VWL 07 - LV

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Weltweite Verflechtung – Globalisierung

Der internationale Handel verschafft den Konsumentinnen und Konsumenten Zugang zu einem breiten Angebot an Produkten zu erschwinglichen Preisen. Unter­ nehmungen erlaubt er den Eintritt in grössere Märkte und bietet somit zusätzliche Absatzmöglichkeiten, was wiederum helfen kann, Arbeitsplätze zu erhalten oder gar auszubauen. Allerdings können durch Produktionsverlagerungen in Niedriglohn­ länder auch hierzulande Arbeitsplätze verloren gehen. Für die betroffenen Arbeit­ nehmer ist es kein Trost, dass dafür in einem andern Land neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Güter höchstwahrscheinlich kostengünstiger herge­ stellt werden können.

Theorie 1 2 3 4 5 6

Mit der Intensivierung internationaler Handelsbeziehungen geht aber auch eine zunehmende Verflechtung fast aller Lebensbereiche in Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation einher – Globalisierung umfasst somit weit mehr als den internationalen Güteraustausch.

Übungen

Von der Arbeitsteilung zur Globalisierung .............................................................. Freihandel und Protektionismus ............................................................................ Internationale (Wirtschafts-)Organisationen .......................................................... Ursachen der Globalisierung ................................................................................. Chancen und Gefahren der Globalisierung ............................................................ Vom Umgang mit der Globalisierung .................................................................... Das haben Sie gelernt ........................................................................................... Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................

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Aufgaben 1 2 3 4 5 6

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Von der Arbeitsteilung .......................................................................................... ... zur Globalisierung ............................................................................................. Freihandel und Protektionismus ............................................................................ Auslösende Faktoren der Globalisierung ................................................................ Internationale Organisationen ............................................................................... Globalisierung – Chancen oder Gefahren? .............................................................

Die Welt wird immer vernetzter – Globalisierung in acht Minuten .......................... Wenn Deutschland und Italien Handel treiben ....................................................... Einschränkungen beim Import von Gemüse ........................................................... Handel zwischen zwei Ländern – eine Modellbetrachtung ..................................... Freihandelsabkommen .......................................................................................... Wohin steuert die Weltwirtschaft? ........................................................................

Weltweite Verflechtung – Globalisierung (Ausgabe für Lehrperson)

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Weltweite Verflechtung – Globalisierung (Ausgabe für Lehrperson)

Von der Arbeitsteilung zur Globalisierung

Die Arbeitsteilung gilt als Ursprung des Handels schlechthin. Indem sich die Menschen auf die Produktion jener Güter konzentrieren, die sie am besten herstellen können, lassen sich höhere Erträge erzielen, als wenn jede und jeder im Selbstversorgungssystem alles selbst herstellt. Was im Kleinen gilt, kann auch auf die Staatengemeinschaft übertragen werden. Unter der internationalen Arbeitsteilung verstehen wir die Spezialisierung einzelner Nationalstaaten­ auf die Produktion weniger Güter oder Dienstleistungen, die durch ein funktionierendes Aus­ senhandelssystem ausgetauscht werden können. Internationaler Handel ist sinnvoll, weil es kaum eine Volkswirtschaft geben dürfte, die einzig mit ihren eigenen natürlichen, ökonomischen und menschlichen Ressourcen den Bedarf des gesamten Landes zu Preisen zu decken vermag, die sich die Bevölkerung leisten kann. Der Ökonom David Ricardo wies bereits im Jahr 1817 nach, dass alle Länder vom Freihandel profitieren, auch wenn ein Land alle Güter günstiger herstellen könnte als die übrigen. Die Erfindung und Weiterentwicklung der Dampfmaschine bildete die Grundlage für die Industrialisierung Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts. In der sogenannten ersten industriellen Revolution entstanden Grossindustrien, in denen die Güter maschinell – und nicht mehr wie bisher in Handarbeit – hergestellt wurden. Eisenbahnnetze und dampfbetriebene Schiffe sorgten für den zunehmend günstigeren Transport dieser Güter. Begünstigt wurde diese von England ausgehende Entwicklung durch Englands Status als Kolonialmacht. Militärische Macht und eine unter militärischem Schutz operierende Handelsflotte sorgten dafür, dass die Güter auf dem damaligen Weltmarkt verteilt werden konnten. Unternehmungen in Europa bezogen Rohstoffe aus den Kolonien und belieferten Länder auf der ganzen Welt mit relativ günstigen Gütern. In der sogenannten zweiten industriellen Revolution Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts ermöglichte die Nutzung von Elektrizität als Hauptenergieform und die von den USA ausgehende Fliessbandfertigung, dass Güter in noch grösserem Umfang und zu tieferen Produktionskosten pro Stück hergestellt werden konnten. Die Massenproduktion schuf gros­se Gütermengen, für die im Inland keine genügend grosse Nachfrage bestand. Somit mussten weitere Absatzgebiete gesucht werden. Die Entwicklung dieser zweiten industriellen Revolution wurde allerdings gedämpft durch die zwei Weltkriege sowie die dazwischenliegende grosse Wirtschaftskrise im letzten Jahrhundert. Die grosse Nachfrage in der Aufbau- und Nachkriegsphase der 50er- und 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts führte aber zu einer erneuten Intensivierung der internationalen Handelsaktivitäten. Technologische Innovationen in den 70er- und 80er-Jahren liessen den weltweiten Handel weiter anwachsen. Der Personal Computer, das Internet und die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) ermöglichten neue, ungeahnte Möglichkeiten. Bis anhin war es notwendig gewesen, die Herstellung eines Gutes auf einen Standort zu konzentrieren. Nun konnte, dank der Kommunikations- und Koordinationsmög-

