Sudetendeutsche Zeitung 26. August 2022 Ausgabe 33 + 34

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Die Gedenkveranstaltung fand am Sonntag vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks statt, das die Truppen des Warschauer Pakts damals als eines der ersten Ziele besetzt hatten, um die freie Verbreitung von Informationen zu verhindern.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Erstmals hat die Regierung von Premierminister Petr Fiala bei einem Gedenken an Holocaust-Opfer auch offizielle Pressebilder herausgegeben, die den Deutschen Botschafter in Prag, Andreas Künne, als Teilnehmer zeigen.

Premierminister Petr Fiala vergleicht die Niederschlagung des Prager Frühlings mit der aktuellen Lage sind Zeugen eines feigen roher Gewalt“ Außenminister Lipavský

„Der 21. August 1968 ist eines der bedeutendsten Ereignisse in unserer modernen Geschichte. Dieses Datum markiert das Ende des Prager Frühlings und die brutale Wiederherstellung der sowjetischen Kontrolle. Für die Tschechen und Slowaken bleibt dieser Tag daher ein Symbol der Aggression, der Besatzung, des Verrats und der Erniedrigung. Das Datum erinnert uns daran, wie zerbrechlich unsere Freiheit und Unabhängigkeit sind“, sagte Fiala und verglich die Situation mit dem aktuellen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Noch nie in der Geschichte der unabhängigen Tschechischen Republik war dieses Gedenken so aktuell und so dringlich wie heute, vierundfünfzig Jahre später. Es ist, als ob wir heute in der Ukraine ein fernes Echo unseres Augustes erleben“, sagte der Premierminister in seiner Rede und forderte vehement, die Ukraine weiter zu unterstützen: „Unsere Freunde in der Ukraine wollen genau das, was wir bereits haben, und sie zögern nicht, dafür zu kämpfen. Deshalb unterstützen wir sie militärisch, humanitär und diplomatisch. Unsere eigenen Erfahrungen mit dem August 1968 – die tschechischen Opfer, die vereitelten Schicksale, die Menschen, die durch die Besatzung ins Exil getrieben wurden, all die verlorenen Jahre der Normalisierung – all das zwingt uns dazu.“

Mißbrauchs

Tschechiens

Foto: Vlada CZ

Auch wenn das Bundespresseamt noch keine weiteren Details nennen will, wird allgemein erwartet, daß ein Hauptthema der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Energiesicherheit in der Europäischen Union sind wird. Bereits bei ihrem ersten Treffen im Mai in Berlin hatten Scholz und Fiala intensiv über die Energiesicherheit gesprochen. Es sei, so der tschechische Premierminister nach dem Treffen mit dem Bundeskanzler, „die gemeinsame Absicht, unsere Abhängigkeit von russischem Gas und Öl loszuwerden“.Einweiteres Gesprächsthema der beiden Nato-Partner waren die Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine. Scholz und Fiala vereinbarten dabei den sogenannten Ringtausch. Demnach gibt die tschechische Armee Panzer russischer Produktion an die Ukraine ab und erhält dafür im Gegenzug moderne LeopardPanzer aus Deutschland.Olaf Scholz (r.) begrüßt Petr Fiala.

Umso bemerkenswerter ist, daß nach einer Gedenkveranstaltung für die von den Nazis verfolgten Roma und Sinti in der südmährischen Stadt Göding jetzt die Pressestelle des Premierministers gleich zwei offizielle Bilder veröffentlicht hat, die den tschechischen Premierminister gemeinsam mit dem deutschen Botschafter zeigen.

B 6543Jahrgang 74 | Folge 33 + 34 | 2,80 EUR 75 CZK | München, 26. August 2022 Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 D-81669 München eMail zeitung@sudeten.de Sudetendeutsche Zeitung VOLKSBOTEHEIMATBOTE Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reicenberger Zeitung Neudeker Heimatbrief 161. Jahrgang Heiligenhof: Dachstuhlbrand verursacht über 100 000 Euro Schaden (Seite 3)

Torsten Fricke

Regelmäßig ist Botschafter Andreas Künne persönlich vor Ort, wenn in der Tschechischen Republik der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. So legte der deutsche Top-Diplomat bei der offiziellen Gedenkveranstaltung im Beisein von Premierminister Petr Fiala einen Kranz für die Helden der bei,warkersdes70.cheMethod-Kir-St.-Cyrill-und-anAnthropoidOperationderPragernieder.AuchbeimJahrestagMassa-vonLidiceKünneda-alsFiala an die unschuldigen Opfer erinnerte – aber auch hier wurde Künnes Anwesenheit als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der offiziellen Pressemitteilung der Regierung nicht erwähnt, was zur Folge hatte, daß auch die tschechischen Medien davon wenig Notiz nahmen.

Anlaß war das Gedenken zum 79. Jahrestag des Transports von 749 Roma ins NS-VernichtungslagerFialaAuschwitz.inseiner Rede: „Das traurige Schicksal der aus Böhmen und Mähren stammenden Roma bleibt nicht nur ein tragisches, sondern auch ein weitgehend verdrängtes Kapitel in unserer Geschichte.“

TF

„Wieder einmal fahren russische Panzer in ein fremdes Land, um die Träume von einer besseren Zukunft zu zerstören“, hat Tschechiens Premierminister Petr Fiala die Zerschlagung des Prager Frühlings am 21. August 1968 durch Truppen des Warschauer Paktes mit dem aktuellen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verglichen.

Premierminister Petr Fiala erinnerte vor dem Rundfunkgebäude an die Niederschlagung des Prager Frühlings (kleines Foto). Fotos: Vlada CZ/CIA

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Nach der Gedenkfeier für die von den Nazis verfolgten und ermordeten Sinti und Roma hat die tschechische Regierung zwei o zielle Fotos verö entlicht, die den Premierminister Petr Fiala gemeinsam mit dem Deutschen Botschafter in Prag, Andreas Künne, zeigen. Fotos: Vlada CZ

❯ Petr Fiala erinnert an das Schicksal der Roma und Sinti Ein (Foto-)Gedenkenbesonderes Klare Worte gegen Diktator Wladimir Putin wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine von Tschechiens Außenminister Jan Lipavský (Piraten). Bei der Eröffnung der turnusmäßigen Konferenz der tschechischen Botschafter am Montag in Prag verzichtete Außenminister Jan Lipavský als Chef-Diplomat auf alle sonst üblichen diplomatischen Floskeln und bezeichnete Rußland als Terrorstaat. Rußland nutze bei seinem Überfall auf die Ukraine die gleichen Methoden wie Terroristenorganisationen. Er erinnerte unter anderem an die Massaker der Zivilbevölkerung in Butscha und die Drohungen mit Einsatz von„RußlandAtomwaffen.entfesselte in Europa einen Krieg, in dem Hunderttausende von Ukrainern leiden und sterben und der die gröbste Verletzung der UN-Charta und des internationalen Rechts sowie eine Bedrohung für die EU darstellt“, so Lipavský. Es sei die wichtigste Aufgabe der tschechischen Diplomatie, die Ukraine zu unterstützen und der Öffentlichkeit zu erklären, warum man gegenüber dem Übel des Kriegs nicht gleichgültig sein darf, wies Lipavský seine Diplomaten an. Es sei außerdem entscheidend, daß die EU auf die russische Aggression geschlossen reagiere. Zudem wolle Tschechien der Ukraine, Moldawien und Georgien mit konkreten Schritten beim EU-Beitritt helfen, so der Außenminister. Nicht vergessen dürfe man aber dabei, so Lipavský, die Länder des westlichen Balkans, die bereits seit Jahren der EU beitreten Unterdessenwollen.läßt sich nur erahnen, wie hoch die Verluste des Kriegs sind. Unterschiedliche Quellen gehen von mittlerweile über 100 000 getöteten Zivilisten und Soldaten aus. Auch die Zerstörung der Infrastruktur ist immens. Experten gehen mittlerweile davon aus, daß der Gesamtschaden über 1000 (!) Milliarden US-Dollar beträgt. Hinzu kommt die Vernichtung des immateriellen Kulturerbes. So sollen bei den russischen Bombenangriffen fast 500 Museen, historische Gebäude, Galerien und Kunstschulen stark beschädigt oder vollständig zerstört worden sein.

TerrorstaatRußlandistein

Mit klaren Worten verurteilte Fiala die Kriegspolitik Moskaus: „Wir sind Zeugen eines feigen Mißbrauchs roher Gewalt und der Verachtung für die Genfer Konventionen. Wie damals betrachtet Rußland Mittelosteuropa immer noch als sein Eigentum, über das es nach Belieben verfügen kann. Es ist kein Zufall, daß Moskau sich durch ähnliche Entwicklungen provoziert fühlt – in der Tschechoslowakei durch den Versuch, sich in Richtung Demokratie zu bewegen, in der Ukraine durch den Versuch, sich in westliche Strukturen zu integrieren. In beiden Fällen handelt es sich also um einen Weg weg vom Kreml. Und der Kreml ändert sich nicht. Moskaus langfristiges Ziel ist eine imperiale Politik. Die traditionellen Werkzeuge des Kremls sind Erpressung, Gewalt und Lügen.“ Aus diesen Parallelen müsse man die richtigen Schlüsse ziehen, warnte Fiala: „So wie der August 1968 für viele das Ende der Illusion eines freieren Sozialismus bedeutete, so könnte der heutige Krieg in der Ukraine die Illusion beenden, daß der russische Imperialismus mit dem Kommunismus verschwunden ist.“

Außenminister Jan Lipavský.

❯ Auch beim Gegenbesuch stehen am Montag der russische Angri skrieg und die Energiesicherheit in der EU im Mittelpunkt Bundeskanzler Olaf Scholz reist nach Prag

Dreieinhalb Monate nach der Berlin-Reise des tschechischen Premierministers Petr Fiala reist Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag, 29. August, zum Gegenbesuch nach Prag.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Iris Ripsam eine besondere Nachricht verkündet. Dank des Engagements des Vize-Bundesvorsitzenden der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung, Christoph Zalder, sei es erstmals gelungen, daß anläßlich der Gedenkfeier die Europa-Fahne auf dem Dach des Neuen Schlosses gehißt wurde. Eine längst überfällige Geste der Staatsregierung, schließlich war die Charta, wie auch Ripsam in ihrer Begrüßung ausführte, ein Zeichen der Versöhnung, des Friedens und der Zukunft für Europa. Unter den Gästen waren als Vertreter aus der Politik die Landtagsabgeordneten Raimund Haser und Konrad Epple, die ehrenamtliche Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Nord, Sabine Mezger, und Alt-Stadträtin Bärbel Häring. Für den Landesverband der Heimat- und Trachtenverbände sprach Reinhold Frank ein Grußwort. Helmut Heisig/TF

❯ Gedenkveranstaltung vor dem Neuen Schloß in Stuttgart Stephan Mayer: „Die Charta hat nichts an Aktualität eingebüßt“

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Herbert Ring, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Verlagsassistentin: Birte Rudzki. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2022 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2021 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Im Falle eines Energienotstandes soll in tschechischen Haushalten, Bürohäusern, aber auch in Kliniken weniger geheizt werden. Dies sieht der Entwurf einer Regierungsanordnung vor. In Krankenhauszimmern soll demnach die Temperatur von 22 auf 20 Grad gesenkt werden, in privaten Wohnungen sowie in Hotelzimmern von 20 auf 18 Grad und in größeren öffentlichen Räumlichkeiten sowie Schalterfilialen von 18 auf 15 Grad. Der Entwurf des Industrie- und Handelsministeriums sieht außerdem vor, daß die Einhaltung der Vorgaben von der Staatlichen Energieinspektion kontrolliert werden.

Mit ihrem Bekenntnis, auf Rache und Vergeltung zu verzichten, seien die Vertriebenen ihrer Zeit voraus gewesen, erklärte MdB Stephan Mayer in seiner Festrede. „Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen gehört zu den Gründungsdokumenten Deutschlands“, zitierte Mayer, der auch Präsidiumsmitglied des Sudetendeutschen Rates ist, in seiner Rede den ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Der UkraineKrieg mache deutlich, so Festredner Mayer, daß die Themen Flucht und Vertreibung weiter relevant sind: „Die Charta der Heimatvertriebenen hat nichts an Aktualität eingebüßt.“ So könne sich kaum eine andere Gruppe in Deutschland intensiver in die Situation der vielen Flüchtlingen aus der Ukraine hineinfühlen, als die deutschen Heimatvertriebenen, die selbst dieses Schicksal erlitten hatten. Auch das Recht auf Heimat, ein Menschenrecht, werde mit dem Krieg wieder akut. Mit ihrer Aufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die deutschen Heimatvertriebenen, so Mayer, auch die damaligen Pläne des sowjetischen Diktators Josef Stalin und des tschechischen Staatspräsidenten Edvard Beneš durchkreuzt, mit der Vertreibung einen Spaltpilz in die deutsche Bevölkerung zu treiben. Mayer zog in diesem Zusammenhang eine Parallele zum Krieg von Wladimir Putin gegen die Ukraine, der gleichermaßen wie einst Stalin und Beneš den Plan verfolge, mit Kriegsflüchtlingen Europa zu schwächen und zu spalten. Doch dürfe die Rechnung Putins genauso wenig aufgehen wie die seines kommunistischen Vorbildes nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch ein starker Gewitterregen konnte Iris Ripsam, Landesvorsitzende der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge mit sudetendeutschen Wurzeln, nur kurzzeitig bremsen. Auf die Initiative der ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Stuttgarter Stadträtin versammelten sich am 5. August wieder zahlreiche Teilnehmer vor dem Neuen Schloß, um an die Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ vom 5. August 1950 zu erinnern.

AKTUELL · MEINUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 33 + 34 | 26. 8. 20222

Die Zahl der Migranten, die über die slowakische Grenze in die Tschechische Republik flüchten, hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Die meisten von ihnen sind Syrer, die aus der Türkei kommen und nach Deutschland oder Österreich wollen, haben Innenminister Vít Rakušan (Stan) und Polizeipräsident Martin Vondrášek auf einer Pressekonferenz mitgeteilt. Bis zum 21. August wurden 3651 Flüchtlinge registriert – eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr mit insgesamt 1330 Flüchtlingen. In den Jahren zuvor lagen die Zahlen zwischen 200 und 400. Als Gegenmaßnahme kündigte Rakušan verschärfte Sanktionen gegen Schleuser an. Als letzter Ausweg sei auch die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zur Slowakei denkbar. Jan Faktor für Buchpreis nominiert Der Roman „Trottel“ des tschechisch-deutschen Autors Jan Faktor ist einer der 20 Romane im Rennen um den Deutschen Buchpreis. Jan Faktor wurde 1951 in Prag geboren. 1978 zog er in den Ostteil Berlins und arbeitete dort als Kindergärtner und Schlosser. Er engagierte sich bereits frühzeitig in der Untergrund-Literaturszene. Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen „Roman des Jahres“ aus. Die Preisverleihung findet zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am 17. Oktober statt. Das Buch „Trottel“ hat durchaus autobiographische Züge. So beginnt die Geschichte mit der Zerschlagung des Prager Frühlings. In Deutsch erscheint das Werk Anfang September bei Kiepenheuer & Witsch. Ehe kommt nicht in die Verfassung Die Parlamentsinitiative, die die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau in der tschechischen Verfassung besonders schützen will, wird die Regierung von Premierminister Petr Fiala nicht unterstützen. Wie die Presseagentur ČTK berichtete, solle „eine Verfassungsänderung nicht die Rechte und Interessen bestimmter Bevölkerungsgruppen einschränken“. Den Antrag auf eine eingereicht.netenneVerfassungsänderungentsprechendehatteei-Gruppevonrund50Abgeord-verschiedenerFraktionen Große Ehre Eishockey-StarfürPalát

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

Fluchtroute führt durch Tschechien

Vom Prager Sudetendeutschen Büro sind es nur drei Minuten zu Fuß in den Garten des Waldstein-Palais, wo sich der Sitz der zweiten Parlamentskammer, also des Senats, be ndet. Dieser Garten ist mehr als nur ein ö entlich zugänglicher Ort, denn hier nden sowohl Prager als auch zahlreiche Touristen etwas Erholung in diesem sonst frequentierten Stadtteil von Prag. Im Sommer, wenn die Witterung es erlaubt, nden dort neben Konzerten unter freiem Himmel auch interessante Ausstellungen statt. So auch die informative Präsentation „Europäisches Kulturerbe“ mit etwa 20 Tafeln. Eine dieser Tafeln erinnert an das Paneuropäische Picknick vom 19. August 1989, als für eine begrenzte Zeit die österreichisch-ungarische Grenze geönetNebenwurde.dem symbolischen Charakter ermöglichte diese Aktion 600 DDR-Bürgern die Flucht in den Westen. Der heutige Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, war damals auch als aktiver eignisses.sesbenheitenüberAugustStiftungHanns-Seidel-terviewsmenmalssprachburg,OttogemeinsamMitorganisator,mitvonHabs-dabeiundnoch-imRah-einesIn-fürdieam19.2019dieBege-die-mutigenEr-

Audiostele erinnert an Vertreibung In den Kreisen Karlsbad und Königgrätz erinnern sieben Audiostelen, sogenannte Poesiomaten, an die völkerrechtswidrige Vertreibung der sudetendeutschen Bevölkerung nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Säulen mit integrierten Lautsprechern geben Gedichte, Lieder oder auch charakteristische Töne wieder. Im Juli wurde jeweils ein Poesiomat in der Nähe von den Kirchen in Hohen-Erlitz im Adlergebirge sowie im verschwundenen Dorf Skoky bei Maria Stock eingeweiht. Die Kunstinstallationen gehen auf eine Initiative des Prager Kulturschaffenden Ondřej Kobza zurück.

Franz Longin, der zusammen mit seinem Vater die Verkündung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ vor dem Neuen Schloß in Stuttgart erlebt hatte, zog in seinem Schlußwort zu der Gedenkfeier eine persönliche Bilanz über die Charta. Der Vorsitzende des Sudetendeutschen Heimatrates sagte, daß er nicht nur allein auf die Erklärung und den Wertegehalt des Bekenntnisses der deutschen Heimatvertriebenen stolz sei. Es mache ihn besonders glücklich, so Longin, daß die deutschen Heimatvertriebenen in allem Wort gehalten haben.

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Sorgte für die musikalische Umrahmung: die Bläsergruppe Feuerbach. Zeitzeuge Franz Longin.

PRAGER SPITZEN

Erstmals wurde bei der Gedenkfeier an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen am Neuen Schloß die Europa agge gehißt. Unter den Teilnehmern (von links): Petra Lorinzer, CDU-Alt-Stadträtin Bärbel Häring, Raimund Haser MdL (CDU), Manfred Zaiß, Konrad Epple MdL (CDU), Stadträtin Iris Ripsam MdB a.D. (CDU), Festredner Stephan Mayer MdB (CSU), Reinhold Frank, Bezirksvorsteherin Sabine Mezger (CDU), Christoph Zalder, Florian Ziegenbalg, Waltraud Illner, Dr. Karin Eckert, Gerda Ott und Franz Longin, Vorsitzender des Heimatrates und Zeitzeuge. Fotos: Torsten Fricke Trotzte einem Wolkenbruch: Initiatorin Iris Ripsam. Hielt die Festrede: MdB Stephan Mayer.

Ondřej Palát hat am Donnerstag bei einem Galaabend in Prag den diesjährigen „Goldenen Eishockeyschläger“ erhalten. Der 31-jährige Stürmer ist damit zum ersten Mal in seiner Karriere zum besten tschechischen Eishockeyspieler der Saison gewählt worden. Palát, der in der NHL mit Tampa Bay den diesjährigen Stanley Cup gewonnen hatte, verwies den fünfmaligen Abstimmungsgewinner David Pastrňák auf den zweiten Platz. Auf dem dritten Platz landete Roman Červenka. Raumtemperaturenwerdenabgesenkt

Nur Minuten nach der Alarmierung war die Feuerwehr Bad Kissingen vor Ort und wurde bei diesem Großeinsatz auch von Freiwilligen Feuerwehr aus der Umgebung unterstützt.

teffen Hörtler, der bei nächtlichen Notfällen aufgrund seiner Wohnung auf dem Gelände des Heiligenhofs meist als erster zur Stelle ist, war an diesem Samstag zur Familie ins Riesengebirge gefahren, dort gerade angekommen und hatte sich zum Schlafen fertiggemacht, als er vom Brand benachrichtigt wurde. Nachts gibt es ansonsten kein Personal auf dem Heiligenhof. Hörtler benachrichtigte telefonisch die Hauswirtschaftsleiterin Petra Schneider und den Studienleiter Gustav Binder, die innerhalb von zehn bis 15 Minuten vor Ort waren, setzte sich ins Auto und fuhr die zuvor zurückgelegten knapp 600 Kilometer wieder retour. Am Sonntagmorgen gegen fünf Uhr war er vor Ort. Auf dem Gelände des Heiligenhofs befanden sich 250 Gäste, das Haus war ausgebucht mit über 100 Kindern und Betreuern der deutsch-tschechischen Kinderfreizeit, einer Singfreizeit renundgen.übersenformiertenSchneiderVorkommniszuschaltengebesprechungenwegsdemTaschenlampenAbschnittenrenachtsse-zurück,tewünschte.wiederlichinUnmutgendsdigBahnen,singen.pertoireausmierteStundennarsaalplatzBeimmershattefanden.kensieanschenhutKindergruppekuierteHausesführt,schlafFeuerwehrkräftenhatten,schehennigestehatteFeuerwehrplatzangezogenSchlafanzügenSirenenplatz.undvielenWalther-Hensel-Gesellschaft,derJugendherbergsgästen60PersonenaufdemZelt-Sieallewurdenvondenaufgeschreckt,zogeninodernotdürftigaufdenGroßpark-hinterdemHeiligenhof.BeimEintreffenvonPolizei,undRettungskräftenbereitsderGroßteilderGä-dasGebäudeverlassen.Ei-wenigeGäste,dievomGe-nichtsmitbekommenwurdenetwasspätervonausdemTief-gewecktundinsFreiege-alssiedieRäumungdeskontrollierten.Dieeva-deutsch-tschechischewurdeindieOb-derZeltgruppe,derkatholi-KirchengemeindeSt.Kili-ausKalbach,genommen,woineinemGroßzeltmitGeträn-versorgtwurdenundTrostHerbertPreisenhammerbeimVerlassenseinesZim-dieGitarremitgenommen.AusharrenaufdemPark-undspäterineinemSemi-spielteernahezudreiaufderGitarreundani-dietextsichereGruppeihremunerschöpflichenRe-bekannteVolksliederzuAllesverliefinruhigenalleGästewarengedul-undvollerVerständnis.Nir-breitetesichPanikoderaus.AllerdingswurdeesderNachtdraußendochziem-kühl,sodaßmansichgerneinswärmereHauszurück-GegenzweiUhrdurf-manzwarnichtaufdieZimmeraberindenunterenSpei-undSeminarsaal.AbdreiUhrdurftendieGästeinih-Zimmer,wobeiesinmanchenkeinLichtgab.MitundHandywaraberbeizukommen.Hörtlerließsichvonunter-zudenhalbstündlichenLa-telefonischundwarüberjedesinformiert.PetraundGustavBinderin-regelmäßignachdie-BesprechungendieGästedenStandderEntwicklun-DieFeuerwehrBadKissingendieFreiwilligenFeuerweh-ausdenauswärtigenStadttei-

len rückten mit einem Großaufgebot von 70 Leuten, Leitstelle, Drehleiter, Löschfahrzeugen vor Ort an, dazu Polizei, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und der Stadtwerke. Sofort begann man, den Brandherd auf dem Dach des Gebäudes zu löschen. Stadtbrandinspektor Harald Albert, Einsatzleiter der Feuerwehr, bildete drei Einsatzabschnitte. Der erste war ein Außenangriff über die Drehleiter und mittels eines Löschgruppenfahrzeugs. Im zweiten Abschnitt kamen ein Löschgruppenfahrzeug, ein Rüstwagen sowie ein Tragkraftspritzenfahrzeug und Atemschutzgeräteträger zum Einsatz. Drittens baute die Feuerwehr die Löschwasserversorgung auf. Auch eine weitere Drehleiter stand bereit, da am Anfang die Lage unübersichtlich war. Der Feuerlöschteich wurde zur Hälfte leer gepumpt. Es gab natürlich auch Löschschäden. Einige wenige Zimmer waren nicht mehrNachbewohnbar.bisherigen Erkenntnissen ist die Brandursache ein Defekt eines auf dem Dach angebrachten Kühlaggregates. Es gibt dort deren drei, und alle wurden durch Feuer und Löscharbeiten zerstört. Diese Aggregate dienen der Kühlung von Gefrier- und Vorratsräumen sowie des Servers für die Datenverarbeitung. Eine Woche zuvor noch waren sie durch eine Fachfirma gewartet worden. Durch die Hitzeentwicklung entzündete sich ein Feuer im Dachstuhl, der an dieser Stelle – einer Verbinndung zwischen Altbau und Seminarhaus – ein flaches Blechdach ist. Auch die montierte Photovoltaikanlage wurde durch den Brand beschädigt.Fürden Serverraum konnte bereits am Montag nach dem Brand eine Notkühlung errichtet werden, die notwendig ist, weil dort Anlagen für die zentralen Steuereinheiten und auch für die Brandmeldeanlage sind. Ein Ersatzkühlhaus mußte schnellstens organisiert werden, damit die eingelagerten Lebensmittel nicht verdarben. Steffen Hörtler gelang dieses bereits auf seiner nächtlichen Heimfahrt. Am Sonntagvormittag konnte es in Betrieb genommen werden. Weitere Kühltruhen half Wolfgang Lutz, Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Hausen, aus dem Vereinslokal zu besorgen. Auch mehrere Mitarbeiter des Heiligenhofs haben Kühltruhen zur Verfügung gestellt. Diese wurden in den Garagen am Heiligenhof untergebracht. Somit war ein Weiterbetrieb des Heiligenhofs möglich. Die vier Zimmer, die unmittelbar unter dem betroffenen Dachabschnitt lagen, wurden gesperrt, die dortigen Gäste verlegt. Zwei Zimmer in der ersten Etage sind wieder im Betrieb, die zwei in der obersten Etage werden alsbald durch eine Spezialfirma instandgesetzt. Der Dachstuhl, einschließlich des Metalldaches und Dämmung, muß auf circa 40 Quadratmetern komplett erneuert werden, ebenso die Lüftungsrohre. Anschließend müssen neue Kühlaggregate montiert werden. Der Schaden wird auf rund 100 000 Euro geschätzt, da alleine die Kühlgeräte schon über 25 000 Euro kosten. Der Heiligenhof ist vollumfänglich versichert. Die Gutachter der Versicherung waren bereits vor Ort. Durch die fehlenden Kühlund Gefrierhäuser sind die Arbeitsabläufe in der Küche erheblich kompliziert worden. Der Einkauf ist nur in kleineren Mengen, mehrmals (statt nur einmal) in der Woche möglich. Dies ist auch mit Kostensteigerungen verbunden. Die verlängerten Wege zu den Lagerstellen – auch über den Hof – sind für die Mitarbeiterin in der Küche eine Mehrbelastung. Vermutlich werden die Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten erst in zwei Monaten abgeschlossen sein.

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„Ich bin den Feuerwehren und allen Einsatzkräften sehr dankbar, das war eine tolle Leistung!“, bilanziert Steffen Hörtler die Schadensbekämpfung. Das Unglück ist glimpflich verlaufen. Keine Person wurde verletzt. Alle Gäste und Helfer haben Brand und Evakuierung überstanden und Verständnis für die Unannehmlichkeiten gehabt. Alle Sicherungssysteme haben funktioniert.Am Sonntagmorgen gab es pünktlich um acht Uhr das Frühstück und die Abreise aller Gäste. Der Abreisetag der deutschtschechischen Kindergruppe ist jedes Mal sowieso ein „Hauptkampftag“ im Jahreszyklus des Heiligenhofs, wo sich alle Mitarbeiter an den Reinigungsarbeiten beteiligen, denn am Nachmittag des selben Tages reisten eine Stuttgarter 150köpfige Kirchengemeinde zu einer Bibelwoche sowie eine Gruppe des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen zu einem Seminar an. Sie haben von der turbulenten Nacht zuvor nichts mitbekommen. nr/vr Jugendliche Gäste bemerken eine Stich amme sowie einen lauten Knall und alarmieren umgehend die Feuerwehr Feuer unterm Dach: Heiligenhof entgeht knapp einer Katastrophe

AKTUELLSudetendeutsche Zeitung Folge 33 + 34 | 26. 8. 2022

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In der Nacht von Samstag, dem 6. auf den 7. August, kurz vor Mitternacht, bemerkten jugendliche Gäste des Zeltplatzes auf dem Dach des Heiligenhofs eine Stichflamme und hörten einen Knall. Sie benachrichtigten sofort die Feuerwehr. Der erste Notruf ging um 23.58 Uhr ein. Eine Minute später schlug auch die Brandmeldeanlage an. Als erstes war eine Polizeistreife am Ort, sah jedoch kein Feuer und wendete, da sie eine Verwechslung mit dem Klinikkomplex Heilgenfeld in der Nachbarschaft vermutete. Doch dann kamen der Streife auf der Zufahrt zum Heiligenhof die ersten Feuerwehrautos entgegen.

