Kreuzberger Geschichten: Designforschung im System Nachbarschaft

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DOKUMENTATION

JUNI 2015

Kreuzberger Geschichten Designforschung im System Nachbarschaft.

BK 47 Konzeptioneller Entwurf | Kommunikationsdesign | HTW Berlin

Kooperationsprojekt der interdisziplinären Projektreihe «Create the Waste», FB 5 Gestaltung und Kultur: Kommunikationsdesign Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin 08. April – 06. Juni 2015 «Living Lab Kreuzberg» Mariannenplatz 13, 10997 Berlin



«Kreuzberger Geschichten: Designforschung im System Nachbarschaft» Kooperationsprojekt der interdisziplinären Projektreihe «Create the Waste», mit der degewo AG Berlin, am FB 5 Gestaltung und Kultur: Kommunikationsdesign, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Susanne Hausstein & Birgit Bauer © 2015.



Inhaltsverzeichnis Auftakt

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Create the Waste – Forschende Lehre zu Design, Nachhaltigkeit und Energie an der HTW Setting Zielstellung

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Projektfahrplan

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Methodologie

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Designforschung in der Lehre «Living Lab» als Projektrahmen Cultural Probe ‹Garbologie› & Mapping

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Vor Ort Analysen

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Rundgang, Explorationen und Kartierung Stakeholder Mapping

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Ergebnisse

«Mein schönes Zuhause» als Strategie gegen Vermüllung Cultural Probe als Kommunikationswerkzeug ‹Hofpläne› Weiterführende Maßnahmen

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Ausblick

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Projektbeteiligte

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Literatur

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Abbildungen

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Auftakt

Ebenso erfolgreich wurde dieser Ansatz vormals mit einem interdisziplinären Projekt, 2013/14 mit den Kooperationspartnern degewo, Kommunikationsdesign und dem Masterstudiengang Regenerative Energien der HTW umgesetzt. Das Projekt «Energiekommunikation – Spontanheizer, Stoßlüfter und Dauerbrenner», das mit qualitativen und experimentellen Methoden die BewohnerInnen und ihre Wohnungen, ihre persönlichen Werte und Haltungen porträtiert, hat für das Unternehmen degewo eine neue Perspektive auf ihr Geschäftsfeld eröffnet, die mit «Kreuzberger Geschichten» konsolidiert wird.

Create the Waste – Forschende Lehre zu Design, Nachhaltigkeit und Energie an der HTW

DesignerInnen tragen Verantwortung, sie und ihre Auftraggeber treffen Entscheidungen über unsere Mit- und Umwelt. Dennoch sind es die Menschen, die die einzelnen, oft unabhängig voneinander geplanten Systeme einer Stadt in ihrer Funktion bestimmen. Der Architekt Christopher Alexander z.B. hat mit seiner «Pattern Language» eine Planungstheorie erschaffen, die mit den Zusammenhängen statt mit den einzelnen Komponenten einer Stadt arbeitet, so betrachtet Alexander beispielsweise «die Straßenecke» als funktionale Einheit, statt die Gebäude, den Bürgersteig, die Straßenbeleuchtung und die Mülleimer einzeln zu bewerten. Auch der Soziologe und Stadtplaner Lucius Burckhardt vertrat eine Planung, die die Zusammenhänge soziokultureller Praxis in den Mittelpunkt von Architektur und Design stellt.

Denn letztlich ist das Verständnis der Unternehmen vom Potenzial des Designs und seiner Methoden, das diese neuen Perspektiven auf die Zusammenhänge menschlichen Miteinanders stärkt und neue Lösungswege für strategische und kommunikative Aufgaben zeigt. Die vorliegende Dokumentation des von Dipl. Designerin Susanne Hausstein geleiteten Projekts zeigt auf, wie Designforschung in Zukunft in Unternehmen eingesetzt werden kann.

Die interdisziplinäre Projektreihe «Create the Waste» haben wir im Geiste dieser planungstheoretischen Ansätze 2012 am FB5 ins Leben gerufen. Die Reihe behandelt das Thema Nachhaltigkeit nicht isoliert auf Materialität oder Produktentwicklung und Entwurf, sondern fasst die Lebensumstände und Verknüpfungen, die Design beeinflusst als lebendiges Wirkungsgefüge auf. So haben wir regelmäßig in unterschiedlichen Projekten mit Studierenden der HTW den Begriff «Müll» in den Fokus von Design genommen und aktuell mit dem Projekt «Kreuzberger Geschichten» betreut durch Susanne Hausstein den Grundstein einer forschenden Lehre zu Design, Nachhaltigkeit und Energie gelegt.

Prof. Birgit S. Bauer Kommunikationsdesign HTW Berlin

Abb. 1: Kieze im Berliner Stadtgebiet, in denen die degewo Wohnungsbestand verwaltet, Stand 2014.

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Abb. 2: Basisplan der degewo Wohneinheiten in Kreuzberg, Stand 2009.

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Abb. 3: Die Wohnblöcke um den Feuerwehrbrunnenplatz, 2015.

Abb. 4: Blick in den Innenhof von Block 100 von der Naunynstraße aus, 2015.

Setting

Ein Kreuzberger Kiez nahe dem Mariannenplatz: Hier vereinen sich soziale Extreme. Große, aufwendig gestaltete Höfe mit kontinuierlich herumliegendem Sperrmüll, hohe Verbrauchskosten, geringe Einkommen und dazwischen engagierte Nachbarschaftsinitiativen prägen die Charakteristik der Wohnsiedlung mit über 1.000 Wohnungen. Und auch in den Zielen der verwaltenden degewo steckt eine implizite Spannung: «Betriebskosten senken und Nachbarschaftsbeziehungen stärken». Gemeinsam mit der degewo AG, Berlins größter Wohnungsverwaltung, wird sich ein Team aus drei Studentinnen des Kommunikationsdesigns der HTW Berlin den Symptomen einer heterogenen Nachbarschaft widmen. Dabei sind die Innenhöfe der Wohnanlage als Verbindungselemente zwischen den MieterInnen Ausgangspunkt der Forschungsreise.

Abb. 5: Eine zum Sperrmüll abstellen gern genutzte Ecke im Innenhof von Block 100 (Mariannenplatz), 2015.

in Berlin fanden auch in Teilen dieser Blöcke Sanierungen und Freiflächenerneuerungen statt. In einer Studie zu den Wirkungen der IBA-Planungen von 1987 heißt es in Bezug auf den benachbarten Block 78: «Nach Aussage der DeGeWo kann ganz grob eine Einteilung der Bewohner verschiedener Gebäude vorgenommen werden: Während in den sanierten Altbauten eher die ‹Selbstzahler› wohnen, bei denen es sich überwiegend um Studenten und mittlere Einkommensschichten handelt, wohnen in den Neubauten, die in vielen Blöcken errichtet wurden, eher Mieter, deren Miete mit staatlicher Unterstützung bezahlt wird. Fast ausschließlich hier tritt das Problem der Überbelegung auf [...]. Schon zu IBA Zeiten betrug der Ausländeranteil im Block 78 etwa 40 Prozent, in damaligen Publikationen und Diskussionen wurde das jedoch eher selten mit Problemen konnotiert.» (Bodenschatz & Polinna 2010: 100).

