Sudetendeutsches Gespräch mit Bischof Dr. Hanke (Seiten 3 und 4)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 27 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 5. Juli 2024
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Minister Herrmann bei den Egerländern
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Neudeker Heimatbrief
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36. Landestreffen und 70-Jahr-Feier in Ingolstadt
HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG
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36. Landestreffen der Egerländer in Bayern und 70-Jahr-Feier der Eghalanda Gmoi z´ Ingolstadt – ein doppelter Grund für das Erscheinen zahlreicher Ehrengäste am Sonntag im Sportheim Zuchering.
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VOLKSBOTE Staatsminister Dr. Florian Herrmann (zweiter von links), Beauftragte Dr. Petra Loibl (vierte von rechts), MdL Alfred Grob (vierter von links) sowie Schirmherrin und Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll mit den Egerländern (von links) stellvertretender Gmoivüa(r)stäiha Wilfried Spielvogel, stellvertretende Gmoivüa(r)stäiharin Andrea Kopetz, Landesvüa(r)stäiha Helmut Kindl, Bundesvüa(r)stäiha Volker Jobst und Landesjugendführerin Leonie Hahn. Foto: Helmut Kindl
ach einem Standkonzert der Dorfwirtsmusikanten aus Waldkraiburg begann der Tag mit der traditionellen Messe, die Monsignore Karl Wuchterl für die 200 Egerländer und deren Gäste hielt. Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann sprach anschließend seinen „großen Dank für das jahrzehntelange Engagement für die Pflege und Weiter-
entwicklung der Egerländer Kultur, der grenzüberschreitenden Kulturpflege und der Verständigungsarbeit“ aus. Herrmann überbrachte dabei auch die besten Grüße von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, dem Schirmherrn der Sudetendeutschen Volksgruppe. Unter den Ehrengästen waren die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL Dr. Petra Loibl, MdL Alfred Grob sowie Ingolstadts Zweite Bürgermeisterin Dr. Dorothea Deneke-Stoll. Einen großen Bericht über das Egerländer-Treffen lesen Sie in der nächsten Ausgabe auf den Egerländer-Heimatsonderseiten.
Münchner Unternehmer bedankt sich für die Rettung seiner Großmutter durch den Vater von Charlotte Knobloch und will gerade jetzt ein Zeichen setzen
Präsident Petr Pavel auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Foto: Torsten Fricke
50 000 Granaten
Munition an die Ukraine übergeben Bei dem von Tschechien initiierten Ankauf von Artilleriegranaten ist Deutschland einer der Hauptunterstützer. 50 000 Geschosse, deren Erwerb Berlin finanziert hatte, wurden jetzt an die Ukraine übergeben.
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ie mehrfach berichtet, hatte Präsident Petr Pavel im Frühjahr auf der Sicherheitskonferenz in München eine Initiative gestartet, um auf dem Weltmarkt 800 000 Granaten für die Ukraine zu besorgen. Mittlerweile wird dieses Projekt von 18 Ländern unterstützt. Zum ersten Mal hat jetzt Tschechiens Premierminister Petr Fiala erklärt, wie hoch der eigene Anteil ist – knapp 35 Millionen Euro. „Sämtliche Finanzmittel, die Tschechien einbringt, gehen an einen einzigen Munitionsproduzenten, und zwar an die tschechische Firma STV Group“, so Fiala. Zum Vergleich: Deutschland hatte im April zugesagt, die tschechische Initiative mit 576 Millionen Euro zu unterstützen. Damit sollen insgesamt 180 000 Granaten besorgt werden. Bis zum Jahresende soll die gesamte Munitionsmenge an die Ukraine ausgeliefert sein. Aus welchen Quellen die Granaten kommen, wird aus militär-strategischen Gründen weiter geheim gehalten. Der tschechische Regierungsbeauftragte für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný, sagte, nach dem Abschluß dieser Initiative müsse die Ukraine auch weiterhin mit Waffen und Munition beliefert werden.
Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus gestiftet „Ohne Fritz Neuland wäre ich nicht auf der Welt. Denn er hat durch sein mutiges Verhalten gegenüber den Nationalsozialisten meine Großmutter vor der höchst wahrscheinlichen Deportation in das KZ Dachau bewahrt und somit an ihrem Überleben des Holocaust maßgeblich mitgewirkt“, sagt tiefbewegt der Münchner Unternehmer Michael Frederic Fischbaum am Montag im Sitzungssaal N501 des Bayerischen Landtags.
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ngesichts der schlimmsten Antisemitismus-Welle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs will der Münchner ein Zeichen setzen und hat dafür prominente Mitstreiter gefunden: Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ehrenbürgerin von München, Trägerin des Europäischen KarlsPreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Tochter von Fritz Neuland, die Staatsminister Joachim Herrmann (Innen) und Georg Eisenreich (Justiz), Bayerns AntisemitismusBeauftragten Dr. Ludwig Spaenle sowie den Landtagsabgeordneten und ehemaligen Münchner Bürgermeister Josef Schmid als Mitinitiator. Diese sechsköpfige Jury wird jährlich den mit 7500 Euro do-
Die Jury des Fritz-Neuland-Gedächtnispreises (von links): Dr. Ludwig Spaenle, Mitinitiator MdL Josef Schmid, Stifter Michael Frederic Fischbaum, Präsidentin Charlotte Knobloch sowie die Staatsminister Joachim Herrmann und Georg Eisenreich. Foto: Torsten Fricke tierten Fritz-Neuland-Gedächtnispreis an zwei Juristen, Polizisten oder Justizangehörige verleihen, die besondere Courage gegen Antisemitismus gezeigt haben. Die erste Verleihung ist für Sommer 2025 geplant. Bei Fritz Neuland, selbst Jude und Verfolgter, war es das beherzte Auftreten vor einem NaziRichter, der dann zuließ, daß die Angeklagte Margarete Schreiner, die Großmutter von Michael Fischbaum, vor der Deportation noch einmal nach Hause durfte, um sich von ihrer Familie zu ver-
abschieden – und diese Gelegenheit zur Flucht nutzte. Ihr „Verbrechen“: Sie hatte ein Dokument nicht mit dem jüdischen Vornamen „Sara“ unterschrieben, wie es das „Rassengesetz“ der Nazis vorschrieb. Mitten in München, in der Lindwurmstraße, konnte sich die Frau mit ihrer Familie in einem geheimen Zimmer bis zum Kriegsende vor den Nazis verstecken. Charlotte Knobloch: „Für mich ist es sehr bewegend und natürlich eine große Freude, daß mit diesem Preis an meinen
g’ttseligen Vater erinnert und sein Andenken lebendig gehalten wird. Als leidenschaftlicher Jurist und Rechtsanwalt hat er immer an den demokratischen Rechtsstaat geglaubt. Er war ein Verfassungspatriot und überzeugt, daß ein demokratisches Deutschland jüdischen Menschen auch nach dem Menschheitsverbrechen des Holocaust wieder Heimat werden könnte. Damals stand er allein – die Geschichte der Bundesrepublik hat ihm Recht gegeben. In seinen Überzeugungen und diesem Op-
timismus ist er mir bis heute Vorbild. Heute, da die Demokratie und jüdisches Leben in unserem Land in ernster Gefahr sind, kann er es auch für andere sein.“ Dr. Ludwig Spaenle: „Angesichts des weltweit explodierenden Antisemitismus nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober ist entschlossenes Handeln der freien Gesellschaft und unserer demokratischen Institutionen geboten. Eine zivilgesellschaftliche Initiative, wie heute von Herrn Fischbaum vorgenommen, setzt hier ein wichtiges Signal.“ Justizminister Georg Eisenreich: „Antisemitische Straftaten werden von der Justiz konsequent verfolgt. Gleichzeitig ist es wichtig, daß jeder Einzelne in der Gesellschaft Antisemitismus offen widerspricht. Fritz Neuland ist uns allen ein Vorbild. Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis soll uns daran erinnern, daß Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen.“ Innenminister Joachim Herrmann: „Der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis ist ein ganz wichtiges Signal: Es ist gerade in unserer heutigen Zeit ungemein wichtig und ein großartiges Zeichen, verstärkte Courage gegen Antisemitismus entsprechend zu würdigen.“ Torsten Fricke
Der Preis gegen Antisemitismus ist nach dem Vater von Charlotte Knobloch benannt
Fritz Neuland: Nazi-Opfer und Brückenbauer Im Ersten Weltkrieg kämpfte Fritz Neuland als Soldat für Deutschland und erhielt mehrere Auszeichnungen. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde der 1889 geborene Jurist von Hitlers Schergen verfolgt.