Die Brandursache war ein dasKlimagerät,Tage zuvor durch eine Fach rma gewartet worden war. Noch in der Nacht brach koordinieren.MaßnahmenOrtzurück,Badundnenfenhof-ChefHeiligen-Stef-Hörtlersei-UrlaubabfuhrnachKissingenumvordieweiterenzu Fotos: Heiligenhof

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❯ Bischof Rudolf Voderholzner stellt die Folgen des Ukraine-Krieges in den Mittelpunkt seiner Predigt in Kladrau

Wendezeiten und Zeitenwenden

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■ Sonntag, 4. bis Freitag, 9. September: „Wendezeiten und Zeitenwenden in Europa“. Veranstaltung für historisch-politisch Interessierte aus Deutschland, Polen und Tschechien sowie Angehörige der deutschen Minderheiten in BundeskanzlerOstmitteleuropa.OlafScholzhat am 27. Februar im Bundestag den russischen Krieg gegen die Ukraine und die westlichen Werte als „Zeitenwende“ klassifiziert – ein Begriff, der breit aufgenommen wurde. In Europa gab es immer wieder „Zeitenwenden“, so die Reformation, die Napoleonischen Kriege, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Revolutionen von 1848 und 1989, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nach diesen Ereignissen war nichts mehr so wie vorher. So gut wie alles hatte sich geändert: Macht und Herrschaft, Eliten, Wirtschaft, Religion und Alltag. Eine besonders glückliche „Zeitenwende“ – meist „Wendezeit“ genannt –war die von 1989/1990, die eine ungestüme Entwicklungsdynamik in Gang setzte und in Deutschland die fast nicht mehr gehoffte Wiedervereinigung sowie für viele Länder aus dem Machtbereich der Sowjetunion die Unabhängigkeit brachte. Es entstanden im östlichen Europa offene, demokratisch legitimierte Gesellschaften, es bildeten sich neue Parteien und eine freie Presse und Wissenschaftslandschaft sowie zivilgesellschaftliche Strukturen. Elf ostmitteleuropäische Staaten traten der EU bei. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierungsprozess nahm Fahrt auf. Nicht so positiv verlief die Entwicklung in Rußland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie der Ukraine und Weißrußland sowie in einigen Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Anmeldung unter eMail info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

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„Wir alle wissen,

■ Bis Sonntag, 4. Dezember, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr: Sonderausstellung „Allerley kunststück. Reliefintarsien aus Eger“. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. ■ Freitag, 2. September, 14.00 bis 17.00 Uhr: Ferienworkshop im Egerland-Museum „Coole Köpfe – wir modellieren uns selbst aus Ton“. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter Telefon (0 92 31) 39 07 oder unter eMail sekretariat@ egerlandmuseum.de EgerlandMuseum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. ■ Sonntag, 4. September, 12.00 Uhr, BdV, Ackermann-Gemeinde Bamberg, SL-Bezirksgruppe Oberfranken: Vertriebenenwallfahrt nach Gößweinstein. Gottesdienst mit dem Vertriebenenbeauftragten Monsignore Herbert Hautmann. Anmeldung bei Margaretha Michel, Telefon (0 92 41) 36 54 oder eMail mail@familie-michel.net ■ Montag, 5. bis Freitag, 9. September, 9.00 bis 12.30 Uhr: Ferienspaß im Sudetendeutschen Museum. Kinder ab sechs Jahren erwartet ein vielseitiges Programm inklusive eines Blicks hinter die Museumskulissen und Begegnungen mit Rübezahl. Das Angebot ist kostenfrei. Anmeldung unter eMail sudetendeutsches-museum.deinfo@ Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München.

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was das bedeutet“

■ Samstag, 17. bis Samstag, 24.September, Ackermann-Gemeinde: Zu Fuß durch Nordböhmen: nachPilgerwanderungDeutsch-tschechischevonAussigAltbunzlau. Anmeldung und weitere Informationen unter eMail gemeinde.demuenchen@ackermann■ Sonntag, 18. September, 11.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: „Vertreibungen und Deportation ächten – Völkerverständigung fördern“. 11.00 Uhr: Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt, Königsplatz, Stuttgart. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle Beethovensaal, Berliner Platz 1, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de ■ Donnerstag, 22. September, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Angekommen. Aber wie? – Integration von (Spät-)Aussiedlern am Beispiel der Siebenbürger Sachsen“. Diskussionsabend unter anderem mit Heiko Hendriks (Vertriebenen-Beauftragter der Landesregierung). GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. ■ Dienstag, 27. September, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Babyn Yar – und der Krieg in der Ukraine“. Vortrag von Dr. Anatoly Podolsky, Zentrum für Holocaust-Forschung der marckstraßeGerhart-Hauptmann-Haus,Ukraine.Bis-90,Düsseldorf.

Als schlimme Besonderheit des Ukraine-Krieges machte der Bischof die Tatsache aus, daß dies ein „Konflikt zwischen Christen, zumeist orthodoxen Schwestern und Brüdern“, sei. „In den meisten Häusern sowohl in Rußland wie auch in der Ukraine wird die Gottesmutter verehrt und hängt ein Marienbild. Und so wollen wir heute, an ihrem Festtag, unsere Sorgen und Bitten der Gottesmutter anvertrauen“, sagte Bischof Voderholzer mit Blick auf das zuvor verteilte Bild mit der Marienikone „Unsere Liebe Frau vomDieFrieden“.Ikone stammt aus der Ukraine. Der spätere Münchner Weihbischof Ernst Tewes, im Zweiten Weltkrieg Militärpfarrer, hat es aus einem Haus in der Ukraine gerettet und nach Deutschland gebracht. Am Nachmittag war noch eine Andacht in der Kladrauer Pfarrkirche mit Totengedenken für die Verstorbenen. Natürlich konnte dieser auch im dortigen Friedhof gedacht werden. Markus Bauer

Trägerin des Sudetendeutschen Museums: Sudetendeutsche Stiftung, Hochstraße 8, 81669 München Das Sudetendeutsche Museum wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

❯ Digitale Kunst von Alfred Stoll Metamodern grotesk

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Ferienspaß Sudetendeutschenim Museum!

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Den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Bischof Rudolf Voderholzer in den Mittelpunkt seiner Predigt beim Patroziniumsgottesdienst in der Schloßkirche in Kladrau gestellt Seit vielen Jahren zelebriert Voderholzer den Festgottesdienst zum Patrozinium Mariä Himmelfahrt in dem Geburtsort seiner Mutter und Großmutter. Auch in diesem Jahr wohnten viele ehemalige Kladrauer und deren Nachkommen der Eucharistiefeier bei. Der Bischof würdigte in seiner Predigt die Gottesmutter Maria als die erste, „an der sich das österliche Geheimnis vollendet hat. Als Erste empfing sie von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheißen ist.“ Daher sei Maria ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen und für die ganze Welt. „Mit Recht ist dieser Tag ein Anlaß für ein großes Fest –nicht nur in der Kirche, sondern auch darüber hinaus, unten auf dem Marktplatz“, verwies er auch auf die weltliche Feier, das Schloßfest.Neben dieser Freude und Dankbarkeit verwies der Bischof aber insbesondere auf den Krieg in der Ukraine und dessen weltweite Auswirkungen mit Inflation, Hungersnöten und neuen Flüchtlingswellen. „Wir alle wissen, was das bedeutet. Viele von uns haben das erlebt. Und deswegen geht es uns so besonders nahe“, richtete er seine Worte besonders an die aus Kladrau stammenden Gottesdienstbesucher. Treffend würden einige Sätze aus dem „Salve Regina“, die er zitierte, diese Situation beschreiben.

■ Dienstag, 6. September, 14.00 bis 17.00 Uhr: Ferienworkshop im Egerland-Museum „Coole Köpfe – wir modellieren uns selbst aus Ton“. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter Telefon (0 92 31) 39 07 oder unter eMail sekretariat@ egerlandmuseum.de EgerlandMuseum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. ■ Freitag, 9. September, 17.00 Uhr (Nachholtermin): „Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“. Buchvorstellung mit Christiane Hoffmann. Haus der Geschichte, Museumsmeile, WillyBrandt-Allee 14, Bonn. ■ Samstag, 10. September, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de ■ Montag, 12. September, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Schwarze Erde. Schwere See – Ein Kaleidoskop der Ukraine“. Autorengespräch mit Jens marckstraßeGerhart-Hauptmann-Haus,Mühling.Bis-90,Düsseldorf. ■ Samstag, 17. September, Landesleitung OÖ mit dem Böhmerwaldbund OÖ: Busfahrt nach München mit Besuch des Sudetendeutschen Museums. Fahrtkosten und Eintritt 20 Euro pro Person. Anmeldung und Abfahrtszeiten zwischen Linz und Wels bei Inge Bayer unter Telefon (06 64) 3 98 73 89 (mobil) oder (00 43 72 29) 8 91 47 Festnetz. ■ Samstag, 17. September, ab Wien 7.30 bis 19.00 Uhr, Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften (VLÖ) und Nationalratsabgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Exkursion zu Oskar Schindlers Fabrik in Brünnlitz. Weitere Programmpunkte: Laa/Thaya (Südmährisches Heimatmuseum Thayaland), Brünn sowie Pohrlitz (Kranzniederlegung). Anmeldung bis zum 1. September unter office@ gudrunkugler.at ■ Samstag, 17. bis Sonntag, 18.September, Adalbert Stifter Verein: Böhmerwaldseminar. Ein Themenschwerpunkt ist der 2023 anstehende 100. Geburtstag von Otfried Preußler. Der Germanist Carsten Gansel stellt seine neue Preußler-Biografie „Kind einer schwierigen Zeit“ vor. Der Aussiger Germanist und grenzüberschreitende Aktivist Jan Kvapil beschäftigt sich mit der literarischen Beziehung zwischen Preußler und seinem Vater. Kulturzentrum in Taus (Kulturní Centrum Pivovar, Pivovařská 10, Domažlice).

■ Dienstag, 13. September, 18.00 Uhr: Eröffung der digitalen Ausstellung „Metamodern grotesk“ in Anwesenheit des Künstlers Alfred Stoll im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Die Ausstellung läuft bis Freitag, 28. Oktober. Öffnungszeiten: 10.00 bis 20.00 Uhr, außer an Feiertagen sowie am Wochenende. Im Zeitalter der globalen Digitalisierung und der Gadgets verliert nach Meinung des Künstlers Alfred Stoll die klassische Kunst zunehmend an Bedeutung. Im digitalen Raum werde etwas Neues aus dem, was bereits existiert, geschaffen.Der Künstler verwendet deshalb für seine Werke „Fragmente“ der europäischen Kultur von der Antike bis zum 20. Jahrhundert – künstlerische Stile, Bilder, Techniken, die durch seine Individualität gebrochen, neu kombiniert werden. Das faszinierende Mosaik, das dabei entsteht, feiert die Schönheit und Exzellenz des Vergangenen, reflektiert die Gegenwart und strahlt in die Zukunft aus. Der digitale Künstler Alfred Stoll wurde 1993 in einer deutschen Familie in Kasachstan geboren und lebt seit 2017 in Bayern. Seit 2020 experimentiert er mit Neuen Medien und entwickelt Werke im Metamodernism-Stil. 2021–2022 stellte Stoll in der Roten Galerie und in der Kulturwerkstatt Auf AEG (beide in Nürnberg) aus. Alfred Stoll ist ein Künstlername, den Aleksej Gluhov kurz vor seinem Umzug nach Deutschland gewählt hat.

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VERANSTALTUNGSKALENDER Sudetendeutsche Zeitung Folge 33 + 34 | 26. 8. 20224 AKTUELL · TERMINE

Das Angebot ist kostenfrei! Meldet Euch jetzt direkt bei uns an: info@sudetendeutsches-museum.de BekommteinenBlickhinterdieMuseumskulissen ErkundetdiespannendeMuseumsarchitektur BautselbsteigeneArchitekturmodelle aufeinerrichtigenLeinwandzumalen LerntspielerischetwasüberdieWeltder Sudetendeutschen LöstamEndeeingeheimnisvollesRätsel ChilltzwischendurchaufderMuseumsterrasse undgenießtcooleKinderdrinks Euch erwartet in dieser Woche jeweils von 9:00 bis 12:30 Uhr ein vielseitiges Programm: 05. – 09. September Ferienwoche für Kinder ab 6 Jahren

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Bischof Rudolf Voderholzer bei seiner Predigt in Kladrau. Foto: Markus Bauer

Hochstraße 10 | D-81669 www.sudetendeutsches-museum.deMünchen

Auf dem Bahnsteig eins im Prager Hauptbahnhof erinnert ein Denkmal an Nicholas Winten, der 669 deutsch-jüdische Kinder vor den Nazis gerettet hat.

❯ Mut tut gut unruhigeDasHerz

Heute wandern wir weit in die Kirchengeschichte zurück. Am 28. August ist der Gedenktag des heiligen Augustinus, der an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert lebte. Er gehört neben Hieronymus, Ambrosius und Gregor dem Großen zu den vier Kirchenvätern der römisch-katholischen Kirche. Als Theologe und Lehrer des geistlichen Lebens hat er nach anderthalb Jahrtausenden noch Bedeutung. Nach der Augustinus-Regel leben viele männliche und weibliche Ordensgemeinschaften, allen voran die Augustiner-Eremiten, zu denen auch Gregor Mendel zählte, der Abt des Brünner Klosters Sankt Thomas und Vater der modernen Vererbungslehre, dessen 200. Geburtstag kürzlich gefeiert wurde. Der heilige Augustinus, geboren im nordafrikanischen Tagaste, lebte in der Spätzeit des epochalenbereitsherumDiekeitkersentantengroßeneinerReichesRömischenundwarderletztenReprä-anti-Gelehrsam-undKultur.WeltumihnwarabereinemWandel unterworfen.

UM AKTUELL · KOLUMNESudetendeutsche Zeitung Folge 33 + 34 | 26. 8. 2022 5

Dr. Martin Leitgöb CSsR Seelsorger der Ellwangen-SchönenbergPfarrei

Er war einer der großen Sozialdemokraten, der von den Nazis ins KZ Theresienstadt deportiert wurde und dort am 20. August 1942 verstarb: Zum 80. Todestag von Ludwig Czech hat die Seliger-Gemeinde mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, der Sudetendeutschen Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung mit einer Studienfahrt nach Prag, Theresienstadt und Aussig an dieses Schicksal, das stellvertretend für Millionen Holocaust-Opfer steht, erinnert.

Als Bischof des ebenfalls nordafrikanischen Hippo sollte Augustinus vor seinem Tod noch erleben, wie die Vandalen unter der Führung des Königs Geiserich in seine Heimat einfielen und eine Stadt nach der anderen einnahmen. Das läutete das Ende des blühenden Christentums in Nordafrika ein. Einige Jahrhunderte später fiel die einstige Musterkolonie des Römischen Reiches unter islamische Herrschaft. Heute liegen die Geburtsund die Bischofsstadt von Augustinus in Algerien. Die alten christlichen Kirchen sind dort nur mehr als ausgegrabene Ruinen zu sehen. Augustinus war aber nicht nur ein Mensch, der äußerlich von Veränderung betroffen war. Sein Lebenslauf zeugt auch von einem beachtlichen inneren Wandel. Davon berichtet er in seinem berühmtesten Werk, den „Bekenntnissen“. Als Sohn einer Christin und eines Nichtchristen war er in ein Spannungsfeld hineingeboren, das typisch für seine Zeit war. Er war wie sein Vater zunächst kein Christ. Aber er war begabt und wurde früh Lehrer für Rhetorik. In seiner Suche nach dem Sinn des Lebens war er ein leidenschaftlicher Mensch, nicht nur geistig. Ein Lehrauftrag in Mailand ließ ihn den dortigen Bischof Ambrosius kennenlernen, der ihm in der Osternacht 387 das Sakrament der Taufe spendete. Mit Freunden begann er in seiner Heimat ein klosterähnliches Leben, wurde Priester und später Bischof. In den „Bekenntnissen“ meditiert Augustinus seinen Lebensweg auch in betender Weise: „Groß bist du, Herr, und über alles Lob erhaben. Und da will der Mensch dich preisen, dieser winzige Teil deiner Schöpfung. Du selbst regst ihn dazu an, denn du hast uns zu dir hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ Augustinus‘ unruhiges Herz ist Sinnbild für den suchenden Menschen. Heute ist das unruhige Suchen weit verbreitet, kaum jemand ist davon ausgenommen. Mögen uns mitten im Suchen auch immer wieder Momente der Ruhe geschenkt werden, in denen wir erfahren: Gott ist immer schon bei uns, er ist Ursprung und Ziel unseres Lebens.

Ludwig Czech: Der Brückenbauer, der im KZ Theresienstadt verstarb

Nach dem Tod von Josef Seliger hatte Czech als Vorsitzender die DSAP bis 1938 geführt und mit dem Eintritt der sudetendeutschen Sozialdemokraten 1929 in die tschechoslowakische Koalitionsregierung auch als Minister gewirkt. Czech war erst für soziale Fürsorge, dann für öffentliche Arbeiten und schließlich als Gesundheitsminister tätig.Obwohl Czech ein Visum nach Holland zur Verfügung stand, emigrierte er nicht und blieb mit seiner Frau in Brünn, wo er aber nicht geschützt blieb, wie er dachte, sondern durch die Gestapo als Jude nach Theresienstadt verschleppt wurde. Krank schon durch die Umstände, denen alle Juden im Protektorat ausgesetzt waren, verstarb Ludwig Czech am 20. August 1942 in Theresienstadt. Ein Grab gibt es nicht, er wurde in einem Massengrab verscharrt. Seine Frau Lilly, die Theresienstadt überlebte, gab nach dem Krieg Auskunft über den Tod und seine Umstände. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in Theresienstadt versammelten sich deutsche und tschechische Sozialdemokraten, um an diesen Mann zu erinnern, „der alle guten Seiten des tschechisch-deutschen Zusammenlebens in der ersten Republik verkörperte“, wie Václav Havel in seiner Gedenkrede 1993 erinnerte, als zum ersten Mal ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für Ludwig Czechs Leistung durch die Anbringung einer Gedenktafel in Theresienstadt durch die Tschechische RepublikDieerfolgte.Seliger-Gemeinde hatte damals die Initiative ergriffen und zu dieser Einweihung eingeladen. Es wurde ein regelrechter Staatsakt mit Hans-Jochen Vogel, dem deutschen Sozialdemokraten, Franz Vranitzky, dem österreichischen Bundeskanzler, und mit Präsident Václav Havel, der in seiner Czech-Würdigung damals auch Folgendes sagte: „Heute errichten wir wieder demokratische Strukturen, wir bemühen uns, ein demokratisches Bewußtsein zu entwikkeln, um so auch die internationale Vertrauenswürdigkeit der Tschechischen Republik zu stärken. Zu diesen Bemühungen gehört unbedingt, daß wir bestrebt sind, die dramatische Geschichte der Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen wahrheitsgemäß zu beschreiben, zu begreifen, ein neues Kapitel dieser Geschichte aufzuschlagen. Gelingt es uns, so war auch die Arbeit von Dr. Ludwig Czech nicht sinnlos.“ In diesem Jahr waren die Teilnehmer andere, um an Czech zu erinnern, und sie konnten heute auf ganz andere Fundamente der deutsch-tschechischen Beziehungen blicken. Für die tschechischen Sozialdemokraten waren Libor Rouček, Lubomír Zaorálek, Vladimír Špidla und Tomáš Petříček gekommen und trafen neben der Seliger-Gemeinde auf den sächsischen SPD-Vorsitzenden Henning Hohmann und den stellvertretenden Landesvorsitzenden der BayernSPD, Matthias Dornhuber. Alle, die zum Gedenken sprachen, griffen die aktuellen Fragen nach der Gefährdung der Demokratie und der Entwicklung in Europa auf, die sozialdemokratische Antworten über die Ländergrenzen erforderten. Urban Überschär, der Leiter des Prager Büros der FES, erinnerte kurz an den am 14. Februar 1870 in Lemberg, in der heutigen Ukraine gelegen, geborenen Ludwig Czech und dessen Verdienste als DSAP-Vorsitzender und Minister, die gegenüber Josef Seliger und Wenzel Jaksch ein wenig im Schatten stünden. Der ehemalige Außenminister Tomáš Petříček ging auf die europäischen Herausforderungen ein, die in Theresienstadt und angesichts des besonderen Schicksals Ludwig Czechs nochmal besser verstanden werden müssen.

Für die kurzfristig verhinderte Vorsitzende der SG Helena Päßler sprang Ulrich Miksch ein, der an die „Czech“Karten erinnerte, die den Arbeitslosen in der Weltwirtschaftskrise wenigstens mit Lebensmittelanweisungen die bitterste Not lindern halfen. Und an Masaryk, der 1930 zu Czechs 60. Geburtstag schrieb: „Durch Ihren Eintritt in die Regierung haben Sie zur Annäherung beider sozialdemokratischen Parteien beigetragen. Sie haben beigetragen zur Annäherung beider Nationen, von deren Zusammenarbeit in großem Ausmaß die glückliche Zukunft unserer Republik abhängt!“ Posthum hatte Präsident Havel 1992 Ludwig Czech den Masaryk-Orden verliehen.Dannsprach der ehemalige tschechische Ministerpräsident und EU-Kommissar Vladimír Špidla, der an die Krisen erinnerte, die Czech als Sozialdemokrat und Minister bewältigen mußte. Henning Hohmann würdigte den Rechtsanwalt und Minister Czech, dessen Lebenswerk ihn mit Demut erfülle. So habe Czech nicht um Krankenkassenbeiträge debattiert, sondern überhaupt eine ganze Bezirkskrankenkasse gegründet. Matthias Dornhuber erinnerte an die Bedeutung der sudetendeutschen Sozialdemokratie für die bayrische SPD, die vor allem personell bedeutsam war. Und er sagte, daß Ludwig Czech dafür stehe, daß ein „anderer Weg möglich gewesen wäre“ – ein Weg, der nicht in Krieg und dem Tod so vieler Menschen geendetDiehätte.Gruppe der Seliger-Gemeinde fuhr nach dem Gedenken an Czech weiter zum Besuch der Ausstellung „Unsere Deutschen“ in Aussig, wo sie vom stellvertretenden Leiter des Collegiums Bohemicum Tomáš Okurka durch die 22 Räume fachkundig geführt wurde. Die Teilnehmer stießen dort auf mehrere Zeugnisse von Ludwig Czechs politischem Wirken in der Ersten Republik. So finden sich die vier deutschen Minister in den tschechoslowakischen Regierungen von 1926 bis 1938, darunter Ludwig Czech, mit Fotografien präsentiert, und mit dem jeweiligen Ernennungsschreiben der Präsidentenkanzlei verbunden. Und neben vielen Abbildungen auf Wahlplakaten kann man Czech auch reden hören mit seinem Brünner Dialekt in einer Tonfilmaufnahme von 1934 bei einer Ansprache zur Dritten Tschechoslowakischen Arbeiter-Olympiade in Prag. So fand die Studienfahrt zum Gedenken an Ludwig Czech ihren Abschluß. Begonnen hatte alles aber in Prag, wo Zuzana Schreiberová vom Multikulturellen Zentrum die Migration von damals mit der Migration von heute verglich. Besonders beeindruckend und berührend war das Denkmal für Nicholas Winton auf dem Bahnsteig eins, der 669 deutsch-jüdische Kinder aus der Tschechoslowakei gerettet und sie vor den Nazis mit Zügen nach Großbritannien in Sicherheit gebracht hatte. Dr. Ludwig Czech (kleines Foto) war DSAPVorsitzender und Minister in der ersten Tschechoslowakischen Republik. Das Holocaustopfer verstarb am 20. August 1942 im KZ Theresienstadt. Vor der dortigen Gedenktafel gedachten des großen Demokraten (von links): Libor Rouček, Henning Hohmann, Tomáš Petříček, Matthias Dornhuber, Lukáš Ulrych (Vorsitzender der CSSDJugend), Urban Überschär, Vladimír Špidla und Lubomír Zaorálek. Fotos Ulrich Miksch ❯ Studienfahrt der Seliger-Gemeinde zum 80. Todestag des DSAP-Vorsitzenden und Ministers in der ersten Tschechoslowakischen Republik

2008 überreicht Gerda Ott, damals Stell vertretende Bundesfrauenreferentin, Anna Pöchmann die Adalbert-Stifter-Medaille der SL. Zuvor wurde Pöchmann bereits mit der Adolf-Hasenöhrl-Medaille des Deut schen Böhmerwaldbundes und der Medail le der Stadt Kirchheim unter Teck geehrt.

Im Sommer 1950 veranstaltete Adolf Webinger das erste Som merlager für junge Böhmerwäld ler am Dreisesselberg im Bay erischen Wald. Daraus entstand eine neue Gemeinschaft, die sich als Böhmerwaldjugend der Volkstumsarbeit widmete. Volks lied, Volkstanz, Literatur und Sport waren die Themen. Man hatte uns die Heimat genommen, doch die Erinnerung daran durf ten wir behalten. Die Heimatzeit schrift ,Hoam‘ Jugendgruppenentstand.bildeten sich in Bayern und Baden Württem berg, auch die Älteren bildeten Heimatgruppen. Landesverbän de und ein Bundesverband wur den gegründet und nach dem 1884 in Budweis gegründeten Deutschen Böhmerwaldbund (DBB) benannt. Aus den Jugend gruppen wurden Spielscha ren. An den Wochenenden wurde gesungen, getanzt und ein Volkstumsabend für das Bundestreffen in unserer Pa tenstadt Passau erarbeitet. Unsere Patenstadt Passau ist ein Ort der ideellen und auch finanziellen Unterstützung. In Passau befindet sich in der Feste Oberhaus das Böhmer waldmuseum, wo viel Hei matgut ausgestellt wird.

Kostenloses Probeabo (4 Wochen, endet automatisch) der Sudetendeutschen Zeitung, Print- und Onlineausgabe möglich oder ein reguläres Abo (Bezug per Postzustellung) Sudetendeutsche Zeitung mit Reichenberger Zeitung · Heimatbote · Heimatruf Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) Reichenberger NordböhmischeZeitungUmschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Name, Vorname Straße, Geburtsjahr,E-MailTelefonPostleitzahl,HausnummerOrtHeimatkreis Datum, Unterschrift Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit. Kontobezeichnung (Kontoinhaber) Kontonr. oder IBAN Bankleitzahl oder BIC Datum, Unterschrift Alle Preise inklusive 7 % Mehrwertsteuer und Versand. Abbestellungen mit einer Frist von einem Monat zum Vierteljahresschluß schriftlich an die SVG. Sie sind berechtigt, die Bestellung des Abonnements ohne Angabe von Gründen innerhalb 14 Tagen nach Absendung dieses Auftrages schriftlich gegenüber der Sudetendeutschen Verlagsgesellschaft, Hochstraße 8, 81669 München (auch per E-Mail an svg@sudeten.de) zu widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Bitte gescannt oder abfotografiert mailen oder in ausreichend frankiertem Umschlag (80 Cent) einsenden an Sudetendeutsche Zeitung Hochstraße 8, 81669 München E-Mail svg@sudeten.de 33+34 verdienstvolle Böhmerwäldlerin Anna Pöchmann 100 Die Sing- und Spielscharen am Mahnmal in Lackenhäuser. Bild: Reinhard Wachtveitl Deutscher Böhmerwaldbund

In unsere Gemeinde ka men neue Verwalter. Wir durf ten nicht schlachten. Kontrol leure prüften den Viehbestand. Die Kurbeln der Milchzentrifu gen und die Butterfässer muß ten wir abgeben, die alten Stoßkübel versteckten wir. 1946 ging ein Hausbesitzer bereits im März zum Transport, da er sonst in terniert worden wäre. Die er ste Hälfte des Dorfes wurde im Mai aufgefordert, zu gehen. Die se acht Familien kamen ins Rot tal. Im Juni wurde unser Viehbe stand halbiert. In Mautstadt war das Verwaltungsamt. Das wies 16 bis 17jährige Jungen an, das Vieh wegzubringen bis auf die Pferde. Die wurden gebraucht, um unsere letzte Habe und uns zum Lager zu transportieren. Für den 30. Juli war unser Ter min festgesetzt. Zeitig morgens wurde ein Pferdefuhrwerk mit Leiterwagen in den Hof gefahren zum Abtransport von drei Truhen und einer Kiste sowie Leinensäk ken und sechs Personen. Einige Verwandte kamen zum Verab schieden. Vor dem Tor mußte ich laut schreien, denn der Familien name ,Mathuni‘, seit 1664 unun terbrochen in Eisengrub ansäs sig, wurde damit gelöscht. Beim Dorfkreuz setzten wir uns auf den Wagen, um die zwölf Kilo meter zur Sammel und Kontroll stelle in Krummau zu fahren. Im Kontrollraum wurden die drei neuen Federbetten be schlagnahmt, diese hätten in die Truhen gehört. Die fünf Fuhrleu te mußten die Sachen zum zuge wiesenen Platz bringen, einem Pferdestall der Garnison. Wir über 16jährige wurden zum Dreschen auf ein Feld ge bracht. Wir hatten zwar keine große Lust, den Einlegern die Garben hoch zu werfen. Doch wir waren dazu gezwungen, um nicht noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen. Am dritten Tag mußten wir Hafer mähen, und am vierten Tag brachte uns der Bau er ins Lager zurück. Wir wurden normal versorgt, die Lagerkost war miserabel. Der Bauer sprach gut deutsch. Er sagte: ,Was die se Leute mit euch tun, müssen wir noch büßen.‘ 40 Jahre Kolchosewirtschaft waren die Folge. Wir Enteigneten konn ten 40 Jahre wieder aufbauen. Am fünften und sechsten Tag wurde der Transport vor bereitet. Am Abend des 4. Au gust fuhr er ab. 40 Waggon mit 1200 Vertriebenen, pro Waggon 30 Personen mit Ge päck. Die Fahrt ging über Taus nach Furth im Wald. Dort versorgten uns Rot kreuzschwestern, Gesundheit und Sauberkeit wurde über prüft. Der Registrierschein trug den Vermerk: ,Wünscht gehen nach Baywaria.‘ Von Furth ging es im Zug nach Backnang. Unterwegs wurden Waggons abgehängt und die Insassen verteilt. In Backnang wurden wir in eine leere Lederfabrik eingewiesen, zwei Familien mit 13 Personen in einem Raum. Das Treppen haus war unser Versammlungs ort. Dorthin kam eine Bäuerin mit der Frage, ob jemand zu ihr auf den Hof als Magd komme. Ich erfuhr davon und suchte das Dorf Oberschöntal und fand es. In diesem Haus war ich von Sep tember bis Dezember. Dann kam ich zu meinen Angehörigen nach Kirchheim.DieBarackenwohnung hat te drei Schlafzimmer und ei ne Küche mit Eßtisch und vier Hockern. Für den Winter muß ten Brennmaterial und Kartof feln gelagert werden. Der Winter kam mit Tiefsttemperaturen. Die Kartoffeln erfroren im Schlaf raum. Im Januar durfte ich in ei ner Gärtnerei anfangen. Da wir von der Landwirtschaft kamen, war uns alles vertraut. Bruder Georg kam am 1. Mai 1948 aus englischer Gefangen schaft, dort war er bei einem Landwirt interniert. Die Wäh rungsreform brachte die Deut sche Mark, erst 40, dann 20 DM pro Kopf. Der Stundenlohn be trug 0,40 bis 0,50 DM. 1948 brach te viele Erleichterungen. Die alli ierte Militärverwaltung erlaubte Vereinsgründungen. Die Neu bürger – so hießen wir – durf ten Versammlungen abhalten. Wir wohnten sieben Jahre lang in einer der drei Baracken. Es hieß, in bürgerlichen Wohnhäu sern könnten keine Großfamili en mit drei Generationen unter gebracht werden. Während des Krieges hatten dort Fremdarbei ter gewohnt. Nun wohnten dort die Vertriebenen und Flüchtlin ge aus den Ostgebieten. Am 5. August 1950 veröffent lichte die SL vor dem Neuen Schloß in Stuttgart die Charta der Heimatvertriebenen und Flücht linge. Dort heißt es: ,Wir Heimat vertriebenen verzichten auf Ra che und Vergeltung, dieser Ent schluß ist uns ernst und heilig.‘ 2000 fand in Berlin das 50jähri ge Gedenken statt. Es bezeug te, daß der Beschluß, für Frieden und Freiheit in Europa zu arbei ten, eingehalten wurde.