Die degewo, als landeseigene Aktiengesellschaft, verwaltet in Berlin insgesamt 64.941 Wohneinheiten (Stand 2013), davon 1.148 im Bezirk Kreuzberg. Die Wohnungen befinden sich verteilt auf drei Blöcke (siehe Abb. 2) rund um den Feuerwehrbrunnenplatz, der seit dem Frühjahr 2015 wieder in Betrieb ist. Die bauliche Struktur umfasst teilmodernisierte Altbauten sowie Neubauten des sozialen Wohnungsbaus aus dem Zeitraum 1976 bis 1983. «Die Blöcke der Großsiedlung Mariannenplatz wurden im Rahmen des Wettbewerbs ‹Rund um Bethanien› in den 70er Jahren entkernt, wodurch Innenhöfe mit großen Freiflächen entstanden sind. Der größte Teil der Wohnungen im Gebiet befindet sich seit Januar 2008 im Besitz der Wohnungsbaugesellschaft degewo.» (Viehmeyer et al. 2013: 5) Die umschlossenen Innenhöfe bieten große, ruhige, grüne Freiflächen. Im Zuge der IBA 1987

Am Mariannenplatz ist seit 2004 ein Quartiersmanagement installiert, welches sich die Aktivierung und Vernetzung der BewohnerInnen und AkteureInnen zum Ziel gesetzt hat. 9


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Abb. 6 : Die Entwicklung der kalten Betriebskosten 2006 – 2012 in Eurocent pro Quadratmeter. Bild: degewo AG, 2015.

Handlungsbedarf sieht die degewo vor allem im Bereich der kalten Betriebskosten. Eine vergleichende Zeitreihe der Berliner Bezirke zeigt, dass die Großsiedlung Mariannenplatz über den üblichen Betriebskosten liegt. Selbst nach Maßnahmen zur Senkung, wie dem Einbau von Kaltwasserzählern und der Einführung eines Abfallmanagements, sind die Verbrauchskosten verursacht durch Wasser und Abfall deutlich höher als in anderen, von der degewo verwalteten Gebieten (siehe Abb. 6). Hauptfaktor in der Betrachtung des Problems sind die kontinuierlich anfallenden Kosten für Sperrmüllentsorgung in der Großsiedlung. Der Anteil der Sperrmüllkosten im Kreuzberger degewo Bestand liegt bei rund 12 Prozent (2013: 51.390 €), während ihr Anteil am Gesamtbestand der Wohneinheiten lediglich bei zwei Prozent liegt (Deichert 2014: 6). Die degewo hat nun für die Großsiedlung Mariannenplatz ein Abfallmanagement installiert. Neben den regulären MitarbeiterInnen, deren Aufgaben im Bereich der Hauswarttätigkeiten liegen, wird derzeit ein externer Mitarbeiter der ALBA mit der Sortierung und Räumung der Müllplätze auf den drei Höfen betreut. Er ist werktags damit beschäftigt, übervolle Tonnen umzusortieren bzw. zu zerkleinern. So will man verhindern, dass übervolle Mülltonnen zur Vermüllung der gesamten Müllstandflächen führen. Die Hauswarte der degewo hingegen bleiben für die Entsorgung von auf den Höfen herumliegenden Mülls

sowie für den Abtransport von rechtswidrig abgestelltem Sperrmüll zuständig. Nach ihren Angaben ist wöchentlich ein Container Sperrmüll durch ein Entsorgungsunternehmen abzutransportieren. «Wenn Sie lange genug in einem der Höfe sitzen, wird Ihnen ein halbes Wohnzimmer auf den Kopf fallen.» (Herr Schirra 2015). So sei das arglose Abstellen von Möbelstücken und Teppichen gang und gäbe. Sogar aus dem Fenster oder Balkon wurden schon Einrichtungsgegenstände entsorgt, so die Hauswarte. Für den Kiez ist seitens der degewo außerdem eine Stadtteilmanagerin im Einsatz. Sie plant und organisiert die Durchführung von Veranstaltungen, die MieterInnen zu mehr Engagement und Nachbarschaftlichkeit aktivieren soll. Sie hat unter anderem ein «Kein-Müll-Fest» für die Kinder der Siedlung veranstaltet und hilft MieterInnen in einer offenen Sprechstunde mit dem Verstehen und Übersetzen der Betriebskostenabrechnung. Ein «Upcycling Workshop» findet im Mietertreff immer mittwochs vormittags statt. Gleichzeitig ist die degewo dabei MieterInnen zu unterstützen, verschiedenen Flächen in den Höfen als Mietergärten zu nutzen. Zum Beispiel « [...] ein bepflanztes Karree obendrauf auf der Tiefgarage. Eben feiern sie Mieterfest im ‹Sonnengarten›, der seit Mitte April [2012] eröffnet ist. Hier wachsen Blumen, vor allem aber Gemüse und Kräuter. Die Degewo hat die Beete vorbereitet, stellt Erde und Samen zur 10


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Abb. 7: «Kleiner Arbeitseinsatz. Familie Ugbogbo ist genauso bei der Pflanzenpflege dabei wie die vielen anderen Mieter in der Naunynstr. 5 bis 8 in Kreuzberg. Die Degewo hat dort auf Wunsch der Anwohner einen Gemeinschaftsgarten angelegt. Nun kann gemeinsam geerntet werden. Mittendrin: Stadtteilmanagerin Nesrin Demir.» (Felber 2012). Foto: Doris Spiekermann-Klaas.

Abb. 8: Der größte der Mietergärten befindet sich oberhalb einer Tiefgarage, umringt von Wohnblöcken, 2015.

Verfügung, den Rest erledigen die Mieter. Je fünf Quadratmeter bekamen interessierte Parteien zur freien Verfügung, insgesamt sind es 30 Mieterbeete, außerdem gibt es ein Beet, das eine nahe gelegene Kita bepflanzt, ein Beet des Quartiersmanagements, ein Kräuterbeet für alle und einen Streifen mit Rosen, was fürs Auge.» (Felber 2012). Nun entstehen immer mehr dieser umgenutzten Flächen zum Gemüseanbau. Koordiniert werden sie von der Stadtteilmanagerin Nesrin Demir. Neben diesem sozialen Engagement, das die degewo in Kreuzberg vorantreibt, hat sie auch gestalterische Maßnahmen zur Müllthematik ergriffen. An den Einhegungen der Müllflächen sowie an Mülltonnen sind Schilder angebracht, die mit Piktogrammen (siehe Abb. 9) die verschiedenen Abfallsorten darstellen und zuordnen sollen. Bedruckte Beutel mit dem Slogan «Trennst du Müll, sparst du Geld!» sollen den finanziellen Anreiz der Mülltrennung in humorvoller Weise vermitteln (Abb. 10). Den Entwurf für die kleinen Müllfiguren hat ein Student von der HTW Berlin gemacht.

Abb. 9 : Die Beschilderung der Müllstandsflächen und Container war eine der Verbesserungsmaßnahmen der degewo.

