Ressourcen in Form von Luft, Wasser, Rohstoffen oder Energie. Die Natur ist dabei nicht einfach eine unerschöpfliche Ressourcenquelle, sind doch viele Rohstoffe nicht erneuerbar und werden durch die menschliche Verwendung endgültig verbraucht. Die wirtschaftlichen Aktivitäten erzeugen zudem als Nebenprodukte Abgase, Abwasser, Abfälle und Abwärme, die in die Natur zurückfliessen und diese teilweise massiv belasten. ■ Ausschnitt aus dem Gesamtmodell zu den Zusammenhängen in Wirtschaft und Gesellschaft

RECHTSORDNUNG

Natürliche Ressourcen sind tierische und pflanzliche Ausgangsstoffe, Bodenschätze, Energieund Wasservorräte sowie die Luft. Mit dem englischen Begriff « Stocks» (= Vorräte) bezeichnen wir sämtliche Bodenschätze und Energievorkommen der Erde, unabhängig davon, ob sie momentan von der Gesellschaft genutzt werden oder nicht. Dagegen verstehen wir unter Ressourcen im engeren Sinne denjenigen Teil der Stocks, der für die Menschen einer bestimmten Zeit und Gesellschaft von Interesse ist und deshalb nachgefragt wird. Erdöl gehört z. B. als wichtiger, unverzichtbarer Rohstoff in der heutigen Zeit zu den Ressourcen. Die Ausbeutung und breite Anwendung des Rohöls begann allerdings erst im 19. Jahrhundert. Für die Zeit zuvor zählte deshalb Erdöl wohl zu den Stocks, nicht aber zu den Ressourcen. Reser­ ven umfassen schliesslich denjenigen Teil der Ressourcen, der gegenwärtig für die Menschen zugänglich und sowohl in technischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht abbaubar ist.

ÖKONOMISCHES SYSTEM Dienstleistungen

Unternehmung Bereich Wirtschaftsrecht

Wirtschaftslage Haushalte

Produktionsfaktoren Güterstrom

Luft

Wasser Rohstoffe Energie

ÖKOLOGISCHES SYSTEM Abgase Abwasser Abfälle Abwärme Bereich Umweltrecht

Wasser Boden Biologische Vielfalt Klima und Luft Naturgewalten

Umweltqualität

Ein häufig gebrauchtes Kriterium zur Gliederung der Ressourcen ist ihre Erneuerbarkeit. ■ Erneuerbare Ressourcen (regenerierbare Ressourcen) bilden sich durch natürliche Prozesse – und zwar in einem für die Menschen absehbaren Zeitraum – immer wieder neu. Zwar wird der Bestand an solchen Ressourcen, z. B. Meeresfische, durch die menschliche Nutzung vermindert, er kann sich aber in einem definierten Zeitraum wieder «erneuern», indem er nachwächst. Die wichtigste erneuerbare Energiequelle ist momentan die Sonnenenergie; zukünftig dürfte auch Erdwärme aus dem Erdinnern an Bedeutung gewinnen (Bereich der sogenannten «Geothermie»). Sonnenenergie kann direkt genutzt werden, indem z. B. mittels Sonnenkollektoren Warmwasser oder über Solarzellen elektrische Energie gewonnen wird. Mithilfe der Fotovoltaik kann sogar direkt aus Licht elektrische Energie erzeugt werden, eine Technik, die für sehr kleine Energiemengen, z. B. für Taschenrechner, bereits bestens bekannt ist. Indirekt haben auch noch weitere Energieformen ihren Ursprung in der Sonnenenergie wie z. B. die Wasser- und die Windkraft, die auch zur Erzeugung von Elektrizität genutzt werden. Die Energie der Sonne ist aus menschlicher Sicht unerschöpflich, und ihre Nutzung hat deshalb keinen Einfluss auf den «Energievorrat». Erneuerbar sind auch die pflanzlichen und tierischen Ausgangsstoffe für die mensch­ liche Ernährung. Die verschiedenen Getreidearten (Weizen, Reis und Mais), Kartoffeln, Tiere und Fischbestände können grundsätzlich nachwachsen. Allerdings sind bestimmte Fischbestände und Meeressäuger wie Wale und Delfine bedroht: einerseits durch intensive industrielle Fangmethoden und andererseits durch die Verschmutzung der Weltmeere. Gefordert wird deshalb eine nachhaltige Nutzung solcher Bestände, die eine Regeneration in einem für Menschen absehbaren Zeitraum ermöglicht.


