Sudetendeutsche Zeitung 8. März 2024 Ausgabe 10 Pay

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SL-Landesgruppe Bayern: Festakt zum 75. Jubiläum (Seite 4)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 10 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 8. März 2024

VOLKSBOTE

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74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

endeutsche Zeitung

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HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG tschen Landsmannschaft

Neudeker Heimatbrief

HEIMATBOTE

Realisierten die Ausstellung: Dr. Lilia Antipow (HdO), Fotografin Annette Hempfling und Heimatpflegerin Christina Meinusch. Fotos: Torsten Fricke

VOLKSBOTE

Neue Ausstellung im Sudetendeutschen Haus:

Tracht(en)kunst U

VOLKSBOTE

eimatbrief

VOLKSBOTE In der Wischauer Festtagstracht gekleidet sorgte das Duo Hardl & Burgl für die musikalische Umrahmung.

Noch bis zum 28. März ist im Sudetendeutschen Haus die Ausstellung „Tracht(en)Kunst. Foto-Diptychon-Montagen zur Wischauer Festtagstracht“ zu sehen, die am Dienstagabend eröffnet worden ist.

nter den Gästen waren die Beauftragte Dr. Petra Loibl und Volksgruppensprecher Bernd Posselt. Den Festvortrag hielt Trachtenmuseumsleiter Jan Kuča. Ausführlicher Bericht in der nächsten Ausgabe.

Bundesweite Kritik an der Cancel-Culture-Kampagne in Pullach gegen den weltberühmten Kinderbuchautor aus Reichenberg

„Unheilige Allianz der Woken und der Doofen“ gegen Otfried Preußler B 04053 B 04053 B 04053 B 04053

Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

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Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

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Holzschnitt W. Klemm

Die Präsidenten Emmanuel Macron und Petr Pavel. Foto: České Televice

Ukraine und Atomkraft:

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

Holzschnitt W. Klemm

Macron zu Gast in Prag Bei seinem Staatsbesuch am Dienstag in Prag ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von Präsident Petr Pavel und Premierminister Petr Fiala empfangen worden.

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Unter der Leitung von Pullachs Erster Bürgermeisterin Susanne Tausendfreund von den Grünen will der Zweckverband Otfried-Preußler-Gymnasium am Mittwoch, 13. März, darüber abstimmen, die Schule nicht mehr nach dem weltberühmten Kinderbuchautor zu benennen. Diese Form der Cancel Culture im Münchner Nobel-Vorort hat heftige Kritik aus gelöst.

eherrschende Themen waren bei beiden Treffen die militärische Unterstützung der Ukraine sowie der Ausbau der Kernenergie. So nahm Macron am Abend auch an einem tschechisch-französischen Kongreß zum Thema Kernenergie teil. Er habe mit Macron an „unser erfolgreiches Treffen im Dezember in Paris“ angeknüpft, twitterte im Anschluß Präsident Pavel. Der französische Präsident würdigte in seinem Statement die tschechische Initiative zur Beschaffung von Artilleriemunition für die Ukraine durch mehrere europäische Staaten. Frankreich werde sich dem Vorhaben anschließen, bekräftigte Macron.

ereits 2015 hat der Literaturhistoriker Dr. Peter Becher in der Kulturzeitschrift Sudetenland über den Reichenberger Otfried Preußler berichtet, der Anfang der 1940er Jahre als Jugendlicher in seinem Erstlingswerk „Erntelager Geyer“ die HitlerJugend verherrlicht hatte. „An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, daß der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hinorientiertes Lebenswerk aufgebaut hat“, hat vor Wochen Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, in der Sudetendeutschen Zeitung vor einer posthumen Hexenjagd auf den Vater der kleinen Hexe gewarnt. Auch Becher, seit 2019 Vorsitzender des Adalbert-StifterVereins, hat dem Otfried-Preußler-Gymnasium „dringend abgeraten“, den Namen zu canceln. „Meiner Meinung nach ist ein differenziertes Preußlerbild, das auch Spannungen enthält, gerade für Schüler lehrreicher als ein lupenreiches Idol“, so Becher. „Problematisch für die Lernenden (sic!)“, so behauptete dagegen Schuldirektor Benno Fischbach in seinem Cancel-Antrag, „erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten frag-

Namensstreit am Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach. Von links: Otfried Preußler, Staatsministerin Anna Stolz, Dr. Peter Becher und Erste Bürgermeisterin Susanne Tausendfreund. Fotos: Francis König, Torsten Fricke (2), Tausendfreund

würdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei.“ Der Oberstudiendirektor erntete für diesen oberlehrerhaften Unsinn bundesweit Hohn und Spott. „Es ist wie bei anderen Beispielen für das Canceln. Sie sind von einer solchen Dummheit, daß es wehtut“, wetterte Jürgen Kaube, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in einem Leitartikel. „In Pullach fließen zwei Trends der Zeit zusammen: Man hat von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung. Und alles, was irgendwie im Entferntesten anstößig sein könnte oder unseren tagesaktuellen moralischen Ansprüchen nicht mehr genügt, muß verschwinden“, haut Matthias Iken im Hamburger Abendblatt in die gleiche Kerbe. Das Bittere sei zudem, daß es „kaum einen besseren antifaschisti-

schen Roman als ,Krabat‘“ gäbe. „Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation“, hatte Preußler damals sein Werk erklärt. „Wenn die neuen Volksverführer von rechts das Buch ablehnten, man könnte es verstehen“, so das Hamburger Abendblatt: „Aber nun sind es oftmals woke Linke, die bei allem, was vor dem Jahr 2000 verfaßt oder verfilmt wurde, zu Beruhigungsmitteln greifen müssen.“ Otfried Preußler auf den Index zu setzen, sei demnach eine „unheilige Allianz der Woken und der Doofen“. „Kann man es mit der politischen Korrektheit auch übertreiben“, fragt Julia Rathcke in der Saarbrücker Zeitung und stellt am Ende ihres Artikels fest: „Die Sensibilität, die Jung und Alt in Bezug auf Vergangenes heute an den Tag legen, ist bemerkenswert. Sie darf aber nicht zu dem

Automatismus führen, Personen allein danach zu be- und zu verurteilen. Das Werk Preußlers bleibt bestehen, sein Vermächtnis ist größer als die Verführung in seiner Jugend.“ „Man weiß nicht, ob der fragliche Schulleiter, ein Mathematikund Physiklehrer, einfach nur literaturblind ist oder ob er versucht, Fleißsternchen in Sachen Zeitgeistkonformität einzuheimsen. Auf jeden Fall ist der Zeitgeist so, daß er mit der Mehrdeutigkeit der Literatur, mit Mehrdeutigkeit überhaupt, mit der Wandelbarkeit des Lebens, mit biografischen Brüchen, mit Ironie und Witz immer schlechter zurechtkommt. Alles muß eindeutig sein, geradeaus, humorfrei, sauber. Geschichte wird lieber überschrieben und wegzensiert, als sie zu erklären. Das wäre ja auch zu anstrengend“, schreibt Susanne Gaschke in der

Neuen Zürcher Zeitung. Preußler habe zwar nie über sein Frühwerk gesprochen, aber vielleicht habe er sich für seine jugendliche Verführbarkeit geschämt – „so wie Günter Grass (Waffen-SS) oder Christa Wolf (Stasi)?“, meint die NZZ-Journalistin und erteilt dem Schulleiter und den „ihm offenbar stumpf hinterhertrottenden Lehrern, Eltern und Schülern“ Nachhilfe im Fach Deutsch: „Preußler schuf allerdings mit dem Roman ,Krabat‘ ein Meisterwerk, das eindringlich vor der Faszination des Bösen warnt. Gymnasiasten könnten aus ,Krabat‘ mehr darüber lernen, was es kostet, einer überwältigenden Ideologie zu widerstehen, als auf der nächsten Demo ,gegen rechts‘“. Auffällig sei, daß sich die Säuberungsbestrebungen besonders häufig gegen Bücher richten würden, die Kindern und Jugendlichen besonders gut gefallen, analysiert die NZZ-Autorin und zieht als Fazit: „Vielleicht spüren die politisch Korrekten, daß gute Literatur tatsächlich gefährlich ist. Sie ist so verführerisch wie Ideologie – nur verführt sie zum Selberdenken.“ In der Sitzung der Zweckverbandsvollversammlung, die aus jeweils drei Vertretern der Gemeinde Pullach, des Landkreises München und der Landeshauptstadt München besteht, ist für eine Namensänderung eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Setzt sich Pullachs grüne Bürgermeisterin mit der CancelCulture-Kampagne durch, geht der Antrag weiter ans Bayerische Kultusministerium als oberste Dienstaufsichtsbehörde. Auf die Frage der Sudetendeutschen Zeitung, wie man dort entscheiden werde, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler): „Wenn das erfolgt ist, und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen mit der nötigen Sensibilität.“ Torsten Fricke


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

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o lebten die evangelischen Sudetendeutschen vor ihrer Vertreibung in den Jahren 1945/46? Wie sieht der aktuelle Stand der sudetendeutsch-tschechischen Verständigung heute aus? Wie aktiv ist die Sudetendeutsche Landsmannschaft in ihren Bemühungen um ausgewogene Beziehungen zwischen den beiden Volksgruppen? Wie helfen die evangelischen Christen in der Tschechischen Republik bei diesem Prozeß mit? Das waren nur einige der zahlreichen Fragen, die sechs Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern anläßlich ihres Besuches und ih-

rer Studienreise nach Prag dem Leiter des dortigen Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, stellten.

Barton erläuterte in seiner Antwort die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) und der sudetendeutschen Botschaft des guten Willens an der Moldau, vor allem während der schwierigen Zeit der Büro-Gründung nach 2002. So bleibe für Barton unvergeßlich, wie sich beispielsweise die Pfarrer Zdeněk Bárta und Svatopluk Karásek als echte Helfer

PRAGER SPITZEN in den Anfangsjahren erwiesen hatten. Hinzu kamen mehrere kirchliche Organisationen in der Tschechischen Republik, die ebenfalls von Anfang an positiv bezüglich der Arbeit des Prager Büros und der sudetendeutschen Ziele eingestellt waren. Vor der Verabschiedung segnete die Pfarrerin der evangelischen Magdalenenkirche in München-Moosach, Dagmar Knecht, nicht nur die Mitarbeiter des Prager Büros, ihr Segen galt auch allen Sudetendeutschen.

Pflichttermin für Tschechiens Premierminister Petr Fiala, dessen Land derzeit den Vorsitz in der V4-Gruppe hat

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Hälfte der Bürger mit EU zufrieden

nsgesamt 47 Prozent der Tschechen sind zufrieden mit der EU-Mitgliedschaft ihres Landes, hat im Vorfeld der Europawahl eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos für die Presseagentur ČTK ergeben. Abgefragt wurden auch Kritikpunkte. Demnach sagten die EUSkeptiker, die Souveränität der Mitgliedsstaaten werde durch Brüssel zu sehr eingeschränkt. Negativ bewertet werden außerdem die Migrationspolitik und die Überregulierung. Positiv sehen die Tschechen dagegen Sicherheit und Frieden innerhalb der Union, der Schutz demokratischer Werte und die Unterstützung der Regionen.

Visegrád-Gipfeltreffen in Prag: „Es war lang und schwierig“ D

ie vom tschechischen Präsidenten Petr Pavel auf der Münchner Sicherheitskonferenz gestartete Initiative zum Ankauf von 800 000 Artilleriegranaten (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) für die Ukraine nimmt Fahrt auf. Laut eines Berichts der Financial Times sind dafür 1,5 Milliarden US-Dollar (1,38 Milliarden Euro) notwendig. Jetzt haben die Niederlande erklärt, sie würden ihren Beitrag auf 250 Millionen Euro erhöhen. Laut des tschechischen Staatsoberhaupts haben sich mittlerweile 15 Staaten bereit erklärt, den Ankauf finanziell zu unterstützen. Welches außereuropäische Land die Granaten zur Verfügung stellen will, darüber herrscht aus Sicherheitsgründen Stillschweigen.

Im Vorfeld des Visegrád-Gipfels, der turnusgemäß in Prag stattgefunden hat, war sogar gemutmaßt worden, es könnte das letzte Treffen sein. Das einst starke Bündnis der vier mitteleuropäischen Staaten Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei ist tief gespalten. In Tschechien und Polen führen mit Petr Fiala und Donald Tusk zwei Pro-Europäer die Regierungen an, auf der anderen Seite haben in Ungarn und der Slowakei mit Viktor Orbán und Robert Fico zwei Populisten das Sagen, die den harten Sanktionskurs von EU und Nato gegen Rußland nur bedingt mittragen.

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as Treffen der Staats- und Regierungschefs sei „lang und schwierig, aber sehr offen und ehrlich“ gewesen, heißt es vielsagend in der Pressemitteilung der tschechischen Regierung, die derzeit den Vorsitz in der V4-Gruppe innehat. Wie klein der gemeinsame Nenner ist, auf den sich die vier Regierungschefs schlußendlich in Prag verständigen konnten, macht das Statement von Gastgeber Petr Fiala deutlich: „Wir sind uns über zwei Dinge einig: Erstens, daß die russische Aggression eine grobe Verletzung des Völkerrechts darstellt und daß diese Position von allen vier Ländern geteilt wird. Zweitens sind wir uns einig, daß die Ukraine Hilfe braucht und daß sich unsere vier Länder weiterhin an dieser Hilfe beteiligen sollten, aber

Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte: Selbst für das offizielle Gipfelfoto machten sich die Regierungschefs der vier Visegrád-Staaten nicht die Mühe, ein Mindestmaß an Einigkeit und Geschlossenheit auszustrahlen. Von links: Robert Fico (Slowakei), Donald Tusk (Polen), Petr Fiala (Tschechien) und Victor Orbán (Ungarn). Foto: Vlada ČZ wir unterscheiden uns natürlich in der Form der Hilfe, die jedes Land bereit ist zu leisten.“ Die Einschätzung, daß der Überfall Rußlands auf die Ukraine ein Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt, ist eine Binse, die eigentlich nicht dazu taugt, als Gipfelerfolg erwähnt zu werden – zumal, wenn vier Staaten an einem Tisch sitzen, die der EU und der Nato angehören. Auf der Suche nach einem verbindenden Element wurden die V4-Regierungschefs dennoch fündig – mit einer einhelligen Kritik an Brüssel. So müsse innerhalb der EU die gemeinsame

Agrarpolitik angepaßt werden, und „zwar in Richtung weniger Regulierung und Bürokratie, vor allem damit die nationalen Landwirte wettbewerbsfähig sind“, erklärten die vier Regierungschefs. Ebenfalls reformiert werden müsse die Migrationspolitik der EU. „Keines der V4-Länder sieht einen Sinn in der Umverteilung von Migranten oder in irgendwelchen Quoten“, heißt es dazu in der Gipfelmeldung der Prager Regierung. Ein weiteres Thema war die Energiepolitik. „Alle vier Länder teilen die Überzeugung, daß die Entwicklung der Kernenergie

notwendig ist, und das ist etwas, das uns verbindet. Genauso wie uns der Wunsch nach engeren Energieverbindungen mit anderen EU-Ländern eint“, so Fiala nach dem Gipfel. Wie die Sudetendeutsche Zeitung bereits mehrfach berichtete, investiert insbesondere Tschechien massiv in den Ausbau der Kernenergie, die die Europäische Union als grüne Energie fördert. So soll noch in der ersten Jahreshälfte entschieden werden, welcher Konzern die nächsten vier Reaktorblöcke baut, die ab 2036 ans Netz gehen sollen. Torsten Fricke

Petr Pavel kam per Fallschirm zum Galaabend „Luftsportler des Jahres“ in Raudnitz an der Elbe

Glück ab, Herr Präsident „Hopptausend, zwotausend, dreitausend, viertausend. Überprüfe Kappe, halte Umschau.“ Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel war als Ehrengast zur Gala „Luftsportler des Jahres 2023“ eingeladen und reiste standesgemäß an – per Fallschirmsprung.

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eim Einsteigen wurde das Staatsoberhaupt von Verkehrsminister Martin Kupka empfangen, der sich aber aufs Mitfliegen beschränkte. 1500 Meter über Raudnitz an der Elbe sprang Pavel dann ab. Der Automatikschirm öffnete sich ohne Probleme, und Pavel landete gekonnt am Zielkreuz. Pavel, der seinen ersten Fallschirmsprung mit 15 Jahren gemacht hat, dürfte damit das erste amtierende Staatsoberhaupt sein, das selbst aus einem Flugzeug gesprungen ist. In einer Online-Umfrage sagten übrigens 89 Prozent der Tschechen, daß sie die Aktion ihres Präsidenten gut finden. Fotos: České Televice

Munition für die Ukraine

Fußballverband sucht Sponsor

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er tschechische Fußballligaverband LFA sucht einen neuen Titelsponsor. Die Ausschreibung bezieht sich auf den Zeitraum ab der kommenden Saison 2024/25 bis zur Spielzeit 2028/29 und umfaßt erste und zweite Liga. Man wende sich an potentielle Bewerber sowohl aus Tschechien als auch aus dem Ausland, hieß es von der LFA. Seit der Saison 2018/19 ist der Wettanbieter Fortuna der Titelsponsor der beiden tschechi-

schen Profiligen. Laut Schätzungen zahlt das Unternehmen rund 80 Millionen Kronen (3,16 Millionen Euro) pro Jahr an den Verband.

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Neuer Bischof von Leitmeritz

ei einem feierlichen Gottesdienst ist Stanislav Přibyl am Samstag zum neuen Bischof von Leitmeritz geweiht worden. Die Feier fand in der Kathedrale St. Stephan statt. Mit 52 Jahren ist Přibyl derzeit der jüngste Bischof in Tschechien. Die Neubesetzung des Amtes war notwendig geworden, weil der vorherige Bischof, Jan Baxant, mit 75 Jahren das festgelegte Höchstalter für die Funktion überschritten hatte. Přibyl wurde vor Weihnachten vom Papst ernannt. Er ist der insgesamt 21. Bischof in Leitmeritz.

200. Geburtstag von Bedřich Smetana

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as Nationaltheater in Prag hat mit einem Galakonzert am Samstagabend den 200. Geburtstag von Bedřich Smetana gefeiert. Bei dem fast vierstündigen Ereignis erklang Musik aus allen Opern des Komponisten. Es traten 17 Solisten auf, die vom Chor und Orchester begleitet wurden. Das ausverkaufte Konzert wurde live über eine Leinwand auf dem Platz vor dem Nationaltheater übertragen.

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Munition für die Ukraine

er tschechische Anbieter von Photovoltaikanlagen, Raylyst Solar, ist das sich am schnellsten entwickelnde Unternehmen Europas. Dies geht aus dem neuesten Ranking der Financial Times hervor, das am vergangenen Freitag veröffentlicht wurde. Demnach kam Raylyst Solar in den Jahren 2019 bis 2022 auf eine Wachstumsrate von 824,4 Prozent. Raylyst Solar wurde 2018 vom tschechischen Unternehmer Jan Kameníček gegründet. Die Firma hat ihre Zentrale in Prag, ist aber auch in Deutschland, Österreich, Slowenien und Italien tätig. Zu den 1000 sich am schnellsten entwickelnden Unternehmen Europas gehören noch zehn weitere aus Tschechien.

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


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Nach Schätzungen beläuft sich die Hilfe in den mehr als sieben Jahrzehnten auf einen zweistelligen Millionenbetrag

Mission erfüllt: Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde hört auf Eine mehr als 70jährige Erfolgsgeschichte geht zu Ende: Mit Ende des Monats Februar hat der Verein Sozialwerk der Akkermann-Gemeinde seine Tätigkeit eingestellt. Gegründet wurde der allgemein „Sozialwerk der AG“ genannte Verein 1950 zur Unterstützung der sozialen, karitativen und humanitären Anliegen der vier Jahre zuvor gegründeten Gemeinschaft der Ackermann-Gemeinde. In ihr sammelten sich diejenigen sudetendeutschen Heimatvertriebenen, die auf der Grundlage der Soziallehre der katholischen Kirche an der Neugestaltung kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Lebens aktiv mitwirken wollten.

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m 30. Oktober 1950 kamen in München namhafte Mitglieder der Ackermann-Gemeinde zusammen und gründeten einen eigenen rechtsfähigen Verein, der über den Satzungszweck und vor allem über doppelte Mitgliedschaften mit der Ackermann-Gemeinde eng verbunden war. Von den Gründungsmitgliedern seien der aus Ruppersdorf bei Reichenberg stammende Sozialpolitiker Edmund Leukert (1904–1983) und Dr. Martha Krause (1912– 2016) genannt. Leukert war schon 1946 Mitbegründer des Hauptausschusses für Flüchtlinge und VertriebePrägte das Sozi- ne beim Bayerialwerk wie kein schen Sozialmianderer: Franz nisterium und Olbert. später Bundestagsabgeordneter. Martha Krause (auch: Krause-Lang) stammte aus Oberammergau, war die Kriegswitwe eines Sudetendeutschen und leitete von 1945 bis 1948 das Fürsorgereferat im Bayerischen Sozialministerium. 1970 war sie Gründungsdirektorin der katholischen Stiftungsfachhochschule für Sozialarbeit in München. Die hauptsächliche Tätigkeit des Sozialwerkes bestand im Sammeln von Spenden und finanzieller Mittel bei staatlichen und privaten Fördereinrichtungen für verschiedene soziale Projekte. Selbstverständlich haben sich die Projekte im Laufe der Zeit gewandelt. In den 1950er und 1960er Jahren stand die Unterstützung der sudetendeutschen heimatvertriebenen Brü-

der und Schwestern in der DDR im Vordergrund. Diese durften sich ja selbst in keinen Vereinen organisieren. Für die Landsleute in Westdeutschland gründete und betrieb das Sozialwerk etwa zehn Jahre das Lehrlingswohnheim St. Gunther in Neutraubling bei Regensburg und eine Familienerholungsstätte in Franken bei Weißenstadt, das nach dem Zettlitzer Heimatpfarrer Monsignore Rudolf Hacker (1895–1959) benannte PfarrerHacker-Haus (1952–84). In den Jahren 1965 bis 1967 öffnete sich der Eiserne Vorhang vor der alten Heimat ein wenig, und das Sozialwerk konnte persönliche Kontakte zu Priestern und Laien der verfolgten Kirche in der ČSSR knüpfen. Als sich der Vorhang 1969/70 wieder nahezu schloß, wurden innerhalb des Sozialwerkes in jeder Diözese, in der die AckermannGemeinde vertreten war, Osthilfekreise gegründet. Nur über private Anschriften waren Paketsendungen möglich. Zeitweise unterstützten 500 Mitglieder des Sozialwerkes ein oder auch mehrere Personen in der Tschechoslowakei. Etwa 2000 Priester und Theologiestudenten (darunter der spätere Kardinal Vlk) und Laien konnten so bis 1989 mit theologischer Fachliteratur, aber auch mit technischen Geräten bis hin zum Auto Škoda 105 versorgt werden. Auf spiritueller Ebene unterstützte man sich im Gebet, etwa über den Rosenkranz. Er wurde an einem festgelegten Wochentag und Stunde gleichzeitig zum Beispiel in Bamberg und in Leitmeritz gebetet. Nach der Wende konnten aus Bundesmitteln etwa 2000 bedürftige heimatverbliebene Rentner mit anfangs 50 DM im Jahr (später 50 Euro) unterstützt werden. Die deutschen Landsleute in der Tschechoslowakei hatten aufgrund ihrer beruflichen Benachteiligung meist geringe Renten. Seit 1977 wurde die Kartenaktion durchgeführt, das heißt das Sozialwerk verschickte jedes Jahr in der Adventszeit ein selbst erstelltes Postkartenmäppchen an bis zu 30 000 Adressen mit der Bitte um Spenden für seine Hilfsprojekte. Damit wurden vor allem nach der Wende 1989 zahlreiche Renovierungen von Kirchen und Friedhöfen, Schulen und Bildungseinrichtungen, religiöse Publikationen und Deutschsprachkurse für Priester gefördert beziehungsweise ermöglicht. Ein nachhaltiges Ver-

Eines der vielen Projekte, das das Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde unterstützt hat, war die Wiederbelebung des Wallfahrtsortes Maria Stock (rechts eine Postkarte aus den 1930er Jahren) östlich von Karlsbad. Nach der Vertreibung war die Kirche – im Gegensatz zu den Gehöften in der Nachbarschaft – nur deshalb nicht von den kommunistischen Machthabern abgerissen worden, weil das Gotteshaus ein Orientierungspunkt für das tschechische Militär war. Neues Leben kehrte nach der Jahrtausendwende durch den Bürgerverein „Unter einem Dach“ (Pod střechou), die heimatverbliebenen Deutschen des Egerlandes sowie einige engagierte Einzelpersonen in Maria Stock ein. Sie machten es sich zur Aufgabe, dieses Kulturdenkmal zu erhalten und neu zu beleben. Seither finden in Maria Stock die traditionsreichen deutsch-tschechischen Wallfahrten am 1. Mai und am ersten Sonntag im Juli statt. Fotos: Wikipedia/ CC BY-SA 4.0/Jrybar/ Xvrat01

dienst des Sozialwerkes ist die Anregung zur Gründung des bischöflichen Hilfswerkes Renovabis der Deutschen Bischofskonferenz im Jahre 1993. Ein großes Projekt konnte leider nicht verwirklicht werden. Im Jahr 2000 schlossen sich die drei sudetendeutschen Sozialwerke der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der Seliger-Gemeinde und der Ackermann-Gemeinde zu einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Staatssekretär a. D. Wolfgang Egerter (1930– 2008) zusammen. Ziel war eine Wiedergutmachungszahlung für sudetendeutsche Opfer der Nachkriegs-Zwangsarbeit in der Tschechoslowakei. Die Mittel dazu sollten vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds bereitgestellt werden. Die politische Lage und journalistischer Mißbrauch brachten das Projekt im Umfang von acht Millionen Euro im Herbst 2003 zu Fall. Wegen nicht erhalten gebliebener Unterlagen ist kaum noch zu ermitteln, welche Summe das Sozialwerk in den sieben Jahrzehnten seines Wirkens aufgebracht hat. Mithilfe verschiedener Hochrechnungen dürfte ein zweistelliger Euro-Millionenbetrag realistisch sein. Allein die

Kartenaktion brachte in den letzten 25 Jahren den Ertrag von 2,5 Millionen Euro. An dieser Stelle gäbe es Dutzenden von Landsleuten für ihr jahrzehntelanges Engagement im Sozialwerk zu danken. Stellvertretend seien für ihr herausragendes Engagement genannt: das Ehepaar Dr. Alfred (1910–1989) und Charlotte Kanabas (1920–2004), Maria Weiß (1924–1995), Willi Lucke (1913–2011) und nicht zuletzt Franz Olbert (1935―2023). Die gesellschaftlichen Entwicklungen in der alten, aber auch in der neuen Heimat haben sich geändert. Die Notwendigkeit humanitärer Förderungen in der heutigen Tschechischen Republik ist gottlob gering. Bildungsprogramme können von anderen Fördereinrichtungen wirksamer unterstützt werden. Einige Maßnahmen wie zum Beispiel die Kartenaktion werden vom Bundesverband der Akkermann-Gemeinde nach Möglichkeit weiterhin durchgeführt. Aber mit der Auflösung des Sozialwerkes ist ein historisch bedeutsames Kapitel karitativer Arbeit sudetendeutscher Heimatvertriebener abgeschlossen worden. Dr. Raimund Paleczek

Rückblick auf 74 Jahre Engagement

Das Sozialwerk und seine Persönlichkeiten Protektoren 1951–1959 1960–1968 1968–1985 1985/86 1986–2010 2010–2024 Vorsitzende 1950–1952 1952–1959 1959–1983 1983–2009 2010–2024

Msgr. Johann Nep. Remiger, letzter deutscher Weihschof in Prag Abt Petrus Möhler OPraem., letzter deutscher Abt im Kloster Tepl Dr. Wolfgang Böhm OPraem., Abt von Kloster Tepl in Schönau Msgr. Gerhard Pieschl, Weihbischof in Limburg nicht besetzt Dr. Emmeram Kränkl OSB, Abt emeritus von St. Stephan in Augsburg Edmund Leukert Dr. Martha Krause Msgr. Alfons Possel Prälat Dr. Wolfgang Klieber Msgr. Dieter Olbrich

Geschäftsführer 1950–1952 Dr. Hermann Ebert, Priester der Erzdiözese Prag/München 1952–1976 Adolf Kunzmann 1976–2011 Franz Olbert 2011–2022 Matthias Dörr 2022–2024 Adriana Insel

Mitgliederversammlung der Jugend für Mitteleuropa mit Treffen der Böhmerwaldjugend und der Egerland-Jugend in Nördlingen

Mario Hierhager als SdJ-Vorsitzender bestätigt „Mehr Gemeinschaft, mehr Verständnis“ – dieses Motto ziert das Logo der SdJ-Jugend für Mitteleuropa e. V. und war auch das Leitthema in Nördlingen, wo erstmals die SdJ-Mitgliederversammlung mit weiteren Treffen zweier Mitgliedsverbände stattgefunden hat.

