Trauer um Brückenbauer und Botschafter František Černý (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Jahrgang 76 | Folge 6 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 9. Februar 2024
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Vorstandssitzung der Sudetendeutschen Landsmannschaft am Samstag im Sudetendeutschen Haus in München
Sprecher Bernd Posselt: „Wir sind nicht Kriegspartei, aber Kriegsziel“
74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG
Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa
endeutsche Zeitung Auf der Vorstandssitzung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die am Samstag in München stattfand, hat Volksgruppensprecher Bernd Posselt in seinem Bericht zur Lage dargestellt, vor welchen elementaren Herausforderungen Europa in diesem Jahr steht.
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elbst für ihn, als hartgesottenen Politiker mit jahrzehntelanger Erfahrung, sei es ein Schock, daß in den unterschiedlichen Gremien mittlerweile darüber gesprochen wird, wie real die Gefahr für Europa ist, in einen Krieg mithineingezogen zu werden. „Das ist keine diffuse Befürchtung wie in Zeiten des Kalten
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Krieges, sondern eine konkrete und realistische Einschätzung der Lage“, so Posselt. Putin habe mittlerweile Staat, Gesellschaft und Unternehmen konsequent auf eine Kriegswirtschaft umgebaut, die es in dieser Dimension selbst in der Sowjetunion nicht gegeben habe. „Rußland wird für Jahre und Jahrzehnte eine akute und konkrete Kriegsgefahr in Europa darstellen“, so Posselt. In den EU-Staaten werde diese höchst besorgniserregende Entwicklung unterschiedlich wahrgenommen. Während man sich in Polen, Tschechien und anderen ehemaligen WarschauerPakt-Staaten auf eine Eskalation vorbereitet, sei Westeuropa, insbesondere Deutschland, von
einer gefährlichen Naivität geprägt, so Posselt: „Der vom Bundeskanzler angekündigten Zeitenwende ist nichts gefolgt. Dabei ist die reale Kriegsgefahr für uns im Westen seit Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie so groß gewesen wie derzeit. Das ist im deutschen Bewußtsein noch nicht angekommen.“ Neben seinem Angriffskrieg auf die Ukraine bedrohe Putin derzeit vor allem zwei Länder – die Republik Moldau und das Nato-Mitglied Lettland. Posselt: „Nahezu jeden Tag sagt Putin – was in der deutschen Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen wird –, daß er unter anderem Finnland, Lettland, Estland und Litauen in sein
Imperium zurückbringen wird.“ Putin stehe auf dem Standpunkt, die russische Welt sei überall dort, wo auch russische Volksgruppen lebten. „Putin spricht deshalb auch ganz offen von einem Eurasien von Wladiwostok bis Lissabon. Damit ist klar, daß der Krieg gegen die Ukraine kein Krieg gegen die Ukraine, sondern ein Krieg gegen Europa ist. Wir sind nicht Kriegspartei, aber Kriegsziel.“ Um dieses Kriegsziel zu erreichen, müsse Rußland nicht unbedingt Waffen einsetzen. Vielmehr werde Putin versuchen, die Demokratien in Europa und den USA zu destabilisieren. Insbesondere mit Hinblick auf die Wahlen zum Europäischen Parlament
und des US-Präsidenten warnte Posselt vor von Moskau gesteuerten Desinformationskampagnen, die von rechts- und linksextremen Parteien in Deutschland weiterverbreitet werden. Insbesondere die Sudetendeutschen als eine der ältesten Friedensbewegungen der Welt müßte hiergegen Flagge zeigen und sich schützend vor unsere Demokratie stellen. Einstimmig schloß sich daraufhin der SL-Bundesvorstand der Resolution gegen Populismus, Propaganda und Polarisierung an, die der Sudetendeutschen Rat Mitte Januar einstimmig verabschiedet hatte (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Torsten Fricke
Heimatpflegerin Christina Meinusch und das Sudetendeutsche Museum luden ein
Fasching im Sudetendeutschen Haus Erste Station auf der „Faschingsreise durch das Sudetenland“ war die Sonderausstellung „So ein Theater!“ in der Alfred-KubinGalerie. Inspiriert von den wunderschönen Marionetten bastelten die Kinder anschließend einen Stock tiefer in der Museumspädagogik Faschingsmasken. Anschließend ging‘s wieder einen Stock hinauf, wo im AdalbertStifter-Saal die Faschingsparty mit Musik und Krapfen startete.
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
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BdV-Präsident warnt:
Regelung fördert die Altersarmut Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
Holzschnitt W. Klemm
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ür den richtigen Sound sorgte dort das EnnoStrauß-Duo mit Namensgeber Enno Strauß und Roland Hammerschmied von den Egerländern. Trotz des Faschings besonders züchtig zeigte sich Heimatpflegerin Christina Meinusch – die Gastgeberin kam als Nonne. Ausführlicher Bericht auf Seite 7.
Von rund 50 000 Anträgen aus dem Härtefallfonds für Spätaussiedler, jüdische Kontingentflüchtlinge und Härtefälle aus der Ost-West-Rentenüberleitung, die bis zum Stichtag 31. Januar eingereicht werden konnten, wurde nur ein Viertel genehmigt, meldet der Bund der Vertriebenen (BdV.
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
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Holzschnitt W. Klemm
charfe Kritik äußert deshalb BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius: „Aussiedler und Spätaussiedler, die von Altersarmut betroffen oder akut davon bedroht sind, brauchen dringend eine Anpassung der Fremdrentengesetzgebung.“ Mit der Begrenzung, daß nur Spätaussiedler antragsberechtigt sind, die vor dem 1. April 2012 nach Deutschland gekommen und damals mindestens 50 Jahre alt waren, werde Zehntausenden Menschen Hilfe verwehrt, so Fabritius: „Das ist angesichts der Not unverantwortlich. Aussiedler und Spätaussiedler mit ihrer Leistungsbereitschaft und ihren Familienstrukturen waren, sind und bleiben ein Gewinn für unser Land. Sie tragen maßgeblich zur Stabilisierung unserer Sozialsysteme bei.“
Heimatpflegerin Christina Meinusch als Nonne mit ihren narrischen Mitstreitern Martina Miksch, Birgit Unfug, Michael Stempfhuber und Ingrid Heigl. Unten: Das Duo Enno Strauß und Roland Hammerschmied. Fotos: Torsten Fricke
Neu bei der SL: David Heydenreich mit Ehefrau Gohar.
Tschechiens Präsident Petr Pavel mahnt im Vorfeld der 60. Münchner Sicherheitskonferenz die europäischen Nato-Partner
Europa sollte auf Trump-Sieg vorbereitet sein Im Vorfeld der 60. Münchner Sicherheitskonferenz hat Tschechiens Präsident Petr Pavel die europäischen Nato-Verbündeten aufgefordert, eine Strategie für den Fall einer Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident zu entwickeln.
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uropa müsse damit rechnen, so mahnte das Staatsoberhaupt in einem TV-Interview, „daß Donald Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnt, dann mit Wladimir Putin verhandelt und mit ihm ein Abkommen
abschließt. Solch ein Abkommen könnte zum Nachteil der Ukraine und Europas ausfallen. Und genau darauf müssen wir vorbereitet sein. “ Die US-Wahl findet am 5. November 2024 statt. Wer bei den Republikanern gegen voraussichtlich US-Präsident Joe Biden ins Rennen geht, wird offiziell Mitte August auf einem Parteitag entschieden. Erste Vorwahlen hat Ex-Präsident Trump bereits gewonnen. Petr Pavel sagte, es ginge nicht darum, die transatlantischen Bin-
Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel.
UN-Generalsekretär António Guterres. F.: UN
dungen und die USA als Verbündeten anzuzweifeln, „aber wir müssen uns eingestehen, daß Trump viele Dinge anders sieht und dies Folgen haben kann“.
Geplant ist, daß Petr Pavel auch in diesem Jahr an der internationalen Konferenz teilnimmt. Im Vorjahr hatte er – zu dem Zeitpunkt noch designierte Präisent – dabei am Rande Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder getroffen und die gemeinsame Eröffnung der BayerischTschechischen Freundschaftswohen im Mai 2023 in Selb vereinbart. Auch in seinen vorherigen Generalsverwendungen war Pavel als Vorsitzender des NatoMilitärausschusses und als Leiter des Generalstabs der tschechi-
schen Armee regelmäßig Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz. Zu der 60. Konferenz, die unter der Leitung des langjährigen Botschafters Christoph Heusgen vom 16. bis 18. Februar im Münchner Hotel Bayerischer Hof stattfindet, werden rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie 100 Minister aus der ganzen Welt erwartet. Eröffnet wird das weltweit wichtigste Politikerund Expertentreffen von UNGeneralsekretär António Guterres. Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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er Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, ist oft unterwegs, diesmal machte er einen kurzen Halt am Bahnhof Leipzig. Das große Plakat in der Unterführung zwischen Bahnhof und Stadtzentrum hatte ihn gefesselt, und diese Erfahrung will er den Lesern der Sudetendeutschen Zeitung nicht vorenthalten. Brünn und die sächsische Metropole Leipzig sind seit fünfzig Jahren Partnerstädte. Außerdem haben beide Städte eine etwa vierzig Jahre andauernde kommunistische Diktatur hinter sich. Das große Plakat in Leipzig bringt den Fußgänger mitten in das Herz der mährischen Metropole mit ihren etwa 400 000 Ein-
wohnern, Leipzig hat um die Hälfte mehr. Brünn kann heute auf eine ausgesprochen positive Stimmung für den Prozeß der Verständigung und Versöhnung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen verweisen. Neben freundschaftlichen Beziehungen aus der Politik kann Brünn auf die langjährige Versöhnungsarbeit der Organisation „Meeting Brno“ zurecht stolz sein. Hier wurden schon mehrere schwere Brocken der gemeinsamen deutsch-tschechischen Beziehungen aus dem Weg geräumt, und jedes Jahr treffen sich Tschechen, Sudetendeutsche und ihre Nachkommen, um öffentlich an die Vertreibung der deutschen Brünner zu erinnern, die am 31. Mai 1945 begonnen hatte. Das diesjährige Treffen findet übrigens am 22.
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Juni statt. Wir halten der südmährischen Hauptstadt bei dieser inzwischen überregionalen Arbeit weiterhin die Daumen. Was Barton beim Betrachten
dieser großartigen Werbung für Brünn besonders freute, war die Verwendung des historischen Namens, den die Partnerstadt Leipzig nicht vergessen hatte.
Bis spätestens 2036 soll der erste von vier geplanten Reaktorblöcken ans Netz gehen
AKW bei Dukowan: Ausbau größer als bislang geplant 26 Prozent des in der Europäischen Union erzeugten Stroms kommen aus Atomkraftwerken. Die Kernenergie sei, so die EU, „eine CO2-arme Alternative zu fossilen Brennstoffen“ und wurde deshalb in die Liste der ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten nach der sogenannten EU-Taxonomie aufgenommen. Die tschechische Regierung sieht sich damit in ihrer Pro-Kernenergie-Politik bestätigt und hat in der vergangenen Woche angekündigt, den geplant Ausbau im südmährischen Dukowan von einem auf vier Reaktorblöcke massiv zu erweitern.
35 Kilometer südwestlich von Brünn und 100 Kilometer nördlich von Wien produzieren die vier Reaktorblöcke des AKW Dukovany 1792 Megawatt und tragen maßgeblich zur tschechischen Energieversorgung bei. Foto: ČEZ haus wurde aus dem Rennen genommen, und der Ausbau soll viermal größer ausfallen als bislang geplant. Premierminister Petr Fiala: „Während der Ausschreibung hat sich anhand der unverbindlichen Angebote gezeigt, daß der Bau von bis zu vier Blöcken in einem Paket wirtschaftlich wesentlich günstiger ist als der Bau nur eines einzelnen – auch wenn die einzelnen Bauten erst schrittweise errichtet werden. Unsere Erwartungen wurden übertroffen, es lassen sich bis zu 25 Prozent einsparen im Vergleich zum Bau eines einzelnen Reaktorblocks.“ Was genau diese vier Blökke aber kosten sollen, ist laut Fiala derzeit noch unklar. Industrieminister Jozef Síkela (Stan) erklärte, es könnten in einem ersten Schritt zwei Blöcke in Dukowan gebaut werden. In einem zweiten Schritt könnte man dann
entscheiden, ob die anderen beiden Blöcke ebenfalls in Dukowan oder in Temelin entstehen. Die Entscheidung der Regierung, bis zu vier Blöcke zu bauen, wurde auch von der Opposition begrüßt. Der stellvertretende Ano-Parteichef Karel Havlíček sagte: „Es gibt keinen anderen Weg. Wir können nicht auf die Kernenergie verzichten. Und wenn vor ein paar Jahren noch jemand meinte, man könnte die Atomkraft durch erneuerbare Energien ersetzen, dann war das ein naiver Träumer. Ich bin sehr froh, daß unsere Regierung damals den AKW-Ausbau nach vorne getrieben hat – aller pessimistischen Stimmen zum Trotz. Es war richtig, daß wir dieses Vorhaben geplant haben und die neue Regierung schließlich die Ausschreibung gestartet hat.“ Die beiden verbleibenden Bieter, EDF und KHNP, sollen nun
bis 15. April ihre aktualisierten Angebote einreichen. ČEZ wird dann bis Ende Mai der Regierung eine Entscheidung vorschlagen. Und Ende dieses oder zu Beginn kommenden Jahres soll dann der Vertrag unterzeichnet werden. Ziel ist es weiterhin, daß bis 2036 zumindest ein Reaktorblock ans Netz geht. Warum der US-Konzern Westinghaus aus dem Rennen ist, erklärte Minister Síkela wie folgt: „Für uns war von Anfang an entscheidend, daß wir ein paßgenaues Angebot bekommen. Wir hatten Preisgarantien verlangt und auch Vorschläge für Sanktionen für den Fall eines Vertragsbruches, etwa aufgrund zeitlicher Verzögerungen. Es hat uns schon überrascht, daß dieses Konsortium sein Angebot nicht in der geforderten Form eingereicht hat. Die Unterlagen waren nicht bewertbar.“
Ungarn gibt Blockadehaltung auf
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inberufen wurde der Sondergipfel wegen der ungarischen Doppelblockade gegen die EUFinanzplanung und die UkraineHilfe, die den Dezember-Gipfel
Tschechien wechselt Botschafter aus
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avid Konecký, leitender Direktor der Abteilung für Sicherheit und Multilateralismus im Außenministerium, wird voraussichtlich ständiger Vertreter der Tschechischen Republik bei der Nato werden. Darüber berichtete die Tageszeitung Deník N unter Berufung auf mehrere ungenannte Quellen. Nach den Informationen des Blattes soll der derzeitige Botschafter in Luxemburg, Vladimír Bärtl, Leiter der Ständigen Vertretung bei der Europäischen Union werden. Zum Botschafter in Frankreich soll Jaroslav Kurfürst ernannt werden, der Leiter der europäischen Abteilung des Außenministeriums.
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Tschechiens Premierminister Petr Fiala zieht nach dem EU-Sondergipfel eine positive Bilanz
„Die Einigung ist ein großer Erfolg und ein Beweis dafür, daß wir eine Einigung erzielen können“, hat Tschechiens Premierminister Petr Fiala die Ergebnisse des EU-Sondergipfels begrüßt.
mweltorganisationen haben die tschechische Regierung aufgefordert, mit der polnischen Regierung über den Kohletagebau Turów neu zu verhandeln. Bei einer Protestveranstaltung in Prag wiesen Vertreter mehrerer Umweltverbände auf die anhaltende Verwüstung der Landschaft, das Absenken des Grundwasserspiegels und die Überschreitung der Lärmgrenzwerte trotz der Vereinbarung hin. Das tschechisch-polnische Abkommen über den weiteren Betrieb des Tagebaus im polnischtschechisch-deutschen Dreiländereck war im Februar 2022 in Prag unterzeichnet worden.
Tschechien beendet Grenzkontrollen
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schechien verfügt mit Temelin nordwestlich von Budweis und Dukowan bei Brünn über zwei AKW-Standorte. Mit 40,7 Prozent war die Kernkraft im vergangenen Jahr der größte Energielieferant des Landes. Die vier Reaktorblöcke bei Dukowan wurden zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen und haben eine Gesamtleistung von 1792 Megawatt. Eigentümer und Betreiber ist das halbstaatliche Energieunternehmen ČEZ. Premierminister Petr Fiala hat bereits mehrfach erklärt, daß Tschechien vor allem auf die Kernkraft setzen wird, um die EU-Klimaziele zu erreichen. So war bereits unter Fialas Vorgänger Andrej Babiš der Energiekonzern ČEZ beauftragt worden, in Dukowan einen weiteren Reaktorblock zu errichten, der bis spätestens 2036 in Betrieb gehen soll. Im März 2022 begann daraufhin die Ausschreibung. Letztendlich als Bieter freigegeben wurden der französische Konzern EDF, das US-Unternehmen Westinghouse und Korea Hydro & Nuclear Power. Bereits im Frühjahr 2021 hatte die tschechische Regierung entschieden, weder China noch Rußland als Bieter zuzulassen. Jetzt sorgten zwei Nachrichten erneut für Schlagzeilen in Tschechien: Westing-
Protest gegen Tagebau Turów
hatte scheitern lassen. Im zweiten Anlauf ging es in einer beispiellos kurzen Ratssitzung überraschend schnell, nachdem Viktor Orbán seine Blockadehaltung aufgegeben hatte. Fiala lobte: „Die Projekte zur Unterstützung der Bekämpfung der illegalen Migration in Drittländern sowie die Zusammenarbeit mit den westlichen Balkanländern werden deutlich verstärkt – um insgesamt 7,6
Milliarden Euro. Positiv ist auch die Aufstockung der gemeinsamen Investitionen in die Verteidigung um 1,5 Milliarden Euro.“ Für die Ukraine wurden langfristige Finanzhilfen in Höhe von 33 Milliarden Euro als Darlehen und von 17 Milliarden Euro als Zuschüsse sowie weitere Munitions- und Waffenlieferungen beschlossen. Der Europäische Rat wird diese Unterstützungen im Jahresturnus begutachten, aller-
dings ohne die Möglichkeit, daß ein einzelnes EU-Mitglied, wie Ungarn im Dezember, ein Veto einlegen kann. Premierminister Petr Fiala: „Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges würde der ukrainische Staat ohne unsere finanzielle Unterstützung bald nicht mehr funktionieren. Dies hätte unabsehbare Folgen für unsere Sicherheit, aber auch für die Migrationssituation.“
ach fast vier Monaten hat Tschechien die stationären Kontrollen an der Grenze zur Slowakei beendet. Grund sei der Rückgang der illegalen Einreisen, erklärte ein Regierungssprecher. Seit 4. Oktober hat die tschechische Polizei 1185 Flüchtlinge und 58 Schleuser festgenommen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 4742 illegale Migranten erwischt, die in Masse nach Deutschland reisen wollten. Österreich will die Kontrollen an der Grenze zu Tschechien bis zum 16. Februar fortsetzen. Deutschland plant, die Grenzkontrollen am 15. März zu been-
den. In jedem Fall finden weiterhin stichprobenartige Kontrollen im Rahmen der Schleierfahndung im Grenzbereich statt.
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Weingut des Jahres gekürt
ewinner des Wettbewerbs „Weingut des Jahres 2023“ ist das Weingut Vinařství Thaya aus Kaidling in der Region Znaim, das auch in der Kategorie der mittelgroßen Weingüter siegte. Bei den kleinen Weinkellereien setzte sich Vinařství Válka aus Nußlau bei Brünn durch. Unter den großen Erzeugern gewann die Weinkellerei Štěpán Maňák aus der Region Göding. Vinářství Thaya nahm zum vierten Mal an dem Wettbewerb teil. Im Jahr 2021 wurde der ChefÖnologe der Kellerei, Jakub Smrčka, zum Önologen des Jahres ernannt, und im Jahr 2022 gewann Vinařství Thaya in der Kategorie der mittelgroßen Weinkellereien.
Präsident Pavel reist nach Luxemburg
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schechiens Staatspräsident Petr Pavel wird mit seiner Frau Eva Ende Februar und Anfang März Luxemburg besuchen, hat die Präsidialkanzlei mitgeteilt. Nach seinem Amtsantritt vor einem Jahr hat Pavel alle Nachbarländer sowie im Mai Bayern besucht. Zudem war er gemeinsam mit seiner slowakischen Amtskollegin Zuzana Čaputová Ende April 2023 in der Ukraine. Pavel nahm des weiteren am Nato-Gipfel in Vilnius und an der UN-Vollversammlung in New York teil. Der Präsident besuchte auch Italien und Frankreich. Zuletzt war Pavel im Januar zu Besuch in Israel und in Katar.
Filmpreis für „Sie kam in der Nacht“
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ie schwarze Komödie „Přišla v noci“ (Sie kam in der Nacht) ist bei einem Festakt in Prag von den Filmkritikern zur besten tschechischen Kinoproduktion des Jahres 2023 gekürt worden. Der Streifen von Tomáš Pavlíček und Jan Vejnar erhielt neben der höchsten Auszeichnung auch die Preise für die beste Regie und für die beste Hauptdarstellerin (an Simona Peková).
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
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Bewegender Moment 2022 im Bayerischen Landtag: František Černý bedankt sich per Video-Schalte für den Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis. Auf dem Podium verfolgen SG-Co-Vorsitzende Christa Naaß, MdL Ruth Müller, MdL Volkmar Halbleib, Botschafter Tomáš Kafka, SG-Co-Vorsitzende Helena Päßler, Dr. HelFoto: Torsten Fricke mut Eikam, ehemaliger Vorsitzender der Seliger-Gemeinde, sowie Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher die Rede.
Sudetendeutsche würdigen das Engagements des am vergangenen Freitag verstorbenen Diplomaten
„František Černý gehörte zu den herausragender Friedensstifern“ Die traurige Nachricht hat den Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft am Samstag mitten in der Sitzung erreicht. Spontan unterbrach Vorsitzender Bernd Posselt das Treffen, um gemeinsamen einem großen Brückenbauer zu gedenken. Im Alter von 92 Jahren ist am Freitag, 2. Februar, František Černý in Prag verstorben.
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erný Leben spiegelt die wechselvolle Geschichte seines Landes wider. Geboren in einer bürgerlichen Familie, in der Tschechisch und Deutsch gesprochen wurde, hielten ihn die kommunistischen Machthaber nach dem Zweiten Weltkrieg für unzuverlässig. Studieren durfte er erst nach einem „Kennenlernen der Arbeiterklasse“, sprich einer Ausbildung an einer Drehbank. Nach dem Studium der Bohemistik und Germanistik an der Karlsuniversität in Prag arbeitetete Černý ab 1957 als Redakteur für Radio Prag. Nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 verlor Černý seine Redakteursstelle und mußte sich als Deutschlehrer und Übersetzer durchschlagen. Nach der Samtenen Revolution im Herbst 1989 trat er in den diplomatischen Dienst ein. Von 1998 bis 2001 war Černý tschechischer Botschafter in Berlin. Für seinen außergewöhnliches Engagement als Brückenbauer wurde er 2001 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Große Verdienstkreuz mit Stern und
Schulterband gewürdigt. Im gleichen Jahr beendete er seine diplomatische Karriere und kehrte von der Spree an die Moldau zurück. Dort bleib er weiter ein hartnäckiger, kluger und hoch geachteter tschechisch-deutscher Brückenbauer mit einem besonderen Faible für die deutsche Prager Literatur. So beteiligte sich Černý 2004 an der Gründung des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren. Als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe würdigte Bernd Posselt dieses nachhaltige Engagement des Diplomaten und Intellektuellen: „František Černý war eine einzigartige Verkörperung des alten Prag und stets bestrebt, tschechische und deutsche Kultur in den Böhmischen Ländern und darüber hinaus zusammenzuführen. Als leidenschaftlicher und tief in der Tradition Mitteleuropas verwurzelter Paneuropäer gehörte er zu den herausragenden Friedensstiftern, der sich mit ganzer Kraft gegen Nationalismus und Haß engagierte. Für mich war er in besonderer Weise ein Freund und Ratgeber. Er setzte sich mit Mut für den sudetendeutsch-tschechischen Dialog ein, als dies noch mit großen beruflichen Risiken für ihn verbunden war. Davor scheute er nie zurück. Was ihn besonders auszeichnete, waren sein Humor und seine Menschlichkeit. Wir sind František Černý im Gedenken tief verbunden.“ „Die Nachricht vom Tod des herausragenden Diplomaten und Botschafters František Černý,
dem unser Land unter anderem die Entwicklung der Beziehungen zu Deutschland verdankt, hat mich tief getroffen“, schrieb tief bewegt der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) auf dem Nachrichtenkanal X. Mit großer Trauer reagierte auch die Seliger-Gemeinde, die František Černý 2022 mit dem Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreisträger ausgezeichnet hatte. Christa Naaß, die Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde und Vorsitzende der Jury des Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreises, erinnerte sich noch lebhaft an die Preisverleihung, die am 3. Juli 2022 im Rahmen des Vertriebenenempfangs der SPD-Landtagsfraktion im Plenarsaal des Bayerischen Landtages stattfand. Da eine Anreise für den damals 91jährigen František Černý zu beschwerlich gewesen war, nahm er per Videoschaltung an dem Festakt teil. Tomáš Kafka, der amtierende tschechische Botschafter, war in München anwesend und hielt die Laudatio auf Černý. Er hob dabei hervor, daß sowohl die Sudetendeutschen als auch die Tschechen ohne Černýs völkerverbindendes Engagement nicht so weit wären, wie sie es heute sind. „František Černý hat Freude in die deutsch-tschechischen Beziehungen gebracht, Freude am Beisammensein, am gemeinsamen Schaffen, aber auch am offenen Dialog“, so Kafka damals. „František Černý, Germanist, Journalist, Dissident, Diplomat und Humanist, war ein unermüd-
licher Mittler zwischen Tschechen und Deutschen und zwischen Tschechen und Sudetendeutschen“, würdigte Christa Naaß den Verstorbenen. „Wie nur wenige hat er zur Verbesserung der Beziehungen beigetragen – als Botschafter in Berlin oder als Vorsitzender der Union für gute Nachbarschaft. Gemeinsam mit der Prager deutschsprachigen Schriftstellerin Lenka Reinerová gründete er das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, das als lebendiger Ort des Austausches entstanden ist und zum harmonischen Zusammenleben einzelner nationaler Kulturen in Europa beiträgt. Unmittelbar nach der Samtenen Revolution trat er auf Initiative von Václav Havel und Jiří Dienstbier in die Dienste des Außenministeriums damals noch der Tschechoslowakei ein und wurde in den 1990er Jahren zu einer Schlüsselfigur der deutsch-tschechischen Beziehungen.“ Sie denke, so Naaß, gerne zurück an gemeinsame Begegnungen, zum Beispiel mit Franz Maget und weiteren Vertretern der SPD-Landtagsfraktion in Prag: „Diese Gespräche waren geprägt durch Černýs Persönlichkeit, seinen feinen Humor und seine Leidenschaft dafür, Menschen zusammen zu bringen, zu integrieren, zwischen unterschiedlichen Standpunkten, Sprachen und Mentalitäten zu vermitteln.“ „Das war die Stärke von František Černý“, sagte Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, und ergänzte: „Als
Mit seinem Intelekt und Humor überwand František Černý Grenzen. Foto: Wikipedia/ Vendula Trnková CC BY-SA 4.0
Botschafter der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik sowie als Vorsitzender der Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder hat er vorgelebt, wie Versöhnung entstehen kann, ohne den Schmerz der Vergangenheit zu vergessen.“ František Černý war auch regelmäßiger und gern gesehener Gast bei den Marienbader Gesprächen „und wird leider auch in dieser Gesprächsrunde künftig fehlen“, bedauerte Christa Naaß als Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates. Die beiden Vorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Christa Naaß und Helena Päßler, sagten: „Die Seliger-Gemeinde trauert um einen Menschen und Diplomaten, der Spuren hinterläßt. Sein Leben prägte das Bemühen um Versöhnung und Verständigung zwischen Tschechen und Deutschen und trug somit zu einer deutlichen Verbesserung der komplizierten Nachbarschaftsbeziehungen mit Deutschland bei.“ Ulrich Miksch/Torsten Fricke
Ende des Prager Frühlings
„Ich war sehr naiv“ 2006 hat sich František Černý in einem Interview mit Radio Prag an die Niederschlagung des Prager Frühlings und an seine Zeit als Radio-Redakteur erinnert:
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ir alle, die wir diese Sendungen machten, waren ja auf einer schwarzen Liste. Aber ich hab mir immer gesagt: Heute sind wir so weit, daß sich die Sowjetunion das nicht leisten kann, mit brachialer Gewalt hier einzugreifen. Wir waren ja nicht Ungarn, nicht Polen, nicht die DDR. Für diese Staaten war Rußland aus historischer Sicht der Feind. Das war bei uns nicht der Fall. Und da hab ich gedacht: So klug müssen die Russen sein, daß sie nicht ihr eigenes System in Gefahr bringen. Aber sie haben es dann in Gefahr gebracht. Also, ich war sehr naiv.“
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf fordert Änderungen beim Bürgergeld, damit Arbeitnehmer nicht weiter benachteiligt werden
„Sozial ist, was Teilhabe und Vertrauen schafft“ Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, hat das von der Ampel-Koaliton eingeführte Bürgergeld deutlich kritisiert und über den Bundesrat eine Reform der Reform gefordert.