Müllaufkommen, herumliegender Müll in den Innenhöfen, geringer Mieterzusammenhalt) liegen. Methodische und ‹greifbare› Andockstelle für unsere Tätigkeit im «Living Lab» ist Müll. Einerseits stellt er eines der stärksten nach außen wirksamen Symptome des Wohnensembles dar, andererseits bietet er sich uns ForscherInnen als Wissensquelle und Brückenschlag zu den AkteurInnen an. Dabei geht es darum, das kulturelle und soziale System ‹Nachbarschaft› anhand von Analysen zu decodieren. Im Verlauf der Projektzeit werden Kommunikationsformen einer Gemeinschaft ausgelotet und mit den spezifischen Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Glaubenssätzen und Nachbarschaftsmythen in Beziehung gesetzt.

Zielstellung

Angesichts aller bereits getroffenen sozialen, gestalterischen und regulativen Maßnahmen, bleibt am Ende die Frage der degewo: «Was können wir noch tun? Wie kann es hier schöner werden?». Im «Living Lab», also vor Ort in den Kreuzberger Innenhöfen, werden die Studierenden qualitative Designforschungsmethoden erlernen und erproben, um zu ergründen, welche Wünsche und Bedürfnisse der AkteurInnen vor Ort hinter den Symptomen (hohes (Sperr-)

Ziel des Projekts ist die klare Darstellung der vorhandenen Kommunikationspotenziale vor Ort, Interaktion mit ‹Stakeholdern› sowie die Erarbeitung von Konzepten für nachbarschaftliche Verantwortung und Gemeinschaft zur Verminderung der Verschmutzung 11


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Abb. 10 : Mit dem Slogan «Trennst Du Müll, sparst Du Geld!» will die degewo auch mehr Sauberkeit auf den Müllflächen erreichen.

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Projektfahrplan

durch Müll. Der Kurs wird ein Medium erarbeiten, in dem vorhandene Infrastrukturen sowie neue Kommunikationskonzepte abgebildet werden können.

Datum

Der Kurs läuft über ein halbes Semester einmal wöchentlich zu zweimal 90 Minuten.

Inhalte Kursinformation | Organisation & Partner | Umfang | Ziel

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KW 15 Mi, 08.04.15

• Einführung: Was ist Designforschung? • Müll als Wissensquelle: Wie geht das? • Designforschungsmethoden: Cultural Probes & ‹Garbologie› Erprobung: Mini-Garbologie & Mini-Prob

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KW 16 Mi 15.04.15

KW 17 Mi 22.04.15

KW 18 Mi 29.04.15

Kick-Off in Kreuzberg (degewo) | Rundgang | Briefing | Fragen Stakeholder Mapping & Brainstorming Exploration des Orts Gemeinsame Hypothesenbildung und Zielgruppendefinition Cultural Probe zum Müll (Layout & Konzept) • Abfallentsorgungpraktiken in Deutschland

Kartengrundlage Problemmapping & Ideenorte Kontaktaufnahme für Probes

KW 19

Ausarbeitung Cultural Probe und Übergabe

Mi 06.05.2015

Template für Karten

Fortschritte | Entwicklung | Änderungen | Problem Cultural Probe

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KW 20

Mapping

Mi 13.05.2015

Erkenntnisse an einen konkreten Ort im Hof binden «Schönes Zuhause» als Strategie gegen Vermüllung

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KW 21

Konsultationen

Mi, 20.05.2015

Übergabe und Auswertung Probes

KW 22

Konsultationen

Mi, 27.05.2015

Dokumenation | Handout | Präsentation

KW 23 Mi, 03.06.2015

Präsentation im «Living Lab» mit der degewo

KW 23

Präsentation in der Hochschule: Forschungsprozess | Cultural Probes |

Mi, 06.06.2015

Mapping

Abb. 11 : Projektfahrplan und Termine.

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Methodologie

abgehoben zu sein. Ihr Kern besteht aus Analyseleistungen. Designforschung steht irgendwo dazwischen und will vermitteln. Sie versteht sich als praxisbasierte Forschung. Christopher Frayling (1993) liefert eine Beschreibung, wie sich Forschung in Kunst und Design darstellt. Er nennt es, «what artists, craftspeople and designers do all the time» und «deeds not words». Sind demnach alle Taten von DesignerInnen als ‹Forschung› zu betrachten? Dazu noch ein weiterer Blick auf die Entstehungsgeschichte der Designforschung. Man könnte meinen, es handle sich um ein junges Feld der Wissenschaft, denn erst seit 2003 existiert die Deutsche Gesellschaft für Designtheorie undforschung (DGTF) als Dachverband für Informationsarbeit zu Designtheorie und -forschung in Deutschland. Seit 2008 sind Promotionsstudiengänge speziell für DesignerInnen an Hochschulen etabliert worden und seit 2010 gibt es die erste Designforschungsprofessur an der Universität der Künste Berlin. Die administrativen Strukturen der Disziplin sind in Deutschland noch ‹jung›, aber die Bewegung hat natürlich eine Vorgeschichte und ist eigentlich nicht neu. Die Anfänge lassen sich zurück verfolgen zum Bauhaus der 1920er Jahre und dessen methodologischer Basis der dort stattfindenden Designausbildung (siehe Abb. 12). Später folgten die Curricula der Hochschule für Gestaltung Ulm in den 1950er Jahren und Überlegungen aus dem «Design Methods Movement» der 1960er Jahre, ausgelöst durch den fortschreitenden technologischen Fortschritt und den dadurch veränderten Bedingungen der Massenproduktion. Während dieser Zeit rückte der Designfokus von der ‹Hardware› auf die Bedürfnisse der Menschen und machte somit auch andere Methoden erforderlich (vgl. Jones 1992: 81). Als weiterer Entwicklungspunkt für Designforschung in Deutschland kann auch die letzte Bildungsreform, der «Bologna Prozess», als Katalysator für

Designforschung in der Lehre

Das Projekt fokussiert neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Praxispartner und den Gegebenheiten, das Erlernen von analytischen und explorativen Designforschungsmethoden. Dazu soll zunächst geklärt werden, was Designforschung ist und was sie für die Studierenden bereithält. Wie mit allen substanziellen Themen im Bereich Design, fällt man auch hier zurück auf die Frage ‹Was ist Design?›. Diese umfassende Frage kann im Kurs nicht abschließend geklärt werden. Doch sie begründet gewissermaßen die Entstehung der Designforschungsbewegung. Denn ‹Design› ist ein schwammiger, poröser Begriff geworden. Er hat sich seit den 1950er Jahren mühsam gegen die eindimensionale Bezeichnung ‹Formgestaltung› durchgesetzt. Heute aber kann sich jeder, der an Fingernägeln feilt oder Haare in Form bringt mit dem Wort schmücken. Diese Ausweitung des Designbegriffs, die seit 1970 zu beobachten ist, hat zu einem «anything goes» innerhalb und außerhalb der Profession geführt (vgl. Edelmann 2007). Schon sehr bald nach der Popularisierung des ‹Designs› traten die ersten Kritiker auf den Plan. Zur bekanntesten Kritik an der Designprofession gehört sicherlich diese: «There are professions more harmful than industrial design, but only a very few of them. And possibly only one profession is phonier. Advertising design, in persuading people to buy things they don’t need, with money they don’t have, in order to impress others who don’t care, is probably the most phoniest field in existence today. Industrial design, by concocting the taw-dry idiocies hawked by advertisers, comes a close second.» Papanek (2000: ix) verknüpft Design mit «überflüssigem Luxus» und «oberflächlicher Kosmetik» und deutet es als Symptom der (westlichen) Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Mit anderen Worten kritisiert Victor Papanek, dass das ‹Machen› im Design ohne theoretischen Rahmen und ohne sinnvolles Leitmotiv passiert. Sein Einwand lässt sich in dem Auseinanderdriften von Praxis und Theorie zusammenfassen. Wie stehen also Design und Wissenschaft zueinander? Der prägnante Satz von Gui Bonsiepe (1993: 26) beschreibt eine weitverbreitete Auffassung zur Charakteristik des Designs: «Die Zukunft ist der Raum des Design. Die Vergangenheit ist bereits geschehen und die Entwurfsakten sind verschlossen.» Design gilt als zukunftsorientiert, innovativ, aktiv und konstruktiv. Es fordert fortwährend dynamische Syntheseleistungen. Wissenschaftliche Forschung hingegen hat das Image einsam, spezialisiert, vielleicht auch ein wenig von der Realität

