dokumentation März 2015
«Trashdesign»
Kompaktseminar Designmethoden Design Research Lab | Prof. Dr. Gesche Joost | Universität der Künste Berlin
Kompaktseminar Designmethoden Institut für Produkt- und Prozessgestaltung Universität der Künste Berlin 23. – 27. Februar 2015 «Living Lab Mehringplatz» Mehringplatz 8, 10969 Berlin
Kompaktseminar Designmethoden unter Leitung von Dipl.-Des. Susanne Hausstein Dipl.-Des. Miriam Lahusen Universität der Künste Berlin 23. – 27. Februar 2015 «Living Lab» Mehringplatz 8, 10969 Berlin
Inhaltsverzeichnis Auftakt
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Let‘s talk about trash: Wegwerfen als Eisbrecher Am Ort des Geschehens
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Problematik Zielsetzung und Fragestellung Ablauf
Einführung
Methoden
Garbologie und Mapping Strukturierte Analogiebildung Letter to Grandma / Back to Basics / Interview mit einem Indianer Szenario Bilden / Gebet Schreiben Manipulation / Veränderung / Umkehrung / Störung / Verstärkung / Abbilden ...
Ergebnisse
Sichtbarmachung von Ritualen Neue Rituale
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Teilnehmer
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Quellen
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Abbildungsnachweis
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Auftakt
des Verschwindens entwickelt haben. Was bedeutet es auf kultureller Ebene, dass Mülltonnen in Hinterhöfen stehen, welche Gesten stecken im Entledigen von Sperrmüll im öffentlichen Raum oder im sorgsamen Trennen von Altglas?
Problematik
Ist das Kunst oder kann das weg? Was macht den Moment aus, der einem Gegenstand die Klassifizierung „Müll“ verschafft? Sterben Objekte, wenn sie zu Müll werden und wenn ja: Was kommt danach? Wiedergeburt durch Re- oder gar Upcycling? Oder ist der „Mülltod“ erst der Anfang einer anarchistischen Reise aus Auflösung, Metamorphose und Entstehung neuer Symbiosen?
Zu untersuchen, was so gänzlich zur eigenen Realität und Normalität dazu gehört, ist gar nicht so einfach. Die Anwendung spezifischer „Designtools“ um sich gewisser „blinder Flecken“ erst einmal bewusst zu werden und diese im zweiten Schritt zu überwinden, stellt eine erste methodische Annäherung dar. Erst nach einer bewusst herbeigeführten Entfremdung darf „der Designer“ mit seinen „designerly ways of knowing“ (Cross, 2001) wieder zum Zuge kommen. Die beobachteten Rituale sollen so manipuliert werden, dass ihre Bedeutung entweder verstärkt wird oder ihre Bedeutung in eine andere Richtung bewusst verzerrt oder verschoben wird.
In diesem Kompaktkurs geht es um den organisierten Tod der Dinge und darum, wie wir Designer diesen gestalten. Dabei liegt der spezielle Fokus auf der Analyse von Verhaltensweisen, die mit bestimmten Artefakten oder Strukturen verbunden sind. Statt auf der rein materiellen/ ökologischen Betrachtungsweise von Müllproblematiken zu verharren und „anderen“ Müll zu entwerfen, versuchen wir über die Analogie des Sterbens Selbstverständlichkeiten des Alltags sichtbar werden zu lassen. Ziel soll daher sein, Rituale und Alltagshandlungen herauszustellen und im zweiten Schritt diese aktiv zu manipulieren.
In Form von Prototypen und Interventionen sollen die Ideen am tatsächlichen Ort des Aufkommens des Rituals aufgestellt und erprobt werden. Mögliche Reaktionen von NutzerInnen oder eigenes Erproben neuer Rituale werden, wie im Forschungsprozess üblich, beobachtet und dokumentiert.
Die Studierenden werden Designforschungsmethoden kennenlernen und exemplarisch am Beispiel Müll erproben. Am Ende der Woche werden sie in der Lage sein, die erprobten Methoden auf andere Kontexte um zu münzen und gegebenenfalls für eigene Fragestellungen nutzen zu können.
Ablauf
Tag 1: Garbologie, Mapping, Analogiebildung Tag 2: Letter to Grandma, Analyse, Szenario entwickeln, Entwurf für Manipulation Tag 3: Feldtest, Dokumentation Tag 4: Reflexion, Adaption Tag 5: Diskussion, Präsentation
Zielsetzung und Fragestellung
Die Untersuchung des Phänomens Müll soll in diesem Methodenseminar über die materielle und ökologische Analyse von Artefakten hinaus gehen. Wir wollen die materiellen Artefakte als Wissensquellen verstehen, anhand derer wir Rückschlüsse über gesellschaftliche Bedeutungen kultureller Praktiken ziehen können. Dabei leitet uns eine grundsätzliche Frage: Welche Rituale verbergen sich im ganz „normalen“ Umgang mit Müll? Hierbei geht es um spezifische Praktiken, die sich innerhalb des Phänomens Müll in mannigfaltige Rituale
Abb. 1: Mehringplatz, Berlin 2015.