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Staatsministerin Ulrike Scharf. Foto: StMAS /Elias Hassos
as Bürgergeld verfehle fundamental das Ziel, Menschen wieder schnell in Arbeit zu bringen, erklärte die Ministerin, die auch zweite stellvertretende Ministerpräsidentin des Freistaates Bayern und Schirmherrschaftsministerin der Sudeten-
deutschen Volksgruppe ist. „Wir müssen zum Prinzip ‚Fördern und Fordern‘ zurückkehren – das ist für mich unumstößlich.“ Das Bürgergeld sei ein fatales Signal an Bürger, daß sich Arbeit nicht lohne, so Scharf: „Die Bürgerinnen und Bürger empfinden die Leistungen des Sozialstaats als ungerecht. Wir brauchen wieder die richtige Balance zwischen zielgenauer Solidarität und Leistungsgerechtigkeit. Dieser Grundkonsens darf nicht wanken. Unsere Grundsätze der Eigenverantwortung, des Leistungsprinzips, der
Mitwirkungspflichten und der Aktivierung vor Alimentierung dürfen nicht ins Hintertreffen geraten. Je schneller wir Menschen in Arbeit bringen, desto sozialer ist unsere Politik.“ Das Gefühl vieler Arbeitnehmer ungerecht behandelt zu werden, sei auch eine Gefahr für den sozialen Frieden: „Verschiedene Gruppen der Gesellschaft dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden – es darf hier keine Konkurrenz geben.“ Wichtig ist Ministerin Scharf außerdem die Finanzierung der
Jobcenter: „Die Jobcenter sind chronisch unterfinanziert – ein Kardinalfehler. Um eine hohe Betreuungsqualität zu gewährleisten, müssen die Jobcenter ausreichend finanzielle Mittel erhalten. Dem Fach- und Arbeitskräftemangel werden wir sonst nicht begegnen können, da nicht mehr Menschen in Arbeit gebracht werden. Das ist ein psychologisch verheerendes Signal für die Menschen, die täglich arbeiten gehen.“ Scharf forderte die Ampel-Koalition auf, alle Bürger im Blick
zuhaben. „Die Bundesregierung hat im letzten Jahr viele Entscheidungen getroffen, die zu Spaltung, einer toxischen Verunsicherung und einem Ungerechtigkeitsempfinden geführt haben. Vertrauen ist verloren gegangen.“ Diese Vertrauenskrise dürfe nicht zu einer Systemkrise führen, mahnte die Ministerin und forderte: „ Wir brauchen einen leistungsgerechten und auf Dauer leistungsfähigen Sozialstaat. Sozial ist, was Teilhabe und Vertrauen schafft!“ Torsten Fricke
4 Bis Dienstag 13. Februar, Sudetendeutsches Museum: Sonderausstellung „So ein Theater! – Marionetten aus Böhmen und Mähren“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt frei. Bis Sonntag, 7. April, Sonderausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon... Otfried Preußlers Erzählwelten“. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr. Isergebirgs-Museum Neugablonz, Bürgerplatz 1, Kaufbeuren. Samstag, 10. Februar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Faschingsfeier. Anmeldung bei Gerda Nilges unter Telefon (0 21 58) 25 73 oder per eMail an: werner.appl@sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Donnerstag, 15. Februar, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Im Gespräch mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum. KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf. Freitag, 16. Februar, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Stadtarchivar Konrad Kern referriert über „Vom Bunker zur Siedlung - die Gründungsgeschichte von Waldkraiburg“. Gaststätte Altes Bezirksamt im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Samstag, 17. Februar, 10.30 Uhr, SL Bayern: Landesfrauentagung. Anmeldung an SL Bayern, Hochstraße 8, 81669 München oder per eMail an Geschaeftsstelle@sudeten-by.de Kolpinghaus, Adolph-KolpingStraße 1, Regensburg. Samstag, 17. Februar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Über unsere Schwellen hinaus. Erste Schritte“. Deutsch-tschechischer Dokumentarfilm. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 17. Februar, 18.00 Uhr, Vereine der Siebenbürger Sachsen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland: „Samuel von Brukenthal - ein früher Europäer“. Eröffnung der Wanderausstellung, die bis zum 27. Februar gezeigt wird. Haus der Heimat, Steingasse 25, Wien. Mittwoch, 21. Februar, 14.00 Uhr, SL-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Landesvorstandsitzung. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Samstag, 24. Februar, 14.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Die geheimen Seiten des Lebens“. Karin Gündisch liest aus ihrem neuen Roman. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Sonntag, 25. Februar, 14.00 bis 18.00 Uhr, SL-Bezirksgruppe Oberfranken: Volkstanzworkshop für erfahrene Volkstänzer. Auf dem Programm: Sternpolka, Jägerneuner, Woaf, Howansook, Zigeunerpolka und Böhmnerwaldlandler. Weitere Infos und Anmeldung bis 22. Februar bei Iris und Robert Wild unter Telefon (0 95 44) 98 50 44 oder per eMail an robert@wildfamily. de Bürgerhaus, Überkumstraße 17, Baunach. Dienstag, 27. Februar, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung zum 80. Geburtstag der Vizepräsidentin Ursula Haas mit Kunstliedern von Alfred Richter. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, AdalbertStifter-Saal, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 29. Februar, 19.00 Uhr, Trifelsverein: MdEP a. D. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Vorsitzender der Paneur-
TERMINE VERANSTALTUNGSKALENDER opa Union Deutschland, spricht über Europa. Hohenstaufensaal, Landauer Straße 1, Annweiler am Trifels. Sonntag, 3. März, 10.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 4.-März-Gedenkfeier mit Prof. Dr. Andrea Wechsler, Spitzenkandidatin der CDU Baden-Württemberg zur Europawahl. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Montag, 4. März, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Eröffnung der Ausstellung „Wir Sudetendeutschen“ durch Bürgermeister Franz Feigl. Die Ausstellung läuft bis zum 15. März. Bürgerzentrum, Marktstraße 3, Königsbrunn. Montag, 4. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Märzgedenken mit einem Re-
Samstag, 9. März, 15.00
Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: „Schockanrufe und Betrug am Telefon“. Vortrag eines Experten des Polizeipräsidiums Krefeld. Anmeldung per Telefon unter (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Donnerstag, 14. März, 14.30 Uhr, SL Ortsgruppe Roth: „900 Jahre Kunreuth, eine evangelische Enklave“. Filmvortrag Eberhard Heiser, Café Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Samstag, 16. März, 10.00 bis 16.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: 15. Ostdeutscher Ostermarkt. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Sonntag, 17. März, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Mu-
Werbung am Wochenende auf der Afa
Augsburg freut sich auf den Sudetendeutschen Tag
en interessierten Besuchern standen als Ansprechpartner zur Verfügung: Leo Schön und Anita Donderer aus Augsburg, Edmund Schiefer, schwäbischer Bezirks-obmann, Konstantin Hoffmann für sudeten.net sowie Hildegard Schuster und David Heydenreich (Foto) von der Bundesgeschäftsstelle.
Der Sudetendeutsche Tag findet heuer in der Messe Augsburg statt, und zwar von Freitag, 17. bis Pfingstsonntag, 19. Mai. Feste Programmpunkte sind die Kulturpreisverleihung am Freitagabend, die Verleihung des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der HEIMAT!abend am Samstag sowie die Hauptkundgebung mit den Festreden des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe und des Bayerischen Ministerpräsidenten am Pfingstsonntag. Foto: Hildegard Schuster
ferat von Steffen Hörtler, Landesobmann der SL Bayern, über den März 1919. Bürgerzentrum, Marktstraße 3, Königsbrunn. Mittwoch, 6. bis Donnerstag, 7. März, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Seminar „Kafka, Käfer und Kakanien. Eine Annäherung an Franz Kafka (1883–1924) zum 100. Todestag“. Anmeldung unter Telefon (0 22 44) 88 60 oder per eMail an info@hausschlesien.de Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 421, Königswinter. Samstag, 9. März 14.00 Uhr, Heimatkreis Kaaden-Duppau: Gedenkfeier mit Kranzniederlegung anläßlich des 4. März 1919. Treffpunkt am Haupteingang um 13.40 Uhr. Friedhof, Kaden (Kadaň). Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Unter dem steinernen Meer“. Lesung von Dr. Peter Becher. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.
sikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz) in Kooperation mit dem Kultur-Schloß Theuern: „Auf a Melange im Café Central. Ein musikalischer Streifzug durch die Kaffeehauskultur der Donaumonarchie“. Iris Marie Kotzian (Sopran), Anna-Sophia Kraus (Violine) und Christoph Weber (Klavier) schwelgen in Melodien aus 300 Jahren Kaffeehausmusik und führen mit Czardas, Walzer und Mazurka in die Weiten der Donaumonarchie. Eintritt 10 Euro. Vorverkauf über www. okticket.de Kultur-Schloß Theuern, Portnerstraße 1, Kümmersbruck. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Deutsch-Tschechischer Marionettenabend „Spejbl und Hurvínek treffen auf Mozart und Musik“. Anmeldung per eMail an sekretariat@gh-h.de oder unter Telefon (02 11) 1 69 91 11. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.
Starke Präsenz der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bundesverband auf der Augsburger Frühjahrsausstelung (Afa) am vergangenen Wochenende im Vorfeld des 74. Sudetendeutschen Tags.
D
Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): „Am Tanze fehlte es nicht ….“ Der junge Friedrich Smetana (1824–1884) in Tagebuch und Musik – Lesung und Konzert zum 200. Geburtstag. Mit Thoma Jaron-Wutz (Tenor), Marek Kozák (Klavier), Helmut Becker (Lesung) sowie Olga Mojžíšová und Václav Petrbok (Einführung). Eintritt frei. Festsaal des Bezirks Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Mittwoch, 20. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Diese Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzen deutschen Volkes werden … – Hellmuth Stieff (1901–1944) und das NS-Regime“. Vortrag und Lesung mit Kuratorin Dr. Katja Schlenker und Stiftungs-Direktor Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Samstag, 23. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Dienstag, 26. März, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung Peter Becher stellt sein neues Buch „Unter dem Steinernen Meer“ vor. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Sonntag, 7. April, 11.00 bis 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Fest der Nationen. Gemeindehaus Salvator Giebel, Giebelstraße 15, Stuttgart. Donnerstag, 11. April, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Eröffnung der Ausstellung „Hitler-Stalin-Pakt und seine Folgen für Ostmitteleuropa: Geschichte und Erinnerung“. Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Freitag, 12. bis Sonntag, 14. April: Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 13. April, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Film: „Verschwundener Böhmerwald“. Emil Kintzl erzählt Episoden aus der Grenzregion. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 13. April, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen. Anmeldung unter Telefon (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@ sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Donnerstag, 18. April, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Altes Bezirksamt im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Samstag, 20. April, 10.00 Uhr, SL-Landesgruppe BadenWürttemberg: Landesversammlung. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Montag, 22. April, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmen als Ort der Begegnung – Teil 1: Europäische Wegbereiter“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 27. April, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Jahreshauptversammlung mit Ehrungen. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 4. Mai, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Muttertagsfeier. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
Sonderausstellung „So ein Theater!“
Auf zur Finissage Dienstag, 13. Februar, Finisage der Sonderausstellung „So ein Theater!“. Familienführung von 10.30 bis 12.00 Uhr mit Ricarda Wolf. Kuratorenführung von 16.30 bis 17.30 Uhr mit Jeanine Walcher und Klaus Mohr. Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8. Treffpunkt Museumskasse. „Zur gefälligen Beachtung! […] Bei Beginn der Vorstellung stehen alle fünf Darsteller mit herabhängenden Köpfen und Armen auf der Bühne. Mit dem Anziehen der Leine stramme Haltung und dann Bewegungen beim Sprechen.“ In dieser kurzen Regieanweisung im Textheft „Stanislaus, der Höllenhund“ aus dem Jahr
1920 wird bereits deutlich, warum das Marionettentheater das Publikum fasziniert: Leblose Puppen erwachen scheinbar zum Leben und beginnen dann mit ihrem dramatischen oder lustigen Spiel. Diese Faszination begründet die Popularität des Marionettentheaters bis zur Gegenwart, denn das Marionettenspiel lebt auch heute noch weiter. Zur Sonderausstellung ist auch ein Katalog erschienen, der im Museumsshop erworben werden kann. Weitere Veranstaltungen und Informationen zur Sonderausstellung auf der Webseite https://www. sudetendeutsches-museum. de/veranstaltungen/
Die Rolle der Kirchen im östlichen Europa Freitag, 16. bis Sonntag, 18. Februar 2024: „Die Rolle der Kirchen im östlichen Europa.“ Seminar in Zusammenarbeit und mit Förderung des Evangelischen Freundeskreises Siebenbürgen e. V. und dem GustavAdolf-Werk e. V. Bis in die Gegenwart sind die Kirchen in Europa bedeutende gesellschaftliche Akteure. In den 1980er Jahren wäre ein politischer Wandel in Polen ohne die katholische Kirche und den polnischen Papst nicht vorstellbar gewesen. In der DDR spielte in der Wendezeit von 1989/90 die evangelische Kirche eine besondere Rolle. Nach dem Ende des Kommunismus gab es in einigen Staaten Ost- und Ostmitteleuropas eine regelrechte Renaissance der historischen Kirchen. Manche avancierten fast zu einer Art Staatskirche. Die Tagung mit Referenten aus Rumänien, Polen, Ungarn und Tschechien blickt auf Entwicklungen und Wechselspiele von Kirchen und Gesellschaften des östlichen Europas. Wie ist die Geschichte rund 30 Jahre nach dem Fall des Kommunismus zu bewerten? Auch anhand einiger Länderschwerpunkte sollen exemplarisch einige dieser Entwicklungen vorgestellt und analysiert werden. Als Referenten haben ihre Teilnahme zugesagt: Enno Haaks, Generalsekretär GAW Deutschland: „Eine europäische Perspektive auf die Kirchen im östlichen Europa“; Prof. Krisztian Kovacs (Debrezin): „Die Rolle der Reformierten Kirche in einer ,illiberalen‘ Demokratie“; Dr. Alexandru Ioniță (Hermannstadt): „Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche als Mehrheitskirche in einer multireligiösen und -ethnischen Gesellschaft“; Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster (Hermannstadt): „Die Rolle der evangelischen Kirche in Rumänien“ sowie Pfarrerin Tatiana Petrenko vom Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung: „Die Evangelische Kirche in Rußland“. Außerdem wird Wolfgang Martin Roth aus dem Roman „In den Schuhen der Väter“ lesen. Aufgrund der ausbleibenden öffentlichen Förderung ist ein erhöhter Tagungsbeitrag in Höhe von 143,90 Euro bei Unterbringung im Doppelzimmer und 163,90 Euro bei Unterbringung im Einzelzimmer inklusive Unterkunft, Verpflegung und Programm zu entrichten. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax: (09 71) 71 47 47, über die Webseite https:// heiligenhof.de/unsere-seminare/seminarprogramm/die-rolle-der-kirchen -im-ostlichen-europa oder per eMail an: hoertler@heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration
Teil 2: „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ Bis Freitag, 12. April, zweiter Teil der Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht. Vertreibung und Integration“. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr. Die Ausstellung, die das Team Dr. Lilia Antipow
(HDO), Patricia Erkenberg M.A. (HDO), Prof. Dr. Daniela Neri-Ultsch (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Universität Regensburg) und Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des Hauses des Deutschen Ostens) kreiert hat, wird nach dem Erfolg im Sommer in einer erweiterten Version gezeigt.
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
Der aus Zwittau stammende Kapuzinerpater Clemens Habiger setzt sich für Bedürftige und Notleidende ein
„Als Mensch unter Menschen leben“
In Regensburg, seinem Wirkungsort seit 1970, ist er in vielfacher Hinsicht bekannt: durch sein Auto, einen Renault R4 Baujahr 1978, durch sein Leben außerhalb der Klostermauern und vor allem durch sein Engagement für Bedürftige und Notleidende – christliche Nächstenliebe ohne Kompromisse. Doch für Kapuzinerpater Clemens Habiger bedeuten auch sein Geburtsort, das mährische Zwittau im Schönhengstgau, sowie die Diözese Olmütz sehr viel. „Zwittau und Assisi möchte ich noch einmal besuchen“, gibt der sich im 82. Lebensjahr befindende Pater als Ziel aus.
A
us Zwittau stammte bekanntlich auch Oskar Schindler und aus der Nähe von Zwittau der am 24. September 2016 in Würzburg seliggesprochene Pater der Marianhiller Missionare, Engelmar Unzeitig (1911–1945). Am 23. Februar 1942 kam Pater Habiger in Zwittau – „einer deutschen Stadt“, wie er betont – zur Welt. Er merkt auch an, daß seine Mutter in der Schule Tschechisch gelernt hat. Sechs Monate später, im August, ist sein Vater im Kriegseinsatz gefallen. Der Vater arbeitete als Maschinenmeister im Schlachthaus in Zwittau, die Mutter konnte nach dem Tod des Vaters die Wohnung im Schlachthaus mit den drei Buben behalten. Die Vertreibung erfolgte zu Jahresbeginn 1946, Pater Clemens war damals knapp vier Jahre alt. „Es war ein sehr kalter Januar. Die Mutter hat nicht viel mitnehmen können. Es hieß ‚Raus aus der Wohnung!‘ Die Mutter hat irgendwelche Sachen zusammengepackt – die Papiere, die gefehlt haben. Einfach weg, in den Zug hinein. Es war ein Viehtransport in einem Güterzug. Es gab keine Heizung. Die Männer haben Ziegelsteine aufeinandergeschichtet und Feuer gemacht. Da es ein Viehwaggon war, gab es keine Fenster, nur oben die Lüftungslöcher. Deshalb sind alle nach oben geklettert, um frische Luft zu bekommen.“ An dieses prägende Geschehen kann sich Pater Habiger bis heute erinnern, ebenso an die Episode kurz darauf. Irgendwo hat der Zug gehalten, die Mutter verließ den Zug, um etwas zum Essen zu organisieren. Als er merkte, daß der Zug ohne sie weiterfahren sollte, weinte er so heftig, daß dies unterblieb. Endstation war das etwa 500 Kilometer von Zwittau entfernte Eichstätt, das als Ziel auch beabsichtigt war. Da Habigers Verwandte alle in dem Zug waren, gelangten auch alle in die oberbayerische Kreisstadt. Unterkunft für die Vertriebenen war zunächst eine Art Feldlager in einer Turnhalle. „Wir waren angenommen in Eichstätt. Es war für Eichstätt auch ein Gewinn“, blickt Pater Habiger zurück. Denn damals – 1946/47 – verdienten die meisten verbliebenen Männer, viele waren ja gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft, ihren Lebensunterhalt im Steinbruch. Und die Neuankömmlinge hatten Berufe. „Meine Mutter war Schneiderin, meine Tante Friseurin. Das war eine Bereicherung für die Stadt Eichstätt. Es war ein problemloses Zusammenleben mit den Einheimischen, schon im Kindergarten“, schaut der Kapuziner-Pater auf diese Zeit zurück. In der Familie wurde der Zwittauer Dialekt – eine Mischung aus Fränkisch und Wienerisch – gesprochen, mit anderen redete man Bairisch. Übrigens hatte er einen prominenten Firmpaten: Hans Schütz, Mitbegründer der Ackermann-Gemeinde, war ein Freund seines Vaters und übernahm gerne diese Auf-
gabe. So ergaben sich bald auch Kontakte zur Ackermann-Gemeinde und weiteren sudetendeutschen Gruppen und die Teilnahme an Wanderungen, Ausflügen und sonstigen Veranstaltungen. „Von meiner Mutter ist nie ein Vorwurf gegen die Tschechen gekommen. Sie wollte aber auch nicht mehr zurück“, gibt er die Gedanken der Mutter wieder. Mit ihr ging er als Kind und Jugendlicher jeden Sonntag zur Frauenbergkapelle hinauf, wo er auch die Orgel gespielt hat – ein wichtiger Punkt für die religiöse Sozialisation. In Eichstätt besuchte der Pater die Grundschule, dann das Gymnasium (heute Gabrieli-Gymnasium), wo auch seine musikalischen Talente gefördert wurden. Er erlernte Klavier, Blockflöte und Geige, viele weitere Instrumente kamen später noch dazu. Natürlich war er auch Meßdiener, aber auch hier in einer ganz besonderen Funktion, nämlich als „Domkapitel-Ministrant“. In jenen Jahren lernte er auch die Kapuziner und die von ihnen angebotene Jugendarbeit kennen. Es folgte der Entschluß, 1962 dem damals noch in Eichstätt ansässigen Konvent der Kapuziner (Auflösung 2009) beizutreten. Seine ursprünglichen Berufswünsche als Bub – Lokomotivführer (Begeisterung für Dampfloks) oder Zuckerbäcker (Konditor) – waren damit passé. In Eichstätt stand nun vielmehr das Studium an der PhilosophischTheologische Hochschule im Vordergrund. „500 Kapuziner gab es damals alleine in Bayern, heute sind es etwa 130 in ganz Deutschland“, gibt der Pater zu bedenken. Nach der Priesterweihe 1968 in Eichstätt war der neue Kapuziner-Pater zunächst in Altötting und – als Kaplan – in München tätig, ehe er nach Regensburg kam. Hier hatten die Kapuziner im Stadtwesten im Kloster St. Fidelis ihr Domizil. Für Pater Clemens bedeutete die neue Wirkungsstätte ein erneutes, weiteres Studium: zum einen im Musikbereich, zum anderen in der Schulpädagogik. Denn er sollte als Volksschullehrer tätig werden, was er dann auch in der Regensburger Konradsiedlung sowie in Pressath in der nördlichen Oberpfalz einige Zeit machte und dabei fast alle Klassen in nahezu allen Fächern unterrichtete. Doch nach der Zweiten Staatsprüfung zum Lehramt wurde er mit einer neuen Aufgabe betraut. In Regensburg wurde die Stelle eines Stadtjugendseelsorgers geschaffen, die Pater Clemens übertragen wurde. Hier lernte er die Vielschichtigkeit von Jugendarbeit kennen, aber auch die Brennpunkte und besonders die sich daraus ergebenden Aktivitäten. Deutlich wurde ihm dabei immer mehr, daß einige Tätigkeiten – vor allem im sozialen Bereich – nur schwer unter den Vorgaben der Ordensregeln zu leisten sind. Es kam zu ersten Reibereien mit den Ordensoberen, nach sechs Jahren beendete er die Stadtjugendseelsorge, doch die Grundlagen für den Einsatz für Bedürftige und Notleidende waren gelegt. „Ich muß rausgehen, unter den Leuten sein!“ Diese Prämisse verfestigte sich immer mehr, auch durch Begegnungen und Kontakte in der Bahnhofsmission sowie in einem Übergangswohnheim für Männer, unter denen auch ehemalige Strafgefangene waren. Hier leistete Pater Clemens zunächst einmal pro Woche Nachtdienst. Dies verstärkte seinen Willen, aus dem Kloster auszuziehen und eine eigene Wohnung zu beziehen – was jedoch kirchenrechtlich eigentlich nicht vorgesehen war. Drei Jahre lang dauerte das Hin und Her, bis der Orden schließlich einlenkte: Pater Habiger konnte in
Pater Clemens Habiger mit MdL Tobias Gotthardt, inzwischen Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft.
