100. Geburtstag: Erinnerung an Oskar Böse (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 23 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 7. Juni 2024
Sudetendeutsche Zeitung
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„Europa darf kein Elitenprojekt sein“
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Auf den 50. Paneuropa-Tagen hat Alt-Bundespräsident Joachim Gauck appelliert, in der Gefahr stärker zusammenzurücken, „weil wir sonst Errungenschaften wie Völkerverständigung, Frieden, Freiheit, Rechtssicherheit und Menschenrechte verlieren würden“.
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Alt-Bundespräsident Joachim Gauck wurde von Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, und Bundesgeschäftsführer Johannes Kijas (links) ausgezeichnet. Foto: Dagmar Jessat
Ano ruft Sondersitzung ein
Abgeordnete streiten über Migration Bevor am heutigen Freitag in Tschechien die Europawahl beginnt, hat die Oppositionspartei Ano des früheren Premierministers Andrej Babiš am Donnerstag eine Sondersitzung des Abgeordnetenhauses zum Migrationspakt der Europäischen Union durchgesetzt.
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ach einem knappen Jahrzehnt zäher Verhandlungen hatte der Rat der Europäischen Union, also die Vertretung der 27 Mitgliedsstaaten, Mitte Mai eine grundlegende Reform der Asylverfahren in der EU beschlossen. Die tschechische Regierung von Premierminister Petr Fiala hatte sich bei der Abstimmung enthalten und dies damit begründet, daß der Migrationspakt zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht weitgehend genug sei. Das aus zehn Gesetzen bestehende Maßnahmenpaket soll vor allem die Zahlen der Neuankömmlinge senken, Asylverfahren beschleunigen und an die europäischen Außengrenzen verlagern. So sollen Migranten aus Staaten mit einer Anerkennungsquote von unter 20 Prozent in Lagern an der EU-Außengrenze bis zu zwölf Wochen festgehalten werden, um den Asylantrag zu prüfen und im negativen Fall die Antragsteller ohne ein weiteres Verfahren in ihre jeweiligen Heimatländer zurückzuschicken. Trotz des verschärften Verfahrens ist die Flüchtlingspolitik in Tschechien weiterhin eines der dominierenden Themen im derzeitigen EU-Wahlkampf. Seine Partei lehne den Migrationspakt ab, erklärte der AnoEuropaabgeordnete Jaroslav Bžoch: „Ich kritisiere, daß wir im Pakt keine strengeren Regeln haben, wie wir die Grenzen schützen und keine strengeren Regeln für die Rückführungspolitik.“ Man werde, so heißt es im Ano-Wahlprogramm zur Europawahl „nicht zulassen, daß die Tschechische Republik den Weg Westeuropas gehe, wo in vielen Städten No-Go-Zonen entstanden sind, in denen die Menschen Angst haben, nachts auf die Straße zu gehen, und Frauen mit Gewalt bedroht werden“.
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Alt-Bundespräsident Joachim Gauck
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n seiner Festrede lobte Gauck dabei das nachhaltige Engagement der Paneuropa-Union, deren Präsident in Deutschland der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und langjährige Europaabgeordnete Bernd Posselt ist: „Europa darf kein Eli-
tenprojekt sein, sondern braucht die Verankerung in der Zivilgesellschaft, für die Sie kämpfen“, so Gauck. Zu den politischen Mandatsträgern, die an den Paneuropa-Tagen in der Kemptener Residenz und auf Schloß Zeil teilnahmen, gehörten Bayerns Europaminister Eric Beißwenger, CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek, MdEP Markus Ferber, MdEP Norbert Lins, MdB Mechthilde Wittmann, MdB Sebastian Roloff, der tschechische Ex-Vizeminister Jan Sechter, und MdL Joachim Konrad. Bericht Seite 5
Erstmals war mit Prag die Hauptstadt eines ehemaligen Ostblockstaates Gastgeber des Außenminister-Treffens
„Macht den Unterschied“ – Nato-Chef lobt Tschechiens Munitionsinitiative „Rußland muß begreifen, daß es die Lage nicht aussitzen kann“, hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf dem informellen Treffen der Nato-Außenminister am vergangenen Freitag in Prag gefordert und eine mehrjährige Finanzzusage der Nato-Länder für die Ukraine angemahnt, und zwar „solange es notwendig ist“.
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um ersten Mal hat ein NatoAußenministertreffen in der Hauptstadt eines ehemaligen Ostblockstaates stattgefunden. Im Rahmen der ersten Osterweiterung war Tschechien gemeinsam mit Polen und Ungarn vor 25 Jahren am 12. März 1999 dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis beigetreten. Bei dem Treffen in Prag wurde der NatoGipfel vorbereitet, der im Juli in Washington stattfindet. Sowohl Stoltenberg als auch US-Außenminister Antony Blinken, der direkt von einem Staatsbesuch aus der Republik Moldau nach Prag gereist war, lobten Tschechien als „zuverlässigen und geschätzten Partner der Nato“. Insbesondere die tschechische Munitionsinitiative, die Staatspräsident Petr Pavel auf der Münchner Sicherheitskonferenz gestartet hatte (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) sei, so Blinken, für die Ukraine „essentiell wichtig“. Es sei ein „außergewöhnliches Engagement, das Tschechien bei der Unterstützung der Ukraine in dieser Notsituation zeige“, lobte der US-Außenminister. Mittlerweile ist es der tschechischen Regierung gelungen, weltweit aus unterschiedlichen Militärbeständen 800 000 Artilleriegranaten zu kaufen und die Finanzierung mit Nato-Partnern, darunter auch Deutschland, sicherzustellen. Premierminister Petr Fiala erklärte dazu, daß sich bereits 15 Länder an der Munitionsinitiative beteiligen und insgesamt 1,6 Milliarden Euro bereitgestellt haben. Fiala: „Die Ukrainer können in den nächsten Tagen mit den ersten Munitionslieferungen rechnen, und wir gehen davon
Informelles Treffen der Nato-Außenminister in Prag (von links): David Cameron (Großbritannien), Antony Blinken (USA), Mircea Geoană (stellvertretender Nato-Generalsekretär), Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Jan Lipavský (Tschechien) und Generalleutnant Andrew M. Rohling (stellvertretender Vorsitzender des Nato-Militärausschusses; der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Generalleutnant Janusz Adamczak, leitete zeitgleich die 21st IMS-EUMS Directors General Conference in Brüssel mit Spitzenmilitärs der Nato und der EU). Fotos: Nato
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Tschechiens Premierminister Petr Fiala auf dem Weg zur Pressekonferenz. aus, daß ab Juni monatlich Zehntausende von Artilleriegranaten an die Ukraine geliefert werden.“ Stoltenberg: „Diese Munition ist von großer Wichtigkeit und macht wirklich den Unterschied.
Daß es schon bald die erste Munitionslieferung geben wird, ist eine sehr gute Nachricht.“ Auch bei der Frage, ob die Ukraine westliche Waffen einsetzen dürfe, um russische Truppen
auf russischem Staatsgebiet auszuschalten, zeigte Tschechien klare Kante. „Die Ukraine muß in der Lage sein, gegen die barbarische Invasion Rußlands zu kämpfen. Und das auch auf russischem Territorium“, betonte Außenminister Jan Lipavský mit Verweis auf das in der UN-Charta verankerte Selbstverteidigungsrecht. Mittlerweile hat auch die Bundesregierung ihren Kurs geändert und zugestimmt, daß Waffensysteme aus Deutschland auch für Ziele in Rußland eingesetzt werden dürfen. Premierminister Petr Fiala unterstrich bei dem Treffen, daß die Tschechische Republik „sich ihrer Verpflichtung gegenüber dem Nordatlantischen Bündnis und der kollektiven Verteidigung sehr bewußt“ sei. „In diesem Jahr haben wir unsere Verpflichtung, zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes für die Verteidigung auszugeben, zum ersten Mal seit 2005 erfüllt“, sagte Fiala und kündigte an, daß seine Regierung diese Nato-Klausel auch in den kommenden Jahren einhalten werde. Der tschechische Regierungschef forderte gleichzeitig ein
stärkeres Engagement der Europäer in der Nato: „Die Tschechische Republik unterstützt alle Maßnahmen, die den europäischen Pfeiler des Nordatlantischen Bündnisses stärken und die euro-atlantische Verbindung ausbauen.“ Bereits am Donnerstag hatte Staatspräsident Petr Pavel Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg empfangen. Pavel, der von 2015 bis 2018 als erster General eines ehemaligen Ostblockstaates Vorsitzender des Nato-Militärausschusses war, zeichnete den Norweger, dessen Amtszeit am 1. Oktober endet, für dessen Verdienste zur Stärkung der Demokratie mit dem TomášGarrigue-Masaryk-Staatsorden dritter Klasse aus. „Das vergangene Vierteljahrhundert war für die Tschechische Republik zweifellos eine Zeit der Sicherheit, Prosperität und Freiheit. Unsere Nato-Mitgliedschaft hat daran einen grundlegenden Anteil. Und aus eigener Erfahrung kann ich hinzufügen, daß an diesem Erfolg auch Sie, Herr Stoltenberg, einen persönlichen Anteil tragen“, so Pavel in seiner Laudatio. Torsten Fricke
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AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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ine kleine, aber dafür sehr interessierte Gruppe von Schülern des Gymnasiums Unterrieden in Sindelfingen (Württemberg) hat unter Führung des Lehrers Benjamin Künstle das Prager Sudetendeutsche Büro besucht, um sich bei Büroleiter Peter Barton über dessen Engagement für Verständigung und Versöhnung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen zu informieren. Zum Inhalt dieses fast zweistündigen Treffens gehörten nicht nur historische Fragen, sondern auch die ausgesprochen menschlichen Aspekte: Barton präsentierte den Besuchern etwas aus
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dem Bestand an alten Fotografien, die ein tschechischer Neubesitzer einer Immobilie in Nordböhmen in das Prager Büro gebracht hatte, damit hier versucht wird, die Nachkommen der früheren Besitzer ausfindig zu machen. Für die Schüler aus BadenWürttemberg war es auch interessant zu erfahren, wie sich die Beziehungen zwischen den damaligen und heutigen Bewohnern des Sudetenlandes zukünftig gestalten können. Barton freut sich auf eine Zusammenarbeit mit dem Gymnasium, denn die beiden Institutionen haben sich viel zu sagen.
Auszeichnung für Lída Rakušanová
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Musikinstrument des Gitarrenbauers Framus aus Bubenreuth erzielt Rekordergebnis
2,85 Millionen US-Dollar für eine Gitarre von John Lennon Es ist der höchste Preis, der je für ein Beatles-Instrument bezahlt wurde: Die Hootenanny-Gitarre von John Lennon galt lange als verschwunden, bis sie auf einem Dachboden wiederentdeckt wurde. Jetzt ist das Meisterwerk des Bubenreuther Gitarrenbauers Framus (siehe unten) in der vergangenen Woche in New York von einem nicht genannten Bieter ersteigert worden – zu einem Rekordpreis von 2,85 Millionen US-Dollar.
Reallöhne steigen erstmals wieder
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ie Durchschnittslöhne in Tschechien sind im ersten Quartal dieses Jahres schneller gestiegen als die Verbraucherpreise. Zum ersten Mal seit zwei Jahren gab es damit einen Zuwachs bei den Reallöhnen, berichtet die Nachrichtenagentur ČTK. Dennoch liege die Kaufkraft der Privathaushalte wegen der hohen Inflation weiter unter den Werten von vor der CoronaPandemie.
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ls die Beatles 1962 ihre atemberaubende Karriere mit der Unterzeichnung eines Plattenvertrags für „Love Me Do“ begannen und spätestens 1963 der internationale Durchbruch erfolgte, hatten sie bereits einige Jahre als aktive Musiker hinter sich. John Lennon, der legendäre Sänger und Gitarrist, begründete 1956 seine erste Band „The Quarry Men“. Ein Jahr später stieß Paul McCartney dazu, 1958 George Harrison, 1962 Ringo Starr. Schon damals waren Bubenreuther Gitarren bei den jungen englischen Musikern angesagt, von Höfner natürlich und auch von Framus. Nach der Umbenennung der Band 1960 in „The Beatles“ und Lehrjahren in Hamburg und Liverpool war der Siegeszug der Pilzköpfe ab 1962 nicht mehr zu bremsen. Sie prägten die Popkultur bis 1970 wie keine andere Band vor und nach ihnen. Das Modell „Hootenanny“ ist beim Bubenreuther Gitarrenhersteller Framus Mitte der 1960er Jahre nach einem Konzept aus der US-Folkszene, das das gesellige, ungezwungene Konzert in kleinerer Runde beschreibt, benannt worden. 1965 spielte John Lennon bei mehreren Gelegenheiten eine solche zwölfsaitige Framus-Akustikgitarre 5/024 Hootenanny, die mit Stahlsaiten ausgestattet ist. Vor
Umfrage: Ano siegt bei Europawahl
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John Lennon mit der Framus-Gitarre „Hootenanny“.
Foto: Framus Museum Markneukirchen
allem bei Studio-Aufnahmen für den Beatles-Film „Help!“ ist die Bubenreutherin zu sehen. Ihr Sound prägte die Ballade „You´ve Got To Hide Your Love Away“. Auch George Harrison spielte sie während der Help!-Sessions. Die Dallas Company in der Londoner Clifton Street, der damalige englische Framus-Vertriebspartner war es, die für sich und Framus die Rechte zur Verwendung des Bildes von John Lennon mit seiner Framus-Gitarre sicherte. Seither kann es für Werbezwekke des Bubenreuther Gitarrenherstellers eingesetzt werden. So wurden auch die Beatles – neben den Rolling Stones – zu offiziellen Werbebotschaftern für Framus. Die Instrumente, auf denen die Fab Four spielten, werden
steigert. Der Schätzpreis lag zwischen 600 000 und 800 000 USDollar (etwa 560 000 bis 750 000 Euro), wie das Auktionshaus mitteilte. Tatsächlich wurde die Gitarre nun für 2,85 Millionen USDollar (2,63 Millionen Euro) von einem unbekannten Käufer erworben. Ob und wo die Gitarre zukünftig gezeigt wird, ist ebenfalls unbekannt. Im Bubenreuther Famus-Museum sind zumindest baugleiche Beatles-Instrumente ausgestellt. Neben einem Höfner Paul-McCartney-Beatlesbaß und einer Zenith No. 17, wie sie von Paul McCartney gespielt wurde und wird, ist auch eine baugleiche Framus-Hootenanny im Besitz des Bubenreuther Museumsvereins. Dr. Christian Hoyer
heute zu astronomisch anmutenden Preisen gehandelt. John Lennons eigene Framus-Hootenanny ist erst vor Kurzem auf einem Dachboden in Südengland wieder aufgetaucht. Sie galt 50 Jahre lang als verschollen. Sie gelangte zunächst in den Besitz des schottischen Musikers Gordon Waller, der sie dem Road Manager seiner Band „Peter and Gordon“ schenkte. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde die Gitarre von den heutigen Besitzern des südenglischen Anwesens entdeckt und an das Auktionshaus „Julien´s Auctions“ gegeben. Bei Julien´s Auctions wurde im New Yorker Hard Rock Café neben anderen Musikalien mit „ikonischem Anstrich“ auch die wiederentdeckte Hootenanny von John Lennon ver-
Firmengründer Fred Wilfer flüchtete vor der Vertreibung nach Bayern und baute dort ein Weltunternehmen auf
Von Schönbach im Egerland nach Bubenreuth Deutsche und internationale Stars wie Peter Kraus, John Lennon oder Bill Wyman spielten ihre Hits auf Framus-Gitarren und verhalfen dem Unternehmen aus Bubenreuth bei Erlangen in den 1950er und 1960er Jahren zu Weltruhm.
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ie Wurzeln von Framus liegen in der Musikstadt Schönbach im Egerland, wo einst Geigen und viele andere Streichund Zupfinstrumente produziert und in alle Welt exportiert wurden. In Waltersgrün bei Schönbach wurde 1917 der spätere Firmengründer Fred Wilfer geboren. Als der Musikinstru-
ie Journalistin und Publizistin Lída Rakušanová ist am Samstag in Pilsen mit dem „Preis des 1. Juni“ ausgezeichnet worden, den die böhmische Stadt seit 1993 vergibt. Geehrt werden damit Persönlichkeiten, die sich für Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte in Presse, Rundfunk und Fernsehen einsetzen. Rakušanová emigrierte 1968 nach Frankreich und anschließend nach Deutschland, wo sie in München politisches Asyl beantragte. Die Ehrung aus Pilsen erhielt sie unter anderem für ihre Tätigkeit bei Radio Free Europe. In der vorherigen Ausgabe hatte die Sudetendeutsche Zeitung einen bemerkenswerten Leitartikel von Lída Rakušanová zum 74. Sudetendeutschen Tag dokumentiert. In dem Beitrag, der auf IRozhlas.cz, der InternetNachrichtenseiten des Tschechischen Rundfunks, erschienen ist, hatte die renommierte Journalistin die Prager Regierung auffordert, „von tschechischer Seite aus ein klares Signal an die tschechische Öffentlichkeit zur tschechisch-sudetendeutschen Aussöhnung“ zu senden.
mentenbauer 1945 von Vertreibungsplänen hörte, faßte er den Entschluß, nach Bayern umzusiedeln. Weil Wilfer von den tschechoslowakischen Behörden als „Antifaschist“ eingestuft worden war, erteilte ihm die US-Militärregierung in Bayern bereits Ende 1945 die Erlaubnis, ein Unternehmen zu gründen. So wurde am 1. Januar 1946 die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“ (Framus) in Erlangen aus der Taufe gehoben, die zur zentralen Anlaufstelle für die aus Schönbach vertriebenen Instrumentenbauer wurde. Im März 1946 traf dann der
erste Transport mit Schönbachern in Erlangen ein. Fred Wilfer bemühte sich zusammen mit dem Flüchtlingskommissar um die Unterkünfte. Eine erste Werkstätte konnte im Herbst 1946 im ehemaligen Rad-Lager in Möhrendorf eingerichtet werden. Ende 1948 verlagerte Wilfer die Produktionsstätten ins nahe gelegene Baiersdorf. Seit Ende 1949 kristallisierte sich Bubenreuth als Zentrum für die Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer heraus. Hier errichtete Wilfer eines der modernsten Fabrikgebäude der damaligen Zeit, in das Framus im Sommer 1954 einziehen konnte. Auf
2200 Quadratmetern Produktionsfläche konnten von jetzt an 170 Instrumentenmacher an die Erzeugung von 2000 Instrumenten im Monat gehen. Hinzu kam 1966 der Standort Pretzfeld in der Fränkischen Schweiz mit Europas größter Gitarrenfabrik. Ende der 1970er Jahre ging Framus in Konkurs. Ursache waren neben innerbetrieblichen und finanziellen Gründen vor allem die billigere Konkurrenz aus Japan. Seit 1995 wird Framus als Marke von Warwick weitergeführt. Der neue Firmensitz befindet sich in Markneukirchen im sächsischen Musikwinkel.
n den aktuellen Umfragen zur Europawahl liegt Ano mit 26 bis 27 Prozent an der Spitze. Das Wahlbündnis Spolu aus KDUČSL, ODS und Top 09 folgt mit 20 bis 22 Prozent. Die Piraten erreichen in den Umfragen zehn bis zwölf Prozent, Stan acht bis 13 Prozent. Die Koalition aus der Rechtsaußenpartei SPD und Trikolora konnte in den Erhebun-
gen acht bis 11 Prozent der Stimmen bekommen. Die Koalition „Stačilo!” (Es reicht!) mit der kommunistischen Partei KSČM an der Spitze soll auf sechs bis acht Prozent bei der EU-Wahl kommen. Die Umfragewerte für das außerparlamentarische Bündnis aus Přísaha (Der Eid) und der Autofahrerpartei Motoristé sobě bewegen sich zwischen 2,5 und 7,7 Prozent.
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Rentenreform nimmt erste Hürde
m tschechischen Abgeordnetenhaus wurde am vergangenen Donnerstag in erster Lesung die Rentenreform verabschiedet. Durch die Gesetzesänderung soll etwa das Renteneintrittsalter über die bisherige Obergrenze von 65 Jahren hinaus angehoben werden. Die dreitägige Debatte war dominiert von der Kritik der Oppositionsparteien und dauerte über 32 Stunden reine Sitzungszeit. Die Gesetzesnovelle wird nun weiter im Sozialausschuß beraten. Premierminister Petr Fiala hält die Rentenreform für notwendig, um das Defizit der Rentenkassen auf ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu beschränken. Derzeit machen die Rentenzahlungen etwa ein Drittel des tschechischen Staatshaushaltes aus.
Daniel Křetínský kauft Royal Mail
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er tschechische Unternehmer und Milliardär Daniel Křetínský setzt seine Einkaufstour fort. Nach dem Einstieg bei ThyssenKrupp (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) greift Křetínský nach dem ehemaligen britischen Staatsunternehmen Royal Mail und hat dem aktuellen Eigentümer International Distributions Services (IDS) ein Übernahmeangebot in Höhe von 3,57 Milliarden britischen Pfund unterbreitet. Das Unternehmen hat der Offerte zugestimmt. Der Vorschlag muß noch von den IDS-Aktionären und der britischen Regierung gebilligt werden. Die Geschichte von Royal Mail geht bis ins Jahr 1516 zurück, als Heinrich VIII. einen „Master of the Posts“ ernannte. Anschließend war das Post-Unternehmen 499 Jahre im britischen Staatsbesitz.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
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Bilanz der Landesausstellung in Regensburg und Prag
„Barock! Bayern und Böhmen“ begeistert 150 000 Besucher 50 000 Besucher in Regensburg, 100 000 Besucher in Prag: Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ war ein Erfolg.
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Blick in die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“.
Fotos: Torsten Fricke
ie mehr als 150 Exponate waren zunächst im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg und anschließend im Tschechischen Nationalmuseum in Prag zu sehen. Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Krieg, Siegen und Niederlagen und von einem prächtigen Wiederaufbau im barocken Stil in den Ländern Bayern und Böhmen. „Diese Ausstellung erinnert uns an die jahrhundertelange
bei der Eröffnung im Mai in Regensburg gesagt. „Die Landesausstellung dokumentiert die Verbundenheit zwischen Bayern und Tschechien als zwei Länder in der Mitte EuMuseumsdirektor Dr. Richard Loibl mit Premiermini- ropas“, bestätigster Petr Fiala und Ministerpräsident Markus Söder. te auch Bayerns MinisterpräsiNachbarschaft und die allgemei- dent Markus Söder. ne historische Verbindung zwiZumindest virtuell kann die schen der Tschechischen Repu- Ausstellung weiter besucht werblik und Bayern“, hatte Tsche- den, und zwar unter dem Link chiens Premierminister Petr Fiala www.hdbg.de/la2023/
Das Vermächtnis des großen Sudetendeutschen Oskar Böse, der am 10. Juni 100 Jahre alt geworden wäre
„Niemals mehr Diktatur, niemals mehr Krieg, niemals mehr Vertreibung“ „Oskar Böse ist ein Visionär, der den Mut und die Kraft hatte, Visionen und Konzeptionen durchzusetzen“, hatte die damalige Bundesfrauenreferentin Walli Richter (13.1.1935–3.4.2020) in der Sudetendeutschen Zeitung zum 80. Geburtstag geschrieben. Am 10. Juni wäre der große Sudetendeutsche 100 Jahre alt geworden.
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skar Böse sei eine Persönlichkeit gewesen, „in deren Lebensweg sich ein Jahrhundert mitteleuropäischer Geschichte widerspiegelt“, sagte Dr. Günter Reichert damals in seiner Trauerrede über den am 6. April 2016 verstorbenen Landsmann. Dr. Reichert, heute Vorsitzender des Heimatpolitischen Ausschusses der Bundesversammlung und kooptiertes SL-Bundesvorstandsmitglied, ordnete dabei Böses Lebenswerk auch im historischen Umfeld ein: „Sechs Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Habsburger Donaumonarchie wurde er in ein Staatensystem hineingeboren, das
tschechoslowakischen Staat waren damit vorprogrammiert. – Auch wenn es aus heutiger Sicht in Kenntnis aller späteren Entwicklungen kaum nachvollziehbar ist, können wir mit Sicherheit davon ausgehen, daß der 14jährige Oskar Böse im Oktober 1938 gemeinsam mit seinen Eltern in Reichenberg an der Straße stand, um nach dem Münchener Abkommen der Übergabe seiner Heimat an das Deutsche Reich und den einrückenden Soldaten der Wehrmacht zuzujubeln.“ Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst wurde Böse zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte als Soldat der 1. Gebirgsdivision vorwiegend auf dem Balkan. Als er zum Kriegsende 1945 als Leutnant nach Hause entlassen worden war und danach ein Jahr Gefangenschaft im berüchtigten Gefängnis Prag-Motol hinter sich gebracht hatte, flüchtete Böse vor der Gewalt gegen Deutsche aus der Tschechoslowakei nach Berchtesgaden, wo seine Eltern bereits Zuflucht gefunden hatten. Diese Zeit aus Krieg, Haß und Gewalt haben Böse geprägt.
Auf dem Heiligenhof: Oskar Böse (Mitte) mit Erich Kukuk (rechts), dem langjährigen Direktor der sudetendeutschen Bildungs- und Begegnungsstätte, sowie dem Schriftsteller und Dichter Rolf Nitsch (links). Foto: Heiligenhof einerseits vielen Völkern im Namen des Selbstbestimmungsrechts das Leben in einem eigenen Staat ermöglicht und andererseits viele Volksgruppen und Minderheiten unter Verletzung ihres Selbstbestimmungsrechts in neue Mehrvölkerstaaten hineingezwungen hat.“ In Böses Geburtsort Seifersdorf in Nordböhmen lebten damals 922 Einwohner, darunter 920 Deutsche. „Und in der großen Bezirksstadt Reichenberg, dem heutigen Liberec, die Oskar Böse nach dem Umzug seiner Familie als seine Heimatstadt empfunden hat, waren von circa 35 000 Einwohnern etwa 33 000 Deutsche und etwa 2000 Tschechen. Konflikte zwischen dieser deutschen Bevölkerungsgruppe in einem nahezu rein deutschen Siedlungsgebiet und dem
In seinem letzten Interview, das er für eine im Juni 2015 ausgestrahlte Sendung in ARD alpha gegeben hat, lautete deshalb seine zentrale Botschaft: „Niemals mehr Diktatur, niemals mehr Krieg, niemals mehr Vertreibung.“ „Und diese drei Mahnungen waren die Richtwerte für sein gesamtes berufliches und sein umfassendes ehrenamtliches Wirken nach dem Neuanfang im Jahr 1946“, so Dr. Reichert. Nach verschiedenen Stationen war Böse über zwanzig Jahre bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988 Direktor der vom Land Nordrhein-Westfalen eingerichteten Stiftung „Haus des Deutschen Ostens“ – der heutigen Stiftung Gerhart-HauptmannHaus – in Düsseldorf. Besonders eindrucksvoll war Böses jahrzehntelanges ehren-
amtliches Engagement. Er war Mitbegründer und späterer Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Jugend und ihrer Integration in die damalige Deutschen Jugend des Ostens (heute: Deutsche Jugend in Europa), deren Bundesvorsitzender er ebenfalls etwa 15 Jahre war. Zudem war er über vier Jahrzehnte Mitglied des Bundesvorstands der Sudetendeutschen Landsmannschaft, davon 15 Jahre als Stellvertretender Bundesvorsitzender und 25 Jahre als Bundeskulturreferent, Heimatkreisbetreuer des Heimatkreises Reichenberg, Gründungsmitglied des Sudetendeutschen Sozialwerks, 25 Jahre Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der vom Freistaat Bayern eingerichteten Sudetendeutschen Stiftung, 40 Jahre Mitglied des Sudetendeutschen Rates, davon 14 Jahre als dessen Generalsekretär, knapp 60 Jahre Mitglied der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie weiterer Organisationen. „Bei einem derartig umfassenden und vielgliedrigen ehrenamtlichen Einsatz bleiben auch die Auszeichnungen nicht aus“, sagte Dr. Reichert in seiner Rede und listete unter anderem auf: Ehrenurkunde des Heimatkreises Reichenberg, Ehrenbrief der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Großer Sudetendeutscher Kulturpreis, Bayerischer Verdienstorden und Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Oskar Böse sei geprägt gewesen durch besondere Wesenszüge, so Dr. Reichert: „Allem voran sein ungemein kreativer Geist. Er war ständig auf der Suche nach neuen Ideen, wie seine grundsätzlichen Ziele umgesetzt werden können. Diese schöpferische Unruhe war allerdings auch mit der Bedrückung verbunden, daß ihm nicht die Kraft oder die materiellen wie personellen Ressourcen zur Verfügung standen, um alle seine Vorstellungen zur Realität werden zu lassen. Gerade in diesem Zusammenhang war Oskar Böse stets auf der Suche nach talentierten Mitstreitern, die er – auch durch die Übertragung von verantwortlichen Positionen in den einzelnen Organisationen – förderte und damit Netzwerke aufbaute.“ Böse sei es immer darum gegangen, so Reichert, „mit seinem geschichtlichen und politischen Erfahrungshintergrund Brücken zu schlagen in andere deutsche gesellschaftliche Gruppierungen, zu anderen Volks-
gruppen und Minderheiten in Europa, seien sie heimatverblieben oder ebenfalls heimatvertrieben, sowie zu den Völkern im östlichen Mitteleuropa mit dem Ziel des Aufbaus einer neuen Partnerschaft.“ Privat blieb Oskar Böse von Schicksalsschlägen nicht gefeit. Seine Ehefrau Josefine verstarb 2003, Dietmar, der älteste der beiden Söhne, 2014. Seine letzte Ruhestätte fand Oskar Böse
auf dem Bergfriedhof bei Berchtesgaden (Feld 46, Reihe 4, Nummer 8, Am Friedhof 11, Schönau). Hier wird am Montag, dem Geburtstag, eine sudetendeutsche Delegation mit Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, und Hans Knapek, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk, einen Kranz niederlegen. Torsten Fricke
Oskar Böse wurde am 10. Juni 1924 in Seifersdorf geboren und verstarb am 6. April 2016 in Düsseldorf.