Abb. 12 : Schema zum Aufbau der Lehre am Bauhaus, Walter Gropius 1922. Bild: Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin

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Entwicklungen angesehen werden. Und zwar in dem Sinne, dass auch an den Kunsthochschulen Konzepte von Forschung wichtig geworden sind und ein ‹Dritter Zyklus› im Design möglich wurde.

auf den Projektrahmen ausdehnen. Erkenntnisse werden auch in der Praxis der Akteure gewonnen. Das reale Sett ing wird zum Labor des Designers. Dies bezweckt die Erforschung und Entwicklung von sozialen und materiellen Infrastrukturen in urbanen Gemeinschaften. Sollen soziale Kontexte von DesignerInnen untersucht werden, so ist eines der bewährtesten Formate dafür das «Living Lab». Es beschreibt ein Benutzer orientiertes, Open Innovation begünstigendes System, welches in einem räumlichen Kontext (z. B. ‹Kiez›) agiert und gleichzeitig Forschungs- und Designprozesse integriert. Ein solches «Social Design» erlangt mehr und mehr an Bedeutung wie sich derzeit zeigt: Überall entwickeln sich Praktiken des kollaborativen Konsums in einer Ökonomie des Teilens und Teilhabens – von Couchsurfi ng bis Carsharing. Ein Design, welches darauf reagiert, könnte man «sozial aktiv» (FuadLuke 2009) nennen. Es konzentriert sich auf die Gesellschaft und ihre Transformationen hin zu einer nachhaltigeren Lebens-, Arbeits- und Produktionsweise (vgl. Joost et al. 2013). Das «Living Lab» als Vor-Ort-Labor bietet einen Rahmen, in dem die Studierenden Abstraktes (‹soziale Verantwortung gestalten›) in unmittelbar Greifbares (Beobachtungen, Gespräche, Fundstücke) umgewandelt fi nden und verarbeiten.

Bis heute wurden viele verschiedene Modelle und Strukturierungen zu ‹Designforschung› aufgestellt. Der Kurs nimmt eine generalistisch anmutende Defi nition von Bruce Archer (1981: 31) als Arbeitsgrundlage: «Design research is systematic inquiry whose goal is knowledge of, or in, the embodiment of configuration, composition, structure, purpose, value, and meaning in man-made things and systems.» Designforschung soll als die Forschungsaktivitäten innerhalb der Entwurfstätigkeit der Studierenden (‹Research through Design›) gefasst werden: Gestalterische Praxis als valide Form der Wissensaneignung, wobei das kommunizierbare Wissen im Artefakt verkörpert sein kann (‹embodiement›). ‹Wissen› ist ein zentraler Begriff in allen Forschungsdisziplinen. Im Design wird dabei elitär argumentiert: Nigel Cross (1982) spricht von den viel zitierten «Designerly Ways of Knowing». Dabei steht ‹Designwissen› neben den Wissenskulturen der Geistes- und Naturwissenschaften. Diese Feststellung verweist auf den Charakter der Forschungsmethoden.

Ein Bereich aus dem städtischen Leben in Gemeinschaften, der oft mals problematisch in Erscheinung tritt, ist Müll. Müll ist ein Phänomen, ein Prinzip und ein Problem. In diesem Projekt geht es weniger um die Gefährlichkeit des Mülls als um seine sozialen Eigenschaften und Implikationen. Denn Müll ist eine soziale Konstruktion (Thompson 2003). Es bezeichnet die unwerten Dinge. Beim Wegwerfen handelt es sich um eine Praktik (Reckwitz 2002), die kulturell und sozial geprägt ist. Aber sie ist in jedem Fall habitualisiert und routiniert, also schwer zu verändern und schwer zu analysieren. Wegwerfen ist fest vernetzt im privaten Alltagsgefüge. Es sagt etwas über Konsumgewohnheiten, Wertevorstellungen und auch über Sauberkeitsvorstellung. Außerdem ist Wegwerfen ein Ausdruck für die Beendigung einer Beziehung zwischen Mensch und Ding. Das deutsche Abfallsystem ermöglicht uns, den Müll als Quelle des (Design)Wissens zu benutzen. Denn die Deutschen sind dem «Mythos des Verschwindens» (Hausstein 2015) verfallen. ‹Wegwerfen› oder ‹den Müll Rausbringen› bedeutet für die allermeisten Menschen: Das Ding ist weg. Aber meist lebt das so weit ‹intakte› Ding noch weiter in irgendeinem Behälter. Es ist lediglich außerhalb des individuellen Wahrnehmungsbereiches. Erst andere Strukturen (Entsorgungsunternehmen wie die BSR oder ALBA) nehmen das Ding, transformieren es oder zerstören es.

«Living Lab» als Projektrahmen

Neben dem Begriff ‹Wissen› ist heute vor allem der Begriff ‹Praxis› wichtig geworden. Praxis ist ein zentrales Konzept innerhalb der Designforschung: «Research through Design bezeichnet das designeigene forschende und entwerfende Vorgehen. Designer / Forscher sind unmittelbar involviert, Verbindungen herstellend, den Forschungsgegenstand gestaltend.» (Jonas 2004: 5). Praxis meint damit nicht nur die Tätigkeit des Gestalters. Vielmehr lässt sich das Konzept auch

Abb. 13 : «Living Lab» ist ein Forschungsformat, welches in großstädtischen Nachbarschaften Anwendung findet.

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ABFALL

Beseitigung Verwertung

Wegwerfen Müll Rausbringen

Abb. 15: Abfall als zweistufiges kulturelles System.

Abb. 14 : Erscheinungsformen der Praktik des Wegwerfens, Großwohnsiedlung Mariannenplatz 2015.

