Sudetendeutsche
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Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa – dieses Ziel verfolgt das EU-Programm Interreg Bayern-Tschechien, für dessen Bewerbungsphase Bayerns Wirtschafts-Staatssekretär Roland Weigert und Jan Fluxa, Vizeminister im Ministerium für Regionalentwicklung der Tschechischen Republik, den Startschuß gegeben haben.
Das Förderprogramm hat eine Laufzeit bis 2027. Hierfür ist eine EU-Strukturförderung aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 99 Millionen Euro vorgesehen.
„Europa lebt von kreativen Köpfen und Ideen. Grenzübergreifende Projekte bei zentralen Zukunftsthemen bringen nicht nur mehr Lebensqualität vor Ort, sondern auch die Menschen mit den europäischen Nachbarn näher. Das Interreg-Programm ist ideal, um eine wettbewerbsfähige Forschungs- und Innovationspolitik im bayerisch-tschechischen Grenzraum zu fördern“, erklärte Weigert.
Das neue Programm legt einen wichtigen Schwerpunkt auf das Thema Klimawandel und Umweltschutz, um die Ökosysteme in beiden Ländern erfolgreich an den Klimawandel anzupassen und einen effektiven Natur-, Landschafts- und Artenschutz zu erreichen. Ein weiterer Themenbereich, der gefördert werden kann, ist „Kultur und nachhaltiger Tourismus“. Bewerbungsschluß ist der 14. Dezember. Zugelassen sind Projektpartner, die ihren Sitz in den grenznahen Regionen haben. Weitere Informationen unter www.by-cz.eu
„Politische Bildung und öffentliche Debatte in Zeiten von Populismus und digitaler Medien – Auseinandersetzung mit der Geschichte stärkt die Zivilgesellschaft“ war das Motto der Marienbader Gespräche.
Organisiert vom Sudetendeutschen Rat, der überparteilichen Vereinigung von Sudetendeutschen zur Förderung der Deutsch-Tschechischen Verständigung, appellierten die Teilnehmer der Tagung in Marienbad, gerade in dieser Zeit des russi-
schen Angriffs auf die Ukraine in Europa zusammenzustehen und Flagge für unsere Demokratie zu zeigen. Bericht nächste Ausgabe.
Zum ersten Mal hat mit Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, ein Regierungsmitglied aus Deutschland die Marienbader Gespräche des Sudetendeutschen Rates in dem weltberühmten Egerländer Kurort eröffnet.
Ulrike Scharf, die auch Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen ist, kam direkt aus Prag, wo sie in Begleitung des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, politische Gespräche geführt hatte. Höhepunkt in der tschechischen Hauptstadt war ein Treffen mit Scharfs Amtskollegen, Sozialminister Marián Jurečka.
„Wir sind als Bayern und Tschechen in eine neue, noch intensivere Phase der Freundschaft eingetreten. Angesichts des Krieges in der Ukraine rücken wir enger zusammen. Wir verteidigen gemeinsam unsere Werte, unsere Freiheit und eine wehrhafte Demokratie in Europa“, berichtete die Ministerin nach dem Treffen und sagte: „Mit meinem Amtskollegen Marián Jurečka habe ich unsere hervorragende Zusammenarbeit vertiefen können. Insbesondere beim grenzüberschreitenden Thema Fachund Arbeitskräfte sehen wir noch mehr Potential. Minister Jurečka und ich haben dazu den Besuch einer grenznahen Arbeitsagentur vereinbart.“
In Prag standen außerdem ein Besuch im Sudetendeutschen Büro (siehe Seite 2) und ein Treffen mit Dr. Hans-Peter Hinrichsen, dem Stellvertreter des Deutschen Botschafters, auf dem Programm.
In Marienbad unterstrich die Ministerin, wie wichtig das nachhaltige Engagement des Sudetendeutschen Rates und der grenzüberschreitende Austausch zwischen Deutschen und Tschechen seien.
„Vertrauen aufzubauen braucht Zeit, Kontinuität und Energie“, sagte Ulrike Scharf in ihrer Festrede und bedankte sich
noch einmal ausdrücklich beim Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, der sie in Prag begleitet hatte: „Das war eine Bereicherung und ein Segen. Es gibt in Deutschland niemanden, der die deutsch-tschechische Freundschaft intensiver und länger pflegt als Bernd Posselt.“
In diesem Zusammenhang lobte die Ministerin auch das Sudetendeutsche Büro unter der
Leitung von Peter Barton, das seit fast zwei Jahrzehnten eine Anlaufstelle für den deutschtschechischen Dialog in Prag ist.
Das Motto der Marienbader Gespräche „Politische Bildung und öffentliche Debatte in Zeiten von Populismus und digitaler Medien“ sei aktueller denn je, so die Ministerin: „Es ist eine unserer größten Aufgaben, die demokratischen Werte unserer eu-
ropäischen Gemeinschaft gegen den Populismus und Radikalismus zu verteidigen.“
Seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, wisse man, so Scharf, „daß Frieden, Freiheit und Menschenrechte nicht selbstverständlich sind und wir uns Tag für Tag für diese Werte einsetzen müssen“.
Die Nachkriegsgeneration ha-
be bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs ein Europa erlebt, in dem Wohlstand wächst und Frieden dauerhaft scheint.
„Heute erleben wir Flucht und Vertreibung in einem Ausmaß, das ich mir nie hätte vorstellen können“, kommentierte die Ministerin das Kriegsgrauen. Allein Tschechien habe bislang über 400 000 Kriegsflüchtlinge aufgenommen, was ein großes Zeichen der Menschlichkeit sei, so die Ministerin.
Ulrike Scharf: „Europa hält zusammen. Europa wächst zusammen. Wir stehen Seite an Seite gegen Putin. Die europäischen Werte bestimmen unser Handeln: die Wahrung der Menschenrechte, die Gleichberechtigung der Völker und der Schutz der Minderheiten.“
Die Sudetendeutschen hätte in ihrer eigenen Geschichte die Folgen von Krieg und Vertreibung erfahren müssen, aber „dieses große Leid in eine überwältigende Stärke gewandelt“, so die Ministerin: „Sie, die Sudetendeutschen, haben gezeigt, daß Menschlichkeit stärker ist als Krieg und Vertreibung. Sie haben die Hand zum Dialog gereicht, nach Lösungen gesucht und Brücken gebaut. Das ist Ihr großes Anliegen und Ihr großer Verdienst. Sie wissen, was Verständigung ist.“
Deshalb sei die Politik gerade jetzt gut beraten, den Sudetendeutschen zuzuhören und an deren Erfahrungen teilzuhaben.
„Wer Europa bauen will, muß seine Völker versöhnen“, hatte zuvor Christa Naaß, die Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates, in ihrer Begrüßung Oskar Böse, einen ihrer Amtsvorgänger, zitiert.
Naaß: „Dieser Satz ist heute aktueller denn je, wenn wir uns die derzeitigen Entwicklungen in Europa anschauen, wo im Osten Krieg herrscht und im Westen mancherorts europafeindliche, ja nationalistische Tendenzen zunehmen.“
Die bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, hatte bereits vor fünf Jahren, am 19. Oktober 2017, zum ersten Mal das Prager Sudetendeutsche Büro besucht. Damals in der Funktion als Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz.
Am 22. September dieses Jahres, im Rahmen ihres Besuches in Prag (siehe Seite 1), wurde sie wieder von SL-Büroleiter Peter Barton empfangen, denn ihr erster Termin führte Frau Scharf zur Sudetendeutschen Botschaft des guten Willens in der Thomasgasse.
Zur Delegation des Bayerischen Sozialministeriums gehörte auch der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, der neben Barton die Staatsministerin über die Arbeit des Sudetendeutschen Büros und der Sudetendeutschen Landsmannschaft in der ČR informierte.
Das Hauptziel dieser Institution, die in Prag zum festen Trepunkt für zahlreiche Delegationen aus Deutschland geworden ist, bleibt weiterhin der Beitrag zur Verständigung zwischen den früheren und heutigen Bewohnern der böhmischen Länder. Staatsministerin Scharf lobte bei ihrem Besuch im SL-
Das Kloster Metten in Niederbayern unweit des großen europäischen Stromes Donau hat die Kulisse für die diesjährige Landesversammlung der Union der Vertriebenen und Aussiedler, der ältesten Arbeitsgemeinschaft der CSU, geboten.
Banja Luka mit einem russischen Romanow-Zentrum und einem saudischen König-Khaled-Zentrum konkret und deutlich sichtbar.
Im weltweiten Vergleich zählt die Tschechische Republik zu den Ländern, die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen waren. Am Freitag hat die Zahl der Todesopfer die 41 000er Marke überschritten. Bereits am 22. März 2020 wurde der erste Todesfall vermeldet. Den Tiefpunkt erreichte die Pandemie am 3. November 2020 mit 261 Toten innerhalb von nur 24 Stunden. Aktuell hält der steigende Trend der registrierten Neuinfektionen weiter an. Am Freitag wurden 2875 neue Fälle registriert. Eine Steigerung von zehn Prozent gegenüber der Vorwoche. In den Krankenhäusern werden derzeit über 900 Corona-Patienten stationär versorgt, 30 sogar auf der Intensivstation. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt in Tschechien derzeit 151 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner.
zum Spiel der San Jose Sharks gegen die Nashville Predators in Prag keine russischen Eishokkey-Profis nach Tschechien einreisen dürfen. In der Erklärung, aus der mehrere tschechische Medien zitierten, heißt es, Tschechien würde russischen Spielern derzeit kein Visum ausstellen.
Die NHL hatte russische Spieler nach Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine nicht aus der Liga ausgeschlossen. In den Teams San Jose Sharks und Nashville Predators spielen mehrere russische Staatsbürger. Im Rahmen der NHL Global Series führt die Hockeyliga in Europa mehrere öffentliche Trainings und Turniere durch. Die Spiele von San Jose und Nashville sollen am 7. und 8. Oktober in Prag stattfinden.
it einer Andacht in der Klosterkirche begrüßte Abt Wolfgang die Vertreter aller Landsmannschaften aus ganz Bayern. Das Kloster als Benediktinerabtei ist dem Heiligen Erzengel Michael gewidmet. Der Erzengel Michael ist zugleich eine europäische Figur, ist er doch auch Schutzheiliger von ganz Deutschland, Teilen Wiens, der Europa-Hauptstadt Brüssel, des dalmatinischen Šibenik mit seiner vielfältigen Kultur, aber auch von Brixen in Südtirol und vieler anderer Städte und Regionen, auch außerhalb Europas. Auch die byzantinischen Kaiser betrachteten ihn als ihren Schutzheiligen.
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Im Festsaal erfolgte dann die weltliche Begrüßung durch den UdV-Landesvorsitzenden Bernd Posselt, der zu Beginn die neue UdV-Geschäftsführerin Theresa Fauth vorstellte. Posselt dankte ihrem Vorgänger Thomas Mittermeier, dessen Arbeit gerade während des Corona-Lockdowns nicht einfach war und der künftig das Büro des CSU-Generalsekretärs leitet.
Zufrieden zeigte sich Posselt mit dem eingeleiteten Erneuerungs- und Verjüngungsprozess der UdV. Mit Philipp Leber (Oberbayern), Thomas Mittermeier (Niederbayern) und Frank Altrichter (Oberfranken) zogen gleich in drei Bezirken Vertreter der jungen Generation an die Spitze.
In seinem europapolitischen Teil sprach Posselt über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der mittlerweile schon über ein halbes Jahr dauert und bereits zehntausende Opfer gefordert hat. Diese brisante politische Lage mache deutlich, so Posselt, wie wichtig europapolitische Kompetenz, Kontakte und Erfahrungen sind. Deswegen ist die UdV hier der natürliche Ansprechpartner auch für die Gesamtpartei CSU. Daß Erfahrungen mit Krieg und Vertreibungen nicht nur Geschichte sind, ist für viele UdV-Mitglieder Realität. Sowohl in der Ukraine als auch in Rußland leben noch vie-
le heimatverbliebene Landsleute mit engen familiären Verbindungen nach Deutschland.
Bernd Posselt mahnte gerade mit Blick nach Osten, daß in Deutschland insgesamt mehr Realismus, aber auch Programmatik in der Europa-Politik Einzug halten müsse. Er habe bereits vor Jahren vor dem imperialen Anspruch Rußlands gewarnt.
Gleichzeitig forderte der UdVVorsitzende, die Entwicklung auf dem Balkan im Auge zu behalten. Posselt: „Auf dem Balkan muß Europa endlich die Initiative ergreifen, sonst werden sich andere Großmächte dort festsetzen.“ Diese Gefahr werde gerade in
Ausführlich würdigte Posselt den kürzlich verstorbenen Michail Gorbatschow und ließ die Auflösung der Sowjetunion in den Jahren 1989 bis 1991 Revue passieren. Posselt zeigte in diesem Zusammenhang auch auf, daß Rußland mehrere internationale Garantieerklärungen zur vollen Souveränität der Ukraine abgab, das bedeutendste war das Budapester Memorandum, in dem die Ukraine ihr aus Sowjetzeiten geerbtes Atomwaffenpotential an Rußland abgab.
Auf dem Podium diskutierten dann der BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius, der Vorsitzende im Haushaltsausschuß des Bayerischen Landtages, Josef Zellmeier, und der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer über die aktuelle Lage. Fabritius berichtete über die sich verschlechternden Lebensbedingungen für die deutsche Minderheit in Polen und die Kürzungen des Deutschunterrichts an den polnischen Schulen. Er übte deutliche Kritik an der polnischen Regierung und forderte Unterstützung von der Bundesregierung.
Ein weiteres ernstes Thema sei, so Stephan Mayer, die geplante Mittelkürzung für die Vertriebenenarbeit durch die Ampel-Regierung. Josef Zellmeier stellte klar, daß in Bayern die Ausgangslage eine vollkommen andere sei. Die Unterstützung der Heimatvertriebenen und Aussiedler wird sehr breit im Landtag über Fraktionsgrenzen hinweg unterstützt.
Andreas Schmalcz„Ich bin ein altes Haus, aber immer noch zu jung zum Sterben“, hatte Anna Cernohorsky regelmäßig bei ihren dreistelligen Geburtstagen über ihr Alter geschmunzelt. Jetzt ist die Sudetendeutsche kurz nach ihrem 113. Geburtstag verstorben.
sky auch die älteste Deutsche.
Als Anna Cernohorsky am 13. September1909 im böhmischen Molchen geboren wurde, regierte noch Kaiser Franz Joseph I. über Österreich, Ungarn, Böhmen und Mären.
is 2025 soll im sächsischtschechischen Grenzgebiet ein Naherholungsgebiet entstehen. Ein entsprechendes Memorandum haben die Vertreter der Städte Sebnitz, Neustadt und Nieder Einsiedel unterzeichnet. Das Freizeitareal ist in der Nähe des Gerstenberges geplant. Angedacht sind Sport- und Erholungsangebote wie Wanderwege, Skipisten und MountainbikeStrecken.
Tschechiens ehemaliger Botschafter in Deutschland, Rudolf Jindrák, wird ab Januar 2023 neuer Botschafter in Preßburg und dort Jindrák Tomáš Tuhý ablösen, meldet die Nachrichtenagentur ČTK. Jindrák war Botschafter in Ungarn und in Österreich sowie von 2006 bis 2014 in Berlin. Anschließend war der Top-Diplomat Direktor der Auslandsabteilung der tschechischen Präsidialkanzlei.
as Gericht der Europäischen Union hat eine Klage von zwei Unternehmen des AgrofertKonzerns zurückgewiesen. Sie hatten sich wegen der Einstellung der EU-Fördermittel an die zweithöchste Gerichtinstanz der Europäischen Union gewandt. Die Beschwerde eingereicht hatten die Unternehmen Mlékárna Hlinsko und Primagra, die aufgrund des Interessenskonflikts von Ex-Premierminister Andrej Babiš, dem Gründer und Eigentümer des Multi-MilliardenKonzerns, keine Fördergelder mehr bekommen hatten.
m vom tschechischen Energieunternehmen ČEZ in den Niederlanden angemieteten LNG-Terminal hat das erste Tankschiff seine Landung mit Flüssiggas am Freitag gelöscht, hat ČEZ-Generaldirektor Daniel Beneš via Twitter bekanntgegeben. Das Tankschiff kam aus den USA und hatte 170 000 Kubikmeter LNG an Bord. In den Niederlanden verfügt ČEZ über eine Lagervolumen von drei Milliarden Kubikmetern, was der Kapazität von 30 Tankschiffen entspricht. Laut Beneš sollen monatlich zwei bis drei Ladungen in den Niederlanden ankommen.
jet! Das tschechische Außenministerium hat der US-Eishockey-Liga NHL mitgeteilt, daß
it der Dokumentation „Il Boemo“ über den Komponisten Josef Mysliveček ist am Freitagabend das Filmfestival „Finále Plzeň“ in Pilsen eröffnet worden. Während der sechs Festivaltage finden mehr als 100 Vorführungen statt.