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och vor der Hochzeit war Neulands Verlobte Margarethe zum jüdischen Glauben übergetreten. 1932 kam Tochter Charlotte auf die Welt. Doch die
Ehe scheiterte unter dem Druck der Gestapo, die die Ehefrau immer wieder vorlud und ihr drohte, bis sie die Familie für immer verließ. Für Charlotte wurde ihre Oma zur Ersatzmutter. Im Juli 1942 deportierten die Nazis die Großmutter ins KZ Theresienstadt, wo sie 1944 an Hunger und Entbehrungen starb. Fritz Neuland entging 1938 einer Deportation, da ein ehema-
liger Mandant ihn erkannte und dafür sorgte, daß er wieder auf freien Fuß kam. Ab Februar 1943 wurde Neuland zur Zwangsarbeit herangezogen. Wegen Krankheit wurde er 1944 entlassen und konnte bis Kriegsende untertauchen. Charlotte kam bei einer Bauersfamilie in Mittelfranken unter, die sie als uneheliches Kind ihrer Tochter ausgaben. In der Nachkriegszeit erlangte Fritz Neuland die Wiederzu-
lassung als Anwalt und heiratete 1947 zum zweiten Mal. Er war Initiator und Mitbegründer der am 19. Juli 1945 errichteten Israelitischen Kultusgemeinde in München. Zunächst deren Vizepräsident, wurde er 1951 zum Präsidenten gewählt. Von 1952 bis 1963 war er außerdem Mitglied des Bayerischen Senats und engagierte sich als Brückenbauer. Fritz Neuland verstarb am 4. November 1969 in München.
Fritz Neuland, Vater von Charlotte Knobloch. Foto: Stadtarchiv München
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5.7.2024
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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m Rahmen einer mehrtägigen Reise haben die Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries (CDU, zweiter von links) und Stephan Mayer (CSU, rechts), sowie Sven Oole (links), Geschäftsführer der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, das Prager Sudetendeutsche Büro besucht, um sich mit dessen Leiter Peter Barton über den Stand der (sudeten) deutsch-tschechischen Beziehungen auszutauschen. Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten de Vries interessierte sich ganz besonderes für die Kooperation des Prager SL-Büros mit tschechischen Politikern über noch offene Fra-
gen der sudetendeutsch-tschechischen Beziehungen und fragte, wie es gelinge, die politischen Vertreter für eine Zusammenarbeit mit der sudetendeutschen Botschaft des guten Willens zu gewinnen. Barton sprach auch über seine Bemühungen, weitere Mitglieder des Deutschen Bundestags für die Mitarbeit am deutsch-tschechischen Verhältnis zu bewegen. Die Teilnehmer dieses Treffens erwarten für dieses Vorhaben eine weitere Steigerung. Radek Novák (zweiter von rechts), der Vorsitzende des Kulturverbands der Deutschen, der ältesten Vertretung der Heimatverbliebenen, brachte den Gästen aus Berlin die aktuelle Lage der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik näher und wies zugleich auf sein Engagement für freundschaftliche
PRAGER SPITZEN Tschechen sehen Ukraine skeptisch
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Beziehungen zwischen Sudetendeutschen und Mitgliedern der jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik hin, eine Arbeit, die
ihm eindeutig gut gelingt. Barton äußerte am Ende des Besuchs den Wunsch nach weiteren solchen Treffen im Prager Büro.
Vernissage der Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer – Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“ in Prag
Ex-Premierminister Špidla in der Bayerischen Vertretung
Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik, die Seliger-Gemeinde und die Friedrich-Ebert-Stiftung Prag haben am vergangenen Montagabend zur Vernissage der Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer – Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“ ins Palais Chotek an der Michalská 12 in der Prager Altstadt eingeladen. Dort ist die zweisprachige Wanderausstellung noch bis zum 21. August zu sehen.