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In Liebe und Dankbarkeit denken wir an
Oskar Böse † 6.4.2016, der am 10. Juni 100 Jahre alt geworden wäre,
und an
Josefine Böse, geb. Hölzel † 20.11.2003
Dietmar Böse † 13.12.2014 In liebevoller Erinnerung Gerald Böse und Familie
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6.2024
Die großen Stars bei den Sommer-Festivals
David Guetta & Co. rocken Tschechien
Tschechiens Festivals sind berühmt als Party-Destinationen. Auch in diesem Sommer haben sich wieder zahlreiche Weltstars angekündigt. Ein Überblick.
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as „Festival Colours of Ostrava“ im mährischen Ostrau zählt jedes Jahr zu den Top Ten der europäischen Open-Air-Konzerte und findet heuer vom 17. bis 20. Juli statt. Vor der einzigartigen Industriekulisse werden unter anderem Weltstar Lenny Kravitz und der fünffache Grammy-Preisträger Sam Smith auftreten. Zum Festival „Rock for People“, das vom 13. bis 15. Juni bei Königgrätz stattfindet, kommen The Prodigy, der kanadische Star Avril Lavigne und die Rockband Bring Me the Horizon. Im Anschluß lädt Prag vom 20. bis 22. Juni zum „Metronome Festival“ ein. Auf der Bühne stehen die britische Band Kosheen und Raye, eine der am meisten gestreamten Sängerinnen der Gegenwart, die mit Rihanna und Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 7., 18.00 Uhr, bis Sonntag, 9. Juni, 12.00 Uhr, Heimatkreis Jägerndorf: Heimatkreistreffen. Anmeldung bei Lorenz Loserth per eMail an LorenzLoserth@googlemail.com Heiligenhof, Bad Kissingen. Samstag, 8. Juni, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen. Anmeldung unter Telefon (0 21 51) 3 26 99 70 oder per eMail an werner.appl@ sudeten-kr.de Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Samstag, 8. Juni, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Die Falkenauer Heimatstube in Schwandorf“. Vortrag von Gerhard Hampl. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 8. Juni, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Die Retterin Valeria Valentin“. Filmvorführung in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Generalkonsulat und dem Italienischen Kulturinstitut. Anmeldung per eMail an info@ sudetendeutsches-museum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal Hochstraße 8, München. Sonntag, 9. Juni, 9.30 bis 15.00 Uhr, BdV-Bezirksverband Schwaben: Schwäbischer Vertriebenentag. Forum, Theaterplatz 1, Mindelheim. Montag, 10. Juni, 19.00 bis 20.30 Uhr, Südosteuropa-Gesellschaft: „Verhältnis auf dem Prüfstand – Ungarns EU-Ratspräsidentschaft 2024“. Podiumsdiskussion mit Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Dr. Sonja Priebus, Zoltán Kiszelly und Prof. Dr. Gabor Polyák. Dienstag, 11. Juni, 17.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Es brodelt und kafkat, es werfelt und kischt …“ Vortrag mit Lesung als Streifzug durch die Prager deutschsprachige Literatur. Eintritt frei. Konzertpavillon im Rhododendronpark, Kurstraße, Ostseeheilbad Graal-Müritz. Donnerstag, 13. Juni, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Zum alten Bezirksamt im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Donnerstag, 13. Juni, 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Le-
Beyoncé zusammenarbeitete. Alle Heavy-Metal-Fans pilgern zum Festival „Masters of Rock“, das vom 11. bis 14. Juli in ostmährischen Wisowitz stattfindet. Mit dabei sind Judas Priest, Accept, Stratovarius sowie IronMaiden-Sängers Bruce Dickinson. Die Dance-Fans werden vom Line-up des Festivals „Beats for love Ostrava“ vom 3. bis 6. Juli in Ostrau begeistert sein. Höhepunkt ist der Auftritt von Weltstar DJ David Guetta. Für den richtigen Beat sorgen außerdem die beste französische DJ, Antoine Clamaran, und das italienische Electronic-Dance-MusicTrio Meduza. Eine Verbindung der Welt der klassischen Musik mit jener des Metal versucht inmitten einer Festung das Festival „Brutal Assault“ vom 7. bis 10. August in Jermer herzustellen, gemeinsam treten dort Cult of Fire und das Bohemian Symphony Orchestra Prague auf. Und vom 28. bis 30. Juni sor-
Filmvorführung im Sudetendeutschen Haus
Retterin Valeria Valentin
Vor der einzigartigen Industriekulisse von Ostrau wird Weltstar David Guetta beim Festivals „Beats for love Ostrava“ für die richtigen Beats sorgen. Foto: Festival Beats for love Ostrava gen auf dem Flugplatz in Tabor beim Festival „Mighty Sounds“ die Punk-Legende Bad Religion
VERANSTALTUNGSKALENDER bensretter“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Samstag, 15. Juni, 11.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: Szklarska Poręba. Die Künstlerkolonie Schreiberhau im Riesengebirge. Podiumsdiskussion zur Finissage der gleichnamigen Ausstellung. Campus der Generationen, Schillerstraße 1a, Schwaan. Samstag, 15. Juni, 11.00 Uhr, Stiftung Haus Oberschlesien: „Sommerfest 2024 – drinnen, draußen und umsonst“. Oberschlesisches Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, Ratingen. Samstag, 15. Juni, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Monatsnachmittag mit Thomas Schembera vom Polizeirevier 8 zum Thema Enkeltrick und Telefonbetrug. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 15. Juni, 19.30 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Hans Fallada und der Norden“. Szenische Lesung mit Katharina Groth und Wolfgang Wagner. Haus des Gastes Graal-Müritz, Rostocker Straße 3. Ostseeheilbad GraalMüritz. Montag, 17. Juni, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmen als Ort der Begegnung – Teil 2: Der Frieden kommt aus Böhmen“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 19. Juni, 15.30 Uhr, Ackermann-Gemeinde Augsburg: „Sommerliche Träume unterm Apfelbaum“. Literarischer Nachmittag mit Gerhard Burkard. (Anmeldung unter Telefon (08 21) 31 66 85 50 oder per eMail: ackermanngemeinde@ bistum-augsburg.de AckermannGemeinde, Ottmarsgäßchen 8, Augsburg. Donnerstag, 20. Juni, 16.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Wie schmeckt Heimat“. Zum Tag der Heimat. 16.00 Uhr: Museumspädagoische Führung. 17.00 Uhr: Kulinarische Reise im Sudetendeutschen Museum mit Dr. Amanda Ramm. Abendausklang im Restaurant Bohemia (Selbstzahler, vorherige Anmeldung per eMail an info@ sudetendeutsches-museum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37). Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Freitag, 21. bis Montag, 24. Juni, „Meeting Brno“ mit dem Brünner Versöhnungsmarsch. Die SL-Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg organisieren wieder eine mehrtägige Busfahrt. Anmeldung per Telefax
an (0 89) 48 00 03 96, per eMail an Geschaeftsstelle@sudeten-by.de, oder per Post an SL Bayern, Hochstraße 8, 81669 München. Montag, 24. Juni, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Wenzel Jaksch (1896–1966) – Biographische Schlaglichter auf einen Sozialdemokraten aus Mitteleuropa“. Buchvorstellung mit Prof. Dr. Michael Schwartz. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Dienstag, 25. Juni, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: „Höhepunkte des deutschen Theaterlebens in Prag vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“. Ringveranstaltung mit Prof. Dr. Herbert Zeman und Dr. Herbert Schrittesser. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (089) 48000348. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Samstag, 29. Juni, 19.30 Uhr, BdV-Landesverband Hessen: Kulturtagung „Von Heimat(en) und Identität(en) – (Spät-) Aussiedler aus den postsowjetischen Staaten, aus Polen und aus Rumänien“. Eintritt 8 Euro. Theater im Pariser Hof. Spiegelgasse 9, Wiesbaden. Dienstag, 2. Juli, 16.00 bis 18.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Lebendige Erinnerung“. Schreibcafé mit Journalistin und Autorin Gunda Achterhold. Teilnahmegebühr 15 Euro. Anmeldung per eMail an info@sudetendeutsches-museum. de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37, Sudetendeutsches Museum, Treffpunkt Museumskasse, Hochstraße 10, München. Sonntag, 7. Juli, 10.00 Uhr, Heimatkreis Kaaden-Duppau: Marien-Wallfahrt mit zweisprachigem Festgottesdienst. Kapellenberg, Winteritz (Vintířov). Samstag, 13. Juli, 13.00 Uhr, Heimatkreis Komotau und Förderverein Mittleres Erzgebirge – Komotauer Land: Gedenkstunde an der „Gedenkstätte 9. Juni 1945“. Deutschneudorf. Sonntag, 14. Juli, 9.30 bis 23.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: EM-Fußballfinale im Museum. 9.30 bis 14.00 Uhr: Böhmischer Frühschoppen.15.00 bis 18.00 Uhr: Tischkicker-Turnier.18.50 bis 19.00 Uhr: Dokumentarfilm „DFC Prag – die Legende kehrt zurück“ im Adalbert-Stifter-Saal. 19.00 bis 20.00 Uhr: Finale des Kickerturniers. 20.00 bis 23.00: Public Viewing des EM-Finales im Adalbert Stifter-Saal. Eintritt frei. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
und die schwedische Alternative-Rock-Band The Hives für die richtige Stimmung. Sonntag, 27. Juli, 10.00 Uhr, Bund der Deutschen in Böhmen: Heimatmesse anläßlich des Sankt-Anna-Festes mit den vertriebenen Deutschen und dortigen Tschechen. Laurentiuskirche in Luck bei Luditz. Sonntag, 18. August, 11.00 Uhr, Förderverein Wallfahrtskirche Maria Kulm: 25. Egerländer Gebetstag. Wallfahrtskirche, Maria Kulm. Donnerstag, 29. bis Freitag, 30. August, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Demokratie erwandern – ein Spaziergang durch die Gründungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Teilnehmerbeitrag: 140 Euro pro Person (inklusive Übernachtung und Essen). Anmeldung per eMail an kultur@hausschlesien.de oder per Telefon unter (0 22 44) 88 62 31. Haus Schlesien, Dollendorfer Landstraße 412, Königswinter. Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr, Monsignore Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg: Vertriebenenwallfahrt. Hauptzelebrant ist Regionaldekan Holger Kruschina aus Nittenau, der 1. Vorsitzende des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit, Gößweinstein. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß. Kloster Haindorf, č.p. 1, Hejnice, Tschechien. Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 10, München. Freitag, 18. Oktober, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Zum alten Bezirksamt im HDO, Am Lilienberg 5, München. Freitag, 18. Oktober, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Festveranstaltung. Vortrag der Architekten Christian und Peter Brückner über den Gedenkort zum Olympiaattentat. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox. org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Montag, 4. November, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Prager Kaffeehäuser“. Teil 4 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 10, München.
Samstag, 8. Juni, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Die Retterin Valeria Valentin“. Filmvorführung in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Generalkonsulat. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. In seinem Dokumentarfilm erzählt Paolo Tessadri die Geschichte einer Südtiroler Nonne, die während der PinochetDiktatur in Chile Hunderte Menschen vor dem Tod gerettet hat. Die 1937 in Badia geborene Südtirolerin widmete ihr ganzes Leben dem Dienst am Nächsten. Nach ihrem Abitur studierte sie in Irland Philosophie und trat dann in den Orden des heiligen Josef ein, um Nonne zu werden. 1969 ging sie nach Chile und zog sie in die Slums der Stadt, die heute Pudahuel heißt. Hier organisierte sie nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 ein Untergrund-Netzwerk gegen das faschistische Regime von Augusto Pinochet Ugarte und mindestens sechshundert Menschen vor Fol-
ter und Tod. Nach offiziellen Schätzungen wurden unter Pinochet 3400 Menschen ermordet und 30 000 Menschen gefoltert. Der Dokumentarfilm, der von der Stiftung historisches Museum des Trentinos geförder wurde, hatte 2013 zum 50. Jahrestages des Militärputsches seine Premiere. Eintritt frei. Anmeldung per eMail an info@ sudetendeutsches-museum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37.
Kultursommercamp24 Donnerstag, 18. Juli bis Freitag, 2. August: Kultursommercamp24 – Deutsch-Tschechische Kinderfreizeit. Veranstaltung für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre aus Deutschland und Tschechien Über 100 Kinder und Jugendliche aus Deutschland und Tschechien kommen jedes Jahr auf dem Heiligenhof zusammen. Sie treiben gemeinsam Sport und Spiel, basteln, singen, lernen und vertiefen ihre Sprachkenntnisse und ihr Wissen. Damit soll die Verständigung zwischen jungen Deutschen und Tschechen initiiert und verstärkt werden. Anmeldungen per eMail an info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Neue Ausstellung
Vertriebene 1939 Dienstag, 18. Juni, 18.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „Vertreibung 1939“. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Die Ausstellung wird anschließend bis zum 31. Juli gezeigt. Öffnungszeiten: werktags von 10.00 bis 20.00 Uhr. Die Ausstellung „Vertriebene 1939“ veranschaulicht anhand von 400 Fotografien, Plakaten und Dokumenten die traumatischen Erlebnisse und Erfahrungen der polnischen Zivilbevölkerung, die während des Zweiten Weltkriegs aus den Teilen Polens deportiert wurde, die an das „Dritte Reich“ angegliedert wurden. Die gewaltsamen Zwangsaussiedlungen, Inhaftierungen und Ermordungen von insgesamt 1,5 Millionen polnischer und jüdischer Bürger waren zugleich Teil der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik, die in der Errichtung von KZs und im Ho-
locaust mündete. An ihrer Stelle wurden „Volksdeutsche“ aus Ost- und Südosteuropa angesiedelt, denn das Ziel der Besatzer war die völlige Germanisierung der Territorien. In einem Distrikt namens „Warthegau“ sollte eine „blonde Provinz“ als ein Laboratorium zur Züchtung des germanischen Herrenmenschen entstehen. Zu den betroffenen Gebieten gehörten unter anderem die Provinz Posen, ein Teil des Lodzer Gebiets, Pommern, das nördliche Masowien und Schlesien. Den Festvortrag hält Kurator Dr. Jacek Kubiak. Grußworte sprechen Stadträtin Gudrun Lux für die Stadt München, MdL Dr. Petra Loibl als Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Jan M. Malkiewicz, Generalkonsul der Republik Polen in München, und Prof. Dr. Andreas Otto Weber, als Direktor des HDO und Gastgeber.
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6.2024
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� 50. Paneuropa-Tage in Kempten und Zeil mit Alt-Bundespräsident Joachim Gauck
Europa als Kontinent der Freiheit Zu den Höhepunkten der 50. Paneuropa-Tage der Paneuropa-Union Deutschland in der Kemptener Residenz und in Schloß Zeil haben die Verleihung der Sonderstufe der Paneuropa-Verdienstmedaille an Bundespräsident a. D. Joachim Gauck, eine Großkundgebung zur Europawahl und die beiden Festgottesdienste mit der evangelischen Dekanin Dorothee Löser sowie mit dem Augsburger Diözesanbischof Bertram Meier gehört. Ein hochrangig besetztes Podium befaßte sich mit der Vernetzung zwischen den Grenzregionen der EU-Mitgliedstaaten, ein Festakt in Schloß Zeil erinnerte an die geistigen und historischen Wurzeln des europäischen Freiheitsgedankens.
Weichenstellung für Europa Bei der von der Bundesvorsitzenden der Paneuropa-Jugend Deutschland, Isabella Schuster-Ritter, geleiteten Hauptkundgebung der PaneuropaTage zum Thema Europawahl erklärte CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek, daß sich die EU auf die großen Fragen wie Krieg und Frieden konzentrieren müsse. Eine strategische Debatte über die Sicherheit Europas sei überfällig, „einschließlich der nuklearen Komponente“. Europa könne auf die globalen Machtspiele Rußlands und Chinas nur als Einheit eine friedenssichernde Antwort geben. Als weitere zentrale Aufgaben für die europäische Integration
Mission Hoffnung A
Im Fürstensaal (von rechts) in der ersten Reihe: MdB Mechthilde Wittmann MdB, Milan Horáček, OB Thomas Kiechle, Präsident Alain Terrenoire, Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, Europaminister Eric Beißwenger, Dirk Voß, Generalsekretär Prof. Pavo Barišić, Bischof Franjo Komarica und Prof. Ihor Zhaloba. Am Podium: CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek (links) und MdEP Markus Ferber. Fotos: Johannes Kijas (2), Dagmar Jessat
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lt-Bundespräsident Joachim Gauck schilderte in seiner Festrede, wie er unter dem Unrechtsregime hinter dem Eisernen Vorhang das Wachsen der europäischen Einigung sehnsüchtig verfolgt habe. Er dankte den Europa-Pionieren in der Paneuropa-Bewegung, die für die Einigung des Kontinents gearbeitet hätten, „als es noch ein ferner Traum war“. Auch heute sei dieser Einsatz unverzichtbar, „denn Europa darf kein Elitenprojekt sein, sondern braucht die Verankerung in der Zivilgesellschaft, für die Sie kämpfen“. Für die Menschen im ehemaligen Ostblock, die jetzt daran mitwirken könnten, sei dies eine „nachträgliche Beheimatung“. Gauck hob hervor, daß „unsere Idee der Vereinigten Staaten von Europa auch für den Balkan gilt“. Nationen, die an historischen Kränkungen litten, suchten oft ihr Heil im Nationalismus. „Deshalb darf man die Nation nicht gegen Europa ausspielen. Eine starke, in sich ruhende Nation braucht nicht die Idee der europäischen Einigung zu bekämpfen.“ Er forderte ein „stärkeres Zusammenrücken Europas in der Gefahr, weil wir sonst Errungenschaften wie Völkerverständigung, Frieden, Freiheit, Rechtssicherheit und Menschenrechte verlieren“ würden. Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, skizzierte den Aufstieg Putins zu einem militärisch aggressiven Diktator seit Ende des 20. Jahrhunderts und bezeichnete Rußland als eine Gefahr, „mit der wir uns noch lange, womöglich generationenlang, auseinandersetzen müssen“. Die Ukrainer kämpften nicht nur für sich, sondern für ganz Europa. Das Ziel der Moskauer Führung sei erklärtermaßen ein Eurasien von Wladiwostok bis Lissabon: „Das werden sie nicht erreichen, wenn Europa fest zusammenhält, aber daß sie so denken, beweist, daß sich Putin bei territorialen Zugeständnissen an ihn in der Ukraine nur ermutigt fühlen und weitermarschieren würde.“ Der ehemalige Europaabgeordnete rief dazu auf, das Einstimmigkeitsprinzip im Europäischen Rat und im Außenministerrat zu beseitigen, eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft mit Europäischer Armee zu gründen sowie Europa durch eine Energie- und eine Ernährungs-Union von Importen aus anderen Kontinenten unabhängig zu machen. Bischof Bertram Meier rief beim Gottesdienst in der prächtigen Basilika St. Laurentius dazu auf, bei der bevorstehenden Europawahl nicht in Enge und Kleinstaaterei zu verharren, sondern auf den großen Horizont zu schauen. Es gehe nicht nur um ökonomisch-finanzielle Fragen, sondern es gelte auch ein geistig-kulturelles Erbe zu bewahren, das auf jüdisch-christlichen Wurzeln beruhe.
� Mut tut gut
nannte Holetschek die Bereiche Migration, Klima, Landwirtschaft und die Verringerung der Abhängigkeit von Medikamenten-Importen aus Asien. Der Präsident der Paneuropa-Union Ukraine, Prof. Ihor Zhaloba, der zwei Jahre lang freiwillig als Frontsoldat gedient hat, warnte vor einer naiven Appeasement-Politik, wie sie der britische Premier Neville Chamberlain 1938 gegen Hitler betrieben habe. Nicht die Demokratie habe damals versagt, sondern es seien „zu kleine Politiker an ihrer Spitze gestanden“. Der internationale Paneuropa-Präsident Alain Terrenoire aus Frankreich kritisierte die Rekolonisierungsversuche Rußlands insbesondere in der Exklave Transnistrien, die auf dem Boden der Republik Moldau liegt, und in Tschetschenien, wo Putin die blutigen Methoden anwende, die er beim sowjetischen Geheimdienst KGB gelernt habe. Die Europäer hätten spätestens nach Putins Angriff auf Georgien mit seinen „wandernden Grenzen“ im Jahr 2008 und 2014 bei der Annexion der Krim auf die russische Expansionspolitik aufmerksam werden müssen. Der französische Politiker forderte Deutschland auf, sein Militärbudget spürbar zu erhöhen und in eine gemeinsame europäische Verteidigung einzubringen. In seinem Grußwort stellte der schwäbische Europaabgeordnete Markus Ferber fest, daß es bei den bevorstehenden Europawahlen nicht mehr um Wertungen, sondern um „existentielle Fragen und Betroffenheiten“ gehe. So sei China nicht mehr Absatzmarkt, sondern Systemrivale; Präsident Xi besuche in Europa Budapest und Belgrad und befördere die Neue Seidenstraße. Hier sei mehr Europa erforderlich. Der Landesvorsitzende der Paneuropa-Union Bayern, Dr. Dirk H. Voß, attackierte in seinem Grußwort den „völkisch-nationalistischen Irrsinn“ rechts- oder linksextremer Kräfte. Die Ansicht, Europas Nationalstaaten könnten irgendein Problem allein lösen, bezeichnete Voß als „naive Nostalgie“.
Grenzüberschreitende Vernetzung
Die anschließende Podiumsdiskussion befaßte sich mit der grenzüberschreitenden Vernetzung in Europa. Der Operndirektor und Chefdramaturg der Bühnen in der Schweizer Bundeshauptstadt Bern, Rainer Karlitschek, hob die zentrale Rolle der kulturellen Kooperation, der typisch europäischen Formen von Oper und Theater sowie der politischen Bildungsarbeit hervor, die allesamt nicht finanziellen Kürzungen zum Opfer fallen dürften, weil sie „Europas Geist und Seele zusammenhalten“. Das Mitglied des SPD-Bundesvorstandes, MdB Sebastian Roloff, setzte sich vehement für eine intensivere grenzüberschreitende Jugendarbeit ein. Europa lebe von gemeinsamen Werten, wie sie die Paneuropa-Union „immer schon visionär hochgehalten hat“. Der langjährige tschechische Diplomat und Vizeminister für Verkehr, Jan Sechter, der sich jetzt führend in der zentralen Handelskammer in Prag betätigt, verlangte mehr Rückenwind für die Transeuropäischen Netze in Transportwesen, Eisenbahnverkehr, Energiever-
sorgung und digitalen Verbindungen. Der Präsident der Jungen Alpenregion, Alexander Attensberger, zugleich stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschland, erzählte über die wiederbelebte und erneuerte Arbeit seiner Organisation, die Bayern, die meisten österreichischen Bundesländer, die Ostschweiz, Südtirol, Norditalien und Slowenien zusammenführe. Wichtiger als jede technische Kooperation sei die menschliche Seite der Europäischen Einigung. Anstelle des durch Hochwasser verhinderten Staatssekretärs Tobias Gotthardt von den Freien Wählern brachte sich der örtliche Landtagsabgeordnete Joachim Konrad auf dem Podium aktiv ein. Er sprach sich dafür aus, die Gesellschaft in Europa nicht nur durch mehr politische und sonstige Bildung zusammenzuhalten, sondern auch durch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Frauen und Männer. Podiumsleiter war der frühere Bundesvorsitzende der Paneuropa-Jugend Franziskus Posselt.
Zukunft Europas im Rittersaal Einen besonderen Akzent setzte die Paneuropa-Union mit einem Europäischen Festakt, zu dem Fürst Erich von Waldburg-Zeil in sein prachtvolles Renaissanceschloß Zeil bei Leutkirch eingeladen hatte. Der Fürst bekannte sich in seiner Ansprache im Rittersaal zum „Traum von einem vereinten, solidarischen und mutigen Europa, das bereit ist, sich zu verteidigen“. Dieses müsse aber auch „individuell sein und von der Vielfalt von Ländern und von den Eigenheiten innerhalb dieser Länder leben“. Einer der Hauptredner war der oberschwäbische Europaabgeordnete Norbert Lins, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses in der Straßburger Volksvertretung. Er griff das Motto der Paneuropa-Tage „Wir sind Freiheit“ auf und meinte, diese sei „in Gefahr wie seit Jahrzehnten nicht mehr“. Es gebe aber auch eine ermutigende Abwehr: „Wladimir Putin hat nicht damit gerechnet, daß wir zusammenstehen und gemeinsam mit Amerika den Freiheitswillen der Ukrainer unterstützen.“ In seinen mitreißenden Ausführungen über die Zukunft Europas erinnerte der internationale Paneuropa-Präsident, Alain Terrenoire aus Paris, daran, daß Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im deutsch-französischen Elysée-Vertrag 1963 versucht hätten, die dynastische Aufteilung des Frankenreiches im Vertrag von Verdun, die die Enkel Karls des Großen vorgenommen hätten, zu überwinden. 2019 hätten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Emmanuel Macron das Friedenswerk des Elysée-Vertrages in Aachen weitergeschrieben. Paris und Berlin müßten beim Aufbau einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft eng zusammenarbeiten und auch dafür sorgen, daß sich die Menschen in beiden Ländern besser kennenlernen. Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, nannte Zeil „ein Zentrum europäischer Geschichte und Kultur“. Dieses Renaissanceschloß, „das weit übers Land schaut“, atme einen europäischen Geist, „der sich nicht in der Geschichte einmauert, sondern bis ins 21. Jahrhundert weiterwirkt“. Posselt zeichnete ein Por-
trait des gleichnamigen Großvaters von Fürst Erich von Waldburg-Zeil (1899– 1953), der als Pionier des christlichen Europas zeitlebens für Freiheit, Föderalismus und europäische Einigung eingetreten sei. Ausgehend von der christlichen Naturrechtsidee habe er schon gegen Ende der Weimarer Republik ab 1930 gegen Hitler und den Nationalsozialismus gekämpft und sei damit einer der ersten Widerstandskämpfer gewesen, zu einem Zeitpunkt, als selbst viele Helden des 20. Juli 1944 noch an das Dritte Reich geglaubt hätten. Der Landesvorsitzende der Paneuropa-Union Baden-Württemberg und Vizepräsident der Paneuropa-Union Deutschland, Andreas Raab aus Ulm, beschrieb die geistige und kulturelle Faszination, die von der historischen Landschaft Oberschwaben mit ihrer Ausstrahlung auf Europas Schicksalsströme Rhein und Donau ausgehe.