Doch vorher kann das Phänomen (die Praktik des Wegwerfens) noch Ausgangspunkt für Forschungsleistungen sein. Müll ist in dieser Lesart ein Schlüssel: Jeder macht Müll. Er ist universell und seine Einbindung in den sozialen Alltag von Menschen erzählt dem Designer viel über nötige Veränderungen. Hier im «Living Lab» am Mariannenplatz kann also herumliegender Sperrmüll und das Wegwerfen in den Haushalten untersucht werden, um Verbesserungen für die gesamte Gemeinschaft zu evaluieren. Im Projekt wollen wir Müll als komplexe Praktik verstehen, die etwas über das Verhalten und die Vorstellungen unserer ‹NutzerInnen› vor Ort verrät.

Abb. 16: «Healthy Food Cultural Probe (Design for America RISD|Brown)», Benjamin Chan 2012. Foto: coroflot.com

«Cultural Probe»

Zur Erforschung der Praktik des Wegwerfens und den darin enthaltenen Implikationen für die soziale Gemeinschaft am Mariannenplatz erlernen und erproben die Studierenden spezifische Designmethoden. Eine davon umfasst eine Reihe von Frage- und Aufgabenstellungen unter dem Oberbegriff «Cultural Probes», entwickelt von William Gaver et al. (1999). Im Sinne des Benutzer-orientierten Designs subsumieren sich hier Methoden, in denen der Nutzer durch Aufgaben oder Objekte zur Reflexion seiner Umwelt animiert wird. Meist dienen «Cultural Probes» dem Designer, um das Empfi nden des Nutzers zu verstehen bzw. auch die subjektiven Anforderungen aufseiten des Nutzers zu würdigen. Probes basieren auf Nutzerpartizipation durch Selbstdokumentation. Die Nutzer oder potenziellen Nutzer sammeln und dokumentieren das Material und stellen damit einen aktiven Teil des Designprozesses dar. Im Allgemeinen stellen sie sich als eine Zusammenstellung von Aufgaben dar, durch welche der Nutzer seine Erfahrungen aufzeichnen und seine Ideen und Meinungen ausdrücken kann.

«Cultural Probes» betrachten den persönlichen Kontext und die Wahrnehmungen des Nutzers. Die Aufgaben dokumentieren den Nutzeralltag, inklusive der sozialen, ästhetischen und kulturellen Umgebung, Bedürfnisse, Emotionen, Werte und Einstellungen. Die Ziele dieser Methode können sein (nach Mattelmäki 2006): Inspiration – Probes können die Inspiration des Designers bereichern und unterstützen Information – Probes liefern Informationen über Nutzer Partizipation – Probes können Nutzern die Gelegenheit geben an der Ideengebung zu partizipieren Dialog – Probes ermöglichen die Interaktion zwischen Nutzern und Designern Um dies zu erreichen, werden «Cultural Probes» visuell und konkret, ‹low-tech› und leicht anwendbar gestaltet. Dabei ist ein «spielerischer» Charakter anstrebenswert, da man das Ausfüllen einer Probe angenehm für den Nutzer 16


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machen möchte, um sein Vorstellungsvermögen anzuregen. Eine «Cultural Probe» kann deskriptive und explorative Anteile haben, je nach dem, wie das Forschungsinteresse geleitet ist. Traditionelle Formen der Selbstdokumentation sind Tagebücher und Fotostudien, die hier aber durchaus als ‹Herausforderung› angesehen werden können, also mit spezifischen Aufgaben verbunden werden können (siehe Abb. 16). «Cultural Probe Kits» enthalten «Instrumente» des Aufzeichnens von Signalen. Das können Notizbücher, Sticker, Karten, aber auch andere Objekte, die mit Aufgaben verbunden sind, sein. Wichtig bei der Gesamtgestaltung der Probe ist dabei auch der Kontakt zum Gestalter bei der Übergabe. Hier müssen alle Bestandteile der Probe klar und nachvollziehbar erklärt werden. Gleichzeitig sind der Zeitrahmen, der Teilnehmerkreis und die Abholung zu kommunizieren.

Abb. 17 : «Garbology Project USA», undatiert. Foto: Michael Shanks.

‹Garbologie› & Mapping

‹Garbologie› (von engl. ‹Garbage› für Müll) ist ein neueres Spezialgebiet der Archäologie. Es versteht sich als ethnografische Wissenschaft durch die systematische Untersuchung von zeitgenössischem Abfall mit archäologischen Methoden («Ethnoarchäologie»). Man geht davon aus, dass die Materialkultur einer gegenwärtigen Population in gleicher Form von Archäologen untersucht werden kann wie die Überbleibsel von Kulturen, die vor mehreren Tausend Jahren gelebt haben. Sie verbindet ‹Verhalten› mit Analysen von archäologischen Aufzeichnungen. Diese Wissenschaft wurde in den 1970er Jahren in der Wüstenstadt Tucson in Arizona von Professor William Rathje entwickelt. Von ihm stammen folgende Grundsätze der ‹Garbologie› (vgl. Rathje & Murphy 1992): «Garbage can give a truthful account of people’s lives and behaviours» und «Mental realities are not consistent with material realities». Als Designmethode erleichtert ‹Garbologie› das Verständnis von sozialen Systemen.

Abb. 18 : «Star Trash», Garbologieprojekt. Hier der Müll von Schauspieler Jack Nicholson. Foto: Pascal Rostain und Bruno Mouron.

oder einem Kontext. Auch diese Abfälle können systematisiert und erfasst werden. Hier lassen sich dementsprechend keine individuellen Muster, sondern soziale Muster in Gruppen und Gemeinschaften ableiten. In der Auswertung von garbologischen Untersuchungen, sowie als eigenständige Methode, eignet sich das Mapping (wörtlich ‹eine Karte machen›) als Erfassung und Visualisierung von Informationen. Darunter fallen klassisches Kartografieren von begrenzten Gebieten wie auch die abstrahierte räumliche Anordnung von AkteurInnen, Kontexten und Problemstellungen (z. B. ‹Stakeholder-Mapping›), um deren Verbindungen und Interferenzen sichtbar zu machen.

«Regular Sort»: Hausmüll (und andere Fraktionen) werden vom Designer systematisch untersucht und strukturiert erfasst. Muster von Verhalten, Konsum und Werten können erörtert werden (Interpretation). Tatsächliche Abfallmengen können ermittelt werden, und auch nach nicht traditionellen Kriterien (z.B. Stückzahl, Farbe, Material, Form, ...) (visuell) ausgewertet werden. «Wild Sort»: Abfälle, die auf der Straße oder in Hinterhöfen herumliegen, können keinem konkreten Nutzer zugeordnet werden, sondern nur einer Gruppe 17


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Abb. 19–27 : Der Rundgang mit Vertretern der degewo findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Mßllsituation einen Extremzustand erreicht hat, Berlin 2015.