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■ Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels seit 1960 –2020 Index (1960 = 1), in konstanten Preisen, Entwicklung in Prozent, weltweit 1960 bis 2020 Index 19 18 17 16 15 14 13 12

Warenexport

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Warenproduktion

8 7 6 5 4 3 2 1 0 1960

1970

1980

1990

2000

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2020 Jahr

Quelle: World Trade Organization (WTO): World Trade Statistical Review 2021; eigene Berechnungen Lizenz: Creative Commons by-nc-nd/3.0/de Bundeszentrale für politische Bildung 2021 | www.bpb.de

Quelle: World Trade Organization (WTO): World Trade Statistical Review 2018; eigene Berechnungen

Die internationalen Warenexporte sind in den letzten 60 Jahren beinahe dreimal so stark angestiegen (+ 1 783 %) wie die Warenproduktion im entsprechenden Zeitraum (+ 613 %).

lichkeiten via Internet, die Produktion problemlos auf mehrere Standorte aufgeteilt werden. Es wurde möglich, in unterschiedlichen Ländern oder Kontinenten an jenen Standorten zu produzieren, die über die günstigsten Pro­duktionsbedingungen (z. B. ein tiefes Lohnniveau) verfügten. Ein weiterer wichtiger Faktor für diese Entwicklung war die Standardisierung des Schiffsverkehrs durch die Einführung von Containern und den Bau riesiger Containerschiffe. Heute verstehen wir unter Globalisierung allerdings weit mehr als den weltweiten Handel mit Gütern (Rohstoffen, Halb- und Fertigfabrikaten) und Dienstleistungen. ■ Die Produktion von Gütern wird zunehmend internationalisiert. Stichworte dazu sind die weltumfassenden Aktivitäten von multinationalen Unternehmungen, die in allen Wirtschaftssektoren tätig sind, beispielsweise Mineralölunternehmen wie ExxonMobil, Autohersteller wie Toyota oder IT-Multis wie Samsung oder Apple. ■ Zudem geht es bei der Globalisierung auch um Geldströme und die Verflechtung der internationalen Finanzmärkte; dies als Folge der weltumspannenden Wirtschaftsaktivitäten.


■ Ebenso sind internationale Migrationsprozesse, d. h. Wanderungsbewegungen von Arbeitskräften, ein Phänomen der Globalisierung. Gründe dafür sind zum einen multinationale Unternehmungen, in denen Fachkräfte (sogenannte Expats 1 ) auf internationaler Ebene gesucht werden. Zum andern erleben wir eine Arbeitskräftewanderung als Folge des Wohlstandsgefälles zwischen (reichen) Industrie- und (armen) Entwicklungsländern. Oder mit anderen Worten: Es gibt heute nicht nur einen internationalen Gütermarkt, sondern ebenso eine Internationalisierung von Produktionsstätten und einen weltumspannenden Kapital- und Arbeitsmarkt ■ Auf der Basis dieser wirtschaftlichen Vorgänge erleben wir gegenwärtig eine nie dagewesene Globalisierung auch in kultureller und sozialer Hinsicht. Informationen können sich z. B. über soziale Medien wie Facebook innert kürzester Zeit weltweit verbreiten. Internationale Labels sind weltweit bekannt; die neusten Modetrends aus Paris oder New York gehen im Nu um die ganze Welt; Essgewohnheiten folgen ebenfalls immer mehr einem internationalen Trend; in weiten Teilen unserer Erde lässt sich die Jugend von den gleichen Musiktiteln und Popstars begeistern, schaut sich fast zeitgleich die gleichen Filme oder Serien von Streaminganbietern an und vergnügt sich mit identischen PC-Games. ■ Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die internationale, weltweite Entwicklung des Tourismus.. Als Folge der immer geringeren Kosten im Flugverkehr sind ­immer mehr Menschen immer schneller, immer öfter und häufig auch immer weiter unterwegs. Neben erwünschten Entwicklungen im wirtschaftlichen Bereich der Tourismusdestinationen führt dies vielfach zu negativen sozialen und ökologischen Aus­wirkun­gen. Aufgabe 1 Übung 1 ■ Klimawandel und der steigende Meeresspiegel verdeutlichen schliesslich auf eindrückliche Weise, dass die Globalisierung auch eine ökologische Dimension hat. Übung 2