Gemeinsam für die Freiheit Zu Beginn der festlichen Eröffnung hatten der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle, die regionale Bundestagsabgeordnete Mechthilde Wittmann und Paneuropa-Bundesgeschäftsführer Johannes Kijas die fast 250 Gäste aus ganz Europa willkommen geheißen. Zur besonderen Freude von Alt-Bundespräsident Gauck war der Bürgerrechtler und Mitbegründer von Bündnis 90/Die Grünen, Milan Horáček, erschienen. Horáček erinnerte Gauck an philosophische Debatten mit gemeinsamen Weggefährten wie Václav Havel und Fürst Karl Schwarzenberg. Die neue Freiheit im Kant‘schen Sinne sei für Havel nicht selbstverständlich gewesen, sondern eher ein Schock. Dieses besondere Spannungsfeld zwischen den Bürgerrechtlern hinter dem Eisernen Vorhang und jenen, die in einer liberal-freiheitlichen Demokratie gelebt hätten, habe Gauck in seinem Buch „Freiheit“ problematisiert. Bayerns Europaminister Eric Beißwenger dankte „der ältesten europäischen Einigungsbewegung für ihre lange Leidenschaft als große Brückenbauerin für ein Europa, das zusammenhält“. Frieden, Freiheit, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Menschenwürde seien alles andere als selbstverständlich: „Deshalb ist die Europawahl eine Schicksalswahl und keine Protestwahl.“ Der Minister plädierte für eine Stärkung der europäischen Säule der Nato, „denn 80 Prozent der militärischen Kompetenz des Atlantischen Bündnisses liegen heute noch außerhalb der EU, nämlich bei den USA und Großbritannien“. Der internationale Paneuropa-Generalsekretär Prof. Pavo Barišić aus Kroatien beschrieb die historische Entwicklung hin zu einem supranationalen Parlament Europas. Als der Vater Paneuropas, Richard Coudenhove-Kalergi, 1946 aus dem Exil zurückgekehrt sei, habe er an mehr als 4000 Parlamentarier zahlreicher europäischer Länder geschrieben und sie befragt, ob sie für eine Europäische Föderation im Rahmen der Vereinten Nationen seien. Die große Mehrheit der Antworten sei positiv gewesen, was Coudenhove dazu geführt habe, 1947 in Gstaad die Europäische Parlamentarier-Union zu gründen und 1951 den Entwurf einer Europäischen Bundesverfassung vorzulegen.
n Gräbern von Menschen zu stehen, die jünger waren als ich, fand ich immer schon beklemmend. Kürzlich besuchte ich einen Friedhof, auf dem sich fast nur solche Gräber befanden. Das war in Lemberg in der Ukraine. Neben dem städtischen Friedhof wurde nach dem brutalen russischen Angriff am 24. Februar 2022 eine Wiese für die gefallenen Soldaten umgewidmet. Hunderte Gräber mit Fotos der Verstorbenen, jeweils versehen mit der ukrainischen Nationalflagge und der Fahne der jeweiligen Kampfeinheit, liebevoll geschmückt mit Blumen, Kerzen und anderen Zeichen der Erinnerung. Ein ständiges Kommen und Gehen von trauernden Angehörigen: Eltern, Ehefrauen, Kinder. Auf diesem Friedhof sind definitiv zu viele junge Menschen begraben. Eine halbe Stunde streifte ich langsam durch die Grabreihen, und es schnürte mir mehr und mehr den Hals zu. Während meines Besuches fand eine neue Beerdigung statt. Gleich drei Soldaten wurden mit militärischen Ehren begraben. Am Abend desselben Tages sah ich ihre Bilder. Auf dem Rathausplatz von Lemberg stehen nämlich Schautafeln, mit denen der jeweils aktuellen Gefallenen gedacht wird. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt wurde ich von meinen Gastgebern eigens darauf hingewiesen. Noch einmal empfand ich Beklemmung und Bedrückung. Schon lange wollte ich der Ukraine einen Solidaritätsbesuch abstatten. Mit dem Land verbinden mich meine Beziehungen zu unseren ukrainischen Mitbrüdern aus der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen. Jetzt gab es einen besonderen Anlaß hinzufahren, und es war eigentlich ein froher Anlaß. Vor 25 Jahren wollten sechs junge Frauen aus der westlich von Lemberg gelegenen Stadt Nowojaworiwsk eine Ordensgemeinschaft gründen. Sie schlossen sich schließlich der Gemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser an, die seit Jahrzehnten mit uns Redemptoristen in Deutschland und Österreich eng verbunden ist. Der ukrainische Zweig dieser Gemeinschaft wuchs mittlerweile auf 27 Schwestern an. Das Jubiläum wurde groß gefeiert. Den Gottesdienst in der Redemptoristenkirche von Nowojaworiwsk zelebrierte der Großerzbischof der Griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Swjatoslaw Schewtschuk, mit vier weiteren Bischöfen. Hunderte Gläubige feierten innerhalb und außerhalb der Kirche mit. Anschließend gab es ein großes Festmahl. Freude und Dankbarkeit beherrschten die Atmosphäre. In den Gesprächen zwischendurch konnte ich viel von der Situation der Mitbrüder und der Missionsschwestern erfahren. Die traumatische Erfahrung des Krieges erfordert ihren besonderen seelsorglichen Beistand. Mit ihrem tiefen Glauben, aber auch mit ihrer Lebensfreude und ihrer Energie stärken sie jene Menschen, die zu den Leidtragenden gehören. Das ukrainische Volk und die Christen in der Ukraine – das lernte ich bei meinem Besuch – haben eine große Mission. Sie heißt Hoffnung. Für mich war der Besuch eine starke Motivation, diese Mission weiterhin mit meinem Gebet und meiner Solidarität zu unterstützten. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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Europa ist eine Frage von Krieg und Frieden litische Entwicklung vernachlässigt worden. 1976 sei die EVP gegründet worden mit dem Belgier Leo Tindemans als erstem Präsidenten, 1979 sei zum ersten Mal das Europaparlament direkt gewählt worden, seit 1999 stelle die EVP
der Kriegsgeneration gewesen. Im Krieg sei Nationalismus selbstverständlich. „Frieden ist das Kostbarste, das uns die ältere Generation hinterlassen hat.“ Aber er müsse immer wieder erarbeitet werden. „Leider gibt es in unseren Schulen wieder Kin-
Dimitri Medwedew Polen gar mit radioaktiver Asche gedroht. Putin finanziere alle europäischen Nationalisten unabhänig von ihrer Couleur, so lange sie antieuropäisch seien. Er versuche mit aller Gewalt, Euopa zu zerlegen. Die Opposition habe er nahezu ausgeschaltet. „Keiner der Oppositionellen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, eranstalter und örtlicher ist noch am Leben.“ CSU-Chef Michael Anner Putin habe sich am Westen junior begrüßte Bernd Posselt festgebissen, mit der Volksremit der Bemerkung, Posselt publik China verbündet und komme alle fünf Jahre vor den damit in eine tiefe AbhängigEuropawahlen. Posselt konterkeit begeben. Die Bedrohung te, er habe vor 45 Jahren das aus dem Osten werde über erste Mal in Prien gesprochen. Putin hinaus andauern. GeDamals sei Anner sieben Jahgenwärtig stürben die Ukraire alt und schon damals Euroner auch für die Deutschen. pa das Thema gewesen. Deutschland sei zwar nicht „Europa“, so Posselt, „war Kriegspartei, aber Kriegsziel. immer eine Frage von Krieg Die NATO habe nur eine und Frieden.“ Bereits 1923 haZukunft mit den zwei gleichbe Richard Coudenhove-Kalberechtigten Säulen USA und ergi, der in Westböhmen aufEU. Doch die USA lösten sich gewachsen sei, sein program- Alexander Klein, Stellvertretender Präsident der Sudetendeutschen Bundesver- seit langem immer mehr von matisches Werk „Pan-Europa“ sammlung, Michael Anner, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Prien, Volksgrup- Europa Richtung Pazifik. „Wer geschrieben und 1924 die Pan- pensprecher Bernd Posselt, Leonhard Schleich, langjähriger Leiter der Jugendbe- den Frieden will, bereite auch europa-Union gegründet, gegnungsstätte Haus Sudetenland in Waldkraiburg, und Gabi Schleich, Obfrau den Krieg und die zivile Stärke Bild: Nadira Hurnaus vor.“ Dafür seien eine europädie älteste europäische Eini- der SL-Ortsgruppe Prien und Umgebung. gungsbewegung, die ein Staaische Ernährungsunion, eine tenbund von Polen bis Portugal die Mehrheit im Eoropaparla- der, die Krieg erlebt haben.“ Bei- europäische Energieunion und habe werden sollen. „Hätte man ment und seit 2014 sei Manfred spielsweise den von Wladimir eine europäische Verteidigungsauf Coudenhove-Kalergi gehört, Weber Vorsitzender der EVP- Putin geführten Angriffskrieg in union notwendig. Darüber hinwären uns der Krieg, die Vertrei- Fraktion. Gegenwärtig kandi- der Ukraine. aus müsse das Einstimmigkeitsbung und die Teilung erspart ge- diere der Niederbayer Weber als Knapp einen Monat nach der prinzip in der EU überwunden blieben.“ CSU-Spitzenkandidat. Ernennung Putins zum Minister- werden. Robert Schuman sei der Vater Er, so Posselt, habe das gro- präsidenten habe er, so Posselt, Nach der Wende sei Europa des demokratischen Nachkriegs ße Glück gehabt, Organisator im Europaparlament vor Putin zwar wirtschaftlich, aber nicht europas gewesen. Mit Konrad des Paneuropa-Picknicks am 19. gewarnt. Putin habe die Energie geistig zusammengewachsen. Adenauer und Alcide De Gasperi August 1989 an der ungarischen genutzt, um Europa zu zersplit- „Wir müssen uns mit den anhätten drei Christen Europa ge- Grenze gewesen zu sein, mit dem tern. Das habe keiner geglaubt, deren Kulturen und Religionen eint. Die 1951 gegründete Mon- die deutsche und europäische auch nicht der damalige Bundes- auseinandersetzten, wir müssen tanunion sei vor allem ein sozi- Wiedervereinigung begonnen kanzler Gerhard Schröder. Die einander verstehen.“ „Europa aler Zusammenschluß gewesen. habe. Im Rahmen der demokrati- antipaneuropäische Eurasische braucht nicht weniger, sondern Sie habe Siegern und Besiegten sierung Jugoslawiens sei er 1991 Bewegung des Alexander Du- mehr Bayern. Und alle Nationagleichermaßen Zugang zu Kohle in Kroatien gewesen. Dort habe gin, dem Putin nahestehe, bean- listen sollen zu Hause bleiben“, und Stahl gewährt und die wirt- der serbisch-kroatische Krieg ge- spruche den Raum von Wladiwo- forderte Bernd Posselt und bat, schaftliche Entwicklung geför- herrscht, und er sei in einem Luft- stok bis Lissabon. Am Vortag ha- zur Europawahl zu gehen. dert. Dabei sei allerdings die po- schutzbunker plötzlich Mitglied be Expräsident und Putinfreund Nadira Hurnaus
Ende Mai stellte sich Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, langjähriger Europaabgeordneter und gegenwärtig CSU-Listenkandidat bei der Europawahl am 9. Juni, im Bayerischen Hof im oberbayerischen Prien am Chiemsee der Frage „Wohin geht Europa?“.
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Geburtsdatum, Heimatkreis
PERSONALIEN � Kulturpreisträgerin 2006
Datum, Unterschrift
Ruth Maria Kubitschek †
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
23/2024
Am 1. Juni starb Ruth Maria Kubitschek, Trägerin des Sudetendeutschen Kulturpreises für Darstellende Kunst 2006, mit 92 Jahren in Ascona in der Schweiz.
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uth Maria Kubitschek kam am 2. August 1931 im nordböhmischen Komotau zur Welt und hatte vier Geschwister. Um sie vor marodierenden tschechischen Rotgardisten zu bewahrenm, schickte ihre Mutter sie 1945 als 13jährige übers Erzgebirge in die SBZ. Dorthin hatte sich der Vater nach dem Krieg gerettet und später einen Bauernhof übernommen. Ruth wollte aber nicht Bäuerin werden, sondern Schauspielerin. Nach Studien in Halle und Weimar wurde sie an die Bühnen von Schwerin und Ostberlin berufen. 1958 glänzte sie in der Titelrolle der Gerhart-HauptmannVerfilmung „Rose Bernd“. 1959 verließ sie mit ihrem Sohn Alexander aus der Ehe mit Regisseur Götz Friedrich die DDR. Fritz Kortner holte sie an die Münchener Kammerspiele. Hier brillierte sie als Emilia in William Shakespeares „Othello“. Zum populären Liebling avancierte sie Anfang der achtziger Jahre als Filmehefrau von Helmut Fischer in „Monaco Franze – der ewige Stenz“. Als Brauerei-Besitzerin Margot Balbeck überzeugte sie im Film „Das Erbe der Guldenburgs“. Neben wiederholten
Auftritten in Krimi-Serien drehte sie an exotischen Orten als elegante Hotelbesitzerin in der Reihe „Traumhotel“. Kubitschek wanderte auf mythologischen und religiösen Pfaden. Die griechische Mythologie mit ihrer sinnenfreudigen Götterwelt faszinierte sie. In ihrem vielleicht besten Buch „Das Wunder der Liebe“ führt Kubitschek auf einer Kreuzfahrt in die griechische Ägäis. Mit Genugtuung weist sie dabei in Olympia auf die berühmten Wettspiele zu Ehren der Göttermutter Hera hin, die mit ihrem Appell zur Einstellung aller Kriegs- und Kampfhandlungen bis heute beispielhaft sein sollten. Ihr neues Zuhause findet sie allerdings auf der Vulkaninsel Santorin, wo auch fortwährende Erdbeben die griechische Kultur nicht verschütten können. Kubitschek war eine Anhängerin des Urchristentums. Sie glaubte nicht an die Erlösung durch Leiden wie Christus am Kreuz. Die österliche Botschaft der Auferstehung war für sie wichtiger, denn sie heißt Erlösung vom Leiden. Ihr Leben glich einer Pilgerfahrt über Höhen und Tiefen auf der Suche nach dem Woher und Wohin unseres Daseins. Auf ihrem Unterwegssein begegnete
sie auch den tiefen Wahrheiten der fernöstlichen Religionen mit ihren indischen Wurzeln. Vor allem Buddhas Wiedergeburtslehre hatte es ihr angetan. In „Der indische Ring“ beschreibt Kubitschek die Heirat eines deutschen Mannes mit einer indischen Frau. Die Mentalitätsunterschiede zwischen abendländischer Kultur und morgenländischer Religion führen zu Konflikten, die durch den Glauben an das buddhistische Nirwana aufgelöst werden. Seit Tschernobyl engagierte sie sich beim Umweltschutz. Das Bedrohungsszenario mit dem Raubbau an der Natur führte dazu, daß die Bauerntochter im thurgauischen Fruthwilen eine Wildnis in einen zauberhaften Garten verwandelte. So beschreibt sie in ihrem Buch „Im Garten der Aphrodite“, wie Büsche und Sträucher Blumen schützen. Die Liebe zur Natur bewog die vielseitig Begabte, sich auch der Malerei zu widmen. Ihre Ölbilder und Aquarelle sind gegenständliche Darstellungen, die von der Schönheit des „Paradiso terrestre“ zeugen. Die Malerin war vom Kirschgarten neben ihrem Haus stärker beeinflußt als von den apokalyptischen Vorgängen des 20. Jahrhunderts. Wer den wechselvollen Werdegang der
Grenzgängerin aufmerksam verfolgt, erkennt, daß das Leben von Ruth Maria Kubitschek um den Satz kreiste: „Du mußt Deinen Garten bebauen.“ Ernst Mühlemann
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olksgruppensprecher Bernd Posselt trauert um eine ungemein beliebte und liebenswürdige Schauspielerin. „Ruth Maria Kubitschek strahlte einen böhmisch-österreichischen Charme aus, der sie so populär machte. Man nannte sie nicht nur ,Spatzl‘ wie in ihrer erfolgreichsten Serie, man fühlte sich bei Begegnungen auf dem Bildschirm und persönlich immer sehr wohl. So leicht sie auftrat, so sehr pflegte sie die sudetendeutsche Kunst der Perfektion. Die Vertreibung hatte in ihr tiefe Spuren hinterlassen, die sie verbarg. Sie blieb aber zeitlebens eine Suchende, die weder physisch noch vom Gemüt her eine Heimat fand. Unseren Kulturpreis erhielt sie auf Vorschlag unseres Landsmannes, des Egerer Verlegers Herbert Fleißner. Obwohl sie wegen Dreharbeiten in Übersee die Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen konnte, hielten wir einen freundlichen Kontakt. Ich schrieb ihr zu ihren Geburtstagen, und sie antwortete handschriftlich und herzlich. Wir werden diese große Tochter unserer Volksgruppe in bester Erinnerung behalten.“
Der Schriftsteller Bernhard Setzwein las im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof in München aus „Kafkas Reise durch die Bucklige Welt“. Im neuen Buch des SLKulturpreisträgers 2013 täuschte Kafka seinen Tod nur vor und reist munter von Südtirol durch Österreich nach Bayern. Bei der Lesung moderierte Peter Becher, der Vorsitzende des AdalbertStifter-Vereins. Der Münchener Musiker Michel Watzinger umrahmte die Lesung in dem ehemaligen Bahnhofsgebäude in München-Giesing, das seit 2004 als Kulturzentrum und Begegnungsstätte dient.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
� Lesung von SL-Kulturpreisträger Bernhard Setzwein in München
Kafka kommt nach Giesing
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ir haben schon viele gemeinsame bayrisch-böhmische Abenteuer erlebt“, sagt Peter Becher im Giesinger Kulturbahnhof über Bernhard Setzwein. Der Literaturwissenschaftler stellt seinen dichtenden Kollegen und Freund vor.
Am Vortag des 100. Todestages Setzwein wurde 1960 in München geboren und studierte Germanistik. 1990 zog er in die Oberpfalz, er lebt heute in Waldmünchen und München. Setzwein ist Autor von Lyrikbänden, Essays, Reisefeuilletons und Romanen. Außerdem verfaßte er Theaterstücke und Radio-Features. Oft befassen sich seine Werke mit dem mitteleuropäischen Kulturraum. „Und sein jüngstes Werk widmet sich Franz Kafka, dessen Todestag sich morgen zum 100. Mal jährt“, beendet Becher seine biographische Einführung.
Musiker Michel Watzinger mit Zither und Hackbrett neben Autor Bernhard Setzwein und Moderator Dr. Peter Becher.
Beide unterhalten sich dann über Setzweins „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“. In diesem neuen Roman des SL-Kulturpreisträgers des Jahres 2013 starb Kafka nicht vor 100 Jahren in einem Sanatorium. Vielmehr führt er in den Nachkriegsjahren ein ruhiges Leben in Meran. Von dort begibt er sich sich auf eine aufregende Fahrt durch Südtirol und Österreich bis nach München. Auf seinem Trip begegnet er vielen Persönlichkeiten aus seinem Leben, vor allem Schriftstellern und Künstlern. Setzwein liest daraus ausgewählte und leicht gekürzte Passagen, zunächst einige Seiten nach dem ersten Satz dieses Buches: „Nun hatte es sich der Doktor, immerhin war er schon 78 Jahre alt, doch noch so einzurichMichel Watzinger hebt den Schlägel. ten gewußt, daß er sagen
Am 3. Juni jährte sich zum 100. Mal der Todestag von Franz Kafka. Aus diesem Anlaß erscheinen viele neue Kafkastudien und -ausgaben. Mit Kafkas letzten Lebensmonaten beschäftigen sich die Studie „Anders leben“ von Kafka-Biograph Dieter Kamping und „Die Herrlichkeit des Lebens“, ein Roman des Schriftstellers Michael Kumpfmüller, der auch kongenial verfilmt wurde.
Dieter Lamping: „Franz Kafka und Dora Diamant“. Ebersbach & Simon, Köln 2023; 144 Seiten, 20 Euro. (ISBN 978-3-86915-289-9)
konnte: ,Das Leben ist unproblematisch.‘“ Kafka ist in dem „liebenswerten Südtiroler Kleinstädtchen ... untergetaucht“ und arbeitet als Kinokartenkontrolleur. Gleich danach erleben die Zuhörer Kafkas erste Begegnung mit seinem späteren Reisecompagnon. Der polnische Schriftsteller Marek Hłasko läuft – oder fällt – dem „Doktor“, also Kafka, in Meran über den Weg, denn Hłasko wird aus einem Hotel herausgeworfen. Die beiden gehen einen Espresso trinken. Dazu erklingen überraschend passende Zitherklänge. Michel Watzinger gestaltet während der Lesung eine kongeniale musikalische Begleitung mit Zither oder mit dem großen Hackbrett. Er spielt mal Klezmermusik, mal eine Vivaldi-Sonate. Dabei mischt sich seine Saitenstimme oft direkt in die Lesung ein. Sie untermalt, ergänzt und kommentiert mit oft surrealistischen Klängen. Nachdem „Franciszek“ Kafka und Marek Hłasko mit einem
„geborgten“ Oldtimer, einem Fiat Ollearo, über den Jaufenpaß geschlingert sind, besuchen sie einen Eisenwarenhersteller mit Frau in Graz, die Kafka in Meran kennenlernte. Das Ehepaar Fackler lebt unter dem Grazer Schloßberg, wo es sich quasi versteckt, wie zuvor viele Menschen bei Bombenangriffen. Diesen Schauplatz des Romans habe er als Autor bei der Recherche besucht, wie auch die meisten anderen Örtlichkeiten, erläutert Setzwein. Alles sei detailliert nachzulesen in seinem Blog.
Größen der Literatur Facklers Enkelin Philomenia, der die beiden Dichter im Schanigarten eines urigen Grazer Beisls bei Bier und Burenwurst gerade begegnet sind, wird sie von nun an begleiten. Sie entpuppt sich als eine Art Vorläuferin von Ingeborg Bachmann, wie Setzwein erläutert. Weitere Größen der Literatur werden Kafka im Buch noch über den Weg laufen.
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Nun geht es zu dritt weiter in die bucklige Welt, eine Region im südlichen Niederösterreich, wo das Trio weitere Erlebnisse hat. Zuerst ist das die Begegnung mit der „Weltmaschin“ von Franz Gsellmann im Weiler Kaag nahe Edelsbach. Bei Gsellmann machen die beiden Protagonisten kurz Halt und lassen sich die Weltmaschine, die es wirklich gibt und die von österreichischen Schriftstellern wie Alfred Kolleritsch und Gerhard Roth bekannt gemacht wurde, einmal live vorführen. Hier beeindruckt die musikalische Aufführung der Komposition „Jennerwein“ des beliebten Komponisten Florian Burgmayr. Michel Watzinger begeistert mit dem Stück an seinem Hackbrett, das die Lesung untermalt. Im Buch startet Gsellmann seine „Maschin“, was zu einem Kurzschluß und Blackout führt. „Danach war alles in ein endgültiges Schwarz getaucht“, liest Setzwein, und so erlischt plötzlich komplett das Licht im Kulturbahnhof Giesing. Die Gäste im
ls Franz Kaf- � Zwei Bücher und ein Film im Leben Kafkas. Im ka am 3. JuRoman „Die Herrli 1923 vierzig Jahre lichkeit des Lebens“ alt wird, hat er noch wirft er ein helles, elf Monate zu leben. fast heiteres Licht Im Angesicht des Toauf den berühmten des gelingt es Kafka Dichter und zeichnet überraschend, sein liebevoll und diskret Leben radikal zu äneinen Menschen, dern. Zum ersten der in seinem letzten Mal nimmt er seinen Jahr die große LieWohnsitz außerhalb be findet und sein Prags, und zwar in Leben in die Hand Berlin-Zehlendorf. nimmt, um es nur Zum ersten Mal lebt einmal auszukosder Dichter mit einer ten. Frau zusammen, und Im Sommer 1923 zwar mit der zionistilernt der tuberkuschen Aktivistin Dolosekranke Franz ra Diamant, die er im Kafka – als DichUrlaub an der Ostsee ter nur Eingeweihkennenlernte. ten bekannt – in eiDas Paar verlebt nem Ostseebad die einige kostbare Mo25jährige Köchin nate gemeinsam in Dora Diamant kenBerlin, wo sich Kafnen. Und innerhalb ka, wegen seiner Tuweniger Wochen tut berkulose früh pener, was er nicht für sioniert, nun endlich möglich gehalten ganz dem Schreiben hat. Er entscheidet widmen kann. sich für das ZusamSo stellt der Kafmenleben mit einer kaexperte DieFrau, teilt Tisch und Bild: Christian Schulz, Majestic Bett mit Dora. ter Lamping („Kaf- Franz (Sabin Tambrea) und Dora (Henriette Confurius). ka und die Folgen“, In Berlin wagt Stuttgart 2017) diese Situation sachlich ein Portrait des Aus- seinen Freund „wahrhaft glück- er mit ihr das gemeinsame Ledar. Lamping zeichnet mit zahl- nahmeschriftstellers und seiner lich gesehen“ . ben, mitten in der HyperinflatiAuch Michael Kumpfmüller on der Weimarer Republik. Das reichen Originalzitaten und mit letzten Liebe. In dieser Zeit, so Grafiken von Simone Frieling schrieb einst Max Brod, habe er beschäftigt sich mit dieser Zeit Buch wurde vom Regie-Duo Ge-
Kafkas letztes Jahr
dichtgedrängten Vortragsraum sind überrascht und begeistert und applaudieren der perfekt inszenierten Vorführung. Bald wird es jedoch wieder hell, und die Reise geht weiter bis zur Station in Wien. Dort trifft Kafka H. C. „Hazeh“ Artmann, mit dem er in den Strohkoffer geht, einen Künstlertreffpunkt. Eine rasende Motorradfahrt schließt sich an, bei der Artmann Kafka auf der Puch zu einem Würstelstand mit seinen Spezialitäten entführt. Dies wird die „schönste Nacht in Kafkas Leben“, liest Setzwein. Am nächsten Morgen starten die Reisenden im Fiat Ollearo über Klosterneuburg und vorbei am Privatsanatorium Kierling – der Ort von Kafkas im Buch nur vorgetäuschtem Tod – in Richtung München. Hier geht es noch einmal hoch her: Hłasko wird nach einem öffentlichen Auftritt mit einer unzüchtigen Lesung im Alten Botanischen Garten verhaftet und wohl in der Psychiatrischen Klinik in München-Haar landen. Und Kafka? „Er würde sich nun unter die Passanten mischen“, liest Setzwein in einer letzten Passage. Kafka verliere sich in der Stadtwelt, schließt der Autor seine Lesung. Mit Peter Becher unterhält er sich noch kurz über den hintergründig-humorvollen Text seines Buches, das auf verschiedenen Zeitebenen spielt, und beginnt dann, den Gästen ihre Bücher zu signieren. Susanne Habel Setzweins Blog: kafka2024. de/blog/bernhard-setzweinrasantes-roadmovie-mit-kafkaals-beifahrer
Bernhard Setzwein: „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“. Lichtung Verlag, Viechtach 2024; 304 Seiten, 25 Euro. (ISBN 978-3-941306-64-6) org Maas und Judith Kaufmann mit dem großartigen Sabin Tambrea – der 1984 in Siebenbürgen zur Welt kam – als Franz Kafka und Henriette Confurius als Dora Diamant verfilmt und startete bundesweit im März in den Kinos. Der berührende und berückende Film ist derzeit immer noch in vielen Kinos zu sehen und auf DVD erhältlich. Susanne Habel
Michael Kumpfmüller: „ Die Herrlichkeit des Lebens“. Kiepenheuer-und-Witsch-Verlag, Köln 2011; 239 Seiten, 18,99 Euro. (ISBN 978346204-326-6)
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KULTUR
Ewa Partum: „Change: My Problem Is a Problem of a Woman“ (1974/1979). Fotografien und Plakat zur Performance. Bilder: Uwe Moosburger, www.altrostudio.de Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG) zeigt derzeit „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“, eine Ausstellung mit Werken der polnischen Künstlerin Ewa Partum. Ihr künstlerischer Beitrag ist wegweisend sowohl für die Konzeptkunst als auch für die feministische Kunst. Das KOG ist das erste Museum in Deutschland, das Partums Schaffen eine Einzelausstellung widmet.
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ie Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ ist Ewa Partums erste Solopräsentation in einem deutschen Museum. Seit den 1960er Jahren war Partum Vorreiterin der Konzeptkunst im sozialistischen Polen und prägte die feministische Kunst international. Bereits bevor sie 1982 nach Deutschland emigrierte, vernetzte sie sich über den Eisernen Vorhang hinweg mit Kolleginnen und Kollegen. Mit ihren Performances und Aktionen setzte sich Partum für die Freiheit im gesellschaftlichen wie im politischen Sinne ein. Den Fokus legt sie von Beginn an auf die Stellung der Frau und die Gleichberechtigung von Künstlerinnen.
Der eigene Körper ist meist unbekleidet Bereits während ihres Studiums wandte sich Ewa Partum – geboren 1945 in Grodzisk Mazowiecki bei Warschau in Masowien – von der Malerei ab. Während ihrer ersten Performance im öffentlichen Raum 1965 nutzte sie die Leinwand nicht zum Malen, sondern legte sich darauf und zeichnete die
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
„Ost-West Schatten“ (1984). Sammlung der Künstlerin. Courtesy Ewa Partum © VG Bild-Kunst, Bonn 2024. Installationsansichten der Ausstellung „ewa partum. Lovis-CorinthPreis2024“. KOG Regensburg 2024.
� Im Kunstforum Ostdeutsche Galerie: Lovis-Corinth-Preis 2024
Einzelschau von Ewa Partum Kontur ihres Körpers nach. Der eigene Körper, meist unbekleidet, wurde bei späteren Aktionen und Performances zu ihrem eigentlichen Ausdrucksmittel. Sie deklarierte ihn zum Kunstwerk. In der Volksrepublik Polen war die Performance- und Konzeptkunst als Alternative zum staatlich vorgeschriebenen sozialistischen Realismus unbekannt. Insbesondere seitens offizieller Stellen blieben Partums konzeptuelle Ansätze oft unverstanden. So wurde sie von der Zensur nicht wesentlich behindert, obwohl sie sich durchaus systemkritisch äußerte. „Ihre Installation ,The Legality of Space‘, die sie 1971 just am Platz der Freiheit in Lodsch verortete, wurde nicht nur stehengelassen, sondern von der Polizei bewacht – als eine Ausstellung von Verkehrsschildern,“ erklärt Direktorin Agnes Tieze, die Partums Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie kuratierte. Die Verbotsschilder hatte sich Partum von der Stadt ausgeliehen und ergänzte sie durch selbstgemachte Transparente mit absurden Slogans wie „Verbieten verboten“. Den Passanten entging die Botschaft allerdings nicht. Partum hatte das Bestreben des Regimes nach absoluter Kontrolle ins Lächerliche gezogen.
Im Jahr 1972 gründete Ewa Partum die Galeria Adres als Plattform, die insbesondere zum Austausch mit anderen Kunstschaffenden diente. Der Name der Galerie – „Adresse“ – verweist auf die „Mail Art“. Der Kontakt per Post war lange Zeit die einzige Möglichkeit, sich auch über den Eisernen Vorhang hinweg zu vernetzen und sich gegenseitig Werke oder Werkdokumentationen zuzusenden und diese dann zu präsentieren. Ihre Galerie, die sie zwischenzeitig wegen der Zensur in ihre Privatwohnung verlegen mußte, nutzte Ewa Partum sowie weitere ähnliche Workshopräume auch für eigene Aktionen und Performances.
Kriegsrecht in Polen 1981
„Letters to Milena, Franz Kafka“ (2019). Generali Foundation Collection. Permanente Leihgabe für das Museumw der Moderne Salzburg.
Einen Einschnitt brachte die Verhängung des Kriegsrechts in Polen Ende 1981. Die kommunistischen Machthaber reagierten auf den Widerstand der Bevölkerung und das Streben nach Demokratisierung, die von der Gewerkschaft Solidarność ausgingen. Die Staatsleitung übernahm der Militärrat, Armee und Polizei kontrollierten das Land. Die Künstler, die die demokratische Bewegung unterstützten, gerieten in die Illegalität. Ewa Partum widmete der Gewerkschaft 1982 die eige-
ne Performance „Hommage à Solidarność“. Ansonsten zog sie sich aber in die innere Emigration zurück. Nach mehreren Anläufen gelang es ihr 1982, nach West-Berlin zu emigrieren, wo sie seither lebt und arbeitet. In Deutschland knüpfte Ewa Partum an ihre Arbeit an. Sie wiederholte frühere Performances, entwarf aber auch neue und beteiligte sich an Ausstellungen. Die Regensburger Präsentation versammelt Kunstwerke sowie Objekte, die Partum während ihrer Performances verwendete, Fotomaterial und Filme und macht Partums Schaffen seit den 1960er Jahren bis heute erlebbar.