ISSN 0491-4546
Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Verlagsassistentin: Birte Rudzki. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de.
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um 112. Geburtstag war Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt noch persönlich zum Gratulieren im Pflegeheim vorbei gekommen. In diesem Jahr war die hochbetagte Sudetendeutsche bereits so geschwächt, daß das Stadtoberhaupt nur Blumen schicken konnte.
Am 18. September, nur fünf Tage nach ihrem 113. Geburtstag ist die dreifache Mutter, elffache Großmutter und fünffache Urgroßmutter verstorben. Seit diesen Sommer war Anna Cernohor-
Nach acht Klassen Volksschule lernte die Sudetendeutsche Damenmaßschneiderin, heiratete 1931 ihren Mann Gottlieb († 79), bekam die Söhne Gottlieb († 86) und Joseph († 72) sowie Tochter Ursula (80).
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt Anna Cernohorsky das Schicksal von Millionen von Sudetendeutschen. Mit ihrer Familie wurde sie aus ihrer nordböhmischen Heimat vertrieben und mußte sich in Bautzen eine neue Existenz aufbauen. Erst 2011, im Alter von 102 Jahren, zog sie in ein Bautzener Altenheim. TF
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Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
Es ist die höchste Auszeichnung, die der Freistaat Bayern für „herausragende Verdienste um die Umwelt“ vergibt: Mit der Bayerischen Staatsmedaille hat Thorsten Glauber, Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, das besondere Engagement von Dr. Erwin Knapek gewürdigt. Der 79jährige wurde in Komotau geboren und wuchs nach der Vertreibung in Bayern auf. Nach seiner Karriere bei Siemens wurde der promovierte Physiker zum Bürgermeister von Unterhaching im Landkreis München gewählt, wo er mit großem Weitblick bereits Anfang der 2000er Jahre die Weichen für die nachhaltige Geothermie gestellt hat.
Herr Dr. Knapek, wie hat Ihre Familie vor der Vertreibung gelebt?
Dr. Erwin Knapek: Mein Vater war an der Gewerbeingenieursschule in Komotau Professor, meine Mutter stammte aus einer alteingesessenen Metzgereifamilie. Die Familie meines Vaters lebte in Landskron am Fuße des Adlergebirges. Dort war mein Großvater Lehrer und unterrichtete mehrere Jahrgangsstufen gleichzeitig.
Wie haben Sie die Vertreibung erlebt?
Dr. Knapek: Als Kind habe ich von dem Schrecken nichts mitbekommen, aber meine Eltern standen plötzlich vor dem Nichts. Meine Oma und meine Mutter sind mit meiner fünf Jahre älteren Schwester und mir von Komotau zunächst über das Erzgebirge nach Chemnitz und dann die Elbe abwärtsgezogen.
In Pretzsch bei Wittenberg kamen wir in ein Lager, aber nur kurz. Meine Oma war eine resolute Geschäftsfrau, die in Komotau eine gut gehende Metzgerei geführt hatte. Sie hat einen Bauern aufgetan und ihm angeboten, den Haushalt zu übernehmen. Dort waren wir dann sehr gut untergebracht. Für mich als Kind war das eine unbeschwerte und freie Zeit. Wir Kinder haben
größten Stromerzeugungsanlage aus geothermischer Energie in Deutschland geschlossen.
Im Juni 2007 wurde dann der erste Bauabschnitt des Fernwärmenetzes fertiggestellt und im Mai 2008 erstmalig in Deutschland Strom aus Geothermie mit Hilfe der Kalina-Technologie produziert. Die Anlage wurde dann im Juni 2009 vom damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel eingeweiht.
Wie ist die aktuelle Situation?
Dr. Knapek: 2017 wurden bereits 60 Prozent des Wärmebedarfs der Gemeinde Unterhaching mit der einheimischen Geothermiequelle umweltfreundlich gedeckt. Gleichzeitig blieb damit aber immer weniger Energie für die Stromerzeugung übrig, weshalb entschieden wurde, ausschließlich Wärme und keinen Strom mehr zu produzieren.
Wie hat Ihr Nachfolger reagiert, dem Sie dieses großes Energieprojekt vermacht haben?
uns den ganzen Tag selbst beschäftigt, da die Erwachsenen arbeiten mußten. Für meine Mutter war das Leben dagegen sehr hart, auch, weil mein Vater damals noch in tschechischer Kriegsgefangenschaft war.
Wann konnte Ihr Vater zurück zu seiner Familie?
Dr. Knapek: Erst Anfang 1947. Wie ich später erfahren habe, ist er von den Tschechen schwer mißhandelt worden. Man hat ihn halb tot geschlagen, weil er angeblich ein Stück Brot gestohlen hat. Ihn hat das schwer getroffen. Als Professor hat er in Komotau viele Tschechen zu Ingenieuren ausbildet, und das war jetzt der Dank. Hätte er nicht perfekt Tschechisch gesprochen, wäre er wohl getötet worden. Mein Vater hat sich dann zeitlebens geweigert, noch ein Wort Tschechisch zu sprechen.
Wie war der Augenblick, als Sie Ihren Vater wiedergesehen haben?
Dr. Knapek: Ich war damals viereinhalb Jahre alt. Für mich war mein Vater ein fremder Mann, der mich dann auch noch streng erziehen wollte. Ich habe
meine Mutter gebeten, ihn wegzuschicken. Erst über die Zeit sind wir uns näher gekommen. Sie lebten damals in der sowjetischen Zone. Wie gelangten Sie nach Bayern?
Dr. Knapek: Die Familie meines Vaters wurde nach Bayern vertrieben. Meine Tante arbeitete als Kinderärztin in Coburg, und meine Großeltern kamen nach Oberhaching bei München.
dann in Unterhaching eine neue Existenz aufgbaut. Ich habe mein Abitur gemacht und nach dem Wehrdienst Physik studiert.
Sie haben dann sehr schnell Karriere bei Siemens gemacht.
Dr. Knapek: Ich habe bei Siemens im Bereich der zentralen Forschung gearbeitet und an der TU Berlin promoviert. Das war eine sehr spannende Zeit, da wir Industrieforschung betrieben haben und uns immer wieder neuen Projekten widmen konnten. Mitte der 1990er Jahre entschied dann Siemens alle Forschungsprojekte, die nicht unmittelbar in Industrieprojekte mündeten, an Forschungseinrichtungen, wie an das Fraunhofer-Institut oder das Max-Planck-Institut, abzugeben. Für mich war das ein Einschnitt in meinem Berufsleben.
Sie haben sich schon damals für Umweltpolitik interessiert.
Dr. Knapek: Ja, ich war im kirchlichen Bereich sehr aktiv und im Diözesanrat der Erzdiözese München Mitglied im Fachausschuß für die Bewahrung der Schöpfung. Das war sehr interessant, und dadurch bin ich auch immer stärker mit der Politik in Kontakt gekommen.
❯ Zur Person: Dr. Erwin Knapek
❯ Geboren am 2. Oktober 1942 in Komotau.
❯ Verheiratet und Vater zweier Töchter.
❯ 1962 bis 1964: Wehrpflicht.
❯ 1964 bis 1970: Studium der Physik an der TU München.
❯ 1981: Promotion an der TU Berlin.
❯ 1970 bis 1996: Siemens AG.
❯ 1996 bis 2008: 1. Bürgermeister von Unterhaching.
❯ 2006 bis 2015: 1. Vorsitzender des Wirtschaftsforums Geothermie (WFG).
❯ 2013 bis 2021 Präsident des Bundesverbandes Geothermie (BVG)
❯ 2022: Bayerische Staatsmedaille für herausragende Verdienste um die Umwelt.
Sie waren aber noch bei Siemens beschäftigt.
Dr. Knapek: Ja, aber der damalige Vorstandsvorsitzende, Heinrich von Pierer, war als Stadtrat in Erlangen selbst kommunalpolitisch engagiert und hat uns Siemensianern immer wieder gepredigt: „Wenn ihr etwas ändern wollt, müßt ihr auch in die Politik gehen.“ Siemens hat deshalb jedes politische Engagement in einer demokratischen Partei unterstützt. Mit diesem Rückenwind bin ich in den Wahlkampf gegangen und habe dann auch in der Stichwahl gewonnen.
Wie groß war der Kulturschock von einem Weltunternehmen an die Spitze einer kommunalen Verwaltung?
eine sehr gute Verwaltung, die nah am Bürger ist.
Was war Ihr erstes Projekt als Bürgermeister?
Dr. Knapek: Er hat erst einmal kalte Füße bekommen und über die langfristigen Investitionen geklagt. Unterhaching hat dann viele Anteile an Grünwald verkauft und besitzt nur noch fünf Prozent. Von so einem Projekt profitieren auch die kommenden Generationen. Die Investitionen können also langfristig abgezahlt werden. Heute, mit der aktuellen Debatte um unsere Energieversorgung, fallen mir alle um den Hals. Ich war wohl meiner Zeit voraus – oder auch nicht. Frieren muß in Unterhaching jedenfalls auch in Zukunft niemand.
Was raten Sie als Experte angesichts der aktuellen Lage?
Dr. Knapek: Die Wärmeproduktion über Geothermie ist in Regionen, wo die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, eine zutiefst kommunale Aufgabe, da das heiße Wasser sich direkt unter dem Gemeindegebiet befindet und die Wärme auch nicht über weite Strecken transportiert werden kann. Das ist alles keine Utopie mehr, aber die Kommunen können das nicht allein stemmen, sondern brauchen Unterstützung von Bund und Land.
Mein Vater ist dann immer wieder heimlich über die Grenze im Thüringer Wald gependelt, um in Bayern eine Anstellung zu finden, mit der er seine Familie ernähren kann. Als die Russen dann die Grenzkontrollen verstärkten, waren meine Eltern plötzlich wieder getrennt. Mit uns Kindern wäre eine Flucht zu gefährlich gewesen. Meine Oma und meine Mutter stellten dann bei der Kommandantur einen Antrag, entfernte Verwandte im Ostteil von Berlin besuchen zu dürfen. Von dort sind wird dann in den Westteil der Stadt geflüchtet und dann mit einem Kohlenbomber nach Lübeck geflogen. Per Zug ging es dann nach München.
Können Sie sich noch an die Fahrt erinnern?
Dr. Knapek: Ja, an ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Im Zug wurden Schinkenbrote als Reiseproviant verkauft. Ich fragte meine Mutter, was das ist, weil ich noch nie Schinken gesehen hatte. Ein Mitreisender war von der Szene so gerührt, daß er mir ein Schinkenbrot geschenkt hat. Über die Jahre haben wir uns
Wie kam es, daß Sie 1996 zum Bürgermeister von Unterhaching gewählt wurden?
Dr. Knapek: Mit Walter Paetzmann, der 1990 zum Bürgermeister von Unterhaching gewählt worden war, pflegte ich damals einen intensiven Dialog über Umweltfragen. Er überredete mich, bei den 1996er Wahlen als Parteifreier auf der SPD-Liste für die Gemeinderatswahl auf Platz 13 anzutreten. Sechs Wochen vor der Wahl ist dann Walter Paetzmann überraschend an einem Herzinfarkt verstorben, und die SPD stand plötzlich ohne Bürgermeisterkandidaten da. Der damalige 2. Bürgermeister, ein Freund von mir, meinte, es wäre im Sinne von Paetzmann gewesen, daß ich sein Nachfolger werde.
Dr. Knapek: Ich hatte am Anfang natürlich keine Ahnung von öffentlicher Verwaltung, aber das lernt man. Außerdem hat man mich im Rathaus sehr gut aufgenommen, und ich habe mich in meiner neuen Rolle schnell wohlgefühlt. Unterhaching hat
Dr. Knapek: Wir haben zunächst einen Energieatlas für Unterhaching erstellt. Ich wollte wissen, welche Ortsteile wieviel Wärmeenergie und wieviel Strom benötigen. Auf Grundlage dieser Daten haben wir dann eine neue Energiestrategie unter dem Begriff Agenda 21 entwickelt und dabei die Bürger von Anfang an miteingebunden. Unsere Energiewende war eine Bewegung von unten nach oben und nicht von der Politik von oben herab verordnet. Ich glaube, das war das Erfolgsrezept. Die erste Idee war ein Blockheizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird. Ich war skeptisch, da auch Gas ein fossiler Energieträger ist und Massen an CO2 freisetzt. Damals wurde bekannt, daß es unter Unterhaching ein großes Reservoir mit heißem Wasser geben soll. Ich habe dann 2000 einen Geologen kennengelernt, der für Unterhaching eine hervorragende Machbarkeitsstudie erstellt hat. Im September 2001 haben wir dann im Gemeinderat beschlossen, auf der Grundlage dieser Machbarkeitsstudie das Geothermieprojekt in Angriff zu nehmen. Wir wurden dabei auch vom Bundesumweltministerium unterstützt, dennoch war das Projekt für Unterhaching auch finanziell ein immense Herausforderung.
Wann kam der Durchbruch?
Dr. Knapek: Im September 2004. In circa 3350 Metern Tiefe stießen wir auf Thermalwasser mit einer Temperatur von 123°C und Schüttung von 150 Litern pro Sekunde. Damit wurden alle unsere ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen. Im November 2005 wurde dann der Vertrag zwischen der Geothermie Unterhaching und der Siemens AG zur Errichtung der damals
Wie groß ist das Potential? Ist Unterhaching mit seinem heißen Wasser ein Einzelfall?
Dr. Knapek: Nein, vor Unterhaching haben fünf weitere Gemeinden Wärmeprojekte, die schneller realisiert werden konnten als ein Heizkraftwerk mit Stromproduktion, zum Laufen gebracht. Nach dem unerwartet guten Bohrergebnis 2004 gab es eine Art Goldgräberstimmung bezüglich der Stromerzeugung mit Geothermie, und der Freistaat Bayern hat in Südbayern ab Ende 2004 Erlaubnisse für 100 beantragte Aufsuchungsfelder erteilt. Heute gibt es allein in Oberbayern 24 Geothermieanlagen, von denen acht Anlagen Strom und Wärme erzeugen. Ein Masterplan des Forschungsverbunds Geothermie Allianz Bayern zeigt, daß genügend Erdwärme vorhanden ist, um damit bis 2050 eine langfristige Wärmeversorgung zwischen Augsburg und Salzburg auf der Basis der Tiefen-Geothermie sicherzustellen. Viele Gemeinden wären also in der Lage, eine Grundlast an Wärme und Strom über Geothermie zu produzieren und den Rest zum Beispiel über Photovoltaik, Windkraft oder Biogas. Wie gesagt: Das ist alles kein Kunststück mehr. Es könnte viele Unterhachings geben. Gerade in der jetzigen Zeit ist mir mein Onkel ein Vorbild, der mit meiner Oma in Komotau eine große Metzgerei geführt hat. Mit der Vertreibung verlor mein Onkel über Nacht alles. In seiner neuen Heimat hat er dann komplett bei null angefangen und wieder eine Metzgerei gegründet. Er sagte immer: „Man darf nicht nur klagen – man muß auch machen.“
Pavel Novotny/ Torsten Fricke ❯ Der gebürtige Komotauer Dr. Erwin Knapek wird von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber ausgezeichnet Dr. Erwin Knapek mit Ehefrau Renate und Tochter Petra (Tochter Christina war beru ich verhindert) bei der Verleihung in Bamberg. Festlicher Moment: Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, überreicht Dr. Erwin Knapek die höchste Umweltauszeichnung des Freistaates Bayern. Foto: Mediaservice Novotny So funktioniert die Energiegewinnung durch Geothermie. Gra k: Geothermie UnterhachingSeit über vierzig Jahren gibt es in den Barockhäusern der Würzburger Neubaustraße eine Riesengebirgsstube. Betrieben wird diese Einrichtung vom Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau.
Gegründet 1949 von Vertriebenen als „Landsmannschaft der Riesengebirgler“, wollte der Verein in Mainfranken einen Ort für Heimattreffen bieten. Nach der Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft benannte sich der Verein 1950 um und siedelte seine Geschäftsstelle in Würzburg-Heidingsfeld an.
1956 übernahm die Stadt Würzburg die Patenschaft für die aus dem Kreis Trautenau Vertriebenen. Der heutige Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau arbeitet eng mit dem Begegnungszentrum der deutschen Minderheit in Trautenau zusammen und engagiert sich in der erst 2008 geschlossenen Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Trautenau/Trutnov, um neben den traditionellen Zielen auch im Sinne einer internationalen deutsch-tschechischen Gesellschaft zu wirken.
Seine Riesengebirgsstube birgt viele Schätze, von denen aber kaum jemand weiß. Einige davon sollen bei den Rübezahl-
Tagen vom 7. bis 20. Oktober gehoben werden. Für den Heimatkreis ist diese Veranstaltungsreihe eine Premiere und zugleich Auftakt für ein neues Konzept: Bibliothek, Archiv und Dauerausstellung sollen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Rübezahl-Tage veranstaltet der Heimatkreis gemeinsam mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, der Stadt Würzburg und der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen.
