Sudetendeutsche Zeitung 21. April 2023 Ausgabe 15/16

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Die Sudetendeutschen Kulturpreisträger 2023 (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung

VOLKSBOTE HEIMATBOTE

Jahrgang 75 | Folge 15 + 16 | 2,80 EUR 75 CZK | München, 21. April 2023

HEIMATZEITUNGEN IN DIESER AUSGABE

Sudetendeutsche Zeitung

❯ Vorbildregion für Minderheitenschutz

Südtirols Landeshauptmann empfängt SL aus Bayern

Zu Gast bei Freunden in Südtirol: Bei einem Treffen in Bozen hat der Landesvorstand Bayern in der Sudetendeutschen Landsmannschaft dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher für seinen Einsatz zugunsten des Minderheitenschutzes in Europa gedankt.

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SL-Landesobmann Ste en Hörtler und Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher. Foto: Horst-Peter Wagner

er Südtiroler Landesregierung sei es in den vergangenen Jahrzehnten konsequent und erfolgreich gelungen, die Belange aller Sprachgruppen in Südtirol im gegenseitigen Vertrauen zu stärken, betonte SLLandesobmann Steffen Hörtler: „Südtirol ist ein Musterbeispiel in Europa, wie Grundrechte von Minderheiten in Selbstbestimmung gewahrt werden können.“

Hier verlud man uns zunächst in Viehwaggons nach Sie hatten einen Reisegefährten mit offenem Waden- und Schienbeinbruch, in dessen Wunden Schmeißfliegen durch den Gips gekommen waren. Die Maden fraßen in seinem Fleisch und der Gestank war nicht zu ertragen. Der arme Kerl hielt es vor Schmerzen nicht mehr aus. stellte mich der diensthabenden Schwester als Transportführer vor. Die Schwester hieß wie ich und rief sogleich eine Ambulanz an. Wir kamen in ein kurzes Gespräch. Als sie hörte, daß ich Sudeten-senen Briefumschlag. 150 Mark waren darin! Ich wollte das Geld nicht annehmen, sie versicherte mir aber, dies sei eine Kollekte, die man ihr mit der Auflage gegeben hätte, sie einem würdigen Heimkehrer auszuhändigen. Meinen Hinweis, ob ich denn so eine Knochenarbeit von der Bundesrepublik erhalten habe. In meiner bescheidenen Meinung hätte man diesen kleinen Betrag als Versuch der Wiedergutmachung für den Verlust meines elterlichen Erbes, wie dem Verbot eine Universität zu besuchen, da ich als AngehöHier bedanke ich mich bei meinen ehemaligen SS-Kameraden, die als gute Christdemokraten in Bonn Volksvertreter spielen. Verzeihung, sie sind wohl „Exkameraden“. Die Lok war bereit, uns heim den Namen des Ortes, wo wir in ein Quarantänelager mußten. Vor der Entlausung mußte ich aufpassen, daß auch jeder hineinging!

Finanzminister Zbyněk Stanjura.

Foto: Vlada CZ

❯ Prognose für 2023

„Die Jahresinflationsrate wird 2023 bei knapp über zehn Prozent liegen. Im kommenden Jahr dürfte sie aber auf 2,4 Prozent absinken. Das bedeutet eine Rückkehr zu normalen Zeiten“, hat Tschechiens Finanzminister Zbyněk Stanjura erklärt.

Während die Tschechen demnach weiter unter einer galoppierenden Geldentwertung leiden müssen, gibt es zumindest bei den Konjunkturaussichten eine leichte Entspannung. Die Experten, die noch im Januar ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt vorhergesagt hatten, rechnen jetzt für 2023 mit einem leichten Wachstum der tschechischen Wirtschaft von 0,1 Prozent.

Grund ist der wachsende Außenhandel, der die mangelnde Nachfrage der tschechischen Haushalte zum Teil ausgleichen kann.

Minister Stanjura: „Die weiteren Aussichten sind dann jedoch gut: Für kommendes Jahr sehen wir ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 3,0 Prozent.“

Weitere positive Nachricht: Die Arbeitslosenquote wird in diesem Jahr mit 3,0 Prozent niedrig bleiben und soll im kommenden Jahr sogar auf 2,8 Prozent sinken.

Vorraussetzung sei aber, so die Experten, daß keine weiteren Krisen die Weltwirtschaft zusätzlich belasten.

❯ Sechs Staatsbesuche in zehn Tagen: Philippinen, Indonesien, Singapur, Vietnam, Kasachstan und Usbekistan

Premierminister Fiala auf Asienreise:

Suche nach Verbündeten gegen China

„Wir werden Länder besuchen, die an einer Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik interessiert sind. Das sind Länder, die bis zu einem gewissen Grad ein Gegengewicht zur chinesischen Dominanz schaffen können, die offensichtlich ist und die wir nicht nur als Tschechische Republik, sondern als ganz Europa loswerden müssen“, hat Premierminister Petr Fiala vor seinem Abflug zur zehntägigen Asienreise erklärt und seiner 30köpfigen Wirtschaftsdelegation ein klares Ziel vorgeben: Die Schaffung „alternativer Märkte“.

Erste Station war die philippinische Hauptstadt Manila, wo Fiala ein Wirtschaftsforum eröffnete und anschließend vom philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. empfangen wurde. Fiala und Marcos sprachen anschließend über gemeinsame Projekte im Verteidigungsbereich. So will Tschechien, wie Fiala nach dem Treffen erklärte, Flugzeuge für die philippinische Küstenwache liefern und über das Rüstungsunternehmen Česká zbrojovka die philippinische Armee ausrüsten. Außerdem wolle Tschechien, so der Prager Regierungschef, „bei der Modernisierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie unterstützen. Fiala: „Ich habe auch das Interesse tschechischer Unternehmen an der Entwicklung der lokalen Energieinfrastruktur hervorgehoben und eine Zusammenarbeit in der zivilen Luftfahrt angeboten.“

Erstes Ergebnis: Noch während des Staatsbesuches wurden drei Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. „Dies wird sich in Arbeitsplätzen widerspiegeln, aber vor allem in Investitionen in Forschung und Entwicklung, die immer in der Tschechischen Republik erfolgen werden, was eine hohe Wertschöpfung schafft“, so Fiala. Am Dienstag flog die tsche-

Erste Station Manila: Der philippinische Staatspräsident Ferdinand Marcos Jr. empfängt Tschechiens Premierminister Petr Fiala mit militärischen Ehren.

Fotos: Vlada CZ/Wikipedia CC BY-SA 4.0

Fiala erinnert an Prof. Ferdinand Blumentritt

Arno Kompatscher ist seit 2014 Landeshauptmann von Südtirol und brachte die Autonomie seiner Provinz auf die Erfolgsformel „Vereint in Vielfalt“. Zugleich betonte er die Bedeutung von Tradition als elementare Grundlage für ein in Vielfalt mögliches Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol. Die Autonomie Südtirols leitet sich aus den völkerrechtlichen Grundsätzen des ethnischen Minderheitenschutzes ab. Die heute autonome Provinz kam 1918 als Folge des Ersten Weltkrieges zu Italien. Sie ist ebenso Heimat einer deutschsprachigen (ca. 62 Prozent der Bevölkerung) sowie einer ladinischsprachigen Bevölkerungsgruppe (ca. 4 Prozent). Frank Altrichterchische Delegation weiter nach Jakarta, wo Fiala vom indonesischen Präsidenten Joko Widodo empfangen wurde. Auch hier standen Wirtschaftskooperationen im Bereich der Infrastruktur und der Rüstung im Mittelpunkt. Am Mittwoch wurde der tschechischen Delegation dann das Projekt Hauptstadt-Neubau vorgestellt. Unter dem Namen Nusantara entsteht mitten im Dschungel auf der Insel Borneo eine neue Hauptstadt, die ab 2024 das überbevölkerte sowie von Smog und Überschwemmungen geplagte Jakarta als Verwaltungshauptstadt ersetzen soll.

In Manila wurde diese Hauptstraße nach Blumentritt benannt.

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er Gymnasialdirektor und Philippinenforscher wurde 1853 in Prag geboren und verstarb 1913 in Leitmeritz.

nen wird. Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

Im Rizal-Park in Manila erinnert eine Büste an Rizals Mentor. Premierminister Petr Fiala am Denkmal des Nationalhelden José Rizal.

Am Donnerstag reiste die Delegation in die Finanz- und Handelsmetropole Singapur, wo für Fiala Treffen mit Präsidentin Halimah Yacob und Premierminister Lee Hsien Loong auf dem Programm standen. Singapur ist Tschechiens größter Handelspartner in Südostasien. Bei den Treffen mit den Gastgebern sprach der Premierminister über Cybersicherheit, Digitalisierung, neue Technologien und künstliche Intelligenz. Die nächste Station ist am Freitag Vietnam. Hier stehen Treffen mit Premierminister Pham Minh Trinh und Präsident Vo Van Thuong auf der Agenda. Am Samstag wird Fiala dann in der vietnamesischen Provinz Quang Ninh den Grundstein für eine neue Produktionsstätte von Škoda Auto und dem Unternehmen Thanh Cong Motor legen. Am Montag wird Fiala dann in Kasachstan, dem zweitgrößten Erdöllieferanten Tschechiens, zu Gesprächen mit Premierminister Alikhan Smajlov und Präsident Kasym-Zomart Tokayev erwartet.

Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH Hochstraße 8 D-81669 München eMail zeitung@sudeten.de B 6543
Inflation bleibt zweistellig
eröff-
Während Blumentritt in seiner Heimat kaum noch bekannt ist, sind auf den Philippinen in fast allen Städten Straßen, Plätze, Brücken und Gebäude nach dem Prager Deutschen benannt.Torsten Fricke
VOLKSBOTE HEIMATBOTE Sudetendeutschen Landsmannschaft Zeitung Neudeker Heimatbrief Sudetendeutsche Zeitung VOLKSBOTE HEIMATBOTE Neudeker HeimatbriefZeitung VOLKSBOTE Heimatbrief Sudetendeutsche Zeitung VOLKSBOTE HEIMATBOTE Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reicenberger Zeitung Heimatblatt für den Kreis Sternberg in Mähren (einschl. Neustädter Ländchen) Verlagsort Nürnberg Folge 6 Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge vereinigt mit Folge 224 Jahrgang 74 Jahrgang 2022 Autobiographie von Hans Bayer, geb. 1924 in Sternberg Kapitel 7: Wieder daheim Da ich einer der Wenigen war, der sich noch auf eigenen Beinen bewegen konnte, bestimmte man mich zum Transport-Führer. Mit einem Ackerschlepper, an den man einen Wagen hing, brachte man uns auf deutsches Gebiet.
Die letzte Station der Reise ist am Dienstag Taschkent in Usbekistan, wo Fiala mit seinem Amtskollegen Abdulla Aripov und dem Präsidenten Shavkat Mirziyoyev zusammentreffen und ein Wirtschaftsforum Bestimmt wäre ich ein Lehrer und ein guter Kommunist geworden,Show in Holland). In diesem Lager kamen wir mit Heimkehrern aus westlichen Gefangenencamps zusammen. Als manch einer von ihnen erzählte,gernden, angetretenden Landsern hochwertige Lebensmittel verbrannt. Andere Heimkehrer von dem Amis erzählten, sie hätten Tabak kaufen müssen, denn nur so hätten sie auch Zigaretten bekommen, den Tobak warf man weg.zur Lagerbesichtigung. Als er mich auf einem Bündel Stroh mit durchnässtem Verband so liegen sah, stieß er mich mit seiner Stiefelspitze an und forschte „schto bolnoj“ (was hast du für eine Krankheit)? Sofort fielen mir die Worte meines Doktors ein, dessen auf den Lippen. Kurze Zeit darauf hielt ein Sanitätsauto, man lud Waldeck. Wie man vermuten kann, lag die Klinik in einer Ecke Stationsschwester. Sie war eine weißhaarige, liebevolle Pflegerin. Mittags gab es meistens Eintopf, da das Haus seine eigene Gärt-
Art, wie ich reagiert hatte, war die einzige Erklärung für mich, daß mich ein gepflegter Herr in Zivil ansprach und sich nach meinem Beruf erkundigte. Wahrheitsgemäß antwortete ich „noch gar nichts“. versprach mir kostenlose Teilnahme an einem Lehrerausbildungskurs. Wenn ich nur angenommen hätte!
Petr Böhmische Spuren in Manila
„In Manila habe ich des Nationalhelden José Rizal gedacht, der ein bedeutender Schriftsteller, Arzt und vor allem Symbol des philippinischen Unabhängigkeitskampfes war. José Rizal hatte enge Beziehungen zu Böhmen, da sein engster Freund der Leitmeritzer Lehrer Ferdinand Blumentritt war“, hat Premierminister Petr Fiala getwittert.

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

Der Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in der Tschechischen Republik, Tomislav Delinić, ist den Lesern, die die Arbeit des Prager Sudetendeutschen Büros seit seiner nunmehr 21-jährigen Existenz verfolgen, kein Unbekannter.

Bereits im Jahr 2017 beteiligte er sich, als damals „zweiter Mann“ der KAS in der Tschechischen Republik, an mehreren Veranstaltungen mit dem SL-Büro. Heute leitet er diese wichtige CDU-nahe politische Stiftung, die sich in Tschechien hauptsächlich auf christlich-demokratisch orientierte Partner der Politik konzentriert, also die Par-

teien KDU-ČSL und TOP 09. Delinić informierte sich bei Barton über die neuesten Entwicklungen der (sudeten)deutsch-tschechischen Beziehungen und besprach mit ihm die Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit. Der in Bayern geborene und aus einer kroatischen Familie stammende Delinić zeigte bereits vor mehr als 15 Jahren Interesse an der Tätigkeit der Prager Sudetendeutschen Botschaft des guten Willens. Die Konrad-Adenauer-Stiftung gehört, zusammen mit der HannsSeidel-Stiftung und der FriedrichEbert-Stiftung, traditionell zu den Partnern des Sudetendeutschen Büros.

❯ Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag

Bayerns SPD erinnert an einen großen Sudetendeutschen

„Volkmar Gabert ist uns auch zwanzig Jahre nach seinem Tod im Jahr 2003 noch ein leuchtendes Vorbild“, hat Florian von Brunn, Vorsitzender der SPDFraktion im Bayerischen Landtag, den großen Sudetendeutschen gewürdigt, der am 11. März seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Gabert habe „große politische Verdienste um Bayern, aber auch um die Aussöhnung und den Frieden in Europa errungen“, so von Brunn.

Bereits am 19. Februar, dem

20. Todestag, hatte eine Delegation der Seliger-Gemeinde mit Christa Naaß, die auch Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung ist, in Unterhaching am Grab des in Dreihunken geborenen SPD-Politikers einen Kranz niedergelegt (Sudetendeutsche Zeitung berichtete).

Bei der Gedenkveranstaltung der SPD-Landtagsfraktion im Maximilianeum zitierte Naaß aus einer Rede Gaberts, dessen Botschaft auch heute noch aktuell ist: „In der ganzen Welt gibt es ein Auf und Ab zwischen Freiheit und Unterdrückung. Es ist unsere Aufgabe, alles zu tun, die Kräfte der Freiheit zu unterstützen.“

Die Seliger-Gemeinde, dessen Bundesvorsitzender Gabert viele Jahre war, hat deshalb „Die Kräfte der Freiheit unterstützen“ zum diesjährigen Jahresmotto erklärt.

Der frühere SPD-Fraktionschef Franz Maget, der Gabert persönlich gut kannte, sagte, daß dieser „der weltläufigste, international erfahrenste Fraktionsvorsitzende war, den es im Landtag quer durch alle Fraktionen jemals gegeben hat“. Gabert sei ein „geschichtsbewußter Mann mit klarem politischen Kompaß und unglaublicher Standhaftigkeit“ gewesen, so Maget.

Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagfraktion, erinnerte an das sozialpolitische Bewußtsein Gaberts, der immer einen

Für die SPD-Landtagsfraktion würdigte Vorsitzender Florian von Brunn das Leben und Wirken von Volkmar Gabert, der von 1962 bis 1976 Fraktionschef und von 1963 bis 1972 Vorsitzender

Schlechtes Zeugnis für Ex-Präsidenten

Die Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Miloš Zeman wird von den tschechischen Bürgern negativ bewertet, hat eine Umfrage des Zentrums für Meinungsforschung (CVVM) ergeben. So werfen fast drei Viertel der Befragten Zeman vor, sich nicht genug um die Seriosität und Würde seines Amtes gekümmert zu haben. Mehr als drei Fünftel der Bürger sind mit der Art und Weise, wie der ehemalige Präsident das innenpolitische Leben in der Tschechischen Republik beeinflußt hat, nicht zufrieden. Die höchsten Zustimmungswerte hatte Zeman im Januar 2016. Der entscheidende Wendepunkt, so die Statistiker, „war in den Jahren 2020 und 2021, als die tschechische Gesellschaft von der schlecht gemanagten zweiten Welle der Epidemie schwer getroffen wurde, was das relativ hohe Vertrauen in die zentralen Institutionen unter der damaligen Regierung deutlich untergrub“.

Wölfe in der Nähe von Menschen

Im Riesengebirge sind mehrere Wölfe gesichtet worden, die sich auf 30 bis 40 Metern Entfernung Menschen genähert haben, warnt die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz. „Dies ist das Verhalten von offensichtlich jungen Wölfen, die neugierig und weniger wachsam sind. In dieser Situation sind alle Vertreibungsmethoden zu empfehlen, damit die Wölfe verstehen, daß die Annäherung an den Menschen unerwünscht ist“, rät der stellvertretende Gouverneur der Region Königgrätz, Pavel Bělobrádek (KDU-ČSL), Spaziergängern.

Prager Rathaus stoppt Paternoster

In den Sozialen Medien wurde der Paternoster im Prager Rathaushaus zum Hit. Folge: Massen an Touristen strömten ins Rathaus. Doch damit ist jetzt Schluß. „Das größte Problem ist die Nichtbeachtung des Ausgangs an der unteren und oberen Station. Die Besucher fahren durch die obere und untere Wendestation, wofür die Kabi-

nen nicht ausgelegt sind und wodurch es zu extremen Abnutzungserscheinungen kommt“, sagte Rathaus-Sprecher Vít Hofman der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK. Wann und unter welchen Bedingungen das Technikdenkmal wieder in Betrieb genommen wird, ist noch unklar. In Prag sind noch viele weitere Paternoster in Betrieb, zum Beispiel im Rathaus Prag 1, in mehreren Ministeriumsgebäuden, im Sitz des Tschechischen Rundfunks und im Škoda-Palast. Präsident empfängt junge Roma

Was ich für eine der größten Gefahren unserer Zeit halte, sind Vorurteile“, hat Staatspräsident Petr Pavel bei einem Empfang von Roma-Studenten auf der Prager Burg erklärt. Die Roma sind mit geschätzten 250 000 Angehörigen die größte Minderheit in der Tschechischen Republik. Ungefähr die Hälfte von ihnen lebt in Ghettos. Mit dem Empfang zum Tag der Roma am 8. April wollte das Staatsoberhaupt ein Zeichen für mehr Toleranz setzen.

Miroslav Žbirka

posthum geehrt

Die Verleihung der Musikpreise Anděl wurde von dem letzten Werk Miroslav Žbirkas dominiert. Dessen Album „Posledné veci“ (Letzte Dinge) hatte nach Žbirkas plötzlichem Tod im November 2021 sein Sohn David fertiggestellt. Am Samstagabend bekam es von der Tschechische Musikakademie (ČHA) den Preis für das beste Album und das beste slowakische Album verliehen, hinzu kam der Preis posthum für Žbirka als besten Solokünstler sowie die Auszeichnung des Songs „Nejsi sám“ (Du bist nicht allein). Bei der Zeremonie auf dem Prager Messegelände wurde zudem der Schauspieler und Dramaturg Zdeněk Svěrák in die Hall of Fame aufgenommen, einer der Protagonisten des Jára-Cimrman-Theaters in Prag. Die Ehrung als beste Band bekamen Vypsaná Fixa, bekannt für ihren Mix aus Alternative Rock und Pop-Punk. Zur besten Solokünstlerin wurde Lenny mit ihrem Album „Heartbreak Culture“ gekürt.

Sudetendeutsche Zeitung

ISSN 0491-4546

Erscheint wöchentlich freitags Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München.

Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de;

„breiteren Sockel sozialer und wirtschaftlicher Gleichheit unter den Menschen“ angemahnt habe.

Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung waren die stellvertretende Fraktionsvorsitzende

Margit Wild, die frühere Abgeordnete Hildegard Kronawitter, die Gaberts politisches Erbe in einem Buch festhalten hat, die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, der stellvertretende SPD-

❯ Im Frühjahr 2024 werden wieder junge Menschen in mehreren Kategorien ausgezeichtet

Landesvorsitzende Matthias Dornhuber und der stellvertretende SPD-Generalsekretär Nasser Ahmed sowie als Vertreter der Sudetendeutschen Volksgruppe Bayerns Landesobmann Steffen Hörtler.

Landsmannschaft schreibt Förderpreise aus

Seit 1979 verleiht die Sudetendeutsche Landsmannschaft jeweils im Frühjahr die Sudetendeutschen Förderpreise. Vorschläge für die Ehrung im Jahr 2024 können bereits jetzt eingereicht werden.

Mit den Förderpreisen werden junge Menschen geehrt und unterstützt, die sich im Bereich der Kultur verdient gemacht haben. Vergeben wird der Preis in verschiedenen Kategorien: darstellende und ausübende Kunst, Wissenschaft, Literatur

und Publizistik, Musik, bildende Kunst und Architektur sowie Volkstumspflege. Die aktuellen Preisträger sind

Julia Bertlwieser (Förderpreis für Bildende Kunst und Architektur),

Lisa Maria Kebinger (Förderpreis für Darstellende und Ausübende Kunst), Leonard Willscher (Förderpreis für Musik), Luděk Němec (Förderpreis

für Wissenschaft), Anna-Lena Hamperl (Förderpreis für Volkstumspflege) und Jan Vrána (Förderpreis für Volkstumspflege).

Die Förderpreise sind mit je 1000 Euro dotiert, die aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und So-

ziales über das Haus des Deutschen Ostens (HDO) zur Verfügung gestellt werden.

Für die Preisverleihung im Frühjahr 2024 bittet die Sudetendeutsche Landsmannschaft um Vorschläge an die Sudetendeutsche Landsmannschaft, Bundesverband e. V., Hochstraße 8, 81669 München, oder per eMail an info @sudeten.de

Die Kandiaten sollten jünger als 35 Jahre sein, sudetendeutsche Vorfahren haben oder einen Beitrag mit sudetendeutschem Bezug geleistet haben.

Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de.

Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag.

© 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de

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der bayerischen SPD war. und 20. Todestag von Volkmar Gabert im Maximilianeum in München Erinnerten an Volkmar Gabert: Franz Maget, Christa Naaß, Florian von Brunn, Ute Gabert und Volkmar Halbleib. Fotos (2): SPD-Fraktion Unter den Gästen: SL-Landesobmann Ste en Hörtler. Foto: privat

� Festliche Verleihung auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg

Die Sudetendeutschen Kulturpreisträger 2023

Erster Höhepunkt des Sudetendeutschen Tages, der von Freitag, 26. bis Pfingstsonntag, 28. Mai in Regensburg stattfindet, ist am Freitagabend die festliche Verleihung der Sudetendeutsche Kulturpreise. Mit dem Großen Sudetendeutschen Kulturpreis wird der Münchner Architekt Johannes Probst, der unter anderem das Sudetendeutsche Museum kreiert hat, ausgezeichnet. Der Kulturpreis für Bildende Kunst und Architektur geht an Dr. Heike Schwarz. Mit dem Kulturpreis für Literatur und Publizistik wird die Autorin Tina Stroheker gewürdigt, die über den böhmischen Schriftsteller Josef Mühlberger geschrieben hat. Und den Sudetendeutsche Kulturpreis für Volkstumspflege erhält die Band Mauke (siehe auch Seite 18).

Großer

Sudetendeutscher

Kulturpreis

Der 1960 in München geborene Architekt Johannes Probst erhält den Großen Sudetendeutschen Kulturpreis. Als Teil einer künstlerischen Familie entschied er sich nach dem Abitur für ein Studium der Architektur, arbeitete anschließend im Büro von Professor Paolo Nestler, der unter anderem für die Neugestaltung verschiedener U-Bahnhöfe in München und die Innengestaltung des Hypo-Haues verantwortlich zeichnet. Bereits mit 28 Jahren wagt Probst sich in die Selbständigkeit und hat seitdem zahlreiche Erfolge vorzuweisen, so unter anderem das Ensemble Theaterplatz in Chemnitz, das er nach dem Gewinn des Architekturwettbewerbs realisierte. Ebenso das Ausstellungsgebäude MAN Truck und Bus Forum in München-Karlsfeld und das Sudetendeutsche Museum in der Hochstraße in München.

Zusammen mit seinem Bruder

entwarf und baute er zwei Stadthäuser in München, bei denen ein Teil der Wohnfläche unter der Erboberfläche liegt und über die die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Beletage im Keller“ schrieb: „Mit den Baukosten von 350 000 Euro pro Stadthaus haben Johannes und Markus Probst eine lebenswerte Alternative gebaut zu den geklonten Reihen- und Doppelhäusern, die sonst so typisch sind für flächensparende Nachverdichtung im engsten Stadtraum.“

Amerikanistik an der Universität Augsburg Lehrbeauftragte.

Die Arbeitsweise der Künstlerin zeigt intensiv eine Zusammenführung von Kunst und Wissenschaft, ohne daß die künstlerischen Produkte gefahrlaufen würden, Illustrationen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu sein.

Kulturpreis

für Bildende Kunst und Architektur

Heike Schwarz hat Amerikanistik, Politik, Praktische Philosophie und Ethik, Staats- und Völkerrecht studiert und mit der Arbeit „Beware of the Other Side(s): Multiple Personality Disorder in American Fiction“ promoviert. Am Beispiel Amerika greift sie die Themen Heimat, Neuanfang, Hoffnung, Selbstfindung und Identität auf.

Neben ihrer Vollzeittätigkeit als Führungskraft für einen Fachverlag ist die Augsburgerin Gastprofessorin an der University of Galway und der University of Pittsburgh sowie an den Lehrstühlen Komparatistik und

� Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen in Berlin

In ihrer narrativen Kunst wirft sie Fragen „Was ist das Selbst?“, „Wer bin ich?“, „Wie viele bin ich?“ auf. War früher das Bekenntnis zu einer, mitunter vorgegebenen Identität vorherrschend, wird gegenüber dieser Eindimensionalität in der Psychologie von heute das Annehmen einer mehrdimensionalen Identität hervorgehoben.

An Ausstellungen im Jahr 2022 seien vor allem genannt CONNECTED „Der Sündenfall“, eine Installation mit Fotografien in der Kunsthalle Augsburg, „Drucksymposion 2022“, eine Ausstellung mit Radierungen, ebenfalls in der Kunsthalle Augsburg oder „Kreaturen“ mit Christina Weber im Rathaus Neusäß mit Fotografie, Ölmalerei, Zeichnung und Radierung.

Kulturpreis für Literatur und Publizistik

Die Empfängerin des Kul-

Kanzler Scholz lobt die Vertriebenen

Mit Bundeskanzler Olaf Scholz als Festredner war der Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen in Berlin (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) hochrangig besetzt.

Als weitere prominente Gäste konnte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius den CDU-Vorsitzenden und Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, die Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten, MdB Natalie Pawlik, sowie mehr als 40 weitere Bundestagsabgeordnete begrüßen. Ebenfalls beim traditionellen Empfang dabei waren die Beauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler der Länder Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen, Dr. Jens Baumann, Heiko Hendriks und Margarete Ziegler-Raschdorf.

Der BdV-Präsident Bernd Fabritius nahm das Jahresmotto „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“ zum Anlaß, den Vorsitzenden des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wolodymyr Leysle, aber auch Olga Martens, die erste Vizepräsidentin des Verbandes der Deutschen der russischen Föderation und Herausgeberin der Moskauer Deutschen Zeitung, willkommen zu heißen.

An den Bundeskanzler gerichtet betonte Fabritius die völkerverständigende Arbeit des BdV, sprach aber auch zwei Probleme an. Zwar gebe es nunmehr einen Härtefallfonds für armutsbetroffene Rentner aus dem Kreis der Spätaussiedler in der Grundsicherung. Aber dies reiche nicht aus und sei auch kein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Und bei der Anerkennung als Spätaussiedler gäbe es seit etwa einem Jahr immer mehr Ablehnungen aus formalen Gründen, weil in manchen Ausweisdokumenten nicht mehr die deutsche Minderheit, sondern eine „russische“, „ukrainische“ oder „kasachische“ Herkunft festgeschrieben wurde, obwohl klare Zeugnisse der Kulturkreiszugehörigkeit zur deutschen Minderheit ebenso vorlägen. Bundeskanzler Olaf Scholz umriß in seiner Festansprache, daß Rußland mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg die Grundsätze der europäischen Nachkriegsordnung mißachtet. Scholz bekräftigte dabei die Unterstützung der Ukraine als angegriffenem Land, aber auch die Hilfe für geflüchtete Ukrainer, 14 Millionen insgesamt, acht Millionen davon in der EU, über eine Million auch in Deutschland. Unter den vielen Helfenden sei auch der BdV beispielsweise

mit der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer vor Ort tätig. Viele Spenden- und Hilfsaktionen wurden durch verschiedene Landsmannschaften gerade auch mit Hilfe der deutschen Minderheiten in der Ukraine, Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien organisiert. Die deutschen Minderheiten in den osteuropäischen Staaten seien wahre Brückenbauer und der BdV habe dabei tatkräftig geholfen, so der Kanzler. Die zwölf Millionen Vertriebenen prägten bis hinein in die Kinder- und Enkelgeneration die Bundesrepublik. Die Vertriebenen hätten die richtigen Schlüsse aus der Geschichte gezogen, indem sie sich in Gegenwart und Zukunft für mehr Menschlichkeit, Mitgefühl und Versöhnung einsetzen. Scholz erwähnte in diesem Zusammenhang die Charta der Heimatvertriebenen von 1950 als wegweisend für die Versöhnungsarbeit in Europa bis heute und in Zukunft. Der Bundeskanzler: „Deshalb möchte ich mich hier ganz ausdrücklich zur Unterstützung des Bundes der Vertriebenen und seiner Versöhnungsarbeit bekennen. Dazu zählt, die Kultur und die Geschichte der Deutschen aus den ehemaligen Siedlungsgebieten im östlichen Europa lebendig zu halten.“ Ulrich Miksch

turpreises für Literatur, Tina Stroheker, machte mit einigen ihrer Arbeiten den bereits in Vergessenheit geratenen böhmischen Schriftsteller Josef Mühlberger (1903–1985) wieder allgemein bekannt. Nach der Vertreibung 1946 lebte er in Eislingen, wo ihn Stroheker auch kennenlernte. Nach seinem Tod hat sie 1995 die Eislinger Mühlberger-Tage initiiert und diese zwanzig Jahre kuratiert. Sie haben eine internationale und vielschichtige Auseinandersetzung mit Josef Mühlberger, seinem Werk und der Kultur in Böhmen und Mähren angestoßen. Strohekers 2003 erschienenes Buch „Vermessung einer Distanz“ ist ein Erfahrungsbericht über Begegnungen mit dem Schriftsteller. Es gibt, so stellt sie fest, eine verbindende Welt des Geistes über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Generationen. Für ihre Verdienste um den Schriftsteller erhielt sie 2003 den „Josef-MühlbergerPreis“. Immer wieder hat Tina Stroheker in der Tschechischen Republik an Schulen, Universitäten und in Kulturhäusern Lesungen und Vorträge gehalten.