Touch of a Woman „Ich habe schon 1971 versucht, in meiner Kunst weibliche Akzente zu setzen,“ betont Ewa Partum im Interview, das im Ausstellungskatalog abgedruckt ist. „My touch is a touch of a woman“, steht auf einem Blatt in Schreibmaschinenlettern. Darüber hat die Künstlerin einen Lippenstiftabdruck gesetzt. Die Arbeit von 1971 gehört zu einer Serie, die sie „poem by ewa“ nannte. Seit Mitte der 1970er Jahre bezeichnet sich Ewa Partum bewußt als feministische Künstlerin. Bis Sonntag, 8. September: „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ in Regensburg, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Dr.-Johann-Maier-Straße 5. Dienstag bis Sonntag 10.00–17.00, Donnerstag bis 20.00, an Feiertagen bis 17.00 Uhr. 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei.
� Lovis-Corinth-Preis im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg an Ewa Partum
Eine vierte Preisträgerin in einem halben Jahrhundert Im Mai eröffnete das Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG) die Ausstellung „ewa partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“. Die feierliche Überreichung des Lovis-Corinth-Preises an Ewa Partum war Teil der Vernissage. Die polnische Konzept- und Performancekünstlerin ist die vierte Frau in der 50jährigen Geschichte des Preises, deren Lebenswerk mit der Auszeichnung geehrt wird. Ihren Dank sprach die Künstlerin mit einer Aktion aus. Vom Balkon des Kuppelsaals ließ sie die einzelnen Buchstaben des Satzes herunterrieseln und verteilte sie an die Gäste.
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anke, danke, danke für den Lovis-Corinth-Preis 2024“ – während Ewa Partum ihre Dankesworte sprach, streute sie die einzelnen Buchstaben des Satzes vom Umgang des Foyers in die Publikumsreihen. Diejenigen, die sie aufsammeln konnten, durften die signierten Lettern auch als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Die Großbuchstaben aus weißem Karton sind bezeichnend für Partums Kunst. Seit den 1970er Jahren verwendet sie die im damals sozialistischen Polen von Propaganda-Slogans wohlbe-
kannten Normforum Ostdeutsche buchstaben in ihGalerie ist jedoch ren Performances. das erste deutsche Die Idee war, sie Museum, das Ewa ihrem eigentlichen Partum eine SoloZweck zu entfrempräsentation widden und durch das met. KulturstaatsZerstreuen verministerin Clauschwinden lassen. dia Roth, die eine Bereits MitVideobotschaft für te der 1970er Jahden feierlichen Anre bezeichnete sich laß geliefert hatte, Ewa Partum als fehob die Fotoarbeit ministische Künst„Ost-West Schatlerin. Die fehlenten“ aus dem Jahr de Gleichberech1984 hervor. tigung von Frauen Partum steht und insbesondere darin nackt vor der von Künstlerinnen Berliner Mauer mit griff sie immer wieden beiden Buchder in ihren Perforstaben O und W mances und Akfür Ost und West, tionen auf. Den damals durch den eigenen Körper Eisernen Vorhang – meist nackt – scheinbar unübermachte sie dabei windbar voneinzum Instrument ih- Verleihung des Lovis-Corinth-Preises Mitte Mai im Kunstforum Ostdeutsche Galerie: Ewa Partum, Lauda- ander getrennt. rer Kunst und de- tor Adam Budak, bis vor kurzem künstlerischer Direktor der Nationalgalerie in Prag und jetzt Direktor der Roth betonte, daß klarierte ihn als Kestner-Gesellschaft in Hannover sowie eines der Jurymitglieder, und Direktorin Dr. Agnes Tieze, ebenfalls die Trennung zwar Foto: Uwe Moosburger, www.altrofoto.de aufgelöst sei, doch Kunstwerk. Sie Mitglied der Jury. ist nach Katharisei dieser Zustand na Sieverding, Mechthild Frisch der Museen weltweit geschafft. Madrid, oder in der Neuen Na- keineswegs selbstverständlich. und Magdalena Jetelová die Ihre Werke sind im MOMA in tionalgalerie in Berlin zu finden,“ „Es ist und bleibt eine Dauervierte Frau, die den Preis erhielt. New York, in der Tate Modern zählte die Regensburger Bürger- Aufgabe der Politik, das gegen„Ewa Partum hat es längst bis in in London, im Museo Nacional meisterin Astrid Freudenstein in seitige Verständnis zu stärken die Dauerausstellungen führen- Centro de Arte Reina Sofia in ihrer Begrüßung auf. Das Kunst- und das Bewußtsein für ein ge-
meinsames Kulturerbe in Europa wachzuhalten.“ Die Laudatio hielt Adam Budak, Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover und eines der Jury-Mitglieder des Lovis-Corinth-Preises 2024. Partums Kunst verfolgt er bereits lange und ist der Künstlerin auch freundschaftlich verbunden. Ihr Schaffen bezeichnete er als Akt von Selbstbewußtsein, von Selbstinszenierung, aber auch Selbstidentifikation, als Biografie, als Selbstbildnis mit konzeptueller Pose und feministischer Genderthematik. Nach der Preisverleihung gab Agnes Tieze, Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie und Kuratorin der Ausstellung, einen Einblick in die Regensburger Hommage an Ewa Partums Werk. Die Ausstellung im KOG gebe einen Rückblick auf das Schaffen der Künstlerin seit den 1960er Jahren bis heute. „Zu sehen sind Exponate, die im Rahmen ihrer Performances im öffentlichen Raum in Polen und in Berlin entstanden sind: Fotografien, Filme und Installationen.“ Die Ausstellung entstand in Kooperation mit Ewa Partum, Berenika Partum und der Galerie Mathias Güntner in Berlin und Hamburg.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
� SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt
Ganz in Weiß Mitte Mai feierte die sachsenanhaltinische SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld Muttertag. Eine Tradition, die sich aus der Heimat bis in die heutige Zeit erhalten hat.
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n Fronleichnam fand im bayerisch-schwäbischen Königsbrunn eine Maiandacht in der Stadtpfarrkirche Sankt Ulrich für Vertriebene in und um Augsburg statt. Organisatoren waren Hella Gerber, Augsburger Stadträtin, Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Augsburg-Stadt und Vorsitzende des Kreisverbandes Augsburg der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Kurt Aue, Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Augsburger Land und Obmann der SL-Kreisgruppe Augsburger Land. Gut gefüllt war die Kirche, als Pfarrer Bernd Leumann die Fahnenabordnungen in das Gotteshaus führte. Hella Gerber begrüßte auch im Namen von Kurt Aue die zahlreichen Gläubigen, unter ihnen der Augsburger Stadtrat Max Weinkamm, Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl, Leo Schön, Vizevorsitzender des BdV-Kreisverbandes Augsburger Land, Altstadtrat Heinrich Bachmann in Egerländer Tracht, Dr. Volker Ullrich MdB, Helga Aue, Schriftführerin der SL-Kreisgruppe, Walter Eichler, Archivar der SL-Kreisgruppe, Stellvertretende SL-Kreis- und Ortsobfrau Christa Eichler, Gisela Thiel, Obfrau der SL-Kreisgruppe Augsburg-Stadt, UdV-Bezirksobmann Michael Kuntzer, Anita Donderer von der Neudeker Heimatgruppe Glück Auf, Altbürgermeister Ludwig Fröhlich, Stadträtin Hildegard Fröhlich und Altstadtrat Erwin Gruber. Die Königsbrunner Bläsergruppe, der Chor der Banater Schwaben unter Anika Oster und der Organist Sebastian Maurer begleiteten die Andacht musikalisch. Bild: Peter Bergmann
� SL-Kreisgruppe Roth-Schwabach/Mittelfranken
uch wenn es in der DDR nicht möglich war, öffentlich im Kreise der Vertriebenen diesen Tag zu begehen, so traf man sich doch heimlich, um die Mütter zu feiern. Das änderte sich nach der Wende und mit der Gründung der SL in Bitterfeld. Seitdem begehen wir diesen Tag alljährlich öffentlich. Auch heuer. Kreis obfrau Anni Wischner begrüßte trotz voranschreitenden Alters und Krankheit doch eine ganze Reihe von Mitgliedern, die wieder den Weg ins Musikhotel Goldener Spatz nach Jeßnitz gefunden hatten. Nach der Begrüßung gab es wieder viel zu erzählen. Anschließend trug Anni Wischner dann einige Muttertagsgeschichten vor wie „Mutter der Vertriebenen“. Sogar im heimatlichen Dialekt wurde ein Gedicht vorgetragen. Es war wieder eine schöne Atmosphäre, in der auch Geburtstagskinder und treue Mitglieder geehrt wurden. Nach all diesen schönen Momenten wur-
den Erdbeertorte und Kaffee gereicht, was diesen ersten Teil des Muttertages abrundete. Die Große Muttertagsgala stand unter dem Motto „Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß“, vorgetragen und moderiert von Angela Novotny. Sie und ihr Sohn Florian boten ein wunderbares musikalisches Programm, in dem auch das Personal mit Franzi und Analena, einer Ukrainerin, eingebunden war. Schlager aus vergangenen Zeiten bis hin zu den aktuellen Hits wurden ebenso dargeboten wie die schönsten Lieder in Erinnerung an Roy Black. Das war natürlich ganz nach dem Geschmack der älteren Gäste. Ganz in weiß stellte sich dann Franzi in ihrem Hochzeitskleid vor und brachte mit Florian Tanzeinlagen. Auch Analena sang Solo und später mit Florian im Duett einige Lieder. Das Programm endete mit dem Mutter-undSohn-Duett und dem Lied „Das wird immer so bleiben“. Das war wieder eine gelungene Muttertagsfeier. Ein Dankeschön gilt Kreis obfrau Anni Wischner für die Organisation und dem Team vom Goldenen Spatz für die gastronomische und kulturelle Betreuung. Klaus Arendt
Maiandacht im Vogelherd Bei der fünften Maiandacht der mittelfränkischen SL-Kreisgruppe Roth-Schwabach am Vertriebenendenkmal im Schwabacher Stadtteil Vogelherd gestaltete Kaplan Sebastian Stanclik den spirituellen Teil.
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ie Vertriebenenorganisation bedankt sich mit dieser Andacht alljährlich für den Gedenkstein und die beiden Apfelbäume, die zwei CSU-Landtagsabgeordnete und die Stadt Schwabach zur Erinnerung an das Durchgangslager im Vogel-
herd neben dem Areal platzierten, das ab 1946 erste Anlaufstation für rund 50 000 Vertriebene aus dem Osten, vor allem aus dem Sudetenland, gewesen war. Zur Andacht waren gut 50 Frauen und Männer aus dem Kreis der Vertriebenenorganisationen sowie Einheimische gekommen. Der Volkschor Schwabach steuerte geistliche Lieder bei. Oberbürgermeister Peter Reiß und Landtagsabgeordneter Karl Freller waren ebenfalls zu Gast. Beide betonten in ihren Gruß-
worten die Bedeutung eines geeinten Europa für Frieden und Freiheit auf dem Kontinent und riefen dazu auf, an der Europawahl am 9. Juni teilzunehmen. Freller warnte dabei vor jeder Form von Extremismus. „Das führt ausschließlich zu Gewalt“, so der CSU-Politiker. Reiß betonte, daß man in einem geeinten Europa gemeinsam eine gute Zukunft gestalten könne.
Der Gedenkstein und die einst vertriebenen und einheimischen Gläubigen erinnern an das einstige Durchgangslager. Oben Pfarrer Sebastian Stanclik und Kreisobmann Dieter Heller.
Dieter Heller ist Obmann der SL-Kreisgruppe. Der 86jährige kennt das ehemalige Lager am Vogelherd aus eigener Erfahrung. Nach seiner Vertreibung war er dort 1946 eine Woche lang untergebracht worden. Er dankte Karl Freller, seinem Rother Landtagskollegen Volker Bauer und Peter Reiß als Vertreter der Stadt Schwabach für den würdevollen Gedenkort. Zugleich erinnerte er an die 1954
entstandene Kirche im Vogelherd, die für die dort ansässig gewordenen Heimatvertriebenen ein wichtiger Ort der Begegnung gewesen sei. 2015 ist sie stillgelegt und entweiht worden. Ihre vier Glocken aber tun weiter ihren Dienst. Sie fanden in der Barockkirche Sankt Peter und Paul im nordböhmischen Leitmeritz ein neues Zuhause. Die Kirchengemeinde hatte ihr Gotteshaus aufwendig instandgesetzt. Für neue Glocken aber fehlte das Geld. „So wurde die Spende aus dem Vogelherd als großartiges Geschenk freudig aufgenommen“, schilderte Heller die grenzüberschreitende katholische Kooperation. Die Glocken begleiten die Menschen also nach wie vor in Freud und Leid. Sie erklingen bei Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und rufen zu Gottesdiensten. Der Gedenkstein im Vogelherd wurde 2018 errichtet. 2019 fand die Maiandacht erstmals statt. Während Corona fiel sie einmal aus. „Sie ist eine feste Einrichtung geworden und wird es hoffentlich auch bleiben“, so Dieter Heller. Nach der Maiandacht gab es Karlsbader Oblaten, und alle blieben noch, um sich gemütlich zu unterhalten. Dies freute die Veranstalter. Natürlich gab es auch eine Kollekte für das Schwabacher Katholische Pfarramt Sankt Sebald.
� SL-Bezirksgruppe Oberfranken/Bayern
Maiandacht im heimatlichen Eger Mitte Mai feierte Monsignore Herbert Hautmann, der Vertriebenenbeauftragte der Diözese Bamberg, eine Maiandacht in seiner Taufkirche in Eger.
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onsignore Herbert Hautmann wurde vor 90 Jahren und seine Schwester Magdalena Dersch vor 89 Jahren in der Egerer Sankt-Nikolaus-Kirche getauft. Damals waren sie tschechoslowakische Bürger mit deutscher Muttersprache. Nach dem Münchener Abkommen kam das Sudetenland zum Deutschen Reich. 1939 annektierten die Nationalsozialisten die sogenannte Resttschechei. 1946 vertrieben
die Tschechen die Familie Haut- sen. Er lud Buček zu sich nach Leider konnten sie in Eger nicht mann mit ihren fünf Kindern Gößweinstein ein und hofft auf persönlich zusammentreffen, da aus ihrer böhmischen Heimat. einen baldigen Besuch, um ihm Pfarrer Buček in Sandau GottesNoch vor der Vertreibung hat- die schöne Basilika von Baltha- dienst feiern mußte. ten tschechische Finanzbeamte sar Neumann zeigen zu können. Die Maiandacht verlief traHautmann dreimal beim Paditionell. Die Orgel spielte schen, hochdeutsch SchmugHeinz Hahn aus Schwarzengeln, von Familieneigentumg bach an der Saale. Es wurde erwischt und übel zugerichtet. lateinisch und deutsch gesunUnd nun, fast 80 Jahre spägen. Alle waren angetan von ter, feierte Herbert Hautmann der Feierlichkeit des Gottesmit Landsleuten aus Oberdienstes. Hinten standen eifranken, darunter ehemalige nige Gäste mit Kindern. AnPfarrkinder aus Hof und Naidachtsvoll schauten sie zu und la, sowie Verwandten in seiner erfreuten sich an den Liedern. Heimat Maiandacht. Mit dem Die Maiandacht war allen, zuständigen Egerer Pfarrer Li- Die Geschwister Magdalena Dersch und auch Monsignore Hautmann bor Buček hatte er per Telefon Monsignore Herbert Hautmann vor ihrem und seiner Familie, zu Herzen sofort Freundschaft geschlos- Taufbecken in der Egerer Nikolauskirche. gegangen. al
Muttertagsgala im Goldenen Spatz.
� SL-Kreisgruppe Augsburger Land/Bayerisch-Schwaben
Von Feier zu Feier Zusammenkunft galt es jedoch nicht nur die Mütter und die Väter zu ehren. Die Stellvertretende Kreis obfrau Christa Eichler zeichnete Walter Vocadlo für 60 und Kriemhilde Bergmann für zehn Jahre Treue zur SL mit Ehrenei Kaffee und urkunden aus. Kuchen sowie Am PfingssonnMundartgeschichtag zogen Ortsten, vorgetragen und Kreisgruppe von Mundartdichmit ihrer Fahne, ter Leo Schön, tradie Herbert Kinfen sich auf Einzel trug, in Augsladung von Kurt Kriemhilde Bergmann und burg zur HauptAue, Obmann der Christa Eichler kundgebung des Bild: Horst Bergmann Sudetendeutschen SL-Kreisgruppe Augsburg-Land Tages mit Miniund Vorsitzender des BdV-Kreis- sterpräsident Markus Söder ein. verbandes Augsburger Land, Kreisobmann Kurt Aue, gleichzahlreiche Mütter, aber auch ein zeitig Mitglied des Vorstandes paar Väter. Aue brachte eine be- der SL-Landesgruppe, Dr. Volker sinnliche Rede zum Muttertag, in Ullrich MdB und Andreas Jäckel der er besonders auf das Leid der MdL, Vorsitzender des BdV-BeMütter bei der Vertreibung ein- zirksverbandes Schwaben, waren ging, zu Gehör. Im Rahmen der auch dabei. Helga Aue
Die bayerisch-schwäbische SLOrtsgruppe Wehringen beging im Wehringer Fischerheim Mutter- und Vatertag. Eine Woche später besuchte sie mit der SL-Kreisgruppe Augsburger Land den Sudetendeutschen Tag.
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Dr. Volker Ullrich MdB, Kurt Aue, Gertraud Raab, dahinter MdL Andreas Jäckel und mit Hut der Augsburger Altstadtrat Heinrich Bachmann von der Egerländer Gmoi sowie rechts Christa und Walter Eichler. Bild: Helga Aue
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74. SUDETENDEUTSCHER TAG IN AUGSBURG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
� Zu Pfingsten in Augsburg
Bilder eines großen Treffens
Dr. Soňa Mikulová und Mario Hierhager.
� Vortragsveranstaltung der SdJ
Geschichte der Gefühle Peter Paul Polierer, Gymnasiallehrer und langjähriger Vorsitzender der Sudetendeutschen Jugend – Jugend für Mitteleuropa (SdJ), berichtet über die SdJ-Veranstaltung „Heimweh und Heimreise der Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen: Forschung und erlebnisorientierte Diskussion“ zu Pfingsten in Augsburg.
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iele kennen das ja, daß Geschichte nicht gerade das Lieblingsfach in der Schule ist oder war. Das mag an einer Lehrerin oder einem Lehrer liegen, die oder den man nicht mag, oder eben am Lehrplan selbst. Zu viele Kriege, Jahreszahlen und Herrscher, die man auswendig lernen muß. Davon abgesehen, daß das so nicht das Wesen von gutem Geschichtsunterricht ist, da eben viel Vergleichendes, Sozial- und Mentalitätsgeschichte vorkommt oder vorkommen sollte. Allerdings offenbarte man uns am Sudetendeutschen Tag einen sehr sympathischen Blick auf die Vergangenheit und die Sichtweise der Sudetendeutschen. Soňa Mikulová vom MaxPlanck-Institut für Bildungsforschung stellte ihre Forschungen über „Heimweh und Heimatreisen der Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen – Geschichte der Gefühle“ vor. Man hatte den wohl kleinsten Raum in der Messe Augsburg reserviert, deswegen platzte dieser mit mehr als 30 Zuhörerinnen und Zuhörern schier aus allen Nähten. Mikulová ist uns schon seit Jahren gut bekannt, da sie bereits öfters den Sudetendeutschen Tag besuchte und auch für ihre Forschungen nutzte. Die Einführung und Begrüßung erfolgten durch Mario Hierhager, Vorsitzender der SdJ, der selbst zum Thema interviewt worden war und als Psychotherapeut beruflich auch einiges beizutragen hatte. Soňa Mikulová sagte eingangs, daß dies ihr allererster Vortrag vor nichtwissenschaftlichem Publikum und gleichfalls vom Thema Betroffenen sei. Dann stellte sie das Forschungsprojekt „Emotionale Integration der Sudetendeutschen im Nachkriegsdeutschland“ im Allgemeinen und ihr Projekt im Speziellen vor. Sie erläuterte die unterschiedlichen und oftmals widersprüchlichen Gefühle der Erlebnisgeneration wie Fremdheit einerseits, aber auch Dankbarkeit für die sichere Zuflucht andererseits. Genauso vielseitig wie die Gefühlslagen selbst sei auch der individuelle Umgang damit. Dies liege natürlich auch an ganz verschiedenen Herangehensweisen an sogenannte Heimatreisen.
Seien diese individuell oder in Form von organisierten Pauschalreisen unternommen worden, wer habe daran teilgenommen und welche Erwartungen habe man damit verbunden. Vor der Samtenen Revolution habe sich beispielsweise folgende absurde Situation ergeben: Vertriebene aus der DDR hätten relativ leicht in den sozialistischen Bruderstaat ČSSR reisen können, sich dort aber nicht als Sudetendeutsche outen dürfen. Für diejenigen, die in der Bundesrepublik gelebt hätten, sei es genau andersherum gewesen. Nach der politischen Wende in Mittel- und Osteuropa habe sich natürlich wieder alles geändert, insbesondere weil nun viele Angehörige der Bekenntnis- und der Enkelgeneration an solchen Fahrten teilgenommen und wiederum ihre eigenen Sichtweisen und Gefühle eingebracht hätten. Ziel der Forschung von Mikulová ist also, den Wandel der Zugehörigkeitsgefühle zu der alten Heimat zu erforschen. Hierbei spielen die Orte, die individuellen Erlebnisse, Erinnerungen und emotionale Prozesse die entscheidende Rolle. Die Gefühle der Vergangenheit sollen mit den heutigen verglichen werden. Das stellt somit einen Beitrag zur tschechischen und deutschen Sozialgeschichte dar. Noch ist die Forschung nicht abgeschlossen, weitere Interviews folgen und weitere Quellen werden noch ausgewertet. Im Anschluß erfolgte eine Diskussion mit dem Publikum. Wie leider so oft in diesem Rahmen wurde gleich bei der ersten Wortmeldung ein Co-Referat gehalten, welches mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hatte. Durch gute Diskussionsleitung konnte aber die Kurve zum Vortrag von Soňa Mikulová wieder genommen werden, und es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Viele Teilnehmer ganz unterschiedlicher Generationen berichteten sehr emotional über ihre Erlebnisse. Die Frage kam auf, was denn die Folge der Arbeit sein sollte. Mikulová zeigte sich sehr optimistisch, daß diese in Form eines Buches und nicht nur in Einzelaufsätzen publiziert werden würde. Hierbei kann die sudetendeutsche Volksgruppe einen großen Anteil leisten, wenn dieses dann über sämtliche Kanäle auch beworben wird. Die Sudetendeutsche Jugend – Jugend für Mitteleuropa freut sich schon sehr auf das endgültige Ergebnis und auch darauf, daß sie Soňa Mikulová wieder am Sudetendeutschen Tag in ihren Reihen begrüßen darf, sehr gern auch in der gemeinsamen Heimat Böhmen und Mähren.
Christa Naaß, Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Monika Žárská, Hochschullehrerin an der Karls-Universität für Übersetzungen vom Deutschen ins Tschechische, Irene Novak, langjährige Vorsitzende des Kulturvereins, Peter Sliwka, Mitglied der Bundesversammlung, Lieselotte Ulrich-Beck, ihr Bruder Reinfried Vogler, lanjähriger Präsident der Bundesversammlung, und Radek Novák, Nachfolger von Irene Novak.
Sie trafen sich schon vor 50 Jahren in der SdJ: Michael Käsbauer, vielfach begabter Kulturschaffender aus der früheren SdJ Niederbayern/Oberpfalz, Hans Knapek, Vorstandsvorsitzender der Stiftung SSBW, seine Frau Karen und Helmut Bungart, ehemaliger Bundesschatzmeister der SdJ.
Brigitta Schweigl-Braun von den Böhmerwäldlern in Heidelberg, Dr. Gernot Peter, Leiter des Böhmerwaldmuseums in Wien, und Monsignore Karl Wuchter, langjähriger Leiter des Sudetendeutschen Priesterwerks a. D.
Erhard Spacek, Heimatkreisbetreuer von Teplitz-Schönau, Helena Päßler, Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, Hansjürgen Gartner, Träger des Großen Kulturpreises 2018, Wolftraud de Concini, neue Kulturpreisträgerin für Literatur, Joachim Lothar Gartner, Träger des Großen Kulturpreises 2018, und Wigbert Baumann, Heimatkreisbetreuer von Trautenau.
Von der Bildungsstätte Heiligenhof im unterfränkischen Bad Kissingen entsandt: Bildungsmanager Ulrich Rümenapp, Bildungsreferent Philipp Dippl und Studienleiter Gustav Binder. Bilder: Nadira Hurnaus
Holger Kruschina, Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerks, mit Kolatsche beim Böhmischen Dorffest.
Dr. Andreas Wehrmeyer, Leiter des Sudetendeutschen Musikinstituts in Regensburg, Eva Herrmann, neue Trägerin des Kulturpreises für darstellende und ausübende Kunst, SdZ-Kulturredakteurin Susanne Habel und Bundeskulturreferent Professor Dr. Ulf Broßmann.
Am Stand des Kulturverbandes Graslitz: Gisela Forster vom Heimatkreis Graslitz, Pia Eschbaumer, Gemeindebetreuerin von Karlsbad-Stadt, der rasende Erzgebirgsreporter Ulrich Möckel sowie aus Graslitz Jitka Marešová, die Deutschlehrerin Sonja Šimánková und der Geologe und Orgelspieler Dr. Peter Rojík.
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74. SUDETENDEUTSCHER TAG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 5. 2024
� Zu Pfingsten in Augsburg
Bilder eines großen Treffens
Der Theologe, Priester und Kirchenhistoriker Professor Dr. Stefan Samerski und Milan Horáček, MdB a. D., MdEP a. D. und BdV-Präsidiumsmitglied.
Thomas Konhäuser, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, und der Bubenreuther Bügermeister Norbert Stumpf
Gertraud Rakewitz und Gerda Nilges betreuern den Stand des Frauenarbeitskreises der SL-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen.
Günther Wytopil, Landschaftsbetreuer Adlergebirge, und Jan Moravek, ehemaliger Stadtrat von Rokitnitz und jetziger Sekretär des Nationalen Pädagogischen Instituts der Tschechischen Republik.
Karoline Baumgartner und Florian Baumgartner, Urenkel des aus Mährisch Schönberg stammenden Journalisten, Diplomaten und Politikers Hans „Johnny“ Klein, besuchen Lorenz Loserth, Träger des Kulturpreises für Volkstumspflege, am Stand des ebenfalls im Altvaterland liegenden Jägerndorf.
Elke Pecher, Obfrau der oberpfälzischen SL-Ortsgruppe Bad Kötzting und bekannt für ihre Veranstaltungsreihe „Literarisches Café“, mit ihrem Mann Günther.
Patrik Daghed mit „Sudetendeutscher Zeitung“ und Leonhard Schmied, der männliche Teil des Wischauer Duos „Burgl und Hardl“, mit Akkordeon. Daghed kam in Schweden zur Welt und lebt in Hessen, wo er sich bei der SL engagiert. Seit 20 Jahren ist er beim Sudetendeuschen Tag Stammgast der Wischauer.
Richard Šulko alias Måla Richard an seinem Stand des Bundes der Deutschen in Böhmen. Mit Herzblut leben er und seine Großfamilie das Eghalandrische Erbe, die Mundart, die Bräuche, die Trachten, die Musik und die Kulinarik sowie den katholischen Glauben und tragen sie damit in die Zukunft.
Toni Dutz, Mitglied des SL-Bundesvorstandes und Bürgermeister von Wiesau, das 1946 ein Grenzdurchgangslager beherbergte, Andreas Schmalcz von der Heimatpflege, Roswitha Theissig, Günther Wytopil, Landschaftsbetreuer Adlergebirge, und Dr. Wolfgang Theissig, Vorstandsmitglied der SL-Landesgruppe Bayern und Obmann der oberbayerischen SL-Kreisgruppe Mühldorf.
Daniel Mielcarek, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Sudetendeutschen Museums, und David Heydenreich, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Projekte bei der SL. Bilder: Nadira Hurnaus
„Ade zur guten Nacht“: Nach dem gemeinsam gesungenen Schlußlied beim Böhmische Dorffest am Pfingstsamstag um 24.00 Uhr applaudieren der Böhmerwäldler Martin Januschko, Bundesversammlungspräsidentin Christa Naaß und Ex-SdJ-Vorsitzender Peter Polierer den Musikanten.
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Stefan Geißler engagiert sich intensiv für das Projekt „Friedhofsrenovierung im Kreis Friedland“. Hier stellt er sein Projekt vor.