Pater Clemens Habiger bei seiner Ansprache im Rahmen der Nepomukfeier der AckermannGemeinde im Bistum Regensburg in der Wallfahrtskirche Mariaort. Fotos: Markus Bauer
eine eigene Wohnung ziehen, gehört aber weiterhin zu den Kapuzinern. Vom Ordinariat gab es zunächst kein Geld, erst sehr viel später überwies die Diözese für seine Tätigkeit eine Summe an den Orden, die Höhe kennt er bis heute nicht. Natürlich tragen auch Spenden dazu bei, daß er so wirken kann, wie er es für richtig hält. Mit Geigenunterricht daheim sowie am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium, in dessen Nähe seine Wohnung war, verdiente er das Geld für die Miete, den Lebensunterhalt und für seine Tätigkeit. Folgende Aspekte kristallisierten sich heraus: Begleitung von Junkies, um von der Drogensucht wegzukommen; Besorgung von Wohnungen für Obdachlose; Hilfen beim Erlernen von Berufen. Für den Kapuziner-Pater ist dabei auch wichtig, daß diese Personen zum Essen oder Übernachten zu ihm in die Wohnung kommen können, zumal es sich oft um eine persönliche Betreuung über einen längeren Zeitraum handelt. Die Begegnungen mit den Männern im Übergangswohnheim führten zur ehrenamtlichen Betreuung von Gefängnisinsassen und schließlich dazu, daß Pater Clemens 25 Jahre die Aufgabe des Gefängnisseelsorgers in Regensburg ausübte und bis heute Inhaftierte betreut. „Noch heute bedanken sich viele für die Seelsorge, konkret für die Gottesdienste und die Predigten“, schildert der Geistliche. Denn er hat sozusagen seinen eigenen Ritus: die alte Gitarre ist fast immer dabei, er greift die Situation der Leute auf, seine Predigten sind existentiell, leidenschaftlich und lebens-
Pater Clemens Habiger mit den Teilnehmern an der Nepomuk-Statue nahe der Mündung der Naab in die Donau bei Mariaort.
nah, und er läßt auch zu, daß über seine Predigt diskutiert wird. Ob die Gottesdienste im Gefängnis – getrennt nach Männern und Frauen – oder die Christmette für Obdachlose, die Kirchen und Räume sind immer gut besetzt, wenn Pater Habiger zelebriert. „Die Leute kennen mich, und ich kenne die Leute“, bringt er die einfach zu verstehende Philosophie seines Wirkens auf den Punkt. Daß andererseits sein Begriff der Nächstenliebe kompromißlos und umfassend ist, führt dazu, daß ihm sein Tun manchmal alles abfordert. Aber trotzdem lautet sein Fazit: „Der Schritt in die ‚Selbständigkeit‘ war der richtige Schritt.“ Natürlich steht er auch für die herkömmlichen pastoralen Aufgaben – Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen – als Seelsorger zur Verfügung. Und – wie bei der letztjährigen Nepomukfeier in Mariaort – für die Ackermann-Gemeinde im Bistum Regensburg. Denn damit schließt sich quasi der (Lebens-) Kreis. Auf dem Computer zoomt er gerne via Google-Maps auf Svitavy (der deutsche Name „Zwittau“ ist dort nicht präsent) und macht sich auf die Suche nach seinem Geburtshaus. „Das ist mein Geburtsort, da bin ich geboren. Da kommt das Gefühl auf, daheim zu sein“, erklärt er tief bewegt. Zwar war er bereits ein paar Mal in Zwittau, aber er wünscht sich, „nochmals dort am Marktplatz zu stehen. Ich bin stolz, Zwittauer zu sein. Ich fühle mich als Bewohner von Zwittau“, bekennt er. Ebenso möchte er nochmals nach Assisi, denn dem Heiligen Franziskus fühlt er sich – auch mit seinem Wirken – eng verbunden, nicht nur weil die Kapuziner dessen Regeln übernommen haben. Und als Seelsorger hat er – besonders auch für Vertriebene und Flüchtlinge – einen Rat parat: „Wer bei sich daheim ist, ist überall daheim!“ Mit anderen Worten: Wenn man sich gegenseitig annimmt, dann klappt das Miteinander. Häufig schreibt Pater Habiger außerdem Kolumnen für das Regensburger Sozialmagazin Donaustrudl. Für sein langjähriges demokratisch-couragiertes Wirken erhielt er im Jahr 2017 von Pax Christi die Auszeichnung „Einspruch wagen! Preis für Zivilcourage“. Sein Lebensmotto „Als Mensch unter Menschen leben“ wurde damit eindrucksvoll gewürdigt. Markus Bauer
5 Mut tut gut
Fern und doch nahe V
on Matthias Claudius stammt der Vers: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dem entsprechend nütze ich meine Kolumne, um über eine Reise zu berichten, die ich Ende Januar unternahm. Sie führte mich nach Indien in den Bundesstaat Kerala, um die dortigen Angehörigen unserer Ordensgemeinschaft zu besuchen. Seit mehr als 20 Jahren pflegen wir Redemptoristen in Österreich und Süddeutschland gute Kontakte nach Indien. Derzeit arbeiten sechs indische Mitbrüder bei uns als Pfarrseelsorger. Weitere drei bereiten sich auf einen Einsatz bei uns vor. Deshalb wollte ich ihr Herkunftsumfeld kennenlernen. Dies war mein erster Besuch in Indien. An sich bin ich nicht der Typ für Fernreisen. Für mein persönliches Glück genügen mir Reisen in Europa. Die sechs Tage in Kerala haben mich aber dennoch ungemein bereichert. Ich erlebte eine dynamische und vitale Ordensprovinz mit vielen jungen und talentierten Mitbrüdern aus nächster Nähe. Das schenkte mir Hoffnung und positive Impulse. Als Redemptoristen sind wir Angehörige einer internationalen Ordensgemeinschaft mit weltweit 4500 Mitgliedern. Eine Verarmung wäre, wenn uns nur der eigene kulturelle und kirchliche Kontext interessieren würde. Zur Ordensprovinz Kerala gehören 87 Brüder, die im Schnitt 37 Jahre alt sind. Unsere Ordensprovinz Wien-München hat 67 Angehörige, der Altersdurchschnitt beträgt 72 Jahre. Ich bin aber nicht neidisch, denn wir gehören alle zusammen. Außerdem lernte ich tiefer verstehen, wie sehr unsere indischen Mitbrüder auch auf die Hilfe aus Österreich und Deutschland angewiesen sind. Viele seelsorgliche Projekte, aber auch die Ausbildung der jungen Ordensmitglieder vor ihren Gelübden und der Priesterweihe wären ohne finanzielle Unterstützung aus unseren Ländern kaum möglich. Ich sehe es deshalb als eine besondere Verantwortung an, daß wir diese Unterstützung weiter pflegen. Umgekehrt sagte mir mein indischer Provinzialskollege seine personelle Hilfe für die nächsten Jahre zu. Bei meinen Besuchen in mehreren Ordensniederlassungen, darunter in allen Ausbildungshäusern, wurde mir eine enorme Gastfreundschaft entgegengebracht, die ein Kennzeichen indischer Kultur ist. Das bemerkte ich auch bei meinen Besuchen in den Familien einiger Mitbrüder. Die Herzlichkeit meiner Gastgeber hoben die kulturelle Distanz sofort auf. Eindrucksvoll fand ich außerdem die Teilnahme an einem Gottesdienst im syro-malabarischen Ritus, eine der ältesten Liturgie-Traditionen des Christentums. Die Buntheit der Symbole, die Lebendigkeit des Gesangs und die innere Konzentration der Teilnehmer auf das Wesentliche der Feier ließen mich eine große Gemeinschaft im Glauben erfahren. Dies wird wohl nicht meine letzte Begegnung mit Indien gewesen sein. Um unsere gegenseitige Solidarität zu pflegen, braucht es die unmittelbare Begegnung und den direkten Austausch. Ein Land, das mir zunächst sehr fern und fremd erschien, ist mir in den wenigen Tagen meines Aufenthaltes sehr nahegekommen. Weder als Menschen und schon gar nicht als Christen sind wir einander fremd. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
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Gerhard Pieschl 90 Am 23. Januar feierte der langjährige Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge und Träger des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft 1992, Weihbischof em. Gerhard Pieschl, seinen 90. Geburtstag im hessischen Limburg im kleinen Kreis mit Mitbrüdern des Domkapitels.
G
Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimatblatt, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief, für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage! Adresse: Name, Vorname
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erhard Pieschl kam in Mährisch Trübau zur Welt. Im Alter von elf Jahren mußte er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus der Heimat fliehen. Sein Vater wurde 1944 als Offizier bei den Kämpfen um Budapest getötet. Über Umwege landete die Familie im Bistum Limburg. Er studierte Philosophie und Theologie in Königstein im Taunus und wurde am 8. Dezember 1961 im Hohen Dom zu Limburg zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Bad Ems, Bad Schwalbach und Frankfurt am Main. 1968 wurde er Militärseelsorger in Diez und später Militärdekan am Zentrum für Innere Führung in Koblenz. 1977 weihte ihn Bischof Wilhelm Kempf im Frankfurter Dom zum Weihbischof. Dann übernahm er auch das Amt des Domdekans. Zum 1. Januar 1978 ernannte ihn Kempf zum Bischofsvikar für den synodalen Bereich und zum Leiter des Diözesansynodalamtes. Als Weihbischof übernahm er auch Verantwortung in der Deutschen Bischofskonferenz.
Von 1979 bis 2000 war er der Beauftragte für die katholische Polizeiseelsorge. Ab 1983 wurde er zusätzlich Beauftragter für die katholische Vertriebenenund Aussiedlerseelsorge. 2004 wurde er in das Familiareninstitut des Deutschen Ordens aufgenommen und 2008 in Sankt Elisabeth in Wien investiert. 2009, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch Pieschls an. Im Oktober 2000 wurde er zum Ehrendomkapitular des Metropolitankapitels zu Olmütz ernannt, 2010 Ehrendoktor der Philosophie der Universität Fünfkirchen in Ungarn. Volksgruppensprecher Bernd Posselt gratuliert dem Landsmann und Karls-Preisträger von Herzen: „Gerhard Pieschl ist eine faszinierende Persönlichkeit mit vielen Facetten. Er könnte ein barokker Kirchenfürst in seiner mährischen Heimat gewesen sein, und gleichzeitig ist er ein sehr volksnaher Priester unserer Zeit. Er kann Menschen meisterhaft miteinander verbinden – diese Begabung zum Ausgleich hat er in schwierigen Phasen seines Bistums Limburg herausragend bewiesen – und ist auf der anderen Seite in der Lage, mutig und prinzipientreu für das für richtig Gehaltene zu kämpfen. Seine theologischen Qualitäten sind beeindruckend, aber ich sehe ihn vor meinem inneren Auge auch mit den Soldaten und Polizisten sitzen, für die er lange zuständig war, um mit ihnen zu singen und Bier zu trinken.
Kennengelernt habe ich ihn bei einem Sudetendeutschen Tag in den siebziger Jahren, als wir jungen Paneuropäer von Ministerpräsident Alfons Goppel spontan zum Essen eingeladen wurden. Ich kam neben einer alten Dame zu sitzen, mit der man sich hervorragend über Knödelund Strudelrezepte austauschen konnte – dies war Gerhards kluge und reizende Mutter. Der Kontakt mit ihm war ebenfalls von Anfang an unkompliziert und herzlich. In den Jahrzehnten danach habe ich vieles mit ihm erlebt, nicht nur bei unseren Pfingsttreffen oder beim wegweisenden Sudetendeutschen Kongreß in Regensburg, sondern auch beim Papstbesuch in Ungarn und bei der Glockenweihe in seiner engeren nordmährischen Heimat. Was Gerhard auszeichnet, ist neben seinen geistlichen und politischen Qualitäten auch seine Schlagfertigkeit und sein Humor. Beim Einzug der Geistlichkeit zu Beginn des Pontifikalamtes am Sudetendeutschen Tag raunzte ihn, der mit einem ganzen Block sudetendeutscher Priester und Ministranten unterwegs war, ein Ordner mit den Worten an: ,Dieser Zugang ist nur für Trachtengruppen.‘ Gerhards Replik: ,Wir sind die Trachtengruppe des Vatikan!‘ Anläßlich seines 90. Geburtstages wünsche ich unserem Gerhard weiterhin viel Glück, Gesundheit und Gottes reichen Segen. Wir sind dieser bedeutenden Persönlichkeit unserer Kirche und unserer Volksgruppe zu großem Dank verpflichtet.“
Erfolgreiche Politikerin aus dem Erzgebirge E-Mail
Christa Matschl †
Geburtsdatum, Heimatkreis
Am 29. Januar starb Christa Matschl, langjährige Vertriebenenpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, mit 80 Jahren in Mittelfranken.
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6/2024
A
ls Christa Matschl/Ullrich am 28. Oktober 1943 in Katharinaberg im Kreis Brüx im Böhmischen Erzgebirge zur Welt kam, war nicht absehbar, welche Kapriolen ihr Leben schlagen würde. Ihr Vater besaß eine Spielzeug- und Knopffabrik am Nordrand des Grenzstädtchens, deren Gebäude ins Sächsische hinüberreichten. Das Kriegsende brach wie eine Naturkatastrophe über die Familie herein. Vater und ältere Geschwister wurden interniert, gequält und zur Zwangsarbeit ins Landesinnere verschleppt. An den Folgen starb der Vater kurz nach seiner Freilassung. In Bamberg gestrandet, mußte seine mittellose Witwe die Familie durchbringen. Außer den ebenfalls nach Oberfranken vertriebenen Verwandten boten die Landsleute in der SL Halt und Geborgenheit. Dort traf Christa auch ihren späteren Mann Josef „Sepp“ Matschl aus Honetschlag im Kreis Krummau im Böhmerwald, einen Verwandten des ehemaligen Bamberger Bürgermeisters Gustav Matschl. Der Beruf von Sepp Matschl als Leitender Angestellter in der Lebensmittelbranche führte die junge Familie mit der 1972 geborenen Tocher Iris nach Uttenreuth im mittelfränkischen Landkreis ErlangenHöchstadt. Dort begann Christa Matschl, ihre gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten zu entfalten. Sie gründete einen Literaturkreis, engagierte sich im
Elternbeirat und entdeckte ihr Interesse an der Politik. In der CSU fand sie ihre politische Heimat und widmete sich dem Aufbau der Frauen-Union. Im CSU-Kreisverband ErlangenHöchstadt blieb Matschls beharrliche und erfolgreiche Aufbauarbeit nicht unbemerkt. 1998 wurde sie mit großer Mehrheit in den Landtag gewählt und 2003 sowie 2008 in diesem Mandat bestätigt. Im Münchener Maximilianeum wurde sie sofort Mitglied des Arbeitskreises Vertriebenenpolitik ihrer Fraktion. Wenige Monate später wählte das Gremium die rührige Sudetendeutsche zur Vorsitzenden und damit zur Vertriebenenpolitischen Sprecherin der CSU-Fraktion. Dank ihrer Beharrlichkeit und Konsequenz vergrößerte sie die Arbeitsgruppe stetig. Mehrfach schwor sie ihre Fraktion einstimmig auf wichtige vertriebenenpolitische Positionen ein. Die Weichenstellungen von Landtag und Staatsregierung wie das Sudetendeutsche Museum oder der Vertriebenen-Gedenktag tragen wesentlich auch ihre Handschrift. Reisen in die Vertreibungsgebiete und Gespräche mit Vertretern von Landsmannschaften und Verbänden machten sie zur zentralen Ansprechpartnerin für die Heimatvertriebenen in Bayern und umgekehrt für die Staatsregierung in Fragen der Vertriebenenpolitik. 2013 zog sie sich aus der aktiven Politik zurück, der Vertriebenenarbeit blieb sie aber treu. In der UdV vertrat sie den UdVLandesvorsitzenden Bernd Posselt, und auch im OMV-Bundes-
vorstand blieb sie Stellvertretende Vorsitzende. Anläßlich ihres Todes würdigte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, ihre Verdienste: „Christa Matschl übernahm im Landtag den Vorsitz der CSU-Vertriebenengruppe, und zwar in der Nachfolge von Gustav Matschl, einem Vetter ihres Mannes. Mit festem Auftreten und starkem Profil setzte sie eine Fülle wichtiger vertriebenenpolitischer Anliegen durch. Mit ganzer Kraft brachte sie sich auch als meine Stellvertreterin in den Landesvorstand der CSU-Arbeitsgemeinschaft für Heimatvertriebene und Aussiedler (UdV) ein. Bis zu ihrem Tod war sie dort meine kritische, aber unverzichtbare Mitstreiterin und Wegbegleiterin. Wichtig war mir auch, daß sie mich auf CDU-Ebene als Stellvertretende Bundesvorsitzende der OMV in Berlin vertrat, weil ich mich hauptsächlich um die europäische und die bayerische Ebene zu kümmern hatte. Aus dieser Funktion, die heute BdVPräsident Bernd Fabritius ausübt, ist sie ebenfalls erst vor relativ kurzer Zeit ausgeschieden. Neben der Vertriebenenpolitik hatte die fest in der fränkischen Basis verwurzelte Sudetendeutsche noch eine dazu passende spezielle Leidenschaft für das Thema Europa. Vehement stritt sie sowohl für die Völkerverständigung als auch für ein Europäisches Volksgruppen- und Minderheitenrecht. Wir werden diese unbeugsame Kämpferin für Volksgruppe und Heimat sehr vermissen.”
Stephan Altensleben: „Rätselhafte Steinkreuze. Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung“, Eine rechtsarchäologische Untersuchung, Band 105 der Reihe „Beiträge zur Urund Frühgeschichte Mitteleuropas (BUFM)“. Verlag Beier & Beran, Langenweißbach im Erzgebirge 2023, 379 Seiten, 49,00 Euro. (ISBN 978-395741-194-5)
Neuerscheinung
Rätsel und ihre Lösung Anfang Dezember erschien ein Buch, das Steinkreuze und Kreuzsteine nicht als Sühne-, Gebets- oder Grabkreuze, sondern erstmals als Schwur- und Gerichtskreuze deutet.
D
ie Steine stammen aus dem hohen Mittelalter, als die Gerichte noch unter freiem Himmel zusammentraten. Das bestätigen die verschiedenen Schutzkreis- und Warnzeichen auf den Steinen. Berufs- und Standeszeichen auf ihnen erinnern nicht an plötzlich ums Leben Gekommene, sondern zeigen Schöffen verschiedener ländlicher Gerichte, aber auch von Mühlen-, Hammerwerks- und Bergerichten an. Während Steinkreuze sowohl von weltlichen als auch von kirchlichen Gerichten verwendet wurden, scheinen Kreuze auf Stangen (Ferulas), Balkenkreuze und Radkreuze auf Steinplatten sowie Radkreuze schon früh von der Kirche bei Gericht verwendet worden zu sein. Kreuze auf Säulen sind nur aus dem Gebiet des Römischen Reiches bekannt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Steine oft für andere Zwecke verwendet und deshalb umgestaltet. Das erschwert das Herausfinden der ursprünglichen Bedeutung. Das Ergebnis der spannenden Recherche gilt nicht nur für den deutschsprachigen Raum, sondern auch für Schlesien, Böhmen und Mähren. Da in Böhmen und Mähren nur die Klöster, nicht dagegen die Bistümer Prag und Olmütz, die weltliche Gerichtsbarkeit ausübten, sind Radkreuze nur Zeichen klösterlicher Gerichte. Die Neudeutung der Kreuze verschafft vielen Zweigen der Geschichtswissenschaft neue Erkenntnisquellen. Sie ist wichtig für die Archäologie, den Denkmalschutz und die Arbeit der Museen. Aber sie gibt auch den Orten, in denen sie einst standen oder noch stehen, Teile ihrer in Vergessenheit geratenen Geschichte zurück.
Eines der Steinkreuze.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2. 2024
Da hält es keinen der Faschingsgäste mehr auf dem Stuhl: Die lange Polonaise windet sich durch den Adalbert-Stifter-Saal. Als Ordensfrau verkleidet, begrüßt die Heimatpflegerin eingangs die Narren (rechts). Bilder: Susanne Habel Eine „Faschingsreise durch das Sudetenland“ wurde letzten Samstag im Sudetendeutschen Haus geboten: Beim Faschingstag lebten viele sudetendeutsche Bräuche aus den „tollen Tagen“ wieder auf. Nach einem Kinderprogramm im Sudetendeutschen Museum mit Maskenbasteln erklang abends im Adalbert-Stifter-Saal Tanzmusik vom Enno-Strauß-Duo. Drei Liveauftritte und eine Bilderschau auf der Leinwand zeigten heimatliches Brauchtum rund um den Fasching in den böhmischen Ländern. Die Gäste tanzten ausgiebig vor der Bühne, speisten gut und schlängelten sich bei der Polonaise mehrfach durch den ganzen Saal. Die „Faschingsreise“ war eine Kooperationsveranstaltung der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen mit der SL-Kreisgruppe München-Stadt und -Land und dem Sudetendeutschen Museum und wurde von der Sudetendeutschen Stiftung gefördert.
� Faschingsreise durch das Sudetenland in München
Tanz, Spiel und Krapfen
Das Enno-Strauß-Duo spielt vor einer Bilderschau über sudetendeutsche Faschingsbräuche. Rechts: Bei einem Trinkspiel führt ein Abstecher nach Ostpreußen: Erst den Deckel aus Leberwurstbrot vom Glas knabbern, dann den Schnaps darin auf Ex.
B
ei der Faschingsreise durch das Sudetenland gab es ein buntes Programm: Nachdem Christina Meinusch, die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen begrüßt hatte, und Aufwärmhits vom Enno-Strauß-Duo erklungen waren, traten Mitglieder der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München auf. Der Gruppenleiter und Moderator stellte die Tänzer des traditionellen Schwerttanzes vor, zu denen auch ein Narr gehörte. Höhepunkt war die Pyramide, bei der der Gruppenleiter die Spitzenposition einnahm. Die Wischauer machten später ein witziges Wörterspiel. Zwei vierköpfige Teams sollten schnell aus Buchstaben auf zuvor verteilten T-Shirts Wörter bilden. Nach einem Trinkspiel aus Ostpreußen mit Schnaps und Wurst stärkten sich die Gäste mit saisonalen Schmankerln von Krapfen bis Tafelspitz und tanzten sich die Kalorien gleich wieder ab. Susanne Habel
Mitglieder der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München bieten den traditionellen Schwertertanz dar. Bei der Bilderschau auf der Bühne wird eine historische Photographie des Tanzes gezeigt.
Landsleute aus der Wischauer Sprachinsel und deren Freunde machen ein lustiges Quiz: Vier Damen (links) und vier Herren aus dem Publikum bilden je ein Team, das mit den Buchstaben auf ihren Shirts Wörter bilden soll. Die Wischauer Ehrenvorsitzende Rosina Reim nimmt im Piraten-Kostüm die Siegerehrung vor, nachdem Jury-Chef Hans Slawik die Punkte ausgezählt hat: Beide Teams liegen fast gleich auf.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
Zu einer Buchpräsentation und Gespräch mit der Autorin Caro Matzko luden das Haus des Deutschen Ostens (HDO) und Wolfgang Schwarz, der Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert-Stifter-Verein (ASV), in das Sudetendeutsche Haus ein. Caro Matzko ist als Moderatorin aus Radio und Fernsehen bekannt und wurde 2023 in einer Folge der Sendereihe „Lebenslinien“ des Bayerischen Rundfunks (BR) gewürdigt. Bei der Veranstaltung unterhielten sich HDO-Direktor Andreas Otto Weber und ASV-Kulturreferent Wolfgang Schwarz mit der Moderatorin, die väterlicherseits aus Ostpreußen stammt.
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aroline Matzko wurde 1979 in Ulm geboren. Parallel zu ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft, Politik und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München arbeitete sie von 2000 bis 2002 als Moderatorin bei der Jugendwelle des SWR in Baden-Baden. Ab 2002 war sie Moderatorin und Autorin beim Szenemagazin „Zündfunk“ und seit 2018 bei „1zu1 – der Talk“ auf Bayern 2. Von 2004 bis 2008 präsentierte sie auf BR@lpha die beiden TVJugendformate „BlaaTeen“ und „Freiraum“. Von 2009 bis 2017 reiste Caro Matzko für den Sender Arte für die Wissenssendung „X:enius“ durch die Welt. Und mit Fero Andersen präsentierte sie von 2014 bis 2019 den ARD„Gesundheitscheck“ und „Gesundheit! Die Show“ im BR-Fernsehen. Von 2016 bis 2023 moderierte sie zusammen mit Rainer Maria Jilg auf ARD-alpha die Sendung „Planet Wissen“. Seit Ende 2016 ist Matzko Partnerin in Hannes Ringlstetters Sendung „Ringlstetter“ im BR-Fernsehen. 2020 bis 2021 waren die beiden Moderatoren Teil der „Talk am Dienstag“-Reihe im Ersten mit ihrer Überraschungstalkshow „Club 1“.
Vater aus Ostpreußen Diese biographischen Daten stellte Wolfgang Schwarz eingangs kurz vor und erwähnte auch, daß sie vom Bayerischen Fernsehen in der bekannten Sendereihe „Lebenslinien“ in der Folge von Regisseurin Maike Conway „Caro Matzko – Trauriges Mädchen, witzige Frau“ dargestellt wurde. Denn Caroline Matzkos Kindheit und Jugend standen unter dem drohenden Schatten der Herkunft ihres Vaters und dessen traumatischer Erlebnisse. Vater Fritz Matzko, Jahrgang 1934, stammt aus Osterode im Kreis Osterode im Oberland in Ostpreußen und mußte als Zehnjähriger seine Heimat verlassen. Darüber berichtete die Moderatorin im Gespräch mit den Gastgebern: „Als Kind war es für mich nicht leicht, mit einer schwerst traumatisierten Per-
Caro Matzko, Professor Dr. Andreas Otto Weber und Dr. Wolfgang Schwarz im Visier der Kameras.