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ls besonderen Gast konnte Hausherr Martin Kastler, der die Repräsentanz seit April leitet, den ehemaligen tschechischen Premierminister (2002 bis 2004) und EU-Kommissar (2004 bis 2010) Vladimír Špidla begrüßen. Martin Kastler war in seiner politischen Arbeit als Mitglied des Europäischen Parlaments, als Bundesvorsitzender der Akkermann-Gemeinde, als Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, von 2016 bis 2020 als dessen Vorsitzender bestens mit der Seliger-Gemeinde und ihrer Arbeit bekannt. Der neue Leiter der Bayerischen Repräsentanz zeigte sich deshalb sehr erfreut, daß die Ausstellung, deren Grundlage die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokraten insbesondere vor und nach der Vertreibung darstellt, auch in der Bayerischen Repräsentanz gezeigt wird. In ihrem Redebeitrag ging die Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde, Christa Naaß, auf die Geschichte ihrer Organisation ein, die sich bis heute als Nachfolgeorganisation der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) in der ersten Tschechoslowakischen Republik versteht, deren erster Vorsitzender Josef Seliger war. Das Erinnern an die Geschichte, das Wissen um die Zusammenhänge seien deshalb so wichtig, um als Gesellschaft, als Poli-
Der tschechische Ex-Premierminister Vladimír Špidla beim Eintrag ins Goldene Buch mit Christa Naaß, Ko-Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde, und Martin Kastler, Leiter der Bayerischen Repräsentanz des Freistaates Bayern in der Tschechischen Republik. Foto: Bayerische Repräsentanz tik die richtigen Schlüsse für die Problemstellungen der Gegenwart und für die Zukunft zu ziehen, führte Naaß weiter. Der ehemalige tschechische Premierminister und EU-Kommissar Vladimír Špidla erinnerte an die gemeinsame Geschichte von Deutschen, Sudetendeutschen und Tschechen mitten in Europa und deren Schicksal. „Dieselbe Geschichte hat die Nazis und die Sozialdemokraten hervorgebracht, dieselbe Geschichte hat große Persönlichkeiten wie Tomáš Garrigue Masaryk oder Wenzel Jaksch hervorgebracht, und dieselbe Geschichte hat die dunkelsten Persönlichkeiten hervorgebracht, deren Namen an dieser Stelle nicht einmal erwähnt werden sollen“, so Špidla. Er führte weiter aus, daß die sudetendeutschen Sozialdemokraten an vielen schicksal-
haften Scheidewegen standen: Der Erste Weltkrieg erschütterte jahrhundertealte mitteleuropäische Verhältnisse, zerschlug die alten Staatssysteme und schuf eine komplizierte, instabile Situation. Die sudetendeutschen Sozialdemokraten mußten sich neben den klassischen Fragen der Bewegung, die weitaus drängender wurden, auch mit der Frage ihres Verhältnisses zum neu entstehenden tschechoslowakischen Staat auseinandersetzen. Es sei bewundernswert, so Špidla, daß es ihnen stets gelang, sich auf die Seite der Demokratie und des sozialen Fortschritts zu stellen. Das erforderte in jenen Tagen außerordentliche Weitsicht und außerordentlichen Mut. Die Krise Ende der 1930er Jahre habe sie auf die härteste Probe gestellt. Auch hier hätten sie standgehalten. Die Deportation nach dem
Zweiten Weltkrieg habe auch die sudetendeutschen Sozialdemokraten mit unbarmherziger Brutalität getroffen, so Špidla zu einem weiteren Scheidepunkt in der Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie: Es sei bezeichnend, daß es ihnen trotz aller Ungerechtigkeiten, trotz der verständlichen Verbitterung gelang, ihren Idealen treu zu bleiben und mitzuhelfen, eine Grundlage für eine zukünftige Regelung unter den neuen Bedingungen zu schaffen. „Die Spuren der sudetendeutschen Sozialdemokraten finden sich in der Formulierung der deutschtschechischen Erklärung sowie in Tausenden von konkreten Aktionen, die zur Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland führten. Es ist kein Zufall, daß dies ein außerordentliches Maß an Arbeit und großer Entschlossenheit sowohl auf tschechischer als auch auf deutscher Seite erfordert hat: „Die Wunden der Geschichte waren zu tief und die Vorurteile zu zahlreich. Deshalb ist die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokraten, die Geschichte einer Gemeinschaft, die überdauert hat, so wichtig. Das war nicht einfach. Sie verdient unseren Respekt.