Ich wurde mit der Frauen arbeit beauftragt und sollte das Jahresbrauchtum für un sere Publikationen vorstel len. Im März 1966 fand die erste Frauentagung statt. Bei Hefegebäck und Kaffee wur den viele Themen angespro chen bis ein Mitglied sagte, redet nicht so viel, tut etwas. Es begann mit den Böhmerwäld ler Kratzeiern, den Scheckl. Ein Heft mit den überlieferten Mu stern und Erläuterungen wurde erstellt. Eine Trachtenfibel folg te und ebenso ein heimatliches Kochbuch.VierFrauentagungen mit Aus stellungen fanden jährlich statt sowie je eine Kulturtagung für den BdV und für die SL mit den Vertreterinnen der 14 Heimat landschaften und hatten viel Zu lauf. 1965 bis 2010 war ich Frau enbeauftragte des DBB.“ Die Landsleute danken Anna Pöchmann für ihr beeindrucken des Lebenswerk und gratulieren aus übervollem Herzen.

Ende Juli feierte der Deutsche Böhmerwaldbund (DBB) sein Jakobitreffen auf dem Dreises sel und in Lackenhäuser.

Feiern, ehren, singen

Am 25. Juli feierte die höchst verdiente Böhmerwäldlerin Anna Pöchmann im badenwürttembergischen Kirchheim unter Teck 100. Geburtstag.

Aus diesem Anlaß blickt sie auf ihr Leben zurück. „Ich er innere mich gut, als ich mit den Eltern als Älteste mit zwei Schwe stern, Jahrgang 1930 und 1931, aus dem Elternhaus in Eisengrub bei Höritz im Kreis Krummau im Böhmerwald vertrieben wur de. Die Brüder Georg, Jahrgang 1925, und Franz, Jahrgang 1927, waren noch in westlicher Gefan genschaft. Unsere totale Enteig nung wurde im Herbst 1945 be kannt gegeben und von den Alli ierten Anfang August in Potsdam unterzeichnet. Eine Großtante mußte schon im Sommer für den neuen tschechischen Hausbesit zer als Magd arbeiten. Sie kam zu uns, ihre Tochter ging mit der Fa milie nach Österreich.

Unter den Gästen war Rita Hagl Kehl MdB, die kürzlich zur Kura toriumsvorsitzenden der Kultur stiftung der deutschen Vertriebe nen gewählt wurde. Beim Jakobitreffen fand auch eine Feierstunde am Mahnmal der Böhmerwäldler in Lacken häuser statt, die die Sing und Spielscharen der Böhmerwäld ler aus München und Baden Württemberg mit Liedern be gleiteten. Elisabeth Januschko hielt die Ansprache und erklär te: „Es gibt keinen Grund für ei nen Krieg – und es gibt keinen Rechtfertigungsgrund für Ver treibung.“ Franz Nodes wurde mit der Fünfblättrigen Goldenen Rose, der höchsten DBB Aus zeichnung, geehrt. Er hatte sich 54 Jahre lang im DBB als Kassier, Vermögensverwalter und Ver lagsleiter von „Hoam!“ einge bracht.

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 20226

Nach der Bergmesse bei der Bischof Neumann Ka pelle, die Monsignore Klaus Ho heisel aus Neureichenau zele brierte, fand beim Schutzhaus eine Kundgebung statt. Dabei wurde an das Unrecht der Ver treibung erinnert und der Wille zur Versöhnung und zur gemein samen Zukunft unterstrichen. DBB Vorsitzende Birgit Kern schilderte den Wandel, der mit dem Fall des Eisernen Vorhangs einhergegangen war. Sie rief da zu auf, das Verbindende zwi schen den Völkern, zwischen Deutschen und Tschechen, zu sehen. Vor dem aktuellen Hin tergrund des Ukrainekriegs rief sie dazu auf, solidarisch mit den Nachbarn zu bleiben, wenn Res sourcen knapp werden, und Hal tung zu zeigen, wenn es um Un terdrückung und Mißachtung von Menschenrechten geht.

/2022 Unser Angebot Probeabo! � Höchst

Den musikalischen Rahmen für Bergmesse und Kundgebung bot die Blaskapelle Neureichenau Die zahlreichen Fahnen der Böhmerwäldler bildeten vor den Felsen eine prächtige Kulisse, die Sing und Spielscharen run deten die Feier mit Liedern ab. Etwa 200 Teilnehmer besuch ten die Veranstaltungen auf dem Dreisessel. Unter den Gästen waren SL Bundesvorstandsmit glied Claudia Beikircher und SL Bundesgeschäftsführer Andreas Miksch.Vordem Jakobitreffen hatte Passaus Oberbürgermeister Jür gen Dupper den Kulturpreis 2021 für die Böhmerwäldler an Gernot Peter (Ý SdZ 31+32/2022) ver liehen. Mit der Preisverleihung verbunden war ein Festakt zum 60jährigen Bestehen der Paten schaft Passaus über die Böhmer wäldler. Diese besteht seit 16. Ju ni 1961 und sei, so Dupper, der Dreiflüssestadt ein Herzensan liegen. Dupper: „Passau ist stolz, Ihre Patenstadt zu sein. Als Ober bürgermeister verspreche ich Ih nen, daß wir uns dieser besonde ren Verantwortung bewußt sind. Wir werden Ihnen auch in Zu kunft treu zur Seite ste hen und Ihre Bemühun gen und Interessen stets unterstützen.“BirgitKern: „15 Jah re nach der Vertrei bung. Die Heimat Böh merwald noch so nah. Der Körper hier, das Herz in der Heimat. Je der versuchte auf sei ne Weise, mit dem Er lebten, mit den Verlu sten, mit dem Neuen, dem Unbekannten um zugehen.“ Die Über nahme der Patenschaft sei ein politisches Si gnal, aber auch ein so lidarischer Akt mit Heimatvertriebenendenge wesen. „Die Haltung, die dar aus sprach, spürten die Böhmer wäldler und nahmen sie dankbar an. Sie waren nicht mehr allein.“ „Passau gehört in mein Leben, gehört in das Leben der Böhmer wäldler, und dafür sagen wir der Stadt und ihrem Oberbürgermei ster Danke“, schloß Kern. Dann eröffnete im Passauer Kulturmodell Bräugasse die Aus stellung „So geht Verständigung – dorozuméni“ des Sudeten deutschen Rats (Ý SdZ 19/2018).

Armin Dickl, Dritter Bürger meister der Patenstadt Passau, erinnerte ebenfalls an den histo rischen Wandel. Die Böhmer wäldler hätten geholfen, Pas sau und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wiederauf zubauen. Dafür dankte er und würdigte ihren Beitrag im Rah men der deutsch tschechischen Nachbarschaft. Der Vize Landrat des Landkreises Freyung Gra fenau, Franz Brunner, stellte die große Verbundenheit der Regi on mit den Heimatvertriebenen heraus. Über Jahrhunderte habe ein reges Hinüber und Herüber zwischen beiden Seiten des Böh merwaldes geherrscht. Viele von drüben seien nach dem Krieg in der bayerischen Grenz region gelandet, in ei ner Gegend, die zu den ärmsten in Deutsch land und Europa ge hört habe. Auf tsche chischer Seite gebe es seit der Samtenen Re volution große Anstren gungen, das frühere Le ben in den Ortschaf ten zu schenschendasKreisWallernGefallenendenkmalnennerBesondersdokumentieren.hobBrundasimvergangeJahrgeschaffeneinimehemaligenPrachatitzhervor,sowohldietschechialsauchdiedeutTotennenne.

PERSONALIEN

KULTURSudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022 7

nie sei dafür an die Musikschule im Landkreis Passau gekommen; Elisabeth habe beim Augustinum im Förderbereich einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Oberschleißheim gearbeitet. 2017 habe Stefanie ihr Lehramtstudium für Gymnasium mit den Fächern Mathematik und Musik in Frankfurt begonnen, das sie im Herbst dieses Jahres mit dem ersten Staatsexamen abschließen werde. Elisabeth habe Musik- und Bewegungsorientierte Soziale Arbeit in Regensburg studiert und bilde sich derzeit musikalisch an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen weiter, schloß Meinusch ihre Vorstellung der Künstlerinnen des Abends, die bei ihrem Konzert selbst moderierten. Nach dem „Hochalm-DirndlMarsch“ stellten sich die Musikerinnen, die „ZWOlinge“, als „im Münchener Speckgürtel aufgewachsene Großstadtkinder mit böhmischen, sudetendeutschen, schwäbischen und bayerischen Wurzeln“ vor. Weiter ging es mit alpenländischer Volksmusik, der „Pretuler Polka“. Dann führten die Januschkos an ihre „Wurzeln“ mit zwei Ländlern aus dem Böhmerwald, den „Ersten Ländler aus dem Böhmerwald“ und den „Ländler aus Chrobold 3“, mit eigener Interpretation. „Wir machen jetzt einen Ausflug in die Welt der klassischen Musik“, so die Musikerinnen. Damit sei nicht die Musik der Epoche Klassik gemeint, sondern „klassische Musik im erweiterten Sinne als Gegenpol zur Unterhaltungsmusik“. Dieser „Ausflug“ begann mit dem Werk „L‘Entretien des Muses“, auf deutsch: die „Unterhaltung der Musen“, des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau. „Das Stück wurde für barockes Cembalo geschrieben und ist auf dem Akkordeon gut umsetzbar“, so Stefanie Januschko. Danach kam das „Prélude Nummer 2“ von Heitor Villa-Lobos, einem der bekanntesten Komponisten für Gitarre klassischer Musik. Die „Sonatine 2“ von Hans M. A. Hauswirth, die dann folgte, bestehe aus den drei

Die Sudetendeutsche Heimatpflege unter Heimatpflegerin Christina Meinusch hatte zum Sommerkonzert mit Elisabeth und Stefanie Januschko eingeladen. Die beiden Förderpreisträgerinnen von 2019 spielten traditionelle Volksweisen aus dem Böhmerwald und muntere Melodien aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem alpenländischen Raum. Solistisch vorgetragene klassische Werke und virtuose Originalkompositionen für Akkordeon und Gitarre oder Mandoline ergänzten das Konzert, bei dem auch Eigenkompositionen der Zwillinge erklangen. Das Duo nennt sich seit kurzem „ZWOlinge“.

Frühe Musikbildung

Sommerkonzert von Förderpreisträgerinnen Elisabeth und Stefanie Januschko

Die Bubenreuther Instrumentenbauer sind weltweit vernetzt und bekannt.

Hindenburg-Geige im Museum

Wir haben keine Mühen gescheut, um in diesem Jahr ein besonderes Sommerkonzert für Sie zu organisieren“, kündete Christina Meinusch an. Die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen hatte zu dem Konzert die jungen Musikerinnen Elisabeth und Stefanie Januschko eingeladen, die 2019 mit dem Förderpreis der tionenunspenländischenschenMelodienmerwald.nellesentierenwaren.deLandsmannschaftSudetendeutschenfürDarstellen-Kunstausgezeichnetworden„DieJanuschko-Zwillingeprä-unsnichtnurtraditio-VolksweisenausdemBöh-Nebenschmissigenausdenehemalsdeut-Ostgebietenunddemal-RaumwerdensieauchvirtuoseEigenkomposi-vorstellen.“

Der Musikinstrumentenbau und die musikalische Spielfreude waren nach Kriegsende von vertriebenen Musikhandwerkern aus Schönbach/Kreis Eger nach Bubenreuth im heutigen Kreis Erlangen-Höchstadt eingeführt worden.

Die musikalische Ausbildung der Zwillinge habe bereits im Kindergartenalter mit musikalischer Früherziehung begonnen. „Seitdem zieht sich die Musik wie ein roter Faden durch ihr Leben.“ Mit dem Eintritt in die Grundschule hätten sie die Ausbildung auf ihren Hauptinstrumenten Akkordeon und Gitarre aufgenommen. Während ihrer Schulzeit habe Elisabeth zudem Mandolinenunterricht erhalten und Stefanie Saxophon und Trompete erlernt. Nach dem Abitur hätten beide ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.

Die beiden beschwingten bairischen Volksweisen „GoaßbockSchottisch“ und „Hupf-umi Polka“ wurden umrahmt von zwei Kompositionen aus Stefanie Januschkos Feder. „Den letzten großen Block wollen wir thematisch den schönsten Dingen im Leben widmen, der Liebe und Lust im Leben“, war die Einführung zum letzten Teil des derchenwalzer“DabeiSommerkonzerts.erklangder„Herzlieb-ausSchwabenundWalzer„Augenstern“von Herbert Pixner, dem Südtiroler Star der modernen Volksmusik. Durch Pixner sei auch die Polka „Lust und Leben“ bekanntgeworden: „Sie läßt beim Zuhören alle Verpflichtungen des Alltags vergessen, so daß der Funke der Leichtigkeit überspringen kann“, schilderten die Januschkos. Als letztes Stück spielten sie „Hakki‘s Polka“. Hakki werde der norwegische König Haakon auf den Shetland Inseln bei Schottland genannt, lautete die Erklärung. „Der Schotte Tom Anderson komponierte die Polka im Winter 1978, als er mit der amerikanischen Studentin Ellen Thomas am Lagerfeuer saß. Sie schrieb die zweite Stimme dazu“, berichteten die Januschkos. Das Publikum im AdalbertStifter-Saal dankte mit reichem Applaus und drängte sich dann um den Verkaufsstand mit der neuen CD. Auf „Skippo“ sind die meisten Stücke des Sommerkonzerts zu hören. sh Musik-CD „Skippo“, 15 Euro. Bestellung auf neuer Homepage https://zwolinge.de/ Elisabeth und Stefanie Januschko. Auf dem Bild rechts mit anderen, besser zu einigen Stücken passenden Instrumenten. Bilder: Laura Zander

Dort errichtete man das Museum Bubenreutheum, das kürzlich eine Geige erhielt, auf deren Boden Paul von Hindenburg eingeschnitzt ist In dem kleinen böhmischen Dorf Schnecken bei Fleissen, nur zehn Kilometer von der Geigenbauerstadt Schönbach, tschechisch Luby, entfernt, ließ sich einst der um 1880 geborene Josef Buchner als Geigenbauer nieder. Der Kunsthandwerker Buchner war nicht nur ein hervorragender Saiteninstrumentenbauer und Lehrmeister, er verfügte auch über ein besonderes Talent – er schnitzte Konterfeis von berühmten Persönlichkeiten in die Böden seiner Geigen. So ist bekannt, daß er den 1850 im Kaisertum Österreich geborenen Philosophen und Politiker Tomáš Garrigue Masaryk in einem Ahorn-Geigenboden verewigt hat. In Bubenreuths Geigenbaumuseum existieren schon verschiedene künstlerisch gestaltete Ausführungen von Geigen, wobei überwiegend die Schnekke – der Abschluß des Instrumentenhalses oberhalb des Wirbelkastens – in Portraits von Personen oder Tieren ausgebildet wurde. Eine Geige mit einem komplett aus dem Vollen geschnitzten Ahornboden befand sich noch nicht im Inventarverzeichnis des Bubenreutheum.Um so überraschter war dieser Tage nenundimBuchnerkelinnenChristianBubenreutheum-VorstandsmitgliedHoyer,alssichdiebeidenEn-des1956verstorbenenJosefbeiihmmeldeten.„WirhabenFernsehen“,soElkedeLüdtke-FrênesihreCousineClaudiaLinhardt,„ei-BerichtüberdasBubenreutheum gesehen.“ Sie seien zur Überzeugung gekommen, daß die Geige ihres Großvaters mit dem Konterfei des deutschen Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847–1934) in diesem „so beachtlichen“ Museum am besten aufgehoben sei. Überrascht war der Museumsleiter nicht nur von dem hervorragend guten Zustand des Instruments, sondern auch von dessen Geschichte. Die beiden Spenderinnen hatten das Instrument vor fünf Jahren von dem namensgleichen Willibald Buchner komplett restaurieren lassen. Der einteilige, geflammte Ahornboden ist sehr fein geschnitzt. Im Reifchen, den dünnen Holzleisten oben und unten an den Zargen, ist die dritte Strophe des Deutschlandliedes „Einigkeit und Recht und Freiheit“ zu lesen. Einem glücklichen und wohlwollenden Umstand ist es zu verdanken, daß die Geige mit dem Konterfei des Reichspräsidenten Hindenburg nun im Bubenreuther Museum zu sehen ist. Josef Buchner sandte seine künstlerisch geschnitzten Instrumente immer dem jeweiligen Prominenten zu. Der Mitbegründer und Staatspräsident der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk, war von seinem Kunstwerk sehr angetan und behielt das Instrument. Reichspräsident Hindenburg fand lobende Worte. Dennoch hat er sie dem Künstler zurückgeschickt, allerdings mit einer wohl beachtlichen Belohnung, die für den Hausbau des Geigenbauers sehr willkommenDessenwar.Enkelin Elke de LüdtkeFrênes fand in den Unterlagen auch noch ein Bild ihres Opas in Uniform. Hier konnte der Verein Bubenreutheum ihr weiterhelfen. Der Kragenspiegel, bestückt mit drei weißen Sternen, einer zusätzlich 1,3 Zentimeter breiten Borte mit gezacktem Dessin aus kaisergelber Seide rund um die Kragenkante und am vorderen Ende des Kragens je eine versilberte Lyra, verrät, daß der Geigenbauer Josef Buchner in der k. u . k.-Monarchie Stabführer (Tambourmajor) einer Musikkapelle gewesen sein muß. „Die Geige wird in unserer Ausstellung einen würdigen Platz erhalten“, versprach Museumsvorstand Hoyer den beiden Spenderinnen. „Wir werden sie in unserem Inventarverzeichnis als ,die Geige des Reichspräsidenten‘ aufnehmen.“ Heinz Reiß

kontrastierenden Sätzen Allegro, Andante und Vivace. „Tango Live“ habe ebenfalls drei Sätze und sei von Fritz Pilsl, der in der Tschechoslowakei geboren worden sei und in Trossingen Akkordeon und Komposition studiert habe.„Die letzten beiden Stücken können Sie übrigens auch mit nach Hause nehmen.“ Denn sie seien in den letzten Monaten sehr fleißig gewesen und hätten eine CD aufgenommen. „Nach dem Konzert kann die druckfrische CD hier erworben werden.“

Stefa-

Claudia Linhardt, Vorstand Dr. Christian Hoyer mit der Geige und Elke de Lüdtke-Frênes. Bilder: Heinz Reiß ❯ Neuzugang im Bubenreutheum

ZWOlinge auf der Bühne

Am Großen Brandfelsen: Aus dieser Perspektive erahnt man vielleicht doch, warum die Sandsteinformation auf Tschechisch „U-Boot/Ponorka“ heißt.

Das „U-Boot“ ist ein Aussichtspunkt aus drei mit Stegen miteinander verbundenen Sandsteintürmen.

Autorin Dr. Kateřina Kovačková am Aussichtspunkt vor Böhmisch Kamnitz und ein Häuschen in dem nordböhmischen Ort. Blick in die Böhmische (und Sächsische) Schweiz von der Nolde aus; , im Vordergrund Felsen mit säulenförmiger Basaltabsonderung. Rechts: Aussichtspunkt auf der Nolde. Bilder: Jiří Jedlička, Kateřina Kovačkova

Anfang Mai ergab es sich, daß mich der Weg aus meiner westböhmischen Heimatstadt Pilsen bis in den hohen Norden des Landes führte, genau ge sagt nach Böhmisch Kamnitz/Česká Kamenice. Die Stadt mit rund 5000 Einwohnern liegt in der Mitte auf der Strecke zwischen Tetschen-Boden bach/Děčín und Warnsdorf/Varnsdorf. Diese Region ist für mich so gut wie unbekannt, nicht unbedingt deswegen, weil sie von meinem Zuhause mehr als 200 Kilometer entfernt liegt. Ei ne viel größere Rolle spielt die Tatsache, daß sie –zumindest von meiner Richtung aus – verkehrs technisch nicht besonders gut angeschlossen ist, so daß man entweder nur teilweise oder gar nicht auf der Autobahn fährt. Das Rattern auf den Landstra ßen hat zwar seinen Reiz, weil die böhmische Land schaft einfach schön ist, und dort oben ist sie schier überwältigend und fast exotisch, so daß man zu gleich auch „Sightseeing“ betreibt. Auch aus die sen Gründen ist das ländlicheNordböhmen meines Erachtens eher eine Welt für sich, in die ein Frem der kaum Böhmischkommt.Kamnitz, nach dem gleichnamigen Fluß benannt, der durch die Stadt hindurchfließt und ein Nebenfluß der Elbe ist, liegt eingebet tet zwischen malerischen tertiären Vulkanhügeln, die sanft in der Landschaft liegen und bis zu ihrer runden Kuppe bewachsen sind; das üppige, safti ge Grün der Laubbäume steht der dortigen Land schaft gut zu Gesicht. Es spricht für sich, daß die Stadt gleich an vier landschaftlich geschützten Ge bieten liegt. Sie befindet sich am Fuße des Natio nalparks Böhmische Schweiz/České Švýcarsko und auf den drei Naturschutzgebieten Lausitzer Gebir ge, in das sie mehrheitlich fällt, Böhmisches Mittel gebirge und Elbsandsteingebirge.

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Am Brüderaltar: Der Todesengel hütet den Ort der Besinnung.

Im Spätsommer und Herbst sind kleine Fahrten in die Nachbarregionen wieder reizvoll. Ein Vor schlag kommt von Kateřina Kovačková. Die Ger manistin und SL-Förderpreisträgerin für Publizi stik von 2017 berichtet über einen Ausflug nach Nordböhmen und ihre Impressionen von der Re gion um Böhmisch Kamnitz.

Drei Naturschutzgebiete Buchstäblich ein paar Metern hinter der Stadt befindet sich bereits freie Natur, die zu Spazier gängen oder Wanderungen einlädt – je nach Zeit, Laune und Kondition. Verirren kann man sich nicht, die Wege sind nach der tschechischen Syste matik gut markiert, man kommt auch ohne Wan derkarte zurecht. Nahe Kamnitz befindet sich ei ne Reihe von Anziehungspunkten, die zugleich an einem Rundwanderweg liegen. Auf unbefestigten Wegen ging ich durch helle Mischwälder. Die Na deln und das Laub unter den Füßen dämpften sanft meine Schritte. Die hiesige Landschaft ist bekannt für ihre Sand steinfelsen, die sehr weich sind, so daß die natürli che Erosion skurrile Gebilde hervorbringt, wie ich mich bald bei einer Sandsteinformation überzeu gen konnte, die auf Tschechisch aus mir unerklärli chen Gründen „Ponorka“ heißt, also „U-Boot“, was ich in der Form dieses natürlichen Aussichtspunkts, der aus drei mit Stegen miteinander verbundenen Sandsteintürmen besteht, nicht auszumachen ver mochte. Der ursprüngliche deutsche Name ist Gro ßer Brandfelsen. Die Aussicht war jedenfalls sehr schön, sie streichelte die Seele – im Süden ging sie in Richtung Stadt Böhmisch Kamnitz, dahin ter strebte gen Himmel der knapp 530 Meter ho he Schloßberg mit der Ruine der gotischen Burg Kempnitz – auch Kampnitz/Kamenický hrad –an der Spitze, die im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden in Brand gesteckt und endgültig verwü stet wurde. Im Nordwesten geht der Blick sehr weit über die Vulkanhügel nicht nur der Böhmischen, sondern auch der Sächsischen Schweiz. Der weite Blick tut etwas mit dem Menschen. Ich wurde in nerlich still und fühlte mich der göttlichen Kraft, die alles Sein durchweht, näher. Es war schon ge gen Abend, doch es war noch ein heller Tag, und keine Menschenseele weit und breit. Die Atmo sphäre war magisch, fast mystisch. Magisch und mystisch, jedoch auf eine ande re Weise, nämlich verschwiegen, verborgen, ge heim und geheimnisvoll anmutend, ist auch der Ort des Brüderaltars, an dem vorbei der Wander weg führt. Hier findet man auf einer Art Sandstein felsen-Terrasse einen kleinen Kreuzweg mit hand gemalten Bildern der Passion Christi und in den Sandstein gehauenen Nischen, in denen hölzerne Altäre gestanden haben, von denen der eine vor wahrscheinlich nicht allzu langen Zeit neu errichtet wurde. Am oberen Ende der steinernen Treppe aus grob gehauenen Quadern, die zu den Altarnischen hinunterführt und die dem Ort inmitten von Na tur einen erhabenen, geradezu kirchlichen Charak ter verleiht, steht die barocke Statue des Johannes von Nepomuk. Der Engel des Todes, eine Skulptur aus weißem Stein mit gesenkter, erloschener Fak kel in der Hand, unterstreicht die Atmosphäre –der Besucher wird notgedrungen stiller, besonne ner,Dernachdenklicher.Sagenachdiente dieser abgelegene Ort im 16. Jahrhundert den Katholiken als geheimer Zu fluchtsort für Gottesdienste, da die hiesigen Adeli gen und Grundherren dem Protestantismus ange hörten. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 und dem Sieg der Katholischen Liga über die Pro testantische Union kamen wiederum die protestan tischen Böhmischen Brüder – daher wohl der Na me – zu ihren Gebeten hierher. Die Stimmung erhellt sich, der Geist weitet sich wieder, das Herz öffnet sich, nachdem ich den Gip fel der Wanderung – sinnbildlich wie buchstäb lich – erreicht habe: die Basaltklippe Jehla (wort wörtlich die Nadel, auf Deutsch Nolde, 478 Meter). Aus dem südwestlichen Gipfel des gleichnami gen Hügels läuft ein schmaler, steil ins Tal abfal lender Grat hervor, dessen spitze Felsen ihm wahr scheinlich seinen Namen gaben. An den Felsen ist an manchen Stellen eine säulenförmige Absonde rung des Basaltes sichtbar, die den Betrachter dar über grübeln läßt, wie wohl die Natur rein willkür lich und durch puren Zufall etwas so Gleichförmi ges und Wohlgeordnetes erschafft haben konnte. Abstieg von der „Nadel“, wieder hinunter, zu rück in die Stadt Böhmisch Kamnitz. Der Weg führt an den Resten eines massiven Schießscheiben-Ma stes am ehemaligen Bogenschießplatz vorbei. Er steht heute inmitten einer leeren Grasfläche und wirkt wie ein stiller Zeuge, ein Mahnmal der ver gangenen Zeit, die Umwälzungen und Bevölke rungsverschiebungen mit sich brachte, mit Spuren, die bis heute sichtbar und spürbar sind. Vorbei am Gebäude des ehemaligen Ausflugsre staurants mit der Noblesse eines Land- und Lust schlößchens, die unter der Schicht der späteren Zeit, die dem großzügigen Bau einen ordinären Anstrich verpaßte, noch zu ahnen ist und heute als Seniorenheim dient. Vorbei an den großzügigen großbürgerlichen Villen vom Anfang des 20. Jahr hunderts, die von der Wiener Secession beeinflußt wurden und auch im heutigen Zustand einen wich tigen Bestandteil der Jugendstilarchitektur der Re gion darstellen. Überall Spuren der Zeit, einer an deren Zeit, die Eleganz und Großzügigkeit lebte, die Liebe zum Detail hatte, den Hang zu einer ge wissen Leichtfüßigkeit und Verspieltheit aufwies und für die delikate Schönheit zumindest genau so wichtig war wie Funktionalität. Alles Schnee von gestern. Die Schönheit der Natur bleibt. Fortsetzung folgt � Reisetip von SL-Förderpreisträgerin Kateřina Kovačková Land des weiten Blicks