2021 erschien ein neues Buch, das in vielfältiger Weise die deutsch-tschechischen Beziehungen widerspiegelt, und zwar vermittelt über das bewegende Portrait der Germanistin Hana

Jüptnerová (1952–2019), einer mutigen tschechischen Dissidentin, Christin und Brückenbauerin zwischen Sudetendeutschen und Tschechen, mit der Tina Stroheker seit der ersten MühlbergerKonferenz im Jahr 2015 in dessen Heimatstadt Trautenau eng befreundet gewesen ist. Der Titel des Werkes lautet „Hana oder Das böhmische Geschenk. Ein Album“.

Tina Stroheker gehört zu den anerkannten deutschen Autorinnen der älteren Generation. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Sudetendeutscher Kulturpreis für Volkstumspflege

Gegründet wurde „Mauke –Die Band“ im Jahre 2006, das erste Konzert fand im Sudhaus im Rahmen der Kaufbeurer Kulturwoche statt. Zu diesem Zeitpunkt war weder den Musikern noch den Besuchern klar, welcher Stein damit ins Rollen gebracht wurde. Dennoch entschied man sich bei der Wahl des Bandnamens für einen typisch paurischen Begriff. Mauke steht für Brei, also eine Vermischung von Dingen. Mauke – die Band ist

keine klassische Mundartband, sondern viel mehr. Die Vermischung von Musik mit paurischen Texten und Kabarett ist in dieser Form einzigartig.

Die Band besteht aus dem Frontmann und Multiinstrumentalisten Wolfgang Klemm, Schlagzeuger und Mundartdichter Michael O. Siegmund, Gitarrist Herbert Stumpe, Sven Siegmund am Piano, Björn Siegmund zur stimmlichen Begleitung und Dieter Schaurich am Bass.

Aus gelegentlichen Konzerten in den Anfangsjahren, zum Beispiel im Sudhaus Neugablonz oder im Gasthaus Hirsch in Obergermaringen, wurden größere Auftritte mit immer mehr Publikum. Als Durchbruch wird der Auftritt im Rahmen der „ARTigen Samstage“ am 1. August 2009 gesehen, als Hunderte von zugereisten Noppern (paurisch für Nachbarn oder Neugablonzer) den Obstmarkt und die umliegenden Gläßchen füllten, um Mauke zu sehen, zu hören und zu unterstützen. Mauke setzt sich in besonderer Art und Weise für den Erhalt der Gablonzer Lebensart ein und bringt mit ihren immer wieder neuen Programmen die Gablonzer Mundart unter die Leute. Dafür wurde die Band 2013 mit dem Kaufbeurer Kulturpreis und 2019 dem Dialektpreis Bayern ausgezeichnet.

3 AKTUELL Sudetendeutsche Zeitung Folge 15 + 16 | 21.04.2023
Großer Sudetendeutscher Kulturpreis: Johannes Probst. Bildende Kunst und Architektur: Dr. Heike Schwarz. Literatur und Publizistik: Tina Stroheker. Foto: Horst Alexy Volkstumspflege: Die Band Mauke, hier 2013 bei der Verleihung des Kaufbeurer Kulturpreises . Bundeskanzler Olaf Scholz mit (von links) dem AGDM-Vorsitzenden Bernard Gaida, dem DFDR-Vorsitzenden Prof. Dr. Paul-Jürgen Porr und Gastgeber BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius. Foto: Bundesfoto/BdV
Hessens Beauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf und CDU-Chef Friedrich Merz. Foto: HMDIS Hessen
Oben: Milan Horáček, Steffen Hörtler, Rita Hagl-Kehl, Dr. Ortfried Kotzian und Raoul Wirbals. Links: Wolodymyr Leysle erhält eine Spende des BdV. Fotos: Bundesfoto/BdV, U. Miksch

■ Samstag, 22. April, 14.30

Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Jahreshauptversammlung mit Ehrungen. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart.

■ Samstag, 22. April, 15.00

Uhr, SL-Kreisgruppe RothSchwabach: Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen. Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth.

■ Samstag, 22. April, 15.30

Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: „Verschwundener Böhmerwald“. Mit der Filmdokumentation erzählt Emil Kintzl Episoden aus der Grenzregion. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.

■ Samstag, 22. bis Sonntag, 23. April, Bund der Eghalanda Gmoin: Bundeshauptversammlung. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz.

■ Sonntag, 23. April, 14.30

Uhr, Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich: Saisoneröffnung am Südmährerhof im Museumsdorf Niedersulz. Bustransfer ab Haus der Heimat, Steingasse 25, Wien. Anmeldung unter Telefon (00 43) 1 7 18 59 05 oder per eMail an sekretariat@ vloe.at

■ Sonntag, 23. April, 10.00 bis 17.00 Uhr, Walther-HenselGesellschaft: Sonntagssingen.

Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart.

■ Montag, 24. April, 19.00

Uhr: „Böhmische Schlösser –Teil 1: Kremsier“. Vortrag von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Veranstalter: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Bundesverband, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Akkermann-Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising und Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste.

■ Donnerstag, 27. April, 18.00 Uhr, Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg: Konzertabend. Die aus der Ukraine stammende Pianistin

VERANSTALTUNGSKALENDER

Violina Petrychenko präsentiert ihr Programm „Mrii“ (Träume). Der Eintritt ist frei. Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart.

■ Donnerstag, 27. April, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Böhmisch-Bairisches Frühlingssingen mit Dr. Erich Sepp“. Sudetendeutsches

Haus, Hochstraße 8, München.

■ Freitag, 28. April, 15.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde

Augsburg: „Deutsch-Tschechischer Dialog in der jungen Generation“. Vortrag und Gespräch mit Julia Schäffer. Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg.

■ Samstag, 29. April, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Passau: „Wunschkonzert und gemeinsames Singen“. Gasthof Aschenberger, Donaustraße 23, Passau.

■ Dienstag, 2. Mai, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches

Museum: „Erlebnis namens

Heimat – Schreibcafé für Seniorinnen und Senioren“. Dozentin Gunda Achterhold (Journalistin und Autorin). Teilnahmegebühr 15 Euro. Sudetendeutsches

Haus, Museumspädagogik, Hochstraße 8, München. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter ( 089) 48 00 03 37.

■ Freitag, 5. bis Sonntag, 7. Mai, Sudetendeutscher Rat: Marienbader Gespräche. Das diesjährige Motto lautet: „Tschechen, Sudetendeutsche sowie europäische Volksgruppen und Minderheiten im Spiegel der Medien.“ Programm folgt.

■ Samstag, 6. Mai, 14.00 bis 19.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde München und Freising: Begegnungstag „Mitten am Rande – Sudetenland und sein neues Gesicht – Perspektiven in den Grenzregionen der Tschechischen Republik“. Referentin: Veronika Kupková, Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Anmeldung und Info unter eMail: muenchen@ ackermann-gemeinde.de

■ Montag, 8. Mai, 17.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Roth-Schwa-

bach: Maiandacht am Vertriebenendenkmal am Vogelherd. Im Vogelherd bei der Busschleife, Schwabach.

■ Mittwoch, 10. Mai bis Dienstag, 3. Oktober: BayerischTschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“. Öffnungszeiten (bis 14. Mai Eintritt frei): Dienstags bis sonntags 9.00 bis 18.00 Uhr. Haus der Bayerischen Geschichte, Donaumarkt 1, Regensburg. Anschließend wird die Sonderausstellung vom 8. Dezember bis 8. Mai 2024 im Nationalmuseum in Prag gezeigt.

■ Freitag, 12. bis Sonntag, 14. Mai, Paneuropa-Union Deutschland: 49. Paneuropa-Tagen in Stettin und Greifswald unter dem Motto „Paneuropa – Gemeinsam für den Ostseeraum“. Anmeldung und weitere Informationen unter eMail paneuropa-union@t-online.de oder per Fax an (0 89) 99 95 49 14.

■ Samstag, 13. Mai, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn/Wehringen/Klosterlechfeld: Mutter- und Vatertagsfeier Fischerheim, In der Aue 2, Wehringen.

■ Samstag, 13. Mai, 15.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Muttertagsfeier. Gasthaus Lohgarten, Hilpoltsteiner Straße 28, Roth.

■ Samstag, 13. Mai, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Die Stadt Eger mit dem Begegnungszentrum der Deutschen und das Egerlandmuseum in Marktredwitz“. Vortrag von Helga Burkhardt und Christoph Lippert. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.

■ Samstag, 13. Mai, 17.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Maiandacht am Vogelbeerbaum. Stadtpark, Otto-Schrimpff-Straße, Roth.

■ Sonntag, 14. Mai, 13.00 bis 19.00 Uhr: Egerländer Gmoi Stuttgart: Gmoinachmittag. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart.

■ Dienstag, 16. Mai, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Erlebnis namens Heimat – Schreibcafé für Seniorinnen und Senioren“. Dozentin Gunda Achterhold (Journalistin und Autorin). Teilnahmegebühr 15 Euro. Sudetendeutsches haus, Museumspädagogik, Hochstraße 8, München. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter ( 089) 48 00 03 37.

■ Dienstag, 16. Mai, 17.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde München und Freising: Nepomukfeier-Gottesdienst mit der tschechischen katholischen Gemeinde München. Asamkirche, Sendlinger Straße 32, München.

■ Donnerstag, 18. Mai, 11.00 Uhr, Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgs-Verein: Himmelfahrtstreffen und Hahnschlagen. Altvaterbaude des MSSGV bei Schopfloch, Stockert 2, Lenningen.

■ Freitag, 19. Mai bis Sonntag, 6. August: BayerischTschechiche Freundschaftswochen in Selb und Asch. Detailliertes Programm unter www. freundschaftswochen2023.eu

■ Sonntag, 21. Mai, 10.00 bis 18.30 Uhr: Sudetendeutsches Museum: Internationaler Museumstag. 10.15 bis 11.45 Uhr: Themenführung: „Zwischen Himmel und Erde – Zur Religionsgeschichte Böhmens und Mährens“ mit Klaus Mohr. 11.00 bis 13.00 Uhr: Familienführungen mit Nadja Schwarzenegger. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de

14.00 bis 15.00 Uhr: „Götz Fehr: Tu Austria felix“ – eine unterhaltsame Lesung mit Dr. Raimund Paleczek. 15.15 bis 15.45 Uhr sowie 18.00 bis 18.30 Uhr: Tanzperformance „Fremde Freunde“. 16.00 bis 17.00 Uhr: Themenführung „Pilsner Bier und Znaimer Gurken – Sude-

tendeutsche Spezialitäten“ mit Eva Haupt.

■ Sonntag, 21. Mai, 14.00 Uhr, SL-Heimatkreis Braunau: Eröffnung der Ausstellung „Domov/Heimat – Adalbert Meier – Fotografien“. Anläßlich des Internationalen Museumstags werden Abzüge von historischen Glasnegativen aus Wekelsdorf/ Teplice nad Metují gezeigt. Braunauer Heimatmuseum, Paradeplatz 2, Forchheim.

■ Freitag, 26. bis Pfingstsonntag, 28. Mai, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: 73. Sudetendeutscher Tag in Regensburg. Donau-Arena, Walhalla-Allee 24, Regensburg. Programm siehe Seite 5.

■ Samstag, 27. Mai, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart.

■ Dienstag, 30. Mai, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Erlebnis namens Heimat – Schreibcafé für Seniorinnen und Senioren“. Dozentin Gunda Achterhold (Journalistin und Autorin). Teilnahmegebühr 15 Euro. Sudetendeutsches haus, Museumspädagogik, Hochstraße 8, München. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter ( 089) 48 00 03 37.

■ Dienstag, 30. Mai, 17.30 Uhr: Erinnerungen an den Brünner Todesmarsch. Pfarrer i. R. Franz Pitzal erinnert an das grausame Geschehen. Außerdem wird ein Erinnerungsstein, der später am Weltkulturpfad aufgestellt wird, enthüllt. Glockenspiel bei der Mediathek, Jahnstraße, Renningen.

■ Donnerstag, 8. bis Sonntag, 11. Juni: Studienreise der Paneuropa-Jugend Deutschland nach Bosnien-Herzegowina. Anmeldung bis 25. April per eMail an paneuropa-union@t-online.de

■ Samstag, 17. Juni, 10.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn/Wehringen/Klosterlechfeld: Gedenken am Mahnmal der Sudetendeutschen. Mit Bürgermeister Franz Feigl, Stadtpfarrer Bernd Leumann und dem Kreisvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen Augsburger Land, Kurt Aue. Aussegungshalle, Städtischer Friedhof, Wertachstraße, Königsbrunn.

■ Donnerstag, 8. bis Sonntag, 18. Juni: Prager Quadriennale. Die weltweit bedeutendste Wettbewerbsschau des Bühnenbilds und der Theaterarchitektur. Hauptaustragungsort: Markthalle, Bubenské nábř. 306, Holešovice, Prag.

■ Freitag, 9., 14.00 Uhr, bis Samstag, 10. Juni: 72. Deutschhauser Heimattreffen mit Berichten über eine Heimatreise 2022, Mundart-Quiz und vielem mehr. Café Moritz (direkt neben dem Rathaus), Lichtenfels/Oberfranken. Samstag, 10.00 Uhr: Feierstunde mit Totenehrung am Gedenkstein im Bergschloßpark mit musikalischer Umrahmung. Im Anschluß Fortsetzung Heimattreffen im Café Moritz. Weitere Informationen unter www. deutschhause.jimdofree.com

■ Samstag, 10. Juni, 10.30 bis 16.00 Uhr: SL-Bezirksverband Schwaben: Bezirksneuwahlen. Trachtenheim, Donauwörther Straße 46, Königsbrunn.

■ Samstag, 10. Juni, SLKreisgruppe Erlangen und Akkermann-Gemeinde Erlangen: Fahrt nach Eger und Marktredwitz. Anmeldung bei Christoph Lippert, Telefon (0 91 32) 97 00, oder eMail info@lti-training.de

■ Dienstag, 13. Juni, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Erlebnis namens Heimat – Schreibcafé für Seniorinnen und Senioren“. Dozentin Gunda Achterhold (Journalistin und Autorin). Teilnahmegebühr 15 Euro. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Anmeldung unter eMail anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter ( 089) 48 00 03 37.

Nachlese: EU-Ratspräsidentschaft und Staatspräsidentenwahl

■ Dienstag, 25. April, 18.00 bis 20.00 Uhr, Online-Seminar: „Nachlese zur EU-Ratspräsidentschaft und zur Staatspräsidentenwahl in der Tschechischen Republik“. Gespräch mit dem Zeitgeschichtler Dr. Miroslav Stanik.

Zwei wichtige politische Ereignisse fanden mit und in der Tschechischen Republik statt. In der zweiten Jahreshälfte 2022 hatte Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft inne. Zudem fand am 27. und 28. Januar 2023 die Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten Petr Pavel (Foto) und Andrej Babiš statt, die Pavel gewann. Er wurde am 9. März 2023 der vierte Staatspräsident der Tschechischen Republik.

In dieser Veranstaltung wollen wir uns mit diesen beiden politischen Ereignissen beschäftigen, Hintergrundwissen vermitteln, sie analysierten und die Ergebnisse diskutieren. Anmeldung unter https://zoom.us/meeting/register/ tJ0scOytqTMoH9SQrJOYt-C7En3FZS1uotdH oder über die Homepage www.heiligenhof.de

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❯ Buchvorstellung

Stalins Terror gegen Deutsche in der Ukraine

■ Dienstag, 27. April, 19.00 Uhr: „Der ,Große Terror‘ in der Ukraine. Die ,Deutsche Operation‘ 1937–1938“. Buchpräsentation mit Dr. Alfred Eisfeld (Foto unten, Mitte). Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München.

Die vorliegende Quellenedition enthält zentrale Dokumente zu Methoden, Umfang und Folgen stalinistischer Gewalt gegen Deutsche in der Ukrainischen Sowjetrepublik in den Jahren 1937 und 1938.

Im Zuge der sogenannten „deutschen Operation“ wurden in der UdSSR rund 70 000 Menschen verurteilt und der größte Teil von ihnen erschossen. Die einzigartigen historischen Quellen – darunter Anordnungen, Rundschreiben, Prozeßakten und Sitzungsprotokolle – zeichnen für den deutschen Leser ein dunkles Kapitel der rußlanddeutschen und der ukrainischen Geschichte nach. Die mehr als 160 Dokumente aus den ehemaligen KGB-Archiven in der Ukraine und dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes werden ergänzt durch Kurzbiografien von NKVD-Mitarbeitern und Parteifunktionären, durch Faksimiles von Akten und Fotos von Mitarbeitern der deutschen Konsulate in der Ukraine, die der Spionage verdächtigt wurden.

Nachdem 2018 in Kiew die Quellenedition „Der ‚Große Terror‘ in der Ukraine: Die ‚Deutsche Operation‘ der Jahre 1937–1938“ veröffentlicht worden war, liegt nunmehr auch die überarbeitete deutschsprachige Ausgabe vor. Sie wurde von Alfred Eis-

feld in Zusammenarbeit mit Historikern wie Otto Luchterhandt, Joachim Tauber und Dmytro Myeshkov vorgenommen.

Dr. Alfred Eisfeld (geboren 1951 in Uwa, Udmurtische ASSR, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein deutscher Historiker. Der Schwerpunkt seiner Forschungen liegt auf der Geschichte der Deutschen im Russischen Reich und in der Sowjetunion. Nach dem Studium der Geschichte Ost- und Südosteuropas sowie der Politik- und Zeitungswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1975) und an der Ludwig-Maximilians-Universität München (1977) wurde er 1983 in München promoviert. Seit 2010 ist Dr. Eisfeld wissenschaftlicher Mitarbeiter am Standort Göttingen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) sowie wissenschaftlicher Berater der Stiftung Flucht, Vertreibung,

Sudetendeutsche Zeitung Folge 15 + 16 | 21.04.2023 4 TERMINE
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❯ Auf Bayerns Seen

Freie Fahrt für Ehrenamtler

Gute Nachricht für alle Bürger, die sich in Bayern für ihre Mitmenschen enagieren: Als Dankeschön können sie mit der Ehrenamtskarte jetzt auch kostenlos in See stechen.

Bayerns Ehrenamtsministerin Ulrike Scharf betonte bei der gemeinsamen Saisoneröffnung mit Finanzminister Albert Füracker: „Bayern ist Ehrenamtsland! Ich freue mich, daß Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenamtskarte jetzt kostenlos mit der gesamten Flotte der Bayerische Seenschifffahrt fahren können – so oft sie wollen.“ Dies sei, so die Ministerin, nach Gema-Gratisticket und Ehrenamtsversicherung ein weiteres starkes Bekenntnis des Freistaates Bayern für das Ehrenamt.

Die 2011 durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ins Leben gerufene Ehrenamtskarte beinhaltet zahlreiche Vergünstigungen. So gewährt beispielweise die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung freien Eintritt für den Besuch aller ihrer Schlösser und Burgen.

❯ Serie Ehrensache Ehrenamt: Sonnhilde Bachmeier und Roland Scheufleer leiten gemeinsam die SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen

Erfolgreich als Doppelspitze

Es sind Probleme, mit denen so gut wie alle Kreis- und Ortsverbände der Sudetendeutschen Landsmannschaft konfrontiert sind: Mitgliederschwund und Mangel an Ehrenamtlichen. „Wir könnten nun jammern, daß wir zu alt seien oder die Jugend kein Interesse habe, aber dieses Gejammere haben wir abgestellt“, sagt Roland Scheufler.

Gemeinsam mit Sonnhilde Bachmeier leitet Scheufler seit viereinhalb Jahren die Kreisgruppe StraubingBogen. Diese Doppelspitze ist bewußt gewählt. Neben den beiden gleichberechtigten Vorständen besteht zudem ein erweiterter Vorstand mit neun Mitgliedern. Die Idee dahinter: „Die Ideen und der Zusammenhalt einer eingeschworenen Mannschaft bewirken und verändern mehr als ein Einzelkämpfer“, sagt Roland Scheufler.

Diese Mannschaft hat sich viel vorgenommen und schon einiges bewirkt. Für das Jahr 2022 etwa war das Ziel, die Zahl der Mitglieder um 18 Prozent zu steigern – oder anders gerechnet: zwölf neue Mitglieder zu gewinnen, für jeden Monat des Jahres ein Neuzugang.

„Mit 13 neuen Mitgliedern wurde das Ziel sogar übererfüllt“, freut sich Sonnhilde Bachmeier. Gestiegen ist auch die Teilnehmerzahl bei den Veranstaltungen. „Mit 76 Anwesenden bei der letzten Jahreshauptversammlung, 75 Teilnehmern bei der Adventsfeier 2022 und 95 bei der Faschingsfeier in diesem Jahr hat sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt“, freut sich Roland Scheufler.

Neben dem Zusammenhalt im (erweiterten) Vorstand benennen Bach-

meier und Scheufler noch einige weitere Punkte, die sich für sie in der Leitung der Kreisgruppe als wichtig und richtig erwiesen haben.

„Kommunikation ist das A und O“, sagt Sonnhilde Bachmeier. Dazu zählt zunächst der Kontakt mit den Mitgliedern vor Ort: „Wir verstehen uns als

Kümmerer“, sagt Scheufler. Wer neu dazu kommt, wird von den beiden Vorständen gerne eingebunden und bekommt Verantwortung übertragen. „Fehler werfen wir nicht vor – jeder wächst mit seinen Aufgaben“, sagt Roland Scheufler und fügt hinzu: „Auch situatives und dauerhaftes Loben sind unabdingbar.“

Zudem achten die beiden darauf, daß Einnahmen und Spenden zeitnah den Mitgliedern zugutekommen.

Wichtig ist ihnen auch, für die Mitglieder und für alle Interessierten ein interessantes und abwechslungsreiches Programm anzubieten. „2022 haben wir gemeinsam das Sudetendeutsche Museum besucht, derzeit planen wir eine dreitätige Busreise ins Egerland“, berichtet Sonnhilde Bachmeier. Damit auch Menschen von außen auf die Sudetendeutsche Landsmannschaft aufmerksam werden, zeigen Bachmeier und Scheufler Präsenz, etwa

❯ In Pilsen begann am Montag der Prozeß gegen 21 ehemalige Funktionäre, Schiedsrichter und Spieler

bei regionalen öffentlichen Veranstaltungen.

Beide widmen der Sache mindestens die Hälfte ihrer Freizeit. „Daß es mit der SL weitergeht, ist meine Hauptmotivation“, sagt Sonnhilde Bachmeier. Sie ist 78 Jahre alt und seit 22 Jahren Mitglieder der Landsmannschaft. Ehrenamtliches Engagement hat im Leben der Sekretärin immer eine wichtige Rolle gespielt: politisch, kirchlich und sozial. So war sie unter anderem viele Jahre lang federführend in der Rumänienhilfe e. V. tätig.

Der 61-jährige Roland Scheufler, Bankdirektor a. D., ist seit zwölf Jahren Mitglied der SL – „ganz selbstverständlich als Nachrücker für meine verstorbene Mutter“, sagt er. Auch er ist noch in anderen Bereichen, darunter im Straubinger Fußballverein VfB, aktiv und sagt über sein Engagement: „Ich bin dankbar für mein größtenteils sorgenfreies Leben und möchte gerne den Menschen, der Solidargemeinschaft und der Gesellschaft, mit der ich in Kontakt komme, etwas zurückgeben.“

Gleichzeitig ist die Arbeit bei der SL für ihn mit vielen erfüllenden Erlebnissen verbunden, wie er sagt. Und Sonnhilde Bachmeier ergänzt: „Jede unserer Zusammenkünfte ist ein schönes Erlebnis, weil sich unsere Mitglieder und Freunde auf jedes Beisammensein besonders freuen und dabei außerordentliche Dankbarkeit der Menschen zurückkommt.“

Und so sind Sonnhilde Bachmeier und Roland Scheufler auch für dieses Jahr zuversichtlich, daß sich die Mitgliederzahl weiterhin positiv entwickeln wird. Dr. Kathrin Krogner-Kornalik

Ex-Fußballchef Roman Berbr droht lange Haftstrafe

Für sieben Jahre will die Staatsanwaltschaft den ehemaligen Vize-Präsidenten des tschechischen Fußballverbandes FAČR, Roman Berbr, ins Gefängnis schicken. Auch den anderen zwanzig Mitangeklagten drohen empfindliche Strafen.

Am Montag hat in Pilsen die juristische Aufarbeitung eines Fußballskandals begonnen, der im Herbst 2020 aufgedeckt wurde und weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Im Mittelpunkt steht der 68jährige Roman Berbr, von 2013 bis zur Aufdekkung des Skandals Vizepräsident des nationalen Fußballverbandes. Der ehemalige Schiedsrichter und Ex-Mitarbeiter der tschechoslowakischen Staatssicherheit zählt seit Jahren zu den umstrittensten Figuren im tschechischen Fußball. So wurde Berbr 2015 vom ehemaligen Fifa-Schiedsrichter Libor Kova-

rik öffentlich vorgeworfen, das tschechische Schiedsrichterwesen durch Mobbing und willkürliche Strafen gegen unliebsame Unparteiische zu kontrollieren.

Die Anklage wirft Berbr und seinen Komplizen Bestechung und Bestechlichkeit vor. So sollen fünf Spiele des Prager Drittligisten Slavoj Vyšehrad im Mai und Juni 2019 manipuliert worden sein, um einen Aufstiegsrang zu erreichen – was zunächst auch gelang. Außerdem sollen weitere Bestechungsgelder geflossen sein, um Sportwetten illegal zu beeinflussen. Zudem wird Berbr vorgeworfen, Gelder des Fußball-Kreisverbandes Pilsen in Höhe von 2,3 Millionen Kronen (knapp 100 000 Euro) unterschlagen zu haben.

Im Oktober 2020 schlug dann die Polizei zu und durchsuchte unter anderem den Sitz des Fußballverbandes in Prag. Berbr sowie der damalige sportli-

che Leiter von Slavoj Vyšehrad, Roman Rogoz, der Schiedsrichter Tomáš Grimm und der frühere Erstliga-Spieler Michal Káník wurden zunächst in Untersuchungshaft genommen. Erst nach drei Monaten, am 13. Januar 2021, konnte Berbr das Pankratz-Gefängnis in Prag wieder verlassen – zumindest vorläufig.

An Ostern feierten wir wieder unsere Erlösung durch Jesus Christus. Das ist der Kern dieses wichtigsten Festes im kirchlichen Jahreskreis. Mit der Auferstehung Jesu wird uns das Vertrauen geschenkt, daß das Leben stärker ist als der Tod, stärker als alle Todesmächte, die uns Menschen umfangen und hinunterziehen. Ostern ist von daher „ein Fest gegen die Schwerkraft“, wie es der emeritierte Bischof von Graz-Seckau, Egon Kapellari, einmal ausdrückte.

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ Dieser Satz stammt aus dem im Johannesevangelium überlieferten nächtlichen Gespräch Jesu mit dem Pharisäer Nikodemus. Ich habe ihn in den Tagen vor Ostern immer und immer wieder im Herzen gehabt. Mit dem „ewigen Leben“ ist die Kraft von oben gemeint. Eine Kraft, die nicht hinunterzieht, sondern unserem Leben Auftrieb und Schwung gibt.

In den Nächten unseres Lebens spendet uns der Glaube an die hingebungsvolle Liebe Gottes Hoffnung und Zuversicht. Wir sind nicht verlassen. Wir sind nicht unserem Elend und dem Tod ausgeliefert. Unser Leben ist sinnvoll, weil Gott in seiner Liebe einen langen Atem bewies und stets neu beweist. Jede Dunkelheit unseres menschlichen Seins ist von dieser Liebe ausgeleuchtet.

Manchmal sehen wir das Licht der göttlichen Liebe nur schwach. An Ostern aber erstrahlt es hell und stark. Durch die Feier der Auferstehung, die sich jedes Jahr über 50 Tage hindurch bis zum Pfingstfest erstreckt, lernen wir zu verstehen, daß die Nächte unseres Lebens in einen neuen Morgen münden. Es gibt zwar Situationen, angesichts derer uns der Glaube an die liebevolle Hingabe Gottes, an seinen langen Atem und an das Kommen eines neuen Morgens schwerfällt. Aber Hand aufs Herz: Nicht zu glauben, ist auch schwer. Es hieße nämlich, auf jede tiefgreifende Hoffnung verzichten zu müssen.

Es geht um Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit: Seit Montag müssen sich der ehemalige VizePräsident des tschechischen Fußballverbandes FAČR, Roman Berbr (Mitte), und zwanzig Mitangeklagte vor dem Kreisgericht in Pilsen verantworten.

Neben Berbr drohen auch Rogoz sieben Jahre Haft. Die Dauer für das Hauptverfahren vor dem Kreisgericht in Pilsen ist auf 45 Verhandlungstage angesetzt. Die Urteile könnten noch dieses Jahr fallen. In der Anklageschrift spricht die Staatsanwaltschaft von organisiertem Verbrechen. Torsten Fricke

In der Wallfahrtskirche auf dem Ellwanger Schönenberg, die ich derzeit immer noch betreue, gibt es ein interessantes barockes Wandfresko. Es zeigt den Auferstandenen, der seiner Mutter Maria erscheint. Dieses Motiv kommt zwar in den Osterzeugnissen der Evangelien nicht vor. Dort wird nur berichtet, daß Maria unter dem Kreuz stand. Danach begegnet sie uns erst wieder in der Apostelgeschichte, als die Jünger zusammen mit ihr auf das Kommen des Heiligen Geistes warteten.

Die Begegnung des Auferstandenen mit seiner Mutter entspricht aber nicht nur einer frommen Vorstellung. Wenn es wirklich wahr ist, daß Jesus von den Toten auferstanden ist, dann schenkt er allen, die mit ihm verbunden sind, Erfahrungen seiner Gegenwart. An Maria soll auf diese Weise beispielhaft sichtbar werden, was uns allen in den unterschiedlichsten Situationen unseres Lebens geschenkt ist: Wir dürfen den auferstandenen Herrn mit den Augen unseres Herzens sehen und seine lebensspendende Kraft immer wieder neu erfahren.

❯ Mut tut gut Auftrieb
und Schwung
AKTUELL · KOLUMNE Sudetendeutsche Zeitung Folge 15 + 16 | 21.04.2023 5
Leinen los und freie Fahrt für Bayerns Ehrenamtliche. Von links: Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Schi fahrt, und Betriebsleiter Matthias Leis sowie Ehrenamtsministerin Ulrike Scharf und Finanz- und Heimatminister Albert Füracker. Foto: StMAS Ein gutes Team: Sonnhilde Bachmeier und Roland Scheu er leiten gemeinsam die SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen. Foto: privat

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PERSONALIEN

� Wissenschaftler, Freigeist und Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung

Ortfried Kotzian 75

Am 19. April wurde Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, 75 Jahre alt.