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Kompaktseminar Methoden Trashdesign Wintersemester 2014/15
Ablaufplan
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Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Einführung Erwartungen
ANALYSE Living Besuch von Lab Indianer Experte für Rituale
Feldtest Ritual
Quick’n’Dirty
Interne Präsentation
Analogienbildung Garbologie Trash Mapping
Beschreibung Besprechungund Bedeutung eines Rituals Pain Points Tod/ Religion/ Leichnam Living Lab
Urban Intervention/ Prototyping/ Infrastructuring/ Partizipation/ User Case Study
Reflexion Feldtest Ups & Aha Adaption von Methoden Thesengenerierung Prototyping
Feedback/ Gruppendisskussion
13:00
Mittag
Mittag
Mittag
Mittag
Mittag
14:00
Müllphänomene als Wissensquelle
Gebet schreiben Szenario entwerfen
Dokumentation Auswertung Szenario
Ausarbeitung Präsentation
10:00
11:00
12:00
15:00
Fokussierung
Einsteinufer 43 DRLab Öffentliche Präsentation
16:00
Abb. 2: Ablaufplan Methodenseminar, 23.–27. Februar 2015.
Einführung
an den selben Ausgangspunkt befördert und als Eisbrecher funktioniert. Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass das Thema Müll mit vielen Emotionen besetzt ist und dass sich ganze Weltanschauungen an diesem Thema manifestieren. Große Fragen von Globalisierung und Kapitalismus, Verantwortung von Designern, sozialem Verhalten in Gemeinschaften, Modezyklen und Umweltbewusstsein kristallisieren in der Frage nach dem Umgang mit den „Resten“.
Let‘s talk about trash: Wegwerfen als Eisbrecher.
Was war das letzte, das du in den Müll geworfen hast? Wie viele Mülleimer befinden sich in Deiner Wohnung? Hast du schon einmal etwas im Müll gefunden? Hast Du schon mal irgendetwas wegen der Verpackung gekauft und den Inhalt weggeworfen? Gibt es etwas bei Dir zu Hause, was andere als Müll ansehen würden, aber keiner ist? Hast Du gerade Müll bei Dir? Welcher Müll ekelt Dich an? Welchen Müll findest Du schön? Wie lange darf ein volle Mülltüte bei Dir herumstehen? Musstest Du schon mal etwas in Dunkelheit entsorgen? Gibt es spezifischen Müll, der sich bei Dir Zuhause sammelt? Ärgert Dich Müll auf der Straße?
Abb. 3: Fragerunde Müll.
Zur ersten Einführung in den Kurs werden Fragezettel verteilt, anhand derer sich TeilnehmerInnen und die Workshopleiterinnen vorstellen. Die Beantwortung einer einfachen Frage aus dem Alltag zum Thema Müll kann einerseits einen ersten Fokus setzen und zugleich eine Momentaufnahme aus der persönlichen Lebenswelt aller TeilnehmerInnen in den Kurs bringen. Schon nach der ersten Fragerunde sind teilweise sehr persönliche Geschichten, aufgeladen mit allerhand individuellen Praktiken, zur Sprache gekommen, was die TeilnehmerInnen motiviert am Seminar teil zu nehmen. Über Müll zu sprechen ist zunächst ungewohnt. Ein Umstand der alle Studierenden
Abb. 4: Fragezettel Müll.
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Abb. 5: Mehringplatz, Berlin 1882.
Abb. 6: Mehringplatz, Berlin 2014.
Am Ort des Geschehens
Um die Studierenden zunächst einmal aus ihren gewohnten Bahnen heraus zu bringen und auch um sie von allen antrainierten lösungs-, ziel-, produkt- oder präsentationsorientierten Herangehensweisen abzubringen, kappen wir am ersten Tag alle Rettungsleinen, die darauf hinweisen könnten, was wir als Dozenten am Ende der Woche von ihnen sehen wollen. Der Seminarauftakt gleicht dem Beginn eines Spaziergangs ins Blaue. Ein deutlicher Vorteil in Bezug auf die Erforschung kultureller Praktiken liegt in der Loslösung der Lehrveranstaltung vom gewohnten Lernumfeld Universität. Der Workshop findet im und um das „Living Lab“1 am Mehringplatz in Berlin statt. Von hier aus werden die Studierenden losziehen, um ihre Beobachtungen und Untersuchungen durchzuführen. Zur besseren sozialgeografischen Orientierung erhalten sie zunächst einen kurzen Input über die Geschichte des Platzes. Wenngleich dieser Input lediglich als Verständnisgrundlage aller stattfindenden kulturellen Praxis am Ort dient, erachten wir es als wichtig, die Studierenden mit dem Bewusstsein über aktuell brisante und sensible Problematiken des Kiezes, sowie mit Einblicken in die aufgeladene historische Bedeutung des Ortes auszustatten. Dies soll die TeilnehmerInnen einerseits ermutigen Kontakt zu lokalen Akteuren aufzunehmen und andererseits auch in der Analyse ihrer Fundstücke den sozialen Kontext, in dem diese statt findet, nicht aus den Augen zu verlieren.