■ Nicht erneuerbare Ressourcen werden durch die menschliche Nutzung (endgültig) «verbraucht». Zwar sind fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas oder Kohle in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess entstanden und könnten in einem erdgeschichtlichen Zeitraum auch wieder gebildet werden. In «menschlichen Dimensionen» betrachtet sind sie jedoch nicht erneuerbar. Gerade wegen dieser Endlichkeit der fossilen Energieträger ist ein sparsamer Umgang, d. h. ein optimaler Einsatz dieser Ressourcen, anzustreben. Übung 1

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Umweltschutz – Probleme und Herausforderungen

Ein wirksamer Umweltschutz schützt die Menschen vor übermässiger Belastung durch Lärm, schädliche Stoffe und Organismen, Strahlung sowie vor Naturgefahren. Gleichzeitig sollen die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser, Luft, Wald, Klima und die biologische Vielfalt (Biodiversität) langfristig erhalten und bereits eingetretene schwerwiegende Schäden behoben werden. Für die Schweiz stellen sich im Bereich des Umweltschutzes unter anderem folgende Herausforderungen: ■ Wasser – eine besondere Ressource Wasser ist ein besonderer Rohstoff: Es ist für das menschliche Leben unverzichtbar. Etwa 10 % des weltweiten Wasserverbrauchs werden als Trinkwasser sowie zum persönlichen Gebrauch (z. B. Körperpflege oder Toilettenspülung) in den Haushalten verwendet. Die Indus­ trie verbraucht 20 %, und zirka 70 % werden zur Nahrungsmittelproduktion in der Landwirtschaft benötigt. Weil 70 % der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, wird die Erde auch als der «Blaue Planet» bezeichnet. Die weltweiten Wasserreserven bestehen allerdings nur zu knapp 3 % aus Süsswasser und zu etwa 97 % aus Salzwasser. Wasser wird durch die Sonnenenergie ständig in einem Kreislauf von Verdunstung und Niederschlag bewegt und ist deshalb ein erneuerbarer Rohstoff. Durch die wachsende Umweltverschmutzung reicht allerdings die Fähigkeit der Natur, Wasser zu reinigen, zunehmend nicht mehr aus; der Anteil an verschmutztem Wasser steigt deshalb ständig an. Sauberes Wasser ist zwar für einen immer grösseren Anteil der Weltbevölkerung verfügbar. Noch immer aber trinken ca. 900 Mio. Menschen jeden Tag Wasser, das krank machen kann. Die Folgen sind Infektionskrankheiten, die für Millionen von Menschen den Tod bedeuten. Drastisch sind die Werte nach wie vor für weite Bereiche in Afrika. Südlich der Sahara haben nur etwa 40 % der Menschen sauberes Wasser zur Verfügung.Die globalen Süss­ wasserreserven sind sehr ungleich und nicht dem Bedarf entsprechend verteilt. Wasserreichen Gebieten, vornehmlich auf der nördlichen Erdhalbkugel, stehen riesige Trockengebiete in afrikanischen Ländern

In Äthiopien hat nur jeder sechste Mensch Zugang zu sauberem Wasser.

