Egerer Landtag: Erfolgreicher Abschluß der Archivierung (Seite 18)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
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Neudeker Heimatbrief
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74. Jahrgang
Folge 11/12 MNovember/Dezember I T T E I L U N G S B L2022 AT T F Ü R S TA D T U N D K R E I S L E I T M E R I T Z 3 u. 204
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STAMMESZEITSCHRIFT – EGHALANDA BUNDESZEITING
vereinigt mit JAHRGANG 72
Folge 11/12
auf Seite
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Nr. 11
„Im Weihnachtswald“ Salesel um 1900
S TA M M E S Z E I T S C H R I F T
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74. Jahrgang/Verlagsort Nürnberg
Dezember 2022
EGHALANDA
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Dezember 2022
Ostermotiv in der St.-Petri-Kirche zu Bosau.
mels eingetreten. Die vier wachenden Soldaten verschlafen in diesem Fall die Auferstehung nicht, sondern wehren sich mit Schilden und Speeren gegen das Ereignis. Weil es ihnen wohl unheimlich vorkommt, daß ein Toter aus der Grabkammer heraustreten kann, nehmen sie die Position ein, die sie bei Gefahr gelernt haben. Verwunderlich ist, daß sie überhaupt etwas sehen, denn diese neue Wirklichkeit Jesu Christi entzieht sich eigentlich unserer Wahrnehmung mit den Augen, es sei denn, daß der Auferstandene sich zu erkennen geben will, wie er es ja auch nach der Auferstehung bei seinen Freunden getan hat. Die Bildunterschrift ist eine Feststellung und Bitte. Es wird festgestellt, daß die Auferste-
Festliche Verleihung auf dem Sudetendeutschen Tag am Pfingstsamstag in Regensburg
„Im Weihnachtswald“
vereinigt Salesel um mit 1900 mit
und Schlaggenwald
Frohe Ostern
hung Jesu etwas mit mir zu tun hat. Die Tür des Grabes wurde durch Jesus Christus geöffnet, und Auferstehung in die Ewigkeit ist möglich. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Es ist aber auch zugleich eine Bitte, daß diese neue Wirklichkeit des Himmels auch dem Betrachter und Beter geschenkt wird, denn darüber entscheidet letztlich der Auferstandene, der als Richter wiederkommen wird und uns persönlich in der Todesstunde das Urteil spricht, das dann am letzten Tag dieser Welt für alle bekannt wird. Wer in der Auferstehungsbotschaft eine Gefahr für Leib und Leben sieht, wird sich dagegen wehren wie die vier Soldaten. Wer in Dankbarkeit von der Auferstehung Jesu hört und erhofft, daß auch er Anteil daran erhält, wird in den Osterjubel eintreten. An diesem Osterfest wünsche ich uns allen die Freude am Sieg Jesu Christi über den Tod. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Folge 11
Bundeskulturtagung 2022
vereinigt
Foto: Dr. Reinhard Hauke
ine Tafel zeigt ein österliches Motiv mit dem Untertext: „O Herr, dein Aufferstehung mir, eröffent hatt des Grabes thür“ Der Auferstandene steht auf der Grabkammer und ist von einem roten Tuch bekleidet. Die Wundmale bezeugen sein Leiden und seinen Kreuzestod. Die Siegesfahne mit dem Kreuz gilt als Triumphzeichen, wie es wohl bei Siegen von Armeen damals üblich war. Um den Auferstandenen herum ist ein Lichtschein zu sehen, der die neue Daseinsweise Jesu Christi andeuten will: Er ist in die Herrlichkeit des Him-
Weihbischof Dr. Hauke
B 6543
BUNDESZEITING
Ehrungen – Alte Weisen – Neue Freunde Bundestreffen der Egerland-Jugend Revue Es war schon ein recht komisches Gefühl: passieren lassen. Dabei erinnerten sich Zwei Jahre hintereinander habe ich ein viele Teilnehmer der Bundeskulturtagung Programm für die Bundeskulturtagung in an verdiente Egerländer, besondere Gäste, Marktredwitz geplant – und immer wieder Anekdoten und die einzigartigen Geschichmußte diese aus bekannten Gründen abgeten, die viele Treffen in einmaliger Erinsagt werden. Nicht so am Wochenende 29. nerung zurückgelassen haben. und 30. Oktober 2022! Endlich konnten Mir selbst ging es genauso. Ab dem Zeitwir im Bundesvorstand wieder voller Vorpunkt, wo ich erstmals an den Bundesjufreude nach vorne schauen! Der Durchfühgendtreffen mit Wettbewerben, ÜbernachFÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER rung einer Bundeskulturtagung im EgertungenVERTRIEBENEN in Schulturnhallen und Klassenräuland-Kulturhaus standenOffizielles keine pandemie-Organ des „Heimatverbandes dermen teilnehmen konnte, Falkenauer e.V.“wurden viele bedingten Regeln mehr entgegen. Im Erinnerungen wieder wach: an Pater NorGegenteil – sogar ein gemeinsamer Ausflug bert Schlegel, an den Besuch der Neuins Egerland konnte ins Programm aufgeseeländer aus Puhoi, an Günter und Sabine Dr. Hamperl. nommen werden. Müller – und vieles mehr. des AdelsFALKENAU/EGER von Luxemburg und Wer Und so plante ich ein Programm undDIE schausich für den Rückblick auf die zahlFÜR AUSBedeutung DEM BEZIRK VERTRIEBENEN te dennoch mit etwas Anspannung auf das die Rolle der Stadt Eger als Münzstadt. reichen Treffen der Egerland-Jugend inOffizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“ Wochenende in Marktredwitz. Hoffentlich Der sehr informative Vortrag wurde mit teressiert, der kann über den Buchstand bleiben die Referentinnen und Referenten zahlreichen historischen Bildern untermalt. der Egerland-Jugend die Zusammenfassung gesund, hoffentlich kommen alle Teilneh- Egerland-Jugend als Buch bestellen. mer gut nach Marktredwitz und kehren Für die Egerland-Jugend war 2022 ein ganz Grußwort anschließend mit vielen guten Erinnerun- besonderes Jahr: „50 Bundesjugendtreffen“ Entgegen dem vorbereiteten Programm gen an die Kulturtagung wieder nach Hau- konnte gemeinsam mit dem Jubiläum „70 folgte nun das Grußwort der Stadt MarktJahre Egerland-Jugend“ gefeiert werden. redwitz. Herr Oberbürgermeister Oliver se zurück. Aus diesem Anlaß hat der Bundesjugend- Weigel richtete seine persönlichen Grüße Begrüßung Am Samstagmorgen konnte der Bundes- führer, Alexander Stegmaier, mit seiner und die Grüße der Stadt an die Teilnehvüa(r)staiha Volker Jobst zahlreiche Besu- Bundesjugendführung in den Archiven merinnen und Teilnehmer der Bundeskulcher der Bundeskulturtagung im vollbe- gesucht und wurde fündig: Anhand der turtagung. Auch in seinem Grußwort war setzten Saal des Egerland-Kulturhauses Plakate, welche jährlich zum Bundesju- die Freude herauszuhören, daß wieder begrüßen. Besonders begrüßte er Monsig- gendtreffen gestaltet wurden, hat er 50 zahlreiche Egerländer den Weg nach Marktnore Karl Wuchterl. redwitz gefunden haben. Das Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. FastEgerländer in jeder Pfarrkirche ist Verpfändung des Egerlandes Kulturpreis 2021 ersten Vortrag Dr. WolfDie Trachtenbeauftragten im Bund der Nr. 6 73. Jahrgang Im es November/Dezember zu fi nden.berichtete Das dargestellte Prager Jesulein steht 2022 in einem Glasschrein auf dem TaberDieter Hamperl über „Die Verpfändung Eghalanda Gmoin e.V. wurden im Beisein nakel desEgerlandes Seitenalters hl. Johannes von Nepomuk PfarrkircheWeigel derNr.mit 73. Jahrgang November/Dezember 2022in der ehemaligen 6 dem des historischen und der des Reichsvon Oberbürgermeister stadt Eger vor Ulrich 700 Jahren“. Dieses imin Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. EgerländerEs Kulturpreis „Johannes-vonHeiligen und Prokop durfte 2008 Schulunterricht völlig ausgeblendete TheTepl“ 2021 ausgezeichnet. Die Verleihung die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer ma war für die Geschichte Europas von wurde vom vergangenen Jahr auf dieses Heimatmuseum großer Bedeutung. Allein in an Weiden. der Burg zu Jahr verschoben, da die Übergabe des PreiB vor 04053 Elbogen lassen sich die Grenzverschiebunses in Präsenz und allem persönlich gen bildlich erklären: Früher war diese stattfinden sollte. B 04053 Burg die Grenzburg. Herr Dr. Hamperl hob In seiner Laudatio hob Volker Jobst die neben diesem Aspekt noch weitere MeiArbeit der Trachtenbeauftragten im Bund lensteine in den Vordergrund. So z. B. die Alexander Stegmaier. der Eghalanda Gmoin e.V. hervor. Zunächst
Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald Für die Städte Elbogen
Schon zu Weihnachten hatte ich von einer Kirche berichtet, die im schleswig-holsteinischen Ort Bosau steht. Dort hatte der heilige Vicelin um 1151 eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus bauen lassen, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg um 1627 ihre heutige Gestalt gefunden hat. Zu dieser Kirche gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.
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Heimatblatt der Vertriebenen ausdem dem Stadtund Landkreis AussigAussig an der Elbe Heimatblatt der Vertriebenen aus Stadtund Landkreis an der Elbe
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Jahrgang 75 | Folge 13 + 14 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 31. März 2023
und den Landkreis
im Egerland und den Landkreis im Egerland
In In eigener eigener Sache! Sache!
B 04053 B 04053
Liebe Abonnentinnen Abonnenten, Liebe Abonnentinnen undund Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, so weitermachen können,und wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben die Postgebühren ein weiteres wirtschaftlichesHeimatzeitung Arbeitendes unmöglich machen würden. Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtund Landkreis wirtschaftPapier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V. Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtund Landkreis Außer denunmöglich exorbitanten Kosten sindmit die Abbestellungen der Heimat liches Arbeiten machen würden. vereinigt mit zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtund Landkreis Außer den exorbitanten Kosten sindKG dienach Abbestellungen Heimat Druck + Versand GmbH & Co. dem 31.12.2022der nicht Mitteilungsblatt des Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland Stadtmitder Karlsbader mehr möglich ist.daßvereinigt zeitungen sodes drastisch, eine Weiterführung der –Helmut Preußler Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin mit bedauern diesen Schritt sehr, gerade weildem wir wie un- nicht Unabhängiges und GmbH überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau undwissen, Deutsch-Manetin Druck +Wir Versand &vereinigt Co. KG nach 31.12.2022 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 seren Leserinnen und Lesern die2022 Heimatzeitung am HerzenFOLGE liegt, JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE111 JAHRGANG Dezember mehr72.66.möglich ist. aber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß man sie beenden. Wir bedauern diesenunsSchritt gerade weil wir wissen, wie unWir bedanken für Ihresehr, jahrelange Treue. seren Leserinnen Lesern die Heimatzeitung am (Inhaber) Herzen liegt, Mit traurigenund Grüßen verbleiben wir Kai Raab Helmut Preußler Druck +wird, Versand GmbH & sie Co.und KG Deutsch-Manetin Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreismuß Luditz-Buchau aber wenn eine Sache unwirtschaftlich man beenden. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Wir bedanken uns für Ihre jahrelange Jänner 2016Treue. FOLGE 1 wir Kai Raab (Inhaber) 66. JAHRGANG JAHRGANG Mit traurigen Grüßen verbleiben Jänner 2016 FOLGE111 72. Dezember 2022 FOLGE Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG
Nach Staatsbesuch
Sudetendeutscher Karls-Preis geht an Christian Schmidt und Libor Rouček Zum ersten Mal werden mit Christian Schmidt und Dr. Libor Rouček ein Deutscher und ein Tscheche gemeinsam mit dem Sudetendeutschen Karls-Preis ausgezeichnet. Die Verleihung findet auf dem 73. Sudetendeutschen Tag am Pfingstsamstag, 27. Mai, in Regensburg statt.
Petr Pavel lästert über D Olaf Scholz Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
Holzschnitt W. Klemm
Eine kleine Geste legt offen, wie es um das Verhältnis zwischen Berlin und Prag aktuell wirklich steht: Der Antrittsbesuch von Tschechiens neuen Präsidenten Petr Pavel in Berlin war Bundeskanzler Olaf Scholz noch nicht einmal ein paar Zeilen auf seinem Twitterkanal wert.
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
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Holzschnitt W. Klemm
nd auch Pavel erwähnte das Treffen mit dem deutschen Regierungschef auf seinem Twitterkanal nicht – im Gegensatz zum Empfang ein paar Stunden zuvor bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) und der anschließenden Kranzniederlegung am Mahnmal Berliner Mauer. Während gemeinhin Politiker mit höflichen FlosPräsident Pavel. keln solche Treffen im Nachgang schön reden, war das tschechische Staatsoberhaupt verblüffend ehrlich und sagte gegenüber den tschechischen Medien: „Ich denke, wir alle wissen, daß Bundeskanzler Scholz kein Mensch ist, der seine Emotionen sehr ausdrucksvoll zeigt, daher würde ich das Treffen nicht als herzlich bezeichnen, aber es war inhaltlich und alle Themen, die wir besprechen wollten, kamen zur Sprache.“
ie höchste Auszeichnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist nach dem böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. benannt und wird seit 1958 an Persönlichkeiten verliehen, die sich „besondere Verdienste um die Verständigung und Zusammenarbeit der Völker und Länder Mitteleuropas“ erworben haben. Die Preisträger der vergangenen Jahre waren Fürst HansAdam II. von und zu Liechtenstein (2016), der damalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (2017), der Wiener Kardinal Christoph Schönborn (2018), die Präsidentin der Israeltischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, (2019), Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis, der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman (2021) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (2022). Die Verleihung des Karls-Preises ist einer der traditionellen Höhepunkte des Sudetendeutschen Tages, der in diesem Jahr von Freitag, 26. bis Pfingstsonntag, 28. Mai in der Donau-Arena in Regensburg stattfindet. Den Auftakt des dreitägigen Treffens bildet am Freitag die festliche Verleihung der Kulturpreise. Am Sonntag stehen dann die Festreden des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, sowie des Bayerischen Ministerpräsidenten und Schirmherrn der Sudetendeutschen, Markus Söder, auf dem Programm. Torsten Fricke
Christian Schmidt gedenkt der Toten des Massakers von Srebrenica.
Libor Rouček bei der Wenzel-Jaksch-Preisverleihung.
Christian Schmidt
Dr. Libor Rouček
Foto: Torsten Fricke
Der Friedensmacher Der Brückenbauer Drei Jahrzehnte, von 1990 bis 2021, war Christian Schmidt Abgeordneter des Bundestages, wirkte in mehreren Ministerien als Staatssekretär und führte von 2014 bis 2018 als Minister das Ressort für Ernährung und Landwirtschaft. Seit 1. August 2021 ist der CSU-Politiker Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und engagiert sich für einen dauerhaften Frieden in der Region.
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chmidt ist für die Umsetzung des Dayton-Abkommens verantwortlich, das unter anderem Flüchtlingen und Vertriebenen die Rückkehr in ihre Heimatorte garantiert. Um Menschenrechte und Demokratie durchzusetzen, hat Schmidt als Hoher Repräsentant weitreichende Rechte. Er kann gewählte Politiker entlassen und Gesetze ändern, wie er es im vergangenen Jahr mit dem Wahlgesetz vollzogen hat. „Das Amt ist eine einzige Herausforderung. Auf dem Balkan darf man nicht aus Zucker sein“,
sagte Schmidt vor ein paar Wochen in einem Interview mit der Hanns-Seidel-Stiftung. Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei auch die Arbeit auf dem Balkan komplexer geworden, berichtet Schmidt: „Wie viel und was genau Putin in Bosnien-Herzegowina macht, ist Gegenstand vieler Spekulationen. Sicher ist: die Destabilisierung europäischer Staaten durch Unterstützung radikaler Kräfte ist ein strategisches Ziel, das er seit langem verfolgt.“ Für Stabilität auf dem Balkan zu sorgen, gehört deshalb auch zum Eigeninteresse der EU, die Bosnien-Herzegowina im vergangenen Dezember offiziell zum EU-Beitrittskandidaten ernannt hat. Die Botschaft kommt an und ist ein wesentliches Instrument gegen Putins Versuche, Unruhe zu stiften. Schmidt: „Die Menschen hier wissen, was Krieg bedeutet, und haben nicht die geringste Neigung, das noch einmal zu erleben.“
Wie kaum ein anderer engagiert sich Libor Rouček seit Jahrzehnten für das deutsch-tschechischen Verhältnis. Der ehemalige Vizepräsident des Europäischen Parlamentes ist gern gesehener Ehrengast auf den Sudetendeutschen Tagen und leitet seit 2015 als Co-Vorsitzender das Deutsch-Tschechische Gesprächsforum.
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ouček wuchs in Kladen auf und flüchtete 1977 über Jugoslawien nach Österreich. Nach seinem Politik-Studium in Wien und der Promotion wurde er 1988 Redakteur bei Voice of America in Washington und so für viele Tschechen die Stimme der freien Welt. Nach der Samtenen Revolution zog es Rouček zurück in seine Heimat. Von 1998 bis 2002 war er Pressesprecher der tschechischen Regierung, bevor er selbst in die Politik wechselte – zunächst von 2002 bis 2004 zwei Jahre als Abgeordneter des tschechischen Parlaments, dann
von 2004 bis 2014 als Mitglied des Europäischen Parlaments. In seiner Laudatio auf den tschechischen Sozialdemokraten, der 2021 von der Seliger-Gemeinde im Münchner Maximilianeum mit dem Wenzel-JakschPreis 2020 ausgezeichnet wurde, sagte Martin Schulz, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlamentes, Rouček sei eine „wandelnde Grenzüberschreitung“, die für die Idee eines Europas des Respekts, der Toleranz und der Würde stünde. Rouček habe damals den EU-Abgeordneten der westlichen Staaten beigebracht, was es bedeutet, eine Diktatur zu überwinden und eine Demokratie aufzubauen. Auch heute ist Rouček ein begeisterter Befürworter Europas: „Die europäische Einigung hat uns die längste Periode des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands in Europa gebracht. Die EU ist trotz aller Probleme und Schwierigkeiten eine Erfolgsgeschichte, ein Vorbild für die ganze Welt.“
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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er 22. März war ein besonderer Tag für das Prager Sudetendeutsche Büro. Zwei Mitglieder des Deutschen Bundestags aus der CDU/CSU-Fraktion waren hier zu Besuch. Es waren der Obmann des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Knut Abraham (rechts) aus dem Wahlkreis Elbe-ElsterOberspreewald-Laussitz II, und der Rechtsanwalt und Parlamentarier Christian Hirte (links) aus Eisenach. SL-Büroleiter Barton erinnerte in diesem Zusammenhang an den Besuch des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Rei-
ner Haseloff, am 12. April 2012 im SL-Büro und auch an mehrere vergangene Besuche der CDU-Landesgruppe Thüringen. Im Rahmen dieses freundschaftlichen Besuches schilderte Barton seinen Gästen die Arbeit der sudetendeutschen Botschaft des guten Willens der letzten Jahre. Diese Adresse in der Thomasgasse auf der Kleinseite ist zu einem festen Bestandteil des Besucherprogramms der deutschen und anderen Politikern in Prag geworden. Die enge Bindung des Prager Büros zu auch zu Abgeordneten des Bundestags trägt für die sudetendeutsche Familie Früchte. Die Gäste erfahren aus
PRAGER SPITZEN Hohe Inflation belastet die Bürger
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erster Hand, wie sich die (sudeten) deutsch-tschechischen Beziehungen erfolgreich entwickeln und der
Verständigungsprozeß zwischen den beiden Nationen konkrete Formen annimmt.
MdB Knut Abraham zieht nach dem Besuch der Parlamentarier-Gruppe in Prag Bilanz
„Auch gute Beziehungen müssen gepflegt werden“ Schon die Dauer war ungewöhnlich: Vier Tage hat sich eine sechsköpfige Delegation von CDU-Bundestagsabgeordneten in Prag Zeit genommen, um mit tschechischen Vertretern über die aktuellen politischen Herausforderungen zu sprechen. Unter den Teilnehmern war Knut Abraham, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Berichterstatter der CDU/CSUFraktion für Mitteleuropa sowie Mitglied des Sudetendeutschen Rates.
Fiala begrüßt Motoren-Kompromiß
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schechiens Premierminister Petr Fiala (ODS) hat die Einigung im Streit um Verbrennermotoren zwischen Deutschland und der Europäischen Kommission begrüßt. „Dadurch erhalten wir auch bessere Ausgangsbedingungen für die Verhandlungen über die vorgeschlagene Euro-7-Norm“, erklärte der Regierungschef. Ursprünglich hatte die EU beschlossen, daß ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor zugelassen werden dürfen. Jetzt gibt es eine Ausnahme für Fahrzeuge, die mit klimaneutralem Kraftstoff betankt werden.
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eit geraumer Zeit ist die Tschechische Republik für Deutschland der engste Partner in Mitteleuropa“, erklärte Abraham gegenüber der Sudetendeutschen Zeitung die hohe Relevanz der Reise. Das Themenspektrum sei deshalb breit gefächert gewesen: Neben der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit und Versöhnung seien auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der Ausbau von Elbe und Oder sowie die Verbesserung der Verkehrsverbindungen, wie „die katastrophale Schienenverbindung zwischen München und Prag“, auf der Agenda gestanden. „Am ersten Abend haben wir Vizepremierminister und Innenminister Vít Rakušan getroffen, der sich sehr lange Zeit genommen hat, um mit uns zu sprechen. Dabei hat Rakušan, der hervorragend Deutsch spricht, das mittlerweile sehr gute Verhältnis zu den Sudetendeutschen unterstrichen – was uns übrigens auch von den weiteren Gesprächspartnern immer wieder bestätigt wurde“, berichtet Abraham. Das Interesse an einem Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit habe auch wirtschaftliche Gründe, so Abraham: „Seit der Vertreibung der Sudetendeutschen sind die nordböhmischen Grenzregionen besonders strukturschwach und leiden unter hoher Arbeitslosigkeit sowie anhaltender Abwanderung von Fachkräften. Diese Regionen brauchen, um eine wirtschaftliche Perspektive entwickeln zu können, besondere Impulse aus dem bilateralen Verhältnis, wovon aber auch Bayern, Sachsen und Thüringen profitieren.“ Besprochen wurden auch außenpolitische Themen, die „nicht sofort ins Auge springen, aber Potential haben, wie der gemeinsame Blick auf China“, so Abraham: „Aufgrund der besonderen tschechischen Expertise waren diese Gespräche für uns von großem Gewinn, vor allem mit dem Hintergrund, daß zeitgleich die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Markéta Pekarová Adamová, mit einer hundertköpfigen Wirtschaftsdelegation nach Taiwan gereist war – was von Peking scharf kritisiert wurde.“
iese Inflationsraten führen zu existenziellen Problemen bei Menschen mit niedrigen Einkommen und fressen die Ersparnisse der Mittelschicht auf“, warnt Daniel Prokop vom Meinungsforschungsinstitut PAQ Research. Seit 13 Monaten liegt die Inflationsrate im Nicht-Euro-Land Tschechien im zweistelligen Bereich. Im Februar, so die EU-Statistikbehörde Eurostat, betrug die Inflation im EUSchnitt 8,5 Prozent, in Tschechien war sie mit 18,4 Prozent mehr als doppelt so hoch. Seit Monaten liegt Tschechien auf dem drittletzten Platz der EU-Inflationsskala. Besorgniserregend ist, daß ein wesentlicher Inflationstreiber die steigenden Lebensmittelpreise sind, die vor allem Bürger mit geringen Einkommen überproportional belasten. Wirtschaftsexperten erwarten, daß die Inflationsrate erst in der zweiten Jahreshälfte unter zehn Prozent sinken könnte.
Trauer um den letzten Kriegspiloten
Tschechiens Vizepremierminister Vít Rakušan (dritter von rechts) mit den CDU-Bundestagsabgeordneten (von links) Christian Hirte, Lars Rohwer, Carsten Körber, Knut Abraham, Patricia Lips und Sepp Müller sowie mit Tomislav Delinić, Leiter des Auslandsbüros Tschechien und Slowakei der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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urz nach seinem 100. Geburtstag am 25. Februar ist der letzte tschechoslowakische Kampfpilot des Zweiten Weltkriegs, Emil Boček, am Samstag verstorben. Nach seiner Flucht vor den Nazis trat der gebürtige Brünner 1940 als 17-jähriger in Großbritannien in die Royal Air Force ein, wurde der jüngste tschechoslowakische Kampf-
pilot und nahm an 26 Einsätzen teil. Nach dem Krieg arbeitete der Anti-Kommunist zunächst in einer Autowerkstatt. Nach der Samtenen Revolution wurde Boček mit dem Orden des Weißen Löwen geehrt und 2019 vom damaligen Präsidenten Miloš Zeman zum Armeegeneral befördert. Der Titel seiner 2018 veröffentlichten Memoiren lautete: „Ich habe mir meine Angst nicht eingestanden.“
Alle Moldau-Fähren wieder in Betrieb
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interpause beendet: Seit Samstag sind alle sieben Moldau-Fähren wieder in Betrieb. Für die Passage gilt der reguläre ÖPNV-Tarif. Im vergangenen Jahr transportierten die Fähren 619 000 Fahrgäste. Die Saison dauert bis zum 29. Oktober, danach sind nur noch zwei Ganzjahresfähren im Einsatz.
Streit um historische Eisenbahnbrücke
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ür eine Sanierung der denkmalgeschützten VyšehradEisenbahnbrücke hat sich das Prager Stadtparlament ausgesprochen und gleichzeitig vorgeschlagen, einen dritten Gleisstrang einzubauen. Dagegen will die Eisenbahnverwaltung (SŽ) die einmalige Bogenkonstruktion durch eine Neukonstruktion ersetzen, was heftige Kritik bei Denkmalschützern ausgelöst hat. Der zuständige Minister Martin Kupka (ODS) erklärte, er wolle bis Ende des Jahres eine Entscheidung treffen.
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Gedenktafel für Olga Havlová
uf dem Heuwaagsplatz im Prager Zentrum ist eine Gedenktafel für Olga Havlová, der ersten Frau des ersten demokratischen Staatspräsidenten Václav Havel, enthüllt worden. An der Einweihung auf dem Platz zwischen Hauptbahnhof und Masaryk-Bahnhof nahmen die Bezirksbürgermeisterin von Prag 1, Terezie Radoměřská (Top 09), sowie Vertreter der Stiftung „Ausschuß des guten Willens“ teil. Havlová, die sich mit ihrer Stiftung für Behinderte eingesetzt hatte, starb 1996 und wäre jetzt 90 Jahre alt geworden.
Sudetendeutsche Zeitung Mit seinen Bundestagskollegen sprach MdB Knut Abraham (rechts) in Prag auch mit Senator Pavel Fischer (links) und Tomáš Pojar, dem und Berater von Premierminister Petr Fiala. Auch beim Thema Migration suche Tschechien den Dialog mit Deutschland, da Prag Gespräche mit afrikanischen Staaten führen wolle, um die illegale Einwanderung nach Europa zu reduzieren. Abraham: „Wir, also Deutschland und Tschechien, haben ein weitgehend gleiches Verständnis von Europa und der Rolle der Europäischen Union. Darauf müssen wir aufbauen.“ Das im politischen und medialen Berlin weitverbreitete Desinteresse am Nachbarn mit der längsten gemeinsamen Grenze sei „ein ganz großer Fehler“, sagte Abraham. Der Brandenburger Parlamentarier war dann auch der einzige unter den 736 Bundestagsabgeordneten, der in der vergangenen Woche den Antrittsbesuch des neuen tschechischen Staatspräsidenten Petr Pavel in einer Pressemitteilung zur Kenntnis genommen und gewürdigt hat. Für viele Tschechen war es auch unverständlich, daß Pavel bei seiner Landung nicht offiziell
von deutscher Seite begrüßt und bei seinem Besuch am Mahnmal Berliner Mauer noch nicht einmal von der Noch-Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey begleitet wurde. Abraham will diese kritischen Stimmen aus Tschechien nicht befeuern, sondern eher das Positive herausstreichen: „Daß Präsident Pavel nur kurz nach seiner Amtsübernahme nach Berlin gereist ist, ist ein sympathisches Zeichen. Das sollten wir aufgreifen. Auch gute Beziehungen, insbesondere zu unseren engsten Partnern, müssen gepflegt werden, sonst entstehen irgendwann Probleme, die wir mit anderen Staaten bereits haben.“ Bereits am Dienstag, also nur eine Woche nach Pavels Staatsbesuch, waren mit Marian Jurečka und Petr Hladík zwei weitere hohe Mitglieder der Prager Politik in Berlin. Jurečka ist Parteivorsitzender der tschechischen Christdemokraten KDU-ČSL, Vize-Premierminister sowie Arbeitsminister,
Hladík, der ebenfalls der KDUČSL angehört, seit einigen Wochen Umweltminister. Grund des Berlinbesuchs war ein Treffen mit CDU-Parteichef Friedrich Merz im Bundestag. „Das zeigt, daß wir in einem guten und ständigen Dialog sind“, kommentiert Abraham und berichtet, mit wem die Bundestagsdelegation in Prag noch gesprochen hat. Dazu gehörten unter anderem Senator Pavel Fischer, der Berater von Premierminister Petr Fiala, Tomáš Pojar, der Geschäftsführer der deutsch-tschechischen Außenhandelskammer, Bernhart Bauer, Vizeaußenminister Jiří Kozak und die Abgeordneten Hayato Josef Okamura und Nina Nováková von der KDU-ČSL. MdB Knut Abraham: „Meine klare Empfehlung ist: Wir müssen die deutsch-tschechischen Beziehungen über möglichst viele konkrete Punkte der Zusammenarbeit weiter ausbauen. Das ist es, was uns voranbringt.“ Torsten Fricke
ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
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Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen in Berlin
Kanzler Scholz lobt die Arbeit der Vertriebenen Viel Zeit hatte er am Dienstagabend nicht: Um 17.00 Uhr gab Bundeskanzler Olaf Scholz noch gemeinsam mit Kenias Staatspräsidenten Wiliam Ruto eine Pressekonferenz, und ab 18.30 Uhr begann im Bendlerblock der Große Zapfenstreich für die zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. In der Zeit dazwischen hielt Scholz die Festrede auf dem Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen in der Katholischen Akademie.
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em Anlaß eines Empfangs durchaus angemessen, sprachen weder der Regierungschef noch BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritus als Gastgeber das große Konfliktthema zwischen der Bundesregierung und den Vertriebenen an – die Mittelkürzungen beim Paragraphen 96 des Bundesvertriebenengesetzes, gegen die die Sudetendeutsche Bundesversammlung sowie der Sudetendeutsche Rat – übrigens damals nach einem Plädoyer von Fabritius – einstimmig Resolutionen verabschiedet hatten. Die drei Amerikaner, die auf dem Podium des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung Platz nahmen, waren schon ein Jahr zuvor bei Nils Köhler in Berlin vorbeigekommen. Der Gießener Kirchenhistoriker Rudolf Grulich, dessen Haus Königstein in Friedberg angesiedelt ist, hatte den dreien empfohlen, das von ihnen gefundene und in Leinen gebundene Tagebuch einer Ärztin des Internierungslagers Hodolein in Olmütz in die Sammlung des Dokumentationszentrums zu geben.
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un saßen Prof. Dr. Anabel Aliaga-Buchenau, die in Hannover geboren wurde, und Jules Geaney-Moore, beide von der University of North Carolina in Charlotte, und der New Yorker John Sullivan, der das Buch als Fundstück seiner Mutter aus Detroit vor über zwanzig Jahren erhalten hatte, aber lange nichts damit anzufangen wußte, vor der kleinen Öffentlichkeit des Dokumentationszentrums in Berlin und vor den Kameras der großen Öffentlichkeit im Netz, auf dem YouTube-Kanal des Zentrums, und präsentierten ihre Spurensuche über die Verfasserin. Das ungewöhnliche Buch stammte aus dem Jahr 1949, war auf einer Schreibmaschine geschrieben und mit Tuschezeichnungen illustriert. Es war die Corona-Krise, die John Sullivan dazu veranlaßte, das weggelegte Buch wieder zur Hand zu nehmen und nun noch einmal gründlicher im Internet zu recherchieren. Er hatte während seines Studiums in den 1990er Jahren einige Monate als Austauschstudent in Bonn verbracht, und Deutsch gelernt. Deshalb hatte seine Mutter dieses eigenwillige, wohl selbst hergestellte Buch, das auf einem Wohltätigkeits-Bücherverkauf in Detroit aufgetaucht war, erworben und ihrem Sohn nach New York geschickt. Das Internet brachte nun zwanzig Jahre später schon einiges zu Tage, aber Sullivan verstand eigentlich nicht gut genug Deutsch, um die literarische Sprache, gespickt mit Zitaten aus der Bibel, von Luther, von Goethe, von Voltaire, von Shakespeare und von Dante, jeweils in Originalsprache, zu verstehen. Deshalb wandte er sich per Internet an einen Bekannten, an Jules Geaney-Moore, der in Charlotte Deutsch und Psychologie
Bundeskanzler Olaf Scholz wird von BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius begrüßt. Foto: BdV Insofern wurde es von den Anwesenden als deutliches Signal der Verständigung gewertet, als der Kanzler die Arbeit des Bundes der Vertriebenen ausdrücklich lobte und explizit hervorhob, daß bereits die 1950 verabschiedete Charta der deutschen Heimatvertriebenen „wegweisend“ gewesen sei. Scholz nahm in seiner Rede auch Bezug auf
den russischen Angriffskrieg und der Vertreibung von 14 Millionen Ukrainern. Der Kanzler: „Angriffskriege und Vertreibung dürfen sich in Europa nicht lohnen.“ Dabei lobte Scholz die deutschen Heimatvertriebenen, die ob ihres eigenen Schicksals mit viel Empathie die Ukrainer unterstützen würden. Diese lobenden Sätze wurden von den anwesenden Vertriebenenvertretern als Signal interpretiert, daß es in punkto Paragraph 96 doch noch Hoffnung geben könnte – zumal in der ersten Reihe Rita Hagl-Kehl aufmerksam die Kanzlerworte verfolgte. Die SPD-Bundestagsabgeordnete gehört dem Sudetendeutschen Rat an und hatte die Resolution unterstützt. Offenbar habe HaglKehl in internen Gesprächen der SPD-Fraktion noch einmal deutlich machen können, wie wichtig die Arbeit der Vertriebenen sei, wurde beim anschließenden Empfang gemutmaßt. Unter den Gästen waren auch Friedrich Merz, Chef der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, und Vize MdB Dorothee Bär. TF/UM
Ministerin Ulrike Scharf mit der Ehrenamtsbeauftragten Eva Gottstein (links) und Gema-Vorstand Georg Oeller.
