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Die Akzeptanz wächst täglich“ Volle Kleiderschränke

REVERSE RETAIL „DIE AKZEPTANZ WÄCHST TÄGLICH“

Volle Kleiderschränke sind die Jagdgründe der Reverse Retail GmbH. Mit ihrer Marke Buddy & Selly kauft sie hochwertige Kleidungsstücke an, direkt oder über Events bei Modehändlern. Wer ein solches Preloved-Stück haben will, kauft es von Vite En Vogue, meist über Plattformen wie Ebay. style in progress hat mit dem erfahrenen Manager Marcus Schönhart, zuvor bei Peek & Cloppenburg und der Katag AG tätig, über die positiven Effekte der Circular Fashion gesprochen. Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: Reverse Retail GmbH

Händler, die mit Buddy & Selly arbeiten, haben ein Argument gegen die vollen Kleiderschränke ihrer Kundinnen. Warum ist es so wichtig, dass der Handel für Platz im Kleiderschrank sorgt?

Weil dadurch alle gewinnen. Der Kundin wird die Trennung von ihren alten Stücken erleichtert, indem sie dafür vom Händler an Ort und Stelle einen Einkaufsgutschein erhält, der Händler betreibt Kundenbindung und macht zusätzlichen Umsatz. Und wir erschließen eine neue Beschaffungsquelle.

In den USA ist vielfach schon beim Kauf eingeplant, das Teil später wieder zu einem guten Preis zu verkaufen. Als Extrembeispiel dient der US-Hochzeitsmarkt, wo der Wiederverkaufserlös Teil des Hochzeitsbudgets ist. Steht zu erwarten, dass auch beim normalen Kleidungskauf der Besitz künftig nur mehr ein vorübergehendes Phänomen ist?

Die USA sind uns meistens voraus. Trotzdem gilt das nicht für jede Form der Mode. Hochzeitsgarderobe ist teuer, wird nur einmal getragen und verändert sich modisch kaum. Beste Voraussetzungen für den Wiederverkauf. Auch wir handeln ausschließlich mit Designer- und Luxusmode, deren Halbwertszeit erheblich länger als die preiswerterer Marken ist. Richtig ist, die Einstellung zum Besitz einer Sache wandelt sich dramatisch. Gut für uns, denn die Akzeptanz für Circular Fashion wächst täglich.

Beobachten Sie, dass Konsumenten wieder stärker zu Marken- und Qualitätsprodukten greifen, damit sie sie später verkaufen können?

Das Bewusstsein für Marke und Qualität steigt weltweit. Umsätze und Gewinne der Luxuskonzerne stellen alles da Gewesene in den Schatten. Für uns ein Turbo. Inwieweit der Wiederverkaufswert von vornherein einkalkuliert wird, lässt sich nur vermuten. Für unsere Kundinnen eine willkommene Extraeinnahme.

Marcus Schönhart ist geschäftsführender Gesellschafter der Reverse Retail GmbH, die mit Buddy & Selly eine Ankaufsplattform für Designer- und Premiummode und mit Vite En Vogue einen Verkaufskanal für getragene Stücke betreibt.

Warum greifen die Kundinnen von Vite En Vogue zu Secondhand-Ware – nur weil sie günstiger ist?

Ein wesentliches Element ist die Nachhaltigkeit. Da wir unser Sortiment nicht neu produzieren, fallen auch keine produktionsbedingten Umweltbelastungen an.

Mindert Circular Fashion die Bereitschaft der Kundinnen, die hohen Originalpreise für Designer- und Luxusmarken zu bezahlen?

Das sind unterschiedliche Psychologien. Mit dem Kauf der Originalprodukte will ich immer ganz vorne mit dabei sein. Das aktuell Neueste als Erste besitzen, dokumentiert Kenntnis, Geld und Prestige. Diese Motivation wird durch das Circular-Fashion-Angebot nicht beeinträchtigt, sondern sinnvoll ergänzt.

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