Abb. 7: Wohnanlage am Mehringplatz, Berlin 2015.
GARBOLOGIE
LETTE GRAN
Abfälle, dort wo sie auftreten, nach bestimmten Kriterien erfassen
Einem Außen (Oma, Alien, Indianer...) d halt und dess menhänge er
Abb. 8: Methodenkarte „Garbologie“
Methoden Garbologie und Mapping
Nach dem kurzen Input über die Geschichte des Mehringplatzes und dem lockeren Kennenlernen der Anwesenden bilden die TeilnehmerInnen Kleingruppen aus zwei oder drei Personen, in denen sie die ersten Explorationen im Feld durchführen. Jede Gruppe erhält einen anderen Kartenausschnitt des Mehringplatzes und Umgebung, so
1 „Living Lab“ ist als Überbegriff für ein Forschungskonzept zu verstehen. Es beschreibt ein Benutzer orientiertes, Open Innovation begünstigendes System, welches in einem räumlichen Kontext (z. B. ‚Kiez‘) agiert und gleichzeitig Forschungs- und Designprozesse integriert. 9
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Abb. 9 : „Fundbeutel“ einer Studierendengruppe nach der Feldforschung. Der Inhalt erzählt die Geschichte einer unglücklichen Liebe.
dass sich die Kleingruppen in alle Himmelsrichtungen verteilen können, um Müllphänomene zu beobachten. Ausgestattet sind die Forscherteams mit „Fundbeuteln“, in denen sie Objekte oder Notizen sammeln können und einer Karte. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass es in dieser Exploration ins Freie nicht um eine Inventur herumliegenden Mülls gehen soll, sondern die Studierenden sich treiben lassen sollen, bis ihre Aufmerksamkeit oder ihr Interesse von einem oder mehreren Phänomenen oder Konstellationen gerufen wird. Statt besonders viel zu beobachten, soll besser ein Phänomen genauer unter die Lupe genommen werden. Abfälle enthalten Wahrheit. Das Herauslesen dieser Wahrheit (Information) aus dem Müll ist eine erkenntnisorientierte Methode, die in einem neueren Spezialgebiet der Archäologie, namentlich Garbologie (von engl. ‚Garbage‘ für Müll) praktiziert wird. Der Begründer Professor William Rathje der Universität in Arizona (USA) stellte in den 1970er Jahren grundlegend fest, dass aktuelle Kulturen genauso wie uralte oder verschwundene Kulturen anhand von Untersuchungen der archäologischen Überreste (Müll) beschrieben und erforscht werden können. Die erste bahnbrechende Erkenntnis ließ danach nicht lange auf sich warten. Die
Abb. 9 und 10 : Müllfunde.
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FIELD-STUDY
fiel
„DAS BIO-GEFÜHL“, Trashdesign, Designmethoden 2015 Abb. 11 : Dokumentation vom Sterben der Dinge im öffentlichen Raum.
Forschergruppe fand heraus, dass sich die Ergebnisse von Befragungen signifikant von denen der Funde unterschieden. Eine Langzeitstudie ergab, dass die Befragten doppelt so viel Chips, Speck und Süßigkeiten verzehrten wie sie zugaben. Bis in das letzte Jahrzehnt hinein sind derartige Ergebnisse von Studien im Rahmen der Garbologie vorgelegt worden. In der Übersetzung dieser Methode für den gestalterischen Prozess erfassen die Studierenden Abfälle und deren Kontexte an der Stelle, wo diese auftreten. Bestimmte
Abb. 13 : Die Hebung von außergewöhnlichen Müllfunden.
Kriterien, wie hier das eigene Interesse, filtern diese Erfassung und fokussieren die Exploration im Feld. Und in der Tat sammeln die Studierenden ein große Vielzahl an Objekten und Eindrücken ein. Dabei fällt auf, dass sie als Gestalter einen spezifischen, womöglich ästhetischen Blickwinkel, auch im Feld, einnehmen. So kann ausnahmslos von einer „Komposition“ der Fundstücke berichtet werden. Dies meint, die Studierenden haben nicht wahllos Objekte auf der Straße eingesammelt, sondern in der Kombination der Fundstücke
Sophia und Max | TrashDesign
Abb. 12 : Eine ungewollte Sammelstelle für Müll.
Freitag, 27. Februar 15
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Abb. 15: Die gesammelten Müllfunde im Seminarraum am Mehringplatz, Berlin.
Abb. 14: Dokumentation des Garbologiespaziergangs.
liegt augenscheinlich ein kreativer Prozess begraben, den wir im Laufe der Woche weiter erforschen wollen. In Kombination mit der grafisch-räumlichen Erfassung (Kartierung) der Phänomene und Objekte entsteht eine Basis zur Analyse des Status quo am Ort. Gemeinsam erstellen die Studierenden eine Übersichtskarte des Mehringplatzes mit den Eindrücken ihrer Feldforschung.
Abb. 17: Methodenkarte Mapping.
Abb. 16: Gemeinsames Mapping der Müllfunde und Wegwerfphänomene.