Grundsätze
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nmitten des schweigenden Ge denkens an Verstorbene ruht ein tief verwurzelter Grund satz: Jeder Mensch hat das un antastbare Recht auf ein Grab, das in Würde und Frieden be wahrt wird. Diese einfache, aber grundlegende Wahrheit bildet das Fundament unserer mensch lichen Verbundenheit und erin nert uns daran, daß selbst im Tod Respekt und Achtung geboten sind. Die Vergangenheit ist nicht bloß ein ferner Schatten, der hin ter uns liegt, sondern ein leben diger Teil unserer Gegenwart und ein Wegweiser für unse re Zukunft. Indem wir die Ge schichte verstehen und reflek tieren, erlangen wir Einblick in unsere individuelle Iden tität und unseren Charakter. Die Kenntnis vergangener Er eignisse ermöglicht uns, die Entwicklungen einer Gesell schaft besser zu verstehen und die Wege, die wir als Individu en und als Gemeinschaft be treten, reflektierter zu wäh len mit dem Kompaß für eine sozialorientierte und multi ple, und damit resiliente sowie prosperierende Gesellschaft. Die noch auf tschechischem Boden befindlichen Gräber der ehemals deutschen Bewohner sind stumme Zeugen vergan gener Tragödien. Sie bergen nicht nur die sterblichen Über reste, sondern auch die Iden tität und Würde derer, die die uns die alltäglich umgeben de Leichtigkeit des Lebens mit harter, verschleißender, kör perlicher Arbeit mühsam der Natur abgerungen haben. Der Erhalt ihrer Grabstätten und die Rückgabe ihrer Identität sind nicht nur Akte der Aner kennung ihrer Menschlich keit, sondern auch Schritte auf dem Weg zur Versöhnung und Heilung von Wunden. Der Weg zu einem geein ten, friedvollen und gedeihen den Europa führt über die le bendige Anerkennung der Vergangenheit und den Dia log. Durch offenen Austausch und konstruktive Gespräche können Mißverständnisse ab gebaut, Vorurteile überwunden und gemeinsame Werte und Zie le entwickelt werden. Der Dia log eröffnet uns die Möglichkeit, Brücken zu bauen und eine ge meinsame europäische Identität für eine gemeinsame Zukunft zu gestalten, die von Respekt, Ver ständnis und Gemeinsamkeit ge prägt ist.
Rekonstruktionen In diesem Sinne besteht unser Projekt der Rekonstruktion der Gräber in den nordböhmischen Kreisen Friedland und Gablonz seit November. Seit Januar sind wir auch handwerklich aktiv, so gar als es zehn Grad Minus kalt war und Schnee lag. Bis Anfang März wurden mehr als 700 Grä ber erfaßt und digitalisiert. An circa 50 Gräbern wurden Grab steine und Portraits aus Porzellan teilweise ausgegraben, teilweise wieder aufgerichtet beziehungs weise die unkenntlichen Inschrif ten wieder lesbar gemacht. So wurden die Gräber wieder in ei nen ordentlichen Zustand ver setzt, und die bestatteten Be wohner von Engelsdorf, Wiese und Berzdorf erhielten ihre Iden tität zurück. Mehrere hundert Gräber wur den bereits oberflächlich und
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
Kreis Friedland
Kreis Gablonz
� Friedland
Projekt Friedhofsrenovierung seitlich umgegraben und dabei weitere Grabtafeln geborgen. Ab dem Frühjahr 2024 sollen alle in stabilen Gräber saniert und ver witterte oder abhanden gekom mene Holzkreuze durch neue ersetzt werden. Holz und Scha blonen zur Rekonstruktion der historischen Kreuze wurden be reits angeschafft. Gesucht sind willige Hände mit notwendigen Werkzeugen. In der aufwendigen Arbeit der Rekonstruktionen offenbart sich eine bewegende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Sinne der Reflek tion von Vergangenheit, Gegen wart und Zukunft sowie durch
sichtbarer und kommen so in den Horizont der gegenwärtigen An wohner.
das Auffinden von Familienange hörigen. Mit akribischer, tendenziell archäologischer Präzision wer den Grabungen durchgeführt und bauliche sowie künstlerische Rekonstruktionen vorgenom men, um den Bestatteten ihre Identität zurückzugeben. Jedes Grab wird dabei digitalisiert und mit einem Foto des Grabsteins sowie des vollständigen Grabes versehen. Doch die Arbeit geht weit über das Visuelle hinaus. Durch in tensive Archivarbeit und Recher chen werden zusätzliche Infor mationen zu den Verstorbenen, den ehemaligen Bewohnern ge sammelt. Wohnadressen, Bilder ihrer Häuser, Berufe, Sitzplatz schilder in der Kirche sowie De tails über Eltern und Kindern werden recherchiert und teilwei se sogar mit Fotos publiziert. Es ist ein erfüllender Prozeß, die Menschen der Anonymität, dem Vergessen und der Herabwürdi gung zu entreißen und ihre Bio graphien in eine soziale Tragwei te der Zukunft zu überführen. Diese Publikationen sind für jedermann und ortsungebunden im Internet einsehbar, sogar in Suchmaschinen. Durch die ein fache Zugänglichkeit dieser Bio graphien und ihrer sozialen Kon texte, die zuvor nur Historikern vorbehalten waren, werden die ehemaligen Bewohner nahbarer,
plarisch skizziert, sowie die Grä ber, die auf der Suche nach Was serkraft von der in die Landschaft eingreifenden Industrialisierung zeugen. Die Gegenwart kann dankbar sein für das strukturelle und kulturelle Laissez-faire der lokalen Bevölkerung, welches dazu führte, daß die Graeber der ehemaligen deutschen Bewoh ner noch heute vorhanden sind. Die Friedhöfe in geographi scher Randlage haben den Vor teil, daß sie zum Teil die Zeit überdauerten und unreflektier te Handlungen überstanden. So mancher Friedhof ist bis heute in einem Dornröschenschlaf, in einem stillen Kokon abseits der Gesellschaft – ein sehr wertvol ler vergessener Ort. Die Nähe zu Deutschland ver leiht diesen Orten ein erhöhtes Potential kultureller Tragweite. Sie können Touristen und Kultu rinteressierte einladen, auf Ent deckungsreise zu gehen und die vielschichtige Geschichte dieser Region zu erkunden. Dies ist ei ne Einladung, die Schönheit und den Reichtum dieser Kultur- und Naturlandschaft zu erkunden, die hier im Herzen Europas im Verborgenen schläft und erweckt werden möchte.
Vorteile der geographischen Lage In der geographischen Peri pherie ist im Detail das sicht bar, was im Großen internationa le Geschichte ist. Hier sind Bio graphien und unternehmerische Entscheidungen explizit freige legt. Als Beispiele seien erwähnt der Grabstein des Müllers von Weigsdorf, der in imposanter Größe und filigraner Gestaltung die Kolonialisierung von Süd afrika bis in den Pazifik exem
Anspruch In jeder Situation liegt ein ver borgener Schatz. So bieten die
erhaltenen Friedhöfe eine ein zigartige Möglichkeit, den eu ropäischen Gedanken voraus schauend zu fördern. Durch die kulturelle Integration dieses Ge dankens in unsere Gesellschaft können wir reflektieren und ehr fürchtig über die vielfältige Ge schichte Europas nachdenken. Es ist eine Mahnung, die rei che Vielfalt Europas als Chan ce zu begreifen. Die Geschichts wissenschaft hat längst erkannt, daß in Regionen mit vielfälti gen und konkurrierenden Kultu ren Kultur und Wirtschaft in be sonderem Maße prosperieren. Nun sollte die Praxis nachziehen.
ten. Auf lokaler Ebene streben wir eine Belebung der Bevölke rung an und möchten das Enga gement im lokalen Umfeld stei gern. Teil dieser Belebung und Kul turintegration ist die Einbindung lokaler Schulen. Die Jugend ist flexibel und trägt maßgeblich zur Gestaltung der Zukunft und da mit zum Wohlstand der Region bei. Wenn Denkmale akzeptiert, gepflegt und geschätzt werden und in Kultur und Wirtschaft in tegriert sind, werden sie erhalten bleiben und zu einem wertvollen Symbol europäischer, humanisti scher Entwicklungskultur.
Die Gestaltung der Friedhö fe folgt einem hohen Anspruch, der das Bewußtsein für unsere Vergangenheit schärft. Dies ge schieht durch eine gezielte Pro filierung, die die Rekonstruktion der Gräber in verschiedene Ka tegorien unterteilt. Dabei geht es nicht nur um die Stabilisierung des Bauzustands oder die Wie derherstellung des ursprüngli chen Aussehens, sondern vor al lem darum, den Bestatteten ihre Identität zurückzugeben. Die ser ethische Anspruch spiegelt die Erkenntnis wider, daß Emo tionalität ein Schlüssel für indi viduelle innere Balance, Verstän digung, Reflexion und Fortschritt ist. Möglich ist, daß die Rekon struktion der Friedhöfe den An fang einer umfassenden Revita lisierung der Region markiert. Dies schließt die bauliche Stabi lisierung weiterer Denkmale, die Organisation von Kulturveran staltungen und Maßnahmen zur Steigerung der Aufmerksamkeit ein. Ziel ist, die märchenhafte Landschaft und die reiche Kultur wieder ins Bewußtsein der Bevöl kerung zu rücken. Ein praktisches Ziel besteht darin, Touristen, Ausflügler und Wochenendausflügler aus der Region und darüber hinaus anzu locken. Viele wissen nicht, welch faszinierende Natur- und Kultur landschaften sie bisher verpaß
Herausforderungen Die Bewältigung von Verwit terung und Zerstörung ist ei ne der vordringlichsten Aufga ben, denen wir uns in diesem Projekt stellen müssen. Es erfor dert ein behutsames Vorgehen, um die Spuren der Zeit zu besei tigen und die Grabstätten in ih rem Glanz wiederherzustellen. Ein wichtiger Schritt in diesem Prozeß ist die Publikation der Grabdaten auf Plattformen wie findagrave.com, einem weltwei ten genealogischen Portal. Diese Entscheidung basiert auf der Ver fügbarkeit und dem langfristigen Bestand der Informationen sowie dem sekundären kommerziellen Interesse des Mutterunterneh mens famalysearch.com, das die Nachhaltigkeit des Projekts ge währleistet. Die Arbeit am Grab ist eine Entdeckungsreise. Anfangs weiß man nie genau, was sich unter der Grasnarbe verbirgt, und je de Ausgrabung birgt die Span nung des unbekannten Abenteu ers. Dabei ist äußerste Vorsicht geboten, um etwaige Fundstüc ke nicht zu beschädigen. Fort schrittliche Techniken werden angewendet, um die historischen Stätten zu kartographieren und zu dokumentieren, da in den Ar chiven oft keine Aufzeichnungen über die Lage und Besetzung der Gräber existieren.
Zu Beginn wird für einen Friedhof der entsprechende La geplan der Gräber im Archiv ge sucht. Auf diesem oder einem von uns angefertigten Lageplan werden die Gräber mit Bestat teten eingezeichnet, und jedes Grab erhält eine Signatur, um jeden Bestatteten in einem Re gister und auf dem Friedhof di rekt finden zu können. Für jedes Grab werden Zustand, Ausgra bung und Rekonstruktion foto grafisch festgehalten und auf findagrave.com zu der entsprechen den Grablage publiziert. Eine besondere Herausfor derung besteht darin, die loka le Verwaltung und Bevölkerung einzubeziehen. Die Wahrneh mung der deutschen Gräber und Kultur in der Tschechischen Re publik hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich gewandelt. Die jüngere Generation zeigt zu nehmendes Interesse an diesem Thema und engagiert sich bei der Restaurierung von Kir chen, Gräbern und Denkma len. Durch kontinuierliche Kommunikation und enge Zu sammenarbeit mit den loka len Behörden und Gemeinden streben wir eine umfassen de Integration und Akzeptanz des Projekts an, um die kultu relle Bedeutung der Region zu betonen und auszubauen. Die Vertreibung der Deut schen Bevölkerung und Kul tur ist in der Politik als Ver brechen anerkannt, die Grä ber haben Bestandsschutz und die lokale Bevölkerung, mit der wir uns auf den Friedhö fen als Mittel des verbinden den Dialoges und der Recher che aktiv in Gespräche verwic keln, bedauert ausnahmslos die vorhandene Zerstörung und oder die Okkupation der Gräber der ehemals deutschen Bewohner. Das Interesse der lokalen Bevölkerung steigert sich sogar in Begeisterung für das Thema der ehemals deut schen Bewohner, was sich in ihrem freizeitlichen Engage ment ausdrückt, Kirchen, Grä ber und Denkmale zu rekon struieren. Abermals gesteiger tes Engagement ist sichtbar, wenn ein Bürgermeister ei ne von ihm gefundene Mün ze mit dem Konterfei Kaiser Franz Josephs als Medaillon an der Halskette trägt. Manch einer ist skeptisch, aber diesem begegnen wir kom munikativ einladend und erklä rend mit unserer Begeisterung für die landschaftliche und kul turelle Schönheit dieser Region. Um der Skepsis der Bevölke rung vorzubeugen und um uns auf das maximale Gelingen zu fokussieren, binden wir so kom munikativ und diplomatisch wie mögliche die lokale Verwaltung und Gemeinschaft ein. Das heißt, wir stehen in möglichst engem, wöchentlichem Kontakt mit den Bürgermeistern und Interessier ten der Friedhofs- oder denk malbeherbergenden Gemeinden.
Epilog Tauchen Sie ein in die Naturund Kulturlandschaft im Herzen Europas, die exemplarisch für die spannungsreiche Geschich te, das Potential und die Schön heit Europas steht und doch seit 80 Jahren im Dornröschenschlaf unentdeckt ist. Hier können Sie nicht nur staunen, sondern auch praktisch auf Entdeckungsrei se gehen – natürlich unter fach kundiger Anleitung. Vergessen Sie dabei nicht, Ihre Handschuhe mitzubringen, denn jede Ausgra bung rettet ein Stück Kultur und gestaltet die Zukunft eines pro sperierenden, multikulturellen Europas.
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
� Reichenberg
Otfried Preußler posthum geehrt Trotz seines lebenslangen Bemühens um die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen wurde Otfried Preußler (1923–1913), dem deutschen Märchenerzähler aus Reichenberg, zu seinen Lebzeiten in seiner Heimatstadt Reichenberg keine Ehrung zuteil. Eine Auszeichnung kam erst jetzt, wenige Monate nach seinem 100. Geburtstag. Petra Laurin berichtet.
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Innenhof des Schlosses mit dem Nostitz-Flügel
� Reichenberg
Kauft sich die Stadt ein Schloß? Einer der größten Schandflecke von Reichenberg könnte bald verschwinden. Das Rathaus möchte das verfallene Schloß im Stadtzentrum erwerben. „Ich habe mir schon immer gewünscht, daß das Schloß in den Besitz der Stadt kommt“, sagte Oberbürgermeister Jaroslav Zámečník. Petra Laurin berichtet.
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en ursprünglichen einfachen Renaissancebau ließen die Brüder Christoph und Melchior von Redern bereits in den Jahren 1582 bis 1587 errichten, und damit gehörte das Schloß zu den ersten gemauerten Gebäuden der Stadt. In Zukunft könnte dort das Rathaus Teile der Stadtverwaltung unterbringen oder die Kunstgrundschule und Dauerausstellungen der Organisatoren des Animationsfilmfestivals Anifilm ihr ständiges Domizil finden.
Warten auf die richtige Zeit In den Immobiliendatenbanken steht das Schloß schon län-
ger zum Verkauf. „Wir haben nun offiziell vom Eigentümer des Schlosses ein Angebot erhalten“, bestätigte Adam Lenert, Stellvertretender Bürgermeister für Planung und Immobilienverwaltung. Die Stadt wird für das Denkmal 3,2 Millionen Euro bezahlen. Über die Transaktion wird der Stadtrat in diesem Monat entscheiden. Nach Angaben von Zámečník wird der Kauf nicht zu Lasten anderer geplanter Investitionen der Stadt gehen. Reichenberger Politiker bemühten sich bereits vor neun Jahren um den Kauf des Schlosses. Als erstes schlug Wirtschaftsbürgermeister Jan Korytář vor, das Schloß zu übernehmen. Er plante den ursprünglichen Sitz der Familie von Redern und später der Familie von Clam-Gallas zu sanieren und in den Räumen eine Ausstellung über die deutsche Geschichte und Kultur, die Reichenberg prägte, aufzubauen. Der Stadtrat war aber mit seiner Idee nicht einverstanden. Der Preis für das Schloß lag damals
bei umgerechnet fast vier Millionen Euro.
Starke Emotionen der Bewohner Der Prozeß erweckte aber dennoch starke Emotionen. Über den Kauf des Schlosses sollte 2018 in einem Referendum entschieden werden, das aber wegen geringer Beteiligung der Öffentlichkeit ungültig war. Der heutige Eigentümer, Ústí Development, erwarb das Schloß 2006 für 65 Millionen Kronen. Er wollte dort ein Hotel aufmachen, aber geschehen ist nichts. Das Schloß Reichenberg ist ein klassizistischer Bau, die heutige Gestalt stammt aus dem 18. Jahrhundert. Mehrfache Umbauten begannen nach einem vernichtenden Brand im Jahr 1615. Damals wurden auf Veranlassung der Herrschaftsbesitzerin Katharina von Redern die Kapelle und der Nostitzer Flügel nach einem Entwurf von Jan Arkan von Zittau an das Schloß angebaut. Von großem Wert ist die Kapelle,
die bis heute erhalten geblieben ist. Ein Umbau des neuen Schlosses im Geist der Romantik zur Sommerresidenz der Familie des Grafen Clam-Gallas erfolgte in den Jahren 1852 bis 1854 durch den Wiener Architekten Friedrich August von Stache (1814– 1895) und den Baumeister Heinrich Ferstel (1828–1883). Im 20. Jahrhundert richtete die weltbekannte Glasexportfirma Skloexport einen einzigartigen Glasmusterraum mit der weltgrößten Glassammlungen im Schloß ein, und gerade diese zerbrechliche Schönheit führte zur Entstehung der stolzen Bezeichnung Gläsernes Schloß. Nach dem Konkurs des Exporteurs im Jahr 2001 wurde die Glasmustersammlung von etwa 20 000 Stück versteigert. Seit langen Jahren ist der Schloßkomplex jedoch nicht zugänglich, bewundern können die Besucher das historische Gebäude im Herzen der Stadt nur von außen. Allerdings lädt der schöne Schloßpark zum Spazierengehen ein.
� Lausitzer Gebirge
Oldtimer beim Schöberbergrennen Rund 150 Oldtimer und 30 historische Motorräder kamen zum 12. Schöberbergrennen. 1921 bis 1928 fanden im Schöbersattel die ersten acht Wettbewerbe statt. Die neuzeitlichen Rennen begannen 2021. Das Schöberbergrennen gehört zu den drei ältesten Autorennen mit internationaler Beteiligung in der Tschechischen Republik.
die beste Zeit. Wichtig ist, daß uns das Treffen Freude macht.“ Sein Wagen ist der fliegende Citroën DS19 von Fantomas. Die Geschichte des Automobilclubs begann in Rumburg im März 1914, also vor über 110 Jahren. Der Club vereinigte Auto-
um die Verkehrsschilder, die damals fast noch nicht existierten. Er hatte sogar ein Clubhotel unter dem Großglockner.“ Die heutigen Ziele des Vereines, der zum Autoclub der Tschechischen Republik gehört, sind ganz anders. Anstelle von Vor-
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ie Deutschen waren wieder stark vertreten“, berichtet Pavel Bulejko, der Vorsitzende des Nordböhmischen Motorclubs (SKM). Das spektakuläre und für die Zuschauer attraktive Rennen, das an den 100. Jahrestag des ersten Sieges des tschechoslowakischen Fahrers Jindřich Knapp im tschechoslowakischen Wagen Walter 0 erinnert, fand Ende Mai im Erholungsgebiet des Warnsdorfer Teichs statt. Das Hauptrennen startete am letzten Maisamstag. „Vormittags mußten sich die Teilnehmer anmelden“, berichtet Bulejko über die Fahrt mit der besonderen Atmophäre. „Heute geht es nicht mehr um
fahrer aus dem Schluckenauer Zipfel, und die Mitgliedschaft brachte hohes Ansehen. „Für die Mitglieder gab es günstigere Autoversicherungen, Rabatte auf Zoll sowie auf Autodienstleistungen und -produkte. Der Club kümmerte sich um die Befahrbarkeit auf dem Schöber und anderen Straßen im Winter sowie
teilen haben die fünf Clubmitglieder vor allem mit der Vorbereitung der Rennen zu tun. „Wir wollen an den Vorkriegsruhm der Region erinnern, den heutigen Ruf verbessern und Touristen in unsere Gegend lokken.“ Deswegen finden auf dem Schöber auch Winterrennen
statt. Allerdings fährt man dann nicht mit Autos, sondern nur auf dem Berg neben der Straße auf allegorischen Schlitten mit dem Thema „Historischer Motosport“ und in historischen Kostümen. „Dieses Jahr konnte das Rennen wegen Schneemangels nicht stattfinden“, bedauert Bulejko. Der Schöbersattel/Stožecké sedlo ist 602 Meter hoch und der wichtigste Paß im tschechischen Teil des Lausitzer Gebirges/Lužické hory. Er liegt in der Einsattelung zwischen der Finkenkoppe/Pěnkavčí vrch und dem Schöber/Stožec. Heute überquert die frühere Kaiserstraße als Fernverkehrsstraße 9 von Prag in Richtung Oberlausitz das Lausitzer Gebirge. Die Rennstrecke verlief auf der Fernstraße von der Kreuzung Zum Mythos auf 412 Metern Höhe in Sankt Georgenthal/Jiřetín pod Jedlovou bis zum Schöbersattel auf einer Länge von vier Kilometern. Schließlich fand eine Sonderfahrt über die deutsche Grenze nach Großschönau statt. Petra Laurin
ler wohnte, anfertigen zu lassen. Bis heute ist in seiner Heimatstadt keine Straße oder Institution nach ihm benannt worden. Die Wissenschaftliche Regionalbibliothek veranstaltete mehrmals Wanderungen zu Orten, die für Preußler wichtig gewesen waren. Man wanderte zu dem Haus, in dem er am 20. Oktober 1923 zur Welt gekommen war, zu Häusern, in denen er gelebt hatte, oder zur sogenannten Rudolfsschule, der öffentlichen Volksschule an der heutigen 5.-Mai-Straße, die Preußler und vor ihm schon seine Eltern besucht hatten. In dem Schulgebäude spielt die Geschichte „Herr Professoer Klingsor konnte ein bißchen zaubern“. „Das Vorbild für die Lehrerin Ernestine Killian war Preußlers Mutter Ernestine Preußler, das Vorbild von Fachlehrer Josef Teubner war der Vater Josef Preußler“, erklärte Marek Sekyra, der mit seiner Kollegin Franiška Dudková Párysová die Literarische Wanderung vorbereitet hatte. Preußlers Bücher wurden in 55 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von 50 Mil-
er Stadtrat von Reichenberg ehrte den Schriftsteller Otfried Preußler Mitte Mai mit einer Medaille „in Erinnerung an seinen Beitrag zur Kultur“. Die Auszeichnung nahm Susanne Preußler-Bitsch, Kulturwissenschaftlerin und Historikerin sowie jüngste der drei Töchter Preußlers, entgegen. „Ich bin überzeugt, daß mein Vater diese Ehre sehr schätzen würde“, sagte sie bei der Zeremonie. Bis vor kurzem war Preußler im heutigen Reichenberg fast unbekannt, obwohl fast jedes tschechische Kind „Die kleine Hexe“ dank der beliebten Fernsehserie „Abendmärchen“ kennt. Das lag an der totalitären Ideologie des Kommunismus. „Es ist wie eine Satisfaktion“, bemerkte Oberbürgermeister Jaroslav Zámečník. In der Stadt unter dem Jeschken könne man, so der Oberbürgermeister, bestimmt noch mehr Deutsche finden, die eine Ehrung verdienten. Preußler, einer der bedeutendsten Kinderund Jugendbuchautoren, starb am 18. Februar 2013 im 90. Lebensjahr im oberbayerischen Prien am Chiemsee. Anläßlich Oberbürgermeister Jaroslav Zámečník der Feierlichkeiten zum überreicht Susanne Preußler-Bitsch die EhBild: Archiv MM 60. Jahrestag der Grün- rung. dung der Technischen Universität Reichberg (2013) hat- lionen Exemplaren. Die Regiote ihn der wissenschaftliche Rat nalbibliothek in Reichenberg der Fakultät für Naturwissen- hat in ihrer Sammlung 54 Werschaften, Geisteswissenschaf- ke von Preußler in deutscher, 23 ten und Pädagogik für die Ertei- in tschechischer und vier in slolung des Ehrendoktor-Titels no- wakischer Sprache. Sie besitzt miniert. Doch Preußler starb vor auch ein wertvolles Originalmader Auszeichnung. nuskript einer Gedichtsammlung Im Jahr vor seinem 100. Ge- von Josef Preußler, dem Vater burtstag wurde Preußlers Werk des Kinderbuchautors. Otfried in einer Ausstellung in Reichen- Preußler wollte sie in den 1990er berg und im Kloster Haindorf Jahren von der Bibliothek erwervorgestellt und bei einer wissen- ben. „Die Sammlung war aber im schaftlichen Konferenz mit brei- Staatsbesitz, und deswegen war tem kulturhistorischen Kontext es nicht möglich“, erinnert sich an ihn erinnert. Der Verein der Sekyra. Die Bibliothek ließ daDeutschen sucht nun finanzielle mals eine handgebundene KoUnterstützung, um eine Gedenk- pie anfertigen und schenkte sie tafel für das Haus, in dem Preuß- Preußler.
KREIS DEUTSCH GABEL Heimatkreis und Gemeindebetreuer gratulieren allen treuen RZ-Abonnenten aus dem Kreis Deutsch Gabel, die im Juni Geburtstag, Hochzeitstag, ein Jubiläum oder sonst ein Ereignis begehen. Heimatkreis und Gemeindebetreuer wünschen alles Gute, Gesundheit, Wohlergehen und Zufriedenheit sowie den Kranken unter uns baldige Genesung. n Heimatkreis
– Geburtstag. Am 25. feiert Rosl Machtolf, Ortsbetreuerin von Hennersdorf (Haus-Nr. 198), Hirschgasse 21, 71397 Leutenbach, ihren 89. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich und wünschen ihr alles Gute, vor allem aber Gesundheit und Gottes überreichen Segen. Gleichzeitig hoffen wir, daß die Leser der Reichenberger Zeitung noch viele Jahre von ihrem unerschöpflichen Wissen profitieren können. Ihre fundierten Geschichten aus der Heimat „vn dr heme“ sind einzigartig. Bei dieser Gelegenheit dankt der Heimatkreis
auch für die bisherige Unterstützung ganz herzlich. Othmar Zinner n Deutsch Gabel – Geburtstage. Am 20. Ida Thum (Witwe von Ernst Thum, Haus-Nr. 64), Richard-Wagner-Straße 41, 82538 Geretsried, 74 Jahre. Othmar Zinner Helga Hecht n Zwickau – Geburtstage. Am 7. Reinfried Prokop, KarlMarx-Straße 57, 15366 Hoppegarten, 85 Jahre, und am 17. Siegfried Herrmann, Bergweg 13, 55595 Hargesheim, 99 Jahre. Othmar Zinner n Kriesdorf – Geburtstag. Am 19. Kurt Elstner (Ndf. 22, Landwirt), Alter Markt 4, 06526 Sangerhausen, 92 Jahre. Christian Schwarz n Kunnersdorf – Geburtstag. Gerhard Stohl (Haus-Nr. 377), Hasenheide 17, 47918 Tönisvorst, 88 Jahre. Steffi Runge
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Herrlich/Kreis Dux
95 Jahre Hans Traxler Ende Mai eröffnete im Caricatura Museum für komische Kunst in Frankfurt am Main die Ausstellung „Die Dünen der Dänen. Das Neueste von Hans Traxler“.
onsorgan wurde nach Konflikten mit „Pardon“-Chefredakteur Nikel die „Titanic“. Aufgrund eines Halbsatzes in einem Artikel der „Titanic“ schuf Traxler mit Peter
de. Frankfurt am Main kaufte 2006 rund 7000 Originalzeichnungen von Hans Traxler, Chlodwig Poth, F. W. Bernstein und Robert Gernhardt für ein Mu-
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er Maler, Cartoonist, Illustrator und Kinderbuchautor Hans Traxler feierte am 21. Mai 95. Geburtstag. Er kam in Herrlich nahe Ossegg im ehemaligen Kreis Dux zur Welt. Kurz vor seinem fünften Geburtstag kamen im Schacht Nelson III bei einer Explosion 142 Bergarbeiter ums Leben, derer die Stadt Ossegg regelmäßig gedenkt ( SdZ 3/2024). In den 1970er Jahren fiel Herrlich dem Braunkohleabbau zum Opfer. Von dem Grubenunglück hatte Traxler nichts mitbekommen, weil die Familie nach Sangerberg bei Marienbad gezogen war. 1945 verschlug es Traxler nach Regensburg in der Oberpfalz, 1951 nach Frankfurt am Main. Dort arbeitete er zunächst für einen Karikaturendienst des Verlegers Hans A. Nikel, für den auch Chlodwig Poth zeichnete. An der Frankfurter Städelschule, einer Staatlichen Hochschule für bildende Künste, studierte er Lithographie und Malerei. Als Nikel und sein Kompagnon Erich Bärmeier 1962 das Satiremagazin „Pardon“ ins Leben riefen, war Hans Traxler mit von der Partie und wurde ein langjähriger Mitarbeiter. Bereits 1963 gab der Verlag Bärmeier und Nikel Traxlers Buch „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. Die Dokumentation des Märchens der Brüder Grimm“ heraus. In diesem geht der Aschaffenburger Studienrat Georg Ossegg dem Märchen im Spessart mit der Schaufel auf den archäologischen Grund und weist einen Mord nach. Das Buch schlug hohe mediale Wellen, und Traxlers blanker Unsinn wurde für die reine Wahrheit gehalten. Ein japanischer Gerichtsmediziner bat sogar um die Übersetzungsrechte. 1979 gründeten die Zeichner und Schriftsteller sowie ehemaligen „Pardon“-Mitarbeiter Hans Traxler, Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Peter Knorr, Chlodwig Poth, F. W. Bernstein, Eckhard Henscheid und Bernd Eilert die Satirezeitschrift „Titanic“. Diese Gründerväter gehörten und gehören zur Neuen Frankfurter Schule (NFS). Ihr Publikati-
Hans Traxler vor dem Caricatura Museum. Im Hintergrund steht das Wahrzeichen des Caricatura Museums Frankfurt, eine von Hans Traxler gestaltete bronzene Elchskulptur mit Trenchcoat und Hut. Der Sandsteinsockel der Skulptur trägt eine Bronzeplakette mit den Namen der acht Vertreter der Neuen Frankfurter Schule sowie dem von F. W. Bernstein geprägten Wahlspruch „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“. Bild: Britta Frenz
Hans Traxlers Ich-Denkmal steht am Mainufer und wurde 2005 eingeweiht. Das Sandstein-Postament trägt die goldene Inschrift „Ich“. Auf der Rückseite besteigt man den Sokkel über Stufen. Auf der Schautafel daneben steht: „Jeder Mensch ist einzigartig. Das gilt natürlich auch für alle Tiere. Halten Sie das für immer fest. Hier.“ Weitere Traxlersche Ich-Denkmale stehen in Kassel und Bielefeld. Allesamt bieten sie SuperSelfie-Gelegenheiten.