“ Thomas Oellermann beschrieb anschließend die Schnittmengen für die Friedrich-Ebert-Stiftung bei diesem Ausstellungsprojekt: „Es ist nicht allein die Tatsache, daß wir uns mit Geschichte und Gegenwart sozialdemokratischer Bewegungen befassen. Nein, die Friedrich-Ebert-Stiftung ist seit Jahrzehnten auch Aufbewahrungsort des Archivs der Seliger-Gemeinde. Unser Archiv ist von daher einer der zentralen Orte zur Erforschung der sudetendeutschen Arbeiterbewegung.“ Als einer der Ausstellungsmacher führte Thomas Oellermann anschließend in die Ausstellung ein. Ulrich Miksch
Kommunale Verdienstmedaille in Silber
Innenminister Herrmann zeichnet Christa Naaß aus Für ihr nachhaltiges Engagement auch in der Kommunalpolitik ist Christa Naaß am Freitag von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber geeehrt worden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zeichnete Christa Naaß am Freitag in Erlangen mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber aus.
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hrista Naaß habe sich „große Verdienste um die europäische Aussöhnung erworben“, sagte Herrmann in seiner Lau-
datio. So habe sie als Stellvertreterin des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten die Regionalpartnerschaften zwischen Mittelfranken und Südmähren maßgeblich auf den Weg gebracht. Als Dritte Vizepräsidentin des Bayerischen Bezirketages habe sich Naaß zudem für die ausreichende Finanzierung der Stelle der Sudetendeutschen Heimatpflege eingesetzt. UM
ine schnelle Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union hat von den vier VisegrádStaaten Tschechien, Polen, Slowakei und Ungarn die geringste Unterstützung in Tschechien. Zudem stimmen die Tschechen am ehesten der Auffassung zu, daß ukrainische Kriegsflüchtlinge eine Belastung für ihr Land darstellen. Dies ergab eine Analyse des Instituts für öffentliche Fragen (IVO) in Preßburg, die am Freitag der Presse vorgestellt wurde. Demnach votierten nur 26 Prozent der Tschechen für einem schnellen EU-Beitritt der Ukraine. In Ungarn waren es 29 Prozent, in der Slowakei 31 Prozent und in Polen 64 Prozent. Die aufgenommenen Geflüchteten aus der Ukraine empfindet die Mehrzahl aller Menschen in den V4-Staaten als Belastung. Am meisten stimmten dieser Auffassung wiederum die Tschechen zu, und zwar mit einer Zweidrittel-Mehrheit von 69 Prozent.
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Roßbach setzt auf Wasserstoff
oßbach bei Asch ist die erste Gemeinde in Tschechien, die auf Erdgas und Wasserstoff zur Heiz- und Stromversorgung umstellt. In der Gemeinde an der Grenze zu Deutschland leben 2100 Bürger in 360 Haushalten. Die Umstellung erfolgt Ende des Jahres.
Bauarbeiten auf dem Wenzelsplatz
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uf dem oberen Wenzelsplatz in Prag haben am Samstag die Bauarbeiten zur Verlegung neuer Tramgleise begonnen. Geplant ist eine etwa 550 Meter lange Trasse, die am Nationalmuseum beginnt. Die Bauarbeiten sind auf drei Jahre angelegt. Sie sollen 1,2 Milliarden Kronen (48 Millionen Euro) kosten. Trambahnen fuhren auf dem oberen Wenzelsplatz bis 1980. Die neue Streckenführung wird nun aber an den Seiten des Platzes angelegt, in der Mitte soll eine Promenade entstehen. Die Prager Verkehrsbetriebe (DPP) führen derzeit auch Ausbesserungsarbeiten an den Tramgleisen in den Straßen Vodičková und Jindřišská
durch, die den Wenzelsplatz kreuzen. Dort soll der Betrieb ab Ende September dieses Jahres wiederaufgenommen werden.