Strukturierte Analogiebildung (‚RIP & MIX‘)
Anschließend erarbeitet die Studierendengruppe eine Analogienreihe zur Abfallthematik. Die Analogie, die wir der Gruppe anbieten, lautet Müllphänomene als den Tod der Artefakte zu verstehen. Dabei kann differenziert werden zwischen „dem Sensenmann“, dem Tod in Person, der genau dann in Erscheinung tritt, wenn ein Objekt seinen spezifischen Nutzen verliert und weggeworfen wird, der Religion, dem gesellschaftlichen wie gebauten Müllsystem, das von der Herstellung bis zur endgültigen Entsorgung die kulturell anerkannten Strukturen bereitstellt und dem Leichnam, dem entsorgten Artefakt. Darüber hinaus lassen sich noch
Abb. 18: Die Übersichtskarte des Mehringplatzes mit den gemappten Funden und Phänomenen.
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WEGWERFEN
ABFALLSYSTEME
ABFALLARTEFAKTE
DER TOD
DIE RELIGION
DER LEICHNAM
Abb. 19: Strukturierte Analogiebildung Müll – Sterben.
Akte beobachten, die kulturell praktiziert werden aber nicht gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten darstellen und möglicherweise als „Sünden“ zu verstehen sind. Diese haben wir zunächst ebenfalls der Religion zugeschrieben. Nach der Erörterung der Analogie und ihrer Grenzen stellen die Kleingruppen ihre Ergebnisse vor und versuchen die gemachten Beobachtungen den analogen Kriterien zuzuordnen.
Letter to Grandma / Back to Basics / Interview mit einem Indianer
Als rational betrachtetes Verhalten wird bei der Betrachtung von Ritualen schnell übersehen. Um die Analyse weiter zu schärfen, wird ein imaginärer Gast willkommen geheißen. Ein fiktiver Indianer tritt in den Dialog mit den ForscherInnen. Einerseits soll dieser Indianer als jemand, der das Konzept Müll in seiner Kultur weder kennt noch versteht, wertneutral und tiefgehend Fragen stellen und sich von den „Präsenzkulturellen“ erklären lassen, warum und wie Phänomene ablaufen. Zum anderen fungiert er als Experte ritueller Zeremonien und kann Auskunft geben über ‚Seelenheil‘ und ‚Verbundenheit‘.
Es zeigt sich, dass vor allem der Moment des Todes, hier der „Sensenmann“, am schwierigsten zu beobachten ist. Von ihm sind vielmehr nur Spuren zu finden. Die zuvor gemachten Beobachtungen können nun auf der großen Karte des Mehringplatzes den Instanzen des Todes zugeordnet werden. Artefakte oder Erscheinungen des Müllsystems werden mit einem Kreuz, Abfallartefakte mit einem Sarg und Beobachtungen des Wegwerfens mit einer Sense verzeichnet.
Die Designforschungsmethode Letter to Grandma oder auch Back to Basics bezieht sich auf die Darstellung komplexer Zusammenhänge in verständlicher und grundlegender Form. In Kombination mit fiktivem Expertenwissen dieses „Fremden“, können gleichsam Antworten und neue Sichtweisen auf scheinbar gewöhnliche Systeme erarbeitet werden. Um sich diesen Effekt zu Nutze zu machen erhalten die Studierenden eine Struktur nach der sie im Gespräch versuchen sollen, das beschriebene Ritual zu charakterisieren.
Innerhalb der Strukturierung und Beschreibung der Analogie des Todes kann im Anschluss der Fokus auf die Rituale des Verschwindens gerichtet werden. So können die Beobachtungen und Artefakte in einen Kontext aus habitualisierten Handlungen gestellt werden und reifen somit mehr und mehr zu einer greifbaren gestalterischen Aufgabe, deren Bedingungen komplex, aber prozessierbar sind.
In Gruppen übernimmt nun jeweils ein Mitglied die Rolle des Indianers während der oder die anderen beschreiben 13
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GARBOLOGIE
LETTER TO GRANDMA
Abfälle, dort wo sie auftreten, nach bestimmten Kriterien erfassen
Einem Außenstehenden (Oma, Alien, Fremder, Indianer...) den Sachverhalt und dessen Zusammenhänge erklären
RITUAL
*
RIP + MIX
BEDEUTUNG
strukturierte Analogienbildung
RITUAL
Abb. 20: Methodenkarten zu Letter to Grandma und der Analyse des Rituals.
* BEDEUTUNG Abb. 21: Methodenkarten Engelchen & Teufelchen.
Szenario Bilden / Gebet Schreiben Abb. 22: TeilnehmerInnen vertieft ins Gespräch mit einem Indianer.
Nachdem eines der beobachteten Rituale nun genauer beschrieben und diskutiert ist, kann ein „design brief “ mit allen Hemmnissen und Treibern der jeweiligen Handlung erstellt werden. Um weiterhin in der Erprobung designwissenschaftlicher Forschungsmethoden aktiv zu sein, wird dafür die Entwicklung eines Szenarios herangezogen. Dieses Szenario eines Rituals soll von den Studierenden in Form eines Gebets verfasst werden. Es kondensiert die spirituellen Erkenntnisse aus dem Interview mit dem Indianer und sowie die Eindrücke aus der Garbologie. Damit die Studierenden eine Vorstellung bekommen, erhalten sie das Beispiel eines indianischen Gebets:
Abb. 23: Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch mit dem Indianer werden festgehalten.