Bilder: Susanne Habel
� Podiumsgespräch im Sudetendeutschen Haus in München
Size oder Größe egal
Ein traumatisches Erbe
Nach der Veranstaltung gibt es Andrang vor der Bühne. Caro Matzko beantwortet geduldig Fragen aus dem Publikum und signiert Bücher. son aufzuwachsen!“ Ihr Vater habe täglich von seiner Heimat und deren Verlust geredet. „Er fing erst an über die Schönheit der Landschaft zu reden, dann über seine Erlebnisse, daheim und auf der Flucht.“ Die Eltern des Vaters hätten in Osterode ein Hotel gehabt, dessen gutes Essen er immer betonte. Daher habe er auch seiner Frau Greta beigebracht, Königsberger Klopse zu machen. „Die besten hat tatsächlich meine Mutter gemacht, besonders fluffig, und natürlich mit Kartoffeln. Die waren sein ,Rettungsring‘ aus Hack!“ Nach der schrecklichen Flucht, bei der auch der Großvater väterlicherseits von Russen verhaftet wurde, sei der Vater in Thüringen gelandet, habe jedoch trotz seiner guten schulischen Leistungen in der „DDR“ nicht Me-
dizin studieren dürfen. Daher sei er zu Bekannten nach Ulm gezogen und habe Maschinenbau studiert: „Er hat viel aufgebaut und geschafft!“ Materiell gesehen sei alles da gewesen. Nach seiner Pensionierung – „ich war nach meinem viel älteren Bruder ein spätes Kind“ – habe der Vater sie versorgt, da die Mutter weiter selbständig tätig war. Und er habe weiter unablässig über seine Kindheit gesprochen. „Dazu gehörte auch die Glorifizierung des preußischen Militärs und der preußischen Tugenden.“ Sie selbst sei sehr fleißig und gut in der Schule, aber eher einsam gewesen. Mit seinen Flashs (also Blitzlichterinnerungen von dramatischen Geschehnissen) an die Greuel der Flucht und auch Vergewaltigungen sei ihr Vater bei den „Einheimischen“
Prägend in der Jugend: die Erinnerungen von Vater Fritz, links noch in Ostpreußen 1944, rechts bei der Hochzeit 1967. www.ardmediathek.de/video/lebenslinien/caro-matzko-trauriges-maedchen-witzige-frau/br-fernsehen/
hirn, um das Geschehene zu verarbeiten. Wieder intensiv mit der Magersucht beschäftigt, so Matzko, habe sie sich bei einem Interview und daraus entstandenem gemeinsamen Buch mit der Body-Positivity-Aktivistin Tanja Marfo. Tanja, ihre frühere Maskenbildnerin, sei „morbid adipös“ gewesen und habe unter Eßanfällen gelitten. Als sehr großes Mädchen und mit einem hohen Gewicht habe Tanja viele Diäten gemacht, die aufgrund des JojoEffektes nicht viel gebracht hätten. Sie habe dann Erfolg mit einem Blog im Internet gehabt und sei zu einer „Ikone der Plus-SizeBewegung“ geworden. Die beiden Frauen wollten aufklären, wie Erlebnisse in der Jugend den Menschen prägten: Im Dezember 2020 sei mitten in der Coronazeit ihr gemeinsames Buch „Size egal – dein Selbstbewußtsein kann nicht groß genug sein“ erschienen. Seitdem halte sie, so Caro Matzko, auch viele Vorträge rund um das Thema Eßstörungen und mentale Gesundheit.
auch nicht gerade beliebt gewesen. Die Familie hatte wohl wenig Kontakte. In ihrer Wohnung habe es zwar wenige Erinnerungsstücke gegeben („nur ein altes Fotoalbum und ein bestickter, sehr zerfledderter Kissenbezug“), so Matzko, aber des Vaters Erinnerungen seien „voller Tretminen“ gewesen. Auch ihr älterer Bruder sei übrigens betroffen: „Bis heute hortet er zu Hause ganze Paletten mit Wasser und Nahrung für Notsituationen.“ Die kleine Caro flüchtete sich in ihren Leistungsdrang und schließlich in den Hunger: Sie wurde magersüchtig. Als sie nur noch 39 Kilo wog und „Wasser im Herzen“ hatte, war sie vom Tod bedroht. „Da landete ich in der Psychiatrie.“ Da seien die Eltern „eher erleichtert“ gewesen,
aufgrund der schlimmen Lage der Tochter. Eine wirkliche Besserung habe sie jedoch erst später erlebt, bei einer Traumatherapie mit EMDR („Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, zu deutsch „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung“) . Die EMDR-Therapie ist eine psychotherapeutische Methode zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ziel der EMDR-Therapie ist es, die Verarbeitung von Traumata oder Angstzuständen anzuregen und zu unterstützen. In den Sitzungen denkt der Patient an die belastende Situation. Dann fordert der Therapeut den Patienten auf, mit den Augen seinen Fingerbewegungen zu folgen. Die Augenbewegungen des Patienten stimulieren das Ge-
Buchhändler Wolfgang Perthel von der Buchhandlung am Gasteig in München mit Büchern von Caro Matzko und über Ostpreußen.
Ihr Vater habe sich übrigens sehr gefreut, als die Einladung von HDO und ASV zum Gespräch gekommen sei, antwortete Caro Matzko auf die Frage von Andreas Otto Weber. Der Vater habe immer unter der Stigmatisierung als Vertreibungsopfer gelitten und sei auch „in die rechte Ecke gerückt“. Er habe sie früher zu Treffen seiner extrem rechten Gesinnungsgenossen mitgenommen und auch das „sehr tendenziöse ,Ostpreußenblatt‘“ gelesen. Andererseits seien ihre Eltern auch zu einer Lesung aus ihrem Buch „Size egal“ in Ulm gekommen und hätten sich auf diese Konfrontation mit der Öffentlichkeit eingelassen. Die Matzko-Eltern seien wohl auch nicht die einzigen Betroffenen, denn in ihrer Schule habe es damals vier magersüchtige Mädchen gegeben, so Matzko. Offensichtlich sind wohl oft eher der gesellschaftliche Leistungsdruck und der ungewollte Wiederholungszwang innerhalb von Familien an solchen Eßstörungen schuld, denn – wie Caro Matzko gestand – ihre eigene Tochter, eine sehr fleißige Schülerin, habe in der letzten Zeit stark abgenommen. „Wenn du dein Umfeld nicht kontrollieren kannst, dann kannst du dich immerhin noch selbst kontrollieren“, sagte Matzko zum Phänomen der Magersucht. Sie plane jetzt, endlich auch einmal in die ostpreußische Heimat ihres Vaters zu reisen, was sie bisher nicht gewagt hatte. Susanne Habel Die Sendung über Caro Matzkos in den „Lebenslinien“ (Mai 2023) ist in der ARD-Mediathek noch ansehbar. Auch die Veranstaltung im Sudetendeutschen Haus wurde aufgezeichnet und wird auf dem YouTube-Kanal des Adalbert-Stifter-Vereins gezeigt.
Caro Matzko, Tanja Marfo: „Size egal. Dein Selbstbewußtsein kann nicht groß genug sein“. Lübbe-LifeVerlag, Köln 2020. 256 Seiten, 16,90 Euro, E-Book 12,99 Euro, Hörbuch (Download, ungekürzt) 11,99 Euro. (ISBN 978-3-7517-0425-0)
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
SL-Kreisgruppe Osnabrück/Niedersachsen
Ernst Wohlschläger geehrt Im Auftrag von Volksgruppensprecher Bernd Posselt überreichte Oliver Dix, Obmannn der Landesgruppe Niedersachsen, Ernst Wohlschläger, aus Sonnberg/Žumberk stammendes langjähriges Vorstandsmitglied der SL-Kreisgruppe Osnabrück, das Große Ehrenzeichen der SL.
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Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, die scheidende Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung, und Dr. Ernst Gierlich, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung.
Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Abschied von Margarete Ziegler-Raschdorf Am 18. Januar schied die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, offiziell aus ihrem Amt. Auch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen verabschiedet sich von ihr.
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argarete Ziegler-Raschdorf hat sich in ihrer 15jährigen Amtszeit weit über die Grenzen des Landes Hessen hinaus größte Verdienste um die deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler erworben. Ihr Einsatz zur Bewahrung des deutschen kulturellen Erbes nach § 96 des Gesetzes über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (BVFG) wird unvergessen bleiben. Von der Mitwirkung an Gesetzgebungsverfahren auf Landes- und Bundesebene und der Teilnahme an parlamentarischen Gremien bis hin zur Prüfung von Förderanträgen und Verwendungsnachweisen war Ziegler-Raschdorf unermüdlich im Einsatz. Die Unterstützung der Arbeit der einzelnen Vertriebenenverbände und Landsmannschaften, der Betreiber von Heimatsammlungen und aller wei-
teren nach § 96 BVFG tätigen Einrichtungen war ihr stets ein Herzensanliegen. Zudem wendeten sich immer wieder Aussiedler und Spätaussiedler an ZieglerRaschdorf, um bei ihr um Unterstützung oder Beratung zu bitten. Sie fanden bei ihr stets ein offenes Ohr.
Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen als deutschlandweit agierende und landsmannschaftlich übergreifende Institution arbeitete engstens und stets vertrauensvoll mit der Landesbeauftragten Ziegler-Raschdorf zusammen, und es konnten gemeinsam zahlreiche Impulse
Über die Kulturstiftung
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ie Kulturstiftung der deut- der Vorsitzender ist Manfred Kitschen Vertriebenen für Wis- tel. senschaft und Forschung hat als Die Kulturstiftung der deutüberregionale Kultureinrichtung schen Vertriebenen verwirklicht aller Vertriebenen seit der Grün- ihre Aufgaben in enger Zusamdung im Jahre 1974 die Aufgabe, menarbeit mit universitären Einim Sinne des § 96 BVFG richtungen, Institutiodas vielfältige Kulturnen und Wissenschaftgut der Vertreibungslern in Deutschland gebiete im Bewußtsein sowie den Nachbarländer Deutschen und des dern im östlichen EuroAuslands lebendig zu pa. Sie analysiert Stand erhalten und das in seiund Entwicklung der ner Tradition stehende Beziehungen zwischen kulturelle Schaffen zu der Bundesrepublik Dr. Herbert Czaja Deutschland und den fördern. Die Gründung der Staaten des östlichen Kulturstiftung geht auf eine In- Europa und bietet den Vertrieitiative des damaligen BdV- benen und der gesamten ÖffentPräsidenten Herbert Czaja zu- lichkeit entsprechende Informarück, der bis in die 1990er Jah- tionen. Seit 2020 kamen Dienstre den Vorsitz des Kuratoriums leistungen für Einrichtungen der innehatte. Vorsitzender ist eigenständigen Kulturarbeit hinErnst Gierlich, Stellvertreten- zu.
zur Verwirklichung von Projektideen der Kulturstiftung in Hessen gesetzt werden. Ein gelungenes Beispiel ist die Ausrichtung der gemeinsamen Tagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene. Zwei Seiten der selben Medaille“ von Landsmannschaften in Deutschland und der deutschen Minderheit im östlichen Europa in Wiesbaden im Jahr 2021. Weitere Beispiele sind die von der Kulturstiftung durchgeführte Virtualisierung von Heimatsammlungen in Hessen, wissenschaftliche Fachtagungen, wie über die Rolle der Kirchen bei der Integration der deutschen Heimatvertriebenen in Fulda. Als Vertreterin des Landes Hessen gehört sie zudem satzungsgemäß seit 2023 dem Kuratorium der Kulturstiftung an, da die Kulturstiftung institutionell vom Land gefördert wird. Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen dankt Margarete Ziegler-Raschdorf für ihren herausragenden Einsatz als Landesbeauftragte, wünscht ihr alles erdenklich Gute und wünscht sich, daß sie auch in ihrem Ruhestand den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern noch lange mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Bölten/Kuhländchen
Wer kannte Johann Oppenauer? J
osef Anders kam am 26. Januar 1946 zur Welt und ist der letzte noch in Bölten im Kuhländchen geborene Deutsche. 2022 nahm er an der Sankt-AnnaWallfahrt von Bölten nach Altwasser teil. Sein Vater stammte aus Pohl. Heute lebt er im hessischen Herborn. Nun versucht er, etwas über Johann Oppenauer (* 1917) herauszufinden. Oppenauer war während seiner Militärzeit in Mährisch Weißkirchen, 1944 und 1945 auch zeitweise im Elternhaus von Wolfgang Post in Bölten einquartiert. Er half in der Landwirtschaft, um sich zu verköstigen. Außerdem informierte er über die vorrükkenden Russen und den Kriegsverlauf. Schließlich wurde er mit seinen Kameraden nach Weiß-
kirchen zum Einsatz beordert, wo alle umkamen. Die Leichenteile wurden ohne jegliche Identifizierung bei Nacht in einem Sammelgrab bestattet. Leider hatten die Posts keine weiteren Personalien. Wer kann über Oppenauer Auskunft geben? Er stammte aus dem Bereich Sankt Pölten in Niederösterreich, lebte und arbeitete zeitweise im südmährischen Znaim. Er war Pionier-Soldat und Ende 1944 und Anfang 1945 in Mährisch Weißkirchen stationiert. Im Mai 1945 ist er bei einem russischen Angriff dort gefallen.
Blick auf den Friedhof von Mährisch Weißkirchen.
Informationen bitte an Josef Anders, eMail Ma.jo.anders@tonline.de
rnst Wohlschläger war über Jahrzehnte hinweg Vermögensverwalter der Kreisgruppe und bereichert die Versammlungen mit wertvollen heimatpolitischen und historischen Beiträgen. Er baute sich auch privat eine beachtliche Bibliothek über die Geschichte der böhmischen Länder auf. Trotz eines beanspruchenden Berufslebens in einer Bank prägte er die Kreisgruppe mit und steht somit auch in der Tradition seines Vaters, der zu deren Mitbegründern gehörte. Besonders engagiert sich Wohlschläger für seinen Heimatort Sonnberg/Žumberk mit seiner spätgotischen Pfarrkirche. Als Vorsitzender des Fördervereins Pfarrkirche Sonnberg/ Žumberk Südböhmen warb er hohe Spenden und auch Dotationen ein, mit deren Hilfe die Kirche nicht nur vor dem drohenden Verfall gerettet, sondern auch
einschließlich wertvoller Wandmalereien aus dem 14. und 17. Jahrhundert vollständig restauriert werden konnte. Die 1332 erstmals urkundlich erwähnte Kirche, die 1423 in den Hussitenkriegen eingeäschert und 1455 in der heutigen spätgotischen Gestalt wiederaufgebaut wurde, prägt heute wieder wie früher als einzigartiges Baudenkmal das Ortsbild und wurde für die ehemaligen und jetzigen Bewohner Sonnbergs letztlich zu einem Symbol einer gemeinsamen Aufgabe, für Verständnis und Zusammenarbeit. In dem 2005 gegründeten Förderverein führte Wohlschläger Deutsche, Tschechen und Österreicher in diesem Sinne erfolgreich zusammen. Gleichzeitig betont Wohlschläger immer wieder, daß auch die Kirche einen wertvollen Beitrag dazu leiste, Gräben zu überwinden und Mißverständnisse auszuräumen. Im konkreten Fall nennt er die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bistum Budweis. Die gemeinsamen Gottesdienste geben ein Zeugnis von der Bedeutung des menschlichen Miteinanders. Dies stellte Wohlschläger mit dem Förderverein maßgeblich als gelebte Völkerverständigung unter Beweis. Oliver Dix
Ernst Wohlschläger und Landesobmann Oliver Dix.
Schönhengster Heimatbund
Neues Jahrbuch Kürzlich erschien das „Schönhengster Jahrbuch 2024. Ergänzungsheft 4“. 1954 war das erste Jahrbuch auf den Markt gekommen, Herausgeber sind die Kulturstelle des Landschaftsrates Schönhengstgau und der Verein Schönhengster Heimatbund. Von Wolfgang Fritscher, der das Buch zusammenstellte, stammt folgendes Vorwort.
O
b auch bei uns die Totgesagten länger leben, wissen wir noch nicht. Jedenfalls möchten wir Ihnen in diesem Jahr noch einmal die liebgewordenen Rubriken bieten: den Kalender, der diesmal Fundstükke aus Schönhengster Zeitungen bietet, den Bericht von ereignisreichen Deutsch-Tschechischen Kulturtagen in Mährisch Trübau oder die Notizen aus dem zu Ende gegangenen Schönhengster Jahr 2023. Wieder sind einige unserer bewährten Autoren dabei. Thomas Engleberger erzählt aus Mährisch Trübaus Stadtgeschichte, Mario Felkl und Thomas Tast rufen historische Ereignisse in Erinnerung, und unser junger Mitarbeiter Jakob Lung bietet einen ausführlichen Einblick in die eigene Familienge-
schichte. Natürlich fehlen auch die „Fotoreportagen“ von Karl Klug nicht. Wie Sie sehen, gehen uns die Themen und Beiträge fürs Jahrbuch noch nicht aus. Und wir müßten wohl auch um potentielle Leser nicht fürchten, wenn man sieht, wie in Mährisch Trübau an einem Schönhengster Museum gearbeitet wird oder wie im Museum in Zwittau ein junges Team ohne Scheuklappen einen Blick auf die (deutsche) Vergangenheit wirft. Auf alle Fälle gibt es keinen Grund für Traurigkeit und Melancholie, auch wenn dieses Jahrbuch nun tatsächlich das letzte sein sollte. Wenn alte Formen obsolet werden und ihren Inhalt nicht mehr transportieren können, dann ist es Zeit für neue Formen! Innovationsfreude und Kreativität sind dafür nicht die schlechtesten Tugenden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme und informative Lektüre. Erhältlich bei Schönhengster Heimatbund, Schloßstraße 14, 73033 Göppingen, Telefon (0 71 61) 6 99 22, Telefax (0 71 61) 1 46 40, eMail: schoenhengsterheimat@t-online.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
� Teplitz 1879 – Teil II und Schluß
Quellenkatastrophe vor 145 Jahren schlossen werden konnte, daß die heißersehnte Quelle in un mittelbarer Nähe wiedergefun den werden müsse. Und endlich am 3. März gegen sieben Uhr morgens wurde die Quellenspal te in einer Seehöhe von 191,768 Metern angehauen. Nun wurde von Seiten der
ter infolge der Einwirkungen des heißen Thermalwassers matt und gänzlich leistungsunfähig wur den. Die Teufungsarbeiten wur den bei einer Schachttiefe von 15,15 Metern oder 189,868 Me tern Seehöhe eingestellt und mit der Ausmauerung des Quellen
maßnahmen unternommen, um die Quellen und den Bäderbe trieb zu retten. Hier der weite re Bericht des damalige Städti schen Oberingenieurs A. Freyer von 1888. „Die fortgesetzten Arbei ten ergaben am 2. März eine Schachttiefe von elf Metern, und es wurde die erfreuliche Bemer kung gemacht, daß die Tempe ratur in der Thermalspalte, wel che 15 Grad Réaumur [Ein Grad Réaumur entspricht 1,25 Grad Celsius.] zeigte, bedeutend zu nahm; auch wurde die Zunah me von condensirtem Wasser in der Quellenspalte bemerkt, wor aus mit ziemlicher Sicherheit ge
Quellencommission mit der Pra ger Maschinen-Fabrik Breitfeld & Daněk wegen der Lieferung ei ner Wasserhebmaschine ein Ver trag abgeschlossen, und am 4. März wurde der Bau eines Kes selhauses in Angriff genommen. Am 8. März wurden eine 25pfer dige Locomobile und ei ne Centrifugalpumpe aufgestellt und am 9. März mit der Hebung des Thermalwassers begonnen. Am 29. März endlich war der Wasserandrang so stark, daß an eine weitere Fortsetzung der Teufungsarbeiten nicht mehr gedacht werden konnte, weil die vorhandenen Betriebsmittel nicht ausreichten und die Arbei
schachtes in der Seehöhe von 192 Metern in einem Grundrisse von 3,58 Metern Länge und 2,05 Me tern Breite begonnen. Die Aus mauerung wurde 50 Centimeter stark aus scharfgebrannten Zie geln in Cement und Quarzsand gemauert, von 192 Metern bis zum Schachtkranz in der Seehö he von 205 Metern hergestellt. Da der Bäderbetrieb durch die Hebung des Thermalwassers mit Maschinen und Pumpen nun mehr in einer anderen Weise ein gerichtet werden mußte, als es vor der Katastrophe der Fall war, wo das Thermalwasser selbst thätig in die Bäder floß, so wur de vom städtischen Bauamte ein
Kürzlich telefonierte ich mit Doris Mielke/Hofmann. Sie ist eine liebe Bekannte aus Wisterschan und war dort 1930 zur Welt gekommen. Sie erzählte mir viel vom Fasching in Wisterschan und ihren Kindheitserinnerungen.
� Wisterschan/Kreis Teplitz-Schönau
Unsere Korrespondentin Jutta Benešová berichtet über die Quellenkatastrophe vor 145 Jahren in Teplitz. Hier der zweite von zwei Teilen.
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ach dem Versiegen der Te plitzer Thermalquellen am 10. Feber 1879 wurden Sofort
Die Rettungsarbeiten beginnen.
Russische Fürstin und Casanova
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atürlich durfte Do ris damals noch nicht auf Faschingsbälle gehen, denn sie war ja noch ein Kind. Aber die Vorberei tungen, die Auswahl der Kostüme zum Verkleiden erlebte sie hautnah mit. Und das war wirklich ge heimnisvoll und faszinie rend. Dafür wurde auf dem Boden die große Holz truhe geöffnet, in der ihre Großmutter die Faschings kostüme verwahrte. Da die Großmutter eine talentier te Näherin war, gab es dort schöne selbstgenähte Ko stüme. Die großartigsten Ko stüme aber waren aus dem Fundus des Teplit zer Theaters, das von Zeit zu Zeit Kostüme verkauf te. Da konnte man sich zum Beispiel als russi sche Fürstin, die im Ge folge von Zar Alexander
Project für die herzustellenden Wir nahen in Andacht, mit Adaptierungen im Stadtbade weihendem Sange, Dir heilige ausgearbeitet. Eine Thermalwas Quelle, Dir heilender Born. ser-Messung ergab ein Wasser Wie zagten die Herzen, so bange, quantum von 2,5 Cubicmetern so lange, als Du uns verlassen pro Minute. in rächendem Zorn. Am 3. April wurde mit der Gesegnet der Tag, da mit Montierung der neuen Corn labendem Schwalle Du wieder wall-Wasserhebmaschine be entstiegest dem felsigen gonnen, neben welchen Arbei Schooß! ten auch die Ausmauerung des Dich wollen wir schützen mit Quellenschachtes ununterbro wehrendem Walle, zu lindern, chen fortgesetzt wurde. Das zum zu heilen der Leidenden Los. Bäderbetrieb erforderliche Ther Es tönt unser Lied, unser Lob Dir malwasser wurde mittels Centri entgegen, Allgütiger Vater, mit fugalpumpen gehoben. mächtigem Klang. Während der Einbau der Was Oh, schütze sie ferner der serhebmaschine im Quellen Menschheit zum Segen, schachte rüstig gefördert wur Du Lenker der Welten, hör de, wurde auch der Bau des unseren Dank. Kesselhauses rastlos weiterbe Damit war zunächst der Bäder trieben, so daß am 22. April schon eine Probeheizung der Dampfkessel zum Be treiben der Wasserhebma schine stattfinden konnte. Am 1. Mai wurde die neue Cornwall-Wasserhebma schine probeweise in Be trieb gesetzt; eine Messung ergab, daß das gehobene Thermalwasser 2,14 Cubic meter pro Minute betrug. Ab 11. Mai wurden alle Ar beiten soweit verrichtet, daß am 16. Mai 1879 die fei erliche Übergabe des voll endeten Werkes von der Bau-Oberleitung an die Stadtgemeinde stattfinden konnte.“ Zu diesem Anlaß wurde ein Gedenkblatt „Zur Erin Gedenkblatt von 1879. nerung an die Wiederauf findung der Teplitzer Heilquel betrieb während der Saison 1879 len im Jahre 1879“ herausgege abgesichert. Wie sollte es aber ben, gedruckt von E. Mende in weitergehen? War es nicht mög Teplitz. Darauf sind die Göttin lich, den Urzustand des Quellen Hygieia, Gott Neptun und die ausflusses ebenerdig wieder zu Portraits derjenigen abgebildet, erneuern, um einen Einsatz der sie sich für die Rettung der Quel aufwendigen Wasserhebmaschi len eingesetzt hatten. Beeindruc nen in Zukunft zu vermeiden? kend ist der auf einer Tafel abge Der Eingriff des Menschen in die Natur in Form des massiven Koh bildete Text eines Dankgebets:
Fasching 1931: Rosel Baerbalg, Anna Valerie Schubert, später Müller, und deren Schwester Bertel.
einst Teplitz besucht hat te, mal unter‘s Volk mi schen und sich unerkannt vergnügen. Oder man war für einen Abend Casano va. Nicht als ältlicher Bi bliothekar im Schloß in Dux, sondern als jugend licher Verführer, dem al le Wisterschaner Mädel zu Füßen lagen. Da die Groß mutter die Kostüme paß genau für die Figur des Trägers abänderte, wirkte alles sehr überzeugend. Der Maskenball fand beim Walter Wenz in Wi sterschan statt. Er hat te eine Kneipe und einen Tanzsaal. Da man weiß, daß aus Böhmen die Mu sik kommt, war es selbst verständlich, daß Wister schan eine eigene Kapelle hatte, die zum Tanz auf spielte. Von meinem Va ter Reinhold Müller, der aus Wisterschan stamm te, weiß ich, daß er zu verschiedenen Anlässen Klavier spielte. Einmal
lebergbaus hatte aber eindeutig seine Spuren hinterlassen. Freyer: „Im Verlaufe der Sai son 1879 fanden wiederholte Be rathungen der Quellencommis sion statt. Es wurde beschlossen, den Stadtbad-Quellenschacht soweit abzuteufen, daß dessen Sohle unter das Niveau der Ein bruchstelle im Döllinger-Schacht niedergebracht werde, eventu ell eine Tiefbohrung vorzuneh men, durch welche die Urquelle vor ähnlichen Katastrophen ge schützt und von den Entwässe rungsarbeiten der Dux-Ossegger Kohlenwerke unabhängig ge stellt werde.“ Bis heute ist ein ständiges Pumpen der Urquelle aus dem Quellschacht nötig, dessen Soh le nach weiteren Teufungs arbeiten im Jahre 1881 ei ne Tiefe von rund 50 Me tern in einer Seehöhe von 150,95 Metern erreichte. Unter welchen schweren Bedingungen die Arbeiter damals bei der Abteufung bei ständigem Zufluß des Thermalwassers arbeiten mußten, ist nur schwer vor stellbar. Freyer: „Am 31. Mai 1880 konnte nicht weiterge teuft werden, weil infolge der hohen äußeren Tempe raturen, die der Temperatur im Schachte fast gleichkam, eine Ventilation nicht mehr eintreten konnte, und des halb der längere Aufent halt im Schachte unmöglich war. Schon nach zweistün diger Arbeit mußten die Arbeiter den Schacht in einem Zustande der Erschöpfung verlassen, der an Ohnmacht grenzte.“ Dank des unermüdlichen Ein satzes dieser fleißigen Arbei ter und fähigen Bergingenieu re konnten aber unsere Teplitzer Kureinrichtungen gerettet wer den. hing. Es hatte wohl ein Kind ver schluckt, denn die Beine mit wei ßen Strümpfen und schwarzen Schuhen hingen noch aus dem Rachen. Am Faschingsdienstag um Punkt 24.00 Uhr war das Feiern zu Ende. Ein Trauermarsch wur de gespielt und der Fasching zu Grabe getragen. Doris‘ Vater, der ein guter Tänzer war, spielte da bei eine Hauptrolle. Wie das ge nau ablief, weiß Doris nicht mehr. Ihre Erzählung versetzte sie aber in ihre Kindheit zurück, und sie sah alles wieder lebendig vor sich. Heidelinde Obermann
auch in der Schenke in Auper Der Hund hatte wohl seine Chan schin. Meine Mutter Anna Vale ce gewittert und sich die Wurst rie Schubert, die aus Auperschin einverleibt. Nur noch ein aufge stammte, verliebte sich sofort in rissener Beutel war übrig geblie den talentierten Klavierspieler, ben. der eigens für sie „Darf ich um Im nahen Prasseditz gab es den nächsten Tango bitten, süße auch einen Faschingsumzug. Je kleine Frau“ spielte. Sehr gefühl des Haus war faschingsmäßig ge voll wurde dieses Lied auch von schmückt. Besonders erinner Richard Tauber gesungen. te sich Doris an ein Krokodil, Die Eltern von Doris gingen das an einer Leine an der Schule verkleidet, aber separat zum Ball. Natürlich mit Maske, so daß man nicht gleich wußte, was hinter der Verkleidung steckte. Zu dieser Zeit gab es in der Kneipe nur Getränke, aber kein Essen. Man hatte sich deshalb angewöhnt, nach der Demaskierung zum Essen zu den Großeltern nach Hause zu gehen. Wer dorthin ging, hat te aber vorher – mit Mas ke – etwas zum Essen hingebracht. Kartoffelsa lat, Wurst und ähnliches. Einmal fehlte nachher die Wurst, die jemand an ei nen Stuhl gehängt hatte. Die Wisterschaner Musiker um 1930, hinten links Reinhold Müller.