S

o trafen Aktive der Mitgliedsgruppen Böhmerwaldjugend (BWJ) und Egerland-Jugend (EJ) zu ihrer Zukunftswerkstatt beziehungsweise zum Landesjugendtag des Landesverbandes Baden-Württemberg zusammen und nahmen anschließend auch bei der Mitgliederversammlung der SdJ-Jugend für Mitteleuropa e.V. teil, bei der auch turnusgemäß Neuwahlen der Vorstandsschaft anstanden. Nach dem Kennenlernen am Freitagabend fanden am Sams-

Treffen der SdJ-Jugend für Europa sowie der Böhmerwaldjugend und der Egerland-Jugend in Nördlingen.

tagvormittag die Zukunftswerkstatt der Böhmerwaldjugend (BWJ) und der Landesjugendtag der Egerland-Jugend (EJ) Baden-Württemberg statt. Als Gäste mit dabei waren bei der BWJ die Bundesvorsitzende des Deutschen Böhmerwaldbundes, Birgit Kern, und bei der EJ der Bundesvüarstäiha des Bundes der Eghalanda Gmoin, Volker Jobst. Nach der Mittagspause kamen alle wieder zusammen, um die Mitgliederversammlung der

Der neue SdJ-Vorstand (von links): Marcus Baier, Mario Hierhager, Theresa Unfug, Jenny Neuberger, Alexander Stegmaier, Stefanie Januschko, Claudia Beikircher, Peter Polierer und Anja Jobst. Fotos: SdJ

SdJ-Jugend für Mitteleuropa zu begehen. Als besondere Neuigkeit wurde die – wie es in schönstem Juristendeutsch heißt – Übernahme der Sachherrschaft der SdJ über den Zeltplatz in Gaist-

hal verkündet. Nach jahrelangem Bemühen war es nämlich in der Woche davor gelungen, die komplizierte Besitzstruktur zu entwirren und nun endlich in einer Hand zusammenzulegen. Im Anschluß wurde der Vorstand gewählt. Vorsitzender bleibt Mario Hierhager aus Freising. Der Psychologiedoktorand steht der SdJ bereits seit 2018 vor. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Stefanie Januschko, derzeit Referendarin für das gymnasiale Lehramt in Bamberg, Alexander Stegmaier, KFZ-Mechatroniker aus Wasseralfingen, und Marcus Baier, Teamleiter in der Qualitätssicherung aus Ergolding, gewählt. Baier ist im Vorstand künftig auch für die Angelegenheiten des Zeltplatzes Gaisthal zuständig. Als Geschäftsführerin wurde Jenny Neuberger aus Ellen-

berg bestätigt. Im erweiterten Vorstand als Beisitzer fungieren die beiden ehemaligen Bundesvorsitzenden Claudia Beikircher aus Ellwangen und Peter Polierer aus Landshut. Neu hinzugestoßen in diesem Gremium sind Anja Jobst aus Heidelberg und Theresa Unfug aus München. Sichtlich schwer fiel allen aber die Verabschiedung von Dorothea Hägele, die dem Vorstand lange angehört hat. Sie fungierte zuerst als Geschäftsführerin und zuletzt als Beisitzerin. Der neue Vorstand wird ihre Eloquenz und in erster Linie ihren punktgenauen Sachverstand vermissen. Abends stand wieder der gemütliche Teil im Vordergrund. Ganz in der Tradition der SdJ und aller ihrer Kulturgruppen wurde viel gesungen, getanzt und gelacht.


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TERMINE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

Festabend am Dienstag, 19. März, mit Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf

75 Jahre Landesgruppe Bayern

Dienstag,

19. März, 19.00 Uhr, SL-Landesgruppe Bayern: Festabend zum 75jährigen Bestehen mit Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf und Volksgruppensprecher Bernd Posselt. Löwenbräukeller, Nymphenburger Straße 2, München. Anmeldungen an die Geschäftsstelle der SL-Landesgruppe Bayern, Hochstraße 8, 81669 München oder per eMail an Geschaeftsstelle@sudeten-by.de beziehungsweise per Telefax an (0 89) 48 00 03 96.

A

m 25. Januar 1946 kamen beim ersten Vertriebenentransport aus dem Sudetenland rund 1200 Sudetendeutsche in Bayern in Furth im Wald an. 15 Millionen Deutsche erlitten nach dem Krieg das Vertreibungsschicksal. Über zwei Millionen wurden dabei ermordet oder starben an Krankheit und Erschöpfung. Allein Bayern nahm bis 1950 rund 2,1 Millionen Heimatvertriebene auf. Die größte Gruppe waren mit rund einer Million die Sudetendeutschen. Bereits am 12. Juli 1945 wurde in München die „Sudetendeutsche Hilfsstelle“ gegründet, um die Landsleute zu unterstützen. Bereits Ende 1948 existierten in Bayern mehr als 50 lokale sudetendeutsche Organisationen; der Zusammenschluß zu einem Landesverband erfolgte am 16. Januar 1949. Erster Landesobmann wurde Rudolf Lodgman von Auen, der nach der Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft als bundesweite Organisation am 25. Januar Bis Sonntag, 7. April, Son-

derausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon... Otfried Preußlers Erzählwelten“. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr. Isergebirgs-Museum Neugablonz, Bürgerplatz 1, Kaufbeuren. Bis Samstag, 20. April, Sonderausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen: „Stillgeschwiegen! – Die Vertriebenen in der SBZ und DDR“. Öffnungszeiten: täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr. DDR-Museum, St.Wolfgang-Straße 2–4, Berlin. Bis Freitag, 24. Mai, Ausstellung „Kampf um die Demokratie. Plakate aus dem Wahljahr 1924“. Staatsarchiv, Hainstraße 39, Bamberg. Freitag, 8. März, 13.00 bis 14.00 Uhr sowie 16.00 bis 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Frauen-Geschichte(n)“. Sonderführung zum Weltfrauentag mit Dr. Amanda Ramm, Treffpunkt Museumskasse. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 9. März, 14.00 Uhr, Heimatkreis KaadenDuppau: Gedenkfeier mit Kranzniederlegung anläßlich des 4. März 1919. Treffpunkt am Haupteingang um 13.40 Uhr. Friedhof, Kaaden (Kadaň). Samstag, 9. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Bad Kötzting: Literarisches Café „Mahbuba Maqsoodi – Der Tropfen weiß nichts vom Meer“. Leonhard Fuchs stellt die Erinnerungen der Autorin vor. Hotel Post, Herrenstraße 10, Bad Kötzting. Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Unter dem steinernen Meer“. Lesung von Dr. Peter Becher. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: „Schockanrufe und Betrug am Telefon“. Vortrag eines Polizeiexperten. Anmeldung per Telefon unter (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@ sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld.

Auf dem Sudetendeutschen Tag 2022 in Hof: Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf und Bayerns Landesobmann Steffen Hörtler. Foto: Torsten Fricke, Bundesarchiv/ Bedel/CC-BY-SA 3.0 1950 in Detmold auch Sprecher der Volksgruppe wurde. Im Rahmen des Festaktes soll die 75jährige Geschichte der der SL-Landesgruppe Bayern gewürdigt werden, erklärt Steffen Hörtler, Landesobmann der SL Bayern, und erinnert an die Anfangszeit: „Eine Million Sudetendeutsche kam im Gefolge des Zweiten Weltkrieges nach Bayern. Entrechtet, enteignet und heimatlos fanden sie aus bitterer Not heraus wieder ihren Lebensmut. Mehr noch: Sie wollten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.“ Die Landesgruppe sei bis heute, so Hörtler, „für unsere Volksgruppe die kräftige Stimme und der Hort eines einzigartigen

Zusammenhalts – von der Erlebnisgeneration bis zu den vielen Nachfahren, die sich zu ihrer sudetendeutschen Identität bekennen“. 75 Jahre SL-Landesgruppe stünden „für 75 Jahre großartigen Einsatz für die Rechte unserer Landsleute, 75 Jahre überzeugtes Engagement für Freiheit, Demokratie und Völkerverständigung in Europa und 75 Jahre unerschütterliche Liebe zur Heimat – in Böhmen, Mähren und Schlesien wie heute auch in Bayern“. Die besondere Bindung zu Bayern macht ein weiteres Jubiläum deutlich: Vor siebzig Jahren, am 6. Juni 1954, hat Bayerns

VERANSTALTUNGSKALENDER Sonntag, 10. März, 14.30

Uhr: SL-Kreisgruppe Fulda: März-Gedenkfeier mit Kranzniederlegung am Gedenkstein der Heimatvertriebenen. Gedenkrede: Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Frauenberganlagen, Marienstraße, Fulda. Donnerstag, 14. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: „900 Jahre Kunreuth, eine evangelische Enklave“. Vortrag von Eberhard Heiser, Café Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Donnerstag, 14. März, 16.00 Uhr: „Tracht(en)Kunst. Foto-Diptychon-Montagen zur Wischauer Festtagstracht“. Führung durch die Sonderausstellung mit Dr. Lilia Antipow. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 14. März, 18.00 bis 20.00 Uhr, Hanns-Seidel-Stiftung: „Sudetendeutsche – wer sind sie?“ Online-Gespräch mit Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. Mehr auf der Webseite www.hss.de Freitag, 15. März, 16.00 Uhr, Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen: OnlineRechtsworkshop mit Schwerpunkt Vereins- und Satzungsrecht. Anmeldung bis 10. März per eMail an birgit.aldenhoff@ kulturstiftung.org Freitag, 15. März, 19.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Die letzten Österreicher“. Ein Dokumentarfilm von Lukas Pitscheider. Kino Krokodil, Greifenhagener Straße 32, Berlin. Samstag, 16. März, 10.00 Uhr, Südmährerbund: 61. Kulturtagung. Anmeldung für Online-Teilnahme per eMail an slr@ suedmaehren.de Präsenz: Altes Rathaus, Hauptstraße 19, Geislingen. Samstag, 16., 11.00 Uhr, bis Sonntag, 17. März, 13.00 Uhr, Paneuropa-Union Deutschland: 61. Andechser Europatag. Klostergasthof, Bergstraße 9, Andechs.

Samstag, 16. März, 15.00

Uhr, Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising und Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Passionskonzert „Seht an das Gotteslamm“. Musik zur Passion Christi mit dem Duo connessione (Carina Kaltenbach-Schonhardt, Violine und Tomáš Spurný, Orgel). Asamkirche, Sendlinger Straße 32, München. Samstag, 16. März, 15.30 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Die letzten Österreicher“. Ein Dokumentarfilm von Lukas Pitscheider. Bundesplatz-Kino, Bundesplatz 14, Berlin. Sonntag, 17. März, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz) in Kooperation mit dem Kultur-Schloß Theuern: „Auf a Melange im Café Central“. Ein musikalischer Streifzug durch die Kaffeehauskultur der Donaumonarchie mit Iris Marie Kotzian (Sopran), Anna-Sophia Kraus (Violine) und Christoph Weber (Klavier). Eintritt 10 Euro. Vorverkauf über www. okticket.de Kultur-Schloß Theuern, Portnerstraße 1, Kümmersbruck. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Deutsch-Tschechischer Marionettenabend „Spejbl und Hurvínek treffen auf Mozart und Musik“. Anmeldung per eMail an sekretariat@gh-h.de oder unter Telefon (02 11) 1 69 91 11. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): „Am Tanze fehlte es nicht ….“ Der junge Friedrich Smetana (1824–1884) in Tagebuch und Musik – Lesung und Konzert zum 200. Geburtstag. Mit Thoma Jaron-Wutz (Tenor), Marek Kozák (Klavier), Helmut Becker (Lesung) sowie Olga Mojžíšová und Václav Petrbok (Einführung). Eintritt frei. Festsaal des

damaliger Ministerpräsident Hans Ehard auf dem Sudetendeutschen Tag erklärt, daß der Freistaat die Schirmherrschaft über die sudetendeutsche Volks- Ministergruppe über- präsident Hans Ehard nimmt. Die Sudeten- (10.11.1887– deutsche Zei- 18.10.1980). tung zitierte Ehard damals mit folgenden Worten: „Bayern ist stolz auf den Fleiß, die Ausdauer und die Ergebnisse sudetendeutscher Arbeit, Bayern ist glücklich über den kulturellen Reichtum, der durch Sie in unser Land gekommen ist. Eingedenk der geschichtlichen Verbundenheit, eingedenk auch der Tatsache, daß mehr als die Hälfte der Heimatvertriebenen in Bayern Sudetendeutsche sind, habe ich mich bereit erklärt, der an mich ergangenen Bitte zu entsprechen, namens der Bayerischen Staatsregierung die Schirmherrschaft über die große Gemeinschaft der sudetendeutschen Volksgruppe zu übernehmen. Ich bitte Sie, darin das Zeichen der bayerischen Verbundenheit, bayerischer Aufrichtigkeit und bayerischen Dankes zu sehen. Das bayerische Volk weiß sich mit Ihnen einig in dem heißen Wunsch um Erhaltung des Friedens und um Lösung aller weltpolitischen Probleme.“ Torsten Fricke Bezirks Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Dienstag, 19. März, 16.00 bis 18.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Schreibcafé „Lebendige Erinnerung“. Teilnahmegebühr: 15 Euro. Anmeldung per eMail an info@sudetendeutschesmuseum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37. Sudetendeutsches Museum, Treffpunkt Museumskasse Hochstraße 10, München. Dienstag, 19. März, 19.00 Uhr, SL-Landesgruppe Bayern: 75-Jahr-Feier der Landesgruppe (siehe oben). Anmeldung erforderlich per eMail an Geschaeftsstelle@ sudeten-by.de, SL-Landesgruppe Bayern, Hochstraße 8, 81669 München oder per Telefax an (0 89) 48 00 03 96. Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz, Nymphenburger Straße 2, München. Mittwoch, 20. März, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Krefeld: Monatstreffen der SL-Frauengruppe. Anmeldung per eMail gr@gertraud-rakewitz.com oder per Telefon unter (0 65 97)13 68. Pfarrheim der Heiligen Schutzengel, Hauptstraße 18, Krefeld. Mittwoch, 20. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Diese Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzen deutschen Volkes werden … – Hellmuth Stieff (1901– 1944) und das NS-Regime“. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Freitag, 22. März, 10.00 Uhr, SL-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Landesversammlung mit Neuwahlen. Steffen Hörtler, stellvertretender Bundesvorsitzender, spricht zum Thema: „Positive Ansätze zur Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen“. Als Gäste zugesagt haben Kristina Larischová, Generalkonsulin der Tschechischen Republik, und Beauftragter Heiko Hendriks. Anmeldung per eMail an werner.appl@sudeten-nrw.de Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

Buchpräsentation mit Sonderführungen

Architektur & Museum Donnerstag, 14. März, 18.00 Uhr: Buchpräsentation „Architektur und Museum“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Im Hirmer-Verlag ist der umfangreiche Bildband „Sudetendeutsches Museum“ erschienen, der auf 184 Seiten die Architektur sowie die Exponate des Sudetendeutschen Museums würdigt. Nach der Einführung durch Dr. Ortfried Kotzian, Vorsitzender des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung, wird Architekt Johannes Probst (Foto) das Buch vorstellen. Für die Realisierung des Sudetendeutschen Museums ist Probst 2023 mit dem Großen Sudetendeutschen Kulturpreis ausgezeichnet worden. Den Abschluß des Abends bildet ein Empfang im Museumscafé. Der Eintritt ist frei. Im Nachgang der Buchpräsentation finden am Samstag, 16. März, zwei Museumsführungen mit Dr. Ortfried Kotzian und Johannes Probst (pmp-

Architekten) unter dem Motto „Architektur und Museum“ statt. Beginn ist um 10.00 Uhr beziehungsweise 12.00 Uhr. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung notwendig, und zwar per eMail an info@ pmparchitekten.de

Fritz-Jeßler-Ostersingwoche Freitag, 22. bis Donnerstag, 28. März: „67. Fritz-Jeßler-Ostersingwoche– Mit Musik in den Frühling“. Die „Fritz-Jeßler-Ostersingwoche“ ist aus dem Jahreskreis am Heiligenhof nicht wegzudenken – ein magischer Anziehungspunkt während der Karwoche für alle Generationen seit mehr als 60 Jahren. Musik, Tanz, Ausflüge, Vorträge – der Heiligenhof bietet eine Woche voller Kultur, Musik und Begegnung. Den Tag bestimmt die Musik: Nach dem Wecken, das kleine Vokaloder Instrumentalensembles übernehmen, dem Singen im Morgenkreis und Frühstück, stehen für die Erwachsenen über den Tag verteilt mehrere Proben im Chor auf dem Programm: Werke alter und neuer Meister sowie Lieder und Chorsätze zur Jahreszeit werden einstudiert. Neben Volksliedern stehen auch Madrigale aus Italien, England und Frankreich auf dem Programm. Tägliches Einsingen und Stimmbildung sind ein weiterer wichtiger Baustein. Als Abwechslung stehen Volkstanzen, Ausflüge sowie abends Vorträge und Lesungen auf dem Programm. Auch ein Singwochenorchester wird sich wieder zusammenfinden (Bitte Instrumente mitbringen). Ebenso hat das Bilden von spontanen Ensembles Tradition, neue Teilnehmer sind immer herzlich willkommen. Am Mittwochabend wird das Erlernte in einer Abschlußveranstaltung auf dem Heiligenhof präsentiert. Kinder werden im Rahmen der Kindersingwoche betreut. Dabei bietet Carina Jochheim, Sozialpädagogin aus Arnsberg, mit ihrem Team den bis zu 14jährigen ein kreatives Programm mit Musizieren, Spielen, Basteln und Malen an. Die musikalische Leitung der Singwoche übernimmt wieder Astrid Jeßler-Wernz, die Tochter des Singwochengründers Fritz Jeßler. Die Tanzleitung liegt in den Händen von Martina Blankenstein. Organisatorisch unterstützt wird die Singwoche durch Bernhard Goldhammer und Gisela Muschiol, die auch für das Begleitprogramm mit Lesungen, Vorträgen und mehr verantwortlich zeichnen. Weitere Informationen zu Preisen und Unterbringung über den Heiligenhof (siehe unten) oder per eMail an hoertler@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration

Teil 2: „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ Bis Freitag, 12. April, zweiter Teil der Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht. Vertreibung und Integration“. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr. Die Ausstellung, die das Team Dr. Lilia Antipow

(HDO), Patricia Erkenberg M.A. (HDO), Prof. Dr. Daniela Neri-Ultsch (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Universität Regensburg) und Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des Hauses des Deutschen Ostens) kreiert hat, wird nach dem Erfolg im Sommer in einer erweiterten Version gezeigt.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

AKTUELL · KOLUMNE

5 Mut tut gut

Der Reichtum des Alltags

U

Referenten auf dem Heiligenhof (von links): Dr. Peter Becher, David Vondraček, Martin Dzingel, Lorenz Loserth, Veronika Kupková, Werner Honal und Klaus Hanisch.

Foto: Hildegard Schuster

Wurzeln in Böhmen – Die Kinder- und Enkelgeneration der Heimatvertriebenen auf der Suche nach Erinnerung, Teil 2 und Ende

Erinnerung führt zu Verständigung

Im abschließenden zweiten Teil des Berichts über das Seminar „Wurzeln in Böhmen – Die Kinder- und Enkelgeneration der Heimatvertriebenen auf der Suche nach Erinnerung“, das vor kurzem auf dem Heiligenhof stattgefunden hat, geht es unter anderem um die Erinnerungskultur in Tschechien. Insbesondere der Dokumentarfilm „Töten auf Tschechisch“ von David Vondráček, aber auch die Recherchen von Veronika Kupková nach sudetendeutschen Spuren in Böhmen sind hier wegweisend. Außerdem stellte Dr. Peter Becher seinen aktuellen Roman „Unter dem Steinernen Meer“ vor.

D

ie erfolgreiche und vielgefragte Autorin sowie tschechische Pädagogin und Projektkoordinatorin Veronika Kupková gilt als Spezialistin für das Thema „deutsch-tschechische Versöhnung und Verständigung“ und will mit ihrer Arbeit zum Abbau von Vorurteilen beitragen. In ihrem spannenden Vortrag unter dem Titel „Entschieden für Verständigung“ machte sie ihre Verständigungsarbeit an zahlreichen Beispielen deutlich. Kupková, seitens ihres Großvaters mit deutschen Wurzeln, hat es mit zahlreichen Bildungsprojekten geschafft, junge Tschechen mit Zeitzeugen in Kontakt zu bringen. Daraus entstand der Dokumentarfilm „Generation N: Deutschböhmen“. Junge Tschechen äußern sich im Film über die Geschichte der Deutschen und Tschechen und bringen Meinungen und Gefühle zum Ausdruck. Er ist auch online zu finden unter dem Link https://1url.cz/Hubq7 Kupková hat darüber hinaus im Rahmen eines Schulprojekts mit Schülern und Lehrerkollegen sowie deutschen und tschechischen Zeitzeugen im Jahr 2019 ein Buch über die verschwundene historische Stadt Preßnitz/Přísečnice mit dem Titel „Preßnitz lebt“ geschrieben. Auf die Geschichte der über 600 Jahre alten Berg- und Musikstadt im Erzgebirge, die in den 1970er Jahren einer Talsperre weichen mußte, folgte der Film „Pressnitz lebt – Přísečnice žije“, zu sehen im Internet unter dem Link https://1url.cz/Rubqy Anschließend stellte Veronika Kupková ihr neuestes Werk vor. Ihr Interview-Buch „Mitten am Rande: Gespräche mit Menschen, die dem Sudetenland, einem Gebiet, das lange durch Vertreibung und mehrmaliger Zwangsumsiedlung geprägt wurde, ein neues Gesicht geben“ stellt engagierte Persönlichkeiten vor, die heute dort leben. Es handelt von Menschen, die sich nicht nur für sich selbst interessieren, sondern auch für den Rest der Gesellschaft engagieren, etwa weil sie sich für Natur, Geschichtsvermittlung oder Architektur einsetzen. Die Idee dafür sei bei Antikomplex während der Coronazeit entstanden. Das Buch sei ein bißchen wie ein Lifestyle-Magazin, aber es sei auch ein besonderer Reiseführer, wenn man das Grenzgebiet bereisen und neu entdecken wolle, erzählte die Referentin. Das inhaltliche Spektrum der passend präsentierten Zeitzeugenberichte umfaßte die Regionen, in denen die Seminarteilnehmer ihre familiären Wurzeln haben. Die rund 50 Gespräche, die Veroni-

Die alte Postkarte zeigt den Ortskern von Pressnitz mit Rathaus und Kirche. Die westböhmische Bergbausiedlung, die nach dem gleichnamigen Fluß benannt ist, wurde bereits 1335 erstmals urkundlich erwähnt. Nach der Vertreibung der Sudetendeutschen verfiel die Stadt zusehends. Am 6. Juni 1973 wurden das Schloß und weitere Häuser am Marktplatz gesprengt. Diese Sprengung wurde in einem tschechischen Dokumentarfilm festgehalten und diente als Kulisse des deutschen TV-Films Traumstadt von Regisseur Johannes Schaaf. Anfang 1974 standen nur noch wenige Häuser von Preßnitz. Zuletzt wurde das Rathaus abgerissen. Der Bauschutt wurde im Preßnitz-Staudamm, einem Schüttdamm verwendet. Fotos: Wikipedia/CC BY 3.0 ka Kupková für das zweisprachige Buchprojekt geführt hat, wurden in vier Bände aufgeteilt. Die einzelnen Geschichten wurden dabei fein säuberlich nach den geographischen Regionen sortiert. Während der erste Teil Menschen aus dem Grenzgebiet zu Sachsen vorstellt, geht es im zweiten Band in den Nordosten

deutschsprachiger Prager, die im Frühjahr und Sommer 1945 aus Prag und der ehemaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Mit seinem Film „Töten auf Tschechisch“ hat Vondráček vor rund 15 Jahren in der Tschechischen Republik eine ebenso emotionale wie überfällige Dis-

Erdrückendes Dokument in der Dokumentation „Töten auf Tschechisch“: Ein Militärlaster überfährt in Prag die Leichen von erschossenen Sudetendeutschen.

Der Roman von Peter Becher ist 2022 im Vitalis-Verlag erschienen.