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Kirche traut Homosexuelle
ie Altkatholische Kirche Tschechiens wird ab kommendem Jahr gleichgeschlechtliche Paare trauen. Darüber informierten Kirchenvertreter am Samstag. Demnach wird sie die erste Kirche in Tschechien sein, die diesen Zusammenschluß in Form einer staatlich anerkannten Zeremonie ermöglicht. Auf Staatsebene wird die gleichgeschlechtliche Ehe weiterhin nicht eingeführt. Am 1. Januar tritt nur eine Gesetzesnovelle in Kraft, die eingetragenen Partnerschaften mehr Rechte ähnlich der Ehe einräumt.
12. Oktober: Tag des Samisdat
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as tschechische Abgeordnetenhaus hat am Freitag beschlossen, einen weiteren bedeutsamen Tag in den Kalender aufzunehmen. Ab kommendem Jahr soll am 12. Oktober an den Samisdat gedacht werden. Der Begriff steht für den Selbstverlag von Büchern, die von Staats wegen nicht erscheinen sollten. Das gewählte Datum geht zurück auf das Jahr 1988. Am 12. Oktober schickte eine Gruppe von 92 tschechischen und slowakischen Verlegern dem damaligen kommunistischen Staatspräsidenten Gustáv Husák einen Protestbrief. Darin wandten sie sich gegen die Inhaftierung eines Kollegen, des christlichen Aktivisten Ivan Polanský. Im Gegensatz zu Staatsfeiertagen wird an den sogenannten bedeutenden Tagen weitergearbeitet.
Tschechien sucht weitere Gaslager
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schechien muß im Ausland weitere Lagerkapazitäten für Erdgas langfristig anmieten. Dafür sind erneute Verhandlungen unter anderem mit Deutschland geplant, hat der Minister für Industrie und Handel, Jozef Síkela (Stan), bei der Grundsteinlegung eines LNG-Terminals in Stade erklärt, das ab 2027 auch von Tschechien genutzt wird.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5.7.2024
Bischof Dr. Gregor Maria Hanke ist am Dienstag, 2. Juli, 70 Jahre alt geworden. Seit Dezember 2006 leitet der frühere Abt der Benediktinerabtei Plankstetten als Oberhirte das Bistum Eichstätt. Weniger bekannt sind Hankes sudetendeutsche Wurzeln. Seine Eltern stammten aus dem Altvatergebirge und dem Hultschiner Ländchen. Die Sudetendeutsche Zeitung hat mit Bischof Hanke über die Vertreibung seiner Familien, seinen priesterlichen Weg und die Diözesanpartnerschaft mit dem Bistum Leitmeritz gesprochen.
SUDETENDEUTSCHE GESPRÄCHE Interview mit dem Eichstätter Bischof Dr. Gregor Maria Hanke
„Das Verlassenmüssen der Heimat hat sehr stark geprägt“ haftet und zu schwerer Zwangsarbeit in den Kohlengruben in Ostrau verurteilt worden. Ich wollte 1978 einen der beiden, der noch gelebt und überlebt hat, besuchen. Der andere ist an den Folgen der Haft und Zwangsarbeit gestorben. Der noch lebende Cousin wohnte in einem Pfarrhaus, war aber unter ständiger Observation. Ich konnte ihn nicht besuchen, nur meine anderen Verwandten. Er hat mir kryptisch geschrieben, daß es besser wäre, wenn ich nicht zu ihm käme. Die Verwandten haben mir erklärt, daß er unter Beobachtung stehe und er sich keinen Fehlschritt leisten dürfe, sonst würde der Apparat wieder zuschlagen. Sie haben das Jahr 1978 erwähnt. In diese Zeit fiel wohl Ihre endgültige Entscheidung zum Priesteramt, nachdem Sie 1974 ins Eichstätter Priesterseminar eingetreten waren. Bischof Dr. Hanke: Im Jahr 1974 habe ich das Abitur gemacht, und es stellte sich die Frage, was ich machen soll. Nach langem Überlegen entschloß ich mich, ins Priesterseminar einzutreten. Meine Brüder haben weniger den Ausschlag gegeben. Der älteste Bruder war Ordensgeistlicher bei den Redempto-