Der geheimnisvolle Berggeist Rübezahl erscheint mal als Riese, mal als Zwerg, mal in menschlicher Gestalt. Er bewacht wertvolle Schätze, spielt den Menschen Streiche, hilft ihnen aber auch in schwierigen Situationen – vielgestaltig und launenhaft wie das Wetter in den Bergen.
Warum gibt es polnische, tschechische und deutsche Rübezahl-Sagen? Was hat der Berggeist mit Nachhaltigkeit zu tun? Antworten auf diese Fragen gibt die Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa, für die die international bekannten Illustratorin Juliane Pieper farbige Zeichnungen geschaffen hat.
Die Vernissage dieser Ausstellung in Würzburg findet am Freitag, 7. Oktober um 17.00 Uhr in
der Riesengebirgsstube, Neubaustraße 12 (3. Stock) statt. Der Vorsitzende des Riesengebirgler Heimatkreises, Wigbert Baumann, wird darüber sprechen, warum Rübezahl in Würzburg zu Hause ist. Ralf Pasch, Autor der Ausstellung, erzählt darüber, wer Rübezahl ist, wo er lebt und wie er die Natur beschützt.
Am Samstag, 8. Oktober veranstaltet die Heimatstube von 10.00 bis 15.00 Uhr einen Kreativtag für Kinder, Eltern und Großeltern. Die Besucher können dann einen eigenen Rübezahl – oder einen anderen Geist – malen. Alle Kunstwerke werden in der Riesengebirgsstube ausgestellt. Außerdem gibt es ein Preisrätsel rund um die Ausstellung.
Weitere Veranstaltungen zeigen, daß Rübezahl mehr zu bieten hat als Sagen und Märchen. Die Mythen um ihn inspirieren noch heute die Menschen, auch über ernste Themen nachzudenken, die immer noch gegenwärtig sind, wie das Schicksal von Flucht und Vertreibung, das nach dem Zweiten Weltkrieg auch Deutsche aus den böhmischen und schlesischen Teilen des Riesengebirges betraf.
Diese Ereignisse können wiederum nicht losgelöst gesehen werden von den vorausgegangen
Verbrechen der Nationalsozialisten. Deshalb wird es am Sonntag, 9. Oktober, eine von Andrea Huber geführte Wanderung zu Orten der Erinnerung an Holocaust, Krieg, Flucht und Vertreibung in Würzburg geben. Der Treffpunkt ist um 10.00 Uhr der Denkort Deportation am Hauptbahnhof.
Am Donnerstag, 13. Oktober, stellt Ralf Pasch um 19.00 Uhr in der Ignaz-Neumann-Stube, im zweiten Stock der Neubaustraße 12, sein gerade in zweiter Auflage erschienenes Buch „Die Erben der Vertreibung – Sudetendeutsche und Tschechen heute“ vor und spricht mit Angehörigen der dritten Generation.
Den Abschluß der RübezahlTage bildet am Donnerstag, 20. Oktober, um 9.30 Uhr, eine „Schatzsuche mit Rübezahl“. Der in Trautenau geborene Literaturhistoriker Winfried Kreutzer erzählt dann außer vom Herrn der Berge weitere Anekdoten aus dem Riesengebirge und läßt Sitten und Gebräuche aus der alten Heimat aufleben.
Weitere Informationen: Webseite www.trautenau.de, eMail riesengebirge-trautenau@freenet.de, Telefon Riesengebirgsstube (09 31) 1 21 41 oder Telefon Wigbert Baumann (09 31) 32 09 06 57. FH
■ Samstag, 1. Oktober, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde, „Wallfahrt Maria Schnee in Kaplitz/Südböhmen“. Vortrag von Hermann Proksch (Höchststadt). Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.
■ Samstag, 1. bis Montag, 3. Oktober, Heimatgruppe Sandau und Umgebung: Sandauer Heimattreffen in der Patenstadt Arzberg und in Sandau. Samstag: Besichtigung der Sandauer Heimatstube im neuen Bügerhaus, anschließend Empfang der Stadt Arzberg und Heimatabend im Katholischen Vereinshaus.
Sonntag, 10.30 Uhr: Festgottesdienst in Arzberg, nach dem Mittagessen Fahrt nach Eger. Montag, 10.00 Uhr: Heimatgottesdienst in Sandau in der St.-Michaels-Pfarrkirche. Anschließend Gedenken der Toten auf dem Sandauer Friedhof, danach Mittagessen im Lehnhof.
■ Samstag, 15. Oktober, 10.30 Uhr, BdV Bayreuth: Tag der Heimat in FichtelbergNeubau. Festredner: Christian Knauer, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern des Bundes der Vertriebenen. Buszubringer: Pegnitz-Wiesweiher: 9.00 Uhr; Bayreuth Bahnhof: 9.30 Uhr. Anmeldung bei Margaretha Michel, Telefon (0 92 41) 36 54 oder eMail mail@familie-michel.net oder bei Rita Tischler, Telefon (09 21) 41 75.
■ Sonntag, 16. Oktober, 14.30 Uhr, BdV-Kreisverband Limburg-Weilburg: Tag der Heimat. Festrednerin: Margarete ZieglerRaschdorf, Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Vertriebene und Spätaussiedler. Musikalische Umrahmung: Egerländer Maderln unter der Leitung von Heike Schlicht. Bürgerhaus, Hauptstraße 19, Weilburg.
während der Präsidentschaftswahl in Belarus 2020 kam es zu langanhaltenden Protesten. Gegenkandidaten des amtierenden Präsidenten Aljaksandr Lukaschenko und gegen dessen autokratisches System wurden festgenommen oder ihre Kandidatur verhindert oder, wie im Fall der Oppositionspolitikerin Svetlana Tichanowskaja, Kindesentzug angedroht. Diese Proteste gingen wegen der offensichtlichen Manipulation nach der Wahl weiter. Die Bilder von den Straßenprotesten gingen um die Welt. In vorderster Reihe bei den friedlichen Protestaktionen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit: viele, meist junge Frauen – darunter Journalistinnen, Studentinnen, Juristinnen, Sozialarbeiterinnen und Lehrerinnen. Mutig sahen sie den sie umzingelnden Polizisten in die Gesichter, ließen sich nicht einschüchtern – auch nicht nachdem zahlreiche von ihnen verhaftet, verhört, mißhandelt und des Landes verwiesen wurden. In „Der weiße Gesang“ erzählen einige von ihnen ihre Geschichte, treten heraus aus der Anonymität der Masse. Sie lassen uns teilhaben an den Ereignissen und ihren persönlichen Erfahrungen dieser Zeit, an ihrem Aufbegehren, ihren Zielen, ihrem Leben im Exil.
Der sogenannte weiße Gesang ist eine archaische, volkstümliche Gesangstechnik der osteuropäischen Frauen, die es auf eine besondere Art ermöglicht, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ihre Lieder spiegeln dramatische Ereignisse aus dem Leben der Frauen wider. Die Stimme, die beim weißen Gesang erzeugt wird, kommt direkt aus dem Solarplexus und nutzt die Resonanzräume des Körpers. Sie ist rein und wild, so wie die Geschichten der unerschrockenen, couragierten belarussischen Frauen, über die die Autorin in dieser Veranstaltung berichten wird.
Anmeldung über die Webseite https://www.heiligenhof.de/unsereseminare/seminarprogramm/der-weisse-gesang-die-mutigen-frauen-derbelarussischen-revolution Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungmail mit Informationen über die Teilnahme an der Veranstaltung und den Einwahllink.
Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
■ Sonntag, 2. Oktober, 17.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: Konzert „Parnaß-Blumen, von Gertraud Möller und Johann Sebastiani“. Eintritt: 12,00 Euro. Lindenkirche, Homburger Straße 48, Berlin.
■ Dienstag, 4. Oktober, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Bunte (Noten-) Blätter. Traditionelles Herbstkonzert im Eichendorff-Saal“. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.
■ Freitag, 7. Oktober, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Preußen und sein Osten in der Weimarer Republik“. Buchvorstellung mit Prof. Dr. Manfred Kittel und Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.
■ Sonntag, 9. Oktober, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Wetzlar: Tag der Heimat. Festredner: Bundesminister a.D. MdB Helge Braun, Stadthalle, Brühlsbachstraße 2b, Wetzlar.
■ Dienstag, 11. Oktober, 18.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und Kulturreferat für die böhmischen Länder: „Die verlorene Heimat“. Filmpräsentation über das Braunauer Ländchen und Diskussion mit Filmemacher Ondřej Valchař. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
■ Mittwoch, 19. Oktober, 18.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und Haus des Deutschen Ostens: „Die ehemaligen deutschen Ostgebiete und ihre Sagen, Märchen und Mythen“. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München.
■ Freitag, 21. Oktober, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Festveranstaltung. Sudetendeutsches Haus, AdalbertStifter-Saal, Hochstraße 8, München.
■ Samstag, 29. bis Sonntag, 30. Oktober, Bund der Eghalanda Gmoin, Bundeskulturtagung mit Exkursion ins Egerland. Egerland-Kulturhaus, Marktredwitz. Anmeldung unter eMail jobst@egerlaender.de
■ Samstag, 29. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung: Waltraud Illner, Telefon (07 11) 86 32 58, eMail illner@sudeten-bw.de
■ Donnerstag, 3. November, 9.30 bis 15.00 Uhr, Museumspädagogik: „Kinderferientag für Kinder ab 6 Jahren.“ Holzcollagen gestalten mit Museumspädagogin Nadja Schwarzenegger. Kostenlos, ohne Anmeldung. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München.
■ Sonntag, 16. Oktober: Literatur-Brunch „Frauen schreiben Geschichte(n) II: Puchianu, Kondrat, Link“ von 11.00 bis 14.00 Uhr im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5 in München.
Hilde Link (Foto links), Kristiane Kondrat (Mitte) und Carmen Elisabeth Puchianu (rechts) sind Gäste der zweiten Ausgabe der Lesereihe „Frauen schreiben Geschichte(n)“.
Sie findet 2022 im Format eines Literatur-Brunches mit kulinarischen und musikalischen Häppchen statt. Die Themen der drei Autorinnen sind in den multikulturellen und mehrsprachigen Geschichts-, Kultur- und Sprachräumen Südosteuropas angesiedelt.
Sie kamen zu ihnen auf unterschiedlichem Wege. Puchianu wurde im siebenbürgischen Kronstadt geboren und ist heute eine der bedeutenden Akteurinnen seiner Kulturszene. Kristiane Kondrat stammt aus dem Banater Bergland –und dieses ist als literarischer Topos in ihrem Werk präsent.
Die gebürtige Münchnerin Hilde Link führte ihr Interes-
se an historischen Themen an die Orte der donauschwäbischen Geschichte. Carmen Elisabeth Puchianu machte als Schriftstellerin, vor allem aber als Regisseurin und Darstellerin der experimentellen Bühne seit Anfang der 1990er Jahre auf sich aufmerksam.
Kristiane Kondrat nimmt in der deutschsprachigen Literatur aus dem Banat eine Sonderstellung ein: Im Mittelpunkt ihres Werks, das unter anderem ihre „Schubladen-Texte“ aus der Zeit der kommunistischen Literatur in Rumänien verarbeitet, steht das Thema der „existenziellen Unbehaustheit des Menschen“ („Spiegelungen“), das sie, sich an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegend, in surrealen Bildern poetisch aufarbeitet.
Das Themenspektrum, mit dem sich Hilde Link in ihrem Werk auseinandersetzt, reicht von der gesellschaftlichen Situation intergeschlechtlicher Menschen über das sakrale Theater und religiöse Raumund Zeitkonzeptionen in Indien bis zur Nationalität und Identität im transnationalen Diskurs.
Das von Ex-Premierminister Andrej Babiš erhoffte Wahlbeben ist ausgeblieben. Der Chef der Ano-Bewegung hatte im Vorfeld die tschechischen Kommunal- und Senatswahlen zum „Referendum über die Regierung“ erklärt. Doch am Ende schnitt das Wahlbündnis Spolu (Gemeinsam) von Premierminister Petr Fiala besser ab als erwartet. Und Babiš´ Ano mußte im Vergleich zu der vergangenen Wahl im Jahr 2018 sogar leichte Stimmenverluste verkraften.
Es hat sich herausgestellt, daß diese Wahlen kein Referendum über die Regierung waren. Und wenn einige Wähler es dennoch so verstanden haben, hat die Regierung definitiv Erfolg gehabt“, twitterte der Regierungschef und Vorsitzende der ODS, Petr Fiala, am Montag nach der Veröffentlichung der Wahlergebnisse und fügte an: „Betrachtet man die Ergebnisse, so haben sowohl die Spolu-Koalition als auch die ODS gegenüber den vorangegangenen Wahlen vor allem in den Großstädten an Stärke gewonnen. In praktisch jeder Kreisstadt haben wir ein besseres Ergebnis als vor vier Jahren.“
„Die Katastrophe ist nicht eingetreten“, kommentierte auch Innenminister Vít Rakušan, Vorsitzender der Bürgermeisterpartei Stan, die Wahlergebnisse.
Dabei hatte bereits im Sommer Oppositionsführer Babiš versucht, Stimmung gegen die Regierung zu machen, und war wochenlang mit einem Wohnmobil durch die Republik gereist, das mit dikken Lettern beklebt war, die die zentrale Botschaft des abgewählten Premierministers verkündeten: „Unter Babiš war alles besser.“
„Babiš‘ Wohnmobil hat nicht gereicht“, kommentierte die deutsche Tageszeitung taz jetzt das ernüchternde Abschneiden von Babiš‘ Ano-Bewegung.
Noch kurz vor der Wahl hatten Beobachter dagegen nicht ausgeschlossen, daß die von horrend steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten gebeutelten Wähler der Regierung die rote Karte zeigen. So waren Anfang September in Prag über 70 000 Bürger gegen die
Regierung auf die Straße gegangen und hatten mit einem Generalstreik gedroht, der normalerweise das Ende der jeweiligen Regierung einläutet.
Fiala reagierte umgehend und kündigte unter anderem an, die Strom- und Gaspreise auf 6 Kronen (24 Cent) beziehungsweise 3 Kronen (12 Cent) pro Kilowattstunde zu deckeln und bei erneuerbaren Energiequellen für Haushalte und Unternehmen die Steuern auszusetzen.
Außerdem nutzt Tschechien weiter die krisensichere Kernkraft für die Grundlastversorgung und hat Umweltvorschriften außer Kraft gesetzt, um die Verstromung am Laufen zu halten. Der Regierungschef reiste sogar in die Niederlande, um bei der Eröffnung eines LPG-Terminals dabei zu sein, über das sich der tschechische Energiekonzern ČEZ große Mengen an Flüssiggas
gesichert hat. Und am Montag verabschiedete das Kabinett einen Gesetzesentwurf, der die Errichtung von kleinen Solarstromanlagen bis 50 Kilowatt grundlegend vereinfacht.
Offenbar ist es Fiala so gelungen, die anlaufende Wutwelle zu brechen.
Sein Wahlbündnis Spolu wurde in Prag, Brünn, Pilsen und Budweis stärkste Kraft und könnte dort künftig die Bürgermeister stellen.
Oppositionschef Andrej Babiš konnte dagegen in acht größeren Oberzentren punkten, darunter in Karlsbad, Aussig und Ostrau.
Landesweit gesehen waren die unabhängigen Kandidaten am erfolgreichsten. Unter den Parteien schickt die KDU-ČSL von Arbeitsminister Marian Jurečka die meisten Vertreter in die Gemeinderäte. Leicht hinzugewinnen
konnte auch die rechtsradikale SPD des aus Japan stammenden Tomio Okamura.
Entschieden wurde über die Zusammensetzung der mehr als 6000 Stadtund Gemeinderäte. Die Wahlbeteiligung fiel mit 45,30 Prozent schwach aus.
„Die Leute sind wohl lieber Pilze sammeln gegangen“, polterte Oppositionsführer Babiš.
Gleichzeitig wurden in einem Drittel der 81 Wahlkreise die Sitze für den Senat, das Oberhaus des Parlaments, neu bestimmt. Zwei Regierungs- und ein Oppositionspolitiker siegten bereits in der ersten Runde. Die Ano schickt 17 Kandidaten in die Stichwahlen, die an diesem Wochenende stattfinden, das Regierungsbündnis Spolu 18. Die Senatoren werden für sechs Jahre gewählt.
Torsten FrickeNach der Wahl ist vor der Koalitionsverhandlung: Mit der Auszählung der Stimmen bei den Kommunalwahlen vom vergangenen Wochenende in der Tschechischen Republik steht zwar fest, welche Gruppierung wie stark im jeweiligen Gemeinde- oder Stadtrat vertreten ist, aber die Frage, wer zum Bürgermeister gewählt wird, darüber werden die neuen Kommunalvertreter erst in den kommenden Wochen entscheiden.