„Schau mich an, Freund! Ich bin gekommen, dich um dein Kleid zu bitten. Du gibst uns alles, was wir brauchen – dein Holz, deine Rinde, deine Äste und die Fasern deiner Wurzeln, bereit, uns dein Kleid zu geben. Ich bin gekommen, dich darum zu bitten, Spender langen Lebens, denn ich will ein Körbchen für Lilienwurzeln aus dir machen. Ich bitte dich, Freund, zürne mir nicht und trag mir
und Informationen liefern. Obwohl diese Methode teilweise von Studierenden als „hölzern“ und anstrengend empfunden wird, da sie sehr von individueller Ausgestaltung lebt, erreichen sie alle nach diesem Gespräch eine „neue“, tiefer liegende Erkenntnisebene von Müll und den Ritualen des Verschwindens. Dies befähigt sie nun ihr professionelles Gestaltungswissen auf diese Prozesse anzuwenden.
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nicht nach, was ich jetzt mit dir tun werde. Und ich bitte dich, Freund, erzähle es auch deinen Freunden, worum ich zu dir gekommen bin. Beschütze mich, Freund. Halte Krankheit fern von mir, damit ich nicht in Krankheit oder Krieg umkomme, oh Freund.“ Diese Abstraktionsleistung haben die Studierenden wunderbar gemeistert und es sind einige gute Gebete entstanden: „Eine Last hat mich erfasst, zu viel der Dinge während ich da ginge. Ich möchte dich wieder in den Kreislauf bringen, aber kann meinen Arsch nicht zum Späti schwingen. Ich stell dich einfach neben den Müll, weil ich mich dann besser fühl’.“ Martina Armbrecht, Firat Hannutoglu & Simon Stanislawski
Abb. 24: Gebet von Yomi Ajani & Martin Klingner.
„Gebet an die Verpackung Hier bin ich Mensch und brauche Nahrung. Elixier meines Lebens – danke, dass du mir gebracht wurdest in deinem kostbaren Gewand, fein und durchsichtig, hart und zerbrechlich oder gar faltbar und flexibel, ja so wunderbar. Dieser kurze Weg, den du mich begleitest, dem will ich Ehre erweisen und dich länger bei mir halten, dein Leben verlängern, so wie du meines.“ Christine Meier
on the ground for the rest of all ages. Because the evil is always on Earth to stay. A Cigarette.“ Muyao Zhang & Daniel Valencia Ferra Manipulation / Veränderung / Umkehrung / Störung / Verstärkung / Abbilden ...
Alle analytischen Vektoren zum betrachteten Ritual sind nun offen gelegt worden. Jetzt geht es um die Veränderung des Status quo durch einen gestalteten Eingriff in dessen Abläufe. Die Studierenden planen in Gruppen eine Veränderung des von ihnen beschriebenen und „angebeteten“ Rituals. Zur Durchführung der Planungen steht den Gruppen ein kompletter Tag zur Verfügung, an dem sie einen „Feldtest“ mit ihrem „neuen“ Ritual durchführen können. Zur Inspiration erhalten alle einen stichworthaften Überblick über mögliche Formate einer Manipulation von Ritualen: Intervention / Installation / Interview / Prototyping / User case study /Performanz ...
„Heiliger Müll Ich will dir die letzte Ehre erweisen. In die ewigen Jagdgründe soll dein Geist einziehen. Du warst ein treuer Begleiter. Du wirst stets bei mir sein, jede Wolke, die am Himmel vorüber zieht, wird mich an dich erinnern. Wenn es regnet, kehrst du zurück zu mir, und die sterbenden Wälder sind mein Tribut an deinen treuen Dienst.“ Adeline Chimento & Jana Francke
Neben der Dokumentation des Eingriffes, sind die Studierenden ebenfalls angehalten die „ups“-Momente sowie die „aha“-Momente genau zu notieren. Dies versteht sich als Reflexionsschleife des eigenen Vorgehens und ist sehr wichtig zur Einordnung und Verbesserung des methodischen Vorgehens im Designprozess.
„I was born to burn, I would never be born to die. One part of me can give you pleasure, the other part is full with demons. Me and my family corpses build a pattern of beauty 15
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In einer internen Feedbackrunde werden die Aktionen und Forschungsergebnisse mit dem Kurs geteilt und Erkenntnisse und Einblicke offengelegt, aber auch „Fehler“ im Versuchsablauf oder widerlegte Hypothese werden in der Gruppe diskutiert.
ups...
aha...
ups...
aha...
Abb. 25: Methodenkarten aha... & ups...
Ergebnisse Ausgehend vom Phänomen Müll haben die Studierenden Methoden („Müllmethoden“) angewandt und neue Methoden entwickelt, um kulturelle Rituale zu entschlüsseln und deren Bedeutung in ihren zukünftigen Entwürfen zu berücksichtigen.