Äbissin Johanna Mayer OSB heute und Ampelia Theyerl OSB 1987.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand – nach Beseitigung des Bierkellers samt Überbau – südwestlich des alten Gebäudes ein neuzeitlicher Hotelflügel, wobei auch die Räume der alten Hoftaverne gänzlich verändert wurden. Die große Wirtsstube ist noch am besten erhalten. An der ursprünglichen Stelle der Klostertaverne wurde wohl schon im 15. Jahrhundert das Mesnerhaus erbaut. In ihm wohnte jeweils der Klosterangestellte, der nachweislich von 1675 bis 1874 in Personalunion den Mesner- und Organistendienst versah sowie als Lehrer für die Knaben der Insel fungierte.“ Die Wurzeln des neuen Pächters liegen in Slawonien, genauer im kroatischen Essegg nahe der ungarischen Grenze, wo heute noch eine 3000köpfige deutsche Minderheit beheimatet ist. Auch sie gehörte einst wie Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien zum Vielvölkerreich der Habsburger. Ebners Mutter Mira, eine geborene Müller, wuchs dreisprachig auf, kam in den 1970er Jahren nach Deutschland und führte mit ihrem Mann Thomas Ebner in Bernau am Chiemsee die Wirtschaft Bernauer Stub‘n. Die übernahm der gelernte Bankkaufmann Florian Ebner Anfang des Jahrtausends von seinen Eltern. Wegen seiner kroatischen Sprachkenntnisse setzte ihn die Bundeswehr im Rahmen der SFOR in Bosnien ein. Später war er beim Minenräumdienst und sechs Monate lang im Kosovo. Auch als Lindenchef kommen ihm seine Sprachkenntnisse zu Gute, da die meisten seiner 50 bis 60 Angestellten vom Balkan kommen. Die Wände der verglasten Veranda zieren Bilder des BanndenLandschaftsmaler,istbayernundbanienta,malersLandschafts-ErvisKo-derausAl-stammtnuninOber-lebt.ErnichtdererstedieInselinihrenschlägt.DerLandschaftsmaler Max Haushofer (1811–1866) gilt als Gründer des bayerischen Barbizons, der Fraueninseler Künstlerkolonie. Ab 1928 frönte er mit Künstlerfreunden der Malerei unter freiem Himmel. Und er verliebte sich in Maria Dumbser,

➝ SdZ 48/2006): „Papst Benedikt XVI. wird in Ephesus im Haus Mariens an seine bayerische Heimat erinnert werden, aber auch an das Sudetenland. Seit einigen Jahren hängt eine Ikone links vom Altar, die auf Gebetsbildchen in mehr als einem Dutzend Sprachen von den Pilgern als Andenken mitgenommen wird. Nur wenige wissen, daß eine Benediktinerin von Frauenchiemsee, die 2004 verstorbene Nonne Ampelia Theyerl, dieses Bild malte. Frau Ampelia war eine Sudetendeutsche aus dem Egerland.“ Die begnadete Lehrerin und Künstlerin hinterließ unzählige Gemälde, die das Kloster und seine Seminarräume heute schmükken.Die Insel ist 620 Meter lang und 300 Meter breit. Ihre höchste Stelle liegt auf 527 Metern über dem Meeresspiegel. Und auf dieser höchsten Stelle steht ein Hain aus sieben Linden. Die bedeutendsten und ältesten Bäume sind die große – man sagt 1000jährige – Tassilolinde und die gebrechliche Marienlinde. Der klösterlichen Überlieferung zufolge soll Herzog Tassilo III., der letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Agilolfinger, die Benediktinerinnenabtei 782 gegründet haben. Seit 200 Jahren hängt ein Marienbild an dem deshalb Marienlinde genannten Baum. Wohl ein Dank für die Rettung aus Seenot. Das daneben stehende Gasthaus Zur Linde, das auch elf Hotelzimmer anbietet, sei heute ein Vielvölkerschmelztiegel wie einst die k. u. k. Monarchie, sagt der deutsche Kroate Florian Ebner. Im Gasthof hätten sie 350 Plätze, draußen zusätzlich 100. Im Schmelztiegel der Linden-Küche schmurgelt derweil der aus Bad Neuenahr-Ahrweiler stammende rheinland-pfälzische Chef de Cuisine Raphael M. Schneider Fischsuppe, läßt die Kruste unzähliger Schweinebraten knusprig werden und pariert ein Rinderfilet, das er fünf Wochen reifenSeineließ.Rinder bezieht er aus dem nahen Breitbrunn – hier lebt Schneider seit 2019 mit Frau und entferntennichtstammtLammflKindern–,zweidaseischausdemvielweiterFras-dorf,unddieFischeliefernihmtäglichdie Chiemseefischer. An einem normalen Sommertag brauche er 300 Fische, so Schneider, an einem Wochenende zwischen Mitte April und Ende Juni bis zu 300 Kilogramm Spargel. Ein Ochse wiege 250 Kilogramm, die er möglichst völlig verbrauche. Die 60 Kilogramm Knochen nutze er für Suppen und Saucen. Die Mengen machen einen Hobbykoch schwindelig, und die riesigen Geräte beeindrucken. Zwischen 11.00 und 11.30 Uhr essen die Mitarbeiter. Heute gibt es Ćevapčići mit Pommes frites und Salat. 11.30 bis 19.00 Uhr wird für die Gäste gekocht. Doch bereits um sieben Uhr morgens tritt das komplette Küchenteam an und beginnt mit den Vorbereitungen, dem Mis en place, wie es auf Küchenfranzösisch heißt.Die Küche besteht aus den vier Bereichen Kalte Küche, Beilagen, Hauptgerichte und Patisserie. In der Patisserie herrscht Konditormeister Ralf Neumann. Er verrät mir die Geheimzutat der legendären Lindentorte: mit Läuterzukker verdünnter Frauenchiemseer Klosterlikör. Zum Schluß kocht Raphael M. Schneider seine „Signature dishes“, seine Markenzeichen-Gerichte: Fischsuppe mit geröstetem Knoblauchbrot, Steak mit Trüffelpüree, Thymianjus, Minigemüse und frisch gehobeltem Trüffel sowie das Fraueninseler Backhendl in Kräuterkruste mit Salat und Remoulade. Mahlzeit. Nadira Hurnaus ❯ Frauenchiemsee und der Gasthof Zur Linde

FischsuppeDer

die Tochter des Inselwirtes, und heiratete sie. Haushofers Malerfreund Christian Ruben (1805–1875) heiratete Marias Schwester Susanne. 1841 wurde Ruben als Direktor an die Kunstakademie zu Prag berufen und leitete die Klasse für Historienmalerei. Ruben schlug nun seinen Schwager Hausmann als Lehrer für die Klasse MaxKunstszenehatte.JahrebisdiesermalereiLandschafts-dervor,dievon18451866zwanziglangbetreu-BisheutediePragerHausmannnicht vergessen. Auch das Kloster beherbergte Menschen aus dem Habsburger Reich und dem ehemaligen deutschen Osten. Die gegenwärtige Äbtissin Johanna Mayer OSB (* 1953) stammt aus Linz in Oberösterreich. Ihre Vorgängerin Domitilla Veith (1861–1929)leutnantsterfriedhof.(1788–1857),kelinchendorffvorvorgängerinBruderGrenzehesischendemtennach(1928–2014)OSBflohdemZwei-Weltkriegausniederschle-Striegauna-dertschechischenmitMutterundnachHessen.DerenVor-PlacidavonEi-(1860–1921),eineEn-JosephvonEichendorffsruhtaufdemKlo-IhreBrüderOberst-ArnoldvonEichendorffundOberstleutnant Karl von Eichendorff (1863–1934) ruhen auf dem Inselfriedhof. Noch heute zeugt Eichendorffmobiliar von deren Leben im dolfrichtetMiesinAmpeliaMeineKloster.Mathematiklehre-rinimSchuljahr1971/72warTheyerlOSB,die1908PleschnitzimspäterenKreiszurWeltkam.Übersiebe-derKirchenhistorikerRu-Grulich(

Ralf Neumann mit Lindentorte. Tattoos eines Chefkochs, … … der ein Rind pariert. In der Beilagenabteilung entstehen Knödel.Chiemseerenke Mis en place.Florian Ebner mit Hotelkatze Paula.

Vielvölker-SchmelztiegelimbayerischenMeer

Schweinebraten wird auf Gemüse und Schwarzbier gelegt, bei 360 Grad gebraten, bei 72 Grad warm gehalten, von Raphael M. Schneider geschnitten und mit zweierlei Knödeln und Kraut serviert. Backhendl

Links ragt der Kampanile des Münsters auf, rechts lugt der Gasthof Zur Linde hinter den Bäumen hervor. Bilder: Alexander Klein (1), Herbert Fischer (2), Nadira Hurnaus (12)

Am 2. August 1972, das war ein Mittwoch, endete in Bayern das Schuljahr 1971/72. An jenem Tag verließ ich nach den ersten drei Gymnasialjahren die Internatsschule der Benediktinerinnen der Abtei Frauenwörth im oberbayerischen Chiemsee. An einem Augustmittwoch 50 Jahre später kehre ich wieder einmal zurück. Diesmal ist nicht das Kloster mein Ziel, sondern der Gasthof Zur Linde. Hier darf ich, eine Hobbyköchin, dem 33jährigen Chef de Cuisine namens Raphael M. Schneider beim Kochen zusehen. Zunächst erzählt mir Florian Ebner, Pächter seit 2019, daß die Linde der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung gehöre und auf eine 600jährige Geschichte zurückblicke. Mehr weiß er nicht von der Geschichte des alten„WirHauses.haben bei mehreren Kollegen nachgefragt, hier im Haus in der Liegenschaftsabteilung, die für Verpachtungen zuständig ist, sowie in der Außenverwaltung, der Bauabteilung und der Museumsabteilung. Bedauerlicherweise hat kein Kollege präsentes Wissen. Die Frage der Verpachtungen wäre wohl lediglich auf Basis der Durchforstung von Altakten zu ermitteln, aber keinesfalls schnell. Offenbar müßte man erst einen Suchauftrag an die Registratur stellen, die Lesbarkeit der Akten ist Glückssache und altersabhängig. Eine Recherche im Staatsgrundbesitzverzeichnis würde erheblichen Verwaltungsaufwand verursachen und ist kurzfristig mangels Personal leider nicht möglich“, schreibt mir Ines Holzmüller, Pressesprecherin der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung.Inder2003erschienenen Monographie „Kloster Frauenchiemsee“ finde ich unter der Überschrift „Ehemalige Hoftaverne (Hotel zur Linde)“ mehr Informationen. „Die ursprüngliche Klostertaverne stand an der Stelle des heutigen Mesnerhauses zwischen Glockenturm und Vikarshaus. Als jedoch am 25. Januar 1395 ein Sturm den gotischen Turmhelm auf das Wirtshaus schleuderte, verlegte man 1396 unter Äbtissin Elsbeth Torer (1391–1399) die Taverne an die Stelle des heutigen Hotels zur Linde. Wegen drohender Baufälligkeit ersetzte die Äbtissin Marina Plinthamer den hölzernen Bau 1579 durch einen Steinbau, dessen Dachstuhl 1609 fast ganz erneuert und – zugleich mit Sankt Martin und dem Hofrichterhaus – neu eingedeckt wurde. Dies geschah durch die neu erwählte Äbtissin Magdalena Haidenbucher, die dann auch noch 1630 die Hoftaverne aufstocken ließ und ihr mit einem Krüppelwalmdach ein herrschaftliches Aussehen verlieh. Als 1669 die Erlaubnis erteilt wurde, das Klosterbier auch in der Hoftaverne auszuschenken, mußte im Jahr darauf neben dem schon bestehenden Bierkeller ein zweiter erbaut werden.1672 wurde der Stadel neben dem Wirtshaus durch einen neuen ersetzt, 1673 die noch aus Holz bestehenden Teile der Taverne ausgemauert und im 18. Jahrhundert an der Nordseite ein Erweiterungsbau angefügt.

AKTUELLSudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022 9

sitzende der Ost-und Mitteldeut schen Vereinigung der CDU/ CSU, Christoph Zalder, wieder gewählt. Auch der Internetbeauf tragte Norbert Strohmaier wurde in seinem Amt bestätigt. Als Beisitzerinnen und Bei sitzer wählte die Versammlung Odette Bunse, Reinhold Frank, Helmut Heisig, Gerhard Kando ra, Theodor Lazar, Norbert Ma ron, Bezirksvorsteherin Sabine Mezger, Fabian Ripsam, Ernst Strohmaier und Ingrid Wessel.

Die Heimatvertriebenen aus dem südhessischen Raum pilgerten am 26. Ju ni zum 87. Male nach ihrer Vertreibung zum Marienhei ligtum am Gnadenort Maria Einsiedel bei Gernsheim zur „Böhmischen Madonna“. Dies ist einer der drei hessischen Wallfahrtsorte, an denen bis her dendomübernommen.andendieundVater,tenSchubertbenenWallfahrtauchriaden.HeimatvertriebenenistMessetenmeinken,WemSchmerzden,drücken?“wenn„Wohinböhmen,tenEinsiedelerVertriebenenkreuzwirdrenbeianzuvertrauen,undauserwählten,RiedWallfahrtsortAnkunftwarenbenekönnen.JahreimbedingtfahrtenHeimatvertriebenenwallstattfinden.PandemiehattedieseWalfahrtsüdhessischenRaumzweilangnichtstattfindenBesondersHeimatvertrieausdemSudetenlandes,diekurznachihrerinSüdhessendiesenimhessischenzuihremWallfahrtsortumihreSorgenÄngstederGottesmutterundsichdaBeistandundHilfeinihAnliegenerhofften.DiesauchaufeinerTafelamnahederKapelle,einemalFriedhofskreuzausNordsichtbar.Dortsteht:sollichmichwenden,GramundSchmerzmich„Wohinsollichmichwen/WennGramundmichdrücken?/künd‘ichmeinEntzük/WennfreudigpochtHerz?“MitdiesenWorbeginntauchdieDeutschevonFranzSchubert.SiezurMessederdeutschengeworSosangendienachMaEinsiedelGekommenenbeidervergangenenderHeimatvertriedieAntwortaufdievoneingangsgestellFragen:„ZuDir,zuDir,o/Komm‘ichinFreud‘Leiden;/DusendestjaFreuden,/DuheilestjeSchmerz.“DieBegleitungderOrgelhatteSigridFellDasHochamtindemLinanderGnadenstät

derteina.denundschaftSudetendeutschenbelehemaligeVorsitzendedeinderraschungen.gabAndreatagsabgeordnetenligenLeitungstandesneuennespielemunalpolitikernLandes-schegewesen.VeranstaltungenUdVF-DerpolitiAustauschmitundKomebenfallseiwichtigeRolle.BeiderWahldesKreisvorunterderderehemaCDU-LandKruegereskeineÜberMitüberwältigenMehrheitwurdeIrisRipsam,ihremAmtalsKreisvorsitzenbestätigt.AlsStellvertretendestehenihrwiederdieCDU-StadträtinBärHäring,dieKreisobfrauderLandsmannStuttgart,WaltraudIllner,ManfredMartinzurSeite.DieSchriftführungbleibtinHändenvonChristophKapAlsFinanzreferentwurdeStellvertretendeBundesvor

VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 202210 � UdVF-Kreisverband

Was ist Heimat für mich?

� Ackermann-Gemeinde Gutes und Schönes weitergeben

Im Anschluß an die Wahlen berichtete die neugewählte Vor sitzende noch aus ihrer kommu nalpolitischen Arbeit im Stutt garter Gemeinderat. Zu dessen besonderen Höhepunkten habe der kürzlich getroffene Gemein deratsbeschluß über eine Vorla ge des Stuttgarter Oberbürger meisters Frank Nopper gehört, mit dessen Maßnahmen BadenWürttembergs Hauptstadt bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein wolle. tg Stuttgart/Baden-Württemberg Iris Ripsam bleibt Chefin

Jahreshauptversammlung der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (UdVF) Stuttgart im Stuttgarter Rathaus. Bild: Helmut Heisig � BdV-Kreisverband Groß-Gerau

Der Chor des Rohrer Sommers sang das „Te Deum“ von Antonín Dvořák. Bild: Markus Bauer

Der Literaturkreis befaßte sich unter der Leitung von Leonhard Fuchs mit „Ota Filip: literarischsatirisch-tragisch“. Dabei stan den das Leben und Werk des in Ostrau geborenen und 1974 aus gebürgerten tschechischspra chigen Schriftstellers im Mit telpunkt. Tschechischen Sagen widmete sich der Literatur-Ar beitskreis für Jugendliche unter Leitung von Kristýna Kraus. Im religiösen Arbeitskreis mit Altabt Zippel wurden an hand ausgewählter Szenen die drei synoptischen Evangelien von Matthäus, Markus und Lu kas mit dem vierten, dem Johan nes-Evangelium, verglichen. Zu dem bereitete die Arbeitsgruppe den Schlußgottesdienst vor. Ni klas Boehm studierte das Thea terstück „Die Katze ist an allem schuld“ mit zwölf Kindern und Erwachsenen ein. Nicht fehlen durften Volksmusik und Volks tanz mit Paul und Ines Barth, wo bei auch ein „Line Dance“ einge übt wurde. Bei der Musik ging es auch über die bayerisch-böhmi schen Gefilde hinaus. Gut zwei Drittel der Teilneh mer kamen aus Deutschland, vor allem aus Bayern, BadenWürttemberg und Hessen. Ein Drittel waren Tschechen. Die Al tersspanne ging vom Kleinkind bis zum Senior mit über 80 Jah ren. Die sprachliche Verständi gung lief neben Deutsch und Tschechisch oft auch über Eng lisch, wobei viel sofort übersetzt wurde. Aber Musik, Tanz und weitere Kultur verbinden – da ist dann die Sprache zweitrangig. Markus Bauer

Dazu begrüßte die UdVFKreisvorsitzende Iris Rip sam, Stadträtin und MdB a. D., wieder prominente Gäste wie die ehrenamtliche Bezirksvorstehe rin von Stuttgart-Nord, Sabine Mezger, und den Vorsitzenden des Sudetendeutschen Heimat rates, Franz Longin MdL a.D. In ihrem Rechenschaftsbe richt blickte sie auf die zahlrei chen Veranstaltungen der letz ten Jahre zurück, die vor allem von Corona geprägt waren. Den noch habe der Stuttgarter UdVFKreisverband, ob in digitaler oder präsenter Form, viele Men schen für seine Veranstaltungen begeistert. Vor allem die som merlichen Charta-Feiern auf dem Stuttgarter Schloßplatz und die „Stuttgarter Gespräche“ am Ge denktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung im Kursaal in

te zelebrierte Domkapitular emeritus Heinz Heckwolf vom Bistum Mainz gemeinsam mit Stadtpfarrer Clemens Wun derle. Der Prälat überbrach te die Grüße von Weihbischof Udo Benz, in dessen Vertre tung er nach Gernsheim ge kommen war. Seine Anspra che eröffnete er mit einer „Er gänzungsfrage“: „Heimat ist für mich?“ Antworten lau teten: „Familie“, „Dialekt“, „Wurzeln“, „dort bin ich auf gewachsen“ oder auch „wo ich so sein darf, wie ich bin“. „Hei mat ist also ein Bündel von Be ziehungen und Erfahrungen.“ Heckwolf erinnerte an die Vertreibung des Volkes Israel in die babylonische Gefangen schaft. Das Volk damals habe lernen müssen, nicht zurück zuschauen, sondern Heimat als Sehnsuchtsort der Zukunft zu begreifen. Jesus habe seine Heimat verlassen, das Los der Fremde auf sich genommen, um bei den Menschen zu sein. Die Heimat im Glauben beste he auch dann, wenn die irdi sche Heimat genommen sei. „Diese Verheißung der Hei mat erwächst für alle Völker.“ Diese Gedanken kamen auch in den Fürbitten zum Ausdruck. Diese trug Eduard Fenkl vor, der mit einer trach tentragenden Delegation der Eghalanda Gmoi z‘ Kelster bach gekommen war: „All mächtiger, ewiger Gott, wir haben auf Erden keine blei bende Stätte, sondern suchen ein Leben lang die künftige, die ewige Heimat im Himmel. Da wir der Opfer von Flucht, Vertreibung und Gewalt ge denken, wird uns neu bewußt, daß wir selbst nur Gast auf Er denBeschlossensind.“ wurde das Hochamt mit dem von Pfar rer Wunderle komponierten und getexteten Wallfahrts lied für Maria Einsiedel: „Ma ria, schenk uns dein Geleit, / uns allen, groß und klein. / In Arbeit, Alltag, jederzeit / laß du uns nicht allein.“ Nach der Verköstigung durch die katho lische junge Gemeinde folgten das Rosenkranzgebet und die Marienandacht mit sakramen talem Segen. Jüngst trafen sich die Mitglieder des haus.mitzurUdVF-Kreisverbandesbaden-württembergischenStuttgartJahreshauptversammlungNeuwahlimStuttgarterRat

Nach zwei Jahren Pause fand heuer vom 31. Juli bis 7. August der inzwischen 31. Rohrer Som mer der Ackermann-Gemeinde in der niederbayerischen Bene diktiner-Abtei Rohr statt. Coronabedingt hatte diese deutsch-tschechische Kulturund Begegnungswoche 2020 nur online stattgefunden. Im letzten Jahr diente sie als Vorbereitung auf das grenzüberschreitende große deutsch-tschechische Tref fen in Prag. Höhepunkte waren auch heuer das Konzert in der Abteikirche mit Instrumentalund Vokalwerken aus dem 15. bis 20. Jahrhundert sowie der Bunte Abend mit Präsentation der Ar beitskreisergebnisse.FürdasLeitungsteam hieß Kai Kocher die vielen Besucher im Rohrer Gotteshaus willkommen, Kristýna Kraus dolmetschte. Be sonders begrüßte er Prior Fra ter Franz Neuhausen OSB, Alt abt Gregor Zippel OSB und Orts pfarrer Pater Michael Rink OSB. Nach der Vorstellung der Ak kermann-Gemeinde und deren langer Verbindung zum Kloster Rohr, das von vertriebenen deut schen Benediktinern der Ab tei Braunau in Böhmen am Ort des seit der Säkularisation auf gelassenen Augustinerklosters in Rohr gegründet wurde, ging Kocher auf den Rohrer Sommer ein.„Kultur hat mit der Acker mann-Gemeinde und ihrem Blick auf das Zusammenleben der Deutschen und Tschechen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun. Kultur ist die Pflege dessen, was früher war, heute ist und morgen sein wird in dem Wissen, daß gerade wir es heute sind, die Gutes und Schö nes weitergeben. Und das ist das gemeinsame Erbe der Deut schen und Tschechen in Musik, Literatur, bildender Kunst und Kunsthandwerk“, betonte Ko cher und freute sich, daß dieser Aufgabe bei der Veranstaltung 83 Kinder, Jugendliche und Er wachsene aus der Tschechischen Republik und Deutschland nach gingen.Einbeachtlicher Teil davon bestritt das Geistliche Konzert. In mehreren Arbeitseinheiten war das Programm in den Tagen zu vor einstudiert worden. Den Auf takt bildete das Orchester des Rohrer Sommers unter Leitung von Simon Ullmann. Zur Auf führung gelangte die Sinfonie in G-Dur VB 19 von Franz-Xa ver Richter (1709–1789), der aus Holleschau in Mähren stammte. Das Bläserquintett aus Querflö ten (Anne Henneberg, Julia In sel), Klarinette (Stefan Henne berg), Horn (Lothar Palsa) und Cello (Simon Ullmann) spielte Joseph Haydns (1732–1809) Di vertimento in B-Dur. Von dem in Prag geborenen Johann Ge org Neruda (1707–1780) spiel te das Quartett Johanna Boehm (Barock-Oboe), Stephanie Ko cher (Violine), Simon Ullmann (Cello) und Irina Ullmann (Cem balo) zwei Sätze aus der Sonata II in c-Moll.DasAve-Maria in A-Dur von Camille Saint-Saëns (1835–1921) sangen die Sopranistin nen Anna Kocher und Hildegunt Kirschner, Irina Ullmann beglei tete sie am Klavier. In frühere Jahrhunderte zurück entführte das Blockflötenensemble aus Jo hanna und Julia Boehm, Julia In sel, Kai Kocher sowie Christa Ull mann mit Werken von Josquin Desprez (1450–1521) und John JenkinsKrönender(1592–1678).Abschluß war das Te Deum op. 103 von Antonín Dvořák (1841–1904), intoniert vom Chor des Rohrer Sommers. Die Sopran-Soli sangen Anna Kocher und Hildegunt Kirsch ner, die Baß-Soli Petr Suchomel und Kai Kocher. Die Schlagin strumente Pauken, Becken und Triangel bedienten mit Josef Ar mot, Elias Ullmann und Konstan tin Koch drei junge Kräfte. Die Orgel spielte auch hier Irina Ull mann, die Gesamtleitung oblag Stephanie Kocher. Einige weitere Arbeitskreise führten beim Abschlußabend ih re erarbeiteten Werke vor. Be sonders Buben waren in der von Pavel Kučerka und Karl Som mer geleiteten Arbeitsgruppe „Holzarbeiten“ aktiv. Unter an derem Vogelhäuschen, Autos und Schwerter entstanden da bei. Die Kindersinfonie von Leo pold Mozart studierte das junge Orchester unter der Leitung von Zdeněk Talácko ein. Ihre Produk te stellten beim Bunten Abend auch die Aktiven des Arbeitskrei ses „Kreatives Gestalten“ aus: Körbe, Figuren, Schmuck, Ku geln, Kerzen – in vielerlei Tech niken und mit verschiedenen Materialien hergestellt. Marké ta Hirschlová und Barbara Hauck leiteten die Gruppe.

Ende Juni fand die Vertriebe nenwallfahrt des GerauBdV-KreisverbandeshessischenGroß-statt.

Mitglieder der Egerländer Gmoi Kelsterbach beim Einzug zum Beginn der Wallfahrt in Maria Einsiedel. Pfarrer Clemens Wunderle und Domkapitular Heinz Heckwolf wäh rend der Eucharistiefeier am Außenaltar des Wallfahrtsortes.

Bad Cannstatt seien gut besuchte

Die hessische SL-Kreisgruppe Frankfurt am Main hatte Mit glieder und Gäste in das Restau rant Prager Botschaft am Frank furter Prüfling zum Böhmischen Schmankerl-Essen eingeladen. Wir sind Kinder von der Eger“, „Tief drin im Böh merwald“, „Sudetenland, mein Heimatland“, „Oh, mein Riesen gebirge“: Solche und ähnliche Liedmelodien konnte man kürz lich in der Prager Botschaft im Frankfurter Stadtteil Nordend hören.SL-Kreisobmann Wolfgang Spielvogel konnte in der bis zum letzten Platz besetzten Prager Botschaft neben Mitgliedern der Frankfurter Kreisgruppe, Vertre tern benachbarter SL-Kreisgrup pen und Mitgliedern von Eger länder Gemeinden aus Nordhes sen und dem Rhein-Main-Gebiet auch zahlreiche Ehrengäste be grüßen wie Landesobmann Mar kus Harzer, Reinfried Vogler, Ehrenvorsitzender der Kultur stiftung der deutschen Vertriebe nen, langjähriger Präsident der SL-Landesversammlung und der Sudetendeutschen Bundesver sammlung, und Rudolf Friedrich, ehemaliger Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spät aussiedler.Fürgute Laune und Gesang sorgte das Akkordeon-Duo Karin Liedtke und Rudolf Mohr von der Musik- und Singgruppe Biebes heim/Dornheim des BdV-Kreis verbandes Groß-Gerau. Sie bo ten zahlreiche Heimatlieder aus den böhmischen Ländern Böh men, Mähren und Sudetenschle sien. Auch Gedichte und Erzäh lungen zum Schmunzeln aus der Heimat gaben Gäste spontan zum Besten, die diesen kurzwei ligen Nachmittag für alle zum Er folg werden ließen. Der hessische BdV-Altkreisver band Lauterbach besuchte das Sudetendeutsche Museum in München.

Aber auch Reinhold Frank, der Vorsitzende der Arbeits gemeinschaft der Sing-, Tanzund Spielkreise sowie des Lan desverbandes der Heimat- und Trachtenverbände in BadenWürttemberg, und prominente Sudetendeutsche wie Peter Sli wka, Vorsitzender des Finanz ausschusses der Sudetendeut schen Bundesversammlung, die verweilen.aufmen,hammerundfessorderfessortorzenztionVertretertes,SudetendeutschentraudderBundesversammlungsmitglieBrunoKlemscheundWalIllner,derVorsitzendedesHeimatraFranzLonginMdLa.D.,derfürdieJungeGeneraimSL-Landesvorstand,VinSliwka,derehemaligeRekderUniversitätStuttgart,ProFranzEffenberger,sowieMusikwissenschaftlerProArminRosinundMusikerKomponistHerbertPreisenhattensichZeitgenomumingemütlicherRundedemStuttgarterWeindorfzu Helmut Heisig

Stefan P. Teppert

� SL-Kreisgruppe Frankfurt am Main/Hessen Böhmischer Wind und Schweinernes � SL-Landesgruppe Baden-Württemberg Zu Gast beim Weindorf Lauterbach/Hessen auf der Landkarte

Die SL-Landesgruppe BadenWürttemberg hatte nach der er zwungenen Corona-Pause end lich wieder zu einem Treffen auf das Stuttgarter Weindorf einla den können, um sich dort in un gezwungener Atmosphäre zu begegnen und auszutauschen.

Unter den zahlreichen Gästen konnte der SL-Landesorga nisationsleiter Bruno Klemsche wieder zahlreiche politische Pro minenz begrüßen, die in die Lau be der Alten Kanzlei gekommen war, um mit den Sudetendeut schen ins Gespräch zu kommen.