Prag: Spolu 25 Prozent, Ano 20 Prozent, Piraten 18 Prozent, Praha sobě (Čižinský) 15 Prozent, Stan 8 Prozent, SPD 5 Prozent, ČSSD 2 Prozent, KSČM 1,5 Prozent.
Budweis: ODS 30 Prozent, Ano 25
Prozent, Regional 12 Prozent, SPD 9 Prozent, Piraten 7 Prozent, KDU/Top 09 6 Prozent.
Aussig: Ano 29 Prozent, Piraten 16 Prozent, SPD 11 Prozent, ODS 9 Prozent, Regional I 9 Prozent, Regional II 6 Prozent, KDU/Top 09 4 Prozent, Stan 3 Prozent, KSČM 3 Prozent.
Reichenberg: Top 09/KDU 28 Prozent, Ano 26 Prozent, Regional 13 Prozent, SPD 10 Prozent, ODS 10 Prozent, Piraten 6 Prozent.
Königgrätz: Ano 24 Prozent, Top 09/ Regional I 14 Prozent, Piraten 9 Prozent, Regional II 7 Prozent, SPD 7 Prozent, Regional III 6 Prozent, KDU 4 Prozent.
Pardubitz: Ano 29 Prozent, Spolu 20 Prozent, ČSSD/Regional 11 Prozent, Regional I 10 Prozent, ČSSD/ Regional II 11 Prozent, Regional III 10 Prozent, Piraten 10 Prozent, SPD 8 Prozent.
Ostrau: Ano 24 Prozent, Spolu 14 Prozent, Regional 13 Prozent, SPD 12 Pro-
zent, Stan 7 Prozent, Piraten 5 Prozent, KSČM 5 Prozent, ČSSD 4 Prozent.
Olmütz: Ano 32 Prozent, Spolu 20 Prozent, Piraten 15 Prozent, SPD 11 Prozent, Regional I 9 Prozent, Stan 6 Prozent, ČSSD 4 Prozent, Zlin: Ano 32 Prozent, Regional 17 Prozent, ODS 16 Prozent, SPD 9 Prozent, KDU/Top 09 7 Prozent, Stan 7 Prozent, Piraten 6 Prozent.
Brünn: ODS/Top 09 25 Prozent, Ano 21 Prozent, KDU/Stan 17 Prozent, SPD 10 Prozent, Piraten 7 Prozent, ČSSD 6 Prozent.
Pilsen: Spolu 28 Prozent, Ano 27 Prozent, Regional 10 Prozent, Piraten 8 Prozent, Stan 8 Prozent, SPD 7 Prozent, KSČM 3 Prozent, ČSSD 3 Prozent.
Iglau: Ano 29 Prozent, Spolu 23 Prozent, SPD 10 Prozent, Stan 9 Prozent, Piraten 8 Prozent.
Karlsbad: Ano 35 Prozent, Regional I 11 Prozent, SPD 11 Prozent, Regional II 11 Prozent, Piraten 6 Prozent, Stan 5 Prozent.
Eger: Ano 32 Prozent, Stan/Bürgermeister Jalovec 22 Prozent, SPD 11 Prozent, KDU/Top 09 10 Prozent, KSČM 4 Prozent, Piraten 4 Prozent.
Tetschen-Bodenbach: Ano 34 Prozent, SPD 15 Prozent, Regional I 15 Prozent, Regional II 10 Prozent, ODS 8 Prozent, Piraten 5 Prozent, Stan 4 Prozent.
Komotau: Ano 30 Prozent, Regional I 14 Prozent, SPD 13 Prozent, Regional II 13 Prozent, Stan 6 Prozent, KSČM 6 Prozent.
Leitmeritz: Ano 23 Prozent, Regional I 22 Prozent, ODS 20 Prozent, SPD 9 Prozent, Regional II 9 Prozent, KSČM 4 Prozent.
Laun: Ano 25 Prozent, Top 09 16 Prozent, ODS 12 Prozent, SPD 9 Prozent, Regional I 8 Prozent, ČSSD 7 Prozent, Piraten 6 Prozent, KSČM 4 Prozent, KDU 3 Prozent.
Falkenau: Ano 34 Prozent, Regional 13 Prozent, SPD 13 Prozent, ODS 12 Prozent, Stan 9 Prozent, KDU 6 Prozent, Piraten 4 Prozent, KSČM 1 Prozent, ČSSD 1 Prozent.
Brüx: Regional I 41 Prozent, Ano 20 Prozent, SPD 12 Prozent, Regional II 10 Prozent, ODS 7 Prozent, Piraten 4 Prozent.
Teplitz-Schönau: Ano 30 Prozent, ODS/Top 09 28 Prozent, KDU/Piraten 20 Prozent, SPD 14 Prozent, Regional I 14 Prozent, Regional II 5 Prozent.
Böhmisch Leipa: Ano 41 Prozent, Regional I 20 Prozent, SPD 10 Prozent, Spolu 8 Prozent, Regional II 5 Prozent, Piraten 4 Prozent.
Gablonz: Ano 25 Prozent, ODS 15 Prozent, SPD 12 Prozent, Piraten 11 Prozent, KDU 11 Prozent, Regional I 10 Prozent, Regional II 5 Prozent.
Trautenau: ODS 29 Prozent, Ano 23 Prozent, Regional 10 Prozent, SPD 7 Prozent, Piraten 7 Prozent, Grüne 5 Prozent, KDU/Top 09 3 Prozent.
Freudenthal: Ano 28 Prozent, Stan 18 Prozent, SPD 16 Prozent, Regional I 13 Prozent, Regional II 9 Prozent, KSČM 9 Prozent, Spolu 6 Prozent, ČSSD 4 Prozent.
Karwin: ČSSD 51 Prozent, Ano 23 Prozent, SPD 9 Prozent, Spolu 6 Prozent, KSČM 5 Prozent.
Neutitschein: Ano 24 Prozent, ČSSD 20 Prozent, Piraten/Top 09 16 Prozent, ODS 11 Prozent, SPD 10 Prozent, KDU 7 Prozent, KSČM 7 Prozent.
Troppau: Ano 35 Prozent, ODS/
Top 09 15 Prozent, SPD 10 Prozent, Regional I 7 Prozent, Grüne 6 Prozent, KDU 5 Prozent, ČSSD 4 Prozent.
Jägerndorf: Ano 31 Prozent, Regional I 31 Prozent, SPD 11 Prozent, Spolu 11 Prozent, KSČM 8 Prozent, Stan 5 Prozent, ČSSD 4 Prozent.
Mährisch Schönberg: Ano 31 Prozent, Regional I 12 Prozent, Top 09/Stan 14 Prozent, KDU 10 Prozent, ODS 5 Prozent, Regional II 5 Prozent.
Lundenburg: Ano 47 Prozent, Stan 16 Prozent, Regional I 10 Prozent, Regional II 9 Prozent, SPD 7 Prozent, ODS 5 Prozent, KDU 5 Prozent.
Göding: Regional I 31 Prozent, Ano 21 Prozent, SPD 14 Prozent, KDU 11 Prozent, Regional II 7 Prozent, KSČM 7 Prozent, ČSSD 4 Prozent.
Znaim: Ano 28 Prozent, Regional I 18 Prozent, SPD 12 Prozent, Spolu 11 Prozent, Regional II 8 Prozent, Regional III 6 Prozent.
Prachatitz: Unabh. 28 Prozent, ODS/ Top 19 Prozent, Regional I 13 Prozent, Ano 11 Prozent, Regional II 10 Prozent, Regional III 6 Prozent, KDU 6 Prozent.
Strakonitz: Regional I 30 Prozent, Regional II 27 Prozent, ODS 4 Prozent, KDU 4 Prozent.
Neuhaus: Ano 15 Prozent, Regional I 14 Prozent, ODS 14 Prozent, Regional II 11 Prozent, Stan 8 Prozent, Piraten 8 Prozent, SPD 7 Prozent, Unabhängige 5 Prozent.
Klattau: ODS 26 Prozent, ČSSD/Ano 20 Prozent, KDU 18 Prozent, Unabh.14 Prozent, SPD 10 Prozent, Piraten 4 Prozent, KSČM 5 Prozent.
Tachau: Regional I 34 Prozent, ČSSD/ Regional II 20 Prozent, Regional III 15 Prozent, Regional IV 10 Prozent.
Der Oktober wird in der katholischen Kirche als Rosenkranzmonat bezeichnet. In jenen 31 Tagen, die auf das Allerheiligenfest am 1. November zuführen, sind Katholiken besonders eingeladen, sich dieser althergebrachten und bewährten Gebetsform zu bedienen. Vielfach ist der Rosenkranz zwar aus der Mode gekommen, es gibt aber auch bei einzelnen kirchlichen Gruppierungen den Trend, ihn neu zu entdecken. Dafür werbe ich gerne, weil auch ich immer wieder zum Rosenkranz greife, um mit dieser Perlenschnur innere Ruhe und die Begegnung mit dem Himmel zu suchen.
Ich empfinde das Rosenkranzbeten mit seiner häufigen Wiederholung des „Gegrüßet seist du, Maria“ keineswegs als monoton. Im Gegenteil, das Murmeln der immer gleichen Worte macht mich eher wach. Ich empfinde es wie das leise Murmeln des Wassers in einem Bach- oder Flußbett. Das Wasser kommt aus dem Ursprung einer Quelle, die ich nicht gegraben habe und die auch nicht mir allein gehört, und es führt in die Weite eines Ozeans hinein, der meiner Verfügung ebenfalls entzogen ist. Aber wenn ich eine gewisse Strecke entlang eines Baches oder Flusses mit seinem murmelnden Wasser gehe, weiß ich mich mit Ursprung und Ziel in gleicher Weise verbunden. So empfinde ich das auch beim Rosenkranzbeten. Ich fühle mich verbunden mit dem Himmel als lebensspendender Herkunft und ewiger Zukunft von Welt und Menschen.
Die Metapher des Gehens entlang einem Bach oder Fluß läßt sich noch weiterdenken. Gerne bete ich den Rosenkranz alleine und im Gehen. Ich bewege mich in der freien Natur, die ich dann als Schöpfung Gottes in besonderer Weise wahrnehme, zugleich aber fühle ich mich auch begleitet. Es ist Maria, die Mutter Jesu, die mich mit ihren Augen und ihrem Herzen die Geheimnisse der Heilsgeschichte sehen lehrt und mir zudem neue Perspektiven schenkt, Perspektiven, die meinen Glauben und mein Leben besser zusammenführen, als das im Alltag meist der Fall ist. Zudem kommen mir im gehenden Beten des Rosenkranzes auch Menschen in den Sinn, die entweder mich ein Stück meines Lebensweges begleitet haben oder denen ich mich als Begleiter verbunden und verpflichtet fühle. Ich kenne kaum eine andere Gebetsform, die mir das Beten für andere so leicht macht wie der Rosenkranz.
Freilich gestehe ich: Mir gelingt nicht, den Rosenkranz täglich zu beten. Oft aber habe ich die Gebetsschnur im Hosensack stekken. Da wo meine Schlüssel oder das Handy sind, soll auch etwas sein, das mir Trost und Halt, Hoffnung und Zuversicht vermittelt. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein Interview mit Theo Waigel, dem früheren Finanzminister und CSU-Vorsitzenden. Gibt es etwas, was er immer bei sich habe, wurde er gefragt. „Sie werden es nicht glauben“, sagte er, „einen Rosenkranz habe ich immer bei mir, und sollte ich einmal plötzlich sterben, kann man mir den Rosenkranz auch gleich in die Hand legen.“ Respekt!
❯ Das Regierungsbündnis von Premierminister Petr Fiala kann sich bei den Kommunal- und Senatswahlen überraschend gut behauptenIm Sommer war Andrej Babiš mit dem Wohnmobil durch die Republik getourt. Peter Barton Premierminister und ODS-Vorsitzender Petr Fiala am Wochenende bei der Stimmgabe für die Kommunal- und Senatswahlen. Foto: Vlada.CZ/Twitter
In Osterburken war er bereits zur Welt gekommen. 1966 hei ratete er die Kuhländlerin Gretl Baumgartner aus Emaus bei Odrau. Sie war Ortsbetreuerin, und so fand auch Kilian zu unse rer Heimatarbeit. Ab 1996 unter stützte er Gretl mit großem En gagement bei ihren Aufgaben, so daß er 2003 die Ortsbetreuung von Petersdorf/Vražné, Hein zendorf/Hynčice und auch von Emaus/Emauzy übernahm und bis heute innehat. Im selben Jahr trat er als Amtsträger in die Su detendeutsche Landsmannschaft ein.
Kilian Leitz ist eine sehr kom munikative Persönlichkeit. Schon bald nahm er Kontakt zu den Bürgermeistern und Bür gern seiner zu betreuenden Ort schaften in der Tschechischen Republik auf und knüpfte vie
le freundschaftliche Verbindun gen. Damit trug er eindrucksvoll zur Annäherung und Verständi gung zwischen Tschechen und Kuhländlern bei. Außerordent lichen Einsatz zeigte er im Jah re 2005 als Mitinitiator des Lapi dariums in Neutitschein/Nový Jičín bei dessen Planung sowie bei der Realisierung und Einwei hung. Dieser große Friedhofs teil mit mehr als 200 deutschen und tschechischen Gräbern wur de zum Andenken an die ehe maligen deutschen und tschechischen Bewoh ner der Stadt angelegt, die dort gemeinsam ge lebt hatten.
Gern spendete er auch für die Kapelle an der Straße der Verstän digung bei Bautsch, die 2011 eingeweiht wur de. Außerdem ist er seit 2013 Ehrenmitglied des Klubs der Freunde der Stadt Nový Jičín und fördert finanziell dessen Projekte. Als der Klub am Haus der jüdischen Familie Mannhei
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mer eine Gedenktafel für den Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer anbrachte, unter stützte dies Kilian Leitz großzü gig. Zusammen mit dem dama ligen Oberbürgermeister Jaros lav Dvořák enthüllte er 2017 die Tafel. Leidenschaftlich kämpfte Kilian Leitz um den Fortbestand des Stiftungsfonds Geburtshaus J. G. Mendel in der Tschechi schen Republik für die 2007 ein geweihte Mendel-Begegnungs stätte in Heinzendorf, die den noch 2018 in den Besitz der Gemeinde Peters dorf überging.
Aber auch in Deutschland kümmerte er sich rührig um Kuh ländler Belange wie um die Organisation und Durchführung von Hei mattreffen und Kultur fahrten. Er sicherte die Odrau-Sammlung, die seit dem Tod des Begründers Gerhard Joksch im oberbayerischen Neu burg an der Donau lagerte, und überführte sie in die Patenstadt der Kuhländler nach Ludwigs burg. Dort gibt es heute Proble me mit der Unterbringung.
Nie ließ er es sich nehmen, mit der Münchener Trachtenund Tanzgruppe aufzutreten und als Träger der Kuhländler Tracht an zahlreichen Umzügen und Veranstaltungen teilzuneh men. 2016 realisierte er zusam men mit dem Ortsbetreuer von Mankendorf, Josef Christ, die Erweiterung der Gedenkstätte auf dem Friedhof von Osterbur ken für die unschuldigen Opfer von Krieg, Flucht und Vertrei bung. Aus diesem Anlaß wurde ihm die Ehrennadel der Sudeten deutschen Landsmannschaft ver liehen. So lange es ihm gesund heitlich möglich war, gestaltete er bei jedem Sudetendeutschen Tag den Stand des Kuhländchens und hinterläßt heute, nicht nur in diesem Fall, eine nicht zu schlie ßende Lücke.
Leider blieb Kilian Leitz nicht von Schicksalsschlägen ver schont. Liebevoll pflegte er seine schwerkranke Frau Gretl bis zu ihrem Tod im Jahre 2018, obwohl er sich selbst einer großen Ope ration unterziehen mußte und gegenwärtig in einem Senioren heim in Osterburken wohnt.
Mit seinen langjährigen Er fahrungen, Kenntnissen, Ide en und deren Umsetzungen trug Kilian Leitz für die Kontinui tät und eine effektive Fortent wicklung der Heimatarbeit für das Kuhländchen und der Hei matgliederung in der SL bei. Wir hoffen, daß er weiterhin sei nen Optimismus und seinen Hu mor behält, damit er noch lan ge die Früchte seiner nachhal tigen Arbeit für unsere alte und neue Heimat genießen kann. Die Kuhländler Landsleute sowie sei ne tschechischen Freunde sagen ihm ein herzliches Vergelt‘s Gott für seine Menschlichkeit und sei ne großen Verdienste um unsere unvergessene Heimat, die auch zu seiner wurde. Wir wünschen Kilian Leitz von Herzen alles er denklich Gute, beste Gesundheit und Wohlergehen. Möge Gottes reicher Segen ihn stets begleiten.
Ulf BroßmannDie Kolonaden in Marienbad.