HEIMATBOTE
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Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
11 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Neuerscheinung
Der Böhmische Wald gestern und heute tiven Einflüssen der aggressiven Zivilisation des beginnenden 21. Jahrhunderts konsequent geschützt wird. Es reiche vollkommen, an die tiefen Narben zu erinnern, die dem Böhmischen Wald teilweise zum Beispiel die grenzüberschreitenden Straßen sowie die Autobahn zugefügt
ihren Besitzer, der mehr oder weniger auf den Schutz und die Belange dieser spezifischen Landschaft achte. Und es sei ein großes Glück für den Böhmischen Wald, daß die meisten Besitzer deněk Procházka, Hobbyardie Werte der Landschaft respekchäologe, Historiker und seit tierten und einige davon sich somittlerweile 33 Jahren auch Augar aktiv an der Sanierung und tor vieler zweisprachiErschließung von touger Bücher, in denen ristisch interessanten er sich unter andeOrten beteiligten. rem mit der GeschichDer Autor würte ehemaliger zum de sich auf jeden Fall Teil untergegangerer freuen, wenn die in deutscher Dörfer bedem Buch dargestellfaßt, wird des Schreiten Orte für die nächbens nicht müde. Zum sten Generationen in Glück möchte man sademselben Zustand gen, denn damit enterhalten blieben, wie stehen immer wieder hier präsentiert. Das interessante NachBuch könne dann schlagewerke. Neuenämlich belegen, daß stes Produkt ist das es unserer Generati232 Seiten umfassenon doch gelungen sei, de Buch mit dem Titel diese natürlichen, kul„Český les – včera a turellen sowie geistidnes/Der Böhmische gen Werte der LandWald – gestern und schaft an der böhheute“, das sogar dreimisch-bayerischen sprachig erschienen Grenze zu beschütist: neben Tschechisch zen. auch in Deutsch und Das Buch ist übriin Englisch. Das Buch gens in sechs Gebiete kann ab sofort auch Zdeněk Procházka präsentiert das Buch „Der Böhmische aufgeteilt, und am Anin der Touristinforma- Wald – gestern und heute“. fang steht immer die tion Waldmünchen Karte des Gebiets mit zum Preis von 14 Euro erworben hätten, die dessen unzerschnitte- rot markierten öden Orten. Die werden. nes Gebiet zu kleinen isolierten Fotos sind mit kurzen Texten verWie Procházka wissen läßt, ist Einheiten gemacht hätten. Ob- sehen. dieses Buch vor allem für diejeni- wohl es vielleicht nicht auf den Gebiet eins führt durch die gen Leute vorgesehen, die bereits ersten Blick bemerkbar sei, ha- Landschaft zwischen dem Neumit deren Geschichte vertraut, be jede letzte Ecke in der Land- marker Paß und dem Schwarzdurch die böhmische Landschaft schaft des Böhmischen Waldes kopf/Čerchov mit den Orten wandern, unter freiem Himmel schlafen, keine Supermärkte, Hotels oder Wellness-Zentren zum Leben brauchen und während des Aufenthalts in der Natur auf ihr Handy verzichten können. Er nimmt an, „daß dieses Buch insbesondere diejenigen genießen werden, die sich gegenüber Neuheiten, mit denen uns die heutige Welt konfrontiert, gerne konservativ verhalten“. Das Buch könne vor allen Dingen auf die Orte hinweisen, die den Ankömmlingen ein erhebendes und seit ewigen Zeiten in den immer noch verlassenen Waldungen des Böhmischen Waldes ein verwunschenes Gefühl vermitteln. Mit diesem Buch kann der Leser durch die Landschaft des Böhmischen Waldes mit Hilfe der Fotos wandern, ergänzt mit nur kurzen Texten. Das Werk konzentriert sich auf die zentrale Landschaft der Grenzwaldung mit ihren verlassenen und zerstörten Siedlungen. Von ihren Überresten weht nach den Worten von Procházka der nostalgische Hauch von alten Zeiten, die zwar nicht mehr zurückgerufen werden können, deren leiser Nachklang uns aber auf jedem Schritt begleitet. Obwohl die zentralen Teile des Böhmischen Waldes seit dem Jahre 2005 zum Naturschutzgebiet erklärt sind (CHKO Český les), kann man nach Meinung von Procházka nicht wirklich davon ausgehen, daß die Landschaft tatsächlich vor nega- Karte vom Oberpfälzer und Böhmischen Wald. Zdeněk Procházka brachte ein interessantes Buch über den Böhmischen Wald heraus. Es ist ab sofort in der Touristinformation erhältlich.
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Sruby/Heuhof, Všeruby/Neumark, Myslív/Schneiderhof und Bystřice/Fichtenbach. Das Gebiet zwei beinhaltet die Orte Lísková/Haselbach, Lučina/Grafenried, Pila/Seeg, Křížová Hut/ Kreuzhütte, Diana/Dianahof, Starý Herštejn/Alter Hirschstein, Pivoň/Stockau, Herštejnskě Chalupy/Hirschsteinhäusel, Mladě Korytany/Jungrindl, Rybník/Waier und Šitboř/Schüttwa. Die Gegend rund um den Plattenberg ist im Gebiet drei erfaßt, wobei die Ziele unter anderem Pleš/Plöss, Václav/Wenzelsdorf, Zvon/Plattenberg, Valdorf/ Walddorf, Štráská Hut/Straßhütte und Mostek/Schwanenbrückl sind. Das Gebiet vier beinhaltet die Region um Přimda/Pfraumberg, während Gebiet fünf die Orte zwischen dem Großen Rabenberg und Purschau besucht. Das Gebiet sechs führt schließlich in die Landschaft, in welcher der Fluß Mies seine Quelle hat. Die deutsche Übersetzung hat Zuzana Langpaulová gemacht, die englische Übersetzung Sylva Kaiserová. Die historischen Aufnahmen stammen aus dem Archiv des Autors. Derzeit arbeitet Procházka übrigens schon am nächsten Buch, in dem er sich mit dem Schwarzkopf, mit 1042 Metern die höchste Erhebung des Böhmischen Waldes/Český Les, befaßt. Dieses soll in circa drei Monten auf den Markt kommen. Das Buch kann auch über Karl Reitmeier, Telefon (0 99 72) 31 74 bezogen werden.
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ieses Bild fand Zdeňka Kovářová aus Aussig auf einer Auktionsseite im tschechischen Internet. Kovářová ist seit 2014 Abonnentin des „Aussiger Heimatboten“ und interessiert sich für Geschichte, nicht nur für die Geschichte von Aussig und Umgebung. Die Aufnahme stammt laut Inschrift von dem Bischofteinitzer Fotografen Ignaz Kranzfelder. Kovářová: „Ich wäre sehr erfreut, wenn der ,Heimatbote für Bischofteinitz‘ dieses Bild veröffentlichen würde. Vielleicht erkennt jemand diese zwei Kinder – wohl ein Geschwisterpaar – zum Beispiel als Vorfahren und kann noch eine Geschichte dazu erzählen.“
Egerländer Kulturpreis „Johannes von Tepl“ 2024
Ausschreibung Der Egerländer Kulturpreis „Johannes von Tepl“ und der dazugehörige Anerkennungspreis werden seit 1995 vom Bund der Egerländer Gmoin (BdEG), der Arbeitsgemeinschaft Egerländer Kulturschaffender (AEK) und dem Landschaftsrat Egerland in der SL als Vertreter der Egerländer Heimatvereine ausgeschrieben. Die genannten Institutionen stifteten den Preis in Erinnerung an den aus dem Egerland stammenden Johannes von Tepl, der um 1400 mit dem „Ackermann aus Böhmen“ die älteste und bedeutendste Prosadichtung der neuhochdeutschen Literatur schuf.
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er Egerländer Kulturpreis besteht aus einem Hauptund einem Anerkennungspreis. Der Hauptpreis ist mit 2000, der Anerkennungspreis mit 1000 Euro dotiert. Die Preissummen werden durch Spenden aufgebracht. Die Preise werden an lebende Personen verliehen, die sich durch herausragende kulturelle Leistungen um das Egerland und die Egerländer verdient gemacht haben. Auch Gruppen können die Preise erhalten. Vorschlagsberechtigt sind die Mitglieder der oben genannten Institutionen. Die Vorschläge
müssen bis 7. Mai in schriftlicher Form mit einer ausführlichen Begründung und dem Lebenslauf des oder der Vorgeschlagenen eingereicht werden. Eine unabhängige Jury aus Vertretern des BdEG, des AEK, der Landschaft Egerland (Egerländer Heimatvereine) und einer Person der freien Spender wählt die Preisträger am Sudetendeutschen Tag in Augsburg in einer internen Sitzung aus. Vorschläge bitte an Dr. Ralf Heimrath schicken, Sommerstraße 18, 93138 Lappersdorf, eMail ralf.g.heimrath@gmail.com
WIR GRATULIEREN Im Februar gratulieren wir herzlich folgenden Abonnenten des Bischofteinitzer Heimatboten zum Geburtstag und wünschen Gesundheit und Gottes Segen: Kleinsemlowitz. Am 26. Jo-
sef Eberl (Wallisch, Haus-Nr. 29), 88 Jahre. Marianne Maurer Kscheberscham. Oswald Rothmeier (Bocharer) in Garmisch-Partenkirchen, 82 Jahre.
Ortsbetreuerecke
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erzlich gratulieren wir im Februar Georg Naujokas, ehemaliger Fähnrich, am 4. zum 83. Geburtstag; Josef Masanz, ehemaliger Ortsbetreuer von Mukowa, am 7. zum 91. Geburtstag; Alfred Dittrich, Ortsbetreuer von Neugramatin, am 21. zum 81. Geburtstag; Marianne Maurer, Ortsbetreuerin von Kleinsemlowitz, am 23. zum 82. Geburtstag; Roland Liebl, Ortsbetreuer von Großgorschin, am 23. zum 72. Geburtstag;
Hans Wallinger, ehemaliger Berichterstatter von Wassersuppen, am 24. zum 94. Geburtstag; Peter Gaag, Ortsbetreuer von Heiligenkreuz, am 24. zum 63. Geburtstag und Stefan Stippler, Ortsbetreuer von Hostau, am 25. zum 52. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer
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Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Die Fotos zeigen die ausgedehnten Waldungen im Winter bei Goldbach Anfang der 1940er Jahre. Sie stammen von Franz Schödl (1896–1978. Er war gelernter Fotograph und betrieb in Tachau einen Kolonialwarenhandel. In den Berichten über das Grüne Band (Þ HB 1+2 ff/2024) tauchte immer wieder die Frage auf, wie denn der Wald früher ausgesehen habe. Die älteste, mir bekannte Beschreibung der heimatlichen Wälder liefert der Tachauer Lehrer Hans Köferl in seinem 1890 in Tachau herausgegebenen Werk „Der politische Bezirk Tachau“. In diesem Buch schildert er den Wald in den westlichen Bereichen des Bezirks, der heute dem Böhmischen Wald/Český les entspricht.
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ans Köferl: „Wer jemals den Erzählungen der Alten über die ehemalige Beschaffenheit der hiesigen Gegend zuhörte, wird vernommen haben, daß der Böhmerwald in alten Zeiten von Nürnberg bis nach Pilsen gereicht und ein Fuhrmann zur Fahrt von Tachau bis Pilsen mehrere Wochen gebraucht habe, daß es bei solchen Fahrten selten ohne Räder- und Achsenbrüche wie andere Unglücksfälle abgegangen und der Fuhrmann häufig von Räubern überfallen worden sei. In den Wäldern hausten Bär und Wolf, Ur, Elch und Eber – selbst von fabelhaften Tieren wird gesprochen. Wenn auch diesen Erzählungen manche Übertreibung zugrunde liegen mag, so darf man doch als wahr annehmen, daß an gar vielen Orten, wo jetzt freundliche Dörfer, blühende Saatfelder, grünende Wiesen und malerische Teiche vorkommen, dereinst undurchdringliche Urwälder und Sümpfe sich ausbreiteten. Noch im Feber 1687 wurden in den Stockauer Wäldern unweit Tachau bei einer „kleinen Bärenjagd“ in einem Tage bei tiefem Schnee drei Bären geschossen. Die Instandhaltung der Wolfsgruben wurde den Bauern in jenen Jahren wiederholt aufgetragen. Auch noch heute entfällt der größte Teil der produktiven Fläche des politischen Bezirkes Tachau zu 40 Prozent auf den Wald. Nicht nur in solchen Orten, welche eine andere Kultur nicht zulassen, findet man Waldbestände, sondern auch dort, wo guter nutzbarer Boden vorhanden ist. Die Waldungen sind vorwiegend herrschaftlicher Besitz; nur ein verhältnismäßig kleiner Teil entfällt auf die Gemeinden und Rustikalisten [Bauern, die Land besitzen]. Während in alter Zeit das Holz gering geschätzt und der Wald
� Der Böhmische Wald 1890
Sächsische Fachwerksmethode nur insofern Beachtung fand, als er zu Zwecken des Krieges und des edlen Weidwerkes diente, ist er heutzutage die Arbeitsstätte einer großen Zahl der Bewohner und bietet diesen armen Leuten so ziemlich alles, was sie zu ihrem Lebensunterhalte brauchen.
Holzarten und Vegetation Nach den verschiedenen vegetarischen Verhältnissen und der wechselnden Bodenbeschaffenheit ist das Gedeihen und Vorkommen der einzelnen Holzarten ungleich. Am vorzüglichsten ist die Fichte verbreitet. An diese reihen sich die Buche, Tanne und Kiefer an. In Vermischung oder kleineren Forsten kommen Erlen, Lärchen, Bergahorne und Eschen vor. Charakteristisch ist das sehr geringe Vorkommen von Weichhölzern wie Espen, Salweiden, Vogelbeeren und Birken, obwohl denselben die klimatischen und Standortverhältnisse zusagen möchten. Vereinzelt, meist als Alleebäume oder in Anlagen, finden sich Linden, Schwarzpappeln, Eichen, Roßkastanien und Ulmen. Fichten, Buchen, Tannen und Kiefern erscheinen sowohl in reinen Beständen, als auch in Vermischung untereinander. Die Fichte erscheint in allen Lagen und erreicht bei günstigen Standverhältnissen von 80 bis 90 Jahren eine Höhe von 25 bis 30 Metern und eine Stärke von 35 bis 45 Zentimetern im Durchmesser. Wegen des ihr zusagenden Klimas und Bodens ist sie die anbauungswürdigste Holzart. Ihr Holz ist weich, feinjährig und besonders zum Schnittmaterial geeignet. Die Tanne kommt seltener in reinen Beständen als in Vermischung mit der Fichte und Buche vor. Die Buchenbestände sind ziemlich gelichtet. Wegen der großen Nachfrage nach dieser Holzart ist man bestrebt, ihre Nachzucht zu fördern. Das Klima ist jedoch, besonders im jüngeren Alter, wegen der häufigen Spätfröste zu rauh. Beigesprengt ist die Buche den meisten Nadelholzbeständen. Die Kiefer kommt bestandbildend nur in den niederen Lagen vor, außerdem ist sie teilweise den Fichten-
beständen beigemischt. Die Erle hat sich in den guten, nässeren Lagen meist an den Ufern der Bäche eingebürgert und gedeiht hier vorzüglich. Das Vorkommen der Lärche beschränkt sich auf einzelne kleine Flächen, in Vermischung mit anderen Holzarten findet man sie seltener. Wegen der Vorzüglichkeit ihres Holzes und in Anbetracht ihres großen Massenertrages sollte ihre Nachzucht auf geeignetem Boden allerorten gefördert werden. Die Mooskiefer erscheint nur in Sümpfen und Lohen wie in der Pfarrloh bei Neulosimthal. Der Ahorn war in den Forsten des Bezirkes früher häufig eingesprengt zu finden, ist aber durch die Holzindustrie beinahe ganz verschwunden. Die Esche hat infolge der vielen moorigen Lagen nur ein beschränktes Vorkommen. Doch ist man bestrebt, Ahorn wie Eiche an geeigneten Standorten nachzuziehen.
Bestände Die Bestände zeigen je nach Lage und Standortverhältnissen eine auffallende Verschiedenheit. Die Bestände der kleineren Waldteile und einzelne in der Nähe von Ortschaften liegende Partien können nur als mittelmäßig angesprochen werden. Die Ursache dieser geringen Beschaffenheit liegt einerseits in dem durch frühere Streuentnahme verarmten Boden, andererseits in dem nicht genügenden Schluß der Bestände. Dagegen bemerkt man an Orten, die sich durch einen größeren Humusgehalt des Bodens und einen genügenden Feuchtigkeitsgrad auszeichnen, mit Ausschluß der Lohen ein frisches kräftiges Wachstum. Die ältesten Bestände scheinen aller Wahrscheinlichkeit nach die erste Generation nach dem Urwald zu sein. Denn die
darin vorkommenden Holzarten Fichte, Buche und Tanne, der Holzgehalt derselben und die Dimensionen der einzelnen Stämme sind Produkte eines gut erhaltenen, ungeschwächten Waldbodens. Windstürme machen freilich hier oftmals großen Schaden. Von äußerst nachteiligem Einfluß auf die Mittelhölzer ist das in den Tiergärten befindliche Hochwild, welches durch Schälen den Bruch und die Rotfäule der Hölzer teilweise herbeiführt. Nur jene Tieflagen, wo infolge des moorigen Bodens und der häufigen Spätfröste das Wachstum der Fichte beeinträchtigt wird, bieten ein wenig erfreuliches Bild. Doch ist man bestrebt, durch Entwässerung diese Kalamität nach und nach zu beseitigen.
Bewirtschaftung Auf eine regelrechte Verjüngung des Waldes wird besonders von Seite des Großgrundbesitzes gesehen. Die großen Waldbesitzer rechnen gewöhnlich auf 2500 Hektar ein Hektar Pflanzenund Saatschulen. Häufig erstrekt sich die Sorge der großen Waldbesitzer auch auf den nachbarlichen Kleingrundbesitzer wie ärmere Gemeinden, an welche, ohne Vergütung zu beanspruchen, Jahr für Jahr Samen und Pflanzen in Menge verteilt werden. Bei Kleingrundbesitzern und Gemeinden kann von einer rationellen Bewirtschaftung keine Rede sein, um so weniger von der Bestimmung eines Umtriebes, Etats, einer Schlagfolge und von einer nachhaltigen Nutzung. Der Besitzer nimmt seinen augenblicklichen Bedarf an Brenn- und Nutzholz meist plänterweise heraus oder verkauft den ganzen Bestand, wenn er in Geldnot ist, an einen Händler. Indes ist jedoch in neuester Zeit hie und da ein Fortschritt zum Besseren zu bemerken.
Beim Großgrundbesitz ist meist die Sächsische FachwerksMethode eingeführt, deren Schwerpunkt in zehnjährigen regelmäßig wiederkehrenden Revisionen liegt, deren Aufgabe es ist, für die kommende zehnjährige Wirtschaftsperiode einen neuen Wirtschaftsplan aufzustellen. Die Anpflanzung der Nadelholzarten geschieht teils auf natürlichem Wege in Dunkelschlägen, teils durch das Stecken von Pflanzen in den Kahlschlägen. Ahorne, Eschen und Buchen werden nach den Standortsverhältnissen den Nadelholzkulturen gruppen- oder streifenweise beigesprengt. Einzelne Lücken, namentlich Höhen, werden mit Lärchen bepflanzt, welche hier ein gutes Fortkommen zeigen. Der Anbau des Samens wird im Monat Mai vorgenommen, worauf die Saat wie die jüngeren Pflanzen zum Schutze gegen die heftige Einwirkung der Sonnenstrahlen sowie der Spätfröste mit Tannen- und Fichtenzweigen bedeckt werden. Die Aufforstungskosten eines Joches Waldgrund belaufen sich annähernd auf 18 bis 20 Gulden. Der Holzhauer verdient sich als Tagarbeiter 50 bis 80 Kreuzer, im Akkordwege 60 bis 120 Kreuzer täglich. Der Durchschnittspreis des harten Nutzholzes beträgt fünf Gulden und 46 Kreuzer, der des weichen vier Gulden und 33 Kreuzer pro Festmeter loco Wald.
Waldbeschädigung Von den Elementarereignissen sind vor allem die Sturmwinde zu nennen, welche manchen Schaden verursachen. In zweiter Reihe ist es der Schneedruck, welcher teils für sich allein, teils in Verbindung mit den Windbrüchen die Waldbestände stark schädigt. Von forstschädlichen Insekten wären zu nennen der häufig auftretende Rüsselkäfer, welcher die Stämmchen der jungen Fichten- und Kiefernpflanzen benagt, die Maikäferlarve, welche in den Saatschulen viel Schaden verursacht, der Kiefernmarkkäfer, der sich im gefällten, nicht entrindeten Kiefernholz, welches auf Schlagrändern oder Waldwegen aufgestellt wird, ungestört ver-
mehrt und alle in der Nähe befindlichen jungen Kiefernbäume vernichtet, schließlich noch der Fichtenborkenkäfer, welcher zwar nicht massenweise, aber doch hie und da schädigend auftritt. Kleinere Holzdiebstähle kommen immer wieder vor. Ein kleiner Waldbrand war im Aglaiental bei Tachau im Jahr 1887, Pechkratzer treiben sich trotz der großen Aufsicht auch noch hie und da herum.“
Höhenlage Die Ortschaft Paulusbrunn lag 710 Meter, Schönwald 662 Meter, Thiergarten 590 Meter und Neudorf 623 Meter über dem Meeresspiegel. Von den Bergen erreichte der Pfraumberg 847 Meter, der Entenbühl 867 Meter, der Rabenberg 878 Meter, der Kolmer Berg 714 Meter und der Molgauer Berg 742 Meter Höhe.
Waldfläche Hans Köferl gibt in einer Tabelle die Waldflächen nach dem Stand von 1890 an: Im Amtsgerichtsbereich Tachau befanden sich 13 021 Hektar Waldfläche, davon 10 504 Hektar im Besitz der Großgrundbesitzer, 1862 Hektar im Gemeindebesitz und 655 Hektar im Kleingrundbesitz. Für den Amtsgerichtsbezirk Pfraumberg ergibt sich folgendes Bild: 12 048 Hektar Gesamtwaldfläche, 8233 Hektar im Großgrundbesitz, 2112 Hektar Gemeindebesitz und 1703 Hektar im Kleingrundbesitz. Die Waldfläche beträgt rund 40 Prozent der Fläche des Bezirks Tachau. Während im Tachauer Gebiet 6507 Hektar mehr als 80 Jahre alt waren, war diese Zahl im Pfraumberger Gebiet nur 236 Hektar. 10 335 Hektar waren dort unter 80 Jahre alt.
Großgrundbesitz Großgrundbesitzer waren die Fürsten von Windisch-Grätz, die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die Grafen von Kolowrat-Krakowsky, der Graf von Nostitz-Rineck, Michael Karl Heidler von Heilborn, Emil Fleißner Freiherr von Wostrowitz, Karl Freiherr von Schirnding, Albert Dub, Franz Ritter von Landwehr und Anton Stingl. Die Bodenreform nach Gründung der ČSR veränderte den Besitzstand der Großgrundbesitzer. WolfDieter Hamperl
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Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Ausschreibung – Bund der Egerländer Gmoin e.V.
Die nächsten Termine
Egerländer Kulturpreis gewinnen Ausschreibung des Egerländer Kulturpreises „Johannes von Tepl" und des Anerkennungspreises 2024:
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er Egerländer Kulturpreis „Johannes von Tepl" und der dazugehörige Anerkennungspreis werden seit 1995 vom Bund der Egerländer Gmoin e.V. (BdEG), der Arbeitsgemeinschaft Egerländer Kulturschaffender e.V. (AEK) und dem Landschaftsrat Egerland in der Sude-
tendeutschen Landsmannschaft als Vertreter der Egerländer Heimatvereine gemeinsam ausgeschrieben. Die genannten Institutionen stifteten diesen Preis in Erinnerung an den aus dem Egerland stammenden Johannes von Tepl, welcher um 1400 mit dem „Akkermann aus Böhmen" die älteste und bedeutendste Prosadichtung der neuhochdeutschen Literatur geschaffen hat. Der Egerländer Kulturpreis besteht
aus einem Haupt- und einem Anerkennungspreis. Der Hauptpreis ist mit 2000 Euro, der Anerkennungspreis mit 1000 Euro dotiert. Die Preissummen werden durch Spenden aufgebracht. Der Hauptpreis wird an lebende Personen verliehen, die sich durch herausragende kulturelle Leistungen um das Egerland und die Egerländer verdient gemacht haben.Zusätzlich zum Hauptpreis wird ein Anerkennungspreis verliehen.