Vorstandsvorsitzender Bern hard Jungnitz begrüßte Re ferenten und Teilnehmer und erläuterte das Programm der Tagung. Rainer Bendel, Ge schäftsführer der Arbeitsgemein schaft katholischer Vertriebenen organisationen in Stuttgart, hatte die Tagung mit dem Heimatwerk organisiert, führte in das Thema ein und moderierte das weitere Programm. Bendel wies darauf hin, daß die Tagung bereits 2021 habe stattfinden sollen anläßlich 100 Jahre Volksabstimmung, was Corona verhindert habe. Weite re Motive, sie nun nachzuholen, seien Ähnlichkeiten in gegen wärtigen Situationen, bei denen ebenfalls umstrittene Gebiete, Propagandaschlachten und die Frage nach der Rolle der Kirche wichtig seien, sowie neue Quel len, die zur Erforschung der The matik beitragen könnten. Die 1978 in Oberschlesien geborene Historikerin Evelyne Adenauer arbeitete heraus, daß gegenüber der oberschlesischen Frage in der Abstimmungszeit 1919 bis 1921 eine leidenschaft liche Politisierung nicht nur das oberschlesische Abstimmungs gebiet im Allgemeinen erfaßt habe, sondern auch die katholi sche Kirche, so daß diese mit ih ren Protagonisten, Klerikern und Laien zum Spiegelbild der Ge sellschaft geworden sei, obwohl der Breslauer Erzbischof Ber tram sich nachdrücklich aus al lem Politischen herausgehalten, offiziell die volle Unparteilich keit gewahrt und zu verhindern gesucht habe, daß die Kanzel zu politischer Agitation mißbraucht werde. „Nichts war also schwie riger“, so Adenauer, „als neutral und fern jeder Politik zu bleiben, oder besser gesagt, seine neutra le Haltung nicht politisch inter pretiert zu sehen.“

Der historisch-politische Ar beitskreis des Heimatwerkes Schlesischer Katholiken veran staltete Ende Juni im Erbacher Hof in Mainz eine Tagung über Oberschlesien in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg.

Volksgruppe im Herzen Europas � Heimatwerk Schlesischer Katholiken Polen wieder

ten Teilungsvorschlag als eige nen Erfolg feiern. Der Sonntag begann mit der Heiligen Messe im Mainzer Dom. Dann nahm der Histori ker und Politikwissenschaftler Marius Urbanik aus Kassel die Berichterstattung der liberalen deutschen Presse über die ober schlesische Abstimmungszeit un ter die Lupe und stellte sein Fazit vor. Während der ersten beiden Aufstände habe zumeist noch Sachlichkeit dominiert, vor dem anstehenden Plebiszit sei aber ein spürbarer Umschwung in der Wahrnehmung zu registrieren. Abgesehen von einzelnen Versu chen, die gegnerische Perspekti ve zu beleuchtet und auf die so ziokulturellen Grundprobleme eines Referendums hinzuweisen, hätten die Tagesblätter ange sichts der Bedeutung des Indu striegebietes sowie der Empathie mit der dort lebenden und dar benden deutschen Bevölkerung zu diffamierenden und polarisie renden Kommentaren geneigt. Statt die Vorgänge in Oberschle sien zu klären, hätten sie zur Ver schärfung des Konflikts beigetra gen.Der aus Oberschlesien stam mende und in Regensburg leh rende Historiker Roman Smolorz wertete vatikanische Quellen aus, um die Situation in Ober schlesien nach dem Ersten Welt krieg zu betrachten. Opportuner sei, vom Heiligen Stuhl statt vom Vatikan zu sprechen, weil der moderne Vatikan erst 1929 als souveräner Staat festgeschrieben worden sei. Der Heilige Stuhl habe aber mit seinen Netzwer ken und dem politischen Katho lizismus unangefochten fortbe standen. Der Referent faßte zu sammen, es habe im Interesse des Heiligen Stuhls gelegen, in Oberschlesien schnelle Entschei dungen herbeizuführen, um die für die katholische Kirche schäd liche nationalistische Fehde auf beiden Seiten zu beenden. Denn die ideologische Auseinander setzung, die dem Heiligen Stuhl bevorgestanden habe, sei nicht im Nationalismus, sondern welt politisch betrachtet im Kommu nismus begründet gewesen.

Die Landsleute aus Lauterbach mit Siegbert Ortmann vor dem Sudetendeutschen Museum in München.

Der Anstoß zu dieser interes santen Museumsreise in die ferne bayerische Landeshaupt stadt kam von Siegbert Ort mann, BdV-Landesvorsitzen der und Vorsitzender des BdVKreisverbandes Lauterbach. Bei Wahrung der pandemiebeding ten Abstandsregeln waren die 25 Busplätze von Mitgliedern und Gästen in Kürze ausgebucht und die an diese Veranstaltung ge knüpften Erwartungen sehr groß. Und sie wurden auch nicht ent täuscht.Soordnete die mitreisende Lehrerin Judith Christen dieses neue Museum schon einmal als „kunstpädagogische Meister leistung“ ein. Traudl Lange, ei ne weitere Teilnehmerin, stellte nach der mehr als zweistündigen Museumsführung fest: „Endlich habe ich über die Geschichte der sudetendeutschen Volksgruppe im Herzen Europas Genaueres erfahren.“Diesesneue Museum in Mün chen ist das zentrale Museum der deutschsprachigen Bevöl kerung in den böhmischen Län dern. Es spannt einen Bogen über 1100 Jahre Geschichte so wie Kunst- und Kulturgeschich te, dargestellt in authentischen Objekten auf einer Ausstellungs fläche von 1200 Quadratmetern. Des Weiteren bietet das Muse um den Besuchern seine Inhal te auch in digitalem Format an. Man hat also die Möglichkeit, in den Ausstellungsräumen weiter führende Informationen wie Tex te, Bilder oder Filme über fest montierte Bildschirme interaktiv abzurufen.Aufdiese Weise zeichnet das Museum in drei Sprachen –Deutsch, Tschechisch und Eng lisch – das Bild einer modernen Einrichtung, die sich als wich tigen Teil der Gesellschaft ver steht und in vielfältiger Weise auf sie positiv einwirkt. Damit leiste das Sudetendeutsche Mu seum auch seinen Beitrag dazu, allen gesellschaftlichen Schich ten den Zugang und somit die Teilhabe am kulturellen Erbe der sudetendeutschen Volksgruppe zu ermöglichen, sagte Reiselei ter Siegbert Ortmann am Ende der ausgezeichneten und sach kundigen Führung von Helmut Hederer durch dieses lebendi ge Kulturzentrum, das seinem kunsthistorischen Anspruch voll genügt.Der zweitägige Wochen endausflug nach München be scherte den Teilnehmern natür lich auch noch ein ungezwun genes Begleitprogramm. Dazu gehörten ein geselliger Besuch des Biergartens vom PaulanerBräu am Nockherberg am Sams tagabend, tags darauf die Be sichtigung des Deutschen Muse ums, ein Gottesdienstbesuch in der Frauenkirche mit anschlie ßendem traditionellen Weiß wurstessen auf dem Viktualienmarkt.

Dr. Bernhard Jungnitz, Professor Dr. Damian Szymczak, Dr. Evelyne Adenauer, Marius Urbanik, Professor Dr. Rai ner Bendel, Professor Dr. Ryszard Kaczmarek und Dr. Roman Smolorz. Bild: Stefan P. Teppert

Neben Christoph Zalder, Stell vertretender Vorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Verei nigung der CDU/CSU und Stell vertretender SL-Landesobmann, waren auch die CDU-Landtags abgeordneten Konrad Epple und Reinhard Löffler sowie der Stutt garter Stadtrat Michael Schrade von den Freien Wählern der Ein ladung gefolgt.

StadtratFriedrich. Michael Schrade, Bundesversammlungsmitglied Peter Sliwka, Konrad Epple MdL, Dr. Reinhard Löffler MdL, Vinzenz Sliwka vom Vorstand der SL-Landesgruppe und Christoph Zalder, Stellvertretender SL-Landesob mann. Bild: Helmut Heisig

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Oben das Akkordeon-Duo Rudolf Mohr und Karin Liedtke, unten Rudolf

Der Rechtshistoriker Dami an Szymczak von der Universi tät Posen referierte über die Ent wicklungen vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Ratifizierung des Versailler Friedensvertrags und seiner Umsetzung. Damit und dem Zerfall der Monarchien seien mehr als zehn neue Natio nalstaaten in Europa mit den not wendigen Grenzziehungen ent standen, darunter Polen, Rumä nien und die Tschechoslowakei. Er skizzierte auch die Rezepti on bei den betroffenen Nationen mit Fokus auf Polen und stellte dessen Protagonisten, Gremien und Gruppierungen vor, die ent sprechende Entwicklungen an gestoßen und vorangebracht hät ten. Darüber hinaus beleuchtete Szymczak die rechtlichen Hinter gründe des Versailler Friedens vertrags.DerVortrag von Maik Schmer bauch von der Universität Hil desheim wurde krankheitshalber online übertragen. Schmerbauch befaßte sich mit der Seelsorge für die deutschen Katholiken in der polnischen Diözese Kattowitz, die nach der am 20. Oktober 1921 vom Völkerbund beschlossenen Abtretung Ostoberschlesiens an Polen entstanden sei und nun zur polnischen Woiwodschaft Schle sien gehört habe. Am 5. Novem ber 1922 sei der Salesianerpa ter Augustin Hlond als Admini strator, ab 1925 als Erzbischof eingesetzt worden. Für die rund 150 000 deutschen Katholiken in Ostoberschlesien, war die Ab trennung eine Katastrophe. Ob gleich viele von ihnen in den Fol gejahren auswanderten, sei den noch das Zusammenleben nicht unmöglich gewesen. Besonders durch Hlonds Gründung des „Sonntagsboten“ hätten sie ihr kirchliches Leben normal weiter führenRyszardkönnen.Kaczmarek, Leiter des Lehrstuhls für Archivistik und Geschichte Schlesiens an der Universität Kattowitz, behandel te die drei bewaffneten polni schen Aufstände im zu Deutsch land gehörenden Oberschlesien 1919 bis 1921. Erklärtes Ziel der Aufständischen war, Oberschle sien an das neugegründete Polen anzuschließen. Kaczmarek kon zentrierte sich auf vier Fragen: l Inwieweit waren es bei allen drei Aufständen lokale und spon tan gebildete Formationen oder gingen ihre Aufstellung, Ausrü stung und ihr Handeln auf Initia tive des polnischen oder deut schen Staates zurück? l Wie stark waren die Einhei ten auf beiden Seiten? l Wie verliefen die Kampf handlungen jeweils? l Welche Parallelen gab es auf beiden Seiten? Obwohl die militärisch erstar kenden Aufstände scheiterten, konnte ihr Organisator Korfanty den 1921 in Paris unterzeichne

� BdV-Altkreisverband

❯ Hohenelbe/Riesengebirge Stabwechsel ❯ Heimatlandschaft Südmähren Zeitenwende Fritz Höpp

Tag, der diesmal nahe der Grenze zur Tschechischen Republik in Hof stattfand, kamen auch zehn Mitglieder der Volkstanzgruppe Javorník.

Die südmährische Sing- und Spielschar „Moravia Cantat“.

Leider konnte sie nicht teilnehmen, sandte aber ein Grußschreiben „an unsere verehrten, deutschen Landsleute“. Hier die Übersetzung von Kurt Schmidt. Zusammen mit Ihnen stand ich jedes Jahr an diesem Platz vor dem Gedenkkreuz, wenn wir uns des traurigen Ereignisses, nämlich des Hungermarsches von Jägerndorf nach Grulich im Juni des Jahres 1945, erinnerten. Darüber empfand ich eine unendliche tiefe Trauer. Da mußte ich einfach etwas tun! So absolvierte ich die gesamte 120 Kilometer lange Strekke, ähnlich wie damals unsere vertriebenen Deutschen. Das war vor elf Jahren. Ich wollte einfach nur verstehen, wie diese alten und kranken Leute sowie die Frauen mit ihren Kindern ihren Hunger und Durst bewältigt haben. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie unglücklich die Kinder gewesen sein mußten und wie verzweifelt ihre Mütter. So mußte ich zum Beispiel erfahren, daß es fast während der ganzen Strecke einen Zugang zu Wasser gegeben hätte, aber sie durften nicht einmal die kleinsten KinderHeutewaschen.bin ich noch persönlich mit 29 Personen bekannt, welche diesen Marsch als Kinder erlebt haben. Alle sind heute meine Freunde.Krieg ist etwas Furchtbares. Ein Mensch, der an Leben und aberzurenlesschließlichhängt,Eigentumwürdeal-tun,umde-Preisgabeverhindern,erwürdenie sein Kind hergeben. Dies hat für ihn Vorrang. Diese Maschinerie der Schadensverursachung setzten Inhaber der (politischen) Macht in Gang. Den Schaden aber bezahlen Hunderttausende und Millionen unschuldiger Menschen auf beiden Seiten. Schäden und die Opfer lassen sich nicht berechnen, ähnlich wie man die Leiden nicht in Zahlen erfassen kann. Verbesserungen dauern lange Jahre, und Unrecht können auch ganze Generationen nicht vergeben. Mein Onkel, der zwangsweise in ein KZ in Deutschland gesteckt wurde, belehrte mich deshalb, wie wichtig Vergebung sei. So befreite er sich vom Haß gegen alles Deutsche. „Haß und Liebe sind“, so äußerte er sich, „zwei ähnlich große Gefühle. Eines davon ist ein Plus, das zweite völlig anderer Art. Haß ist ein Klotz, der dich zu Boden zwingt und nicht erlaubt, ein vollwertiges Leben zu führen oder Liebe zu entwickeln.“ Deshalb sind Verzeihung und Versöhnung so wichtig. Wenn es zu Versöhnung kommt, muß man aber zuerst die Wahrheit ans Licht bringen. Somit freue ich mich, daß wir hier wieder zusammenstehen, aber diesmal in einer ganz anderen Geisteshaltung, Tschechen wie Deutsche. Wir sind als Menschen völlig gleich. Über uns wölbt sich der selbe Himmel.“ ❯ Jägerndorf Über uns wölbt sich der selbe Himmel und Tomáš

Den Anfang machte am Samstag die Gedenkfeier am Ostlandkreuz zusammen mit den anstaltung.offigangschaftsbetreuerteneröffnetegenzungsgemäßenüberGeislingen.PatenschaftsratesmergermeisterLandsleuten,österreichischenOberbür-FrankDeh-undVertreterndesausDenTagwurdendiesat-Sitzun-abgehalten.Abendsderimletz-JahrgewählteLand-Wolf-DabergerdenziellenTeilderVer-Grußwortesprachen

Eva Hanzelková

Den Sonntagsgottesdienst mit Weisen aus der Deutschen Messe von Franz Schubert zelebrierte Dekan Martin Ehrler. Anschließend gedachte Ehrenvorsitzender Reinfried Vogler der Toten. Franz Longin , über 40 Jahre Sprecher der Südmährer, machte deutlich, daß nach wie vor keine offizielle Entschuldigung vom Tschechischen Staat für das Unrecht der Vertreibung an den Sudetendeutschen erfolgt sei und die Beneš-Dekrete immer noch Gültigkeit im tschechischen StaatProfessorbesäßen. Manfred Kittel, Gründungsdirektor der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin, hielt die Festrede am Sonntag. Das Thema lautete „Vom Sudetenland 1938 bis zur Ukraine 2022, Zeitenwende in unserer Erinnerungskultur“. Dieser ausgezeichnete Vortrag des Historikers hielt der deutschen Regierung und unserer Gesellschaft den Spiegel vor‘s Gesicht.JiříKacetl stellte das Projekt „Haus Butschitzer und Haus Bornemann“ vor. Diese beiden Häuser in Znaim sollen in den kommenden Jahren nach einer gründlichen Restaurierung die Dokumentation des Bürgeralltags und der Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand der beiden Familien beherbergen. Zum Schluß stellte Janina Kreppenhofer, Jungautorin mit südmährischen Wurzeln im Kreis Znaim, ihr erstes Buch „Die Stille meiner Heimat“ vor. Besonders hervorzuheben ist der gute Besuch des Bundestreffens nach der langen Pandemie und die Zusicherung der Stadt Geislingen, allen voran Frank Dehmer, und des Patenschaftsrates, auch mit dem neuen Vorstand neue Bande zu knüpfen und alte fortzuführen.

me 1937 als Sohn vom Palme-Heger zur Welt kam. Meine Großmutter stammte aus dem Haus Langer-Tischler. Nach der Vertreibung strandeten meine Großeltern Emma und Vinzenz Palme im thüringischen Bad Berka. Aus mir unbekannten Gründen besuchten wir als Familie nie die Heimat meiner Vorfahren. Es wurde kaum etwas erzählt, so daß ich das Gefühl hatte, Rochlitz befände sich ,unbesuchbar‘ weit entfernt. Nach Vaters Tod 2015 machte ich mich auf den Weg nach Rochlitz, um zu sehen, wo meine Wurzeln sind. Dieser ersten Reise folgten zig Reisen ins Riesengebirge. Ich bin stets im ganzen Riesengebirge unterwegs einschließlich des Braunauer Ländchens. Dabei ergaben sich viele interessante Begegnungen, auch mit Familienmitgliedern, von denen ich zuvor keine Kenntnis hatte. Facebook war sehr hilfreich, weil man in diversen Gruppen rund um das Riesengebirge unkompliziert in Kontakt mit der Kinder- und Enkelgeneration kommt. Wichtig ist mir, daß wir Nachkommen uns vernetzen, um unser Erbe in die Zukunft führen zu können. 2019 wurde ich Mitglied im Heimatkreis. Seit Mai bin ich als neues Vorstandsmitglied für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Darauf und auf weitere Begegnungen und Kontakte rund um die Heimat unserer Vorfahren freue ich mich.“ Květa Kukelková nimmt sich des Schicksals der Überlebenden des Jägerndorfer Hungermarsches besonders an und besucht sie in Deutschland. Sie hatte mit Ludmila Cajanová dafür gesorgt, daß sich mehr als 60 junge Leute aus den Mittelschulen in Jägerndorf spontan am zum Versöhnungsmarsch umfunktionierten Erinnerungsmarsch (➞ SdZ 28/2022) beteiligten.

Münchener Kuhländler und Neutitscheiner Javorníker.

Die Volkstanzgruppe Javorník aus Neutitschein freut sich auf den nächsten Sudetendeutschen Tag in Regensburg, sie möchte an der Brücke der SudetendeutschenpflSudetendeutschenníkrepräsentativschenSeitenergroß,InteresseundLandsleutendigungsudetendeutschentschechisch-Verstän-weiterbauen,mitdenzusammenseingemeinsamtanzen.DasaufbeidenSeitenistineinemArtikelaufei-tschechischenInternet-überdenSudetendeut-TaginHofistJavorníkabgebildet.DieVolkstanzgruppeJavor-ausNeutitscheindanktderHeimat-egefürdieEinladungzumTaginHof.

Die Volkstanzgruppe Javorník, die Volkstänze aus den Beskiden aufführt und entsprechende Trachten trägt, besitzt seit Jahren nähtefügungtrachteineChristlweiseten.werdenvenvatedendurchTrachten,KuhländlerauchdieSpen-undpri-Initiati-beschafftkonn-Beispiels-stellteRöschFrauen-zuVer-undHäubchen, Fritz Höpp, geboren in Stiebnig, sponserte die Kuhländler Tracht für Tomáš Sidon aus Neutitschein, einen herausragenden Tänzer der Javorníker.Auchbeim Trachteneinzug bei der Festveranstaltung am Sonntag zog die Volkstanzgruppe Javorník, diesmal in ihrer Beskidentracht, zusammen mit den Kuhländlern unter Beifall in die Festhalle ein. Den gemeinsamen Auftritten der Kuhländler Trachten- und Tanzgruppe mit der Volkstanzgruppe Javorník ist es mit zu verdanken, daß die Kuhländler Tänze 2019 als bisher einziges sudetendeutsches Kulturgut als „Gutes Praxisbeispiel“ in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zur Vermittlung historischer Tanzkultur und transnationaler Zusammenarbeit aufgenommen wurde. Seit mehr als zehn Jahren treten die Tanzgruppe Javorník und die Kuhländler Trachten- und Tanzgruppe sowohl in der Tschechischen Republik als auch in Deutschland zusammen auf. Damit ist die Brücke der Freundschaft und Verständigung tragfähiger geworden.Das Fundament dieser Brücke der Freundschaft wurde bereits vor 21 Jahren gelegt. In der Zwischenzeit wurden viele Veranstaltungen zusammen organisiert. Das kaum Glaubhafte ist Wahrheit geworden und der Dialog hat Grenzen überwunden.

Beim 60. Bundestreffen im Mai im FrausesHeimatkreisesinwurdegerenachsengebirge,HohenelbeeinsvorsitzenderbetreueranMarktoberdorfbayerisch-schwäbischenlegteChristi-Eichmann,Kreis-undVer-vonimRie-seinAmt25Jahreninjün-Hände.Damals–einNovumderGeschichtedes–die-Amterstmalseineranvertraut.

Die neue Heimatkreisbetreuerin Verena Schindler war bis dahin Pressereferentin des Heimatkreises. „Ich bin seit 2006 Mitglied im Heimatkreis. 2016 übernahm ich als Beisitzerin im Vorstand die Schriftführung. Diese übernahm nun Kirsten Langenwalder. Die Heimatorte Nieder- und Mittellangenau betreue ich weiterhin. Meine Wurzeln liegen mütterlicherseits in Niederlangenau, väterlicherseits in Hohenelbe, Hennersdorf und Hermannseifen. Diese Orte besuchte ich mehrmals – in das Kleine Elbetal kundig eingeführt vom Chronisten Roland Zirm.

Seit 2001 entwickelte sich zwischen der Volkstanzgruppe Javorník aus Neutitschein und der Kuhländler TrachtenZumderHeimatTänzevergessenenlichte,diemeinschaft,schesudetendeut-tschechisch-erstmalsschaftneMünchenTanzgruppeundei-Freund-undeineTanzge-ermög-daßdieinderwie-auflebten.Sudetendeutschen

AUS DER HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 202212

Sidon.

Das Zeichen kreuz.voreinmarschesVersöhnungs-desistHandschlagdemGabel-

Immer gibt es ein erstes Mal. Auch beim Sudetendeutschen Tag in Hof an Pfingsten war dies so. Erstmals erklang die tschechische Nationalhymne, bevor Pavel Bělobrádek, ehemaliger tschechischer Vize-Premier, ein Grußwort sprach. Einen Tag vorher, beim Volkstumsabend, wurde zum ersten Mal das tschechische Volkslied „Až do Jičína“ gesungen. Christl Rösch, geboren in Neutitschein, übertrug den tschechischen Text mit „Bis nach Neutitschein“ ins Deutsche, und die Egerländer Familienmusik Hess spielte die Melodie dazu. Zunächst sangen die tschechischen Javorníker und die deutschen Kuhländler die schwungvolle tschechischdeutsche Version, dann tanzten sie gemeinsam zur Melodie des Liedes und freuten sich schließlich miteinander über den stürmischen Beifall. Danach trat die Tanzgruppe Javorník alleine mit musikalischer Begleitung der Egerländer Familienmusik Hess auf und zeigte, erstmals beim Sudetendeutschen Tag, fünf weitere bekannte Kuhländler Tänze. Dank der Initiative des Moderators Roland Hammerschmied spielte die Egerländer Familienmusik die Kuhländler Tanzweisen, obwohl sich die Familienmusik und die Javorníker vorher nie getroffen hatten. Die Zusammenarbeit klappte aber sehr gut, und so konnten sie den Zuschauern ein einmaliges Erlebnis bieten.

Verena Schindler Kirsten Langenwalder

Frank Dehmer und Hans Günther Grech für den Kulturverband der Südmährer aus Österreich. Die Festrede hielt Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und SL-Vorsitzender. Das Sommerserenaden-Konzert von Moravia Cantat mit Werken von Franz Schubert, Widmar Hader und Viktor Ullmann rundeten den Abend ab.

Hans Günther Grech, Professor Dr. Manfred Kittel und Dr. h. c. Bernd Posselt. Wolfgang Daberger, Frank Dehmer und Franz Longin. Kuhländchen BrückenTanzendbauen Javorníks „Kochlöffeltanz“.

Ich kam am 18. September 1951 in Hüpstedt in Thüringen zur Welt. Dort hatten meine Eltern Alois Drescher und Magdalena Drescher/Thost nach Vertreibung und Gefangenschaft ein neues Zuhause gefunden. Wir zogen in die Kreisstadt Worbis im Eichsfeld, wo ich bis 1986 lebte. Seit 1987 wohne ich in Magdeburg. Mein beruflicher Werdegang begann und endete mit der Stenografie, schließlich hatte auch meine Mutter die „schnelle Schrift“ schon in der Bürgerschule erlernt. Nach meinem Fernstudium und der Tätigkeit als Stenografie- und ichenbeischinenschreiblehrerinMa-staatlichenundfrei-Schulenwechselte1993indenLandtag von Sachsen-Anhalt. Dort übte ich bis zum Rentenbeginn den anspruchsvollen und interessanten Beruf der Parlamentsstenografin aus. Ich habe zwei Söhne, eine Tochter und drei Enkeltöchter. Mein Mann starb 2019. Ich werde mich mit aller Kraft für den Heimatkreis einsetzen und ihn in bewährter Weise –mit dem Vorstand und dem Ehrenvorsitzenden Christian Eichmann an der Seite – weiterführen. Dabei bitte ich alle um Unterstützung. Führen wir den ren,im1966rentin.lerwaldersamHohenelbegebirgsheimatkreisRiesen-gemein-indieZukunft!“KirstenLangen-folgteSchind-alsPresserefe-„IchwurdeinOberstdorfAllgäugebo-wohneinMünchen und bin birge,derseitsVerwaltungsangestellte.MeineVorfahrenväterlicher-stammenausRochlitzanIserimwestlichenRiesenge-womeinVaterHeinzPal-

Das 74. Bundestreffen der Südmährer in ihrer baden-württembergischen Patenstadt Geislingen an der Steige fand am letzten Juliwochenende in der dortigen Jahnhalle statt.

� Wallfahrt im Kuhländchen Ein Gewitter und zwei Regenbögen

Räuberstatue in Hotzenplotz und Kuhländler Bauernpaar in Neutitschein.