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Vor Ort Analysen Rundgang, Explorationen und Kartierung

Ein gemeinsamer Rundgang durch die drei Höfe der Großsiedlung Mariannenplatz mit Mitarbeitern der degewo sowie einer individuellen Erkundung des Ortes durch die Studierenden schafft den Einstieg in die Analysen vor Ort. Die Ausgangslage stellt eine Herausforderung dar, da sich, nach einem Feiertag und dem krankheitsbedingten Ausbleiben des Abfallmanagements, der Müll auf den Müllstandflächen türmt (siehe Abb. 19–27). Spätere Kartierungen zeigen eher ‹die andere Seite› der Höfe. Durch die systematische und zeitnahe Beseitigung herumliegenden Sperrmülls und unordentlicher Mülltonnen rücken Aufenthaltsqualitäten (ruhige, bewachsene Sitzecken) und räumliche Potenziale (vielfältige Geländesprünge, Nischen und Plätze sowie Gartenflächen) in den Mittelpunkt. Auf Grundlage der sehr detailreichen degewo-Basispläne der Höfe (Abb. 28) dokumentieren die Studierenden die verschiedenen räumlichen Gefüge, Abfallund Garteninfrastrukturen und auch die Störstellen.

GEWERBE

BESUCHERINNEN

Abb. 28 : Die degewo stellt ihre Plangrundlagen, mit der kompletten Grün- und Freiflächenerfassung der Höfe, zur Verfügung. Stakeholder-Mapping

Nach den Explorationen vor Ort erstellen die Studierenden eine Analyse der beteiligten Stakeholder der Höfe. Dieser Prozess der Identifizierung und Organisation der Interessengruppen innerhalb der Höfe schafft einen systemischen Zugang zu möglichen Ursachen, Beziehungen und zukünftigen Aktionen.

Kinder Mütter Jugendliche GärtnerInnen mit Migrationshintergrund im Mietertreff aktiv

Torsituation

Bepflanzungen Gärten Mülltonnen Wege Wiese Spielplätze FahrradSERVICES Sitzecken ständer

MIETERINNEN

DEGEWOMITARBEITERINNEN

Müll Mietergärten Mietertreff Übergabe / Abnahme

Müllsortierung Reinigung Müllabfuhr Grünanlagen Handwerker Lieferanten / Post

Abb. 29 : Das erste Stakeholder-Mapping zeigt die verschiedenen Akteure sowie die Raumangebote der Höfe.

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Einflussfaktoren (Sperrmüll -)

definierte Nutzungen (wie Gärten & Sandkästen) Aufenthaltsqualität Einsehbarkeit

Einflussfaktoren (Sperrmüll +)

SPERRMÜLL IM HOF

geringe Identifizierung versteckte Ecken nachts zu dunkel offene Höfe Unwissenheit Müllflächen

Abb. 30 : Nachteilige und vorteilige Einflussfaktoren der Problematik werden in einem zweiten Mapping gegenüber gestellt.

ERGEBNISSE

Die Umsetzung dieser Strategie verläuft im Projekt zunächst in zwei Richtungen. Zum einen erstellen die Studierenden drei anschauliche Übersichtskarten der Höfe, die im Anschluss auch den MieterInnen zugänglich gemacht werden. Zum anderen wird die von ihnen entwickelte «Cultural Probe» als Prototyp für eine umfassende Mieterkommunikation vorgeschlagen. So kann weiter nach tatsächlichen Ursachen der Müllproblematik geforscht werden, aber auch der Austausch über das Leben am Mariannenplatz, der Mieterzusammenhalt und gemeinsame Aktionen können daraus resultieren.

«Mein schönes Zuhause» als Strategie gegen Vermüllung

Die Studierenden haben sich sehr schnell auf ein grundsätzliches Konzept zum Umgang mit der Problematik in der Großsiedlung Mariannenplatz geeinigt. Dieses Konzept basiert darauf, den Müll in der Kommunikation mit den MieterInnen einen anderen Stellenwert einzuräumen. So sieht das Konzept «Mein schönes Zuhause» den Zugang zur Eindämmung von Vermüllung im Herausstellen der Potenziale und Qualitäten am Ort. Als Außenstehender ist die eigentliche ‹Schönheit› der Höfe schnell wahrgenommen, dies wurde immer wieder von den Studentinnen betont. Den Anwohnenden allerdings kann man diese ‹Schönheit› wieder aktiv in Erinnerung rufen. Die Höfe eröffnen den degewoMieterInnen diverse Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und bieten Raum im Freien, der die Lebensqualität quer durch die Kulturen und für Jung und Alt steigert. In der Betonung der positiven Aspekte und vor allem dem Austausch darüber und der punktuellen Verbesserung der gemeinschaftlichen Nutzung liegt das Ziel einer höheren und dauerhaften Identifizierung der MieterInnen mit ihrem Zuhause. Dass der selbst empfundene Mehrwert von Flächen, auch für einzelne Personen, einen erheblichen Einfluss auf die Sauberkeit dieser Flächen hat, zeigen die verschiedenen Mietergärten. Sie sind allesamt in einem sehr guten Zustand und werden, mit der Unterstützung der degewo, in Eigenregie gepflegt. Das vorgeschlagene Konzept sieht den Handlungsbedarf hauptsächlich in der Art und Weise der Kommunikation zwischen der degewo und den Mieterinnen. Hier sollte es einen regeren Austausch geben, abseits der Kosten- und Pflichtenvereinbarungen.

Abb. 31: Die «Cultural Probe» ist eine unscheinbare schwarze Kiste, Janina Brocks 2015.

Cultural Probe als Kommunikationswerkzeug

Da durch den Zeitrahmen des Projekts schon im Vorhinein klar war, dass keine repräsentative Befragung von Anwohnenden durchführbar ist, wird die «Cultural Probe» erster Stimmungsmesser und vor allem als zukünftiges Kommunikationswerkzeug angelegt. Abfall spielt im 20


Aufbau Cultural Probe 21

1. Weltkarte 2. offene Karten 3. Radius Bekanntenkreis Nachbarschaft 4. Wohlbefinden Umgebung tagsüber | nachts

5. Anzahl Mülleimer in der Wohnung? 6. Mülleimer-Befüllen-Aufgabe 7. Wochenkarten Müll 8. Empfinden beim Anblick von Müll 9. Entsorgung Sperrmüll

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10. Verständlichkeit der Müll-Piktogramme 11. Fotografie-Aufgabe 12. Verantwortung Müllplatz

EINFÜHREN, TEILNEHMER "ABHOLEN“ ohne das thema müll zu fokussieren, kulturelle Erkenntnisse sammeln und sowohl verhaltensweisen als auch denkweisen nachvollziehen

FOKUS AUF MÜLL LENKEN ohne wissen abfragen zu wollen, interaktiv arbeiten, verhaltensweisen und den emotionalen umgang mit der thematik analysieren

ABSCHLUSS FINDEN u.a. zur positiven wahrnhemung anregen, anstoss zur auseinandersetzung mit dem räumlichen angebot

Abb. 32: Aufbau der «Cultural Probe», Johanna Böcking 2015.

Befragungskit zwar eine große Rolle, wird aber ausschließlich mit persönlichen Assoziationen und Ritualen verknüpft. Eine Wissensabfrage zu Abfallfraktionen und Regeln soll in keinem Fall statt fi nden. Der Aufbau der Probe leitet die Anwohnenden durch drei Stationen (Abb. 32), mit jeweils unterschiedlich gelagerten Aufgaben und Fragen. Die Stichprobe, die mit den «Cultural Probes» durchgeführt werden konnte, ist sehr klein (n=3) und lässt dementsprechend keine Rückschlüsse auf Ursachen oder Trends der Vermüllung zu. Bei der Kontaktaufnahme mit Anwohnenden war die degewo Stadtteilmanagerin behilfl ich.