Hinweis für Lehrpersonen Der ECO-Beitrag «Komparativer Kostenvorteil» vom 23. 08. 2010 vermittelt eine kurze Einführung zu Ricardos Theorie (02:18 Min.). Der Link kann via e-desk direkt aktiviert werden: www.brennpunkt-wug.ch  Kapitel 32  Dateien Lehrmittel  Zusatzmaterial

Schwierige Definitionen des Begriffs «Globalisierung»: ■ Hier das Beispiel aus www.globalisierung-fakten.de: Das moderne Verständnis von Globalisierung geht jedoch weit über die Marktverflechtung hinaus. So haben wir neben der wirtschaftlichen Globalisierung vor allem eine politische und eine kulturelle. Kulturelle Vielfalt ist ein Ausdruck der globalisierten Welt, ebenso wie die Zunahme von internationalen Entscheidungen in der Politik. 1

Hinweis für Lehrpersonen ▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folien 2 / 3 (animiert) Globalisierung heisst … § § § §

§

§ §

weltweiter Handel mit Gütern (Waren und Dienstleistungen), Internationalisierung der Produktion von Gütern (à weltumfassende multinationale Unternehmungen), Verflechtung internationaler Finanzmärkte, Migrationsprozesse (= Wanderungsbewegungen); § internationaler Arbeitskräfte (Expats), die für «Multis» arbeiten, § infolge des Wohlstandsgefälles zwischen reichen Industrieund armen Entwicklungsländern, Entwicklungen auf kultureller und sozialer Ebene durch die weltweite Verbreitung von … § Informationen, § Modetrends oder Essgewohnheiten, § Musikgenres, Musicals und Filmen, zunehmender, weltweiter Tourismus, sich weltweit auswirkende Umweltprobleme, die nicht auf der Ebene eines einzelnen Staates gelöst werden können.

■ Oder die Kurzdefinition aus Gablers Wirtschaftslexikon, www.wirtschaftslexikon.gabler.de: Allgemein: Form der Strategie einer grenzüberschreitend tätigen Unternehmung (globale Unternehmung), bei der Wettbewerbsvorteile weltweit mittels Ausnutzung von Standort­ vorteilen (internationale Standortpolitik) und Erzielung von Economies of Scale [= Kosten­ ersparnisse, die sich aus grösseren Produktionsmengen ergeben, Def. Autoren] aufgebaut werden sollen. Umweltpolitik: Tendenz zur Intensivierung weltweiter Verflechtungen in ökonomischen, politischen, kulturellen und informationstechnischen Bereichen. Ethik: Im Zuge der Globalisierung nehmen sowohl Kooperationsmöglichkeiten als auch Interessenkonflikte (Wettbewerb) zu. ■ Als Einleitung zum Unterkapitel 4 haben wir den Begriff «Globalisierung» auf Seite 10 wie folgt definiert: Unter Globalisierung verstehen wir die Entstehung weltumfassender Märkte und die Internationalisierung der Güter-, Kapital- und Arbeitsmärkte. Daraus ergibt sich eine globale Verflechtung sowie ein reger, weltweiter Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Umwelt.

E xpats sind (gut verdienende) Fachkräfte, die im Auftrag von internationalen Mutterkonzernen vorübergehend in ausländischen Zweigstellen arbeiten.