Am Wochenende fanden die Ma rienbader Gespräche des Sude tendeutschen Rates statt (Þ Sei te 1). Deshalb berichten wir über die Geschichte dieses Heilbads.
Marienbads Ursprung ist eng mit der Gründung von Stift Tepl verbunden. Um 1193 beauf tragte der Böhmische König Graf Hroznata von Ovenec mit der Grenzsicherung des Tepler Tals. Nach dem frühen Tod von Frau und Kind trat Hroznata 1198 in Rom den Prämonstratensern bei, kehrte 1202 nach Tepl zurück und gründete dort das Prämon stratenserstift. Er erlitt den Mär tyrertod und wurde 1897 seligge sprochen.
Spätestens seit Beginn des 16. Jahrhunderts wußte man von den Heilquellen. 1765 ließ Maria Theresia die Zusammensetzung des Heilwassers untersuchen. 1788 hatte der Ort 21 Hausnum mern, darunter ein Schlößchen, einen Maierhof, eine Schmie de und eine Mühle, und gehör te bis 1848 dem Prämonstraten serstift. 1779 wurde ein hölzernes und 1804 bis 1807 ein steinernes Kurhaus errichtet. 1808 bekam der Ort den Namen Marienbad nach einer 1755 bei einem Mari enbild entsprungenen schwefel haltigen Quelle – und wurde als Kurort anerkannt. Die Hotels, die Sanatorien und der Kurpark wur den im Stil des Klassizismus im 19. Jahrhundert errichtet.
Die Heilquellen von Marien bad sprudeln erst etwa seit 1820, nachdem die ersten Badestuben vom Stiftsarzt Josef Nehr 1791 in Karlsbad und seinem Nachfolger Karl Josef Heidler eingerichtet worden waren und Abt Karl Pro kop Reitenberger dies in Mari
wurden die ersten Kurhäuser ge baut. Abt Reitenberger brachte den Kurbetrieb in Schwung. Das gefiel den meisten Mitbrüdern nicht, sie hielten das für zu pro fan und schickten ihn ins Exil. Abt Reitenberger starb 1860 im Stift Wilten bei Innsbruck in der Tiroler Verbannung fern der ge liebten Heimat. Später erkann ten die Tepler Prämonstratenser die Weitsicht ihres früheren Ab tes. Posthum errichteten sie ihm zu Ehren eine Bronzestatue, die beim Singenden Brunnen steht und 1986 eingeweiht wurde.
Die Verbindung zwischen Ma rienbad und dem Stift Tepl war bis 1848 sehr eng gewesen, da Abt Reitenberger die Finanzen verwal tete. Die unter ei ner klassizistischen Säulenhalle liegen de Kreuzquelle ist das Wahrzeichen von Marienbad, wo sich auch die Bron zebüste von Jo sef Nehr befindet.
Goethes Logis Zur Goldenen Traube 1823 beherbergt heute das Stadtmu seum.
Das ehemalige Hotel Wei mar diente für große Festivitä ten, nicht nur zu Goethes Zeiten, sondern auch zur Zeit König Ed wards VII. von England, der 1903 bis 1909 die Entente gegen die Mittelmächte ausheckte. Darun ter, hangabwärts, befindet sich die Pfarrkirche Mariä Himmel fahrt, ein achteckiger neubyzan tinischer Bau, vom Münchener Architekten Guttensohn (1844–1848) errichtet. Die 33 Treppen sollen an die Le bensjahre Christi erinnern. 1857 wur de eine evangeli sche Kirche erbaut. 1861 kam eine Syn agoge hinzu. 1865 wurde Marienbad zur Stadt erhoben und 1866 mit ei nem Wappen be dacht.
Statuen der einstigen Marienbad-Besucher Kaiser Franz Joseph I. und König Edward VII.
enbad 1813 und Bernhard Adler 1793 in Franzensbad getan hat ten.
Johann Wolfgang von Goethe nannte Marienbad 1820 die „Per le des Kaiserwaldes“ und schrieb dort seine „Marienbader Elegie“. Aus dem Kaiserwald sprudeln mehr als 42 Quellen. Um 1800
Das Wappen ist geteilt und zeigt oben in Gold das nimbierte Brust bild der Mutter gottes im roten Un ter- und blauen Obergewand, das Jesuskind auf ihrem linken Arm, daneben ein rundes Gebäude mit vier Fenstern und einer Kup pel mit einem Patriarchenkreuz obenauf. Darunter ist in Silber auf einem grünen Schildfuß ein silbernes Becken auf zwei Stufen, von einer grünen Schlange um schlungen, die vom überquellen
die meistgekauften weil sie so gut sind!
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den Wasser schlürft; Symbol für die Kur und den Sieg der Mut tergottes über die Sünde, deren Symbol die Schlange ist.
Die heutige Hauptstraße hieß in alten Zeiten Kaiserstraße. Das Schloß Sanssouci gehörte Kanz ler Klemens Wenzel Lothar von Metternich. Es war 1835 die Ab steige des österreichischen Kai sers Ferdinand V. Das sogenann te Fürstenbad ist pompös aus gestattet. Das große Kurhaus ist im Stil der Neorenaissance er baut und beherbergt das Casino mit dem Marmorsaal. Die guß eiserne Kolonnade errichteten Wiener Architekten im Stil des Neubarock. Und Václav Skalník ent warf die Kurgärten und Parkanlagen.
An den hinteren Berghängen beim Friedhof in der Russischen Stra ße befindet sich die russisch orthodoxe Kirche, deren drei teilige Ikonostase aus Majolika, Ko bald und Porzellan bereits auf der Pa riser Weltausstel lung zu sehen war. Unter den Gä sten des Kurbades waren Adal bert Stifter, Frédérik Chopin, Richard Wagner, Gustav Mah ler, Sigmund Freud, Thomas Al va Edison, Zar Nikolaus II., Hen rik Ibsen und Mark Twain. 1904 hatte Marienbad 26 410 Kurgäste. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Gründung der Tschechoslowakei lebte die Kur wieder auf. 1929 verzeichne te das Bad den Rekord von 41 000 Kurgästen. 1931 beseitigte die Staatsregierung die Alleinverfü gungsgewalt des Stifts Tepl über Marienbad. Bäder und Bäderan lagen wurden einer Kommission aus Vertretern des Staates, der Stadt und des Stifts unterstellt.
Nach dem Münchener Ab kommen 1938 gehörte Mari enbad zum Landkreis Marien bad im Regierungsbezirk Eger im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs. Die 1884 er richtete Synagoge zerstörten die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg wur de die seit Jahrhunderten ange stammte deutsche Bevölkerung enteignet und vertrieben.
Die Kureinrichtungen wur den 1946 verstaatlicht. Nach 1948 wurde Marienbad zu einem Kurort für sozialistische Arbei ter. 1952 wurde dort ein balneo logisches Forschungszentrum gegründet. Nach der Samtenen Revolution 1989 wurden vie le staatseigene Betriebe privati siert. Viele Gebäude, vor allem die im Kurbezirk, sind inzwi schen saniert und restauriert. Man setzt wieder stark auf aus ländische Kurgäste und weiter hin auf inländische Kurgäste.
Mit zehn anderen Kurorten Europas wie Bad Kissingen, wo das Sudetendeutsche Sozial- und Bildungswerk Heiligenhof steht, wurde Marienbad 2021 in die Li ste des UNESCO-Welterbes auf genommen, just zu der Zeit, als der Sudetendeutsche Rat seine Marienbader Gespräche veran staltete.
Kürzlich veranstaltete der Adal bert-Stifter-Verein (ASV) im Su detendeutschen Haus in Mün chen eine Dichterlesung. Anna Fodorová stellte ihr Buch „Len ka Reinerová“ über ihre Mut ter vor, das kürzlich in deut scher Übersetzung erschienen war. Auch die Übersetzerin des Buches, Christina Frankenberg, war gekommen. Zuzana Jür gens, die Geschäftsführerin des ASV, moderierte die Lesung.
Die Mutter von Anna Fodo ravá, Lenka Reinerová, war 1916 zur Welt gekommen und ei ne deutsche Schriftstellerin, die vorwiegend in Prag lebte. Sie gilt als die letzte Vertreterin deutsch sprachiger Literatur in Prag. Als Jüdin mußte sie miterleben, wie ihre gesamte Familie von der Gestapo ausgelöscht wurde. Sie selber konnte nach Frankreich und später nach Mexiko fliehen. Trotz diverser Gefängnisaufent halte und Krankheiten verlor Reinerová nie ihren Lebensmut. Die Übersetzerin Christi na Frankenberg sorgte für die Verständigung, denn Fodoro vá spricht kein Deutsch. Auf die Frage, warum sie dieser Sprache nicht mächtig sei, antwortete die
lesen, wenn sie auf Tschechisch erschie nen. Aber meistens habe ich die Manu skripte gleich mit Google-Übersetzer ins Englische übertra gen.“ Fodorová lebt seit 1968 in London.
Die Übersetzerin las einige Kostproben aus dem Buch: „Ich war [bei meiner Emi gration nach London] ungefähr so alt wie meine Mutter, als sie im Ausland von der Besetzung der Tsche choslowakei durch Hitler überrascht wor den war. Es gelang ihr danach, von Ru mänien aus, wohin sie im März 1939 zu einer Reportage ge reist war, zu Hause anzurufen. Ihre Mama gab ihr zu verstehen, daß sie nicht zurückkehren sol le. Dies war das letzte Mal, daß die beiden miteinander gespro chen haben. Ich weiß nicht mehr, inwieweit mir dieser Zusammen hang bewußt war, aber ich kann mich erinnern, wie ich meiner Mutter mit bebender Stimme mitteilte, daß ich – vorüber gehend – in England bleiben wolle. Sie schwieg eine Weile. Und dann sagte sie: ,Weißt du, in der Fremde zu leben, ist kei ne einfache Sache.‘“
mit zu verdanken ha ben, ist eine junge Frau.“
Jürgens fragte, ob sich heute denn noch viele an Lenka Reinerová erinnern könnten. Durch das Buch sei die Aufmerk samkeit sicher wieder mehr auf ihre Mut ter gelenkt worden, meinte die Autorin.
In der Tschechischen Republik seien zahl reiche Exemplare ver kauft worden, und sie habe viele Lesungen und Radiointerviews halten können.
„In Deutschland hatten wir bisher nur Veranstaltungen in Mitteldeutschland.
und ein graues Sakko. Später stelle ich fest, daß mir keines von beiden besonders gut steht. Mein Mann hingegen kann nicht von der Idee lassen, zu der Feier im deutschen Parlament als unkon ventioneller Künstler zu erschei nen, und zu meiner Verzweif lung plant er, dort in einem roten Sweatshirt aufzutauchen. In letz ter Minute rettet er die Situation durch den Kauf eines eleganten dunkelblauen Anzugs.
Autorin, sie denke, das sei wohl so eine Art Protest gegen ihre El tern gewesen, nicht aber gegen Deutsch an sich. In ihrer Kind heit habe ihre Mutter verzwei felt versucht, ihr Deutsch beizu bringen und sie auch gerne bei Besuchern vorgeführt. Aber au ßer „Guten Tag“ und „Auf Wie dersehen“, habe sie nichts sa gen können. Wenn die Besucher dann nach zwei Jahren wiederge kommen seien, voller Erwartung, daß sie inzwischen ein bißchen mehr gelernt habe, sei die Ent täuschung groß gewesen.
Daß sie die Bücher ihrer Mut ter nicht habe lesen können, verwunderte Jürgens. Fodoro vá: „Die habe ich immer erst ge
Freitag, 7. Oktober eröffnet um 19.00 Uhr im Kunstforum Ost deutsche Galerie (KOG) in Re gensburg die neue Ausstellung „Wachsen und Vergehen“ mit Werken von Sieglinde Bottesch und Bernard Schultze.
Auf den ersten Blick haben die naturfarbenen stillen Objek te von Sieglinde Bottesch und die meist bunten, wild in den Raum wachsenden Arbeiten von Bernard Schultze nur wenige Ähnlichkeiten. Doch im Wesen sind sie miteinander verwandt. Beide sind an der Nahtstelle zwi schen Kunst und Natur angesie delt. Das macht auch ihren Reiz aus – die künstlichen Formen vermitteln das Gefühl lebendiger Geschöpfe und ihrer Verwand lungen. Der Titel „Wachsen und Vergehen“ ist Ausgangspunkt und Motto der Ausstellung, die beide Künstlerpositionen gegen überstellt.
Die Bildhauerin und Grafi kerin Sieglinde Bottesch, gebo ren 1938 im siebenbürgischen Hermannstadt/Sibiu, beschäf tigt sich insbesondere seit ihrer Emigration nach Deutschland im Jahr 1987 mit der Natur und de ren Prozessen. Von inneren Im pulsen ausgehend, erfaßt sie die Zwischenstadien des Seins – die Übergänge, ohne diese genau zu definieren. Aus Keraquick, Gips,
Fodorová: „Es ist nicht leicht, die Heimat zu verlas sen. Man fühlt sich im Ausland nicht zuhause. Wenn man aber einige Zeit im Ausland lebt, ist das ursprüngliche Zuhause auch kein richtiges Zuhause mehr. Und die Ironie, wie sich alles in einer Familie so fort setzt, ist, daß nun auch meine englisch sprechende Tochter weder die tschechische noch die deutsche Ausgabe meines Buches lesen kann.“Anna Fodo rová kam 1946 in Belgrad zur Welt und wuchs mit ihren Eltern in Prag auf. Schon während sie ein kleines Mädchen war, muß te ihre Mutter aufgrund der sta linistischen Säuberung ins Ge fängnis.
Eine weitere Stelle aus dem Buch: „Es ist nicht einfach ge wesen, mit El tern aufzuwach sen, die Helden waren. Mein Vater hatte sich als junger Mann auf den Weg nach Spanien gemacht, um gegen die Franco-Diktatur zu kämpfen. Mutter hatte das Leben durch mehrere Gefängnisse geführt, lange Zeiten unter den Bedin
gungen der Einzelhaft mit ein geschlossen. Sie hatte grausa me Behandlungen erfahren müs sen und sich trotz alledem einen lebenslangen Optimismus be wahrt.“
„Es war eine schwere Zeit“, erzählte Fodorová. „Aber wenn man Eltern hat, die Schriftstel ler sind, die sich über alles No tizen machen, weil es eventuell zur Veröffentlichung verwend bar sein könnte, und die dadurch vielleicht Schicksalsschläge bes ser ertragen können, dann freut man sich selber auch über je des neue Material. Meine Mut ter fragte mich oft, hast Du das auch alles notiert? Und ich sag te: ,Ja, natürlich.‘“ „Der Titel ,Lenka‘, wie ist es dazu gekom men?“, fragte die Moderatorin. Ob sie ihre Mutter denn mit ih rem Vornamen angesprochen ha be. Fedorova: „Nein, ich habe sie nicht so genannt. Der Titel ,Len ka‘ gefällt mir eigentlich nicht und manches andere auch nicht. Das war eine Entscheidung des Verlegers. Was mir aber sehr ge fällt, ist das Foto zu Anfang des Buches, auf dem ich mit mei ner Mutter in Prag auf der Straße spazieren gehe.“
Daß dieses Buch dann kurze Zeit später auf Deutsch erschien, sei vielen glücklichen Zufällen zu verdanken gewesen. Der Best seller-Autor Jaroslav Rudiš habe seiner Lektorin davon vorge schwärmt, und dadurch sei der Verlag aufmerk sam geworden. Das deutsche Buch trage noch den Untertitel „Abschied von meiner Mutter“.
Aber auch dieser Titel sei nicht bezeichnend. Das sei nur ein kleiner Anteil in dem Buch.
Es handele zwar vom letzten Le bensjahr, enthalte aber doch auch zahlreiche Rückblicke.
Lenka Reinova sei bereits 2008 gestorben, merkte Jür gens an. Wie es denn dazu kom me, daß sie erst zwölf Jahre spä ter ein Buch über sie veröffentli che? Fodorová: „Die Krankheit meiner Mutter, alle Umstände waren sehr schwer, und um das besser zu verste hen, habe ich vie les aufgeschrie ben.“ Dann habe sie gehört, daß jemand ein Buch über ihre Mut ter schreiben wolle.
Darauf habe eine Freundin zu ihr gesagt: „Warum schreibst Du nicht eines?“ Fodorová sei ei gentlich der Überzeugung ge wesen, daß ihre Mutter bereits alles über sich geschrieben ha be. „Doch dann sah ich die 150 Seiten englischer Notizen durch und begann, ein Buch auf tsche chisch zu schreiben. Es sollte kei ne Biographie werden, sondern ein Buch voller Spannung. Und das Thema ,Mutter‘ betrifft uns ja alle.“
Als Psychoanalytikerin mit der Spezialisierung auf transgene rationale Traumata ist Fodoro vá natürlich prädestiniert für ein solches Thema. Sie hat bereits ei nige Bücher veröffentlich, darun ter das Buch „Train impatience“ – Trainiere Ungeduld.