CREATE THE WASTE - KREUZBERGER GESCHICH Designforschung im System Nachbar

Nach dem ersten Testlauf mit drei ProbandInnen kann ein verkürztes Fazit gezogen werden. Die «Cultural Probes» wurden von den drei ProbandInnen sehr gut und mit Interesse aufgenommen. Das Befragungsformat weckt durchaus Begeisterung und regt zum Ausfüllen an. Einige der Formulierungen wurden als nicht ganz eindeutig oder klar gewertet. Es gab viel mehr Rückfragen zu den Motiven der Befragung als erwartet, der einleitende Text sowie die Übergabegespräche müssen ein wenig ausgebaut werden. Die Gespräche bei der Übergabe und Abholung der Probes erwiesen sich als genauso aufschlussreich wie die Probe selbst. Außerdem wurde die Kenntnisnahme der individuellen Ansichten und Sorgen der MieterInnen als sehr positiv empfunden.

Abb. 33: Blick auf die «Cultural Probe».

differenzierteren Aussagen, auch wenn diese nicht repräsentativ für die Bewohnerschaft sind: • Die Höfe werden als ‹schön› wahrgenommen. Sie haben viel Potenzial. • Der Müll hat keinen direkten Einfluss auf die Lebensqualität vor Ort, wird aber von allen TeilnehmerInnen als Problem angesehen. • Unterschiedliche ‹kulturelle Verhaltensweisen› der Bewohnerschaft werden als ausschlaggebend für die chaotische Müllsituation angeführt. • Ordnung und Sauberkeit scheitern nicht an dem Verständnis von Piktogrammen oder an fehlendem Wissen über Mülltrennung. Das allgemeine Bewusstsein für die Situation scheint nicht vorhanden zu sein.

Die Auswertung und Interpretation der einzelnen Teile der «Cultural Probe» führt wiederum zu 21


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Abb. 34: Die gesamte «Cultural Probe» im Überblick.

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Abb. 35: Auszüge aus den ausgefüllten «Cultural Probes», die den Mariannenplatz als Wohnort beschreiben.

• Es herrsche ein «Denken nur bis zu ihrer Wohnungstür»,

• Sobald Verantwortungsbereiche geschaffen

sodass innerhalb der Wohnung alles ordentlich und gepflegt ist, während sich für Flur, Wohngebäude und Innenhof niemand verantwortlich fühlt bzw. das entsprechende Umweltbewusstsein fehlt. • Kinder haben auf den Höfen einen hohen Stellenwert, sie verbringen hier ihre Freizeit. Herumliegender Müll auf dem Hof wird wohl häufig durch die hier spielenden Kinder verursacht. Dennoch werden fehlende Spielmöglichkeiten beklagt (in Block 97, Waldemarstraße 87–97), da sich die räumlichen Grenzen in denen Kinder spielen ‹dürfen› nicht mit planerischen Spielzonen deckt. • Die Innenhöfe können nicht mit den städteplanerischen und von der degewo verwendeten ‹Blocks› gleichgesetzt werden. Vielmehr gibt es «geschlossene» räumliche Systeme, die sich vor allem in den Bereichen angrenzend an das jeweilige Haus fugieren. So wollen Eltern ihre Kinder nicht außer Sichtweite spielen lassen. • Das vor Ort eingesetzte Security-Unternehmen sowie die Tätigkeiten der Hauswarte begünstigen geradezu die vorherrschende Mentalität «Die machen das schon». Die BewohnerInnen wissen, dass jemand den Müll wegräumen wird.

werden (z. B. die Mietergärten), herrscht ein anderer Umgang mit der eigenen Umgebung. • Anhand der Durchführung der «Cultural Probes» wird eine ‹spielerische› Auseinandersetzung mit der Abfallthematik möglich, die das Thema ins Bewusstsein der MieterInnen ruft und nachwirkt.

Abb. 36: Kritische Punkte kommen in der Probe zur Sprache.

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Abb. 37–40: Aufgabe 11 der «Cultural Probe» fordert dazu auf, Orte zu fotografieren, die ProbandInnen in ihrer Wohnumgebung ‹schön› finden. Fotos von Proband N1.

Abb. 41–42: Es sollen ebenfalls Orte fotografiert werden, die ProbandInnen gar nicht gern haben. Fotos von Proband N1.

Aufschlussreich sind auch die fotografischen Aufnahmen der ProbandInnen, in denen sie ‹Schönes› und ‹Hässliches› rund um ihre Nachbarschaft dokumentieren (Abb. 37–51). Hier zeigt sich einheitlich, dass grüne bewachsene Flächen, wie der große Mietergarten, und der weite Blick aus den Häusern über die Stadt bei den BewohnerInnen als besonders wahrgenommen wird. Gleichzeitig werden eben jene Stellen, die auch die degewo eliminieren will, wie herumstehender Sperrmüll und überfüllte Mülltonnen als störend von der Bewohnerschaft empfunden. Die Interessen und Ziele der Anwohnenden deckt sich also mit

denen der degewo. Dies kann das Ziel, eine ‹Freund-FeindKommunikation› zum Thema Müll zu verhindern, stärken. Die Fotoaufgabe hat weiterhin Eigeninitiative und Vorstellungskraft der Anwohnenden geweckt. So entstand schon innerhalb der drei Testläufe eine Idee, die verschiedenen Aufnahmen der BewohnerInnen in einer Ausstellung zu präsentieren.

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Abb. 43–44: ‹Schöne Orte›. Fotos von Proband N2.

Abb. 45–46: ‹Hässliche Orte›. Fotos von Proband N2.

Abb. 47–48: ‹Schöne Orte›. Fotos von Proband N3.

Abb. 49–51: ‹Hässliche Orte›. Fotos von Proband N3.

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erreichen, ist es sinnvoll die «Cultural Probe» (auf Türkisch und Arabisch) übersetzen zu lassen. Dieser Vorschlag hat Relevanz, da auch die Sprachwahlmöglichkeit, besonders wenn es sich um zweisprachige Familien handelt, emotionale Zufriedenheit und höheren Informationsgehalt impliziert. Die neuen Pläne der Höfe sollen den BewohnerInnen am Mariannenplatz zugänglich gemacht werden. Dafür sind Aushänge in den Hauseingängen empfehlenswert. Die vorhandenen Mietergärten könnten stärker beworben werden und Strukturen (Anmeldung, Öffnungszeiten, Vergabeverfahren) transparenter gemacht werden, um noch mehr BewohnerInnen zum Mitmachen zu animieren. Wie bisher sollte die degewo weiterhin Veranstaltungen (wie die Pflanzaktion) anbieten, die zum Zusammenhalt unter der Anwohnerschaft anregen. Dabei sollte das ‹gemeinsame Schöne› in den Vordergrund gestellt werden (z. B. im Gegensatz zu einer ‹Aktion gegen den Müll› besser eine ‹Aktion für freie Wiesen›). In der Kommunikation der degewo mit der Mieterschaft sollte darauf geachtet werden, dass sie Verbesserungsthematiken unter das Motto «die degewo möchte, dass alle es hier schön haben» stellen. Gewisse kleinere Eingriffe auf den Höfen unter Gesichtspunkten der Nutzergruppe Kind können sichtbare Auswirkungen auf die gesamte Nutzung der Höfe haben.