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf trifft Vereinbarung mit der Gema
Unterstützung fürs Ehrenamt
Der Freistaat Bayern zeigt Herz fürs Ehrenamt und übernimmt künftig die Gema-Gebühren für zwei Veranstaltungen pro Verein pro Jahr. Sozialministerin Ulrike Scharf und Georg Oeller, Vorstandsmitglied der Rechteverwertungsgesellschaft Gema, haben im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
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lrike Scharf betonte in ihrer Eigenschaft als Ehren-
amtsministerin: „Mehr Zeit fürs Miteinander, weniger Bürokratie, weniger Kosten – das Gema-Gratisticket entlastet gezielt unsere bayerischen ehrenamtlichen Organisationen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, daß wir dieses starke Zeichen der Wertschätzung für das Ehrenamt setzen. Ich freue mich, daß die bereitgestellten Mittel noch einmal kräftig aufgestockt wurden.“ Die Vereine können ihre Veranstaltungen ab 5. April auf dem Portal der Gema anmelden. Die
Veranstaltung im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Das Tagebuch der Dr. Erika Frömel – Erinnerungen an das Lager Hodolein studierte. Dessen Professorin Anabel Aliaga-Buchenau, eine deutsche Muttersprachlerin, forcierte in jenen Tagen, in denen man wegen Corona isoliert zu Hause saß, die Recherche. Und die Erkenntnisse wuchsen von Tag zu Tag. Das Buch hat den Titel „Schatten. Im Gedenken an die Verstorbenen des Lagers Hodolein 45/46.“ Und es trägt eine Widmung: „Herrn Pfarrer E. J. Reichenberger, als dem ,Rufer in der Wüste‘ nach Recht und Gerechtigkeit in ergebener Dankbarkeit zugeeignet.“ Die Unterschrift, die sich später als Dr. med. Erika Frömel herausstellen sollte, war für die Amerikaner aber vorerst nicht entzifferbar. Über Pfarrer Reichenberger gab es aber einiges Material im Netz, darunter einen Artikel von Rudolf Grulich in der Sudetenpost, der auf die Erinnerungen einer Lagerärztin verwies. Ein Anschreiben an Grulich brachte neue Dokumente zu Tage. Erika Frömel hatte bereits 1948 einen Bericht über die Zustände im Internierungslager Hodolein „Kinder unter dem Galgen“ einem Pfarrer Hruschka gegenüber abgegeben. Dieser Aufsatz ähnelte den Darstellungen im Tagebuch sehr, waren aber nüchterner abgefaßt. Das Tagebuch dagegen hat eine menschlich nahbare Sprache. Hier versuchte die Autorin wohl ganz im Stile des therapeutischen Schreibens, die selbst erlebten Traumata selbst zu bewältigen. „Weihnachten 1949“ schrieb Erika Frömel unter die Widmung. Es war offensichtlich eine Befreiungstat, um die schrecklichen Vorgänge, die sie in Hodolein erlebt hatte und die sie immer noch verfolgten, zu bändigen. Inwieweit sie Pfarrer Reichenberger kannte und ob sie ihm das Buch überreicht hat, als er 1950 in Deutschland war, bleibt noch Spekulation, aber irgendwie muß das Buch anschließend in die Vereinigten Staaten gelangt sein. Pfarrer Reichenberger, geboren 1888 in Bayern in der Ober-
ter lebte sie in einem Altenheim in Kleinwallstadt und starb 1995 in Erlenbach am Main. Erst vor ein paar Monaten bekamen die Forscher das Foto des Grabsteins des Familiengrabes, indem die Eltern von Erika, ihr Mann und sie selbst begraben liegen. Von den etwa 75 Internierungslagern für Deutsche nach
Vereinbarung gilt für Veranstaltungen von Vereinen, die keinen Eintritt kosten, mit Tonträgern und mit Livemusik, im Innenund im Außenbereich – bei einer Maximalfläche von 300 Quadratmetern. Die Mittel, die der Freistaat aufwendet, wurden nochmal um eine Million Euro erhöht und betragen nun 2,5 Millionen Euro jährlich. Entsprechend ist auch die Zahl der begünstigten Veranstaltungen gestiegen – sie liegt bei bis zu 120 000 Veranstaltungen.
die Befreiung aus diesem Elend. Dieses unmenschliche Lager war für alle eine Hölle. Als Frieda schließlich in das Aussiedlungslager nach Schnobolin gebracht wurde, war sie halb verhungert und seelisch gebrochen.“ Die Direktorin des Dokumentationszentrums, Dr. Gundula Bavendamm, hatte am Anfang der Veranstaltung das Besondere des Abends betont. Es gehe diesmal um die Gewalterfahrung, die viele Sudetendeutsche in Internierungslagern machen mußten, bevor sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Aber auch Erika Frömel schrieb in ihrem Bericht „Kin-
Prof. Dr. Anabel Aliaga-Buchenau, John Sullivan und Jules Geaney-Moore mit Dr. Nils Köhler vom Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhung beim anschließenden Publikumsgespräch. Foto: Ulrich Miksch
„Lasciate ogni speranza, voi ch‘entrate“ – „Die ihr eintretet, laßt alle Hoffnung“. Mit diesem berümten Dante-Zitat hat Dr. Erika Frömel ihre Zeichnung des Lagers Hodolein beschrieben. pfalz, war ab 1912 in Leitmeritz, stellte sich 1938 sehr klar gegen Hitler und kam über Frankreich, Großbritannien, Kanada 1940 schließlich in die USA. Das Schicksal der Erika Frömel konnten die drei Amerikaner allerdings vor allem durch tschechische Archive erhellen. 300 Seiten Material erhielten sie aus Brünn und Troppau. Die Autorin des Tagebuchs war 1915 in Aussig als Erika Kuttin geboren worden, arbeitete 1940 als Ärztin im Gerhard-Wagner-Krankenhaus in Aussig, wo sie Wilfried Frömel kennenlernte und heiratete. Sie
zogen gemeinsam nach Brünn, und Erika wurde 1944 gegen ihren Willen nach Olmütz versetzt. Dort wurde sie am 17. November 1945 ins Lager Neu Hodolein deportiert und am 19. Oktober 1946 nach Deutschland abgeschoben. Sie kam nach Obernburg in Unterfranken, heiratete 1950 den Chemiker Wilhelm Bergenthun und arbeitete 1952 als Ärztin in Obernburg. 1957 kandidierte sie für den Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) und engagierte sich von 1972 bis 1978 im Stadtrat von Obernburg. Ihr Mann starb 1973. Spä-
dem Kriegsende am 8. Mai 1945 stach die besondere Brutalität des Lagers Hodolein schon in der ersten Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen von 1951, „Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen“, hervor, bei der Gewaltexzesse durch beglaubigte Zeugenaussagen geschildert wurden. In den 13 Holzbaracken, davon neun Wohnbaracken, geschahen unvorstellbare Übergriffe, die zu vielen Toten und Schwerverletzten führten. Ein Beispiel dafür lieferte Rudolf Fischer, SL-Vorsitzender von Berlin und Zuhörer im Dokumentationszentrum, dessen Großmutter Frieda in Hodolein interniert war. Er las aus dem Nachruf auf seine 1990 verstorbene Großmutter in der Heimatzeitung vor: „Frieda mußte mit vielen anderen Leidensgefährtinnen den schmerzlichen Weg in das schreckliche Internierungslager Hodolein bei Olmütz antreten. Vergeblich bemühte sich der tschechische Freund um
der unter dem Galgen“ von 1948: „Ich habe nie gehaßt und trotz meiner furchtbaren Erlebnisse hasse ich auch heute nicht. Auch soll mit diesem Bericht kein Samen zu neuem Haß gelegt werden, das wäre gegen meine Absicht. Nicht schließen möchte ich ihn, ohne still der aufrechten, anständigen Tschechen zu gedenken, deren Namensnennung einer anderen Zeit vorbehalten bleiben muß, die halfen und Böses zu hindern suchten, die gute Patrioten waren und Menschen geblieben sind.“ Prof. Aliaga-Buchenau, die auch viel zum Holocaust geforscht hatte, sagte, sie sei erleichtert, daß auch dieses Zeugnis, das man nicht verschweigen dürfe, mit dem Dokumentationszentrum an einem gut geeigneten Ort zugänglich sein wird. Die Veranstaltung ist abrufbar im YouTube-Kanal des Dokumentationszentrums unter https://www.youtube.com/ embed/SmuG2n5guTU Ulrich Miksch
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TERMINE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
Auf Vermittlung der Euregio Egrensis
Tschechische Schüler zu Gast im Sudetendeutschen Museum Auf Vermittlung der Euregio Egrensis haben Schüler aus Gablonz, Karlsbad, Marienbad, Pilsen und Reichenberg die Dauerausstellung des Sudetendeutschen Museums besucht.
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ie 16- bis 18-jährigen Tschechen absolvieren zur Zeit ein Austauschprogramm in Bayern. Begleitet wurden die Gruppe beim Museumsbesuch von der Projektmanagerin Magdalena Becher, Euregio Egrensins. Museumsreferent Dr. Raimund Paleczek erläuterte in beiden Landessprachen die Ausstellung. Die Euregio Egrensis umfaßt die grenznahen Gebiete in Bayern, Tschechien sowie Sachsen und Thüringen und wurde vor 30 Jahren im Februar 1993 in Eger gegründet. Hier findet am 21. April auch die große Jubiläumsveranstaltung statt. Wie bei Euregios üblich leitet sich der Name aus dem Lateinischen ab. „Egrensis“ nimmt Bezug auf ein historisches Gebiet, das große Teile der heutigen Euregio Egrensis umfaßte: die mittelalterliche „Regio Egire“ oder „Provincia Egrensis“ – im Kern das frühere Egerland. Noch bis 14. April, BdV Hessen: „Wer bin ich? Wer sind wir? Zu Idenditäten der Deutschen aus dem östlichen Europa“. Wanderausstellung des Hauses des Deutschen Ostens. Haus der Heimat, Friedrichstraße 35, Wiesbaden. Freitag, 31. März, 18.00 Uhr, Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg: „Traumata nach Krieg, Flucht und Vertreibung: Wenn Verschwiegenes zur Sprache kommt“. Lesung und Gespräch mit den Autorinnen Susanne Benda und Susanne Fritz. Evangelisches Bildungszentrum Hospitalhof, Büchsenstraße 33, Stuttgart. Freitag, 31. März, 18.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Buchpräsentation mit Dr. Eva Habel, Direktorin der Regionalcaritas: „Zu Gast bei den Roma in Schluckenau. Rezepte und Erinnerungen“ . Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5 , München. Freitag, 31. März bis Donnerstag, 6. April, Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk: 66. Fritz-Jeßler-Ostersingwoche mit Chorgesang, Volkstanz, Instrumentalmusik und Kindergruppe. Musikalische Leitung: Astrid Jeßler-Wernz, Karlshuld. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen. Weitere Informationen unter www.heiligenhof.de Samstag, 1. April, 10.00 Uhr, SL-Landesgruppe BadenWürttemberg: Landesversammlung. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 1. April, 14.00 bis 18.00 Uhr, Sudetendeutsche Heimatpflege: BöhmischMährisch-Schlesischer Ostermarkt. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 1. April, 14.00 bis 17.00 Uhr: Osterwerkstatt für Kinder und Familien zum Ostermarkt der Heimatpflegerin. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Montag, 3. April, 14.00 Uhr: Altvater-Runde Stuttgart: Kaffeenachmittag. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Dienstag, 4. April, 14.00 Uhr: Deutscher Böhmerwaldbund Heimatgruppe Stuttgart: Kaffeenachmittag. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Mittwoch, 5. April, 18.00
Dr. Raimund Paleczek (Mitte) führte die jungen Tschechen durch die Daueraustellung des Sudetendeutschen Museums. Foto: Sudetendeutsches Museum/RP
VERANSTALTUNGSKALENDER
Frohe Ostern
Wegen der Osterfeiertage erscheint die nächste Ausgabe der Sudetendeutschen Zeitung erst wieder am Freitag, 21. April. Redaktionsschluß für Veranstaltungshinweise ist Freitag, 14. April, 18.00 Uhr. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern frohe Ostern.
Uhr, Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg: „Kinder unter Deck“. Filmvorführung und Gespräch mit Regisseurin Bettina Henkel. Kino Atelier am Bollwerk, Hohe Straße 26, Stuttgart. Dienstag, 11. bis Donnerstag, 13. April, Haus des Deutschen Ostens: „Was uns anzieht: Trachten der Deutschen aus dem östlichen Europa zwischen Ästhetik, Politik und Mode“. Seminar im Bildungszentrum Kloster Banz in Bad Staffelstein. Anmeldung beim HDO telefonisch unter (0 89) 4 49 99 30 oder per eMail an poststelle@hdo.bayern. de Die Seminargebühr beträgt mit zwei Übernachtungen und Vollpension 130 Euro. Sonntag, 16. April, 11.00 bis 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Fest der Nationen. 15 kulinarische sudetendeutsche Angebote. Gemeindehaus Salvator Giebel, Giebelstraße, Stuttgart. Dienstag, 18. April, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Heimaterinnerungen. Schreibcafé für Seniorinnen und Senioren mit Autorin Gunda Achterhold. Weitere Termine am 2., 16. und 30. Mai sowie 13. Juni. Teilnahmegebühr pro Termin: 15 Euro. Anmeldung bis jeweils eine Woche vor dem Termin unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de Dienstag, 18. April, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: „Roland Helmer und Christian Thanhäuser: Konkret-Konstruktiv & Abstrakt – Ein Werkdialog“. Anmeldung unter Telefon (0 89) 48 00 03 48 oder per eMail an sudak@mailbox.org Die dazu gehörige Ausstellung ist bis zum 21. Mai montags bis freitags von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Sudetendeutsches Haus, AlfredKubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Eintritt ist frei. Samstag, 22. April, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Jahreshauptver-
sammlung mit Ehrungen. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 22. April, 15.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: „Verschwundener Böhmerwald“. Mit der Filmdokumentation erzählt Emil Kintzl Episoden aus der Grenzregion. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 22. bis Sonntag, 23. April, Bund der Eghalanda Gmoin: Bundeshauptversammlung. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Sonntag, 23. April, 14.30 Uhr, Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich: Saisoneröffnung am Südmährerhof im Museumsdorf Niedersulz. Bustransfer ab Haus der Heimat, Steingasse 25, Wien. Anmeldung unter Telefon (00 43) 1 7 18 59 05 oder per eMail an sekretariat@ vloe.at Sonntag, 23. April, 10.00 bis 17.00 Uhr, Walther-HenselGesellschaft: Sonntagssingen. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Donnerstag, 27. April, 18.00 Uhr, Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg: Konzertabend. Die aus der Ukraine stammende Pianistin Violina Petrychenko präsentiert ihr Programm „Mrii“ (Träume). Der Eintritt ist frei. Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Donnerstag, 27. April, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „BöhmischBairisches Frühlingssingen mit Dr. Erich Sepp“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 28. April, 15.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde Augsburg: „Deutsch-Tschechischer Dialog in der jungen Generation“. Vortrag und Gespräch mit Julia Schäffer. Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg. Freitag, 5. bis Sonntag, 7. Mai, Sudetendeutscher Rat:
Marienbader Gespräche. Das diesjährige Motto lautet: „Tschechen, Sudetendeutsche sowie europäische Volksgruppen und Minderheiten im Spiegel der Medien.“ Programm folgt. Samstag, 13. Mai, 15.00 Uhr: SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Die Stadt Eger mit dem Begegnungszentrum der Deutschen und das Egerlandmuseum in Marktredwitz“. Vortrag von Helga Burkhardt und Christoph Lippert. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 14. Mai, 13.00 bis 19.00 Uhr: Egerländer Gmoi Stuttgart: Gmoinachmittag. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Donnerstag, 18. Mai, 11.00 Uhr, Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgs-Verein: Himmelfahrtstreffen und Hahnschlagen. Altvaterbaude des MSSGV bei Schopfloch, Stockert 2, Lenningen. Sonntag, 21. Mai, 10.00 bis 18.30 Uhr: Sudetendeutsches Museum: Internationaler Museumstag. 10.15 bis 11.45 Uhr: Themenführung: „Zwischen Himmel und Erde – Zur Religionsgeschichte Böhmens und Mährens“ mit Klaus Mohr. 11.00 bis 13.00 Uhr: Familienführungen mit Nadja Schwarzenegger. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de 14.00 bis 15.00 Uhr: „Götz Fehr: Tu Austria felix“ – eine unterhaltsame Lesung mit Dr. Raimund Paleczek. 15.15 bis 15.45 Uhr sowie 18.00 bis 18.30 Uhr: Tanzperformance „Fremde Freunde“. 16.00 bis 17.00 Uhr: Themenführung „Pilsner Bier und Znaimer Gurken – Sudetendeutsche Spezialitäten“ mit Eva Haupt. Sonntag, 21. Mai, 14.00 Uhr, SL-Heimatkreis Braunau: Eröffnung der Ausstellung „Domov/Heimat – Adalbert Meier – Fotografien“. Anläßlich des Internationalen Museumstags werden Abzüge von historischen Glasnegativen aus Wekelsdorf/ Teplice nad Metují gezeigt. Braunauer Heimatmuseum, Paradeplatz 2, Forchheim. Freitag, 26. bis Pfingstsonntag, 28. Mai, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: 73. Sudetendeutscher Tag in Regensburg. Donau-Arena, Walhalla-Allee 24, Regensburg.
Vortrag und Lesung
Eduard von Keyserling – der baltische Fontane Dienstag, 18. April, 19.00 Uhr: „Auf den Spuren des baltischen Fontane – Eduard von Keyserlings Leben und Werk im Überblick“. Vortrag und Lesung. Referent Dr. Horst Lauinger. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Eduard von Keyserling (Gemälde von Lovis Corinth, Neue Pinakothek in München) wurde 1855 in Hasenpoth, Kurland (heute Aizpute in Lettland) als eines von zwölf Kindern in ein altes baltisches Geschlecht hineingeboren. Er studierte Jura in Dorpat (heute Tartu in Estland) und Philosophie und Kunst in Wien und Graz. Als freier Schriftsteller hat Keyserling zunächst in Wien und später in Italien gelebt, bevor er mit drei seiner Schwestern nach München umzog. Hier gehörte er der Schwabinger Bohème an und stand unter anderem in Kontakt mit Frank Wede kind, Alfred Kubin und Karl Kraus. In seinen letzten Lebensjahren erblindete Keyserling aufgrund einer Krankheit zunehmend. Einerseits führte es dazu, daß er immer mehr vereinsamte. Andererseits aber war es für ihn eine Zeit des großen literarischen Schaffens. Während des Ersten Weltkriegs war Keyserling zu-
dem von seiner Einkommensquelle – den Gütern der Familie in Kurland – abgeschnitten. Er starb am 28. September 1918 in München. Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof. Der Vortrag bietet einen Überblick über das Leben und Werk Eduard von Keyserlings, der auch als „baltischer Fontane“ bezeichnet wird. Er wird ergänzt durch eine Lesung ausgewählter Passagen aus Keyserlings Oeuvre. Dr. Horst Lauinger (geboren 1966) studierte Geisteswissenschaften in Salzburg und Marburg. Nach seiner Promotion trat er als Lektor in den Ars-Vivendi-Verlag ein. 2000 übernahm er die Leitung des Manesse Verlags in Zürich. Mittlerweile nach München übersiedelt, widmet er sich der ambitionierten Klassikervermittlung aus sämtlichen Kultursprachen und Epochen. Er ist Herausgeber einer weltumspannenden Prosa-Anthologie zum Ersten Weltkrieg und der kommentierten „Schwabinger Ausgabe“ der Werke Eduard von Keyserlings.
Das Banat und andere imaginäre Räume der Dichtung Freitag, 14. bis Sonntag, 16. April, Literaturseminar „Das Banat und andere imaginäre Räume der Dichtung“ der Akademie Mitteleuropa auf dem Heiligenhof. Das Seminar, das die Akademie Mitteleuropa in Zusammenarbeit mit dem Kulturwerk der Banater Schwaben veranstaltet, will einen Spannungsraum literarisch ausloten und mithin sichtbar, erlebbar und nachvollziehbar machen. Dabei ist das Banat, sei es durch die biographische Herkunft der mitwirkenden Autoren, sei es durch thematische Anspielungen oder Anknüpfungen, ein Bezugspunkt, die sich darüber wölbende fiktionsgeleitete Deutung und literarische Verarbeitung und Imagination der andere. Zwischen diesen Polen werden sich die bei dem Seminar gelesenen literarischen Texte oszillierend bewegen. Es handelt sich um ein Seminar mit vor allem aus dem Banat und aus Siebenbürgen stammenden Schriftstellern, namentlich Albert Bohn, Katharina Eismann, Ilse Hehn, Werner Kremm, Johann Lippet, Traian Pop Traian, Horst Samson, Hellmut Seiler, Anton Sterbling, Astrid Ziegler und Dr. Thomas Ziegler. Eingeleitet und moderiert werden die Lesungen von den bekannten Literaturwissenschaftlern und Literaturkennern Dr. Markus Bauer, Prof. Dr. Wolfgang Dahmen, Dr. Walter Engel und Dr. Anneli Ute Gabanyi. Es stehen Plätze für 40 interessierte Teilnehmende zur Verfügung.
Der Tagungsbeitrag beträgt 80 Euro plus 3,90 Euro Kurtaxe pro Person (inklusiv Programm, Verpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer für zwei Tage), beziehungsweise 100 Euro plus 3,90 Euro Kurtaxe im Einzelzimmer. Die Reisekosten müssen von den Teilnehmern selbst getragen werden. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax (09 71) 71 47 47 oder per Mail an info@ heiligenhof.de. Kennwort: Banater Literatur. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
� Volksgruppensprecher Bernd Posselt analysiert auf dem 59. Andechser Europatag die internationale Politik
5 � Mut tut gut
Chinas langfristiges Ziel ist der Griff OsterSpaziergang nach den russischen Bodenschätzen Beim 59. Andechser Europatag der Paneuropa-Union Deutschland hat sich deren Präsident, der langjährige CSU-Europaabgeordnete und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, gegen die „weit verbreitete Behauptung“ gewandt, ein Europäischer Bundesstaat mit gemeinschaftlicher Außen- und Sicherheitspolitik sei unrealistisch: „Dasselbe hat man seinerzeit von der Direktwahl des Europaparlamentes, vom gemeinsamen Markt und vom Euro auch gesagt. Wir brauchen ein Europäisches Außenministerium und eine Europäische Armee, in die jeder EU-Bürger direkt eintreten kann, wie dies etwa Franz Josef Strauß schon vor Jahrzehnten forderte.“ Weder das Bündnis mit den USA noch die Nato seien veraltet, aber sie müßten zu einer echten Partnerschaft umgebaut werden, „in der die Vereinigten Staaten von Europa neben denen von Amerika die zweite gleichberechtigte Säule bilden“.
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Auf dem Podium diskutierten (von links): Prof. Ingeborg Gabriel, Erzbischof Ladislav Nemet, Dirk Voß, MdEP Manfred Weber, Marian Offman, Prof. Davor Džalto und Prof. Enver Hoxhaj. Fotos: Johannes Kijas und Gerhard Hermann
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osselt vertrat die These, daß dem Angriff Moskaus auf die Ukraine Jahrzehnte weiterer geopolitischer Herausforderungen folgen würden: „Rußland dürfte auch nach Putin eine Zone der Instabilität bleiben und außerdem eines Tages von seinem vermeintlichen Schutzpatron China aufgefressen werden.“ Pekings langfristiges Ziel sei „der Griff nach Sibirien und anderen Teilen Rußlands, die über gewaltige Rohstoffreserven verfügen und von asiatischen Völkern bewohnt werden, die die Russen als Kolonialherren empfinden.“ Die zentralen Forderungen der überparteilichen Paneuropa-Union nach europäischer Ernährungssicherheit, dem grenzüberschreitenden Ausbau transeuropäischer Verkehrsnetze und einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft behandelten die CSU-Europaabgeordnete Marlene Mortler aus Franken, ihr SPD-Kollege Ismail Ertug aus der Oberpfalz und General a.D. Walter Spindler. Marlene Mortler, die dem Landwirtschaftsausschuß im Europäischen Parlament angehört, schilderte die sicherheitspolitischen, sozialen und ökologischen Aspekte der europäischen Agrarpolitik. Angesichts zunehmender weltpolitischer Krisen müsse sich Europa soweit wie möglich aus eigenem Boden ernähren können. Es gelte die verschiedenen Produktionsweisen aufgrund der Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenzuführen und damit für mehr Menschen auf weniger Fläche ressourcenschonend und nachhaltig hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Dazu gehörten sowohl pflanzliche Produkte als auch Fleisch. Deshalb brauche die Agrarpolitik nicht nur modernste Technik, sondern vor allem motivierte Bauern und weniger Ideologie. Sie zitierte Friedrich Dürrenmatt mit dem Satz: „Ideologie ist Ordnung auf Kosten des Weiterdenkens.“ Ismail Ertug, Mitglied des Verkehrsausschusses, hob hervor, daß die EU nur so stark sei wie ihre Infrastruktur. Vor allem der grenzüberschreitende Personenverkehr per Eisenbahn leide unter nationalstaatlichem Egoismus. Deshalb habe die Europäische Union den großen Schnellbahn-Korridoren eigene Koordinatoren gegeben, die diese Projekte gegenüber den Regierungen vorantreiben sollen: „Wir dürfen uns nicht allein auf die Einsicht der Mitgliedstaaten verlassen.“ Von besonderer Bedeutung für Bayern und Deutschland seien die Verbindung München–Prag sowie der Brennerzulauf. Hier mahnte Ertug mehr Tempo an. General a. D. Walter Spindler machte sich die Idee einer gemeinschaftlichen – also teilweise supranationalen – Sicherheitspolitik ausdrücklich zu eigen. „Grundsätzlich ist die EU für solche künftigen Herausforderungen gar nicht so schlecht aufgestellt.“ Sie sollte aber das Machtmittel Militär künftig „im erforderlichen Umfang aufweisen. Die militärischen Fähigkeiten der Europäer könnten durch gemeinsame Beschaffungen wesentlich verbessert werden: „In der EU verfügen wir über 170 verschiedene Waffensysteme, in den USA gibt es im Vergleich nur gut 30.“
MdB Ismail Ertug.
General a. D. Walter Spindler.
Den Festgottesdienst in der Andechser Wallfahrtskirche zelebrierte der neue Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet. Spindler bekannte sich klar zu einer gemeinsamen Europa-Armee sowie zu einer Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie. Dabei dürfe auch nicht tabuisiert werden, die nukleare Abschreckung der EU zu überdenken. Nur ein auf allen Gebieten sicherheitspolitisch geeintes Europa werde sich als einer der fünf Machtpole neben den USA, China, Indien und Rußland behaupten können. In seinem Einleitungsreferat zum Andechser Europatag entwickelte der Historiker Prof. Wilfried Loth aus der Geschichte der Europäischen Einigung Ideen für deren Zukunft. Er verglich den Integrationsprozeß seit dem Zweiten Weltkrieg mit der Echternacher Springprozession: „Zwei Schritte vor, einer zurück.“ So komme man letztlich doch weiter. Der Brexit markiere für ihn den Moment, an dem der Tiefpunkt antieuropäischer Entwicklungen in zahlreichen Mitgliedstaaten überwunden wurde. Nationalisten wie Marine Le Pen in Frankreich oder die AfD in Deutschland trauten sich aufgrund der negativen Entwicklungen auf den britischen Inseln nicht mehr so laut vom EU-Austritt zu sprechen oder sich gegen den Euro zu wenden. Italiens neue Ministerpräsidentin Giorgia Meloni versuche inzwischen sogar, ihre antieuropäischen Wurzeln vergessen zu machen und ein Element des europapolitischen Fortschritts zu sein. Dies müsse man nutzen, um Europa krisenfest zu machen. Beim traditionellen Bühnengespräch im Klostergasthof brillierte der Lehrstuhlinhaber für Gastrosophie an der Universität Salzburg, Prof. Peter Peter, mit einem umfassenden Überblick über die reiche Küchenlandschaft Europas. Gastrosophie sei die Kulturwissenschaft der Küche. Sie handle von der „Weisheit des Magens“ – von der französischen Top-Sterneküche bis zur einfachsten regionalen Mahlzeit. Europa präge noch heute international den Küchendiskurs, es sei auch auf anderen Erdteilen nach wie vor eine kulinarische Großmacht:
Gastgeber Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und Sprecher der Sudetendeutschen Volkgsgruppe.
„Frankreich hat Kochschulen in Japan eröffnet und nicht umgekehrt.“ Der neue Belgrader Erzbischof Ladislav Nemet zelebrierte den Festgottesdienst in der Andechser Wallfahrtskirche. In seiner Predigt betonte er, daß Gott seine Schöpfung ständig fortsetze. „Gott ist nicht kleinkariert. Wenn wir proaktiv am Leben dran bleiben, dann zeigt er sich als Gott der Überraschung.“ Ein Diskussionsforum zur Relevanz des Christentums für ein sich einigendes Europa schloß den Europatag ab. Manfred Weber, der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei, nannte zunächst die Bedeutung des Christentums im „Maschinenraum“ der europäischen Politik: „Wenn es um Themen wie Subsidiarität, Solidarität, Personalität, Lebensschutz oder Grundsatzfragen geht, sieht man sehr schnell, daß christliches Denken eine große Relevanz hat.“ Der „European Way of Life“ trage „als Überschrift die Freiheit“. Weber bedauerte die Verdrängung von Glauben und Religion ins Private: „Wenn das Christentum für Europa Relevanz hat, dann müssen wir raus, dann müssen wir dafür werben und ein persönliches Glaubenszeugnis dafür ablegen.“ Erzbischof Nemet sagte, man dürfe nicht vergessen, daß „wir neben anderen Werten unsere Liebe haben. Wir können auch Solidarität dazu sagen.“ Dazu gehöre es, sich um die Armen, Alten und Einsamen zu kümmern, aber auch, nicht aufzugeben, um den Frieden zu beten und auch ungewöhnliche Wege zum Frieden zu suchen. Prof. Ingeborg Gabriel vom Institut für Sozialethik der Universität Wien merkte an, daß die christlichen Kirchen immer noch die größten Zivilorganisationen und ein entscheidendes kulturelles Fundament seien. Marian Offman von der jüdischen Gemeinde München und Oberbayern als Beauftragter der Landeshauptstadt für den Interreligiösen Dialog sagte, dem Christentum komme gemein-
sam mit den anderen Religionen große Relevanz zu, „denn wenn wir als Religionen insgesamt uns einigen, gibt dies einer Großstadtgesellschaft wie München, aber auch Europa insgesamt Frieden und Stabilität.“ Er stellte ein Projekt vor, bei dem die verschiedenen Glaubensrichtungen in München miteinander Grundsätze für eine Gemeinsame Erklärung erarbeiten, die eine wertvolle Basis für das Zusammenleben sein sollen. Besonders erfreut zeigte er sich, daß die Münchener Muslime im Rahmen ihrer Gespräche sich dezidiert gegen jede Form des Antisemitismus in ihren Reihen positioniert hätten. Der Verfassungsrechtler Dirk Voß, der auch Vizepräsident der internationalen Paneuropa-Union ist, beschäftigte sich mit dem „Recht des Anderen auf eine vermeintlich falsche Meinung. Um einen gemeinsamen Staat aufzubauen, „können wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen, sondern müssen Kompromisse machen.“ Das Fundament Europas sei eine aufgeklärte Erinnerung an traditionsreiche Werte und Quelle unserer Identität. Prof. Davor Džalto, Ikonenmaler und serbisch-orthodoxer Theologe an der Universität Stockholm, zitierte JeanJacques Rousseau mit seiner Idee von der „Zivilreligion“, die meist nur ein säkularer Religionsersatz sei: „Unsere Gesellschaften brauchen eine Art Religion oder Ideologie, um zusammenzuhalten.“ Prof. Enver Hoxhaj, Vizepräsident des kosovarischen Parlamentes, berichtete vom Aufbau seines Landes zu einem demokratischen, säkularen und multiethnischen Staat. Die anfängliche Erwartung, daß der Ukrainekrieg zu einem „geopolitischen Erwachen“ der EU in Sachen Balkan führen würde, habe sich wieder verflüchtigt. Bei der südosteuropäischen Jugend schlage sich das in illiberaler Verhärtung nieder. Hoxhaj: „Ich habe Angst, daß die EU nicht imstande ist, schlimme Entwicklungen in unserer Region zu stoppen.“
om französischen Philosophen Blaise Pascal (1623–1662) stammt der Satz „In einem Garten ging das Paradies verloren, in einem Garten wird es wiedergefunden.“ Damit ist ein weiter Bogen gespannt, der von der biblischen Sündenfallgeschichte bis zur Auferstehung Jesu am Ostermorgen reicht. Unsere menschliche Unheilsgeschichte und die von Gott gewirkte Heilsgeschichte finden jeweils in einem Garten ihren Höhepunkt. Deswegen lade ich zum Beginn der Karwoche und mit Blick auf das Osterfest zu einer geistigen Gartenwanderung ein. Doch Achtung: Sie wird streckenweise kein bequemer Spaziergang! Dem Hinweis von Blaise Pascal folgend, beginnen wir im Garten Eden. Der Mensch hatte es dort gut. Er hatte Frieden mit Gott, mit sich selbst, mit Pflanzen und Tieren. Von Erderwärmung und Klimakrise keine Spur. Beste Luft zum Atmen, reichlich sauberes Wasser zum Trinken. Herz, was willst du mehr? Doch der Mensch wollte mehr. Übermütig überschritt er seine Kompetenz und strebte einen Rollenwechsel an. Er wollte sein wie Gott: erkennen, was gut und was böse ist. Diese Ursprungssünde führte zum Verlust des Paradieses. Das unbeschwerte Menschsein war verloren. Verwerfungen aller Art folgten auf den Fuß. Wird der Mensch je wieder Frieden finden? Wir könnten jetzt in den Ostergarten wechseln. Aber manch düstere Situationen in unserem Leben legen nahe, erst einen anderen Garten zu besuchen: den Garten Getsemani. Jesus rang dort nach dem letzten Abendmahl mit seinem bevorstehenden Tod und schwitzte Blut. „Laß diesen Kelch an mir vorübergehen“, betete er zu seinem himmlischen Vater, während seine Jünger schliefen. Dieser Garten läßt mich an viele scheinbar ausweglose Situationen in unserem Leben denken: an schwere Krankheiten, tiefsitzende Ängste und andere Leiden. Auch denke ich an die großen Kriege und Katastrophen unserer Zeit. Ohnmächtig stehe ich ihnen gegenüber. Könnte doch so mancher Kelch endlich an dieser Welt vorübergehen! „In einem anderen Garten wird das Paradies wiedergefunden“, sagte Blaise Pascal. Er spielte damit auf jenen Garten an, über den im Johannesevangelium steht: „An dem Ort, wo man Jesus gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.“ Der Weg in diesen Garten ist also auch nicht der einfachste. Das könnten jene Frauen bezeugen, die drei Tage später am Morgen hingingen, um ihrem Freund und Meister einen letzten Liebesdienst zu erweisen. Doch siehe: Das Grab war leer! Ein besonderer Blick fällt in diesem Garten auf Maria von Magdala. Als ihr in jener Morgenstunde der Auferstandene erschien, meinte sie zunächst, er sei der Gärtner. Doch so falsch war das gar nicht. Jesus ist ein Gärtner des Lebens. Durch seine Auferstehung pflanzte er in den Boden unseres erlösungsbedürftigen Menschenlebens die unverwüstlichen Setzlinge des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Mögen wir an Ostern genug Zeit und Muße haben, um in seinem Garten zu verweilen. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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FORUM
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 3. 2023
Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Zeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Neudeker Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimat-Post · Zuckmantler Heimatbrief
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift
halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Zeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat-Post, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)
Die Teilnehmer der Jahrestagung.