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gegenüber, in denen es einen chronischen Wassermangel gibt. Wasserknappheit herrscht häufig auch in Entwicklungsländern mit grossem Bevölkerungswachstum. Um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können, müssen die landwirtschaftlichen Anbauflächen ausgeweitet werden. Der Mangel an sauberem Trinkwasser dürfte sich deshalb in Zukunft – angesichts der wachsenden Weltbevölkerung – zusätzlich verschärfen. Schliesslich ist Wasser auch ein Energieträger. Dieser «Verwendungszweck» des Wassers ist gerade für die Schweiz bedeutsam, wird doch mehr als die Hälfte der Elektrizität durch Wasserkraftwerke erzeugt (rund 57 %). Weltweit trägt die Wasserkraft mit knapp einem Fünftel zur Stromerzeugung bei. Experten messen der Wasserkraft auf globaler Ebene noch erhebliche Ausbaumöglichkeiten zu. Problematisch ist der Ausbau der Energiegewinnung durch Wasserkraft wegen der teilweise massiven Eingriffe in die natürlichen Lebensräume. Übung 2 ■ Boden Die gewaltige wirtschaftliche Entwicklung, verbunden mit einem starken Bevölkerungswachstum, hat dazu geführt, dass Dörfer und Städte in der Schweiz immer mehr auswuchern und auch zunehmend ausserhalb von Ortschaften gebaut wird. Das führt zu einem Verlust freier Flächen, was wiederum weitreichende Folgen für unsere Gesellschaft hat. So führt diese EntMit dem Instrument der Raumplanung soll der wicklung («Zersiedelung») beispielsweise fortschreitenden Zersiedelung der Schweiz ent­ zu einem erhöhten Bedarf an Verkehrsinfgegen­gewirkt werden. rastruktur (Bahn, Strassen), beeinflusst aber auch die allgemeine Lebensqualität der Menschen. Wenn immer mehr Menschen in grösserer Distanz zu den ursprünglichen Dorfund Stadtzentren wohnen, geht der soziale Zusammenhalt allmählich verloren, und viele typische Vorteile von Gemeinden kommen nicht mehr zum Tragen (z. B. soziale Beziehungsnetze, Vereinsleben, lokale Kultur- und Sportangebote). Massnahmen, mit denen man die räumliche Entwicklung von Gemeinden, Regionen oder Kantonen steuert, bezeichnen wir als Raumplanung. Damit werden unterschiedliche Gebiete festgelegt, die einem bestimmten Zweck dienen sollen: So gibt es z. B. Bauzonen, die vor allem fürs Wohnen vorgesehen sind, und andere, in denen sich in erster Linie Gewerbebetriebe ansiedeln können. Die Zersiedelung wurde möglich, weil solche Bauzonen in vielen Regionen zu grosszügig geplant wurden. Im Jahr 2013 wurden deshalb die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen neu geregelt. Zu grosse Bauzonen sollen verkleinert und bestehende Baulandreserven besser genutzt werden. Damit sollen die Landschaft als Natur- und Erholungsraum geschützt und die Attraktivität der Schweiz als Wohn- und Arbeitsort erhalten bleiben.


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Ökologische und energiepolitische Herausforderungen

 Das haben Sie gelernt Erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen unterscheiden Die Unterschiede zwischen Stocks, Ressourcen und Reserven erklären Probleme und Herausforderungen im Bereich des Umweltschutzes beschreiben Die Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz und weltweit erklären Den unterschiedlichen Pro-Kopf-Energieverbrauch verschiedener Länder beschreiben Den Endenergieverbrauch nach Verbrauchergruppen unterscheiden Verschiedene Energieträger beschreiben und ihren Anteil am Energieverbrauch in der Schweiz kennen Die Reichweiten der fossilen Energieträger beurteilen Die Entstehung des Treibhauseffekts erklären und seine Auswirkungen beurteilen Die Funktionsweise eines Kernkraftwerks beschreiben Die Problematik des Einsatzes der Kernenergie beurteilen Nachhaltige Entwicklung am Beispiel des Gesamtmodells beschreiben Die vier Bedingungen einer nachhaltigen Entwicklung beschreiben Die drei Zieldimensionen einer nachhaltigen Entwicklung erklären Die grundsätzlichen Ziele der Energiestrategie 2050 des Bundesrates erklären Verschiedene erneuerbare Energienutzungsarten nennen Unterschiedliche energiepolitische Massnahmen beschreiben und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit beurteilen