Volksgruppensprecher Bernd Posselt gratuliert seinem engen Weggefährten und Mitstreiter von ganzem Herzen: „Ortfried Kotzian ist ein begnadeter Pädagoge. Sein nahezu enzyklopädisches Wissen über die Geschichte und Kultur nicht nur der Sudetendeutschen, sondern ganz Mitteleuropas kann er faszinierend aufbereiten und sowohl in Schrift als auch in Wort einem breiten Publikum so vermitteln, daß auch Spezialisten ständig Neues erfahren. Er gehört zu jenen sudetendeutschen Intellektuellen, die entscheidend dazu beitragen, daß das Geistesleben unserer Volksgruppe auch fast acht Jahrzehnte nach der Vertreibung immer weiter sprudelt und neue Wege findet. Von der Bukowina, dem Buchenland im Südosten der einstigen Habsburgermonarchie, bis in seine Wurzelheimat im Riesengebirge, von der Lehrerausbildung im schwäbischen Dillingen bis hin in die Münchener Ministerien kennt und schätzt man diesen unermüdlichen Arbeiter im Weinberg unserer Volksgruppe. Gemeinsam mit seiner Frau, seinen Kindern und seinen Enkeln zählt er zu denen, auf denen die Hoffnung beruht, daß wir auch weiterhin eine lebendige und kulturell produktive Volksgruppe bleiben werden. Daß er sich außerdem noch als maßgeblicher Vorkämpfer des Sudetendeutschen Museums und Vorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung historische Verdienste um das sudetendeutsche Erbe erworben hat, ist eine Tatsache, die vergessen machen könnte, daß dahinter eine Unmenge von har-

Dieter Heller, eine Institution im Vereinsleben der Kreisstadt Roth in Mittelfranken, wurde am 6. April 85 Jahre alt.

Wie ein roter Faden zieht sich landsmannschaftliches Wirken durch Dieter Hellers Leben. Zu seiner Überzeugung, einer rechten Sache zu dienen, kommt seine Neigung zur Perfektion, was nicht alle Landsleute begeistert – vor allem jene, die nicht gerade aufgeweckt ihre Amtsträgerverantwortung wahrnehmen. Als Bezirksobmann schätze ich seine Mitarbeit auf allen Ebenen der SL und konsultiere meinen Kreis-, Orts- und früheren Vize-Bezirksobmann auch in Organisations- und Satzungsangelegenheiten.

Heller war 1955 bis 1960 SdJFührer in Roth, ich war sein Nachfolger. Von meinem Vater Professor Wolfgang Heiser übernahm er 1976 den Vorsitz der SLOrtsgruppe. Vorher war sein Vater Hugo Heller Ortsobmann.

Dieter Heller führt seit 32 Jahren die Kreisgruppe Roth-Schwabach. Seine vielseitigen Aktivitäten und Ideen erhalten die Lebendigkeit seiner Gruppen. Seit über 30 Jahren organisiert er jeden Monat einen heimatpolitischen Frühschoppen, der turnusmäßig in den Ortsgruppen mit prominenten Gästen ausgerichtet wird. In seinem Kochkreis treffen sich seit 37 Jahren an der böhmischen, bayerischen und überregionalen Küche interessierte Landsleute.

Zu runden landsmannschaftlichen Jubiläen konzipierte er öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen mit Ausstellungen und Zeitzeugengesprächen wie 1996 50 Jahre Ankunft in Bayern oder 2006 60 Jahre Vertrei-

ter und zuweilen mühsamer, nervenaufreibender Alltagsarbeit steckt, der er sich in aufopfernder Weise stellt. Wir haben ihn dafür mit unserer höchsten Auszeichnung, dem Ehrenbrief, bedacht und wünschen ihm zum Geburtstag Gottes reichen Segen, uns aber, daß er noch viele Jahre so aktiv die sudetendeutsche Sache vorantreibt.“

Kotzians Eltern stammten aus Hohenelbe im Riesengebirge und strandeten nach der Vertreibung in Bayerisch Schwaben. In Augsburg studierte er, machte die Erste Lehramtsprüfung, lehrte und promovierte summa cum laude. Bekannt machten ihn zunächst der Aufbau und die Leitung des Bukowina-Instituts Augsburg.

In dieser Stellung war er Kulturrat, später Kulturdirektor des Bezirks Schwaben. 2002 übernahm er als Regierungsdirektor das Haus des Deutschen Ostens in München.

Sein besonderer Forschungsbereich war die Lage der Deutschen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Darüber veröffentlichte er die meisten Beiträge wie „Die Deutschen in Ost- und Südosteuropa. Eine Arbeitshilfe für Jugendgruppen, Schulen und die Erwachsenenbildung“ (1983), „Die Deutschen im kommunistischen Machtbereich Osteuropas, Südosteuropas und der Sowjetunion. Grundlegende Informationen zum Verständnis der Schulsituation und des Spracherwerbs in den Herkunftsländern der Aussiedlerkinder“ (1986), „Die Deutschen in den Aussiedlungsgebieten“ (1990), „Die Aussiedler und ihre Kinder: Eine Forschungsdokumentation über die Deutschen im Osten der Akademie für Lehrerfortbildung und des Bukowina-

Instituts Augsburg“ (1991) und „Die Deutschen aus dem Osten in Augsburg“ (1998). In der Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat „Vertreibungsgebiete und vertriebene Deutsche“ erschien 2004 der Band „Die Umsiedler. Die Deutschen aus West-Wolhynien, Galizien, der Bukowina, Bessarabien, der Dobrudscha und in der Karpatenukraine“. Mit Johannes Hampel gab er „Das BukowinaInstitut in Augsburg“ und „Spurensuche in die Zukunft – Europas vergessene Region Bukowina“ sowie die Festschrift „Von Troppau bis Czernowitz – Vermächtnisse eines Mitteleuropäers im 20. Jahrhundert“ zum 70. Geburtstag Hampels heraus. 2015 erschienen seine Bücher „Wer sind die Rußlanddeutschen? Leben, Schicksal und Kultur einer deutschen Volksgruppe im Osten Europas und in Mittelasien“ und „Deportation von Bukowinadeutschen in die Sowjetunion“, das er mit Ioana Scridon und Luzian Geier verfaßt hatte.

1977 gründete er mit Rudolf Grulich und Erich Kukuk den Arbeitskreis für Volksgruppen- und Minderheitenfragen. Wegen seiner subtilen Kenntnis der Volksgruppenfragen wurde er 2002 Vorsitzender des Trägervereins des Internationalen Instituts für Nationalitätenrecht und Regionalismus. Er war Herausgeber und Schriftleiter von Zeitschriften und Publikationsreihen, deren wichtigste das „Kaindl-Archiv – Zeitschrift des BukowinaInstituts für den Kulturaustausch mit den Völkern Mittel- und Osteuropas“ ist. Er organisierte Tagungen, Symposien und Konferenzen im In- und Ausland. Seine Studienfahrten und Exkursio-

� Landsmannschaftliche Vielzweckwaffe

Dieter Heller 85

bung. 2006 beteiligte er sich an der heimatkundlichen Schriftenreihe „Erinnerung an Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren“ des Landkreises Roth, 2009 am Festakt 90 Jahre 4. März, 2010 mit Ausstellung und Festveranstaltung an der 950-Jahr-Feier von Roth, an der zentralen Veranstaltung für Mittelfranken beim ersten Bayerischen Vertriebenengedenktag in Schwabach im Vogelherd oder 2016 an 70 Jahre Vertreibung mit Zeitzeugengesprächen im Vogelherd. 2017 erschien sein Buch „Das Flüchtlingslager Vogelherd“.

2010 war er Mitherausgeber der deutschen Ausgabe des tschechischen Buches „Verschwundene Orte des Duppauer Gebirges“.

Der Pflanzung eines Vogelbeerbaumes mit Gedenkstele im Rother Stadtpark 2010 folgen seit 2013 jährlich die Maiandacht und das Vogelbeerbaumfest im September.

In seiner Frau Hannelore, die sich ebenso mit viel Engagement auf allen Ebenen der Landsmannschaft bewegt, fand er die ideale Partnerin fürs Leben. So manche vom eifrigen Ehemann ausgelöste landsmannschaftlich stürmische Wellen brachte die ausgleichende Art seiner Hanne wieder in ruhiges Fahrwasser.

Heller gehörte 2005 bis 2011 der Sudetendeutschen Bundesversammlung an, zuletzt als Vorsitzender des Organisationsausschusses. Seit 2005 ist er als

nen in den Osten Europas sind legendär. Seine letzte Studienreise führte zu den deutschen Sprachinseln in Oberitalien. Er veröffentlicht in in- und ausländischen Publikationen. Ob SdJ, DJO, SL, Sudetendeutsche Bundesversammlung oder Sudetendeutscher Rat: Überall war oder ist er Mitglied auf allen Ebenen. Dementsprechend zahlreich sind seine Auszeichnungen.

Kotzian-Freund Rudolf Grulich lobt besonders seine Objektivität und seinen Mut zur Wahrheit. Diesen Mut zur Wahrheit bewies er auch bei der Abschiedsfeier 2013 im HDO: Alle weiteren Wünsche, so Kotzian, lehne er mit dem Hinweis auf den weggelegten Dirigentenstab höflich, aber bestimmt ab. Außerdem ziehe er sich nun zurück.

Doch der Rückzug währte nicht lange: 2015 wurde er Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung und war Motor beim Aufbau des Sudetendeutschen Museums. 2021 wurde er Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk.

Mittlerweile ist das Museum eröffnet, aber noch nicht fertig. Und Ortfried Kotzian bleibt der beharrliche Motor bei der Fertigstellung des Museums und der Modernisierung des Sudetendeutschen Hauses. „Danach“, ist er zutiefst überzeugt, „wird die Stiftung für die Zukunft der Sudetendeutschen der überzeitliche Eckpfeiler sein, wenn man ihre Bedeutung auch in der Breite der Sudetendeutschen Volksgruppe erkennt und entsprechend begreift.“ Brillant und manchmal provokant ist der heimatverbundene Freigeist an der Spitze der Sudetendeutschen Stiftung. So möge er zum Wohle der Landsleute bleiben. Nadira Hurnaus

und avancierte zum Oberamtsrat beim Landbauamt Ansbach, wo er 2001 in den Ruhestand ging.

Stellvertretender Finanzreferent Mitglied des Vorstandes der SLLandesgruppe Bayern und unterstützt seine Hannelore bei der Finanzverwaltung. 2008 half er bei der Herausgabe der Arbeitshilfen für die Amtswalter der Landesgruppe.

Für sein Engagement wurde er mit dem Großen SL-Ehrenzeichen, der Rudolf-Lodgman-Plakette und der Verdienstmedaille der SL Bayern in Silber geehrt. 2016 erhielten Dieter und Hannlore Heller das Bundesverdienstkreuz und 2022 die Verdienstmedaille der SL Bayern in Gold.

Dieter Heller kam in Sandau/Kreis Böhmisch Leipa zur Welt. Sein erstes Schuljahr erlebte er 1944 noch in der Heimat, im zweiten hatte er aufgrund der Vertreibung „schulfrei“. Nach der Vertreibung gelangten seine Eltern und er über das Flüchtlingslager Vogelherd nach Arnsberg im Altmühltal und 1947 nach Roth. In den fünfziger Jahren absolvierte er die Mittlere Reife, errang praktische Kenntnisse am Bau und schloß 1960 ein Hochbauingenieurstudium mit Erfolg ab.

Unser Land konnte nichts Besseres tun, als einen Mann in seine Dienste zu nehmen, der nicht nur seiner fachlichen Qualifikation wegen, sondern auch seiner Akkuratesse wegen der ideale Beamte ist. So kam er zur Bayerischen Staatsbauverwaltung beim Landbauamt Nürnberg

Seine Steckenpferde sind Briefmarken, Kochen, Garten, Advent im Erzgebirge, Sylt, und mit Leidenschaft bewegt ihn alles, was mit Eisenbahn zu tun hat. Seine Engagement in der SL verzögert seit Jahren die Wiederinbetriebnahme seiner Modelleisenbahn.

Der 85jährige legt Wert auf die Feststellung, daß seine zwei Töchter aus früherer Ehe SL-Mitglieder sind. Er schielt diesbezüglich auf seine Enkelkinder. Volksgruppensprecher Bernd Posselt bringt Dieter Heller die größte Wertschätzung entgegen: „Dieser Landsmann und seine Frau Hannelore gehören in unserer Volksgruppenorganisation seit Jahrzehnten und auf allen Ebenen zu den Vielzweckwaffen. Von hohen verbandspolitischen Ämtern in Bund und Land reichte und reicht das Spektrum der Funktionen bis hin zur unermüdlichen Basisarbeit in der Orts- und Kreisgruppe. Dasselbe gilt inhaltlich: Dieters Fachwissen und große Erfahrung umfassen komplizierte Satzungsfragen ebenso wie erfolgreiche Publizistik und geradezu legendäre böhmische Kochkurse. Menschen wie ihm verdanken wir, daß unsere Landsmannschaft auch fast 80 Jahre nach der Vertreibung nach wie vor blüht und gedeiht. Er wahrt als Vertreter der Erlebnisgeneration wertvolle Traditionen und entwickelt gleichzeitig seit frühester Jugend immer neue Ideen für die Zukunft. Ich wünsche Dieter Heller namens unserer Volksgruppe und persönlich von Herzen viel Glück, Gesundheit und Gottes reichen Segen.“ Eberhard Heiser

FORUM Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 6
15+16/2023

Das Sudetendeutschen Museum in München hatte eingeladen zu einem Streifzug durch die Geschichte der Kaffeehausmusik: „Auf a Melange im Café Central“ hieß das Konzert, das kurz vor Ostern im Sudetendeutschen Haus in München stattfand. Sängerin Iris Marie Kotzian, Geigerin Anna-Sophia Kraus und Pianist Christoph Weber ließen Melodien aus 300 Jahren erklingen. Den unersetzlichen KaffeehausOber gab Carsten Eichenberger.

Die Klänge des „Frühlingsstimmenwalzers“ von Johann Strauß Sohn erklingen von der Bühne im Adalbert-Stifter-Saal, als die kleine Konzertrevue beginnt: Iris Marie Kotzian führt bei einem chronologischen Streifzug durch die Kaffeehausmusik der Donaumonarchie, streift durch berühmte Kaffeehäuser und präsentiert die bekanntesten Musiktitel, die im Café ihren Siegeszug begannen.

Die Sopranistin startet ihre musikalische Reise in Cafés in Wien und dem Habsburgerreich und zieht danach auf den Spuren berühmter Komponisten nach Berlin und dann Paris, wohin viele während der Nazi-Zeit zunächst flohen, und schließlich nach Übersee.

Musikalisch begleitet wird sie von der Violinistin Anna-Sophia Kraus und dem Pianisten Christoph Weber am Flügel. Die beiden haben zum Einstieg den „Frühlingsstimmenwalzer“ in einer Bearbeitung von Christoph Weber nur instrumental gespielt. Dann tritt die Sängerin auf, zunächst als vornehme Witwe ganz in Schwarz. Sie bestellt im Wiener Café Central singend „Herr Ober, zwei Mokka“, frei nach Ralph Benatzky und Willy Rosen. Damit wendet sie sich an den Oberkellner Leopold, der sie bedient.

Vier Virtuosen am Werk

Den Ober Leopold gibt Carsten Eichenberger überzeugend als perfekten Kellner: Er serviert der Sopranistin Kaffee in einem Täßchen. Später schenkt er Sekt in feine Gläser aus, die er auch den beiden Musikern bringt.

Schließlich serviert er Iris Marie Kotzian frischen Streuselkuchen – von dem die Gäste in der Pause auch ein Stück erhalten – und sogar eine warme Palatschinke. Er wischt außerdem stoisch den Tisch sauber und poliert alle Gläser während der wunderbaren Musikstücke des Konzerts.

Gestärkt mit einem Täßchen

Mokka, singt Iris Marie Kotzian nun gleich „Spiel auf Deiner Geige“ aus „Venus in Seide“ von Robert Stolz. Sie stellt dann gleich die junge Geigerin als angeblich frisch aus Ungarn importierte Virtuosin vor.

Wie es sich für eine ungarische Zigeunerin gehört, tritt Anna-Sophia Kraus authentisch barfüßig auf und spielt temperamentvoll „Rumänische Volkstän-

Mokka, Melange und Musik

Kotzian. Dort machen Frank Silver (Text) und Irving Cohn (Musik) „Yes! We Have No Bananas“ zum Kassenschlager. Die deutsche Textfassung „Ausgerechnet Bananen!“ stammt von Fritz Löhner-Beda, der es nicht mehr ins Ausland schafft und 1942 im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht wird. Der mährische Komponist Ralph Benatzky wiederum, von dem Iris Marie Kotzian „A Mehlspeis“ aus dem Musikspiel „Das kleine Café“ singt, landet nach seiner Flucht in die Schweiz sogar in Hollywood. Von ihm singt Kotzian den „Wiener Walzer“ („Ich weiß auf der Wieden ein kleines Hotel“), den Benatzky schon 1915 geschaffen hat. Ein Treffpunkt der musikalischen Emigranten, die nun auch Europa verlassen mußten, ist das Café Vienna in New York City, wo die Lieder „The Coffee Song“ von Bob Hilliard und Dick Miles und „Boston Intermezzo“ von Edmund Nick erklingen.

Treffpunkt vieler musikalischer Emigranten ist inzwischen auch das Café Austria in Paris, in dem sich die Sängerin jetzt einen Palatschinken servieren läßt. Sie hört dabei den Klängen der „Humoresque“ von Antonin Dvořák zu. In der Version als „Kleine Frühlingsweise“ der Comedian Harmonists hat das Stück es zu weltweitem Erfolg gebracht. Nach der Stärkung mit der beliebten Mehlspeise jubelt Kotzian „Paris, du bist die schönste Stadt der Welt“ und schmachtet über „Bel ami“ von Theo Mackeben und Hans Fritz Beckmann. Deren Lied „So oder so ist das Leben“ klingt eher resigniert.

Mit „Das muß ein Stück vom Himmel sein“ aus „Der Kongreß tanzt“ und „Ein Freund, ein guter Freund“ aus „Die Drei von der Tankstelle“ hören alle dann zwei „Hits“ von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert.

Emigranten im Café

ze“. Die Kompositionen von Béla Bartók führen in das Café New York in Budapest. Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts hätten bekannte Komponisten sogar eigene Schlüssel zu diesem Kaffeehaus gehabt, erläutert Iris Marie Kotzian.

„Hoppla! Jetzt komm ich!“ vom gebürtigen Königsberger Werner Richard Heymann bringt alle auf der Caféroute weiter nach Berlin, und zwar zu „Damals im Romanischen Cafe“ mit Text und Musik von Willi Kollo. Nach Berlin ist auch der ungarische Komponist Paul Abraham gezogen, der dort durch die Operette „Ball im Savoy“ bekannt ge-

worden ist. Den Text zu seinem Lied „Toujours l‘amour“ stammte vom Böhmen Fritz Löhner-Beda und dem Wiener Alfred Grünwald. Wie viele andere würden diese jüdischstämmigen Komponisten und Textdichter ab 1933 vor den Nationalsozialisten fliehen müssen, erst nach Westeuropa oder Prag, später nach England und Amerika, erinnert Iris Marie Kotzian.

Aber noch jubelt die Sängerin „Das gibt’s nur einmal“ aus „Der Kongreß tanzt“ von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert. Aus dem „Tanz auf dem Vulkan“ von Theo Mackeben und O. E. Hesse präsentiert sie

neckisch „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“. Dazu verwandelt sie sich auf offener Bühne: Das schwarze Witwengewand fällt zu Boden. Darunter glitzert ein CharlestonKleid. Das Fähnchen paßt besser zur Boom-Zeit der späten Zwanziger, wie auch das Lied „Mausi, süß warst Du heute Nacht“ aus „Viktoria und ihr Husar“ von Paul Abraham, Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda. Eher rhetorisch herüber kommt die gesungene Frage „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküßt“ aus „Karneval der Liebe“ von Michael Jary, Hans Fritz Beckmann und Aldo von Pinelli. Auch „Erst

kommt ein großes Fragezeichen“ aus „Die Drei von der Tankstelle“ von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert stammt aus dieser Zeit.

In der Pause gibt es süßen Streuselkuchen, den die Sängerin selbst gebacken hat. Ebenso süß klingen danach der Titelsong „Im Weißen Rößl“ von Ralph Benatzky und Robert Gilbert und die Arie „Komm mit nach Varasdin“ aus „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán, Julius Brammer und Alfred Grünwald. Aber im „Dritten Reich“ sind die meisten Künstler nicht mehr sicher. Die Flucht bringe einige beispielsweise nach Amerika, so

Inzwischen naht jedoch das Kriegsende: Iris Marie Kotzian freut sich mit „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh‘n“ aus „Die große Liebe“ von Michael Jary und Bruno Balz. Sie verabschiedet sich vom Publikum mit „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ aus „Viktoria und ihr Husar“, wieder von Paul Abraham, Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda.

Die Klassiker aus der Kaffeehausmusik begeistern alle. Und der lange Applaus mündet noch in einer Zugabe von Franz Léhar und Robert Bodanzky:

„Hör‘ ich Cymbalklänge, Wird ums Herz mir enge, Süßes Land der Muttersprache, Heimatland!

Träum von Deinen Wäldern, Nach den gold‘nen Feldern, Sehne mich nach dir, Mein süßes Ungàrland!“

Susanne Habel

Anna-Sophia Kraus (Violine)

Die Sopranistin studierte Gesang an der Hochschule für Musik Würzburg. Sie war Preisträgerin bei zahlreichen Wettbewerben, darunter der Bundeswettbewerb für Gesang Berlin, der Internationale Gesangswettbewerb Festspielstadt Passau und der Concurs Internacional de Cant Montserrat Caballé. Seit 2008 freischaffend tätig, gastierte Iris Marie Kotzian am Staatstheater Oldenburg, an den Theatern Rostock, Würzburg, Hagen, Ulm, Bremerhaven und Trier, der Oper Chemnitz, dem Teatre Nacional du Luxembourg, dem Prinzregententheater München sowie beim Wiener Operettensommer in der österreichischen Erstaufführung der Operette „Die polnische Hochzeit“. Ihr breites Lied- und Konzertrepertoire führte Iris Marie Kotzian auf Konzertreisen nach Italien, in die Volksrepublik China, nach Rußland, nach Rumänien, in den Iran und in die Schweiz. Zahlreiche CD-Aufnahmen zeigen das breite künstlerische Schaffen der Sängerin. Iris Marie Kotzian ist Lehrbeauftragte für Gesang an der Universität Augsburg und Gesangslehrerin an der städtischen Musikschule Augsburg.

Im Scheinwerferlicht

Die Violinistin studierte Schulmusik, Geige und Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater München. Sie war bereits in verschiedenen Kulturvermittlungsprojekten tätig. Derzeit arbeitet sie am Staatstheater Augsburg als Musikvermittlerin in den Sparten Konzert und Musiktheater sowie als freischaffende Instrumentalpädagogin.

Christoph Weber (Klavier)

Der Komponist und Pianist ist in Lied- und Schauspielprogrammen vieler deutschsprachiger Theater tätig, unter anderem als musikalischer Leiter am Thalia Theater Hamburg. Er ist Dozent für Liedgestaltung an der Bayerischen Theaterakademie München. Für das musikalische Singspiel „Ach, Luise – oder das andere weiße Rößl“, den szenischen Chansonabend „Leben in dieser Zeit“, die Hommage „Licht, Kamera, Korngold“ über den Komponisten Erich

und das Theaterstück

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 7
� Konzert des Sudetendeutschen Museums im Adalbert-Stifter-Saal Christoph Weber am Flügel, Geigerin Anna-Sophia Kraus und Iris Marie Kotzian als reiche Witwe, dahinter Carsten Eichenberger als Ober Leopold. Iris Marie Kotzian (Sopran) Wolfgang Korngold „Zu Tee bei Emmy Destinn“ arbeitete Christoph Weber bereits mit Iris Marie Kotzian als Arrangeur und Begleiter zusammen. Die Musiker des Kaffeehaus-Konzerts Riesengroßer Applaus im Adalbert-Stifter-Saal. Bild: Susanne Habel In den Goldenen Zwanzigern trägt Iris Marie Kotzian ein zeitgenössisches Charleston-Kleid. Bilder: Lidia Ciotta (2), Susanne Habel (1)

Eine Woche vor Ostern hat wieder ein böhmisch-mährischschlesischer Ostermarkt im Sudetendeutschen Haus stattgefunden, zu dem die Heimatpflege der Sudetendeutschen eingeladen hatte. Neben den vielen traditionellen Ständen mit Osterschmuck gab es auch ein Sonderprogramm im Sudetendeutschen Museum nebenan: einen Kurs im Ostereierbasteln unter Leitung von Museumspädagogin Nadia Schwarzenegger.

G

rias Eich Gott, alle mitanand!“, rief Ortfried Kotzian. Der Vorstandsvorsitzende der Sudetendeutschen Stiftung eröffnete den Ostermarkt der Sudetendeutschen Heimatpflege, der schon Tradition ist.

Um Traditionen ging es auch in Kotzians Kurzvortrag über Ostern in der Heimat. Als österliches Brauchtum zählte er beispielhaft die Herstellung von Kratzeiern in Böhmen oder das Eiertitschen oder Eierpecken auf. Mädchen und junge Frauen hätten bei Sonnenaufgang Osterwasser geholt. „Junge Männer schlugen die Madl mit Osterruten“, erzählte Kotzian, der so eine „Schmackosterrute“ auch über seinem Kopf schwang.

Eingangs hatte Heimatpflegerin Christina Meinusch die Gäste begrüßt. Sie lobte besonders die ehrenamtlichen Standlbetreuer, die Kunsthandwerk und kulinarische Köstlichkeiten komplett mit viel Engagement in ihrer Freizeit herstellten, und forderte die Gäste auf: „Greifen Sie zu!“

� Ostermarkt der Sudetendeutschen Heimatpflege in München

Die Böhmerwäldler Volkstanzgruppe München bietet die musikalische Umrahmung.

Bilder: Sadja Schmitzer (9), Susanne Habel (3)

Osterwasser und Kratzeier

Die Besucher konnten süße und herzhafte Köstlichkeiten oder seidig-buschige Palmkätzchengestecke erwerben und sich untereinander austauschen. Vertreten waren etwa der Böhmerwald mit dem breitesten Angebot, das Altvater-, Iser- und Adlergebirge mit den „Isartalern“ als jungem Nachwuchs und das Egerland, ebenfalls

mit mehreren prächtigen Ständen.

Fast überall standen

Ostereier – von Perleneiern bis zu Kratzeiern – im Mittelpunkt, dicht gefolgt von heimatlichen

Handarbeiten: Gestrickt, bestickt, gehäkelt, geklöppelt, gemalt und gebastelt, alles aus dem böhmisch-mährischschlesischen Bereich. Und natürlich gab es Lek-

kereien. Wie fast immer konnte man auch kulinarische Spezialitäten kaufen und verkosten, etwa aus dem Kuhländchen und der Wischauer Sprachinsel. Kiachl und Buchteln wurden freilich meist schon vor Ort verzehrt, so verführerisch wie sie aussahen und dufteten. Etwas länger „haltbar“ waren nur die vielen Gläschen mit Marmelade und die Fläschchen mit Likör.

Die Gäste konnten sich jedoch auch warmes Essen zum kühlen Bier im Adalbert-StifterSaal schmecken lassen. Der Ausschank von beliebten Leibgerichten im Otto-von-Habsburg-Foyer kam wieder von der HDO-Gaststätte Zum Alten Bezirksamt mit ihrem Team und fand regen Zuspruch bei den Gästen.

Susanne Habel

Hinten die Klöppelrunde unter Marie-Louise Kotzian, vorne fertigt Ilse Karlbauer Gossengrüner Nadelspitze. Die Stände der Böhmerwäldler zählen zu den größten.

KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16| 21. 4. 2023 8
Dr. Ortfried Kotzian mit Schmackosterrute und Christina Meinusch begrüßen die Gäste. Die Wischauer Christine Legner, Rosina Reim, Monika Ofner-Reim und Gernot Ofner. Professor Dr. Ulf Broßmann und Christl Rösch aus dem Kuhländchen. Rudolf Saiko verkauf Ostergestecke und Palmbuschen. Kratzeier aus Oberschlesien. Kinder basteln im Sudetendeutschen Museum für Ostern. Dietmar und Kriemhild Heller mit Leckereien aus dem Kaiserwald.

� Colloquia ustensia der Ackermann-Gemeinde

Was Aachen mit Böhmen verbindet

� SL-Kreisgruppe Stuttgart/Baden-Württemberg

Vom Schönenberg nach Fachsenfeld

Ihr Jahresausflug führte die baden-württembergische SLKreisgruppe Stuttgart heuer Ende März auf die schwäbische Ostalb.

Erstes Ziel war die Pfarr- und Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau auf dem Schönenberg in Ellwangen, wo die Landsleute bei einer Führung einen Einblick in die Geschichte von Gotteshaus und Wallfahrt erhielten. Wallfahrtspriester Pater Wolfgang Angerbauer CSsR erzählte, die Geschichte der berühmten Barockkirche habe mit einem 1638 von Jesuitenpatres aufgestellten Holzkreuz begonnen. Mit einer Marienstatue versehen, sei es seitdem zum Gebetsort geworden.

Ab 1639 habe den Wallfahrern aus der Umgebung eine kleine Loretokapelle als Gotteshaus gedient. 1682 sei der Grundstein für die erste Kirche auf dem Schönenberg gelegt worden, die über die Gnadenkapelle gebaut worden sei. Die Fürsprache des 2022 seliggesprochenen Jesuitenpaters Philipp Jeningen (1642–1704) und die Verschonung der Stadt Ellwangen von einem verheerenden Brand hätten den Fürstpropst von Ellwangen, Johann Christoph von Adelmannsfelden (1640–1687), bewogen, eine Barockkirche bauen zu lassen. Den Grundstein habe 1682 der Augsburger Bischof Johann Christoph von Freyberg gelegt. Bis 1685 sei auf dem 530 Meter hohen Schönenberg eine der bedeutendsten barocken Kirchen entstanden. Doch 1709 sei die Kirche nach einem Blitzschlag ausgebrannt.

Der Neubau sei 1729 fertiggestellt worden. Weitere Rückschläge für die Wallfahrtskirche seien das Verbot des Jesuitenordens 1773 und die Säkularisation 1803 gewesen. Erst mit der Übernahme durch den Redemptoristenorden 1919 sei wieder etwas Ruhe an dem bedeutenden Marienwallfahrtsort für die katholischen und orthodoxen Christen eingekehrt.

Dieser habe am 21. April 1945 Wunderbares erlebt, als die Menschen die Gottesmutter um Schutz vor einer geplanten Bom-

berichtete Pater Wolfgang, sie sei nach den Plänen des Architekten Michael Thumb (1640–1690) nach dem Voralberger Münsterschema erstellt worden. Besonders beeindruckend sei der von Maximilian von Welsch (1671–1749) entworfene Hochaltar mit zwei Hochaltarbildern, die passend zur Weihnachts- und Sommerzeit gedreht werden könnten.

Aber auch die 1911 errichtete zehn Quadratmeter große Weihnachtskrippe auf der Empore hinter dem Hochaltar, die im Jahr 2000 von dem bekann-

Aachen war im Mittelalter neben Rom, Jerusalem und Santiago de Compostella eine der vier zentralen Wallfahrts-Stätten der gesamten Christenheit. Das erlebten die Teilnehmer und Freunde der Colloquia ustensia der Ackermann-Gemeinde bei ihrem Zwischentreffen, zu dem sie in diesem Jahr für ein Wochenende in der alten Kaiserstadt zusammenkamen.

ne Stadtführung und besichtigten das Centre Charlemagne mit seiner Ausstellung über die Stadtgeschichte.

bardierung Ellwangens gebeten hätten. Ein plötzliches Gewitter habe die Zerstörung von Stadt und Kirche verhindert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Vertreibung von Millionen Deutschen aus den deutschen Ostgebieten sei der Schönenberg ab 1949 zum Ziel einer jährlichen Vertriebenenwallfahrt geworden, die Tausende angezogen habe, zu denen auch die Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) und Helmut Kohl (1930–2017) gehört hätten. Über die barocke Baukunst der Pfarr- und Wallfahrtskirche

� DBB-Heimatgruppe Ellwangen

ten Priester und Künstler Sieger Köder (1925–2015) neugestaltet worden und ganzjährig zu sehen sei, gehöre zu den Besonderheiten der Wallfahrtskirche.