Bilder: Mathias Kotonski
Sudetendeutsches Priesterwerk
Kirche in unserer Zeit
Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)
Mitte März fanden im Schloß Fürstenried in München die diesjährige Jahrestagung und die Mitgliederversammlung des Sudetendeutschen Priesterwerks statt, an der 15 Priester teilnahmen.
Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage!
A
m Montagvormittag stand ein Besuch des Tschechischen Zentrums in München auf dem Programm. Die Direktorin Blanka Návratová informierte uns über die Aufgaben des Instituts und über aktuelle Projekte. Das Tschechische Institut ist eines von 26 Kulturinstituten des tschechischen Staates im Ausland, vergleichbar mit den deutschen Goethe-Instituten. In Deutschland gibt es zwei Institute, das in München und eines in Berlin. Seine Aufgabe ist, tschechische Kultur in Deutschland präsent zu machen. Das geschieht durch Film-Festivals, Buchpräsentationen oder Ausstellungen. Davon konnten wir uns gleich überzeugen, denn wir trafen uns in einem Raum, in dem gerade die Ausstellung „Symbiosis“ gezeigt wird. Das Glas- und Schmuckatelier der Technischen Universität Reichenberg präsentiert dabei einen Querschnitt der
Adresse: Name, Vorname
Straße, Hausnummer
Postleitzahl, Ort
Telefon
Geburtsdatum, Heimatkreis
Datum, Unterschrift
besten Werke seiner Studieren- aber über die Aktivitäten seit der Eich direkt vor den Toren Münden und Absolventen. letzten Versammlung im Früh- chens an. Ein Mitglied des dorBesonders im Bereich der Lite- jahr 2022. So seien das Deutsch- tigen Augustinerkonvents führratur gibt es Kooperationen mit Tschechische Priestertreffen te durch Vergangenheit und Gedem Adalbert-Stifter-Verein. Die diesmal in Böhmen, die Ur- genwart, die alte Wallfahrts- und Sudetendeutsche Landsmann- laubswoche für ältere tschechi- die neu gestaltete Kuratiekirche. schaft und die Ackermann-Ge- sche Mitbrüder, die noch unter Ein Blick in den Rohbau des neumeinde kennt Blanka Návrato- dem Vorzeichen des Kommunis- en Konventgebäudes lud zu eivá dank ihrer Tätigkeit nem Besuch im nächbei „Meeting Brno“ sten Jahr ein. In der und dem damit verbunWallfahrtskirche feierdenen Brünner Verte unsere Gemeinschaft söhnungsmarsch. Der anschließend Vesper Schwerpunkt des Inund Messe, in deren stitutes liegt in der Rahmen der VerstorGegenwart, deswebenen und besonders gen spielt die deutschdes auf den Tag vor tschechische Geschichdrei Jahren so plötzlich te in der unmittelbaren Verstorbenen zweiten Arbeit keine große RolVorsitzenden Markus le, wenngleich sie in Blanka Návratová vom Tschechischen Zentrum im Ge- Goller gedacht wurder tschechischen Kul- spräch mit Stanislav Drobny und Karl Wuchterl. de. Nach der Rückkehr tur, Kunst und Literatur und dem Abendessen durchaus präsent ist. mus ihren Dienst hätten tun müs- in Schloß Fürstenried entspanAm Dienstag trafen sich die sen, und die Exerzitien durchge- nen sich noch anregende GespräTeilnehmer zunächst zur Mitglie- führt worden. Gleiches sei auch che bei einer gemütlichen Runderversammlung. Die Tagesord- für heuer wieder geplant. Da die de. nung mußte wegen Erkrankung Mitgliederversammlung verhältAus organisatorischen Grünum einige Regularia gestutzt nismäßig kompakt war, ergab den endete die Versammlung werden. Eine außerordentliche sich die Gelegenheit noch tie- dann auch schon am MittwochMitgliederversammlung, so sie fer in die Diskussion über Fragen morgen nach den gemeinsamen noch 2023 nötig ist, soll im Rah- der Kirche in unserer Zeit einzu- Laudes und dem Frühstück. Aber men der Begegnungswoche En- gehen. für nächsten März ist Fürstenried de Juni stattfinden. VorsitzenAm Nachmittag stand ei- schon gebucht. der Holger Kruschina berichtete ne kleine Wallfahrt nach Maria Mathias Kotonski/ra
Gedenktafel
Olga Havlová geehrt
Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.
Kontoinhaber
Auf dem Senovážné náměstí, dem Heuwaagsplatz, im Zentrum von Prag wurde eine Gedenktafel für Olga Havlová enthüllt.
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13+14/2023
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er das Zentrum von Ebermannstadt in der fränkischen Schweiz kennt, besucht meist auch gerne die Gaststätte mit Hotel Resengörg in einem prächtigen Fachwerkhaus. Franz Schmitt (zweiter von links), der alte Wirt des Fachwerkhauses, bot unseren Lands-
leuten von der SL in Oberfranken mehr als 60 Jahre lang eine würdige Veranstaltungsheimat. Immer war es festlich gedeckt mit ordentlichen Tischdecken, hübschem Geschirr und guten Speisen. Darüber hinaus war Schmitt ebenfalls seit mehr als 60 Jahren Mitglied der Su-
detendeutschen Landsmannschaft. Am 14. Februar starb Franz Schmitt mit 91 Jahren. Für die liebevolle Unterstützung sprechen die Sudetendeutschen aus Ebermannstadt und aus der Kreisgruppe Forchheim einen besonderen Dank aus. Margaretha Michel
lga Havlová/Šplíchalová (1933–1996) war eine Dissidentin, Aktivistin und die erste Frau von Václav Havel, dem letzten Präsidenten der Tschechoslowakei und ersten Präsidenten der Tschechischen Republik. Havlová, die erste First Lady der Tschechischen Republik und letzte First Lady der Tschechoslowakei, war die Gründerin des Komitees des guten Willens für Behinderte, Kranke und bedürftige Kinder sowie Unterzeichnerin der Charta 77. Bereits zu Lebzeiten wurde sie zur Kultikone. Die Tafel ist an einem frisch gepflanzten Baum angebracht, der ebenfalls Havlovás Namen trägt. Zum 90. Geburtstag von Olga Havlová will ihre Stiftung vier weitere Bäume pflanzen.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 3. 2023
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AKTUELL
� Heiligenhof
Eine Generalkonsulin und viele Schüler Die Bad Kissinger und Teplitzer Schüler mit Martin Rak vor dem Veitsdom in Prag.
� Heiligenhof, Bad Kissingen und Teplitz
Die Welt ändert sich gigen Unterstützung des Tsche- Bamberg und machten uns mit chisch-Deutschen Zukunfts- der Historie der Stadt vertraut. fonds. Dies geschieht im Rahmen Am nächsten Nachmittag erdes Projekts „Wir machen wei- reichten wir Teplitz. Der Blick auf ter“, dessen Titel darauf verweist, das Böhmische Mittelgebirge bei daß dies nicht der erste Kontakt der Ankunft auf der D8 war meimit dieser Stadt und dem Jack- nen Kollegen vertraut, dieses Steinberger-Gymnasium ist. Panorama hatten schon die deutOst-West-Jugend-Akademie auf dem Heiligenhof: Schüler des Luisenburg-Gymnasiums im oberfränkischen WunWir fuhren über das Fichtel- schen Romantiker Caspar Daer Teplitz-Schönau Freun- gebirge am Obermain entlang vid Friedrich (1774–1840) und siedel und des Gymnasiums in Ostrov/Schlackenwerth bei Karlsbad bei Kennenlernspielen als Sprachanimation deskreis mit seinem Vorsit- nach Unterfranken. zum Warmwerden und zur ersten Verständigung. zenden Erhard Spacek fördert Bereits am ersten Vergangene Woche besuchte West-Jugendakademie auf dem Landtag durch den ursprüngli- Kontakte zwischen Jugendlichen Abend kam es auf Ivana Červenková, die Tschechi- Heiligenhof, um sich und ihre chen Eingang an der Arnstädter in Deutschland und der Tsche- dem Heiligenhof zwische Generalkonsulin in Mün- Länder kennenzulernen. Die Zie- Straße betritt, trifft im Foyer des chischen Republik. Dank seiner schen den tschechichen, den Heiligenhof in Bad le waren die Förderung von De- Fraktionsgebäudes auf ihre Wor- Vermittlung schlossen die bei- schen und deutschen Kissingen, wo sich gerade zwei mokratie und Toleranz, Respekt te vom 12. Juni 1946, die wie ei- den Gymnasien bereits 2020 ei- Gymnasiasten zum deutsche und zwei tschechische gegenüber anderen, Abbau von ne Widmung wirken: „Es sei dem nen Partnerschaftsvertrag. Mit ersten BeschnupSchülergruppen austauschten Ängsten und gegenseitigen Kli- Lande Thüringen beschieden, der finanziellen Unterstützung pern. Am nächsten und die sudetendeutsche Bil- schees sowie die Förderung von daß niemals mehr im wechseln- des Deutsch-Tschechischen Zu- Tag besuchten wir dungs- und Begegnungsstätte Sozialkompetenzen, Teamfähig- den Geschehen ihm diese Sterne kunftsfonds fand vergange- ein Seminar unter ein neues Gebäude mit Küche, keit, Kommunikationsfähigkeit untergehen: das Recht, die Frei- ne Woche das vierte Treffen der der Leitung von MitSpeisesaal und Seminarräumen und Umgang mit Konflikten. Gymnasiasten statt. arbeitern der Bayeriheit und der Frieden.“ baut. Äußert rege beteiligt sich da- schen LandeszentraHöhepunkt war die ExkursiHier hörten die Schüler nun on nach Erfurt unter Leitung von den Vortrag „Partizipation auf bei der Teplitzer Gymnasial- le für politische Bilunächst besuchte General- Ráchel Kopůncová, Višňová und Länderebene. Wie funktioniert lehrer Martin Rak, Lehrer für dung, dessen Ziel es In der Ausstellung „Unsere Deutschen“. konsulin Ivana Červenková Kristýna Šoukalová aus Chem- ein Landtag?“. Abschießend un- Deutsch und Geografie, der den ist, das Leben in eidas Jack-Steinberger-Gymna- nitz sowie Ulrich Rümenapp vom ternahmen sie unter dem Mot- Aufenthalt der Schüler in Teplitz ner liberalen Demokratie zu un- Ludwig Richter (1803–1884) wesium. Dort sprach sie mit den Heiligenhof. Sie trug das Leitwort to „Augen auf und durch“ eine organisiert und ihre Reise beglei- terstützen. Danach unternahmen gen ihrer Schönheit bewundert. Schülern, dem Stellvertreten- „Demokratie sehen und erfah- Rallye durch die historische Alt- tet hatte. Jutta Benešová wir einen Stadtrundgang und be- Nach der Unterbringung folgten suchten die Ausstellung „Jüdi- eine Führung durch den historen“ und begann mit dem stadt. euer nahmen 15 Quartaner sches Leben in Bad Kissingen“. rischen Kern der Stadt und ein Besuch der Gedenk- und Generalkonsulin Červenková der 6 A des Gymnasiums Te- Die Schüler knüpften an diesem gemeinsames Abendessen. Die Bildungsstätte Andreasstra- hatte auf dem Heiligenhof auch ße. Sie erinnert an Unter- die zeitgleiche Begegnung von plitz an dem tschechisch-deut- Tag bereits erstaunlich leicht Schüler setzten dann ihre Unterhaltung noch bis spät abends drückung und Widerstand Gymnasiasten aus Bad Kissingen schen Schüleraustausch auf dem Kontakte untereinander. Heiligenhof in Bad Kissingen Am folgenden Tag fand das fort. während der SED-Diktatur und Teplitz besucht (Ý rechts). Am nächsten Morgen bein Thüringen von 1949 bis Nadira Hurnaus teil, vor allem dank der großzü- Schülertreffen der Gymnasiasten aus Teplitz und suchten wir die Teplitzer Kur 1989. Das GeBad Kissingen in einrichtungen, die uns der Leibäude beherangenehmer Stim- ter der Marketing-Abteilung, bergte einst mung seine Fort- Michael Sinčák zeigte. Weiter eine Untersusetzung. Dies- ging es ins Gymnasium Teplitz. chungshaftmal besuchten wir Neun Kollegen hatten sich angeanstalt des den Unterricht im boten, ihre Klassenräume vorzuMinisteriums stellen. Nach der Führung durch Jack-Steinbergerfür StaatssiGymnasium. Die die Schule und dem Mittagessen cherheit (StaTeplitzer empfan- ging es weiter nach Aussig. si) der DDR. In Aussig führte uns Kristina den den Unterricht Mehr als 5000 hier als vergleich- Kaiserová, eine der GründerinMenschen Steffen Hörtler (rechts) erklärt den Neu- waren bar mit ihrem im nen des Vereins Collegium Bohehier bau an Hand eines Modells Gymnasium. Mit- micum, der die lange erwartete eingesperrt, tags begrüßte uns Ausstellung über die Geschichte weil sie sich den Schulleiter Jens Beck, Tho- dem kommunistidie Tschechische der Deutschen realisierte, durch mas Leiner, Dritter Bürgermei- schen Regime widie Ausstellung „Unsere DeutGeneralkonsulin ster und Städtepartnerschaftsbe- dersetzt in München, Iva- schen aus Böhmen und Mähren“. hatten. auftragter, und Stiftungsdirektor „Doch am 4. Dena Červenková. In- Auf dem Rückweg fuhren wir Steffen Hörtler. teressant war die bei leichtem Regen und starkem zember 1989 triMit Hans Knapek, Vorstands- umphierte die FreiDiskussion zwi- Wind durch die UNESCO-Monvorsitzender des Sudetendeut- heit: Couragierte Jens Beck, Stellvertretender Schulleiter, Maren Schmitt, Präsidentin des Städtepartnerschaftskomitees schen einer Berufs- tanlandschaft Krupka/Graupen schen Sozial- und Bildungswer- Menschen besetz- Bad Kissingen, Thomas Leiner, Bad Kissingens Stadtratsbeauftragter für Städtepartnerschaften, Dr. Ivana diplomatin, die seit zum Mückentürmchen. Von dort kes, Reinfried Vogler, Ehrenvor- ten die Erfurter Be- Červenková, Hans Knapek und Steffen Hörtler im Jack-Steinberger-Gymnasium. den 1990er Jah- hatten wir eine gute Sicht bis zum sitzender der Sudetendeutschen zirksverwaltung ren im Auslands- Georgsberg und zum Duppauer Bundesversammlung, Stiftungs- der Staatssicherdienst der Tsche- Gebirge. direktor Steffen Hörtler, Lucie heit in der AndreAm letzten Tag besichtigchischen Republik Matyášová von Tandem Regens- asstraße. Das war tätig ist, und den ten wir die Prager Burg und spaburg, der Koordinierungsstelle die erste BesetJugendlichen un- zierten von der Kleinseite über für deutsch-tschechischen Schü- zung einer Bastion serer gemischten die Karlsbrücke zum Altstädter leraustausch, Studienleiter Gu- der gefürchteten Gruppe über die Ring. Die jungen Leute waren stav Binder und Bildungsmana- Stasi während der Stellung der eng- den Denkmalen und meinen altger Ulrich Rümenapp unternahm Friedlichen Revolischen Sprache in modischen GeschichtsinterpreČervenková einen Rundgang lution“, lesen wir der tschechisch- tationen gegenüber ziemlich lau durch den Heiligenhof. Außer- auf der Internetdeutschen Interak- eingestellt, obwohl sie damit todem besuchte sie die gerade seite der Gedenktion. Sie waren sich lerant umgingen. Das Wichtigste stattfindende Ost-West-Jugend- stätte. war jedoch, daß unsere Gruppe nicht einig. akademie. Den Nachmit- sechs Tage lang ununterbrochen Nächstes Ziel Die Ost-West-Jugendaka- war der Thürintag und Abend miteinander redete und sich imdemie unter Leitung von Lucie ger Landtag in Erverbrachten wir mer wieder etwas zu erzählen Matyášová trug den Titel „Nur furt. Ein Zitat der in Bamberg, ei- hatte. gemeinsam geht‘s! Beteiligung, Schriftstellerin und Bei diesen tschechisch-deutner UniversitätsToleranz und Konsens“. Teilneh- Historikerin Ricarstadt an der Reg- schen Treffen ist mir der Dialog mer waren die Schüler des Lui- da Huch (1864– nitz vor einer gut zwischen unseren Jugendlichen senburg-Gymnasiums im ober- 1947) aus ihrer Zeit erhaltenen histori- am wichtigsten. Amerikanisches schen Architektur- Englisch ist derzeit die Lingua fränkischen Wunsiedel und des als Alterspräsidenkulisse. Dort führ- franca, aber wer wollte, konnte Gymnasiums in Ostrov/Schlac- tin der Beratenden ten uns Karina auch deutsch sprechen. Und ich kenwerth bei Karlsbad. LandesversammDie zwei Gymnasien waren lung Thüringen Hans Knapek, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sudentendeutsches Sozial- und Bildungswerk, Reinfried Kociper und Wolf- hörte von den Kollegen mehrHofmann fach als Kompliment, daß unseschon vor Corona eine Schul- schmückt heu- Vogler, Ehrenpräsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Lucie Matyášová von Tandem, Dr. gang partnerschaft eingegangen und te das Parlament. Ivana Červenková, Tschechische Generalkonsulin in München, Stiftungsdirektor Steffen Hörtler und Bil- durch den mittelal- re Teplitzer Schüler das können. terlichen Kern von treffen sich regelmäßig zur Ost- Wer den Thüringer dungsmanager Ulrich Rümenapp auf dem Heiligenhof. Martin Rak „Die Welt ändert sich – Deutschland und Tschechien auch“ war der Titel des vierten Treffens von Schülern des Jack-Steinberger-Gymnasiums im unterfränkischen Bad Kissingen und des Gymnasiums im böhmischen Teplitz.
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8 Erneut bis auf den letzten Platz besetzt war das Obergeschoß im Regensburger Café Pernsteiner zum jüngsten Literarischen Café der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Regensburg. Auf Vermittlung beziehungsweise Empfehlung des Geistlichen Beirats Prälat Johann Neumüller, einst Domdekan und Domkapitular, las diesmal Peter Mainka einige Passagen aus seinem Roman „Das Barackenmädchen“, der den Brünner Todesmarsch und einzelne Episoden daraus widerspiegelt. Buch und Autor wurden schon bei einer Online-Veranstaltung der Sudetendeutschen Heimatpflege vorgestellt (Þ SdZ 47/2021).
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er Diözesanvorsitzende KarlLudwig Ritzke stellte in seiner Begrüßung fest, daß er sich durchaus an Erlebnisse beziehungsweise Parallelen erinnert fühle, „die ich als schlesischer
Peter Mainka: „Das Barackenmädchen“. Verlag BoD, Norderstedt 2019; 308 Seiten, 10,95 Euro. (ISBN 978-3-752860-283)
KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14| 31. 3. 2023
� Peter Mainka las aus seinem Roman „Das Barackenmädchen“
Opus über den Brünner Todesmarsch Flüchtling hatte“. Die Leiterin des Literarischen Cafés, Else Gruß, stellte den 1954 im niederbayerischen Straubing geborenen Romanautor vor. Peter Mainka habe 40 Jahre lang als Diplom-Ingenieur an der heutigen Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg gearbeitet. In den achtziger Jahren habe er zusätzlich eine Ausbildung in Medizin und Naturheilkunde gemacht und sei seit 1991 in diesem Bereich aktiv. Dazu komme schließlich die Schriftstellerei. Mit seiner Frau Monika lebe er in Haselbach bei Mitterfels im Kreis Straubing-Bogen. Zudem nannte Gruß einige Eckdaten des Brünner Todesmarsches. Etwa 25 000 Deutsche seien dabei ausgewiesen worden, 18 000 bis 20 000 am Zielort angekommen. Vor allem alte und schwache Menschen sowie Kinder seien gestorben, erschossen oder erschlagen worden. Inzwischen gebe es jedes Jahr den Brünner Versöhnungsmarsch, der in umgekehrter Richtung von Pohrlitz nach Brünn führe. Durch eine ihm bekannte Abiturientin, die eine Examensarbeit über „Vertreibung“ geschrieben habe, sei Mainka vor zehn Jahren auf dieses Sujet gekommen. Fortan habe es ihn so gefesselt, daß er sich stärker damit beschäftigt habe und er schließlich auf den Brünner Todesmarsch gestoßen sei. Von Frühjahr bis Herbst 2016 habe er intensiv recherchiert, unter anderem im Buch „Der ‚Brünner
Dr. Andreas Hüneke (Berlin) hielt im Haus des Deutschen Ostens in München (HDO) den Vortrag „Der jüdische Anwalt Ismar Littmann und seine Sammlung moderner Kunst“. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München-Regensburg statt.
Der Schriftsteller Peter Mainka bei seiner Lesung und Karl-Ludwig Ritzke, der Diözesanvorsitzende der AckermannGemeinde in der Diözese Regensburg, Bilder (2): Markus Bauer Todesmarsch‘ 1945. Eine Dokumentation. Němci ven! Deutsche raus!“ Darin würden zahlreiche Schicksale, Vorkommnisse und Verbrechen beschrieben. Im Herbst 2018 sei der 312 Seiten umfassende Roman schließlich bei Books on Demand erschienen, lektoriert von Stefanie Schickhuber. Auch während der zwei Jahre des Schreibens habe Mainka weiterhin recherchiert, um die Sachverhalte und Details der Wahrheit entsprechend darzustellen. Grundsätzlich stellte Mainka einleitend fest, daß es für einen Mann schwierig sei, über eine junge Frau – die Hauptfigur „Helene“ in seinem Roman – zu schreiben. Daher dankte er ausdrücklich seiner Lektorin, die
hier entsprechende Ratschläge gegeben habe. Ausgangspunkt des Romans sei der 90. Geburtstag von Helene im Jahr 2018, an dem sie ihrer Enkelin ihre Erlebnisse erzählt. Deshalb sei der Roman auch in der Ich-Form angelegt. Kurz informierte der Autor über die Historie der Deutschen in Böhmen und Mähren sowie der Stadt Brünn und die Ereignisse ab 1938/39, die schließlich zur Vertreibung führten. Mit der Kurzvorstellung der im Roman handelnden Personen schloß Mainka die Einleitung. Der Autor las zunächst aus dem Kapitel vor, in dem es um die Deutschen geht, die sich am Mendelplatz sammeln sollen („ein heilloses Durcheinander“). Die Wertsachen müssen abge-
geben werden. Manche glauben, in spätestens drei Tagen wieder zurück zu sein, andere sind vom Gegenteil überzeugt. Helene geht in den Garten des benachbarten Klosters, wo sie besser geschützt ist. Auch die Rahmenbedingungen des 31. Mai 1945, des Fronleichnamstages, an dem der Marsch beginnt, beschreibt Mainka. Hitze, Schwüle, Gewitterwolken, etwa 55 bis 60 Kilometer zur österreichischen Grenze, viele hochbetagte Menschen sowie Mütter mit Kindern und schwangere Frauen. Zum Teil wird den Leuten die Aufnahme von Wasser verweigert. Die zweite Szene, die Mainka vorlas, beinhaltet den Marsch nach einem Zwischenhalt Richtung Pohrlitz: Peitschenhiebe,
� Vortrag im Haus des Deutschen Ostens in München
Kunstsammler aus Breslau
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on Breslau nach München führten in der Vergangenheit manchmal auch unheilvolle Wege. Das zeigte Andreas Hüneke (Berlin) in seinem Vortrag über den jüdischstämmigen Anwalt Ismar Littmann (1878–1934) und seine Sammlung moderner Kunst. Hüneke gilt als einer der besten Kenner dieses Themas in Deutschland. Breslau war in den zwanziger Jahren ein Zentrum der modernen Kunst. Daran hatten zahlreiche, vor allem jüdische, Mäzene und Sammler einen wesentlichen Anteil. Zu ihnen gehörte der Rechtsanwalt Ismar Littmann, der eine Sammlung von fast 350 Gemälden und Aquarellen sowie 6000 Grafiken mit Schwerpunkt bei schlesischen Künstlern wie Otto Mueller aufbaute. 1933 entzog ihm das Berufsverbot für jüdische Anwälte die Existenzgrundlage, 1934 nahm er sich das Leben. Die Witwe mußte Teile der Sammlung verkaufen. Die umfassende Sammlung der Kunst der Moderne, die Littmann aufgebaut hatte, umfaßte vor seinem Tod 347 Gemälde sowie Aquarelle und 5814 Grafiken.
Dr. Andreas Renz, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München-Regensburg, Referent Dr. Andreas Hüneke und HDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber. Bilder: Dr. Lilia Antipow, HDO
Dr. Andreas Hüneke hält im HDO einen Vortrag über Ismar Littmanns Sammlung und Leben.
MP-Salven, Gewitter, Mütter verlieren ihre Kinder, Alte und Entkräftete fallen zurück. Aber auch Zusammenhalt und gegenseitiges Zusprechen von Mut unter den Vertriebenen. Die dritte gelesene Szene spielt in Pohrlitz, wo Helene bei der Suche nach ihrem Bruder in den Baracken auf viele verletzte und kranke Menschen oder auch am Boden liegende Körper trifft. Hilfe erfährt sie von rumänischen Soldaten. Und immer wieder klingt die Botschaft durch, „sich nicht unterkriegen zu lassen.“ Die letzte von Mainka rezitierte kurze Passage war die Begegnung mit einem katholischen Priester. Hier steht in gewisser Weise der im Jahr 1992 verstorbene österreichische Pfarrer Erwin Hesse Pate. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo am 11. Oktober 1939 wurde dieser kurz vor Weihnachten nach Brünn verbannt, wo er sich besonders um die verwundeten Theologen kümmerte. Die gelesenen Szenen machten durchaus neugierig, so daß Mainka die mitgebrachten Bücher schnell an den Mann bringen konnte. Ob Helene mit ihrem tschechischen Freund Jan zusammenkommt, ihr inhaftierter Vater wieder freikommt und sie ihren Bruder wiederfindet? Eindrücke von der Teilnahme am Brünner Versöhnungsmarsch 2019 schilderte zusätzlich der frühere Regensburger Diözesanvorsitzende Leonhard Fuchs. Markus Bauer
Vertreten waren vor allem zeitgenössische Künstler, oft aus den deutschen Ostgebieten wie Lovis Corinth, Max Pechstein, Erich Heckel, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Otto Mueller. Aus einer Auktion wurden 1935 einige dieser Werke wegen „typisch kulturbolschewistischer Darstellung pornografischen Charakters“ von der Gestapo beschlagnahmt und als „Entartete Kunst” eingestuft; einige Bilder gelangten 1937 im Rahmen der berüchtigten NS-Aktion zur „Entarteten Kunst“ nach München, wo sie bei der gleichnamigen Ausstellung präsentiert wurden. Seit den neunziger Jahren gab es mehrere spektakuläre Restitutionen. Andreas Hüneke, geboren 1944 im sächsischen Wurzen, ist Kunsthistoriker und Provenienzforscher und gilt als einer der bedeutendsten Forscher zur NSAktion der „Entarteten Kunst“. Seit der Auffindung eines vollständigen Inventars aller 1937 in deutschen Museen beschlagnahmten etwa 19 000 Werke der „Entarteten“ Kunst 1997 ist er an diesem Projekt tätig. Von Andreas Hüneke liegen unter anderem die Publikationen „Franz Marc. Zitronenpferd und Feuerochse“ (1990); „Farben der Mark. Landschaftsmalerei vom Biedermeier bis zur Neuen Sachlichkeit“ (1993); „Franz Marc. Tierschicksale. Kunst als Heilsgeschichte“ (1994); „Der Blaue Reiter. Eine Geschichte in Dokumenten“ (2011) sowie zahlreiche Veröffentlichungen über die NS-Aktion „Entartete Kunst“ vor. la/sh
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 3. 2023
SL in den neuen Bundesländern
Andere Gliederung Peter Barth erläutert die Unterschiede der Organisation der Sudetendeutschen in den neuen und alten Bundesländern. Ortsobmann Rudolf Baier, Annette Kiermaier, Ergoldings Dritte Bürgermeisterin, und ein Teil der geehrten Mitglieder.
SL-Ortsgruppe Ergolding/Niederbayern
Baier bleibt Obmann Mitte März fand die Jahreshauptversammlung der niederbayerischen SL-Ortsgruppe Ergolding im Gasthaus Proske statt.
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ach der Begrüßung gedachte man der verstorbenen Mitglieder der angestammten und neuen Heimat. Anschließend sprach Annette Kiermaier, Ergoldings Dritte Bürgermeisterin, ein Grußwort über den Neubau eines Seniorenwohnheims, die Erweiterungen der Grund-, Mittel- und Realschule und einer Vierfachturnhalle, die Lärmschutzmaßnahmen entlang der B11/15 und die Erweiterung des Friedhofs. Obmann Rudolf Baier trug den Jahresbericht vor. Er schilderte die umfangreichen Aktivitäten im Jahr 2022. Vor allem nannte
er den Familiennachmittag, den Radlausflug nach Oberglaim, die Kirchweihfeier mit dem Böhmischen Trio und die Weihnachtsfeier. Die einzige Veranstaltung der Sudetendeutschen Sängerrunde, die 2020 wegen Überalterung der Mitglieder aufgelöst worden war, sei eine Weihnachtsfeier gewesen. Jeden ersten Montag im Monat fänden im Gasthaus Proske Stammtische statt. Vermögensverwalter Adolf Olzinger trug den Kassenbericht vor. Die Kassenprüfer bestätigten eine ordnungsgemäße und fehlerfreie Kassenführung. Die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig. Kiermaier führte anschließend die Wahl des Obmanns durch, da die Stelle seit Mai 2022 nur kommissarisch besetzt war. Gewählt wur-
de einstimmig Rudolf Baier zum Obmann, Kassenprüfer wurden Erwin Schneider und Hubert Unfall. Zahlreiche Mitglieder wurden für langjährige Treue geehrt. Baier erwähnte weiterhin, daß die Mitglieder mehrmals im Jahr mit Mitteilungen und Rundschreiben informiert würden. Soweit es möglich sei, wolle man die traditionellen Veranstaltungen beibehalten und die Ortsgruppe mit Leben erfüllen. Die SL pflege Kultur und Brauchtum der angestammten Heimat, verschließe sich aber nicht den Gepflogenheiten der neuen Heimat und den modernen Gegebenheiten der heutigen Zeit. Der gesellschaftliche Teil gehöre nun einmal zu einem intakten Vereinsleben. Die Ortsgruppe nehme auch regen Anteil am Marktge-
schehen in Ergolding. Die Betreuung der Mitglieder bis hin ins hohe Alter habe einen großen Stellenwert. Man versuche, die Ortsgruppe möglichst lange aktiv zu halten. Das Mahnmal am Sankt-Peters-Friedhof sei immer ein Blickpunkt für alle Besucher. Baier dankte allen, die diese Gedenkstätte pflegen, betreuen, Lichter entzünden und der Toten gedenken. Um in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bestehen zu können, dürfe man aber nicht aufhören, neue Mitglieder zu werben. Derzeit gehörten der Ortsgruppe 112 Mitglieder an. Die SL sei für alle offen, ob ihre Wurzeln im Sudetenland lägen oder nicht. Am Ende dankte Baier allen Mitgliedern, insbesondere dem Vorstand für die aktive Mitarbeit.
SL-Landesgruppe Baden-Württemberg
Typisches und Selbstgemachtes Am Samstag fand der 14. Ostdeutsche Ostermarkt im Haus der Heimat in Stuttgart statt. Kreisobfrau Waltraud Illner berichtet.
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ine jugendliche Geigergruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland begleitete die Eröffnung des Ostermarktes, den der DJO-Landesverband BadenWürttemberg mit dem BdV und verschiedenen Landsmannschaften veranstaltete. Unter den zahlreichen Besu-
Landesfrauenreferentin Ilse von Freyburg präsentiert Klöppelarbeiten.
chern begrüßte DJO-Landesvorsitzender Hartmut Liebscher auch Politprominenz. Der Ostermarkt bot handwerkliche Kunst, kulinarische Köstlichkeiten sowie die Ausstellung „Ryszard Kaja: Polska 33 %. Polnische Plakatkunst“. Die Sudetendeutschen waren durch die SL-Landesgruppe Baden-Württemberg mit der Landesfrauenreferentin Ilse von Freyburg mit der Klöppelrunde sowie ihren Heimatgliederungen wie der Gemeinschaft Wischauer Sprachinsel,
der Egerländer Gmoi z‘ Stuttgart, der Heimatgruppe Stuttgart des Deutschen Böhmerwaldbundes und der Alten Heimat – Verein heimattreuer Kuhländler vertreten. Neben der SL präsentierten weitere Landsmannschaften, Vereine und Verbände ostdeutscher Regionen Typisches und Selbstgemachtes aus der jeweiligen Heimat. Neben einer Tombola mit ostdeutschen Preisen bot eine Caféteria die Möglichkeit, beim Bummel durch den Ostermarkt eine kleine Pause einzulegen.
SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt
Frauentags-Gala Mitte März feierte die sachsenanhaltinische SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld Frauentag im Musikhotel in Jeßnitz.
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reisobfrau Anni Wischner dankte den Landsleuten für ihr Kommen. Unter den Gästen begrüßte sie Ex-Landesobmann Joachim Nerke. In ihrer Ansprache zog Wischner eine gute Bilanz über die geleistete Arbeit. Die geplanten Maßnahmen wurden alle durchgeführt. Ausführlich berichtete sie von den geplanten Veranstaltungen. Danach gab es Kaffee und Kuchen mit Plauderzeit.
Blick in den Saal.
Dann eröffnete Angela Novotny die Frauentags-Gala. Ein bunter Mix aus tollen Schlagern, vorgetragen von Angela Novotny, ihrem Sohn Florian sowie der aus der Ukraine geflüchteten Adealina begann. Im Veranstaltungsprogramm war das gesamte Personal eingebunden. So zeigten Franziska und Florian einige Tänze, selbst ein Himmelbett mit einem Schläfer und fleißig Kissen schüttelnden Franziska und Adealina kam auf die Bühne. Das kam beim Publikum gut an. Natürlich konnte bei vielen bekannten Schlagern kräftig mitgesungen werden. Zum Finale überreichte Kreisobfrau Anni Wischner den Künstlern kleine Präsente. Es war wieder eine gelungene Frauentagsfeier, die die Kreisobfrau trotz vieler Probleme organisiert hatte. Dafür ein herzliches Dankeschön. Zum Schluß wurde jeder mit einem Frühlingsblüher überrascht. Klaus Arendt
Märzgedenken in Cham
SL-Kreisgruppe Cham/Oberpfalz
Märzgedenken Mitte März gedachte die oberpfälzische SL-Kreisgruppe Cham mit ihren Ortsgruppen Bad Kötzting und Furth im Wald nach einem gemeinsamen Gottesdienst in der Chamer Klosterkirche Maria Hilf am Vertriebenenkreuz im Chamer Stadtpark des 4. März 1919.