Auch Gruppen können für beide Preise berücksichtigt werden. Vorschläge für die Preisträger können von Personen eingebracht werden, die Mitglieder der zuvor genannten Institutionen sind. Die Preisvorschläge müssen bis zum 7. Mai 2024 an die nachfolgende Adresse in schriftlicher Form mit einer ausführlichen Begründung und dem Lebenslauf des oder der Vorgeschlagenen eingereicht werden.
Die Preisträger werden von einer unabhängigen Jury aus Vertretern des BdEG, des AEK, der Landschaft Egerland (Egerländer Heimatvereine) und einer Person der freien Spender am Sudetendeutschen Tag 2024 in Augsburg in einer internen Sitzung ausgewählt. Bitte Preisvorschläge an: Dr. Ralf Heimrath Sommerstraße 18 D 93138 Lappersdorf eMail an: ralf.g.heimrath@ gmail.com
Geburtstagsgrüße
Henriette „Henny“ Hlawatsch 90 Wir gratulieren herzlich: Bereits am 11. Januar 2024 konnte Henriette „Henny“ Hlawatsch in Stuttgart ihren 90. Geburtstag begehen.
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ls erstes von drei Kindern der Eheleute Rosa und Otto Lux erblickte die kleine Henny in Weheditz bei Karlsbad das Licht der Welt. Dann folgten ihre Brüder Helmut und Otto in den Jahren 1935 und 1939. Nach dem Familienumzug 1935 nach Schneidmühl besuchte Henny ab 1940 die dortige Schule. 1941 zog die Familie weiter in die Kurstadt Karlsbad. Leider waren der Familie im schönen Karlsbad nur wenige Jahre vergönnt, bis die Vertreibung aus der Heimat auch die Familie Lux ereilte. Im Februar 1946 fanden sie sich erst im Lager Meierhöfen ein, bevor es weiter ins Lager Altdorf bei Nürnberg ging. Im April 1946 kam die ganze Familie mit der damals zwölfjährigen Henny über Kornwestheim nach Beutelsbach im Remstal bei Stuttgart. In dieser Zeit besuchte Henny die Mittelschule in Schorndorf. Im Jahr 1950 zog es von dort die Familie nach Stutt-
gart-Bad Cannstatt, wo auch im selben Jahr ihre kleine Schwester Rosemarie geboren wurde. Henny begann zu dieser Zeit eine Lehre zur Damenschneiderin. Ab dem 1. Juli 1950 begann für Henny ihr besonderes Engagement für die Egerländer. Die ganze Familie Lux wurde Mitglied in der Egerländer Gmoin Stuttgart, welche 1949 gegründet wurde. Schnell erwachte dort Hennys Interesse an der Jugendarbeit, Trachtenwesen sowie der Trachtenschneiderei, was ihre Ausbildung auch nahelegte. Im Sommer 1952 lernte Henny den in der Sudetendeutschen Jugend engagierten Ewald Hlawatsch kennen und lieben. Dieser folgte darauf Henny aktiv in den Kreis der Egerland-Jugend, die sich auch auf Bundesund Landeseben 1952 gründete. Die Liebe zwischen Henny und Ewald führte 1955 zur Heirat und zur Geburt ihrer Tochter Elke. 1957 kam Sohn Bernd zur Welt. Beide Kinder brachten sich ebenfalls schon früh in der EgerlandJugend ein. Mit der Gründung einer Kindergruppe in der Gmoi Stuttgart übernahm Henny die Aufgabe, die Kinder möglichst authentisch
Henriette „Henny“ Hlawatsch. mit vielen Egerländer Trachten auszustatten. Ihr Talent und Engagement schwappte von der Gmoi-Arbeit auch auf den Landesverband der Egerländer in Baden-Württemberg über. Folgerichtig wurde Henny Landestrachtenwartin. Als Beginn der 70er Jahre Leni Fritsch im Bund der Eghalanda Gmoin e.V. Bundestrachtenwartin wurde, holte
diese auch Henny als Stellvertreterin an ihre Seite. Erste Trachtennählehrgänge und die Trachtenschau bei den Bundestreffen der Egerland-Jugend wurden ins Leben gerufen. Viel zu früh verstarb 1983 Hennys Ehemann Ewald, und Henny legte im Ehrenamt noch einen Zahn zu. Stellvertretende Bundestrachtenwartin war Henny bis zu ihrem 84. Lebensjahr. Das Amt der Landestrachtenwartin gab Henny 2018 in jüngere Hände. Auf Gmoi-Ebene widmet sie sich noch immer der Trachtenarbeit. Unzählige Veranstaltungen hat Henny auch durch ihre warme und ursprüngliche Egerländer Mundart bereichert. Sehr viele Trachtenausstellungen in Stuttgart und im Land hat Henny durch ihr Mitwirken und ihre Kenntnisse unterstützt und möglich gemacht. Dabei ist auch die hervorragende Zusammenarbeit zwischen ihr und dem Landesverband der Heimatund Trachtenverbände BadenWürttemberg ein Beispiel ihrer Kompetenzen. Ohne die langjährigen Bemühungen Hennys um den Trachtenerhalt wäre es vermutlich auch nicht zu dem 2022 vom Deutschen Trachtenverband
verliehenen Prädikat „Tracht des Jahres“ an den Bund der Eghalanda Gmoin gekommen. Von Henny geschaffene Trachten und Trachtenteile werden noch heute in großer Zahl und Schönheit getragen. Bis nach Neuseeland wurden ihre Schöpfungen exportiert. Die Begeisterung und das ehrenamtliche Engagement rund um die Egerländer Tracht gab Henny an ihre Tochter Elke Trübswetter weiter. Elke selbst war auch rund 24 Jahre Bundestrachtenwartin. Für ihre großen Verdienste wurde Henny 1967 mit der Bundesehrennadel und 1980 mit dem Bundesehrenzeichen des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. ausgezeichnet. Im Jahr 1999 wurde sie zur Ehrenmouhm der Egerländer Gmoi Stuttgart und 2017 zum Ehrenmitglied des Bundesvorstandes ernannt. An dieser Stelle wünschen alle Egerländer unserer lieben Henny alles Gute und viel Gesundheit. Die Wünsche sind verbunden mit dem großen Dank für ihre Leistungen und ihr großes Herzblut, welches sie seit vielen Jahrzehnten für unsere Egerländer Gemeinschaft einbringt. Volker Jobst
Bericht Dr. Wolf-Dieter Hamperl – weiter auf nächster Seite
Ein historisches Ereignis Wolf-Dieter Hamperl berichtet über die Entwicklung der Bibliothek des Egerer Landtag e.V.:
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m Donnerstag, den 23. November 2023, brachte der Sprinter der Spedition RospegWeiden die Bücher unserer Vereinsbibliothek in das Staatliche Bezirksarchiv nach Eger (Státní okresní archiv Cheb). Dort nahm sie der Direktor des Archivs Mgr. Karel Halla freudig in Empfang. Die Bibliothek des Egerer Landtag e.V.: In den Jahren seit der Gründung des Egerer Landtag e.V. in München wurde in der Geschäftsstelle in der Patenstadt Amberg schrittweise eine Bücherei aufgebaut. Das war notwendig, weil in der Geschäftsstelle auch die Egerer Zeitung redigiert wurde. Man benötigte Bücher über Eger und seine Geschichte, aber auch über das Brauchtum und die Lebensart des Egerländer Stammes.
So wuchs im zweiten Zimmer der Geschäftsstelle der Bücherbestand ständig an. Am Schluß waren die vier Wände bis auf die Fenster und Türen mit Bücherregalen zugestellt. Die Geschäftsführer und Vorsitzenden haben zwar nicht systematisch gesammelt, aber letztendlich kam eine kleine, jedoch qualitativ hochwertige Spezialbibliothek zusammen, die zum Beispiel auch viele juristische Bücher über die Lastenausgleichsgesetzgebung enthielt. Im Laufe der Jahrzehnte hatten sich auch artfremde Bücher, wie zum Beispiel Kriegsbücher, eingereiht. Als ich am 21. November 2021 den Vorsitz des Vereins übernahm, war es mein erstes Anliegen, die vielen Bücher zusammenzuführen und artfremde Bücher auszusortieren. Die Zeit drängte, da das erste Projekt, die Inventarisierung der Bücher, bis zum 28. Februar 2022 abge-
schlossen sein mußte. Dies forderte das Projekt „Inventarisierung und Digitalisierung von Heimatstuben“ der Landtagsabgeordneten Sylvia Stierstorfer. Nach mehreren Absagen von Interessierten, stellte sich meine Tochter Anna-Lena Hamperl zur Verfügung, diese Arbeit zu übernehmen. Ein Laptop wurde angeschafft, bei der Wahl der Software war die Regionalbibliothek Weiden behilflich. Der Buchbestand, der früher schon einmal erfaßt worden war, aber in den Jahren wieder durcheinandergekommen war, wurde nach den Sachgebieten Eger, Egerland und Sudetenland gegliedert. Von den 1397 Büchern gehörten 260 Bücher zu „E“ (Eger), 530 zu „EL“ (Egerland) und die größte Abteilung, nämlich 607 Bücher, zur Rubrik „SL“ (Sudetenland). Am 28. Februar 2022 waren die Bücher inventarisiert, Bitte umblättern
Egerländer Kalender Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit den kommenden Terminen des Egerländer Kalenders. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen:
2024: Sonntag, 11. Februar: Vorstand-Sitzung des BdEG LV Bayern in Ingolstadt. Sonntag, 17. März: Kulturtagung des BdEG-LV Bayern im Sudetendeutschen Haus mit Besuch des Sudetendeutschen Museums, München. Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai: „Die Egerländer kommen!“ Traditionelle Egerländer Blasmusik, Tanz und Gesang in Radolfzell/Bodensee (geplant). Freitag, 10. Mai, bis Sonntag, 12. Mai: 52. Bundestreffen der BdEGEgerland-Jugend in Wendlingen. Freitag, 17. Mai, bis Sonntag, 19. Mai: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Freitag, 24. Mai, bis Sonntag, 2. Juni: Hessentag in Fritzlar. Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni: Deutsches Trachtenfest, Wangen/Allgäu Sonntag, 9. Juni: 70 Jahre Eghalanda Gmoi Zorneding. Samstag, 20. Juli: 5. Egerländer Brunnenfest in Marktredwitz von 11–17 Uhr Freitag, 9. August: Gäuboden-Festauszug in Straubing, Anmeldung beim Vüarstäiha LV Bayern H. Kindl Sonntag, 8. September: 35. Landestreffen des BdEGLV Hessen in Bruchköbel Sonntag, 22. September: Oktoberfestauszug in München Samstag, 19. Oktober, und Sonntag, 20. Oktober: AEK-Begegnung im EgerlandKulturhaus Samstag, 26. Oktober, und Sonntag, 27. Oktober: Bundeskulturtagung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz Samstag, 16. November:
Hutzenachmittag, Beginn um 15 Uhr, Emil-Renk Heim Gersprenzweg 24, 63071 Offenbach Samstag, 7. Dezember:
Weihnachstfeier, Beginn um 15 Uhr, Emil-Renk Heim Gersprenzweg 24, 63071 Offenbach Die Umzugskartons werden in das Archiv am Franziskanerplatz in Eger gebracht. Bild: Jiří Rak
Weitere Termine sind zu finden unter: www.egerlaender.de
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Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Falkenau
Kurzmeldungen aus der Umgebung Nachfolgend drucken wir einige kurze Meldungen aus Falkenau 1934 ab, erschienen in der Egerer Zeitung am 22. Februar 1934: Die Funktionäre der tschechischen NJS in Falkenau: In einer konstituierenden Sitzung des neugewählten Ausschusses der Ortsgruppe Falkenau der „Nar Jednota Severoceska“ wurden gewählt: Zum
Vorsitzenden F. Trebisty, Sekretär der Bezirksbehörde, zum Vorsitzendenstellvertreter A. Bekkes, Oberadjunkt der CSD, zum Geschäftsführer A. Paclt, Expedient der CSD, zum Kassier A. Zlainsk, Direktor der Post, zum Bibliothekar Ant. Benes, Oberadj. Der CSD, zum Vorsitzenden des Vergnügungsausschusses J. Frühauf, Beamter der Bezirksbehörde. Zum Hausver-
walter wurde J. Krystl, Postangestellter, zum Schriftführer und Pressereferenten L. Kotous, Postangestellter, zum Musikreferenten J. Sindihrad, Geschäftsführer. Die NJS bildete in den Randgebieten Böhmens den Gegenpol zum „Bund der Deutschen“. Übersetzt in etwa „Nationale Einheit Nordböhmens“, ein bereits 1885 gegründeter Verein.
Betrug: Franz Bohmann aus Falkenau, früherer Versicherungsagent, wußte aus seinen früheren Beziehungen, daß Marie Kämpf eine Versicherungsprämie von 115,30 Kronen (Kc) zu zahlen haben werde. Er besuchte sie, forderte das Geld und erhielt eine Anzahlung von 50 Kc, bald darauf weitere 30 Kc. Nun erhielt die Frau von ihrem Anwalt den
fälligen Prämienschein und erkannte, daß Bohmann sie betrogen hatte. Die Anzeige wurde erstattet. Der Vertreter gab den Betrug zu, er wolle aus Not gehandelt haben. Falsches Geld: In einem Schokoladenautomaten auf dem Falkenauer Bahnhof wurden vier Stück falsche Kronen gefunden, aus Blei hergestellte Münzen, die auf den er-
sten Blick als Falsifikate erkannt werden. Sie wurden der Gendarmerie übergeben, die nach dem Fälscher fahndet. Ein halbes Schwein: Im Falkenauer Schlachthof kam einem Fleischhauer ein halbes Schwein abhanden, das man trotz eifriger Nachforschung nicht finden konnte. Man nimmt an, daß ein Diebstahl vorliegt. Dr. Wolf-Dieter Hamperl
Bericht Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Fortsetzung zu Seite 13 – weiter auf Seite 16
Ein historisches Ereignis d
as Projekt also abgeschlossen. Die Förderung durch den Bayerischen Staat betrug 6000 Euro. Die Projektbearbeitung lag bei Helga Burkhardt. Wohin mit den Büchern? Da der Egerer Landtag e.V. beschlossen hatte, die Geschäftsstelle aufzulösen, bot ich die Bücherei als Ganzes der Patenstadt Amberg, der Bibliothek im Sudetendeutschen Haus in München, der Bücherei des HDO München, der Egerländer Studienbücherei in Marktredwitz, der Osteuropa-Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Bibliothek des Herder-Instituts in Marburg und der Osteuropa-Bibliothek in Herne an. Die Bibliothekare all dieser Institute waren an bestimmten Büchern interessiert, aber nicht an dem
Bücherbestand als Ganzes. Nur Archivdirektor Karel Halla, Leitender Direktor des Staatlichen Bezirksarchivs in Eger, hatte die Idee, den Bestand als Zeitzeugen
zu übernehmen. Wir als Verein der Vertriebenen aus Stadt und Land Eger standen vor einer schwierigen Entscheidung. In vielen Gesprä-
Die Bücherei des Egerer Landtags in 22 Kartons verpackt beim Hauptgang des Archivbaus im Erdgeschoß.
chen mußte ich feststellen, daß sich für die Bücherei als Ganzes in Bayern und in Deutschland niemand interessierte. Alle wollten mehr oder weniger interessante Bücher aus dem Bestand haben, den Rest wollte man dann an andere Bibliotheken weiterreichen oder bei uns zurücklassen. Auch die Vertretung unserer Patenstadt war der Meinung, daß in Amberg wohl niemand nach Büchern über Eger suchen würde. So reifte in mir der Entschluß, die Bücher, die schließlich keine Vertreibungsanamnese haben, dem Archiv in Eger zu überlassen. Die Deutsche Bibliothek in Eger: Im März 2022 besuchten wir anläßlich einer Vorstandssitzung Bitte auf Seite 16 blättern
Mgr. Karel Halla und Dr. Wolf-Dieter Hamperl zwischen den Hochregalen der „Deutschen Bibliothek“.
Falkenau/Kreis Luditz
Glückwünsche und Todesmeldungen Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Monat Februar alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Wir gratulieren herzlich zum: –102. Geburtstag Nophut, Fanny, geb. Uhl, (Lanz), 1. Februar –96. Lansky, Elisabeth, geb. Hamak, (Falkenau), 9. –96. Seifert, Anna, geb. Kunz, (Königswerth), 29. –92. Harbauer, Marianne, geb. Müller, (Theussau), 13. –92. Sommer, Franz, (Zieditz), 24. –91. Zuber, Herbert, (Maria-Kulm), 8. –89. Kreutzer, Rudolf, (Bärndorf), 18. –89. Pichl, Theodor, (Zwodau), 2. –88. Dr. Schug, Walter (Kirchenbirk), 27. –88. Juricin, Margarethe, geb. Stark, (MariaKulm), 28. –86. Putz, Christine, geb. Bauer, (Wudingrün), 24. –85. Dr. Wagner, Adolf, (Falkenau), 25. –85. Pöhlmann, Günther, (Falkenau), 4. –84. Patzelt, Hedi, (Burgkirchen), 11. –82. Schulze, Renate, geb. Künzl, (Haberspirk), 20. –82. Köhler, Adolf, (Haberspirk), 10. –81. Lill, Arnold, (Haberspirk), 3. –79. Grolmus, Dieter, (Grasseth), 17. –79. Först, Rainer, (Falkenau), 19. –79. Lutz, Walter, (Lauterbach-Dorf), 25. –79. Baumann, Reinhard, (Tiefengrün), 28. –71. Lindner, Gudrun, geb. Bergler, (Falkenau),
18. Geburtstagswünsche im Ort Krasch/Kreis Luditz: Wir wünschen allen Jubilaren alles Gute zu ihrem Ehrentag im Januar und Februar (Ort Krasch/ Kreis Luditz) zum: –20. Januar 1938: Maria Roßbach, geb. Heidl, Bürgen-Straße 25 a, 96523 Steinbach, (Weber). –29. Januar 1943: Gerlinde Löser, geb. Führling, Waidweg 3, 99947 Bad Langensalza, (Nogla). –30. Januar 1945: Anneliese Heidl, geb. Heidl, Valentin-Sänger-Straße 140, 60389 Frankfurt am Main, (Weber). –7. Februar 1928: Julia Rauner, geb. Kraus, Riesstr. 20, 61231 Bad Nauheim, (Schmagl, Frau vom Pepp). –15. Februar 1936: Traudl Wetzel, geb. Waha, Semmaser Str. 6, 95707 Thiersheim, (unterern Hamla). –27. Februar 1941: Dr. Walter Führling, Primelweg 3, 61222 Halle-Neustadt, (oberer Nogla). –27. Februar 1949: Bruno Führling, Waidweg 3, 99947 Bad Langensalza, (oberer Nogla). –27. Februar 1940: Helga Stieding, geb. Lang, Tonnaerstr.11, 99947 Bad Langensalza, (Giergen). Todesmeldungen: Es gibt leider zwei Todesmeldungen zu verzeichnen: – Gaby Ruppert teilte mit, daß ihr Vater Kurt Ruppert am 27. Dezember 2023 verstorben ist. Ruppert wurde am 4. Dezember 1930 geboren, und er war jahrzehntelang ein treuer Abonnent unserer Zeitung. Zuletzt war er wohnhaft am Eichenbüchel 5 in 83064 Raubling. – Eine weitere Todesmeldung kommt aus dem
Ort Krasch/Kreis Luditz: Brigitte Lang, geboren am 13. Februar 1931, ist leider am 25. Juli 2023 verstor-
Die Krascher Kirche.
ben. Zuletzt war sie wohnhaft im Mühlgarten 5 in 99947 Bad Langensalza (Giergn,-Frau vom Pepp).
Bild: Richard Sulko (Måla Richard), Bund der Deutschen in Böhmen e. V.
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Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Neue Biographie
Willi Rößler
Leben und Werk von Balthasar Neumann
Progromnacht – Erlebnisbericht
Nun gibt es eine neue Biographie zum Leben und Werk von Balthasar Neumann. Wolf-Dieter Hamperl berichtet:
Willi Rößler schreibt von den Erlebnissen, welche seine Mutter im Jahr 1938 durchstehen mußte:
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n der Reihe „Biographien“ hat der Verlag Friedrich Pustet das Buch „Balthasar Neumann – Schlußakkord der Barockarchitektur“ herausgebracht. Verfaßt wurde es von Erich Schneider. Die Egerer wissen, daß Balthasar Neumann am 30. Januar 1687 in Eger geboren worden ist und daß er bei Balthasar Platzer das Glockengießerhandwerk erlernt hat. Erst im Jahr 1711, also mit 24 Jahren, trat er seine zunftmäßig vorgeschriebene Wanderschaft nach Würzburg an. Dort arbeitete er zunächst in der Gießhütte des Ignaz Kopp am Schottenanger. Was dann die Karriere Neumanns zum Büchsen- und Brunnenmacher, Feuerwerker, Feldmesser, Artilleristen und schließlich weltbekannten Architekten auslöste, ist bisher unbekannt. Bekannt ist, daß er den Rat der Stadt Eger um ein Stipendium bat und dieses auch erhielt. Wie intensiv er sich mit der Architektur befaßte, zeigt das im Museum der Franken in Würzburg erhaltene „Instrumentum Architecturae“ zur Berechnung der Proportionen der Säulenordnungen. Dieses kleine Messinggerät war auch auf der jüngsten Ausstellung „Barock Bayern Böhmen“ in der Stadt Regensburg zu sehen. Die Biographie schildert in einzelnen Kapitel den Werdegang und die Vielseitigkeit des Stararchitekten der späten Barockzeit. Neumann und das gräfliche Haus Schönborn, die Organisation des Bauwesens, seine Werke: Residenzen, Schlösser, Klöster und Kirchen. Auch als Stadtbaumeister, Ingenieurbaumeister, sowie als Militär- und Festungsbaumeister, war er tätig. Zu bewundern ist die Effizienz und die Produktivität seines Würzburger Architektenbüros. Beispiele sind die Würzburger Residenz, das Schloß Brühl, die grandiosen Kirchenbauten in Vierzehnheiligen, Neresheim und Münsterschwarzach. Aber auch die Festungen in Würzburg, Kronach, Koblenz und Königshofen stammen von ihm. Seine Heimatstadt hatte nicht das Geld für derartige Projekte. Lediglich einen Plan für die Kappen der Türme der Sankt-Niklaskirche fertigte er. Das Buch umfaßt 167 Seiten, ist gut gegliedert und informiert mit schönen Bildern und guten Texten zu zahlreichen Problemen der damaligen Zeit. Es ist allgemein verständlich geschrieben und informiert sehr gut über den berühmtesten Egerer. Eine ausführliche Zeittafel erleichtert die Einordnung. Der Autor, Professor Erich Schneider, war der Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg. Die ISBN des Buches lautet: 978–3–7917–3380–7; der Preis liegt bei: 14,95 Euro.
Buchcover zum Leben und Werk von Balthasar Neumann.
Buchcover: „Balthasar Neumann, Schlußakkord der Barockarchitektur“.
m 9. November 1938 war meine Mutter dabei die Hoftür zu schließen, dabei beobachtete sie, daß in der Stadt Eger ein großes Feuer war. Unser Dorf lag nur einen Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Voll Schreck kam sie ins Haus und verständigte uns. „Es brennt!“, rief sie. Eine helle Flamme erkannten wir in Richtung Stadtmitte Eger. Wir sahen noch sehr lange dem Feuer zu. Was mag wohl in Brand geraten sein?, fragten wir uns. Erst am nächsten Tag erfuhren wir, daß der Judentempel – so nannten wir die Synagoge in der Ringstraße – in Brand gesteckt wurde. In dieser Nacht, der Progromnacht, begannen die Nationalsozialisten, in erster Linie SA-Männer, organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland und Österreich zu verüben. Mehr als 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume, sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe, wurden zerstört. Als ich am nächsten Tag in die Schule ging, bemerkte ich, daß an etlichen Geschäften die Schaufenster eingeschlagen waren. Auch in vielen jüdischen Geschäften fanden Plünderungen statt. Wir waren über diese Übergriffe erschrocken, lebten wir doch in der damaligen
Synagoge von Eger.
Synagoge in Eger. Tschechoslowakei friedlich neben der jüdischen Bevölkerung. Nun waren wir erst fünf Wochen im Deutschen Reich, noch voll Begeisterung über die Eingliederung, und schon erlebten wir die ersten Gewalttaten gegen die Juden. Man konnte auch nicht annehmen, daß die hiesige Bevölkerung der Anstifter war und die Synagoge anzündete; in der so kurzen Zeit konnte keine einheimische SA-Truppe aufgebaut sein. Uns Kindern, den Schülern – ich war gerade elf Jahre alt – wurde eingetrichtert, daß Juden eine fremde Rasse seien, die das deutsche Volk durch ihren Handel ausplünderten. Ab diesem Zeitpunkt wurden dann auch in Eger viele Juden inhaftiert und in Konzentrationslager eingeliefert. Wir erfuhren nichts von den
Hinrichtungen und Ermordungen in den KZs. Ich erinnere mich, daß ich in der Bahnhofstraße ein Truppe Zivilisten unter Bewachung sah, die vermutlich zum Bahnhof geführt wurden. Ich konnte aber nicht erkennen, ob sie einen Judenstern trugen, denn das war damals Pflicht, oder ob es eine andere Gruppe Gefangener war. Meine Mutter erwähnte einmal in späteren Kriegsjahren, daß eine Bekannte wegen Abhören von Fremdsendern in ein Arbeitslager eingeliefert wurde. Mir persönlich wurde während der Nazizeit nicht bewußt, daß es Vernichtungslager für Juden und Nazigegner gegeben hat. Das habe ich erst im Laufe der Nachkriegsjahre in der vollen Auswirkung erfahren.