Anschließend besuchten die Landsleute das Informationsund Begegnungszentrum der Wischauer Sprachinsel im nahen Aalen-Fachsenfeld. Nach der Vertreibung kam die größte Gruppe der Wischauer in den Raum Aalen, weshalb sich dort Ende der 1940er Jahre die Arbeitsgemeinschaft Wischauer Sprachinsel gründete, um das kulturelle Erbe aus der Heimat

zu pflegen. So finden seit 1951 auch alle drei Jahre Heimattreffen in Aalen statt, das 1980 Patenstadt der Wischauer Sprachinsel wurde.

In Fachsenfeld erwarteten die Wischauer Ehrenvorsitzende Rosina Reim und ihr Team die Stuttgarter. Zunächst sahen sie einen Film über die Geschichte der Wischauer, der auch Originalaufnahmen aus der Heimat und eine in Mundartsprache kommentierte Wischauer Hochzeit in den 1930er Jahren zeigte.

Dann führten Rosina Reim und ihre Wischauer Mitstreiterin Ute Soutschek durch ihre Ausstellung „Heimat im Gepäck“, die mehr als 75 Jahre nach der Vertreibung besondere Erinnerungsstücke aus der Wischauer Heimat präsentiert. Da findet man das Kranzl, das als Kopfschmuck zur Hochzeit getragen wurde, oder den Wischauer Korb (Bischa Kharbl), der als traditioneller Einkaufskorb der Wischauer Bauersfrauen gilt.

In den ausgestellten Männerwintermantel (Burnus) durfte man sogar hineinschlüpfen. Mit sieben Kilogramm Gewicht ist er das schwerstes Kleidungsstück der Männer in der Ausstellung.

In der Ausstellung finden sich auch Vertreibungskisten, in denen das Hab und Gut verstaut wurde, das man noch kurz vor der Vertreibung retten konnte. Musikalisch begleitet von Leonhard Schmiedt, der mit seiner Ziehharmonika aufspielte, saß man dann noch gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen und genoß die Gemeinschaft mit den Wischauern.

Helmut Heisig

Ellwanger Polka für Böhmerwäldler komponiert

Anfang April besuchte die DBBHeimatgruppe Ellwangen die Jubliläumsfeier von „Ottos Böhmische Blasmusik“.

Die von Otto Gurko gegründete Ottos Böhmische Blasmusik konnte im April ihren 30. Geburtstag feiern. Stolz blicken die fünfzehn Musiker auf die erfolgreiche Zeit des Musizierens zu-

rück. Auch nach Ottos Tod pflegen sie böhmische Blasmusik mit Leidenschaft. Sie haben von ihrem Gründer die meist handgeschriebenen Noten bekommen.

Claudia Beikircher, die Vorsitzende der Heimatgruppe Ellwangen des Deutschen Böhmerwaldbundes (DBB), hatte einen Besuch des Jubiläums angeregt,

und spontan kamen zwei Tische zusammen.

Alfred Landkammer begrüßte die Gäste in der vollbesetzten Sechtahalle in Röhlingen. Er ist Gründungsmitglied und hat sudetendeutsche Wurzeln. Zu Beginn des Abends stellte er seine Kollegen vor und sprach mehrfach von Vollblutmusikern. Viele von ihnen spielen viele In-

strumente und sind in mehreren Blaskapellen teils auch als Dirigenten tätig.

„Da ist fast jeder selbst ein Dirigent. Die brauchen keinen, der vorne steht“, bemerkte Magdalene Pils, die mit Richard Pils extra aus München angereist war. Richard hatte in der Vorgängerkapelle gespielt. Diese nannte sich Böhmerwald-Blaskapelle Gurko. Sie spielten jahrelang bei den Faschingsbällen der Böhmerwäldler in Ellwangen. Außerdem spielte Richard die Volkstänze für die Böhmerwaldjugend Ellwangen, jetzt Sing- und Spielschar der Böhmerwäldler Ellwangen, auf seinem Akkordeon.

Die böhmischen Polkas waren so mitreißend gespielt, daß Rita Baumann das Tanzbein schwingen wollte. Sie fand den Partner in mir. Zunächst allein auf einer freien Fläche, trauten sich bald auch andere vor den begeisterten Musikanten zu tanzen. Mit dabei waren auch Jenny Neuberger, Geschäftsführerin der SdJ – Jugend für Mitteleuropa und Musikantin in einer der Blaskapellen, wo die Akteure des Abends auch mitspielen. Martin

Schon Kaiser Karl der Große hatte um das Jahr 800 nicht nur den ältesten Teil des Doms bauen lassen, sondern auch wertvolle Reliquien hinterlegt, die bis heute Pilger aus aller Welt nach Aachen ziehen. In den folgenden 700 Jahren haben in der dortigen Pfalzkapelle mehr als 30 Krönungen deutscher Könige stattgefunden. Die dort Gekrönten haben sich mit wertvollen Geschenken erkenntlich gezeigt. Die Gäste der Colloquia ustensia waren überwältigt von der Pracht und der Vielfalt dieser historischen Kostbarkeiten, die sie in der Schatzkammer besichtigen konnten. Den dort ausgestellten typisch böhmischen Flügelaltar hatte Kaiser Karl IV. für seine böhmischen Untertanen gestiftet, die zu dieser Zeit in Scharen nach Aachen gepilgert waren.

Die engen Beziehungen zwischen Aachen und Böhmen sind aber schon Jahrhunderte älter. Schon um das Jahr 1000 hatte Kaiser Otto III. Reliquien seines verstorbenen Freundes Bischof Adalbert von Prag nach Aachen überführen lassen, wo sie in der dafür gebauten Stiftskirche Sankt Adalbert aufbewahrt werden. Darüber berichtete Professor Barbara Krause in ihrem Einführungsvortrag, mit dem sie die Teilnehmer auf die Besichtigungen des Wochenendes einstimmte.

Krause – seit Jahrzehnten führend in der AckermannGemeinde engagiert – war es auch, die der Gruppe die Unterkunft in der Katholischen Akademie vermittelt und die Impulse für das Veranstaltungs-Programm gegeben hatte. Ihr waren auch die Tipps zu den urigen Aachener Gaststätten zu verdanken, in denen die typischen regionalen Gerichte wie Himmel und Ääd verkostet werden konnten.

Am Samstag erlebten die Teilnehmer neben dem Besuch der Schatzkammer ei-

Ein Höhepunkt war der Besuch im altehrwürdigen Aachener Dom mit seinen Reliquien-Schätzen wie KarlsSchrein, Marien-Schrein und dem berühmten Aachener Königs-Thron. Im Dom feierte die Gruppe auch den Sonntags-Gottesdienst, bereichert durch den feierlichen Gesang der Aachener Domsingknaben. Eine Besichtigung des historischen, mehrfach abgebrannten und wiederaufgebauten Aachener Rathauses mit seinem Krönungssaal rundete das Wochenend-Programm ab.

Neben dem Kennenlernen der alten Kaiserstadt Aachen waren die Teilnehmer auch gekommen, um etwas über die

Sommerakademie der Colloquia ustensia in Aussig/Ústí nad Labem zu erfahren. Angereichert mit den passenden Fotos ließ Emil Spannbauer mit einem gereimten Bericht den Aussiger Kurs 2022 Revue passieren. Auch tschechische Lieder, die in Aussig gelernt worden waren, wurden in Aachen nochmals wiederholt. Die Organisatoren von der Aussiger Universität um Kristina Kaiserová hatten eine Präsentation mit den vorgesehenen Programmpunkten für den diesjährigen Kurs geschickt, der vom 13. bis 26. August stattfindet. Höhepunkte sind zum Beispiel ein Bericht des neu gewählten Aussiger Senators Martin Krsek, der den Teilnehmern von vielen Kontakten im Rahmen seiner bisherigen Tätigkeit im Aussiger Stadtmuseum gut bekannt ist, und ein Ganztages-Ausflug nach Harrachsdorf/Harrachov mit Besichtigung der dortigen Glashütte. ht

Neue Teilnehmer und Interessenten sind willkommen und melden sich bitte bei Christoph Lippert, Telefon (0 91 32) 97 00, eMail info@ lti-training.de

VERBANDSNACHRICHTEN Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 9
Rosina Reim führt durch die Ausstellung der Wischauer in Fachsenfeld. Die Teilnehmer im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Links hinter Glas Kopien der Insignien des Heiligen Römischen Reiches. Die Originale befinden sich in der Wiener Hofburg. Bild: Emil Spannbauer Die DBB-Gruppe Ellwangen. Die Stuttgarter in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg. Bilder: Helmut Heisig Das Aachener Rathaus von Süden, vom Katschhof aus, gesehen. Katschhof war der Ort, wo der Pranger stand.

� Ackermann-Gemeinde

Gesine Schwan im Fokus

„Vor dem Krieg – nach dem Krieg: mitteleuropäische Erfahrungen und Perspektiven“ war Thema des Monatszooms der Ackermann-Gemeinde. Referentin Gesine Schwan diskutierte über das Erbe des Zweiten Weltkrieges und den Umgang mit dem Faschismus heute.

Gegensatz zwischen „Achtung der Menschenrechte“ und „Sicherung des Friedens“ entwikkelt – und damit ein Konflikt zwischen Schwan und Bahr und weiteren SPD-Größen. Mit den Vorgängen und Entwicklungen von 1989 war diese Auseinandersetzung dann passé.

Christa Olbrich erzählt

Die aus dem nordmährischen Altvaterland stammende Christa Olbrich gilt in Fachkreisen als Wegbereiterin für die Akademisierung der Pflege in Deutschland. Sie promovierte 1988 mit Hilfe des Förderprogramms der Robert-Bosch-Stiftung an der Universität Erlangen-Nürnberg über Pflegekompetenzen. In den 2000er Jahren wurde Olbrich an der Fachhochschule Mainz habilitiert und war von 2004 bis 2011 Dekanin. Ende März war sie Referentin im Literarischen Café der oberpfälzischen SL-Ortsgruppe Bad Kötzting. Alois Dachs berichtet.

Wenn etwas nicht geht, gibt es irgendwo einen anderen Weg“, so lautet ein Kernsatz in der Lebensbeschreibung der Professorin Christa Olbrich, die im Literarischen Café über ihren persönlichen Kampf für den Erfolg berichtete. „Ich habe ganz viel gelernt und möchte viel davon weitergeben“, erklärte die Referentin, deren Standardwerk zur Kompetenz in der Krankenpflege mittlerweile in der 4. Auflage erschien.

Hauswirtschaft und Pflege

1945 in Mährisch Schönberg, tschechisch Šumperk, zur Welt gekommen, erlebte Christa Olbrich die Vertreibung im Kinderwagen mit und fand sich mit der vierköpfigen Familie schließlich in einem Zimmer, das nicht mehr als eine Notunterkunft war. Die Eltern seien durch die Vertreibung aus der Heimat kraftund mutlos geworden. Aus diesem Grund habe sie als Volksschülerin mit Arbeiten auf dem Feld und im Stall dafür sorgen müssen, daß Milch und Kartoffeln auf den Tisch gekommen seien.

Nach sieben Jahren in einer einklassigen Volksschule habe sie als Krankenpflegehelferin gearbeitet, die Ausbildung zur Krankenschwester absolviert, schließlich im Telekolleg zuerst die Mittlere Reife, später das Abitur nachgeholt. Nach drei Semestern Medizinstudium in Würzburg habe sie auf Diplom-Pädagogik umgesattelt und für ihre Doktorarbeit über die Pflege geforscht.

Drei Visionen habe sie in der Kindheit gehabt, die von Armut geprägt, aber durch viele Erlebnisse in der Natur beschenkt gewesen sei:

„Wenn ich einmal groß bin, baue ich meinen Eltern ein Haus, schaue ich mir die schöne Welt an, schaue ich mir das Haus, in dem viel Wissen steckt – die Universität –an.“ Als sie Mitte der 1970erJahre für sich und ihren Vater

ein Haus gebaut habe, habe sie den mittlerweile an ärmlichste Verhältnisse gewöhnten Vater mit einer List in das neue schöne Haus locken müssen, erzählte Christa Olbrich. Mit 13 Jahren sei sie bereits zum Hopfenzupfen ins fränkische Spalt gefahren, habe sich von dem verdienten Geld einen Fotoapparat und ein Fahrrad gekauft, berichtete sie ihren Zuhörern. Nach der Haushaltungsschule und der Ausbildung zur Krankenpflege-Helferin habe sie schließlich als Krankenschwester mit 21 einen Arzt geheiratet, der sie aber stets nur in der klassischen Frauenrolle gesehen habe. So habe sie, um das Abitur nachholen zu können, nicht nur die Zustimmung ihres Mannes vorlegen müssen, sondern auch zwei Gutachten renommierter Professoren, die ihr die Fähigkeit bescheinigt hätten, sich für ein Begabtenabitur zu bewerben.

Als sie schließlich das „Haus des großen Wissens“, die Universität Würzburg, betreten habe, sei sie sehr stolz gewesen, daß ihr Abitur sie dorthin gebracht habe, obwohl sie wegen des Numerus clausus für Medizin vier Jahre auf die Immatrikulation für ein Medizinstudium habe warten müssen, weil ihre Abiturnote 2,59 gewesen sei. Erst im folgenden Studium der Diplom-Pädagogik habe sie schließlich ihr Lebensziel gefunden, das sie in den 1990er Jahren mit einem Doktortitel habe krönen können, für den sie ein Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung genutzt habe.

Theorie und Praxis erlebt

Am Lehrstuhl für Erwachsenenbildung in Bamberg habe sie sich eingeschrieben, um ihre Forschungsarbeit für die Pflege voranzutreiben. Es sei zunächst ein schwieriger Weg gewesen, Ärzte und Professoren zu überzeugen, daß die Kompetenz in den Pflegeberufen wissenschaftlich beurteilt werden müsse. Die Frage „Welche Kompetenz haben Krankenschwestern in der Praxis?“ habe sie anhand vieler Interviews, aber auch eigener Erfahrungen als OP- und Stationsschwester erörtert.

Die erfolgreiche Wissenschaftlerin, der es zu verdanken ist, daß seit zwei Jahrzehnten die anspruchsvolle Pflegeausbildung in Deutschland kompetenzorientiert ist, will ihre vielfältigen Lebenserfahrungen demnächst in einem Buch unter dem Titel „Ich kann nicht von der Erde fallen“ verarbeiten. Ihre Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit begeisterten die höchst beeindruckten Zuhörer.

Gesine Schwan (* 1943) ist Politikwissenschaftlerin und studierte Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politologie in Berlin und Freiburg. Seit 1972 ist sie SPD-Mitglied und seit 2014 Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission. 1999 bis 2008 war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, 2009 bis 2014 Mitgründerin und Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance und ist heute Präsidentin des Nachfolgeprojekts Humboldt-Viadrina Governance Platform. Sie erhielt 2004 den Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung und den Verdienstorden. 2004 und 2009 kandidierte sie für das Amt der Bundespräsidentin.

Moderator Rainer Karlitschek sagte, daß man angesichts des Ukrainekrieges im Symposium-Titel vom Begriff „Frieden“ abgesehen habe. Schwan mahnte einen vorsichtigen Umgang mit diesem Begriff an, da die Bandbreite vom Waffenstillstand bis zur ausgefüllten Demokratie reiche. Die grauenvollen Ereignisse ließen keine Perspektive zu, wie sich das Verhältnis zwischen der Ukraine und Rußland oder den Ukrainern und Russen gestalten werde oder wie ein friedliches Zusammenleben aussehen könne. Ursache sei die Diktatur Wladimir Putins und seiner Leute.

Schwan machte deutlich, daß niemand Putins Angriffskrieg für möglich gehalten habe, zumal man es in jüngster Zeit meistens mit Bürgerkriegen und nicht mit Kriegen zwischen Nationalstaaten zu tun gehabt habe. Sie stimmte auch nicht der These zu, daß bei Kenntnis der Geschichte des anderen Landes schon eine Verständigung möglich sei. Bei zu starken Anfeindungen und Verwundungen könnten auch keine noch so intelligenten Geschichtsinterpretationen zur Verständigung beitragen. In diesem Zusammenhang sprach sie die unterschiedlichen Geschichtsinterpretationen in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas an.

„Das sieht man im westlichen Europa nicht genügend. Die Erinnerungen sind in jedem Land aufgeteilt: in verschiedene Gruppen, Erfahrungen, politische Orientierungen sowie geschlechtsspezifisch.“ Schwan sprach von Vielfalt, Manipulierbarkeit und Unübersichtlichkeit der Sichten in anderen Völkern, Staaten oder Gesellschaften, wozu noch die gegenwärtige aggressive russische Führung komme.

Karlitschek lenkte den Blick auf Schwans Erfahrungen im deutsch-polnischen Bereich und auf die deutsche Ostpolitik Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre. Die Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg Richtung Osteuropa bezeichnete Schwan eher als Verständigung denn als Versöhnung. Zunächst sei diese besonders über private Kontakte gelaufen. „Das ist aber nicht alles. Es ist zwar eine wichtige Sache, aber es reicht nicht, um nach so etwas Schlimmen wie einem Krieg zur Verständigung zu gelangen.“ Sie beschrieb den nach dem Bau der Berliner Mauer bei führenden SPD-Politikern entstandenen Ansatz der Entspannungs- oder Ostpolitik. In den 1970er Jahren habe sich ein

Hier stellte Karlitschek wieder den Bezug zu heute her. Grundsätzlich stehe der alten Freihandelstheorie nichts entgegen, so Schwan. In der Regel würden durch Handel auch bei gegenseitigen Interessen die Konflikte gedämpft. Im Handel mit Rußland sei Deutschland zu abhängig geworden. „Das ist schlimm und war leichtfertig.“ Den Dialogkanälen mit Rußland galt Karlitscheks nächste Frage: „Waren diese gekappt oder nicht mehr möglich? Wurden andere Kanäle wie Rußlandforum der OECD zu wenig genutzt?“ Schwan schilderte 20 Jahre zurückliegende Erfahrungen aus dem Deutsch-Russischen Forum, in dem es keine offene Kommunikation gegeben habe. „Die Foren waren in Sachen Kommunikation nicht so authentisch wie es nötig gewe-

ten: die Kontinuität von Eliten einer Generation, also 25 Jahre, bis langsam eine Änderung stattfinden könne.

Zum anderen müsse es eine Arena der öffentlichen Meinung und Auseinandersetzung geben, die pluralistisch sei. Nur wenn eine solche Meinung stattfinde, könne es zu einem Bruch mit dem kommen, was vorher geschehen sei, so Schwan. „Wir müssen wissen, daß auch die Ukrainer nicht alle Engel sind. Aber es ist eindeutig, daß die Ukraine das Opfer ist und mit großer Tapferkeit versucht, diese Freiheit zu schützen. Aber die Aufarbeitung der Vergangenheit wird eine Riesenschwierigkeit sein“, sagte Schwan.

Den Begriff „Versöhnung“ brachte Michael Feil ins Spiel. Er sprach die Problematik an, daß die Bevölkerung in Rußland eher schwer zu erreichen sei, da sich der Krieg nicht auf russischem Territorium abspiele. Auch das Übergreifen des Krieges auf andere Länder hielt er für denkbar. Professor Barbara Krause erinnerte an das Statement der in Brünn vertretenen Ukrainerin, die das „Recht“ betont habe: Dokumentation von Unrecht, um – selbst wenn es erst später ist – zum Wandel beizutragen. Und den Angriffskrieg auch als einen solchen zu benennen. Otfrid Pustejovsky forderte eine Beschäftigung mit Mittel- und Osteuropa.

Christoph Zalder verleiht Iris Ripsam die Rudolf-Lodgman-Plakette. Bild: Waltraud Illner

� SL-LG Baden-Württemberg

Bei der Versammlung der SLLandesgruppe Baden-Württemberg im Haus der Heimat Anfang April in Stuttgart wurde Iris Ripsam, Vorsitzende der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in Baden-Württemberg (UdVF), mit der Rudolf-Lodgman-Plakette ausgezeichnet.

Der Vize-Obmann der SL-Landesgruppe Baden-Württemberg, Christoph Zalder, überreichte Iris Ripsam die Plakette, die als höchste Auszeichnung der SL gilt. Sie ist nach Rudolf Lodgman von Auen (1877–1962), dem ersten Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, benannt.

sen wäre, um sich wirklich zu verständigen und anzunähern. Da war ich unzufrieden und bin aus dem Forum ausgetreten. Da wurde in meiner Sicht eine Scheinwelt aufgebaut. Es war kein ehrlich-kritischer und selbstkritischer Dialog.“

Die letzte Moderatoren-Frage beinhaltete den Aspekt, daß die Ukraine scheinbar in den letzten Jahren hinsichtlich der Wahrnehmung und Beschäftigung, ihres Bedürfnisses der Annäherung an Europa seitens des Westens vernachlässigt worden sei.

Als einen zentralen Aspekt nannte Schwan hier die Nordstream-Gaspipeline. Die deutsche Bundesregierung habe den Eindruck vermittelt, daß Rußland verläßlicher als die Ukraine sei. Zudem habe sie bei der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung 2007/08 Sorge gehabt, daß die Ukrainer nicht so richtig berechenbar seien. Da habe die deutsche Bundesregierung den Machtanspruch Rußlands unterschätzt und nachher mit dem Ausbau des Handels noch mehr. Heute sei die Ukraine im Bewußsein Deutschlands ein selbständiger Staat, wie das vor dem Krieg nicht gewesen sei. Daß Rußland der Hauptgegenstand der Diskussion sei, liege daran, daß Rußland der Bedrohungsfaktor sei, sagte Schwan. In der anschließenden Diskussion fragte Professor Bernhard Dick nach einer Perspektive für einen Gesinnungswandel im russischen Volk. Er glaubt, daß das „Narrativ vom göttlichen Auftrag zur Weltherrschaft“ im russischen Volk verwurzelt sei. Gesine Schwan verwies auf Diskussionen vor oder um 1989 über die Frage, wie ein Regimewechsel vom Kommunismus beziehungsweise von einem autokratischen System zur Demokratie stattfinde, und wie sich die Gesellschaft dabei verändere. Dabei seien zwei Dinge zu beobach-

Abschließend fragte Karlitschek die Referentin nach ihrer Meinung über die jüngsten Vermittlungsvorschläge, sei es von neutralen Ländern oder gesellschaftlichen Gruppierungen. „Grundsätzlich finde ich es richtig, daß wir nicht immer weiter aufrüsten. Wir müssen vielmehr überlegen, wie eine ständig steigende Aufrüstungsspirale entschärft werden kann, damit dieser Krieg zu Ende geht“, erklärte Schwan. Sie sprach sich aber auch gegen Positionen aus, welche die Ukrainer benachteiligen und den Russen in die Hände spielen. „Putin, der stark geopolitisch denkt, kann getroffen werden, wenn der Westen intelligent auch die Staaten auf seine Seite bekommt, die sich nicht eindeutig zum Westen bekennen – konkret die BRICS-Staaten. Doch ich glaube nicht, daß wir aktuell in der Situation sind, daß diese Länder vermitteln könnten. Bundeskanzler Olaf Scholz versucht, in diese Richtung die Fühler auszustrecken.“

Momentan hält Gesine Schwan es für unrealistisch, Rußland zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Änderungen könnten sich ergeben, wenn der rußischen Seite deutlich wird, daß sie den Krieg nicht gewinnen kann, daß die Nachteile durch den Krieg die Vorteile überwiegen und sich in Putins Umfeld die Kräfte verschieben.

Zum Schluß schilderte Schwan das Brünner Symposium der AckermannGemiende:

„Ich war beeindruckt, bin gerne gekommen und habe sehr viel ge lernt. Ich hatte eine große Hochachtung vor dem moralischen Impetus der Ackermann-Gemeinde. Das ist ein Konservatismus, der sehr respektabel ist und der vor allem die Botschaft der Versöhnung ernst nimmt. Das hat mir immer sehr imponiert“, zollte sie Anerkennung. Lob sprach sie auch für das Engagement der jungen Generation bei der Ackermann-Gemeinde aus. Markus Bauer

Neben Ripsams Familie waren der CDU-Landtagsabgeordnete Konrad Epple, Waltraud Illner, Obfrau der SL-Kreisgruppe Stuttgart, der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Franz Longin, Vorsitzender des Heimatrates und langjähriger Betreuer der Heimatlandschaft Südmähren, sowie Martin Herbert Dzingel, Repräsentant der deutschsprachigen Minderheit in der Tschechischen Republik sowie Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, zu der Ehrung gekommen. Iris Ripsam kam am 27. April 1959 in Stuttgart zur Welt. Ihre Mutter Gertrud stammt aus Bensen im Kreis Tetschen-Bodenbach in Nordböhmen, ihr Vater Gerwig aus Sternberg in der Heimatlandschaft Altvater in Nordmähren. So war sie bereits seit Kindertagen mit der Geschichte der Sudetendeutschen und ihrer Vertreibung vertraut. Ihr ehrenamtliches Engagement begann in der CDU. Für diese gehört sie seit 1999 als Stadträtin dem Stuttgarter Gemeinderat an und war dort 2008 bis 2009 Vorsitzende der CDUfraktion. 2016 bis 2017 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Innerparteilich engagiert sie sich auch im Landes-, Bezirks- und Kreisvorstand der Frauen-Union. Als Tochter von Heimatvertriebenen setzt sie sich darüber hinaus in der UdVF, der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU und der SL ehrenamtlich ein. Seit 2003 ist sie Schatzmeisterin der OMV sowie Vorsitzende des UdVFKreisverbandes Stuttgart. Die Finanzwirtin, die beruflich im Baden-württembergischen Wirtschaftsministerium tätig ist, ist seit 20 Jahren auch Stellvertretende Obfrau der SL-Kreisgruppe Stuttgart und seit 2017 Mitglied im Sudetendeutschen Rat. Für ihr Engagement wurde die Mutter zweier Kinder bereits von Bischof Gebhard Fürst mit der Würde einer Dame des Ordens des heiligen Papstes Silvester ausgezeichnet. Außerdem ist sie Trägerin des Großen Ehrenzeichens der SL.

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Iris Ripsam geehrt
� SL-Ortsgruppe Bad Kötzting/Oberpfalz
SCHICKSALSGEMEINSCHAFT EUROPA 26 . BIS28 . MAI 20 2 3 IN REGENSBURG 7 3. SUDETEND E UTSCHER TA G
SL-Ortsobfrau Elke Pecher, Professor Christa Olbrich mit einem Glasperlen-Bild und Kulturreferent Wolfgang Kerscher. Bild: Alois Dachs

� Ackermann-Gemeinde in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Ackermann als Musikdrama

Ende März veranstaltete die Akkermann-Gemeinde in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in der Sankt-Konrad-Kirche in Lorch „Der Ackermann und der Tod“ als Musikdrama.

Welch ein zorniges Fluchen!

Was für ein erbittertes Zetergeschrei! Gewaltig sind die Verwünschungen, die der Akkermann hinausschleudert. Dreimal steigert er, hingerissen vom Schmerz, seine Klage gegen den Tod, der ihm Margareta geraubt hat, im Kindbett, sein über alles geliebtes Eheweib, die Mutter seiner Kinder, seine Hausehre, eine Zierde an Tugend und Maß, die ihm Lebensfreude verliehen und Halt gegeben hatte. Erstaunlicherweise antwortet der Tod, läßt sich auf Entgegnungen ein, führt gar eine gelehrte Disputation mit dem Kläger, bleibt aber spöttisch überlegen in seiner kühlen Rationalität, unerbittlich in stets verneinender Mission und unnahbar vor erhabener Majestät. Nach einem furiosen Auftakt mit leidenschaftlichen Ausbrüchen seitens des Ackermanns und höhnischer Geringschätzung seitens des personifizierten Todes beruhigt sich die so ungleiche Auseinandersetzung, wird sachlicher.

In 16 entrüsteten Schmähreden sucht der vereinsamte Mann den Terminator allen Lebens ins Unrecht zu setzen, ja ihn zu entwerten. Er versteigt sich bis zu der unerhörten Forderung, Gott möge den Tod richten. Schließlich sei der Mensch Gottes freiestes, ihm ähnlichstes Werkstück, sein allerliebstes Geschöpf, zu dessen Erlösung er sogar seinen Sohn dem Kreuzestod anheimgab. In 16 Erwiderungen stellt der Tod heraus, wie notwendig und gerecht sein Wirken sei, ver­

� Kulturverband Graslitz

gleicht es mit den Naturgewalten, führt sein Amt auf einen Auftrag zurück, den er von Gott selbst empfangen habe. Da alles menschliche Streben nach Erkenntnis eitel und vergeblich sei, rät er dem Ackermann, sämtliche Gefühle aus dem Gemüt zu verbannen und Verzicht zu üben. Nach sechs Jahrhunderten ist das spätmittelalterliche Schauspiel „Der Ackermann und der

ßen. Er stellte das unverwelkte Bühnenstück in den geschichtlichen Kontext an der Scharnierstelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. Die vier Künstler führten es in gestraffter Form als Musikdrama auf, arrangiert von der Organistin Mirjam Haag (1996) und der Pianistin Janita­Madeleine Schulte (1998). Sie begleiteten mit ihren Instrumenten ausdrucksstark und stimmig il­

Tod“ des böhmischen Dichters Johannes von Tepl immer noch aufwühlend wie zur Zeit seiner auf die persönliche Verlusterfahrung des Dichters zurückgehenden Entstehung. Das darin entfachte Streitgespräch zwischen einem Menschen und dem „grimmigen Tilger aller Leute, schändlichen Ächter aller Wesen, schrecklichen Mörder aller Menschen“ wirft erste und letzte, unveraltete Fragen auf. In Vorwurf und Zurückweisung entwikkelt sich dialektisch ein existentielles Szenario, ein kühnes Gedankenexperiment, das keinen unberührt lassen kann. In der Sankt­Konrad­Kirche in Lorch konnte Professor Rainer Bendel, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen in der Diözese RottenburgStuttgart, der die Veranstaltung für die sudetendeutsche Ackermann­Gemeinde organisiert hatte, zahlreiche Besucher und ein junges Ensemble begrü­

lustrierend die zwei unvereinbar widerstreitenden Willenskräfte: die von Leid zerrissenen Verwünschungen, zäh am Leben hängenden, empörten Aufwallungen des Ackermanns am Klavier und die mitleidlosen, hämisch charakterfesten Belehrungen des Todes. Beziehungsreich direkt vor dem Altar mit Kruzifix spielte sich das sonst kulissenlose, von nur zwei Schauspielern oder Sprecherkünstlern von der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HMDK) bestrittene Stück ab. Berenike Beckhaus (1999) als Darstellerin des Todes sowie Emilian Tersek (2001) als Ackermann beeindruckten durch ihr intensives, mit minimalen Gesten auskommendes und um so glaubwürdiger wirkendes Kammerspiel.

In aller Wandlung sieht der Tod immer nur die negative, pessimistische, dem Sterben und Untergang verfallende Seite des Irdischen. Daher rät er dem Ak­

kermann, von der Trauer um seine Frau abzulassen. Dieser hingegen hat sich im Lauf der Konfrontation mit dem Tod dazu durchgerungen, nicht weiterhin zu hadern mit ihm und damit indirekt auch mit seinem Schöpfer, sondern optimistisch im Vergehen die Voraussetzung fürs Entstehen zu erblicken und an die Unvergänglichkeit allen Lebens im Transzendenten zu glauben. Er nimmt sich vor, seiner Frau treu zu gedenken. Mit diesem Beweis echter Liebe kann er den Tod innerlich überwinden, wenngleich dieser äußerlich den Sieg behält.