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ieses Datum ist den Sudetendeutschen sehr wichtig, da es für das Selbstbestimmungsrecht der Völker steht. Die Sudetendeutschen demonstrierten an jenem Tag im Sudetenland auch für ihr Selbstbestimmungsrecht. Diese Demonstration wurde aber durch tschechoslowaki-
sche Truppen blutig niedergeschlagen. Der neue Chamer Obmann Dominik Götz erinnerte zusammen mit Mitgliedern der Kreisgruppe an diesen tragischen Tag und betonte, wie wichtig Selbstbestimmung sei. Er verwies auch in Zeiten, in denen Flucht und Vertreibung wieder verstärkt in den Fokus gerückt seien, darauf, daß Selbstbestimmung jedem Menschen zustehe und unbedingt geschützt werden müsse. Im Anschluß an das Gedenken trafen sich die Mitglieder zum gemeinsamen Mittagessen im Gasthaus Käsbauer.
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n den alten Bundesländern spielen neben der Gebietsgliederung in SL-Orts-, SL-Kreis-, SL-Bezirks- und SL-Landesgruppen auch die Heimatgliederungen in Heimatlandschaft, -kreis und -ort eine wesentliche Rolle. Die Heimatgliederung in den neuen Bundesländern entspricht dagegen der Gebietsgliederung, ist also so wie die SL aufgebaut. Beispiele sind die Kreisgruppen Bitterfeld, heute Bitterfeld-Wolfen, Dessau, heute Dessau-Roßlau, und Wittenberg in Sachsen-Anhalt sowie Stralsund und Nordvorpommern, heute Vorpommern-Rügen, und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Manche Landesgruppe wie Sachsen-Anhalt existiert nicht mehr. Deshalb schloß sich die SL-Kreisgruppe Bitterfeld organisatorisch dem BdV-Landesverband an. Dies hat drei Gründe: die Gründungszeit, das Problem der Amtsträger und die Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Die Gruppen in den alten Bundesländern entstanden in recht kurzer Zeit nach Kriegsende und Vertreibung. Deren Mitglieder gehörten fast alle zur Erlebnisgeneration. In den neuen Bundesländern war die offizielle Gründung erst nach der Wende, also 40 Jahre später, möglich. Zwar gab es auch in der SBZ und in der DDR in den ersten Jahren die Versuche „überfamiliärer“ Treffen wie die Familienspaziergänge in den Zoos von Leipzig und Halle. Diese wurden aber bald unter polizeiliche Beobachtung gestellt, was das Aus für sie bedeutete. Das offizielle Bekenntnis war erst nach der Wende möglich. Mittlerweile war die Erlebnisgeneration stark dezimiert. Während des Kommunismus war den Nachwachsenden jahrzehntelang eingeschärft worden, nicht an Verwandtenoder Bekanntentreffen teilzunehmen. Vertreibung war ein Tabuthema – wir waren schließlich nur umgesiedelt worden. Ähnlich tabu war der Empfang von West-Fernsehen, der zum Teil nur mit großem technischen Aufwand wie auf dem Darß oder gar nicht möglich war wie in Dresden, dem Tal der Ahnungslosen. Dies hing jedoch auch von der persönlichen Einstellung des jeweiligen Parteisekretärs ab. So gab es in Schwerin einmal die FDJAktion ,,Westantennen von den Dächern holen“. Ich durfte hingegen – trotz Arbeit in einem sensiblen Forschungsbereich – als Briefmarkensammler Westpost erhalten und auch beantworten. Bei Telefongesprächen, ich besaß aus betrieblichen Gründen ein Telefon, mußte jedoch jedes ankommende Telefonat gemeldet werden. Und so war bei den allermeisten Heran-
wachsenden die Herkunft kein Thema. Anders im Westen, wo die Jugendlichen in dem Bewußtsein der Herkunft heranwuchsen, was sich bis heute in der SdJ manifestiert. In Bitterfeld waren wir unmittelbar nach der Gründung fast 150 Mitglieder, bunt zusammengewürfelt aus unterschiedlichen Gebieten. Hier kam auch noch dazu, daß aus Arbeits- und vor allem auch aus Wohnungsgründen Gruppen nicht nur aus den ursprünglichen Transporten vorhanden waren. So führte mein Weg von Trautenau an die Ostsee, von dort nach Bitterfeld und wieder an die Ostsee. So stammten die Bitterfelder hauptsächlich aus dem Riesengebirge, Komotau sowie dem Schönhengstgau. Für einen schnellen Organisationsaufbau war wichtig, daß eine Person das Zepter in die Hand nahm. Andernfalls hätten wir Amtsträger für die einzelnen Heimatgebiete benö-
tigt, was aus dem Stand nicht realistisch war. Wir wissen, wie schwierig es bei den heute vorhandenen Gruppen ist, einen Nachfolger für einen ausgefallenen Leiter zu finden. So ist mit dem krankheitsbedingten Ausfall des Obmanns der SL-Kreisgruppe Stralsund, Günter Scholz, die einst aktivste Gruppe im Nordosten – bekannt für ihre Reisen, ihre Mundartveranstaltungen und ihren Chor – ins Nichts zerfallen. Die öffentliche Akzeptanz der SL-Kreisgruppe Bitterfeld war beispielsweise sehr groß. Hier war es notwendig, geschlossen als Sudetendeutsche aufzutreten. So gab es stets Unterstützung für öffentliche Veranstaltungen wie Geld vom Kreis für Fahrten zu den Sudetendeutschen Tagen. Aber diese hätte es wohl kaum für „selbständige“ Riesengebirgler oder Kommotauer gegeben. Den Titel für unser Mitteilungsblatt „Heimatblick“ entwarf der Leiter der Werbeabteilung der Filmfabrik. Bis heute erschienen fast 120 Ausgaben. Auch die „Mitteldeutsche Zeitung“ hätte sicher nicht am Montag von den Riesengebirglern und am Donnerstag von den Komotauern berichtet. Und natürlich gilt auch hier „Keine Regel ohne Ausnahme“. Dies ist dann im wesentlichen dadurch begründet, daß in großen Ballungsgebieten entsprechend viele Heimatfreunde mit gleichen Wurzeln noch lebten wie die Riesengebirgsheimatgruppe BerlinBrandenburg.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 3. 2023
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
� Zum 100. Todestag eines Teplitz-Schönauers
Gustav Carl Laube Eine Teplitzer Persönlichkeit, deren 100. Todestag wir am 12. April begehen, ist Professor Gustav Carl Laube, ein Wissenschaftler von Weltruf.
E Volutenschild von 1695 und darunter – für damalige Verhältnisse ungewöhnlich – das tschechische Wort für Brauerei: Pivovar.
Der verirrte Tank.
Bilder: Urbex by Rychy Verfall, wohin man schaut.
Lagerbier gefällig?
Geht es hier zum Schloß?
� Die Lobkowicz-Brauerei in Bilin – Teil IV und Schluß
Wo geht es zum Schloß? Unsere Korrespondentin Jutta Benešová nahm Kontakt mit einem Urban Explorer (Urbexer) auf, nennen wir ihn Lukas, um etwas über den Zustand der alten LobkowiczBrauerei in Bilin zu erfahren. Lukas hatte
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ach einer Weile drehe ich mich um, und in diesem Moment bemerke ich, daß ich an der Rückseite dieses wunderbaren Velutenschildes mit der Jahreszahl 1695 stehe. Erst jetzt wird mir bewußt, daß ich mich an einem Ort befinde, der sich seit fast 330 Jahren nicht verändert hat. Ein unglaubliches Gefühl! Gleichzeitig ist es hier schon recht heiß, und die Sommertemperaturen sind hoch. Ich bin an der höchstmöglichen Stelle, die vergleichsweise sicher zu erreichen ist. Es ist an der Zeit, sich ins Untergeschoß zurückzuziehen, doch muß ich den Weg dort-
TERMINE n Donnerstag, 31. August bis Sonntag, 3. September: Heimattreffen in Teplitz-Schönau. Das Programm erscheint im Mai.
die Stadt Bilin um Erlaubnis gebeten, die verfallene Brauerei besuchen zu dürfen, da er erfahren hatte, daß die Stadt eine Rekonstruktion plant. Ausgerüstet mit einem Fotoapparat und einer Drohne für Außenauf-
hin finden. Ich sehe den mit Efeu bewachsenen Eingang und denke, ich versuche es mal, vielleicht habe ich Glück. Es ist wirklich ein Eingang zum Untergeschoß. Dunkelheit und Kälte umfangen mich sofort. Ich schalte die Taschenlampe ein und mache mich auf den Weg ins Unbekannte. Nach wenigen Metern erreiche ich die ersten Räume, riesige Räume, die mir durch die herabfallenden Wassertropfen leise ihre Vergangenheit zuflüstern. Nach ein paar weiteren Minuten finde ich die alten Tanks, in denen das Bier gelagert wurde, einer davon ist nicht an seinem Platz. Ich verstehe nicht, warum sich jemand solche Mühe gegeben hat, ihn wegzustoßen. Die Zeit drängt, ich bin jetzt schon über zwei Stunden hier, also lasse ich das Rathaus wissen, daß mein Fotoshooting um eine Stunde oder so verlängert wird. Jetzt betrete ich einen absolut
nahmen, begab er sich im August auf diese interessante Besichtigung. Mit seinem Einverständnis veröffentlicht der Heimatruf seinen von Benšova übersetzten Bericht in Fortsetzungen.
atemberaubenden und großartigen Raum mit einem Loch in der Decke, durch das Efeu wächst. Ich fühle mich hier so klein und voller Fragen. Was war hier? Was ist dort oben? Kann ich da irgendwie hinkommen? Aber ich ziehe es vor, weiterzugehen und andere interessante Räume zu finden, diesmal mit riesigen Bierwannen, ein falscher Schritt und ich würde hineinfallen. Urbex ist wirklich nicht jedermanns Sache, und es ist wichtig, in erster Linie an die Sicherheit zu denken. Ich habe schon ziemlich Angst vor der Dunkelheit, ich drehe mich immer wieder um, um zu sehen, ob nicht jemand hinter mir ist. Lieber versuche ich, den Verbindungsgang zum Schloß zu finden. Ich finde eine Treppen, auf der ich höher steige. Ich komme in Büros. In einem steht noch ein Schreibtisch, und der Raum gehört vom Zustand her zu den besseren, aber wenn man den Korridor auf die
andere Seite durchquert, sieht man durch die Decke und das Dach bis zum Felsen selbst, auf dem das Schloß errichtet ist. Ich bin schon ganz nahe, da muß doch irgendwo der Verbindungsgang zum Schloß sein. Ich suche und suche jede mögliche Ecke ab, aber ich finde den Gang nicht. Möglicherweise habe ich ihn im Untergeschoß übersehen, oder er ist an einem der Orte, wohin ich mich aus Sicherheitsgründen nicht traue. Vielleicht finde ich ihn in irgendwann in Zukunft. Lukáš Rychecký, unser UrbexReporter, bedankte sich danach noch bei der Stadt für die Möglichkeit, die alte Brauerei zu besuchen. Er hat den derzeitigen Zustand in vielen schrecklich-schönen Fotos festgehalten, und wir können nur hoffen, daß die Stadt Bilin bald Mittel und Wege zur Renovierung findet, denn viel Zeit scheint dem alten Gemäuer wirklich nicht zu bleiben.
r wurde am 9. Januar 1839 in der gutbürgerlichen Familie des Bäckers Alois Laube im Haus Goldene Kelle am heutigen Laube-Platz Nr. 12 in Teplitz geboren. Vater Alois war später Pächter des Neubades und Stadtrat. Gustav Carl wuchs in einer Umgebung auf, die ihn Fleiß und Arbeitseifer lehrte, und das begleitete ihn sein gesamtes Leben. Nachdem er das Gymnasium in Brüx absolviert hatte, studierte er in Prag und München Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion zum Dr. rer. nat. in Tübingen begann er 1865 als Assistent am Polytechnischen Institut in Wien und habilitierte im Fach Paläontologie. 1869 bis 1870 nahm er an der zweiten deutschen Polarexpedition teil, die er mit dem ebenfalls in Teplitz geborenen Kartographen und Bergsteiger Gedenktafel Julius Payer absolvierte. Beide überlebten diese abenteuerliche Reise nach dem Untergang des Schiffes Hansa zwischen den Eisschollen in Ostgrönland, worüber er später in seinen Schriften berichtete. 1871 wurde er zum Professor der Mineralogie und Geologie an der deutschen Technischen Hochschule in Prag ernannt und wirkte ab 1876 am neuen Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie an der Karl-FerdinandsUniversität in Prag. Als Pädagoge war er berühmt für seine klaren und verständlichen Vorlesungen. Obwohl er in Prag lebte, fuhr er oft nach Teplitz, war dort Mitglied der Museumsgesellschaft. Er blieb nicht nur in seinem Arbeitszimmer, sondern propagierte praktische Forschungen im Gelände. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bezogen sich auf geologische Erkundungen im böhmischen Grenzgebiet. Sein bekanntestes Werk ist die zweibändige „Geologie des böhmischen Erzgebirges“ von 1876 und 1887, das auch in tschechischer Sprache erschien. Bemerkenswert ist auch seine 1891 erschienene geologische Übersicht „Der geologische Aufbau von Böhmen“. Und er be-
Gustav Carl Laubes Geburtshaus.
teiligte sich an der Kartographie Böhmens. Lange widmete er sich der Popularisierung wissenschaftlicher Themen in der Zeitschrift „Bohemia“, deren Beiträge regen Zuspruch fanden. Besonders dankbar war ihm aber seine Heimatstadt Teplitz für seinen starken Einsatz bei der Rettung der Teplitzer Thermalquellen nach dem Wassereinbruch im Döllinger-Schacht in Dux 1879. Im selben Jahr wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Teplitz ernannt. Schon zu seiner Zeit setzte er sich für den Naturschutz ein, als er 1902 den gesetzlichen Schutz bedeutender geologischer Lokalitäten in seinem Artikel „Erholung der Nationaldenkmäler“ forderte, wozu der Workotsch, der Borschen, der Herrenhausfelsen mit seinem berühmten Säulenbasalt und das Prebischtor mit der einzigartigen Sandsteinbrücke gehören. Unermüdlich war seine Tätigkeit im Bereich wissenschaftlicher Organisationen. So war er 1896 Gründungsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der deutschen Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen und des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Praktisch widmete er sich der Archäologie und der Geschichte von Sankt Joa chimsthal. Trotz dieses gewaltigen Arbeitspensums führte er ein glückliches Familienleben. Seine Frau Lucie, geborene Hofmann schenkte ihm die Söhne Gustav und Otto sowie die Tochter Lucie. Gustav Carl Laube starb mit 84 Jahren in Prag und fand seine letzte Ruhe bei einem Ehrenbegräbnis im Familiengrab in Teplitz. Ihm waren während seines Lebens viele Ehrungen zuteil geworden. Er wurde in den Adelsstand erhoben und trug den Titel Hofrat; vor allem fand er seinen Platz auf dem Weltatlas, als ihm zu Ehren das Eis am Fuß von Ostgrönland Laube-Gletscher benannt wurde. Man kann nur hoffen, daß die derzeitigen klimatischen Veränderungen nicht dessen Existenz beeinflussen und der Name des berühmten Teplitzer Wissenschaftlers auch weiterhin einen Teil des weitent fernten Grönlands schmücken wird. Jutta Benešová
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 3. 2023
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
11 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterÿ ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai° eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMailpost@nadirahurnaus.de
Hostaus Pfarrer – Teil XVIII
Pfarrer Peter Steinbach Die verbliebenen und vertriebenen Bischofteinitzer beten für Josef Maurer.
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Bilder: Karl Reitmeier
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Markus und Marianne Maurer, Marta Klement, Maria Steinbach, Peter Pawlik, Inge Burešova und Marie Lukovnicová.
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Groß war die ÜberMarianne Maurer raschung, als Josef galt. Ferner hieß Thums zum Schluß sie die Ortsbetreuder Heiligen Meser Marta Klement se trotz seiner (Sirb), Karl-Heinz mehr als 90 Jahre Loibl (Parisau), Alauf der Trompete fred Dittrich (Neudas Lied „‘s ist Feigramatin), Franz erabend“ intonierMetschl (Schüttte. In der Kirche wa) und Stadtstand am Seitenrat Josef Götz aus altar auch die HeiNabburg sowie matkreisfahne, die Marie Schöntag, Georg Naujokas die oft als Dolmetmitgebracht hatte. Jana Tomášková trägt die scherin fungiert Ebenfalls groß Lesung vor. hatte, neben viewar die Überralen anderen Persoschung, daß auch Heimatkreis- nen willkommen. Ihr besonderer betreuer Peter Pawlik gekommen Dank galt an diesem Tag auch ihwar, der die Bundesversamm- rem Sohn Markus, der in all den Jahren immer die Fahrdienste nach Bischofteinitz übernommen hatte. Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik bemerkte, daß es für ihn eine Selbstverständlichkeit gewesen sei, zu diesem Abschied nach Bischofteinitz zu kommen. Er hatte dazu auch einige Urkunden mitgebracht. An Marianne Maurer überreichte er die vom Pfarrer František Kaplá- Sprecher der Sudetennek und Pfarrer Marek Ba- deutschen Volksgruppe dida zelebrieren die feierli- unterzeichnete Dankche Gedenkmesse für Josef urkunde. Ferner gab es Maurer in der Pfarrkirche SL-Urkunden für Maria Sankt Peter und Paul. Steinbach, Marta KleLinks Georg Naujokas mit ment, Inge Burešova der Heimatkreisfahne so- und Marie Lukovnicowie Hans Dittrich und Jo- vá. Die große Ehrennasef Ertl, welche den Gottes- del des Heimatkreises dienst musikalisch umrah- Bischofteinitz verlieh er men. samt Urkunde an Markus Maurer. lung in München hatte verlasAnschließend saßen die versen müssen, um der Abschieds- triebenen und verbliebenen Bifeier beiwohnen zu können. Die- schofteinitzer noch lange in geser nahm auch am gemütlichen mütlicher Runde zusammen und Beisammensein teil, wo ihm der schwelgten in heimatlichen Erinherzliche Willkommensgruß von nerungen. Karl Reitmeier
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fassung erlaube dies nicht mehr. Doch in diesen 29 Jahren seien rund 300 Treffen abgehalten worden. ach dem Fall des Eisernen Dem Abschiedstreffen war ein Vorhangs war es dem dama- feierlicher Gottesdienst in der Biligen Heimatschofteinitkreisbetreuzer Pfarrkirer Josef Mauche Sankt Perer ein großes ter und Paul Anliegen, daß vorausgegansich die vergen, der im triebenen und Gedenken an verbliebeJosef Maunen Bischofrer abgehalten teinitzer nach sowie von den Jahrzehnten Geistlichen der Trennung František wieder in ihrer Josef Thums intoniert von der Empo- Kaplánek und re das Lied „’s ist Feierabend“. ehemaligen Marek Badida beziehungszeleweise angestammten Heimat in briert wurde. MusikaFreundschaft treffen. Die erste lisch umrahmt wurde Zusammenkunft war am 5. März der Gottesdienst von 1994. Seitdem hatte man sich jeden Monat einmal getroffen, nur unterbrochen von der Corona-Pandemie, als Begegnungen nicht möglich waren und vorübergehend sogar die Grenze wieder geschlossen war. Nach 29 Jahren war nun das letzte Treffen angesagt, und dabei kam natürlich große Wehmut auf. Marianne Maurer, die ihrem Mann vor des- Hans Dittrich auf dem Akkorsen Tod im Jahre 2004 verspro- deon und Josef Ertl auf dem Sachen hatte, die Treffen fortzufüh- xaphon, besser bekannt als die ren, bemerkte, daß sie gerne die „Böhmischen Oberpfälzer“. Die 30 Jahre noch vollgemacht hät- Lesung trug Jana Tomášková vor, te, aber ihre gesundheitliche Ver- die Fürbitten Marianne Maurer.
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Ein letztes Treffen nach 29 Jahren
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Bischofteinitz
Vertriebene und verbliebene Bischofteinitzer trafen sich nun ein letztes Mal in der Heimat.
der bleibt der gewünschte Erfolg aus, was Steinbach mißliebig zugeben muß. Außerdem überfl uten starke Gewitter im Juni 1891 die Dechanteiwiese bei Hassatitz komplett. Durch die verursachte Schlammdecke fällt die Heuernte sehr mäßig aus. Generell fällt die Ernte der Feldfrüchte wegen des zu trockenen Sommers m Mai 1892 spenden zwei in bescheiden aus. Die Heu- und Hostau geborene, aber im Ur- Korn ernte ist ungenügend. sulinenkloster in Wien beschäfViele Bauern verkaufen Vieh tigte Mädchen, Katharina Hilt- unter Wert, weil die Preise für wein und deren Schwester (ohne das Futter ansteigen. Auch DeNamensangabe) eine 163 Zenti- chant Steinbach veräußert zwei meter große Figur der heiligen Kühe. Aufgrund der TrockenMaria von Lourdes. Die Statue heit kommt es auch zu Wasserwird von Bildhauer Ferdinand knappheit. Selbst die DechanStuffl esser aus Sankt Ulrich intei ist dermaßen betroffen, daß Gröden in Südtirol für 100 Gul- der in der Dechantei beschäftigden geschaffen. Ebenso hat er te Tagelöhner Wasser in Fässern die Grotte für zusätzlich 51 Gul- herbeischaffen muß. Die Bürger den angefertigt. Den altarähnli- Hostaus schöpfen das Wasser chen Aufbau für die Grotte stif- in Fässern sogar aus der Radbutet Johann Marahs aus Hostau. sa. Am 13. November 1892 kann mit Zu Beginn des Jahres 1894 bischöfl icher Genehmigung die wird die vierte Klasse der ortsneu errichtete Grotte der Mutter- ansässigen Volksschule in zwei gottes von Lourdes eingeweiht Parallelklassen nach dem Gewerden. Künftig fi nden alle Mai- schlecht folgendermaßen einandachten vor dieser Grotte geteilt: 33 Knaben und 40 Mädstatt. chen. Am 23. März 1893 wird in Vom 7. bis 17. Oktober 1894 Hostau das ebenfalls von Bild- findet in Hostau eine Volksmissihauer Stuffl esser geschaffene Re- on auf Veranlassung Steinbachs liefbild „Die Todesangst statt. Aus Prag reisen die Christi am Ölberg“ Redemptoristen PaE U D TS EN C geliefert. Es wird in ter Rektor Georg T E der Mauernische Freund, Pater in der EingangsJosef Mayr und halle der KirPater Johann S C H IC K S A L S T F A H C S che aufgestellt. Müller an. Die G E M E IN Das Kunstwerk Wiener ZeiE U R O PA kostet 300 Gultung „Vaterden. Vor dem land“ schreibt Reliefbild wird dazu am 20. 28 ein Eisengitter Oktober 1894: E .M EG AI angebracht, das „Die Anfangs R 2023 IN der Hostauer Schloszuwartende Stadtbesermeister Karl Hiltwein völkerung ergriff schon für 40 Gulden anfertigt. Für da- nach den ersten Predigten eine durch notwendige Maurerar- allgemeine von Tag zu Tag steibeiten müssen sieben Gulden gende religiöse Begeisterung. 90 Kreuzer bezahlt werden. Die Alles eilte zu den belehrenden Gesamtkosten werden aus einer und ergreifenden Predigten herSpende des Hostauer Realitäten- bei. Viele derselben, namentlich besitzers Josef Bauriedl in der die meisterhaften AbendvorträHöhe von 305 Gulden bestrit- ge von Pater Rector Freund, waten. Der Rest wird durch Samm- ren besonders für die Männerlungen in der Kirche aufge- welt berechnet.“ bracht. Steinbach bemerkt ergänSteinbach ist auch besorgt zend, daß gar die als kirchenüber die schlechte Witterung, scheu geltenden liberalsten die für die Ernte nichts Gutes Männer der Stadt zu den Predigbedeutet. Auch läßt er sich von ten erschienen seien. Er bemänden Anpreisungen einer neuen gelt jedoch, daß sechs liberalgeGetreidesorte, dem Riesenkorn, sinnte Männer die Sakramendazu verleiten, dieses auf dem te der Buße und der Eucharistie zur Dechantei gehörigen Fo- nicht empfangen hätten. rasonitz-Acker auszusäen. LeiFortsetzung folgt Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der fünfte Teil über den Dechanten Peter Steinbach (1843– 1917).
TERMINE Samstag, 1. April, Eschlkam: 8.45 Uhr Treffpunkt Gasthof zur Post, Waldschmidtstraße 14, Busfahrt nach Tanaberk, 9.30 Uhr dort Vortrag „Veränderungen von Tanaberk. Vom Wallfahrtsort im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ mit Zden˜k Procházka; anschließend Zwölf-Kilometer-Wanderung auf dem Jakobsweg nach Eschlkam mit Einkehr in der Jakobskapelle in Seugenhof, 15.30 Uhr Vortrag „Geschichte der Pilgerwege und Eschlkam“ mit Josef Altmann; anschließend Möglichkeit das Waldschmidt-Museum zu besuchen. Mitveranstalter ist das Centrum Bavaria Bohemia. Auskunft: Hindle-Zentrum, nám˜stí
Míru 122, CZ-344 01 Domažlice, Ansprechpartner für Deutsche ist Anna Kolá˛ová, Telefon (0 04 20) 7 21 73 78 94, Ansprechpartner für Tschechen ist Kristýna Pinkrová, Telefon (0 04 20) 7 78 49 31 01, eMail centrum.hindle@gmail. com Sonntag, 2. April, Taus: Osterrutenfl echten und Ostereierbemalen im Zentrum Hindle. Auskunft: Hindle-Zentrum, nám˜stí Míru 122, CZ-344 01 Domažlice, Ansprechpartner für Deutsche ist Anna Kolá˛ová, Telefon (0 04 20) 7 21 73 78 94, Ansprechpartner für Tschechen ist Kristýna Pinkrová, Telefon (0 04 20) 7 78 49 31 01, eMail centrum.hindle@gmail.com
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31.3.2023
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 6475 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (0961) 81 41 02, Telefax 8141 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE387602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (080 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Ostergedanken
Jesus, zeige dich mir im zweiten Blick Klaus Oehrlein, mittlerweile im unterfränkischen Margetshöchheim lebender Pfarrer in Rente mit Wurzeln in den ehemaligen Kreisen Bischofteinitz und Tachau, läßt uns Landsleute an seinen Ostergedanken teilhaben.
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Die Haider Dekanalkirche Sankt Nikolaus von außen …
… und von innen.
Karwoche und Ostern in Ostrau
Oijastutzn und Tschogern In seiner sehr schönen und mit viel Liebe geschriebenen und gestalteten „Chronik der Gemeinden Ellhotten im Bezirk Plan und Ostrau im Bezirk Tachau“ beschreibt Andreas Wenisch das Brauchtum in der Karwoche und um Ostern in Ostrau.
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m vierten Sonntag in der Fastenzeit trugen die Mädchen zum Zeichen dafür, daß der Winter vorbei ist, den Tod aus. Man nannte es das „Winterbegraben“. Eine Nudelwalze wurde in weiße Leinwand gewickelt und als Tod hergerichtet. In ein Wickelkissen gehüllt und mit bunten Bändern umwickelt, trugen die Mädchen den „Tod“ von Haus zu Haus. Am Palmsonntag trug man den Palmbüschl in die Kirche in Haid, in dem neben Palmenund Birkenzweigen auch Traubenkirschenzweige, Elzer genannt, gehörten. Die meisten Bauern hatten an einer feuchten Stelle im Hof oder Garten gerne neben dem Brunnen einen „Palmbaum“, eine Salweide, für ihre Buben angepflanzt. Mit bunten Trachtenbändern oder den „Aabüschlbandl‘n“ wurden die Palmbündel umwickelt und zur Weihe getragen. Jeder Bub wollte den schönsten haben. Nicht nur auf die Felder, auch hinter das Kreuz im Herrgottswinkel wurden Palmzweige gesteckt. Sie sollten Haus und Hof vor Blitz und Dürre bewahren. In Ellhotten trafen sich die Ratschenbuben vor und nach dem Umgang in der Kapelle zum Gebet. Nirgends wurden sie für ihre Tätigkeit so großzügig belohnt wie in Ellhotten. Bei jedem zweiten Umzug am Gründonnerstagabend, am Karfreitagmittag und am Karsamstagmorgen
hatte man eine Tasche dabei, um Eier einzusammeln. In Neuwirtshaus trafen sich die Ratschenbuben am großen steinernen Kreuz in der Dorfmitte zum Beten und Ratschen. Am Gründonnerstag starben nach dem Gloria im Festgottesdienst die Glocken, und die Orgel in der Kirche verstummte. Man sagte auch, sie würden nach Rom fliegen, um vom Papst den Ostersegen zu bekommen. Wenn am Karsamstag der Pfarrer das Gloria anstimmte,
Zur Auferstehung fuhr man von Ellhotten und Ostrau mit der Kutsche nach Haid. Die Pferde waren herausgeputzt, die Hufe geschmiert, Mähne und Schweif geflochten. Den Pferden wurde das Sonntagsgeschirr angelegt. Dem Soodl-Pfaa, das linke Pferd im Gespann, wurde an der linken Seite im Prachtgeschirr der Scheibenriemen eingehängt. Er bestand aus einem größeren, ovalen, verchromten Namensschild, an dem mehrere schmale Lederbänder mit vielen, leicht
Ostrauer Schulkinder von ihrem Lehrer Karl Josef Groß 1938 fotografiert läuteten die Kirchenglocken wieder, und auch die Orgel setzte wieder ein. In Ellhotten läutete der Schmied um 9.00 Uhr die Kapellenglocke wieder. Sie war auferstanden und aus Rom zurückgekehrt. Während die Glokke läutete, etwas länger als sonst, liefen Eltern und Kinder in den Hof und Garten. Der Vater schüttete Wasser auf die Dächer der Gebäude, was vor Feuer schützen sollte. Mutter und wir Kinder schüttelten die Obstbäume, damit sie reichlich Früchte tragen. Dabei mußte folgender Spruch gesagt werden: „Baiml steh auf und troch, heint is da haaliche Aostatoch.“
gewölbten, verchromten, runden Eisenscheiben befestigt waren, die von oben nach unten an den schmäler werdenden Bändern immer kleiner wurden. Wir Buben trugen unser neues Anzügl. Beim Meinl-Wirt in Haid war der große Pferdestall auf den Ansturm der Kutschen vorbereitet. Die Bauern erlebten die Auferstehungsfeier meist vom Tor oder Gehsteig vorm Wirtshaus aus. Sie mußten ja auf die Pferde aufpassen. Dafür waren die Frauen mit den Kindern in den Kirchen von Haid, um beim Heiligen Grab zu beten und abends an der Auferstehungsfeier teilzunehmen. Für alle war aber dann
auch das Krenwürstelessen nach der Feier ein Höhepunkt. Zwei, drei Wochen vor Ostern wurden große Teller oder flache Schüsseln mit Erde gefüllt und Hafer angesät. In der Nähe des Ofens, wo es warm war, keimte der Hafer recht schnell. Nach dem Antreiben wurden die Teller ans Licht auf die Fensterbank gestellt, damit sich das frische Grün entwickeln konnte. Ostern mußte der Hafer zehn bis zwölf Zentimeter hoch sein. Am Ostersonntag legte die Mutter in der Früh gefärbte Eier um den Tellerrand; in der Mitte bekam der Osterhase seinen Platz. In seinem Bukkelkörbchen gab es kleine, bunte Zuckereier. Der Taufpate brachte zu Ostern seinem Patenkind ebenfalls gefärbte Eier. Die Buben wurden zu Ostern mit Eiern regelrecht überschüttet. Am Palmsonntag gab es für die Palmbüschel Eier, die nächsten waren der Lohn für das Ratschen, dann kamen noch die aus der eigenen Familie und die des Taufpaten dazu. Neben dem Oijastutzn gab es bei uns auch noch das Geldeinwerfen oder auch Tschogern genannt. Der Eibesitzer nahm dabei das hartgekochte Ei zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ dem Münzenwerfer einen Spalt, der dem Durchmesser der Münze entsprach, frei. Mit einem Abstand von 30 bis 40 Zentimeter warf der Spieler das Geldstück aufrecht auf das Ei. Blieb es im Ei stecken, gehörten Ei und Münze ihm. Fiel die Münze auf den Boden, gehörte sie dem Eibesitzer. Nicht immer lief das Ganze friedlich ab. Kurze Rempeleien gehörten zum Rahmenprogramm. Von Pecheiern soll hier gar nicht die Rede sein.