Abb. 26: Interne Feedbackrunde zu den im Feld getesteten Ritualen.
PROTOTYPEN
„DAS BIO-GEFÜHL“, Trashdesign, Designmethoden 2015
„DAS BIO-GEFÜHL“, Trashdesign, Designmethoden 2015
Abb. 27: „Spielerische“ Manipulation des Wegwerfaktes an öffentlichen Müllbehältern.
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17 Sichtbarmachung von Ritualen
Eine Grunderkenntnis der Studierenden liegt in der Unsichtbarkeit der meisten Rituale im Zusammenhang mit Müll. Vieles was als habitualisiertes Verhalten gilt, ist dem Gestaltungsprozess kaum mehr zugänglich. Daher fokussiert ein Teil der Ergebnisse auf die bewusste Sichtbarmachung von tiefer liegenden Ritualen und deren Entschlüsselung durch die Benutzer selbst.
REAKTIONEN
Abb. 29: Abfall wird in nicht einsehbaren Behältnissen gesammelt.
„DAS BIO-GEFÜHL“, Trashdesign, Designmethoden 2015
Abb. 28: Die Nutzung der manipulierten Abfalleimer führt zu neuen Interaktionen.
„Das BIO-Gefühl“ Christine Meier, Cindy Peng & Johanna Dreysse In der Manipulation von Abfallbehältern im öffentlichen Raum mit der gleichzeitigen Anregung des „Spieltriebs“ der Benutzer, schlägt die Studierendengruppe eine Brücke zum ebenfalls alltäglichen Beschaffungsprozess von Nahrung. Verpackungen sind scheinbar auswegloses Beiwerk zur eigenen Grundversorgung und deren Entsorgung wird kaum mehr als Handlung wahrgenommen. In der Schaffung eines Nadelöhrs (Prototyping) am Übergang von Objekt zu Abfall (am Abfalleimer) zwingen die Studierenden die Wegwerfenden die Herausforderung des „Treffens“ anzunehmen. Gleichwohl die Erschwerung des Wegwerfaktes im öffentlichen Raum tatsächlich zu einer Verschlimmerung der Müllsituation am Boden, auf Gehwegen und Straßen führen wird. Doch hier steht die Bewusstwerdung eines vernachlässigten Vorgangs im Zentrum der Intervention, so dass die eigentlichen Prototypen nicht als Lösung für ein Abfallproblem herhalten sollen.
Abb. 30: Interne Vorstellung der transparenten Abfallbehälter.
im öffentlichen Bereich. Müllbehältnisse sind weithin sichtbar, doch sie sind nicht einsehbar oder gar transparent. Diese Umkehrung wurde in einem Feldtest mit wirklich gelungenen Prototypen getestet. Die vollständig transparenten Abfallbehälter wurden unter verschiedenen Bedingungen an verschiedenen Orten aufgehängt und deren Nutzung bzw. Nichtnutzung beobachtet und filmisch dokumentiert. Das Ergebnis überrascht selbst die Studierenden: Das reine transparente Äußere scheint die Assoziationen zu Müll zu verhindern. Die Behältnisse wurden in der Beobachtungsphase am Tag gar nicht als Mülleimer genutzt oder identifiziert. In der Phase über Nacht blieb der erwartete ‚Vandalismus‘ aus. Lediglich ein paar Kronkorken und eine leere Zigarettenschachtel wurden in die Behältnisse geworfen. Die These zur „Magnetischen Wirkung des Mülls“, also dass ein Stück Abfall immer ein weiteres anzieht, und dessen Einsatz in der Erleichterung von Mülltrennung im öffentlichen Raum konnte anhand dieser Prototypen demnach nicht getestet werden. Sie sind zu schön um mit Abfall in Verbindung gebracht zu werden.
„Visible“ Martina Armbrecht, Firat Hannutoglu & Simon Stanislawski Eine Erkenntnis aus dem Gespräch mit dem Indianer ist das stetige Verstecken von Müll im Privaten wie auch 17
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VISIBLE
Abb. 31: Die transparenten Abfallbehälter im Feldtest.
„Zigaretten Stalking“ Sophia Helena Gallbach & Maximilian Buske Den Moment des Todes einer Zigarette festzuhalten, steht im Mittelpunkt dieses Echtzeit-Mappings. Die Studierenden „verfolgen“ an markanten Punkten (Ausgang einer U-Bahnstation) den Lebensweg einer Zigarette.
Sophia und Max | TrashDesign
Abb. 33: Eine Zigarettenlänge von verschiedenen Personen wird auf den Boden gemappt.
Freitag, 27. Februar 15
Die „Zigarettenlänge“ und dessen Weg wird anhand von selbst konstruierten Kreidewerkzeuge am Boden nachgezeichnet. Dabei können „Massengräber“ sichtbar und Wegebeziehungen durch den Müll ablesbar gemacht werden. Abb. 32: Die Kennzeichnung „Massengrabes“ für Zigaretten. Sophia undeines Max | TrashDesign
tag, 27. Februar 15
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Abb. 34: Das Mapping desMax Lebensweges Sophia und | TrashDesign verschiedener Zigaretten.