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Freihandel und Protektionismus

Spezialisierung, d. h. die Zerlegung komplizierter Produktionsabläufe in einfache Teilaufgaben, ermöglicht Produktivitätsfortschritte und einen steigenden Wohlstand für die gesamte Volkswirtschaft. Der freie, grenzüberschreitende Austausch von Gütern, ohne handelspolitische Beeinflussungen eines der beteiligten Länder, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Vorteile der Arbeitsteilung auch auf internationaler Ebene zum Tragen kommen können. ■ Freihandel Der ungehinderte internationale Handel von Gütern (Waren und Dienstleistungen) – der sogenannte Freihandel – erlaubt den beteiligten Ländern eine Ausweitung ihrer Produktionsund Konsummöglichkeiten und führt damit zu einem steigenden Wohlstand aller. Der freie Handel zwischen den Ländern bietet den Konsumenten eine grössere Produktevielfalt zu (in aller Regel) günstigeren Preisen. Unternehmungen können ihre Produktion durch Expansion auf den Weltmärkten ausweiten; höhere Mengen führen zu tieferen Kosten pro Stück, was die Preise sinken lässt. Einheimische Unternehmungen geraten durch ausländische Konkurrenz nicht nur unter einen Preisdruck, sie spüren auch einen verstärkten Qualitäts- und Leistungsdruck und müssen sich deshalb um ständige Produktinnovationen bemühen. Befürworter des Freihandels weisen darauf hin, dass sich durch internationale Handelsbeziehungen und den damit einhergehenden Kontakten auch die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Ländern in politischer und kultureller Hinsicht verbessern können, womit allfällige Streitigkeiten eher konstruktiv gelöst werden. Freihandel garantiert aber nicht automatisch die optimale Entwicklung einer Volkswirtschaft. Wenn sich beispielsweise ein Land A ausschliesslich auf die Produktion von hochtechnischen Industrieproduk­ ten und Finanzdienstleistungen spezialisiert­ und Land B auf die landwirtschaftliche Produktion, wird das Land B weniger von dieser Spezialisierung profitieren, weil die Die Länder südlich der Sahara gelten aufgrund ihrer Nachfrage nach landwirtschaftlichen Provorwiegend landwirtschaftlich geprägten Strukturen dukten eine natürliche Grenze erreichen allgemein als Verlierer der Globalisierung. wird, wogegen die Nachfrage nach Indus-

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trieprodukten und Finanzdienstleistungen weit stärker wächst als jene nach landwirtschaftlichen Produkten. Um die Produktivität einer Volkswirtschaft dauerhaft steigern zu können, ist zudem der Einsatz von neuen Technologien (Maschinen, Instrumenten und Verfahren) notwendig. Eine Volkswirtschaft kann sich aber technologisch nur weiterentwickeln, wenn sie einen eigenen Industrie- und Dienstleistungssektor aufbauen kann. Mit der Spezialisierung auf landwirtschaftliche Produkte wird sich somit Land B kaum in gleichem Mass wie Land A entwickeln können. Wenig entwickelten Ländern bringt das System des Freihandels deshalb wesentlich geringere Vorteile als den Industrieländern. So können z. B. Industrien, die sich noch im Aufbau befinden, durch die Konkurrenz aus den Industrieländern in ihrer Entwicklung behindert werden. Der Freihandel bedroht möglicherweise auch die Interessen des Umweltschutzes oder die in Industriestaaten geltenden sozialen Standards. Oftmals werden lasche Umweltstandards und Arbeitsschutzgesetze zugelassen, um Produktionsmöglichkeiten und Arbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten. Wenn in einzelnen Ländern gewisse Branchen geschützt werden – z. B., indem in einem Industrieland die Landwirtschaft subventioniert oder durch Zollschranken vor der ausländischen Konkurrenz geschützt wird – verzerrt dies den Wettbewerb. Produzenten aus Entwicklungs- oder Schwellenländern werden ausgeschlossen, wodurch sich die dortige Wirtschaft nicht in gewünschtem Mass entfalten kann. Für wenig entwickelte Volkswirtschaften sind damit Schutzmassnahmen gegen einen absoluten Freihandel unter Umständen sinnvoll und notwendig. Auch grundsätzliche Befürworter des freien Handels setzen sich deshalb in gewissen Fällen dafür ein, den freien Handel zum Schutz inländischer Produzenten, z. B. mittels Zöllen, einzuschränken. ■ Protektionismus Unter dem Begriff «Protektionismus» verstehen wir staatliche Massnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz. Dies können Einfuhrzölle, Einfuhrquoten (mengenmässige Beschränkungen bzw. Einfuhrkontingente), Einfuhrverbote, Vorschriften über technische Normen oder auch Exportsubventionen sein. Häufig wird dabei zwischen tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen unterschieden. «Nicht-tarifär» sind alle im Folgenden aufgezählten Massnahmen, ausser Zölle. ■ Ein Einfuhrzoll ist eine indirekte Steuer, die erhoben wird, um den einheimischen Markt vor der Einfuhr billiger Produkte zu schützen (so gilt z. B. in der Schweiz für Rohzucker ein Zoll von CHF 61.– je 100 kg.). Durch den Zollschutz wird die Konkurrenzfähigkeit der einheimischen Produzenten gegenüber den ausländischen Anbietern erhöht. Kritisiert wird dabei, dass die einheimischen Produzenten dadurch den Anreiz verlieren, ihre Produktionsverfahren zu verbessern und durch Rationalisierungsmassnahmen zu verbilligen. Allerdings sind dem Erheben von Zöllen durch das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) Grenzen gesetzt (vgl. den Abschnitt zur WTO auf Seite 6 und 7).