Tschechiens. Lesen kann man den ersten Teil online unter dem Link https://issuu. com/antikomplex/docs/uprostred_na_ okraji_de_issuu Teil II kann man direkt bei Antikomplex per eMail an info@ antikomplex.cz bestellen. Antikomplex ist eine gemeinnützige Organisation (gegründet 1998), welche sich der kritischen Reflexion der Geschichte Tschechiens widmet. Vom schwierigen Umgang mit der Geschichte handelten auch Vortrag und Filmpräsentation von David Vondráček. Der Fernsehreporter und Dokumentarfilmer widmet sich seit langem der modernen Geschichte Mitteleuropas und den demografischen Veränderungen dieses Teils des Kontinents. Am bekanntesten ist sein dokumentarisches Epos über die Geschichte des Sudetenlandes im 20. Jahrhundert, das aus fünf Teilen besteht. Der erste Band „Töten auf Tschechisch“ erregte internationales Aufsehen und wurde unter anderem mit dem Franz-Werfel-Preis des Bundes der Vertriebenen und 2013 dem Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. Für seinen Film „Love in the Grave“ erhielt Vondráček den ersten Preis für Autorenregie beim Independent Film Festival in Rom und den Böhmischen Löwen. Die Handlung des Films spielt auf dem zerstörten Friedhof lutherischer

kussion um die von Tschechen an Deutschen begangenen Vertreibungsverbrechen ausgelöst. Der Film, den das tschechische Fernsehen im Mai 2010 zur besten Sendezeit zeigte, ging auch den Seminarteilnehmern unter die Haut. Insbesondere der Filmausschnitt über die Erschießung von 40 deutschen Zivilisten. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die ihm Helena Dvořáčková zur Verfügung gestellt hatte, zeigen Menschen, die von Soldaten verprügelt werden, ein Mädchen hält die Hände hoch, auf der Straße knieen Männer und Frauen, die langsam zu Boden fallen, dann folgt eine besonders drastische Szene: Ein Militärlaster überrollt Leichen von erschossenen Sudetendeutschen, die am Straßenrand liegen. Vondráček rekonstruiert in seinem Film auch den Massenmord an deutschsprachigen Bürgern im nordböhmischen Postelberg/Postoloprty. Dort waren im Juni 1945 mindestens 736 Männer zusammengetrieben und umgebracht worden. Zu sehen ist der Film in einer deutschen Bearbeitung, die ZDFinfo ausgestrahlt hat, unter dem Link https://www. youtube.com/watch?v=2eYHmmh4Auw Die anschließende Diskussion mit Dokumentarfilmer Vondráček brachte auch die Grenzen der psychischen und emotionalen Belastbarkeit zu Tage. Eine seiner Großmütter sei eine Karpaten-

Das Buch von Veronika Kupková kann über Antikomplex bestellt werden.

deutsche und die andere eine Sudetendeutsche, was ihn auch bewog, sich für die Geschichte zu interessieren und damit auseinanderzusetzen. Ein Literatur-Höhepunkt war die Lesung des Literaturhistorikers und Schriftstellers Dr. Peter Becher, der die deutsch-tschechische Geschichte in seinem Roman „Unter dem Steinernen Meer“ erzählt. Becher, der familiäre Wurzeln in Karlsbad hat, ist neben seiner publizistischen Tätigkeit als Schriftsteller auch Vorsitzender des AdalbertStifter-Vereins. Er kennt die Geschichte und Lebenswirklichkeit von Deutschen und Tschechen wie kein zweiter. Einfühlsam las er Passagen aus seinem Roman über die Begegnung zweier Budweiser Jugendfreunde in einem südböhmischen Gasthaus – der deutsche Arzt Karl Tomaschek und der tschechische Ingenieur Jan Hadrava reflektieren ihr Leben, in das Krieg und Vertreibung tiefe Wunden geschlagen haben. „Die nächtliche Auseinandersetzung wird für beide zu einer schmerzhaften Begegnung mit der Vergangenheit, einer Entlarvung ihrer Erinnerungslücken und Verdrängung“, beschreibt der Klappentext das beim Vitalis-Verlag in Prag erschienene Werk. Spannend ist die literarische Verknüpfung von Politik und Zeitgeschichte mit schicksalhaften persönlichen Begegnungen zur Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkriegs bis Anfang der 1990er Jahre. Das fiktive Schicksal, Figuren und Gespräche habe er in den Kontext historischer Recherchen gestellt, erzählte Becher. Eine Übersetzung in die tschechische Sprache sei bereits in Arbeit. Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor am Heiligenhof, dankte Becher für sein Buch, das die deutsch-tschechische Geschichte in Zeiten von Nationalsozialismus, Krieg, Vertreibung, kommuSteffen Hörtler. nistischer Diktatur und westlicher Demokratie, Wünsche und Ängste, Hoffnungen und Lebensentwürfe, die zunichte gemacht wurden und letztendlich wieder erstanden sind, beschreibt. „Der Roman ist ein Muß, wenn man die geschichtlichen Zusammenhänge erfahren will“, so Hörtler. Hildegard Schuster

nser menschliches Leben vollzieht sich über weite Strekken im Alltag. Dazu gehört alles, dem nicht in irgendeiner Weise der Charakter des Besonderen anhaftet. Besonders sind in unserem Leben Feiern und Feste. Sie unterbrechen den Alltag. Auch mancher Moment in der Freizeit kann besonders sein. Unser Alltag hingegen ist der Normalfall des Lebens mit allem, was wir aus Gewohnheit oder Verpflichtung tun. Für gesunde Menschen ist der Alltag normalerweise von Arbeit geprägt. Die Arbeit ist Lebenserhalt. Sie nützt das Leben natürlich auch ab. Oft heißt Arbeit zudem, daß man sich in ein größeres Ganzes einfügen muß. Gehorsam und Verzicht auf Eigenwillen sind dann verlangt. Neben diesen beiden Fähigkeiten erleichtern auch andere Haltungen das alltägliche Arbeitsleben in bedeutsamer Weise: Fleiß, Ordnungsliebe, Reinlichkeit, Pünktlichkeit oder Sparsamkeit. Von Rainer Maria Rilke stammt der Satz: „Wenn dein Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an; klage dich an, daß du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu wecken.“ Vielleicht ist gerade die Arbeit ein gutes Beispiel, worin der verborgene Reichtum des Alltags besteht. Arbeit heißt nicht bloß Anstrengung, sondern auch schöpferische Tat. Sie ist ein Beitrag zum Miteinander auf vielen Ebenen der Gesellschaft. Außerdem kann, wer arbeitet, im Idealfall seine Talente entfalten. Ohne Arbeit würden sie verkümmern. In der Arbeit schließlich darf ich immer wieder die Freude erfahren, ein Werk anzufangen, durchzuführen und zu vollbringen. Gerade das Vollbringen – etwas geschafft zu haben – tut dem psychischen Leben außerordentlich gut. Ich kann dann auf die Mühen zurückschauen und darf mir sagen, daß es gut war, mich angestrengt zu haben. Im Idealfall werde ich außerdem von anderen aufgrund eines vollbrachten Werkes gelobt. Auch dies tut jedem Menschen gut. Was gehört sonst noch zu den Reichtümern des Alltags, von denen Rainer Maria Rilke sprach? Auf einer ganz grundsätzlichen Ebene machen sicher Begegnungen mit anderen Menschen den Alltag reich. Wir erfahren dadurch Zuspruch und Hilfe. Sicher ist nicht jede Begegnung, die wir im Alltag haben, angenehm. Manch ein Mensch, auf den wir treffen, strengt uns an, nervt oder ärgert uns. Doch auch dadurch können wir den Horizont unserer Erfahrung erweitern. Mindestens lerne ich mich dadurch selbst in meinen Gefühlen besser kennen. Zu den Reichtümern des Alltags gehört aber auch alles, was wir gewöhnlich ohne viel nachzudenken tun. Es beginnt mit dem Aufstehen am Morgen. Das Essen und manche kleine Ruhepausen gehören ebenfalls dazu. Mancher Reichtum besteht außerdem in dem, was wir wie selbstverständlich haben und nützen, beispielsweise die Wohnung. Es kommt immer auf den Blickwinkel an, was ich wie bewerte und wie dankbar ich für manche Gegebenheiten in meinem Leben bin. Vielleicht ist gerade die Fastenzeit, welche wir derzeit begehen, eine gute Möglichkeit, unseren Alltag in seiner Bedeutung neu und besser zu schätzen Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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FORUM � 4. März 1919

Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Heimatzeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimatblatt · Zuckmantler Heimatbrief

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

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PERSONALIEN

Selbstbestimmungsrecht der Völker den Ungarn nach 1848 mit dem neuen Kaiser Franz Joseph I. erdulden mußten. Denn der hatte ihnen die von seinem Vorgänger, dem gütigen Kaiser Ferdinand I., gewährten Zugeständnisse verweigert. Ihre Schutzmacht Frankreich hatte noch eine Revanche gegen das selbstherrliche Deutsche Reich für seine Niederlage 1871 offen. Und die Donaumonarchie hatte mit dem verhängnisvoll verlorenen Krieg 1866 gegen Preußen und den Norddeutschen Bund ihre Macht eines Vielvölkerstaates in Europa eingebüßt und war jetzt auch noch abhängiger Bündnispartner vom Kaiserreich Deutschland. Bei der Ordnung des Scherbenhaufens, den der Erste Weltkrieg hinterlassen hatte, sollten die von Woodrow Wilson in seiner Botschaft für das Jahr 1918 verkündeten 14 Punkte Richtschnur für die Friedensordnung sein. Das wichtigste Ziel darin war wohl das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Die nichtdeutschen Kronländer der Donaumonarchie hatten sich schon vor dem Waffenstillstand für selbständig erklärt, und die tschechischen Baumeister Tomáš G. Masaryk und Edvard Beneš zimmerten sich ihre Tschechoslowakei mit List und Tricks zu-

Rechtsordnung, das Schulwesen und die Kirchmatriken. Die Verfassung war vom Inhalt her demokratisch, fortschrittlich und vergleichbar mit der Verfassung Frankreichs. Sie enthielt sogar erstmals ein Frauenwahlrecht und behielt unbeschadet aller Wahlen bis 1938 ihre Gültigkeit. Im ersten Satz stand: „Das Volk ist die einzige Quelle aller ereits während der Tagung Staatsgewalt.“ des Österreichischen ReichsParagraph 1: „Die tschechorats am 3. Mai 1917 forderten slowakische Sprache ist die ofmehrere Kronländer das Ende fizielle Sprache der Republik.“ der Monarchie Österreich-UnTschechisch und Slowakisch sind garns und die Gründung eigener aber zwei verschiedene SpraNationalstaaten. Das war ein kachen. Paragraph 3: „Das Gebiet tastrophaler Querschlag aus den der Tschechoslowakischen Reeigenen Reihen für den an der publik bildet ein einheitliches Prager Karls-Universität ausgeund ungeteiltes Ganzes, dessen bildeten neuen Kaiser Karl I., der Grenzen nur durch ein Verfaseine Lösung der ausweglosen sungsgesetz abgeändert werden Kriegslage suchte und schließkönnen.“ Paragraph 128: „Allich wegen der Differenzen mit le Staatsbürger der ČSR sind vor Kaiser Wilhelm II. das Bündnis dem Gesetz vollständig gleich mit dem Deutschen Reich am 26. und genießen gleiche bürgerliOktober 1918 aufkündigte. che und politische Rechte ohne Obwohl der Krieg für die DoRücksicht darauf, welcher Rasse, naumonarchie erst mit dem WafSprache oder Religion sie sind.“ fenstillstand am 4. November Wir wissen, daß der Verfas1918 beendet war, wurden die sungstext nie Leitlinie der povon den Kronländern geforderlitischen Arbeit war. Den Wünten Veränderungen am 28. Okschen der Sudetendeutschen tober 1918 eigenmächtige Wirkhielt Alois Rašin, radikaler Natiolichkeit. Wir Sudetendeutschen nalist und ČSR-Mitgründer, den fanden uns durch die Ausrufung historischen Satz entgegen: „Das der Tschechoslowakischen ReSelbstbestimmungsrecht ist eine publik ungewollt in einem anschöne Phrase, jetzt aber, da die deren Staat wieder, zumal zwei Entente gesiegt hat, entscheidet Tage später auch das Kerndie Gewalt.“ land Österreich eine Republik Aber das SelbstbestimmungsDeutsch-Österreich sein wollte. recht spielte bei den verschiedeDas tschechische Militär besetznen Friedensverhandlungen für te alle deutschen Wohngebiete die jeweiligen Staaten bei der feund konfiszierte die Waffen. derführenden Entente ohnehin Die Deutschen in der neukeine besondere Rolle, denn dort en Tschechoslowakischen Repu- Tomáš Garrigue Masaryk und Ed- ging es allein um ihre Ansprüblik hofften im Hinblick auf das vard Beneš 1920. che zum Teil mit willkürlichen von Woodrow Wilson geforderGrenzziehungen entsprechend te Selbstbestimmungsrecht al- sammen. Ihr blumiges Verspre- der eigenen Interessen. Es wurler Völker auf einen Anschluß ih- chen eines modernen demokra- de auch mehr bestimmt oder verrer Kreise und neuen Provinzen tischen Staates nach Schweizer fügt, denn den beiden deutschan die neue Republik Deutsch- Vorbild gab es jedoch nie. Denn sprechenden Kaiserreichen Österreich. Damit fanden sie zwar in diesem neuen Vielvölkerstaat wurde noch nicht einmal ein Anbei den USA-Vertretern zunächst gab es trotz der Zusicherungen wesenheitsrecht gewährt. Verständnis, nur das Sagen hat- in der Verfassung von Anfang Unter diesen Diktaten der Sieten die Tschechen mit Unterstüt- an kein Recht auf Selbstbestim- germächte leiden wir bis heuzung der kriegführenden Mächte mung der Volksgruppen. Dies te buchstäblich jeden Tag und der Entente. Die Vorschläge wur- galt nicht nur für uns Deutsche hautnah, gleich ob es um den den kategorisch abgewiesen und als zweitgrößte Volksgruppe, Überfall Rußlands auf die Ukraider Verbleib aller deutschen Bür- sondern für alle Nichttschechen. ne oder die kriegerischen Ausger in der Tschechoslowakei be- Selbst die Slowaken, als Partner- einandersetzungen im Vorderen kräftigt. Sie wurden damit tsche- nation mit Zusagen ausgestattet, Orient und in Nordafrika geht choslowakische Staatsbürger. waren von den Machtverhältnis- mit den dadurch verursachten Ihre österreichische Staatsbür- sen der Tschechen abhängig. Flüchtlingsströmen. gerschaft behielten sie allerdings Die Verfassung des neuen Hätte dieses Selbstbestimformell bis zu den Verträgen von Staates war von der provisori- mungsrecht wirklich gegrifSaint Germain am 16. Juli 1920. schen Nationalversammlung mit fen, und hätten die neu gebilDie in den Reichsrat gewähl- 270 ausgesuchten Abgeordneten deten Staaten dieses für sich erten Abgeordneten der böhmi- – davon 54 Slowaken – nach wirkte oder erzwungene Recht schen Länder wollten deshalb den Vorkriegswahlen 1911 aus- auch auf ihre vielen Volksgrupam 4. März 1919 nach Wien rei- gearbeitet worden und wurde pen – wie in der zitierten Verfassen. Dies wurde ihnen mit der am 29. Februar 1920 angenom- sung festgelegt – innerhalb ihAbnahme ihrer Pässe verweigert. men. Andere Volksgruppen wa- rer Grenzen angewandt, hätten So kam es zu dem Gewir – davon bin ich neralstreik der deutfest überzeugt – weschen Bevölkerung im der einen Anschluß an ganzen Land mit ausdas Reich 1938 noch gesprochen friedliden viel verheerendechen Kundgebungen, ren Zweiten Weltkrieg in denen sie nicht geoder die unmenschligen das tschechische che Vertreibung von Volk demonstrierten, mehr als 15 Millionen sondern ihr Recht auf Menschen über uns freie Entfaltung einergehen lassen müsforderten. Das Militär sen. erhielt aber SchießbeAls leidvoll BetrofKaiser Franz Joseph I. fehl. Und so betrauern Kaiser Ferdinand I. fener von 1938, des wir bis heute den Tod Zweiten Weltkrieges von 54 unschuldigen Männern, ren in diesem Nationalausschuß und der Vertreibungen verneiFrauen und Kindern. Unter ih- nicht zugelassen. Für die weitere ge ich mich vor den Enkeln unnen befanden sich sogar zwei jü- Arbeit wurde der Wahltermin auf serer tschechischen Vertreiber. dische Mitbürger. den 18. April 1920 festgesetzt. Trotz der radikalen UmerzieOhnmacht griff um sich und Aber alle weiterreichenden Ge- hungsmaßnahmen ihrer Eltern Ratlosigkeit bei diesem ewi- setze wie Bodenreform, Staats- forschen sie nach der vorgefungen Spiel: „Wer gewinnt, hat die bürgerschaft, Wahl des Präsiden- denen deutschen Vergangenheit, Macht zu bestimmen, und wer ten und Notstandsgesetze ver- suchen freundschaftliche Beverliert, hat sich dieser Macht zu abschiedeten die ausgesuchten ziehungen zu uns Sudetendeutfügen.“ Vertreter schon jetzt. Aber die schen und wollen mit uns die Die Tschechen waren zwar Donaumonarchie muß wohl auch verlorene Kultur unseres Landes keine offiziellen Kriegsteilneh- für die Tschechen gut gearbeitet wieder neu beleben. Sie beteimer, aber sie rächten sich für die haben, denn diese übernahmen ligen sich sogar mit ihren Famiin ihren Augen nationale Demü- unverändert das gut funktionie- lie an unseren Sudetendeutschen Helmut Körner tigung, die sie im Gegensatz zu rende Verwaltungswesen, die Tagen.

Sicher muß man den 4. März 1919 unmittelbar mit dem Ersten Weltkrieg in Verbindung bringen. Der befand sich im Bereich der Donaumonarchie und damit auch für unsere deutschen Siedlungsgebiete im böhmischmährischen Raum schon vor seinem eigentlichen Ende in unkontrollierter Auflösung.

B

Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

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Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

Renaissance-Rathaus von 1591 in Hohenelbe.

� Verdiente Kreisobfrau

Christl Galfalvi † Am 26. Dezember starb Christl Galfalvi/Dittrich, die gute Seele der nordrhein-westfälischen SLKreisgruppe Bielefeld und langjährige Kreisobfrau, im 93. Lebensjahr.

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hristl Galfalvi kam am 21. März 1931 in Hennersdorf im Riesengebirgskreis Hohenelbe zur Welt. Dort wuchs sie auf und ging zur Schule. 1945 wurde sie mit ihrer Familie im Zuge der wilden Vertreibung binnen einer halben Stunde nach Sachsen vertrieben. Über einen Geschäftsfreund ihres Vaters kam die Familie schon 1945 nach Bielefeld. Dort baute ihr Vater wieder einen kleinen Textilbetrieb, eine Lohnnäherei, auf. In diesem arbeitete sie bis zur Schließung wegen der Textilkrise mit. Sie fand dann eine neue Aufgabe im Werksverkauf der Firma Florex, bis auch dieser Betrieb 1990 wegen der Konkurrenz aus Ostasien aufgeben mußte. Mit ihrem Vater, der zu den Gründern der SL in Bielefeld gehörte, wurde sie 1950 zunächst Mitglied in der Jugendgruppe der Landsmannschaft. Sie kümmerte sich vor allem um den Zusammenhalt der Frauen als Frauenreferentin und achtete darauf, daß jedes Mitglied einen Geburtstagsgruß bekam. Nach dem Wegzug des langjährigen Kreis­ obmanns Roland von Heidler 1989 übernahm sie ganz selbstverständlich als Kreisobfrau die Führung der Diaspora-Kreisgruppe. Ihre Stärke war der persönliche Kontakt zu den Landsleuten und Freunden, so auch aus dem beruflichen Umfeld. Durch die Teilnahme an den Landesfrauentagungen erhielt sie Anregungen und brachte diese in die Arbeit der Kreisgruppe ein. Auf Grund ihrer ausgeprägten Hilfsbereitschaft scharte sie einen großen Bekanntenkreis um sich. Für ihren Einsatz für die Landsleute wurde ihr 2006 das große SL-Ehrenzeichen und 2013 die Lodgeman-Plakette verliehen. Ihre große Leidenschaft waren Reisen, nicht nur die wiederholten Fahrten nach der Grenzöffnung in ihre Riesengebirgsheimat, sondern vor allem exotische Fernreisen in andere Kontinente, im Lande oft mit einfachen Verkehrsmitteln, so nach Afrika, wo sie beim Übersetzen mit einem schlichten Boot in den Fluß fiel. In Asien führten ihre Wege bis in die Mongolei und nach Nordvietnam. Ihre große Sehnsucht galt aber Indien, das sie mehrfach besuchte. Nach ihrer Rückkehr bereicherte sie die Heimatnachmittage jedesmal mit Bildvorträgen. Als vor etwa fünf Jahren ihre Kräfte nachließen, mußte sie ihre Wohnung aufgeben und zog in das Marienstift, wo sie zufrieden und fürsorglich betreut von ihren Freundinnen Christine Pauly und Margret Büscher ihren Lebensabend verbrachte. Wir werden Christa Galfalvi ein ehrendes Gedenken bewahren. Peter Hucker


Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste lud zur Ringveranstaltung und Feier in das Sudetendeutsche Haus in München ein. Den Festvortrag über die Schriftstellerin Ursula Haas zum 80. Geburtstag der Vizepräsidentin der Sudetendeutschen Akademie hielt der Verleger Marc Johne von der Edition Bodoni. Er beschrieb Werdegang und Leistungen der SL-Kulturpreisträgerin für Literatur von 1994. Aus Haas‘ Werken las Schauspielerin Laura Maire einige Texte. Den musikalischen Rahmen, in dem auch Kompositionen von Alfred Richter, dem Vater von Ursula Haas erklangen, lieferten Mezzosopranistin Susanna Frank mit Hedayet Jonas Djeddikar am Flügel.

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emessen an dem reichen literarischen Werk von Ursula Haas leistet unser Verlag einen kleinen Beitrag – aber ich denke, der kann sich sehen lassen und hat Bestand“, resümierte Marc Johne. Die Zusammenarbeit sei sehr freundschaftlich und vertrauensvoll: „Hier treffen sich aufs Wunderbarste die Ansprüche einer Autorin und gestalterische Intentionen ihres Verlages“, freute sich der Verleger aus Neuruppin-Buskow in Brandenburg. Johne schilderte, wie die Jubilarin Ursula Haas seine Edition Bodoni entdeckt hatte. Sie seien sich erstmalig an einem Märzsonntag auf der Leipziger Buchmesse 2016 begegnet, erinnerte sich Johne. Sie seien schnell ins Gespräch gekommen über das Leben, die schönen Künste im Allgemeinen, die Literatur in stürmischen Zeiten, das Büchermachen und die großen Fragen der Welt im Besonderen. Da Ursula Haas auf der Suche nach einem Verleger war, unterhielt man sich weiter und kam auf die sudetendeutschen Wurzeln, die Johne ebenfalls vorweisen konnte: „Meine Familie väterlicherseits stammt wie Ursulas auch aus Aussig“, erklärte er. Auch habe es noch weitere Vorfahren Johnes in anderen böhmischen Orten gegeben.

Wurzeln in Böhmen Die Schriftstellerin schickte ihm Bücher „und brachte das Verlagsteam zum Staunen“, so Johne. Er stellte dann kurz einige ihrer Bücher vor, wobei er länger auf den Roman „Medea“ (1986) einging: „Sie entwickelt eine moderne Neuinterpretation des antiken Medea-Mythos“, lobte er. „Abtreibung statt Kindermord, Verhinderung von Leid statt Tod!“ Die Medea-Figur führte Johne auch zur Schilderung von Haas‘ vielfältigen Aktivitäten als Librettistin, etwa bei der Oper „Medea“ von Rolf Liebermann in den neunziger Jahren. Bei der Edition Bodoni habe Ursula Haas seit 2017 drei Bücher herausgebracht, zuletzt das Geschichtenbuch „Ich bin mein Werk“ über berühmte Künstler, wofür sie den Schweizer Maler Bruno Ritter als Illustrator gewonnen habe. Zum 80. Geburtstag hatte der Verleger für Ursula Haas einen Holzschnitt aus seiner Fonta-

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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

� Neuerscheinung

Alfred Richter

Festredner und Laudator Marc Johne, Schauspielerin Laura Maire, Professor Dr. Hans Christian Dollinger, Akademie-Vizepräsident Professor Dr. Stefan Samerski, Akademie-Vizepäsidentin Ursula Haas, Mezzosopranistin Susanna Frank, Akademie-Präsident Professor Dr. Günter J. Krejs, Pianist Hedayet Jonas Djeddikar und Musikverleger Dr. Wolfam Hader. Im Vordergrund drei prächtige Geburtstagstorten. Bilder: Susanne Habel

� Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie für Vizepräsidentin Ursula Haas

Ehrung mit Medaille

Die Schauspielerin Laura Maire liest Texte von Ursula Haas. Alle im Saal hören Hedayet Jonas Djeddikar am Flügel zu, der Susanna Frank bei Rilke-Liedern von Alfred Richter, dem Vater von Ursula Haas, begleitet. ne-Edition mitgebracht. Als Geburtstagsständchen trug er mit Gitarre das „Kamper Trinklied“ von Hans-Eckardt Wenzel vor, einem Lieermacher, der mit einer Mutter aus Trautenau ebenfalls böhmische Vorfahren hat. „Wir alle danken unserem Festredner für seinen großartigen biographischen Vortrag“, bedankte sich Günter J. Krejs bei Johne. Der Akademiepräsident hatte eingangs die große Gästeschar zur Ringveranstaltung begrüßt, darunter Vertreter vieler Institutionen wie Michael Henker von der Sudetendeutschen Stiftung und den SL-Bundeskulturreferenten Ulf Broßmann sowie Peter Becher, den Vorsitzenden des Adalbert-Stifter-Vereins. Um das Werk von Ursula Haas vorzustellen, las Laura Maire mehrere ihrer Texte, sowohl Prosa als auch Lyrik. Die hochschwangere Schauspielerin bot mit ihrem professionellen Auftritt eine überragende und intelligente Interpretation der anspruchsvollen Gedichte aus der Anthologie „Ich kröne dich mit Schnee“. Besonders die eher hermetischen Ghasele von Ursula Haas, die die Autorin auf dem

Sudetendeutschen Tag 2022 vorgestellt hatte, beeindruckten die Zuhörer durch Klang und Gestalt. Aber auch die Haasschen Erzählungen wie „Herbstspaziergung im Nymphenburger Park“ oder „Familiengeheimnis“ waren gut ausgewählte Beispiele für das vielfältige Schaffen von Ursula Haas. Die Schriftstellerin war als Kind von Alfred Richter auch von klein auf auch durch Musik tief geprägt, wie sich bei der Feier zeigte. Wolfram Hader stellte in einem Kurzvortrag den Komponisten Alfred Richter (1904– 1967; Ý rechts) vor. Hader, Sekretar der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften, freute sich sehr, daß er ein „Geschenk“ an die Jubilarin überreichen konnte. Der von ihm geleitete Laurentius-Musikverlag hatte erst kürzlich die Partitur der Lieder von Alfred Richter veröffentlicht. Die schöne Edition überreichte Hader an Ursula Haas, die tiefgerührt war über die späte Ehrung ihres Vaters als Komponist. Und eine weitere Ehrung folgte sogleich. Akademie-Präsident Günter J. Krejs zeichnete Ursula

Haas mit der Medaille Pro meritis der Sudetendeutschen Akademie aus, die für besondere Verdienste um die Akademie vom Präsidium vergeben wird. Als langjähriges Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften (seit 2006) und Vizepräsidentin (seit 2018) hat die Dichterin sich viele Meriten erworben. Als „klassischen“ Höhepunkt hörten die Gäste nun „Brennender Balsam“ von Widmar Hader, einem Träger des Großen SL-Kulturpreises. Diese epische Ballade zur 600-Jahr-Feier der Alma Mater Lipsiensis – also der Universität Leipzig, die 1409 gegründet worden war – wurde stimmgewaltig von Susanna Frank gesungen. Die Sängerin ist seit 2006 Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften. Begleitet wurde die Mezzosopranistin einfühlsam am Flügel von Hedayet Jonas Djeddikar, mit dem sie schon oft im Sudetendeutschen Haus aufgetreten war. Und neben der Komposition des Akademie-Mitglieds Widmar Hader trug Susanna Frank auch mehrere Kompositionen von Alfred Richter, dem Vater der Jubi-

larin vor. So erklangen im Laufe des Abends Richters Kompositionen „Volksweise“, „Bist du so müd?“ und „Liebeslied“, vertont nach Gedichten von Rainer Maria Rilke. Der musikalischen Umrahmung galt reicher und langer Applaus aus dem vollbesetzten Saal. Applaus und Dank kam auch von Ursula Haas. In ihrer Rede sagte die Dichterin: „Ein solch wunderbares Geschenk wie dieser literarisch-musikalische Festabend, für den ich der Sudetendeutschen Akademie und allen Beteiligten danke, vertreibt den Schrecken über die schwer zu begreifende Zahl 80.“ Haas bot dann einen „kleinen Blick“ auf ihre sudetendeutsche Geschichte, mit dem sie einen schönen Bogen schlug und einen biographischen Kreis in ihrem Leben schloß. Geboren in Aussig an der Elbe, sei sie im Rheinland, in Düsseldorf und Bonn aufgewachsen. „Meine Eltern hatten den Verlust der Heimat in sich verschlossen.“ Nach Studium und Heirat in München habe die Suche nach ihren Wurzeln begonnen. 1985 habe sie im Sudetendeutschen Haus Peter Becher besucht, als dieser die Nachfolge von Johanna Baronin Herzogenberg als Leiter des AdalbertStifter-Vereins angetreten habe. „Peter fragte mich, ob ich mich als in Böhmen Geborene in seine Pläne zum Brückenbau zwischen uns und den Tschechen einbringen wolle.“ In den folgenden Jahren habe sie an vielen Lesereisen mit deutschen und tschechischen Autoren teilgenommen. „Wir tingelten, in beiden Sprachen lesend, durch das Land. Diese Reisen eröffneten mir Eindrücke von dem Land, der Landschaft und Kultur, in denen ich geboren wurde und meine Vorfahren herkamen“, erinnerte Haas sich zum Schluß. Peter Becher im Publikum applaudierte wie alle Gäste, die sich danach beim von Akademiesekretärin Sadja Schmitzer liebevoll gestalteten Empfang im Dr.-Otto-von-Habsburg-Foyer an vielen Köstlichkeiten und den drei prachtvollen Geburtstagstorten delektierten. Susanne Habel

Ursula Haas, Marc Johne und Präsident Dr. Günter J. Krejs mit Geschenk von Johne, der Haas noch ein Ständchen bringt. Rechts: Dr. Wolfram Hader stellt ihren Vater Alfred Richter vor.