Abb. 35: Alle verfolgten Lebenswege von Zigaretten im Überblick.
Sophia und Max | TrashDesign
ar 15
Freitag, 27. Februar 15
„Aschenbecher“ Muyao Zhang & Daniel Valencia Ferra Zigarettenstummel sind prominente Vertreter des Unrats auf Straßen und Gehwegen. Die Zigarette als solche entpuppte sich im Gespräch mit dem Indianer als entfernter Verwandter der Friedenspfeife und anderen „Räucherritualen“. Doch die Studierenden wollen das moderne Produkt Zigarette als in sich absurdes Gebilde in Szene setzen. Dabei stützen sie sich auf ihre These, dass der Filter einer Zigarette der Inbegriff von Abfall schlechthin ist. Er filtert giftige Substanzen aus der Zigarette beim Rauchen und er ist es, der am Ende im Aschenbecher oder auf der Straße liegend als Stummel zurückbleibt. Um diese Zusammenhänge zu überspitzen wurde ein „ReadyMade“ eines Aschenbechers konzipiert und gebaut. Ein Aschenbecher aus Zigarettenstummeln (Filtern), der zum einen von der Überzahl herumliegender Zigarettenstummel berichtet und zum anderen das manifest gewordene Ritual des Sterbens der Zigarette in Form des Aschenbechers zelebriert. Außerdem erlaubt das Objekt einen spannenden Einblick in die individuell verschiedenen Zeitpunkte des Todes der Zigaretten anhand deren Längen.
Abb. 37: Der Aschenbecher aus Zigarettenstummeln in Mosaik.
Abb. 36: Materialsammlung für den Prototypen.
Abb. 38: Die Erprobung des Prototypen in der Universität.
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„Der Kaffee to go“ Friederike Stanitzek & Anna Marszal Der schnelle „Coffee“ zum Mitnehmen ist gerade in universitären aber auch generell urbanen Kontexten ein weitverbreitetes Ritual geworden. Dieses erst junge Ritual ist ein Beispiel für die im Grunde überflüssige Entstehung von Abfällen (der Kaffeebecher, der Deckeln, das Rührstäbchen und die Manschette). Im Gestaltersprech würde man zu recht behaupten, es handelt sich um ein nicht nachhaltig gestaltetes Ritual. Dennoch hat es sich durchgesetzt und Coffee-to-go-Becher prägen das Bild des öffentlichen Raums. Aus dem Gespräch mit dem Indianer und Überlegungen zu den Ursprüngen dieses Rituals, nämlich dem Kaffeekränzchen, erproben die Studentinnen einen neuen Ablauf . Mit einer echten Kaffeetasse von Oma begeben sich die Forscherinnen in die morgendliche U-Bahn und halten dabei ein gepflegtes Kaffeekränzchen. Die Einbindung anderer NutzerInnen (mit Coffee-to-go) erfolgt über die Einladung zu einem „Selfie“ (Selbstporträt). Alle „befragten“ NutzerInnen mit Coffee-to-go schienen ihren Pappkaffee nach dem Bild mit der echten Kaffeetasse nicht mehr zu genießen. Zusätzlich wurden auch mehrfach
Neue Rituale
Das gesamte Leben ist ein Muster aus Ritualen. Sie sind es, die viele der Objekte mit den wir täglichen hantieren überhaupt erst ermöglichen. In einem auch kulturell fundierten Verständnis von Design erfordern Rituale ähnliche Gestaltungsprozesse wie Objekte. Auch Rituale können von DesignerInnen entworfen werden.
Abb. 39: Ein echter Kaffee in der Berliner U-Bahn.
Ritual: Der Kaffee to go Ritual
Designmethodenseminar WS 2014/15 Anna Marszal und Friederike Stanitzek
Abb. 40: Dokumentation der Erprobung des neuen Rituals anhand von „Selfies“ mit NutzerInnen des „Coffee-to-go“.
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Abb. 41: Das eigens erstellte Profil zum Ritual auf Instagram.
Abb. 42: Die Aktion weckt die Aufmerksamkeit der „Community“.