Offene Fragen

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 Diese Begriffe können Sie erklären Natürliche Ressourcen

Risiko

Stocks

Wahrscheinlichkeit

Ressourcen

Schadensausmass

Reserven

Nachhaltige Entwicklung

Erneuerbare Ressourcen

Erneuerbare Energieträger

Nicht erneuerbare Ressourcen

Wasserkraft

Fossile Energieträger

Windenergie

Erdöl

Sonnenenergie

Erdgas

Energie aus Biomasse

Kohle

Geothermische Energie

Raumplanung

Externe Kosten

Biologische Vielfalt (Biodiversität)

Internalisierung

Klimaerwärmung / Klimawandel

Energiewende / Energiestrategie 2050

Energieträger

CO 2-Gesetz

Primärenergie

Emissionszertifikate

Sekundärenergie

Lenkungsabgaben

Endenergie Energieverbrauch Pro-Kopf-Verbrauch Treibhauseffekt Natürlicher Treibhauseffekt Künstlicher Treibhauseffekt Weltklimakonferenz Kyoto-Protokoll Kernenergie Uran Radioaktiver Abfall

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Ökologische und energiepolitische Herausforderungen

A

L

H

W

Solarkraftwerke Fotovoltaik Energie aus Biomasse Geothermische Energie

Windkraftwerke

Übung 9 Unterschiedliche energiepolitische Massnahmen

Wasserkraft Laufkraftwerk Wasserkraft Hochdruckanlage

Kreuzen Sie an, welche Anlagen zur Erzeugung von elektrischer Energie mit den folgenden ­Formulierungen angesprochen werden.

Atomkraftwerk

Übung 8 Zukunft der Energieversorgung

S

E

Energiepolitische Massnahmen lassen sich in vier Arten gliedern. Kreuzen Sie für die folgenden energiepolitischen Massnahmen die zutreffende Art an.

G

a ) Ist in der Schweiz aus Gründen des Land­ schaftsschutzes umstritten. b) Arbeitet nachts mit nicht benötigtem Strom (Pumpspeicherwerke). c ) Benötigt erneuerbare Primärenergieträger. d ) Arbeitet nach dem Prinzip eines konven­ tionellen thermischen Kraftwerks. e ) Nutzt geringe Fallhöhen grosser Wasser­­ massen aus. f) Bei diesem Verfahren entstehen sehr wenig CO2-Emissionen.

A a) Informationen zur Energiesituation und Überzeugungsarbeit bei Unternehmungen und Haushalten. b) Grenzwert für den Schadstoffausstoss von Heizungen. c) Massnahmen zur Internalisierung externer Kosten. d) Umsetzung der Massnahmen verlangt in der Regel Gesetzes­ änderungen. e) Emissionszertifikate

g) Kann ab 2050 rund 20 % des Strombedarfs decken.

f ) Kantonale Finanzhilfen für Anlagen, die den MINERGIE-­­ Standard erfüllen.

h ) Arbeitet mit einem Primärenergieträger, bei dessen Vermarktung die Preise durch die OPEC beeinflusst werden.

g) CO 2-Lenkungsabgaben

i ) Primär für die Anwendung im Heizbereich von Ein- und Mehrfamilienhäusern geeignet.

i) Hier wird eine maximale Schadstoffmenge gesetzlich ­ zugelassen.

j) Nur auf landwirtschaftlichen Betrieben ab einer gewissen Grösse möglich. k) Das Potenzial für solche Anlagen ist in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft. l ) Solche Anlagen sollen gemäss Energie­­ strategie 2050 keine mehr gebaut werden. m ) Benötigt eine Primärenergie, die in der Schweiz nicht vorkommt.