„Das Buch ist auch für die be stimmt, die meine Mutter nicht gekannt haben“, sagte die Au torin, „besonders auch für jün gere Leser. Da hatten wir ja be reits Erfolge gehabt. Viele jun ge Leute haben das Buch auf tschechisch gekauft. Auch die Lektorin, der wir die Veröffent lichung des deutschen Buches
Gipsbinden, aber auch Chinapa pier und Naturmaterialien ent wickelt sie seit 2000 plastische Arbeiten, die wie rätselhafte, in
sich ruhende Wesen aussehen – mal tierähnlich, mal an Pflan zen erinnernd. Auch ihre gra phischen Kompositionen bewe
gen sich zwischen Motiv und Ab straktion, wie man schon 2013 bei ihrer Einzelausstellung „Kon tinuum“ im Haus des Deutschen
In Berlin, Erfurt und Dresden gab es viele Leute, de nen meine Mutter ein Begriff ge wesen war. Einige hatten ein si gniertes Buch von ihr dabei und auch mich gebeten, zu unter schreiben. Manche haben ein fach Geschichten erzählt, wie daß sie sie zum Beispiel auf Ver anstaltungen gesehen hätten. So berichtete einer: ,Ich habe Lenka damals erlebt. Als ich noch Stu dent war, kam ei ne Delegation aus der Tsche choslowakei. Und da saß ich am gleichen Tisch wie sie.‘“ Oder: „Ich habe damals ihre Bücher verkauft.“ Das waren alles per sönliche Begegnungen. In der ,DDR‘ war sie wirklich ein Be griff.“
Jürgens erwähnte zum Schluß die Einladung des Deutschen Bundestages anläßlich des Ge denkens an die Opfer des Natio nalsozialismus, bei dem Lenka Reinerová eine Rede habe halten sollen (Ý SdZ 5/2008).
Die Übersetzerin las einen letz ten Ausschnitt: „Das neue Jahr kommt, und Mutter entscheidet, nicht nach Berlin zu fahren. Eine bekannte deutsche Schauspiele rin wird die Rede an ihrer statt im Deutschen Bundestag vortra gen. Mein Mann, meine Tochter und ich sind als Ehrengäste ein geladen. Unsere Vorbereitungen betreffen vor allem die Kleidung. Unsere Tochter ist es gewohnt, auf internationalen Konferen zen aufzutreten, sie hat für die WHO in Genf gearbeitet, ist für derlei Anlässe also ausgestattet. Nur ich verbringe mehrere Tage damit, von Geschäft zu Geschäft zu laufen. Langsam überkommt mich Panik, schließlich entschei de ich mich für ein graues Kleid
Wir werden in einem pompö sen Hotel gegenüber dem Deut schen Bundestag unweit des Brandenburger Tors unterge bracht. Vor der Rede hat man für uns ein kurzes Treffen mit An gela Merkel arrangiert. Sie er scheint in Begleitung ihrer viel köpfigen Entourage. Wir neh men in Sesseln Platz. Kaffee und Kuchen werden gebracht. Al le sind sehr entgegenkommend, aber in Anbetracht der Tatsache, daß eigentlich keiner von ihnen meine Mutter kennt, sind wir et was in Verlegenheit, worüber wir mit ihnen Konversation machen sollen. Mir ist in Erinnerung ge blieben, daß wir mit der Kanzle rin darüber sprachen, wie schwer es sei, ein gesundes Gewicht zu halten und ob man ins Fitnesstu dio gehen sollte oder nicht, aber selbstverständlich ist das eine große Ehre für uns.“
Die erfrischende Ehrlichkeit, mit der Fodorová ihre Beobach tungen schildert und die beson dere Harmonie zwischen den drei starken Frauen auf dem Po dium – der Autorin, der Über setzerin und der Veranstalterin – ließen diese Abendveranstal tung zu einem außergewöhnlich angenehmen Erlebnis werden.
Birte RudzkiOstens in München hervorra gend sehen konnte.
Der aus dem pommerschen Schneidemühl/Piła stammen
Anna Fodorová: „Lenka Reinerová. Abschied von meiner Mutter“. Ver lag btb, München 2022; 204 Seiten, 12,00 Euro. (ISBN 978-3-442-77234-
de Bernard Schultze (1915–2005) war im Jahr 1952 Mitbe gründer der Künstlergemein schaft Quadriga und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der abstrakten Stilrichtung des Informel in Deutschland. Trotz eines vom Unterbewußtsein ge steuerten Herstellungsprozesses bleiben seine abstrakten Grafi ken, (Relief-)Bilder und Skulptu ren assoziativ und verweisen auf traumhafte Gegenwelten.
Mitte der 1950er Jahre begann er, zweidimensionale Arbeiten durch Einklebungen plastisch in den Raum zu erweitern. Das erste vollplastische Objekt, den „Mi gof“, schuf er 1961. Mit dieser Wortneuschöpfung bezeichnete der Künstler seine Kreaturen, die ihm zufolge „die Heiterkeit nach der Katastrophe“ verkörpern.
Bis Sonntag, 8. Januar 2023: „Wachsen und Vergehen. Sieg linde Bottesch – Bernard Schult ze“ in Regensburg, Kunstfo rum Ostdeutsche Galerie, Dr.-Jo hann-Maier-Straße 5. Dienstag bis Sonntag 10.00–17.00, Don nerstag 10.00–20.00 Uhr. Inter net www.kunstforum.net, Telefon (09 41) 29 71 40. Eintritt 6, ermä ßigt 4 Euro.
Im Bayerischen Fernsehen wur de in der Serie „Kunst & Krem pel“ ein altösterreichischer Bug holzstuhl untersucht.
Bei „Kunst & Krempel“, der Sendung des Bayerischen Rundfunks, tauchte in der Sen dung vom 3. September aus der Kemptener Residenz ein beson derer Stuhl auf. Eine Dame aus der Schweiz hatte ihn mitge bracht und begeisterte die Ex perten. Ein „noch nie gesehe nes Stück“, bei dem man die Verwandtschaft mit den Wiener Bugholzmöbeln bemerke, aber bei dem die Formen verschiede ner Teile englischen Möbeln um 1800 folgen würden.
Tradition und Moderne sei en hier gelungen verbunden, so Hans Ottomeyer, einer der Fach leute. Man sehe es ihm an, so der Münchener Kunsthistoriker: ein sicher sehr bequemer Stuhl, denn die Sitzfläche sei anato misch geformt, die Lehnen seien weit gestellt. Und die Rückenleh ne habe eine vernünftige Schwei fung, und aller Vermutung nach sitze das Rückenbrett auch gera de als Lendenwirbelstütze in der richtigen Höhe des Rückens.
Der Stuhl sei aus Buchen holz, aber dunkel gebeizt, um nach Nußbaum, dem wertvoll sten heimischem Holz der Zeit, auszusehen. Jedoch sei die Her stellung hochindustriell. Die Fir ma Jacob & Josef Kohn, Konkur rent der Gebrüder Thonet, habe diesen Stuhl teilweise durch Bie gung von Langholz hergestellt und wunderbar ergonomisch ge formtes, gepreßtes Sperrholz als Sitzfläche verwendet. 1849 hat te der jüdische Unternehmer Ja cob Kohn (1791–1866) mit sei
nem Sohn Josef (1814–1884) im mährischen Wsetin eine Fabrik zur Herstellung hölzerner Bau teile gegründet. Diese Manufak tur firmierte zwar in Wien, aber die Produktionsstätten lagen vor allem im mährischen Wsetin und im böhmischen Jitschin sowie in Krakau und Teschen.
Bei einer Sitzprobe von Re staurator Eberhard Roller bestä
tigte sich das angenommene gute Sitzgefühl für viele unterschied liche Körpergrößen. Das leichte Quietschen des Stuhls stehe für ein besonderes Qualitätszeichen, denn gute Stühle hätten ein ge wisses Spiel für gutes Sitzen. Die ratsuchende Dame, die den Stuhl erst vor vier Jahren von ih rem Onkel geerbt hatte, bestätig te, daß sie den Stuhl selbst tag
täglich nutze, er also auch ihr be quemes Sitzen erlaube.
Und die Schätzung der Exper ten belief sich dann auch auf er staunliche 1500 bis 2000 Euro für einen Stuhl des späten 19. Jahr hunderts. Gerade die Bugholz möbel kämen noch sehr dem heutigen Geschmack entgegen und seien deshalb noch viel ge sucht. Ein Fehler unterlief den
Experten bei aller Begeisterung für das „noch nie gesehene Mö bel“ jedoch augenscheinlich bei der Datierung.
Das gute Stück kann nicht um 1870 bis 1890 bei den Gebrüdern Kohn hergestellt worden sein. Die eingeblendete Marke „Jacob & Josef Kohn“ an der Unterseite des Stuhles enthielt sichtbar auch den Aufdruck „Made in Czecho slowakia“. Der Stuhl stammt da her aus der Zeit, in der die Fabrik mit Thonet und Mundus fusio niert hatte. Die österreichische Mundus AG wurde 1907 vom jü dischen Kaufmann Leopold Pil zer (1871–1961) aus Galizien als Zusammenschluß einiger kleiner Produzenten von Bugholzmö beln gegründet und faßte bei der Gründung sieben Firmen zusam men: k. k. privilegierte Fabrik massiv gebogener Möbel Rudolf Weill & Co. (Buczkowice), Josef Hofmann Nachfolger (Bielitz), Josef Jaworek Möbelfabriken (Teschen), Rudolf Lazar (Nie mes), Friedrich Flaschner (Bo denbach), J. Sommer (Mährisch Weißkirchen) sowie Schlosser und Hückel (Drholec). Nach der österreichischen Mundus AG wurde kurze Zeit später ebenfalls von Pilzer eine ungarische Firma Mundus mit Sitz in Budapest ins Leben gerufen.
Jacob & Josef Kohn produ zierte jedoch noch weiterhin bis 1937 in der Ersten Tschechoslo wakischen Republik unter dieser Marke. Ulrich Miksch
Die Walther-Hensel-Gesell schaft veranstaltete zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg ein Sonn tagssingen in Stuttgart.
Wenn auch ohne Sonne drau ßen, so war doch an die sem Sonntag die Sonne im Her zen der Teilnehmer, weil endlich wieder ein ganzer Tag unter der Leitung von Herbert und Gerlind
Preisenhammer gesungen wer den konnte.
Zehn Lieder wurden erarbei tet, beispielsweise aus Sieben bürgen „Es saß ein klein wild Vögelein“ und aus der Slowa kei „Schon blühn die wilden Ro sen“. Von Walther Hensel wur de der Erntekanon „Segne du, o Herr, des Jahres Krone“ aus der kirchen-musikalischen Erntefei er für Volkschor mit Begleitung von Streichern, Bläsern und Pau
ken in man cherlei Zu sammen stellung bis zum vollen Orchester gesungen.
Passend zur Ernte zeit erklang das Lied mit dem Text „Ist
wohl ein‘ schöne Zeit, wenn man den Weizen schneid, der Weizen kommt in die Kammer, das Un kraut kommt in die Flammen“ aus Kärnten und Tirol.
Der Herbst wurde mit „Bunt sind schon die Wälder“ von Jo hann Friedrich Reichardt (1757–1814) und „Der Apfel ist nicht gleich am Baum“ nach einem Text von Hermann Claudius und der Musik von Fritz Werner an gesungen.
Zum Abschluß des Singens erklang das Lied von Werner Gneist „Wie die hohen Sterne kreisen“. Es war ein gelungener Singsonntag, der allen Teilneh mern überaus viel Freude brach te. tr
Wintersingwoche mit Singen, Musizieren und Werken: Mitt woch, 28. Dezember bis Mittwoch, 4. Januar in Lörrach in BadenWürttemberg.
Vor einem Jahr weihte der hessische SL-Altkreis Schlüchtern einen Gedenkstein für die Vertrie benen des Zweiten Welt krieges auf dem Friedhof ein. Videoaufnahmen die ses denkwürdigen Tages standen Mitte Septem ber auf dem Programm der Kreisgruppe. Kreis obmann Roland Dwor schak begrüßte im Hotel Stadt Schlüchtern die Gä ste, und Dorothea Her den und Manfred Gischler zeigten ihre Film- und Fo to- aufnahmen. Die „Egerländer Boum“ aus Bad Orb boten den musi kalischen Rahmen.
Text: Antje Hartelt
� SL-Kreisgruppe Bonn/Nordrhein-Westfalen und BrunaMitte September fand auf dem Münsterplatz in Bonn der Ost deutsche Markttag statt. Die nordrhein-westfälische SLKreisgruppe Bonn gestalte te mit der Bruna, dem Heimat verband der vertriebenen deut schen Brünner, einen Stand.
Auf dem Ostdeutschen Markt tag wird alljährlich im Rah men des Tages der Heimat über Kultur und Geschichte der deut schen Vertreibungsgebiete in Mittel- und Osteuropa informiert. Neben kulinarischen Speziali täten stellen Heimatkreise wie Brünn und Stolp, Landsmann schaften oder die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen Bü cher, Erlebnis- und Arbeitsbe richte und ähnliches vor. Zahlrei che Ausstellungstafeln informie ren über Anliegen der Verbände und der Vertreibungsgebiete.
Bei einem wechselnden Pro gramm auf einer großen Büh ne flanierten Besucher durch die Budenvielfalt. Die Stände befan den sich zwischen dem Beetho ven-Denkmal und dem Münster, in dem 1314 Friedrich der Schöne von Österreich und 1346 Karl IV. zu deutschen Königen gekrönt wurden. An den Ständen pro bierten die Besucher Piroggen, Mohnkuchen, baltische Schnäp se, Breslauer Domlikör und wei tere Leckerbissen. Gefragt wa ren die selbstgemachten Sieben bürger Stullen mit Schmalz und Zwiebeln.
In farbenfrohe Gewänder ge kleidete Trachtenträger und Tanzgruppen aus Schlesien und Siebenbürgen drehten sich auf der Bühne. Mancher blätterte lie
ber in den ausliegenden Büchern und Broschüren oder unterhielt sich mit den Standbetreuern. Stimmungshöhepunkt war der Auftritt des Musikcorps KölnFlittard. Dieses rheinische En semble trat mit 17 Musikern auf.
Da die Flittarder ein breites Re pertoire an böhmischer Blasmu sik haben, konnte sie die SL Bonn erfolgreich ins Kulturprogramm des Ostdeutschen Markt tages vermitteln. Stephan Krüger von der Bruna stell te das Musikcorps vor und betonte, daß Teile der Ver triebenenkultur Einzug in die einheimische Kultur gefunden habe. So würden beide Seiten profitieren.
Dank einer Sendung der SL-Bundesgeschäftsstelle in München gab es reich lich Infomaterial über Kul tur und Geschichte der Su detendeutschen. Obwohl es im Gegensatz zu den früheren Jahren relativ regnerisch war, kamen im mer wieder Interessierte an den Stand. Viele schwelgten in Kind heitserinnerungen, wenn sie von den Orten sprachen, in denen sie zur Welt gekommen und aufge wachsen waren.
Die Bruna hatte naturgemäß viel Brünn-Literatur mitgebracht. Für den schnellen Leser gab es ein kurzgefaßtes Faltblatt. Aus führlicher war eine breite Dar stellung über Kultur und Ge schichte in „Brünn im Wandel der Zeit“. Wer, angeregt durch die Bruna-Ausstellungen, et was über herausragende Brünner Persönlichkeiten wissen woll te, konnte im „Lexikon berühm
ter Brünner Persönlichkeiten“ fündig werden. Über das dunkle Geschichtskapitel, den Brünner Todesmarsch mit 5200 Opfern, informierte das Buch „Němci ven!“. Wen die Brünner Mund art interessierte, dem half „Brin narisch“.
Stephan Rauhut, Bundesvor sitzender der Schlesier und BdVKreisvorsitzender, eröffnete den
nen Ukraine-Stand. Rauhut hatte den Vorsitzenden der deutschen Minderheit der Ukraine nach Bonn eingeladen. Krankheits bedingt konnte Wladimir Leys le leider nicht kommen. Statt dessen wurde sein Grußwort vor gelesen. Darin berichtete er von den großen Kriegszerstörungen. Er hoffe auf eine Unterstützung beim Wiederaufbau nach dem Krieg.
Mitte September fand das 34. Landestreffen des Landes verbandes Hessen des Bun des der Eghalanda Gmoin (BdEG) in Lich statt.