Die Dorfschmiede mit Dachreiter und das Feuerwehrhaus vor dem Dorfweiher. Rechts das Schulhaus und der Hof Nr. 17 mit Hausnamen Windisch.
für viele ungewohnten – Osterbild eben erst auf den zweiten Blick. Aber so ist es ja mit Ostern überhaupt, damals wie heute. Denn auch bei den Freunden Jesu brauchte es diesen zweiten Blick. Sie begriffen erst nach und nach, was Ostern bedeutete: das leere Grab, der weggewälzte Stein. Und Maria Magdalena hält den Auferweckten auf den ersten Blick für den Gärtner. Das Jona-Relief will so bis heute zwei Botschaften verkünden. Für Christen – sowohl für die Mönche damals, die sich in diesem Chorgestühl jeden Tag zum Gebet versammelt hatten, wie für uns heutige Betrachter – ist es ein Symbol für die Rettung aus dem Tod. Es ist also ein Symbol für Auferweckung, für das ewige Ostern eines Christen im Himmel und damit auch für das jährliche Osterfest. Denn Jesus verspricht: Der Tod wird dort nicht das letzte Wort in unserem Leben haben, wo wir Gottes Liebe vertrauen, so wie Jesus das bis ans Kreuz tat. Gott will jeden Menschen – selbst über Umwege wie bei Jo-
uf den ersten Blick hat er das Ganze gleich erfaßt“: Mit solchen Worten beschreiben wir einen Menschen, der die Gabe hat, eine komplexe oder neue Situation sofort richtig zu erfassen und zu durchschauen. Gesegnet ist, wer diese Fähigkeit besitzt. Doch selbst dem Cleversten gelingt dies keineswegs immer. Der erste Blick kann auch täuschen. Vielleicht geht es Ihnen so ähnlich mit diesem Bild. Auf den ersten Blick ist eine hölzerne, verschnörkelte Schnitzerei zu sehen – ein großer Fisch oder ein Meeresungeheuer. Das Motiv findet sich auf der Rückwand des Chorgestühls in der Tückelhauser Kirche bei Würzburg, dort, wo bis 1803 Kartäuser-Mönche lebten. Zwei Künstler, der Brudermönch P. Anthelm Stolz und Joseph Grimbach, schufen dieses Schnitzwerk im Zuge der Barockisierung des gesamten Kircheninneren in rund zwei Jahren bis 1746. Zweck und Ort des Objekts lassen vermuten, daß die Schnitzerei wohl mehr zeigen will als bloße Dekoration. Deshalb sollten wir einen zweiten Blick darauf werfen. Dabei erkennen wir, daß der Fisch etwas im Maul hat. Ein Mensch wird gerade verschluckt oder aber schlüpft aus dem Unge- Der Prophet Jona als Symbol für die Auferstehung heuer wieder her- Christi im Chorgestühl der Kartause in TückelhauBild: Klaus Oehrlein aus wie aus einem sen aus dem Jahr 1746. Ei, Kopf und Arme sind noch oder schon sichtbar. na (Lesen Sie dazu das kleine JoVielleicht läßt dieser zweite na-Buch im Alten Testament.) Blick es schon bei manchem klin- – zum Erkennen seiner ganz geln. Und ein Blick in die Bibel persönlichen Aufgabe in der verrät, was dargestellt ist: die Ge- Welt, in seinem Leben hinfühschichte des Propheten Jona aus ren. Anders gesagt: Wenn Gott dem Alten Testament. Jesus sel- uns die falschen Türen immer ber spricht nach dem Zeugnis wieder vor der Nase verschließt des Lukas-Evangeliums von sei- und geduldig wartet, bis wir endnem Schicksal im Bild dieses Pro- lich die richtige Klinke herunterpheten: „Es wird dieser Genera- drücken, dann ist das eine Form tion kein anderes Zeichen gege- seiner barmherzigen Fürsorge. ben werden als das Zeichen des Daß wir diese Fürsorge aber in Jona.“ unserem eigenen Leben entdekWas Jesus damit wohl meint, ken, daß wir vor den verschlosseist für die damaligen Hörer viel- nen Türen klug werden und ihre leicht ein Rätsel und wird qua- Verschlossenheit als das Zeichen si erst auf den zweiten Blick, das des Jona zu schätzen lernen, das heißt erst nach Ostern verständ- gebe uns Gott auch über das lich. Darum läßt Matthäus in sei- diesjährige Osterfest hinaus. nem Evangelium gleich Jesus Vielleicht sollten wir ab und selber diesen zweiten Blick er- an beten: „Jesus: Ich möchte dich läuternd hinzufügen: „Denn wie besser kennenlernen. Zeige dich Jona drei Tage und drei Näch- mir im zweiten Blick. Laß mich te im Bauch des Fisches war, so erfahren, daß du lebst.“ wird auch der Menschensohn Ihnen allen wünsche ich ein drei Tage und drei Nächte im In- gesegnetes und frohes Osterfest nern der Erde sein.“ – trotz der dunklen Stunden im So ist Jesus für die große Welt eigenen Leben wie in der weiten zum Retter geworden wie seiner- Welt. Und uns allen zum Trost: zeit Jona für die große Stadt Ni- Manchmal dauert es ein ganzes nive. Damit wird unser Motiv Leben lang, bis wir diesen zweizum – zugegebenermaßen wohl ten Blick erlernen.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13/14 | 31.3.2023
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Frohe Ostern
� Herrnskretschen
Osterbräuche in der Heimat
Edmundsklamm gesperrt
Der vier Meter hohe Zaun mit Stahlnetz oberhalb von Herrnskretschen. Foto: Steffen Neumann Eine Attraktion im Nationalpark Böhmische Schweiz kann bis auf weiteres nicht besucht werden: die Edmundsklamm bei Herrnskretschen. Auch die beliebten Kahnfahrten durch die Klamm fallen damit ins Wasser, und die Schließung kann bis zu anderthalb Jahre dauern.
S
Osterreiter in Miltitz.
Foto: Julian Nyca
Ostern war für uns Kinder fast so schön wie Weihnachten. Die Familie kam zum großen Festessen zusammen, wir durften basteln und dekorieren und die Ostereiersuche war nicht nur für uns Kinder der Höhepunkt. Nein, der Höhepunkt war natürlich die Auferstehungsmesse am Ostersonntag, zu der uns die Glocken früh um 5 Uhr einluden. Unvergeßlich aber sind zwei Osterbräuche unserer Heimat: das Osterreiten und das Osterschnarren.
� Brauchtum
Walpurgisnacht
Osterreiten
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er Ursprung des Osterreitens stammt vermutlich aus sehr früher Zeit, als man die Felder umritt um sie vor bösen Mächten zu schützen. Seit dem 11. Jahrhundert übernahmen die katholischen Christen den Brauch, um die Auferstehung Christi zu verbreiten. Das Osterreiten beginnt in der Kirche mit dem Rosenkranzgebet. Dann steigen die Reiter, ganz in Schwarz gekleidet, mit Zylinder und Schärpe auf die Pferde. Die vordersten Reiter tragen die Prozessionsflagge, dahinter folgen weitere Reiter und am Schluß das Fußvolk, welches die Prozession ein Stück des Weges begleitet. Beim Ritt durch die Gemeinden und um die Felder werden Lieder von der Verkündigung des Osterwunders gesungen. Ursprünglich stammte der Brauch des Osterreitens von den Lausitzer Sorben, wurde aber auch in vielen Gemeinden Nordböhmens übernommen. In un-
chon seit längerem mußte das Dorf Herrnskretschen durch einen knapp drei Kilometer langen Stahlzaun vor herabstürzenden Bäumen und instabilen Felsen geschützt werden. Diese Fangnetze, die oberhalb des Dorfes angebracht sind, haben im Sommer 2022 Dutzende abgebrochener und angekohlter Bäume aufgehalten; ein Waldbrand hat die Lage zusätzlich verschärft. Die Reparatur des Zauns und die Beseitigung aller Bäume kann bis zu 120 Millionen Kronen kosten. Vorsorglich werden sämtliche Bäume oberhalb der Barriere gefällt. Ein Hubschrauber soll die Bäume an den Steilhängen abtransportieren. Er kann aber erst ab Juli die Arbeit aufnehmen, um die Aufzucht geschützter Vögel wie Wanderfalke
und Schwarzstorch nicht zu gefährden. Aus Sicherheitsgründen werden bis Ende April im Nationalpark insgesamt 14.000 Kubikmeter Holz gefällt. Durch die Schließung wegen Baumfällarbeiten mußten auch die Wanderwege zeitweise gesperrt werden, etwa der zum Prebischtor. Auch die Durchfahrtsstraßen sind betroffen. Wegen des Waldbrands muß die Straße von Herrnskretschen (Hřenso) nach Rainwiese (Mezní Louka) und weiter nach Stimmersdorf (Mezná) erneuert werden. Die Kosten in Höhe von 7,5 Millionen Kronen übernimmt der Staat. Dem Dorf Herrnskretschen werden für die Beseitigung der Schäden in der Edmundsklamm und der Wilden Klamm Fördermittel in Höhe von geschätzt 11,5 Millionenn Kronen (fast 500.000 Euro) in Aussicht gestellt. Auf den wirtschaftlichen Einbußen durch ausbleibende Touristen bleibt das Grenzdorf aber sitzen. kw Quelle: Steffen Neumann, Sächsische Zeitung 10.02.2023, eingesandt von Heinz Gliniorz.
Ratschenkinder in Spansdorf, 1915. Foto: „Obrazové Album Franze Josefa Umlaufta“, Vladimir Kaiser und Helena Patrakova. serem Archiv gibt es Fotodokumente beispielsweise aus Qualen, Karbitz, Wicklitz, Böhmisch Pockau, Kojeditz oder Spansdorf. Nach der Vertreibung wurde die Tradition des Osterreitens in Tschechien verboten. Nach dem Mauerfall machten sich die Lausitzer Sorben aber sofort daran, wieder Osterritte zu organisieren. Das Foto zeigt Osterreiter in Miltitz. Hier finden jeden Ostersonntag neun Prozessionen statt, bei denen zusammen mehr als 1600 „Kreuzreiter“ auf Pferden teilnehmen. Die Pferde, die dafür ausgeliehen werden, stammen auch aus Böhmen.
Osterschnarren Für die Kinder im Dorf war es
ein freudiges Ereignis, wenn sie von Gründonnerstag bis Ostersamstag „schnarren“ gehen durften. Die Kinder zogen mit Handschnarren und Klappern, die Größeren sogar mit Schiebbockratschen, früh, mittags und abends und vor den Gottesdiensten von Haus zu Haus, um die Anwohner an den Kirchgang zu erinnern. Von Gründonnerstag bis Ostersonntag gab es nämlich kein Glockengeläut, weil „die Glocken nach Rom fliegen und dort vom Papst gesegnet werden“. In der Osternacht erklingen die Glocken dann wieder im triumphalen Festgeläut und erinnern an die Auferstehung Jesu. In jedem Haushalt wurden schon ein paar Süßigkeiten, Ostergebäck oder Bonbons für die Schnarren-Kinder vorberei-
tet. Wenn diese dann zum Abschluss vor dem Kreuz niederknieten, rechnete sich der ein oder andere vielleicht schon seinen Anteil aus, wobei die Jüngsten, wie so oft im Leben, den Kürzeren zogen. Aber vielleicht waren sie im nächsten Jahr bereits von den Klapperern zu den Handschnarrern aufgestiegen? kw Quellen: „Unser Niederland“ 04/2022, „Das Tor“ Nr. 4.
Wir wünschen allen Heimatfreunden ein gesegnetes und frohes Osterfest!
In der Walpurgisnacht werden in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai wieder Feuer entzündet. Diesen Brauch kannten wir schon als Kinder, und vielleicht fürchteten wir uns sogar ein bißchen vor den Hexen, die angeblich in dieser Nacht auf ihren Besen durch die Lüfte reiten.
B
ei den Germanen war der 1. Mai der Göttin Freya geweiht. Sie stand für Liebe und Fruchtbarkeit und war umgeben von weiblichen Geistern, den Häg’schen oder Hainpriesterinnen. Daraus entstand wohl um 1400 die Bezeichnung Hexe, welche die Christen den Frauen gaben, die das Verbot nächtlicher Versammlungen und ritueller Tänze, selbst bei Strafe nicht unterließen. Von diesen „Hexen“ nahm man an, daß sie mit dem Teufel im Bunde stünden und mit ihren Zaubermitteln Mensch und Tier Schaden zufügen. Das Feuer war ursprünglich ein vorchristlicher Frühjahrsbrauch, ein Freudenfeuer, mit dem die Ankunft des Frühlings gefeiert wurde. Später sollten
mit dem Maifeuer böse Geister vertrieben werden, und bis heute treffen sich die „Hexen“ am Blocksberg (dem „Brocken“ im Harz) zum Hexensabbat und tanzen um das Mai-Feuer. Walburga kam ganz unschuldig zur „Walpurgisnacht“. Walburga war die Schwester des hl. Wunibald und des hl. Willibald, geboren 710 in Wessex (England). Wie ihre Brüder lebte sie ganz für den Glauben, führte nach dem Tod ihres Bruders Wunibald gleich zwei Klöster in Heidenheim als Äbtissin, wo sie 779 starb. 100 Jahre nach ihrem Tod wurde sie als Schutzpatronin der Bauern, der Kranken und Wöchnerinnen, bei Hungersnot und Mißernten heilig gesprochen. Und zwar an einem 1. Mai, nachdem Ihre Gebeine von Heidenheim nach Eichstätt umgebettet worden waren. Vermutlich begründet sich die Beschützerrolle Walburgas für die Hexen und ihre Zauberkünste auf diesem Datum. kw Quelle: Helmut Hoffmann
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AUSSIGER BOTE � Nachruf
� Birnai
„Old Shatterhand“ weilte zur Sommerfrische in Birnai Der bekannteste Gast, der über viele Jahre hinweg regelmäßig zur Sommerfrische ins Elbtal kam, war kein Geringerer als der sächsische Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912). Die Auflage seiner Werke beträgt etwa 200 Millionen, damit ist er bis heute der am häufigsten übersetzte deutsche Schriftsteller weltweit. Im Jahre 1874 soll er den idyllischen Ort Birnai erstmals aufgesucht haben, der ihm Ruhe und Erholung aber auch mancherlei Anregungen für sein schriftstellerisches Schaffen bot. In der Pension Herzig, wo er stets Aufenthalt nahm, hat er 1897 sein Buch »Weihnacht« in einem Zuge innerhalb weniger Tage niedergeschrieben. Die Persönlichkeit Karl Mays hat viele Facetten, ungeheure Phantasie, kriminelle Energie, aber vor allem eine außergewöhnliche schriftstellerische Begabung. Folgender Beitrag von Martin Krsek setzt sich unter dem Titel „Falsche Vorbilder“ kritisch mit Karl May auseinander:
Buchtitel „Weihnacht“ um 1898, illustriert von Sascha Schneider.
Karl May als Old Shatterhand um 1895. Er identifizierte sich vollkommen mit den Figuren seiner Romane. © Karl-May-Museum Radebeul
Taten als berechtigten Widerstand gegen das in seiner gesellschaftlichen Schicht herrschende Elend und folgte deshalb ihrem Vorbild. Er beging zahlreiche Betrügereien und entdeckte dabei sein besonderes Talent – seine grenzenlose Phantasie. Mit gefälschten Identitäten und erfundenen Geschichten nahm er den Reichen das, was ihn von einem besseren Leben trennte – Pelze, Uhren, teure Kleider. Dafür wurde er 1865 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Aber er kehrte nicht auf den rechten Weg zurück und führte weiter das abenteuerliche Leben eines Kriminellen. Er scheute sich nicht, andere mit der Pistole in der Hand auszurauben. Im Jahr 1869 wurde er erneut festgenommen. Als man ihn ins Gefängnis brachte, gelang es ihm zu entkommen, und wie seine RäuberIdole hielt er sich in den Grenzwäldern versteckt. So kam es, daß er schließlich auf der tschechischen Seite, in Algersdorf (Valkeřice) bei Tetschen (Děčin), gefaßt wurde. Er versuchte noch, sich mit einer phantastischen Geschichte zu retten, in der er sich als Albin Wadenbach, Sohn des Besitzers einer Tabakplantage in Orba auf Martinique, ausgab. Es dauerte einen Monat, ehe die tschechischen Behörden in dem festgenommenen Landstreicher den sächsischen Wiederholungstäter und geflohenen Häftling erkannten. Nach weiteren vier Jahren Gefängnis ließ May seine kriminelle Laufbahn hinter sich und nutzte seine kreative Phantasie für ein redliches Gewerbe. Seine Romane über den Wilden Westen und den Orient unterhielten die Leser und verhalfen dem Schriftsteller zum ersehnten wirtschaftlichen Erfolg und zu gesellschaftlicher Anerkennung. Anfangs stattete er seine Romangestalten wohl eher unbewusst, später aber durchaus absichtsvoll mit nachahmenswerten Eigenschaften
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m 20. Jahrhundert verschlangen deutsche und tschechische Teenager die Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand, die ihnen zeigten, wie „echte Kerle“ zu sein haben. Der Sinn für Gerechtigkeit und wahre Freundschaft waren die wichtigsten Werte, die durch die Romane des Schriftstellers Karl May über die sächsisch-böhmische Grenze hinweg Verbreitung fanden. Als der Autor in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts selbst Teenager war, ließ er sich allerdings von ganz anderen Geschichten inspirieren. Als Kind einer armen Familie las er im Gasthof seines Heimatortes Schundromane, in denen „edelmütige“ Räuber verherrlicht wurden. Zu seinen Vorbildern wurden so zweifelhafte Persönlichkeiten wie der Deutsche Karl
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13/14 | 31.3.2023
In Birnai ist die einzige Karl-MayStraße Tschechiens.
Die ehemalige Pension Herzig war ein beliebter Aufenthaltsort Karl Mays. 1897 entstand hier sein Roman „Weihnacht“. Foto: M. Krsek Stülpner (1762-1841) und der Tscheche Jan Karasek (17641809) – berühmte Schmuggler
und Banditen, die im sächsischböhmischen Grenzgebiet agierten. Vielleicht betrachtete er ihre
aus, die sie von den rücksichtslosen Banditen unterschieden. KarlMay, einst selbst ein Bandit, identifizierte sich mit dem gerechten Old Shatterhand und vermittelt seinen Lesern durch ihn bis heute ein moralisches Vorbild, das ihm selbst in seiner Jugend gefehlt hatte. Quelle: „Abgemacht! Sächsisch-Böhmische Grenzgeschichten“, Martin Krsek, Museum Aussig.
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Sag beim Abschied leise „Servus“
ieses Lied sang Hans Adamec bei jedem Besuch zum Abschied. „Servus“ müssen wir jetzt sagen, denn unser Heimatfreund hat sich am Mittwoch, den 22. März leise von dieser Welt verabschiedet. Er, der sonst gar nicht leise war, der für sein Leben gern gesungen hat, unser Faktotum, „Hans Dampf“ in allen Gassen Aussigs, ist nicht mehr. Viele kannten ihn persönlich oder zumindest aus dem Aussiger Boten, für den er jahrzehntelang geschrieben hat – Aktuelles aus Aussig, aber auch eigene Lebensgeschichten. Der Paneuropäische Gedanke lag ihm am Herzen, so daß er sich nicht scheute, sogar auf höchster Ebe-
Und immer wieder sinkt der Winter und immer wieder wird es Frühling und immer immer wieder stehst du und freust dich an dem ersten Grün und wenn die kleinen Veilchen blühn, und immer wieder ist es schön und macht es jung und macht es froh, und ob du‘s tausendmal gesehn: wenn hoch in lauen blauen Lüften die ersten Schwalben lustig zwitschern ... immer wieder ... jedes Jahr ... sag, ist das nicht wunderbar?!
Diese stille Kraft der Seele: immer neu sich aufzuringen aus dem Banne trüber Winter, aus dem Schatten grauer Nächte, aus der Tiefe in die Höhe ... sag, ist das nicht wunderbar?! diese stille Kraft der Seele, immer wieder sich zur Sonne zu befrein, immer wieder stolz zu werden, immer wieder froh zu sein.
Cäsar Flaischlen (1864 - 1920) Das Gedicht schickte uns Traudl Ulbrich-Fritsch Foto: Archiv
„Servus Hansi“, im Namen aller, die ihn schätzten und liebten Karin Wende-Fuchs
WIR GRATULIEREN n 100. Geburtstag: Am 9. 4. Ingeborg WINKLER geb. Houda aus Türmitz in 92670 Windisch Eschenbach, Eichendorffstr. 2, Tel. 09681-1333. n 98. Geburtstag: Am 17. 4. Erich WORSCH aus Karbitz in 82275 Emmering, Roggensteiner Str. 11. n 97. Geburtstag: Am 21. 4. Elfriede LOCHSCHMIDT geb. Pergelt (Eis-Pergelt) aus Arbesau. n 95. Geburtstag: Am 25. 4.
Erna FRÜNDT geb. Kühnel aus Postitz, Schäferei. – Am 3. 5. Hans HERMANN aus Aussig, Dr. Arlt-Str. in 73037 Göppingen, Manzenstr. 18.
– Am 27. 4. Jaroslav BAUDIS aus Tellnitz. – Am 30. 4. Karl GROHMANN aus Peterswald in 64584 Biebesheim, Sudetenstraße 48. –Am 2. 5. Roland KOLOC aus Schreckenstein II, Jahnplatz 25 in 48163 Münster, Drensteinfurtweg 21. n 88. Geburtstag: Am 9.4. Karl Heinrich STEPAN aus Aussig, Nibelungenstr. 11, in 55218 Ingelheim, Kirchstr. 12. – Am 12. 4. Sigrid KUHNLA geb. Hoffmann aus AussigSchönpriesen, Hafenstr. 83. – Am 5. 5. Anneliese ULLRICH (Ehefrau von Alois Ullrich, Mariaschein) in 41179 Mönchengladbach, Mehnrathschmidt 32. n 87. Geburtstag: Am 3.5.
n 94. Geburtstag: Am 17. 4.
Franz BAUMANN aus Peterswald Nr. 455 in 85716 Unterschleißheim, Siriusstr. 2.
n 93. Geburtstag: Am 14. 4. Josef WALLNER aus Schöbritz in 91154 Roth, Am Stadtpark1, Augustinum, App. 507, Tel. 09171 8051507. – Am 21. 4. Gerda HAPPEL geb. Springer aus Wittine Nr. 14 in 63500 Seligenstadt, Schäferstr. 12. – Am 2. 5. Lieselotte FLÜGGE aus Aussig, Fabrikstr. 23.
n 86. Geburtstag: Am 18. 4. Inge MAIWALD (Stulzenberger Inge) aus Schönwald in 18435 Stralsund, Burmeisterstr. 42. – Am 23. 4. Dr. Ing. Peter BAUER aus Aussig, Schluchtgasse 3 in 01109 Dresden, Kieler Str. 43 a.
Dr. Walter OTTO aus AussigKleische.
n 92. Geburtstag: Am 15. 4. Rudolf KÜHNEL aus Reindlitz. – Am 24. 4. Liane KROISS geb. Rotsch aus Pokau, Hauptstr. in 83022 Rosenheim, Innstr. 52. – Am 1. 5. Karl KLEIN aus Karbitz. n 91. Geburtstag: Am 20.4. Walter BLUMENTRITT aus Aussig, Laurenziweg 23 (Glashütte). n 90. Geburtstag: Am20.4. Walter ROSSBREY aus Nestomitz in 64668 Rimbach / Odenwald, Ortsstr. 50. – Am 27. 4. Walter SAGASSER aus Schönpriesen. –Am 3. 5. Erich KASTNER aus Gartitz in 60486 Frankfurt, Elisabethenplatz 9. n 89. Geburtstag: Am 9. 4.
Sonnenkraft
ne mit Politikern in Kontakt zu treten. Hansi wurde am 20.11.1928 in Türmitz geboren und mit Bielawasser getauft. Nach der Handelsakademie arbeitete er viele Jahre in der „Chemischen“, war sich nach dem Krieg aber nicht zu schade, auch als Kutscher oder Gärtner sein Geld zu verdienen. Nach dem Tod seiner Frau fand Hansi in Zdenka eine Seelenverwandte, die ihn bis zum Tod begleitete. Seinem Sohn Hans, seinen Enkeln, Urenkeln und seinen Verwandten gilt unsere Anteilnahme.
Dr. Rudolf PÜSCHEL (Hosenmüller-Rudi) aus Peterswald Nr. 77. – Am 12.4. Marianne TITTEL geb. Kindermann aus Aussig in 33100 Paderborn, Jentzschstr. 14. – Am 21. 4. Gertraude HERRMANN geb. Bail (Bailtischler-Traudl) aus Peterswald in 64521 GroßGerau, Friedrichstr. 46. – Am 22. 4. Hildegard WALTHER geb. Hohlfeld aus Hottowies in 06217 Merseburg, Mainweg 24.
n 84. Geburtstag: Am 11.4. Brigitta GOTTMANN geb. Kaschte aus Schwaden in 58513 Lüdenscheid, Hebbelweg 8. – Am 21. 4. Peter PORTSCH aus Aussig-Saubernitz Nr. 79 in 12103 Berlin, Burchardstr. 26. – Am 24. 4. Ingeborg HÜBNER geb. Pittner aus Schreckenstein in 36039 Fulda, Tyroler Küppel7. n 83. Geburtstag: Am 10. 4.
Monika Walburga SHELLEY geb. Zebisch aus Gartitz in Rosecroft 3 Croft Lane, Newbury Berkshire RG 14 1RR, England. – Am 29. 4. Gertraude PFEIFFER aus Groß Schönau in CZ 40011 Usti n. L., Makova 34. n 82. Geburtstag: Am 28. 4. Hans MOTYCKA aus Aussig. n 80. Geburtstag: Am 24. 4. Reinhilde STADELMANN aus Ebersdorf.
Liebe Heimatfreunde! Bitte melden Sie Todesfälle weiterhin der Redaktion. Auch Geburtstage, die noch nicht veröffentlicht sind (mit Datenschutzerklärung!), nehmen wir gern in die Liste auf. Redaktion Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, eMail: aussiger-bote@t-online.de. Herzlichen Dank!
WIR BETRAUERN Horst Flämmich aus Aussig am 24.12.2022 in Billerbeck, 82 Jahre.
Hans Adamec aus AussigTürmitz am 22.03.2023 in Aussig, 94 Jahre.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.3. 2023
Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Wie es früher war
Kauf, Liedgut und Legende Rudolf Rosenkranz, 1928 in Wellemin geboren, berichtet erneut erinnerte Anekdoten aus seiner Reihe „Großmutter erzählt“.
E Ein Engel im schönen Leitmeritz.
Blick auf Leitmeritz am Morgen.
Fotos: Rainer Bach
Die Altstadt am Abend.
Aus der alten Heimat – Leitmeritz
Sudetendeutscher Vorhof des Magdeburger Rechtes
Über die Bedeutung von Leitmeritz im kulturellen und im Rechtsleben unserer Heimat:
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eitmeritz zählt neben Prag und Saaz wahrscheinlich zu den ältesten Siedlungen im Sudetenraum. Davon zeugen zahlreiche frühgermanische Funde und seine bevorzugte Lage unweit der Porta Bohemica. Im Zuge der erweiterten deutschen Ostkolonisation wurde Leitmeritz, das früher Litaneritz hieß, Stadt. Das Stadtrecht erhielt Leitmeritz nach neuesten Erkenntnissen im Jahre 1219. Gleichzeitig wurde es mit zahlreichen Privilegien ausgestattet, so dem Stapel-, dem Zoll-, dem Marktund dem Meilenrecht. Der Roland am Rathaus soll zur Erinnerung an die am 4. Mai 1325 durch König Johann erneut bestätigten Stadtprivilegien errichtet worden sein. Infolge dieser Vorrechte, ihrer Lage an der Elbe im Schnittpunkt der Nord-, Süd- und der West-, Ost-Straßenzüge, wegen des Besitzes einer festen Brücke – weithin der einzigen über den Strom –, der berühmten Märkte und der Fruchtbarkeit seiner Landschaft, die den bekannten Leitmeritzer Wein hervorbrachte, wurde die Stadt rasch reich und mächtig. Leitmeritz war bis
1610 „Vorhof des Magdeburger Rechtes“ für alle Städte sächsischen Rechtes in Böhmen. Ihre günstige Lage und der Reichtum der Bürger brachten es aber auch mit sich, daß Leitmeritz vor und in den Mauern der Stadt (sie war bis in die Neuzeit hinein stark befestigt) alle Kriegsvölker sah. Wie fast alle Städte Böhmens, so hat auch Leitmeritz schwer in der Hussitenzeit gelitten. Der 30. Mai 1420 war ein besonderer Schrekkenstag jener Zeit: Bürgermeister Pichel ließ damals 17 Hussiten der Stadt, darunter seinen Schwiegersohn, ihres Glaubens wegen in der Elbe ertränken. Leitmeritz bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten. Das Rathaus, ein bedeutendes mittelalterliches Bauwerk, mit Rolandstandbild und wertvollem holzgetäfelten Schöffensaal, locktstets viele Besucher von weit und breit an. Die gotische Stadtoder Dekanalkirche „Zu Allerheiligen“ erhielt ihre heutige barokke Gestalt durch Ottavio Broggio (1668-1742). Ihre bedeutsamen Altäre und die Kanzel schuf Johann Wilhelm Hennevogel (1701-1754). Die Kirche ist mit dem gotischen Stadtturm, einem ehemaligen Wehrturm, der heute noch als Glockenturm dient, zusammengebaut. Rathaus, Stadt-
kirche und Stadtturm bilden ein historisches Bauensemble. Auf dem Marktplatz befindet sich auch das sogenannte Kelchhaus, ein Bürgerhaus mit einem kelchförmigen Aussichtstürmchen, einer Erinnerung an die utraquistische Bewegung. Sehenswert sind auf dem Markt weiter das spätgotische Radilsche Haus und das von Ottavio Broggio erbaute Schwobische Haus. Von demselben Baumeister stammen noch die Dominikanerkirche, die Jesuitenkirche, das Fuchs‘sche Haus in der Michaelsgasse und der Zentralbau der Wenzelskirche – die in deutscher Zeit zuletzt als Kriegergedenkstätte diente. Der Bau der Domkirche zu St. Stephan (das Bistum Leitmeritz wurde 1655 errichtet) erfolgte nach Plänen des aus Italien eingewanderten Prager Baumeisters Giovanni Domenico Orsi de Orsiny von Giulio Broggio, dem ebenfalls aus Italien stammenden Vater des Ottavio Broggio. Letzterer lieferte wiederum die Pläne für die bischöfliche Residenz. Zur wertvollen Ausstattung des Domes, dessen Turm erst 1883-1889 nach Plänen des Wiener Architekten Oberbaurat Heinrich von Ferstel gebaut wurde, zählt auch das Tafelbild „Antonius der Einsiedler“ von Lucas Cranach dem
Kultur
Kreuzwege im Hochstift Fulda Franziskanerbruder B. Wenzeslaus Marx OFM (1711-1773), Taufname Johann Adam Marx, ist in Leitmeritz geboren und ausgebildet worden. Der Barockkünstler wirkte in der Franziskanerprovinz der Heiligen Elisabeth in Thüringen.
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as B. Wenzeslaus Marx OFM im seinem Nachempfinden der Ostergeschichte des Neuen Testamentes in Stein gebaut und gemeißelt und in einheimischem Holz zu plastischen
Altarbildern ausgestaltet, geschnitzt und geformt hat, können naturverbundene Wanderer, Pilger, Wallfahrer und jeder Kunstinteressent allein oder in einer Gruppe besichtigen und für sich interpretieren, und zwar auf den franziskanischen Kreuzwegen. Das ehemalige Kloster Altstadt gegenüber der Stadt Hammelburg an der Fränkischen Saale (A7, Abfahrt Hammelburg) liegt auf einem solchen und von der Klosterkirche Frauenberg
Kloster Volkersberg, „Auferstehung“.
Älteren. Berühmt war das im städtischen Museum aufbewahrte Kantionale, ein aus 465 Pergamentblättern bestehendes Gesangbuch mit Meisterwerken der Kalligraphie und Miniaturmalerei aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Unser schönes Leitmeritz war nicht nur Bischofs- und Schulstadt, sondern galt vor allem auch als „sudetendeutsche Pensionistenstadt“. Dieser Umstand mag wohl vor allem daher rühren, daß viele Ruheständler nach der ruhigen und beschaulichen, weil industriefreien Stadt mit dem milden Klima übersiedelten, wo es sich wohl hausen und gut leben ließ. Wir erinnern uns noch der anheimelnden Laubengänge, seiner gepflegten weiten Parkanlagen, der geräumigen Plätze mit dem trauten Katzenkopfpflaster, der freundlichen Straßen und Gäßchen, der gepflegten Gaststätten und modernen Kaffeehäuser. Leitmeritz atmete in allem sudetendeutsche Gemütlichkeit und wurde besonders in der Zeit der Baumblüte und im Herbst während der Weinlese und der gastfrohen Winzerfeste häufig und gern besucht. Quelle: „Die Deutschen Heimatführer“, 1939, Einsender: Helmut Hoffmann zum Kalvarienberg in der Barockstadt Fulda (unweit der A7, der Abfahrt Fulda Nord und Fulda Mitte) verläuft ebenfalls ein Kreuzweg. Ganz nahe an der A7, die Abfahrt lautet Volkers/Brükkenau, ist das ehemalige Kloster Volkersberg (ein Ortsteil von Bad Brückenau) eine lohnenswerte Station. Auch in Worbis (St. Antonius-Kirche im Ortsteil Leinefelde, im thüringischen Eichsfeld) und in diversen ehemaligen franziskanischen „Residenzen“ und Wallfahrtskirchen des Rothaargebirges und Westerwaldes (unweit der A 45, Siegener Land) sind Werke des Franziskanerbruders zu bestaunen. Empfohlen vom Freundeskreis Fulda Leitmeritz/Litoměřice e.V., Horst Zander
s war wohl an einem Sonntag. Mit den Ladenöffnungszeiten nahm man es nicht so genau. So wollte meine Großmutter bei der Frau Hantschel bei dieser Gelegenheit einen Tontopf kaufen. Doch der Preis war ihr zu hoch. So handelte sie mit der Kaufmannsfrau. Das Handeln war damals noch gang und gäbe. Schließlich ließ Frau Hantschel etwas runter mit der Bemerkung: „Weil er einen Grind hat.“ (Grind – Schorf) Manchmal sang sie uns auch ein Lied vor. Zum Beispiel: „Seff, bleibe dou. Du weißt ja nich wie’s Wetter wird. Es könnte regnen, es könnte schnei‘n, es könnt a wieder schöne sein. Seff bleibe dou und reib‘ dar Mutter mou!“ Oder auch: „Uff de Barch dou is fei lustig. Uff de Barch dou is fei schie. Scheint de Sunn um aller-
erschten, scheint se a um letschten hie.“ (Das Lied stammt vom erzgebirgischen Dichter und Sänger Anton Günther, auch Tolerhanstonel genannt.) Eine Legende: Jesus ging mit einem seiner Apostel von einem Ort zum andern. Unterwegs sahen sie ein Geldstück liegen. Jesus bat seinen Jünger, er solle es doch aufheben. Der aber meinte, es wäre das Aufhebens nicht wert. So hob es Jesus auf. Im nächsten Ort kaufte er auf dem Markt eine Tüte Kirschen. Auf dem weiteren Wege aß Jesus immer im Wechsel eine Kirsche und eine ließ er fallen. Der Jünger hinter ihm bückte sich jedes Mal, um die herabgefallene Kirsche aufzuheben und zu verspeisen. Das geschah wohl an die zwanzig Mal. Als die Tüte leer war, drehte sich Jesus um und sagte: „Nun mußtest du dich aber so oft bücken. Hättest du das Geldstück aufgehoben, brauchtest du es nur einmal zu tun.“ Rudolf Rosenkranz
Kultur
Ein Lobositzer am Campo Santo Teutonico Kurt Körbel, ein Landsmann aus Lobositz, hat seine letzte Ruhe auf dem bekannten Friedhof unweit des Petersdoms in Rom gefunden.
Teutonico an der Südseite des St. Petersdomes in Rom, liegt unser Landsmann Kurt Körbel, von dem es auf der Grabplatte heißt: „Instituti Goerresiani in Urbe
Der Friedhof, von der Kuppel des Petersdoms aus.
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er deutsche Pilgerfriedhof in Rom ist eine kleine quadratische Oase der Ruhe hinter dicken Vatikanmauern. Hier wachsen Zypressen und Palmen schwingen sachte im Wind, Vögel zwitschern. Ansonsten Stille. Vom Touristenrummel am Petersplatz ist kaum etwas zu hören. Als Deutscher kann man die päpstliche Schutztruppe der Schweizergarde an den Toren des Vatikans bitten, einen hineinzulassen, was gerne gewährt wird. In der Priestergruft des Friedhofs, unweit des Campo Santo
Foto: Q‘Alex, Wikipedia
Stipendarius. 21.10.1930. Corfuensis 26.5.1969.“ Kurt Körbels Geburtsort ist Lobositz. Nach der Vertreibung kam er nach Österreich, wo er 1954 in Klosterneuburg das Abitur machte und darauf in Königstein im Taunus Theologie studierte. Körbel setzte die Studien in Innsbruck und Rom fort und wurde für die Diözese Korfu zum Priester geweiht. Nach langer Krankheit starb er bereits im Jahr 1959 in Rom und wurde auf dem Friedhof des Campo Santo zur letzten Ruhe gebettet. Helmut Hoffmann
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� Geschichte/Molschen bei Gastorf
� Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Molschen – Sammlung Teil 2 Der in der Heimatforschung engagierte Mario Illmann hat diese Sammlung zusammengestellt. 11.01.1929 † Komponist Josef Kusebauch verstirbt mit 29 Jahren. 16.03.1929 † Oberlehrer von Molschen Emil Franz stirbt mit 51 Jahren in Aussig. 05.05.1929 † Häusler Eduard Hortig verunglückt infolge seiner Berührung der elektrischen Hochspannung tödlich. 13.07.1929 Trauung in Molschen des Ingenieurs Franz Maresch mit Gretel Woborschil. 02.04.1930 Otto Palenka wird zum Oberlehrer für Molschen ernannt. 10.04.1930 † Marie Langer, geb. Palm, Universitätsprofessorgattin, verstirbt mit 52 Jahren. 21.05.1930 Im Vorverkauf werden 800 Kronen für den Zentner Hopfen geboten. 12.12.1930 † Marie Görnert, geb. Hübl, stirbt mit 46 Jahren. 30.04.1932 † Produktenhändler Alfred Mayer. 14.07.1932 In Molschen orkanartiger Sturm mit Regengüssen. 30.04.1933 † Anna Jinak, geb. Ringel, verstirbt mit 73 Jahren. 19.06.1933 In Tetschen-Liebwerd wird der Ingenieur Walter Langer (früher Molschen) zum Dr. der technischen Wissenschaften promoviert. 05.09.1933 Primahopfen wird mit 2.100 Kronen per 50 Kilo in Molschen verkauft. 29.12.1933 Die Scheuer der Oberlehrerwitwe Anna Hortig brennt.