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err Bischof, Sie haben in dieser Woche Ihren 70. Geburtstag gefeiert. Haben Sie dabei auch die Symbolik der heiligen Zahlen „7“ und „10“ im Blick? Bischof Dr. Gregor Maria Hanke: Der 70. Geburtstag hat für mich persönlich keine mystische Bedeutung. Diese Zahl sagt mir einfach, daß ich älter werde. Und ich muß mich damit auseinandersetzen. Ich spüre es oft auch im Alltag, daß es nicht mehr so geht wie vor zehn oder zwanzig Jahren. Sie sind als jüngstes Kind des Ehepaars Franz und Elisabeth Hanke am 2. Juli 1954 in Mittelfranken geboren worden. Bischof Dr. Hanke: Meine Geschwister sind alle älter und – wie man so sagt – drüben geboren worden. Ich bin der einzige, der hier im Westen zur Welt kam. Drei meiner Geschwister sind bereits gestorben. Wir sind jetzt nur noch zu dritt. Ihre Familie war im mährischschlesischen Landkreis Troppau zu Hause und ist im Zuge der Vertreibung nach Mittelfranken gekommen. Wie heißen die Heimatorte Ihrer Eltern genau? Bischof Dr. Hanke: Der Heimatort meiner Mutter ist Deutsch Krawarn und liegt ganz nah an der polnischen Grenze. Mein Vater ist in Alt-Rothwasser im Altvatergebirge geboren. Er ging in Troppau zur Schule, hat in Brünn das Lehrerexamen gemacht und in Mährisch-Schlesien, im Hultschiner Ländchen, meine Mutter kennengelernt. Wurden die familiäre Herkunft und die Vertreibung im Familienalltag thematisiert? Bischof Dr. Hanke: Meine Eltern waren natürlich in ihrer neuen Heimat Elbersroth gut aufgehoben. Aber ihre tiefere Heimat ist die Herkunftsregion geblieben. Dazu kommt, daß mütterlicherseits noch ein guter Teil der Verwandtschaft drübengeblieben ist. Es gab immer wieder Beziehungen zum und Besuche aus dem Osten. Emotional war natürlich vor allem meine Mutter mit der alten Heimat verbunden. Mein Vater auch, aber bei der Mutter war es stärker ausgeprägt. Die Vertreibung war für meine Mutter ein schwieriges Thema, es war ein Bruch in ihrem Leben: das Verlassenmüssen der Heimat hat sehr stark geprägt. Sie hat auch die Rote Armee mit all den Schwierigkeiten und Grausamkeiten, die passiert sind, erlebt. Meine Eltern sind Gott sei Dank verschont geblieben. Meine Mutter hat sehr gut Tschechisch gesprochen – das war ein Bonus in dieser Zeit. Von der Vertreibung hat sie öfters erzählt: von der Zeit, als der Ausweisungsbescheid kam, oder von den paar Kilogramm, die sie mitnehmen durften. Dann ging es in Viehwaggons Richtung Westen. Das war eine harte Zeit – auch vorher schon. Denn der Vater hatte bereits vor der Vertreibung keine Möglichkeit mehr, seinen Lehrerberuf auszuüben. Da hat dann die Mutter die Familie durchbringen müssen – durch Hilfsarbeit. Sie ging immer wieder auf den Bau und hat damit geholfen, die Familie über Wasser zu halten. 1946 wurde die Familie dann ausgewiesen. Haben diese Schilderungen und Erzählungen Ihr weiteres Leben und Wirken beeinflußt? Bischof Dr. Hanke: Ja, das hat