Hans Traxlers Portrait von Leo Slezak. Der Heldentenor und Schauspieler Leo Slezak kam 1873 in Mährisch Schönberg im Altvaterland zur Welt und begann seine internationale Karriere in der südmährischen Metropole Brünn. Er starb 1946 im oberbayerischen Rottach-Egern.
Peter Knorr (Text), Hans Traxler (Zeichnungen): „Birne. Das Buch zum Kanzler. Eine Fibel für das junge Gemüse und die sauberen Früchtchen in diesem unserem Lande“. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1983, 40 Seiten. Nur noch antiquarisch erhältlich.
Knorr „Birne“ als Karikatur von Helmut Kohl. Der Name NFS entstand 1981, als für eine Ausstellung von Werken Traxlers, Gernhardt, und Waechters ein Titel gesucht wur-
seum für Komische Kunst. Dies eröffnete 2008 als eigenständige Abteilung des Historischen Museums im Leinwandhaus in Frankfurt. Zehn Jahre später entbrannte ein Streit zwischen dem
Museumsleiter und dem Direktor des Historischen Museums über die Zukunft des Caricatura Museums Frankfurt. Der Museumsleiter forderte die von Anfang an geplante Autonomie des Museums. Auch prominente komische Künstler wie Hans Traxler, Peter Knorr, Bernd Eilert und Rudi Hurzlmeier warben für die Eigenständigkeit, die das Kulturamt 2019 bewilligte. Zu Traxlers Büchern gehören „Der große Gorbi“ (1990) und „Wie Adam zählen lernte“ (1993) sowie Werke von Eugen Roth. 1999 war er der Herausgeber und Illustrator von „Roda Roda. Rote Weste und Monokel“. Im Hanser-Verlag erschienen „Komm, Emil, wir gehn heim!“ (2005), „Franz. Der Junge, der ein Murmeltier sein wollte“ (2009), „Willi. Der Kater, der immer größer wurde“ (2014), „Sofie mit dem großen Horn“ (2015) und „Eddy. Der Elefant, der lieber klein bleiben wollte“ (2017). Zu seinem 90. Geburtstag fand im Caricatura Museum eine große Ausstellung statt, in der „Mama, warum bin ich kein Huhn?“, Traxlers Erinnerungen an seine Kindheit in einem böhmischen Dorf, im Mittelpunkt standen. Anfang April schrieb Andreas Platthaus in der „F.A.Z.“ „Kurz vor seinem 94. Geburtstag im vergangenen Jahr hatte Hans Traxler sein jüngstes Buch fertiggestellt, doch niemand wollte es haben. Drei Verlage, allesamt dem Nestor der deutschen Illustratoren seit Jahren verbunden und durch seine Arbeiten gut im Bilderbuchgeschäft, winkten ab. Zu wertkonservativ gestimmt war ihnen offenbar eine Geschichte namens ,Wie die Malerei verschwand‘, die in Wort und Rötelbild die heute nur noch wenig handwerklich bestimmte Künstlerausbildung anprangert.“ Acht Wochen später erschien das Werk bei der Edition Tiamat. Vieles ist zum ersten Mal in der neuen Ausstellung zu sehen. Außerdem wird Traxlers Geschichte „Franz. Der Junge, der ein Murmeltier sein wollte“ als Animationsfilm gezeigt, der noch unveröffentlicht ist und für die Sendung mit der Maus produziert wurde. Nadira Hurnaus Bis Sonntag, 4. August, Mittwoch bis Sonntag 11.00–19.00 Uhr, Caricatura Museum, Weckmarkt 17, Frankfurt am Main,
Erhard Spacek, Karla Kotyzová und Martin Šimsa.
Teplitz-Schönau
Deutschlandreise für Abiturienten Es ist bereits gute Tradition, daß der Verein Teplitz-Schönau Freundeskreis besonders talentierten Abiturienten der deutschen Sprache des Gymnasiums in Teplitz eine viertägige Deutschlandreise mit der Bundesbahn schenkt. So auch heuer ende Mai. Jutta Benešová berichtet.
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er Vorsitzende des TeplitzSchönau Freundeskreises, Erhard Spacek, hatte getreu den Statuten des Vereins zur Unterstützung der jungen Generation in diesem Jahr geplant, zwei Mädchen mit Reiseschecks auszuzeichnen. Das Gymnasium wählte dann aber ein Mädchen und einen Jungen aus, gemeinsam das Abenteuer Bahnfahrt durch Deutschland zu unternehmen. Karla Kotyzová und Martin Šimsa waren die Auserwählten, die allerdings bei der Reisescheckübergabe noch mitten in den Abiturprüfungen standen. Deshalb rief Deutschlehrerin Kamila Volfová die beiden während einer Pause in den Prüfungsraum, damit sie die Reise-
schecks von Erhard Spacek entgegen nehmen konnten. Die Beschenkten strahlten vor Freude, und sicher verlieh ihnen die Auszeichnung neue Energie für die noch ausstehenden Prüfungen. Beide dankten Spacek in perfektem Deutsch. Sicher sind diese durch den deutschen Verein alljährlich überreichten Reiseschecks ein besonderer Anreiz für die zukünftigen Abiturienten, sich besonders intensiv mit der Geschichte und Sprache ihres Nachbarlandes zu beschäftigen, um dann ihre Kenntnisse nach dem Abi gleich in der Praxis anwenden zu können. Das Teplitzer Gymnasium pflegt enge Kontakte auch mit Schulen in Deutschland, und gegenseitige Besuche gehören zum Lehrplan und tragen zur gegenseitigen Verständigung der jungen Generation bei. Nicht mehr und nicht weniger soll die Übergabe der Reiseschecks bewirken – Land und Leute in Eigeninitiative kennenzulernen und neue Freundschaften zu knüpfen. Wir wünschen Karla Kotyzová und Martin Šimsa gute Fahrt.
TERMINE Sonntag, 16. Juni, 14.00 Uhr: Jahreshauptversammlung des Heimatkreises Dux im Duxer Heimathaus, Duxer Straße 10, 63897 Miltenberg. Auskunft: Klaus Püchler, eMail klauspuechler@web.de Donnerstag, 29. August bis Sonntag, 1. September: 10. Teplitz-Schönauer Heimattreffen. Donnerstag bis 16.00 Uhr Einchecken im Hotel Prince de Ligne am Schloßplatz, dort Abendessen; 19.00 Uhr Abfahrt nach Eichwald zum Festkonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto. Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Soborten, dort Besichtigung des alten Jüdischen Friedhofs; Weiterfahrt nach Mariaschein, dort Besichtigung der Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes, Mittagessen in Schützenhaus; Weiterfahrt nach Ossegg, Kranzniederlegung am Denkmal des Grubenunglücks vom 3. Januar 1934; Rückfahrt nach Eichwald, Eröffnungskonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto anläßlich des Eichwalder Stadtfe-
stes, Abendessen und Rückfahrt ins Hotel. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt zum Teplitzer Stadtteil Settenz, Besichtigung der Glashütte Mühlig; Spanferkelessen in der Tuppelburg im Wildgehege Tischau; in Teplitz Besichtigung der Ausstellung „Die sieben Hügel von Teplitz“ in der Schloßgalerie; 19.00 Uhr Abendessen im Stadttheater. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienst in der Stadtkirche, anschließend Heimfahrt. Änderungen vorbehalten. Kostenbeitrag für drei Übernachtungen mit Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Konzert im Einzelzimmer 550 Euro pro Person, im Zweibettzimmer 480 Euro pro Person. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rechnung. Verbindliche Anmeldung durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek, IBAN: DE 35 7008 0000 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF 700. Namen und Anschrift der Reiseteilnehmer angeben oder eMail an erhard.spacek@gmx.de
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Das Phänomen Grenze
Die Erlebnisse von Antonín Hofmeister und Josef Zíka Das grenzüberschreitende zweiDie durch die Kriegsfolgen Bahnhof von Taus noch in Erin- tischen Geheimdienst zusamsprachige Projekt Hindle war- und die unterschiedlichen Vor- nerung. Seine Mutter habe ihn mengearbeitet. Zíka sei schließtet auf beiden Seiten der Gren- stellungen über die Nachkriegs- im Kinderwagen zu dem Ort ge- lich bei einem Schußwechsel geze immer wieder mit interessan- ordnung verursachten Konflikte bracht, wo die Deutschen aus tötet worden, ohne daß er selbst ten Vorträgen auf, die stets auf zwischen Tschechen und Deut- dem Lager abgeholt worden sei- einen der Grenzsoldaten getrofgroßes Interesse stoßen. Dabei schen seien dank der verbesser- en. Ein Herr Schwarz habe sei- fen habe. Sein symbolisches Grab wird deutlich, daß gerade die ten Wirtschaftslage zunächst teil- nem Vater und seinem Onkel bei befinde sich auf dem Friedhof in junge Generation in der Tsche- weise überwunden worden, doch der Arbeit geholfen, dann habe Plöß. Die Akte mit dem Codenachischen Republik sich für die nach der Verschärfung der Wirt- man gemeinsam am Tisch geges- men „Šumava“ sei leider vernichGeschichte der Gegend um die schaftskrise seien die nationalen sen. In die Tasche von Schwarz tet worden. bayerisch-böhProbleme mit sei noch Essen für die anderen Als die Russen im August 1968 mische Grendem Aufkom- Familienmitglieder im Lager ge- den Prager Frühling niederschluze interessiert. men des Natio- stopft worden. gen war Antonín Hofmeister mit Jüngstes Beinalsozialismus Mit der Vertreibung der Su- einer Beinverletzung in Taus. Er spiel ist Kristýin Deutschland detendeutschen und dem Bau habe trotz Verbots gefilmt, als na Zimmeromit noch grö- des Eisernen Vorhangs seien die Panzer durch die Stadt gevás Vortrag ßerer Wucht die jahrhundertealten Kontak- fahren seien. An Flucht habe er „Das Phänowieder zutage te zwischen Bayern und Cho- nicht gedacht, denn Heimat sei men Grenze in getreten. Es ha- den abgebrochen. Das Leben Heimat und gute Tauben blieben der Geschichbe nicht lange der Nachbarn sei auseinander zu Hause. Die, die das Land verte der Familie gedauert, bis es gedriftet, und Grenzdörfer sei- lassen hätten, seien oft aus egovon Antonín im Herbst 1938 en verschwunden. istischen Gründen Hofmeister“ zu einer hefti- Ende der 1940er weggelaufen. Sie im Zentrum gen Grenzver- Jahre sei es Hofseien eher WirtHindle auf Kristýna Zimmerová erzählt von schiebung ge- meister gelungen, schaftsflüchtlinge. dem Stadtplatz der Familie Hofmeister an der bay- kommen sei. als Kind mit sei1969 habe er die erisch-tschechischen Grenze. in Taus. Am 17. März ner Familie den Sattlerei in ArnBilder (2): Karl Reitmeier 1943 kam Anto- Schwarzkopf und schwang besucht, ristýna nín Hofmeister das Grenzgebiet wo sein Vater gearZimmerová studiert an der in Taus zur Welt. Die Produkte zu besuchen, was beitet habe. Es sei Westböhmischen Universität in der Firma Hofmeister hatten ei- bis zur Revolutiihm dabei nicht in Pilsen Bayerische Studien. Sie in- nen guten Ruf, der auf ihrem Ge- on im Jahre 1989 den Sinn gekomteressiert sich für das Leben der schäft mit Sattlerwaren und Pol- mit wenigen Ausmen, nicht mehr in Vorfahren an der Grenze. Für ih- stermöbeln beruhte. Hofmeister: nahmen während seine Heimat zure Diplomarbeit interviewte sie Leider habe der Großvater zum des Prager Frührückzukehren. Er interessante Leute aus der böh- Zeitpunkt seiner Geburt nicht lings nach dem sei sich sicher gemischen Region. Zu diesen zähl- mehr gelebt. Nach einem bruta- August-Einmarsch wesen, daß sich die te auch Antonín Hofmeister, der len Verhör durch die Gestapo ha- der WarschauerSituation einmal insbesondere durch die Organi- be er im Mai 1940 Selbstmord be- Pakt-Staaten 1968 Josef Zíkas Grab auf dem ändern werde. sation von Oldtimer-Fahrten, an gangen. Im Interview sagte er: nicht mehr mög- Friedhof in Plöß. Entlang des der sich oft auch bayerische Fahr- „Obwohl mein Großvater wegen lich gewesen sei. ehemaligen Eiserzeug-Veteranen beteiligen, kein der Deutschen Selbstmord be- Während des Kalten Krieges sei nen Vorhangs sei nicht nur an der Unbekannter ist. Wer ihn nä- ging, haben wir sie immer anstän- eine andere Art des Schmuggels tschechisch-bayerischen Grenze her kennt, der weiß auch, daß er dig behandelt. Es war wichtiger, hinzugekommen, die Flucht von die einzigartige Natur- und Kulüber ein bewundernswertes Wis- ob er ein guter oder schlechter Menschen über die Grenze in turlandschaft Grünes Band entsen über die bayerisch-tschechi- Mensch war, nicht ob er Tsche- den Westen, die ohne Hilfe von standen. In der Zeit der geschlossche Grenze zu Zeiten des Eiser- che oder Deutscher war.“ Hof- innen nicht möglich gewesen wä- senen Grenzen sei er oft über die nen Vorhangs verfügt. meister erinnerte sich, daß sein re. Aber auch damit sei schließ- Grenze gefahren, um das Grüne Zimmerová stellte zunächst Vater während des Kriegs ins lich Schluß gewesen, nachdem Band auch von der anderen SeiHofmeisters Vorfahren vor, ging oberpfälzische Arnschwang ge- der Eiserne Vorhang und die te zu sehen, was oft Fragen der auf die Orte ein, in denen sie ge- gangen sei, um dort in der Sattle- elektrischen Leitungen errichtet bayerischen Polizei aufgeworfen lebt und welche Rolle die Grenze rei und Polsterei zu arbeiten. Sie worden seien. habe. Die hätten wissen wollen, in ihrer Geschichte gespielt warum er mit seinem Auhatte. Sie stellte dabei fest, to in Grenznähe unterwegs Der Schwarzkopf mit seinen beiden Türmen. daß sich die Grenze zwisei. Seine Antwort: „Wenn schen Bayern und Böhmen ich schon nicht von unserer in den letzten 100 Jahren Seite dorthin fahren kann, am meisten verändert habe. dann muß ich wenigstens Zu Zeiten von Hofmeivon eurer Seite hinfahren sters Großeltern, die in und nachsehen.“ Nach der Pasečnice/Paschnitz gelebt Sanften Revolution habe er hätten, sei die Grenze zwar endlich auf seiner Seite an spürbar, aber durchlässig der Grenze entlang fahren gewesen, so daß man sich können. Die Musik im Auzwischen Bayern und dem toradio habe sich verändert, Chodenland habe frei bees wurde endlich Musik aus wegen können. Dann seider ganzen Welt gespielt. en schlimme Zeiten gekomHofmeister, Besitzer eimen. Die Nachbarn von beiden hatten geplant, sich nach dem Hofmeister beschäftigt sich ner Autowerkstatt und in der Seiten der Grenze seien mit ihren Krieg gegenseitig zu besuchen. seit vielen Jahren mit dem Fall Lkw-Branche tätig, konnte sich Armeen Seite an Seite in den Er- Der erste Besuch war jedoch erst des Wildhüters Josef Zíka, den mit Leuten von beiden Seiten sten Weltkrieg gezogen, aber of- nach 1960. er als den König des Böhmer- der Grenze in der Kneipe in Plöß fenbar mit unterschiedlichen ErDurch den Krieg sei das Zu- waldes und eines der vielen Op- treffen und über die alten Zeiten wartungen. Der Krieg habe mit sammenleben von Deutschen fer des Regimes bezeichnet. Die- reden. „Aber die Zeit schritt ununterschiedlichen Gefühlen ge- und Tschechen zerstört worden. ser habe ab 1945 als Wildhüter in aufhaltsam voran, und die Leute, endet, als Gewinner und Verlie- Und die Rache für die Entfesse- Plöß/Pleš gearbeitet. Seine aus- die sich dort trafen, wurden imrer, wobei vor allem die Grenze lung sei die Nachkriegsvertrei- gezeichneten Kenntnisse des mer weniger“, erzählte er Zimdarüber entschieden habe, wer bung der Sudetendeutschen ge- Geländes, seine Kontakte zu den merová. In der Folgezeit organider Gewinner und wer der Ver- wesen. Hunderttausende sei- örtlichen Förstern und Wildhü- sierte er Oldtimer-Treffen, und lierer gewesen sei. en nach dem Zweiten Weltkrieg tern sowie zu vertriebenen Deut- überall erfreut er sich großer Bedurch den schen aus der Region, von denen liebtheit. Seine Botschaft an die Bahnhof sich einige in der Nähe der Gren- jungen Leute: „Habt mehr DeTaus in Rich- ze niedergelassen hätten, habe er mut und Respekt vor den Ältetung Furth nach dem Krieg für den Schmug- ren. Seid gute Menschen und erim Wald ge- gel von Waren genutzt, bevor er innert euch daran, daß alles beindle bedeutet im chodischen Dialekt der zogen. Ob- sich nach dem Februar 1948 an zahlt und erkämpft werden muß. Ort zwischen hier und dort. Hindle ist die wohl Hof- der Überführung von politischen Fragt eure Vorfahren nach ihrer Region zwischen Pilsen und Regensburg, in der meister da- Flüchtlingen beteiligt habe. Zí- Geschichte, solange noch Zeit es nicht darauf ankommt, welche Sprache man mals noch ka sei bereits im November 1948 ist. Außerdem wünsche ich mir, spricht, sondern daß man sich versteht. Trotz der sehr jung unter dem Verdacht des Schmug- daß die Welt wieder die Kurve schwierigen Vergangenheit gibt es viel mehr, war, sind gels verhaftet worden. Während kriegt.“ Und noch eines ist sich was uns eint, als was uns trennt. Hindle ist ein ihm die er zum Verhör eskortiert worden Hofmeister sicher: „Ich kann ohOrt, an dem es keine Grenzen geben muß, wenn schrecklisei, habe er eine Autopanne ge- ne den Bilck zum Schwarzkopf wir das wollen und etwas dafür tun. chen Sze- nutzt, um nach Deutschland zu und auf den Turm von Taus nicht nen auf dem fliehen. Dort habe er mit dem bri- leben.“ Karl Reitmeier
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Hindle
H
Die Grundmauern der Plößer Sankt-Johannes-der-Täufer-Kirche.
Plöß
Geschichte einer Wüstung Plöß ist heute ein Gemeindeteil von Weißensulz. Mit 765 Metern über dem Meeresspiegel war der Ort die höchstgelegenen Siedlung im Kreis Bischofteinitz und ist seit den 1960er Jahren eine Wüstung.
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löß liegt zwischen dem 794 Meter hohen Plösser Berg und dem 863 Meter hohen Plattenberg. Der Ort wurde vor 1600 von deutschen Siedlern gegründet, die von Taus aus böhmisches Land besiedelten. 1606 wurde Plöß erstmals urkundlich erwähnt. 1789 wurde es als Pleß unter der Fideikommißherrschaft Heiligenkreuz aufgeführt. Bei Johann Gottfried Sommer wurde Plöß 1839 als Dorf mit 54 Häusern und 483 Einwohnern erwähnt. Der Name Plöß kommt wohl von Blöße, eine in den Wald gehauene Lichtung. 1913 hatte Plöß 67 Häuser mit 642 Einwohnern. Wenzelsdorf und Straßhütte waren Ortsteile von Plöß. 1930 hatte Plöß 167 Häuser mit 1163 deutschen, acht tschechischen und zwölf ausländischen Einwohnern und 1939 124 Häuser mit 1167 Einwohnern. Plöß war zu dieser Zeit ein beliebter Ausflugsort mit drei Gaststätten, einer Bäckerei, einem Fleischer und einem Schmied. Nach dem Münchener Abkommen kam Plöß zum Deutschen Reich und gehörte bis 1945 zum Landkreis Bischofteinitz. Im Zuge der Beneš-Dekrete wurden ab 1945 alle Deutschen vertrieben. Die meisten Häuser verfielen. Nach der Grenzöffnung 1989 wurden der zerstörte Friedhof samt den Grundmauern der Friedhofskirche Johannes der Täufer restauriert sowie in Sichtweite der Grenze in Friedrichshäng ein Gedenkplatz errichtet. Außerdem wurde 2016 an Stelle der zerstörten Pfarrkirche Maria Hilfe der Christen eine Kapelle eingeweiht. Die alte
Rössler-Villa Nr. 73 ist das einzige erhaltene Gebäude. Zunächst wurde es als Forsthaus genutzt und wird mit dem Schmuggler Josef Zíka ( links), einst Förster in Plöß, in Verbindung gebracht. Das Haus wurde nach dem Mauerfall ein Gasthof mit Pension. Die Plösser waren überwiegend Katholiken. Sie wurden vor 1654 von Heiligenkreuz und anschließend von Eisendorf betreut. 1668 entstand auf einer Anhöhe die Johannes-der-Täufer-Kirche. 1787 wurde Plöß eine Filialkirche von Eisendorf und 1851 zur eigenständigen Pfarrei. Wegen Schäden an der Pfarrkirche wurde diese renoviert und 1882 bei der Einweihung eines neuen Friedhofs als Friedhofskirche wiedereröffnet. 1798 wurde in der Ortsmitte eine Kapelle errichtet, die 1870 erneuert wurde. An ihrer Stelle wurde dann eine Maria-Hilfe-der-Christen-Kirche erbaut, die 1906 eingeweiht wurde. Zu Plöß gehören die Wüstungen Dorfmühle, Rappauf, Straßhütte, Wenzelsdorf und Zankmühle. 1892 ist ein Schulhaus erwähnt, das auf Initiative des Freiherrn Kotz von Dobrz errichtet wurde und vier Klassen beherbergte. 1684 wurde in Plöß eine zweite Kapelle erbaut. Seit 1787 war der Ort eine Filiale von Eisendorf, dessen Kaplan dort jeden dritten Sonntag Gottesdienst feierte. 1858 wurde Plöß zur Pfarrei mit Pfarrkirche und Pfarrer erhoben. 1906 wurde eine neue Pfarrkirche eingeweiht. In Straßhütte gab es 1789 bis 1830 eine Glashütte. Wegen der Höhe, des rauhen Klimas und der kargen Böden war die Landwirtschaft schwierig. Dennoch gab es zehn Bauern mit mehr als zehn Hektar Grund und guter Viehwirtschaft. Die übrigen Bewohner arbeiteten als Handwerker oder als Arbeiter im Wald oder in der Umgebung.
WIR GRATULIEREN Im Juni gratulieren wir herzlich folgendem treuen Abonnenten des Bischofteinitzer Heimatboten und wünschen Gottes Segen.
Heiligenkreuz, Haselberg. Am 18. Alois Vogl (Voglwirt), 87 Jahre. Peter Gaag Ortsbetreuer
Ortsbetreuerecke
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erzlich gratulieren wir im Juni Alfred Piwonka, ehemaliger Ortsbetreuer von Semeschitz, am 9. zum 73. Geburtstag; Hans Laubmeier, ehemaliger Ortsbetreuer von Grafenried, Seeg, Anger und Haselberg, am 20. zum 83. Geburtstag und Franz Drachsler, ehemaliger Orts-
betreuer von Plöß/Wenzelsdorf, am 22. zum 100. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7. 6. 2024
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Chronik von Rojau über die Jahre des Zweiten Weltkriegs – Teil III und Schluß
ORTSNACHRICHTEN
Erstkommunion und Kriegsende Vor wenigen Wochen starb Hermine Bender in Dillenburg. Sie stammte aus Rojau im Nachbarkreis Marienbad. Da sie wußte, daß sich Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl für Akanthusaltäre interessiert, schickte sie ihm Fotos von dem Akanthusaltar der Rojauer Pfarrkirche. Dabei lagen Kopien aus der handgeschriebenen Ortschronik von Rojau. Hier der dritte und letzte Teil.