Im letzten Kapitel dieses ultimativen Rechtsstreits spricht Gott das Urteil. Er schlichtet, indem er beiden Parteien zugesteht, gut gefochten zu haben. Allerdings relativiert er ihre Rollen als unselbständige, vom Schöpfer lediglich geliehene. Der Tod ist nur ein Werkzeug Gottes, der Ackermann muß ihn zwar als Folge seiner sündigen Adamsnatur hinnehmen, kann aber durch den Opfertod Christi auf ewiges Leben hoffen. Selbstbewußt erbittet er im Schlußgebet für die Seele seiner Frau eine bleibende Wohnung im Reich Gottes. Johannes von Tepl, der nach dem Geburtsort seines wohlhabenden Vaters auch den Namen Johannes von Schüttwa führte und später Johannes von Saaz genannt wurde, starb im Jahr 1414. Die Aufführung seines über die Jahrhunderte vielfach aufgelegten und auf die Bühne gebrachten frühneuhochdeutschen Textes, des „ersten großen Denkmals des Humanismus in Deutschland“, ist der Akkermann­Gemeinde, die von diesem schmalen, aber bedeutenden Werk seit 1946 ihren Namen führt, ureigenstes Anliegen. Stefan P. Teppert

Entwicklung gegen den Trend

Corona forderte viele Opfer. Die meisten Vereine verloren Mitglieder, manche mußten sogar aufgelöst werden. Diesem schmerzlichen Trend widerstand der KV Graslitz. Auch er hatte Veranstaltungen abgesagt oder verschoben. Um so glücklicher waren die Mitglieder, daß 2022 fast alle geplanten Kulturveranstaltungen und Exkursionen stattfanden. Die Jahreshauptversammlung Ende Februar zeigte, daß dieser Verein lebt und die schwere Zeit gut überstand.

Das ansprechende Programm mit Exkursionen, Kulturveranstaltungen und Lehrgängen für die überwiegend älteren Mitglieder ist beliebt. Die Mitgliederzahl erhöhte sich gegenüber den letzten Jahren auf derzeit 176. Sicher wäre die Zahl noch höher, aber bei der Aufnahme wird darauf geachtet, daß die Mitglieder deutschböhmische Wurzeln oder aber andere Berührungspunkte mit der Kultur dieser heutigen Minderheit auf tschechischem Boden haben.

In den vergangenen Jahren wurde der Vorstand kontinuierlich verjüngt. Nun leitet und organisiert ein engagiertes Team unter Petr Rojík und Jitka Marešová die Vereinsarbeit. Dabei wird Wert auf die Vermittlung und Erhaltung der deutsch­

böhmischen Kultur gelegt. Viele Exkursionen führten zu historischen Plätzen mit Sehenswürdigkeiten dieser Geschichte, aber auch in das angrenzende Sachsen und Bayern. Seit langem werden Konzerte, Wanderungen, Vorträge, Theaterfahrten, Ausstellungen und Firmenexkursionen organisiert. Dabei spielt der katholische Glaube der Deutschböhmen ei ne Rolle. Seit kurzem werden Deutsch­Lehrgänge angeboten, denn nicht jeder, der deutschböhmische Wurzeln hat, ist dieser Sprache noch mächtig. Aber gerade Sprache macht eine Kultur aus. Weiterhin werden Kurse angeboten, um den älteren Mitgliedern die Scheu vor dem Umgang mit Computern und den heutigen Mobiltelefonen zu nehmen und ihnen deren Nutzungsmöglichkeiten zu zeigen. In seinem Tätigkeitsbericht ließ der Vorstand die Veranstaltungen der letzten beiden Jahre Revue passieren und gab einen Ausblick auf die geplanten Vereinsaktivitäten. Dabei sind für 2023 acht Exkursionen und sieben Kulturveranstaltungen ge­

plant. Das bedarf guter Leute mit guten Kontakten zu Behörden und Institutionen und die nötigen finanziellen Mittel. Neben Gemeinden und Fördervereinen, die einzelne Veranstaltungen unterstützen, gibt es auch Privatpersonen, die die themenreiche Vereinsarbeit sponsern. Beispiele sind das Ehepaar Lein aus Neutraubling sowie Hans Hermann Breuer aus Dötlingen bei Bremen. Man muß bedenken, daß tschechische Rentner sehr unter der derzeitigen Inflation leiden und Wohnen, Energie und Nahrung Vorrang bei den Ausgaben haben.

Wichtig ist die Kooperation mit anderen Vereinen wie dem Deutsch­tschechischen Verein Potok in Schneeberg, dem Seniorenverein in Klingenthal, dem Arbeitskreis Graslitz­Neutraubling, der Landesversammlung in Prag, der SL­Landesgruppe Bayern und dem Sudetendeutschen Büro in Prag mit Peter Barton. Eine wertvolle Stütze ist in den letzten Jahren Radek Novák, der die Dachorganisation des Kulturverbandes in Prag umsichtig leitet.

Der Schönbacher Heimatforscher Josef Zelený und der Bubenreuther Andreas Horner erinnern sich.

Soňa Šimánková, die über viele Jahre die organisatorischen Fäden des KV Graslitz in Händen hielt, übertrug diese aus gesundheitlichen Gründen Stück für Stück an Jitka Marešová und Regina Gerberová, die sich mit Elan diesen durchaus schwierigen Aufgaben stellten und hervorragende thematische Exkursionen organisierten. Šimánková sei für ihre langjährige aufopferungsvolle und engagierte Arbeit sehr herzlich gedankt.

Besonders den verbliebenen Deutschböhmen, aber auch den Vertriebenen, kommt nach der Samtenen Revolution die Rolle der Brückenbauer zu. Und so ist es für den KV Graslitz ein besonderes Glück, daß an seiner Spitze ein seit vielen Jahrzehnten aktiver Streiter für das Zusammenleben der Menschen beider Länder steht. Petr Rojík ist beiderseits der Grenze mit seinen fundierten heimatkundlichen und seinen exzellenten geologischen Kenntnissen bekannt und geschätzt, was sich positiv auf die grenzübergreifende Arbeit für den KV auswirkt.

Er verstand es meisterlich, seinen Mitgliedern ein Programm anzubieten, das sie anspricht und die deutschböhmische Kultur vermittelt. Dafür gebührt allen Vorstandsmitgliedern von Herzen Lob und Dank. Ulrich Möckel

Der deutschstämmige Altbürgermeister von Schönbach, Hans Kreuzinger, ist Redakteur der Schönbacher Zeitung „Lubský zpravodaj“ und veröffentlichte im März einen Artikel über Elisabeth von Ehrental, die letzte Gräfin im Schönbacher Schloß. Der aus Schönbach stammende und in Prag lebende Heimatforscher Josef Zelený trug viel über die Gnädige, wie das Personal sie nannte, zusammen. Doch ihm fehlten Sterbetag und ­ort. Über die Suche nach diesen Daten fanden die Schönbacher Hans Kreuzinger, Josef Zelený und der in Bubenreuth lebende Andreas Horner, zusammen. Kreuzinger wußte, daß Horners Tante im Schloß gewohnt, in der Schloßküche gearbeitet und Horner als Kind das Schloß öfter besucht hatte. Diese Entwicklung führte zu einer regen Korrespondenz zwischen Zelený und Horner. Zelený beschreibt in seinem historischen Rückblick auf die Gräfin erstmal den Lebenslauf seines Mitverfassers. Horner kam 1941 in einer Klink in Eger zur Welt und wuchs in der Schloßstraße 345 in Schönbach auf. Sein weiterer Lebensweg führte über Wiesau in der Oberpfalz und Mittelbuchen in Hessen in eine Baracke in Kalchreuth im mittelfränkischen Landkreis Erlangen. 1947 kam Horner in die Schule. Die Sankt­Joseph­Stiftung Bamberg siedelte 1600 Heimatvertriebene in Bubenreuth an, und die Horners konnten Ende 1950 dort in eine Dreizimmerwohnung ziehen. In Erlangen ging Horner auf eine dreijährige Handelsschule. 1958 trat er in den Dienst der Gemeinde Bubenreuth ein und wurde für den gehobenen Verwaltungsdienst ausgebildet. Über 20 Jahre war er mit der Leitung der Verwaltung betraut und schied 2002 als Verwaltungs­Oberamtsrat aus.

Zelený freute sich, von Horner so viel über die Gräfin zu erfahren. „Elisabeth von Ehrental“, so Horner, „war eine große, schlanke Witwe, die immer dunkel gekleidet war. Sie machte auf mich einen edlen und etwas unnahbaren Eindruck. Im Winter wurde sie im Schlitten mit Glöckchenklang am Pferdegespann durch die Schloßstraße gefahren, in der übrigen Jahreszeit mit der Kutsche. Für die Erledigung ihrer Angelegenheiten im 1,3 Kilometer entfernten Schönbacher Rathaus mußte sie sich nach der Besetzung Schönbachs durch die Siegermächte trotz ihrer damals 80 Jahre zu Fuß mit dem Spazierstock auf den Weg machen. Auf dem Rückweg kam sie in unser Haus in der Schloßstraße und ruhte sich aus. Die Mahlzeiten wurden von meiner Tante und ihrer Schwester in einem hohen Standard in der Küche zubereitet. Alle Lebensmittel kamen vom Gut Maierhof. Zur Schloßausstattung gehörten Meissner Porzellan und Silberbesteck. Elisabeth von Ehrental hatte öfter Besuch und ließ das Essen im Speisesaal im ersten Stock servieren. Der Speisesaal war

mit 87 Quadratmetern nach dem Spiegelsaal der zweitgrößte Saal im Schloß. Hierfür gab es einen Speiseaufzug, der vom Flur im Erdgeschoß zum Speisesaal in den ersten Stock führte. Wenn die Gräfin alleine dinierte, woran sich Hanny Buchner/Glaßl (96) erinnert, aß sie in ihren Gemächern. Das Personal verpflegte sich in der Küche.

Zum Schloß gehörten ein Weiher und 240 Hektar Wald, für dessen Zuständigkeit Josef Peschek ernannt wurde. Pächter des Jagdreviers war ab 1939 Arno Thomä aus Wernitzgrün. Laut Hanny Glaßl verbrachte die Gnädige die Wintermonate in Meran.

Ich erinnere mich, daß Anfang Mai 1945 meine Heimatstadt Schönbach von den Amerikanern besetzt wurde und die USA­Armee das Schloß mit allen Einrichtungen als Quartier benutzte. Aus Gesprächen wußte ich, daß ein USAOffizier mit der im Schloß lebenden Gräfin Mitleid hatte. Er bot ihr, um den zu erwartenden Schikanen durch die Tschechen zu entgehen, die Mitnahme beim Abzug der USA­Truppen im November 1945 nach Bad Godesberg an. Dieses Angebot, in einem Militärfahrzeug mitgenommen zu werden, nahm die damals 80jährige Gräfin an und verließ ihr Schloß für immer. Bad Godesberg war dann auch der Ansatzpunkt meiner weiteren Ermittlungen. Von vielen Einrichtungen der Altenpflege im Raum Bad Godesberg oder Bonn erhielt ich auf die Frage nach einer Elisabeth von Ehrenthal die Antwort, daß nach so langer Zeit keine Unterlagen mehr vorhanden seien. Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, als ich plötzlich im Mai 2020 einen Anruf von einem Bonner Altenheim erhielt, in dem Unterlagen über den Sterbetag und ­ort gefunden worden seien. Das Bonner Standesamt bestätigte, daß Elisabeth von Ehrenthal, geborene von Lüttichau, am 27. Februar 1865 in Dresden geboren worden sei. Sie starb am 11. Oktober 1949 in Bonn im Sankt­Paulus­Altenheim in der Sebastianstraße 180. Dem Sterbebucheintrag ist zu entnehmen, daß die Gräfin vereinsamt und verarmt starb. Weitere Einzelheiten über sie waren nicht bekannt.“ Elisabeth von Ehrenthals Eltern waren Adolf Johannes von Lüttichau, geboren in Dresden 24. Juni 1816, gestorben in Dresden am 18. Februar 1910. Adolf Johannes von Lüttichau heiratete am 14. Juni 1860 in Dresden die Margarethe von Kyaw, Tochter von Otto von Kyaw und Mathilde Schmiedel.

Elisabeth von Ehrental war Frau des Königlich Sächsischen Infanteriegenerals Oskar von Ehrenthal (*15. August 1854 in Borna, Sachsen). Er starb am 11. September 1921 in Schönbach bei Wernitzgrün und wurde im Schloßpark in Oberschönbach beigesetzt. Sein Geburtshaus liegt 30 Kilometer südöstlich von Leipzig. Borna hat rund 19 000 Einwohner und ist die regionale Hauptstadt des Bezirks Leipzig. Heinz Reiß

VERBANDSNACHRICHTEN AUS DER HEIMAT Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 11
Mirjam Haag, Berenike Beckhaus, Emilian Tersek und Janita-Madeleine Schulte. Bild: Stefan Teppert
SCHICKSALSGEMEINSCHAFT EUROPA 26 BIS28MAI 20 2 3 IN REGENSBURG 7 3. SUDETEND E UTSCHER TA G
Schönbach/Egerland Die letzte Gräfin

Reicenberger Zeitung

Nordböhmi [ e Um [ au

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Was geschah in Aussig am

31. Juli 1945?

Als Sudetendeutscher möchte man annehmen, daß man schon fast alles über die von der tschechoslowakischen BenešNachkriegs-Regierung ab 1945 verübten Verbrechen an der deutschen Bevölkerung und die gewaltsame Vertreibung von über drei Millionen Menschen aus dem Sudetenland weiß.

Deshalb habe ich zunächst gezögert, das kürzlich in deutscher Übersetzung erschienene Werk „Stalo se v Ústí nad Labem 31. července 1945“ von 2005 zur Kenntnis zu nehmen, zumal Otfrid Pustejovsky schon 2001 das umfangreiche Buch

„Die Konferenz von Potsdam und das Massaker von Aussig am 31. Juli 1945“ geschrieben hatte. Er referierte darüber bei einer Veranstaltung der nordrhein-westfälischen SL-Kreisgruppe Düsseldorf im Gerhart-Hauptmann-Haus.

Die nun vorliegende Neubearbeitung „Was geschah in Aussig am 31. Juli 1945?“ der beiden tschechischen Verfassern Jan Havel und Vladimír

Kaiser aus Aussig und Otfrid Pustejovsky, herausgegeben vom Verlag Tschirner & Kosová, Leipzig 2023 ist sehr zu begrüßen. Petr Koura und Jiří Padevět haben sie mit eindrucksvollen Vor- und Nachworten versehen. Es ist mit knapp 100 Seiten ein schmales Buch mit vielen Fotos von einem schrecklichen Geschehen in einer der größten sudetendeutschen Städte an der Elbe. Um es klar und deutlich zu sagen: Es ist der zweite tschechoslowakische Einmarsch und die erneute Besetzung der deutschen Gebiete seit 1918, nachdem die Deutsche Wehrmacht kapituliert und die Sudetengebiete wie die gesamte wiedererrichtete Tschechoslowakei weitgehend kampflos verlassen hatte. Über die völkerrechtliche Stellung und den territorialen Umfang des wiederhergestellten Staates entschieden die drei Siegermächte Sowjetunion, USA und Großbritannien. Frankreich schloß sich den schon vorher vereinbarten Regelungen an und war in Potsdam nicht vertreten.

Die tschechoslowakische Armee und entsprechende Polizeieinheiten waren reaktiviert worden und übernahmen wie selbstverständlich allen gemeindlichen und privaten Besitz und richteten im Zuckerfabrikgelände in Schönpriesen ein Munitions- und Sprengstofflager ein, das von tschechischen Soldaten organisiert und bewacht wurde.

In einem Gebäude wurde auch beschlagnahmter sudetendeutscher Besitz gesammelt, an dem sich die Armeeangehörigen bereicherten.

In der früheren Zuckerfabrik kam es zu mehreren heftigen Explosionen, wobei viele Menschen starben, Hunderte verletzt und Gebäude zerstört wurden.

Unter den Opfern waren sechs tschechische Wachsoldaten und Dutzende deutsche Frauen und Männer, die dort als „Häftlinge“ arbeiten mußten. Es entstanden riesige Sachschäden. Die Ursache der Explosionen ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Es ist anzunehmen, daß es sich um eine tschechische Spezialoperation gehandelt hat, bei der

keinerlei Rücksicht auf deutsche oder auch eigene tschechische Opfer genommen wurde, um fadenscheinige Gründe für die Vertreibungen vorzutäuschen.

Hierauf deuten die nachfolgenden Ereignisse.

Man, das heißt die sofort angereisten Minister der BenešRegierung, General Ludvík Svoboda (Verteidigung) und Václav Nosek (Innenminister) samt Gefolge, unter anderem ein gewisser Bedřich Pokorný, besuchten und inspizierten das Explosions-

in die Elbe zu werfen, zu erschießen, zu verprügeln, zu berauben und in einem Löschwasserbekken zu ertränken.

Am späten Abend erließ die tschechische Verwaltung für Deutsche und Tschechen bei Todesstrafe ein Ausgehverbot und einen Aufruf, eigenmächtiges Handeln zu unterlassen! Marie Vobecká, ein KPČ-Mitglied, sah in dem Pogrom das „Wüten faschistischer Elemente“, während Josef Vondra, ebenfalls KPČMitglied, als „treibende Kraft“

ferenz vom 3. August 1945, wobei sie sich gegenseitig in ihrem Radikalismus überbieten. Svoboda nennt als nachahmenswertes Vorgehen Stalins Zerstörung der deutschen Wolga-Republik und die damaligen Deportationen binnen 24 Stunden. Alle diese von Unmenschlichkeit, tschechischem Chauvinismus und Scheinheiligkeit triefenden Ausführungen werden von entsprechenden Fachexperten wie Bedřich Pokorný und einem gewissen Reicin unterfüttert, die deutsche Spione und „Werwölfe“ überall in Aktion sehen.

Wie sieht das schaurige Ergebnis des Massakers an den Deutschen in Aussig aus? Nach den Ausführungen im „Lexikon der Vertreibungen“ (Böhlau-Verlag 2010), erhältlich über die Landeszentrale für politische Bildung in Nordrhein-Westfalen, sollen 80 bis 100 Personen ermordet worden sein. Otfrid Pustejovsky hatte dagegen schon von 220 Opfern geschrieben. Es gibt noch höhere Opferzahlen.

Nun muß dieses Kapitel über das tschechische Nachkriegsverbrechen wohl neu geschrieben und durch die Darstellung der russischen Verbrechen und Vertreibungen in der Ukraine ergänzt werden, die sich nicht in einem Kapitel darstellen lassen.

❯ Dittersbach und Zschonergrund

Ein Schnitzer, der die Heimat verschönert

Der bei Herrnskretschen in die Elbe mündende Kamnitzbach hat seinen Ursprung im Waldsteinteich im Lausitzer Gebirge. Mitten im Wald steht hier an seinem Ufer ein Wasserwerkhaus, wo der Schnitzer Ivo Švejnoha mit seiner Familie zehn Jahre lang ein Zuhause hatte. Seinen Unterhalt verdiente er als Angestellter der Wasserwerke, indem er die Qualität des Wassers für das Wasserversorgungssystem überwachte. Da die Not bekanntlich erfinderisch macht, besserte sich Ivo sein Gehalt mit dem Schnitzen, vorwiegend von Schaukelpferden, auf.

de im Jahre 2008 am Zeidlerbach ein Bild als Erinnerung an Maria Anna Zimmer aus Hemmehübel angebracht, die hier im Jahre 1818 bei der Heuabfuhr ums Leben gekommen war. Auch die aussichtsreichen Felsen der Dittersbacher Schweiz tragen von Ivo Švejnoha erstellte Portraits der Angehörigen der einstigen Herrschaftsbesitzer, die im 19. Jahrhundert mit der touristischen Erschließung der Landschaft begannen. Wir finden die Fürstin Maria Kinsky am Marienfelsen, die Gräfin Wilhelmine Kinsky auf der Wilhelminenwand und Fürst Rudolf Kinsky am Rudolfstein.

gelände und erörterten mit örtlichen tschechischen Behördenvertretern mögliche Ursachen der Explosion sowie das danach stattgefundene Massaker an der deutschen Zivilbevölkerung.

Vorab war man aber schon sicher, daß es sich um einen deutschen Sabotageakt gehandelt habe, und daß deshalb die schon begonnene Vertreibung der Deutschen beschleunigt und radikaler exekutiert werden müsse.

Minister General Svoboda wird mit den Worten zitiert: „Mit sämtlichen Mitteln den Abschub der Deutschen beschleunigen.“

Tschechoslowakische Militäreinheiten führten solche Deportationen schon im Juni 1945 unter anderem in Böhmisch Leipa und Deutsch Gabel durch. Aus Aussig waren nach Angaben der tschechischen Vorsitzenden Marie Vobecká schon 20 000 Deutsche abgeschoben worden.

Vobecká: „Wir sind uns wohl bewußt, daß die Deutschen hier nicht bleiben dürfen“. In den hier wiedergegebenen Besprechungsprotokollen wird auch der Vorsitzende des Orts-Nationalausschusses Josef Vondra zitiert, der während des Pogroms grausame Morde zu verhindern versuchte und dabei selbst bedroht wurde.

Die Explosionen wurden von tschechischen Soldaten und Zivilisten zum Anlaß genommen, um deutsche Zivilisten, die durch weiße Armbinden gekennzeichnet waren, auf vielerlei Art gewalttätig anzugreifen, von der Beneš-Brücke

Tschechen aus Innerböhmen sah, welche sich „bereichern“ wollten. Noch in der Nacht wurden getötete Deutsche in ein Krematorium in Theresienstadt gebracht und dort in einem Massengrab beerdigt. Es bleibt hier unklar, ob es sich um Opfer der Explosion in Aussig-Schönpriesen handelt, die 27 Personen –mehrheitlich deutsche Zwangsarbeiter und einige tschechische Wachsoldaten – das Leben kostete, oder ob es deutsche Opfer des folgenden Pogroms waren.

In einem Aufruf des tschechischen Nationalausschusses, unterzeichnet von Marie Vobecká und Josef Vondra, wurde scharfe Kritik an den Handlungen des Militärs geäußert, das für Chaos und Unordnung gesorgt und auf die Zivilbevölkerung geschossen habe. Auf den folgenden Seiten des Buches werden die Berichte aus Aussig an die inzwischen eingetroffenen Prager Minister Nosek und Svoboda über die Explosion und das Pogrom dokumentiert, auch die der örtlichen Vertreter und deren Reden.

Zusätzlich erforderlich ist jedoch weiterhin eine klare unmißverständliche Abgrenzung und Aufarbeitung der BenešPolitik des heutigen tschechischen Staates und die Rehabilitierung der Sudetendeutschen.

Das Geschehen in Aussig am 31. Juli 1945 war eine geplante staatliche Spezialoperation terroristischer Art gegen die deutsche Zivilbevölkerung, bei der man bewußt viele Opfer der Sudetendeutschen einkalkulierte, um die Alliierten zur Billigung der Vertreibungen aller Deutschen zu veranlassen. Diese tagten Anfang August 1945 in Potsdam, und erteilten ihre Zustimmung.

Viel Wasser ist inzwischen den Kamnitzbach hinabgeflossen. Die Familie hat nun ein Häuschen im nahen Dorf Kittlitz bezogen und das Schnitzen ist zu Ivos Hauptberuf geworden. Seit den bescheidenen Anfängen etablierte er sich nach und nach zu einem weithin gefragten Handwerkskünstler. Die Landschaft der Böhmischen Schweiz, die er schon als Jugendlicher lieb gewann und wo er auch als Waldarbeiter beschäftigt war, wurde zu seiner Herzensangelegenheit.

Ivos Handschrift prägt maßgeblich auch eine Dauerausstellung in Dittersbach, die sich an einem touristisch-strategischen Platz gegenüber der Informationsstelle im ersten Stock des Dorfgasthauses befindet. In lebendigen Farben wird hier in origineller Weise die Vergangenheit des Ortes und seiner umgebenden Waldreviere geschildert. Auch Wegweiser und einfallsreich geschnitzte Bänke sind kleine Kunstwerke, denen der Wanderer in der Böhmischen Schweiz begegnen kann.

Diese zweisprachige Ausgabe erschien zuvor. Jan Havel, Vladimír Kaiser, Otfrid Pustejovsky: „Was geschah in Aussig am 31. Juli 1945? Dokumentation eines Nachkriegsverbrechens“. Verlag Tschirner & Kosová, Leipzig 2022; 248 Seiten, 39,80 Euro. (ISBN 978-3-00-072367-4)

Unisono wissen die Minister schon – vor jeder Untersuchung –, daß es sich um einen „Sabotageakt“ vermutlich der Sudetendeutschen handele. Svoboda: „Die Frage, wer Verbrecher ist, ist klar: Die Verbrecher sind die Deutschen.“

Beide Regierungsvertreter fordern aufgrund der Explosion eine beschleunigte Vertreibung (Transfer) der Deutschen im Blick auf die Potsdamer Kon-

Aussig hatte 1880 16 523 Einwohner, darunter 542 Tschechen, und gehörte zu Österreich-Ungarn. 1910 hatte die Stadt 39 310 Einwohner, darunter 2042 oder fünf Prozent Tschechen. 1930 lebten 43 735 Menschen in Aussig, darunter 8735 oder 20 Prozent Tschechen und gehörte seit 1918/1919 zur Tschechoslowakei. Seit 1991 hat die Stadt knapp 100 000 Einwohner. Über die Vertreibung 1945/1946 schrieb ich schon einmal in der „Preußischen Allgemeinen Zeitung“ (Ostpreußenblatt) auf der Grundlage einer Arbeit des Aussiger Historikers Zdeněk Radvanovský.

Die hier vorgestellte Publikation hat leider bisher nicht die nötige Beachtung in Deutschland und Österreich gefunden, auch nicht in sudetendeutschen Kreisen und Einrichtungen. Meines Erachtens versagt hier auch das Schirmland Bayern, das noch nicht einmal die schon früher erschienene und übersetzte Arbeit „Verfolgung 1945“ des Historikers Tomáš Staněk in die Publikationsreihe der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung aufgenommen hat. Da gibt es mir unverständliche weiße Flecken. Rüdiger Goldmann

Man kann seine Skulpturen und Bilder von Zeidler im Norden bis Windisch-Kamnitz im Süden bewundern. Es handelt sich dabei nicht um irgendeine Schnitzerei, nein, in seinen Werken verknüpfen sich eigene Ideen mit der untergegangenen Welt der einstigen Bevölkerung.

Durch die Hand des freischaffenden Künstlers Ivo Švejnoha werden auch vergessene Waldberufe der Böhmischen Schweiz wachgerufen wie die Köhlerei. Das bezeugt beispielsweise die Replik einer Köhlerhütte an der Böhmerstraße. Längst vergessene oder zerstörte Kleindenkmale erwachen wieder. Manche sind auch deutsch beschriftet. So wur-

Ivos Spur finden wir nun auch in Sachsen, wo am Westrand von Dresden im Zschonergrund im Sommer 2020 die „Ameisenbank“ auch im Beisein von Ivo, dem Schnitzer, feierlich eingeweiht wurde. Sie erinnert an das 25. Jubiläum der Kindernaturschutzgruppe „Aktion Ameise“, die das Landschaftsschutzgebiet Zschonergrund betreut und vielfältige freundschaftliche Beziehungen auch nach Nordböhmen unterhält. Heute ist die Bank zu einem beliebten Treffpunkt für die Besucher geworden. Die Kunst Ivos erfreut somit die Betrachter weit über die böhmischen Wälder hinaus.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 12
Stadt und Kreis Reichenberg Kreis Deutsch Gabel Kreis Friedland Kreis Gablonz Gedenktafel an das Massaker von Aussig auf der Edvard-Beneš-Brücke in Aussig (Ústí nad Labem) im Jahr 1945. Ivo Švejnohas Bild von der einstigen Grundmühle bei Dittersbach ist Teil der Dittersbacher Ausstellung.
❯ Neuerscheinung
Ivo Švejnoha und Karl Stein auf der Ameisenbank in Zschonergrund bei Dresden.

� Maffersdorf/Kreis Reichenberg

Herbert Möller 100

Am 7. April wurde der aus Maffersdorf stammende Herbert Möller im schleswig-holsteinischen Neumünster 100 Jahre alt. Tags darauf lud die Stadt zum Geburtstagsempfang.

Eine große Überraschung war, als Neumünsters Stadtpräsidentin Anna-Katharina Schättiger Herbert Möller anrief und sagte, die Stadt wolle anläßlich seines 100. Geburtstages einen Ehrenempfang ausrichten. Da heuer der Karfreitag auf den 7. April falle, finde der Empfang am 8. April im Congress-Centrum der Holstenhallen statt.

Im Foyer wartete das Goldene Buch der Stadt auf die Gäste. Ein munteres Potpourri bekannter Melodien, vorgetragen vom Familienquartett Wolos und Lara Omland, stimmte auf das Fest ein. Dann lief der Film „Herbert Möller über die Ankunft in Neumünster als Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg und den Neubeginn in der Fremde“ des Museums Tuch und Technik.

Vor mehr als 80 Gästen aus Politik – darunter Altministerpräsident Peter Harry Carstensen –, Wirtschaft und Verbänden sowie Freunden und Familie eröffnete AnnaKatharina Schättiger das Fest mit einem Grußwort. Dem folgten Grußadressen von Oberbürgermeister Tobias Bergmann und Ministerpräsident Daniel Günther, die nicht hatten kommen können.

Als er vor 18 Jahren nach Neumünster gekommen sei, sagte der Politiker Torsten Geerdts, habe er schnell mitbekommen, daß man Herbert Möller fragen müsse, wenn man wissen wolle, was vor 20, 30 oder 40 Jahren geschehen sei. Und das sei heute noch so. Er hoffe, daß er noch lange auf Möllers

Rat zurückgreifen könne.

Geerdts bezeichnete sich als einen politischen Ziehsohn Möllers, der sein Leben und seine Laufbahn positiv begleitet habe. Er war Kommunalpolitiker, CDU-MdL, Landtagspräsident und Staatsminister in SchleswigHolstein. Nun überbrachte er als Vorsitzender des DRK-Landesverbandes dessen Glückwünsche und lobte die langjährige enge

Zusammenarbeit: „In seiner Zeit im Rat arbeitete Herbert Möller eng und vertrauensvoll mit den sozialdemokratischen Oberbürgermeistern zusammen. Er war trotz aller Klarheit im politischen Gefecht ein Brückenbauer zwischen den demokratischen

Parteien in unserer Stadt.“ Für Freiheit und Demokratie, für Sicherheit,

sozialen Wohlstand und Frieden habe man immer über Parteigrenzen hinweg gemeinsam gekämpft, habe Möller damals gesagt. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsdezernenten Kajo Schommer, dem späteren Sächsischen Staatsminister im Kabinett von Kurt Biedenkopf, habe er den Strukturwandel in der Stadt vorangetrieben.