‹Hofpläne›

Anhand der vorangegangenen Kartierungen konnten Übersichtskarten der drei Höfe erstellt werden. Sie fungieren ebenfalls als Kommunikationsmedium, denn sie präsentieren die Qualitäten des Ortes in einer universalen Sprache und sie können über die Zeit mit den Beiträgen von MieterInnen wachsen. So können auch die in den «Cultural Probes» identifizierten Orte in den Plänen markiert werden. Es ist vorstellbar, dass einige BewohnerInnen die in den Plänen als besonders markierten Stellen aufsuchen und ‹testen›. Gleichermaßen können infrastrukturelle Maßnahmen und Gegebenheiten (auch seitens der degewo) kommuniziert werden (z. B. stattfindende Bauarbeiten oder neue Müllcontainer). Auf diese Weise können soziale Gemeinschaften entstehen, die sich unter gewöhnlichen Umständen nicht begegnen. Da den Mietergärten ein besonderes Potenzial zugestanden wird, erhalten sie auf in den Plänen Aufmerksamkeit, sodass weitere interessierte Anwohnende davon erfahren und mit den Zuständigen in Kontakt treten können. Die drei Höfe haben jeweils einen eigenen Namen von den Studierenden erhalten, um die Kluft zwischen der kargen Bezeichnung «Block Nr.» und der eigentlichen Wohnumgebung zu überwinden. Gleichermaßen wurden die charakteristischen Merkmale der Höfe, die während der Kartierungen und in den Probes deutlich wurden, in kleinen Texten gefasst. Diese kurzen Beschreibungen kann wiederum die degewo nutzen, wenn sie zu vermietende Wohnungen vorstellt oder anderweitig für seinen Bestand werben will.

Langfristig Die Durchführung weiterer «Cultural Probes» wird angeraten. Dazu sollte in jedem Haus eine verantwortliche Person ausfindig gemacht werden, die dabei behilflich sein kann. (Wichtig: Es sollte kein offizieller Mitarbeiter der degewo sein.) Wenn die degewo zeigt, dass sie sich Zeit für ihre MieterInnen nimmt, um deren Stimmung zu erfahren, wird dies zu einem dauerhaften Dialog mit der Mieterschaft führen. Dazu ist die Durchführung einer «Cultural Probe» in den Haushalten geeignet. Es können ‹Verantwortungsbereiche› geschaffen werden, ähnlich den Mietergärten, in denen Flächen in die Hände einer Gruppe von Anwohnenden übergeben werden. Denkbar sind auch Kooperationen mit Schulen im Einzugsgebiet. Auf diese Weise kann die Thematik Müll bereits früh in den Familien wirken. Zum Beispiel kann man einen Ausflug zu einer Müllaufbereitungsanlage anbieten, was gleichzeitig eindrucksvoll und informativ für Kinder ist. Anwohneridee: Eine gemeinsame Fotoausstellung nach den «Cultural Probes» organisieren.

Zum Zwecke der Präsentation bei der degewo konnten die Pläne ebenfalls genutzt werden, um kurzfristige Verbesserungen oder gestalterische Maßnahmen im Hof zu vermerken. Weiterführende Maßnahmen

Die Synthese aller Ergebnisse am Ende der Projektlaufzeit führt zu der Vorstellung verschiedener Maßnahmen, die es nun zu ergreifen gilt: Kurzfristig Die «Cultural Probe» zum Leben am Mariannenplatz muss in einigen Formulierungen und Aufgabenstellungen überarbeitet und ausgebessert werden. Die angestrebte Dokumentation des Wegwerfens (wer, wie, wann und wie viel) konnte nicht erreicht werden. Hier muss das Format der Aufgabe vereinfacht und Unverständliches behoben werden. Weiterhin sollen die bereits eingegangenen Rückmeldungen der BewohnerInnen dabei eingearbeitet werden. Um einen Großteil der Bewohnerschaft wirklich zu 30


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Ausblick

Projektbeteiligte

Das Projekt «Kreuzberger Geschichten» hat erfolgreich gezeigt, welche Erkenntnisse durch die Anwendung qualitativer Designforschungsmethoden in komplexen sozialen Systemen gewonnen werden können. Die Umsetzung von Befragungstechniken des Designs als ‹Kommunikationsprodukt› ist vielversprechend, besonders für Wohnungsbau- und -verwaltungsgesellschaften, die eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen ihrer MieterInnen vertreten wollen. Die Funktionalisierung von «Cultural Probes» als Kommunikationsmedium auf Augenhöhe kann nicht nur wertvolle Informationen über die Mieterschaft und die konkreten Problemlagen generieren. Es kann auch ein geeignetes Werkzeug sein, um einen dauerhaften Dialog zwischen MieterInnen untereinander zu ermöglichen. Gleichzeitig gewährt das ‹analoge› Format die Einbeziehung von «digital immigrants» (Prensky), die in der Benutzung von ‹social media› unter Umständen weniger aktiv sind.

«Kreuzberger Geschichten. Designforschung im System Nachbarschaft.» Kooperationsprojekt der interdisziplinären Projektreihe «Create the Waste» des FB 5 Gestaltung und Kultur der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin mit der degewo AG, Berlin.

Dennoch sollte für die sinnvolle Fortführung des Projekts die «Cultural Probe» überarbeitet werden. Hierbei geht es vor allem um die Übersetzung der sprachlichen Anteile, aber auch um die Anpassung der einzelnen Aufgaben an das Feedback der TeilnehmerInnen. Gleichermaßen muss der Kontaktaufnahme und den Übergabeprozeduren ein größeres Zeit- und Aufmerksamkeitsfenster zugestanden werden.

Studierende des 4. Semesters Kommunikationsdesign: Franzisca Adolphs Johanna Böcking Janina Brocks

ProjektinitiatorInnen: Prof. Birgit Bauer, HTW Joachim Deichert, degewo Projektdurchführung: Dipl.-Des. Susanne Hausstein Betreuung: Joachim Deichert, Benchmarking degewo Nesrin Demir, Stadtteilmanagerin degewo

Wir danken allen freiwilligen ProbandInnen der Großwohnsiedlung Mariannenplatz für ihre Zeit und ihr Interesse. Dank gebührt ebenfalls den hilfsbereiten Hauswarten der degewo.

Schlussendlich bieten auch die entstandenen ‹Hofpläne› eine vielversprechende Grundlage zur Präsentation von Befragungsergebnissen. Auch hier stünden eine inhaltliche Überarbeitung der Pläne und dessen Diskussion mit der Mieterschaft an. Eine inhaltliche Fortsetzung des Projekts und der darin enthaltenen Forschungsweise ist für alle Beteiligten von Vorteil und wird derzeit angestrebt.

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Literatur

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«Kreuzberger Geschichten» | Konzeptioneller Entwurf | HTW 2015


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