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Aufgabe, den Kindern, die vier Jahre lang keinen Religionsunterricht genossen hatten, im Laufe weniger Monate die Grundzüge unseres heiligen Glaubens zu vermitteln und ihnen gleichzeitig den Sonderunterricht für die Heilige Beichte und Kommunion zu erteilen. In den zwei Monatsstunden, die zur Verfügung standen, war dies ganz unmöglich. Trotz Eingabe an den Kreisschulrat und Vorgespräche im Regierungspräsidium in Karlsbad war aber nicht zu erreichen, daß der Schulraum für zusätzlichen Unterricht zur Verfügung gestellt wurde. So blieb nichts anderes übrig, als die Kinder mit Zustimmung der Eltern und Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen in der feuchten kalten Kirche in Rauschenbach zu unterrichten. Die Kinder kamen trotz der Kälte – der Unterricht hatte schon im Januar einsetzen müssen – regelmäßig mit Decken zum Einwikkeln und heißen Ziegelsteinen zum Erwärmen der Füße, aber sie waren da und folgten mit erbaulichem Eifer den Worten des Religionslehrers. Zunächst muß-
m 10.30 Uhr war die Löscharbeit im Wesentlichen beendet. Für zweierlei müßten wir – so sagte der Seelsorger am nächsten Tag beim Sonntagsgottesdienst den Seinen – Gott dankbar sein. Dafür, daß kein Menschenleben verloren gegangen sei, denn alles lasse sich wieder ersetzen, nur nicht das Leben. Und dafür, daß kein ungünstiger Wind geweht habe, denn dann wäre der ganze Ort ein Raub der Flammen geworden. Schließlich seien die meisten Häuser mit Schindeln gedeckt und darum bei Funkenflug aufs Äußerste gefährdet. Um so mehr aber sollten diejenigen, die nicht betroffen seien, denen in jeder Weise hilfreich beistehen, die Gott heimgesucht habe. Das sei der beste Dank dafür, daß sie verschont geblieben seien. Alle aber sollten sich bewußt sein: Was Gott tue, das sei wohl getan, auch wenn man es nicht begreifen könne. Die Leiden dieser Welt seien nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die einmal an uns offenbar werden würde. Denen, die Gott liebten, gereichten alle Dinge zum Guten. „Darum wollen wir stets Gottes Kinder sein und bleiben durch die heilig machende Gnade, und wir Dorfplatz und Kirche von Rojau. dürfen ruhig in die Zukunft schauen, was immer auch sie uns bringen mag. Uns kann nichts geschehen, was nicht ten sie an das gemeinsame BeGott weiß und zuläßt, er aber ist ten und Singen gewöhnt werden, die ewige Weisheit und Liebe!“ damit ehestens mit dem KinderSonntag, den 22. April, waren gottesdienst begonnen werden die Kinder des 2. und 3. Schuljah- konnte; er wurde ab Januar an res soweit gefördert, daß sie zur jedem letzten Monatssonntag ersten heiligen Beichte geführt um vier Uhr nachmittags gehalwerden konnten. Die folgende ten. Die sieben Kinder, die schon Woche wurde jeden Tag um sie- die Sakramente empfangen hatben Uhr früh und um sieben Uhr ten, kamen dabei zum Tisch des abends Kommunionunterricht Herrn. Alle aber beteten und sanerteilt, um sie so rasch als mög- gen dabei, daß sowohl die Einlich zum Tisch des Herrn führen siedler Organistin als auch der zu können. Die Kinder, die schon Pfarrer von Einsiedl angenehm in den vergangenen Wochen, be- überrascht waren. Der Religionssonders seit der Schulunterricht lehrer war bei den Kindern und eingestellt worden war, regelmä- gab zwischen den Gebeten und ßigen Unterricht in der Kirche er- Liedern kurze Erläuterungen halten hatten, kamen auch diese zum Gang der Messe, die auch letzten Tage fleißig zum Gottes- von den Erwachsenen mit Interhaus, so daß am nächsten Sonn- esse verfolgt wurden. „Jetzt vertag, den 29. April, bei der Früh- stehe ich erst, was die Messe eimesse um 8.00 Uhr die Feier ih- gentlich ist.“ Diese und ähnliche rer ersten Heiligen Kommunion Äußerungen zeigten, wie notin derselben Weise stattfinden wendig ein solches Verfahren ist konnte wie vor zwei Jahren. Gott und wie dankbar die Leute dafür sei Dank ungestört von feindli- sind. Diese Dankbarkeit zeigte chen Fliegern, deren Tätigkeit in sich auch dadurch, daß die Leuden letzten Tagen sehr nachge- te, besonders die Eltern der Erstlassen hatte, da auch die Wehr- kommunikanten, wetteiferten, machtstransporte auf der Reichs- wer den Religionslehrer nach straße im Wesentlichen vorüber dem Gottesdienst und nach den waren. Unterrichtsstunden zu Tische laAm selben Sonntag nachmit- den durfte. tags konnte auch in RauschenAm 13. April hätte der Seelsobach die Erstkommunionfeier ger von Rojau um drei Uhr in der stattfinden. Es war keine leichte Schule von Rauschenbach sein
sollen; infolge des Fliegerangriffs um zwei Uhr kam er erst um vier Uhr dort an, nicht um noch Schule zu halten, sondern mit dem Schulleiter zu besprechen, wann die ausgefallene Stunde nachgeholt werden könne. Kaum hatte er dessen Haus betreten, standen schon Kinder da und meldeten, daß sie noch beieinander seien und fragten, ob noch Religionsunterricht sei. Selbstverständlich wurde diese Frage bejaht. Es war kein kleines Opfer für den Pfarrer von Rojau, monatelang bei jedem Wetter den Weg nach Rauschenbach zu machen, zumal dieser Ort nicht zur Pfarrei Rojau gehörte; der große opferfreudige Eifer der Kinder, die durch jahrelanges Fasten gleichsam geistlich ausgehungert waren, machte dieses Opfer leicht, ja zu einer reinen großen Seelsorgerfreude. Am 29. April um 4.00 Uhr nachmittags schlug auch für sie die frohe Stunde, da sie die schöne Feier der ersten Heiligen Kommunion in einem schön geschmückten Kirchlein feiern durften. Wohl hörte man einmal die Flieger über das Gotteshaus brausen, aber es kam zu kei-
ner Störung. Mit Ausnahme der vier Kinder des ersten Schuljahres und eines geistig tief stehenden Knaben des zweiten Jahres vereinigten sich alle mit ihrem Heiland, darunter einige, die schon das letzte Jahr die Schule besuchten. Die bange Frage, die von ihren Müttern wiederholt an den Religionslehrer gestellt worden war, ob es denn möglich sein werde, die Kinder noch in diesem Schuljahr zu den Heiligen Sakramenten zu führen, hatte nun ihre endgültige, frohe bejahende Antwort gefunden. Gott gib, daß alle Erstkommunikanten mit so guter Herzensverfassung zum Tische des Herrn treten wie diese Kinder von Rauschenbach. Es war wirklich die letzte Stunde gewesen, diese Feier noch in verhältnismäßiger Ruhe zu begehen, denn schon am nächsten Sonntag wurde unser Ort von den Amerikanern besetzt. Damit war die äußere Ruhe hergestellt, nicht aber die innere Ruhe und bange Sorge, was nun geschehen werde. Der Hauptmann, der in der zweiten Hälfte des April als Ortskommandant bei uns waltete, war zwar der Ansicht, daß eine Verteidigung des Ortes Rojau zwecklos sei und nur zu unnötigen Opfern führen würde, höhe-
ren Ortes aber war man anderer Ansicht. Auch in Rojau mußten Panzersperren beim Eingang und Ausgang der Reichsstraße gebaut werden. Der Kampfkommandant, ein junger, fescher Leutnant, der in den letzten Tagen mit einem Soldatentrupp hierher verlegt wurde, erklärte seiner Schar, wer kneife, werde gehängt. Auch wurde bekannt gegeben, jedes Haus, auf dem eine weiße Fahne erscheine, werde niedergebrannt, und alle Männer, die zu diesem Hause gehörten, würden erschossen. Der Bittsonntag dieses Jahres, zugleich Herz-Jesu-Sonntag des Monats Mai, der 6. Mai 1945, bedeutete für Rojau das Ende des Krieges. Es ging gut vorüber, obwohl dem Orte Untergang und Gemetzel drohten. Schon vormittags verteilten sich Gerüchte, Marienbad sei schon besetzt. Um 11.00 Uhr war Polengottesdienst mit Generalabsolution und Spendung der Heiligen Kommunion. Die Leute, die beim Brand so eifrig mitgearbeitet hatten, sollten in den kommenden Stunden und Tagen, von denen niemand wußte, wie sie sich gestalten würden, im Seelenfrieden mit ihrem Herrgott entgegenschauen können, nicht weniger als die Hiesigen. [Der folgende Abschnitt ist vollkommen unleserlich.] In manchen Orten der Umgebung war keine Absicht der Verteidigung, und doch wurde der Ort mit Granaten belegt, so in Dreihaken, Silan und Habakladrau. Ähnliches hatte man schon früher aus der Planer Gegend gehört. Kein Wunder, daß darum die Leute aufgeregt wurden, ja noch mehr: Die Frauen rotteten sich zusammen, öffneten die Panzersperren und zersägten die Stämme, so daß eine Wiederschließung unmöglich wurde. „Wir haben schon in verschiedenen Orten mancherlei erlebt, aber so rabiate Weiber wie in Rojau haben wir noch nirgends gefunden“, erklärten nachher die Soldaten. Dann scharten sich einige Frauen mit weißen Fahnen in den Händen zusammen und zogen den anrückenden Amerikanern gegen Abaschin entgegen. Schon suchten Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett den Bürgermeister Alois Pimpl von Nr. 12, ohne ihn zu finden. Schon war militärische Verstärkung im Anmarsch, und laut Kampfkommandant drohte ein furchtbares Strafgericht, als auf der Abaschiner Straße die Spitze der amerikanischen Vorhut sichtbar wurde. Im selben Augenblick gaben die Soldaten die Parole aus „Abhauen!“ und verschwanden. Im nächsten Augenblick war die Panzersperre, die aus den Trümmern der Baumstämme mehr symbolisch als wirksam wieder in der Straßenmitte aufgebaut worden war, von den Männern des Volkssturms beseitigt und eine Abordnung ging mit weißer Fahne den Amerikanern entgegen.
Ein Neuhäusler Heimattreffen in vergangenen Zeiten: In der zweiten Reihe von oben steht außen rechts Gerhard Fröhlich, in der unteren Reihe in der Mitte Berta Weis in Tracht. Neuhäusl. Gleich zwei Geburstage gab es zu feiern. Berta Weis, bekannt als Schöllerer Bertel aus Neuhäusl und als Heimatbetreuerin vor meiner Zeit, feierte am 15. Mai in Lahr im Schwarzwald ihren 84. Geburtstag im Kreise ihrer großen Familie. Sie selbst übernahm damals dieses Amt von Gerhard Fröhlich. Der nächste Neuhäusler Jubilar ist Uli Mayer, bekannt als Stummerer Uli. Sein 89. Geburstag am 15. Mai wurde an seinem Wohnort Ried am Starnberger See auch im Kreise seiner Familie gefeiert. Beide Jubilare sind oft in Gedanken bei ihrem geliebten Neuhäusl. Leider ist ihnen die Anreise an ihren Geburtsort aus Altersgründen zu anstrengend geworden. Beide waren bis 2019 regelmäßig noch in ihrem Geburtsort. Herzliche Glückwünsche an beide Jubilare, wir wünschen noch viele gute Jahre. Abschied nehmen müssen wir von Erika Boller, zuletzt wohn-
haft im südhessischen Münzenberg. Ihr Elternhaus, die MaierVilla, steht noch heute in Neuhäusl und ist seit der Vertreibung bewohnt. Sie und ihre verstorbene Schwester Helga Riehl waren bei den tschechischen Bewohnern jederzeit gern gesehen und bekamen Einlaß in ihre Geburtsstätte. Sie nahmen auch mal das Angebot an, in ihrem ehemaligen Kinderzimmer zu übernachten. Vor allem der Wunsch im Garten ihren Lieblingsbaum zu umarmen, erfüllte sich bei jedem Besuch. Erika verstarb im April im 92. Lebensjahr. Bis zuletzt waren wir telefonisch in Kontakt mit langen Gesprächen. O Herr, gib ihr die ewige Ruhe und den ewigen Frieden. Alle genannten Neuhäusler kenne und kannte ich persönlich. Es fällt mir leicht, mich in ihrem Neuhäusl aktiv einzubringen, da meine Mutter dort als Niegl Nanne, geborene Schön, zur Welt kam. Emma Weber Ortsbetreuerin
TERMINE Freitag, 7. Juni, Bayerisch- Hartl aus Wernberg, anschlietschechischer Stammtisch: 18.00 ßend Kirchkaffee in der SakrisUhr im Museumsrestaurant Brot tei. Samstag, 7. September, & Zeit in Bärnau; 20.00 Uhr Cock19.00 Uhr, Haid: Deutschspratailabend mit Musik. Sonntag, 16. Juni, 15.00 chige Pilgermesse in der LoreUhr, Haid: Deutschsprachige Pil- to mit Pfarrer Georg Hartl aus germesse in der Loreto mit Pfar- Wernberg, anschließend Kirchrer Klaus Oehrlein aus Margets- kaffee in der Sakristei. Samstag, 14. September, höchheim, anschließend Kirch18.00 Uhr, Bruck am Hammer: kaffee in der Sakristei Samstag, 22. Juni, 10.00 Barockkonzert des Ensembles Uhr, Ujest: Festgottesdienst an- Alcinelle in der Sankt Jakobusläßlich 30jähriges Jubiläum der kirche. Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Errichtung der Kapelle Johannes der Täufer. Andreas Knödl, Uhr, Haid: Deutschsprachige PilSohn des Erbauers lädt alle Uje- germesse in der Loreto mit Weihster, Labanter und Pfraumber- bischof em. Ulrich Boom aus ger herzlich ein. Auskunft: Wolf- Würzburg, anschließend KirchDieter Hamperl (Kontaktdaten kaffee in der Sakristei. Impressum oben). Samstag, 6. Juli, 10.00 Uhr, Altzedlisch: 34. Heimatgottesdienst des Kirchsprengels, anschließend Treffen im Pfarrhaus. Auskunft: Sieglinde Wolf, Wettersteinstraße 51, 90471 Nürnberg, Telefon (09 11) 81 68 68 88. Sonntag, 21. Juli, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Peter Fořt aus Graslitz, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Sonntag, 18. August, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Johannes-der-Täufer-Kapelle in Ujest.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6. 2024
Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Kultur
Der romantischste Dichter …in der tschechischen Literaturgeschichte ist Karel Hynek Mácha gewesen.
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Draußen wartete eine kleine Zwischenmahlzeit auf Besucher von nah und fern, und die Bewohner von Tschersing auf die Teilnehmer. Im Anschluß an die gesamte Veranstaltung fand die Weihe der nahegelegenen TschubertKapelle statt. Danke an Malschen für die Rettung der Denkmäler, danke an alle, die mitgeholfen haben und danke für die reiche Beteiligung von bis zu achtzig Personen. Bis zu weiteren Rettungen! Ervin Pošvic, Leitmeritz Herzlichen Dank für Ihre Schilderung dieser verdienten Feier! HT
er kennt nicht den Ausruf „Hynek, Vilém, Jarmila“ dieses bekannten Autors aus dem legendären Gedicht „Mai“? Karel Hynek Mácha (1810–1836) besetzt in der tschechischen Literaturgeschichte die Position des berühmtesten Dichters. Der Kult um ihn entstand in Leitmeritz, wo er in jungen Jahren verstarb und sein Begräbnis am Tag der geplanten Hochzeit hatte. In Leitmeritz lebte er gerade fünf Wochen. Seine Heimat hatte er in Prag, wo auch seine werdende Ehefrau Lori und der frisch geborene Sohn Ludvík lebten. Mácha verliebte sich augenblicklich in die Gegend und plante, sich dort mit seiner Familie niederzulassen. In seinen Briefen schilderte er die Aussicht aus dem Fenster seines Zimmers: „Diese Wohnung gönnten mir die Götter zu ihrem Andenken.“ Die Wohnung auf dem Bischofshügel sollte bald zu seiner Sterbekammer werden, denn er starb dort an einer Durchfallerkrankung. Diese zog er sich angeblich zu, als er, dabei helfend ein Feuer zu löschen, durstig von verseuchtem Wasser trank. Während Mácha in Leitmeritz ein unbekannter Rechtsanwärter einer Anwaltskanzlei war, galt er in Prag als Figur der künstlerischen Gesellschaft. Er erregte Aufmerksamtkeit durch seine Gedichte und Zeichnungen, aber auch durch extravagantes Auftreten und hitzköpfiges Verhalten. „Der Zerrissene“, wie ihn Josef Kajetán Tyl bezeichnete, gehörte zu den Wegbereitern der Romantik in der Prosa und der tschechischen Poesie. Máchas Tod weckte das allgemeine Interesse an seinem Werk und seiner Person nicht sofort, sein Leitmeritzer Grab war nur ein öder, grasbewachsener Hügel. Erst nach zehn Jahren kümmerte sich Karel Havlíček Borovský dann um einen Grabstein. Das verwaiste Grab sollte schließlich Ort eines nationalen Kults werden. Das Motiv hierfür war nicht nur der literarische,
Mundart
Humor
Die restaurierte Tschersinger Kirche konnte sich vieler Besucher zu Anlaß ihrer Wiedereröffnungsfeier erfreuen.
Fotos: Ervin Pošvic
Aus der alten Heimat/Tschersing Dank vereinter Anstrengungen konnte die Kirche in Tschersing restauriert werden, dies ist nun gebührend gefeiert worden.
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nter uns gibt es immer mehr Fans des Böhmischen Mittelgebirges. Jeder Hügel, jedes Dorf und jedes heilige Denkmal zeugen davon, daß es sich hier um einen historisch reichen Winkel des böhmischen Landes handelt, jede Ecke bietet ihre historischen oder natürlichen Denkmäler, die hier von früheren Generationen leider unter schwierigen Umständen hinterlassen wurden. Eines dieser Denkmäler ist die Kirche in Tschersing. Interessant ist, daß diese Kirche erst 1936 erbaut wurde und tatsächlich eine der jüngsten in unserer Region ist. Leider zeigten sich bei ihr die Auswirkungen der geringeren Luftfeuchtigkeit und es war eine Rettungsmaßnahme erforderlich. Tschersing ist im Kataster der Gemeinde Malschen eingetragen, wo es einen sehr aktiven Verein gibt – „Malečovský rozhled“. Der Hauptorganisator Zdeněk Petr beschloß, gemeinsam mit dem örtlichen Verein eine Rettungsaktion zu starten. Er unternahm große Anstrengungen, um die nötige Summe zu beschaffen, aber auch, um sich am Projekt zu beteiligen. Ein Teil der Spenden kam von Freiwilligen, ein Teil mit Unterstützung
Eine schöne Veranstaltung feierte die Tschersinger Kirche
Die Besucher konnten einer Messe von Dekan Karel Havelka in der Kirche beiwohnen. der Kirche und ein Teil mit Unterstützung europäischer Fonds. Zdeněk Petr ist darin kein Anfänger. Dank seiner Aktivitäten und seiner Fähigkeit, andere einzubeziehen, war er es, der in den Menschen den Wunsch erweckte, selbst Hand anzulegen. So entstand vor Jahren der Aussichtsturm „Lucemburkův kopec“ (Luxemburger Hügel) in Pohorsch bei Malschen, wo es unter anderem die einzige schneebedeckte Piste im böhmischen Mittelgebirge gibt. Wer mehr wissen oder sogar zu einem Projekt beitragen möchte:
Wie es früher war/Straschnitz
Juni in Straschnitz Margarete Semsch erinnert sich an traditionelle Feste Ende Juni und Anfang Juli.
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n die Zeit der großen Gewitter fielen die Feste ,,Peter und Paul“
am 29. Juni und „Prokopi“ am vierten Juli. Es war ein farbenprächtiges Bild, wenn die Marienprozessionen von den umliegenden Dörfern in die Kirche einzogen. Es gab Musikanten, kleine
Weisheit aus dem Bauernkalender für den Monat Juni.
www.malecovskyrozhled.cz Die Veranstaltung in Tschersing hatte ihren Höhepunkt am Samstag, dem Nachmittag des 04.05.2024. Interessierte versammelten sich dort zur feierlichen Eröffnung der Kirche nach dem Wiederaufbau. Im Inneren fand eine Messe statt, die von Dekan Karel Havelka gefeiert wurde und mit einem wunderschönen, kleinen Konzert des Frauenchors Cantica Bohemica unter der Leitung von Chorleiterin Dominika Valešková endete. Jungen mit Fähnchen, kleine Mädchen mit Blumenkörbchen, dann die von den großen Mädchen getragene Marienstatue und Vorbeter und Bewohner der jeweiligen Gemeinde. Jedes Dorf war stolz auf „seine Maria“, die das Jahr über bei einem Bauern auf der „gudn Kommar“ (gute Kammer, ein Raum im Haus, der nicht benutzt wurde) stand. Margarete Semsch Einsenderin: Margarethe Ulber
Foto: Sven Pillat
Fotos: Ervin Pošvic
Schwolbn Franzl, Peppl und die Schwolbn.
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ooht dar Franzl zunn Peppl: „Sisstn du dou die Schwolbn uffn elektrischn Drohte?“ „Nu frailich sah iech die, doss sain doch zahne, die dou sitzn.“„Nu sisste, du giehst doch aa schunn ai die Schule und konnst bissl rechnn. Wenn iech jetzte mit enna Puschke enne Schwolbe rundaschissn wierde, wieville tejtn dann noche uffn Drohte sitzn?“ „Nu halt imma nouch naine“, soht dar Peppl. Dou locht obba dar Franzl ieban und soht: „Ee Vugl iss rundagefolln, die andan sain furtgefloon.“ G. Pohlai
sondern eher der nationale Wert. Im Jahr 1861 entstand auf dem Friedhof ein Denkmal. Eine pompöse, jährliche Totenmesse fand ihren Höhepunkt in einer Pilgerwanderung zum Grab und einer Gedenkfeier im Sterbehaus, wo eine Gedenkplatte hing. Die Anfang des 20. Jahrhunderts erstarkenden Konflikte zwischen Tschechen und Deutschen in den Böhmischen Ländern führten zur Überlegung, Máchas Überreste nach Prag zu überführen, „um sie nicht zwischen den Fremden im Norden zu lassen“. Zu dieser Rückführung kam es jedoch nicht. Der Mácha-Kult wurde weiter ausgeweitet, eine Statue im Zentrum von Leitmeritz folgte. 1936 wurde zu seinem 100. Todestag ein monumentales Fest in der Stadt
Denkmal für Mácha in Leitmeritz. Foto: Dr. Bernd Gross, Wikipedia abgehalten. 1938, am Vorabend der nationalsozialistischen Okkupation, wurden die Überreste exhumiert und nach Prag überführt. Nach anthropologischen Untersuchungen wurde im Mai 1939 das zweite Begräbnis Máchas durchgeführt. Nach dem Krieg kehrten Máchas Knochen nicht nach Leitmeritz zurück. Dieser verkörpert heute im Gegensatz zur früheren nationalen Wahrnehmung eher Liebe, Romantik und jugendliche Begeisterung. Martin Krsek, Museum Leitmeritz
Sprüche an Gräbern Das Buch „Sudetenland, wie es lachte“ von Viktor Aschenbrenner kennt einige Stilblüten. „Hier ruhst Du, die im Leben mir lieb und treu bewährt, und hat Dein Herz und Deine Hand zu schlagen aufgehört!“ (Kuttenplan bei Marienbad) „Hier liegt begraben unser Organist. Warum? Weil er gestorben ist! Er lobte Gott in allen Stunden, der Stein liegt oben, er liegt unten.“
„Der Tod riss mich von Dir, Du Weib so brav und bieder, o wein‘ und bet‘ bei mir, dann geh‘ und heirat‘ wieder.“ „Hier ruht mein lieber Herr Gemahl, der Schneider war in Tal. Ich setz‘ dort an seiner Stell‘ die Arbeit fort mit dem Gesell‘.“ „Der Weg zur Ewigkeit ist gar nicht so sehr weit: Um fünfe fuhr ich fort, um sechse war ich dort.“ (am Grab eines Fuhrmanns) Viktor Aschenbrenner, Einsender: Georg Pohlai
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6. 2024
� Wie es früher war/Leitmeritz
� Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Rückblick: In Leitmeritz vor 100 Jahren immensen Reparationsleistungen verpflichteten Nachfolgestaaten der untergegangenen beiden Kaiserreiche Deutsches Reich und Österreich-Ungarn gehörte und eine etwas ruhigere Zeit durchleben konnte. Wie man sich damals in Leitmeritz verhielt, ist vielleicht nicht uninteressant und beachtenswert. In einer kleinen Chronik des Jahres 1923, die vor sechzig Jahren in einem Heft des „Leitmeritzer Heimatboten“ abgedruckt wurde, findet man zum Beispiel folgendes: „Am 30. Januar: Ein Aufruf des Bürgermeisters Dr. Prochazka an die Bevölkerung von Leitmeritz, für die hungernden Kinder Deutschlands zu spenden. Es wird ein Ausschuß gebildet, dem Vertreter der deutschen politischen Parteien, der Religionsgemeinschaften und anderer Gruppen angehören. Beauftragte dieses Ausschusses
Bahnhof vom Bürgermeister und mehreren Stadträten empfangen und an die Leitmeritzer Pflegeeltern verteilt“. Beim elften April ist schließlich vermerkt: „Zugunsten der hungernden Kinder in Deutschland findet im Stadttheater eine Aufführung des ,Freischütz‘ von Carl Maria von Weber statt [...]“. Bemerkenswert, Hut ab vor dieser Solidarität, und dies umso mehr, als ja doch die Folgen der Inflation in Deutschland das Wirtschaftsleben im benachbarten Nordböhmen auch nicht ganz problemlos voranschreiten ließen. Denn in derselben Aufstellung heißt es nämlich am siebten Februar: „Demonstration der Leitmeritzer Arbeitslosen. Sie zogen vor das Bürgermeisteramt und die politische Bezirksbehörde und forderten eine Unterstützung von fünf Kč täglich für jeden arbeitslosen
Nordböhmens nunmehr (seit 1918/19) zur neu gegründeten Tschechoslowakei gehörten, sich unübersehbar der deutschen Sprach- und Volksgruppe in Europa zugehörig fühlten und den im neuen Staat jetzt tonangebenden tschechischen Mitbürgern ihr Deutschsein deutlich bekunden wollten. Heißt es doch auch in derselben Chronik weiter zum 16. September: „Gemeindewahlen. In Leitmeritz haben sich angesichts der Bedrohung unserer deutschen ,Sprachgrenzstadt‘ die Deutsche Nationalpartei, die Deutsche Christsoziale Volkspartei, die Deutsche Gewerbepartei, die Deutsch-Demokratische Freiheitspartei und der Bund der Landwirte zu einer Einheitspartei, der ,Deutschen Partei‘ zusammengeschlossen [...]“. Was dann ab 1933/35 (zur Sicherung des deutschen Kulturlebens und gegen die wachsende
Blick vom Langen Hügel bei Leitmeritz, vorne Schüttenitz und ein Teil von Pohorschan (links). Rechts am östlichen Rand Leitmeritz, dahinter Theresienstadt. Links Podivin und Trnovan, gegenüber Potschapl. Foto: Wikipedia, Aktron
Farbenprächtige Straße in Leitmeritz. Foto: Rainer Bach
Schauen wir doch einmal kurz einhundert Jahre zurück, als Deutschland (und auch Österreich) ebenfalls in tiefen Krisen steckten, nämlich in einer Hyper-Inflation mit wahrhaftig katastrophalen Auswirkungen, wo Lebensmittel unbezahlbar wurden, geleistete Arbeit nicht mehr vergütet werden konnte und Hunger die Menschen schier verzweifeln ließ, wo das, was eben noch etwa eine Mark gekostet hatte, nur wenige Tage später zehnoder schon hundertmal teurer war, das Geld also fast überhaupt nichts mehr wert war! Bedenken wir dabei freilich, daß unsere nordböhmische Heimat als Teil der nach dem Ersten Weltkrieg von den Siegermächten England, Frankreich und USA neu geschaffenen Tschechoslowakischen Republik nicht zu den zu
Tschechisierung und zunehmende Ausbildung eines vorwiegend tschechischen Nationalstaates) schließlich mit der Gründung der Sudetendeutschen Heimatfront/ Sudetendeutschen Partei realisiert wurde, deutete sich also hier schon an: Man wünschte sich, auch wenn viele Deutsche unabänderlich in anderen Nationalstaaten (wie eben in Böhmens Sudetengebieten im Tschechoslowakischen Staat) leben müßten, ein Eingebettetsein in eine große deutsche Kultur- und Schicksalsgemeinschaft. Wir erhalten hier also einen Einblick in die Anfänge der von uns Älteren selbst durchlebten Geschichte, die schließlich in der „Heimholung ins Reich“ und danach fatal in II. Weltkrieg und Verlust der Heimat in Böhmen endete. Prof.Dr. Eduard Hlawitschka
Wer in unseren Tagen die Zeitung aufschlägt, das Fernsehen oder das Radio anschaltet, wird fast überschüttet mit negativen Meldungen: Kriegangst, KlimaKrise, Energiemangel, Migrantenflut, Inflationssorgen, Streiks bei Eisenbahn und im Luftverkehr, geplante Steuererhöhungen und mehr.
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ir fürchten folglich um unseren Lebensstandard, unser Wohlergehen, unser freies selbstbestimmtes Schalten und Walten in einer unruhig gewordenen Welt mit zwei Kriegen in nicht allzu weiter Ferne (in der Ukraine und im Nahen Osten). Müssen wir uns indes berechtigt über alles tiefe Sorgen machen und über alles laut klagen? Sind unsere Ansprüche auf ein sorgenfreies und sicheres Leben in unserem Staatsgefüge nicht manchmal zu hoch?
führten Haussammlungen durch. Das Ergebnis der Sammlungen sollte zur Hälfte den Kindern des Ruhrgebietes und der Stadt Dresden zukommen. Die Einwohner werden aufgefordert, beim Bürgermeisteramt zu melden, wer notleidende Kinder aus Deutschland auf einige Zeit aufnehmen will. Es wird berichtet, daß in Leipzig die Hälfte aller Kinder unterernährt ist“. Zum sechsten Februar heißt es sodann: „In der Sitzung der Stadtverwaltung von Leitmeritz wird (gegen die Stimmen der tschechischen Parteien) beschlossen, 2.000 Kč zur Unterstützung der Kinder des Ruhrgebiets zu bewilligen. Für den gleichen Zweck spendet die Braubürgerschaft 1.000 Kč“. Zum 27. März steht danach: „400 Dresdner Kinder kommen nach Leitmeritz. Sie werden auf dem
Familienvater. Es wurde auch eine private Hilfsaktion gefordert, wonach die Arbeiter der vollbeschäftigten Betriebe den Lohn einer Wochenstunde für die Arbeitslosen opfern und die Unternehmen den gleichen Betrag beisteuern sollen. Die politische Bezirksbehörde setzte Gendarmerie ein, um die Demonstration aufzulösen.“ Wie soll man sich die hier angezeigte, richtig bemerkenswerte Offenheit der Leitmeritzer aus Nordböhmen für die sozialen Nöte im benachbarten Deutschland und die enorme Hilfsbereitschaft erklären? Man kann da nur Mutmaßungen anstellen. Aber ganz sicher spielte dabei eine große Rolle, daß Leitmeritz sich als eine überwiegend „deutsche Stadt“ betrachtete und daß die Bewohner, obgleich sie als Deutsche
� Mundart
� Mundart
Die Schlammastike und ihre Wurzeln Kurz notiert „Dea hot obba en Massl gehobt!“ hat in Leitmeritz bedeutet: „Der hat Glück/Schwein gehabt!“
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an wandte das Wort dann an, wenn die Sache hätte schiefgehen können, aber schließlich doch gut ausgegangen war. Im Westjiddischen (Wj.) bedeutet der Massel ‚Glück, Dusel, unverdientes Glück‘. Es wird letztlich aus dem babylonischen Akkadisch abgeleitet, wo mazzaltu ‚Standort der Sternengötter, Konstellation‘ bedeutete. Dieses Wort gelangte über die hebräische Mehrzahlform mazzālōt in das talmudisch-hebräische mazăl ‚Schicksalsstern, Planet, (unverdientes) Glück, Geschick‘. Auch die ältere Westjiddische Form, massel (‚Sternbild, Glück‘), ist bekannt. Mit dem Grundwort Massel ist auch das Wort der (die, das?) Schlamassel gebildet worden
und aus dem Westjiddischen über das Rotwelsch im 18. Jahrhundert ins Deutsche gelangt. Die Vorsilbe schla gehört – mit oder auch ohne Kontamination durch mittelhochdeutsches Schlimm – zur hebräischen Verneinungspartikel šälō‘, še‘ lāw, wodurch die Glück verheißende Bedeutung des Wortes Massel in ihr Gegenteil verkehrt wird: ‚Patsche, schlimme Situation, missliche, verworrene Lage‘. In Österreich, wo das neue Wort besonders gern – und zwar ausschließlich als Neutrum – verwendet wurde, entstand daraus eine Weiterbildung, nämlich die Schlamastik, welche dieselbe Bedeutung aufweist wie die Vorgängerform und fast ausschließlich in Österreich im Alltagsgebrauch als Synonym neben ihr Verwendung findet. Ihre Entstehung und Verbreitung im deutschen Südosten hängt damit
zusammen, daß die Nachsilbe -ik ein slawisches Wortbildungssuffix für Nomina Agentis ist. In die Landmundart des Kreises Leitmeritz ist das Wort wahrscheinlich nicht unmittelbar aus Wien gelangt, sondern erst auf dem Umweg über das tschechische šlamastika, dessen jiddischdeutsche Herkunft von der Wissenschaft anerkannt wird. Die Schlammastike (also mit -e) wird deshalb in der Landmundart bevorzugt, aber: „Do sind ma obba in enne bleede Schlammastik nein kumm“, sagte der Leitmeritzer, der in größte Schwierigkeiten geraten war und nicht wußte, wie er sich aus diesem Schlamm herausretten sollte. Auch vamasseln (‚durcheinander bringen, verderben‘) – eindeutig vom anfangs erwähnten Massel abgeleitet – war in Leitmeritz gut bekannt. Erich Hofmann
Georg Pohlai sinniert über Erinnerungen weckende Telefonate.