Über Möllers Wirken beim DRK Neumünster sagte Geerdts: „Dieser Kreisverband gehört zu den stärksten im ganzen Land. Und auch dafür hast Du wichtige Grundlagen gelegt. Du hast die psychiatrische Fachklinik Hahnknüll gestärkt, den Betreuungsverband des DRK für ankommende Flüchtlinge mit initiiert und die ersten DRK-Kindertagesstätten errichtet. Du hast Grundsätze und lebst Grundwerte. Du bist heimatverbunden und hast Deine Heimat, das Sudetenland, nie vergessen… Du stehst

liche Vorlesungen zu besuchen. Das verhinderte der Zweite Weltkrieg.“ Hoffmann beschreibt Möllers Kriegseinsätze in Stalingrad, im Kurland mit einer schweren Verletzung sowie das Erleben der Bombardierung und Zerstörung Dresdens. „In der Dresdener Königsbrücker Straße steht das Geburtshaus von Erich Kästner. Kästner schrieb einen entscheidenden Satz, der für Herbert Möllers Leben zutrifft: ,Es gibt nichts Gutes, außer Du tust es.‘ Und Herbert Möller kennzeichnet, daß er in schwierigen Situationen immer das tat, was anderen Menschen half. Du hast es exzellent beschrieben in dem lesenswerten Buch ,Erinnerungen an Dresdens 1945‘. Insofern ist Deine Lebensgeschichte, die Du Gott sei Dank festgehalten hast, ein Beispiel, wie ein Deutscher diese Zeit dank seines Charakters bestanden hat.

� Friedland

Weitere Fälle von Schweinepest

Weitere Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die bei Schweinen und Wildschweinen auftritt und in der Regel tödlich verläuft, sind nach längerer Zeit wieder im ehemaligen Bezirk Friedland aufgetreten.

für Menschlichkeit, Unabhängigkeit, Freiheit und Bodenständigkeit.“

Heiko Hoffmann, ehemaliger Justizminister in Schleswig-Holstein, langjähriger politischer Begleiter und Freund: „Lieber Herbert Möller, ein bewegtes, ein tapferes, ein erfolgreiches und ein erfülltes Leben verbirgt sich hinter Deinem Namen… Du kommst aus dem Sudetenland, aus Maffersdorf, wo Eure Familie über Jahrhunderte einen Bauernhof bewirtschaftete. Du hattest Dir vorgenommen, nach dem Abitur zur Universität nach Prag zu gehen, um dort landwirtschaft-

Du warst der geborene und würdigste ,Geschichtsprofessor‘, der mit Erzählungen aus seinem Leben alle überzeugte. Du bist und bleibst ein Beispiel für Grundsatztreue, Stärke im Glauben und Zuversicht.“

Die im Programm angekündigte Überraschungsrede hielt Möllers Enkelin Birte Lanyon, geborene Andresen. Sie erzählte von ihrem Erleben ihres Opas. Erinnerungen aus der frühen Kindheit, Spielen im Kreise der Großeltern, erste Ausflüge und das Erleben einer größeren Welt. „Mit Dir habe ich meine erste Flugreise bestritten, und somit

ist wahrscheinlich meine Liebe zum Reisen entstanden. Danke dafür. Deinetwegen bin ich ein echter Zocker im Rommé – und ich gebe nie auf.“ Sie verglich die unterschiedlichen Lebenswelten des Großvaters mit dem Verständnis und der Lebensweise in ihrer heutigen Zeit.

„Ob das alles nun besser ist als früher, das muß jeder für sich selbst entscheiden. In 100 Jahren ist viel passiert. Und ich finde es einfach crazy, daß Du das alles miterlebt hast! … In meinen Augen bist Du der coolste Hundertjährige, den ich kenne. … Ich möchte im Namen des ganzen ,Kindertisches‘ [mit Ehemann Chad, ihren Zwillingen Bo und Maya, dem Bruder Arne und seinen Kindern Rieke und Erik] sagen, daß Du ein großes Vorbild für uns bist. In unseren Augen bist Du einfach der Superopa. Dein Allgemeinwissen ist einfach unglaublich, und Dir zuzuhören, wenn Du Geschichten aus Deinem bewegten Leben erzählst, ist immer wieder etwas Besonderes für uns. Von Dir haben wir gelernt, Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, und daß fast alles möglich ist, auch wenn es auf den ersten Blick unmöglich erscheint. Du hast uns gezeigt, daß Familie, treue Freundschaften und Bodenständigkeit die Basis für ein glückliches Leben sind. … Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Dir. Ich halte es kurz und sage daher: Happy Herbert-Day.“

„100 Jahre alt zu werden“, sagte der Jubilar, „ist keine Selbstverständlichkeit. In diesem Alter darf man immer nur jeden Tag dankbar sein, daß der liebe Gott einem einen neuen Sonnenaufgang und einen schönen Tag gegeben hat. Ich möchte nach den Reden von Torsten Geerdts, Heiko Hoffmann und Birte ganz herzlich danken für die Ehrerbietung, die in diesen Reden für mich zum Ausdruck gebracht wurde. Ihnen allen danke ich dafür, daß sie der Einladung der Stadt Neumünster Folge geleistet haben und mir zu Ehren zu dieser Veranstaltung gekommen sind.

Für mich ist es ein Tag des Wiedersehens einer ganzen Anzahl von Persönlichkeiten, und dafür bin ich dankbar. Frau Stadtpräsidentin Schättiger danke ich dafür, daß Sie die Idee hatten, eine solche Geburtstagsfeier ausgerechnet nun für mich, der ich ja schon längst außerhalb des früheren Dienstes bin, zu veranstalten. Ich freue mich, daß wir hier zusammengekommen sind, und ich hoffe, daß es mir vergönnt ist, uns noch weiter und gesund und munter begegnen zu können.“

n In der nächsten RZ berichten wir über Herbert Möllers Leben.

Zum ersten Mal wurde die Viruserkrankung auch bei einem gejagten Tier bestätigt. Eine Untersuchung im Staatlichen Veterinärinstitut bestätigte die ASP bei einem Wildschwein, das im Jagdrevier Neustadt an der Tafelfichte erlegt wurde. Dies ist der erste bestätigte Fall der Seuche bei einem Wildschwein, das im Landkreis Reichenberg gejagt wurde. Die Seuche wurde kürzlich auch bei einem toten Wildschwein bestätigt, das im Katastergebiet von Bärnsdorf an der Tafelfichte gefunden wurde. Das tote Wildschwein wurde nur 80 Meter von der Stelle entfernt gefunden, an der Anfang Februar ein anderes infiziertes Tier entdeckt worden war. Dies ist der sechste Fall eines toten Wildschweins in diesem Gebiet seit Anfang Dezember.

7 3. SUDETEND E UTSCHER TA G

SCHICKSALSGEMEINSCHAFT EUROPA

Die Kadaver aller infizierten Wildschweine wurden im Gebiet der sogenannten Sperrzone Nummer II in der Region Friedland gefunden. Die geltenden veterinärmedizinischen Dringlichkeitsmaßnahmen bleiben daher vorerst unverändert in Kraft. Die Jäger von Bärnsdorf an der Tafelfichte werden im Einvernehmen mit der regionalen Veterinärverwaltung der Region Reichenberg versuchen, das Gebiet um den Fundort der letzten Entdekkung gründlich abzusuchen.

26 BIS28 . MAI 20 2 3 IN REGENSBURG

Die Untersuchungsbefunde bestätigen, daß die Seuche in den Wildschweinebeständen in dem Friedländer Ausläufer noch vorhanden ist. Das Staatliche Veterinärinstitut appelliert daher insbesondere an Jäger und Hausschweinehalter, die geltenden veterinärmedizinischen Notfallmaßnahmen und Sicherheitsgrundsätze einzuhalten. Die Afrikanische Schweinepest tritt nach wie vor nur bei Wildschweinen auf. In der Tschechischen Republik wurde die Krankheit bei den Hausschweinehaltungen noch nie bestätigt. Stanislav Beranw

� Böhmisches Tor

Wache über Handelsweg

Die Grenze zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik verläuft durch das Böhmische Tor (Česká brána). Diese Formation aus zwei einander zugeneigten Felsblöcken trennt das Zittauer Gebirge auf der deutschen vom Lausitzer Bergland (Lužické hory) auf der tschechischen Seite.

Gemäß den Grenzmarken steht der höhere der beiden Felsen auf deutschem Gebiet. In den Felsen sind neben der geltenden Grenzmarkierung auch einige Buchstaben sowie die Jahreszahl 1831 eingemeißelt. Das Böhmische Tor befindet sich in den Wäldern im Weißbachtal nahe Grottau. Das Weißbachtal umgeben Felsformationen aus Sandstein, die heute vor allem bei Bergsteigern sehr beliebt sind.

Durch das Böhmische Tor führte einst eine alte Handelsroute, die Lausitzer Straße von Niemes und Deutsch Gabel nach Zittau. Auf dem nahen Raub-

schloßberg stand zu jener Zeit die heute unter dem Namen Windburg bekannte Festung, die vermutlich zum Schutz dieses Handelsweges erbaut worden war. Ihr ursprünglicher Name ist nicht überliefert. Die Burg wurde wahrscheinlich 1442 von den Zittauern zerstört und später abgetragen. Im 14. Jahrhundert, zur Zeit des böhmischen Königs Johann von Luxemburg, wurde die Handelsstraße über Lückendorf umgeleitet, so daß sie nicht mehr durch das Weißbachtal führte.

„Da die Gegend bisher vom Massentourismus verschont blieb, ist sie besonders attraktiv für Wanderer, die eine ruhige und stille Landschaft genießen wollen“, meint Květa Vinklátová, Reichenbergs Beauftragte für Kultur, Denkmalschutz und Tourismus.

Das Gebiet steht als ChKO Lužické hory unter Naturschutz. Das Zittauer Gebirge besitzt den Status eines Landschaftsschutzgebietes und wurde 2007 zum Naturpark. Petra Laurin

KREIS DEUTSCH GABEL

Heimatkreis und Gemeindebetreuer gratulieren folgender Ortsbetreuerin zum Geburtstag im April.

n Heimatkreis – Geburtstag. Am 18. Steffi Runge, Ortsbe-

treuerin von Kunnersdorf, KätheKollwitz-Straße 3, 08499 Mylau, 71 Jahre. Wir gratulieren herzlich, wünschen alles Gute, vor allem Gesundheit, und danken für die ehrenamtliche Mitarbeit für unsere Heimat. Othmar Zinner

REICHENBERGER ZEITUNG Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 13
Oberbürgermeister Tobias Bergmann besucht Herbert Möller am 7. April zu Hause, um zum 100. Geburtstag zu gratulieren. Schleswig-Holsteins Ex-Justizminister Heiko Hoffmann, Ex-Landtagspräsident Torsten Geerdts, Herbert Möller, Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Stadtpräsidentin Anna-Katharina Schättiger, Ingbert Liebing, MdB a. D. und Ex-CDU-Landesvorsitzender, Melanie Bernstein MdB und Pfarrer Peter Wohs.

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin –Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux –Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

❯ Teplitz-Schönau

Wo Beethoven und Goethe einst flanierten

Der Teplitzer Stadtrat beschloß die Revitalisierung des Oberen Schloßteiches. Nach der erfolgreichen Erneuerung des Unteren Teiches 2020 stellt die Stadt nun für den Oberen Teich umgerechnet 270 000 Euro bereit.

❯ Teplitzer Fußballklub 1903 bis 1922

Von Böhmen nach Buenos Aires

„Von Böhmen nach Brasilien. Der Teplitzer Fußballklub 1903 bis 1922“ war eine Ausstellung der Bayerischen Archivschule, die von Mai bis Juli 2014 in München lief und der das Bayerische Hauptstaatsarchiv im selben Jahr eine gleichnamige Festschrift widmete. Nun schreiben wir das Jahr 2023 und feiern das 120jährige Jubiläum des Klubs. Das feierte Teplitz mit Festveranstaltungen. Und

Mitte März wurde im Kulturhaus Teplitz das neue Vereins-Logo vorgestellt, woran auch Heimatkreisbetreuer Erhard Spacek teilnahm.

Am 28. Mai 1903 wurde im Hotel Bahnhof in der Meißnerstraße der Teplitzer Fußballklub 1903 (TFK) gegründet. Damit war der Grundstein für einen Verein gelegt, der in den nächsten Jahrzehnten das Fußballgeschehen in der Region, aber auch über die böhmischen Grenzen hinweg mitbestimmen sollte.

Seine erste Spielstätte war ein Sandplatz auf dem Bramsch-Platz, der in den folgen Jahren zu einem Stadion ausgebaut wurde.

Der Erste Weltkrieg unterbrach das sportliche Vereinsleben, und nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 erfolgten Umstrukturierungen.

Deutsche Vereine wie der Teplitzer Fußballklub gruppierten sich im neugegründeten Deutschen Fußballverein für Böhmen, der sich dem 1921 gegründeten Dachverband, der Tschechoslowakischen Fußball-Assoziation, anschloß. Die für den Klub wertvollen Spiele waren Freundschaftsspiele. Auf dem heimischen Platz empfing der TFK

Anfang der 1920er Jahre den TSV 1860 München, Union Berlin sowie einen Utrechter Verband. Auswärtsspiele waren unter anderem bei Werder Bremen und dem Hamburger Sportverein.

Ein überraschendes Angebot aus Wien erreichte den TFK im Frühjahr 1922. Der Argentinische Fußballverband bemühte sich, einen europäischen Fußballverein für eine sportliche Reise nach Südamerika zu gewinnen. Der damals angesprochene Wiener Verein mußte wegen Überlastung absagen, so daß der Beauftragte des Argentinischen Verbandes Hermeso und der Wiener Vermittler

David Weiß versuchten, den TFK für das Vorhaben zu begeistern. Der sah in dem Angebot die einmalige Chance, den Teplitzer Fußball auch in der Welt bekannt zu machen, und stimmte zu.

In der Fußballszene wurde die Tournee mit Spannung erwartet. Das „Illustrierte Sportblatt“ in Wien schrieb: „Diese Tournee ist epochal und kolossal!“ Am 5. Juli 1922 brach die Teplitzer Mannschaft mit dem Dampfer „Zeelandia“ von Amsterdam Richtung Südamerika auf. Vielerorts bereiteten die Argentinier den böhmischen Fußballern einen begeisterten Empfang. Schon beim ersten Spiel des TFK am

6. August gegen eine Städteauswahl von Buenos Aires (1:1) feierten mehrere Zehntausend Zuschauer die überzeugende Mannschaft euphorisch. Im Oktober kehrten die Spieler nach etlichen erfolgreichen Begegnungen zurück. Die Fußballreise entfaltete eine unerwartet große diplomatische Wirkung und brachte die Bäderstadt Teplitz-Schönau wie auch die junge Tschechoslowakei in aller Munde. Um so erstaunlicher ist, daß nach dem Zweiten Weltkrieg der neu gegründete Teplitzer Fußballverein diese seine ruhmvolle Vergangenheit nicht erwähnte und lange Jahrzehnte die Anfänge des Teplitzer Fußballs in das Jahr 1945 verlegte. Später wurde nur am Rande erwähnt, daß an die Tradition des 1903 gegründeten Deutschen Fußballvereins angeknüpft werde. Der 1945 gegründete Fußballklub nannte sich SK Teplice-Šanov, später engagierten sich die Teplitzer Glaswerke wie Sklounion und Glaverbel – alles Nachfolger der berühmten Teplitzer Glashütte Mühlig –um den Verein, und viele damals bekannte Spieler waren Glasmacher. In den 1970er Jahren begannen die flächenhaften Abrisse in Teplitz, auch der BramschPlatz war davon betroffen, und das Stadion mußte in den folgenden

Jahren einer neuen Verkehrsanbindung an die E 55 und einem Einkaufszentrum weichen. 1973 zog der Teplitzer Fußballklub in sein neues Stadion Na Stínadlech/Am Köpfhügel um. Dieses großzügige Stadion mit mehr als 18 000 Plätzen erfüllte alle internationalen Normen eines Fußballstadions, so daß Teplitz auch mehrere internationale UEFA-Turniere erleben konnte. Anfang der 1990er Jahre stieg der Teplitzer Fußballklub in die 1. Liga auf und behauptet seit dieser Zeit mit mehr oder weniger Erfolg diese Position. Und nun erlebt der TFK seinen 120. Geburtstag. Die Führung des Vereins kam zu dem Entschluß, daß ein Neubeginn nötig sei. Bereits in den letzten Jahren bewegte sich die Platzierung nur noch in der zweiten Hälfte der tschechischen Tabelle, mehrere Trainerwechsel hatten nicht den gewünschten Erfolg. So ist solch ein Jubiläum zumindest der Anlaß für gute Vorsätze. Und die begannen am 13. März 2023 im Teplitzer Kulturhaus mit der feierlichen Enthüllung eines neuen Logos des TFK. Das bisherige Logo hatte 28 Jahre lang den Klub begleitet, durch Höhen und zuletzt auch mehr durch Tiefen. Vor allem wurde bei der Festveranstaltung hervorgehoben, daß das neue Logo ganz bewußt an die Tradition des im Sudetenland gegründeten deutschen TFK 1903 anknüpfe. Bereits 2021 hatte Heimatkreisbetreuer Erhard Spacek, gleichzeitig Vorsitzender des Teplitz-Schönau Freundeskreises, Verbindung zum TFK aufgenommen und die Teilnahme am Rimini-Cup 2022 für die Nachwuchsspieler des TFK in Bad Kissingen organisiert (wir berichteten). Die jungen Teplitzer Fußballer hatten sich gegen sieben weitere internationale Vereine recht erfolgreich behauptet. Nun gelang Spacek, anläßlich dieses Jubiläums erneut die Teilnahme für die Nachwuchsspieler U15 des Teplitzer Fußballklubs am Rimini-Cup auszuhandeln, der im Juni wieder in Bad Kissingen stattfinden wird.

Die Teilnehmer am Rimini-Cup 2023 sind Paok Saloniki, Celtic Glasgow, Hajduk Split, TFK Teplice, 1. FC Sankt Pauli, FC Würzburg, Arminia Bielefeld und Bayern Auswahl. Wir werden berichten. Jutta Benešová

Bereits im Herbst 2022 wurde der Teich abgefischt und abgelassen. Auf den nun teilweise freiliegenden Stellen wurden Steine mit eingravierten Zeichen entdeckt. Das Projekt sieht vor, die starken Sedimente zu entfernen, auch aus dem stillgelegten Arm, der früher als Regenwasserabfluß von der Siedlung Goetheplan zum Oberen Schloßteich führte. Am Schwanenhaus, einst Anlegestelle für Gondeln und Vergnügungsboote, werden die verbliebenen Pfähle der Mole entfernt. Es bleibt abzuwarten, ob die anliegende Elisalex-Insel, die über eine kleine Brücke zu erreichen war und überwuchert ist, erneuert wird. Die Insel hatte ihren Namen nach der Gemahlin von Fürst Edmund von Clary und Aldringen erhalten. Auf alten Fotos ist dort eine Statue der Göttin Flora zu erkennen, und die Kurgäste vergangener Jahrhunderte lustwandelten auf dieser Insel. Heute ist es ein beliebter Brutplatz der vielen Wildenten auf dem Teich. Der Wildwuchs am Ufer, der teilweise die Sicht auf den wunderschönen Teich verhindert, soll entfernt und das Ufer befestigt werden. Für den einfachen Spaziergänger ist aber kaum zu erkennen, welch technischer Aufwand für das Projekt notwendig ist. Teplitz mit seinen vielen Quellen, die durchweg bekannt und kanalisiert sind, hat aber auch kleinere namenlose Quellzuflüsse in den Oberen Teich, so daß ein ständiger Abfluß in den Unteren Teich abgesichert werden muß. Zur Erneuerung dieses Überlaufschachts, zur neuen Auskleidung des Wasserentnahmerohres tief am Grund des Teichs und zur aufwendigen Erneuerung des Stützdamms an der Promenade, dessen Steine teilweise fehlen und ersetzt werde müssen, kommt hinzu, daß der Park als beliebtes Erholungsziel der Teplitzer zugänglich bleiben soll. Die meisten Arbeiten werden von der kleinen Bootsanlegestelle gegenüber dem eingezäunten Spielplatz beim Affengehege erfolgen, wobei der asphaltierte Promenadenweg

für Schwerlastfahrzeuge ungeeignet ist. Der Schlamm, der sich seit der letzten Renovierung in den 1970er Jahren ansammelte, kann also nur mit kleineren Fahrzeugen abtransportiert werden. Im Stadtamt liegt für die Bürger eine Dokumentation zur Einsichtnahme bereit. Sie behandelt drei wichtige Themenbereiche:

● Eine fachliche Analyse des Sediments auf Unschädlichkeit für die Deponie, Begutachtung der Ufer-Vege-

tation für eventuelle Beseitigung von Wildwuchs, Fachurteile über Flora und Fauna dieses Geländes.

● Eine historische und architektonische Studie mit Hilfe von Archivalien. Der Schloßpark untersteht dem Denkmalschutz, so daß diese Abteilung des Teplitzer Magistrats gemeinsam mit dem BezirksDenkmalschutzinstitut in Aussig für den Erhalt besonders wertvoller historischer Elemente eine Dokumentation darüber erstellten.

● Und vor allem die Revitalisierung von technischer Seite, wozu das Bauamt der Stadt und die Mitarbeiter des Wassereinzugsgebietes Eger – verantwortlich für die Oberflächengewässer in Nordböhmen – sowie Arbeitsschutzbehörden und die Stadt als verantwortlicher Investor dieser Revitalisierung ihre Standpunkte äußern und Genehmigungen erteilen müssen.

Geplant ist eine Bauzeit von April 2023 bis Dezember 2024. Nach der Beseitigung der Sedimentschicht erfolgten die Erneuerung und eventuelle Reparatur der wassertechnischen Anlagen. Zum Schluß wird der Teich erneut geflutet und das anliegende Gelände rekultiviert.

Große Aufgaben stehen bevor. Sicher wird es etliche Zwischenberichte geben, die wir mit Aufmerksamkeit verfolgen werden. Jutta Benešová

TERMINE

■ Donnerstag, 31. August bis Sonntag, 3. September: Heimattreffen in Teplitz-Schönau. Das Programm erscheint im Mai.

WIR GRATULIEREN

Dux Ossegg Ladowitz Klostergrab Bilin Teplitz-Schönau Graupen Niklasberg
14 Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023
Die Logos von 1903, 1945 und 2023.
Edward Gurk: „Schloßgarten“ um 1830. Brücke zur Elisalex-Insel. Schwanenhaus mit Pflöcken der ehemaligen Mole. Bilder: Jutta Benešova Teplitzer Fußballstadion am Köpfhügel. Bild: Jutta Benešová Die TFK-U15-Mannschaft beim Rimini-Cup 2022 mit dem Cheftrainer der Nachwuchsmannschaften David Köstl links und Erhard Spacek in der Mitte. Folgender treuen Heimatruf-Abonnentin gratulieren wir herzlich zum Geburtstag im April: ■ Fleyh/Kreis Dux. Anneliese Moritz/Liebscher, Hutzelofenweg 4, 97717 Sulzthal, 24. April 1936.

HEIMATBOTE

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otter ng, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischof teinitz, Rai eisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Pfarrer

Peter Steinbach

Von Eschlkam nach Tannaberg

Der heilige Jakobus schützt Wanderer auf ihrem Weg

Trotz des nicht gerade einladenden Wetters mit Regen, Kälte und Wind waren am 1. April zur zweisprachigen Veranstaltung des Projektes „Hindle“ des Vereins Chodsko žije! (Das Chodenland lebt!) nahezu 40 Teilnehmer von beiden Seiten der Grenze gekommen. Diesmal waren die Teilnehmer aus dem bayerischen Grenzraum sogar deutlich in der Überzahl. Angesagt war in Zusammenarbeit mit dem Centrum Bavaria Bohemia im oberpfälzischen Schönsee eine Wanderung von Tannaberg bei Neumark nach Eschlkam.

Am Treffpunkt beim Gasthof

Post in Eschlkam hieß die Historikerin und Projektleiterin Kristýna Pinkrová neben den Teilnehmern insbesondere die Leiterin des Centrums Bavaria Bohemia in Schönsee, Veronika Hofinger, und Wanderführer Josef Altmann willkommen. Mit dem Bus wurden die Teilnehmer zunächst nach Neumark-Fürthel gebracht, von wo sie nach Tannaberg wanderten. Dort erwartete sie schon der bekannte Historiker Zdeněk Procházka, um sie über die Geschichte Tannabergs zu informieren. Tannaberg erhielt den Namen, weil dort einst viele Tannen standen.

Zdeněk Procházka berichtete, daß im Jahre 1703 am Namenstag der heiligen Anna der Orgelspieler Franz Peyer aus Neumark bei einer Wanderung nach Tannaberg gekommen sei und dabei am Himmel ein rätselhaftes Leuchten festgestellt habe. Nach diesem Ereignis seien seine psychischen Leiden weg gewesen, und er habe aus Dankbarkeit auf dem Gipfel eine Kapelle erbauen lassen. Die Nachricht vom Wunder habe sich schnell in Böhmen

und Bayern verbreitet, und die Pilger seien in Scharen gekommen. Viele Votivtafeln hätten ein Zeugnis für die wundersamen Heilungen abgegeben. Der

hätten die Soldaten die Touristenunterkunft zerstört. Danach sei das Pfarrgebäude an der Reihe gewesen. Ein Teil des Dachs der Kirche sei 1967 mitsamt der

kommt und am Grenzübergang Eschlkam/Neumark nach 220 Kilometern endet und an den Ostbayerischen Jakobsweg bis nach Donauwörth anschließt.

In Neumark bei der Kirche sahen die Teilnehmer einen schönen Jakobsstein als Symbol dieses Weges. Gleich unterhalb befindet sich das Denkmal der Schriftstellerin Bozena Němcová, die durch das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bekannt wurde, und in den Jahren 1847 und 1848 in Neumark wohnte.

Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, schildert die Geschichte Hostaus anhand des zweiten Memorabilienbuches der Hostauer Dechantei für die Jahre 1836 bis 1938. Hier der sechste Teil über den Dechanten Peter Steinbach (1843–1917).

Steinbach: „Den Glanzpunkt bildete wohl die Prozession mit dem geschmackvollst und reichst gezierten heiligen Missionskreuze, das von 22 Jünglingen abwechselnd getragen wurde. Zahlreiche Kranz-Jungfrauen und sämtliche Vereine bildeten die Ehrengarde. Dem herrlich geschmückten Missionskreuze auf prächtig staffierter Bahre folgte der Klerus von Stadt und Umgebung, die k. k. Beamten, die Stadtvertretung, die Finanz- und Gendarmerieorgane.“

italienische Baumeister Antonio Gilmetti habe dann 1712 bis 1717 die Pilgerkirche errichtet. Die Attika der Rotunde sei mit Figuren besetzt worden, unter anderem mit dem Erzengel Michael sowie den Heiligen Wenzel, Florian und Sebastian. Später sei Tannaberg auch noch mit einem Pfarrund einem Pilgerhaus ausgestattet worden. Eine Katastrophe für das Bauwerk sei ein Brand im Jahre 1865 gewesen, der nur die Außenmauern übrig gelassen habe.

Seine schlimmsten Stunden habe Tannaberg in der kommunistischen Zeit erlebt, als die Kirche als Pferdestall genutzt worden sei. Ein Beweis für die schlechte Moral der Kommunisten sei, so Procházka, daß sie auf die Wandmalereien geschossen hätten. Die Einschüsse seien noch heute erkennbar. Vor 1950

Attika eingestürzt, und bis auf die Statue des heiligen Wenzel seien dabei alle anderen Statuen zerstört worden. Nach der Sanften Revolution habe die Renovierung der Kirche begonnen, und die Wallfahrten seien wieder auf-

genommen worden. Die Hauptwallfahrt finde am Sonntag vor oder nach dem Sankt-Anna-Tag im Juli statt.

Bei der anschließenden Wanderung von Tannaberg nach Eschlkam informierte Josef Altmann, der ehrenamtlich für die Fränkische Sankt-Jakobus-Gesellschaft Würzburg tätig ist, über den grenzüberschreitenden Jakobsweg, der von Prag her

Ein paar Schritte weiter kamen die Wanderer zum Jakobsstein an der Grenze, der mit der Inschrift „Santiago de Compostela“ auf den 2825 Kilometer langen Jakobsweg hinweist. Nicht weit davon entfernt konnten die Wanderer auch die Jakobskapelle der Begegnungs- und Besinnungsstätte in Seugenhof bestaunen, die der Schützenverein Seugenhof im Jahre 2010 erbaut hatte und die eine große Sehenswürdigkeit ist. Nicht mehr allzu weit war es bis nach Eschlkam. Die Marktgemeinde gilt geschichtlich als die älteste Siedlung im Grenzwald zwischen Bayern und Böhmen. Die Gründung des Ortes gehe auf das Jahr 1180 zurück, als die Markgrafen von Cham eine Wehranlage und einen Markt gegründet hätten, der einen regen Handel mit Böhmen betrieben habe, so Josef Altmann. Auch die Eschlkamer Pfarrkirche Sankt Jakob sei eine große Sehenswürdigkeit auf dem ostbayerischen Jakobsweg. Auf dem Weg von Prag sei sie die fünfte Jakobskirche. In der Kirche selbst sei der heilige Jakob gleich dreimal vertreten. Nach einer Führung durch das Waldschmidtmuseum durch Martin Daiminger klang die Veranstaltung im Gasthof Zur Post in Eschlkam aus.

Die Teilnehmer waren relativ unbeschadet durch Wind und Regen gekommen. Josef Altmann meinte deshalb, daß der heilige Jakobus die Teilnehmer auf ihrer Wanderung geschützt habe. Karl Reitmeier

Bei der Aufstellung des Missionskreuzes an der Nordseite der Kirche hält vor Beginn der Feier der Kreuzesweihe Pater Freund auf dem Stadtplatz, von der vor der hiesigen Schule in der Nähe der Dechanteikirche befindlichen Terrasse, auf welcher ein Predigtstuhl aufgestellt gewesen ist, die Kreuzpredigt. Zuhörer sind es nach Schätzungen um die 10 000, die sogar aus Bayern und aus der Gegend von Mies nach Hostau gekommen sind.

Die Wiener Zeitung „Vaterland“ berichtete am 20. Oktober 1894: „Rektor Freund hielt im Freien die Kreuzpredigt, an deren Schluß bei der Taufgelöbnis-Erneuerung ein viel tausendfaches, erschütterndes: ,Ich glaube‘ und ,Ich widersage‘ die Luft durchbrauste.“

Alle Priester der Umgebung nehmen an der Feier der Kreuzesprozession und der Kreuzesweihe teil. Die Kreuzsegnung nimmt Erzpriester, Ehrenkanonikus, Personaldechant Pater Valentin Czada, Pfarrer in Schüttarschen im Beisein von neun Priestern des Bezirkes vor. Unter den Klängen des Kreuzliedes wird das Missionskreuz neben der Kirche aufgestellt. Bei der Abschlußpredigt am 17. Oktober sind alle Priester aus der Umgebung anwesend. Wegen Regenwetters wird die Abschiedspredigt Pater Freunds in die komplett überfüllte Dechanteikirche verlegt. Nach der feierlichen Andacht sprach der Oberlandesgerichtsrath Huyer an der Spitze des gesamten Gemeinderates den Herren Missionären für ihr erfolgreiches Wirken einen sehr warmen Dank aus. Abends bereitete die Bevölkerung durch einen glänzenden Fackelzug und Serenade den scheidenden Missionären eine spontane Ovation mit brausenden Hochrufen, die mit Hoch auf Papst und Kaiser schlossen.

