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Wir sehen unsere Kunden als

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Daniele Fiesoli

„Wir sehen unsere Kunden als Partner“

Daniele Fiesoli ist der Inhaber der italienischen WoolGroup, die die Marken Wool & Co und Daniele Fiesoli herstellt und vertreibt. Der sportbegeisterte Optimist liebt es, das unmögliche möglich zu machen, und spricht mit style in progress über die Stärken von Made in Italy und die Vorteile eines Familienbetriebes. Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: Daniele Fiesoli Zeigt, was Strick alles kann: die Kollektion Daniele Fiesoli.

In Italien gibt es Modebetriebe und sogar ganze Regionen, die wirtschaftlich am Boden liegen. Und es gibt Firmen wie Ihre, die eine po sitive Konjunktur haben und erstarken. Was macht den Unterschied?

Professionalität ist sicherlich ein Schlüsselwort, aber eine solche Arbeitsweise allein hilft heute nicht mehr, um am Markt erfolgreich zu sein. Kreativität ist genauso wichtig und zwar in allen Abteilungen eines Unternehmens. Zuverlässigkeit ist ein Grund dafür, warum wir immer noch wachsen. Wir sehen unsere Kunden als Partner und nicht nur als Nummern.

Warum haben Sie besser auf die Krise und Ihre Herausforderungen reagiert?

In unserer Branche ändert sich alles sehr schnell, was in dieser Saison absolut richtig ist, kann in der nächsten völlig falsch sein. Man muss immer bereit sein, die Sichtweise, Gedanken und Strategien zu ändern, ohne die Stimmigkeit des Produkts zu verlieren. Sie müssen die Kunden überraschen und ihnen gleichzeitig solide Sicherheit vermitteln. Neugierde treibt uns an, weiterzusuchen, Leidenschaft lässt uns experimentieren und die Struktur unserer Firma erlaubt es uns, flexibel zu sein. Und wir hinterfragen uns stets selbst.

Welches Kundenbedürfnis kam Ihnen in dieser Zeit ent gegen?

Jeder Kunde, der nicht nur nach dem günstigsten Preis sucht, sondern auch bereit ist, für Qualität einen gewissen Preis zu bezahlen. Wir liefern nicht nur Stoffe, wir bieten unseren Händlern eine professionelle Distribution, eine garantierte 2,8er-Kalkulation, B2B Fullservice, pünktliche Lieferung und die Gewissheit, in jeder Kollektion immer Produkte anzubieten, mit denen unsere Kunden die Bedürfnisse ihrer Kunden befriedigen können. All diese Dinge klingen wie selbstverständlich, aber glauben Sie mir, das sind sie längst nicht. Viele unserer Mitbewerber in der Branche sind längst nicht mehr als Produzenten tätig, sondern nur noch als Konverter. Dadurch, dass wir so gut wie alles selbst gestalten, können wir hervorragende Strickqualität zu guten Preisen liefern.

Wie sieht Ihr ganz persönliches Investitionsprogramm aus? Investieren Sie derzeit und wenn ja, in welche Abtei lungen Ihrer Firma?

Aufgrund der stetig steigenden Umsätze müssen wir investieren. Allerdings kann man das nicht immer an allen Stellen tun, an denen man gerne aktiv werden möchte. Priorität hat bei uns derzeit die Kommunikation und die Integration der IT-Abteilung. Wir möchten gut mit unseren Geschäftspartnern vernetzt sein, und dank der heutigen Möglichkeiten mit Apps und Internet gibt es dort

Wolle gewordene Lässigkeit, dazu coole Konfektion: Wool & Co.

viele großartige Möglichkeiten. Zudem investieren wir immer in die Produktion und in unsere Mitarbeiter sowie in aktuelle Software. Mittelfristig werden wir an Monobrand-Retailprojekten arbeiten.

Hat die positive Entwicklung Ihrer Firma Ihrer Meinung nach damit zu tun, dass Sie ein familiengeführtes Unter nehmen sind? Wenn ja, was macht familiengeführte Un ternehmen krisenresistenter oder agiler?

Es ist wichtig, Menschen an strategisch wichtigen Positionen im Unternehmen zu haben, denen man vertrauen kann. Und wir haben bewiesen, dass wir ein gutes Team sind. Wenn eine Firma wie eine Familie geführt wird, dann ist die Einstellung eines jeden Mitarbeiters eine andere. Jeder gibt sein Bestes für die Familie und nicht nur für sich. Ein solcher Anspruch spiegelt sich dann erst recht in den Produkten wider.

Sie gelten als flammender Unternehmer, der keine Risi ken scheut, der anpackt und der mit Vision sein Unterneh men entwickelt. Was ist die wichtigste Eigenschaft, die ein Unternehmer in Zeiten wie diesen haben muss?

Improvisationstalent und damit die Fähigkeit, adaptieren und Dinge bewerkstelligen zu können, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verlieren.

Wie beurteilen Sie die Perspektive Italiens? Wird sich das Land auch langfristig als Produktionsstandort halten können oder glauben Sie, dass noch mehr Arbeit ab wandern wird?

Nein, ich denke die Abwanderung wird sicher nicht weiter voranschreiten. In den letzten zwei Jahren sehe ich immer öfter, wie Produktionen auch von großen Firmen wieder zurück nach Italien kommen. Natürlich nicht in allen Bereichen, aber besonders dort, wo nicht nur der Preis, sondern das Produkt im Vordergrund steht. Wir erhalten täglich Anfragen von anderen Marken aus aller Welt, weil sich die Anzahl von Produzenten drastisch reduziert hat und damit auch das Know-how um innovativ und schnell gute Qualitäten zu guten Preisen herzustellen. Ich denke, ein grundsätzliches Problem überall auf der Welt ist eher der dramatische Rückgang von Qualität und Verkaufszahlen.

Was braucht es, um die Herstellung in Italien zu erhalten?

Hartnäckigkeit und den Glauben in die Tatsache, das das, was wir herstellen, nicht bloß ein simples Stück Stoff ist. Wir erschaffen Emotionen, Leidenschaft und tragen Jahrhunderte von Tradition auf unseren Schultern. Der beste Designer der Welt wäre nichts ohne das immense Wissen der Frau, die seine Kreationen näht, strickt oder bügelt. Das ist nichts, was man einfach so lernen kann,

Daniele Fiesoli gilt als Unternehmer, der Chancen ergreift.

es ist die Erfahrung, die über all die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wurde, um Schönes zu erschaffen.

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