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 Das haben Sie gelernt Die Bedeutung der ersten und der zweiten industriellen Revolution als Wegbereiter für den internationalen Handel beschreiben Die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) sowie die Einführung von Containern als Voraussetzung für das Wachstum der internationalen Handelsbeziehungen begründen Den Begriff «Globalisierung» in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht erläutern Auswirkungen des Freihandels für Industrie- und Entwicklungsländer beschreiben Fünf protektionistische Massnahmen aufzählen Den Sinn von protektionistischen Massnahmen für entwickelte und weniger entwickelte Länder beschreiben Sieben wichtige internationale (Wirtschafts-)Organisationen nennen Die Zielsetzungen der Welthandelsorganisation (WTO) beschreiben Die grundsätzlichen Inhalte eines Freihandelsabkommen erläutern Die Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UNO), der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) beschreiben Die Zielsetzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und der Europäischen Union (EU) beschreiben Das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union am Beispiel der Bilateralen Verträge beschreiben Die Ursachen der Globalisierung aufzählen und in vier Bereiche gliedern Die Auswirkungen der Globalisierung auf die Gesellschaft erläutern Chancen und Gefahren (Gewinner und Verlierer) der Globalisierung beschreiben Konkrete Fragen im Umgang mit Globalisierung aus Sicht der Unternehmungen und aus Sicht der Haushalte erläutern

Offene Fragen

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 Diese Begriffe können Sie erklären Globalisierung Internationale Arbeitsteilung Erste industrielle Revolution Zweite industrielle Revolution Freihandel Protektionismus Tarifäre / nicht-tarifäre Handelshemmnisse Einfuhrzoll Einfuhrquoten Einfuhrverbote Technische Normen Exportsubventionen Internationale (Wirtschafts-)Organisationen Welthandelsorganisation (WTO) Prinzip der Meistbegünstigung Prinzip der Inländerbehandlung Freihandelsabkommen Vereinte Nationen (UNO) Weltbank Internationaler Währungsfonds (IWF) Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD ) Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) Europäische Union (EU) Bilaterale Verträge

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Übung 6 Globalisierung – Chancen oder Gefahren? Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Der internationale Handel hat für breite Bevölkerungskreise den Wohlstand gesteigert sowie zur Verringerung der Armut in jenen Entwicklungsländern beigetragen, die sich auf Exportprodukte wie Kaffee, Baumwolle oder Zucker spezialisiert haben.

F

b) Das gestiegene Verkehrsaufkommen führt zu Umweltbelastungen und fördert den Klimawandel, ist aber eine Chance für die Schwellen- und Entwicklungsländer, weil dort bereits zu Beginn der industriellen Entwicklung höhere Umweltstandards umgesetzt werden können.

F

c ) Die globalisierten Finanzmärkte und die weltweit fast ungehindert fliessenden Kapitalströme sind eine Chance der Globalisierung, weil sich dadurch Unternehmungen einfacher Kapital beschaffen können.

R

In Schwellen- und Entwicklungsländern gelten heute generell geringere Umweltstandards.

(… nicht nur Chance; Globalisierung bewirkt auch, dass die Finanzmärkte schneller ausser Kontrolle geraten können.)

… und eine effiziente und transparente Führung des öffent­ lichen Sektors, frei von Korruption.