Die Hostauer Dechanteiseelsorge umfaßte damals 1741 Seelen, und da 1850 heilige Kommunionen stattfanden, ist ersichtlich, daß der Mission viele Fremde beigewohnt haben; ebenso kommunizierte jeder der Nachbarpfarrer in seiner Kirche eigens Pfarrkinder, die bei den hochwürdigen Herren Missionaren in Hostau gebeichtet hatten und sich dann in der heimatlichen Pfarrkirche kommunizieren ließen. Fortsetzung folgt

WIR BETRAUERN

■ Heiligenkreuz. Am 17.

März verstarb Karl Pechtl, Hausname Binnamoa, im 90. Lebensjahr, in Weissach-Flacht im baden-württembergischen Kreis Böblingen. Karl wurde am 3. Februar 1933 in Heiligenkreuz als zweites Kind von Johann und

Maria Pechtl geboren. Die Beisetzung fand auf dem Friedhof in Weissach-Flacht statt, wo die Familie Pechtl ihr zu Hause hat. Im Namen der Heimatgemeinde spreche ich ihren Angehörigen unser Beileid aus. Peter Gaag Ortsbetreuer

WIR GRATULIEREN

Im April gratulieren wir herzlich folgender Abonnentin des Bischofteinitzer Heimatboten und wünschen Gottes Segen:

■ Weißensulz. Ilse Maier (Tochter von Kafmoa Mine), 77 Jahre. Regina Hildwein Ortsbetreuerin

Ortsbetreuerecke

Herzlich gratulieren wir im April Heidrun Böttinger, Ortsbetreuerin von Bischofteinitz, am 2. zum 75. Geburtstag; Franz Neudecker, Ortsbetreuer von Pollschitz, am 5. zum 84. Geburtstag; Christine Spaderna, Ortsbetreuerin von Frohnau, am 9. zum 92. Geburtstag; Gertrud Schieberl, ehemalige Ortsbetreuerin von Obermedelzen, am 17. zum 89. Geburtstag; Rudolf Stok-

kert, ehemaliger Ortsbetreuer von Waldersgrün, am 17. zum 91. Geburtstag und Anneliese Seidl, Ortsbetreuerin von Schmolau, am 19. zum 77. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer

Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 15
Bischofteinitz Ronsperg Hostau
❯ Hostaus Pfarrer – Teil XIX Sankt-Anna-Wallfahrtskirche in Tannaberg. Der Historiker Zdeněk Procházka. Deckenfresko mit Einschußlöchern. Altar Wo einst das Pilgerhaus stand, steht jetzt dieser Unterstand. Die Wanderer vor der Sankt-Anna-Wallfahrtskirche.
GEMEINSCHAFT EUROPA
. BIS28MAI
2 3 IN REGENSBURG
3. SUDETEND E UTSCHER TA G
Bilder (4): Karl Reitmeier
SCHICKSALS-
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20
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Sudetendeutsche

Heimatbote

für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

❯ Osternachlese

Ratschen in Ratzau

Johann Marschick, Ortsbetreuer von Ratzau, und Helga Ernst berichten über das heimatliche Ratschen in der Karwoche.

mittags läuteten die Kirchenglocken wieder.

Wo das Kloster an die Klosterkirche andockt. Verschlossene Tore am Mittelrisalit der hochbarocken Klosteranlage.

❯ Kladrau

Renoviertes Kloster geweiht

Mitte März wurde der frisch renovierte Konvent des Kloster Kladrau geweiht. Unter den Gästen waren Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl und Sebastian Schott, zuständig für das Tachauer Heimatmuseum in Weiden in der Oberpfalz. WolfDieter Hamperl berichtet.

Eigentlich dachten wir, daß die neue ständige Ausstellung eröffnet wird. Denn deshalb hatte der bisherige und mir seit vielen Jahren bekannte Custos Petr Beranek zu unserem Tachauer Heimatmuseum in Weiden Kontakt aufgenommen. Wie wir erfuhren, wolle man eine Ausstellung über Alfred I. Fürst Windischgrätz im Kloster einrichten. Dazu brauche man auch Informationen

über das Leben der damaligen Untertanen, der bäuerlichen Bevölkerung.

Wir stellten zahlreiche

Fotografien zum ländlichen Leben aus dem Fundus von Hildegard Preis zur Verfügung und als Leihgabe auch eine unserer vielen Frauentrachten. So meinten wir, deshalb eingeladen worden zu sein.

Wir waren schon eine Stunde vor dem Elf-Uhr-Termin da, um uns auf dem weiten Areal umzu-

hier war die Tür verschlossen. Übrigens ist ein Teil dieser Altbauten eingerüstet. So gingen wir zum Haupteingang der großen Kirche. Langsam kamen immer mehr Menschen zusammen, die sich in der Sonne wärmten. Wir besichtigten die großartige Kirche, bewunderten die Frische der Wandgemälde der Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, den Hochaltar und den links davon stehenden Seiten-

ßen löste sich die Versammlung auf.

Wir konnten noch die neu renovierten Gänge besichtigen, wo früher die Skulpturen von Matthias Braun aus dem Park in Waltsch standen. Keine Spur von ihnen. Wahrscheinlich werden sie auch einer „Reinigung“ unterzogen. Die Räume, in denen die frühere Ausstellung zu sehen war, waren ebenfalls renoviert. Anscheinend wird die

kurz lesen, daß die Brauerei in Tachau fast doppelt so viel Bier braute wie die in Kladrau.

Auf dem Bild von 1943 sieht man eine Gruppe von Jungen beim Ratschen. Im Hintergrund befindet sich das Gasthaus Schüder, oberer Wirt Nr. 10. Ab dem 4. Schuljahr machten alle Jungen beim Ratschen mit. Es wurden zwei Gruppen gebildet. Jede Gruppe hatte einen Ratschenhauptmann.

Beginn war immer am Gründonnerstagabend gegen acht Uhr abends an der Kirche. Das Laufen begann am Freitag um sechs Uhr früh, um zwölf Uhr mittags, um acht Uhr abends und das letzte Mal am Samstagmorgen um sechs Uhr. Um zwölf Uhr

Die erste Gruppe (siehe Bild) fuhr in der Dorfmitte. Die zweite Gruppe fuhr zwischen Schmiedheisler Nr. 11 und hinterer Schmied Nr. 25. Der erste Treffpunkt war das Kalupnerkreuz, wo das Angelus gebetet wurde.

Danach fuhr eine Gruppe durch den Meierhof, Robav über den Popluschdamm, Maidlgarten, einen Pfad zwischen Maxen und Keuser, zur Kirche. Die zweite Gruppe fuhr Richtung Schule, Budra, Gmies, Steinmetz Büllera zur Kirche.

sehen. Am Tor am großartig renovierten Mittelrisalit der von Kilian Ignaz Dientzenhofer errichteten hochbarocken Klosteranlage wurden wir nicht eingelassen. Dann probierten wir es am bisherigen Museumseingang, auch

altar, der dem Gründer des Klosters, Herzog Wladislaw I., gewidmet ist. Die hereinscheinende Sonne ließ die Kirche in neuem Licht erscheinen. Schließlich trafen die Honoratioren ein, und die im Chor aufgestellten Stühle füllten sich. Ungefähr 80 Personen trafen sich, wohl alles Museumsleute, Historiker und Kunsthistoriker. Nach einem kurzen Orgelspiel weihte Pilsens Bischof Tomáš Holub den neu renovierten Bau des Refektoriums. Nach einem längeren Musikstück gingen alle einen Stock tiefer in einen Vortragsraum, der ehemals der Brauerei diente. Dort sprachen dann einige leitende Persönlichkeiten, an erster Stelle Kulturminister Martin Baxa, ehedem Oberbürgermeister von Pilsen. Leider verstanden wir außer „Windischgrätz“ kein Wort. Auch waren außer uns leider keine deutschen Gäste eingeladen worden. Nach Applaus und Blumensträu-

ganze Ausstellung neu gestaltet, denn die alte hatte sich seit der kommunistischen Zeit nur wenig verändert.

Rechts vom Ausgang am Tor des Mittelrisalits wurden einige Becken und Mauern der ehemaligen Brauerei freigelegt und in zwei Räumen eine wissenschaftliche Ausstellung über die Windischgrätz‘sche Brauerei in Kladrau konzipiert. Sie informiert sehr gut. Ich konnte nur

Man wird in den vielen Räumen künftig eine Ausstellung über die Fürsten Windischgrätz sehen. Das Kloster war 1785 säkularisiert und schließlich 1825 von Alfred I. Fürst Windischgrätz gekauft worden. Trotzdem baute Alfred I. seine große Reithalle in Heiligen bei Tachau. Die Brauerei ist 1864 ohne Rücksicht auf die Dientzenhofer‘sche Architektur eingebaut worden. Barockkunst war damals verpönt. Es macht mich froh, daß die ehemalige hochbarocke Klosteranlage dem Verfall entrissen und renoviert wurde und hier eine neue Ausstellung mit dem Schwerpunkt „Die Fürsten Windischgrätz“ etabliert werden wird. Wir wissen ja, daß die Särge des Adelsgeschlechts schon vor mehr als 100 Jahren in die Gruft der Marienkirche, der Schloßkirche, überführt wurden. Von früheren Führungen haben wir die Bibliothek mit den großen Portaits der Familie und den Billardtisch sowie Wohnräume der Windischgrätz in Erinnerung. Auf die neue Präsentation bin ich gespannt, vor allem auch auf die Darstellung der früher hier ansässigen Egerländer. Wenn die Saison im April beginnt, wird es hoffentlich so weit sein.

Der Ratzauer Ratschenhauptmann vorne ist der Binder Karl.

■ Sonntag, 21. Mai, 15.00

Uhr, Haid: Deutsch-tschechische Pilgermesse in der Loreto mit Generalvikar Petr Hruška aus Pilsen, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Petr Hruška spricht deutsch, Telefon (0 04 20) 6 08 65 65 57, eMail hruska@bip.cz

■ Samstag, 10. Juni, 18.00

Uhr, Haid: Eröffnung des Musiksommers in der Dekanalkirche Sankt Nikolaus mit einem großen Chor- und Orchesterkonzert.

■ Sonntag, 18. Juni, 15.00

Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Klaus Oehrlein aus Würzburg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Klaus Oehrlein, Zeller Straße 44,

Wir gratulieren folgender Abonnentin des Tachauer Heimatboten herzlich zum Geburtstag im April und wünschen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen.

Ortsbetreuerecke TERMINE

97276 Margetshöchheim, Mobilfunk (01 60) 7 97 85 15, eMail st.valentinus@web.de

■ Sonntag, 16. Juli, 15.00

Uhr, Haid: Deutsch-tschechische Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Peter Fořt aus Graslitz, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Peter Fořt spricht deutsch, Telefon (0 04 20) 7 24 20 47 02.

■ Sonntag, 20. August, 15.00

Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Georg Hartl, Sankt-Vitus-Straße 20, 92533 Wernberg-Köblitz, Telefon (0 96 04) 9 09 99 95, eMail ukatubona@gmail.com

■ Lusen, Tholl. Am 18. Maria Baier/Scharnagl (Tholl Nr. 15) in Vohenstrauß-Allenstadt, 84 Jahre. Heidi Renn Ortsbetreuerin

H

Am Karsamstag wurden Hausbesuche gemacht. Als Dank bekam man zum größten Teil Eier. Die Geschenke wurden dann ehrlich aufgeteilt. Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 16
Bischof Tomáš Holub, Kulturminister Martin Baxa und Naděšda Goryczková, die Generaldirektorin des Nationalen Kulturdenkmalamtes. Blick auf die Ost- und Westseite der Windischgrätz-Gruft. Die tschechische Broschüre „Kloster Kladrau. Das Projekt ,Nationales Kulturdenkmal Kladrau: Das Leben in einem Orden‘“. WIR GRATULIEREN
erzlich gratulieren wir im April Gerhard Stich, Ortsbetreuer von Hals, am 10. zum 79. Geburtstag und Paula Marterer, Kassenleiterin, am 26. zum 83. Geburtstag.Wir wünschen alles Gute, Gesundheit sowie Gottes Segen und danken für alle ehrenamtlich geleistete Arbeit für unsere Heimat. Sieglinde Wolf

Heimatblatt für den Kreis Sternberg in Mähren (einschl. Neustädter Ländchen)

Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin

❯ Ein Spaziergang durch Mährisch Neustadt – Teil III und Schluß

: Sternberger Heimat-Post

Schöne Erinnerungen

Heute beenden wir unseren Spaziergang rund um den Stadtplatz.

Ostseite

Rechts auf dem Bild sehen wir noch einmal die Südseite des Stadtplatzes. Das niedrige rosa farbene Haus links der Gasse ist das ehemalige Warenhaus Weigel.

briks-AG. Sein Sohn, genannt Papurka Schubert, verheiratet mit Grete Zanger, zog später nach Österreich, wo die Frau noch lebt.

Das Warenhaus Weigel präsentierte seine Waren auch auf dem Gehsteig. Einmal fand sich da eine merkwürdige Zusammenstellung: Stand doch ein Stoß Eßteller neben einem Nachtgeschirr. Es war wohl kaum anzunehmen, daß die zusammengehörten – höchstens in größerem zeitlichen Abstand.

Nr. 41: Als erstem Haus begegnen wir dem Warenhaus Josef Weigel, dessen Frau und Töchter die Seele des Geschäftes waren. Sagte man doch von der Tochter Irma: „Irma, der Stolz der Firma.“ Doch die anderen Töchter gaben ihr an Tüchtigkeit nichts nach, wenn sich auch auf Marie, Hilde und die anderen kein so schöner Reim fand. Es waren nicht nur die Räume und die Schaufenster dieses Warenhauses voller guter Waren, man stellte solche auch vor die Schaufenster auf den Gehsteig. Die Familie verfügte nicht nur über eine große Zahl von Waren, sondern auch von Töchtern. Die Kinder nach dem Alter: 1. Marie, später verheiratet in Innsbruck. 2. Hilde, verheiratete Vschetetschka, früher Mährisch Schönberg, jetzt in der Bundesrepublik. 3. Hermine, verwitwete Kreysler, in 78 Freiburg. 4. Irma, Stolz der Firma, verheiratet mit Dr. Zöllner, stramme Turnerin, jetzt attraktive Wachsstockfrau. 5. Peppi (Josefine), verheiratet mit Hans Rössler, Leiter der Städtischen Sparkasse, nun verwitwet, in der Bundesrepublik. 6. Gerta, verheiratet in Wien. 7. Walter, lebt in München. 8. Ilse, Lehrerin in Wien.

Nr. 40: Amalia Vogelgsang bewohnte das Haus ihrer Eltern (Vater: Josef Till). Sie war zuerst mit Herrn Dornkasch verheiratet. Nach dessen Tod war sie Beamtin in der Zuckerfabrik und heiratete Herrn Vogelgsang. Am 3. Feber 1975 starb sie 94jährig in einem Altersheim in Hessen.

Nr. 37: „Kolonialwaren“ und Lebensmittelgeschäft des Wilhelm Budel. Meist nannte man das Geschäft nach dem früheren Besitzer „Domluwil“. Frau Budil lebt in der Bundesrepublik, ist Wachsstockfrau, leider aber gehbehindert.

Nr. 36: Das Schaufenster zeigte Hüte, denn hier war der Hutladen des Stefan Chrudina. Der Sohn war Studienrat, ist in der Bundesrepublik gestorben. Die Witwe, geborene Tschund aus Augezd, war seinerzeit Sekretärin des Dr. Vodicka und ist Wachsstockfrau. Wir überqueren nun das schmale Hotelgäßlein.

ten, die vorher als Christbäume gedient hatten, hinter dem „Felsen“ aber stand am Himmel die leuchtende Scheibe des Mondes. Durch Einsatz eines Widerstandes konnte der Saal allmählich verdunkelt und nach einiger Zeit wieder erhellt werden, selbstverständlich nur allmählich, um nicht manches Pärchen in Verlegenheit zu bringen, das sich „im Wald allein bei Mondenschein“ gefühlt hatte.

Nr. 34: Leo Lord, dann Pretzner, dann Birnkraut. Nach 1782 war dieses Haus das Gasthaus „Zum gelben Löwen“.

Über die Geschichte des Stadthotels schrieb Dr. Kux: „1872 ist von Josef Goebl aus dem alten wein- und bierschankberechtigten Platzhaus Nr. 163 das ‚Hotel‘, das erste wirklich zwei Stock hohe Stadthaus, gebaut worden.“

Mährisch Neustadt. Im Mai gratulieren wir herzlich folgenden Landsleuten zum Geburtstag. Am

1. Erika Schmitt/Pommer (Mönchgasse) zum 81. Geburtstag in Darmstadt; Siegfriede Schneidmüller/Schertler (Wallgasse) zum 82. Geburtstag in Wolfhagen; Herbert Spreitzhofer (Sternberger Gasse) zum 78. Geburtstag in Wien 23 (Österreich);

2. Dieter Kawan (Wallgasse) zum 80. Geburtstag in Kirchheimbolanden; Elisabeth Wedel/ Kaulich (Sternberger Gasse) zum 77. Geburtstag in Frankfurt am Main;

4. Gustav Kauer (Olmützer Gasse) zum 81. Geburtstag in Korb; Wolf-Dieter Koss (Flurgasse) zum 83. Geburtstag in Idstein;

5. Maria Hennig/Zatloukal (Mönchgasse) zum 98. Geburtstag in Bad Königshofen; Gerti Klapper/Frömel (Lange Gasse) zum 80. Geburtstag in Weilmünster;

6. Ursula Schmitt/Rabenseifner (Müglitzer Gasse) zum 83.

WIR GRATULIEREN

Geburtstag in Kelkheim;

8. Roland Knödel (Goeblgasse) zum 81. Geburtstag in Frankfurt am Main;

9. Hans-Dieter Mauler (Müglitzer Gasse) zum 79. Geburtstag in Wien (Österreich);

11. Helga Anderlitschka (Sternberger Gasse) zum 83. Geburtstag in Weilmünster;

14. Elisabeth Etz/Kauer (Kl. Neustift) zum 91. Geburtstag in Hohenstein-Born; Ingrid Thakker/Kukule (Wallgasse) zum 89. Geburtstag in Michigan (USA);

18. Irmgard Buntenbach/Maly (Goeblgasse) zum 92. Geburtstag in Berlin; Margareta Ertl/ Hantschel (Untere Alleegasse) zum 96. Geburtstag in Oerlenbach; Johanna Gentsch/Ullrich (Schönberger Gasse) zum 86. Geburtstag in Wiesbaden;

20. Maria Kramer/Leiter (Herrengasse) zum 85. Geburtstag in Naumburg;

21. Josef Rehak (Untere Alleegasse) zum 93. Geburtstag in Münster;

25. Eugen Klein (Gr. Neustift)

Nr. 39: Heinrich Wenzlitschke. Im Erdgeschoß befand sich die Konditorei Adamek (➝ Sie stellen wir in der nächsten Ausgabe der Sternberger HeimatPost vor.).

Nr. 38: Ferdinand Schubert, früher Präsident der Zuckerfa-

zum 82. Geburtstag in Mogendorf; Susanne Rudersdorf/Kaulich (Sternberger Gasse) zum 83. Geburtstag in Flörsheim; Edith Senft/Klein (Gr. Neustadt) zum 82. Geburtstag in Mogendorf;

26. Ulla Fahrenberg/Pollak (Stadtplatz) zum 82. Geburtstag in Bad Schwalbach;

27. Erika Keller/Fischer zum 83. Geburtstag in Planegg;

28. Helene Brecht/Pollack (Untere Alleegasse) zum 94. Geburtstag in Leutenbach; Konrad Heiger (Untere Alleegasse) zum 89. Geburtstag in Weinbach; Liselotte Urban/Müller (Gr. Neustadt) zum 85. Geburtstag in Wien (Österreich); Norbert Willert (Theoderichstraße) zum 92. Geburtstag in Siegburg;

29. Margit Fetzer/Steigel (Flurgasse) zum 84. Geburtstag in Nersingen; Irmgard Haas/ Seuchter (Herrengasse) zum 90. Geburtstag in Gießen;

30. Ilse Benisch/Metelka (Flurgasse) zum 82. Geburtstag in Giengen. Sigrid Lichtenthäler Ortsbetreuerin

Nr. 35: Das Stadthotel, eine Stätte kultureller Veranstaltungen und allerlei Vergnügungen. Über Treppen gelangte man in die Gaststätte. Pächter waren Kühr, dann Naßwetter, dann Nakladal und Frau, geborene Schinzel aus Salbnuß. Wer sich zur Stammtischrunde am Sonntagvormittag zählte, fühlte sich zur „Hautevolee“ gehörig. Bei einem Besuch vor einigen Janren –auch an einem Sonntagvormittag – war der Gastraum voller Tabakqualm, die meisten Männer saßen mit dem Hut auf dem Kopfe vor ihrem Bier. Im Obergeschoß befand sich der kleine Saal mit etlichen Nebenräumen. In diesem recht vornehm wirkenden Saal fanden einst viele kleinere Veranstaltungen statt. Da werden wohl viele Erinnerungen an schöne Stunden wach: an Konzerte des berühmten Manzer-Quartetts aus Karlsbad, an Veranstaltungen des Kulturverbandes, vor allem an viele schöne Bälle. An einen kann ich mich besonders gut erinnern. Er stand unter dem Motto „Ein Ausflug auf den Bradelstein“. Da hatte ich mit etlichen Helfern den Bradelstein aufgebaut, umgeben von vielen Tannen und Fich-

Nr. 33: Wer kannte nicht die „Josefine“, die Weinstube „Krug zum grünen Kranze“ der Josefine Goebl mit auserlesenen Weinen, aber zuweilen auch mit ungeschminkten Worten. Später wurde diese Weinstube von dem alten Ehepaar Grätzner bewirtschaftet. Besitzerin Therese Miller?

Nr. 32: Wieder stehen wir vor Schaufenstern mit Eisen- und Blechwaren, Werkzeugen, Gießkannen und vielem mehr. Es ist die Eisenhandlung Alois Ferbus.

Nr. 31: Die Schaufenster lassen viel Licht einströmen, denn wer will schon beim Rasieren geschnitten werden? Es ist der recht vornehm ausgestattete Frisiersalon Rudolf Dittrich. Doch die Seele des Geschäftes war eigentlich mehr die Frau, während der Inhaber mehr Interesse an der Jagd und vor allem am Präparieren und Ausstopfen von Tieren hatte. Er war ein geradezu leidenschaftlicher Naturfreund, und so verstand er es, die Tiere in natürlichen und lebensvollen Positionen auszustopfen. So war er weit im Lande bekannt, und er belieferte eine große Zahl von Schulen und Museen. Die beiden Töchter Mitzi, verwitwete Klos, und Trude, verheiratet mit Otto Schreier, leben in der Bundesrepublik. Letztere hatte eine recht liebliche Stimme, und so war sie oft in Singspielrollen auf der Bühne zu sehen

und zu hören. Dort bahnte sich auch die Ehe mit dem verdienstvollen Theaterleiter des Musikvereins an, mit Otto Schreier. Nr. 30: Gab es bei der Josefine edle Weine, so wurden hier in diesem Hause des Julius Bierer scharfe Sachen ausgeschenkt. „Schnapsbutike“ wäre eine Unterbewertung dieses Lokals. Einst, nach 1748, war hier das Gasthaus „Zum Rößl“. Nr. 29: Gerüche von Würsten und G‘selchtem verraten die Fleischhauerei Wenzlitschke. Besitzerin Therese Tschamler, verehelichte Wenzlitschke. Frau Wenzlitschke lebt bei ihren Söhnen in 6253 Hadamar. Die ehemalige Buchhalterin dieser Firma, Klara Kostka, verehelicht mit Oberstudienrat Maier, lebt in Backnang. Noch heute denkt man mit Wonne an die guten Wurstsachen, die man bei unseren Fleischern erhielt, und beim Schinken hatte man – im Gegensatz zu heute – nichts dagegen, wenn er auch etwas Schinkenspeck hatte.

Unser Rundgang ist nun zu Ende. Beim Aufzählen der damaligen und der früheren acht Gaststätten auf dem Stadtplatz (vier waren nach Tieren benannt: „Schwarzer Adler“, „Schwan“, „Gelber Löwe“, „Rößl“) könnte man den Eindruck gewonnen haben, die Neustädter seien ein recht trinkfrohes Völklein gewesen. Keineswegs! Neustadt war ein recht solides Städtchen, für skandalöse Tratschgeschichten kein guter Boden, recht anheimelnd und beschaulich –bis diesem Idyll durch den Krieg und die Austreibung ein jähes Ende bereitet wurde.

Wohl sind seit jener Zeit, die wir bei unserem Rundgang im Geiste nacherlebten, etwa vier Jahrzehnte dahingegangen, doch die Erinnerungen sind so lebendig, als hätten wir erst gestern diesen Rundgang gemacht. Diese Erinnerungen konnten uns die Tschechen doch nicht austreiben. Ende

❯ Dem Stadtpanorama wurde ein Schornstein genommen Jaromír nach 50 Jahren demontiert

Am 1. März begann mit einem riesigen Kran der Abbau des 60 Meter hohen stählernen Kamins, der mit das Panorama der Stadt prägte. Schon vor zwei Jahren entdeckte man bei ihm mehrere technische Probleme; vor allem der Betonsockel, auf dem der Kamin mit zwei Metern Durchmesser stand, war nicht mehr stabil. Für die Sicherheit der Umgebung hätte der Mangel unter großem finanziellen Aufwand beseitigt werden müssen. Deshalb entschloß man sich zur Demontage. Für die Bürger hatte der Kamin einen Namen – seit seiner Existenz nannten sie ihn

„Jaromír“, nach dem damaligen Leiter der Wohnungsbaugesellschaft, Jaromír Polák. Dieser war nicht nur bei den Projektvorbereitungen tätig, sondern vor allem für den Bau des Kamins zuständig. Am Platz des Jaromír stand früher der niedrigere Ziegelstein-Kamin.

Der Bau von „Jaromír“ war mit dem Aufschwung des Woh-

nungsbaus notwendig geworden. Als der Plattenbau zwischen Müglitzer Gasse und Wallgraben begann, mußten auch die Kessel für die Heizung verstärkt werden. Da man damals noch mit Kohle heizte, war ein Kamin nötig, bei dem der Rauch in großer Höhe abziehen konnte. 1995, als man zur Zentralheizung mit Gas überging, waren Kohlekessel nicht mehr nötig; so verlor der große Kamin seine Bedeutung.

Marek Juran Aus dem „Mährisch Neustädter Berichterstatter“ vom 23. März 2023, übersetzt und gekürzt von Sigrid Lichtenthäler.

17 Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023
Ho mann, eMail isergebirge@sudeten.de – Betre
Bild: tvmorava.cz

Heimatkundliches Mitteilungsblatt für die Vertriebenen aus dem Isergebirge/Organ des Gablonzer Heimatkreises e.V.

Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Ho mann, eMail isergebirge@sudeten.de – Betre : Isergebirgs-Rundschau

❯ Mauke – Die Band wird am Pfingstwochenende in Regensburg mit dem Volkstumspreis

ausgezeichnet

Wir sind Kulturpreisträger

Wolfgang Klemm: Frontmann und Botschafter. Gesang, Akustikgitarre, Akkordeon, Trompete, Kazoo.

Michael O. Siegmund: Stickl und Chorgesang, Klappstuhl-Fan, Topfdeckelschläger. Seit 2022 mehr Poet und Mundartdichter.

Gegründet im Jahre 2006, trat Mauke – Die Band anfangs ohne einen Bassisten auf, bis 2011 der von Anfang an begleitende „Tonmon“ (paurisch für Tonmann oder Tontechniker) die Rolle des Bassisten übernahm. Inzwischen besteht Mauke aus dem Frontmann und Multiinstrumentalisten Wolfgang Klemm, Mundartdichter Michael O. Siegmund, Gitarrist Herbert Stumpe, Sven Siegmund am Piano, Björn Siegmund zur stimmlichen Begleitung, Dieter Schaurich am Bass und Gregor Zasche am Schlagzeug.

Dieter Schaurich: Koordinator und Internetbeauftragter. Chorgesang, Solobass, Vibraslap.

Aus gelegentlichen Konzerten in den Anfangsjahren, zum Beispiel im Sudhaus Neugablonz oder Gasthaus Hirsch in Obergermaringen, wurden größere Auftritte mit immer mehr Publikum. Als Durchbruch kann der Auftritt im Rahmen der „ARTigen Samstage“ am 1. August 2009 gesehen werden, als Hunderte von zugereisten Noppern (paurisch für Nachbarn oder Neugablonzer) den Obstmarkt und die umliegenden Gäßchen füllten, um „ihre Kultcombo“ zu sehen, zu hören und zu unterstützen. Die Begeisterung und die damit verbundene Nachfrage veranlaßten das Management in Abstimmung mit den Musikern, ab 2010 jährliche Auftritte im Kulturstadl Blonhofen durchzuführen.

Professor Dr. Dr. Herbert Stumpe: „Diplom-Klugscheißer (FH)“. Chorgesang, Stromgitarre, Mundharmonika.

ner Kooperation mit dem Neugablonzer Theaterverein „Theater im Turm e. V.“ wurde ein paurisches Singspiel auf die Bühne gebracht, bei dem Mauke voll integriert war.

Am 3. September 2019 schließlich erhielt die Band aus den Händen von Albert Füracker, Staatsminister der Finanzen und für Heimat, den „Dialektpreis Bayern 2019“. „Indem Sie den nordböhmischen Dialekt der vertriebenen Gablonzer, das ‚Paurische‘ als Kommunikationsmittel für Inhalte der Gegenwart verwendet, trägt sie dazu bei, daßdie Sprache kein museales Kulturgut wird, sondern lebendig bleibt“, hieß es in der Begründung. Daraufhin folgten Engagements für den Sudetendeutschen Tag, die leider coronabedingt ausfielen. Ein erstes Kultur-Comeback für Mauke war das in Kaufbeuren veranstaltete Live.Art-Festival auf dem Tänzelfestplatz am 11. Juli 2020 –ein Auftritt gemeinsam mit Wolfgang Krebs, Julia Haug und Hausl Richter vor 150 Fahrzeugen. Ebenfalls coronakonform fand im September 2020 ein Picknick zum 50jährigen Jubiläum der Wiederaufstellung der Rüdiger-Statue in Neugablonz statt, welches Mauke musikalisch umrahmte.

Sven „Fast nger“ Siegmund: Chorgesang, Piano, Zug öte.

Ein weiterer Höhepunkt war der Schwabentag des Bezirks, der 2012 in Neugablonz stattfand. Diesen rundeten die Musiker mit einem stimmungsvollen Open-Air-Auftritt zum Tagesausklang ab. 2013 wurde Mauke eingeladen, das Abschlußkonzert des „Festivals der Vielfalt“ im ausverkauften Stadtsaal zu spielen, und erhielt – ein Highlight in der Erfolgsgeschichte – den Kunst- und Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren. Ausschlaggebend für die Vergabe des mit 2000 Euro dotierten Jörg-Lederer-Preises sei die „Mischung aus Musik, Mundart und Kabarett vom Feinsten“ gewesen, so Oberbürgermeister Stefan Bosse: „Eine richtige Mauke eben, unverwechselbar, originell und nur in dieser Rezeptur original.“

Björn Siegmund: Wollsockensammler. Chorgesang, Countersopran, Trillerpfeife.