Molschener Jugend.
Kriegerdenkmal in Molschen.
16.02.1934 † Heinrich Kühnel stirbt mit 23 Jahren in Molschen. 03.03.1934 † Landwirt Johann Maresch verstirbt mit 71 Jahren in Molschen. 14.03.1934 † Theresia Krehan, geb. Schulle, stirbt in Molschen. 11.04.1934 † Kaufmannsgattin Charlotte Köhler verstirbt in Molschen . 16.08.1934 † Anna Höhne verstirbt in Molschen . 14.09.1934 † Landwirt Adolf Krehan mit 78 Jahren. 06.10.1934 in Molschen brennt das Anwesen des Gastwirts Reinhold Plundrich nieder. 17.02.1935 In Molschen ist eine eindrucksvolle Tagung der sudetendeutschen Heimatfront. 25.04.1935 † Die Private Theresia Dimmer, geb. Rausch, mit 85 Jahren in Molschen . 17.06.1935 † Die 16jährige Frieda Weiß aus Webrutz verunglückt
tödlich in Molschen. 20.06.1935 † Wenzel Willner verstirbt mit 68 Jahren. 14.08.1935 In Molschen verunglückt auf der Fahrt mit seinem Motorrad der 38jährige Grundbuchführer Josef Klouček aus Wegstädtl tödlich. 19.08.1935 † Maurergattin Emilie Nowak verstirbt mit 37 Jahren in Molschen. 04.12.1935 In Molschen brennt das Anwesen der Mina Schneider nieder. 26.01.1936 † Freitod des Adolf Slansky aus Molschen in Gastorf. 18.02.1936 † Kutscher Rudolf Ludwig verstirbt in Molschen. 27.03.1936 † Ausgedingerin Rosina Kühnel stirbt mit 75 Jahren in Molschen. 08.06.1936 † Anna Maresch, geb. Burian, verstirbt mit 65 Jahren in Molschen.
Fotos: Hilda Mattausch, Sven Pillat 28.06.1936 Trauung in Proboscht der Elfriede Vatter aus Molschen mit Josef Müller aus Triebsch. 28.09.1936 Es findet eine große Heimatschau in Molschen statt. 29.12.1936 † Wirtschaftsbesitzergattin Marie Kusebauch mit 27 Jahren in Molschen. 30.12.1936 In Molschen brennt ein Getreideschober des Rudolf Görnert Nr. 9 nieder. 24.05.1937 † Prof. Dr. Josef Langer aus Molschen verstirbt in Aussig. 22.05.1938 Enthüllung der Gedenktafel für den verstorbenen Universitätsprofessor Dr. Med. Josef Langer in Molschen bei Gastorf. 29.05.1938 Bei den Gemeindewahlen in Molschen bei Gastorf erhält die S.d.P. (Sudetendeutsche Partei) 12 Mandate. Mario Illmann, Einsender: Sven Pillat
� Mundart
Bai Seemanns ai Schittenz – Folge 17 Haite giehnma mou ai die Kichche und kuckn, woss suu gassn wurdn iss.
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rieh zaitlich iss schunn die Seemann Gruußl ai die Kichche gangn und hout schunn olls zunn Assn hiegeschtallt. Es goob Kaffej mit Zigorie, zunn schworz mochn, wail ma daan salba aus Garschte und Korn geresst hottn. Mamme hout gesoot: Kaffej-tschulke! Richtichn Kaffej goobs ock Sunntich und oo hehrn Toogn, fa die Gruußn. Maistns goobs Tolkn, Buchtln oda Buchte. Sunntich hottnma imma Oubstkuchn, suu gruuße runde, dou wurdn dann Draiecke dovou geschnietn. Mejchmou, wennse kenne Zait zunn Bockn hottn, musstiech vunn Rusnkranz Becke sammln oda Krowotn hulln. Ustalaabln goobs Uustan, Striez zu Waihnochtn. Zunn zwejtn Friehsticke hottma maistns enne Fettnschniete oda enne
Karl Heisslers Kaufladen in Schüttenitz, er steht mit Frau und Tochter vor der Tür. Links der über zwei Meter große Ferdinand Schillhabel. Foto: Rudolf Willner Buttaschniete, und imma goobs Oubst. S koom imma drauf oo, woss va ee Monat groode woor. Ain Summa und ain Harbste hottma vill Auswahl: Rewies, Schtochlbeern, Erdbeern, Himmbeern, Schworzbeern, Karschn, Aprikosn, Farschkn, Pflaum, Barne und Eppln. Woss ma zunn Mittiche gassn honn, woor doss maiste aa ausn Goortn oda vunn
Felde, oda ausn Schtolle. Dou hottma imma – jedn Toog – enne Suppe. Rais, Gries, Nudln, Arpln wurdn gebraucht, und halt imma Grienzaig wie Meehrn, Karviol, Schprossnkohl, Boorie, Petasilie, Knoublich, Paradaisa, Kouhlrabi. Uffte woor zunn Mittiche aa Arplkasche und Grießkasche uffn Tiesche, mejchmou aa Knejtln. S goob aa Arpln mit
� Mundart
� Mundart – Poesie
Der Leschak
Ufn Barge
gesunder und auch wohlaussehender Mensch, auch lebhaftes, kräftiges Kind‘, oder auch ein ‚Bengel, Lümmel‘. Und was meinen die tschechischen Nachschlagewerke zu dem Ležák? In zweisprachigen Wörterbücher bezeichnet man ihn als: ‚Faulenzer, Lieger; Lagerbier, Ladenhüter‘; u.a. ‚Lagerkorn‘ (eine Kornfrucht, die sich infolge der Fettigkeit des Bodens oder durch Platzregen niedergelegt hat). In einsprachigen tschechische Wörterbücher steht folgende Definition: ‚Von Wind oder Regen zu Boden gedrücktes und liegendes Getreide‘ sowie auch
Ufn Barge schtieht die Karche, drieba ziehn die Wulkn hie, drunda lait e Dorf ain Feldan, zwischn raifn Korn und Klie. Und ain Dorfe schpieln de Kindar, singn die aldn Ringlrain, iebarn Darfl, iebarn Feldan, locht dar liebe Sunn‘schein. Und vern Dorfe ai die Felda, fiehrn die Wage kraiz und quar, und de Wäne und de Laite, ziehn daruffe hie und har. Und e letztar fiehrt zun Karchhouf, und ward ees dan Waag getrohn, konn marn uf dar ganzn Arde, nie und nimmamej erfroon. Josef Stibitz, Einsender: Georg Pohlai
„Dar Rejn hout enn Leschak gemocht, dos iss ni zunn soon. Dar Wejz liegt ju ganz imm!“
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Butta und Quork. Uffte goobs Aigerextes vunn Schwaine, Broutn oda Schnitzln. Obba ia wisst ju olle salba, woss ia gassn hout. Kuttlflacke hobb iech nie gassn! Im holba viere homma nomou Kaffej getrunkn, und wieda worn die Tolkn dabaine. Oubnds, wenn olle tichtich gearbt hottn, hout aa doss Assn gutt geschmeckt. Zu daan Buttaschnietn hotte die Gruußl Labawurscht ausn Gloose, aa aigerext, hiegeschtellt und Quargln, Quork, Geselchtes und kaldn Broutn. Vu Rupprichs, ausn Gosthause, musstiech uffte midn Kriegl va die Gruußn Bier hulln. Mier hout doss nie geschmeckt, iech hobb lieba Himbeersoft getrunkn. Sunntich oubnds honnse mejchmou aa ee Flaschl Wain aufgemocht oda siech aa ean Schtampa Schnops gegennt. Bai aich woor doss sicha aa esuu. Einsender: Georg Pohlai
o das tschechische Lehnwort Ležák den Weg in die Mundarten der östlichen Regionen Deutschlands und auch Österreichs gefunden hat, weist es einen ganz anderen Sinn auf, als es ihn bei uns hatte. So ist der Leschack(e) in der Oberlausitz ‚ein Mensch, der sich in seinem Aussehen vernachlässigt, ein Faulenzer‘; in Schlesien ist der Leschake ‚ein großer, ungeschickter Mensch‘, in Wien ist der Lescháck ‚ein
‚Faulpelz, Nichtstuer, Müßiggänger; Lagerbier; Ladenhüter; Lagergetreide‘. Aber was verstand man bei uns unter einem Leschak? ‚Lagerkorn‘, ‚liegendes Getreide‘; Lejžāk m. – ‚noch auf dem Stock befindliches liegendes Getreide‘. Eine andere Bedeutung als diese ´gab es in der Landmundart nicht. Das Wort gehört zum tschechischen Zeitwort ležeti (liegen); die Übernahme des slawischen ž als sch (blieb bei uns stimmhaft) läßt eine späte Entlehnung (etwa nach dem Jahr 1300) vermuten. Helmut Hofmann
100 Jahre 17.04.1923, Margarete Kern, geborene Pafel, früher Roche 95 Jahre 24.04.1928, Margarethe Ullrich, geborene Woita, fr. Leitmeritz 24.04.1928, Gisela Stiebitz, geb. Ingelmann, fr. Brotzen 02.04.1928, Richard Hackel, früher Gastorf 90 Jahre 10.04.1933, Hubert Führich, früher Graber 07.04.1933, Kurt Maruschka, früher Stankowitz 07.04.1933, Martha Bunk, geborene Alt, früher Kninitz 04.04.1933, Rudolf Schilhabel, früher Deutsch-Mlikojed 01.04.1933, Inge Gürtler, früher Gastorf 01.04.1933, Walter Schimpke, früher Michelsberg 80 Jahre 25.04.1943, Günter Cerych, früher Rschepnitz 19.04.1943, Hanspeter Volz, früher Triebsch Auscha 22.04.1940, Erika Sauvigny, geborene Ludwig Billinka 16.04.1929, Franz Diwisch Boretz 04.04.1952, Hildegard Brombach, geborene Nitsche Drahobus 13.04.1941, Helmut Weckschmied Gastorf 23.04.1931, Waltraut Karbsch, geborene Hottasch 11.04.1940, Günther Müller 13.04.1946, Christine Philipp, geborene Kleinert Graber 02.04.1930, Elvira Elstermann, geborene Schlenkert Greifswald 09.04.1930, Horst Oestreich Gügel 12.04.1937, Berta Teufert, geborene Fischer Hummel 20.04.1929, Melitta Rauch, geborene Strach Kninitz 24.04.1934, Erna Müller, geborene Kusebauch Kochowitz 06.04.1934, Martha Wensorra, geborene Schröter Krscheschow 29.04.1932, Richard Patz Leitmeritz 08.04.1931, Anni Mahr, geborene Petter 02.04.1932, Walburga Wenig, geborene Burkert 09.04.1932, Christine Wiedemann 23.04.1932, Wendi Weinelt. geborene Zentner 16.04.1935, Nora Krainz 20.04.1936, Helga Noll, geborene Sabitzer 20.04.1937, Adolf Kowarna 26.04.1940, Helga Elisabeth Schölling 17.04.1945, Dr. Jens Neumann Littnitz 17.04.1941, Selma Bensch, geborene Schönfeld Lobositz 11.04.1925, Anna Fiedler, geborene Kartes
04.04.1940, Günther Löbel 07.04.1941, Herwig Steinitz 20.04.1944, Herbert Gipp 23.04.1987, Helena Patrakova Loschowitz 21.04.1935, Erich Tröster Lukawetz 02.04.1926, Kurt Dengler Michzen 14.04.1929, Gertrud Pieper, geborene Richter Munker 14.04.1941, Isolde Schöne, geborene Knechtel Neugarten 05.04.1944, Helga Prochaska, geborene Hölzel Nieder-Gügel 25.04.1935, Christine Weis, geborene Kammel Pistian 10.04.1929, Rolf Schäfer Pitschkowitz 29.04.1939, Margit Nerke, geborene Blumentritt Radaun 10.04.1934, Helga Scheffler, geborene Ernst 20.04.1941, Dr. Heinz Kleinert Roche 20.04.1926, Martha Seidler, geborene Janda Ruschowan 03.04.1932, Rudolf Swoboda Schüttenitz 02.04.1942, Gerhard Bittner Sebusein 11.04.1939, Brigitta Gottmann, geborene Kaschte Selz 01.04.1932, Annemarie Welz, geborene Doleschal Simmer 20.04.1946, Herbert Frick Sobenitz 21.04.1931, Marie Winter, geborene Sentner Stankowitz 20.04.1935, Margret Schiller, geborene Wilke Sukohrad 16.04.1927, Johanna Tatschner, geborene Bauer Tepley 30.04.1926, Helmut Farr Trzebutschka 15.04.1932, Elfriede Reckleben, geborene Gerstorf Tschersing 26.04.1940, Prof. Dr. Christine Keßler, geborene Fucke Tupadl 03.04.1951, Prof. Dr. Frank Laplace Wedlitz 16.04.1964, Christiane Meyer, geborene Fiedler Wegstädtl 13.04.1929, Fritz Rieckert 13.04.1931, Else Holzmann, geborene Wesp Welbine 05.04.1939, Doris Kramer, geborene Nowak 10.04.1940, Rosemarie Daniel, geborene Hospodarsch Welhotta an der Elbe 08.04.1930, Vera Runza 25.04.1937, Erich Honolka Wellemin 15.04.1930, Josef Göpfert Zahorschan 26.04.1936, Franz Wieder unbekannt 23.04.1967, Hans-Joachim Herbel
Eine Bauernregel zum Monat April. Frohe Ostern!
Einsender: Sven Pillat
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
STAMMESZEITSCHRIFT – EGHALANDA BUNDESZEITING
nigt mit
Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de H. Preußler Druck Bundesvüarstäiha und Versand (Bundesvorsitzender): GmbH & Co. KGVolker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 72 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Torsten Fricke. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Telefon 09 11 9 54 78 0 · Fax 09 11 54 24 86 Nr. 11 · Dezember 2022
Egerländer Landesverband und Egerland-Jugend feierten in Hungen das 70-jährige Bestehen mit einer Arbeitstagung
Acht Landesvüarstäiha haben die Eghalanda Gmoin in Hessen geprägt Die nächsten Termine
Statt einen rauschenden Fests gab es eine Arbeitstagung zum 70-jährigen Bestehen des Egerländer Landesverbandes und der Egerland-Jugend in Hessen.
Egerländer ulturwart Jürgen Zuber hatK te ein eindrucksvolles ProKalender gramm zusammengestellt, das Sonntag, 2. April, 14.30
Uhr: Frühlingskaffee. Egerländer Gmoi Dillenburg. Anmeldungen an Hans-Jürgen Ramisch unter eMail info@ egerlaender-dillenburg.de Veranstaltungsort: Dorfgemeinschaftshaus, Dillenburg-Eibach. Freitag, 21. April: 100. Sitzung der Egerland-KulturhausStiftung. Veranstaltungsort: Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Samstag, 22. bis Sonntag, 23. April: Bundeshauptversammlung des Bundes der Eghalanda Gmoin. Anmeldungen an Volker Jobst unter eMail Jobst@ egerlaender.de Veranstaltungsort: Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Freitag, 28. bis Sonntag, 30. April: Deutscher Trachtentag in Schönberg/Probstei in Schleswig-Holstein mit Bekanntgabe der Tracht des Jahres 2023. Auszug aus dem Programm: Samstag, 13.00 Uhr: Landestrachtenfest in der Fußgängerzone Schönberg. Sonntag, 10.00 Uhr: Trachtengottesdienst in der Evangelischen Kirche Schönberg. Freitag, 26. bis Sonntag, 28. Mai: 73. Sudetendeutscher Tag unter dem Motto „Schicksalsgemeinschaft Europa“. Veranstaltungsort: Donau-Arena, Walhalla-Allee 24, Regensburg. Freitag, 3. Juni: Großer Brauchtumsnachmittag im Rahmen des Hessentags in Pfungstadt. Sonntag, 11. Juni: Festzug zum Hessentag in Pfungstadt. Freitag, 30. Juni bis Sonntag, 2. Juli: Egerlandtag und 51. Bundestreffen der Egerland-Jugend mit Verleihung des „Johannes-von-Tepl“ Preises 2023 in Marktredwitz. Samstag, 22. bis Sonntag 23. Juli: 71. Vinzenzifest mit 48. Egerländer Treffen des BdEG-LV Baden-Württemberg in Wendlingen. Sonntag, 30. Juli: 70 Jahre St.-Anna-Fest in Mähring, Heimatkreis Pan-Weseritz. Samstag, 9. bis Sonntag, 10. September: Heimattage Baden-Württemberg in Biberach. Sonntag,17. September: 70 Jahre Egerländer Gmoi Offenbach. Dienstag, 3. Oktober: Landeshauptversammlung der Egerländer Gmoin Hessen Samstag, 28. bis Sonntag 29. Oktober: Bundeskulturtagung im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz. Sonntag, 5. November: Hauptversammlung mit Wahlen des BdEG-LV Bayern. Freitag, 24. bis Sonntag, 26. November: Herbstseminar der BdEG-Bundesjugendführung in Murrhardt.
einen repräsentativen Querschnitt durch die sieben Jahrzehnte bot. Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel freute sich über mehr als 60 Teilnehmer bei der Veranstaltung im Saal des Katholischen Kirchen- und Gemeindezentrums St. Andreas in Hungen. Grußworten von Bundesvüarstäiha Volker Jobst und Bundesjugendführer Alexander Stegmaier bildeten den Beginn der Veranstaltung. Mit der Auszeichnung von Uwe Rolle, dem
Aktive und Ehrengäste (von links): Felix Mückstein, Jürgen Mückstein, Andrea Stanlein, Anette Huyer, Jürgen Zuber, Alexander Stegmaier, Gerlinde Kegel, Matthias Bender, Christian Meinl, Volker Jobst und Mona Hafer.
Trachtenvielfalt beim Tanzen des „Vierzwenger“ mit Bischofteinitzer, Egerer, Karlsbader (Unterländer) und Marienbader Tracht. Fotos: Hans-Jürgen Ramisch Vüarstäiha der Gmoi Kelsterbach, geehrt mit der höchsten Egerländer Auszeichnung, dem Bundes-Ehrenzeichen, für seine langjährigen Verdienste, gab es gleich zu Beginn einen Höhepunkt. Den Start ins Programm übernahm das Mundart-Duo Christa und Jürgen (Gmoi Limburg) mit „Gröiß di Gott, du ma Eghalånd“. 70 Jahre Landesverband wurden geprägt durch nur acht Landesvüarstäiha (Landesvorsitzende). Dies führte zu einer hohen Kontinuität im Handeln und sicherte so die Bewahrung der Tradition der Egerländer in Hessen. Die Aufarbeitung der Entwicklung erfolgte – wegen des Fehlens einer Chronik – arbeitsteilig unter Orientierung an den Amtszeiten der Landesvüarstäiha und mit Hilfe von Vorgaben von Jürgen Zuber. Damit wurde zugleich die Basis für eine spätere Chronik geschaffen. Die Landesvüarstäiha in 70 Jahren Landesverband Hessen Bund der Eghalanda Gmoin waren: ■ Erhard Fiebinger (1953 – 1958 und 1960 – 1963) ■ Rudolf Schwarz (1958 – 1960) ■ Dr. Walter Preißler (1963 – 1981) ■ Konrad Heidl (1981 – 1991) ■ Wenzel Köhler (1991 – 1993) ■ Toni Tumpach (1993 – 2003) ■ Bernhard Glaßl (2003 – 2019) ■ Gerlinde Kegel (2019 – heute) Als Referenten für die Vorträge waren aktiv: Matthias Ben-
Uwe Rolle wird mit dem Bundes-Ehrenzeichen ausgezeichnet. Es gratulieren (von links) Ehrenmitglied Eduard Fenkl, Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel und Bundesvüarstäiha Volker Jobst.
Das Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. Fast in jeder Pfarrkirche ist es zu finden. Das dargestellte Prager Jesulein steht in einem Glasschrein auf dem Tabernakel des Seitenalters des hl. Johannes von Nepomuk in der ehemaligen Pfarrkirche der Heiligen Ulrich und Prokop in Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. Es durfte 2008 die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer Blick in den Saal in Hungen, im Vordergrund das Mundart-Duo Christa & Jürgen von der Gmoi Limburg. Heimatmuseum in Weiden. der (Fiebinger, Schwarz), Anet- Schülergruppen, drei Jugend- sucher an. Zahlen, die man sich te Huyer (Dr. Preißler), Andrea Stanlein (Heidl), Jürgen Zuber (Köhler, Tumpach) und Gerlinde Kegel (Glaßl, Kegel). Der Landesverband Hessen wurde am 3. Oktober 1953 von Bundesvüarstäiha Ernst Bartl und Erhard Fiebinger in Frankfurt gegründet. Von den Gründungsgmoin existiert heute übrigens keine mehr. Die Zahlen der vom Landesverband vertretenen Gmoin zeigen ihre Höchststände mit über 50 Gmoin um 1984. Ein Jahr später konnte die damalige Landesjugendführerin Gerlinde Ortmann (heute Kegel) von zwölf Kindergruppen, sechs
Egerländer Volkstänzer Tradition. Viele Menschen haben sich im Laufe der siebzig Jahre für das Egerland und den Landesverband eingebracht. Mona Hafer, bis vor kurzem noch Landesjugendführerin, übernahm es, die Geschichte der Egerland-Jugend in Hessen aufzuarbeiten. Über die Anfangszeit stellte sie fest: Auf der Hauptversammlung 1953 wurde an den Landesvüarstäiha Fiebinger der Auftrag erteilt „einen geeigneten Boum“ zu suchen. Bereits im Oktober 1953 wurde mit Andi Dietl aus Heppenheim ein Landesjugendführer gewonnen. 1957 gab es den ersten Landesjugendtag in Hessen in Frankfurt, bei dem auch die erste Landesjugendleitung gewählt wurde. Weitere Landesjugendführer waren in der Anfangsphase Karl
gruppen und sieben Gruppen der Jungen Generation in Hessen berichten. Über die Jahre hinweg ergibt sich ein ähnliches Bild: zweijährliche Landestreffen, jährliche Landeshauptversammlungen und Arbeitstagungen. Höhepunkte waren die vielen Landestreffen mit Besucherzahlen im fünfstelligen Bereich. Bei der Trachtenhochzeit in Marburg (Landestreffen 1964) säumten Zehntausende Besucher die Marburger Altstadt beim Hochzeitszug. Der Sudetendeutsche Tag in Verbindung mit dem Landestreffen 1960 in Frankfurt zog rund 400 000 Be-
heute nur schwer vorstellen kann. Nicht unterwähnt bleiben darf der Landeschor (ab 1967) mit seinen Dirigenten Michel Reiter, Friedrich Prokorsch, Karl Kutzer und Bernhard Glaßl. Am Hessentag, der die Integration der Vertriebenen als ein Ziel hat, sind die Egerländer seit Beginn ohne Unterbrechung im Festzug vertreten. Neben den Fahnen-, Banner- und weiteren Trachtenträgern gehören flotte Egerländer Melodien der begleitenden Kapelle zum Standard. Auch am Kultur-Nachmittag des Hessentags ist der Auftritt der
Huyer und Karl Dietl. In einer ausführlichen Präsentation zeigte Hafer die Entwicklung der Jugendorganisation von 1964 bis heute, die natürlich unzertrennbar mit der Geschichte des Landesverbandes verbunden ist. An die Vorträge schloß sich ein Hutza-Nachmittag an. Zu Beginn gab es jedoch noch eine Bilderschau, bei der sich die Besucher gerne mit Erinnerungen einbrachten. Gedichtvorträge in Egerländer Mundart von Eduard Fenkl, Anette Huyer und anderen schlossen sich an. Die Egerland-Jugend aus dem Egerländer Volkstanzkreis in Mittelhessen und der Gmoi Offenbach zeigte Tänze wie den „Jägerneuner“ und den neu erlernten „Vierzwenger“. Zum Abschluß zeigten neun Tanzpaare den „Schäi(n Lustigh“. Lobende Worte gab es zum Abschluß von Bundesvüarstäiha Volker Jobst für das interessante Programm und die Ausarbeitungen. Er erinnerte an die Anfänge der Gmoiarbeit mit Wirtshaus-Stammtischen und empfahl, diese eher wiederzubeleben, statt bei Schwierigkeiten, einen neuen Vorstand zu finden, eine Gmoi-Auflösung vorzunehmen. Gerlinde Kegel bedankte sich bei allen Mitwirkenden und der Organisation, besonders bei Jürgen und Felix Mückstein und weiteren Helfern, bevor das Abschlußlied „Kein schöner Land“ erklang. Hans-Jürgen Ramisch
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
STAMMESZEITSCHRIFT – Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; EGHALANDA BUNDESZEITING Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de H. Preußler Druck undNeudörfer, Versand GmbH & Co. KG JAHRGANGSpenden 72 an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM Telefon 09 11 9 54 78 0 · Fax 09 11 54 24 86 Nr. 11 1· ABG Dezember 2022 Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
vereinigt mit
Der Paradeplatz in der Amberger Altstadt (Oberpfalz) im April.
Ein Teil der Regale mit hunderten von Leitzordnern findet sich im Eingangsraum der Geschäftsstelle.
� Archivierung des Vereins- und Heimatkundlichen Archivs des „Egerer Landtag e.V.“
Das Projekt Archivierung ist abgeschlossen Nach der Inventarisierung der Bibliothek des „Egerer Landtag e.V.“ (Projekt 1: 1. November 2021 bis 28. Februar 2022) förderte der Bayerische Staat über das HDO München das Projekt 2: Inventarisierung und Archivierung des Vereins- und Heimatkundlichen Archivs unseres Heimatvereins. Dies erfolgte in der Zeit vom 5. Mai 2022 bis zum 28. Februar 2023. Dr. Wolf-Dieter Hamperl berichtet:
Z
unächst mußten die vielen Ordner und Akten in Jurismappen von den Ordnern des Fotoarchivs getrennt werden. Diese waren in Regalen der beiden Räume der Geschäftsstelle, im Bade- und im Kellerraum nicht in systematischer Weise gelagert. Auch die Bestände der Egerer Zeitung waren zu separieren. In systematischer und hartnäckiger Arbeit gelang es, das umfangreiche Material in Sachgebiete zusammenzufassen, zum Beispiel in die Sachgebiete „Egerer Stadtwald“, „Lastenausgleich“, „Egerer Kasse“, „Egerer Zeitung“ oder „Vereinssatzungen“. Sie umfassen einen Zeitraum von 1950 bis 2020, also 70 Jahre. Beraten wurden wir zunächst von Ingrid Sauer vom Hauptstaatsarchiv München, über die Monate hin betreute uns Dr. Maria Rita Sagstetter, Archivdirektorin des Staatsarchivs Amberg.
Das Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. Fast in jeder Pfarrkirche ist es zu finden. Das dargestellte Prager Jesulein steht in einem Glasschrein auf dem Tabernakel des Seitenalters des hl. Johannes von Nepomuk in der ehemaligen Pfarrkirche der Heiligen Ulrich und Prokop in Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. Es durfte 2008 die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer Heimatmuseum in Weiden.
Ein Holzschnitt von Martin Rößler: „Egerländer Hof in Fonsau bei Wildstein“. Sie hatte in der Egerer Zeitung meinen Aufruf „Suche Archivar für Vereinsarchiv“ gelesen und sich gemeldet, weil sie auch für die Beratung von Vereins- und Kommunalarchiven zuständig ist. So entwickelte sich eine hervorragende Zusammenarbeit. Dr. Sagstetter vermittelte uns auch den Kontakt zu Leonhard Strobel, der unsere Bestände dann auch sachkundig archivierte. Er hatte im Jahr 2022 sein Studium am Lehrstuhl für Bayerische Geschichte an der Universität Regensburg mit dem Master
abgeschlossen und arbeitete an dem Projekt „Erinnerungskultur Ostmark, KZ Flossenbürg“. Dabei war es ein Glücksfall für uns, daß der aus Garmisch-Partenkirchen gebürtige Strobel sich zum Ziel gesetzt hatte, ein Vertriebenenarchiv kennenzulernen und zu bearbeiten. Ab 1. September 2022 bis zum 28. Februar 2023 arbeitete er in unserer Geschäftsstelle in Amberg, Paradeplatz 11, zwei Tage in der Woche. Die Vorsortierung und Zusammenführung der Bestände in Sachgebiete besorgte
Das komplette Erdgeschoß des Hauses Paradeplatz 11 beherbergt unsere Geschäftsstelle.
ich als Vereinsvorsitzender. Das Staatsarchiv Amberg lieferte die Software. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß eine sehr gute Zusammenarbeit der bayerischen Archivare (vor allen den Oberpfälzer Archivaren) mit den tschechischen Archivaren besteht. So besuchte unsere Geschäftsstelle bei einem grenzüberschreitenden Treffen die tschechischen Archivare Karel Halla (Eger/Cheb) und Milan Augustin (Karlsbad/ Karlovy Vary), Dr. Maria Rita Sagstetter (Staatsarchiv Amberg) und Dr. Nestle, Koordinator des bayerisch-tschechischen Archivwesens, sowie Dr. Andreas Erb (Stadtarchiv Amberg). Ich konnte ihnen unseren Verein „Egerer Landtag e.V.“ vorstellen, ihnen unsere umfangreichen Bestände zeigen und ihnen unsere Mitarbeit anbieten. Dieses gute Einvernehmen entwickelte sich so, daß unser Archiv zukünftig in den Bestand des Staatsarchivs Amberg übergehen wird und damit in den Besitz des Bayerischen Staates. Dabei muß hier noch erwähnt werden, daß das Archiv der Patenstadt Amberg an unseren Beständen nicht interessiert war. Einer der Gründe war, daß im Archiv Amberg niemand nach den Archivalien des „Egerer Landtag e.V.“
Jesus Christus mit dem Kreuz begegnet den weinenden Frauen, eine Station unseres wertvollen Kreuzweges mit geschliffenem Glasrahmen. suchen würde. Es wird beantragt, daß das Archiv des „Egerer Landtag e.V.“ im europäischen Portal „Porta fontium“ digital erfaßt wird. Die Archivalien unseres Vereins sind in 25 Archivkartons und drei hölzernen Karteikästen gelagert. Diese werden im April 2023 dem Staatsarchiv Amberg übergeben. Diesen Bestand werden noch zwei Mappen, unter anderem mit Grafiken, Holzschnitten, Zeichnungen, Ölbildern,
Plakaten, Stadtplänen und Plänen des Egerer Stadtwaldes, ergänzen. Auch das umfangreiche Fotoarchiv, welches noch in diesem Jahr inventarisiert und digitalisiert werden soll, wird in den Besitz des Bayerischen Staatsarchivs in Amberg übergehen. Da sicherlich viele Leser unserer Egerer Zeitung daran interessiert sind, zu erfahren, was man in den Archivalien finden kann, werde ich gerne darüber in der nächsten Ausgabe berichten.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023 FÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER VERTRIEBENEN Offizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“
vereinigt
Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald
FÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER VERTRIEBENEN Offizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“
vereinigt
mit
mit
73. Jahrgang
und den Landkreis im Egerland November/Dezember 2022
Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Torsten Fricke. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald 73. Jahrgang
In eigener Sache!
und den Landkreis im Egerland
November/Dezember 2022
Nr. 6
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was Ritter als Jahre Begleitung nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen würden. Außer den exorbitanten Kosten sind die Abbestellungen der Heimat Das Wahrzeichen zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler von Elbogen ist die Burg, die der Stadt an Druck + Versand GmbH & Co. KG nach dem 31.12.2022 der Eger dennicht Namen gab. Paare, die sich trauen, können jetzt ins mehr möglich ist. Mittelalter eintauchen und sich Wir bedauern diesen Schritt sehr, gerade weil wirauf wissen, wiedas under Burg Ja-Wort geben. seren Leserinnen und Lesern die Heimatzeitung am Herzen liegt, bis zwei Mal im Monat ist aber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß manin sie beenden. Hochzeitstag auf Burg Elbogen. Die Paare werden von RitWir bedanken uns für Ihre jahrelange Treue. tern am Burgtor empfangen und Mit traurigen Grüßen verbleiben wir KaiinRaab (Inhaber) den Zeremoniensaal begleitet, Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KGunweit des Kerder sich übrigens
Heiraten auf Burg Elbogen
Nr. 6
In eigener Sache!