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EGERER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
� Bericht Willi Rößler
Schifferklavier wieder zum Leben erwecken Willi Rößler, früher Eger-Matzelbach, erzählt von der Wiederbelebung des Schifferklaviers:
U
nsere Großväter haben mit der Ziehharmonika mit Knopftasten gespielt. In meiner Jugend war das Schifferklavier Mode, es stammte aus Norddeutschland. Ein solches hat meine Schwester als Weihnachtsgeschenk im Jahr 1942 bekommen. Sie war 13 Jahre alt, begabt und hat sofort in Eger eine Musikschule besucht. Sie spielte anschließend in einem großen Akkordeonorchester. Später kaufte ihr meine Mutter eine Zither, womit unsere Abende oft von Musik erfüllt waren. Am 26. April 1945 zogen amerikanische Truppen in Eger ein. Der Vormarsch verzögerte sich dort einige Tage. Somit standen die amerikanischen Truppen am Stadtrand von Eger und die deutschen Truppen auf dem Egerer Flugplatz. Dazwischen war Niemandsland, und in diesem Abschnitt lag unser Dorf Matzelbach. In dieser Zeit plünderten russische oder französische Gefangene die Bauernhöfe. Sie waren aus den Lagern bei Flugzeugwerk entlassen worden, waren unversorgt und hatten keine Nahrung. Der Hunger trieb sie in die benachbarten Höfe, sie stahlen Hühner, Schweine und son-
stige Nahrung aus Haus, Küche und Keller. Bei dieser Gelegenheit entwendete ein Gefangener das Schifferklavier meiner Schwester. Sie erzählt selbst davon. Zwei Russen nahmen mein Akkordeon. Ich rannte hin und nahm es weg. Da hob ein Russe ein Beil zum Schlag aus. Mein Vater ging dazwischen und öffnete schnell den Koffer, das Schifferklavier war für sie weniger interessant, dann gingen sie weg. Sie hatten eine ganze Woche das Recht, zu plündern. Nach zwei Tagen kamen sie wieder. Nun war unser Schmied mutig, er war Feuerwehrkommandant, holte sein Horn und blies aus Leibeskräften. Daraufhin verschwanden die Gefangenen, und sie vermuteten, daß dieses Signal die Polizei oder das Militär verständigte. Am 10. Mai 1945 wurde unser Dorf und andere, die um den Flugplatz von Eger lagen, mit einem starken Drahtzaun umgeben. Somit entstand ein Gefangenenlager für deutsche Soldaten, die vor der russischen Armee flüchteten. Gefangene Soldaten lagerten in unseren Kammern, Scheunen und Schuppen. Hunderte holten Wasser aus unseren Wassertrögen, meine Mutter teilte die gemolkene Milch an die Soldaten aus und verpflegte
Das Schifferklavier. sie notdürftig. Abends saßen sie in unserer Stube, meine Schwester holte ihr Schifferklavier und spielte, und wir sangen Lieder. So diente das Akkordeon den Gefangenen zur Abwechslung. Ende 1945 wurde uns klar, daß wir nicht in unserer Heimat bleiben dürfen. So reichte meine
17jährige Schwester einen Antrag zur Ausbürgerung ein. Der Antrag wurde genehmigt, sie verließ uns in Richtung Oberpfalz. Dort blieb sie nicht; über Umwege kam sie nach Bittelbronn im Kreis Heilbronn, und dort bekam sie für die ganze Familie eine Zuzugsgenehmigung.
Sie hatte bald Sehnsucht nach ihrem Schifferklavier. Meine Mutter war immer fündig. Sie fand einen Bekannten, der das Musikinstrument schwarz über die Grenze brachte und dort in einem Schuppen oder einer Scheune einlagerte. Dort holte meine Schwester ihr liebes Instrument
ab. Mit Naturalien wurde der Bekannte bezahlt. Das Dorf Bittelbronn wurde für einige Jahre die neue Heimat meiner Schwester und meiner Eltern. Sie waren untergebracht in den Räumen einer Gastwirtschaft. Dort versammelte sich die Dorfjugend. Als diese Kinder merkten, daß meine Schwester ein Schifferklavier hatte und ab und zu spielte, bettelten sie immer wieder, sie solle zum Tanz aufspielen. Einige Jahre spielte sie dann zum Tanz auf, so diente das Akkordeon einem guten Zweck, und eine Generation lernte nach dem Krieg das Tanzen. Nachdem meine Schwester geheiratet hatte und mit ihrem Mann in einem anderen Dorf einen Hof pachtete, hörte das Spielen mit dem Schifferklavier auf. Das Instrument wurde in einem Winkel verstaut und schlief dort jahrelang. Erst vor Kurzem erinnerte ich mich an das Schifferklavier und bat meinen Neffen, er möge das Instrument im Hof suchen. Er fand es, und ein Stück aus unserer Heimat wurde zum Leben erweckt. Er staubte es ab, reparierte es und hofft, daß auch ein junger Familienangehöriger Freude am Schifferklavier finden und damit spielen wird.
� Bericht Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Fortsetzung zu Seite 14
Ein historisches Ereignis i
n Waldsassen das Egerer Archiv und wurden von Archivdirektor Karel Halla freundlich empfangen und durch das Haus geführt. Besonders eindrucksvoll war der reichhaltige Bestand an in Schweineleder gebundenen Büchern mit der Beschriftung: „Ratsprotokolle“, „Ein- und Ausgabenbücher“, „Gerichtsprotokolle“ und die „Deutsche Bibliothek“. Diese Bibliothek umfaßt circa 20 000 Bände und wurde von den Leitern und Direktoren des ehemaligen Egerer Stadtarchivs aufgebaut: Vinzenz Pröckl, Heinrich Gradl, Karl Siegl und Heribert
Sturm. Dieses Egerer Stadtarchiv soll das größte kommunale Archiv der k.k.-Monarchie gewesen sein. Die Bibliothek füllt mit Hochregalen einen großen Raum, den ehemaligen Schlafraum (Dormitorium) des Klarissinnen-Klosters. Ausschließlich Bücher über Eger, das Egerland, Deutschböhmen, das Habsburger Reich und das Deutsche Reich sind dort zu finden. Der Einkauf der Bücher endete 1945. Unsere Bücher aus den Jahren 1949 bis 2020 ergänzen sehr gut die Bücherei und informieren über die Vertreibung, den Wiederaufbau Deutsch-
lands, die Gründung der Vereine und Organisationen der Egerer, Egerländer und Sudetendeutschen. Auch die guten Egerer Bücher, die vielen Ortschroniken und die Dokumentationen Egerländer Volkskunde und Mundart sind wichtig. Unsere Bücherei wird entweder im Raum der „Deutschen Bibliothek“ oder wegen ihres großen Umfangs (22 laufende Meter) unmittelbar daneben aufgebaut. Sie wird interessierten deutschen und tschechischen Schülern, Studenten und Forschern zugänglich sein. Karel Halla sagte mir am 29. November
2023, daß er gerade am Aufbau eines neuen Projektes „Digitale Heimatkunde“ für die Unterstützung der Lehrer arbeite. Dabei können unsere Bücher sehr hilfreich sein. Eine Tafel wird an den Egerer Landtag e.V. erinnern. Am 16. Juli 2022 beschloß der Vorstand des Egerer Landtags bei einer Gegenstimme, seine Bücherei nach Eger zu bringen. Am Mittwoch, den 22. November 2023 packten Bruni und Wilhelm Rubick und ich die Bücher in 22 Umzugskartons, besorgt von der Schatzmeisterin Ute Mignon. Am Tag darauf stand ein Sprinter der Firma Rospeg-Wei-
den, die übrigens vor 1945 auch in Eger eine Niederlassung hatte, vor dem Haus Amberg, Paradeplatz 11. Zwei Männer luden die Kartons ein und brachten sie zum Franziskaner-Platz in Eger. Die Rubicks wären gerne dabei gewesen, waren aber verhindert. Unser Schriftführer Georg Gottfried war frühmorgens gekommen und begleitete mich nach Eger. Dort kam noch unser Mitglied Jiří Rak dazu. Schnell war ausgeladen. Die Kartons lagerten im Hauptgang im Erdgeschoß des Archivgebäudes, wir setzten uns im Arbeitszimmer des Archivdirektors Halla noch zusammen und sprachen über
dieses historische Ereignis. Noch vor Jahren wäre das nicht denkbar gewesen. Erleichtert wurde diese Entscheidung auch durch das gute und vertrauensvolle Verhältnis von Jaromír Boháč, dem Vorgänger von Halla, zu unserem früheren Vorsitzenden, Professor Lorenz Schreiner, und mich persönlich. Schließlich trafen wir uns in der Deutschen Bibliothek zu einem Fototermin. Mit Gedanken für eine gute und gedeihliche Zukunft unserer Völker fuhr ich durch die Lange Gasse, die Gschierstraße und die Reichsstraße nach Waldsassen. Dr. Wolf-Dieter Hamperl
Gruppenbild (Bild links) in der „Deutschen Bibliothek“: (von links) Archivdirektor Mgr. Karel Halla, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Vorsitzender des Egerer Landtags e.V., Jiří Rak, Beirat, und Georg Gottfried, Schriftführer des Vereins. Bild Mitte: Die Gebäude des ehemaligen Klarissinnenklosters in Eger, in dem sich das Bezirksarchiv befindet; daneben der Turm der Franziskanerkirche. Bild rechts: Ein Bücherregal in der Geschäftsstelle Amberg des Egerer Landtags (Paradeplatz 11). Bild (re.): Karin Wilck
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis
Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.
vereinigt mit
Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1
� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
FOLGE111 FOLGE
Neues Zeitungsformat – neue Beiträge werden gesucht
Liebe Landsleute,
S
eit gut einem Jahr erscheint die Karlsbader Zeitung unter dem Dach der Sudetendeutschen Zeitung. In der Dezember-Ausgabe hatte ich für Januar/Jänner ein Résumé dieses ersten Jahres angekündigt, es war dann aber nicht mehr genügend Platz vorhanden, und so schreibe ich heute darüber. Bei mir hat sich bald eine Routine eingestellt, die Zusammenarbeit mit der Redaktion läuft problemlos ab. Von Seiten der Leser haben wir wegen des Umzugs einige Vorwürfe einstecken müssen, es erreichte uns aber auch Zustimmung und manches Lob. Wenn Sie die alte, vom Preußler-Verlag herausgegebene Karlsbader Zeitung mit der jetzigen vergleichen, dann können Sie selbst sehen, was sich geändert hat – darunter auch das Format, das viele schmerzlich vermissen. Inhaltlich haben wir uns bemüht, gewohnte Formate beizubehalten. Zu betonen ist dabei, daß wir innerhalb des früheren Heftes nur einen Teil selbst gestaltet und verantwortet haben – die Mehrzahl der Texte stammte von der Redaktion des Preußler-Verlags. Daher ist der Umfang unserer Seiten jetzt nicht viel kleiner als früher – und drumherum bekommen Sie noch mehr aktuelle Informationen und Blicke in benachbarte Heimatregionen. Freilich mußten wir abspecken, besonders was die Geburtstagsmeldungen angeht – auch das hat uns manche Kritik eingebracht. Man muß dazu aber sa-
gen, daß häufig nicht mehr bekannt war, ob die Genannten die Zeitung lesen oder ob sie noch leben. Wir haben uns daher dafür entschieden, erst einmal nur Mitglieder des Heimatverbandes und Abonnenten zu nennen – jedenfalls solche, die unser Blatt im Jahr vor der Übergabe noch abonniert hatten. Ich weiß allerdings aus dem Stegreif nicht, wer davon heute noch zu den Abonnenten zählt, wer eventuell neu hinzugekommen ist – das muß noch aktualisiert werden. Außerdem kann mir jeder Gemeindebetreuer, nach Überprüfung, gerne mitteilen, welche Geburtstage darüberhinaus genannt werden sollen. Ein großes Problem für uns ist die schwindende Anzahl der Gemeindebetreuer, die uns für ihren Ort Neuigkeiten oder auch Geschichten aus der Vergangenheit senden – wenn Sie die entsprechende Rubrik über die Monate durchschauen, können Sie das selbst sehen. Ich möchte das mit einigen Zahlen veranschaulichen. Eine Übersicht, die ich bei Antritt meines Amtes erhalten habe, listet für den Kreis KarlsDezember und Friede den Menschen Karlsbad. auf Erden. bad insgesamt 68 ... einzelne Gemeinden auf, für die es 56 Betreuungen geben sollte, da mehr- Und das klingt noch besser als mals benachbarte Gemeinden es tatsächlich ist, weil in einigen zusammengefaßt wurden. Dabei Fällen dieselbe Person für mehsind es diese: rere Gemeinden zuständig ist Eine für die Stadt Karlsbad, und außerdem etliche Betreuer neun für ebensoviele Gemeinden kaum noch Beiträge liefern köndes Stadtkreises, 38 für 47 Ge- nen. Damit liegt die Last, unsemeinden des Landkreises, acht re Seiten zu füllen, auf nur noch für elf Gemeinden aus der Nach- sehr wenigen Schultern. barschaft. Davon werden ganDieser Schwund war schon lanze 30 noch betreut, bei allen an- ge hinzunehmen: Die einen mußderen ist die Betreuung vakant. ten aus Gesundheits- oder Al-
� Februar 1924 – weiter auf nächster Seite
Holzschnitt W. Klemm
tersgründen ihre Mitarbeit aufgeben, andere sind verstorben; in den meisten Fällen konnten keine Nachfolger gefunden werden. Verstärkt wurde dieser Prozeß schließlich mit dem Umzug zur Sudetendeutschen Zeitung: Einige wenige kündigten ihre Mitarbeit explizit deswegen, andere hatten aus genannten Gründen wohl schon länger ans Aufhören gedacht und nahmen nun die-
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
n 1. Februar 1924: Woodrow Wilson, Ex-Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, verstirbt im Alter von 67 Jahren. Ingenieur Ottomar Grimm legt sein Amt als Stadtverordneter nieder. Der katholische Religionsunterricht wird in den Schulen in Karlsbad neu geregelt; ebenso die Erteilung des Handarbeitsunterrichts in den Karlsbader Volksschulen. n 2. Februar 1924: Bruno Kriegelstein eröffnet eine neue Advokatenkanzlei. n 4. Februar 1924: In der Porzellanfabrik Fischern bricht ein Brand aus. n 5. Februar 1924: Während heftigen Schneetreibens ist in unmittelbarer Nähe von Karlsbad ein Gewitter zu hören. Badearzt Richard Hofmeister verstirbt in Budapest im Alter von 58 Jahren; er übte seit 1893 in Karlsbad eine ärztliche Praxis
sen Einschnitt zum Anlaß aufzuhören. Über kurz oder lang wird es demnach unumgänglich sein, neue Ideen für unsere Karlsbader Zeitung zu entwickeln. Ich bin zuversichtlich, daß uns das – mit Ihrer Hilfe? – auch gelingen wird. Nun noch, wie gewohnt, die Geburtstagsgrüße im Februar an unsere Mitarbeiter. Alles Gute, Gesundheit und Frohsinn wün-
aus. Die Umbauarbeiten beim Militärbadehaus werden begonnen, ein Stockwerk wird aufgesetzt, die Räumlichkeiten im Parterre werden in Läden umgebaut – die Stadt protestiert gegen den Bau. n 6. Februar 1924: Ingenieur Otto Berger, Bergrat und Direktor der Dux-Bodenbacher Bahn, verstirbt im Alter von 56 Jahren. n 7. Februar 1924: Das Stadtverordneten-Kollegium verpachtet mit 21 Stimmen das Zanderinstitut im Bad I an Dr. Müller und Dr. Buschbaum. Gegen die Verpachtung legt Dr. Karl Hahn Widerspruch ein. Die Berufungsverhandlung im Ehrenbeleidigungsprozess Hotelier Frisch gegen P.A. Fechter endet mit dem völligen Freispruch von Fechter. Hotelier Frisch wird zur Zahlung sämtlicher Kosten verurteilt. Bei der ersten VerBitte umblättern
Städtische Karlsbader Umgebung.
schen wir zum: –88. Geburtstag am 18. Februar Albin Häring, Gemeindebetreuer Kohlhau, 35043 Marburg; –81. am 4. Dr. Peter Rau, Gemeindebetreuer Langgrün, 91359 Leutenbach. Erscheinungstermin unserer nächsten Zeitungsausgabe ist der 8. März – bis dahin wünsche ich Ihnen herzliche Grüße! Ihre Pia Eschbaumer
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KARLSBADER ZEITUNG
Februar 1924 – Fortsetzung zu Seite 17
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
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andlung in Karlsbad war Fechter am 23. November 1923 zu fünf Tagen Arrest bedingt verurteilt worden. Das Stadtverordneten-Kollegium beschließt, bei der Sparkasse Karlsbad ein Darlehen von zwei Millionen Kronen aufzunehmen. Weiterhin wird be-
schlossen, den deutschen Ärzten in Berlin und München je 5000 Kronen zu schenken. Ebenfalls wird beschlossen, der Baugenossenschaft EigenheimerGrund städtischen Grund im Ausmaß von 53 774 Quadratmeter zum Preis von einer Krone pro Quadratmeter zu überlas-
sen. In den Schulen wird die elektrische Beleuchtung eingeführt. Die Kriegskreditbank wird aufgelöst. 14. Februar 1924: In Maribor verstirbt der ehemalige Militärbadehauskommandant Generalmajor i.R. Ottokar Dalmata
von Hildegeth. 17. Februar 1924: Das Kur-Café „Kaiserpark“ wird in Café „Geysir-Park“, sowie das „Kaiserhaus“ in „Geysir-Haus“, umbeschildert. 21. Februar 1924: Ein Antrag auf Einführung der Bechertaxe wird abgelehnt.
26. Februar 1924: Einen Mordversuch begeht der Drahtseilbahnkonstrukteur Trübenbach an seiner Geliebten Berta Rippl durch Hammerschläge und Messerstiche in seiner Wohnung auf der Schulstiege Pragergasse. 27. Februar 1924: Waldemar Lippmann verzichtet we-
gen Arbeitsüberlastung auf sein Stadtverordnetenmandat. Ernst Baumgärtl, über 30 Jahre gewesener Bürgerschullehrer in Karlsbad, stirbt im 56. Lebensjahr an Herzversagen in Reichenberg. Er war der dortige Direktor der „Phoenix-Versicherung“.
Meldungen der Ortsbetreuer
Glückwünsche an alle Jubilare Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen auch allen weiteren Jubilaren aus den ansonsten bisher nicht aufgeführten Gemeinden, insbesondere aber auch den nun namentlich genannten, treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles herzlich Gute zu ihrem Geburtstag! Wir wünschen ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahr!
Aich
9. Februar/Feber: Ida Bauer/Lang, 89231 Neu-Ulm, 94. Geburtstag. 12. Februar: Anneliese Hotz/Weick, 64846 Groß-Zimmern, 85. Geburtstag.
Schulgemeinde Dallwitz
15. Februar: Ulrike Harth/Stöckl, 96163 Gundelsheim, 85. Geburtstag.
Engelhaus
7. Februar: Gerdi Schlossbauer, 85221 Dachau, 83. Geburtstag.
Fischern
Rodisfort
7. Februar: Manfred Böhm, 38112 Braunschweig, 84. Geburtstag.
11. Februar: Rainer Keim, 34132 Kassel, 84. Geburtstag.
Haid–Ellm–Lessau
9. Februar: Gudrun Foh, 82178 Puchheim, 89. Geburtstag. 10. Februar: Brigitte Streb, 91154 Roth, 81. Geburtstag.
19. Februar: Helga Kreisl/Lorenz, 90455 Nürnberg, 67. Geburtstag.
Marletzgrün
10. Februar: Elisabeth Haid, 64367 Mühltal, 97. Geburtstag.
Meierhöfen
15. Februar: Ilse Wieland/Kitzmann, 95643 Tirschenreuth, 84. Geburtstag. 17. Februar: Sylvia Borowski, 06712 Zeitz, 74. Geburtstag.
Pirkenhammer
26. Februar: Ernst Thoma, 65343 Eltville, 95. Geburtstag.
Schlackenwerth
Schönfeld
20. Februar: Erich Rödl, 64589 Stockstadt, 94. Geburtstag. 10. Februar: Anna Kaske/Denn, 65795 Hattersheim/Main, 83. Geburtstag.