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h) Dafür setzt sich z. B. «EnergieSchweiz» ein.

Planerische und technische Massnahmen Gebote und Verbote Marktwirtschaftliche Instrumente

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Appelle

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B

C

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Aufgabe 3 Fossile Energieträger

Schiefergas-Hype spaltet die Gemüter Geologen vermuten riesige Schiefergasvorkommen im Schweizer Mittelland. Ein texanischer Gaskonzern wittert das grosse Geschäft. Doch die Förderung ist umstritten. Am Bodensee suchen britische Konzerne bereits seit geraumer Zeit nach Gas und diese Woche wurde bekannt, dass der texanische Gaskonzern eCorp im Mittelland ebenso nach fossilen Brennstoffen bohren will. Um an das kostbare Schiefergas zu kommen, bedienen sich die Bohrspezialisten des Hydraulic Fracturing, kurz Fracking. Zu Deutsch bedeutet dies so viel wie hydraulisches Aufbrechen von Gestein. Technischer Kern der Methode ist es, Wasser und Chemikalien in tiefliegende Gesteinsschichten zu pressen und dadurch Druck zu erzeugen, um Öl oder Gas herauszulösen. Der Gaskonzern eCorp will nun sein europäisches Hauptquartier nach Zürich verlegen und von dort die Gasexploration in der Schweiz, Frankreich, England und Osteuropa vorantreiben. Dafür will das Unternehmen aus Texas mehrere Millionen Franken investieren. Noch in diesem Jahr sind zehn Probebohrungen im Mittelland geplant. Und die Aussichten sind glänzend: Geologen vermuten in 3000 Metern Tiefe Schiefergasvorkommen, die den Bedarf an fossilen Brennstoffen in der Schweiz für Jahrzehnte decken könnten. Ein Milliardengeschäft, das sich eCorp angeln möchte. Experten nehmen Stellung Für die einen ist die moderne Fördermethode ein Segen, für die anderen ein Frevel an der Umwelt. Die Fracking-Methode birgt laut Kritikern grosse Gefahren, insbesondere für das Grundwasser. Die Befürworter sehen grosses Potenzial in der Energiegewinnung. 20 Minuten Online hat zwei Experten zur umstrittenen Fördermethode befragt: Pro: Peter Burri, Präsident Schweizerische Vereinigung von Energie-Geowissenschaftern «In den USA gab es bei der Förderung von Schiefergas einige Umweltprobleme. Diese Vorkommnisse sind inakzeptabel, gehen aber fast ausschliesslich auf menschliches Versagen zurück. Fracking wird seit Jahrzehnten problemlos angewendet. Es ist möglich, Gestein aufzubrechen, ohne gefährliche Chemikalien zu verwenden, neuerdings sogar ohne Wasser. Ein Verbot der Technologie ist wissenschaftlich nicht gerechtfertigt. Was wir brauchen, sind klare Richtlinien, damit die Technologie kontrolliert angewendet werden kann. Europa deckt heute einen wichtigen Teil seines Energiebedarfs mit Gas, das wird noch sehr lange so bleiben. Es ist auch umweltpolitisch sinnvoll, das Gas in der Schweiz zu fördern: Hier geschieht dies unter strengen Sicherheitsauflagen und wir verschwenden nicht einen bedeutenden Teil der Energie, um das Gas von Sibirien in die Schweiz zu transportieren.»