Bei der Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie stellte Wolfram Hader, Sekretar der Geisteswissenschaftlich Klasse, Alfred Richter vor. Von diesem Musiker und Jurisen, dem Vater der Jubilarin, erschien soeben im Laurentius-Musikverlag eine Liederausgabe, die Hader bei der Feier Ursula Haas überreichte. Hier Haders Vortrag in Auszügen.

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inen bedeutenden Teil am Gesamtwerk von Ursula Haas bilden ihre Arbeiten als Librettistin für das Musiktheater. Seit den 1990er Jahren schuf sie Texte etwa für Adriana Hölszky, Rolf Liebermann, Paul Engel und Karola Obermüller. Musik spielte auch im Elternhaus von Ursula Haas eine wichtige Rolle. Ihr Vater Alfred Richter war Rechtsanwalt und Komponist. Er wurde 1904 in Komotau geboren. Sein Vater Wenzel war ein bekannter Pädagoge und Professor, und seine Mutter entstammte einer Familie von Glasfabrikanten in Gablonz. Schon als Junge trat er in Konzerten mit seinem Geigenspiel auf. Mit 17 Jahren begann er als Autodidakt, den „Rosengarten“ von Hermann Löns und andere Gedichte zu vertonen. Die Musik begleitete ihn auch nach Prag, als er 1924 begann, an der deutschen Karls-Universität Jura zu studieren und zu promovieren. In den Dreißiger Jahren kamen seine Lieder in Reichenberg und Prag zur Aufführung. Der Zweite

Weltkrieg und die Vertreibung zerstörten auch bei ihm alle Pläne. Seine neue Geige holte er vor der Vertreibung noch unter der Bedrohung der Tschechen und Russen vom Geigenbauer ab. Die Noten seiner Liedvertonungen brachte er 1946 mit nach Düsseldorf, wo seine Frau und Tochter Ursula gestrandet waren. Erst Mitte der Fünfziger Jahre fand er eine stabilisierende Arbeit als Syndikus der Gablonzer Industrie Nun in Bonn lebend, wurde im Hause Richter wieder musiziert, Geige gespielt und seine Lieder aufgeführt. Nach seinem frühen Tod 1967 lag das Notenmaterial bei der Witwe. 2001 konnte seine Tochter Ursula bei einer Tagung über den böhmischen Dichter Josef Mühlberger eine Matinee seiner Lieder organisieren. Nach dem Tod ihrer Mutter übergab Ursula Haas den Nachlaß ihres Vaters an das Sudetendeutschen Musikinstitut in Regensburg.


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KULTUR

Am 9. März kann der Bestsellerautor, Journalist und Feuilletonist Dietmar Grieser in W ­ ien seinen 90. Geburtstag feiern. Als Verfasser vieler biographischer Sachbücher wurde er weit bekannt und 2017 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Literatur ausgezeichnet. Immer wieder stellte Grieser auch auf Einladung der Sudetendeutschen Heimatpflege seine neuesten Bücher in München vor.

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orst Dietmar Grieser – wie er eigentlich heißt – lebt schon seit 1957 in Wien, wo er 1977 auch die österreichische Staatsbürgerschaft annahm. Schon seit Jahrzehnten ist Grieser, der mütterlicherseits oberschlesische Wurzeln hat, als Autor tätig. Bereits 1953 veröffentlichte Dietmar Grieser mit 19 Jahren sein erstes Buch im Selbstverlag. Nach seinem Publizistik- und Sozialwissenschaftsstudium arbeitete er als Journalist und wurde 1973 als Sachbuchautor mit einem Schlag berühmt.

Wahlheimat Wien Sein Werk umfaßt mittlerweile mehr als 50 Buchtitel, die zu Best- und Longsellern zählen und in viele Sprachen übersetzt wurden. Der „Literaturdetektiv“, der dem PEN-Club angehört, hat sich mit seinen Bestsellern, von denen etliche auch fürs Fernsehen verfilmt und umfassend übersetzt wurden, einen großen Namen gemacht. In seinen Werken beschäftigt Grieser sich immer wieder auch eingehend mit der Geschichte seiner Wahlheimat. In vielen seiner Bücher wie „Eine Liebe in ­Wien“, „Die Großmutter aus Böhmen“, „Der Onkel aus Preßburg“ und „Das zweite Ich“ berichtete er immer wieder auch über berühmte Persönlichkeiten, Schauplätze, literarische Ereignisse und lokale Geschichten aus dem alten Habsburgerreich. In seinem Buch „Was bleibt, ist die Liebe“ hatte er 2014 über seine Herkunft erzählt, und zwar über das Leben seiner eigenen Mutter Elisabeth, geborene Ondrusch aus dem oberschlesischen Leobschütz. Dort wuchs er auch ab dem Alter von drei Jahren auf, obwohl er 1934 in Hannover am Dienstort des Vaters zur Welt gekommen war. „Schon als Kind war ich der Region sehr zugetan“, erzählte Grieser über diese erste Begegnung mit Schlesien und Mähren. „Viele unserer Familienausflüge führten ins nahe Jägerndorf in Sudetenschlesien.“ Der letzte Weg aus Leobschütz wurde dann freilich sehr

� SL-Kulturpreisträger Dietmar Grieser feiert runden Geburtstag

Literaturdetektiv wird 90 hart, wie er sich erinnerte: die Flucht in den Westen im März 1945. Seine Oma und Ersatzmutter Anna Ondrusch weigerte sich nach Kriegsende, ihr Domizil aufzugeben, im Vertrauen darauf, daß der „Spuk“ bald vorbei und ein Weiterleben in der „alten“ Heimat möglich sein würde. Monate später kam sie in einem verplombten Vertriebenengüterzug auf einer „von Bittgebeten und Hilferufen begleiteten Odyssee, die 137 Leute Todesopfer forderte“, nach langem Transport am Rand der sächsischen Kreisstadt Löbau an. „Ihr Leichnam wurde auf einem der Felder an der Bahnstrecke gefunden und in einem Massengrab beigesetzt“, schilderte der Enkel das Ende des Lebenswegs in seinem Buch „Lebenswege, die man nicht vergißt“ (2015). Bis auf den Vater Grieser, der noch spät gegen Kriegsende mit 57 Jahren zum „Volkssturm“ eingezogen worden und vermißt war, landete die restliche Familie im April 1945 in Oberbayern, und zwar zunächst in Seeshaupt an der Südspitze des Starnberger Sees. Dort wurden die Mutter und ihre Söhne in einer leerstehenden Villa einquartiert. Die Griesers kamen in ihrer Nachkriegsirrfahrt dann zunächst noch in Oberbayern nach Rosenheim und Wasserburg am Inn. Da sein inzwischen eingetroffener Vater als Lehrer in Bayern keine Stelle gefunden habe, sei man in die väterliche Heimat,

Die frühere Heimatpflegerin Dr. Zuzana Finger bei der Feier zum 85. Geburtstag von Dietmar Grieser in München. Bild: Susanne Habel die Saarpfalz, gezogen, so Grieser. Dort absolvierte Grieser in Zweibrücken das Gymnasium. Das erste Werk von Dietmar Grieser, „Der Moorgang. Eine Skizze“, über Erlebnisse im April 1945 in Seeshaupt erschien 1953 im Selbstverlag in Zweibrükken

Dietmar Grieser: „Was bleibt, ist die Liebe“. Amalthea Verlag, Wien 2018; 272 Seiten, 25 Euro (ISBN 978-3-99050-136-8); und „Schön ist die Welt“. Amalthea Verlag, Wien 2017; 272 Seiten, 25 Euro (ISBN 978-3-99050-096-5).

Im Museum für den Streich- und Zupfinstrumentenbau im mittelfränkischen Bubenreuth steht in einer Glasvitrine der wohl berühmteste Baß aller Zeiten mit dem Original-Sound, der die Musikwelt veränderte.

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Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

as Instrument hat die nüchterne Typenbezeichnung E500/1. Es stammt von der renommierten, aus Schönbach stammenden Musikinstrumentenbaufirma Karl Höfner.Und kein geringerer als der Bassist und Sänger Paul McCartney verhalf ihm zu seinem Namen Beatles-Baß. Der sehr kleine und leichte Elektrobaß wurde 1956 erstmals auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt und reihte sich in das umfangreiche Portfolio der Firma Höfner ein. Eine schlagartige Wendung nahm der Baß im Jahr 1961, als die noch relativ unbekannte Band namens „The Beatles“ in Hamburg auftrat und der Bassist Paul McCartney in einem Musikalienladen für knappe 300 Deutsche Mark den E550/1 erwarb. McCartney holte sich den Baß aus drei Gründen, erstens wegen seines Sounds, zweitens wegen der Möglichkeit des schnellen Spiels bei kurzen Fingern und nicht zuletzt wegen seiner symmetrischen Form, was dem Linkshänder McCartney durch Umspannen der Saiten entgegenkam. Der Baß begleitete bis zum 10. Oktober 1972 den Beatle weltweit zu allen Konzerten. In Londoner Stadtteil Notting Hill lag nach Konzertschluß der Baß in seinem Instrumentenkoffer auf der Ladefläche eines Kleinlasters, und im Rahmen des Bühnenabbaues fiel es zuerst gar nicht auf, daß jemand den Baß mitgehen ließ. Für den Musiker ein Schock, für die Firma Höfner eine Verpflichtung, ihm ein Ersatzinstrument zur Verfügung zu stellen.

Seine Einnahmen aus Nachhilfe, Ferienarbeit und Zeitungsvolontariat brauchte der Abiturient Grieser, um ab 1954 im westfälischen Münster Publizistik zu studieren. An der Universität war er schon bald unter dem Pseudonym „Balduin“ als Autor tätig, was er autobiographisch selbstironisch beschreibt. Griesers Va-

ter starb, und von der ihm bewilligten Waisenrente leistete sich der junge Journalist ein Semester in Wien, wozu ihm ein Professor geraten hatte. Und so führte ihn ein Trip im Oktober 1957 in die Donaumetropole. Grieser lieferte in einem Buch eine Beschreibung der Mariahilfergasse und der dortigen kulinarischen Spezialitäten, deren österreichische Namen vom „Einspänner“ über „Karfiol“ bis „Paradeiser“ der neu in W ­ ien angekommene Student erst kennenlernen mußte. In Wien schlendert er natürlich auch umher in den einzigartigen „Durchhäusern“, den Passagen von Straße zu Straße, oder auch über die kilometerlange Prater-Hauptallee. Seit dieser Zeit lebt Grieser in Wien, ging jedoch immer wieder auf große Recherchefahrten für seine historisch-biographischen Spurensuchen in seinen Büchern. Früher unternahm Grieser seine Nachforschungen immer persönlich in halb Europa vor Ort, doch seit ein paar Jahren macht er Recherchen von zu Hause, um die Reisestrapazen zu umgehen. Daher wurde auch sein aktuellstes Buch „Geliebte Ukraine“ nicht im Sudetendeutschen Haus vorgestellt, aber lesen sollte man es jetzt erst recht. Denn schon vor Jahrzehnten, als sie noch Teil der Sowjetunion war, war er auf literarischer Spurensuche in die Ukraine gefahren. In einem Kohlebergwerk in Donezk ergründete er den Kult um Arbeitsrekord-

Dietmar Grieser: „Wege, die man nicht vergißt“. Amalthea Verlag, Wien 2015; 280 Seiten, 24,95 Euro (978-3-99050-001-9); und „Geliebte Ukraine“. Amalthea Verlag, Wien 2022; 160 Seiten, 22 Euro (978-3-99050-238-9).

� Paul McCartneys Instrument ist nach 50 Jahren wieder da

Der gestohlene Baß

Zum 50jährigen Jubiläum stellt Höfner-Marketing Manager Nick Wass auf der Messe einen E500/1 Baß in Lackierung mit dem Union Jack vor. Rechts: Paul McCartney mit Beatles-Baß. Bilder: Heinz Reiß, Zeichnung Gerd Leiser

ler Alexei Stachanow, nahe Kiew spürte er in einer superspannenden Recherche die realen Protagonisten des Musicals „Anatevka“ auf oder bei Lemberg den Schauplatz von Georg Trakls Kriegsdichtung „Grodek“. Auch berühmten Töchtern und Söhnen des Landes, die anderswo ihr Glück fanden, widmete sich der begnadete Erzähler, so dem Startenor Joseph Schmidt, der Pädagogin Eugenie Schwarzwald oder dem mysteriösen Leopold von Sacher-Masoch, der heute als der Vater des Masochismus gilt. Diese ausgewählte Reisereportagen und Portraits sind ein bemerkenswertes Stück Zeitgeschichte sowie eine sehr persönliche Hommage an ein faszinierendes, aktuell in außerordentlicher Bedrängnis befindliches Land. Heiterer ist sein letztes Buch „Es muß was Wunderbares sein…“ (2023) über das Salzkammergut und seine Künstler. Auch seine früheren Bücher sind wie immer lesenswert, jedoch trotz vieler Auflagen oft schon fast vergriffen.

Heitere Kulturbildung Das ist kein Wunder, schrieb doch beispielsweise Zuzana Finger in ihrer Laudatio auf den SLKulturpreisträger Grieser 2017: „In Griesers Büchern ersteht die Kulturgeschichte des Habsburger Reiches in literarisch faszinierenden Berichten wieder auf. Mit schwebender sprachlicher Eleganz stellt er Verbindungen zwischen den Themen des österreichisch-böhmischen Kulturkreises und der Weltkultur her. Sein unverwechselbarer, makelloser Stil macht die Lektüre seiner Werke zu einem hoch ästhetischem Erlebnis und heiterer Kulturbildung. Dietmar Grieser ist zu verdanken, daß historische Persönlichkeiten, bedeutende Schauplätze der Geschichte und kulturell prägende Ereignisse dem Vergessen entrissen werden und den Wissenshorizont der heutigen Leser erweitern.“ Zu weiteren Auszeichnungen des Autors zählen etwa der Eichendorff-Literaturpreis, der Donauland-Sachbuchpreis, der Buchpreis der Wiener Wirtschaft, der tschechische Kulturpreis Artis Bohemiae Amicis und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Alle Literaturfreunde und seine begeisterten Leser wünschen dem großartigen Autor nur das Beste zum 90. Geburtstag! Susanne Habel

Der Diebstahl beschäftigte den Höfner Mitarbeiter Nick Wass über Jahrzehnte. 2018 gründete er schließlich mit einer Gruppe Beatles-Fans das Suchprojekt „The Lost Bass“. Auf der Homepage www.thelostbass.com wurde um Mithilfe bei der Suche gebeten. Hunderte von Spuren, denen allen nachgeforscht wurde, zeigten keinen Erfolg. „Wir müssen die Suche erweitern, so Wass, wir benötigen Medienprofis, die die Suche erheblich ausdehnen können. Im September 2023 veröffentlichen die Baß-Sucher einen Artikel in der Tageszeitung „Sunday Telegraph“, der von Tausenden gelesen wurde. Es gingen mehr als 100 nützliche Hinweise ein, und mehr als 600 Menschen boten ihre Hilfe an. In akribischer Detektivarbeit konnten die BaßSucher herausfinden, wer das Instrument gestohlen hatte, und seinen weiteren Weg verfolgen. Der Dieb hatte ihn an Ronald Guest, den Wirt des Admiral Blake Pubs in Ladbroke Grove in London verkauft. Anhand alter Aufzeichnungen von 1972 vermutete das Team, daß der „Lost Bass“ wahrscheinlich seit dem Kauf durch Ronald Guest im Besitz derselben Familie geblieben war. Die Recherchen wurden gedruckt und sogar in Nachrichtensendungen gezeigt. Die Suche hatte Erfolg, der Baß wurde nach über 50 Jahren auf einem Dachboden in Hastings an der britischen Südküste gefunden und Paul McCartneys Firma zurückgegeben. Über seine Homepage läßt der einstige BeatlesFrontmann vermelden, er sei all jenen, die an der erfolgreichen Suche beteiligt gewesen seien, unglaublich dankbar. Die Echtheit des Basses bestätigte die Firma Höfner inzwischen. Das berühmte Instrument hat einige Schäden, aber dafür ist die Firma Höfner da. Der Beatles-Baß wird repariert und wieder spielbar gemacht. Heinz Reiß


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VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

� SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen/Niederbayern

Immer mehr Mitglieder Ende Dezember feierte die niederbayerische SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen im Gasthof Schützenhaus in Straubing Advent und Jahresabschluß.

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Feierstunde im Haus der Heimat: Dr. Dieter Bruder von den Kuhländlern, Dr. Markus Reiners, Hartmut Liebscher, Hans-Werner Carlhoff, Rose von Stein, Michael Schrade, Hilde Nowak, Ehrenlandesobmann Dr. Werner Nowak, Waltraud Illner, Konrad Epple MdL, Professor Dr. Andrea Wechsler, Andreas Kenner MdL, Landesobmann Klaus Hoffmann, Christoph Zalder, Gerda Ott, Franz Longin MdL a. D. und Reinhold Frank, Landesvorsitzender der Heimat- und Trachtenverbände. Bilder (2) : Helmut Heisig

ie Obleute Sonnhilde Bachmeier und Roland Scheufler verkündeten, daß die Kreisgruppe 22 neue Mitglieder habe. Sie dankten allen Mitgliedern, Freunden und Gönnern der Kreisgruppe für diese gemeinsame Leistung. Die musikalische Einstimmung bot die „Straubinger Sudetendeutsche Stubn-Musi“. Margarete Schleinkofer und Ingrid Zwickenpflug trugen ein Adventsgedicht vor. Bachmeier sprach besinnliche Worte, die Advent und Weihnachten als besondere Zeiten beleuchteten. Und Scheufler überraschte sie mit einem großen Blumenstrauß. „Daß wir ein sehr aktiver und lebendiger Verein sind, belegen unsere Neumitglieder“, meinte Scheufler. 2022 seien es 13, 2023 sogar 22 gewesen. Und das bei einer Vetriebenenorganisation. Scheufler ist überzeugt, daß die eingeschworene Mannschaft

konsequent am Ball bleibe. Bachmeier ergänzte, daß das Vereinsleben von Herzlichkeit, Menschlichkeit und einer klaren Linie geprägt sei. Und Scheufler fügte hinzu, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, sie wertzuschätzen und ihnen lieber einmal mehr als zu wenig zu danken. Oberbürgermeister Markus Pannermayr hob die Wertschätzung hervor und war beeindruckt von den 96 Gästen. Dies sei auch eine große Leistung von Gemeinschaft und Gemeinsamkeit des Vorstandes. Landrat Josef Laumer erheiterte mit einem Gedicht „So a Massl“ von Helmut Zöpfl. Josef Zellmeier MdL freute sich über die positive Entwicklung bei der SL und ging auf Bräuche und Kulinarik der Heimatvertriebenen ein, die ins bayerische Dasein eingeflossen seien. Über Advent und Weihnachten, Heilige und Bräuche zum Fest der Tschechen hörte die SLFamilie Interessantes von Neumitglied Andrea Hielscher, die zehn Jahre lang Deutschlehrerin in Tschechien war und als

Brückenbauer auch tschechische Passagen einfließen ließ. Auch Abordnungen befreundeter Landsmannschaften und Vereine waren gekommen. „Ihr, wir alle sind das Herzstück und der notwendige Pulsschlag unserer Vereine“, meinte Bachmeier, die auch Landsleuten aus Viechtach und München für ihr Kommen dankte. Nach der Würdigung und Auszeichnung der Mitglieder Peter Kießl, Andreas Lissek, Man­ fred Hubl, Peter Watzek, Margarete Schleinkofer, Johann Loher, Ingrid Zwickenpflug, Maria Schindlmeier und Vladimir Nedved wurde das 97jährige Gründungsmitglied Anton Wenisch senior für 75 Jahre Treue geehrt. Bruno Sturm erhielt für seinen Einsatz und die Bewahrung des sudetendeutschen Kulturgutes die Adalbert-Stifter-Medaille. Mitglied und Pfarrerin Erna Meiser trug christlichen Gedanken zur Adventszeit bei. Den anschließenden gemütlichen Teil begleitete die Stubn-Musi mit adventlicher Musik.

Kranzniederlegung am Mahnmal: Franz Longin MdL a. D., Konrad Epple MdL, Waltraud Illner, Beate Bulle-Schmid, Roland Schmid, Gerda Ott, Christoph Zalder und Andrea Enzensberger.

� SL-Landesgruppe Baden-Württemberg

Gemeinsame Heimat Europa Anfang März beging die SL-Landesgruppe Baden-Württemberg im Haus der Heimat in Stuttgart den Tag des Selbstbestimmungsrechts der Völker, gedachte der Opfer des 4. März 1919 im Sudetenland und legte am Mahnmal im Kurpark in Stuttgart-Bad Cannstadt einen Kranz nieder.

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unächst begrüßte Landesobmann Klaus Hoffmann Gedenkrednerin Professor Andrea Wechsler, Konrad Epple MdL, Andreas Kenner MdL, die Stadträte Rose von Stein, Markus Reiners und Michael Schrade, Regionalrat a. D. Hans-Werner Carlhoff, Franz Longin, Vorsitzender des Heimatrates und Ehrenvorsitzender des Südmährerbundes, BdV-Landesvorsitzender Hartmut Liebscher, BdV-Landesgeschäftsführer Richard Jäger sowie die Mitglieder der Sudetendeutschen Bundesversammlung Gerda Ott, zugleich Bundesfrauenreferentin, Peter Sliwka und Waltraud Illner. Das Klavierduo Yseult Jost und Domingos Costa begleitete die Feierstunde musikalisch. Landesobmann Hoffmann rief die Ereignisse des 4. März 1919 noch einmal in Erinnerung. Dabei würdigte er auch den sozialdemokratischen Politiker Josef Seliger (1870–1920). Dieser hatte damals zu den Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen und für den Verbleib in Österreich aufgerufen. Anschließend erinnerte Andrea Wechsler an die Verbrechen des Nationalsozialismus, die immer Teil deutscher Geschichte blieben und stets Mahnung und Erinnerung seien. Die Christdemokratin, die in Ludwigsburg zu Hause ist und bei der diesjährigen Europawahl für die CDUBaden-Württemberg als Spitzenkandidatin antritt, zog aber auch den Bogen zur aktuellen politischen Lage in Deutschland, wo die Menschen für Demokratie und gegen Haß und Hetze auf die Straße gingen und sich 79 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit aller Macht ge-

gen Bestrebungen, Menschen in die Flucht zu treiben und zu vertreiben, zur Wehr setzten. Deshalb müsse die Geschichte von Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges Mahnung und Auftrag sein. Schließlich sei die Vertreibung der Sudetendeutschen eines der größten und brutalsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts sowie ein großes und schweres Unrecht gewesen. Doch auch heute seien Flucht und Vertreibung bittere Realität. 2015 seien 50 Millionen Men-

Gedenkrednerin Professor Dr. Andrea Wechsler. schen weltweit auf der Flucht gewesen, 2023 sei bereits die 100-Millionen-Marke überschritten worden, wofür die Kriege und Krisen weltweit verantwortlich seien. Die Hoffnung nach Ende des Kalten Krieges vor 35 Jahren auf den weltweiten Einzug von Frieden und Demokratie habe sich nicht erfüllt. Vielmehr müsse man feststellen, daß die Welt in Unordnung sei und Freiheit und Wohlstand ihren Preis hätten. Wechsler erinnerte aber auch an die Verständigungs- und Versöhnungspolitik Deutschlands mit seinen europäischen Nachbarn und würdigte dabei den maßgeblichen Beitrag der Sudetendeutschen für eine stabile Demokratie in der EU und im Land. „Damit haben Sie die Voraussetzungen geschaffen, daß Tschechen und Sudetendeutsche wieder eine gemeinsame Heimat haben, nämlich Europa.“ Doch gelte es den Frieden in Eu-

ropa, der durch den Krieg Rußlands gegen die Ukraine massiv bedroht sei, wiederherzustellen. Immerhin sei der Friede die unabdingbare Voraussetzung für die Verhinderung von Flucht und die Wahrung unserer Freiheiten. Nur gemeinsam könne man die Herausforderungen der Zeit meistern und ein Europa schaffen, das auf den unverbrüchlichen Säulen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Solidarität ruhe, schloß Wechsler. Am Tag zuvor hatte die SLLandesgruppe am Mahnmal im Kurpark Stuttgart-Bad Cannstatt zum Gedenken an die Opfer des 4. März 1919 einen Kranz niedergelegt. Waltraud Illner, Stellvertretende Landesobfrau und Kreis­ obfrau von Stuttgart, begrüßte Stadträtin Beate BulleSchmid, Stadtratskandidatin Andrea Enzensberger, Regionalratskandidaten Roland Schmid, Konrad Epple MdL, Gerda Ott, SL-Bundesfrauenreferentin und Obfau der SL-Ortsgruppe Stuttgart-Bad Cannstatt, Christoph Zalder, UdVF-Landesvorsitzender, Stellvertretender OMVBundesvorsitzender und Stellvertretender SL-Landesobmann, sowie Festredner Franz Longin, Vorsitzender des Sudetendeutschen Heimatrats. Auch Longin skizzierte die Ereignisse vor, am und nach dem 4. März 1919 im Sudetenland. Für die Sudetendeutschen sei der 4. März nun als Tag der Selbstbestimmung zu einem Gedenktag geworden, der nach dem Münchener Abkommen 1938 von den NS-Machthabern vereinnahmt und propagandistisch mißbraucht worden sei. „Wir verneigen uns vor den Toten des 4. März 1919 und gedenken der Vertreibung. Als Sudetendeutsche warten wir auf ein Zeichen des Bedauerns und sind auch immer Gesprächspartner. Wir gedenken auch der Opfer und Toten der Kriege unserer Tage wie in der Ukraine und Israel, sowie derer. die an der Beisetzung von Alexej Nawalny in Rußland teilnahmen“, schloß Franz Longin das Gedenken. Helmut Heisig/nn

Die Geehrten mit Josef Zellmeier, dem Vertriebenenpolitischen Sprecher der CSU-Landtagsfraktion.

� SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken

Maria Theresia Marko 85 Die oberfränkische SL-Ortsgruppe Naila gratulierte ihrem Mitglied Maria Theresia Marko zum 85. Geburtstag.

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ur Welt kam Maria als drittes Kind von Anton und Barbara Trepesch in Kschellowitz im Kreis Weseritz bei Pilsen. Sie wuchs unbeschwert mit ihren zwei Brüdern im 400-Seelen-Dorf mit der nahen Wallfahrtskirche in Schippin auf. Die Eltern bewirtschafteten ihren Bauernhof. Nach Kriegseinsatz starb Vater Anton in jugoslawischer Gefangenschaft, so daß die Mutter mit ihren Kindern den Hof alleine bewirtschaften mußte. Nahezu alle Sudetendeutschen wurden 1946 aus

Kschellowitz vertrieben. Die Vertreibung erfolgte zunächst mit Pferdefuhrwerken und Handwägen zur nächsten Bahnstation. In Güterwagons ging es für Barbara Trepesch mit ihren Kindern und sechs weiteren Familien aus dem Heimatdorf über Kulmbach und Marktredwitz nach Hof. Maria erinnert sich an das Wehklagen der Mutter, die meinte, es gehe nach Sibirien, als die Familien auf Lastwägen nach Bobengrün nahe der Sowjetzonengrenze gebracht wurden. Im nordostbayerischen Bobengrün bei Naila wurden viele Heimatvertriebene in Notunterkünften untergebracht. Maria Marko fand nach Schulausbildung als Näherin in einer

Blusenfabrik Arbeit und heiratete 1961 nach Naila. Aus ihrer Familie erwuchsen vier Kinder und sieben Enkel und ein Urenkel. In den 1970er Jahren baute sie ihr eigenes Haus, war als Kindermädchen und ehrenamtlich in der Katholischen Pfarrgemeinde Naila tätig. In der SL-Ortsgruppe Naila ist sie seit vielen Jahren aktiv. Sie nimmt als überzeugte Sudetendeutsche eifrig an allen örtlichen und überörtlichen Veranstaltungen wie Sudetendeutsche Tage, Vertriebenenwallfahrten und Tagesfahrten teil. Zu den Gratulanten gehörten SL-Obmann Adolf Markus, SLBezirks- und Landesvizevorsitzende Margaretha Michel und Bürgermeister Frank Stumpf.

SL-Vizeobmann Jürgen Nowakowitz, Sohn Klaus Marko, Maria Marko, Adolf Markus, Frank Stumpf und Kirchenpfleger Horst Kaschel. Bild: Sandra Hüttner


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Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Teplitz-Schönau

Graupen

Als im Sommer 2019 dem Historiker Jiří Wolf bei der Bearbeitung der Sammlungen des Museums in Dux die Weltchronik des Bürgers Andreas Augustin Fiedler aus Komotau aus dem 17. Jahrhundert in die Hände fiel (Þ HR 33+34/2023), war ihm die Bedeutung des seltenen Fundes bewußt. Er informierte darüber die Germanistin Jana Maroszová, die als Expertin für barocke Handschriften bekannt ist, und gemeinsam begaben sie sich an die Arbeit, die alte Schrift auf mehr als 350 Seiten zu entschlüsseln.

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Niklasberg

cher Wörter vor. In anschaulicher Weise erklärte sie – ganz Historikerin – die Schwierigkeiten einer Entscheidung zwischen „Scylla und Charybdis“, diesen Ungeheuern aus der Odyssee, nämlich zum einen alle Spezifika der damaligen Sprache zu erhalten, die Ausgabe aber andererseits sprachlich benutzerfreundlich zu gestalten – eine Aufgabe, die sehr viel Fingerspitzengefühl und sicher auch Konsultationen mit anderen Sprachwissenschaftlern bedürfe. Nach diesem Vortrag fand eine rege Diskussion statt. Von praktischer Seite meldete sich Martin Rak. Als Gymnasiallehrer begrüße er nicht nur die Transkription der Handschrift, sondern würde sich auch über eine Übersetzung ins Tschechische freuen. Mit dieser könne er seine Schüler für das Studium historischen Schriftguts interessieren, das oft sehr spannend sei. Er wies dabei auf die bereits 2013 zweisprachig erschienene StüelerChronik aus Graupen hin. Gleichlautend äußerte sich auch Martin Straßburger aus Annaberg-Buchholz, der auf seine reichen Erfahrungen hinsichtlich seiner pädagogischen Arbeit mit Schülern im Museum hinwies. Gleichzeitig lud er die Schüler des Teplitzer Gymnasiums ins Museum nach Annaberg-Buchholz ein. Ähnlich lebhaft ging es dann auch noch bei einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Zu den zwei Rittern zu – ein Zeichen, daß diese gemeinsamen Treffen das Interesse an Zusammenarbeit und Weitergabe von Kontakten fördern. Und ganz in diesem Sinne sehen wir auch die Aufgabe unserer Vereine beiderseits des Erzgebirges. Die Fiedler-Chronik wird auch ein Thema bei dem bevorstehenden 300. Jahrestag der Klosterbibliothek in Ossegg 2025 sein. Dazu bereiten die erzgebirgischen Vereine demnächst ein Treffen in einem der Lausitzer Zisterzienserinnen-Klöster vor, als Gegenbesuch der Ordensschwestern in Ossegg (Ý HR 49 und 50/2023). aá

m dieses Werk aus Komotau zunächst im engeren Kreis vorzustellen, wurde nun das erste Treffen von Historikern aus Dux und Komotau mit einem deutschen Gast aus Annaberg-Buchholz, der Partnerstadt von Komotau, vom Georgendorfer und Teplitzer Verein unter Leitung von Petr Fišer im Museum von Komotau für Ende Februar organisiert. Unter den Gästen waren: n  Jiří Wolf, Historiker und Mitarbeiter der Museen in Teplitz-Schönau und Dux, mit seiner Frau Petra KofroňováWolfová, n  Jana Maroszová von der Im Sommer 2019 findet der Historiker Dr. Jiří Wolf die barocke Chronik im Museum in Dux. Theologischen Fakultät der Karls-Universität Prag, n   Petr Rak, Leiter des � Handschrift aus dem 17. Jahrhundert Staatlichen Archivs Komotau mit Sitz in Kaaden, n  Martin Straßburger, Direktor der Städtischen Museen in Annaberg-Buchholz, n  Martin Rak, Deutschn  Jutta und Ivan Beneš, Mit- die und Geschichtslehrer am TeplitGäste. die Hand- die Anwesenden dem Vortrag TERMINE glieder des Teplitzer Vereins, zer Gymnasium, Sie brachschrift Fied- der Germanistin Jana Maroszon  Miroslava Brůnová, Kunstn  Jan Setvák vom Georgen- te ihre Freun  Donnerstag, 29. August bis lers zu ent- vá. Sie stellte vor allem ihre Arhistorikerin und Leiterin der dorfer Verein, de zum Ausziffern, beit am Text vor. Ihre Aufgabe Sonntag, 1. September: 10. Ten  Heinz Loose vom Heimat- druck, kunsthistorischen Abteilung des daß uralte Orts- sehe sie zunächst in der Gestalplitz-Schönauer Heimattreffen. kundeverein Rechenberg-Bie- diese Komotauer Archivs, Konbeschreitung des Textes nach den TranEinladungen und Programm n  Pavel Simet von der histori- nenmühle war leider verhindert, ferenz in ihbungen zu skriptionsregeln einschließlich werden rechtzeitig verschickt. n  Marie Svačinová vom Part- ren Räumen schen Abteilung des Komotauer erforschen, einer Einführung in die mittelAuskunft: Erhard Spacek, Tenerverein in Oberleutensdorf stattfand. ZuArchivs, die heu- alterliche Sprache Fiedlers mitlefon (01 60) 95 32 07 27, n  Petr Fišer, Initiator der erz- stand als Dolmetscherin bereit. nächst erte bereits tels linguistischer KommentaeMail spacek@teplitz-schoenaugebirgischen Vereine und ReHerzlich begrüßte Marké- öffnete das in Verges- re. Auch Maß- und Gewichtsanfreunde.org dakteur der zweisprachigen „Erz- ta Prontekerová, Direktorin des Treffen der senheit ge- gaben der damaligen Zeit seien gebirgs-Zeitung“, Regionalmuseums Komotau, Vereinsvorraten seien, mitunter fast unlösbare Rätsel. sitzende Petr Fišer, der die Be- und das damalige Wissen in den Anhand von Schriftbeispielen deutung der alten Chronik für Kontext der Gegenwart zu stel- führte Maroszová die Schwierigdie Erzgebirgsregion hervor- len. Fiedler habe sich in seiner keiten beim Entschlüsseln manhob. Sie bereichere das histori- Chronik stellensche Erbe der UNESCO-Mon- weise auf noch ältanregion Erzgebirge und för- tere Chroniken bedere die grenzüberschreitende rufen, zum Beispiel Zusammenarbeit. Es sei nun die auf die von Hajek Aufgabe der Vereine beider Sei- von Libočany. Desten, das Wissen ihrer Vorfahren sen Zeitangaben der breiten Öffentlichkeit, vor al- entsprächen mitlem der jungen Generation wei- unter nicht mehr terzugeben, lokale Sehenswür- dem heutigen Erdigkeiten, die in den alten Schrif- kenntnisstand. Daten beschrieben würden, für den für versprach ArFremdenverkehr interessant und chivar Petr Rak zugänglich zu machen. seine enge ZusamJiří Wolf beschrieb aber auch menarbeit. die Erschwernisse, die damit zuMit großem In- Dolmetscherin Dr. Marie Svačinová, Dr. Martin Straßburger und Direktorin Markéta ProArchivar Dr. Petr Rak, Dr. Jří Wolf und Petr Fišer. sammenhängen. Dazu gehöre, teresse folgten nun tekerová.

Fiedler-Chronik wird vorgestellt

Gymansiallehrer Martin Rak, Dr. Martin Straßburger, Dr. Jří Wolf und seine Frau Petra Kofroňová-Wolfová.

Dr. Ivan Beneš, Jan Setvák, Petr Fišer und Dr. Jana Maroszová.


HEIMATBOTE

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Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

11 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Sågt da Bürghamoista: „Oitz rouhts ma fei, diats stierlts dean Mou(n) nu weita ei(n). I: Wenn ma afs Gåuha dean Teich wer(d)n zöign, wer ma dean Mou(n) scho assekröign.“ :I

Nach dem Aufruf bezüglich des Wistersitz-Liedes ( HB 3/2024) erhielt Klaus Oehrlein zwei Reaktionen. Er berichtet.

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unächst kam ich in Kontakt mit einem bis dato mir unbekannten, in Wistersitz geborenen Herrn, der heute im bayerischschwäbischen Mering lebt. Er wußte zu berichten, daß das frühere Wohnhaus des Instrumentenbauers Franz Walbert schon seit längerer Zeit zerstört ist. Die zweite Rückmeldung kam von einem Leser des Heimatboten in der Tschechischen Republik, aus Wildstein im Egerland. Seinen Informationen verdanken wir nun die Lösung der offenen Fragen zum Wistersitzer Lied. Er schreibt: „Im Original handelt es sich um das altbekannte Egerländer Lied ,Z‘ Dirngröi(n is schäi(n‘. Das Lied wurde oft umgedichtet, um es für andere Ortschaften ,mißbrauchen‘ zu können, wie in diesem Fall für Wistersitz. Es waren sicher Bewohner aus Nachbarorten, welche die Nachbarn durch dieses Spottlied als ganz dumme Bauern erscheinen lassen wollten.“ Und er schickte den ursprünglichen Text mitsamt den Noten des Liedes. Die kleine Ortschaft Dürngrün mit bis 1945 rund 250 Einwohnern lag in der Nähe der Geigenbauerstadt Schönbach etwa einen Kilometer entfernt von der Grenze zu Sachsen. Das Dorf, in dem es früher ebenfalls Instrumentenbauer gegeben hatte, wurde wie viele andere, die zu nahe an der deutschen Grenze lagen, ab Ende der 1940er Jahre in Etappen dem Erdboden gleichgemacht. Das letzte Haus wurde schließlich kurz nach 1971 zerstört. In dem hatte bis dahin ein verbliebenes deutsches Ehepaar gelebt.

Drim scheina z‘ Dirngröi zwöi Mou(n) zagleich, da oina am Himml, da(r) åna in Teich. I: Der am Himml is neat stöihat bliebm, der in Teich håuts a sua trie(b)m. :I Z‘ Dirngröi gits fei dumma Leit, dös sogns i da Stodt u weit u breit. I: Daß i da Stodt owa selwa sua(r) is, dös wißts ja diatz u i gånz gwiß. :I 2015 wurde das restaurierte, 1926 errichtete Denkmal für die Dürngrüner Gefallenen des Ersten Weltkrieges wiederaufgestellt. Aus diesem Anlaß erweiterte jemand das alte Lied um folgende Strophe.

Ansichtskarte aus dem Jahr 1938.

***

Wistersitz und Dürngrün

Ein Lied für Schildbürger Er notiert noch zwei Varianten. Sie handeln aber alle auch von Dürngrün, nicht von Wister-

Historische Karte aus dem 19. Jahrhundert. Die Leute von Dürngrün galten als die Schildbürger des Egerlandes. Ein Grund hierfür – so vermuten manche Forscher – lag vielleicht in ihrem lutherischen Bekenntnis. Eventuell hat die katholische Mehrheit der Umgebung die dortige evangelische Minderheit auf diese Weise verspottet. Im nordöstlichen Egerland hatte man weiteren Orten wie Stiern, Lanz, Totzau und Tüppelsgrün die gleichen Eigenschaften wie den Dürngrünern angedichtet. Aufgezeichnet wurde das Lied „Z‘ Dirngröi(n is schäi(n“ mit zwölf Strophen vermutlich erstmals von Josef Theobald Hofmann (* 1858 in Karlsbad, † 1943 in Karlsbad), einem deutschböhmischen Heimatforscher und Schriftsteller. Von ihm hat es dann der große Volksliedsammler Albert Grosch (* 1886 in Oberplan, † 1970 in Bad Windsheim) in seinen „Liedschatz des Egerlandes“ (1986) aufgenommmen mit dem Vermerk „Im Egerland allgemein bekannt“.

Bild: Franz Zima

Z‘ Dirngroi is schäi(n), sell mou ma g‘stöih! Doch nix davo is bliem, allezam ham ses verdriem. Z‘ Dirngröi is schäi(n), song ezat blouß nuch de Köih.

den Mond. Von dem meint der heimkehrende Gemeinderat, er sei in den Teich gefallen und man müsse ihn herausfischen. Seither scheinen zwei Monde in Dürngrün gleichzeitig: im Teich und am Himmel, wie es die Karte illustriert. Im handschriftlichen Text des Wistersitz-Liedes sind einige Strophen ausgelassen, das heißt nur sechs der sonst gängigen zwölf Strophen überliefert. Und der Text ist in der Sinnabfolge durcheinander geraten sowie in einzelnen Liedzeilen quasi etwas entstellt. Denn dort ist jeweils „Mau“ notiert, worunter man sprachlich eher einen „Mann“ vermuten würde, der in den Teich gefallen ist, was aber eben für die letzte Strophe keinen Sinn ergibt. Im Dialekt der Region von Wistersitz hatte man beim Mond vom „Mon(g)“ gesprochen – vergleiche Mongda für Montag – im nördlichen Egerland hieß es der Mou(n). Hier nun die Melodie und

sitz oder einem anderen Ort. Zuletzt erschien das Dürngrün-Lied im Druck 1981 in dem kleinen Liederbuch „Spaß- und Quatschlieder“. In der ersten Strophe der von Josef Brix aus Weißensulz überlieferten Wistersitz-Version wird der „Bummel am Turm aufigsetzt“, obwohl es dort keinen Kirchturm oder ähnliches gab. Im Original heißt es: „af d‘ Reitschöl‘ gsetzt“. Möglicerhweise hatte man zur Zeit der Entstehung des Textes für Wistersitz nicht mehr verstanden, was mit dieser „Reitschule“ gemeint war, nämlich das Ringelspiel, also das Karusell mit den Pferdefiguren wie es etwa beim Kirchenfest eines Ortes für die Kinder aufgebaut war. Doch die wichtigste Erhellung brachte für mich eine 1938 datierte Postkarte, die der Leser aus Wildstein mitgeschickt hatte. Denn hierauf sieht man, daß es um den „Mou(n)“ geht, das heißt um Das restaurierte Gefallenendenkmal.

der originale Text mit allen Strophen, dabei wird in drei bis elf die „Schildbürger-Aktion“ mit dem Rettungsversuch des in den Dorfteich gefallenen „Mou(n)“ geschildert. Doch der zwölfte Vers endet mit der allzeit gültigen Wahrheit und Weisheit: „dumma Leit“ gab und gibt es überall, keineswegs nur in Dürngrün oder Wistersitz.

I: Wöi se kumma zan Teichsdåmm her, ho(b)m se an Mou(n) in Wåssa gsäa. :I Dåu sågt oina: „Ei Dunna! A Wunna! Wöi is der Mou(n) in Teich ei(n) kumma?

Auch Heimatboten-Abonnentin Krista Schuster aus dem bayerisch-schwäbischen Mindelheim schickte der Redaktion ihre Version des Liedes, das sie aus der Erinnerung um eine vierte und eine sechste Strophe ergänzt.

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as Lied „Diarngrai is schei, sell mou ma g‘stei!“ sangen Kinder aus dem Bayerischen Wald in einer Volksmusiksendung des Bayerischen Rundfunks in der zweiten Hälf-

Z‘ Dirngröi is schäi(n) jå, jå, sell mou ma gstoih! jå, jå! Z‘ Dirngröi wår amål agråußa Hetz dåu håms an Bummel af d‘ Reitschöl gsetzt. I: Ålls håut gschaut, ålls håut glåcht, wos der Bummel für a Gfries håut gmåcht. :I Z‘ Dirngröi håms amål an Haml ogstochn, is va da Freid s‘ gånz Dorf zåmmgloffn, I: ham se denkt er is scho tåut, wal se nimma gröiat håut. :I Håm se ‘n don u dåuda zupft, af oamal is der Haml afgupft. I: Ålls is gståndn, ålls håut gschaut, kuina håut dean Haml mäia traut. :I Z‘ Dirngröi håms gkocht an Schwårzbirbrei, Manna wor dös a Saiarei. I: Kinnt da Voda mitn Steckn u laßt an Kinnan an Tuapf asleckn. :I Z‘ Dirngröi håms amål Räiabiazl båchn, wenn i droa denk, mou i heint nu låchn. I: Inna worn‘s spinde, assn vabrennt, san se va da Freid in da Stubm imgrennt. :I Z‘ Dirngröi wåar amål a Gemeinderåt, genga se hoim üm Mitternåcht.

I: Gäihts ner doa u sågts as ålln, da(r) is da Mou(n) in Teich ei(n)gfålln.“ :I Is glei ‘s gånza Durf zsåmmgloffn. „Leitla in Teich is da Mou dasoffn!“ I: Hå(b)m se Bre(t)la u Feiahåugn gnumma. Ållas is zan Teich doakumma. :I Stierlns u roudans d‘ gånza Nåcht, hå(b)m dean Mou(n) neat assebråcht. I: Sågt da Bürghamoista: „Öitz låuts as gäih(n), der scheint in Teich drinn a sua schäi(n).“ :I

te der 1950er Jahre. Die Melodie klingt mir auch noch heute im Ohr. Die vierte und sechste Strophe aus meiner Erinnerung lauteten folgendermaßen: Dau sagt da Burgermoaster, ets routs ma fei, diaz stauß‘ts den Mou ner weiter ei. Wenn mir am Hiascht in Weiha aslaua, dau wiad da mou vo selber gaua. Seitdem is in Diarngrei schei, sie home zwoa Mou zugleich, der oane am Himml, der andre im Teich.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstra­ße 21, 83352 Altenmarkt, Tele­fon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl­ @online.de. In­ter­net www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

� Weiden in der Oberpfalz

Petra Vorsatz sagt Adieu das Eventmanagement und dann die Leitung für das Amt Kultur, Stadtgeschichte und Tourismus in der Schulgasse 3a. Alle diese Ämter füllte Petra Vorsatz mit Optimismus, Freude und Tatkraft aus. etra Vorsatz kam 1958 in Uns Tachauern trat sie in ihWeiden in der Oberpfalz zur rem Haus immer mehr Platz Welt. Sie studierte Englisch und ab, weil sie sah, daß da ein HeiGeschichte für das höhere Lehr- matmuseum im Entstehen war. amt, absolvierte das Erste und Schließlich stellte sie auch Sedas Zweite Staatsexamen und bastian Schott für die Arbeit an entschloß sich, nicht Lehrerin, unserem Heimatmuseum frei. sondern Diplom2011 wurde unser archivarin zu werTachauer Heimatden. Dazu besuchmuseum Heimat, te sie die BayeriVertreibung, Insche Archivschule tegration in Weiin München und den in der Ober­ übernahm 1991 pfalz eröffnet. Als von Annemarie Hausherrin hielt Kraus die Leitung Petra Vorsatz dades Stadtarchivs mals eine zündenund -museums. de Rede. Sie nahm Da ich 1990 unser Museum zum Vorsitzenin das Konzept den des Heimatdes Hans-Baukreisvereins Tach- Dr. Wolf-Dieter Hamperl und er-Kulturhauses au gewählt wur- Petra Vorsatz. Bild: Karin Wilk auf. Bei den Vorde und unsere arbeiten für mein Heimatstube diesen Institutio- Buch „Wilhelm Vierling, ein fast nen angegliedert war, hatten wir vergessener Weidener Künstin den kommenden Jahren zahl- ler“ beriet sie mich fachlich und reiche Berührungspunkte. Un- stellte die vielen Archivalien ihser Heimatstube wurde mit För- res Stadtarchivs zur Verfügung. derung von Oberbürgermeister Auch dafür herzlicher Dank. Hans Schröpf und Petra Vorsatz Zum Empfang anläßlich der schrittweise ausgebaut. Dank- Verabschiedung von Petra Vorbar bin ich Petra Vorsatz auch, satz waren Ludmilla Himmel und daß wir in der Städtischen Gale- ich gekommen. Bei dieser Gelerie zahlreiche Ausstellungen wie genheit überreichte ich Vorsatz über den Tachauer Schriftstel- eine Münze aus dem Jahr 1755 ler Peter Kurzeck, den Karlsba- mit der Darstellung von Kurfürst der Grafiker Helmut Hellmessen Max Joseph und dem bayeriund den Tachauer Künstler Franz schen Wappen auf der RückseiRumpler durchführen konnten, te. Die Münze ist im Stil unserer um nur einige wenige zu nennen. Trachtenketten mit Ornamenten Kontinuierlich erweiterte sich und roten Steinen umrahmt und das Tätigkeitsfeld von Petra. möge Petra Vorsatz an uns Tach2005 kam der Tourismus hinzu, auer erinnern und ihr Schutz und 2007 die Max-Reger-Tage und Gesundheit geben. die Städtepartnerschaften, 2000 Wolf-Dieter Hamperl Wir kennen Petra Vorsatz seit 30 Jahren. Sie leitete das Kulturamt in Weiden und war unsere Ansprechpartnerin beim Museum, bei Heimattreffen oder anderen kulturellen Dingen.

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Im Hotel am Bahnhof feierten die Neustadtler gern Hochzeit.

Bilder: Nachlaß Ernst Iser

� Neustadtl

Faszinierende Funde Wolf-Dieter Hamperl berichtet von dem faszinierenden Nachlaß des 1914 in Neustadtl geborenen Ernst Iser.

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m Juli rief mich die Ehefrau von Josef Hörl an, daß sie wegen der Krankheit ihres Mannes ein Zimmer im Erdgeschoß räumen müsse, um ein Pflegebett dort aufstellen zu können. Ich möge doch die beiden Kisten mit dem Nachlaß von Ernst Iser abholen. Ich hatte mich immer schon gewundert, daß sich von Neustadtl keine Archivalien in unserem Kreisarchiv in Weiden befinden. Nun tauchten sie auf. Ende November fuhr ich anläßlich der Tagung des Heimatrates in Bad Kissingen in das nahe Karsbach bei Hammelburg und besuchte Frau Hörl. Ihr Mann war leider inzwischen verstorben. Nach einem sehr interessanten Gespräch mit der Witwe über Josef Hörl, 1934 in Neustadtl geboren, die Neustadtler Treffen, Krankheit, Tod und Trauer lud ich die beiden Kisten in mein Auto. Seit drei Wochen bearbeite ich den großartigen Fund und komme aus dem Staunen nicht heraus. Die Archivalien sind nun geordnet und füllen 14 Ordner. Daneben fand ich noch rund 70 alte Fotos und alte Filmrollen, die wir entwickeln lassen. Eine Kuriosität sind tschechoslowakische Banknoten, die Karoline Hörl/Tragl, die Mutter von Josef Hörl, zu Ostern 1946 getauscht und nach Deutschland mitgenommen hatte. Für an ihrer Heimatstadt Neustadtl Interessierte liste ich den Inhalt des Iser-Nachlasses auf. n  Ein Karton mit „Anschriftenzettel“ von Altnöder Franz bis Frötschl Johann und Karten – wohl vollständig – der Heimatortskartei „Heimatkreis Tachau-Pfraumberg, Heimatgemeinde Neustadtl“ mit Angaben zu Haushaltsvorstand, Ehefrau und gegenwärtige Wohnung von Adler Karl bis Zitzmann Wenzel. n  Ordner 1. Adressenverzeichnis, Handschrift von Ernst Iser; ausgefüllte Fragebögen von 1952 mit folgenden Angaben: Hausname, Haushaltsvorstand, Ehefrau, Kinder, Hausund Grundbesitz, Kriegsteilnah-

me, Aussiedlung. Neue Heimat: wann und wo im Lager, wann und wo in Wohnung untergebracht, Arbeitseinsatz, besondere Veränderungen in der Familie; teilweise mit Briefen und Grundrissen; von Adler Karl bis Wohlrab Franz, durchgeführt im Jahr 1952 vom ersten Stadtbetreuer W. Bäuml, Mantel, Marktplatz 106. n  Ordner 2. Totengedenkbuch A bis L, geführt von Rektor

n  Ordner 5. Die Schriften von Pfarrer Josef Lang, geboren in Neustadtl und Pfarrer in Altsattel, „Latein in Kirchenmatriken“ mit Ergänzungen von Ernst Iser, „Medizinisches Zauberbuch“, in die lateinische Schrift übertragen von Ernst Iser, und die Kopie des handschriftlichen Originaltextes, das die Grundlage für das von mir herausgegebene Buch „Egerländer Volksmedizin“ ist.