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in Telefonat mit Kurt Hammer aus Alt-Thein ist nicht nur heimatlicher Dialekt, sondern auch öfter die Frage: „Weißt Du noch, damals in Mentau?“ (Dies ist auf die Kinderlandverschickung bezogen, die für viele Kinder der NS-Zeit unschöne, häufig grausame Aufenthalte in Lagern und so genannten „Kinderkurheimen“ bedeutete, fern von der Familie. Anmerkung HT) Über den Mentau-Aufenthalt kamen wir ins Gespräch und so manches „vu daheeme“ wurde aufgefrischt, so auch der Spruch von Kurt: „Seff blaib dou, du wesst doch nie wies Wata ward, s konn renn, s konn schnain, s konn a wieda bessa sain.“ Georg Pohlai
95 Jahre 06.06.1929, Walburga Lubahn, geborene Vogel, früher Wobrok 90 Jahre 22.06.1934, Erna Tobsch, früher Welleschitz 02.06.1934, Christiana Dähnert, geb. Pillat, früher Ruschowan 85 Jahre 03.06.1939, Edeltraut Weishaupt, früher Munker 80 Jahre 27.06.1944, Gudrun Händler, geborene Wiese, früher Lewin 45 Jahre 28.06.1979, Ing. Denis Barthel, früher Eilenburg 40 Jahre 06.06.1984, Katrin Greußlich, früher Kundratitz Auscha 17.06.1930, Heinrich Baudis Bleiswedel 05.06.1935, Herbert Ende 20.06.1943, Ingrid Schaly, geborene Burgemeister Fulda 09.06.1922, Irmgard Queisser, geborene Will Gastorf 29.06.1935, Luitgard Hoffmann 28.06.1936, Franz Brosche Geweihtenbrunn 28.06.1938,Martha Schubert, geborene Hruschka Groß-Tschernosek 15.06.1936, Eva Gündel Gründorf 24.06.1943, Peter Nosovsky Hermsdorf 04.06.1931, Erika Dellit, geborene Tschakert Hlinay 09.06.1937, Margit Hieke Johnsdorf 26.06.1935, Christine Hillebrand,geborene Janich Klein-Tschernosek 15.06.1945, Willi Seemann Kochowitz 26.06.1932, Dipl. Kfm. GeroldPaul Hocke Komotau 21.06.1963, Lubomir Moudry Kottomirsch 30.06.1930, Anna Hünnefeld, geborene Feigl Krscheschitz 08.06.1938, Gudrun Huszar, geborene Peter Kuttendorf 24.06.1937, Herbert Nitschel Leitmeritz 03.06.1925, Walter Mergl 20.06.1927, Margret Wilhelm, geborene Gandek 29.06.1928, Eva Lehmann, geborene Hiekisch 22.06.1933, Ingeborg Leinweber, geborene Kapfer
28.06.1935, Susanne Doppstadt, geborene Heidrich 24.06.1940, Sigrid Satzenhofer, geborene Hajek 26.06.1940, Günter Pauer 11.06.1941, Werner Vogel Mirschowitz 27.06.1956, Sonnhild Hofmann Molschen 01.06.1935, Gertrud Pallad, geborene Mosik Mutzke 03.06.1926, Helmut Faber Neudörfel 01.06.1937, Herta Großert, geborene Tröster Neuland 28.06.1927, Helga Schielmann, geborene Kühnel Pohorschan 20.06.1935, Gertrud Schimanek, geborene Mildner Pokratitz 02.06.1933, Angelika Tille, geborene Kummer Prosmik 20.06.1930, Helmut Kohlert Radaun 24.06.1963,Heinz Muchan Schelesen 10.06.1941, Erni Freibott, geborene Richter Sebusein 09.06.1931, Erich Babinsky Strzischowitz 16.06.1932, Marie Vogel, geborene Nagel Suttom 26.06.1935, Edith Walter, geborene Lorenz Trzebutschka 13.06.1932, Christine Biedermann, geborene Wagner Tschakowitz 26.06.1945, Rudolf Stark Tschersing 08.06.1931, Marie Schulze, geborene Bernasch 10.06.1931, Lydia Friedrichs, geborene Reichelt Tupadl 15.06.1933, Irmgard Schöbel, geborene Lindner Weisskirchen 10.06.1933, Elisabeth Marquardt, geborene König Werbitz 08.06.1940, Walter Palme Zebus 24.06.1927, Elisabeth Kieser, geborene Kühnel 21.06.1976, Ingmar Barthel Zierde 27.06.1935, Marianne Hüll, geborene Ostermann Zierde 09.06.1943, Amei Weiß, geborene Lübcke unbekannt
01.06.1962, Bertrand Aull
� Leserbriefe
Ein wichtiges Projekt Ervin Pošvic, Verfasser des Artikels zur Feier nach Restaurierung der Tschersinger Kirche, möchte auf ein neues, wichtiges Projekt auferksam machen.
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ch bin Ervin Pošvic, ein Oldtimer und Landsmann aus Leitmeritz und mein Hobby ist unter anderem die Geschichte unserer Region und die Restaurierung von sakralen Denkmälern. Ich bin Teil einer Gruppe von Malschen-Freunden, die dasselbe tun. Es gibt ein neues Projekt, das in Malschen und Ritschen ins Leben gerufen wurde. Wir hoffen, daß einige von Ihnen gerne an der Verwirklichung dieses Projekts mitarbeiten würden. Januar anno 2023 bildete sich
� Unseren Toten
eine Kernarbeitsgruppe, die gerne eine Institution zugunsten verschwundener Dörfer und Siedlungen gründen wollte: Petr Karlíliček, Direktor des Archivs Aussig, Martin Krsek, Leiter der historischen Abteilung des Museums Aussig, Petr Kůstka, Bürgermeister von Malschen und Zdeněk Petr, Vereinsvorsitzender. MUZOOS entsteht durch die Sanierung des bisherigen Kulturzentrums in Rýdeč (Ritschen). Eine interaktive Ausstellung, Touristeninformation und -Unterkunft, Multifunktionsraum, ein Restaurant und mehr soll es geben. Hier finden Sie alle Informationen: https://www.malecovskyrozhled. cz/projekty/muzzos-de/ Ervin Pošvic/HT
zum ehrenden Gedenken
25.04.2024 Edith Heinrich geb. Zada, im Alter von 100 Jahren, früher Molschen
15.03.2024 Christine Altkrüger geb. Zada, im Alter von 94 Jahren, früher Molschen
Edith Heinrich konnte am 19. Februar ihren 100. Geburtstag feiern. Es tut mir aufrichtig leid, daß sie damit nicht im LHB stand. HT
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6.2024
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Die Villenarchitektur als Ausdruck des industriellen Aufstiegs Aussigs um 1900
Aussiger Villen und ihre ehemaligen Bewohner
Die Hübl-Villa. Alle Fotos: Ji í Preclík, Muzeum m sta Ústí nad Labem.
Die Winnar-Villa.
Aktuell hält Senator und Historiker Mgr. Martin Krsek Vorträge an der Purkyne-Universität zum Thema Villenarchitektur in Aussig. Die Gebäude, teils aristokratischen Schlössern nachempfunden, zeugen vom Aufstieg der neuen führenden Gesellschaftsschicht der Industriellen. Leider sind bei den Bombenangriffen am 17. und 19. April 1945 wertvolle Zeitzeugen der Architektur für immer zerstört worden, aber der Blick auf noch bestehende Bauwerke lohnt sich.
sung in Wien hatte er Kontakt zu dem damals sehr berühmten Otto Prutscher. Nach dem Krieg diente das Gebäude jahrelang als medizinische Notfallstation. Nach Sanierungsund Umbaumaßnahmen ist es heute privater Firmensitz.
Wien läßt grüßen: Hübls Villa im Jugendstil Die Jugendstilvilla von Anton Hübl stellt eines der wenigen Beispiele für die Wiener Moderne in Nordböhmen dar. Sie wurde von Otto Prutscher, Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule, konzipiert. Sein
Hübl-Villa. Detail an der Fassade. Hauptgebiet waren Möbel, Keramik und Schmuck, als Architekt trat er nur zweimal in Nordböhmen in Erscheinung, in Aussig und Jägerndorf. Die Villa hat den Grundriß eines griechischen Kreuzes. Die exponierte Frontseite ist mit einer halbkreisförmigen Veranda mit Halbsäulen ausgestattet. Erbaut wurde die Villa 1924 von Anton Hübl, Besitzer des größten und ältesten Textilwarenversandgeschäftes in ÖsterreichUngarn. Durch seine Niederlas-
Architektur auf höchstem Niveau: Die Villa von Winnar Der Darmstädter Designer, Maler und Architekt Albin Camillo Müller war einer der berühmtesten Architekten seiner Zeit in Böhmen. Im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ entwarf er die 1932 fertiggestellte Villa als repräsentativen Familiensitz von Alois Winnar, Besitzer der Nordböhmischen Gesellschaft für Wasserwerke, zu dessen Prestigeaufträgen etwa die Wasserleitung zur Schneekoppe, dem höchsten Berg Tschechiens, gehörte.
Villa Stará 13, Wohnort von Heinz Edelmann. Das Werk Müllers hatte international Einfluß auf die moderne Architektur. Die Aussiger Villa konzipierte er als einen symmetrischen Bau mit zwei Erkern, in die er ein Herrenzimmer und ein Eßzimmer mit Wintergarten einbaute. Beide Erker boten durch riesige Fensterfronten einen fantastischen Ausblick auf die Burg Schreckenstein und die Ferdinandshöhe. Der Architekt paßte auch die Innenräume sowie die Innenausstattung vollkommen dem äußeren Design an. So entstand eine Zusammenführung aus Neuer Sachlichkeit, geometrischem Spätjugendstil und Art déco zu einer neuen luxuriösen Stilrichtung. Nach 1945 wurde der Bau zum Pionier-Sitz und später zu einer Edelherberge für besondere politische Gäste, unter anderem den Präsidenten der damaligen CSR.
Im Volksmund wurde die Villa „Regierungsvilla“ genannt. Anläßlich des 90. Geburtstags von Heinz Edelmann am 20. Juni: Die Villa Stará 13 Die Villa von 1925 zählt zum “Historismus“. Das Mietshaus mit vier Wohnungen ist ein typisches Beispiel seiner Zeit und wurde von Architekt H. Herrmann aus Aussig konzipiert. Interessant sind seine Bewohner. Bauherr Ernst Grüzner war Vor-
Heinz Edelmann. Foto: wikipedia
kriegssenator für die Deutschen Sozialdemokraten in der CSR und mußte im Laufe des Krieges als Gegner der Nationalsozialisten aus Aussig fliehen. In das Haus zog die Aussiger Familie Edelmann mit ihrem zwölfjährigen Sohn und wohnte dort bis zur Vertreibung 1946. Heinz Edelmann zog nach London und wurde 20 Jahre später der weltberühmte Zeichner des Trickfilms „Yellow Submarine“ von den Beatles. Heinz Edelmann starb am 21.7.2009 in Stuttgart. kw Quelle: „Villenarchitektur“, Informationszentrum der Stadt Ústí nad Labem. An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Zdenka Kovarová (Region Ústí), Tomas Okurka und Jiří Preclík (Muzeum města Ústí nad Labem) bedanken, die mich jederzeit bei meiner Arbeit unterstützen. kw
� Geburtstage, die man nicht vergessen darf!
85. Geburtstag unserer Brigitta Gottmann Liebe Brigitta, bitte entschuldige, daß wir Dich nicht schon früher gewürdigt haben, aber ich hatte Dich einfach noch nicht auf 85 geschätzt… Tag und Nacht im Einsatz, aber immer mit einem offenen Ohr für jedes Anliegen, so kennen und lieben wir Dich. Gesundheitlich angeschlagen, bist Du zwar aus der 1. Reihe zurückgetreten, aber noch immer für die Landsmannschaft im Einsatz.
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m 11. April 1939 wurdest Du in Schwaden geboren. Deine Verdienste um die Heimat kann man gar nicht alle aufzählen, aber die Auszeichnungen wie das Große Ehrenzeichen (1993), die Rudolf-Logman-Plakette (2007) und das Bundesverdienstkreuz (2008) sprechen für sich. Wie viele Treffen und Tagungen hast Du in Deinem Leben organisiert und dabei nie Kosten und Mühen gescheut?
Brigitta Gottmann auf der Kanzel der Schwadener Kirche, 2021 Du warst Landesfrauenreferentin der SL-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen (2001-2022), stellvertretende Bundesfrauenreferentin und BDV-Vorsitzende in Deinem Wohnort Lüdenscheid. Auch die Sudetendeutsche Heimatstube entstand 1995 unter Deiner Leitung.
Wir Aussiger verdanken Dir besonders die gesamte Vorbereitung und Durchführung der jährlichen Gedenkveranstaltung am 31. Juli auf der Benesch-Brücke (seit ein paar Jahren mit Hilfe des Kulturverbandes in Aussig). Das „Schwodener Bladl“ gibst Du jedes Jahr um die Weihnachtszeit in Eigenregie heraus und es wird von Dir eigenhändig eingetütet und versandt. 1956, mit Deinem Eintritt in die SL-Kreisgruppe Lüdenscheid, wo Du schon bald Aufgaben im Vorstand übernahmst, wurde auch Dein Ehemann Willi, ein echter Sauerländer, vom „Sudetendeutschen Heimatvirus“ angesteckt. Ein paar Jahre später wurde Willi sogar Obmann der Kreisgruppe Lüdenscheid. Bei allem Engagement kam aber die Familie nie zu kurz, das können Deine Kinder, Enkel und Urenkel bezeugen. Wir wünschen Dir noch viele frohe, gesunde und aktive Jahre! Herzlichst Karin Wende-Fuchs im Namen aller Deiner Freunde und Wegbegleiter
Zum 103. Geburtstag von Dr. Johanna von Herzogenberg Am 26. Juni 1921 erblickte Johanna von Herzogenberg auf Schloß Sichrow in Nordböhmen das Licht der Welt. Sie studierte in Prag Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie mit ihrer Familie nach Bayern vertrieben. Als Autorin zahlreicher kulturhistorischer Publikationen über die böhmischen Länder und langjährige Geschäftsführerin des Adalbert Stifter Vereins arbeitete sie unermüdlich und zielstrebig an der Vermittlung der gemeinsamen Kultur und Geschichte der Deutschen und Tschechen in den böhmischen Ländern und setzte sich für den deutsch-tschechischen Dialog ein. Ihre Ausstellungen und Bücher sind bis heute Inspiration für Kunst- und Kulturhistoriker und für alle, die sich für das deutsche
Kulturerbe in den böhmischen Ländern und die Verflechtungen der tschechischen und deutschen Kunst, Kultur und Geschichte interessieren. Für ihr Engagement erhielt sie viele Auszeichnungen, das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden und die Verdienstmedaille der Tschechischen Republik. An ihrem hundertsten Geburtstag wurde in Prag in einer Veranstaltung an sie erinnert, die von ihren tschechischen Freunden und Kollegen initiiert wurde und an der sich auch der Adalbert Stifter Verein in München beteiligte. Johanna von Herzogenberg starb am 20.2.2012 in München. Quelle: Aus dem Vorwort der Broschüre „Johanna von Herzogenberg (23. 6. 1921 — 20. 2. 2012)
Johanna von Herzogenberg auf der Prager Brücke, Mitte der 1960er-Jahre. Foto: Aus dem Nachlaß der Baronin. Sudetendeutsches Institut München. Erinnerungen von Freunden, Wegbegleitern und Familie.“ Herausgegeben von Zuzana Jürgens, Anna Knechtel, Josef Svoboda zum 100. Geburtag, Adalbert Stifter Verein, München, 2021.
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AUSSIGER BOTE
� Eine der schönsten Erinnerungen:
Sudetendeutsche Zeitung Folge 23 | 7.6.2024
� Treffen
Peterswalder-Königswalder Treffen am 11. und 12.5.2024 in Bad Gottleuba
Die Kinos unserer Kindheit Folge 2
Kurt Neis und seine Schwester Marianne Appelt, geb. Neis erinnern sich in den Aussiger Boten Juni und Juli 2004 an ihre Kinozeit in Aussig: Anfang der 1920er-Jahre, mit dem Aufkommen der Filmtechnik, damals noch als Stummfilm, war auch die Stunde des Kinos gekommen. Kino war etwas ganz Neues und ein faszinierendes Erlebnis. Einen ganz wesentlichen Schub gab es mit der Einführung der Tontechnik um 1930. Das war auch der Startschuß für die neuen Aussiger Kinos, wie wir sie noch aus unserer Zeit kennen.
Die Peterswalder Treffen gibt es seit 65 Jahren. Zum sechsten Mal trafen wir uns nahe der alten Heimat in Bad Gottleuba. 2019 kam die Heimatgemeischaft Königswald dazu. Für diese neu vereinigte Heimatgemeinschaft Peterswald-Königswald war es das zweite Treffen.
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ie Aussiger Kinos waren immer recht gut besucht und erfreuten sich einer großen Beliebtheit. Es gab täglich zwei bis drei Vorstellungen in jedem Lichtspieltheater. Kino, das war damals ein neuzeitliches Vergnügen, das über die Möglichkeiten, die das Theater bieten konnte, weit hinausging. Und die Thematik der Spielfilme hatte eine sehr große Bandbreite: Revuefilme, Spielfilme, Liebesfilme, Heimatfilme, Kriminalfilme, Abenteuerfilme, Kriegsfilme, Romanverfilmungen, historische Ereignisse, national orientierte Filme, aber auch Kinder- und Märchenfilme. In dieser Zeit wurde eine neue Kategorie von Künstlern, die Filmschauspieler, hervorgebracht, die für viele Menschen zum Idol wurden. Der Film spielte aber noch eine andere Rolle, nämlich die mit dem Tonfilm aufkommende Entwicklung der Filmmusik. Fast alle Schlager der 1930er und 1940er Jahre sind als Filmmusik entstanden und wurden über die Kinos verbreitet. Ich kenne diese Kinos noch aus persönlichem Erleben und kann mich nach den beiden Bombardements auf Aussig sehr genau daran erinnern, wie die beiden Lichtspielhäuser „Kammerlichtspiele“ und „Elysium-Lichtspiele“ in Trümmern
2010 endete auch die Zeit für das „Olympia-Kino“. An seine Stelle trat das Kulturzentrum „Hranicar“ mit Veranstaltungssaal, Galerie und einem Cafe. Hier finden Konzerte, Ausstellungen und Filmvorführungen statt. Foto: hranicar-usti.cz lagen und mit ihnen markante Gebäude aus der Innenstadt für immer aus dem vertrauten Bild unserer Stadt verschwanden. Nach 1945 waren für uns Deutsche Kinobesuche nicht mehr erlaubt. Filmvorführungen gab es nur noch für Tschechen. Bis auf eine Ausnahme: Jeder noch nicht vertriebene Deutsche wurde gezwungen ins Kino zu gehen, um sich Filme über die „Verbrechen der Deutschen im
Zweiten Weltkrieg“ anzusehen. Diese Filme waren extra dafür dokumentarisch zusammengestellt worden, um so den Deutschen diese Ereignisse in deutscher Sprache vorzuführen. Der Besuch wurde mit einem Stempel quittiert und galt als grundlegende Voraussetzung für den Bezug einer Lebensmittelkarte. Die verbliebenen Filmtheater Kino-Eintrittskarte
� Meldungen Neues vom Eger-Radweg
Die Eger (Ohře) entspringt in Bayern und mündet bei Leitmeritz in die Elbe. Seit Jahren gibt es einen Eger-Radweg, der teils über stark befahrene Straßen und über holprige Feld- und Waldwege führt. Das soll sich ändern. Der
Bezirk Aussig möchte in seinem Bereich eine asphaltierte Trasse bauen und sucht dafür noch Sponsoren. Der erste Abschnitt mit 3,8 km führt von Leitmeritz nach Libochowitz, der zweite mit 5 km von Saaz nach Kaaden. Insgesamt sind 20 Abschnitte zwischen der Egermündung und der Grenze zum Bezirk Karlsbad fertigzustellen. kw Quelle Sächsische Zeitung 6./7.4.2024
Keine „Colloquia ustensia“ mehr in Aussig
Seit 1991 fanden in Aussig die von Professor Dr. Karl-Heinz Plattig von der Ackermann-Gemeinde ins Leben gerufenen „Colloquia ustensia“ statt. Der Teilnehmerkreis hat sich in den 32 Jahren stark gewandelt. Gerade jüngere Interessenten aus der Ackermann-Gemeinde und aus dem grenznahen Sachsen kamen seit der Jahrtausendwende zu
haben zwar das Ende des Krieges überlebt, aber nach und nach sind sie von der Bildfläche verschwunden, mit Ausnahme des Olympia-Kinos. Heute hat Aussig noch vier Kinos und eine Freilichtbühne für Filmvorführungen: die ehemaligen Olympia-Lichtspiele, das „Kleine Kino“ (Neubau) in Lerchenfeld, das „Corso“ (Neubau) in Schönpriesen in der ehemaligen Ludwigstraße, sowie ein Kino im Haus der Kultur (Neubau) in der Großen Wallstraße. Außer dem Stadttheater gibt es noch zwei kleine Theaterbühnen in Schreckenstein (Stand 2004, heute nicht mehr aktuell, die Red.) kw Quelle: Kurt Neis (†) und Marianne Appelt, AB 06/2004 und 07/2004
� Schmunzel-Ecke dem alljährlich im August stattfindenden 14-tägigen Sprach- und Landeskundekurs nach Aussig. Seit 2006 wurde die Sommerakademie auf tschechischer Seite von Kristian Kaiserová und auf deutscher Seite von Christoph Lippert organisiert. Nicht nur Vorurteile konnten durch die intensive gemeinsame Zeit überwunden werden, es entstanden jahrzehntelange Freundschaften! Leider muß aus organisatorischen Gründen auf tschechischer Seite die „Colloquia ustensia“ schon für dieses Jahr abgesagt werden. Als Trost bleibt der Rückblick auf eine lange gemeinsame Zeit. kw Quelle: Sudetendeutsche Zeitung 19.4.2024
mit der Herstellung des berühmten „Karlsbader Becher-Bitters“. Seit 1922 ist die Marke „Becherovka“ geschützt. 1994 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und seit 2001 gehört „Becherovka“ zur französischen „Pernod Ricar“Gruppe. Im Juni 2024 soll nun der Verkauf von „Karlovarská Becherovka“ an die polnische
Touristen werden registriert
In einem Zentralregister sollen ab 2025 alle Touristen, die in Tschechien in einer bezahlten Unterkunft übernachten, registriert werden. Die Online-Datenbank „e-Turista“ speichert Name, Geburtsdatum, Staaatsangehörigkeit und Aufenthaltszweck. Einsicht in die gesicherte Datei erhalten ausschließlich Finanzamt, Statistikamt und Polizei. Unterkunftsbetriebe, die ihre Gäste nicht registrieren, müssen mit Strafen bis zu 100.000 CZK rechnen. kw Quelle: Der Grenzgänger, April 2024 (Radio Prag)
„Becherovka“ wird nach Polen verkauft
Die lebhafte Geschichte unseres beliebten Kräuterlikörs „Becherovka“ ist noch nicht zu Ende. 1807 begann Josef Vitus Becher
Becherovka. wikipedia Unternehmensgruppe „Maspex“ über die Bühne gehen. kw Quelle: Der Grenzgänger, April 2024 (RP)
Immer mehr Falschgeld in Tschechien
Die Zahl der in Tschechien sichergestellten falschen Banknoten und Münzen ist 2023 deutlich angestiegen. Der 2000-Kronen-Schein ist die am häufigsten gefälschte Banknote. Der Gesamtwert der 2023 aufgegriffenen „Blüten“ beträgt laut Tschechischer Nationalbank 5,6 Mio. CZK, das entspricht etwa 220.000 Euro. kw Quelle: Der Grenzgänger, April 2024 (RP)
Aus dem Schicht-Kalender 1928
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chönes wohlgepflegtes Kopfhaar ist eine Zierde für jeden Menschen und wir können uns manches Gesicht gar nicht ohne diesen umrahmenden Schmuck vorstellen. Nun ist aber schönes volles Haar nicht jedem Menschen gegeben und es erfordert große Ausdauer, um zu diesem Schmuck zu gelangen. Dies ist ein Grund mehr, um einer sorgfältigen Haarpflege ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Grundlage dafür bietet das regelmäßige Waschen des Kopfes. Zum Waschen selbst benutze man am besten lauwarmes Wasser und Elida Shampoo, das nicht nur das Haar, sondern auch die Kopfhaut reinigt. Elida Shampoo verhindert die Schuppenbildung und macht das Haar seidenweich und locker. Gerade die jetzige Mode der Damen, kurzgeschnittenes Haar zu tragen, erfordert regelmäßige Pflege. Die Kopfhaut braucht ihre tägliche Massage mit Bürste und Fingerspitzen. Elida Shampoo gibt einen reichen Schaum, der dazu beiträgt, alle Staubteilchen aus dem Haar herauszuspülen.
er Nebenraum im Gasthof Hillig in Bad Gottleuba war am ersten Tag mit 38 Personen voll besetzt. Die Begrüßungsansprache von Renate v. Babka wurde von unserer Dolmetscherin Jana Krötzsch für die tschechischen Gäste übersetzt. Anschließend schauten wir gemeinsam den Film des MDR vom ersten Peterswalder Treffen 2011 in Peterswald an, sowie den Film der Bergung des sogenannten Sudetenschatzes in Königswald im Jahr 2015. Im Fokus standen das Wiedersehen mit alten Freunden und der Austausch über die gemeinsame alte Heimat. Dazu passend gab es eine kleine Bilderausstellung.
Königswalder Kirche am 12.5.2024.
WIR GRATULIEREN n 99. Geburtstag: Am 21.6. Elisabeth FRANZ (Gaudek Liese) aus Schönpriesen/Lieben.
Gebirgs-Ullersdorf in CZ 40011 Usti nad Labem, Stará 2467/37.
n 97. Geburtstag: Am 11. 6. Margarete DOLESCHAL aus Aussig-Kleische, Laubenhäuser. – Am 28. 6. Emma TUCEK geb. Mühle aus Herbitz in 76149 Karlsruhe, Heideweg 2.
n 88. Geburtstag: Am 10.6. Martha WASENAUER geb. Heller aus Tellnitz. – Am 16. 6. Dietmar PILZ aus Aussig, Bertagrund in 06217 Merseburg, Zu den Teichen 4.
n 95. Geburtstag: Am 11.6. Herta LAUERMANN geb. Thume aus Großpriesen, Tel. 05345 1479. – Am 14. 6. Hans Helmut RÖSLER aus Aussig in 90547 Stein, Oberbüchlein 4. – Am 24. 6. Elfriede KÜHNEL (Krauspenhaar Elli) aus Schönwald in 01816 Oelsen, Oelsener Str. 10. – Am 29.6. Franz LAUERMANN aus Großpriesen, Tel. 05345 1479.
n 85. Geburtstag: Am 10.6. Rainer KROMPHOLZ aus Schreckenstein in 84155 Bodenkirchen, Tulpenstr. 7.
n 94. Geburtstag: Am 10. 6. Gretel WALTHER geb. Paul aus Modlan in 06667 Weißenfels, Im Stadtberg 18. – Am 3. 7. Kurt KRAUS aus Großpriesen in 85630 Grasbrunn, Hans-SailerStr. 12. n 93. Geburtstag: Am 8. 6. Erich FÜSSEL aus Schreckenstein, Franz-Schubert-Str. 3. n 91. Geburtstag: Am 12. 6. Leopold MARINI aus Salesel in 73527 Schwäbisch Gmünd, Liegnitzer Weg 6. n 90. Geburtstag: Am 22. 6.
Josef WAGNER aus Troschig.
Abbildung: Schicht-Kalender 1928
Am 12.5.2024 unternahmen 23 Teilnehmer einen Ausflug mit dem Bus nach Teplitz. Dort empfing uns die befreundete, der Heimatgemeinschaft nahestehende Stadtführerin und Korrespondentin Jutta Benešová. Sie zeigte der Gruppe die interessante Kurstadt Teplitz-Schönau, in der schon Goethe und Beethoven Anfang des 19ten Jahrhunderts zur Kur weilten. Anschließend gab es im Restaurant des Theaterhauses ein Mittagessen mit gemütlichem Beisammensein. Für die perfekte Organisation und die Durchführung des Ausfluges nach Teplitz-Schönau bedanken wir uns herzlich bei Frau Benešová. Zum Abschluß fand man sich in der Königswalder Kirche ein, die von der Gemeinde Königswald extra für uns geöffnet wurde. Der Dank dafür sowie für die organisatorische Unterstützung am 11.5. gebührt Jiří Danhel aus Königswald. Heimatgemeinschaft Peterswald-Königswald Liane Jung Renate v. Babka
n 89. Geburtstag: Am 14. 6. Roland POTZNER aus Schreckenstein in 78588 Denkingen, Bergstr. 9. – Am 14. 6. Erna SCHWARZ aus
n 84. Geburtstag: Am 12. 6. Jürgen WILK aus Aussig. – Am 21. 6. Ursula LEHMKUHL geb. Pschenitzka aus Aussig in 19061 Schwerin, Vossens Tannen 65. n 73. Geburtstag: Am 4. 7. Norbert EBERT (Schwiegersohn von Luise Böhlein, Schuster Liesl aus Schönwald) in 90766 Fürth, Eulenstr. 1 c. n 71. Geburtstag: Am 9. 6. Renate von BABKA geb. Beil (Eltern aus Peterswald Nr. 193, Beil-Korl) in 71522 Backnang, Hessigheimer Str. 15. – Am 10.6. Karl Heinz KNAUTHE (Sohn von Ilse Nickel) aus Ebersdorf.
UNVERGESSEN Maria Mader geb. Dörfel 4. 1. 1932 - 11. 2. 2022 Karl-Heinz Kralowetz 26. 6. 1930 - 7. 3. 2022 Vladimir Horak 27. 3. 1939 - 8. 6. 2020 ... stellvertretend für alle Verstorbenen, deren wir in Liebe gedenken.