Schuldgeständnisse in Bezug auf das „Böse des Bechers“ dokumentiert. Diese Emotionen wurden lediglich durch den Anblick des neuen Rituals ausgelöst und nicht durch inhaltliche Aufklärung über Abfall durch Coffee-to-go. Dies kann also als ein Beweis für die Stärke des neues Rituals verstanden werden und gleichzeitig für die geringe Identifizierung der NutzerInnen mit dem Pappbecher-Ritual. Als weiterer Abstraktionsschritt in der Gestaltung von Ritualen trugen die Studentinnen ihr neues Ritual in die sozialen Netze. Sie schufen einen Account auf Instagram („my_coffee_to_ go“) in dem sie ihre Erlebnisse als Bilderserie teilen und auch allerhand „Likes“ erzielen. Dieses Ritual des „Kaffee to go“ hat durchaus Potenzial sich als „urban hype“ durchzusetzen. „Heiliger Müll“ Adeline Chimento & Jana Francke Im Gespräch mit dem Indianer, der keinen Müll kennt, kam die Frage auf: Was passiert mit all dem bunten Zeug wenn ihr wollt, dass es verschwindet? Die Antwort lautet heute: Verbrennen. Zumindest für einen großen Prozentanteil des unsortierten Restmülls ist das die Wahrheit. Müllverbrennung unter Gewinnung von Strom und Wärme ist heute gängige Praxis und ein Ritual, welches nicht auf individueller Ebene abgehalten wird, sonder abgeschottet und unsichtbar in hoch technologischen Anlagen an den Stadtränder. Verbrennung ist dem Indianer nicht so fremd wie Müll. Daher steht für ihn nun die Frage im Raum, ob Müll in unserer Gesellschaft heilig ist, da man in seiner Kultur den Göttern durch rituelles Verbrennen huldigt. Diesen Zusammenhang übersetzen die Studentinnen in ihrem Feldtest in eines neues Ritual, welches durch einen Altar manifestiert wird. Am Müllaltar kann man zunächst ein Gebet sprechen und danach ein Stück Abfall seiner Wahl verbrennen. Damit erschaffen die Studentinnen nicht nur ein neues Ritual, sie verdeutlichen ebenfalls die gängige Praxis der Müllverbrennung als ökologisch fragwürdiges Ritual.
Abb. 43: Der Altar zur Huldigung des heiligen Mülls.
Abb. 44: Erprobung des Altars im öffentlichen Raum.
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des aussterbenden Briefe Schreibens, thematisieren die Studenten mit ihrem Entwurf die Frage nach Authentizität. Der Kaugummi hilft dabei ungemein, ist er doch nicht nur klebrige Masse sondern auch Träger der eigenen DNA.
„Siegelkaugummi“ Martin Klingner & Yomi Ajani Kaugummi Kauen ist ein Ritual das der Entspannung dient und soll oftmals Aufregung oder Stress vermindern. Hat man seine eigene Befriedigung durch den Kaugummi erhalten, ist seine Entsorgung meist eine schnelle Geste. Eine große Zahl gekauter Kaugummis findet sich auf Straßen und Gehwegen. Sie sind besonders störend, da sie meist lange nach dem Ausspucken noch klebrig sind und somit auch an Schuhsohlen kleben bleiben. Was eben noch durch Kauen im Mund Entspannung gebracht hat, ist im nächsten Moment schon zu eklig um es mit den Fingern anzufassen. Aus diesen Überlegungen und der Analyse der eigenen Kaugummientsorgungsrituale entwickeln die Studenten ein Objektset, welches als Hilfsmittel für ein völlig neues Ritual fungiert. Das Konzept besitzt beinahe Marktreife. Ein Briefset wird mit Kaugummi angeboten, der beim Schreiben des Briefes entspannen soll und vielleicht beim Formulieren im Kopf stimuliert. Ist der Brief fertig, wandert dieser in den beigelegten Umschlag, der mit dem gekauten Kaugummi verschlossen wird. Nun wird in den Kaugummi mit einem eigens gebauten Siegelstempel das Monogramm geprägt. Neben der Belebung
Abb. 45: Gekaute Kaugummis werden zum Medium für Siegel.
Abb. 46: Das Kaugummisiegel kommuniziert nicht nur Authentizität sondern auch eine Verzerrung der Nutzung von Kaugummis.
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Teilnehmer
Quellen Cross, Nigel 2001. „Designerly ways of knowing: design discipline versus design science“, Design Issues, 17(3), Seite 49-55.
Leitung Dipl.-Des. Susanne Hausstein, Designmethoden Dipl.-Des. Miriam Lahusen, Designforschung
Abbildungsnachweis Titelbild: © Jan van der Asdonk 2008. Urban Tumbleweed. URL: http:// www.nextnature.net/2008/10/urban-tumbleweed-next-natures-trash/ Abb. 6: Foto © Sebastian Ritter 2014. Südliche Friedrichstadt. URL: https:// www.22places.de/location/suedliche-friedrichstadt/
Studierende Friederike Stanitzek, Modedesign Anna Marszal, Produktdesign Yomi Ajani, Produktdesign Martin Klingner, Produktdesign Sophia Helena Gallbach, Kunst im Kontext Simon Stanislawski, Produktdesign Firat Hannutoglu, Produktdesign Muyao Zhang, Modedesign Daniel Valencia Ferra, Produktdesign Christine Meier, Textil- und Flächendesign (KH Weißensee) Maximilian Buske , Produktdesign Adeline Chimento, Produktdesign Jana Francke, Produktdesign Cindy Peng, Produktdesign Johanna Dreysse, Textil- und Flächendesign (KH Weißensee) Martina Armbrecht, Produktdesign
Abb. 11-14, 27-29, 31-36, 38-42, 44-46: Fotos © Studierende des Kompaktkurses 2015. Alle anderen Abbildungen sind © der AutorInnen.
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ÂŤTrashdesignÂť | Methodenseminar | Susanne Hausstein & Miriam Lahusen