Fast 70 Jahre lang beste hen der Landesverband der Egerländer Gmoin und die Egerland-Jugend in Hes sen. Die Gmoin bildeten für die Heimatvertriebenen Eger länder eine Gemeinschaft zum Aufrechterhalten ihrer Mundart und ihrer Traditio nen. Diese Aufgabe übernah men im Kreis Gießen beson ders die Gmoin z‘ Hungen und z‘ Gießen. Stolz ist man über die Ernennung der Egerlän der Tracht(en) zur „Tracht des Jahres 2022“ durch den Deut schen Trachtenverband. Al le zwei Jahre findet das Lan destreffen der Egerländer in Hessen statt, diesmal in den Räumen der katholischen Kir chengemeinde Sankt Paulus in Lich.
rechterhaltung der Traditi on. Dies geschehe besonders in den Tanzgruppen, wie der Auftritt des Egerländer Volks tanzkreises aus den Gmoin z‘ Braunfels, z‘ Dillenburg und z‘ Herborn beweise. Mona Hafer konnte anschließend den Langsdorfer Felix Mück stein für seinen Einsatz mit dem bronzenen Jugendabzei chen des Bundes der Eghalan da Gmoin (BdEG) auszeichnen.
Markttag. Ausgehend vom Leit wort „Vertriebene und Spätaus siedler: Brückenbauer in Europa“ wies er auf das Elend von Flucht und Vertreibung hin. Infolge des Krieges in der Ukraine sei dies leider ein aktuelles Thema. Denn auch in der Ukraine leb ten noch immer Deutsche als hi storische Minderheit. Zwar habe man das alles unter das Gesamt dach „Deutsche aus Rußland“ gepackt. Durch die Ereignis se in den letzten Monaten woll ten aber die Deutschen aus der Ukraine nicht mehr unter diesem Dach eingeordnet werden. Neu geschaffen habe man deshalb ei
Rauhut sprach auch über die Lage der Deut schen in Polen. Wie im Kommunismus werde dort die deutsche Minderheit wieder diskriminiert. Der Unterricht in deutscher Sprache werde für 50 000 schulpflichtige Kinder der deutschen Volksgruppe massiv behindert. Die na tionalistische Regierung habe den größten Teil des Deutschunterrichts gestri chen. Rauhut sieht dar in eine Stimmungsmache der regierenden PiS-Par tei vor den Parlamentswahlen 2023. Es dürfe nicht dahin kom men, daß die Kinder auf der Stra ße verheimlichen müßten, zur deutschen Minderheit zu gehö ren. So sei es im Kommunismus gewesen.
Rauhut wies auf die Bereiche rung Europas durch das Kultur leben seiner Völker und Volks gruppen hin. Diese Vielfalt sei ein Schatz, der erhalten und ge pflegt werden müsse. Veran staltungen wie der Ostdeutsche Markttag seien aktive Kultur pflege und trügen zur Integrati on und zur Völkerverständigung bei. Rudolf Landrock
Adolf Markus, Obmann der oberfränkischen SL-Ortsgruppe Naila und Vize-Bezirksobmann, engagiert sich seit 72 Jahren eh renamtlich für die Kirche. Bam bergs Erzbischof Ludwig Schick ehrte ihn Ende September mit einer persönlichen Urkunde.
Adolf Markus engagiert sich seit langen Jahren in der Kommunalpolitik und in der SL. Besonders aber hängt sein Herz an unserer Kirche, die er liebt, für die er lebt und für die er sich von Jugend an engagiert. „Introibo ad altare Dei, ad Deum qui laetificat iuven tutem meam“. Adolf Mar kus erinnert sich gern an dieses „Stufengebet“ in der Heiligen Messe, das die Ministranten zu seiner Zeit auswendig beteten. Es war ein besonders schönes Zeichen für die Erlösungs bedürftigkeit des Men schen.
Vor dem Aufstieg zum Altar, vor dem eigentlichen Beginn des Gottesdienstes bereiten Priester und Ministranten stellvertretend für die Gemeinde gemeinsam zu erst ihre Herzen, bekennen ih re Sündhaftigkeit im Confiteor und bitten Gott dann wechselsei tig um die Vergebung der Sün den für den jeweils anderen. „Ich werde zum Altar Gottes herzutre
ten, zu dem Gott, der meine Ju gend erfreut“, lautet die deut sche Übersetzung.
Elf Jahre lang war Markus Mi nistrant und wollte immer mehr in dieser Kirche tun. So wur de er Jung-CAJ-Leiter, Vorbe ter im Kindergottesdienst und Mitglied im Kirchenchor. Er war Lektor, Kommunionhelfer, Vor beter bei Fronleichnamsprozes sionen, Pfarrgemeinde rat, Ortsbeauftragter und Verwaltungsrat der Katho lischen Erwachsenenbil dung mit Programmerstel lung, Durchführung und Abrechnung für alle The menbereiche.
Er plante Studien- und andere Reisen für die Pfarrgemeinde, Senioren und Sudetendeutsche.
Dank seiner erhielten Sel bitz und Naila in den 46 zurückliegenden Jahren mehr als 100 000 Euro För derzuschüsse. Acht Jah re lang war er Diözesan
rat und Vize-Dekanatsratsvor sitzender. Er setzte sich für die Anschaffung der Sandner-Orgel in der Pfarrkirche „Verklärung Christi“ ein und organisierte Or gelfeste und Konzerte.
Ein weiteres Anliegen war ihm die Altarraumsanierung 2003. Wichtig waren ihm der Erhalt des Hochaltares aus Laaser Marmor sowie die Kommunionbank, eine Schmiedearbeit aus Maria Laach, und der Erhalt der Marienfigur aus der ersten Kirche 1911 aus dem Grödenertal. Für all dies wurde er im Sonntagsgottes dienst mit einer Dankesurkun de von Erzbischof Ludwig Schick geehrt, die Dekan Andreas Seli ger überreichte.
Dekan Seliger gratulierte auf das Herzlichste und dankte mit einer Kerze mit dem heiligen Jo sef und seinem Ziehsohn Jesus. Möge Gott Adolf Markus wei terhin bei guter Gesundheit im Kreise seiner Familie mit seinem Segen und seiner Gnade beglei ten. Bernhard Kuhn
Mit dem 34. Landestreffen, das unter dem Motto „Rund um den Kaiserwald“ stand, zeigten die aktiven Egerlän der, daß die Brauchtumspfle ge weiterhin einen hohen Stel lenwert hat. Der Bürgermei ster von Lich, Julien Neubert, hatte die Schirmherrschaft über die Veranstaltung über nommen. Er verwies in seinem Grußwort auf den vollen DonBosco-Saal als Antwort auf die Zukunftsfragen der Brauch tumspflege. Weitere Grußwor te kamen vom wegen seiner Teilnahme am Oktoberfestzug verhinderten Bundesvüarstäi ha Volker Jobst – vorgetra gen vom Bundesorganisati onsleiter Wolfgang Jordan – und in Form eines Mund artgedichts von Markus Har zer, Obmann der SL-Landes gruppe Hessen. Die zahlrei chen Gäste in Tracht waren ein schöner Anblick. Und daß dies nicht nur die Älteren an spricht, zeigten die aktiven Volkstanz- und Jugendgrup pen aus den Gmoin z‘ Braun fels, z‘ Dillenburg, z‘ Herborn, z‘ Hungen und z‘ Offenbach.
Die Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel und die Lan desjugendführerin Mona Ha fer verwiesen auf die Auf
Eine besondere Ehrung wurde Anneliese Schmidt aus Hungen mit der Verleihung der höchsten Auszeichnung der Egerländer, dem Bundes ehrenzeichen, zuteil. Wolf gang Jordan vom Bundesvor stand und Landesvorsitzen de Gerlinde Kegel zeichneten sie für ihre seit 1960 andauern de Gmoi-Vorstandsarbeit und langjährige Arbeit als Stell vertretende Trachtenwartin im Landesvorstand aus. Jür gen Mückstein aus Langsdorf erhielt die zweithöchste Aus zeichnung des BdEG, die Bun desehrennadel, für seinen Ein satz im Gmoi-Vorstand und in der Landes-Organisation.
Den Kaiserwald – ein waldreiches Mittelgebir ge zwischen den Kurstäd ten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad – brachte Lan deskulturwart Jürgen Zuber in mehreren Beiträgen näher. Für musikalische Höhepunk te sorgten das „Original Böh merländer Terzett“ unter der Leitung von Horst Nausch, der Chor der Egerländer Gmoi z‘ Offenbach, die singenden Kulturwarte „Christa und Jür gen“ aus der Gmoi z‘ Limburg und die Egerland-Jugend. Bei den vielen Tanzauftritten war die gemischte Kindergruppe aus den Gmoin z‘ Offenbach und z‘ Dillenburg ein beson deres Ereignis.
Traditioneller Bestandteil des Vormittags waren die Hei lige Messe, zelebriert von Pfar rer Ludger Müller, und das von Jürgen Zuber vorgetrage ne Totengedenken. Eine klei ne Ausstellung, die derzeit als Wanderausstellung in Hessen zu sehen ist, stellte die Vielfalt Egerländer Trachten vor.
Hans-Jürgen Ramisch Adolf Markus, die Kerze und Dekan Andreas Seli ger. Bild: Bernhard Kuhn Christian Klein und Stephan Krüger von der Bruna Köln am Stand in Bonn. Gerlinde Kegel, Jürgen Mückstein, Anneliese Schmidt und Wolfgang Jordan. Gemeinsamer Schlußtanz. Bilder: Hans-Jürgen RamischHeimatlandschaft
Patenstadt
Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt
eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –
Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux
Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920
klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau
Frankfurt am Main;
Vor etwa 100 Jahren fanden im Rabenhaus, einem einsamen Gehöft oberhalb von Königs wald, Holzauktionen statt. Als Erinnerung an diese Auktionen fand in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Königswald/Libou chec am Sonntag, 4. Septem ber, eine Veranstaltung für Ge schichtsinteressierte am ehe maligen Rabenhaus (Havránka) statt. Jutta Benešová berichtet.
Bei der Königswalder Verstei gerung gab es vor allem Erin nerungsobjekte, darunter histo rische Fotographien der Gemein de Königswald und Umgebung auf Holz oder in Form von An sichtskarten, deren Erlös zur Er
neuerung der Botschen-Ka pelle (ÕSdZ 21/2022) verwen det werden soll. Die Idee und Vorbereitung dieser Erinne rungsveranstaltung lag vor al lem in den Händen des Hei matforschers Jiří Daňhel. Die sem haben wir bereits einige Publikationen zur Geschich te dieser Gemeinde zu verdan ken.
Mit der deutschen Heimat gemeinschaft Peterswald-Kö nigswald, unter der Leitung von Renate von Babka, gibt es eine enge Verbundenheit (ÕSdZ 10/2020). Auch dies mal waren wieder einige ehema lige Königswalder aus Deutsch land gekommen.
Ein unscheinbarer Wanderweg mitten durch den Wald zweigt von der Straße nach Tyssa ab.
Man mußte einen kleinen Bach überwinden, und dann ging es ungefähr einen Kilometer durch
einen Laubwald bis zu einer Lichtung. Auf der Waldlich tung hatten sich etwa 30 Gäste eingefunden. Nur eine klei ne Mauer ist von dem ehema ligen Rabenhaus übriggeblie ben. Bänke standen bereit, und etwas abseits stand ein Tisch, an dem Alena Flíglová vom Gemeindeamt Gedenk zertifikate anläßlich dieser Auktion im Wald ausstellte.
Der Auktionator Milan Svo zíl aus Prag war mit der deut schen Übersetzerin Jana Krötzsch eifrig dabei, die mehr als 60 Angebote meistbietend zu versteigern. Vor allem die Ge meinde hatte zu dieser Samm lung von Kostbarkeiten, Ansich
ten auf Holz, beigetragen. Alle Interessenten konnten sich das gesamte Angebot am Rande der Lichtung ansehen.
Auch von Babka, der wir die Wiederentdeckung der schönen Chronik von Tyssa sowie weite rer wertvoller, historischer Ma terialien zu verdanken haben, hatte sich beteiligt. Ebenso hat ten sich die anwesenden deut schen Gäste beteiligt. Besonders Ernst Höhne sei genannt, der mit Sohn Axel und Enkel Richard die Reise aus Deutschland nicht ge scheut hatte, denn er war noch im Rabenhaus zur Welt gekommen. Sein Vater Rudolf, geboren 1905, war der letzte Gastwirt im Raben haus. Fortsetzung folgt
Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-Schönau Graupen Niklasberg Auktionsstücke auf Holz. Ernst Höhne mit Sohn Axel und Enkel Richard. Der Auktionator Milan Svozíl und die deutsche Übersetzerin Jana Krötzsch.Mit dem traditionellen Fest in der Roten Mühle bei Tannawa/ Ždánov fand ein Höhepunkt in der böhmischen Grenzregion statt, das heuer ein kleines Jubiläum hatte, denn es wurde bereits zum 15. Mal gefeiert.
Dieses Fest wissen seit einigen Jahren auch viele Besucher aus dem bayerischen Grenzraum zu schätzen, die die Urgemütlichkeit genießen. Die Getränke holte man sich beim Ausschank ab und brauchte daher keine Be-
dienungen. Würste und Fleisch konnte man sich kaufen und dann selber auf dem Grill zubereiten.
In einer Scheune traten sechs verschiedene einheimische Musikgruppen auf, die nach Herzenslust aufspielten und für ausgezeichnete Unterhaltung sorgten. Angeboten wurden zudem Rundflüge, um die Region aus der Vogelperspektive zu bestaunen. Eine Keramikwerkstatt gewährte einen Einblick in die Kunst des Töpferns. Kunst-, Ba-
stel- und Modellbau-Arbeitsgruppen fanden großes Interesse insbesondere bei den Kindern.
Ein besonderes Erlebnis waren die Fahrten durch das Gelände mit alten Militärfahrzeugen mit dem Mühlenbesitzer Karel Houdek. Die Stimmung war wie immer ausgezeichnet, selbst vorübergehender Regen konnte sie nicht trüben. Die Sprachlehrerin und Dolmetscherin Marcela Řezníčková war mit einigen ihrer deutschen Sprachschüler
gekommen, die ebenfalls alle begeistert waren von dem Ambiente des Mühlenfestes, das bis spät in die Nacht andauerte.
Nach dem Münchener Abkommen war die Gemeinde Tannawa dem Deutschen Reich zugeschlagen worden und gehörte bis 1945 zum Landkreis Bischofteinitz. Im Jahre 1939 hatte Tannawa 274 Einwohner. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die meisten Deutschen vertrieben und Tschechen angesiedelt. Karl Reitmeier
Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der zweite Teil seiner Arbeit über Pfarrer Josef Beer und Pfarrer Franz Tausch (1780–1847).
Die Abschrift einer Urkunde zur Kapellenstiftung vom 19. März 1839 wird erwähnt. Die sogenannte Muttersdorfer Kapelle wird von den Eheleuten Johann und Eva Engelmann errichtet. Die Stifter verpflichten sich und ihre Erben, diese Kapelle stets in gutem Zustand zur Ehre Gottes zu erhalten.
Die nächste größere Einheit widmet sich der Beschreibung der geopferten Silbermünzen, die sich auf dem Seitenalter der Schmerzhaften Muttergottes in der Dechanteikirche befinden, genauer gesagt, am Kleid Mariens befestigt sind. Die 19 Silbermünzen haben einen Geldwert von zwölf Gulden 42 Kreuzer.
Zwischen der Stiftung der Muttersdorfer Kapelle und der Aufzählung der Silbermünzen wurde wohl ein kleinerer Eintrag später ergänzt, da er mit anderer Tinte geschrieben wurde: „Am 13. August 1825 wurde in Hostau der Handelsjude Selig Stein nach katholischem Gebrauche getauft und hat den Taufnamen Franz erhalten.“
sefs und auf der anderen die des heiligen Laurentius. Über dem Tabernakel hängt ein rotsamtener Baldachin.
Neben dem Tabernakel befinden sich vier runde, auf Holz gemalte Bilder: Peter und Paul, Mariä Lichtmeß, die Heiligen Drei Könige und die Auferstehung Christi. Der gesamte Hochaltar ist mit einem Geländer umgeben, auf dem auf beiden Seiten je ein Engel einen großen Leuchter hält. Ferner besitzt die Kirche zur damaligen Zeit vier Seitenaltäre: rechts den Altar der Schmerzhaften Muttergottes, links die Geißelung Christi mit Darstellungen des heiligen Johannes und des heiligen Matthäus, ein dritter Altar zu Ehren der heiligen Anna mit Statuen des heiligen Adalbert, des heiligen Sigismund sowie zwei Bildern der Heiligsten Dreifaltigkeit und der Heiligen Drei Könige, ebenso ein letzter vierter Seitenaltar zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk mit zwei Statuen des heiligen Wenzel und des heiligen Florian sowie mit Bildern des heiligen Sebastian, des heiligen Joseph und der heiligen Anna.
Tannawa, etwa zwölf Kilometer südwestlich von Bischofteinitz und einst hart an der deutschtschechischen Sprachgrenze gelegen, gehörte ursprünglich zum Kloster Stockau.
Der tschechische Ortsname lautet Ždánov. Als Vorlage für den Ortsnamen vermutet der aus dem nordböhmischen Haida stammende Historiker Ernst Schwarz (1895–1983) den Personennamen Zdan.