Die Teilnahme an einer Wall fahrt ist immer eine schöne Sache, erst recht wenn diese in der Heimat – hier im lieblichen Kuhländchen im Osten von Mäh ren – stattfindet und der Völker verständigung dient. Schon ei ne Woche vorher suche ich mir eine günstige Zugverbindung für 35 Euro von Frankfurt am Main bis Olmütz/Olomouc. Am Mittwoch,13. Juli packe ich den Rucksack und trete die Wander fahrt gen Osten an. Mit Zugverspätung erreiche ich die sehenswerte Stadt und erfreue mich an der zur nächtli chen Stunde erleuchteten Pest säule am Rathausplatz. Am Mor gen besuche ich die Wallfahrts kirche am Heiligen Berg/Svatý Kopeček und nehme anschlie ßend den Bus nach Kozlau/Koz lov, um die nahe Oderquelle auf zusuchen.Nachdem Kahlschlag der Wälder 2018 grünt es wieder, und die Bohlen des Holzsteges zur Oderquelle sind ausgebes sert, sogar ein neues Brünnlein wurde gefaßt. Ich finde Muße, die Geschichte „Aus dem Le ben eines Taugenichts“ von Joseph von Eichendorff zu lesen. Ein prima Schlafplatz, wenn ich nicht meine aufblasbare Isomat te zu Haus vergessen hätte und wenn bei der Sommerschwüle kein Gewitter aufgezogen wäre. Eine Übernachtung im Gewitter ist nicht behaglich. Ich verbringe eine stürmische Nacht, und als Entschädigung verwöhnt mich ein bunter NatürlichRegenbogen.verschonte Coro na auch die Tschechische Repu blik nicht. So bleiben viele Gast höfe und Pensionen geschlossen. Obendrein sind einfache Unter künfte von Flüchtlingen aus der Ukraine belegt. Wie der Tauge nichts aus dem Roman von Ei chendorff gehe ich „passatim“ und suche mir jeweils ein Nacht lager.Von Mährisch Weißkir chen/Hranice gelange ich über Speitsch/Špičky ins liebliche Kuhländchen. Auch in Bölten, dem ehemaligen Kirchspiel, gibt es kein Quartier und kein Es sen. So wandere ich weiter in den Heimatort meiner Mutter nach Pohl/Polom. Ich besuche ver traute Stätten und kann lange Zeit einen jungen Rehbock aus nächster Nähe beobachten. Trotz eines Gewitters nächtige ich un ter einem Apfelbaum und be staune einen grandiosen Regen bogen, in Wirklichkeit sind es so garInzwei.aller Frühe bin ich am Sonn tag auf den Beinen und kurz dar auf in Neutitschein/Nový Jičín. Dort verweile ich immer ger ne auf dem Marktplatz mit dem Kuhländer Bauernpaar – einer der schönsten Marktplätze nörd lich der DiesmalAlpen.istder sonst sehr be lebte Marktplatz leergefegt. Mit Glück finde ich eine ein zige Pension zum Übernach ten und ein einziges Speiselo kal, in dem Essen ausgegeben wird. Wenigstens hat das in teressante Museum geöffnet, in dem ich stets der Figur des Taugenichts aus dem Eichen dorff meine Aufwartung ma che.Daß es im Kuhländchen se henswerte Orte gibt, ist be kannt. So bleibe ich eine Nacht in Stramberg/Štramberk. Als kulinarische Delikatesse sollte man Stramberger Ohren pro bieren.Anderntags wandere ich zum Oberehedemgewann.nierehrt,rindiekanntmenmenius,imhessischeneinemimschlieften.ßerdemwürttembergischenderderbeherbergtsenmittagviNacht.“weit,Übernunkeit/weit,überdiegedacht.Kommst,duEichendorff:aufschlug.nesmeinVogel„umhütte,neihmmanweilteJosefszuvondeteichnemdererdetSedlnitz/Sedlnice.SchneeglöckchendorfHierbefinsicheinweiteresSchloßvonEichendorffmiteihübschenPark.AmBaerfrischeichmichderTageshitze,bevorichderimWaldgelegeneneichemarschiere.HierderDichtergern,underrichtetezuEhreneikleineSchutzinderich,freiwieeinzusein“,bescheideNachtlagerJosephvon„OstilleZeit!ehwir‘s/ÜberBergeweit,dieBergeguteNacht.InderEinsamrauschtessosacht./dieBergeüberdieBergeweit,guteÜberPartschendorf/Bartošo­ceerreicheichschonamVorKunewald/Kunín.DesrestauriertesBarockschloßeinMuseummitKunewalderHeimatstubeKuhländlerausdembadenLeimen.AukannmanhierübernachWelcheGegensätze:gesternichnochalsTaugenichtsFreien–heuteschlafeichinSchloß.InFulnekwirktewieinmeinerHeimatstadtHerbornWesterwaldJohannAmosCoderhierunterdemNaJanAmosKomenskýbeist.AmheutigenTagwirdtschechischeTennisspielePetraKvitováausFulnekgediekürzlichdasTennisturderDameninWimbledonVoneinerAnhöhegrüßtwiediealteWindmühlebeiNeuhof/NovéDvory.Aus Stroh und Heu errichte ich mein Nachtlager und genieße die Ein samkeit der mährischen Land schaft: „Erde ist die Lagerstätt, / Stroh und Mantelsack das Bett, / deckt euch zu und hüllt euch ein, / sonst friert ihr zu Stein und Bein! / Gute Nacht! Gute Nacht! / Mond und Stern am Him mel, wacht! / Schlaft wohl ein, schlaft wohl ein, / bis zum er sten derdemfahreOdrau/Odryschein!“MorgenÜberichmitBusbeiSommerhitze nach Heinzen dorf/Hynčice. Besuchermagnet ist das Gregor Mendel Geburts haus. Seine Vererbungslehre machte Gregor Mendel berühmt, und sein 200. Geburtstag sollte an diesem 22. Juli gefeiert wer den. Eine deutsche Busreise gruppe ehemaliger Kuhländler ist auch an gereist, und wir bekom men VortragwieführungMuseumseinesoeinenbeiCafé und Kuchen. Aufgrund der Feierlichkei ten wird auch František Lobko wicz OPraem, der Bischof von Mährisch Ostrau/Ostrava, er wartet. Und so gibt es für mich keine Übernachtungsmöglich keit. Freundlicherweise bie tet man mir Ersatz im Pfarrhaus von Großpetersdorf/Vražné an. Die Kirche liegt abseits der Straße, und ich bin mehr als überrascht, die deutschen Grab und Gedenkkreuze in so guter Verfassung vorzufinden. Höhepunkt meiner diesjäh rigen Wanderfahrt ist die 18. Deutsch Tschechische Sankt Anna Wallfahrt von Bölten nach Altwasser. Am Sams tag, 23. Juli versammeln sich die Wallfahrer in aller Frü he um die katholische Pfarrkir che in Bölten. Zusätzlich zu an deren deutschen Wallfahrern kam aus Herborn noch Josef An ders mit seiner Frau Marlies. Jo sef war wohl als einer der letzten Deutschen im Januar 1946 in Böl ten geboren und getauft worden, bevor die Tschechen die Deut schen vertrieben. Für Josef ist es ein ergreifender Moment, im zar ten Alter von nunmehr 76 Jahren noch einmal an seinem Taufbek ken zu stehen und die Segnung zur Wallfahrt zu erhalten. vorTaufscheinSeinenvon76Jahrenhaterdabei.DieWallfahrtführtanKirchplätzenvorbei,wobeidieKirchenfürdiesenZweckgeöffnetsind.WährendeinerRastläßtessichKarlHeinzKeiner,derInitiatorderWiederbelebungdieserWallfahrt,nichtnehmen,müdeDamenwadenmitFranzbranntweinzumassieren.AufderzweitägigenWallfahrtkönnendiePilgerimWallfahrtsortMaria stein/Maria ve Skále übernach ten. Der weitere Weg keuzt die junge Oder, die an einer Stel le zu Fuß durchwatet werden muß. Ein hiesiger Förster geleitet die Gruppe durch militärisches Sperrgebiet.DerEinzug in die der Gottes mutter Anna geweihte Kirche ist immer ein Erlebnis. Fürbitten werden deutsch und tschechisch vorgetragen und eine Heilige Messe gefeiert. Nach der Mes se wird das Wasser am Königs brunnen gesegnet. Stolz präsen tiert Josef eine Tasse von Altwas ser, die seine Großmutter bei der letzten deutschen Wallfahrt im Jahr 1944 erhielt. Zurück in Bölten habe ich Glück und darf beim Bürgermei ster übernachten, der den zwei ten Tag auch mitpilgerte und den ich seit vielen Jahren ken ne. In der Morgenfrühe wandere ich nochmal durch den Ort Pohl, besuche die Bürgermeisterin, die Katharinenkapelle und den Friedhof.Nacheinem erholsamen Bad in einem der Dorfteiche rufe ich den Pohlner Störchen am Bahn hof zum Abschied wie Eichen dorffs Taugenichts „adjes“ zu. Von der Burgruine Alttitschein/ Starý Jičín schaue ich weit ins Land. Am Abend feiern hier die deutsche Busreisegruppe so wie einige Wallfahrer ihren Ab schied.Fürmich geht am Dienstag, 26. Juli die Fahrt weiter. Das ist nicht weiter schlimm, denn es regnet, und so fällt es nicht schwer, das liebliche Kuhländchen zu verlas sen und mit dem Zug nach Jä gerndorf/Krnov weiterzufahren. Interessant ist der Vertriebenen stein, der an den Hungermarsch der deutschen Bevölkerung von Jägerndorf nach Grulich im Jahr 1945 mit zahlreichen Toten erin nert.Nicht weit von Jägerndorf ent fernt gibt es eine Kleinbahn nach Hotzenplotz/Osoblaha, mit der ich im letzten Jahr fahren durf te. Nun soll die Dampflok erst am kommenden Wochenende fah ren. So bleibt nur die Fahrt mit dem Schienenersatzbus, um die am Marktplatz aufgestellte Holz figur „Räuber Hotzenplotz“ zu begrüßen.VonJägerndorf gibt es ei ne Bahnverbindung ins Altva tergebirge, die durch das heute polnische Oberschlesien führt. Die Zugstrecke fahre ich ger ne und verbringe eine Nacht im oberschlesieschen Ziegenhals/ Głuchołazy.Anderntags fahre ich über Freiwaldau/Jeseník ins mähri sche Altvatergebirge. Eine wei tere Nacht bleibe ich in Ramsau/ Ramzová, das ich letztes Jahr auf meiner Wanderung von Eisenach bis Budapest kennenlernte. Am Freitag, 29. Juli fahre ich mit dem Zug nach Prag. Übri gens haben die tschechischen Züge noch größere Verspätung als die deutschen. Gottseidank reicht es noch für eine Stadtbe sichtigung durch Prag mit lecker „Pivo“ an der Karlsbrücke. Mit einem Nachtzug fahre ich dann nach München, das ich am Sams tagmorgen mit reichlicher Ver spätung erreiche.

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Ende Juli fand die 18. DeutschTschechische Sankt-Anna-Wall fahrt von Bölten/Bělotín im Kuhländchen nach Altwasser/ Stara Voda im Altvaterland statt. Wolfgang Post, dessen Mutter Regina Post/Winkler aus Pohl im Kreis Neutitschein stammte, berichtet.

Auf der Wallfahrt die Geist lichkeit, die Erinnerungs tasse von 1944 … … sowie die Schlußläufer Jo sef Anders und Wolfgang Post. Störche über dem Bahnhof und die Katherinenkapelle in Pohl. Bilder (10): Wolfgang Post Stadtwappen von Ziegenhals in Ober schlesien auf dem Marktplatz und links der Gedenkstein in Jägerndorf.

Schutzhütte bei der Josefseiche und unten das neu gefaßte Oderbrünnlein.

Das Dorf Merkelsgrün liegt am Fuße eines steilen Abhangs des Erzgebirges in einer Höhe von 500 bis 550 Metern am Zusammenfluß der Wistritz und des Eliasbaches. Das Katastergebiet reicht jedoch fast bis zum 1028 Meter hohen Pleßberg. Und auch die früher selbständigen Dörfer Lindig, Ullersgrün und Salmthal befinden sich dort. Merkelsgrün gehört seit jeher zur römisch-katholischen Pfarrei vonMerkelsgrün,Lichtenstadt. früher auch Merklesgrün oder Marxgrün genannt, wird erstmals in einer Urkunde von Papst Gregor X. vom 23. Mai 1273 erwähnt. Sie bestätigt den Besitz des Prämonstratenserklosters Tepl, welches der Selige Hroznata in den Jahren 1193 bis 1197 gegründet hatte. Damals gehörte zum Besitz des Klosters auch ein großes Gebiet im Vorgebirge und am Südhang des Erzgebirges.

Pavel Andrš beschrieb in der Zeitschrift „Krušnohorský Herzgebirge Luft“ im Mai den Ort Merkelsgrün unter Verwendung von Dokumenten von Jiří Kupilík und Michal Urban. Josef Grimm übersetzte den Text aus dem Tschechischen.

Archiv

Ansichtskarte von 1900. Eine

❯ Merkelsgrün

Ort unter

Bärringen Frühbuß Platten Patenstadt Augsburg Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@ t-online.de Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Lexa Wessel, eMail neudeker@ sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 637 (9/2022): Mittwoch, 14. September. 14 Folge 636 · 8/2022 (2): Michal Urban Touristen in Merkelsgrün 1929 mit dem Bahnhof im Hintergrund. Bilck auf Merkelsgrün und Pleßberg 1930. Bild: Rupert Fuchs Der Merkelsgrüner Bahnhof heute. um 1914 in Merkelsgrün produzierte Porzellanschale.

Zu diesem gehörten neben der Marktgemeinde Lichtenstadt auch 15 Dörfer in der Umgebung, darunter Merkelsgrün, Lindig und besiedelten.derEgerMenschengegründet,alsmonstratensernvonwahrscheinlichgendendengehörte,KlostertodnatasreitsLichtenstadtWährendUllersgrün.be-vorHroz-Märtyrer-1217zumTeplwur-dieumlie-DörferdenPrä-KolonialhöfedieausundausOberpfalzDiemeisten deutschen Namen dieser Dörfer bestehen aus zwei Wörtern. Das erste Wort ist der Namen des Siedlers oder Erstsiedlers – „Merkel“ im Fall von Merkelsgrün – und das zweite – die Endung „-grün“ – bezeichnet eine Lichtung, die durch die Rodung eines Waldes entstand.Merkelsgrün gehörte dem Kloster Tepl bis zum Ende der Hussitenkriege im Jahr 1434, als König Sigismund den damaligen Abt Rack zwang, ihm die Ländereien des Klosters in der Region Lichtenstadt abzutreten, die er dann der Burg Elbogen zuschlug. Im Jahr 1437 verpfändete Sigismund dann Elbogen an seinen Kanzler Kaspar Schlick. Und die ursprünglichen Klostergüter in Lichtenstadt wurden bis 1585 Teil der Schlickschen Herrschaft Schlackenwerth.InderFolgezeit wechselten die Besitzer der Schlackenwerther Herrschaft mehrmals. Zu ihnen zählten die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, der Markgraf von Baden, die Königliche Kammer und die Großherzöge der Toskana. Doch Merkelsgrün blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein Teil davon. Nach der Reform der staatlichen Verwaltung im Jahr 1850 wurde Merkelsgrün zu einer eigenständigen Gemeinde innerhalb des politischen Bezirks Sankt Joachimsthal.BisMitte des 19. Jahrhunderts war Merkelsgrün immer ein kleines Dorf mit nur 20 Häusern und etwa 130 Einwohnern, die hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Arbeit im Wald lebten. Der erste größere Industriebetrieb war die Baumwollweberei von Benedikt Löwenfeld, die 1817 im Haus Nummer 23 gegründet wurde. Die Fabrik leistete einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Dorfes und der Umgebung.Jedoch war die 1868 von Alfred und Malvine Becher gegründete Porzellanfabrik von weitaus größerer Bedeutung. Nach der Hauptprodukt.sichlanElektroporzel-nung.undrenlanElektroporzel-stellungmitnehmenganndustriebaderdurchÜbernahmedieKarls-Kaolin-In-1895be-dasUnter-1897derHer-vonwieIsolato-fürNieder-Hochspan-Diesesentwickeltespäterzum

Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179 Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg. Besichtigungstermine bei Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von seiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März. Neudek Abertham Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde au+ Stadt und Landkrei+ Neudek

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Skiwettkampf in Merkelsgrün 1908. Bilder

Ein dem Pleßberg Blick auf den Gipfel des 1028 Meter hohen Pleßberges.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen verstaatlicht und 1958 in die Elektroporcelán Louny – heute Merklín Insulators – integriert. Die Karlsbader Kaolin-Industrie war auch der Initiator des Baus der Eisenbahn, die 1902 Merkelsgrün mit Lichtenstadt und Dallwitz bei Karlsbad verband. Der reguläre Betrieb auf der Lokalbahn von Karlsbad nach Merkelsgrün wurde am 1. Oktober 1902 aufgenommen. Der Bau des Anschlußgleises zur Porzellanfabrik wurde 1905 abgeschlossen.Dieersten Bestrebungen, eine Eisenbahnverbindung durch Merkelsgrün zu bauen, die von Karlsbad über Merkelsgrün und Bärringen bis zur sächsischen Grenze führen sollte, gehen auf die 1860er Jahre zurück. In den 1880er und 1890er Jahren wurden zwei Varianten der internationalen Eisenbahn durch das Erzgebirge in Betracht gezogen. Eine davon sollte durch Lichtenstadt und Merkelsgrün führen, die andere durch Neudek laufenstreckediedarüber,tigerteentbrann-LichtenstadtNeudektreterndenZwischenBärringen.undVer-vonundeinhef-StreitwieBahn-ver-solle.JedeOption hatte ihre Vor- und Nachteile. Obwohl die Verbindung über Merkelsgrün wesentlich kürzer war als die über Neudek, bestand das Hauptproblem in der Steigung hinter Merkelsgrün, die bis zu 60 Promille betrug. Das hätte den Bau einer Zahnradbahn erforderlich gemacht, welche die Fahrzeit aller Züge verlängert hätte.Mit der Entwicklung der Industrie wuchs die Bevölkerung von Merkelsgrün ab den 1870er Jahren rasch an. Und 1873 wurde die erste Schule, ein einräumiges Schulhaus im Haus Nummer 20 eingerichtet. Das neue Schulgebäude von 1900 im Haus Nummer 31, in dem der Schulbetrieb am 5. Oktober desselben Jahres begann, hatte bereits drei Klassen. Zu diesem Zeitpunkt besuchten 98 Kinder die Schule. Der Unterricht in tschechischer Sprache begann dort am 3. September 1945 unter der Leitung der Schuldirektorin Marie Martínková. Das Gebäude dient heute noch dem selben Zweck. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Handel und Handwerk. Im Januar 1927 gab es einen Bäcker, zwei Metzger und Gastwirte, einen Friseur, einen Hufschmied, zwei Gemischtwarenhändler, einen Schneider, einen Schuhmacher, einen Limonadenfabrikanten, einen Schleifer, einen Steinmetz und Bildhauer sowie einen Zimmermaler. Außerdem gab es eine Getreidemühle, ein Sägewerk und ein Büro für Buchhaltung und Kontrolle, und im Haus Nummer 19 befand sich eine Zweigstelle des Konsumvereins Vorwärts.Dieältesten Vereine des Dorfes waren der Land- und Forstwirtschaftsverein und der Verein zur Deckung von Verlusten durch Zwangsschlachtungen von Tieren, die 1880 gegründet worden waren. Die Freiwillige Feuerwehr wurde drei Jahre später gegründet, und der Deutsche Wintersportverband entstand 1907. In der Zwischenkriegszeit erreichten die Aktivitäten der Vereine ihren Höhepunkt. Im Jahr 1927 waren insgesamt 13 Vereine und vier politische Parteien aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der größte Teil der einheimischen deutschen Bevölkerung nach Deutschland vertrieben. Vor allem Tschechen aus dem Landesinneren kamen nach Merkelsgrün. Im Juli 1945 wurde eine lokale Verwaltungskommission unter der Leitung von Václav Štěpánek eingesetzt. Im Jahr 1946 wurde die lokale Verwaltungskommission durch einen lokalen nationalen Ausschuß mit Jan Štengel als Vorsitzenden ersetzt. Die benachbarten Dörfer Lindig und Ullersgrün verschwanden mehr oder weniger, und ihre Gebiete wurden Merkelsgrün einverleibt. Im Jahr 1960 wurde auch Salmthal ein Teil von Merkelsgrün. Der erste Plattenbau, das Haus Nummer 76, entstand 1973 an der Stelle des ursprünglichen Spielplatzes. Bald kamen weitere Mehrfamilienhäuser hinzu. Dies schlug sich auch darin nieder, daß der Bevölkerungsrückgang gestoppt wurde und die Einwohnerzahl von Merkelsgrün wieder anstieg.DerOrt ist nach wie vor ein industrielles Zentrum und ein Ausgangspunkt für touristische Routen in die höheren Regionen des Erzgebirges.

Im Jahr 1900 wurde dort das erste Labor zur Prüfung von Isolatoren eingerichtet, das 1912 von einer großen Brown-Boveri-Prüfstation für 25 000 Volt ersetzt wurde. 1908 arbeiteten dort 500 Mitarbeiter, und es waren zwei AGKaolinwerkeZettlitzerKonzernfabrikPorzellan-gehörteundschentrieb.bineDampftur-undserturbinenWas-eineinBe-Zwi-19121945diezumderundwarzu dieser Zeit die bedeutendste technische Porzellanfabrik in Böhmen.

Neugeschrei liegt südlich von Weipert am Kamm des Mittleren Erzgebirges. Der Ort befindet sich am Talhang der im Westen verlaufenden Landesgrenze zu Sachsen, die der Pöhlbach/Pola va bildet. Auf der deutschen Sei te befindet sich der Bärensteiner Ortsteil Niederschlag. In Neu geschrei befindet sich der Hal tepunkt Vejprty zastávka, früher Weipert-Neugeschrei, an der Bahnstrecke von Komotau nach Weipert.

Über Theodor Kardinal Innit zer wird Folgendes erzählt: Einmal besuchte er eine Gemein de außerhalb Wiens. Er kam aber eine Stunde früher als verein bart an und verursachte dadurch im Pfarrhaus ein großes Durch einander. „Bitte bleiben Sie ru hig“, sagte er zu der aufgeregten Haushälterin. „Es ist ja nur der alte Innitzer, der Kardinal kommt erst in einer Stunde.“ Kardinal Innitzer wurde am Er sten Weihnachtstag 1875 im klei nen Neugeschrei/Nové Zvolání im Haus Nummer 362 gebo ren. Der Ort gehört seit mehr als 100 Jahren zu der Stadt Wei pert/Vejprty, damals ÖsterreichUngarn. Und er liegt unmittel bar an der tschechisch-deut schen Grenze gegenüber der sächsischen Gemeinde Niederschlag.Sein Vater war Arbeiter in der Posamentenfabrik der Brüder Kanneberger (heute Belet). Im selben Betrieb begann sein spä ter bekannter Sohn die Lehre als Posamentierer.AufVorschlag des zuständi gen Dechanten und mit dessen Hilfe konnte er aber bald das Gymnasium in Kaaden/Kadaň an der Eger besuchen. Er erlang te die Hochschulreife und wur de 1898 in das Priesterseminar in WienVieraufgenommen.Jahrespäter, am 25. Ju li 1902, erhielt er die Priester weihe. Seine Primiz – die erste Gemeindemesse eines frisch ge weihten Priesters – feierte er im Erzgebirge in der Herz-Jesu-Kir che von Neugeschrei. 1906 promovierte er an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie. Erst war er Privat dozent, ab 1911 war er Professor für Exegese, das heißt Bibelaus legung, des Neuen Testaments. Der Erste Weltkrieg begann und veränderte gewaltig das Staatsgefüge Europas. Kaiser Franz Joseph I. starb 1916. Und sein Großneffe Karl I. übernahm als letzter Kaiser die Herrschaft über Österreich-Ungarn.

Einen weiten Blick über Neugeschrei, Bärenstein mit dem 898 Meter hohen Bärenstein, dem 832 Meter hohen Pöhlberg bei Annaberg-Buchholz und Weipert hat man vom Hohen Stein bei Neugeschrei.

Theodor Kardinal Innitzer war Priester, Professor und Minister bevor er Wiener Erzbischof wur de und stammte aus dem Erzge birge.

gend im Bischofspalais Fenster scheiben ein und richteten er heblichen Schaden an. Und nur wenige Tage spä ter gipfelte das Ganze auf einer Kundgebung der NSDAP, der Partei der Nationalsozialisten, in der Forderung „Innitzer nach Dachau“. Das bedeutete KZ. Da zu kam es zum Glück nicht. Der Zweite Weltkrieg öffnete dann manchen die Augen. Am 9. Oktober 1955 starb Kar dinal Innitzer in Wien. Seine Bei setzung im Stephansdom glich einem vondemSilberaderTannedieschofswappenerhen,druckgebirgematLiebevorhervielenalletztewiesendeZehntausenbegräbnis.StaatsWienererihmdieEhre.DerKardihatteschonJahreseinerzurHeiimErzAusverlieindeminseinBistürzendemitderausWappenWeipert-

Die Geschichte einer Bergstadt

Den treuen Beziehern des Neudeker Heimatbriefs, die im Monat August Geburts tag haben, wünschen wir von Herzen alles Gute und noch viele schöne Jahre in Gesund heit und Zufriedenheit. n Rostock. Dr. Ádám Son nevend (geboren in Ungarn), 18069 Rostock, Beethoven straße 16, 4. August 1941. n Abertham. Margarete Grimm, Reicholzrieder Stra ße 25, 87463 Dietmannsried, 28. August 1932. n Bärringen. Adalbert Spieler (Lessighäuser), Bon hoefferstraße 16, 97078 Würz burg, 20. August 1933. n Trinksaifen. Rudolf Schreiber (Rabenberg 20), Am Schmiedanger 10, 82346 An dechs, 20. August 1936.

Das Bischofswappen von Dr. Theodor Kardinal Innitzer zeigt die stürzende Tanne mit der Silberader aus dem Wappen von Weipert-Neu geschrei sowie den Schriftzug „In caritate servire“.

Ein Kardinal aus dem Erzgebirge

In der Neugeschreier Herz-Jesu-Kirche feierte der spätere Kardinal und Wie ner Erzbischof Theodor Innitzer Primiz.

Grundsätze er läutert. Und diese entsprachen durchaus nicht denen der Na tionalsozialisten. Am Tag darauf schlugen Rowdys der Hitlerju

Zwei Jahre später brach nicht nur die k. u. k. Monarchie aus einander. Die Wiener Universität ernannte Innitzer 1928 zu ihrem Rektor und Dekan. Fast gleich zeitig übernahm er auch das Amt als österreichischer Bundesmi nister für soziale Verwaltung bis 1930.Sein schon großer Arbeits kreis wurde noch erweitert, als ihn 1932 Papst Pius XI. zum Erz bischof von Wien berief. Wieder ein Jahr später wurde er in das Kardinalskollegium aufgenom men. Als Kardinal war er einer der höchsten Würdenträger nach dem Papst und ein bedeutender Mitarbeiter der römisch-katholi schen Kirche. Die österreichische Haupt stadt war längst zum Mittelpunkt seines Lebens geworden. Aber trotzdem vergaß er seine böhmi sche Heimat nicht, die seit 1918 zur Tschechoslowakei gehörte. Immer wieder kam er ins Erzge birge.1933 besuchte Kardinal Innit zer ganz offiziell Weipert, und ihn begrüßten feierlich alle Ho noratioren der Stadt. Neuge schrei, sein Vaterhaus und die Kirche waren im Besuch mit ein gebunden.Diepolitische Lage wur de immer komplizierter. Vor al lem in Nordböhmen, wo Deut sche wohnten, wuchs die Unzu friedenheit mit den politischen und wirtschaftlichen Verhält nissen. Und gerne glaubte man den wohlklingenden, aber ver logenen Parolen des Nationalso zialismus, die von Sachsen und Bayern herüberwehten. Viel leicht hatte auch das dazu bei getragen, daß Kardinal Innitzer eine Zeit lang glaubte, mit den Nationalsozialisten für die Kir che nützliche Vereinbarungen nach dem Anschluß Österreichs an Deutschland treffen zu kön nen. Er kam ihnen weit entge gen.Nach einem ernsten Gespräch in Rom bei Papst Pius XI. wurde ihm klar, wor auf er sich mit den seinemendomdenwartungengegenchen,lenhatteten.Wienkranzfesteinemsicheignisse,chernochte.gelassensozialistenNationaleinhatDaswurdedeutlidurchErdie1938nachRoseninabspielInnitzerdenvieJugendlidieentallenErinStephansgekomwaren,christlichen

Neugeschrei aufgenommen hat te. Dieter Krauße Aus „Der Grenzgänger“, Nr. 109, Juli 2022.

NEUDEKER HEIMATBRIEFSudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022 15

� Weipert-Neugeschrei/Kreis Preßnitz in der benachbarten Heimatlandschaft Erzgebirge-Saazerland

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� Weipert-Neugeschrei/Kreis Preßnitz in der benachbarten Heimatlandschaft Erzgebirge-Saazerland

Als im Jahre 1550 südlich der neu entdeckten Weiperter Erzlagerstätten unter einer um gestürzten Fichte ein stark sil berhaltiges Geschiebe gefunden wurde, setzte ein neues Bergge schrey ein. Der Preßnitzer Haupt mann Matthäus Scharfenberger ließ einen Suchstollen vortrei ben, der recht bald fündig wurde. Neugeschrei wurde als Berg bausiedlung bei dem neuaufge schlossenen Bergwerk Johan nes in der Wüsten gegründet und erweiterte sich schnell. Kai ser Rudolf II. garantierte dem zur Herrschaft Hassenstein-Preßnitz gehörigen Ort 1609 die Religi onsfreiheit. Neugeschrei wurde zum Mittelpunkt eines kleinen Bergreviers, zu dem die Gru ben Alte Wüstenzeche, Römi scher Adler, Hasenstolln, Loren zistolln, Altwüstner Stolln, die Hoffnung zu Gott, Drei Lilien und die Maria- und Joseph-Ze che gehörten. 1709 standen neun Bergwerke in Betrieb. Im sächsi schen Nachbarort Niederschlag waren gleichfalls reiche Erzfun de gemacht worden, so daß bei derseits des Pöhlbachs ein reger Bergbaubetrieb erfolgte, der mit unter zu Streitigkeiten über die Wassernutzung oder die Rechte an grenzüberschreitenden Erz gängen führte. Ein Teil von Neu geschrei, welcher Neugeschrei er Häuser genannt wurde, lag ur sprünglich in der Flur von Pleil. Er gehörte im Gegensatz zu Pleil zur Pfarrei Weipert. Nach der Erschöpfung der La gerstätten wurde in Neugeschrei das Posamentiererhandwerk an sässig. Nach den Revolutionsjah ren 1848/49 im Kaisertum Öster reich wurde die Patrimonialge richtsbarkeit aufgehoben. An ihre Stelle trat der Gerichtsbezirk Preßnitz, von dem 1901/02 der Gerichtsbezirk Weipert abge spaltet wurde. Dieser wurde dem neu gegründeten Bezirk Preß nitz zugeordnet, zu dem auch Neugeschrei gehörte, das nach 1900 zu Weipert eingemeindet wurde. Seit 1872 führte zwar die Strecke der Buschtěhrader Eisen bahn von Komotau nach Weipert durch Neugeschrei, der Ort er hielt jedoch keine Haltestelle. Ih re Einrichtung wurde erst später durch den Posamentenfabrikan ten Kanneberger erreicht. 1886 kauften die Brüder Josef und Theodor Kanneberger die Posa mentenfabrik von Steck & Wolf auf und führten sie unter dem Namen Brüder Kanneberger zur größten Posamentenfabrik in Österreich-Ungarn.NachEndedesErsten Welt krieges zerfiel die Donaumon archie und Neugeschrei ge hörte als Stadtteil von Weipert ab 1919 zur neu gebildeten Tschechoslowakei. Im Okto ber 1938 marschierten deut sche Truppen nach dem Mün chener Abkommen über die Grenzbrücke in Weipert ein, und das Stadtgebiet wurde, wie das gesamte Sudetenland, Teil des Deutschen Reiches. Am 10. Oktober 1938 erfolg te die Eingliederung in den Landkreis Preßnitz im Reichs gau Sudetenland. Dadurch entfiel im Oktober 1938 die Staatsgrenze nach Bärenstein und Niederschlag. Die 1939 geplante Teilung des Land kreises Preßnitz und die Ein gliederung des Gerichtsbe zirks Weipert in den Landkreis Sankt Joachimsthal wurde bis 1945 nicht durchgeführt. Nach dem Ende des Zwei ten Weltkriegs wurde 1945 die Tschechoslowakei in den Gren zen vor dem Münchener Ab kommen wiederhergestellt, zu der nun auch die Stadt Weipert mit ihrem Ortsteil Neugeschrei wieder gehörte. Die Stadt wur de nun vom Kreis Komotau ver waltet. Zwischen 1945 und 1946 wurde die überwiegend deutsch böhmische Bevölkerung vertrie ben. Ihr Vermögen wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfis ziert, das Vermögen der evange lischen Kirche durch das BenešDekret 131 liquidiert und die ka tholischen Stadtkirchen in der kommunistischen Ära enteig net. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgel tung für das eingezogene Vermögen.Die Neugeschreier Kirche Herz Jesu wurde im 19. Jahrhun dert durch Unterstützung der Posamentenfabrikanten Steck, Wolf und Kanneberger errich tet und ausgebaut. Das nach dem Zweiten Weltkrieg verfalle ne Bauwerk wurde 1991 bis 1997 mit Spendengeldern der ehema ligen Bewohner sowie deutscher und österreichischer Diözesen saniert.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 202216 Nordböhmi [ e Um [ au Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail rz@sudeten.de

Die Isergebirgsgemeinde Haindorf möchte die Simon Villa aus dem frühen 20. Jahrhundert in ein Mehrzweckgebäude mit ei ner Bibliothek oder einer Som merunterkunft umbauen. In den letzten Jahrzehnten diente die Villa als Kindergarten, heu te sind dort mehr als 30 ukraini sche Flüchtlinge untergebracht. Eine Studie für die neue Nut zung wurde bereits erstellt.