Neustadtler Freiwillige Feuerwehr 1911.

Neustadtler Musikanten. Ernst Iser, jeweils mit Sterbezettel, evtuell Foto und Lebenslauf, von 1946 bis 1992. n  Ordner 3. Totengedenkbuch M bis Z, geführt von Ernst Iser, weiters eine eigene Zusammenstellung der Verstorbenen von Neustadtl und Zummern und eine Zusammenstellung der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, Sterbezettel. n  Ordner 4. Korrespondenz von Rektor Ernst Iser speziell mit seiner Cousine Anni Urban, zwei Karten von Kriegsgefangenen aus russischen Lagern, weiters Schriftwechsel von 1946 bis 1985, unter anderem interessante Briefe von Franz Schuster.

n  Ordner 6. „,2000 und mehr Redensarten und Sprichwörter‘ gesammelt, gefunden, aufgeschrieben und – so gut es ging – auch vom Dialekt ins Hochdeutsche übersetzt. Nicht allein Lieder, Bräuche, Trachten und Spiele und vieles mehr sollen festgehalten werden – auch Sprichwörter und Redensarten verdienen dies! Regenstauf, 1. Januar 1983, Ernst Iser“, sehr umfangreich. n  Ordner 7. Korrespondenz von Ernst Iser 1986 bis 1993; Fortsetzung von Ordner 4. n  Ordner 8. Schmaler Ordner, Nachlaß von Gerda Rohm, ab 1977 Schriftleiterin des Heimat-

boten, Zeitungsausschnitte über Neustadtl, Personen und verschiedene Themen, A bis Z; Gerda Rohm wohnte in München 2, Postfach 202123; n  Ordner 9. Schmaler Ordner mit der Korrespondenz von Franz Radl, Trostberg, 1982 bis 1984, mit handschriftlichen Briefen von 1950 bis 1960. Radl war bis 1984 Stadtbetreuer von Neustadtl und Vorgänger von Resi Schamburek. n  Ordner 10. Bräuche und Ereignisse, Festtage und Feiertage im Monatswechsel von Ernst Iser, sehr sinnvolle Sammlung für die Gestaltung des Heimatboten und für Weihnachtsfeiern, für die Rektor Ernst Iser sehr bekannt war. n  Ordner 11. Hausbesitz in Neustadtl, gegliedert nach Alphabet und Hausnummern; sehr verdienstvolle Arbeit von mehreren Neustadtlern; sehr interessant für die Nachkommen. n  Ordner 12. Arbeiten für das „Neustadtler Heimatbuch“ von Ernst Iser, mit Beiträgen über Bahn, Brauwesen, Geschichten von Neustadtl, Kirche, Jagdwesen, Namen mit Klang, Gefallene, 600-Jahr-Feier, Historisches, Vereine, Vertreibung, Sudetendeutsche Jugendzeitschrift „Kondor“, Schule. n  Ordner 13. Fortsetzung von Ordner 12, Einwohner, Adressbuch, Hausbesitzer, Geschichten mit Neustadtler Bezug, Geschichten und Erzählungen allgemein, Sagen. n  Ordner 14. Zu den Personen Iser Ernst, Radl und Walter Lorenz (Ausstellung 1993 in Neustadtl), Heimattreffen in Regenstauf, Bad Vilbl, Berichte über Fahrten in die Heimat. Eine kurze Biographie von Ernst Iser, Rektor der Hauptschule in Regenstauf, folgt in einer der nächsten HB-Ausgaben. Die Ordner stehen im Archiv des Tachauer Heimatmuseums, Hans-Bauer-Kulturzentrum, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, eMail museum@tachau.de. Ansprechpartner ist Sebastian Schott. Die Ordner können nach Rücksprache vor Ort eingesehen, aber nicht ausgeliehen werden.

LESERBRIEFE Bilder wecken Erinnerung

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der Vertreibung erst acht Jahre alt war. So erinnere ich mich an meine Großeltern. Die Wawa war eine geborene Müller und lebte von 1865 bis 1944, der Harla Johann Maschauer von 1866 bis 1949. Meine Mutter, die zwar aus Pössigkau im Kreis Bischofteinitz stammte, erzählte mir viel von der Heimat. Manfred Maschauer 89257 Illertissen-Jedesheim

um Artikel „Der g‘scheite Sperlwewer-Ernst“ über Hausnamen in Neuzedlisch von Ernst Wurdak (Ý HB 8/2024). In dieser Ausgabe sah ich mein Geburtshaus und das Kind Sperlwewer-Ernst. Ich lernte Ernst erst viele Jahre später kennen und unternahm mit ihm viele Reisen in die Heimat Neuzedlisch. Ich holte ihn in Hilpoltstein ab und fuhr ihn über die Grenze ins Egerland. Dank meiner seligen Mutter konnte ich mir ein Bild meiner Geburtsheimat machen. Außerdem habe ich Photographien und Erinnerungen, auch wenn ich bei Manfred Maschauers Geburtshaus.

TERMINE n  Bis Donnerstag, 16. Mai, Centrum Bavaria Bohemia: Ausstellung „Landschaften/Krajiny. Die Landschaften des Grünes Bandes verbindet, was einst durch die Grenze getrennt war“ mit Bildern von Lena Schabus, Jaromír 99 und Peter Lang, Montag bis Freitag 9.00–16.00, Samstag 10.00–11.30, Sonntag 14.00– 16.00 Uhr, feiertags geschlossen,

Freyung 1, 92539 Schönsee, Telefon (0 96 74) 92 48 77, Telefax 91 30 67, eMail info@cebb.de n  Sonntag, 19. Mai, 18.00 Uhr, Musiksommer Haid – Festival Geistlicher Musik: Antonín Dvořaks „Die Geisterbraut“ mit dem Westböhmischen Symphonieorchester Marienbad, Chor Čerchovan und Dirigent Tomáš Brauner in Sankt Nikolaus.


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Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Buchneuerscheinung – Verlag Tschirner & Kosova

„Wahre Schätze aus der Egerländer Küche“ – Rezepte und Brauchtum Am 11. März 2024 erscheint im Leipziger „Verlag Tschirner & Kosova“ ein besonderes Geschichten-Kochbuch zur Egerländer Küche. Jürgen Tschirner vom Verlag stellt das Buch vor:

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er Titel des Kochbuches lautet: „Wahre Schätze aus der Egerländer Küche. Rezepte, Brauchtum & Verse“ (ISBN 978-3-9825526-3-7). Die Autoren sind Erna und Heinz Lorenz. Das Hardcover-Buch mit Leinenbezug umfaßt insgesamt 184 Seiten. Der Ladenpreis liegt bei 35,00 Euro. Zum Inhalt: „Schreib’s aaf“ – dieses Motto galt Heinz Lorenz sehr viel, und er hat vielfältig dokumentiert. Meist mit wunderbarer Handschrift, in sehr hohem Alter auch noch mutig den Computer entdeckend. So war er auch die liebevoll-beharrlich treibende Kraft im Hintergrund, welcher seine Frau Erna animierte, ihr recht intuitives Kochen in die Form von nachvollziehbaren Rezepten zu bringen. Ein teilweise mühsamer Prozeß startete, der insgesamt wohl an die fünf Jahre dauerte und viele sorgfältige Test-Kochen einschloß. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Abgebildet ist die große Bandbreite der Egerländer Küche. Unter anderem gibt es Rezepte für Suppen, alle Sorten an Knödeln von herzhaft bis süß, Gemüsesoßen oder Festtagsbraten, dazu typische Süßspeisen und Kuchen sowie Plätzchen. An alle Anlässe durch das Jahr hindurch ist gedacht. Und da-

zu finden sich augenzwinkernde Sprüche und Erzählungen zum Brauchtum, welche die Kochrezepte passend und humorvoll ergänzen. Zu den Autoren: Erna und Heinz Lorenz, beide Jahrgang 1930, stammen beide aus Falkenau im Egerland. Sie haben sich bald nach der Vertreibung in Burglengenfeld in der Oberpfalz kennen und lieben gelernt. Sie waren 67 Jahre lang glücklich verheiratet, bis zum Tod von Heinz im August 2022. Die Liebe zum Egerland, zu ihrer schmackhaften und genußreichen Kost und zum Brauchtum mit geselligen Sprüchen und Musik hat sie zeitlebens begleitet. Ebenso begleitete sie auch die Dankbarkeit für die neue Heimat, welche sie in Bayern gefunden haben. Bitte lassen Sie uns wissen, ob wir Ihnen ein Rezensionsexemplar zuschicken dürfen. Da das Buch erst demnächst auf den Markt kommt, können wir Ihnen vorab Auszüge aus der Druckfahne schicken. Bei Rückfragen zur Entstehungsgeschichte und zu den Hintergründen rufen Sie mich bitte an. Vielen herzlichen Dank im Voraus. –Kontakt: Jürgen Tschirner vom Verlag Tschirner & Kosova; –Adresse: Zum Harfenacker 13 in D-04179 Leipzig; Telefon: (+49 1 76) 20 74 99 08. Weitere Informationen finden Sie jederzeit auf der Website des Verlages Tschirner & Kosova: www.tschirner-kosova.de

� Die nächsten Termine

Egerländer Kalender Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit den kommenden Terminen des Egerländer Kalenders. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen:

2024: n  Sonntag, 17. März: Kulturtagung des BdEG-LV Bayern im Sudetendeutschen Haus mit Besuch des Sudetendeutschen Museums, München. n  Sonntag, 24. März: Landesfrühjahrstagung sen in Gießen-Allendorf.

Hes-

n  Sonntag, 24. März: 11 Uhr: 3. Egerländer Dudelsacktag; Vortrag zur Geschichte des Egerländer Dudelsacks: „Ein Instrument im Fokus der Volkskunde zwischen 1938 und 1946“; Referent: Georg Balling. n  Freitag, 19. April, bis Mittwoch, 24. April: Deutscher Trachtentag in Bad Bergzabern/Pfalz mit Egerländer Beteiligung n  Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai: „Die Egerländer kommen!“ Traditionelle Egerländer Blasmusik, Tanz und Gesang in Radolfzell/Bodensee (geplant). n  Freitag, 10. Mai, bis Sonntag, 12. Mai: 52. Bundestreffen der BdEGEgerland-Jugend in Wendlingen. n  Freitag, 17. Mai, bis Sonntag, 19. Mai: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. n  Sonntag, 2. Juni: Hessentag in Fritzlar. n  Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni: Deutsches Trachtenfest, Wangen/Allgäu. n  Sonntag, 9. Juni: 70 Jahre Eghalanda Gmoi Zorneding. n  Sonntag, 16. Juni: 75. Gmoijubiläum Herborn. n  Sonntag, 23. Juni, bis Montag, 24. Juni: Nordgautag in Grafenwöhr. n  Sonntag, 30. Juni: Landestreffen und 70 Jahre Eghalanda Gmoi Ingolstadt. n  Sonntag, 7. Juli: 70. Gmoijubiläum Limburg. n  Freitag, 19. Juli, bis Sonntag, 21. Juli: 19. Vinzenzifest und 49. Egerländer Landestreffen Ba-Wü in Wendlingen.

Das Buchcover der Neuerscheinung ab 11. März 2024 im „Verlag Tschirner & Kosova“ mit vielen leckeren Egerländer Rezepten. Titel des Kochbuches: „Wahre Schätze aus der Egerländer Küche. Rezepte, Brauchtum & Verse“ von Erna und Heinz Lorenz, (ISBN: 978-3-9825526-3-7). Bilder: Verlag Tschirner & Kosova

n  Samstag, 20. Juli: 5. Egerländer Brunnenfest in Marktredwitz von 11–17 Uhr.

Weitere Termine sind zu finden unter: www.egerlaender.de


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Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Marktgemeinde Neusattl

Gedenkfeiern Nachfolgend drucken wir einen bisher unveröffentlichten Auszug aus dem Gedenkbuch der Marktgemeinde Neusattl ab, den Horst Zischka (Ortsbetreuung Neusattl) zur Verfügung stellt. Erstellt wurde der Auszug von Oberlehrer Wenzel Gall (1926) zum Thema Gedenkfeiern in der Gemeinde im Jahr 1924:

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m Pfingstsonntag, den 8. Juni, fand in der hiesigen Filialkirche eine seltene und denkwürdige Feier statt, zu deren Begehung die Bewohner von hier und aus der Umgebung die Räume des schmucken Gotteshauses bis auf den letzten Platz füllten. Es galt der Weihe der Kriegergedächtnisglocke und der Enthüllung des Gedächtnisbildes für

die im Weltkrieg 1914 bis 1918 aus Neusattl und der Umgebung gefallenen Krieger. Durch die erschütternden Ereignisse des Weltkrieges fielen von den drei hier vorhandenen Glocken zwei davon dem Schlachtendrama zum Opfer. Der einsam am Turm gebliebenen Glocke wurde nun vom Kirchenbauverein mit einem Kostenaufwand von rund 1700 Kronen eine zweite beigestellt. Dieselbe wurde von der Firma Böhler in Kapfenberg, Steiermark, geliefert und ist aus reinstem Gußstahl feingestimmt hergestellt. Das Kriegergedächtnisbild fand seine Ausstellung beim Seiteneingang der Kirche. Die Angehörigen der gefallenen Krieger ließen gemeinsam die

Bildnisse photographisch herstellen und zu einem geschmackvollen Tableau vereinen, während die Gemeindevertretung von Neusattl durch den Tischlermeister G. Peterl für die kostenlose, würdige Umrahmung der Feier und für die altarmäßige Aufstellung des Gedächtnisbildes sorgte.

Das Gedächtnisbild erinnert an Kriegsgefallene.

� Falkenau

Glückwunsch und Gratulation Soldaten im Krieg.

Bild: Pixabay

� Egon Brückner – Teil I

Erinnerungen an Leben und Kriegseinsatz Gerhard Hampl hat in den Archiven Falkenaus handschriftlich festgehaltene Lebenserinnerungen des inzwischen verstorbenen Landsmanns Egon Brückner über dessen Einsatz in Rußland gefunden. Nachfolgend drucken wir diese Geschichte in mehreren Folgen im Falkenauer Heimatbrief ab.

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ch bin am 25. Juni 1924 in Grünlas geboren; damals der Bezirk Elbogen im Egerland. Bis 1945 führten wir in unserer früheren Heimat ein hartes, aber ruhiges Leben. Die Landwirtschaft meiner Eltern war nicht groß genug. Darum mußten wir nebenbei mit Pferdegespann Kohle von den Schächten zu den Privathaushalten transportieren. Ich war kaum aus der Schule heraus, da mußte ich schon einen vollen Mann ersetzen. Dies ging vom Morgengrauen bis spät in die Nacht hinein. Jedes Jahr mußte eine neue landwirtschaftliche Maschine und sonstige Geräte angeschafft werden. Anfang Dezember 1942 wurde ich zur Wehrmacht eingezogen. Dort wurden wir jungen Burschen nach allen Regeln geschliffen. Wir mußten uns in den größten Dreck werfen, und man

lehrte uns, wie man Sachen zerstört. Das war genau das Gegenteil von dem, was ich in meinem Leben bisher getan hatte. Ich konnte mich für dieses Militär nicht begeistern, denn daheim hätte ich in dieser Zeit so viel nützlichere Arbeit leisten können. Damals hieß es, jeder Soldat hat den Marschallstab im Tornister. Darum waren die meisten bestrebt, so schnell wie möglich befördert zu werden. Ich war nicht einmal ein schlechter Soldat, aber keinesfalls ein Streber. Nach der Ausbildung kam meine Einheit nach Rußland in den Kaukasus nach Krymskaya. Dort erlitt ich zwei schwere Verwundungen an einem Tag, und lag damit elf Monate lang im Lazarett. Noch am Stock gehend wurde ich wieder an der Westfront eingesetzt. Dort geriet ich in Gefangenschaft, welche vier Jahre dauern sollte. In dieser Zeit wurden fast alle Deutschen von den Tschechen aus ihrer Heimat vertrieben. Da ich nun keine Heimat mehr hatte, kam ich nach meiner Entlassung nach Hessen in den Vogelsbergkreis in das Dorf ObrGleen. Dies wurde meine zweite Heimat. Fortsetzung folgt

Wir wünschen allen Geburtstagskindern im März alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag zum: –101. Geburtstag Irma Bachmaier (Buckwa. Katzengiebel), 29. Januar 1923. –99. Gretl Hillenbrand, geb. Ulsperger (Wudingrün), 12. März 1925. –97. Ida Pilz, geb. Klier (Lanz), 2. Februar 1927. -97. Irmtraud Ruths, geb. Hemmer, (Falkenau), 11. März 1927. –93. Erna Wehr, geb. Düringer, (Maria-Kulm), 17. März 1929. –94. Josef Östreicher, (Zieditz-Königsberg), 10. März 1930. –94. Ilse Harseim, geb. Knorr, (Schönbrunn), 12. März 1930. –94. Aloisia Wettengl, geb. Götz, (Zieditz), 19. März 1930. –93. Maria Schmidt, geb. Hoier, (Oberneugrün), 6. März 1931. –92. Berthold Seidl, (Königsberg), 23. März 1923. –92. Anton Frohna, (Falkenau), 25. März 1923. –91. Adelheid Schülle, (Teschwitz), 13. März 1933. –91. Walter Glaßl, (Lobs), 24. März 1933.

–90. Gertrud Conrad, geb. Kneissl, (Falkenau), 6. März 1934. –90. Wilhelm Harbauer, (Kirchenbirk), 12. März 1933. –90. Gertrud Wald, geb. Pleyer, (Unterreichenau), 17. März 1934. –89. Berta Beer, (Zieditz), 1. März 1935. –88. Reinhard Pleyl, (Zieditz), 14. März 1936. –88. Iris Walter, geb. Kempf, (Falkenau), 16. März 1936. –88. Herbert Bässler, (Haberspirk), 30. März 1936. –86. Ingrid Koryciak, geb. Schmid, (Lauterbach-Dorf), 8. März 1938. –86. Waltraud Solf, geb. Brandl, (Lobs), 27. März 1938. –85. Anneliese Christl, geb. Glassl, (Thein-Lanz), 5. März 1939. –84. Olga Schachner, geb. Schmied, (Schaben), 16. März 1940. –84. Rosemarie Albert, (Pochlowitz), 24. März 1940. –82. Karin Albrecht, geb. Fritsch, (Falkenau), 19. März 1942. –81. Otto Kliebhahn, (Eger-Treunitz), 2. März 1943. –81. Monika Dietz, geb. Glässl, (Tiefengrün), 19. März 1943. –80. Renate Grollmuss, geb. Pöllmann, (Grasseth), 29. März 1944. –78. Ilona Lill, geb. Blohmann, (Haberspirk), 12. März 1946. –72. Christine Obermeier, (Ponholz Obpf.), 9. März 1952.


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Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Egerer Landtag e.V.

Glückwünsche Im Monat März 2024 können wir einigen Mitgliedern des Egerer Landtag e.V. zum hohen Geburtstag gratulieren. Wir wünschen ihnen alles Gute, viel Glück und beste Gesundheit! –geboren am 2. März 1939: Helmut Reich, 91207 Lauf; –geboren am 9. März 1939: Krista Hrubá, Eger; –geboren am 13. März 1932: Kurt Grüner, 85386 Eching; –geboren am 30. März 1932:

Günther Deistler, 91056 Erlangen; –geboren am 30. März 1933: Helmut Leistner, 97078 Würzburg. Es gab im letzten Monat wieder Spendeneingänge zu verzeichnen, herzlichen Dank an alle Spender! Spendeneingänge: –20,00 Euro gespendet von Hanke Reinhard; –15,00 Euro gespendet von Sölch Christoph.

� Landeskunde

Erdbeben Nachfolgend geht es um den ältesten historischen Zeitungsbericht über das Schönbach-Erdbeben von 1841, das in der Stadt Schönbach (Elbogen Kreis) am 25. Juli 1841 wütete:

Jozef Haranza (rechts oben im oberen Bild) bei der Setzung des Steins. Bild unten: Die Bürgermeisterin von Zwodau, Eva Třisková, und ihr Mann (links) mit Jozef Haranza (rechts) bei einer symbolischen Taufe des Steins.

� Spendenaufruf

Denkmal für Ernst Mosch Wir bitten um Spenden für das geplante Denkmal für Ernst Mosch in Zwodau:

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n der Dezember-Ausgabe des Falkenauer Heimatbriefes berichteten wir über ein geplantes Denkmal für Ernst Mosch in seinem Geburtsort Zwodau, nahe Falkenau. Wie erst vor kurzem bekannt wurde, hat die Errichtung des Denkmals für unseren unvergessenen Ernst Mosch bereits begonnen! Der von der Gemeinde Zwodau (Svatava) gestiftete Stein wurde im Garten vor dem Zwodauer Rathaus mithilfe eines Krans auf ein dafür vorbereitetes Fundament gesetzt. Auf dem ersten abgedruckten Bild ist der Initiator, der stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe Falke-

nau des „Bundes der Deutschen in der Tschechischen Republik“, Jozef Haranza zu sehen. Auf dem anderen Bild sieht man links neben dem gesetzten Stein die Bürgermeisterin von Zwodau, Eva Třisková, mit ihrem Mann. Rechts davon Jozef Haranza bei einer symbolischen Taufe des Steins. Um das Denkmal fertigstellen zu können, bitten wir alle um ihre Mithilfe durch Spenden. Bitte die Spendenbeträge auf folgendes Spendenkonto überweisen: –Empfänger: Městys Svatava; –Zweck: Spende für Ernst Mosch Denkmal; –IBAN: CZ25 0100 0001 3118 6783 0247; –BIC: KOMB CZPP; Nach Abzug der Kosten übrigbleibende Beträge sollen für die

Renovierung und Instandhaltung der Kirche in Zwodau verwendet werden. Über den weiteren Fortschritt sowie über die Höhe der eingegangenen Spenden werden wir weiter berichten. Die feierliche Einweihung ist anläßlich des 100. Geburtstages von Ernst Mosch im Jahr 2025 geplant.

Ernst Mosch.

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n der Ausgabe des 12. Januars 2024 berichteten wir über ein schwaches, trotzdem aber deutlich wahrnehmbares Erdbeben im Schönbacher Ländchen. Daß solche Ereignisse wohl auch in der Vergangenheit gar nicht so selten waren, belegt der nachfolgende Bericht aus den „Unterhaltungsblättern für gebildete Stände – Bohemica“ des 30. Juli 1841, den Jozef Zelený mir übermittelte. Er beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich und medientechnisch mit der Geschichte des Städtchens, in dem er seine Jugend verbrachte: In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1841 wurden die meisten Bewohner Schönbachs durch ein seltenes Naturereignis in ihrem Schlaf gestört. Einige Minuten nach 1 Uhr morgens am 25. erfolgte ein Erdstoß, den man im ersten Augenblick für einen starken, jedoch entfernten Donnerschlag gehalten hatte. Das andauernde dumpfe Rollen und der nach etwa vier Sekunden sich wiederholende Erdstoß, sowie das Erzittern der Häuser und Klirren der Fensterscheiben, verschaffte selbst dem minder Kundigen der Naturerscheinungen die Überzeugung, daß nur ein Erdbeben diese Erschütterun-

gen hervorbringen konnte. Das Wetter war in diesem Augenblick ruhig, der Himmel überzogen, nachdem schon seit mehreren Wochen starke Gewitter mit Platzregen bei heftigen Winden abgewechselt hatten. Das Thermometer zeigte am 25. Juli abends um 19 Uhr zehn Grad plus an. Stärker wurden die Erdstöße in den hochgelegenen Stadtteilen verspürt. Die Stöße erfolgten in Schwingungen aus der nordwestlichen Gegend. Das Erdbeben selbst dauerte im Ganzen über fünf Sekunden. Heute haben wir Sturmwetter mit ausgiebigen Streifregen. Es ist davon auszugehen, daß dort auch in Zukunft die Tassen in den Schränken ab und zu klappern werden. Das belegt die EMail, die ein Altschönbacher aus Bubenreuth zugeschickt hat: „Ich habe es im Oktober 2008 selbst miterlebt, als wir mit dem Gemeinderat Bubenreuth in Schönbach beziehungsweise im Rathaus von Markneukirchen saßen und die Gläser im Schrank das Klappern anfingen. Wir erfuhren, daß im Egergraben wieder Erdstöße verzeichnet wurden.“ Bleibt nur zu hoffen, daß diese Ereignisse, wie bis jetzt geschehen, auch zukünftig im unteren Bereich der nach oben offenen Richterskala bleiben. Nd www.digitalniknihovna.cz (die Originalseiten sind im Internet zu finden)

� Willi Rößler – weiter auf Seite 16

Schwere Tage für Eger vor dem Kriegsende Willi Rößler erzählt von den schweren Tagen für Eger und den Fliegerangriffen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges:

N

achdem wir jeden Tag schlimme Nachrichten von den furchtbaren Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen, also praktisch vor unserer Haustür, erhalten, denken wir an die schwersten Tage zurück, die Eger im Zweiten Weltkrieg erfahren mußte: Dies waren die Fliegerangriffe im Herbst 1944 und im Frühjahr 1945. Die Stadt Eger ist im Laufe der Geschich-

te weder während der Hussitenkriege noch während des Dreißigjährigen Krieges so schwer getroffen worden wie im Zweiten Weltkrieg. Am 23. Oktober 1944 erfolgte ein erster gezielter Angriff amerikanischer Bomber auf die Stadt Eger. Betroffen war in erster Linie das Industriegebiet an der Eger am Anger vor dem großen Bahnviadukt. Am 14. Februar 1945 wurde unser Hof in Matzelbach getroffen. Meine Eltern und die Nachbarn wurden während des Mittagessens von dem Fliegeralarm

aufgeschreckt. Sie gingen in den Keller unter der Scheune. Das Surren der Flieger war festzustellen, jedoch ließ bald ein gewaltiger Krach den Keller erzittern. Dann herrschte atemlose Stille. Was war geschehen, fragte man sich. Sie dachten zunächst gar nicht, daß eine Bombe eingeschlagen hätte. Das Ohr täuschte, doch das Augenlicht sah die Verwirrung im Hof, als sie aus dem Keller traten. Eine 250 Kilogramm schwere Bombe schlug mitten in den Hof ein, sechs weitere Bomben unmittelbar hinter der Scheune.