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F

Transportkosten fallen kaum ins Gewicht

Diese Länder haben gerade nicht profitiert; hingegen Verringerung der Armut in China, Indien, Mexiko usw.

d) Durch «Good Governance» werden der Anspruch nach rechtsstaatlichen Prin­ zipien im Staatsaufbau und die Einhaltung grundlegender Menschenrechte eingefordert.

e) Wir profitieren in der Schweiz durch den schnellen, weltweiten Handel von einem breiten, globalen Güterangebot. Allerdings wird diese Vielfalt z. B. an exotischen Früchten oder fangfrischen Meeresfischen wegen der beträchtlichen Transportkosten nur zu entsprechend hohen Preisen angeboten.

F

f ) Die einheimische, eher kleinbetrieblich organisierte Landwirtschaft gerät durch die Globalisierung unter einen enormen Wettbewerbsdruck. Dadurch wird der Strukturwandel in diesem Wirtschaftssektor beschleunigt, was konkret heisst, dass immer mehr Bauernbetriebe verschwinden.

R

g) Die globale Vernetzung durch Kommunikationssysteme ermöglicht zum einen Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer und damit kostengünstigere Herstellungsprozesse, zum andern aber auch die Erschliessung neuer Märkte.

R

h) Der durch die Globalisierung ausgelöste Strukturwandel in vielen Industrieländern ist dafür verantwortlich, dass Arbeitsplätze für wenig qualifizierte Arbeitnehmende aufgehoben werden können und diese keine eintönigen Arbeiten mehr ausführen müssen.

R

(Probleme für gering Ausgebildete; durch den Strukturwandel wird es schwieriger, diese Leute zu beschäftigen.)

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Aufgabe 6 Wohin steuert die Weltwirtschaft? Im Wirtschaftsmagazin TREND von SRF 4 News (05.01.2018) äussert sich der Ökonom David Dorn (Universität Zürich) zum Handelsstreit zwischen den USA und China, zur Frage, wer von Freihandel und Globalisierung profitiert und welche Auswirkungen diese Entwicklung der Weltwirtschaft auf die Politik in unseren sozialen Systemen hat. Hören Sie sich dieses Gespräch an, indem Sie z. B. auf Ihrem Smartphone den QR-Code einscannen oder den untenstehenden Link in Ihrem Computer/Tablet aufrufen, und beantworten Sie die nebenstehenden Fragen.

Wem schadet die Abschottung der heimischen Wirtschaft mehr, den USA oder China? (ab 03:30)

Es gibt innerhalb der einzelnen Länder Gewinner und Verlierer; in den USA gibt es neue Jobs in der Stahlindustrie, gleichzeitig steigen die Produktionskosten in der stahlverarbeitenden Industrie, wie z. B. in der Automobilindustrie. a) «Freihandel fördert den Wohlstand für alle.» Inwiefern ist diese Aussage richtig? Inwiefern muss sie relativiert werden? (ab 11:36)

Es gibt auch Verlierer im Freihandel. Lohnverluste in einzelnen Branchen sollten von den Gewinnern des Freihandels kompensiert werden. In den USA ist der Wohlfahrtsstaat weniger ausgebaut als in Europa. Die Verluste sind konzentriert auf einige Gruppen, die ihre Jobs verlieren. Die Gewinne sind auf viele Menschen verteilt. b) Schafft Globalisierung Ungerechtigkeit? (ab 14:13)

Es gibt Arbeitskräfte, die ohne Verschulden ihren Arbeitsplatz Quelle: www.srf.ch

verlieren, weil sie in Branchen arbeiten, die von der Globalisierung unter starkem Wettbewerbsdruck stehen.

▼ Hinweis für Lehrpersonen Das Anhören des gesamten Podcasts ist aus unserer Sicht lohnenswert, benötigt aber 26 Minuten, mit der Beantwortung der Fragen wohl 45 Minuten. Der Podcast kann im Unterricht, aber auch im Lehrgespräch bearbeitet werden: So kann z. B. die Lehrperson den Podcast direkt bei 03:30 über den Beamer starten und nach 04:30 stoppen. In dieser Minute wird die Antwort zu Teilaufgabe a) gegeben. Je nach Zeit, die man im Unterricht einsetzen will, können die übrigen drei Teilaufgaben im Lehrgespräch, in Einzelarbeit oder als Hausaufgabe bearbeitet werden.

c) Wie wirken sich die wirtschaftlichen Veränderungen auf die politischen Systeme aus? (ab 15:50)

Gebiete und Wähler, die Einkommensverluste hinnehmen müssen, verlieren das Vertrauen in die politischen Institutionen und wählen andere Parteien oder Gruppierungen.


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