� Haindorf/Kreis Friedland WandelVillaim

Der Haindorfer Bürgermeister Jaroslav Demčák schätzt, daß es mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird, bis die Unterlagen und Pläne für den Beginn des Umbaus fertig sein werden. Die anschließende Umsetzung hängt jedoch von der Gewährung euro päischer Zuschüsse ab, ohne die sich die Stadt Haindorf mit 3000 Einwohnern den geplanten Um bau der Villa nicht leisten kann. Das Rathaus schätzt die Kosten auf 30 bis 50 Millionen Kronen. Diese Schätzung stammt aus der Zeit vor dem Krieg in der Ukrai ne, also bevor die Preise im Bau gewerbe in die Höhe schnell ten. Außerdem möchte die Stadt die Simon-Villa unter Denkmal schutz stellen. Einen Antrag, den die Reichenberger Denkmal schützer unterstützen, prüft ge rade das Kulturministerium. Die Art-déco-Villa, die 1921 von dem Dresdner Architekten Rudolf Bitzan für den Fabrikan ten Emil Simon entworfen wur de, befindet sich in einem gro ßen Waldpark westlich der Stra ße, die nach Bad Liebwerda führt. Bis vergangenes Jahr war hier ein Kindergarten untergebracht, nach der Fertigstellung des neu en Kindergartens blieb die Villa leer. Der Stadtrat beschloß, die ses historische Gebäude nicht zu verkaufen. Gegenwärtig be herbergt das Gebäude Flücht linge. Das soll aber nicht lang fristig sein. Die Flüchtlinge sol len dort nur so lange bleiben, bis sie in die Ukraine zurückkehren können oder bis eine geeignete re Unterkunft für sie gefunden wird.Den vorliegenden Informa tionen zufolge soll das Unterge schoß der Villa in eine Dienst wohnung für den Hausverwal ter und das Obergeschoß für die Bibliothek umgewandelt wer den. Das Bücherei-Team soll ei nen Schreibtisch im Flursaal er halten, der ehemalige Winter garten wird wahrscheinlich eine Leseecke sein, das ehemalige Eß zimmer wird voraussichtlich mit Bücherregalen ausgestattet und das ursprüngliche Schlafzimmer wird wahrscheinlich als Bücher lager genutzt werden. Das zwei te Stockwerk soll als Veranstal tungsraum für Ausstellungen, Vorträge, Konzerte oder Work shops dienen. Im Dachgeschoß werden voraussichtlich drei Zim mer für die Sommerunterbrin gung eingerichtet. Stanislav Beran Heilig-Geist-KircheinWeigsdorf.

Stadt und ReichenbergKreis DeutschKreisGabel FriedlandKreis GablonzKreis

Dörfel: Das Haus der Familie Ehrentraut (links) ist nun ein Landhaus der Familie Polak (Mitte). Rechts führt ein Kreuz-Weg zum zweisprachigen Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

� Dörfel/Kreis Friedland

Auf dem Dörfler Dorfplatz der Erin nerung die Dokumentation „Trau riger Abriß des Fachwerkhauses Nr. 36“, links die Dörfler Chronik.

„Stiller Haushalt“ wird Begegnungsort

Die Simon-Villa in Haindorf. Bild: Stanislav Beran Jan Polak, Franz Hanika, Dr. Heinrich Wessig und Jaros lav Beneš mit Jana Kotmanová im Weigsdorfer Museum. Rechts Wessig, Beneš, Polak und Hanika mit Monika Hani ka vor dem Museum.

Jetzt bestand endlich die Möglichkeit, mehr über die Ver bindung der beiden Familien Eh rentraud und Wessig zu erfah ren, die eine enge Freundschaft pflegten, außerdem verwandt schaftlich verbunden waren, aber 1945 gewaltsam auseinander ge rissenBerührendwurden.war, als Wessig bei der Begrüßung im Garten des jetzigen Landhauses der Fami lie Polak sagte: „Ich bin nach 77 Jahren wieder in diesem Haus.“ Seine Schwester, Herta Persik ke, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht zu dieser Begeg nung von Görlitz nach Dörfel mitkommen. Sie ist seit einigen Jahren Heimatortsbetreuerin der ehemaligen Dörfeler. Dieser Ort war 2010 so sehr vom Jahr hunderthochwasser betroffen, daß einige denkmalgeschütz te Häuser abgerissen werden mußten. Wessigs Vater war üb rigens einst Bürgermeister von Dörfel.ImSommer 2020 lernten wir Jan Polak bei der facebook-Grup pe „Reichenberg“ kennen und stellten ihm eine „Freundschafts anfrage“, die er bestätigte. Aus verschiedenen, aber ähnlichen Gründen verließen wir diese je doch. Schließlich traten wir der neuen, von Jan Polak gegründe ten bei, die den Namen „Sude ten mit Wohlgefallen“ trägt. Ei nige seiner Posts wurden von uns geteilt. So kamen wir schließ lich mit Gerlinde Bahre in Kontakt. Sie berichtete uns, daß sie Jan schon seit seiner Kindheit kenne. Wir schätzen sie als rege Berichterstatterin des „Friedländer Heimatbriefes“.Mit Jaroslav Beneš ste hen wir noch nicht so lange in schriftlicher Verbindung, ha ben aber mit der Zeit eine ge genseitige Sympathie entwik kelt und uns gefreut, daß er der Einladung von Jan Polak in dessen Landhaus gefolgt ist. Mit allen Personen ent stand im Laufe der Zeit ein reger und interessanter Ge dankenaustausch, sowohl auf Messenger, per eMail und te lefonisch. Unsere gegensei tige Sympathie wuchs, und wir hatten den Wunsch, uns persönlich kennenzulernen. Sicherlich werden wir Gerlin de Bahre irgendwann auch per sönlich kennenlernen. Daß es Heinrich Wessig möglich war zu kommen, war eine große Berei cherung und weiteres positives Zeichen, daß aus einem „stillen Haushalt“ etwas Gutes und Le bendiges entstehen kann. Wir jedenfalls haben die Be gegnung nicht bereut und er kannt, daß wir alle ein gutes, friedliches und glückliches Leben wollen. Schließlich ist es ganz natür lich, daß Menschen etwas erschaffen, etwas verändern und sich weiter entwickeln. Somit sollten wir gemein sam unsere Fähig keiten ausbauen, die in eine friedli che Zukunft führen.Wenn wir aller dings an schlech ten Dingen aus der Vergangen heit festhalten, sie nicht ver arbeiten und nicht loslassen, unsere Gedanken und Gefüh le nicht austauschen, so werden wir keine Möglichkeit finden, et was zum Guten zu verändern. Gemeinsam und mit gutem Wil len ist das aber zu schaffen. Dies bestätigte auch Jaroslav Beneš, den wir als ehrlichen und auf richtigen Menschen wahrge nommen und schätzen gelernt haben. Auch wenn wir nicht im mer dieselbe Meinung teilen, so können wir doch lernen, sie zu akzeptieren,und uns bemühen, Freunde zu werden. Wir dürfen uns nur nicht von „Schwätzern“ und „Schwarzsehern“ und „Ewig Gestrigen“ entmutigen lassen, die es überall gibt.

Ende Juni besuchten Monika und Franz Hanika mit dem 1934 in Dörfel geborenen und heu te in Görlitz lebenden Hein rich Wessig und dem 1972 in Jungbunzlau geborenen und immer noch dort lebenden Jaroslav Beneš den 1981 in Trübau im Adlergebirge ge borenen Jan Polak in seinem Landhaus in Dörfel, tsche chisch Víska, im Isergebirgs kreis Friedland. Monika Ha nika berichtet. Dieses 200 Jahre alte Bau ernhaus gehörte bis zur Enteignung durch die tsche choslowakische Regierung 1946 der Familie Ehrentraut. Das Gehöft wurde von Jan Polaks Großvater „übernom men“, der als Jüngster seiner Familie den Bauernhof der Eltern im Böhmischen Paradies nicht bekommen hätte. Wie alle tschechischen oder slowakischen „Neusiedler“ wa ren auch sie zunächst nur „natio nale Verwalter“, keine Besitzer. So war es jedenfalls damals vom tschechoslowakischen Landwirt schaftsministerium organisiert, das heißt, der alte Herr Ehren traut arbeitete ab Herbst 1945 als „erfahrener Knecht“ auf dem „eigenen“ Hof. Das sei keine gu te Beziehung gewesen, sondern ein „stiller Haushalt“, erzählte Jan Polak. Man habe nicht mit einander gesprochen. Dieses Zu sammenleben habe aber bis zur „geordneten“ Vertreibung im Sommer 1946 fortgesetzt werden müssen. Angehörige der Familie Ehrentraut seien allerdings be reits im Juli 1945 vor dem Pots damer Abkommen von ihrem bäuerlichen Anwesen vertrieben worden.Heute versteht Jan Polak, daß der deutsche Bauer damals ko chendes Wasser über die Bein chen seiner jungen Enten goß. Diese traurige Begebenheit er fuhr er schon als Kind aus den Erzählungen seiner Großmutter. Heute kann er den Zorn und den Frust des ehemaligen deutschen Besitzers nachempfinden. Bis jetzt betrachtet er sein ei genes Leben überhaupt nicht vollkommen konkret und ein deutig. Es ist für ihn fast unmög lich, jemanden zu beurteilen. Al lerdings versucht er die Realität immer wieder möglichst objek tiv wahrzunehmen und schildert klar und deutlich Fakten, die er herausfand.Dieheutige Lage empfindet er als überaus traurig. Das ein zig Gute sei, daß sich mehr und mehr jüngere Tschechen für die junge Geschichte interessierten, Für und Wider abwögen und sie zur Sprache brächten, so wie der 50jährige Jaroslav Beneš. Er war bei unserer ersten Begegnung mit Polak dabei. Wir wurden un ter anderem von Jana Kotmano vá in dem kleinen Heimatmu seum in Weigsdorf/Višnová er wartet, wie es Jan Polak mit ihr vereinbart hatte. Sie bedauer te sehr, von ihrer deutschen Großmutter so wenig in Erfah rung gebracht zu haben. Die Geschichte wirke in die Gegenwart und bleibe kom pliziert, meint Polak. Zur Zeit befasse er sich mit der Er mordung deutscher Zivilisten durch tschechische Partisanen im Grenzgebiet Dörfel. Den Friedländer Zipfel kenne er dank seiner Großeltern schon seit früher WährendKindheit.seines Studiums an der Internationalen Uni versität der Euroregion Neiße wurde sie nach dem Jahr 2000 für lange Zeit zu seiner zwei ten Heimat. In einem humani stischen Studiengang kam er dort intensiv mit Kultur und Management in Berührung. Er erweiterte seine Kenntnis se auch in Ökonomie und im technischen Studium an der Uni versität in Prag. Schließlich ver tiefte er sein Wissen noch als Hi storiker.Jans Mut ter schloß Mit te der 1960er Jahre eine Brieffreundschaft mit Gerlinde Schindler-Bahre, ei ner Lehrerin im Osten Deutsch lands. Sie lebt heute in Schilda, im Kreis Brandenburg und befaßt sich seit Jahren mit ihrer Famili engeschichte. Ihre Eltern wur den beide aus der Region Fried land vertrieben. Sie ist die Toch ter von Erich Schindler, einem ehemaligen Lehrer aus Karolint hal/Peklo, dessen Freundlich keit und Offenheit schon damals von allen Seiten auch in seiner an gestammten Hei mat wahrgenom men wurde. Er rei ste seit den 1960er Jahren regelmä ßig wieder heim. Er organisierte ei ne deutsch-tschechischennerreninderFreundschaft„DDR“-ČSSR-mitGrundschuleDörfel.DieswadieAnfängeeidauerhaften Freund schaft zwischen seiner und Jans Familie, die noch heute Bestand hat.Heinrich Wessig traf Jan Po lak mehr oder weniger zufällig am fünften Jahrestag der Enthül lung des Denkmals des Abschus ses des amerikanischen Bomber flugzeugs. Dieses hatte der heu te 88jährige Arzt als einziger Augenzeuge 1945 miterlebt. Es war eine dieser kuriosen Begeg nungen, weil Jan mehr über das Schicksal der deutschen Familie Ehrentraut in Erfahrung bringen wollte. Tragödien der „wilden“ Vertreibung waren ihm bisher nur aus der Gegend von Hain dorf und Weißbach bekannt, je doch nicht aus Dörfel, Wustung, Weigsdorf und so weiter.

Reicenberger Zeitung

Über die Friedhofsgeschichte sind nur wenige Dokumente erhalten. In den kaiserlichen Ab drucken des Stabilen Katasters von 1835 wird am heutigen Fried hofsstandort das Grundstück von Otto Ludwig aufgeführt. Auf den Originalkarten des Stabilen Ka tasters von 1840 ist der Friedhof aber bereits zu finden. Das Zen tralkreuz mit der deutschen In schrift datiert aus dem Jahr 1888. Die heutige Form des Fried hofs geht auf den erhaltenen Bau plan der Baufirma Václav Holub aus dem nahen Jermer/Jaroměř aus dem Jahr 1899 zurück. An der gesamten Friedhofsmauer befin den sich große deutsche Gruften, die mit Plastiken reich verziert waren. Kleinere deutsche Grab steine sind über die Friedhofs fläche verteilt und weisen zum größten Teil Verfallsschäden auf. Das Zentralkreuz befindet sich auf der Wegeachse in der Mitte des Friedhofs. Der Friedhof wird noch immer genutzt. Die Gruften sind in sehr schlechtem Zustand, sowohl über als auch unter der Erde. In den meisten Fällen sind die Grabplatten eingebrochen. Seit Ende Juni führt der Ver ein Omni Cimiterium im Auftrag der Gemeinde an ausgewählten Gruften Renovierungsarbeiten durch. Die Grabmale werden aus gegraben, aufgerichtet, verfugt, gereinigt, und der Stein wird im prägniert. Die Grabeinfassungen werden begradigt und von Moos und Flechten befreit. Abschlie ßend wird die Inschrift vergoldet und die Gräber mit Blumen be pflanzt.Imvergangenen Jahr wur den zwei eingefallene Gruften an der Friedhofsmauer und sechs Grabsteine auf der Friedhofsflä che restauriert. Dank der schritt weisen Instandsetzung gewinnt der Friedhof sein verlorenes Ge sicht zurück und lädt Besucher mit Interesse an Friedhofskultur zu einem besinnlichen Spazier gang ein. Mit der Restaurierung des Friedhofs und der deutschen Gräber will die Gemeinde Her manitz an der Elbe/Heřmanice eine würdige und pietätsvolle letzte Ruhestätte für seine frü heren deutschen Bürger wieder errichten und den Gedanken un terstützen, deutsches Kulturerbe in der Tschechischen Republik mit den Landsleuten in Deutsch land gemeinsam zu bewahren. Barbora Větrovská Übersetzt von Zuzana Finger

Das Projekt des Vereins Omni um Nord konzentrierte sich in erster Linie auf die Dokumen tation des Zustands der Fried höfe im Bezirk Reichenberg/Li berec, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung dieses spezifischen Bestandteils des Kulturerbes in der Tschechi schen Republik. Auf dem Gebiet des Bezirks Reichenberg wurden 330 Fried höfe mit einer Gesamtfläche von 1,44 Millionen Quadrat metern dokumentiert. Das ging von funktionsfähigen, gepfleg ten Friedhöfen über vollständig überwucherte, zerstörte, verges sene Friedhöfe bis hin zu auf gelassenen und untergegangen Friedhöfen. Die Dokumentati on bezog sich auf den Zustand des Friedhofsgeländes, die Aus stattung, den Zustand der Fried hofsgebäude und die Anforde rungen, die sich aus dem Bestat tungsgesetz ergeben. Das Projekt konzentrierte sich speziell auf die Dokumentation alter deutscher Gräber als Erin nerung an die nach 1945 vertrie benen deutschen Bewohner der Region. Insgesamt wurden 10 052 deutsche Gräber auf Friedhö fen im Bezirk Reichenberg foto grafisch dokumentiert und regi striert, das heißt durchschnittlich 62 deutsche Gräber pro Friedhof.Ihr Zustand kann mehrheitlich als desolat bezeichnet werden, teils aufgrund von den.deutschenetlichenahme.zerstörteraubte,grundPflegeunterbrechung,langjährigerteilsaufvonVandalismus.AusgeaufgebrocheneundvölligGräbersindkeineAusDarüberhinausgibtesFriedhöfe,aufdenenalleGräberentferntwur

� Dokumentation von Friedhöfen im Bezirk Reichenberg 330 Friedhöfe untersucht

SielichMonatehätterettet.letztenkonstruiert2021undlelitzpelleVorbild1772zeichnet.anderenmenwurdeinrischePreis.jektehistorischewarbenInsgesamtausgezeichnet.desauf„MeinedesJahrgangsWettbewerbsHeimatdenWegenWandels“besich106ObumdenDashistoBauwerkReichenbergzusammitneunausgeDieimJahrnachdemderKainGörerrichteteKapelwurdeimWinterFrühjahr2020bisvonderStadtreundimMomentgeDasGebäudediefolgendenwahrscheinnichtüberlebt.wurdezuletzt1986 repariert, und seitdem verfielen sowohl das Dach mit dem Turm als auch das Mauerwerk aufgrund von Was serschäden. Zuvor hatte sich die Stadt jedoch mit der Kirche auf einen 50jährigen Mietvertrag für die Kapelle einigen müssen. Die Arbeiten kosteten etwa 2,5 Mil lionen Kronen, von denen der Kreis Reichenberg eine halbe Million beisteuerte. Die Rekonstruktion der Kapel le war schon die zweite im Kir chengarten. Im Jahr 2018 ließ die Stadt Reichenberg die Ma riensäule von dem in Böhmen berühmten Bildhauer Matthias Bernhard Braun, die sie zuvor von der Kirche übernommen hat te, Zurestaurieren.berichtigen wäre, daß die Barockkapelle des Heiligen Gra bes 1772 gebaut wurde und nicht 1722, wie es in der Vergangenheit an einigen Stellen fälschlicher weise hieß. Auch an der Frontsei te der Kapelle stand die falsche Jahreszahl. Das Grab Gottes wur de am 30. Juli 1772 fertiggestellt und während einer großen Feier am Fest der Jungfrau Maria am 8. September desselben Jahres ge weiht. Unbegreiflich ist, daß das falsche Datum bei der Renovie rung nicht korrigiert wurde. Mei ne Beanstandung interessierte Ivan Langr überhaupt nicht. Auf meine Nachfra ge erklärte daßdochselt.ZahldieDamalsgemachttenrierungsarbeifrüherenler,türlichchenberg:RathausIvanStadtverwaltungStadtratsMitgliedundSoziales,fürBürgermeisterStellvertretendederSchulwesen,KulturTouristik,desundderLangrvominRei„Ja,esistnaeinFehderbeidenRestauimJahr1986wurde.wurdeZahl2mitder7verwechIchbinjenichtdafür,zusätzlichei ne Korrektur gemacht wird, schließlich müß ten sich die Denkmal schützer dazu äußern. Es ist ein charman ter Fehler, dank des sen die Kapelle eine weitere interessante Reklame zu ihrer Ge schichte erhält. Ich würde es lieber in der Werbung verwenden. Das ist nicht der er ste Fehler in der Geschichte. Der vielleicht bekannteste Fehler ist die Darstellung des biblischen Moses mit Hörnern, der aus der fehlerhaften Übersetzung der Bi bel ins Lateinische stammt.“ Wegen der gefälschten Jah reszahl macht sich offensichtlich niemand im Reichenberger Rat haus große Sorgen. 50 Jahre hin, 50 Jahre her, wen interessiert das heutzutage noch? Vielleicht be merkt es niemand? Kein Mit glied der Expertenjury, die sich aus Architekten und Denkmal pflegern zusammensetzte, be merkte einen Fehler. Gratulation nach Reichenberg. Falsche Jah reszahl wurde ausgezeichnet. Er staunlich, wie manche Dinge in diesem Land funktionieren. An dere Länder, andere Sitten. In diesem Fall könnte man aller dings eher sagen: Andere Län der, andere Jahreszahlen.

Zerstörte Gruft im Friedhof von Friedland. Restfriedhof in Ober Lichtenwalde.Zerstörter Friedhof in Loukow. Restfriedhof in Lindenau.

� Hermanitz an der Elbe im früheren Riesengebirgskreis Trautenau Neun deutsche Gräber restauriert

TERMINE n Freitag, 2. bis Sonntag, 4. September, Kriesdorf: 65. Heimattref fen in Jonsdorf im Kurhaus. Übernachtungen bitte selbst reservieren bei Kurhaus Jonsdorf, Auf der Heide 9, 02796 Luftkurort Jonsdorf, Telefon (03 58 44) 71 10, eMail kurhaus-jonsdorf@t-online.de, Inter net www.kurhaus-jonsdorf.de. Auskunft und Unterstützung: Christian Schwarz, Telefon (0 04 36 99) 11 12 59 56, eMail chris@clcs.at

Stanislav Beran

Das Projekt der Restaurierung alter deutscher Grabsteine auf dem Friedhof in Hermanitz an der Elbe im früheren Riesenge birgskreis Trautenau wird heu er fortgesetzt. Die Restaurie rung eines Teils der Grabmale an der Friedhofsmauer führt die Gemeinde Hermanitz mit finan zieller Unterstützung des Tsche chisch-Deutschen Zukunfts fonds durch. Insgesamt handelt es sich um neun Grabmale frü herer Dorfbewohner.

REICHENBERGER ZEITUNGSudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022 17

Grabsteinreste in Frauenberg. Verwüstete Gruft in Wünschendorf.

� Reichenberg

Falsches ausgezeichnetDatum

Auch Friedhöfe in sehr bau fälligem Zustand, auf denen nur Reste von Grabsteinen und auf gebrochenen Gruften vorhan den sind, wurden erfaßt. Im Kreis Böhmisch Leipa/Česká Lípa han delt es sich zum Beispiel um die Reste des Friedhofs in Schasslo witz/Častolovice, Jägersdorf/ Lada, Hospitz/Hostíkovice, Ob er Lichtenwalde/Horní Světlá, Nieder Lichtenwalde/Dolní Světlá, Lobetanz/Taneček, Lin denau/Lindava (der Friedhof an der Kirche) und den aufgelasse nen Friedhof in der Nähe der Ge meinde Hoffnung/Naděje. Im Kreis Reichenberg/Liberec wur den Reste von Grabsteinen im Ortsteil von Reichenberg/Libe rec, Alt Harzdorf/Starý Harcov, ein völlig zerstörter Friedhof un weit der Gemeinde Postrum/ Postřelná, Reste von Grabstei nen in der Gemeinde Frauen berg/Panenská Hůrka und ei ne große Anzahl von verwüste ten Grabsteinen und Gruften in der Nähe des Dorfes Wünschen dorf/Srbská gefunden. Im Kreis Gablonz/Jablonec nad Nisou be finden sich die Reste des Fried hofs in Hennersdorf/Jindřichov nad Nisou und die Friedhöfe in der Nähe der Gemeinde Karls berg, insbesondere in der Ge meinde Radl/Rádlo in einem sehr schlechten Zustand. Der Friedhof in Lautschnei/Loučná nad Nisou ist völlig verwüstet. Im Kreis Semil/Semily ist der al te Friedhof an der Friedhofska pelle bei der Kirche Sankt Stanis laus in Loukow/Loukov vollstän digDaszerstört.Projekt wurde mit Unter stützung des Regierungsrates für nationale Minderheiten im Rah men des Programms „Unterstüt zung der Umsetzung der Europä ischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ des Am tes der Regierung der Tschechi schen Republik – Regierungs rat für nationale Minderheiten durchgeführt.Umgesetzt wurde das Pro jekt vom Verein Omnium Nord im Laufe des Jahres 2021. Do kumentationsergebnisse ein schließlich Analyseergebnisse wurden in digitaler Form unter www.cimiterium.cz veröffentlicht. Barbora Větrovská Übersetzt von Zuzana Finger Unrenovierte Kapelle 2018 mit falscher Jahreszahl.

Die Expertenjury würdigte die Rekonstruktion der Kapelle des Heiligen Grabes in Reichen berg. Mitte Juni wurde die Rekon struktion der Kapelle des Heiligen Grabes im Barockgar ten der Kirche zur Auffindung des Heiligen Kreuzes in Reichen berg von der Ju ry der Architek ten und Denk malpfleger im Rahmen des 13.

Renovierte Kapelle mit falschem Datum.

Das Projekt „Dokumentation von Friedhöfen im Bezirk Rei chenberg“ erfaßte den Zustand von 330 Friedhöfen.

Die renovierte Heilig-Grab-Kapelle in Reichenberg. Bilder: Stanislav Beran Hermanitz aus der Vogelperspektive.

Diese auch „Kirschenfest“ ge nannte Feier soll wieder zu einer Tradition werden, bei der sich einst deutsche und tsche chische christliche Nachbarn ge troffen hatten. Der evangelische Pfarrer aus Geising im sächsi schen Osterzgebirge, Markus Schuffenhauer, der auch die Ge meinde von Fürstenau betreut und von manchem „Wunder“ des Altars zu berichten wußte, sprach die einführenden Wor te. Er sprach von der festen Ver wurzlung der Marienverehrung im sächsisch-böhmischen Raum und brachte seine Freude zum Ausdruck, daß sich zum heuti gen Treffen auch wieder Nach barn diesseits und jenseits der Grenze zusammengefunden hätten.Auch der katholische Geist liche aus Weißkirchlitz/Novo sedlice im Kreis Teplitz-Schö nau, Pfarrer Patrik Maturkanič, begrüßte die Gläubigen herzlich und berichtete über die wieder erstandenen Marien wallfahrten im nord böhmischen Raum. Als Übersetzer stell te sich Jan Kvapil zur Verfügung, der die beiden kurzen Pre digten auch mit sei nen eigenen Kennt nissen speziell über den gelteserKvapilnach.Gesangsder-Orgel“Klängeternunsangmengestellt.dertextenzweisprachigenkleinesder,rienwallfahrtslienemMichaelgänzte.denGnadenaltarFürstenauerinbeiSprachenerGemeinsammitPospišil,eiKennerderMahatteKvapileinHeftchenmitLiezusamDiesedieGemeindegemeinsamunBegleitungdereiner„WanunddesvonPospišilDazuerklärtedasindieGegendgeflüWort:„Wo

Freilicht-Marienfest auf einer Wüstung n Freitag, 9. bis Sonntag, 11. September, Graupen und Um gebung: 19. Treffen der Hei matgruppe in Graupen. Freitag 18.00 Uhr gemütlicher Abend im Restaurant Pod Kaštany. Samstag im Rahmen der Wallfahrt Be such der Basilika der Schmerzhaften Mut ter Gottes in Maria schein; anschließend Besuch des Stadt festes in Graupen; 19.00 Uhr Abendes sen und Festabend mit Mitgliedern der Stadtverwaltung, Gä sten und Freunde aus Krupka im Hotel Restaurant Pod Kaštany. Sonntag Besuch des Gottesdien stes in der Basilika der Schmerz haften Mutter Gottes in Maria schein; anschließend Abschluß des Treffens im Restaurant Mük kentürmchen. Auskunft: Si bylle Schulze, Müggelschlöß chenweg 36, 12559 Berlin, Te lefon (0 30) 64 32 66 36, Email sibyllemc@web.de

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-SchönauGraupen Niklasberg Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Tele fon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard.spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Lexa Wessel, eMail heimatruf@ sudeten.de

steht die Grenze des Rhyth mus‘?“ Antwort: „Im Erzgebir ge!“ Denn allgemein bekannt sei gewesen, daß die deut schen Wallfahrer die Marien lieder im Tempo ihrer Schritte gesungen hätten, während die tschechischen den betont me lodiösen, langsameren Rhyth mus bevorzugt hätten. Und es sei nicht verwunderlich, daß es Marienlieder gegeben habe, die zwischen 60 und 90 Stro phen gehabt hätten. Denn die Wallfahrtswege waren oft lang: Alleine der Weg von Für stenau nach Vorderzinnwald ha be damals zwei Stunden betra gen.Auch dort auf freier Wiese, in mitten der reizvollen Erzgebirgs landschaft, erklang der typische Zwiegesang der Lobgesänge Ma riens des Vorsängers Michael Pospišil mit den sich ständig wiederholenden Antworten der Wallfahrer:Vorsänger: „Freu‘ dich du Himmelskönigin.“Alle:„Freu‘dich Maria.“ Vorsänger: „Freu dich, das Leyd ist all dahin.“ Alle: „Halleluja. Bitt‘ Gott für uns, Maria! Bitt‘ Gott für uns, Maria!“Fünfbis sechs Strophen der et wa zehn vorgestellten Lieder wa ren ausreichend für die richtige Wallfahrtsatmosphäre. Alle An wesenden waren im Gesang ver eint. Diese kleine Zusammen kunft der etwa 30 Pilger mit den anschließenden Gesprächen an einem Korb voller Kirschen so wie den ausliegenden Fotos der ehemaligen Kapelle und des Or tes Vorderzinnwald, war der ge lungene Beginn einer neuen Tra dition.