Dächer waren abgedeckt beziehungsweise schwer beschädigt. Ein ungeheurer Trichter erstreckte sich im Hof. Menschenleben waren keine zu beklagen, und von den Tieren waren nur die Hühner und Gänse betroffen. Das hintere Wohnhaus beziehungsweise der Hühnerstall waren nicht mehr bewohnbar, und der vordere Schuppen war eingefallen. Geräte, Maschinen, Getreide ging hierbei unter anderem kaputt. Von der Toreinfahrt war nichts mehr zu sehen. Im Umkreis waren 160 Bomben gefallen, auf unseren Grundstüc-

ken zehn. Die Verwandten wurden benachrichtet und gebeten, uns in den nächsten Tagen mit Aufräumarbeiten zu helfen. Ich persönlich lag zu dieser Zeit im Lazarett in Coburg. Bei einer Übung mit scharfer Munition wurde ich am 2. Februar verwundet. Nach Operation und Behandlung konnte ich am 17. März ins Lazarett nach Eger verlegt werden. Das Neue Kloster hatte man zum Lazarett umfunktioniert. Kaum war ich in Eger angekommen, erfolgte ein Angriff auf das Flugzeugwerk in Eger. Bei

diesem Angriff saß ich im Keller im Neuen Kloster. Der erste Weg war nach Hause. Zum Glück sind diesmal in unseren Hof nur Splitterbomben gefallen, die wiederum einige Hühner erschlugen und kleinere Schäden anrichteten. Damals gab es viele Tote und Verwundete, besonders bei Kriegsgefangenen. Ostern stand vor der Tür. Ich konnte das Fest mit meinen Lieben verbringen. Aber kein Mensch hatte Freude dabei. Am Sonntag nach Ostern, am 8. April 1945, kam wieder ein schwerer Bitte umblättern


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EGERER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

� Willi Rößler – weiter zu Seite 15

Schwere Tage für Eger vor dem Kriegsende T

ag für Eger. Ich ging nachmittags über den Bahnhof und wollte nach Hause. Dies war ein herrlicher Sonntag, keine Wolke stand am Himmel. Als ich zum Hof hereinkam, heulte die Sirene auf: „Fliegeralarm“, und kurz darauf: „Höchste Luftgefahr“. Und schon sah man die silbernen Vögel kommen. Das war um 12.30 Uhr. Ich verschwand im Keller. Ein nervenzerreibendes Surren und Rollen ging durch den Äther bis in die dumpfesten Mauerlöcher. Die Leute konnten es kaum ertragen. Auf einmal

hörte man ein Zischen und Sausen, das immer mehr zunahm. Nur Sekunden dauerte es, aber den Kellerbewohnern wurde es zur Ewigkeit. Sie saßen kniend und duckend das Folgende erwartend. Ein langes Grollen und Murren, Donnern und Einschlagen löste die Spannung unter den Menschen. Aber noch waren sie nicht erlöst von dem Grauen des Todes, denn eine neue Welle folgte der ersten, und das Schauspiel nahm von neuem seinen Lauf. Als das Surren der Flieger-

Ein Kampfflieger aus dem Krieg.

motoren verstummte, reckten einige Neugierige die Köpfe aus dem Keller. Kinder schrien, Frauen beteten, die Jungen mahnten zur Ruhe. Der Angriff galt dem Bahnhof. Zwischen Dreilinden und Viadukt erkennt man ein züngelndes Meer von Flammen. Alle Leute starrten in das Feuer. Der Bahnhof und viele Wohnhäuser standen in Brand. Es mag auch viele Tote gegeben haben. Schon hörte man die Motorspritzen surren, die Organisationen halfen. Die Egerer Zivilisten selbst haben bis heute so etwas nicht mitgemacht. Sie starrten ins Feuer und klagten, statt zu helfen. Balken knisterten, Mauern fielen ein, Waggons am Bahngleis gingen in die Luft. Der Brand fraß weiter und weiter. Nach dem Alarm raste ich in die Stadt mit steifem Bein auf dem Fahrrad zum Lazarett. Es war heil geblieben. In der Stadt waren vereinzelt Phosphorbomben gefallen. Ich kam beim Lager Hart vorbei und sah, daß im Haus Hilde Hart, einer Verwandten von uns, der Dachstuhl brannte. Ich half es zu löschen, jedoch fehlte es an allen Enden an Wasser. Dennoch konnten wir das Haus retten. Rauchgeschwärzt und mit verquollenen Augen ging ich abends wieder zum Lazarett im Neuen Kloster. Viele Familien standen auf dem Weg. Mit Wägelchen, Bündeln waren sie unterwegs und suchten einen Un-

terschlupf. Noch bis zum nächsten Tag flackerten hier und dort Feuer auf. Zwei Tage später, am 10. April, erfolgte der nächste Angriff. Wieder rollten Bomber heran und luden ihre Last beim Viadukt ab. Diese Bomben haben nicht viel Schaden angerichtet. Der Viadukt wurde zertrümmert. Auch Tirschnitz war das Ziel des Angriffs. Ich war damals gerade auf dem Weg nach Matzelbach und legte mich in den Straßengraben, um zu beobachten, wie die Bomben fielen. Eger wurde in den nächsten Tagen immer wieder von Tieffliegern angegriffen. Ohne Alarm erschienen die Jagdbomber und schossen auf Fahrzeuge und Menschen. Die Straßen waren fast alle unpassierbar, denn Tiefflieger streiften sie nach Transporten ab – und wehe dem Auto, das von ihnen erfaßt wurde. Verkehr war nur noch bei Nacht möglich. Züge verkehrten nicht mehr. Viele Fabriken lagen still. Der Bauer konnte seine Äcker tagsüber nicht mehr bestellen. Wir steckten die Kartoffeln von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr. Überall sah man Rauchfackeln brennender Autos. Die größte Schandtat richteten die Jabos durch die Beschießung der Stadtkirche Sankt Niklas am 20. April 1945 an. Dies brannte Dach und Türme weg. Am 22. April kam der Befehl, in Eger alle kriegswichtigen Gebäude und Brücken zu zerstören,

doch nur wenige Brücken wurden gesprengt. Alles sah der Vernichtung entgegen. Obwohl Eger zur Festung er-

klärt wurde, kam es in der Stadt selbst kaum zu Gefechten. Somit blieb Eger als Stadt wieder einmal verschont.

Eine Fliegerbombe aus Kriegszeiten am Waldboden.

Bilder: Pixabay

� Werner Pöllmann – Dreiländereck am Buchbrunnen – Teil I

Dreiländereck – Treffpunkt dreier Königreiche Werner Pöllmann berichtet über das Dreiländereck am Buchbrunnen, welches für wenige Tage Treffpunkt dreier Königreiche war. Dabei geht es um Teile des ehemals staufischen Egerlandes in Böhmen, Preußen und Bayern. (Quellen: –Kurt Zeidler: Erweiterung der Egerer Wasserleitung, in: Egerer Zeitung, Amberg Heft 2/1992, Seite 24–26; –Dieter Hermann: Der Buchbrunnen im Dreiländereck, Zugriff: bayern-fichtelgebirge.de/ ostrand).

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ie schon aus der Überschrift ersichtlich, soll es hier nicht um das bekannte Dreiländeck Bayern–Böhmen–Sachsen gehen, das von 1810 bis 1918 eine Drei-Königreichs-Ecke war, sondern um eine wenig beachtete Stelle etwa 31 Kilometer Luftlinie südlich davon. Der sogenannte Buchbrunnen (Buková studánka) ist das Quellgebiet des Buchbrunnenbächleins (Bučinský potok), das hier auf 2,4 Kilometer die Landesgrenze bildet und nach weiteren 1,4 Kilometern bei Mühlbach in die Eger (Stausee seit 1964) mündet. Heute treffen dort Altbayern (Oberpfalz), Franken (Oberfranken, dessen östlicher Teil mit Frankenwald und Fichtelgebirge neuerdings gerne als „Hochfranken“ touristisch vermarktet

Preußisch-bayerischer Grenzstein Nummer 2 von 1803 (Pr = Preußen).

wird.) und die Tschechische Republik aufeinander. Seit der Besiedlung im 11. Jahrhundert, die sich von Süd nach Nord naabaufwärts ausbreitete, lebt dort eine Bevölkerung mit nordbayerischem Dialekt. Sie wurde zwar 1946 aus Böhmen fast vollständig vertrieben, ist aber auch in Sachsens Südspitze (Oberes Vogtland) noch anzutreffen. Dabei handelt es sich um die nördlichste Region der Diözese Regensburg. Dies war bis zur Reformation eine kulturelle Einheit, deren politische Zersplitterung aber schon im 14. Jahrhundert begann. Der Gründer des Klosters Waldsassen, Nordgau-Markgraf Diepold III. von Vohburg (1093– 1146), gilt als Erbauer der Burg zu Eger, welche um 1120 einen älteren slawischen Burgwall ersetzte. Nach Diepolds Tod bemächtigte sich der römische (deutsche) König Konrad III. des Egerlandes, weil er dessen Bedeutung für das Reich erkannte und dieser Schritt im Interesse einer staufischen Hausmachtpolitik lag. Konrads Neffe Friedrich, eher bekannt als Barbarossa, heiratete 1147 Adela von Vohburg, die Erbin des Egerlandes. 1153 wurde diese Ehe geschieden, weil Friedrich 1152 römischdeutscher König (ab 1155 Kaiser) geworden war und eine neue Ehe einging, die seinem höheren Stand entsprach. Auch sein Egerer Verwaltungssitz, die alte Markgrafenburg, mußte einer modernen Kaiserpfalz weichen. Als vier Generationen später mit der Enthauptung Konradins die Staufer 1268 im Mannesstamm ausstarben, war es auch um das staufische Reichsland am Oberlauf der Eger geschehen. Es wurde zum Streitobjekt zwischen Böhmen und dem Reich. Böhmens König Ottokar II. Přemysl, im Besitz des Egerlandes von 1266 bis 1276, unterlag 1278 auf dem Marchfeld

dem römisch-deutschen König Rudolf von Habsburg. Die letzten Přemysliden, Ottokars Sohn Wenzel II. und dessen Sohn Wenzel III., besaßen das Egerland von 1291 bis 1305. Mit der Ermordung Wenzels III. in Olmütz starb 1306 sein Geschlecht aus. Die Wenzelskrone erheiratete sich 1310 sein Schwager Johann von Luxemburg. Auf dem Reichsthron saßen Albrecht I. (Sohn Rudolfs von Habsburg, König 1298–1308), Heinrich VII. (Vater Johanns von Luxemburg, König 1309, Kaiser 1312–1313) und Ludwig der Bayer (Enkel Rudolfs von Habsburg, König 1314, Kaiser 1328–1347). Sie waren nun nacheinander auch die Besitzer des Reichslandes um Eger. Böhmenkönig Johann half dem Wittelsbacher Ludwig sich gegen seinen Großcousin Friedrich den Schönen (Enkel Rudolfs von Habsburg und seit 1314 Gegenkönig) in der Schlacht bei Mühldorf am Inn 1322 durchzusetzen. Ludwig hatte Johann schon 1315 für 20 000 Silbermark als Pfand das Reichsland um Eger versprochen. 1322 hat man demnach das Egerland vom Reich an Böhmen letztmalig verpfändet und nie wieder eingelöst. Johanns Sohn wurde als Karl IV. 1346 Gegenkönig von Ludwig dem Bayern, welcher 1347 bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Als Karls Vater Johann 1346 in der Schlacht von Crécy in Frankreich fiel, war Karl auch böhmischer König (Kaiser 1355) und somit Pfandgeber und Pfandnehmer in einer Person. Die Rückgabe des verpfändeten Egerlandes ans Reich wäre politisch unklug gewesen, denn Böhmens Krone war erblich und die Reichskrone nicht. Auch Karls Söhne trugen sowohl die eine als auch die andere Krone. Die Wenzelskrone bot Stabilität, und somit war die Stadt Eger mit ihrer Sonderstellung in Böhmen, dem

Eine Karte des staufischen Reichslandes um Eger. zentralen Bestandteil des Reiches, höchst zufrieden. Sie strebte zwar den Erhalt ihrer Privilegien an, aber nicht die Rückkehr unter direkte kaiserliche Macht. Ab 1438 trugen die Habsburger die Reichskrone bis 1804, und ab 1526 trugen sie auch die

böhmische Wenzelskrone sowie die ungarische Stefanskrone bis 1918. Nur Bayerns Kurfürst durchbrach diese Kontinuität, als er von 1741 bis 1743 (wie einst 1619/1620 sein wittelsbachischer Vetter) für einige Monate König von Böhmen und als Karl VII. Al-

Zeichnung und Bilder: Werner Pöllmann brecht drei Jahre lang (1742– 1745) Kaiser war. Das 1149 erstmals als Stadt nachweisbare Eger bekam 1242 Nürnberger Recht, und 1277 stieg die Stadt Eger in den Rang einer Freien Reichsstadt auf. Fortsetzung folgt


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis

Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.

vereinigt mit

Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1

66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

� Meldungen der Ortsbetreuer Jänner 2016 Dezember 2022

Glückwünsche an alle Jubilare

Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen auch allen Jubilaren aus den sonst nicht aufgeführten Gemeinden, besonders den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles Gute zu ihrem Geburtstag, ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahr!

Donitz

12. März: Christine Pfeifer/Schiffl, 71634 Ludwigsburg, 88. Geburtstag. 28. März: Rudolf Pschorn, 96476 Bad Rodach, 85. Geburtstag.

Eichenhof und Schömitz

29. März: Helga Lippert (Hammelhof Nr. 3), 91083 Baiersdorf, 77. Geburtstag.

Espenthor

9. März: Emma Hetzinger/Leitner, 86161 Augsburg, 89. Geburtstag. 22. März: Rita Wild, 84347 Pfarrkirchen, 73. Geburtstag.

Fischern

3. März: Gertrud Eichelmann/Wirkner, 90469 Nürnberg, 98. Geburtstag. 16. März: Roland Helmer, 82223 Eichenau, 84. Geburtstag. 16. März: Sigurd Helmer, 82256 Fürstenfeldbruck, 84. Geburtstag. 20. März: Hildegard Sauter/Wagner, 89446 Ziertheim, 69. Geburtstag. 30. März: Ottilie Dreifürst/Weigl, 36043 Fulda, 95. Geburtstag.

Liebe Landsleute,

z

um Geburtstag im März gratulieren wir unseren verdienten Ehrenamtlern, wünschen Gesundheit und Wohlergehen zum: –94. Geburtstag am 04. März Gerhard Fritsch (Putschirn), 91074 Herzogenaurach; –89. am 05. Alfred Schneider (Welchau), 97453 Schonungen; –87. am 12. Christl Hafner/Schlosser (Sittmesgrün), 91242 Ottensoos; –86. am 24. Horst Engel (Museum der Karlsbader in Wiesbaden), 35394 Gießen; –83. am 16. Peter Küffner (Vorsitzender des HVdK), 84036 Landshut. Und ich überlege mir, ob ich meinen 65. am 02. besonders begehen muß. Außerdem sollen sich alle Josefs und Josefinen in sämtlichen Varianten des Namens am 19. März gebührend feiern lassen! Früher war Josefi, der Namens- und Gedenktag des Heiligen Joseph, ein bedeutendes Kirchenfest und noch in meiner Kindheit ein Feiertag, aber: In Bayern und Österreich wurde der gesetzliche Feiertag im Jahr 1968 aufgehoben. Leider verschwindet der Ziehvater Jesu bald aus den

Berichten der Evangelisten. Vielleicht war er schon verstorben, als sein Sohn den Leidensweg in Jerusalem zum Tod am Kreuz beschritt und konnte so weder ihm noch seiner Frau Maria in dieser schweren Zeit beistehen. Am letzten Tag dieses Monats März feiern wir das Osterfest, doch soll dieses Hochfest hier noch nicht im Mittelpunkt stehen. Stattdessen bitte ich Sie, meinen Beitrag zur Karwoche „Heilige Gräber aus Böhmen“ freundlich aufzunehmen, auch wenn er keine Verbindung zu Karlsbad hat. Weil er recht lang ist, halte ich mich hier nun kurz. Hinweisen möchte ich allerdings bereits auf den Sudetendeutschen Tag am Pfingstwochenende, am 18./19. Mai, der heuer wieder in Ausgburg ausgerichtet wird. Der Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe ist nicht erst im April, sondern schon am Karfreitag, dem 29. März. Hoffentlich liegt diese dann pünktlich zum Osterfest im Briefkasten (wenn die Post mitspielt). Bis dahin eine besinnliche Zeit der Einkehr, Ihre Pia Eschbaumer

Putschirn

4. März: Gerhard Fritsch, 91074 Herzogenaurach, 94. Geburtstag.

Rittersgrün

18. März: Christine Stengele/Schneider (Egerbrücken), 86929 Penzing, 88. Geburtstag. 20. März: Johanna Kerkenbusch/Jaessl, 82008 Unterhaching, 94. Geburtstag.

Schlackenwerth

9. März: Kristina Hruba, CZ-35002 Cheb, 85. Geburtstag. 14. März: Hilde Fischer/Dengler, 39279 Rosian, 97. Geburtstag. 14. März: Günther Foh, 97816 Lohr-Sackenbach, 83. Geburtstag. 16. März: Hilde Lorenz/Schindler, 76131 Karlsruhe, 96. Geburtstag.

Schönfeld

17. März: Heide Mayer/Gerstner, 86660 Tapfheim, 81. Geburtstag.

Schulgemeinde Dallwitz

Gfell

2. März: Ingrid Rodt/Pöhlmann, 91207 Lauf a.d. Pegnitz, 85. Geburtstag. 12. März: Christl Hafner, 91242 Ottensoos, 87. Geburtstag. Holzschnitt W. Klemm 24. März: Ria Achhammer/Holfeld (Zettl), 92421 Schwandorf, 81. Geburtstag.

Grasengrün

Josefi – Gedenktag

Pirkenhammer

22. März: Elfriede Neumeyer/Ullsberger, 90409 Nürnberg, 90. Geburtstag.

23. März: Elisabeth Hümmer/Reinwarth, 96231 Bad Staffelstein, 93. Geburtstag.

24. März: Ulrike Stadtmüller/Reinwarth, 63768 Hösbach, 89. Geburtstag. Dezember ... und Friede den Menschen auf Franz Erden.Baier (Haus Nr. 9), 89561 Dischingen, 96. Geburts31. März: tag.

� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer

Meierhöfen

6. März: Erika Krebs/Ittner, 85247 Schwabhausen, 89. Geburtstag. 8. März: Ulrike Nitzinger/Puchtinger, 83454 Anger, 82. Geburtstag.

Funkenstein

5. März: Elfriede Gärtner/Breitfelder, 63927 Bürgstadt, 91. Geburtstag.

Statue des Heiligen Joseph.

FOLGE111 FOLGE

Sittmesgrün

Tüppelsgrün

9. März: Gertrud Lawitschka/Korb, 85757 Karlsfeld, 99. Geburtstag.

16. März: Roland Helmer, 82223 Eichenau, 83. Geburtstag.

Haid

5. März: Alfred Schneider, 97453 Schonungen, 89. Geburtstag. 8. März: Stephan Schneider, 57. Geburtstag.

6. März: Rudolf Schösser, 64397 Modautal-Ernsthofen, 90. Geburtstag.

Welchau

� März 2024 – weiter auf Seite 18

Nachrichten aus den Gemeinden

Karlsbad Stadt

Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Karlsbader, auch wenn in Vorbereitung auf das Osterfest nun schon seit einigen Wochen Fastenzeit herrscht, dürfen die Geburtstagskinder doch guten Gewissens ihren Ehrentag mit einem schönen Essen und einem Gläschen Sekt feiern (ich erlaube mir das jedenfalls). Wir gratulieren ihnen allen im März recht herzlich, namentlich seien genannt zum: –94. am 25. Maria Strnad/ Völk (Kantstr.), 50933 Köln; –91. am 28. Anton Stöckl, (Röhrengasse), 73630 Remshalden; –83. am

16. Peter Küffner, (Prager Gasse), 84036 Landshut. Und ich werde am 2. März auch schon 65 Jahre. Erinnern Sie sich an meine Ankündigung in der Karlsbader Zeitung vom April des letzten Jahres, daß ich eine Wanderung zu einem besonderen Heiligen Grab unternehmen wollte und dann darüber berichten würde? Dieses Versprechen möchte ich heuer einlösen, auch wenn es nicht mit Karlsbad selbst, sondern nur mit Böhmen verbunden ist. Ich hoffe, Sie lesen meinen Beitrag „Heilige Gräber aus Böhmen“ in dieser Ausgabe trotzdem mit Interesse. Hier eine nette Geschichte zum Brauchtum der Osterzeit im Egerland, die ich dem Büchlein von Walter Roth „Heimat Karlsbad“ entnommen habe: Der Osterhase im Grünen: Zum österlichen Brauchtum im heimatlichen Egerland gehörten nicht nur die allgegenwärtigen „Ratschnboum“. In vielen Familien war es auch Tradition, für den Osterhasen – selbstge-

backen oder aus Schokolade – schon lange vor dem Fest eine artgerechte Umgebung vorzubereiten. Er würde sich, so sagte man den Kindern, nur in saftigem Grün wirklich wohlfühlen, wie eben jeder Hase. Woher aber im März oder April sprießendes Getreide nehmen? Wie immer wußte der Vater Abhilfe zu schaffen. Er füllte eine große, flache Fischdose oder auch eine kleine Holzkiste mit feuchter Gartenerde. Dann kam das Wichtigste hinein: zwei Handvoll Weizenkörner. Umgeben wurde das Behältnis mit grünem Krepppapier, und seinen Platz erhielt es auf dem Kachelofen. Nach einigen Tagen ging die Saat auf, beobachtet von Jung und Alt. Zu Ostern stand dann der Weizen so hoch, daß der Hase sich anstrengen mußte, um aus dem Grün hinausblicken zu können. Kinder und Erwachsene freuten sich über das Stückchen wachsende Natur, das in die Wohnung gezaubert worden war und den

Frühling ankündigte. Vom Erscheinungstag dieser Ausgabe bis zu Ostern sind es gut drei Wochen – das sollte doch reichen, um so ein Beet ersprießen zu lassen! Vielleicht versuchen wir es doch einmal? Doch bevor der Osterhase im grünen Gras sitzen darf, gehen die Gläubigen mit Christus durch die Karwoche, welche mit dessen Einzug nach Jerusalem am Palmsonntag beginnt. Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Vorbereitung aufs Osterfest – bis dahin eine gute Zeit, Ihre Pia Eschbaumer

Im Stadtkreis: Drahowitz

Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Im März gratulieren wir unseren Jubilaren herzlich zum GeBitte umblättern


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

� März 2024 – weiter auf Seite 19

Nachrichten aus den Gemeinden b

urtstag zum: –97. am 26. Ottilie Hofmann/Müller (Oststr. l5), 35325 Mücke-Großeichen; –92. am 08. Renate Schneider/ Kachler (Mattonistr. 83), 65396 Walluf; –89. am 05. Ingeborg Daniel/Palme (Boelckestr. 3), 65187 Wiesbaden; –88. am 28. Editha Becher/Strallhofer (Steiermark), 82049 Pullach; –86. am 24. Horst Engel (Danziger Str. 26), 35394 Giessen; am 25. Adolf Gellen (Tunnelstraße, Gasthaus Felsenmühle), 90574 Roßtal. Zum Sudetendeutschen Tag an Pfingsten treffen wir uns hoffentlich recht zahlreich in Augsburg, desgleichen erwarte ich möglichst viele Besucher an unserem neuen Versammlungsort, der ,,Gaststätte zum Rednitzgrund“ in 90453 Nürnberg-Katzwang, Ellwanger Straße 7, zum Drahowitzer Trffen am 15. September. Erwin Zwerschina

Kohlhau Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Straße 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Im Monat März fällt mir, wenn ich an meine Kohlhauer Landsleute denke und die Geburtstage benennen möchte, automatisch immer zuerst ein Namenstag ein, der sich mir trotz altersbedingter Vergeßlichkeit so eingeprägt hat, daß ich ihn nicht vergesse, weil er in unserer alten Heimat in sehr vielen Familien vorkam und entsprechend gewürdigt wurde (was vielleicht auch mit dem seinerzeitigen österreichischen Kaiser im Zusammenhang stehen könnte): nämlich der Josefs-Tag am 19. März. In der gegenwärtigen Zeit ist er zwar, wie man feststellen kann, nicht „In“ oder populär. Aber allen unseren noch

vorhandenen Josefs (Pepp, Sepp, Seff, Josefine) gilt ein herzlicher Glückwunsch; und der geht auch wieder an unsere beiden Josefs in Kohlhau, nämlich Vater und Sohn Josef Hess. Und zum Geburtstag gehen Glück- und Segenswünsche an alle zum: –92. am 11. März Ernst Tippmann, 95239 Zell; –82. am 01. Heinz Peter, 88450 Bergheim. Albin Häring

Im Landkreis: Altrohlau

Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Zum Geburtstag im März gratulieren wir herzlich zum: –95. am 01. Marie Dutz/Bösemer, 95676 Wiesau; –92. am 18. Walter Roth, 40699 Erkrath; –88. am 09. Elisabeth Jakob, 30163 Hannover. Trauerfälle: Ilse Petri/Katz informierte mich, daß Gertrud Alexova/Junker, zuletzt wohnhaft in der Merangasse in Altrohlau, verstorben ist. Außerdem erfuhr ich, daß Anton Sacher, geboren am 8. Juni 1928 in Altrohlau, am 1. Januar 2024 in Kempten verstorben ist. Den Angehörigen der beiden Verstorbenen bekunde ich die tiefe Anteilnahme aller Altrohlauer. Eigentlich war hier eine Würdigung unseres vor über einem Jahr verstorbenen Landsmannes Manfred Neukirchner zu seinem 80. Geburtstag vorgesehen, doch verweisen wir hierfür auf die nächste Ausgabe, die bereits zu Ostern erscheinen wird. „A Altrohlana Gschichtl“ „In Altrohla woar va longa Zeit scho ollawal döi Riad: Mia brauchn fei a Eisnbohn, denn ohna dere gäihts fei niat. Da Bürchameista is nauch Wien nei gfoahrn u gestern is er kumma, durt is scho olles richtich und recht, owa lausggäih touts erscht im Summa.

U richtich, wöi döi Zeit herkinnt, dau ruckn sie holt oa, da Inschenär mit Sock u Pock, mit Stangern grauss u kloa. Heint meßns hie u meßns hear ban Mühladl sein Odl. U endlich sagt da Inschenär ,Dau möin ma mittn durchn Stodl.‘ Da Mühladl owa schaut u sagt: ,Dau möisst ma dennuch lachn, denks lat ich stöll mich dau hear u wiar Encks Toua af u zou machn?‘“ Mit der 13. Kalenderwoche beginnt bereits Ende März die Karwoche, und mit Ostersonntag am 31. März und Ostermontag am 1. April ist diese Zeit als seltene Konstellation sogar monatsübergreifend datiert. Lassen Sie sich nicht in den April schicken! Ein frohes Osterfest wünscht der gesamten Leserschaft, Rudi Preis

Grasengrün Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Ostern steht vor der Türe, und viel altes Brauchtum rankt sich um das Fest des erwachenden Lebens. Gründonnerstag beispielsweise, wenn die Glocken zum Zeichen der Trauer über den Kreuzestod Christi verstummten, hieß es, sie seien nach Rom geflogen, um sich segnen zu lassen und am Karsamstag zurückzukehren. Ratschenbuben (die Klåppara) ersetzten sie nun, zogen dreimal täglich mit ihren selbst gebauten Klappern, Ratschen und auch Rumpelkästen Krach machend zu der Zeit, als die Kirchenglocken geläutet hätten, durch unser Grasengrün. Bei der Kapelle, bei Bildstöcken und den Kreuzen knieten sie nieder und leierten ein schnelles „Vater unser“ herunter. Am Gründonnerstag sollte, der Überlieferung nach, etwas Grünes auf den Tisch kommen. Das mag damals für die Hausfrauen schwierig gewesen sein, ohne eingeflogenen Hollandsalat und tiefgefrorenen Spinat, weder mit noch ohne „Blubb“. Man behalf sich jedoch mit mühsam gesuchten einheimischen Wildkräutern wie Katzenschwanzeln und Ochsenzungen, mit denen man eine gute grüne Suppe kochte. Der Karfreitag galt als strenger Fast- und stiller Feiertag. Am Karsamstag, vor der Auferstehung in der Kirche, sammelten die Kinder dann Gaben wie Geld und Eier ein. Das Gesammelte wurde meist unter der Aufsicht des Lehrers verteilt. Am Ostersonntag duftete es aus der Küche verführerisch nach den frisch gebackenen „Åustaloiwlan“ (Osterlaibchen), und dann wartete auch noch ein Braten, wie junges Zicklein, in der Röhre, womit es garantiert ein frohes Osterfest wurde. Abgebildet noch das Bild der Grasengrüner Klåpparaboum wie sie beim Strunz-Kreuz beten. Es bleibt uns nur die liebevolle Erinnerung an etwas Verlorenes. „Es gröißt Enk ålla recht schöin, wünscht ein frohes Osterfest und alles Gouda“, Rudi Kreisl

Lichtenstadt

Zu Stadt Karlsbad: Eine Darstellung Jesu, als er nach Jerusalem auf einem Esel reitet (kurz vor Ostern).

Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürther Straße 8; betreut

Ostern in Grasengrün: Ratschenbuben beim Beten vor dem schmiedeeisernen Strunz-Kreuz zu Hof Nummer 12. von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Wir gratulieren zum Geburtstag im März zum: –90. am 31. Marianne Schmidl, geb. Ott, 95030 Hof/Saale; –89. am 03. Kurt Kriwan, 83146 Surheim; –89. am 24. Ulrike Stadtmüller, geb. Reinwarth, Hösbach; –85. am 31. Josef Proksch, 04159 Leipzig; –84. am 31. Dietlinde Richter, geb. Leiner, 67715 Geiselberg; –68. am 08. Christina Rösch-Kranholdt, geb. Geißler, 96146 Altendorf. Wegen Krankheit meinerseits (Sprunggelenk gebrochen) konnte die Heimatstube in den ersten drei Monaten 2024 leider nicht geöffnet werden. Der neue Termin ist: Sonntag, 14. April 2024. Wer Interesse an einer guten Tasse Kaffee und einem Stück hausgemachter Torte hat, meldet sich bitte bei mir: Christina Rösch-Kranholdt, Telefon (0 95 45) 35 98 13. „Laß Deiner Fantasie freien Lauf und mach deine Träume zur Wirklichkeit.“ Wir wünschen Ihnen allen schöne Ostertage und viele bunte Eier. Bleibt oder werden Sie bald wieder gesund! Magdalena Geißler/ Christina und Daniel

ter ist auf dem Rückzug, der Frühling ist im Kommen. Am 4. März feierte die Kirche in unserer alten Heimat das Wenzelsfest. Gleichzeitig jährt sich heuer zum 105. Male das Märzgedenken. Bei den damals stattgefundenen Demonstrationen in verschiedenen Städten des Sudetenlandes aufgrund tschechischer Wahlverhinderung zur konstituierenden Nationalversammlung fanden 54 sudetendeutsche Demonstranten den Tod. Außerdem gab es noch 200 Verletzte. Die Opfer des 4. März 1919 erhielten keine Entschädigung. Die Täter wurden nicht ermittelt und bestraft. Aufgerufen zu dieser Demonstration hatten damals die Sudetendeutschen Abgeordneten unter Josef Seliger. Sehr früh dürfen wir heuer auch unser Osterfest feiern, der Fasching, „d‘Fosnat“ war sehr kurz in diesem Jahr. Der März bringt den großen Aufbruch: Die Menschen, ob Bauer oder Städter, drängen nach draußen zu neuen Zielen, sie suchen ein neues Leben. Heraus aus den engen Stuben, die ererbten, zum Teil noch verschütteten Noma-

denherzen regen sich. Den alten Völkern war der Frühling heilig. Nun zieht er ins Land mit seinen ewig jungen Kräften. Die Wiesen zeigen schon ihr zartes Grün, und am Waldrand blühen die ersten Leberblümchen und Schlüsselblumen goldenem Licht entgegen. Man verspürt die unergründliche Weite der göttlichen Schöpfung und macht sich Gedanken über den langen Weg zu sich selbst. Die Natur hat den Tod überwunden, wie auch der Sohn Gottes auferstanden ist am Ostertag. Darauf gründet die Auferstehungsfeier. Nicht weit von Rodisfort, in Zwetbau, beteiligten sich viele Vereine und Gläubige des großen Kirchensprengels am Osterumzug durch den mittleren Ortsteil. In den Fenstern der Häuser längs des Weges brannten Lichter. Ein heiterer Ernst lag auf den Gesichtern der Teilnehmer. Die Herzen der Menschen jubelten, und die Glocke vom Turm kündete feierlich: Der Herr sei wieder auferstanden. Maßvoll und bescheiden, wie das Leben in den Duppauer Bergen, gestalteten sich auch die religiösen Feiern. Die markante und ehrwürdige Gestalt des damaligen Dechanten Fl. Ulbert gab dem Umzug das ihm eigene Gepräge. Gerade diese schlichte Heiterkeit bewog den GießhübBitte umblättern

Pullwitz

Gemeindebetreuer Wolfram Schmidt, Am Buchberg 24a, 91413 Neustadt/A., Telefon (0 91 61) 72 00 Liebe Pullwitzer, ein herzliches Grüß Gott. Im März 2024 gratulieren wir zum Geburtstag zum: 85. am 16. März Erika Weiser, geb. Klier, 63699 Kefenrod. Für das neue Lebensjahr wünschen wir alles erdenklich Gute, viel Glück, vor allem jedoch Gesundheit und Zufriedenheit. Es grüßt Sie recht herzlich, Wolfram Schmidt

Rodisfort

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Mit dem Monat März geht nun schon wieder das erste Viertel dieses Jahres zu Ende. Der Win-

Zu Lichtenstadt: Osterhasen aus Stroh als Deko zur Osterzeit.


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8.3.2024

� März 2024 – Fortsetzung zu Seite 18

Nachrichten aus den Gemeinden l

er Arzt Jaeßl dazu, regelmäßig mit seiner Familie daran teilzunehmen. „Es gröißt Enk ålla recht schöin, und wünscht Frohe Ostern“, Ihr Rudi Kreisl

Schneidmühl

Gemeindebetreuer Rudi Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail: baier_rudolf@hotmail.de Im März gratulieren wir zum Geburtstag zum: –93. am 11. Josef Schmidt, 04425 Taucha; –92. am 01. Anna Eidenberger, geb. Schöniger, 81543 München; –am 13. März Emmi Gilles, geb. Schöniger, 65201 Wiesbaden; –am 28. März Erich Grimm, 35708

Haiger; –91. Geburtstag Josef Pilz, 91126 Schwabach; –87. am 17. Lorenz Gerhard, 60488 Frankfurt. Wir wünschen ihnen und allen, die im März Geburtstag feiern, die allerbesten Glückwünsche, Gesundheit und Wohlergeben. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Todesmeldung: Am 18. Januar 2024 ist im Alter von 96 Jahren in Augsburg Eleonore Kröpfl verstorben. Sie war das erste von vier Kindern der Eheleute Martha und Heinrich Kugler aus Schneidmühl Hausnummer 62. Nach der Volksschule besuchte sie in Karlsbad die Bürgerschule und erlernte dort auch das Schneiderhandwerk. Mit 17 Jahren mußte sie in Maschau Arbeitsdienst leisten. 1943 wurde sie zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. In der Osterwoche 1945 kam sie auf abenteuerlichen Wegen wieder wohlbehalten nach Schneidmühl zurück. Nach Kriegsende wurde die

� März 1924

Verstorbene zum tschechischen Arbeitsdienst in einer Spiegelfabrik bei Prag verpflichtet. Im Rahmen der Vertreibung verließ sie 1946 mit ihren Eltern und Geschwistern ihre angestammte Heimat, kam über Umwegen nach Dachau und fand dort ihre neue Heimat. 1951 heiratete sie Mathias Kröpfl, der 2004 verstarb. Vier Kindern schenkte sie das Leben. 1953 bezogen sie ihr neues Eigenheim in Dachau, wo Kröpfl 1961 einen kleinen Tante-Emma-Laden eröffnete und diesen jahrelang führte. Die letzten zwei Jahre verbrachte sie im Pauline-Fischer-Haus in der Evangelischen Diakonissenanstalt in Augsburg. Den Hinterbliebenen gilt unser Beileid und aufrichtige Anteilnahme. Rudi Baier

Sodau–Halmgrün– Großenteich

Gemeindebetreuer di Kreisl, Memminger

RuStra-

ße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@gmx.de Was ist nur los mit der Zeit, gefühlt vergeht sie immer schneller und schneller. Nun ist der Winter schon wieder auf dem Weg, sich zu verabschieden und dem Frühling Platz zu machen. In diesem Jahr dürfen wir auch das Osterfest recht früh feiern. Zu dieser Konstellation heuer habe ich ein altes Egerländer Gedicht, wieder in meiner geliebten Mundart, gefunden, das den März ganz gut beschreibt: „U is da Winta nu sua schäin, er kåa neat bleibm, er mou vagäihn. S’is ålla mit da Schlitnpartie, mit Rodln, Schleifschouh u mit Schi. Da Fröihling kinnt marschiert

– eins – zwei, mit seiner Kumpanei. Da Ståarlmatz is schon heargfluagn, u mit da Ståarlmatzi z’sammazuagn. D’Spåutzn- u d’Finknmåan, döi måchn sich aa d’Weiwla åan. Wos Mannl hoist, dös wird öitz frech, u an Weiwatsvolk – is des grod recht. Drüm is da Winta nu sua schäin, va mir as mogh a draßn stäih. U mogh, wer rodelt u gern schlitt, sich nåuch n‘ Jänner reißn – An März, der wos d’recht Saazeit git, an März, dean tou is preisn.“ Ich wünsche Ihnen allen eine Gute Fastenzeit, Vorfreude auf das Osterfest und bleiben Sie gesund! „Es gröißt Enk ålla recht schöin“, Ihr Rudi Kreisl

Zu Schneidmühl: Eleonore Kröpfl ist mit 96 Jahren verstorben.

Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier

n  März 1924: Der tschechische Badearzt Professor Kutschera, ein großer Chauvinist, hetzt in tschechischen Zeitungen über Karlsbad. Ihm geht die Vertschechisierung von Karlsbad, die ihm nie gelingen wird, zu langsam. Der sogenannte Zentralbahnhof wurde vor 25 Jahren als Provisorium errichtet. Er besteht immer noch als solches, obwohl es keineswegs den heutigen Anforderungen entspricht. Bei der Durchführung der Deutschlandhilfe steht Karlsbad mit der Sammlung von 39 951 Kč an der Spitze sämtlicher deutschböhmischer Städte. Der Stadtrat erhält ein Dankesschreiben. Ein Kirchenbauverein ist im Begriff zu entstehen.

Der beabsichtigte Eintausch des Militärbadehauses wird vom Ministerium für Nationalverteidigung derzeit abgelehnt. Die günstige Gelegenheit zur Erwerbung des Objektes wurde im Jahr 1919 versäumt. Ein Neubau beziehungsweise ein Anbau der aktuellen Handelsschule ist bereits projektiert. n  9. März 1924: Die Enthüllung des vom Bildhauer Hugo Uher gestalteten Denkmals für die Märzgefallenen am Friedhof findet unter Beteiligung von 20 000 Personen statt. Der I. Zug der FFW Karlsbad veranstaltet im Residenzhotel einen gelungenen Unterhaltungsabend, dem Branddirektor Mattoni mit dem Kommando sowie

auch ein Großteil der Ehrenmitglieder beiwohnen. n  8.–9. März 1924: Die „Alt-Karlsbader G‘moin vom Roten Ochsen“ veranstaltet ihre Jahressitzung im Residenzhotel. Marie Wenzl wurde als Volontärärztin des Krankenhauses bestellt. Anregung zur Unterbringung des Stadtmuseums auf den Posthofgründen. Die Eintrittsgebühr wird von fünf auf drei Kronen herabgesetzt. n  16. März 1924: Der gewesene tschechoslowakische Generalissimus Pelle ist gestorben. Er weilte vor Jahren dort zur Kur und fand Karlsbad wegen seines deutschen Charakters häßlich. Er war auch der Verfasser heftiger Hetzartikel gegen Karlsbad. n  17. März 1924: Die

Übertragung eines Radio-Konzertes und Vortrages aus Prag wird dort sehr gut vernommen. Das Kurhaus ist stark reparaturbedürftig mit schadhaftem Dach und Mauerwerk. Kosten 200 000 Kč. Die Einführung einer Passantentaxe wird abgelehnt. n  21.–22. März 1924: Unentgeltliche Kohlenabgabe an Stadtarme. n  22. März 1924: Dr. Karl Hahns Berufung gegen die Verpachtung des „Medico mechanischen Institutes“ im Bad I an Dr. Buxbaum und Dr. Müller wird von der Bezirksverwaltungskommission Folge gegeben. Franz Vogl, städtischer Oberförster i.R. stirbt im Alter von 76 Jahren. Er war Ehrenmitglied des Jagd- und Vogelschutzvereins

und des Vereins Kinderfreund. n  23. März 1924: Eine Explosion in einer Fabrik bei Gabhorn tötet zwei Arbeiter und verletzt einen schwer. n  22.–23. März 1924: Gauparteitag der „Deutschen Nationalpartei“. n  23. März 1924: Akademie des Staatsrealgymnasiums: Aufgeführt wird mit großem Erfolg „Wallensteins Lager“. n  24. März 1924: Eisgang in der Tepl. Gefährliche Stelle beim Sprudelbergl, Sprudelsteg gesperrt. Anderntags Hochwasser infolge Eisgangs, der Pegel zeigt 2,20 Meter über der Normale. „Verein tschechischer nationaler Kurgäste“, gegründet 1913 in Prag, soll dort reorganisiert werden.

Beim Kurorchester werden zwölf neue Musiker eingestellt. Der Kunstausschuß stellt den Antrag, das Orchester von 61 auf 55 Mann zu vermindern. n  29.–30. März 1924: Kreisparteitag der „Deutschen Agrar-Partei“ im Schützenhaus. n  30. März 1924: Im „Grand Hotel Schützenhaus“ findet die XIV. Ordentliche Hauptversammlung des Wohlfahrtsvereins „Union“ statt. Dem Verein „Union“ gehören 3658 Mitglieder an. Das gesamte Vermögen des Vereins beträgt 2,006 Millionen Kč. Der Jahresbeitrag beträgt 20 Kč. Gleichzeitig finden Vorstandswahlen statt. Die Erinnerungstafel aus Marmor im Stadttheater muß entfernt werden, da sie den Namen Kaiser Franz-Josefs I. enthält.

� Mitteilungen des Heimatverbandes

Informationen an Heimatfreunde Liebe Landsleute,

f

ür die Geschäftsleitung möchte ich Ihnen folgende Vorgänge mitteilen, über die wir uns sehr gefreut haben und für die wir sehr dankbar sind. Wir begrüßen ein neues Mitglied im Heimatverband der Karlsbader e.V.: Heinrich Kolb, geboren 1941 in Weheditz, jetzt wohnhaft in Nauheim/Hessen. Möchten auch Sie Mitglied bei uns Karlsbadern werden, bitte rufen Sie an: Kontakt: Susanne Pollak, Telefon (0 81 42) 1 23 03. Spenden: Auf unserem Bankkonto sind Spenden eingegangen. Wir bedanken uns bei den Spendern recht herzlich: –50,00 Euro von Horst Engel, Gießen; –20,00 Euro von Manfred Hubl, Straubing; –10,00 Euro erhielten wir für einen Buchverkauf. Wenn Sie uns weiterhin gewogen bleiben und Ihre Spendenbereitschaft zeigen wollen, hier die Bankverbindung: –Bank: Kreissparkasse München; –IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44. Bund der Deuschen – Landschaft Egerland – Ortsgruppe Karlsbad: Liebe Landsleute,

die Winterpause ist vorbei, und die erste Vorstandsversammlung am 7. März war auch schon vorbei, bevor die Zeitung bei Ihnen eingetroffen war. Nächste Vorstandsversammlung mit Kaffeklatsch ist wie gewohnt im Egerländer Hof am 4. April 2024 um 15 Uhr. Nächste Termine im Mai 2024: –2. Mai: Vorstandsversammlung mit Kaffeeklatsch und Muttertagsfeier um 15.00 Uhr im Egerländer Hof; –9. Mai: 15 Uhr Kranzniederlegung auf dem Friedhof beim Ehrenmal zum Gedenken an die vielen Opfer der Weltkriege; –17.–19. Mai: Sudetendeutscher Tag in Augsburg; Geburtstage: Zum Geburtstag alle guten Wünsche und herzliche Gratulation, teils im Voraus, an alle Geburtstagskinder im April und Mai zum: –93. Geburtstag am 7. April Marie Vavrova; –48. am 10. Monika Zimmermann; –41. am 19. Werner Kraus junior; –86. am 9. Mai Milos Gebhart; –79. am 16. Franz Alscher; –54. am 19. Klarka Klyeisenova. Herzliche Grüße und viel Freude auf den baldigen Frühling! Ihre Susanne Pollak

Die Kirche Sankt Vitus in Iffeldorf mit Alpenpanorama.

� Landeskunde – weiter auf Seite 20

Heilige Gräber aus Böhmen Kreisbetreuerin Pia Eschbaumer berichtet über verschiedene Heilige Gräber aus Böhmen, die einen Besuch wert sind:

W

er in der Woche vor Ostern unterwegs ist, sollte einen Blick in die Iffeldorfer Kirche werfen – dort entdeckt man

ein einmaliges Heiliges Grab, eine echte Seltenheit.“ Diese Empfehlung in einem Wanderführer, über die ich bei der Vorbereitung eines Ausflugs im Januar/Jänner letzten Jahres stolperte, machte mich neugierig. Ich ergriff daher die Gelegenheit, in Iffeldorf eine freundliche Kirchgängerin zu

befragen. Sie erteilte mir bereitwillig Auskunft über Dauer der Präsentation und Öffnungszeiten, und so beschloß ich, mir das in der Karwoche 2023 anzusehen. Als ich dann noch ein wenig dazu recherchierte und erfuhr, worum es sich dabei handelt, war ich nicht nur in meinem Vorha-

ben bestärkt, sondern nahm mir auch vor, in der Sudetendeutschen Zeitung davon zu berichten. Am Gründonnerstag schnürte ich meine Wanderstiefel und fuhr mit dem Zug nach Seeshaupt am Starnberger See, um von dort aus durch die wunderBitte umblättern


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KARLSBADER ZEITUNG

Heilige Gräber aus Böhmen: Rommelsried (Landkreis Augsburg).

Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 8. 3. 2024

Heilige Gräber aus Böhmen: Sankt Wenzel Reichenau (Museum Marktredwitz).

� Landeskunde – Fortsetzung zu Seite 19

Heilige Gräber aus Böhmen

s

chöne, mit kleinen Seen durchsetzte Moorlandschaft nach Iffeldorf zu marschieren. Wenn auch der Name OsterSeen nichts mit dem Kirchenfest (sondern mit der Himmelsrichtung) zu tun hat, paßt er dennoch hervorragend zu einer Wanderung in der Karwoche und meinem Ziel, dem Heiligen Grab. Als ich die Kirche dann betrat, erblickte ich im Hintergrund ein geheimnisvoll-mystisches Gebilde: das Heilige Grab in der Kirche St. Vitus in Iffeldorf. Aber was hat das nun hier in der Sudetendeutschen Zeitung zu suchen? Ich gebe zu, daß es nichts mit Karlsbad oder auch dem Egerland zu tun hat, aber ich konnte nicht widerstehen, Ihnen davon zu berichten. Denn immerhin schafft es eine Verbindung in das entferntere Sudetenland, nämlich nach Neustift bei Olmütz. Und auch im EgerlandMuseum in Marktredwitz werden Teile solcher Kunstwerke präsentiert. Jeder kennt Weihnachtskrippen, es gibt riesige Sammlungen in Museen, und in vielen Familien werden die Figuren alljährlich aufgebaut – aber wer weiß mit dem Begriff „Heiliges Grab“ heute noch etwas anzufangen? Für mich war es in meiner Kindheit und Jugend ganz selbstverständlich, am Karfreitag oder Karsamstag in München einige der Kirchen zu besuchen, in denen so etwas zu sehen war – allein dort soll es noch etwa 30 davon geben. Umso erstaunter war ich, als Bekannte nichts damit verbinden konnten. Dabei ist das Aufbauen eines Heiligen Grabes an Kar-

freitag und Karsamstag ein ural- aus über 27 000 Glasmosaiksteiter Brauch, der aber leider heute nen. Auf diese Art konnte man aus vielen Kirchen verschwun- aber vielfältige Motive in variieden ist. Dabei handelt es sich um render Farbgebung zusammendie Nachbildung des Felsengra- stellen und zudem die in Holzbes des Josef von Arimathäa, in rahmen gespannten Einzelbilder das der Leichnam Jesu gebettet wurde. Dabei sind der Ausschmückung kaum Grenzen gesetzt: von der einfachen Bahre mit einer Skulptur des Toten darauf bis hin zum mehrstöckigen Aufbau mit Figuren und Schmuck. In den Werkstätten der Firma Zbitek in Neustift bei Olmütz wurden besonders stimmungsvolle Versionen des Heiligen Grabes angefertigt: Mosaikbilder aus geschliffenen Glassteinen beziehungsweise Glasperlen. Diese wurden mit dünnen Drähten beziehungs- Das Heilige Grab in der Kirche Sankt Vitus in Iffeldorf. weise Fäden auf etwa drei Millimeter dicke Kar- beliebig miteinander kombinietons montiert, aus denen man die ren. Umrisse der einzelnen GlassteiSo entstanden im Laufe der ne zuvor ausgeschnitten hatte. Zeit hunderte solcher KulisDies war sicherlich eine mühsa- sen in unterschiedlicher Größe me, langwierige Arbeit. Das Hei- und Gestaltung. Man produzierlige Grab von Iffeldorf besteht te sozusagen eine an die indi-

viduellen Vorgaben der Besteller angepaßte Katalogware, welche per Bahn ausgeliefert wurde. Die einzelnen Tafeln waren leicht auf- und abzubauen, zu lagern und zu transportieren. Doch erst

Hersteller dieser Glasmosaiken und Erfinder der Technik war die 1846 gegründete Manufaktur von Eduard Zbitek in Olmütz. Die Manufaktur erwarb im Jahr 1860 das Privileg für die An-

durch die Beleuchtung kann sich die Wirkung der Bilder in aller Pracht entfalten. Dazu benutzte man früher Petroleumlampen, welche auf der Rückseite platziert wurden. Heute verwendet man elektrisches Licht.

fertigung von Mosaikbildern aus geschliffenen Glassteinen. Diese wurden hauptsächlich aus Gablonz bezogen. Die Erfindung wurde zu einem großen Erfolg: Bis zur Einstellung der Produktion in den 1920er Jahren sol-

len zwischen 900 und 1000 dieser Kulissen hergestellt worden sein. Diese wurden nicht nur in katholische Regionen des Habsburger Reiches exportiert, sondern darüber hinaus auch nach Bayern, Polen, Italien und sogar nach Südamerika. Von diesen Kulissen existieren heute leider nur noch sehr wenige. Die Angaben, die ich gefunden habe, schwanken zwischen zehn und knapp 20: –In Böhmen sind zu nennen: Reichenau/Rychnov bei Gablonz, Teindles/Doudleby, Kaplitz/Kaplice, Rottenschachen/Rapšach; –In Österreich sind zu nennen: Mondsee, Pettneu am Arlberg, Stanzach am Lech, Kettlasbrunn in Niederösterreich; –In Bayern: Darshofen bei Parsberg, Rommelsried bei Kutzenhausen, Zusamzell bei Altenmünster; –Und der Ausgang unserer Betrachtung: das Heilige Grab von Iffeldorf, welches die Kirchengemeinde im Jahr 1895 erwarb; längere Zeit geriet es in Vergessenheit, doch nun zieht es wieder alljährlich Gläubige und Neugierige an. Einen Besuch eines dieser Kleinodien mit ihrer besonderen Atmosphäre kann ich nur empfehlen (weitere Informationen sind im Internet zu finden). Interessierte können das Heilige Grab von Iffeldorf von Palmsonntag (nachmittags) bis zum Karsamstag besichtigen. Ich werde auch dieses Jahr wieder dort vorbeischauen – vielleicht begegnen wir uns dort? Ihre Pia Eschbaumer

� Reihe "Verdiente Karlsbader"

Oberstudiendirektor Professor Franz Dürauer

Rudi Baier berichtet in seiner fortlaufenden Reihe "Verdiente Karlsbader" über wichtige und interessante Persönlichkeiten aus der Geschichte Karlsbads. Diesmal geht es um den ehemaligen Oberstudiendirektor Professor Franz Dürauer, welcher für seine hohen Fachkenntnisse mehrfach ausgezeichnet wurde:

O

berstudiendirektor Professor Franz Dürauer wurde am

30. Mai 1888 als Sohn eines Redakteurs geboren. Da er seine Eltern frühzeitig verloren hatte, wuchs er im Haus seines Onkels auf. Nach dem Besuch des Altstädter Gymnasiums und der Prager Handelsakademie widmete er sich dem Studium der Handelswissenschaften und der Pädagogik. Anschließend lehrte er an der Handelsschule in Brüx und an der Prager Handelsakademie,

bis ihn im September 1913 Direktor Laasch an die neu gegründete Karlsbader Handelsschule berief. An der Karlsbader Handelsschule, sowie an der im Jahr 1919 neu gegründeten Handelsakademie, unterrichtete Dürauer in den kaufmännischen Fächern. Er übernahm schließlich im Jahr 1938, nach dem Ab-

leben des hochverdienten Direktors Laasch, die Leitung der Anstalt. Mehr als 30 Jahre lang wirkte Dürauer als Professor und Direktor in Karlsbad. Als letzter deutscher Leiter übergab er im Jahr 1945 das modern eingerichtete Gebäude der Karlsbader Handelsakademie den neuen Herren.

Zehn Monate lang verbrachte Dürauer im tschechischen Gefängnis. Als Heimatvertriebener gelangte er nach Burghausen, wo er mit seiner Familie harte Jahre verlebte. Schließlich konnte er am Polytechnikum in Friedberg wieder als Dozent für Betriebswirtschaftslehre und Recht tätig sein. Im Jahr 1953 trat er mit Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Aufgrund seiner hohen Fach-

kenntnisse waren auch seine Ernennungen und Auszeichnungen zahlreich. Jahrelang berichtete Dürauer als Leiter und Organisator für die „KAHAK“ in der Karlsbader Zeitung. Für seine Leistungen wurde Dürauer 1973 mit der „Karlsbad-Plakette“ des Heimatverbandes der Karlsbader e.V. ausgezeichnet. Am 30. August 1975 starb Professor Dürauer im Alter von 88 Jahren in Friedberg.


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