Eine Busfahrt im Herbst 2015 führte Mauke – Die Band zu den Wurzeln des paurischen Dialekts, nach Reichenberg/Jablonec. Ein Empfang bei Primator Petr Beitl war ein gelungener Auftakt für die Fahrt, welche durch ein Konzert vor dem Rathaus in Reichenberg im Rahmen des Herbstfestes und einem Konzert im Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in Reinowitz gekrönt wurde. Im Juni

seit 2022: Gregor „Trommelsteckn“

In ihrer 17jährigen Geschichte hat Mauke eine gewaltige Entwicklung durchgemacht – vom Schwabentag 2012 (unten) über das Fest der Vielfalt 2013 (oben rechts), Auftritte beim Kaufbeurer Weihnachtsmarkt (oben links) bis zu einem Konzert in der alten Brauerei in Stegen am Ammersee 2020 (ganz oben). Ausgezeichnet wurden die Musiker bereits zweimal: 2013 mit dem Kunst- und Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren und 2019 mit dem Dialektpreis des Freistaates Bayern.

2017 ging es erneut mit dem Bus nach Reichenberg. Diesmal war der Höhepunkt für die Band der Eintrag ins „Goldene Buch“ von Reichenberg während des Empfangs im Rathaus. Abgerundet wurde dieses tolle Wochenende mit einem Konzert im Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in Reinowitz und einem Open-Air Konzert auf der Sonnenterrasse des Jeschken (➝ Isergebirgs-Rundschau 7/2023).

Bilder: Lena Wunderlich (7), Familie Schaurich

Der Herbst 2017 brachte das neue Programm „Jesolo“. Im Juni 2018 lag der Schwerpunkt beim Kulturfestival „freiflug“ auf der Geschichte der Gablonzer von der Vertreibung bis jetzt.

Zu diesem Festival trug Mauke bereits in der Entstehungsphase maßgeblich bei. Die teilnehmenden Jugendlichen konnten Fragen zum paurischen Dialekt stellen und wurden in der richtigen Aussprache unterstützt.

Im September 2018 konnte Mauke – die Band die Auftaktveranstaltung des Festivals der Vielfalt 2018 verstärken und bei strahlendem Sonnenschein endlich vor dem Kaufbeurer Rathaus spielen. Im November 2018 wurde nochmals das Programm „Jesolo“ aufgeführt und hatte so insgesamt etwa 1700 Zuhörer erreicht.

Der Mai 2019 brachte die Band erneut auf die Bühne. In ei-

Im April 2022 tauschte Michael O. Siegmund die Trommelstecken gegen einen Klappstuhl. Beim neuen Programm „Diener Zasche“ übernahm Gregor Zasche die Aufgabe des Schlagzeugers, und Michael O. widmet sich seitdem nur noch den von ihm verfaßten „Stickln“. Mit Verspätung, dafür aber unter Normalbedingungen fand im September 2022 das „Neugabiläum“ statt. Die Stadt feierte über mehrere Tage hinweg die Gründung der Vertriebenensiedlung Neugablonz 75+1 Jahre zuvor. Unter dem Motto „Horcht ock Noppern, mir feiern unsre Mundort!“ verbreitete Mauke an diesem Abend bei knapp 2000 Zuhörern reichlich gute Stimmung. Mauke bemüht sich weiterhin, die treuen Fans in jedem Jahr aufs Neue sowohl mit neuen Liedern wie auch mit Klassikern und Stickln (kurze Gedichte in paurischer Mundart) aufs Beste zu unterhalten. Dieser Weg scheint – dem Erfolg nach –der richtige zum Erhalt der paurischen Mundart zu sein, denn egal wo ein Musiker von Mauke auf Menschen trifft, wird er meist in Paurisch begrüßt. Nahezu immer folgt Smalltalk im Gablonzer Dialekt – und das auch bei Jugendlichen.

Zasche: Metronom und Entdecker neuer Rhythmen. Schlagzeug, Kuhglocke. Beim Fest zum 70jährigen Bestehen der Vertriebenenstadt Neugablonz versammelten sich Hunderte von Menschen auf dem Bürgerplatz, um mit der Neugablonzer Kultcombo „Mauke“ in gemütlicher Atmosphäre zu feiern.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023 18

❯ Förderantrag des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Für Fassade und Turm

Im Frühjahr 2022 ist Dr. Sefr an mich herangetreten. Er bat mich um Mitwirkung bei der Beantragung von Födergeldern aus dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

Mit diesem Geld soll die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers in Ober-Polaun renoviert werden. Fassade und Turm sind stark beschädigt. Dazu war die Mitwirkung eines Deutschen, der aus Polaun stammt und jetzt in Deutschland lebt, erforderlich. Dr. Sefr lebt zwar in Deutschland, erfüllt die Voraussetzungen aber nicht. Ich denke, Dr. Sefr ist einigen von euch bekannt.

Er engagiert sich seit jahren sehr in der Gemeinde Polaun. Ich habe mich dann dazu bereit erklärt mitzuwirken.

❯ Geschichte und Architektur der Kirche in Polaun

Wer an mich glaubet, wird leben

Zusammen mit dem Antragsteller Pfarrer Jiří Smolek, der die römisch-katholische Pfarrei in Polaun sowie in Prichowitz und Dessendorf betreut, haben wir den Antrag durchgearbeitet. Wir konnten allen Anforderungen nachkommen, so daß Pfarrer Smolek den Antrag im August 2022 stellen konnte. Jetzt kann ich euch mit Freude mitteilen, daß der Antrag von Erfolg gekrönt wurde. Der Zuschuß beträgt 600 000 Kronen. Pfarrer Jiří Smolek hat sich für mein Engagement bedankt und läßt alle ehemaligen Polauner und deren Nachkommen recht herzlich grüßen. Er würde sich freuen, wenn ihr bei eurem nächsten Besuch in der alten Heimat mit ihm Kontakt aufnehmen würdet. Hans Pfeifer

WIR GRATULIEREN

■ Polaun. Liebe Landsleute, da die Isergebirgs-Rundschau im Dezember 2022 vom PreußlerVerlag eingestellt wurde, konnte ich euch nicht mehr zum Geburtstag gratulieren. Deshalb wünscht die Ortsgemeinschaft

Polaun allen, die im Februar und März Geburtstag hatten, nachträglich alles Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen.

Den im April und Mai Geborenen gratulieren wir auf das Allerherzlichste und wünschen alles Gute zum Geburtstag.

Liebe Landsleute, einmal im Monat erscheint in der Sudetendeutschen Zeitung die Isergebirgs-Rundschau. In dieser würde ich Euch gerne weiterhin zum Geburtstag gratulieren. Da ich keinen Überblick habe, wer die Sudetendeutsche Zeitung aboniert hat, würde ich mich freuen, wenn ihr euch bei mir melden würdet. Es besteht auch die Möglichkeit, nur die Ausgaben zu abonnieren, in denen die Isergebirgs-Rundschau erscheint.

Die Kosten belaufen sich dann auf 33,25 Euro.

Mit heimatlichen Grüßen Hans Pfeifer Schwabenstraße 11, 87668 Rieden, Telefon (0 83 46) 98 23 69

■ Gablonz. Zum 79. am 23. Mai Werner Funke (Langegasse 88) in Seybothenreuth;

zum 94. am 4. Mai Margarethe Kainrath/Czerny (Eigenheimstraße 27) in Wolfern (Österreich); zum 87. am 20. Mai Manfred

Knischke in Pastow;

zum 92. am 2. Mai Susanne

Leonhardt/Ullrich (Frauengasse 10) in Bayreuth;

Ollrlej „wos“

zum 91. am 30. Mai Eva Maria

Metz/Fritsche (Kreuzgasse 8) in Obergünzburg;

zum 93. am 25. Mai Erhard

Neufuß (Josef-Pfeiffer-Straße) in Kaufbeuren;

zum 88. am 28. Mai Eva Maria

Simon/Wondrak (Bunnengasse

1) in Neugablonz; zum 80. am 9. Mai Erna

Schremser/Fuchs (Wiener Straße 56) in Augsburg. Allen herzliche Glückwünsche! Thomas Schönhoff Ortsbetreuer

■ Kukan. Zum 80. am 22. Mai

Helga Mosnedl/Drescher (Bäkkerei in der Villengasse) in Ravensburg.

■ Johannesberg. Zum 100. am 3. Mai Lotte Salzer/Endler in Kaufbeuren; zum 95. am 8. Mai Herta Schäfer/Hübner in Potsdam; zum 91. am 1. Mai Heinz

Jantsch in Bayreuth;

zum 89. am 8. Mai Erich Staffen in Eisleben und am 10. Sieglinde Bär/Stumpe in Oberhausen; zum 88. am 10. Mai Helmut Neumann in Fichtelberg und am 17. Erich Tischer in Bad Brückenau; zum 82. am 12. Mai Helmut Hannich in Gernrode; zum 81. am 30. Mai Ute Heinrich/Bergmann; zum 79. am 14. Mai Erwin Schimek in Nürnberg. Thomas Schönhoff Karteiführer

■ Neudorf. Zum 92. am 3. Mai Harald Effenberger in Neugablonz.

Unsr Ollrwaltswurt,possnd fr fost jede Gelegnhjt, ös dos „wos“.

Dos klejne Wörtl kon vill, obr ou ganz wing betra n.

Wenn a jungr Porsche heirotn wöll, muß a sich wos suchn.

A Madl. die wos ös, die wos hout und die amende wos mitbrengt.

Wenn a dann wos gefundn hout, sie hotte ou grode wos gesucht, dou hout a wos frs Harze und frs Gemiete.

Drnouch wur geheirot.

De Huxt dorfte wos kostn, su doß mr sahn konnte, doß drhejme wos dou ös.

Mr wejß jo, wu wos ös, kömmt mejstns wos drzune.

Grodewajgs gieht s of de Huxtrejse.

Dou sitt mr wos und mr drlabt wos.

Dou kejft mr wos, doß mr a Mittebrengsl hejmbrengt.

Wiedr drhejme kon mr wos drzehln.

Drnouch merkt se wos, se konnt s ou nemieh vrleckn.

De Nopprschoft hotte schun wos mitgekricht.

Nouchrn kriegn se wos Klejnes.

Wenn dos Kindl gruß genung ös, kon sichs wos suchn, wechs wos hout.

Mejnt r ne ou?

In dem oberen, südlichen Teil des Dorfes Polaun befindet sich eine der am höchsten gelegenen Kirchen des Isergebirges (783 Meter über dem Meer) – die Kirche der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers.

Der Grundstein wurde am

1. September 1788 gelegt. Der Bau verlief in den Jahren 1789–1793 unter der Leitung von Architekt Franz Theumert aus Turnau. Die Kirche wurde am 2. April 1793 von dem Pfarrer aus Stephansruh/Prichowitz (Příchovice), Wenzl Strnad, geweiht, denn die nächste Pfarrei befand sich in Prichowitz. Das Dorf Polaun gehörte ursprünglich in den Pfarrbezirk Nabsel (Nábzí, heute Bzí), später zu der Pastoralstation Trschkow (Držkov). Ab dem Jahre 1738 gehörte Polaun zur neu gegründeten Pfarrei Prichowitz. So blieb es bis zur Errichtung des selbstständigen Pfarrbezirks Polaun im Jahre 1793.

Die Architektur der Kirche in Polaun ist überwiegend aus der Zeit des Romantismus. Im Jahre 1895 wurde die Kirche umgebaut. Der Hauptturm wurde um fünf Meter erhöht, die Mauern bekamen einen neuen Putz

De unlängst ho iech amoul ann Internete bei google earth mir de Häusr vu Schumburg und Gistei su ogekuckt. Mei Blick blieb o ann total eigerolltn desolatn aln Hause häng, dos miech interessierte.

und für die Fenster schaffte man neue Vitragen an. Die Pläne für diesen ersten Umbau projektierte der Prager Architekt Endler von Scheiner. Die Kosten waren auf 11 000 Gulden veranschlagt. Den Umbau realisierte die Firma Alois Heinzel aus Reichenberg/ Liberec. Der Kostenvoranschlag wurde um 4000 Gulden überschritten.

Die Kriche ist ein einschiffiger rechteckiger Bau, innen halbkreisförmig und außen mit einem dreieckig abgeschlossenen Presbyterium. In der Achse des Presbyteriums ist auch die Sakristei. Die hintere Stirnseite mit einem flachen Risalit gipfelt in einen Dachreiter.

Presbyterium wie auch das Schiff haben eine flache Decke. Die Empore hat einen konvex ausgezogenen Mittelteil mit einer reich vergoldeten Verzierung der Orgel, die von Josef Riedel, Glasfabrikant in Polaun, im Jahr 1888 gestiftet wurde. Die Orgel wurde von den Brüdern Rieger aus Jägersdorf für 3580 Gulden erbaut. Die Wandstärke der Kirchenmauer in dem ganzen Umfang ist 1,05 Meter. Über dem Haupteingang befindet sich ein einfacher klassizistischer Tympanon, der

❯ Mei Urgrußvotr ei Gistei

oben mit einem Kreuz abschließt.

Der Grundriß des Dachs über dem Hauptschiff ist rechteckig. Der Turm trägt ein sogenanntes Zeltdach mit quadratischem Grundriß. Auf die Empore und in das Dachgeschoß führt eine Wendeltreppe.

Im Jahr 1875 wurde der Außenputz des Turms von Herrn Brokeš aus Saboth (Sobotka) für 970 Gulden renoviert. Die Turmuhr ließ Dechant Anton Rösler bei dem Uhrmacher Prokeš aus Saboth für 930 Gulden herstellen.

Der Raum des Hauptschiffes ist 18,55 Meter lang und 11,55 Meter breit. Die flache Decke ist reich bemalt. Die illusorische Bemalung mit Kreuzen und Blumenmotiven soll eine Kassettendecke imitieren. Die Ausmalung der Kirche wurde im Jahr 1883 von dem Maler Horák aus Jitschin/Jičín für 665 Gulden nach dem Entwurf des Reichenberger Professors A. Brausewetter durchgeführt.

Der ganze Raum der Kirche wird durch acht Fenster und drei Glaslüster erhellt. Die Lüster hängen so, daß sie mit dem Hauptaltar und der Sakristei die Achse des Gebäudes bilden. Der größte mittlere Lüster wurde der

Hochzeit mit 58

Wie iech drnou om Ortsplon kuckte und de Hausnummr rausfond, ho iech festgestallt, dos dos s ehemouliche Gosthaus und de Flejscherei Haina ei Gistei is. Schode imm dos ale Haus, s sitt worklich zun drborm aus und word wull bale ganz eifolln odr tun se s eireissn.

S is der Hausnummr Gistei 39, drhindr wor salte noche dr Eiskallr vu dr Flejscherei und noche a ales Pauerhäusl, de Nr. 9, die de ou drzune gehorte odr schunt lange nemieh stieht. Ban Hause stiehn noche a poor huche urale Bejmr, die de Ruine bale vrdeckn. Mei Urgrußvotr Florian Scholz, dar de aus Weißbach bei Haindorf stommte und dorte 1875 geburn wure, wor eigentlich Brettschneidr ei ar Sajge, a wor mit dr Emilie Krause vu Haindorf vrheirot und die hottn 5 Kindr, 2 Madl und 3 Jung, ennr drvoune abn mei Grußvotr Erich Scholz. Su imm 1910 is drnou mei Urgrußvotr mit dr Familie vu Weißbach nouch Proschwitz bei Gablunz ibrsiedlt und hout dorte bei Ehrlichn ei dr Sajge georbeit.

1929 storb drnou seine Froue de Emilie o ar Bluttvrgiftung und dou wor a Witmon und wouhnte ei Gablunz ei dr Rusngosse. Durch anne Bekannte hotte ha de Witwe Berta Haina aus n Gisteie kenngelarnt und die Bekannte tote nu die zweje vrkuppln.

De Haina-Leute worn gor ne erbaut ibr die „Tummhejt“ wie se sohtn, dos zwej „su ale Leute“(ha wor 58, sie 56, alsdann fr doumouliche Vrhältnisse schunt aalt) noch amoul heiroutn welltn. Obr die zweje sotztn ihrn Willn dorch und su hon se 1933 ei dr Schumburgr Korche geheirot. Dr Witwer Florian Scholz Brettscheider aus Gablonz und de Witwe Berta Haina/Jäger, Gastwirtin und Fleischereibesitzerin in Gistei gebürtig aus Kukan.

Nu wure aus menn Urgrußvotr halt a Gostwirt, iech denke a hout dos garne gemacht. Mei Grußvotr und meine Grußmuttr worn odr ock a ejntsches Moul dorte ei Gistei uf Besuch, wall de Familie vu dr Berta dos ne wollte, dos „seine Leute“ dorte hiekomm, se worn halt partout gegen die diche Ehe.

Meine Grußmuttr drinnerte siech noche, dos se bei dan

Besuche dorte ban Schwiegrvotr n Koffej bezohln mußtn. Jede Woche kom odr dr Urgrußvotr uf Gablunz zu sann Suhne Erich, alsdann zu menn Grußvotr odr ou zu sannr Tochter Frieda, die de ou ei Gablunz wouhnte und Linke hieß. A brochte herich jedsmoul anne Worscht ei sannr Aktntosche mitte, die a aus dr Flejscherei ann Gisteie mitgenumm hotte, wuriebr „ihre Leute“ wiedr prissltn, wall a „s Zeug vrschleudrn tote“.

Ausgesiedlt wurn dr Florian und de Berta drnou 1946 und kom glei ei s doumouliche Kreisaltenheim ei Waal bei Buchloe. Dorte hout se mei Grußvotr mit sannr Familie ofte besucht.

1954 storb mei Urgrußvotr und wure ei Waal begrobn. Seine Froue de Berta storb bale druf

1956 odr se wure uf Neugablunz ibrfiehrt und log drnou allejne ei ann Grobe dou om Korchhouf, de Familie vu ihr wollte dos su. Alsdann ne amoul ann Tude worn se vreint, eigentlich traurich su wos.

Iech ho noche s Starbebildl vu menn Urgrußvotr, „Zum Andenken im Gebete an den ehrengeachteten Florian Scholz, Gastwirt in Schumburg-Gistei“ und dou ann Isergebirgsmuseum ei Neugablunz is a Foto vu ihm mit annr Labnsbeschreibung.

Kirche im Jahr 1842 von dem bekanntesten Glasmacher des Isergebirges, Franz Riedel, gespendet. Der Wert des Lüsters war 1000 Gulden. Die zwei weiteren Lüster wurden der Kirche von den Polauner Glashändlern Ignaz Friedrich und Augustin Seidel gespendet.

Im Jahr 1908 wurde ein weiterer Umbau durchgeführt. Der Dachreiter wurde umgesetzt, und gleichzeitig wurde in der Kirche eine Luftheizung neu installiert.

Der Innenraum enthält im Presbyterium einen Hauptaltar mit einem Bild Johannes‘ des Täufers und weiter die Kanzel aus dem Jahre 1800 mit einem Sämann-Relief. In dem Schiff befinden sich ein hölzernes Taufbecken und drei Seitenaltäre.

Im Jahr 1802 wurde an der Westseite der Kirche ein Friedhof errichtet, der 1879 vergrößert wurde. Vier Jahre später wurde in der Mitte des Friedhofs ein großes Kreuz mit Korpus für 1053 Gulden errichtet. Das Kreuz ziert eine deutsche Inschrift, ein Zitat aus dem Johannesevangelium 11,25: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubet, der wird leben, obgleich er gestorben ist.“

TERMINE

■ Heimatkreis Gablonz. Von Mittwoch, 30. August bis Sonntag, 3. September findet wieder unsere alljähliche Busfahrt nach Gablonz und ins Isergebirge statt. Auskunft und Anmeldung: Thomas Schönhoff, Glasstraße 6b, 87600 Neugablonz; Telefon: (0 83 41) 6 54 86, eMail archiv@ isergebirgs-museum.de

WIR BETRAUERN

■ Polaun. Am 19. März verstarb Annelies Rössler, geborene Niepel (Nitschehäuser) im Alter von 89 Jahren. Sie hatte zuletzt in Rochlitz an der Iser im Altersheim gelebt. Hans Pfeifer Ortsbetreuer

■ Friedrichswald. Am 16. März starb in Neugablonz Gerhard Klamt im 95. Lebensjahr, betrauert von seiner Familie.

■ Radl. In Neugablonz verstarb am 19. März Horst Lorenz im Alter von 83 Jahren. Seiner Gattin und dem Sohn mit Familie herzliches Beileid.

■ Gablonz. In Kaufbeuren verstarb bereits 2021 Ingrid Eiselt, geborene Blaha aus der Hirtengasse 36. Thomas Schönhoff Ortsbetreuer

19 ISERGEBIRGS-RUNDSCHAU Sudetendeutsche Zeitung Folge 15+16 | 21. 4. 2023

Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Ho mann, eMail isergebirge@sudeten.de – Betre : Zuckmantler Heimatbrief

❯ Erinnerung an die Einschulung 1939

Kinderfreundliches Sütterlin

Es ist nur eine schwache Erinnerung an diese Zeit, in der sich wahrscheinlich keine besonderen Ereignisse abspielten, wenn man von dem Kriegsbeginn absieht, der aber irgendwie an uns vorbeigegangen ist, beziehungsweise von dem wir erst später erfahren haben. Es gab jedenfalls keine besondere „Belohnung“ in Form einer Zuckertüte wie das heute generell der Fall ist.

er Schulbeginn fand übrigens nicht in dem großen Gebäude der Volksschule statt, sondern in einem etwa 100 Meter entfernten Nebengebäude, dessen Namen ich vergessen habe, dessen Wände vermutlich längere Zeit keine frische Farbe gesehen hatten und neben einer großen Landkarte einige Fotos von alten Klassenräumen und angeheftete Blätter mit Texten enthielten. Die Einrichtung bestand im Wesentlichen aus drei Doppelsitzreihen, vorn ein Schreibpult mit Stuhl für die Lehrerin. An der Frontwand war eine große aufklappbare Tafel, und daneben hing eine Leinwand mit den Buchstaben in „deutscher Schrift“, die wir lernen sollten. Über die Zahl der Schüler –wir waren eine reine Jungenschule (Koedukation war damals

❯ Die deutsche Minderheit in der Tschechischen Republik

Dnoch nicht sehr verbreitet) –kann ich nur spekulieren, aber es dürften um die 50 Schüler gewesen sein.

Unsere Schreibutensilien bestanden aus einer Schiefertafel mit Schreiblineatur auf der Vorderseite und Rechenkästchen auf der Rückseite. An der Tafel waren mit einer Schnur ein Schwämmchen und ein kleines Läppchen befestigt, damit das Geschriebene wieder feucht gelöscht und die Tafel getrocknet werden konnte. Zum Schreiben wurde ein Schiefergriffel verwendet, der jedoch auf der mit der Zeit rauhen Oberfläche und bei zu starkem Druck ein quietschendes Geräusch verursachte.

Deshalb gab es dann Griffel, die ähnlich wie ein Bleistift aufgebaut waren und Minen aus Kreide hatten.

Lesefibeln hatten wir nicht, da die Buchstaben in diesen Fibeln in der Regel noch in Blockschrift ausgeführt waren und wir ja mit der neuen deut-

schen „kinderfreundlichen“ Schrift beginnen sollten, die von Ludwig Sütterlin entwickelt worden ist.

Kurrentschrift

Um 1900 schrieb man Briefe in dieser Schrift. Man findet sie auch noch in den alten Kirchenbüchern, in Handschriften deutscher Schriftsteller oder in privaten und juristischen Dokumenten, in den meisten Fällen in sehr

Organisiert und engagiert

Die deutsche Minderheit in Tschechien besteht vor allem aus Nachfahren der nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Tschechoslowakei verbliebenen Deutschböhmen, Deutschmährer und deutschen Schlesier. Das einstige Siedlungsgebiet der Deutschen befand sich in der Böhmerwaldregion, dem Egerland, Nordböhmen, Ostböhmen, Mährisch-Schlesien, Nordmähren und Südmähren. Darüber hinaus gab es einige deutsche Sprachinseln, wie zum Beispiel den Schönhengstgau, und deutsche Minderheiten in Städten mit vorwiegend tschechischsprachiger Bevölkerung. Heute leben die größten Gruppen der deutschen Minderheit im Norden und Westen Böhmens, in der Region Aussig und in der Region Karlsbad.

Geschichtlicher Überblick

Seit dem Mittelalter lebten Deutschsprachige in den böhmischen Ländern – dem Königreich Böhmen, der Markgrafschaft Mähren und dem Herzogtum Schlesien. Sie wurden im Zuge der „Deutschen Ostsiedlung“ im 12. und 13. Jahrhundert aus Bayern, Franken, Sachsen, Schlesien und Österreich im Grenzgebiet Böhmens und Mährens angesiedelt und erschlossen diese vielfach bodenschatzreichen Wald- und Bergregionen. Sie waren aber auch in zentralen Orten im Landesinnern als bedeutende städtische Minderheiten vertreten.

Über Jahrhunderte hinweg kam den deutschen Böhmen und Mährern eine bedeutende Rolle in Politik und Wirtschaft zu. Es

gab einen nachhaltigen Kultur-, Wissens- und Technologietransfer, der bis zur frühen Neuzeit aus den böhmischen Ländern eine der am besten entwickelten Regionen Mitteleuropas machte. Ab 1526 förderten die Habsburger als Landesherren die deutschsprachigen Handwerker, Kaufleute, Kleriker und Adeligen, unter anderem über die Bevorzugung der deutschen Verwaltungssprache seit dem 18. Jahrhundert.

Ein geschlossenes deutschböhmisches Bewußtsein war jedoch meist nicht verbreitet. Die deutschsprachige Bevölkerung sah sich lieber als Böhmen, Mährer oder Schlesier. Im 19. Jahrhundert erschwerten Nationalbewegungen das Miteinander der Bevölkerungsgruppen. Mit der Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1918 setzte sich der Sammelbegriff „Sudetendeutsche“ für die inzwischen über drei Millionen Deutschen in den böhmischen Ländern durch, die zu einer nationalen Minder-

heit mit weitgehenden Autonomierechten wurden. Viele von ihnen gerieten in den 1920er und 1930er Jahren unter den Einfluß der deutschen Volkstumspolitik. Infolge des Münchner Abkommens 1938 wurden die deutschsprachigen Gebiete vom Deutschen Reich annektiert und den Sudetendeutschen die Staatsbürgerschaft des Deutschen Reichs zuerkannt. 1939 erfolgte die deutsche Besetzung des restlichen Staatsgebiets, begleitet von massiven Repressionsmaßnahmen gegenüber der tschechischen Bevölkerungsmehrheit. Auf der Potsdamer Konferenz 1945 setzte die tschechoslowakische Regierung die Vertreibung der Mehrheit der Deutschen durch. Nur etwa 250 000 Deutschstämmige durften in ihrer Heimat bleiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Deutschen in der damaligen Tschechoslowakei einem starken Anpassungsdruck unterworfen, sodaß sich insbesondere jüngere Angehörige dieser Minderheit häufig innerhalb der

tschechischen Mehrheitsbevölkerung des Landes assimilierten.

Gegenwärtige Lage

Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich knapp 19 000 Staatsbürger der Tschechischen Republik zur deutschen Minderheit. Gleichzeitig gaben etwa 21 000 Personen an, die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen. Die größte Selbstorganisation der deutschen Minderheit in Tschechien, mit 22 Mitgliedsorganisationen, 15 Begegnungszentren und rund 7500 Mitgliedern, ist die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e. V. Ihr folgt der Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik mit etwa 1300 Mitgliedern.

Die Ortsverbände und Begegnungszentren sind von besonderer Bedeutung für die Minderheit, da sie sich vor allem hier verwirklichen kann. Hier werden Traditionen und Bräuche gepflegt, es finden kulturelle Veranstaltungen, Seminare, Workshops und Sprachkurse statt.

Unter dem Motto „Vielfalt statt Einfalt“ vereinigen sich die Jugendlichen der deutschen Minderheit in dem Verein „Jukon“. Als landesweit tätige Anlaufstelle für Projekte, die besonders die jüngeren Generationen ansprechen, hat sich die „Jugend-Kontakt- Organisation“ als verläßlicher Partner für lokale und überregionale Institutionen erwiesen. Besonders am Gründungsort Pardubitz konnten so viele Projekte realisiert werden. Der Wettbewerb „Rabe Ralph“ zieht jedes Jahr Gesangs- und Rezitations-

sorgfältiger Schönschrift ausgeführt. Die abgewandelte Form der deutschen Kurrentschrift enthielt keine Schattierungen, alle Linien waren gleich stark ausgeprägt.

Im zweiten Schuljahr mußten wir ab sofort eine neue Schrift mit lateinischen Buchstaben lernen, da keine älteren Schreibschriften und keine Druckerzeugnisse mehr in den alten Sütterlin- und Frakturschriften hergestellt wurden.

Unsere Lehrerin, von kleiner rundlicher Statur, hatte es anfangs nicht leicht, den „kindlichen Freiheitsdrang“ an die notwendige schulische Ordnung zu gewöhnen. Aber sie hat es geschafft, sich auch ohne „Zeigestock“, der bei anderen Lehrern damals üblich war, nach und nach Respekt zu verschaffen, und zwar mit dem Hinweis, den Eltern von den Vorkommnissen zu berichten oder diese zunächst mit einem in die „Ecke stellen“ oder „vor die Tür stellen“ zu ahnden. Letzteres war unangenehmer, weil es meistens zu „bohrenden“ Fragen von anderen Lehrern oder gar des Direktors führte. Wie sich bald herausstellte, konnte sich mit ihr keine „freundschaftliche Nähe“ entwickeln, denn sie war und blieb die unnahbare Respektsperson. Und wenn wir nach Schulschluß den gleichen Heimweg hatten, durften wir nur hinter ihr, nicht neben ihr gehen. Rudolf Heider

talente aus dem ganzen Land nach Ostböhmen.

Das wichtigste Medienorgan der deutschen Minderheit ist das deutschsprachige, monatlich in Magazinform erscheinende LandesEcho (ehemalige Landes-Zeitung). Es wird herausgegeben von der Landesversammlung und versteht sich als Medium des deutsch-tschechischen Dialogs. Hörfunksendungen in deutscher Sprache produzieren Radio Prag, die Regionalstudios von Český rozhlas für Olmütz und die Region Mittelböhmen sowie online das Hallo Radio Hultschin

Zu den Organisationen der Landesversammlung gehören das Thomas-Mann-Gymnasium, die Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung, DEUKS – Deutsch als Unterrichts und Kultursprache, das LandesEcho, Jukon und Bohemia.

Der bedeutendste Teil bei der Vermittlung der deutschen Sprache kommt der Bildung zu. Wichtige Akteure sind dabei das zweisprachige Thomas-Mann-Gymnasium sowie die „Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung“ in Prag, die beide von der Landesversammlung getragen werden.

Ausblick

Nach der Vertreibung verschwand die deutsche Sprache aus dem öffentlichen Leben, und nur noch in den Familien wurde Deutsch bzw. Dialekt gesprochen. Speziell die jüngeren Angehörigen der Minderheit waren einem großen Assimilierungsdruck unterworfen. Hierunter litten vor allem die zahlreichen, oftmals einzigartigen Dialekte und Mundarten der ursprünglichen deutschen Siedler. Die Vielzahl und individuelle Prägung dieser inzwischen leider fast ausgestorbenen Dialekte dokumentiert die Landesversammlung in dem Projekt „mundArt“, das man im Internet unter www.mundart. landesversammlung.cz findet.

Durch ihr Wirken bemüht sich die deutsche Minderheit, zum Umdenken in der tschechischen Gesellschaft beizutragen und auf ihr reiches kulturelles Erbe hinzuweisen. Dies tut sie durch enge Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in der tschechischen Mehrheitsgesellschaft, zum Beispiel Bürgerinitiativen. Denn von beiden Seiten braucht es eine kritische Reflexion der eigenen Geschichte. Die deutsche Minderheit ist in Tschechien im Regierungsrat für nationale Minderheiten vertreten.

Weitere Informationen: www. aussiedlerbeauftragte.de

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