18 Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022

TERMINE Pfarrer Dr. Patrik Maturkanič, Jan Kvapil und Pfarrer Markus Schuffenhauer.

Das einfache Plakat zur Ankündigung des Marienfestes in Vor derzinnwald, welches auch „Kirschenfest“ genannt wird.

Übrigens hatte sich auch Petr Pipal, der Bürgermeister Eich walds, nicht die Gelegenheit ent gehen lassen, an diesem Mari enfest teilzunehmen und zum Schluß zum Grenzbuchenfest am 13. August in BöhmischZinnwald einzuladen. Der Leitmeritzer Bischof Jan Ba xant sollte die Heilige Mes se am 14. August, dem Sonn tag vor Mariä Himmelfahrt, in der Böhmisch-Zinnwalder Ma riä-Himmelfahrts-Kirche zele brieren und die vollendete Re staurierung dieser Kirche fei ern. Wir werden berichten. Das nächste Treffen soll im September in der evange lischen Kirche in Fürstenau stattfinden, wo eine Replik des Gnadenaltars enthüllt werden soll. Jutta Benešová

In Þ HR 18/2022 be richtete Jan Kva pil über das Schick sal des waldpellezuMarienwallfahrtenumeinumgebeneneinerKapellele,li,Amzerstauriertundtede.abgerissenzinnwaldganzenKapelle,daspilwaldpelleihninsischenlichwurdeGnadenaltars.FürstenauerDer1887feierausdemsächFürstenaueineeigensfürerrichteteKainVorderzinnüberführt.KvaerwähnteauchSchicksaldieserdiemitdemOrtVordernach1945wurDerAltarkonngerettetwerdenstehtjetztreimTeplitSchloßmuseum.Samstag,2.JufandanderStelandereinstdiestand,aufvonGebüschWieseMarienfeststatt,andiefrüherenderMarien-KainVorderzinnzuerinnern.

Die evangelische Kirche in Fürstenau. Gedenktafel_und Gedenkstein beim Grenzübergang Fürstenau. Gruß Mückentürmchen.vom

Beim Marienfest sind alle im Gesang vereint. Michael Pospišil begleitet die Sänger an der Wanderorgel. � V orderzinnwald

Die Patenschaft nach dem Mauerfall Nun stellt sich die Frage, ob der Heimatkreis nach der Grenzöffnung eine Zeitenwende bewußt oder unbewußt verschlief und dabei die notwendige Änderung unserer Ziele verkannte. An negativen Fakten ließen sich zwei Trends benennen, nämlich die Weiterentwicklung des Verhältnisses zwischen Pate und Patenkind, wo – wie im richtigen Leben – beide ihre Beziehung hegen, solange sie leben. Aber als das Patenkind seine Freiheit mit der Grenzöffnung zurückerhielt, hätte es sich der neuen Lage mit einer Zeitenwende behutsam anpassen müssen. Wie die SL ein Büro, ein Domizil in Prag unterhält, so hätten auch die Bischofteinitzer ein Daheim, ein Domizil in Bischofteinitz, Hostau, Ronsperg oder Weißensulz eröffnen können. Ein Gedanke, den der Heimatkreis nicht aus den Augen verlieren sollte. Damit hätten wir auf der untersten Ebene eine Riesenchance, nicht nur durch das Fenster hineinzuschauen, sondern durch dieses auch herauszuschauen. Nur im Dialog mit der Heimat lassen sich die Grundlagen für eine gute Nachbarschaft mit gegenseitigem Respekt herstellen. Eine Niederlassung in der Heimat wäre keine Konkurrenz zur Patenstadt, sondern eine wertvolleUnsererErgänzung.Pflegedes Dialogs mit den in der Heimat verbliebenen Landsleuten – einer wunderbaren Initiative unserer Frauen –hätte dies keine Schmälerung gebracht. Aber – im Zeitalter einer Zeitenwende ist dies noch immer ein Tropfen auf den heißen Stein. Mehr oder Weniger verharren wir mit unserer – auch finanziellen – Leistungskraft in der Patenstadt und pflegen dort die in die Jahre gekommenen Rituale.

(0 71 44) 3 91 77,

Aussichten Noch hat der Verein die Chance umzudenken. Niemand soll auf den Gedanken kommen, von eigenen Versäumnissen in der Vergangenheit abzulenken. Zwar ist es bequem, alles machen zu lassen und dabei aus den Augen zu verlieren, daß es nur in der Gemeinschaft und miteinander gelingen kann, der Charta der Vertriebenen von 1950 gerecht zu Jeder,werden.der seit Bestehen des Heimatkreises seine Kraft und Energie dafür verwandte, Verantwortung an vorderster Stelle zu tragen, tat und tut dies mit bestem Wissen, Gewissen und vollem Engagement. Das gilt auch für alle anderen gewählten Amtsträger. Vieles erreicht man jedoch nur gemeinsam als Mitglied in der Vereinsgemeinschaft. Und die selbst auferlegte Satzung ist das Gesetzbuch. Allerdings ist auch die Satzung in einem Verein ein sich der Zeit anzupassendes Stück Papier und nie in einen Stein gemeißelt, hinter dem man sich verstecken kann. Auch wenn für viele verstorbene Landsleute ihre Heimat nicht mehr ihre letzte Ruhestätte werden konnte, lebt sie jedoch in ihren Kindern und Enkeln weiter. Beispielhaft erkennen wir dies auch bei den Nachfahren so mancher Generationen, die im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten. Deren Wissensdurst auf der Suche nach ihren Wurzeln beeindruckt und belehrt uns immer. Arbeiten wir gegen das Vergessen am Beispiel der Weitergabe eines Staffelstabes. Niemand hindert uns, dies freundschaftlich und friedvoll zu tun.Dies schulden wir auch unseren Landsleuten, welche in der Heimat ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Friedhöfe und viele Grabmale in der Heimat blieben erhalten. Unsere Aufgabe ist, für deren Fortbestand zu sorgen. Sie ließen sich nicht vertreiben. Heimatkreis?

Erkenntnis Kein Pate erwartet im richtigen Leben, daß sich sein Patenkind so dankbar zeigt, daß es in seiner Selbstlosigkeit die Realität vergißt. In unserem Fall die Realität in der Heimat, in Bischofteinitz und Umgebung. Die Unterstützung des Heimatkreises für die Heimat nebenan findet weder materiell noch in einer unterstützenden Handreichung bei Aufgabenstellungen statt. Wenn die Mitglieder und Sympathisanten des Heimatvereins dies ehrlich aussprechen würden, dann müßten wir heute die Folgen erkennen, welchen sich der Verein in seinem Eigenleben selbst ausgesetzt hat. Alle Zeichen der Erinnerung, die nach 1990 in der Heimat entstanden, setzten sich die Orte selbst und wurden dabei konsequent allein gelassen. Schön ist, daß die Heimatkreismitglieder beim Paten Furth im Wald mit der Unterstützung von Objekten wie Kreuzkirche, Museum oder Glockenspiel sowie bei der Finanzierung der beliebten Kreistreffen Flagge zeigten. Dies war alternativlos. Daß wir heute noch immer keine anderen Ziele für die Heimatorte selbst haben, ist beweinenswert. An erster Stelle ist ein Konzept nötig. Nur damit können wieder mehr Menschen gewonnen werden, an der Umsetzung mitzuarbeiten. Unser Heimatkreis muß einen Weg für die nachrückenden Generationen finden, die Heimatorte zu erreichen. Das alte System der Ortsbetreuer wird es bald nicht mehr geben, da diese als Generation der 1946 Vertriebenen zum großen Teil nicht mehr leben.

Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich

Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, eMail post@nadirahurnaus.de Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 2022 19 FÜR DEN KREIS HEIMATBOTEBISCHOFTEINITZBischofteinitz Ronsperg Hostau ❯ Kaiserfest in Chudenitz Barocke Gewänder Gastfreundschaftund ■ Sonntag,

Die Abordnung des Vereins Gäste- und Kulturführer Bayerwald und die Gastgeber. Bilder (3): Karl Reitmeier

Gudrun Linn und Erika Vogl. Kaisergattin und Joseph II. ziehen ins Schloß Czernin in Chudenitz ein.

seiten

Der Verein Gäste- und Kulturführer Bayerwald mit Josef Altmann an der Spitze war Projektpartner beim Kaiserfest in Chudenitz im Kreis Klattau, das in dem 770-Seelen-Ort zum Großereignis wurde. Der zehnköpfigen Delegation aus Bayern wurde eine Gastfreundschaft zuteil, die alle überwältigte. Die Delegation war im oberpfälzischen Eschlkam aufgebrochen und erreichte nach 30 Minuten Chudenitz. Dieser Ort ist für seinen amerikanischen Garten und den markanten Aussichtsturm Bolfánek bekannt. Beide Einrichtungen, ebenso das Schloß, in dessen Umfeld das Kaiserfest stattfand, sind dem alten böhmischen und österreichischen Adelsgeschlecht Czernin von und zu Chudenitz zu verdanken, das dort bis zur Vertreibung 1945 lebte. Vor einigen Monaten hatte Josef Altmann, der Vorsitzende des Vereins Gäste- und Kulturführer Bayerwald, eine Anfrage aus Chudenitz erhalten, ob man Projektpartner sein könne. Das tat der Verein gerne. Am letzten Julisamstag erwartete Dolmetscher Miloslav Sláma die Delegation aus dem Landkreis Cham am Schloßaufgang. Groß war das Hallo, als festgestellt wurde, daß sich Altmann und Sláma von früheren Veranstaltungen kannten. Im Schloßeingang begrüßten Bürgermeister Martin Dolejš sowie die in barocke Kostüme gekleideten Martina Pouzová und Jana Boušová die bayerischen Gäste ganz herzlich und dankten ihnen, daß sie als Projektpartner fungierten. Alle Delegationsteilnehmer erhielten eine Geschenktasche, in der auch eine Flasche Chudenitzer SchloßHonigwein war. Altmann dankte für die Einladung zum Kaiserfest, dessen Ursprung der Chudenitz-Besuch von Kaiser Joseph II. 1771 ist. Es sei eine Ehre, Projektpartner sein zu dürfen, und er sei begeistert von der Atmosphäre, die an die Zeit des Kaiserbesuchs vor 250 Jahren erinnere. Für seinen Verein sei diese Veranstaltung auch ein großartiger Beitrag zur Völkerverständigung und solle die bayerisch-böhmische Freundschaft weiter stärken. Als Dankeschön hatte er das Nationalgetränk aus dem Bayerischen Wald, eine Flasche Bärwurz, mitgebracht, die er dem Bürgermeister überreichte. Später war Altmann ein begehrter Interviewpartner des tschechischen Regionalfernsehens.Zunächst war die Abordnung zu Kaffee, Kolatschen und belegten Brötchen – sogenannten Chlebíčky – in die Burg Czernin eingeladen. Danach sah man sich den Umzug zu Ehren des Kaisers durch den Ort an. Rund 100 Leute waren in historische Kostüme geschlüpft, und ein junger Mann spielte die Rolle des Kaisers Joseph II. Ihn begleiteten seine Frau und seine Gefolgschaft. Der Kaiser und seine Frau durften dabei in einer historischen Kutsche fahren.Daß des Kaisers Gemahlin beim Historienfest im Juli 2022 in Chudenitz namenlos ist, kommt nicht von ungefähr. Joseph II. (1741–1790) war sechs Jahre vor seinem Besuch 1771 zum zweiten Mal Witwer geworden und hatte kein drittes Mal geheiratet. Mit der von ihm zutiefst geliebten und hoch verehrten Isabella von Bourbon-Parma war er 1760 bis 1763 verheiratet, die Ehe mit der ungeliebten Maria Josepha von Bayern endete mit deren Pockentod 1767. Ein wunderschönes Bild gaben auch die Frauen und Männer in den barocken Kostümen ab. Vize-Vorsitzende Gudrun Linn, Inhaberin des Museums und Cafés Frauenfleiß im oberpfälzischen Blaibach, und Erika Vogl schlüpften auch in barocke Kostüme und machten beim Umzug mit, ein unvergeßliches Erlebnis. An der Prozession beteiligten sich auch Reiter. Die Leibgarde des Kaisers wartete mit deutschen Kommandos wie „Gewehr bei Fuß!“, „Richt Euch!“ oder „Schultern!“ auf. Immer wieder rief man dem Kaiser „Vivat!“ zu.Im Schloßgarten war für das leibliche Wohl gesorgt. Dort gab es auch Vorführungen von der Leibgarde, ein Falkner präsentierte seine Greifvögel. Sehr beeindruckend war eine Hundeausbildung.DieGästeausEschlkam waren zum Mittagessen in das örtliche Gasthaus eingeladen, wo ihnen Lendenbraten serviert wurde. Zum Schluß führte Drahomíra Bouberlová durch das Schloßmuseum und erläuterte dessen kostbare Schätze. Die Verabschiedung fiel überaus herzlich aus, und man vereinbarte einen Besuch im kommenden Jahr auf der bayerischen Seite. Josef Altmann brachte es schließlich auf den Punkt: „Wir erlebten eine großartige Gastfreundschaft, von der wir alle begeistert waren. Einige unserer Mitglieder sagten sogar, daß sie so etwas noch nicht erlebt hätten. Das ist einfach nur schön, und schon sind wieder neue Freundschaften über die Grenze entstanden. Mein und unser Wunsch ist, daß solche Begegnungen immer und weiterhin gepflegt werden.“ Karl Reitmeier Walter Schröpfer (* 1940) ist Ortsbetreuer von Rindl und verwaltet seit 2008 die Kasse des Heimatkreises. Ende des Jahres wird er dieses Vorstandsamt niederlegen. Das veranlaßte ihn, über den Heimatkreis, dessen Vergangenheit und Zukunft nachzudenken. Unsere spätere Patenstadt Furth im Wald hatte ihre Bewährung 1946, als wir Vertriebenen aus dem Nachbarkreis Bischofteinitz nur mit Handgepäck in endlosen Güterzügen im Further Bahnhof jenseits ihrerletzttenStückMuttenstadtÜberBahnbrückeverschlossenebekamen,denchenDiedetegrationschofteinitzerntur.sammelnUmsetzungdasdurchnahmedankenswertekamenHeimatkreisvereinmatkreiserhielten.unseresnungenOrtWaldon,tebisVerbundenheit,kaminhättenVieleWegunsdeskenlagerGrenzedeutsch-tschechoslowakischenderankamen.EinBarak-boteinvorübergehen-Dach,unddieFurthergabeneinwenigSicherheitaufdemindieunbekannteZukunft.glaubten,vonFurthaussieesnichtweitzurückdiegeliebteHeimat.Dochesanders.GebliebenistdiewelchedieStadtheutepflegt.PrägendbleibendieJahrzehn-biszurSamtenenRevoluti-alswirinFurthimeinenzentralenfürunsereBegeg-unddiePflegeBrauchtumsUnserHei-undunserbe-1957durchdieÜber-derPatenschaftdieStadtFurthimWaldeigentlicheFundamentzurihrerZiele:dasVer-unddiePflegederKul-DieFurtherstrecktendenBi-dieHandzurIn-aus,unddarauswur-einedauerhafteFreundschaft.WeitsichtderVerantwortli-aufbeidenSeitenbereiteteWeg,aufdemwireinenOrtvondemwirüberdasandereEndederblickenkonnten.75JahrespendetediePa-denVertriebenenneuenundihrenNachkommeneinLebensfreude.Dafürdank-dieBischofteinitzernichtzu-miteinigenDenkmaleninPatenstadt.

Der regionale Fernsehsender Filmpro interviewt Josef Altmann.

Der schleichende Tod der Ortsbetreuer Der Heimatkreis versäumte, die Ortsbetreuer überzeugend in seine Führung zu integrieren. Mit der Samtenen Revolution veränderten sich die Aufgaben und Ziele der ten.aufanfürmittreuerist,sen.betreuerhiergrundlegend.OrtsbetreuungGenauwurdendieOrts-alleinegelas-BewundernswertwasdieOrtsbe-ausschließlicheigenenMittelndieErinnerungihreHeimatortedenWegbrach-DerHeimatkreis – auch „Die da oben in Furth“ genannt – hat immer noch keinen angemessenen Sitz im Vorstandsgremium dafür geschaffen. Man stelle sich einen Landrat ohne seine Bürgermeister vor. Wenn wir heute nur noch ein paar Ortsbetreuer haben, dann ist dies auch die Folge davon, daß wir sie als Mitstreiter so eingeordnet haben, als seien sie Gäste. Alle zwei Jahre wurden sie wie entfernte Verwandte zum Kaffeekränzchen ins Further Rathaus eingeladen. Nur wenige konnten gegenüber der „Obrigkeit“ verbal mithalten. Mutet an, wie ein Zweiparteiensystem, das den Zeitenwandel nicht verstand. Mehr als nur eine Vermutung ist, daß dies ein Fehler war. So wurde die wertvollste Quelle für eine nachrückende Generation nicht gepflegt und kostete in der Gesamtheit den eigentlichen Unterbau an der Basis. Wir übersehen, daß die jetzige tschechische Generation die systematische Geschichtsfälschung im ledannrersereschondelten.alterschönenschämen,chenmatAustauschsend.lederWahrheitallmählichNachkriegskommunissmusüberwindetunddieüberdieVertreibungDeutschenerkennt.Abervie-sindauchheutenochunwis-NurimfreundschaftlichenkönnenwirmehrHei-zurückgewinnen.Wirbrau-unsdochnichtdafürzudaßwirTeilediesesLandesseitdemMittel-zusammenfriedlichbesie-DiezweiSprachengabesimmer,undwennwirun-Sprachenvielfaltinunse-Bundesrepublikbetrachten,giltauchhier:„WoeinWil-ist,istaucheinWeg.“

er Roland Liebl, Paul-GerhardtStraße 14,

Heimatkreis von des Heimatkreises: 28. August, 11.00 Uhr, Muttersdorf: Gottesdienst anläßlich des Patroziniums in der Sankt-Bartholomäus-Kirche mit Monsignore Emil Soukup. Anschließend Gang zum Friedhof und zum Gedenkstein der Muttersdorfer. Auskunft: Ortsbetreu71672 Telefon eMail

Marbach am Neckar,

❯ Zukunftsgedanken Quo vadis,

roland.liebl@gmx.net TERMINE

eMail post@nadirahurnaus.de

Mitte August wurde der Neudorfer Friedhof instand gesetzt. Ortsbetreuer Gerhard Reichl berichtet.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 33+34 | 26. 8. 202220

Neudorf bei Pfraumberg war ein gro ßes Dorf mit 186 Hausnummern. Noch vor der Vertreibung wurde 1946 ein Großteil der Häuser durch ein Feu er zerstört. Vom ehemaligen Neudorf ist nur wenig übrig. Es gibt keine Schu le und keine Kirche mehr. Aber es gibt noch den Friedhof. Er wird heute nicht mehr genutzt. Die meisten Grabsteine wa ren umgestürzt, Glasplatten zertrümmert und der Fried hofDiezugewachsen.Erinnerung an die frü heren deutschen Bewoh ner von Neudorf sollte aber nicht verloren gehen. Die In schriften auf den Grabstei nen dokumentieren die Ge schichte des Dorfes und der dazu gehörenden Orte No wohradsky und Dianaberg. Barbora Větrovská und Ja kub Děd vom tschechischen Verein Omnium – mittler weile heißt er Omni Cimiterium – ha ben den Friedhof gepachtet. Pfarrer Ge org Hartl aus Waidhaus kam immer wie der mit fleißigen Helfern. Mehrmals im Jahr wurde gemäht. Die Leute von Om nium stellten mit Hilfe eines Dreibeins mit Kettenzug Grabsteine auf. Tomáš Hofmeister aus Neudorf half mit seinem Traktor. Immer wieder gesellten sich tschechische und deutsche Helfer da zu. Es kamen wunderschöne Grabsteine zum Vorschein, die ältesten waren 200 JahreDiealt.Forstbetriebe Kolowrat von Dia naberg stifteten Holzbalken, Eduard Steinsdörfer hobelte die Balken und zimmerte sie zusammen. Er ist in Neu dorf geboren und Sohn des ehemaligen Bürgermeisters und Tischlermeisters Eduard Steinsdörfer. Ein Sockel wurde errichtet und das neue Holzkreuz aufge stellt. Maria Reichl – auch eine gebür tige Neudörferin – stiftete die Gedenk tafel.Mitte August wurden in einer Ge meinschaftsaktion von freiwilligen Hel fern aus der Tschechischen Republik und Deutschland viele weitere Grab steine aufgestellt, und am 13. August konnte das neue Holzkreuz durch Pfar rer Miroslav Martiš aus Mies und Pfar rer Georg Hartl aus Waidhaus gesegnet werden. In meiner Funktion als Ortsbe treuer von Neudorf konnte ich zahlrei che Gäste begrüßen. Besonders erfreu lich war, daß auch etliche heutige Be wohner von Neudorf der Einladung zu der Kreuzsegnung gefolgt waren. Ein besonderer Gruß und Dank erging an Antonín Hofmeister aus Molgau. Er ist mein Dolmetscher, beglei tet mich bei meinen Behör dengängen und kennt immer die richtigen Leute. Vladimír Šístek, der Chef der Forstbetriebe Kolowrat, war ebenfalls zu der Segnung gekommen. Auf dem Neu dorfer Friedhof sind viele Grabsteine von Förstern und Hegern des ehemaligen Gra fenKreisbetreuerKolowrat. Wolf-Dieter Hamperl staunte, wie sich der Friedhof verändert hat, und würdigte die großartige Ar beit.Auf einem Ortsplan mit Hausnummern und Namen der ehema ligen deutschen Hausbesitzer konnten sich alle über das frühere Neudorf infor mieren. Bei Kolatschen und Kaffee, Bre zen und Bier saßen die Besucher noch gemütlich beisammen. Im kommenden Jahr sollen in einer weiteren Aktion die restlichen Grabsteine aufgestellt wer den. n Schönwald. Am 13. Juli schlief Hans Sattler (Spaner, Haus-Nr. 94) wäh rend gemeinsamen Betens mit seiner Tochter Karin und einer katholischen Gemeindeschwester mit 92 Jahren im hessischen Hungen friedlich ein. Seine Tochter Petra schreibt: „Am 22. März 2020 feierte er seinen 90. Geburtstag noch bei relativ guter Ge sundheit im Kreis der Familie, doch An fang März 2021 mußte er wegen Corona für mehr als sechs Wochen ins Kranken haus. Anschließend kam er in ein Senio renheim, wo er mit seiner Frau Helga, die ebenfalls Corona überstanden hat te, einige Wochen blieb. Anschließend konnte er noch meh rere Wochen mit Hel ga zu Hause versorgt werden, bis er ge sundheitsbedingt im Seniorenheim in Hun gen betreut werden mußte. Dort konnten ihn zumindest seine Frau und seine Töch ter täglich besuchen. Nach der Vertreibung am 6. Juli 1946 bekam er mit seiner Mutter Anna und seiner Tante Marie Rößler bei einem Bäcker in Hungen eine Unterkunft und die Mutter dort sogleich Arbeit. Groß war die Freude, als 1947 sein Vater Jo sef aus der Kriegsgefangenschaft in Ju goslawien entlassen wurde. Hans been dete seine noch in Schönwald begonne ne Lehre zum Schreiner und legte an der Holzfachschule im oberbayerischen Ro senheim die Prüfung zum Industriemei ster ab. Er arbeitete in der Büromöbelfa brik VOKO und leitete dort den Bereich Holz.1957 heiratete er Helga, die er bei der täglichen Zugfahrt zur Arbeit kennen gelernt hatte. Helga stammt aus Abroth bei Schönbach, der Geigenbauerstadt im Kreis Eger. Aus der Ehe gingen die Töchter Karin und Petra hervor. Hans liebte Sport und war bis zu sei nem 55. Lebensjahr bei den Fußballern und Breitenportlern im TSV 1848 Hun gen aktiv. Danach nahm er weiter an ge sellschaftlichen Ver anstaltungen im Ver ein teil. Sein größtes Hobby war die Brief taubenzucht, mit der er viele Preise er rang. Regelmäßig besuchte er die ka tholische Sonntags messe und denSehrSonntagsstammtisch.seinengernekamerzuTachauerHeimattreffen und zum Bergfest nach Bärnau, oft begleitet von seiner Tochter Petra. Am 28. Juli fand in der Friedhofska pelle Hungen mit vielen Freunden, Be kannten und Sportkameraden die Trau erfeier statt. Er wurde mit heimatlichen Gesängen wie ,Blüht der Blumen eine‘ oder ,‘S is Feierobnd‘ beigesetzt.“ Unsere Anteilnahme gilt der Ehefrau Helga und den Töchtern Karin und Petra mit Angehörigen. Wilfried Schiffl

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimat kreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus,

HeimatbotefürdenKreisTa<au

Wie in der Sudetendeutschen Zeitung (Þ SdZ 25/2022) angekündigt, fand im oberbayerischen Waldkraiburg im Bei programm der Ausstellung „Die Eger länder Gmoi z‘ Waldkraiburg – Ge schichte eines Heimatvereins“ eine Vortragsreihe über „700 Jahre Verpfän dung von Stadt und Land Eger“ statt. Anfang Juli referierte Wolf-Dieter Ham perl, Vorsitzender des Egerer Landtags und Betreuer des Heimatkreises Tach au, über die Verpfändung der dama ligen freien Reichsstadt Eger und des Egerlandes an die böhmische Krone. Wolf-Dieter Hamperl ging auf die Be siedlung des nördlichsten Teils des Nordgaus ein und auf die Erstnennung der Regio Egire und der Stadt Eger. 1270 wurde Eger zur freien Reichsstadt unter den Staufern. Lud wig der Bayer hatte schon 1310 dem Lu xemburger Johann 10 000 dorf,Schlacht1322erstnigzumerversprochen,SilbermünzenwennihnbeiderWahldeutschenKöunterstützt.Docham23.SeptemberentschieddiebeiMühldieLudwigder Bayer mit Unterstützung der starken Truppe des böhmischen Königs gewann, über das Schicksal von Stadt und Land Eger. Am 4. Oktober 1322 wurde die Verpfändung realisiert und 20 000 Sil bermünzen bezahlt. Eger erhielt seine besonderen Privilegien bestätigt, verlor sie jedoch im 18. Jahrhundert unter den Habsburgern. Hamperl erläuterte auch den Unterschied zwischen dem histori schem Egerland und dem Regierungs bezirk Eger. Der zweite Vortrag Ende Juli befaß te sich mit dem Egerland im Mittelalter. Referent war Daniel Baumgartner, Hi storiker und Koordinator für Geschichts arbeit im Landkreis Mühldorf am Inn. Er stellte die historischen Zusammenhänge her, warum zum Beispiel um 1300 Eger so eine begehrte Stadt war. Eger lag an der Eintrittspforte vom Reich nach Böh men, alte Handelsstraßen kreuzten hier. So wurde Eger ein bedeutendes Han delszentrum und erweckte Begehrlich keiten im Königreich Böhmen. Karel Halla, Archivdirektor der staat lichen Archive Eger und Pilsen, sprach über „Die entfremdete Vergangenheit der böhmisch-deutschen Reichsstadt Eger“. Halla unterlegte seinen Bericht mit Bildern schöner alter Urkunden und Siegel. Er ging im Verhältnis der böhmi schen Könige zu Eger weiter in der Ge schichte zurück und berichtete, daß be reits König Ottokar Eger besetzt habe. In seinem Vortrag merkte man, wie sehr der in Eger geborene Halla die Historie dieser ehemals freien Reichsstadt Eger kennt und diese Stadt liebt. Er bedaure sehr, so Halla, daß mit der Vertreibung der Egerer die Stadt zur historischen Kulisse geworden sei. Eger ist heute be deutungslos und für Touristen da. Aber in seinem Archiv verwahrt er die Schät ze der Geschichte dieser Stadt, die älte sten Urkunden reichen bis 1190 zurück. Die Protokolle der Ratssitzungen, die Einnahmen- und Ausgabenbücher sind über viele Jahrhunderte lückenlos vor handen. Dort im Archiv erkennt man die große Geschichte der Stadt Eger. Alle Veranstaltungen waren gut be sucht. Zum letzten Vortrag waren zahl reiche Privathistoriker sowie Ingrid Sau er, zuständig für das Sudetendeutsche Archiv im Bayerischen Hauptstaatsar chiv, gekommen.

TERMINE n Freitag, 9. bis Sonntag, 11. Septem ber, Loreto-Wallfahrt in Haid: Freitag, 17.30 Uhr, tschechischer Gottesdienst in Sankt Nikolaus. Samstag, 19.00 Uhr, deutscher Gottesdienst in der Lore to-Wallfahrtskapelle mit Pfarrer Georg Hartl und den Waidhauser Fußpilgern, anschließend Lichterprozession. Sonn tag, 9.30 Uhr, bißSládek;reto-Wallfahrtskapellenisch-sprachigertschechisch-deutsch-lateiGottesdienstinderLomitPaterVáclavanschließendEmpfangundIminderLoreto-Anlage. n Sonntag, 16. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutscher Gottesdienst in der Lo reto-Wallfahrtskapelle mit Bischof em. Friedhelm Hofmann aus Würzburg.

Tomáš Hofmeister mit seinem Traktor. Barbora Větrovská und Jakub Děd mit ihrem Dreibein. Gemeinsam sind die Neudorfer stark. Pfarrer Klaus Oehrlein, Pfarrer Miroslav Martiš, Ortsbetreuer Ger hard Reichl, Kreisbetreuer Dr. Wolf-Dieter Hamperl und Pfarrer Ge org Hartl. und nachher.

WIR BETRAUERN � Neudorf Aus einer Wildnis wird wieder ein Friedhof � Vortrag in Waldkraiburg Egers Geschichtegroße Dr. HamperlWolf-Dieter GrotteSchönwalderinBärnau.

Der Neudorfer Friedhof vorher

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