Sittmesgrün
28. Februar: Ulrike Kramer/Schlosser, 90471 Nürnberg, 77. Geburtstag.
Ottowitz–Zettlitz
27. Februar: Rudolf Pschorn, 96476 Bad Rodach, 91. Geburtstag.
Februar 2024 – weiter auf Seite 19
Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt
Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung @carlsbad.de Herzliche Glückwünsche für ein gesundes und frohes neues Lebensjahr senden wir allen Jubilaren des Februars/Feber, besonders den nun genannten zum: –96. am 19. Kleedorfer/Fritsch, Traudl, (Martinique), A-6300 Wörgl; –88. am 25. Thiemann, Christa, (Pöschlhof), 35321 Laubach; –85. am 21. Prof. Rosin, Armin (Elbogner Str.), 70182 Stuttgart; –84. am 21. Pauli, Hans Jürgen, 51503 Rösrath; –82. am 2. Brezina, Stella, 91443 Scheinfeld. Liebe Leser, haben Sie schon die Rubrik „Karlsbad vor 100 Jahren“ durchgesehen? – und sich bei dem Ereignis unter dem 17. Februar, so wie ich, amüsiert oder ungläubig den Kopf geschüttelt? Dort heißt es: Das Kur Café „Kaiserpark“ wird in Café „Geysir-Park“ und das „Kaiserhaus“ in „Geysir-Haus“ umbeschildert. Ja, in einer jungen Republik will man von einem Kaiser nichts mehr wissen, schon gar nicht in einer, die sich von einer großen Monarchie losgelöst hat. Aber was ist mit Kaiser Karl IV., dem die Stadt ihren Namen verdankt, der vor vielen Jahrhunderten lebte und nicht dem ungeliebten Haus Habsburg angehörte? Ein wenig irrational ist das schon. Und so richtig mutig war man dann doch nicht – man hätte sich auch einen slawischen Fürsten oder einen Revolutionär aussuchen können. Ich stelle mir vor und höre es geradezu, wie manchem Verantwortlichen ein Stein vom Herzen rumpelte, als jemand den glorreichen Vorschlag „Geysir statt Kaiser“ einbrachte. Klingt fast identisch,
wer es nur hört und nicht liest, merkt gar nichts. Hört sich eigentlich wie eine Satire an, man glaubt es kaum. Bislang hatte (soweit bekannt) der Begriff „Geysir“ in Karlsbad eher keine Rolle gespielt, aber tatsächlich entspricht der Sprudel genau der Definition eines solchen: „eine heiße Quelle, die ihr Wasser in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen als Fontäne ausstößt“. Macht doch nichts, daß der Sprudel etliche hunderte Meter entfernt ist vom jetzt „Geysir-Park“ genannten Café und es in dieser Gegend vor den Toren Karlsbads, teplaufwärts vor Pirkenhammer, gar keine Quellen gibt. Äußerlich immerhin gab es erst einmal keine Veränderung. Blicken wir zurück in die Zeit vor der Umbenennung. Im „Führer durch die nähere und weitere Umgebung von Karlsbad“ von Karl Schöttner aus dem Jahr 1922 (3. Auflage) heißt es auf den Seiten 47–48: „Im engen, felsigen Tale am Fürst Blücher-Weg weiter zum freundlichen Café Freundschaftssaal (Konzerte), durch dessen Garten der Fußweg führt. Hinter dem Freundschaftssaal bei einer Krümmung weitet sich das Tal und bietet Raum für die großen städtischen Tennisplätze und für das schön gelegene, stark besuchte Café Kaiserpark, Endpunkt der Omnibusline.“ In diesem Büchlein findet sich auch das schlichte Inserat für das Café – kein Schnickschnack, aber alles Wichtige ist gesagt: Mit „Sportplätze“ sind vor allem die Tennisanlagen gemeint, die immer noch bestehen (ich kenne sie auch aus den Erzählungen meiner Mutter und ihrer Freunde). Das alte Anwesen in der Posthofstraße 5 (Konskr.Nr. 633) mußte allerdings inzwischen einem recht gesichtslosen Neubau weichen: das ist das Sport Hotel Gejzirpark (Slovenská 5). Ein wenig weiter Richtung Pirkenhammer steht eine Villa Gejzir (Slovenská 34), bei der es
sich aber nicht um das umbenannte Kaiserhaus handelt. Dieses nämlich findet man im Häuserverzeichnis von 1937 als Geysirhaus (der alte Name ist in der Legende zum Stadtplan in dem Buch „Karlsbad. Eine Dokumentation“ zusätzlich genannt) mitten in der Stadt, Schloßberg 2 (Nr. 422), also nicht weit entfernt vom „Geysir“, dem Sprudel, und zudem liegt der Obere Schloßbrunnen in unmittelbarer Nähe. Doch wenn ich die heutigen Karten richtig deute, existiert dieses Haus nicht mehr, ist möglichweise dem Bau des Hotel Ontario zum Opfer gefallen – das muß ich mir beim nächsten Besuch noch ansehen. Zu den Besonderheiten des Monats – bei diesen Feiertagen ist für jeden etwas dabei: Mariä Lichtmeß am 2. Februar, Rosenmontag und Faschingsdienstag am 12. und 13., Aschermittwoch und Valentinstag am 14. Ganz wichtig: Übersehen Sie nicht den 29. – sonst müssen Sie wieder vier Jahre auf einen warten! Herzliche Grüße, Ihre Pia Eschbaumer
Im Stadtkreis: Drahowitz
Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Herzliche Glückwünsche ergehen im Februar an unsere Geburtstagskinder zum: –92. am 16. Hans Loh (Egertalstr. 82), 65618 Niederselters, er ist einer der vier Betreuer des Karlsbader Museums in Wiesbaden vor der Zeit von Horst Engel; –89. am 27. Heinz Mannl, (Schiffhäuser 41), 80686 München; –73. am 8. Christine Schneider/Blendinger, 91099
Poxdorf; –70. am 24. Gerhard Horst, (Sohn von Gisela Horst †), 35325 Mücke-Höckersdorf. Zur Faschingszeit passend fiel mir ein Zeitungsfoto aus dem Jahr 1965 in die Hände, auf dem der Drahowitzer Kaufmann Oskar Schindler als Nürnberger Faschingsprinz Oskar I. von Schillak mit Prinzessin Maria II., geb. Stuiber, abgebildet sind. Leider gibt es keinen Text dazu, und ich bin durch und durch Faschingsmuffel. Lustiger dagegen ist eine Begebenheit aus der Karlsbader Handelsschule, die auch meine Mutter, Jahrgang 1903, als angehende Miedermachermeisterin absolvierte: ,,Montag, 8 bis 9 Uhr, Geographie, Professor Viktor Karell stand auf dem Stundenplan. Das war wohl die denkbar ungünstigste Stunde für eine Klasse von 16- bis 18jährigen Backfischen, Teenagers nennt man sie heute. Nach einem Sonntag voll süßer erster Erlebnisse, was gab es da doch alles zu erzählen! Der Erfolg der Stunde war auch entsprechend. Nach vielen vergeblichen Fragen, die mit tiefem Schweigen beantwortet wurden, wollte der Herr Professor auch noch wissen, woher die Monsunwinde kommen. Keine Antwort. ,Woher kommen die Monsunwinde?‘, schrie er nochmals mit hochgerötetem Gesicht. ,Von Neudek‘, erklang es schüchtern von der Tür her. Und in der Tür stand die Ullmann Camilla und blickte den verärgerten Herrn Professor mit ihren schönen Rehaugen ängstlich an. Der Zug hätte Verspätung, sagte sie noch entschuldigend. In ihrer Angst hatte sie nur das scharfe Wort ,Woher‘ gehört und glaubte, sie wäre gemeint. Die Situation war gerettet. Die ganze Klasse einschließlich Professor Karell brach in schallendes Gelächter aus. Erwin Zwerschina
Espenthor Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030
Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax 08 71/1 42 33 07, eMail: baier_rudolf@hotmail.de Emil Schneider (Hausnr. 82) erzählt in seinen Erinnerungen über den Faschingszug um das Jahr 1920 Folgendes: Espenthor gehörte zu dieser Zeit noch nicht zur Stadt Karlsbad, es gab noch keinen Flugplatz und keinen Golfplatz. Alle Masken, die bei den Faschingsveranstaltungen getragen wurden, waren selbstgemacht und mußten ein ganzes Jahr lang in einer Kammer oder auf dem Dachboden auf ihre Wiederverwendung warten. Im Schneiderhäusl [sein Elternhaus] war das Kostüm eines Bären aufbewahrt. Dessen Pelz bestand aus einzelnen Flecken, die aus Kartoffelsäcken geschnitten waren, die Querfäden ausgezupft und der Kopf aus Draht, ebenfalls mit diesem Ersatzfell überzogen. Dieser Bär durfte in unserem Dorf bei keinem Faschingsumzug fehlen. Dazu gehörte ein entsprechend kostümierter Bärentreiber, der bei dem Faschingsumzug auch einen Hund dabeihatte. In diesem Mischling waren vom Dackel bis zum Wolfshund alle Hunderassen vertreten. Auch ihm hatte man ein buntes Mäntelchen verpaßt und einen kleinen Hut aufgesetzt. Wenn sich dann der Faschingszug auf der einen Seite herauf und auf der anderen Seite wieder hinunter bis zum Wirtshaus Wallisch bewegte, wurde an bestimmten Plätzen angehalten und ein lautstarker Mann verkündete heitere Begebenheiten aus dem Dorf. Zwei Sätze davon blieben in meiner Erinnerung: „Manna, Weibwa, Boum u Moidla, stärkts fei enkara Huasn u Kleudla. Da Schneiderhans schägt d‘groaßa Trummel, dös wird a
schöina Faschingsrummel.“ Als der damalige Faschingszug beim Pflanzgarten vorbeikam, zwischen Hirtenteich und Kirche, waren dort nicht nur viele Zuschauer, sondern auch viele Hunde. Der kleine Hund des Bärenführers hatte es schnell heraus, daß auch eine liebenswürdige Hündin dabei war. Er riß so lange an dem Strick des Herrchen, bis er los war und sich bei den anderen Brautwerbern einreihen konnte. Von der Hündin wurde er sogleich bevorzugt, wahrscheinlich wegen seines schönen Kostüms. Rudi Baier
Kohlhau Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Straße 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Mithilfe meiner Enkelkinder, die mir gelegentlich den Umgang mit dem Tablet beibringen wollen, das sie mir in guter Absicht geschenkt haben, entdeckte ich im Internet aus Tageszeitungen Traueranzeigen und konnte dabei Kohlhauer Landsleute ermitteln, die ich Ihnen bekannt geben möchte. Es verstarben: Helga Himstedt, geb. Schöniger, (geboren 1940), am 18. Januar 2023 in Schwerin sowie ihr Bruder Erwin Schöniger (geboren im September 1945) am 8. Dezember 2021 in Ribnitz. Ihre Familie, aus Kohlhau Nummer 22, gehörte zu denen, deren Transportzug seinerzeit, im Sommer 1946, in die damalige russische Besatzungszone, in die Gegend von Rostock, jetzt Mecklenburg-Vorpommern, geleitet wurde. Dadurch hatte ich zu ihnen leider keinen Kontakt. Ferner ist verstorben: Helga Eiler, geb. Brandl, (geboren 1937), am 15. Januar 2023 in Bad Bitte umblättern
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9.2.2024
� Februar 2024 – Fortsetzung zu Seite 18
Nachrichten aus den Gemeinden T
ölz. Ihr Vater war der Schuhmacher Anton Brandl aus Kohlhau Nummer 25 (Richtung Funkenstein). Drei Geburtstage kann ich im Februar benennen. Wir gratulieren zum: –85. am 12. Erich Fladerer in 35745 Herborn/Hessen; –84. am 14. Ulrike Klarwein/Pippinger in 87733 Markt Rettenbach; –83. am 7. Ilse Ortwein/Häring in 35043 Marburg (GB Albin Härings Schwester). –Zu den Geburtstagskindern zählt auch der Gemeindebetreuer Albin Häring, der am 18. Februar seinen 88. Geburtstag feiern kann. Allen herzliche Glückwünsche! Albin Häring
Im Landkreis: Altrohlau
Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Spende: Ganz herzlich bedanke ich mich für die Geldspenden von Kurt Rödig und Ramona Bittner für die Portound Auslagenkasse. Geburtstage: Wir gratulieren herzlich zum: –96. am 6. Februar Heinrich Franz, 72285 Pfalzgrafenweiler; –90. am 18. Erna Bolkart/Graser, 89257 Illertissen. Der Konsum- und Sparverein „Vorwärts“ – Dritter Teil: Durch den Bau einer zweiten Bäckerei in Platten wurde die Bäckerei in Altrohlau entlastet. Im Jahr 1923 wurde das große GEC-Lagerhaus in Fischern erbaut, im Oktober 1924 die Verlegung der Zentrale in das neue Lagerhaus vollzogen und der Sitz der Genossenschaft von Altrohlau nach Karlsbad verlegt. Dies war eine schwere Entscheidung, die Geburtsstätte in Altrohlau zu verlassen, aber es mußte der praktischen Notwendigkeit Rechnung getragen werden. Am Ende des 30. Geschäftsjahres hatte die Genossenschaft einen Mitgliederstand von 11 322, besaß 75 Verkaufsstellen und erwirtschaftete 38,2 Millionen Kronen an Umsatz. Das Betriebskapital betrug über eine dreiviertel Million Kronen an Reserven, über eineindreiviertel Millionen Kronen an Anteilen, die Spareinlagen hatten eine Höhe von über zwölf Millionen Kronen. Die Genossenschaft besaß 40 eigene Häuser, zwei Bäckereien, das Arbeiterheim Altrohlau und ein Gasthaus sowie eine Reihe von Grundstücken. Der Fuhrpark zählte acht Lastautos, ein Personenauto und zwei Pferdefuhrwerke. Die Zahl der Beschäftigten betrug insgesamt 273 Personen. Die Genossenschaft besaß eine eigene Tischlerei und eine eigene Schlosserwerkstätte, drei Flaschenbier-, zwei Sodawasser- und Limonadenabfüllanlagen sowie eine Kaffee- und Getreiderösterei. Die Errichtung einer Fleischerei sollte noch 1930 durchgeführt werden, ebenso wurden einige Fleischverkaufs-
Zu Altrohlau: Genossenschaftliches Münzgeld.
stellen errichtet. Die Festveranstaltung fand am 26. Oktober 1930 im Arbeiterheim Altrohlau statt. Nach langen Verhandlungen konnte 1932 in Fischern ein genossenschaftlicher Fleischereibetrieb errichtet werden. Das war einer der modernsten, vollmaschinell eingerichteten Fleischereibetriebe in ganz Westböhmen. Nach und nach entstanden auch 13 separate Fleischerei-Verteilungsstellen. Trotz fünfjähriger Wirtschaftskrise, die sich in unserem Wirtschaftsgebiet besonders stark auswirkte, betrug am 30. Juni 1935 die Zahl der Mitglieder 12 252, und der Verkauf erfolgte über 90 Verteilungsstellen. Die Reserven betrugen über eine Million Kronen, die Geschäftsanteile eineindreiviertel Millionen und die Spareinlagen 7,7 Millionen Kronen. Die Genossenschaft besaß 43 Häuser und über 40 000 Quadratmeter unbebauten Grund; außerdem besaß sie die beiden Bäckereien in Altrohlau und Platten, einen Fleischereibetrieb und eine große Kühlanlage in Fischern, zwei Sodawasser- und Limonadenabfüllanlagen, drei Bierabfüllanlagen in Altrohlau, Neudek und Platten, eine Kaffee- und Getreiderösterei, eine Tischlerei und eine Autoreparaturwerkstatt in Fischern, eine Wäsche- und Textilfabrik in Bärringen, ein Kaufhaus in Karlsbad sowie zehn Last- und ein Personenauto. An Rückvergütungen erhielten die Mitglieder innerhalb von 35 Jahren einen Betrag von 18,8 Millionen Kronen und an Sterbeunterstützung für die Hinterbliebenen 589 227 Kronen. An Unterstützung für die Arbeitslosenfürsorge wurden 462 905 Kronen aufgewendet. Am 1. Juli 1935 war die Genossenschaft Eigentümer von 43 Häusern mit 45 Läden, zwei Bäckereien und 197 Mietswohnungen. Die Häuser standen in Altrohlau, Abertham, Bärnau, Breitenbach, Dallwitz, Dörnberg, Eibenberg, Espenthor, Fischern, Gabhorn, Hirschenstand, Sankt Joachimsthal, KarlsbadBerg, Meierhöfen, Neudek, Neuhammer, Ottowitz, Petschau, Pirkenhammer, Platten, Rodisfort, Salmthal, Schankau, Schlackenwerth, Sodau, Trinksaifen, Weheditz und Zwittermühl. Im Jahr 1935 waren in der Genossenschaft beschäftigt: drei Vorstandsmitglieder, drei Kontrolleure, elf Magazinangestellte, 16 Büroangestellte, 130 Angestellte in den Verteilungsstellen, 17 im Fuhrpark, 64 in den Eigenbetrieben und je ein Portier und eine Aufräumkraft. Für den Aufsichtsrat, der in sechs Gruppen die Revisionen, Kontrollen und Überwachungsarbeiten in den Betriebsstätten und Verteilungsstellen durchzuführen hatte, zeichnete als Vorsitzender Wilhelm Dutz verantwortlich. Mit dem Jahr 1935 enden meine Unterlagen von der Genossenschaft; ich konnte bis dato leider keine weiterführenden Informationen bekommen. Direkt nach dem Heiligen Dreikönigstag begannen die närrischen und tollen Tage des Faschings, oder auch des Karnevals, wie es viele nennen. Allerdings sind diese Tage dieses Jahr zeitlich ziemlich kurz, denn bereits am 14. Februar begehen wir den besinnlichen Aschermittwoch mit der anschließenden Fastenzeit. Viel Spaß und Freude bei den karnevalistischen Sitzungen, ob in den Festhallen, im Fernsehen oder bei den bunten Straßenumzügen, wünscht allen Zeitungslesern recht herzlich, Ihr Rudi Preis
Grasengrün
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de An den Anfang möchte ich ein großes Dankeschön stellen, Danke sagen all jenen Landsleuten, die mich wieder zum Jahreswechsel in Anerkennung meiner Arbeit mit einer Spende unterstützt haben. Ich bin überwältigt, es ist schön, daß ich auf meine Grasengrüner Landsleute zählen kann! Der Weihnachtsbrief 2023 bescherte mir viele positive Rückmeldungen, telefonisch wie auch schriftlich, was mich sehr gefreut hat. Sollte ich hierbei jemanden übersehen haben, bitte sprechen Sie mich an. Jetzt sind wir mitten in der Fosnat, die gegen Mitte des Monats ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, und ich bin gespannt, wer dann seine guten Vorsätze, die er sich zum Jahreswechsel vorgenommen hat, auch verwirklicht hat. In diesem Sinne „gröißt Enk allå recht schöin“, Rudi Kreisl
Lichtenstadt Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürther Straße 8; betreut von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Allen, die im Februar Geburtstag feiern, die besten Glückwünsche zum: –99. am 24. Elisabeth Eigler, geb. Fischer, 64546 MörfeldenWalldorf; –92. am 25. Josef Weps, 45699 Herten; –89. am 9. Gudrun Foh, 82171 Puchheim; –88. am 28. Christl Häuser, 80435 München; –84. am 28. Erna Lechler, geb. Leipert, 90408 Nürnberg; –82. am 1. Renate Beck, 89269 Vöhringen; –81. am 4. Peter Rau. Vielen Dank für eine Spende eingegangen von Ursel Schwenda. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Magdalena Geißler Aus gesundheitlichen Gründen kann die Heimatstube in Zirndorf zur Zeit nicht geöffnet werden. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Christina Rösch-Kranholdt, Telefon (0 95 45) 35 98 13. Christina Rösch-Kranholdt
Rodisfort
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de An den Anfang möchte ich ein großes Dankeschön stellen und all jenen Landsleuten Danke sagen, die mich wieder zum Jahreswechsel in Anerkennung meiner Arbeit mit einer Spende unterstützt haben. Ich bin überwältigt, und es ist
schön, daß ich auf meine Rodisforter Landsleute zählen kann! Der Weihnachtsbrief 2023 bescherte mir viele positive Rückmeldungen, telefonisch wie auch schriftlich, was mich sehr gefreut hat. Sollte ich hier jemanden übersehen haben, bitte sprechen Sie mich an. Die erste Nachricht in diesem Jahr war keine gute. Thea Schneider aus Prenzlau hat mir telefonisch mitgeteilt, daß ihr Mann Heinrich (Heinz) Schneider bereits vor etwa zwei Jahren im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Den Hinterbliebenen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Die Adventszeit, die Weihnachtsfeiertage, Silvester, Neujahr und Heilig-Drei-König liegen hinter uns. Wir haben es uns an all den Tagen sehr gut gehen lassen, und es hat uns an nichts gefehlt. Am Neujahrstag, als unsere ganze Familie beim Mittagessen saß, schweiften meine Gedanken zu den Eltern und Großeltern ab, wie sie 1945/1946, als ich noch gar nicht auf der Welt war, damals Weihnachten fern von ihrer Heimat empfanden. „Das Zimmer fremd, der Ofen kalt, die Fenster blind, die Menschen alt, von Hunger gezeichnet, von Heimweh zerrieben, man hat sie geächtet, man hat sie vertrieben. Zu Gott gebetet, das Schicksal verflucht, in schlaflosen Nächten die Schuld gesucht, an die Kindheit gedacht, an glückliche Stunden, zum Himmel geblickt, den Stern gefunden, dem Lichte vertraut mit Hoffen und Bangen, Und dann noch einmal von vorn angefangen.“ Bleiben Sie gesund bis zum März! „Es gröißt enk ålla recht schöi“, Ihr Rudi Kreisl
Schneidmühl Gemeindebetreuer Rudi Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail: baier_rudolf@hotmail.de Im Februar gratulieren wir zum: 73. Geburtstag am 5. Februar Herlinde Kurz, geb. Müller, in 84140 Gangkofen. Wir wünschen ihr und allen, die im Februar Geburtstag feiern, die allerbesten Glückwünsche, viel Gesundheit und Wohlergeben. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Bedanken möchte ich mich für die zahlreichen Weihnachts- und Neujahrswünsche und für manche Portospende, die den Glückwünschen beilagen. Herzlichen Dank! Verstorben sind: –Hermine Elzer, geb. Lederer, in Wiesbaden, im Alter von 92 Jahren, am 4. August 2023, (Schneidmühl Hausnr. 83); –Wilhelm Heß, in Köln-Vogelsang, im Alter von 88 Jahren, am 12. September 2023, (Schneidmühl Hausnr. 6). Den Angehörigen gelten unser Beileid und unsere Anteilnahme. Verzogen in ein Münchner Seniorenheim ist Anna Eidenberger, geb. Schöninger. Außerdem ist verzogen Rudolf Weidner, früher wohnhaft in Wendlingen. Wir wünschen ihnen in ihrem neuen Zuhause alles Gute. Rudi Baier
Sodau–Halmgrün– Großenteich
Zu Karlsbad: Eine Postkarte mit einer Abbildung des Cafés Kaiserpark. Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@gmx.de An den Anfang möchte ich ein großes Dankeschön stellen und all jenen Landsleuten Danke sagen, die mich wieder zum Jahreswechsel in Anerkennung meiner Arbeit mit einer Spende unterstützt haben. Ich bin überwältigt, und es ist schön, daß ich auf meine Landsleute zählen kann! Der Weihnachtsbrief 2023 bescherte mir viele positive Rückmeldungen, telefonisch wie auch schriftlich, was mich sehr gefreut hat. Sollte ich hier jemanden übersehen haben, bitte sprechen Sie mich an. Noch ist der Frühling weit, deshalb dachte ich mir, ich bringe Ihnen hier noch ein Wintergedicht, bevor mir der Frühling einen Strich durch die Rechnung macht: „In‘n Winta“ „In’n Winta - r is ‘s koalt, drüm haizt ma brav a‘; Ob a gung is oda - r alt, ‘s mogh kaina draß sa‘.
U d’Vüagl am Dooch, statt lusti, sann s‘ fromm u souchn an Schloogh u kröichn schäi‘ z’samm. U d’Fisch untan Ais, als waan si wög-g’spöllt, sua hobm sa si z‘ Flaiß in d’Äa’n aini-g’wöllt. U ‘s Wüld draß in ‘n Woold, ‘s is schitta – aa’s-g’leggt; Dös hölt si‘, ‘s is z’kolld, in ‘n Staudan va-steckt. An Bläimlan aa thiat Da Winta räat wäih; U dan-nan nex g’schiat, badeckt si da Schnäi. Wenn’s draßn räat schnait U allas da-starrt, sa souchn aa d’Laüt, wau ‘s warm is, an Ort. Die Altn, döi müg’n niat furt as da Stumm; Si sitzn owa lign ban Uafn ganz stumm. Di Gunga, döi machn Si ‘s selwa scho‘ warm, si schmatzn, si lachn u hobm sich in ‘n Aarm.“ Es grüßt Sie alle recht herzlich, Ihr Rudi Kreisl
Zu Altrohlau: Abbildungen der Filialen der Genossenschaft (Konsum- und Sparverein Vorwärts) mit damals insgesamt 13 000 Mitgliedern und 72 Verkaufsstellen. Bilder: Archiv Toni Foglar
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 6 | 9. 2. 2024
� Mitteilungen des Heimatverbandes
Informationen für alle Heimatfreunde
Liebe Landsleute, liebe Leser der Karlsbader Zeitung!
A
n den kalten Wintertagen, im Januar und Anfang Februar, tun uns warme Sonnenstrahlen gut. Mit etwas Geduld und einem heißen Tee erreichen wir den ersehnten Frühling bestimmt. Karlsbader Museum und Archiv in Wiesbaden Oranienstraße 3: Ein Besuch im "Karlsbader Museum und Archiv" in Wiesbaden bei geheizten Räumen, ist immer ein Erlebnis für alle Interessierte. Jeden ersten Samstag im Monat ist unser Museum von 11 bis 13 Uhr für Besucher geöffnet. Horst Engel und seine Frau Christa führen Sie gerne durch die Ausstellung und freuen sich sicherlich über Ihren Besuch. Zu erreichen sind wir ab dem Wiesbadener Hauptbahnhof mit der Buslinie 16 bis Ausstieg Landesbibliothek. Mitgliedschaft im Heimatverband der Karlsbader: Bitte werden Sie Mitglied in unserer Gemeinschaft, damit wir für die nächsten Jahre gestärkt bleiben und gute Arbeit leisten können. Ein Eintrittsformular sende ich Ihnen gerne zu. Bitte anrufen bei: Susanne Pollak, Telefon (0 81 42) 1 23 03. Spenden: Spenden sind bei uns bis zum 15. Januar eingegangen, und wir bedanken uns bei allen Spendern sehr herzlich: –200,00 Euro kamen von der Hausner Stiftung zur Ehrung von Ehepaar Dr. Engel (siehe Karlsbader Zeitung vom 12. Januar,
Seite 21); –40,00 Euro von Erika Roth (Braine Belgien/Altrohlau); –30,00 Euro jeweils von Albin Häring (Marburg) und Gerda Pickert (Nürnberg); –25,00 Euro von Gertrud Weis (Pyrbaum, Gemeindebetreuerin von HaidEllm-Lessau). Wenn Sie uns eine Spende überweisen wollen, hier ist unsere Bankverbindung: –Empfänger: Heimatverband der Karlsbader e.V.; –Bank: Kreissparkasse München; –IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44; –BIC: BYLA DEM1 KS. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt oder wollen Sie ungenannt bleiben, bitte einfach auf dem Überweisungsträger vermerken oder anrufen bei: Susanne Pollak, Telefon (0 81 42) 1 23 03. Interessante Berichte aus unserer Heimat Karlsbad und Umgebung finden Sie auf unserer Homepage, bitte gehen Sie dazu auf: www.carlsbad.de. Bund der Deutschen – Landschaft Egerland – Ortsgruppe Karlsbad. Die Ortsgruppe Karlsbad macht Winterpause, aber am 7. März 2024 ist dann, wie gewohnt, um 15 Uhr im Egerländer Hof in Karlsbad die Vorstandsversammlung mit Kaffeeklatsch. Liebe Landsleute, kommen Sie recht zahlreich nach der Winterpause wieder zusammen! Geburtstage im März: Wir gratulieren allen Jubilaren und wünschen für das neue Lebensjahr beste Gesundheit, Glück und Zufriedenheit zum:
In dieser gemütlichen, heimatlich geschmückten Gaststube im Egerländer Hof trifft sich regelmäßig die Karlsbader Ortsgruppe. –74. Geburtstag am 5. März Monika Aksamitova; –88. am 9. Markete Dvorakova; –85. am 9. Krista Hruba; –26. am 11. Klarka Klyeisenoca; –62. am 18. Josef Hess; –68. am 21. Peter Zimmermann. Unsere Bücherecke: n Einwohnerverzeichnis der Kurstadt Karlsbad, der Stadt Fi-
schern und der Marktgemeinde Drahowitz. Es handelt sich um die 324 Seiten des äußerst seltenen Adreßbuches von 1938/1939 mit dem Redaktionsstand von 1937. Preis: 29,00 Euro. n Karlsbader Historische Schriften Band 2. Eine kenntnisreiche Betrach-
tung über Karlsbad als Kur- und Genesungsstadt. Preis: 19,80 Euro. n Karlsbader Schicksalstage 1939 bis 1946. Von Professor Dr. Rudolf Schönbach. Preis: 4,50 Euro. n Zwischen Grenzen und Zeiten. Egerländer Landsleute erzählen, zusammengestellt von
Hans Bohn. Preis: 6,00 Euro. Alle Preise inklusive Porto und Verpackung. Bestellungen bei Susanne Pollak, Estinger Straße 15, 82140 Olching, email heimatverband@ carlsbad.de. Mit lieben Grüßen und guten Wünschen für Ihre Gesundheit, Ihre Susanne Pollak
� Reihe "Verdiente Karlsbader"
Das Leben von Walter Klemm – Maler, Illustrator und Graphiker aus Karlsbad In diesem Teil der mehrteiligen Reihe "Verdiente Karlsbader" geht es um das Leben und Wirken des Malers Walter Klemm aus Karlsbad. Rudi Baier berichtet:
W
alter Klemm ist in Karlsbad am 18. Juni 1883 geboren worden, und er ist an einem schweren Leiden in Weimar am 11. August 1957 verstorben. Er war ein bedeutender Maler und Grafiker, der sich stets zum ent-
Bildnis Walter Klemm.
scheidenden Einfluß seiner Karlsbader Heimat auf sein künstlerisches Schaffen bekannte. Nach dem Abitur belegte er in Wien Zeichenlehrkurse an der Kunstgewerbeschule. Klemm studierte Kunstgeschichte von 1901 bis 1903 an der Universität in Wien. Ab 1904 beteiligte er sich an der Ausstellung der Wiener Secession und übersiedelte im gleichen Jahr nach Prag. Klemm arbeitete in Prag in Ateliergemeinschaft mit dem
ebenfalls aus Karlsbad stammenden Carl Thiemann. Im Jahr 1908 übersiedelten Klemm und Thiemann in die Künstlerkolonie Dachau. Dort betrieb Klemm intensive Tier- und Landschaftsstudien und beschäftigte sich, außer mit der Malerei, mit den graphischen Techniken, Holzschnitt, Radierung und Lithographie. Im Jahr 1911 heiratete er seine Frau, welche aus Wien stammte. 1913 erfolgte seine Berufung an die damals großherzogliche Kunstschule und spätere Akademie in Weimar, wo er Leiter und Professor der graphischen Abteilung wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Klemm zu den gefragtesten Landschaftsmalern. Nach dem Jahr 1945 konnte Klemm dazu beitragen, den Ruf der Weimarer Akademie wieder herzustellen, bis diese schließlich in die Hochschule für Architektur und Bauwesen umgewandelt wurde. Nach dem Zeiten Weltkrieg kämpfte er vehement um seine in Karlsbad verbliebenen Werke, welche vom tschechischen Staat beschlagnahmt worden waren. Die Anzahl seiner Buchillustrationen ist groß. Man schätzt die Zahl seiner Werke auf etwa 500 graphische Einzelblätter sowie über 1100 Holzschnitte, Radierungen und Lithographien. Seine Werke sind in vielen Kunstmuseen und Kunstgalerien zu finden. Im Jahr 1952 wurde Klemm zum Ehrensenator der Hochschule für Bildende Kunst in Weimar ernannt, und im selben Jahr (1952) machte man ihn auch zum Ehrenmitglied der Künstlergilde. Zudem wurden ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zuteil.
Darstellung eines Holzschnitts: Bild eines Greifvogels von Maler und Illustrator Walter Klemm.
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