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen würden. Außer den exorbitanten Kosten sind die Abbestellungen der Heimat zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG nach dem 31.12.2022 nicht kers befindet. mehr möglich ist. Vier verschiedene ZeremoWir bedauern diesen Schritt sehr, gerade weil wir wissen, wie unnievarianten werden angeboten. Die längste dauert 90 Minuten. seren Leserinnen und Lesern die Heimatzeitung am Herzen liegt, Termine und Buchungsmöglichaber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß man sie beenden. keiten unter www.hradloket.cz Foto: Czech Tourismn Wir bedanken uns für Ihre jahrelange Treue. Mit traurigen Grüßen verbleiben wir Kai Raab (Inhaber) Der Parteisekretär Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Falkenau arbeitete für den Abgeordneten Franz Katz Helmut Preußler Druck + der Versand GmbH & Co. KG
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Otto Frank: In seiner neuen Heimat Kanada bekam er eine eigene TV-Show Heimatverband
Otto Frank war Parteisekretär der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Falkenau und konnte rechtzeitig vor
den Nazis über Prag und Polen nach England fliehen. Später baute sich der Sudetendeutsche in Kanada eine neue Exi-
stenz auf. Seine Erinnerungen hat Otto Frank auf mehreren Schreibmaschinenseiten festgehalten. Vermutlich stammte die-
ses Zeitzeugendokumennt, das Gerhard Hampl in der Falkenauer Heimatstube in Schwandorf entdeckt hat, aus dem Jahr
1979. Im dritten und letzten Teil erzählt Frank über seinen Neuanfang in Kanada, wo er es sogar ins Fernsehen schaffte.
meiner Entlassung aus gebenden Personen bei der FernHerzlichen Nach der Armee fand ich Arbeit sehgesellschaft waren eben der London in einem großen Wa- Ansicht, daß Deutschland nur Glückwunsch inrenhaus. Meine musikalischen aus Lederhosen und Bierkrügen Der Heimatverband der Falkenauer gratuliert herzlich den im April geborenen Landsleuten zum Geburtstag. 95. Geburtstag: Bandorf, Erni, geb. Peter (Bleistadt), 04.04.1928 95.: Hetzer, Alexander (Falkenau), 26.04.1928 95.: Muckenschnabl, Rosl, geb. Götzl (Falkenau), 26.04.1928 93.: Lorenz, Erna. geb. Mühlhans (Falkenau), 07.04.1930 92.: Drachsler, Gisela, geb. Werner (Eger-Treunitz), 03.04.1931 92.: Neißner, Gerlinde, geb. Reisig (Königsberg), 07.04.1931 92.: Meixner, Bruno (Bleistadt), 20.04.1932 91.: Slama, Gertrud, geb. Schreiter (Neusattl-Grasseth), 26.04.1932 90.: Schülle, Wilfried (Teschwitz), 09.04.1933 89.: Gromes, Luise, geb. Götzl (Falkenau), 11.04.1934 87.: Eberl, Erika, geb. Schicke (Oberneugrün), 29.04.1936 86.: Hansen, Rotraud, geb. Kleinpell (Maria-Kulm), 21.04.1937. 84.: Stefan, Christine (Falkenau), 05.04.1939 84.: Röder, Ingeborg, geb. Fritsch (Tiefengrün), 11.04.1939 84.: Hofmann, Hugo (Lanz), 14.04.1939 82.: Sättler, Dieter (Leopoldhammer), 01.04.1941 82.: Erlbeck, Reinhold (Gossengrün), 29.04.1941 81.: Jurca, Inge, geb. Schimmer (Lanz), 13.04.1942 75.: Mannert, Karl-Heinz (Vieselbach/Thüringen), 02.04.1948
Kenntnisse kamen mir wieder zu besteht, weshalb man auch ein Gute. Es wurde mir aufgetragen, bayerisches Programm machen ein Schallplatten-Department zu wollte. organisieren, was mir auch geNun sind wir schon sechs Jahlang. Inzwischen re wöchentlich hatte ich geheiraeinmal im Ferntet, und es war zur sehen, und man damaligen Zeit hat uns bereits gesehr schwer, in sagt, daß es ganz London eine passicher bis Ende sende Wohnung 1980 weiter gehen zu finden. Als ich wird. Inzwischen dann von meiist es uns doch genem ehemaligen lungen, die maßChef, bei dem ich gebenden Persoin Falkenau Kauf- Otto Frank erhielt diese Seli- nen bei der Fernmann gelernt hat- ger-Medaille. sehcompany zu te, ein Angebot überzeugen, daß bekam, nach Kanada zukommen, Deutschland nicht bloß aus Legriff ich zu. Auch meine Frau derhosen und Bierkrügen bewar gleich einverstanden, und so steht. kam ich 1953 nach Kanada. Wir haben seither RheiniAls man dann hier langsam ei- schen Karneval, Berliner Abennen Freundeskreis bekam und de, Wiener Abende, Hamburger man herausfand, daß ich Klavier Hafenabende, Rheinische Weinspielen kann, ging es wieder los. abende und noch vieles andeNach einem Jahr war ich zweiter re mit großem Erfolg ins FernseDirigent beim Germania Gesang- hen gebracht. Es ist mit viel Arverein in Hamilton. beit verbunden, so etwas auf die Mit einigen Freunden grün- Beine zu stellen und am Laufendeten wir dann eine Tanzkapel- den zu halten. Aber man freut le. Als 1958 in Hamilton der er- sich doch, sein Scherflein beitraste deutsche Carnevalsverein in gen zu können, um dem kanadiOntario gegründet wurde, hat schen Publikum zu zeigen, daß man mich sofort zum Hofkapell- die Deutschen keine schlechten meister ernannt, welches Amt ich Menschen und Bösewichte sind, auch heute noch bekleide. wie sie heute noch in so manIm Jahre 1973 wollte unsere chen Hollywoodfilmen dargeHamiltoner Fernsehstation ein stellt werden. deutsches Fernsehprogramm auf Auf alle Fälle habe ich die Erdie Beine stellen. Man ist an un- fahrung gemacht, daß man mit seren Karnevalsverein herange- Musik viel leichter durchs Letreten, um die Sache zu organi- ben kommt. Man braucht gerasieren. Mir wurde aufgetragen, de kein Künstler zu sein, um mit eine Kapelle zusammenzustel- Musik seinen Mitmenschen das len. Man kaufte uns Lederhosen Leben etwas angenehmer zu geund bayerische Hüte. Die maß- stalten. Otto Frank
Otto Frank engagierte sich im Hamiltoner Karnevalsverein und spielte mit der „The-Ein-Prosit-Band“ im Fernsehen.
Vielfältiges Engagement in der neuen Heimat
Otto Frank: Präsident des Sudetenclubs Hamilton 1953 emigrierte Otto Frank mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Kanada und wurde in Hamilton am Ontariosee seßhaft. Zunächst arbeitete er bei der Firma Atlantic Imports, später als Einkäufer bei General Bakeries.
D
as Glück in der neuen Heimat endete 1957 jäh mit dem Tod von Franks geliebter Ehefrau. Otto Frank blieb als alleinerziehender Vater mit den beiden kleinen Söhnen zurück. Später lernte er über eine Freundin seiner Schwester die Deutsche Gerda Hannig kennen, die in Kanada auf Besuch war. 1959 heiratete die beiden und bekamen 1961 eine Tochter. Seiner sudetendeutschen Hei-
mat blieb Otto Frank zeitlebens treu. „Es dauerte nicht lange und Otto fand seinen Weg zum Sudetenclub Hamilton und wurde eine enorme Stütze für den damaligen Präsidenten Emil Kutscha“, schrieb ein Freund namens Ludwig Lowit nach Franks Tod am 2. September 1989 in einem Nachruf. Als Kutscha nach 30 Jahren Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen als Präsident abtrat, wurde Frank sein Nachfolger – „eine Funktion, die er bis zu seinem Hinscheiden ausführte“, wie es in dem Nachruf hieß. Auch in anderen Vereinen, wie dem Germania Club, und weiteren Kultur- und Wohltätigkeitsorganisationen engagierte sich Otto Frank zeitlebens.
Vier Stunden vor Befreiung
Halbbruder im KZ erschossen
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tto Franks gleichnamiger Halbruder (links stehend) war ursprünglich Anwalt und hatte sich der tschechoslowakischen Armee angeschlossen. Nach seiner Verhaftung wurde er ins KZ deportiert und dort am 17. Februar 1945 von den Nazis erschossen – nur vier Stunden vor der Befreiung durch die russische Armee. Vermutet wird, daß es sich bei dem KZ um das KZ Groß-Rosen oder eines seiner Außenlager handelte.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 03. 2023
Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis
Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.
vereinigt mit
Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1
� Botschaft von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
Unsere Karlsbader Zeitung
Liebe Leser – ob Sie nun selbst noch in Karlsbad oder einer der Gemeinden in seinem Kreis geboren sind, ob Ihre Vorfahren von dort her stammen oder ob Sie einfach Interesse an dieser schönen Gegend und ihrer Geschichte haben – seien Sie herzlich begrüßt!
Der Frühling ist da, wie man auch im Tepl-Tal merkt. ma gibt es, wie jetzt wegen der heit und Zufriedenheit und danOsterfeiertage, immer wieder ken Euch herzlich für Euren EinAbweichungen – für den April satz! sind wir deutlich früher dran; ich Wie dicht Freude und Trauwerde Ihnen daher immer ankün- er nebeneinanderliegen habe ich Dezember und Friede den Menschen auf Erden. digen, wann Sie die...nächste Auswieder einmal gemerkt, als mich gabe erwarten dürfen. folgende Todesnachricht erreichAußerdem werde ich die Ge- te: Am 13. Februar ist unser langburtstagsmeldungen (hier und jähriger Gemeindbetreuer von bei den Nachrichten aus den Ge- Welchau, Alfred Schneider, vermeinden) entsprechend anpas- storben – ganz kurz vor seinem sen, damit nicht Termine schon 88. Geburtstag am 5. März, zu verstrichen sind, wenn die Zei- dem ich ihm in der letzten Austung erscheint. gabe noch gratuliert habe, ohne Bis zur nächsten Ausgabe Kenntnis von seinem Ableben. müssen Sie sich gedulden: Sie Wir würdigen in Dankbarkeit wird am 12. Mai erscheinen. sein Engagement für seine GeIn dieser langen Zeitspanne meinde und drücken seinen Ankönnen drei aktive oder ehema- gehörigen unsere herzliche Anlige Gemeindebetreuer ihre Ge- teilnahme aus. burtstage feiern. Wir gratulieIm März waren einige Termine ren herzlich zum: –90. Geburts- wahrzunehmen: Am 6. März gab tag am 17. April Rudolf Klier es per Video eine Veranstaltung (Rittersgrün), Siedlung Linde- des Heimatrates, in der M. Dzinnau 5, 86316 Friedberg; –78. am gel über den Stand der von der 25. April Gertrud Weis/Schösser tschechischen Regierung veran(Haid-Elm-Lessau), Pruppacher laßten Aufnahme aller Friedhöfe Hauptstr. 17a, 90602 Pyrbaum; der sudetendeutschen Gemein–64. am 5. Mai Eva Fleming/ den berichtete – eine Konferenz Konheisner (Donawitz); dazu wird bald stattfinden. Wir wünschen Euch GesundAm 8. März trafen wir Vor-
Bild: P. Padua standsmitglieder des Heimatverbandes uns in der Stadt Regensburg zu einer Besprechung mit gewichtigen Themen, über die wir fortlaufend in unserem Blatt berichten: gelungener Wechsel der Karlsbader Zeitung zur Sudetendeutschen Zeitung, Projekt zu einer besseren Präsentation des großen Karlsbader Friedhofes, Zukunft unseres Museums in Wiesbaden. Zum letztgenannten paßte bestens die Tagung am 13. März im Sudetendeutschen Haus in München, die sich mit den sudetendeutschen Heimatstuben beschäftigte. In dieser Ausgabe unseres „Badeblattes“ können Sie neben den vertrauten Rubriken aus der Feder von Rudi Baier den zweiten Teil aus der Geschichte unseres „Karlsbader Badeblatts“ lesen; außerdem setzen wir den spannenden Lebensbericht unseres Landsmanns Adolf Gellen aus Drahowitz fort. Herzliche Grüße von der Kreisbetreuerin Pia Eschbaume
Informationen für alle Heimatfreunde A
pril 2023 – wir feiern das Osterfest, das Fest vom Sieg des Lebens über den Tod. Beim Spaziergang spüren wir deutlich, wie die Natur zum Leben erwacht, und wir freuen uns über das frische Grün und über die bunte Blütenpracht. Doch wie war das vor 78 Jahren in Karlsbad? Am 17. und 19. April 1945 wurde Karlsbad von alliierten Bombern mehrmals schwer angegriffen, die beide Bahnhöfe schwer beschädigten. Viele
In der Porzellanfabrik Pirkenhammer bricht ein großer Brand aus. Vier Brennöfen werden vernichtet. Die Karlsbader Feuerwehr ist mit der Motorspritze anwesend. Die Alldeutsche Volksversammlung, in der die Reichstagsabgeordneten Müller und Franke Stein sprechen sollen, wird verboten. Franz Fink-Finkenheim begeht das 20jährige Jubiläum als Primarius (Chefarzt) der chirurgischen Abteilung des allgemeinen Krankenhauses. Zwischen 11.00 und 13.00 Uhr findet auf der Alten Wiese ein Promenadenkonzert statt, ausgeführt von der Kapelle des Stadtschützenvereines. n 5. April 1923: Scheue Pferde rasen die Helenenstraße herab und prallen an das Haus „Granada“. Ein Pferd muß getötet werden. Der Kutscher ist verletzt. Der städtische Reklame-Ausschuß hat sich konstituiert. Vorsitzender ist Hauptschriftleiter Doroschkin. Die Karlsbader Sparkasse hält ihre 60. Hauptversammlung ab. Holzschnitt W. Klemm Im n 7. April 1923: Schützenhaus findet die 60. Ordentliche Hauptversammlung der Feuerwehr statt. Mitgliederstand gesamt: 781, davon 275 aktiv. Zahlreiche Feuerwehrleute werden für langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. n 8. April 1923: Im Hotel „Norma“ findet unter Vorsitz des Präsidenten und Ehrenpräsidenten Max Hayart die XIII. Ordentliche Hauptversammlung des Wohlfahrtsvereins für das Verwal-tungsjahr 1922 statt. Mitgliederstand: 3674. n 9. April 1923: Assentierung (Musterung) in Karlsbad. Das städtische Kino „Universum“ ist sehr gut besucht. Es wurde vor kurzer Zeit errichtet und pflegt hauptsächlich den Lehr- und Kulturfilm. n 10. April 1923: Med. Gustav Wawor stirbt in Gießhübl. n 14. April 1923: Aufgrund eines Urteils des Obersten Verwaltungsgerichtes darf der deutsche Name „Karlsbad“ bei Schutzmarken neben der tschechischen Bezeichnung angewendet werden. Mit Genehmigung der Stadtgemeinde errichtet die Karlsbader Omnibusgesellschaft beim Kuhlopark eine Autobuswartehalle, welche nach Fertigstellung in den Besitz der Stadt übergeht. Sie wird auf Dauer von zehn Jahren zu einem jährlichen Anerkennungszins von 500 Kronen an die Omnibusgesellschaft verpachtet. Versendung von Werbeschriften an alle Konsulate und Gesandtschaften. n 19. April 1923: Die Aufräumerin Betty Lippert stürzt beim Fensterputzen im Haus „Ferdinandhof“ ab und verletzt sich schwer. n 1. April 1923:
� Mitteilungen des Heimatverbandes
Liebe Landsleute, liebe Leser der Karlsbader Zeitung!
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
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iebe Landsleute unserer Perle im Tepl-Tal, zögerlich, aber doch unaufhaltsam kommt der Frühling ins Land. Nach dem meteorologischen Frühlingsanfang am 1. März liegt seit dem 20. März auch der astronomische hinter uns: Die Tage sind jetzt wieder länger als die Nächte. Und seit dem 26. März gilt auch heuer wieder die Sommerzeit, die uns abends mit einem Schlag eine weitere Stunde Helligkeit beschert hat. Nun steht die Karwoche mit ihren kirchlichen Bräuchen bevor. Am Gründonnerstag ist der erste Vollmond nach Frühlingsanfang, der in den westlichen Kirchen den Termin des Osterfestes bestimmt: Es wird am ersten Sonntag nach diesem Vollmond gefeiert. Angesichts der schneearmen, meist milden Winter können wir heutzutage kaum noch die Erleichterung nachvollziehen, welche die Menschen noch zu Wolfgang von Goethes Zeiten empfanden, wenn der grimmige Winter sich dem Ende zuneigte, und man jubelte: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden, belebenden Blick“. Aber die Freude über das zarte Grün und die ersten bunten Blumen nach der monatelangen Kargheit stimmt einen fröhlich und heiter. Und diese Aufbruchsstimmung ist eng verknüpft mit dem Fest der Auferstehung Christi: Ostern. Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Karwoche und ein frohes, sonniges Osterfest! Unsere Karlsbader Zeitung erscheint in der Sudetendeutschen Zeitung nicht mehr, wie früher gewohnt, zum jeweiligen Monatsersten, sondern in der Regel in der zweiten Woche eines Monats. Aber von diesem Sche-
� April 1923 FOLGE111 FOLGE
Schäden erlitten auch die Vororte Fischern und Donitz sowie der nördliche Rand der Kurstadt. Bei den Luftangriffen kamen mehrere Menschen ums Leben. Die genaue Zahl kann man nicht mehr feststellen, weil in Karlsbad viele deutsche Vertriebene aus dem Osten lebten. Außerdem wurden gegen Kriegsende tausende Krankenhauspatienten aus dem vom Krieg unmittelbar bedrohten Berlin in Karlsbader Hotels und Kurhäuser verlegt. Das Leid der deutschen Bewohner wurde immer größer, wir spürten den Haß
der Tschechen deutlich, denn man nahm uns jegliches Recht zum Leben. Was folgte war die Vertreibung aller Deutschen aus ihrer angestammten Heimat. Mit diesem Text will ich nur erinnern, keinen neuen Haß entstehen zu lassen, denn die Erlebnisgeneration wird immer weniger. Ein Vergessen der Geschichte wäre nicht der richtige Weg. Wir bedanken uns herzlich für die eingegangen Spenden: Zusammen 50,00 Euro vom Landsmann Gerhard Hacker (Wackersdorf) und von Rudolf Baier (Ergolding). Für den För-
derverein Museum Wiesbaden erhielten wir 50,00 Euro vom Gemeindebetreuer Schneidmühl, dem Landsmann Rudolf Baier. Wenn Sie uns weiterhin gewogen sind und uns Ihre Spendenbereitschaft zeigen wollen, finden Sie nachfolgend die Bankverbindung: –Empfänger: Heimatverband der Karlsbader e.V.; –Bank: Kreissparkasse München; –IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44; –BIC: BY LADE M1KS; Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt Bitte umblättern
Med. Dr. Fockschaner, Frauenarzt, sehr beliebt bei der Bevölkerung, wird wegen verbotener Eingriffe verhaftet, aber am 23. April wieder freigelassen, da sich die Anklage als haltlos erweist. Eine Frau hatte gegen ihn ausgesagt, obwohl eine andere Frau den Eingriff bei ihr vorgenommen hatte. n 20. April 1923: Ungarischer Boykott gegen die böhmischen Bäder wegen politischer Differenzen zwischen Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei. n 27. April 1923: Für 329 Hunde wird in Karlsbad Steuer bezahlt. Ein schweres Autounglück ereignet sich auf der Elbogener Reichsstraße beim Kaltenhof. Das Auto der Bergwerksbesitzerin Weinkauf stößt mit einem Fuhrwerk zusammen: ein Kind tot, drei Personen schwer verletzt. Eine Kommission aus Prag trifft in Karlsbad ein zwecks Übernahme der Polizei in den Staats-dienst zum 1. Mai. Der Wirkungskreis der Staatspolizei wird auf die Gemeinden Karlsbad, Fischern, Drahowitz und Donitz ausgedehnt. Das zu errichtende Kommissariat wird eine öffentliche Polzeitdienststelle erster Instanz sein, die der politischen Behörde unterstellt ist. Der Aufwand wird mit 2,495 Millionen Kronen festgesetzt. Das Ministerium des Inneren ernennt als Leiter JUDr. Adolf Wotawa zum Polizeirat und Inspektor Mleziwo zum Oberkom-missär. n 28. April 1923: Das dritte Internationale Schachturnier beginnt im Hotel Imperial. n 29. April 1923: Finanzminister Ernst Plener verstirbt in Wien im Alter von 82 Jahren. n 30. April 1923: Ein schwedischer Kurgast überfährt die Station Karlsbad, weil man dort nur „Karlovy Vary“ ausruft und an der Bahnhofshalle nur die tschechische Aufschrift für Karlsbad steht. Die Stadtvertretung hält eine außerordentliche Sitzung ab, welche sich mit der Verstaatlichung der städtischen Sicherheitswache befaßt. Mit Wirksamkeit vom 1. April werden zahlreiche Ober- und Wachmänner ernannt. Die Stadtgemeinde erwartet, daß sämtliche Be-dienstete, die sich für die staatliche Wache melden, auch übernommen werden. Für jene, welche vom Staat nicht übernommen werden, bleibt die Verpflichtung der Stadt aus ihrem Dienstvertrag aufrecht. Der Stadtrat wird ermächtigt, über die Pensionsgesuche dieser Wachleute zu entscheiden, soweit diese die voll anrechenbare Dienstzeit aufweisen. Die Stadtgemeinde spricht der städtischen Sicherheitswache ihren Dank und ihre Anerkennung für deren bisherige Tätigkeit aus.
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31.03.2023
Mitteilungen des Heimatverbandes – Fortsetzung zu Seite 24
Informationen für alle Heimatfreunde o
der wollen Sie ungenannt bleiben, dann rufen Sie bitte an: (0 81 42) 1 23 03. Mitgliedschaft im Heimatverband der Karlsbader e.V.: Werden auch Sie Mitglied in unserer Gemeinschaft. Der am 21. August 1949 in Forchheim gegründete Heimatverband der Karlsbader e.V. ist der freiwillige Zusammenschluß der 1945/1946 aus Stadt- und Landkreis Karlsbad vertriebenen Deutschen. In den ersten Jahren nach der Gründung standen Nachforschungen nach dem Verbleib und dem Schicksal der Landsleute, die Beratung in sozialen Angelegenheiten im Vordergrund seiner Tätigkeit.
Später sah es der Heimatverband als seine vornehmste Aufgabe an, das reiche und vielfältige kulturelle Erbe seiner Heimatstadt und ihres Umlandes zu sammeln, zu bewahren und weiterzugeben. Ein Beitrittsformular sende ich Ihnen gerne zu, bitte anrufen bei Pollak: (0 81 42) 1 23 03. Karlsbader Museum und Archiv in Wiesbaden Oranienstr. 3: Jeden ersten Samstag im Monat von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr ist das Museum für Besucher geöffnet. Unser Museumsbetreuer Horst Engel und seine Frau Christa erwarten gerne Ihren Besuch. Jetzt im April wäre das schon Samstag, der 1. April. Das
ist zeitlich knapp, denn die Zustellung der Karlsbader Zeitung läuft erst an. Doch wenn Sie unser Museum in nächster Zeit besuchen wollen, dann rufen Sie bitte bei Engel an, Telefon (06 41) 4 24 22. Zu erreichen ist das Museum vom Hauptbahnhof mit der Buslinie 16 bis Ausstieg Landesbibliothek. Bund der Deutschen – Landschaft Egerland – Ortsgruppe Karlsbad: Termine: Donnerstag, 6. April, 15.00 Uhr Vorstandssitzung mit Kaffeeklatsch im Egerländer Hof, und am 4. Mai um 15.00 Uhr Vorstandssitzung mit Kaffeeklatsch und Muttertagsfeier. Am 11. Mai um 15.00 Uhr
Kranzniederlegung für alle Kriegsopfer am Friedhof Karlsbad. Zum 32. Mal findet diese Ehrung statt. Dafür danken wir sehr herzlich der Ortsgruppe Karlsbad, vor allem Irene Kasak. Geburtstage: Herzliche Gratulation allen, die im April geboren sind, wir wünschen alles Gute und feste Gesundheit im neuen Lebensjahr zum: –92. Geburtstag am 7. April Marie Vavrova; –47. am 10. Monika Zimmermann; –40. am 19. Werner Kraus jun. Trauernachricht: Am 28. Februar 2023 verstarb unsere liebe Freundin Brigita Svecova im 91. Lebensjahr. Wir trauern mit der Familie um einen liebens-
werten und stets freundlichen Menschen. Ein fröhliches Bild von der Feier zum 90. Geburtstag im Egerländer Hof, zusammen mit zwei anderen Jubilarinnen, ist in der Karlsbader Zeitung des Augusts/Septembers 2021, Seite 12, zu sehen. Liebe Brigita, wir behalten Dich im Herzen. Unsere Bücherecke: Einwohnerverzeichnis der Kurstadt Karlsbad, der Stadt Fischern und der Marktgemeinde Drahowitz. Es handelt sich um die 324 Seiten des äußerst seltenen Adreßbuches von 1938/1939 mit dem Redaktionsstand von 1937, Preis: 29,00 Euro. Karlsbader Historische Schriften Band 2. Eine kenntnis-
reiche Betrachtung über Karlsbad als Kur- und Genesungsstadt, Preis: 19,80 Euro. Karlsbader Schicksalstage 1939 bis 1946. Von Professor Dr. Rudolf Schönbach, Preis: 4,50 Euro. Zwischen Grenzen und Zeiten. Egerländer Landsleute erzählen, zusammengestellt von Hans Bohn, Preis: 6,00 Euro. Alle Preise inklusive Porto und Verpackung. Bestellungen bei Susanne Pollak, Estinger Straße 15, 82140 Olching, Telefon (0 81 42) 1 23 03; email: heimatverband@carlsbad.de Ein frohes Osterfest und einen schönen Frühlingsmonat für Sie alle! Ihre Susanne Pollak
April 2023
Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt
Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Liebe Karlsbader! An erster Stelle wollen wir allen Lesern herzlich gratulieren, die bis zum Erscheinen der nächsten Ausgabe im Mai ihren Geburtstag feiern können, besonders unseren Abonnenten zum: –81. am 2. April Stowasser, Michael (Jahnstr.), 82549 Königsdorf; –93. am 11. Jensch/Turba, Gerlinde (Luisenheim), 95445 Bayreuth; –93. am 14. Strieder/Rau, Margit (Andreasgasse), 35794 Mengerskirchen; –81. am 22. Putz, Dieter (Prof.Rosival-Str.), 12159 Berlin; –82. am 8. Mai Stich/Ritter, Christine (Rittersheim), 71555 Sulzbach. Eine traurige Nachricht: Am 10. März ist Ingeborg Franziska Gantzberg, geborene Zweigelt, im hohen Alter von 96 Jahren in Tübingen friedlich eingeschlafen, nachdem sie noch am Vortag fröhlich ihren Namenstag gefeiert hat – wie tröstlich für die Angehörigen, denen wir unser herzliches Beileid bekunden. Wann sind Sie zum letzten Mal „in den April geschickt“ worden? Persönlich ist das bei mir schon lange her, aber ich bin gespannt darauf, was sich meine Tageszeitung heuer wieder einfallen läßt – das sind oft recht witzig-intelligente „Fake-News“, die gar
nicht so leicht zu durchschauen sind. Was für lustige Dinge sich die Leute früher in unserer Heimat haben einfallen lassen, mit denen vor allem unbedarfte Kinder geneckt wurden, hat Rudi Kreisl, der Gemeindebetreuer von Rodisfort, dort zusammengetragen – sehr amüsant! Schon einen Tag später, am 2. April, wird es dann wieder ernst: Am Palmsonntag beginnt die Karwoche. In meiner Kindheit habe ich mit meinen Eltern am Karfreitag oder Karsamstag Kirchen in der Münchner Innenstadt besucht, um dort jeweils das „Heilige Grab“ anzusehen. In Süddeutschland ist dieser Brauch, den Hauptaltar zu verhüllen und davor ein Grab des vom Kreuz abgenommenen Christus zu gestalten, verbreitet – ich muß aber gestehen, daß ich nicht weiß, ob das auch im Egerland Sitte war. Heuer habe ich mir vorgenommen, eine Wanderung zu einem besonderen Heiligen Grab zu unternehmen. Falls das klappt und ich es mir angesehen habe, werde ich es an dieser Stelle im nächsten Jahr vorstellen. An Ostern beginnt die Ausflugs- und Reisezeit. Noch ist es ein wenig kühl an der Tepl, die Bäume schmücken sich erst zaghaft mit dem frischen Grün. Doch bei blauem Himmel und weißen Wolken muß man einfach heiter gestimmt sein. Die Fiaker warten darauf, Gäste durch die Stadt zu schaukeln – steigen wir doch ein! Ein fröhliches Osterfest und wunderschöne Frühlingstage wünscht Ihnen Pia Eschbaumer
Im Stadtkreis Espenthor Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum 89. Geburtstag am 20. April Elisabeth Fleck, geborene Türr, in Schwebheim. Wir wünschen ihr und den hier nicht genannten alles erdenklich Gute, vor allem aber Gesundheit. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Gleichzeitig wünschen wir allen ein frohes und gesegnetes Osterfest. Liebe Landsleute, ein Brief der Landkreisbehörde Karlsbad an die Ortsgruppe der Sudetendeutschen Partei in Espenthor vom 25. November 1936 besagt, daß „eine Abänderung der Ortswahlkommission nach den Bestimmungen betreffend die Aberkennung eines Mandates in der Gemeindevertretung gemäß der Gemeindewahlverordnung nicht auf die Ortswahlkommission Anwendung finden kann, da eine entsprechende Bestimmung im Gesetz über die ständigen Wählerverzeichnisse fehlt. Es wird ihnen daher nahegelegt, die aus der Partei ausgeschiedenen Mitglieder zur freiwilligen Niederlegung ihres Amtes zu veranlassen.“ Der Mitteilung war ein Brief vorausgegangen, in welchem mitgeteilt wurde, daß zwei Mitglieder der Ortswahlkommission aus der Partei ausgetreten sind und als Ersatz zwei Ersatzleute vorgeschlagen wurden. Ihr Gemeindebetreuer Rudi Baier
Es heißt: August Gärtner ist am 3. August 1886 in Mariafels als Sohn eines Landwirts geboren, besuchte die dreiklassige Volksschule in Ober-Gosolug, die Bürgerschule in Bärringen und Kladrau, sowie in den Jahren 1902/1903 bis 1905/1906 die Lehrerbildungsanstalt in Mies. Er wirkte nach abgelegter Reifeprüfung als provisorischer Unterlehrer in Ottowitz, Putschirn und Ruppelsgrün und unterzog sich von dort aus im November 1908 der Lehrerbefähigungsprüfung in Mies. Dann war er noch bis 14. März 1910 in Ruppelsgrün. Vom 15. März 1910 bis 29. Februar 1912 war er provisorischer Lehrer in Schneidmühl und kam von dort als Lehrer nach Kohlhau. Zugleich mit der Schulleitung hatten die Oberlehrer, so auch Gärtner, die Leitung des Geselligkeitsvereins inne und waren als dessen Chorleiter tätig. Wir heutigen Zeitungsleser können uns auf keine persönlichen Begegnungen mit ihm berufen. Aber vielleicht haben Sie, ebenso wie ich, von Ihren Eltern und Großeltern von ihm gehört. Und es freut mich besonders, daß ich mit seiner Enkelin Monika Gärtner in Esslingen auch jetzt noch in telefonischem und schriftlichem Kontakt stehe. Zwei Geburtstagen will ich im Monat April gratulieren, nämlich zum: –85. am 26. Emilie
Lenz/Junker in 35764 Sinn/Hessen; –83. am 16. Wolfgang Sittny in 87733 Markt-Rettenbach. Alles Gute und vor allem zufriedenstellende Gesundheit! Und Ihnen allen, liebe Landsleute, frohe und gesegnete Ostern, „gsunda Feierdooch“. Albin Häring
Im Landkreis: Altrohlau
Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Zum Geburtstag im April und Anfang Mai gratulieren wir herzlich zum: –91. am 2. April Schmieger/ Biermaier, Anna, 78239 Rielasingen; –95. am 24. Scholz/ Kneißl, Marie, 86405 Meitingen; –76. am 4. Mai Nieberle/Hakker, Renate, 86807 Buchloe. Nachruf: Walter Heinl, ehemaliger Ortsbetreuer von Janessen, teilte mir mit, daß Egon Schunk, geboren am 2. Oktober 1931, am 4. März 2023 in Mauerstetten bei Kaufbeuren verstorben ist. Den Angehörigen bekunde ich die Anteilnahme aller Altrohlauer.
In einer der letzten Chronikfolgen von Altrohlau erwähnte ich auch den bekannten Modelleur Thomas Seidan, Thomas Seidan. der ab 1849 in Altrohlau bei Bitte umblättern
Zu Altrohlau: Statue „Das Mädchen“ (1880) von Thomas Seidan.
Zu Altrohlau: Denkmal Gallus Hochberger am Militärbadehaus Karlsbad (1890) von Thomas Seidan.
Kohlhau
Fiaker an der Tepl.
Das Kurhaus (Bad III) in Karlsbad.
Bilder: P. Padua
Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Str. 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Die Kohlhauer Ortschronik enthält einige Kurzbiographien von in Kohlhau tätigen Lehrern, unter anderem von Oberlehrer August Gärtner, der von 1919 bis 1938 in Kohlhau wirkte. Als Oberlehrer und Schulleiter in dieser Zeit war er in Kohlhau eine herausragende Persönlichkeit.
Zu Altrohlau: Das Denkmal für Peter den Großen in der Nähe vom Hirschsprung (1877) wurde von Thomas Seidan gefertigt.
Zu Altrohlau: Statue „La Jeunesse“ (1890) von Thomas Seidan.