Contra: Michael Casanova, Projektleiter Gewässerschutz- und Energiepolitik bei Pro Natura «Es klingt verlockend. Gas im Wert von Milliarden von Franken schlummert tief unter unseren Betten im Untergrund. Nur: Um es zu gewinnen, müssen inakzeptable Risiken eingegangen werden. Tonnenweise müssten Chemikalien zur Förderung in den Untergrund gepumpt werden. Eine langfristige Verschmutzung von Trink- und Grundwasser ist trotz beruhigenden Worten der Gas-Lobby nicht auszuschliessen. Ebenso werden beim Fracking Abermillionen Liter Wasser verbraucht. Wasser, welches aus unseren bereits stark genutzten Gewässern entnommen wird. Heute stehen wir am Anfang eines neuen Energiezeitalters. Investieren wir in Energieeffizienz und Energieträger der Zukunft! Das krampfhafte Festhalten am fossilen Zeitalter blockiert dringend nötige Impulse für eine naturverträgliche Energiezukunft.» USA im Rausch des schwarzen Goldes In den USA wird das hydraulische Aufbrechen von Gesteinsformationen bereits grossflächig eingesetzt. Die grössten Gas- und Ölquellen liegen in Texas und North Dakota und sie sollen die USA vom Tropf der Scheichs befreien und die russischen Gasproduzenten in die Schranken weisen. Das wird weltpolitisch weitreichende Folgen haben. Der grösste Verbraucher fossiler Brennstoffe könnte in ein paar Jahren zum grössten Ölproduzenten der Welt aufsteigen – eine Renaissance, an die viele nicht mehr geglaubt haben. Die US-Energiebehörde EIA geht davon aus, dass durch die neue Technik im laufenden Jahr 900 000 Fass mehr Öl pro Tag aus dem Boden gepumpt werden können. Die Förderung steigt damit auf 7,3 Millionen Barrel. Zugleich wird die Einfuhr von Rohöl und Benzin den Behörden zufolge bis 2014 auf sechs Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag sinken. Das ist rund die Hälfte des Spitzenwertes der Jahre 2004 bis 2007. Deutsche Behörden melden Bedenken an In Deutschland hat die Fracking-Technologie indes einen Rückschlag erlitten. Das deutsche Umweltbundesamt warnt vor dem Einsatz der umstrittenen Erdgasfördermethode. Sie soll nur unter strengen Auflagen erlaubt werden. Das Bundesamt geht davon aus, dass 1,3 Billionen Kubikmeter Gas tief unter der Erde schlummern. Das entspreche dem Gesamtbedarf der nächsten 13 Jahre in Deutschland. Die Behörden warnen jedoch, dass die Technologie insbesondere wegen des Einsatzes von Chemikalien und der Entsorgung des anfallenden Wassers erhebliche Risiken berge. Quelle: 20 Minuten online; 25. Januar 2013


■ Erdgasgewinnung durch Fracking

a) Was versteht man unter Fracking?

Fracking

5

konventionelle Lagerstätten

3 einzementiertes Steigrohr

500 m Sandstein

gering durchlä

p e ic s s i ge s S

Erdgas im dichten Gestein 1000 m Tiefe

2

4

1

s te herge

in

Erdgas

ch iches S gasre

iefergestein

künstliche Risse

b) Warum ist Fracking heute plötzlich auch in der Schweiz und anderen europäischen ­Ländern ein Thema, obwohl die Methode eigentlich schon seit vielen Jahren bekannt ist?

600 bis 1000 m

So funktioniert Fracking: 1 Horizontalbohrung: In die Lagerstätten werden lange Strecken gebohrt. 2 Das Steigrohr wird unten mit Löchern perforiert (Durchmesser 30 bis 40 Zentimeter). 3 Unter hohem Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand und Chemikalien durch die Löcher in das umliegende ­Gestein gepresst. 4 Durch den hydraulischen Druck entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas ­fliessen kann. Die Risse können sich horizontal bis zu 100 Metern und vertikal bis zu zehn Metern aus­ dehnen. 5 Das eingepresste Gemisch (Frack-Fluid) wird bis auf den Quarzsand und Chemikalienreste ­zurückgepumpt. Der Quarzsand hält die künstlichen Risse offen. Das eingeschlossene Gas strömt dem Bohrloch zu und kann nun gefördert werden.

c) Warum ist Fracking derart umstritten?

Quelle für Grafik: http://www.welt.de

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