In Tannawa lebte der Sage nach der Augustinermönch Koloman, der nach seinem Tode vom Päpstlichen Stuhl heilig gesprochen wurde. Da sich zahlreiche Wallfahrer an seiner Grabstätte einfanden, wurden schließlich die sterblichen Überreste Kolomans nach Stockau überführt und in der dortigen Klosterkirche beigesetzt. Über der ersten Ruhestätte Kolomans in Tannawa aber wurde zu seiner Ehre eine Meßkapelle erbaut und am 23. Mai 1684 von dem Stockauer Prior Pater Hyazinth Langauf benediziert. Das Innere der Kapelle zierte ein schöner und wertvoller Altar. Auch der Gedenkstein
über der ersten Grabstätte Kolomans war noch vorhanden. Im Turm befanden sich zwei Glokken. Die Kapelle gehörte zum Patronat der Herrschaft Ronsperg. Eingepfarrt war Tannawa nach Klentsch. Alljährlich am Pfingstsonntag veranstaltete die benachbarte tschechische Gemeinde Trasenau/Draženov zu Ehren des heiligen Koloman eine Wallfahrt nach Tannawa.
1789 führte Jaroslaus Schaller den Ort „Dannawa“ mit bereits 25 Häusern an und einer Kirche zu Sankt Coloman. 1839 hatte Tannawa 38 Häuser mit 253 Einwohnern, neben der Kapelle eine Schule, eine Hegerwohnung, eine Steingutfabrik, eine Mühle und ein Wirtshaus.
1939 zählte Tannawa 60 Häuser mit 274 Einwohnern. Die Fläche der Gemeinde betrug 341,52 Hektar und verteilte sich auf 220 Hektar Ackerland, 50 Hektar Wiesen und 40 Hektar Wald. Tannawa bildete eine selbständige politische Gemeinde und grenzte di-
rekt an das tschechische Gebiet an. Die Bewohner waren größtenteils Landwirte. Zwei Gasthäuser, eine Kolonialwarenhandlung, drei Schneider, ein Schmied, ein Tischler, eine Porzellanmalerei und eine Mühle befanden sich im Ort.
Tannawa besaß eine eigene einklassige Volksschule. Das
neue Schulgebäude wurde 1901 errichtet. Mitte der dreißiger Jahre wurde in dem von 1919 bis 1938 national hart bedrängten Ort auch eine tschechische Schule gegründet. Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr fiel in das Jahr 1911.
Das im Ort zum einstigen Augustinerkloster gehörende Gebäude wurde in eine Steingutfabrik und schließlich in einen Bauernhof umgewandelt. Über dem Torbogen war das Wappen des einstigen Klosters noch gut sichtbar. Auf dem Dorfplatz gegenüber dem klösterlichen Gebäude stand eine Statue des heiligen Augustin.
Der Erste Weltkrieg forderte von Tannawa fünf Opfer. Im Zweiten Weltkrieg blieben sieben Mann und eine Rotkreuzhelferin. Sechs weitere Männer sind vermißt.
2021 lebten 158 Menschen in Tannawa. Der Ort war mittlerweile dem Bezirk Taus zugeschlagen worden.
Josef Weidner Nadira HurnausDer nächste Abschnitt der zu Dechant Beers gehörenden Seelsorgetätigkeit in Hostau ist eine Aufzählung und Beschreibung der sogenannten versperrten Muttergottes in Hostau im Jahr 1840 und der sich bei ihr befindenden geopferten Münzen und Pretiosen. Die hölzerne Statue mit einem weißen Florkleid steht in einer Seitenkapelle, die nur ein einziges kleines ovales Fenster hat. Einer aus dem Jahr 1864 ergänzten Anmerkung ist zu entnehmen, daß beim Amtsantritt von Augustin Zettl als Dechant von Hostau mehrere dieser Silbermünzen fehlten und man übereinkam, alle Münzen zu entfernen und zum Wohl der Kirche zu verwenden.
Im letzten Teil wird berichtet, daß der Bezirksvikar und Pfarrer zu Schüttarschen, Joseph Wessely, an Dechant Beer aufgrund einer Gubernialverordnung vom 11. Januar 1836 einen Fragenkatalog aus fünf Punkten über die Hostauer Mühlkapelle des Georg Schreiners richtete. Die Fragen und die Antworten werden aufgeführt. Dem Verfasser scheint diese Begebenheit wichtig genug gewesen zu sein, sie im Gedenkbuch festzuhalten.
Aus Inventarverzeichnissen der Jahre 1838 und 1839 geht hervor, daß die damalige Kirche vielfältig ausgeschmückt ist. In der gemalten Darstellung im Hochaltar befindet sich oberhalb des heiligen Jakobus die heilige Katharina von Siena. An beiden Seiten des Hochaltars sind sechs Engel. Auf der einen Seite steht die Statue des heiligen Jo-
In den Nischen der Kirche stehen Statuen des heiligen Antonius und des heiligen Johannes von Nepomuk. Die aus Holz gefertigte Kanzel ist mit Christus und den vier Evangelisten geziert. In der Sakristei befinden sich neben einem Kruzifix mit zwei Engeln Bilder der heiligen Barbara und der heiligen Magdalena. Die Kirchenorgel besteht aus 13 Registern auf zwei Manualen mit drei Blasebalgen. Erwähnt werden auch noch andere Chorinstrumente: zwei Pauken, fünf Trompeten, vier Waldhörner, zwei Geigen und zwei Klarinetten. An Pretiosen erwähnenswert sind zwei vergoldete Kelche aus Messing, ein vergoldetes Ziborium aus Kupfer und eine vergoldete Monstranz, ebenfalls aus Messing. Die Kirche besitzt damals fünf Glokken: eine große und zwei kleine auf dem Kirchturm und zwei kleine auf dem kleinen Türmchen über der Sakristei.
Franz Tausch kommt am 9. Februar 1780 in Görkau/Jirkov zur Welt und wird am 15. September 1805 zum Priester geweiht. Wie sein Vorgänger Beer war er bis zu seiner Amtseinführung in Hostau Pfarrer in Melmitz. Ab November 1840 ist er Dechant in Hostau. Unter ihm wirken hier der schon zuvor erwähnte Augustin Zettl als Kaplan bis 1843 und anschließend Ignatz Mauritz, der nach dem Tod Tauschs am 19. Oktober 1847 in Hostau kurz Administrator (1847–1848) mit dem Hilfskaplan Adam Raubal ist.
Fürst Ferdinand von Trauttmansdorff (1803–1859) übertrug Tausch
Hostauer Dech-
November 1840.
Tirna. Alte Fotografien geben oft Rätsel auf, wie auch dieses Bild, das Ende der zwanziger Jahre vor der Freitreppe des Schlosses des Für sten Windisch-Graetz in Tachau entstanden sein dürfte. Der Anlaß für diese Zusammenkunft ist unbekannt, und auch von den Teilnehmern kann nur einer identifiziert werden: Karl Wamser aus Tirna, geboren 1909 (vorne in der Mitte sitzend).
Bei näherer Betrachtung der Personen, die wohl aus dem ganzen Tachauer Bezirk zusammenge kommen waren, könnte man schließen, daß sie aus dem ländlichen Bereich stammen. Darauf deuten auch die hohen Schaftstiefel hin, die eini ge Männer tragen. Das Alter dürfte sich zwischen 18 und 50 Jahren bewegen und ist wenig hilf reich. Vermutlich handelte es sich um eine land
wirtschaftliche Fortbildungsveranstaltung, die abschließend im Bild festgehalten wurde. Sollte ein Leser auf diesem Bild einen Angehörigen er kennen oder sich an den Anlaß der Zusammen kunft erinnern, möge er sich bitte unter der Te lefonnummer (0 81 06) 2 01 69 mit mir in Verbin dung setzen. Manfred Klemm Ortsbetreuer
Ivana Červenková, die neue Tschechische Generalkonsulin in München, besuchte Anfang September den Geschichtspark Bärnau-Tachov.
Der Geschichtspark BärnauTachov ist ein grenzüber schreitendes archäologisches Freilichtmuseum in Bärnau im oberpfälzischen Landkreis Tir schenreuth sowie in Tachau. Es dokumentiert das mittelalterli che Alltagsleben in der Bavaria Slavica vom achten bis zum 14. Jahrhundert.
Nun hatte der Verein Via Caroli na – Goldene Stra ße hohen Besuch. Die neue Generalkon sulin der Tschechi schen Republik, Ivana Červenková, war auf Einladung des Ver eins in die Knopfstadt Bärnau gereist, um sich ein Bild von der Arbeit der bayerisch-tschechischen Einrich tung zu machen. Beim Kommu nalempfang in der Bayerischen Vertretung in Prag hatte man sich bereits kennengelernt.
ferenten für Wirtschaft und Ver kehr, Petr Janoušek, begrüßten auch der Stellvertretende Land rat Toni Dutz und Bürgermeister Alfred Stier. Toni Dutz ist übri gens auch Mitglied im Bundes vorstand der SL, in der Sudeten deutschen Bundesversammlung und im Sudetendeutschen Rat.
Mit dem Geschichtspark Bärn au-Tachov, dem größten mit telalterlichen archäologischen Freilandmuseum im deutsch sprachigen Raum, und dem Ar chaeo-Centrum Bay ern-Böhmen, einem Standort für die expe rimentelle Archäolo gie mit den Universi täten Bamberg, Prag und Pilsen, sowie mit der Bauhütte Bärn au und der Schau baustelle Königshof Karl IV. bildet der Ge schichtspark ein Kom petenzzentrum für hi storisches Handwerk.
Gemeinsam mit dem wissen schaftlichen Leiter Stefan Wol ters und dem Geschäftsführer Václav Vrbík stellte Alfred Wolf, Vorsitzender des Trägervereins Via Carolina – Goldene Straße, die rasante Entwicklung der Ein richtung am Standort in Bärnau vor. Den Gast aus dem General konsulat München und ihren Re
ihrem Kleinkind anwesend. Frau Link hatte zwei Töchter. Obwohl wir auf engem Raum zusammenlebten, gab es keine Probleme.
Die russische Front rückte im mer näher an unseren Hei matort Hruschau, einen Ortsteil von Mährisch Ostrau. Da ent schloß sich meine Mutter, am 27. Januar 1945 mit mir im Trans portzug Richtung Westen zu fah ren. Treffpunkt war nachmit tags vor dem Hauptbahnhof in Mährisch Ost rau-Oderfurt, Abfahrt am späten Nach mittag.
Immer wie der blieb der tschechische Lokführer oh ne Grund für längere Zeit stehen. Des halb erreichten wir erst nach ei ner Nacht- und Tagesfahrt im un beheizten Zug unseren Zielort Zwug bei Nürschan im damali gen Kreis Mies etwa zehn Kilo meter südwestlich von Pilsen. Mutter und ich wurden zuerst in einem kleinen Bahnwärterhäus chen einquartiert. Nach ganz kurzer Zeit wurde uns jedoch mitgeteilt, daß wir zu einer Frau Link, einer gebürtigen Nürnber gerin, die hierher geheiratet hat te, umziehen müßten.
Bei unserer Ankunft war be reits eine junge Schlesierin mit
Meine 1927 geborene Schwe ster Gerta – ich war 1931 zur Welt gekommen – war noch in Mährisch Ostrau. Als sie eines Tages in den Dienst kam, emp fingen sie die Tschechen mit den Worten, was sie hier eigentlich noch wolle. Daraufhin verließ sie das Büro, packte ihren Koffer und kam gerade noch aus Ostrau heraus, bevor der Russe hier ein marschierte. In Zwug kam sie gut bei uns an.
Anfang Mai 1945, wir la gen noch in den Betten, war ein fürchterlicher Lärm auf der Straße. Wir lie fen zum Fen ster und sa hen amerika nische Panzer in Richtung Pilsen fahren.
Der Krieg war aus. Unmittel bar darauf sah man schon bewaffnete Tsche chen auf der Straße, die ihr Un wesen trieben. Ein gut bekannter Zöllner von Frau Link war mor gens bereits der erste Tote. In dem Haus, in dem wir unterge bracht waren, wurde ein 16jähri ger Junge verhaftet.
Gegenüber von uns war ein Lager mit rund 500 russischen Gefangenen, die die Freiheit be kamen. Und im Wald kampierte die Wlassow-Armee. Das waren Russen, die auf deutscher Sei te kämpften. Es verbreitete sich in Windseile das Gerücht, daß
sie erschossen werden sollten. Bereits am ersten Tag des Ein marsches der Amerikaner sahen wir vormittags eine lange Men schenkette, die sich mit ihren Habseligkeiten in Richtung We sten bewegte. Wir sahen keine andere Möglichkeit, noch länger in Zwug zu bleiben. Wir packten das Wichtigste ein und schlossen uns diesem Treck an. Frau Link wollte mit ihren Kindern wieder in ihre Nürnberger Heimat.
Bei Tag marschierten wir in Richtung Grenze, und nachts kampierten wir am Straßenrand. Überlebt haben wir von dem, was Mutter zum Essen erbettelt hatte. Unterwegs starb ein Kind, das ei ne Frau vor uns im Kinderwagen geschoben hatte. Fremde hoben es heraus und legten es in den Straßengraben.
An der Grenze angekom men, ließen uns die Amerika ner nicht weiter. Wir mußten im Wald übernachten. Zu essen gab es von den Amerikanern von ei ner Scheibe Brot je einen Bissen für jeden. Man war wohl auf die sen Ansturm nicht vorbereitet.
Am nächsten Tag schickte man uns hungrig auf einem anderen Weg – was wir nicht wußten –wieder in die Tschechei zurück in Richtung Roßhaupt
In Sankt Katharina, das ist in der Nähe von Roßhaupt, kam pierten wir alle auf einem Gutshof und übernachteten in der Scheu ne. Meine Mutter wollte von hier aus nicht mehr nach Deutsch land, weil Vater in Ostrau geblie
ben war. Im Austausch mit einer Familie durften wir in Sankt Ka tharina bleiben. Eine Frau, die im Gutshof lebte, bot uns an, bei ihr zu wohnen. Was wir nicht wuß ten, war, daß sie sonst Polen hät te aufnehmen müssen.
Diese drei Säulen mit allem, was dahinter steckt, wurden der Generalkonsulin in einer Füh rung vorgestellt und erläutert. Červenková war beeindruckt und lobte die Einmaligkeit dieser bayerisch-tschechischen Einrich tung. Sie versprach, sich für ei ne dauerhafte Unterstützung für diesen wichtigen Brückenstand ort einzusetzen. Bärnaus Bür germeister Alfred Stier hatte das Goldene Buch der Stadt mitge bracht, in das sich die General konsulin eintrug. dfZiel von Elfriede Schmieds Flucht aus Mährisch Ostrau war der damalige Kreis Tachau. Ih re Heimatadresse war Mährisch Ostrau-Hruschau, Horst-Wes sel-Gasse 123. 1946 wurde sie aus Sankt Katharina bei Roß haupt vertrieben. Hier ihr Be richt.
Als die Gefahr vorbei war, wa ren wir nicht mehr erwünscht. Vom Bürgermeisteramt, an das sich meine Mutter wandte, wur de uns in der dortigen Schule ein Klassenzimmer zugewiesen. Dort waren nur ein kleiner Tisch, ein Stuhl und ein Öferl. Wir schlie fen auf dem Fußboden.
Die Geschwister, beide Lehrer, die im Schulhaus wohnten, sorg ten dafür, daß wir alte Bettgestel le mit Stroheinlagen bekamen. Nach einigen Monaten wurde uns ein Zimmer mit Möbeln im Haus einer anderen Familie zu gewiesen. Wir freuten uns. Da ich noch schulpflichtig war, mußte ich für rund anderthalb Monate die tschechische Schule in Roß haupt besuchen. Meine Schwe ster Gerta wurde zur Zwangsar beit in Pfraumberg verpflichtet. Ihr Weg führte sie sechs Kilome ter bergauf und bergab.
Ich mußte nach Beendigung der Schule im Wald alleine Bor kenkäfer sammeln. Im Wald fand ich eine lange Schneise bis Dia naberg vor. Von den Baumrin den am Boden, die mit Fichten zweigen ausgelegt waren, sam melte ich die Käfer in Flaschen. Abends lieferte ich sie bei einem mir zugewiesenen Amt ab. Mein Mittagessen bestand aus einer Scheibe Brot ohne Belag. Nach Beendigung der Saison wurde mir keine Arbeit mehr zugewie sen. Fortsetzung folgt
Der Baustand des Ge schichtsparks BärnauTachov 2017 aus der Vo gelperspektive. Rechts im Oktober 2021 die Schaubaustelle einer Reisestation wie sie zur Zeit von Kaiser Karl IV. (1316–1378) ausgese hen haben könnte. Und unten sehen wir das Modell einer mittelal terlichen Siedlung.
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Ivana Červenková Bild: Nadira Hurnaus