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31.03.2023
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Nachrichten aus den Gemeinden A
. Novotny künstlerisch tätig war. Sein Schaffen ist somit Anlaß, sein Leben und Wirken etwas näher zu beleuchten. Seidan wurde am 6. September 1830 in Prag als eines von neun Kindern geboren. Sein Vater, Anton Seidan, war beruflich als Kupferstecher in der Prager Altstadt ansässig. Thomas Seidan begann sein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Prag bei den Brüdern Josef und Emanuel Max, wo auch sein Lehrer Christian Ruben wirkte. Nach 1849 war er als Modelleur bei der Altrohlauer Porzellanfabrik A. Novotny angestellt. 20 Jahre lang war Seidan Professor an der Technischen Universität in Prag und außerdem Mitglied bei der Gesellschaft zur Förderung der Künste. Seidan verstarb im Alter von 60 Jahren am 4. Dezember 1890 in Prag. Sein künstlerisches Wirken beschränkte sich nicht nur auf das Material Porzellan, sein Schaffen bezog sich auch auf Reliefs, Büsten und Denkmäler. Zum Beispiel kreierte er für die Altrohlauer Villa „Am Leckplatz“, Nummer 88, zwei Statuen, die am Eingang der Villa aufgestellt wurden; allerdings sind sie nicht mehr auffindbar. Bis 1945 bewohnte Wilhelm Tambor, Direktor der „Altrohlauer Porzellanfabriken A.G.“ die Villa. „Da Austahos va Altrohla“ „Mutta, kumm mit zan FrankKondita, dau san Zucka-Oia oagmaln, graußa as Schoklad, ‘s schaua alle Kinner, döi täin mia gau sua gout g‘falln. U nuch wos schäins! Dau ho ich g‘schaut! Des is a graußa Austahos, um dean san latta Oia g‘legt u er sitzt mittn drinn im Gros. Ban Rückauf, Tauber, Röll und Bergmann Üwarall ho ich d‘Auslagn oag‘schaut u üwarall habm se fei nebman Hosn aa nuch an goldichn Hanner oi‘baut. Kumm Mutta, schnell! Mia möin fei laffn, sünst huln‘s annara Kinner furt, u kaff ma fei sua‘ra Austaniastl, nimmst halt die graußa Taschn durt! Langsam, ma Schatzerl, des brauch ma niat kaffn, des bringt ja alls da Austahos, vül Oia dian Kinnern, wos san brav g‘west, u an bäisn nex, oda ganz wenich bloß. Ho no Geduld u wart bis murgn, gäihst assich in Gartn, wennst
munta bist, u souchst nauch‘n Austahos sein Niast, ich denk, daß er af dich niat vagißt. Ja, ja, u in alla Fröih habm sie d‘Nesta g‘funna, da Vatta haut seins glei entdeckt, die Kinner habm ihrs aa afgstüabert u alle habm sie on‘ran SchokladOa g‘leckt. U üwarall afs Fenzabrettl Haut d´Mutta lang scho vua da Zeit a Schüsserl g‘stellt mit Howansama. Wos waor des füan Austahosn fa‘ra Freid! U sua vül Oia woarn dau am Schüsserl draf u af alln Wegn latta rauta Oiaschola. Ja, damals woarn sie nuch reich und u brav unnara Austahosn va Altrohla.“ Ein frohes Osterfest wünscht der gesamten Leserschaft Rudi Preis
Edersgrün Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag im April allen, die in diesem Monat ihren Geburtstag feiern. Wir wünschen Euch allen alles erdenklich Gute, vor allem wünschen wir Euch Gesundheit und Gottes Segen, den Kranken gute Besserung. Ebenfalls wünschen wir allen ein frohes Osterfest im Kreis Eurer Lieben. Liebe Edersgrüner, dem Gemeinde-Ausschuß gehörten im Oktober 1907 folgende Mitglieder an: Anton Köhler (Gemeindevorsteher), Josef Helfert sen. und Johann Rödig (Gemeinderäte), Josef Helfert jun., Anton Schmidt und Johann Helfert (Ausschußmitglieder). Insgesamt gehörten dem Ausschuß acht Mitglieder an. Ihr Gemeindebetreuer Rudi Baier
Grasengrün Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Der April ist da und wir dürfen uns auf das Osterfest freuen. Bei einem zwanglosen Treffen mit Landsleuten, gemütlich bei Kaf-
Zu Altrohlau: Das Denkmal für Theodor Körner in Dallwitz (1863) wurde von Thomas Seidan gefertigt.
fee und Kuchen ratschten und tratschten wir und waren schnell bei einem Thema, zu dem jeder etwas beisteuern konnte. Wir hatten, so kurz vor Ostern, das Thema „Rund ums Ei“. Eier, Ostern und Frühling – das Erwachen neuen Lebens – gehören zusammen. Schnell waren wir beim Eierfärben. Färben mit Zwiebelschalen oder Kräutern, aber auch mit Stoffresten, welche um die Eier gebunden werden und beim Kochen abfärben. Eierkratzen, Umhäkeln, mit Stoff oder Borten beziehen. Nicht zu vergessen die Fabergé-Eier. Dabei gibt es Hühner-, Wachtel- und Straußeneier, die in der Ernährung eine Rolle spielen. Enten- und Gänseeier müssen mindestens zehn Minuten gegart werden, da sie Salmonellen enthalten könnten, die zu MagenDarm-Erkrankungen führen können. Sehr beliebt sind die Schokoladeneier – hohl oder mit Füllung, zum Beispiel Nougat oder Eierlikör. Und was macht man mit den Eiern? Sofort sprudeln die Gedanken: Eiernest, Eierkranz, Eierbaum, Osterbrunnen, Eierlauf oder Eiertanz. Wir „eierten“ in die Küche und entdeckten, wie vielseitig Eier zubereitet werden können und wie wichtig sie beim Gelingen von Speisen und Backwerk sind: Frühstückseier, hartgekochte Eier, Sol-Ei, Eier im Glas, pochierte/verlorene Eier, Rührei, Spiegelei, Omelett, Pfannkuchen, Palatschinken. Herzhaft: Russische Eier, Eierstich, Eierwölkchen, Eiersalat, Mayonnaise, Remoulade, Reibekuchen, Fleischpfanzerl/leiberl – Wie immer noch gesagt wird: „Ohne Ei keine Bindung!“ Und dann die Desserts: Pudding, Creme wie Mousse au Chocolat, Bayrisch Creme und Baiser. Nicht zu vergessen auch Mehlspeisen: Kaiserschmarrn, Obstknödel, Salzburger Nockerln, süße Aufläufe wie Scheiterhaufen, gebackener Reis –bestimmt fällt Ihnen gleich noch mehr ein. Eier sind als Treib- und Lockerungsmittel zum Backen unerläßlich: eierschwerer Teig, Rührteig, Biskuit, Brandteig zum Beispiel für Windbeutel oder den Belag der sächsischen Eierschecke. Und dann wäre da noch der Nudel- und Spätzleteig. Gerne bestreichen wir auch Backwerk mit Ei oder Eigelb, damit eine glatte, glänzende Oberfläche entsteht. Eigelb wird gerne zum Legieren verwendet. Dabei wird das Eigelb mit etwas kalter Flüssigkeit verrührt und dann in die heiße Speise (Suppe, Tunke oder Creme) gerührt. Auch dabei erhält die Speise einen Glanz und wird geschmacklich aufgewertet. Eiklar hat die Fähigkeit, feste Teilchen zu absorbieren. Infolge dieser Eigenschaft kann man es zum Klären trüber Brühen verwenden. Während der nächsten Wochen werden Sie sehen, wie häufig Sie Eier brauchen werden. Ich wünsche Euch allen viele bunte Eier, ein Osterfest mit Sonnenschein, und daß Ihr bei der Osterfeier wieder mit Verwandten und Freunden zusammen sein könnt und nicht alleine seid. Fröhliche Ostern! Es grüßt Euch alle recht schön, Rudi Kreisl
Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürtrefflicher Straße 8; betreut von Christina RöschKranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13. Allen, die im April ihren Geburtstag feiern, herzliche Glückwünsche. Zum: –94. Geburtstag am 23. April Marita Hein, 80939 München; –90. am 9. Joschi Schmidt, München; –88. am 2. Helma Hirschvogel, geborene Elsnitz, 82418 Murnau; –84. am 21. Friedrich Lauber, 89431 Bächingen; –82. am 29. Helga Sachs, geborene Schuster, 87248 Traunstein; –82. am 6. Werner Pleiner, 80686 München; –81. am 2. Sieglinde Konzept, geborene Wagner. Bitte teilen Sie mir eventuelle Familienänderungen mit. Magdalena Geißler Unsere Heimatstube in Zirndorf ist immer am zweiten Sonntag im Monat von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Wir freuen uns immer über Gäste, die wir gerne mit Kaffee und Kuchen bewirten. Meine Telefonnummer ist (0 95 45) 35 98 13. Bitte kurz Bescheid geben, wenn Ihr vorbeikommen möchtet. Denn es könnte vorkommen, daß sich der Termin doch einmal verschiebt, und es soll niemand vor verschlossener Tür stehen. Ein „Vergeltˋs Gott“ an Renate und Kurt Berger, Christa und Robert Reim, Erna und Adolf Gellen sowie Magdalena Geißler für eine Spende an die Heimatstube Lichtenstadt in Zirndorf. „Vielleicht erfüllen sich manche Wünsche nur deshalb etwas langsam, damit man sie noch besser zu schätzen weiß.“ (Verfasser unbekannt) Wir wünschen schöne und sonnige Ostertage, laßt Euch vom Osterhasen viele bunte Eier bringen. Christina Rösch-Kranholdt
Ottowitz–Zettlitz– Roßnitz–Schankau
Zurzeit gibt es keinen Gemeindebetreuer. Herzliche Glückwünsche zum 88. Geburtstag am 27. April senden wir Kramer Gerlinde aus Roßnitz, jetzt in 68649 GroßRohrheim. Im Karlsbader Vorort Zettlitz/Sedlec bemüht sich die örtliche Bürgerinitiative seit Jahren, die unter der sozialistischen Verwaltung verkommene Sankt-Anna-Kirche Zug um Zug zu renovieren. Nachdem der allgemeine Eindruck der Kirche wieder so hergestellt wurde, wie es einem Gotteshaus gebührt, konnten von der Bürgerinitiative, unter Leitung von Alois Kurka, so viele Spenden eingesammelt werden, daß es möglich war, auch den Hochaltar wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Auch wenn die Masse der Spenden von örtlichen (Karlsbader) Firmen und Privatleuten stammt, bittet die Verfasserin ihre deutschen Landsleute um Spenden für die weitere Renovierung/Verschönerung der SanktAnna-Kirche: Barbara Nätzker, Klosterstraße 76, 53340 Meckenheim, Telefon (0 22 25) 1 57 75.
Lichtenstadt
Rodisfort
Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau,
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon
(09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Zum 97. Geburtstag am 14. April gratulieren wir herzlich Schaudi/ Riedl, Melitta, 89426 Mödingen. Leider habe ich heute schlechte Nachrichten: Ida Bolb, geborene Kreissl, ist am 14. Januar dieses Jahres im Alter von 92 Jahren in 84439 Steinkirchen verstorben. Bereits 2022 ist im Alter von 83 Jahren in 84051 Essenbach-Ohu Fritz Riedl verstorben. Den Hinterbliebenen gilt unsere aufrichtige Teilnahme. Das erste Vierteljahr des Neuen Jahres ist bereits vorbei. Die Umstellung der Uhren von der Winterzeit auf die Sommerzeit haben wir hinter uns, jetzt geht es mit großen Schritten dem Frühling entgegen. Der erste April ist ein besonderer Tag, da man an diesem Tag gerne jemanden aus seinem Umfeld, besonders aber Kinder „in den April schickt“. In den Kramläden gab es an diesem Tag ein andauerndes Kommen und Gehen und Fragen der Kinder nach all den vielen seltsamen Dingen mit merkwürdigen Namen, wegen denen man sie geschickt hatte. Anbei ein paar dieser merkwürdigen „Aprilnarrenwünsche“, wie der „Trumpetnschmier“, eine Salbe für das Mundstück der Trompete, damit man gleich richtig losblasen kann. Begehrt war auch die „Kloghåmoudawool“ (Klagemutterwolle), ein Gespinst aus Haaren einer dichtbehaarten Raupe, so wie auch der „Spinnawiarzwiarn“ aus Spinnweben gesponnen. Dann die sehr teure „Falafålknfoarb“, auch „Feuerfålknfoarb“ genannt. Das war die Farbe von den „oogschmulfaten“ bunten Schmetterlingsflügeln. Weiter wurden neben anderen Dingen „Ölefåntnåierla“ und „Mucknaia“, „gelwa Wäschbläib“ (Wäscheblau), „weißa Rouß“, „dürrta Schnäi“, „Dukåtnsåmma“, „Steckanåud lsåmma“, „Kråunwied lbladla“ (Wacholderblätter), „a gånz kloins Flascherl Mauraschwoiß“, „a Packerl Hau-mich-blau“, dazu ein „Schachterl Vastäihst mi schon“, von jedem für fünf Kreuzer verlangt.
Wenn man ohne aus dem Kramerladen kam, gab es oft noch ein Spottsprüchlein: „Tschietschatsch, – ätsch – Åprülnoarr! Du håust kon Göld, du kröigst koan Foarb! Öitza kumma glei d Aprülnoarrn, – Åffa wiarst mit fuart am Schubkoarrn gfoahrn!“ Jetzt kann ich Euch allen nur noch ein frohes Osterfest bei herrlichem Sonnenschein und erträglichen Temperaturen wünschen. Es grüßt Euch alle schön, Rudi Kreisl
Schneidmühl Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Im April gratulieren wir herzlich zum: –92. Geburtstag am 10. April Egerer, Rudolf in Bellenberg; –87. am 2. Helmreich, Ingrid, geborene Kugler, in Pliening; –80. am 22. Strößner, Rudolf in Hof. Wir wünschen Euch alles Gute, vor allem aber Gesundheit und Wohlergehen. Den Kranken wünschen wir baldige Genesung. Liebe Schneidmühler, vor einigen Tagen war Frühlingsanfang. Die Sonne steigt höher und der Frühling läßt grüßen. Mitte April ist Ostern und man merkt schon deutlich, daß die Tage wieder länger werden und der Winter vorbei ist. Die vorösterliche Zeit ist das erste Zeichen des Aufbruchs, des Frühlingsbeginns, wenn die Häuser und Wohnungen wieder auf Vordermann gebracht werden. Erinnert wird in diesem Zusammenhang an die Palmweihe in der Pfarrkirche in Donawitz, an die „Klappererboum“, die ab Gründonnerstag durch das Dorf zogen, an Karfreitag als strengen Fasttag und den Kirchgang am Ostersonntag. In der Schneidmühler Chronik habe ich dazu ausführlich geschrieben. Erinnert wird auch an den ersten Osterspaziergang am „neia Wech“, wo man nach den ersten Bitte umblättern
Der Hochaltar der Sankt-Anna-Kirche in Zettlitz.
� Aus der Geschichte des Karlsbader Badeblattes (1861–1951) – Teil II und Ende
� April 2023 – Fortsetzung zu Seite 26
Karlsbader Badeblatt – im Wandel der Zeit
Nachrichten aus den Gemeinden F
rühlingsblumen Ausschau hielt. Ich wünsche Euch ein frohes und gesegnetes Osterfest und erholsame Tage im Kreis der Familie. Euer Gemeindebetreuer Rudi Baier
Sittmesgrün Luise Schmutzler, geborene Schürer, wird am 12. April 2023 100 Jahre alt. Wir wünschen ihr alles Gute! Wer persönlich gratulieren möchte: Sie lebt bei ihrer Tochter Gudrun in BadenWürttemberg, Telefonnummer (+49) 1 76 97 42 97 45. Schmutzler, auch „SchürerLuis“ genannt, versäumte nie ein Treffen in Roth, Neualbenreuth oder im Egerland. Bei allen Ausflügen war sie dabei. Nur der Corona-Pandemie-Lockdown ab 2020 bremste dann alle Sittmesgrüner aus. Aber jetzt ist fast alles wieder möglich, und vielleicht düst Schürer-Luis bald wieder mit ihrer Familie im Mercedes aus dem „Ländle“ ins „Frankenland“ – zum Sittmesgrüner Treffen am 30. Juli 2023. Im April aber senden alle Sittmesgrüner Küsse, Umarmungen und die herzlichsten Glückwünsche zum 100. Geburtstag an ihre wunderbare Schürer-Luis. Während der Corona-Pandemie-Zeit blieb ich mit den Sittmesgrünern telefonisch und auch über meine WhatsApp-
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13+14 | 31. 03. 2023
Gruppe „Sittmesgrün“ in Kontakt. Luises Tochter schickte immer wunderbare Fotographien von dem Geburtstagskind Luise. Man muß wohl diese unverwüstliche, immer lachende, tapfere Sittmesgrünerin einfach gern haben. Ulrike Kramer
Sodau–Halmgrün– Großenteich
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Allen meinen Landsleuten ein „Willkommen“ im Monat April, dem Monat, in dem man gleich am Anfang seinen Spaß mit dem „in den April schicken“ hat. Wir dürfen den Palmsonntag und gleich danach das Osterfest feiern. Beim Osterfest kommt mir jedes Jahr die Geschichte von Emil Gräf in den Sinn, die ich Ihnen heute erzählen will: Vertrieben, geschlagen, beraubt und ausgehungert, der Verzweiflung nahe, so saßen wir in der uns zugewiesenen dumpfen Stube im Haus eines schwäbischen Dorfes auf unserem Flüchtlingsgepäck und starrten
vor uns hin, meine Eltern, mein jüngerer Bruder und ich. Da kam die Tochter des Hauswirtes mit einem Stück Brot in der Hand herein. Unsere fragenden Blicke, was wohl vier ausgehungerte Menschen mit einem Stück Brot anfangen sollten, mußte sie in Verlegenheit gebracht haben, denn sie legte das Brot eilig in die Hand meines Vaters und wollte wieder gehen. Mein Vater stand auf und bat sie, Platz zu nehmen. Er nahm das Brot, brach es und gab jedem von uns sein Teilchen, auch der Haustochter. Ihren Einwand „I han schoo gessa“ ließ er nicht gelten. „Du ißt aitza mit uns“, erwiderte er. Meinem Vater rannen die Tränen über seine zerfurchten Wangen, als er uns das Brot reichte, mit den Worten: „Es is imma wear, dear oin hülft!“ Das erste Mal sah ich ihn weinen und ich aß mein erstes Brot mit Tränen. Wir alle weinten, auch die Haustochter weinte mit uns. Damit ist diese Geschichte schon zu Ende. Wenn ich noch einen Nachtrag mache, hat das folgende Bewandtnis: Ich habe dieses Brot nie vergessen und würde es in meiner Erinnerung nicht tauschen gegen alle Brote dieser Welt. Das mag wohl daran liegen, daß diese Scheibe Brot, obwohl sie kaum unseren drängenden Hunger stillen konnte, für mich ein Zeichen dafür war, daß es in der schlimmen Zeit von Verfolgung, Haß, Mord und Totschlag auch einen Menschen geben konnte, der liebevoll das Brot reichte, ohne nach Schuld zu fragen. In meiner Erinnerung ist mir dieses Brot stets ein Symbol der Hoffnung und Zuversicht geblieben. Noch mehr: In meiner Erinnerung vergleiche ich diese Begebenheit oft mit der Abendmahlszene: Denn wir haben damals unseren Glauben wiedergefunden. Euch allen wünsche ich ein frohes Osterfest, und daß Ihr möglichst in guter Gesundheit feiern könnt. Es grüßt Euch alle schön, Rudi Kreisl
Sachsengrün– Ranzengrün– Oberlomitz Ein feierlicher, bunter Blumenstrauß zum Osterfest.
Zu Sittmesgrün: Die Sittmesgrünerin Luise Schmutzler, auch genannt „Schürer-Luis“, im Jahr 2019 auf der Terrasse der „Seerose“ mit dem ebenfalls immer gut gelaunten Erwin Zwerschina aus Drahowitz.
Gemeindebetreuer Gerhard Hacker, Am Hang 32, 92442 Wackersdorf, Telefon (0 94 31) 5 11 63, Fax (0 94 31) 79 91 91. Zum Geburtstag im April gratulieren wir in Sachsengrün zum 79. am 25. Ernst Stengl, 91619 Unteraltenbernheim. Wir wünschen gute Gesundheit, viel Freude bei der Ahnenforschung und an den erzielten Erfolgen. Das Balkon- und GartenGärtnern wurde wieder angehoben. Allen, bei denen es in der Familie ein Steckenpferd ist, wünsche ich das ganze Jahr über viel Freude daran. Bei mir spielen heuer zwei Gewächse eine besondere Rolle. Dies sind ein Ribisl- und ein Stachelbeer-Reis aus den überwucherten Mauerresten unserer ehemaligen Sachsengrüner Pfarrkirche. Wir haben sie voriges Jahr mitgenommen. Sie waren etwas lädiert, haben aber in ihren Gefäßen den Winter gut überstanden und schöne Knospen angesetzt. Nun werden sie in die oberpfälzer Erde ausgepflanzt. Das überstehen sie bestimmt! Gerhard Hacker
Von Rudi Baier
M
it der ständig zunehmenden Vergrößerung Karlsbads und den zutage tretenden politischen Verwicklungen wurde das Bedürfnis nach einer ständigen Tageszeitung immer reger. Der Verlag Franieck kam diesem Bedürfnis nach und ließ seine Zeitung ganzjährig täglich erscheinen. Der Nebentitel „Wochenblatt“ ´fiel weg, die Zeitung führte nur noch den Namen „Karlsbader Badeblatt“. Als Herausgeber zeichnete Ernest Franieck und als verantwortlicher Schriftleiter Alfred Doroschkin. Der letztere, ein gebürtiger Karlsbader, kam 1875 als Setzerlehrling in die Druckerei Franieck. Dort arbeitete er sich bis zum Faktor und Schriftleiter empor. Nach dem Ableben Franiecks wurde ihm die Gesamtleitung der Zeitung übertragen. Mit Richard Schippang, dem Druckereileiter, baute er das „Badeblatt“ zu einer bedeutenden Zeitung aus. Bereits 1904 brachte er eine Montag-Mittags-Ausgabe und 1906 eine Abendausgabe heraus. Zum 50jährigen Jubiläum des „Badeblattes“ 1861 bis 1910 erschien eine stattliche Jubiläumsfest-Nummer in den drei Weltsprachen. Der großen Anzahl englischer Kurgäste Rechnung tragend wurde in diesem Jahr sogar ein in englischer Sprache gedrucktes Blatt mit dem Titel: „The Carlsbader Badeblatt weekly supplement“ herausgegeben. Reich illustriert befaßte es sich vorwiegend mit kurörtlichen Dingen. Doroschkin betätigte sich auch im öffentlichen Leben Karlsbads durch mehrere Jahrzehnte sehr erfolgreich. Als Vertreter der deutsch-völkischen Bewegung war er Mitglied der Stadtvertretung, des Stadtrates und zuletzt Bürgermeister-Stell-
vertreter. In dieser Eigenschaft und als Vizepräsident des Zentralverbandes der tschechoslowakischen Bäder und Mineralquellen, sowie als Publizist, wirkte er ungemein verdienstvoll für seine Vaterstadt. Durch den allgemeinen Buchdruckerstreik im Jahr 1913, der bis zum Januar/Jänner 1914 anhielt, kam das „Badeblatt“, sowie viele andere Zeitungen, in große Schwierigkeiten. Denn es konnte nur unregelmäßig, in beschränktem Umfang erscheinen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellte es vor völlig neue Aufgaben. Den Leser interessierte jetzt vor allem das Geschehen auf den Kriegsschauplätzen, weshalb die Zeitung für schnelle Berichterstattung sorgen mußte. So steht das „Badeblatt“ während des Krieges vor allem im Zeichen der Kriegsberichterstattung und gibt dem außen- und innenpolitischen Geschehen weiten Raum. Der unglückliche Ausgang des Ersten Weltkrieges und die Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik stellt das Blatt ganz in den Dienst der Interessen der sudetendeutschen Volksgruppe. Das Blatt bringt alle Aufrufe und Bekanntmachungen der sudetendeutschen Landesregierung und kämpft, getreu seiner Aufgabe als nationales Tagblatt, mutig für das von Präsident Wilson verkündete Selbstbestimmungsrecht der Völker. Den Zeitverhältnissen und der steigenden Verbreitung als deutsches politisches Tagblatt Rechnung tragend änderte das „Karlsbader Badeblatt“ am 1. Dezember 1918 seinen Namen in „Deutsche Tageszeitung“ um. Die Leitung des Blattes hatte weiterhin Doroschkin mit seinem langjährigen Mitarbeiter, Schriftleiter Karl Franieck, inne,
der nach dem Rücktritt Doroschkins als Hauptschriftleiter zeichnete. Franieck, ein ausgezeichneter Fachmann und Kenner der Karlsbader Verhältnisse, arbeitete unermüdlich an dem weiteren Ausbau des Blattes und führte unerschrocken den Kampf gegen die Unterdrückung der Sudetendeutschen durch die Tschechen. Nach der Eingliederung des Sudetenlandes in das „Deutsche Reich“ wechselte die „Deutsche Tageszeitung“ neuerlich ihren Namen. Da es im „Deutschen Reich“ nur deutsche Zeitungen gab, fiel die Bezeichnung „Deutsch“ weg, und das Blatt nannte sich von nun an „Karlsbader Tageszeitung“. Für die Karlsbader blieb es das „Badeblatt“. Als Franieck in den Ruhestand trat, übernahm der bekannte Karlsbader Schriftsteller und Dichter Ernst Frank die Hauptschriftleitung. Unter seiner ausgezeichneten Führung wurde das Blatt zur größten und verbreitetsten Zeitung Westböhmens. In dieser Zeit erschien die „Karlsbader Tageszeitung" im Lohndruck der Franieckschen Buchdruckerei. Der letzte Leiter und Mitbesitzer derselben, Erwin Franieck, wählte im Mai 1945 mit seiner Gattin den Freitod. Das „Badeblatt“ flatterte den Karlsbadern jahrzehntelang täglich ins Haus. Wir haben es nun seit fünf Jahren wohl alle vermißt, denn die beiden Jahrgänge des „Sprudel“ konnten es kaum ersetzen. Wenn der Heimatverband nun unsere traditionelle Heimatzeitung wieder erstehen lassen will, verdient dieses Unternehmen die größte Unterstützung aller heimatverbundenen Karlsbader. Dies geht am besten, indem wir unser „Badeblatt“ beziehen und daran mitarbeiten.
� Meldungen der Ortsbetreuer
Geburtstage Der Heimatverband und die jeweiligen Ortsbetreuer wünschen auch allen Jubilaren aus den zuvor nicht aufgeführten Gemeinden, besonders aber den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung alles Gute zu ihrem Geburtstag, ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahr!
Aich 6. April: Emmer/Schmirler, Margit, 85737 Karlsfeld, 95. Geburtstag. 17. April: Bommersheim/Zebisch, Irene, 65835 Liederbach/ Ts., 85. Geburtstag.
Dallwitz
2. Mai: Laiacker, Margaretha, 80686 München, 96. Geburtstag.
Donawitz
5. April: Lohwasser, Rosa, 33604 Bielefeld, 100. Geburtstag. 19. April: Neuerer, Alfred, 80335 München, 93. Geburtstag. 28. April: Franke, Alice, 85570 Markt Schwaben, 93. Geburtstag.
Donitz
4. April: Grillmaier, Prof. Rudolf, 66424 Homburg/Saar, 90. Geburtstag. 9. April: Grund, Heinrich, 91284 Neuhaus, 103. Geburtstag.
Drahowitz
17. April: Seifert, Wolfgang (Yorkpl. 5 „Grimm-Hs.“), 91738 Pfofeld, 75. Geburtstag. 25. April: Weis/Schösser, Ger-
da (Pestalozzi Str. 268), 90602 Pyrbaum, 78. Geburtstag. 30 April: Seifert, Werner, 79. Geburtstag.
Fischern
Friedberg, 90. Geburtstag. 29. April: Kerkenbusch, Erich, 82008 Unterhaching, 84. Geburtstag.
Satteles
24. April: Schietzel/Schediwi, Ursula, 89275 Elchingen/Donau, 81. Geburtstag.
7. Mai: Hübner, Walter, 93449 Waldmünchen, 95. Geburtstag.
Meierhöfen
4. April: Schwarz, Brunhilde, 73765 Neuhausen, 98. Geburtstag. 14. April: Müller, Horst, 63500 Seligenstadt, 83. Geburtstag. 26. April: Kraus, Hugo, 28755 Bremen, 97. Geburtstag.
7. April: Salcher/Böhm, Theresia, 87662 Kaltental-Osterzell, 100. Geburtstag.
Haid
4. Mai: Rau, Josef, 91220 Schnaittach, 85. Geburtstag.
Hartmannsgrün
26. April: Wirth, Waltraud, 63069 Offenbach, 90. Geburtstag. 26. April: Langhans, Josef, 93152 Nittendorf-Schönhofen, 83. Geburtstag. 30. April: Wirth, Gisela, 67227 Frankenthal, 94. Geburtstag. 3. Mai: Götz, Margarete, 85059 Denkendorf, 83. Geburtstag.
Merkelsgrün
3. April: Pörner, Helmut, 27474 Cuxhaven, 82. Geburtstag.
Pullwitz
20. April: Schöniger, Julius, 90599 Dietenhofen, 89. Geburtstag.
Rittersgrün
17. April: Klier, Rudolf, 86316
Schlackenwerth
Schönfeld
5. Mai: Rauscher, Hartmut, 65396 Walluf, 79. Geburtstag.
Tüppelsgrün
6. Mai: Stutzig, Leo, 23611 Bad Schwartau, 90. Geburtstag. 18. April: Gerhard, Schmirler sen. (geboren in Karlsbad, bis zur Vertreibung 1946 in Tüppelsgrün), 84. Geburtstag.
Welchau
20. April: Schneider, Florian, 56. Geburtstag.
Hinweis an die Ortsbetreuer
Bitte schicken Sie die Liste als normales Textformat (keine eingescannten Kopien, keine Excel-Dateien, keine handschriftlichen Listen) rechtzeitig per eMail an egerland@ sudeten.de
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EGERLAND
Sudetendeutsche Zeitung Folge 13 + 14 | 31.03.2023
Jeder Name steht für das unvorstellbare Grauen: Im Sudetendeutschen Museum listet eine Tafel Namen von Sudetendeutschen auf, die in den Vernichtsungslagern der Nazis ums Leben kamen.
Fotos: Mediaservice Novotny
� „Auftakt des Terrors“: Sonderausstellung in der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert an den Beginn des Holocaust vor 90 Jahren
Gefangener Nr. 29884 – ein Priester aus Heiligenkreuz Das Lagertor mit der Verhöhnung der NS-Opfer „Arbeit macht frei“.
� Zuschußantrag abgelehnt
Domkapitular Anton Gebert.
Das Geburtsbuch der Gemeinde Heiligenkreuz dokumentiert den Tod von Anton Gebert am 17. Mai 1942 im KZ Dachau .
Am 17. Mai 1942 starb Anton Gebert als Gefangener Nummer 29884 im KZ Dachau, dem ersten Konzentrationslager der Nazis. Der katholische Priester stammte aus Heiligenkreuz bei Plan und gehört zu den vielen Sudetendeutschen, die von Adolf Hitlers Schergen ermordet oder in den Tod getrieben wurden und an die eine Tafel im Sudetendeutschen Museum erinnert.
Später stieg er zum Kanoniker und Domkapitular am Metropolitankapitel von St. Veit auf, war Rektor der Sankt-Salvator-Kirche für die Deutschen in Prag sowie Redakteur der Zeitung Kirchenblatt und lehrte als Dozent für Katechetik an der Theologischen Fakultät der Deutschen Universität. Nach der Besetzung der gesamten Tschechoslowakei durch die Truppen der Wehrmacht und der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren am 15. März 1939 wurde Gebert örtlicher Wehrmachtsgeistlicher. Ab 1940 betreute Gebert dann im Auftrag des Prager Erzbischofs Karel Kardinal Kašpar verhaftete tschechische Priester. In den frühen Morgenstunden des 6. Januar 1941 wurde er selbst verhaftet, nachdem er von Franz Werner Bobe, einem Priester, der für die kirchliche Abteilung der Gestapo spitzelte, bezichtigt worden war, „gehässige, hetzerische und von niedriger Gesinnung zeugende böswillige Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ gemacht sowie ausländische Sender gehört zu haben. Bobe, Sohn eines deutschen Vaters und einer tschechischen Mutter, war einer der gefährlichsten Gestapo-Spitzel und mißbrauchte immer wieder die Beichte, um vor allem Prager Deutsche, tschechische Gläubige und seine geistlichen Brüder bei der Gestapo anzuschwärzen. Ein Opfer von Bobe war Dr. Otakar Klapka, von Februar 1939 bis Juli 1940 Prags 3. Bürgermeister. Bei einer Beichte hatte der tschechische Politiker Bobe gestanden, den Widerstand zu unterstützen, und war kurz darauf von den Nazis hingerichtet worden. Nachdem tschechische Fallschirmjäger den Kriegsverbrecher Reinhard Heydrichs erfolgreich ausgeschaltet hatten, unterstützte Bobe die Nazis beim Rachfeldzug und lieferte der Gestapo Pläne für die Kirche der Hei-
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eun Jahrzehnte, nachdem die ersten Gefangenen am 22. März 1933 ins KZ Dachau deportiert worden waren, ist jetzt in der KZ-Gedenkstätte eine Sonderausstellung unter dem Titel „Auftakt des Terrors“ im Beisein von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Trägerin des Sudetendeutschen Karls-Preises, eröffnet worden. Welche hohe Relevanz das Gedenken an den Holocaust mit über sechs Millionen meist jüdischen Opfern in der Staatsregierung hat, unterstrich Ministerpräsident Markus Söder in seiner Rede: „Wir schulden den Menschen Erinnerung. Was hier vor 90 Jahren mit 150 Häftlingen begann, war der Auftakt zu dem schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Es geht aber nicht nur um das Gedenken, um das Gestern, sondern auch um das Morgen, die Zukunft. Es geht um die Haltung und die Handlungen für die Zukunft. Das ,Nie wieder‘ darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern muß gefüllt sein mit staatlichem Handeln.“ Söder erinnerte auch an den Priesterblock im KZ Dachau, also an den Ort, wo auch Anton Gebert starb. Als Sohn der Egerländer Bauersfamilie Josef und Anna Gebert kam er am 10. April 1885 zur Welt. Beeinflußt von seinem Onkel Theobald Scharnagl, dem 43. Abt des Kosters Osek in Nordböhmen, studierte Anton Gebert Theologie und erhielt am 18. Juli 1909 in Prag die Priesterweihe.
Ministerpräsident Markus Söder bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Auftakt des Terrors“ in der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, mit dem KZ-Überlebenden Ernst Grube.
Blick in die Ausstellung „Auftakt des Terrors“. Die Gedenkstätte ist täglich, außer an Heiligabend, von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
ligen Kyrill und Method, in der sich Jan Kubiš, Jozef Gabčík und die anderen Helden der Operation Anthropoid versteckt hatten. Nach dem Krieg wurde Bobe der Prozeß gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und am 16. April 1947 im Pankrác-Gefängnis exekutiert. Sechs Jahre zuvor war auch Gebert von der Gestapo in dieses Prager Gefängnis gebracht worden, bevor er am 23. Juli 1941 vom Sondergericht Prag zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. Von Prag aus wurde Gebert dann zunächst ins KZ Theresienstadt gebracht und am 1. Mai 1942 ins KZ Dachau deportiert, wo er 17 Tage später an einem Lungenemphysem erstickte. Seine Leiche wurde verbrannt und die Urne anschließend in Heiligenkreuz beigesetzt, wobei das Grab nicht mehr erhalten ist. Die katholische Kirche hat Domkapitular Anton Gebert als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Anton Gebert ist damit nur ein Schicksal von mindestens 41 500 Menschen, die im KZ Dachau und seinen Außenlagern von den Nazis ermordet oder an Hunger, Krankheit, Folter und den Folgen der KZ-Haft gestorben sind. Zwischen dem 22. März 1933, als die ersten Häftlinge ins Lager kamen, und der Befreiung durch die US-Armee am 29. April 1945 wurden in dieser ersten Haftund Terrorstätte der Nazis mehr als 200 000 Menschen aus über 40 Nationen gefangen gehalten. Nach dem Krieg diente das Areal zunächst als Displaced Persons Camp, später als Internierungslager für NS-Täter. 1948 richtete die Bayerische Staatsregierung dort ein Flüchtlingslager ein, in dem auch viele Vertriebene aus dem Sudetenland untergebracht waren. Seit 1965 erinnert der Ort als KZ-Gedenkstätte an das Leiden und Sterben der Häftlinge und fördert die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen. Torsten Fricke
Claudia Roth sabotiert Sanierung Der antisemitische Skandal auf der Kunstausstellung Documenta, den die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) Claudia Roth zumindest politisch verantworten muß, hat vor Monaten weltweit Schlagzeilen gemacht. Jetzt sorgt die Grünen-Politikerin erneut für negative Schlagzeilen mit Bezug auf die NS-Zeit, weil das von ihr geleitete Amt die Sanierung der KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbrück sabotiert.
B
ereits im Juli 2022 hatte das Bayerische Kabinett beschlossen, sich zur Hälfte an der Sanierung der KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg zu beteiligen, und dafür 20 Millionen Euro bewilligt. Am 1. September 2022 wurden die entsprechenden Förderanträge fristgerecht bei der Bundesauftragten für Kultur und Medien eingereicht. Danach herrschte in Berlin Funkstille. Erst am 16. März 2023 meldeten sich Roths Amt – mit einer Absage. Angeblich sind Baumaßnahmen nicht förderfähig, was man sowohl im Bayerischen Kultusministerium als auch in der Stiftung Bayerische Gedenkstätten bestreitet. Kultusminister Prof. Michael Piazolo: „Die Begründung für die Ablehnung ist inadäquat. Damit wird der Bund seiner historischen Verantwortung für diese wichtigen Opferorte nicht gerecht.“ Stiftungsdirektor Karl Freller: „Ich frage mich, weshalb das BKM nicht in der Lage war, das Bayerische Kultusministerium als Antragsteller oder die Stiftung Bayerische Gedenkstätten als Konzeptersteller über eventuelle Schwierigkeiten mit dem Antrag zu informieren – in den sieben Monaten seit Antragstellung – beziehungsweise in den fünf Monaten seit der Entscheidungsfindung des Expertengremiums. Ich bedauere, daß Staatsministerin Roth auf meine mehrfache Bitte um ein Gespräch zu diesem Thema bislang nicht reagiert hat.“ TF