3 das Theologiestudium ganz an den Nagel hängen und etwas anderes machen. Aber zum Glück hat mich mein damaliger Regens im Priesterseminar doch motivieren können, das Studium zu beendigen. Ich hatte dann ein Angebot, als Assistent an die Universität Bonn zu gehen. Aber da ich vorher schon in der Studentenpolitik tätig war und dabei die Hinterzimmer der Universitätspolitik kennengelernt hatte, entschied ich mich dagegen. Ich dachte mir: „Du machst jetzt etwas, von dem du überhaupt keine Ahnung hast!“ Ich war ja eher der Student, der an Wissenschaft und Gesellschaft und politischen Fragen interessiert war. Darum wollte ich mit der Jugend, die im Arbeitsprozeß steckt, in Kontakt kommen. So bin ich als Religionslehrer in die Berufsschule gegangen, wovon ich überhaupt keine Ahnung hatte. Das war sehr heilsam für mich, ich möchte dieses Jahr nicht missen. Es war ein tolles Jahr mit einem Lehrerkollegium, das mich sehr freundlich und solidarisch aufgenommen und unterstützt hat. Als Religionslehrer ist man ja der ärmste Hund. Die haben mich wirklich mitgetragen, das war eine segensreiche Zeit für mich. In dieser Zeit – es war ein Jahr des Ausprobierens – ist dann der Entschluß gewachsen, doch den geistlichen Weg einzuschlagen. Ich dachte zunächst an die Jesuiten und habe mich zur Orientierung und Klärung nach Plankstetten zurückgezogen. Vom Mönchtum hatte ich damals keine sonderlich große Ahnung. Und da hat’s wirklich geklickt. Es war, wie wenn zwei Zahnräder
Zur Person: Bischof Dr. Gregor Maria Hanke
Bischof Dr. Gregor Maria Hanke wurde am Dienstag, 2. Juli, 70 Jahre alt. Im Sudetendeutschen Gespräch spricht der Oberhirte des Bistums Eichstätt über sein Leben und seine sudetendeutschen Wurzeln. Foto: Christian Klenk/pde schon beeinflußt. Diese Erfahrung, heimatlos zu werden, hat unsere Familie auch atmosphärisch geprägt, bis hin zur Religiosität. Meine Mutter ist gerade durch die Erfahrung der Vertreibung sehr religiös geworden, das war ein Halt für sie. Das hat dann auch unser Familienleben sehr stark geprägt: dieses Verlassenmüssen der Heimat, das nicht mehr so richtig Einwurzeln können im neuen Ort, auch wenn sie sich da schon wohlgefühlt haben. Aber es war kein Vergleich zur alten Heimat. Den Eltern war klar, daß es nicht zurückgeht. Und meine Mutter wäre auch gar nicht mehr zurückgekehrt. Es hat sich dann ja auch viel verändert: Das Elternhaus meiner Mutter ist abgerissen worden, weil ja niemand mehr da war. In der kommunistischen Zeit hat die Gemeinde an dieser Stelle ein Geschäft gebaut. Diese Erfahrung, daß das Leben sozusagen ein Durchgang, ein Provisorium ist, hat meine Eltern geprägt. Und Sie selbst auch? Bischof Dr. Hanke: Das saugt man als Kind und Jugendlicher natürlich auch auf. Auf der anderen Seite hat es auch eine gewisse Freiheit gegeben. Für mich war Heimat nie so ortsgebunden. Heimat ist für mich dort gewesen, wo ich Menschen begegnet bin, zu denen man Beziehung aufbauen und in Beziehung mit ihnen leben konnte. Diese geographische ganz starke Verwurzelung wie bei meinen Gleichaltrigen im Dorf gab es bei mir nicht. Wenn ich von Onkeln und
Tanten gesprochen habe, dann war damit immer die Vorstellung verbunden, daß sie 300 Kilometer entfernt sind. Die Familie war einfach verstreut. Wie hat sich angesichts des Verbleibs eines Teils der Familie in der Tschechoslowakei der gegenseitige Austausch über die Jahre entwickelt? Bischof Dr. Hanke: Man hat sich während der kommunistischen Zeit geschrieben, die Rentner durften auch herüberfahren. Ich selbst habe den Kontakt im Jahr 1978 intensiviert, da war ich zum ersten Mal drüben. Es waren dann wechselseitige Besuche, vor allem als dann der Eiserne Vorhang gefallen ist. Da war dann ein reger Austausch, wir haben auch jetzt noch einen guten Kontakt Hatten Sie im Laufe der Jahre, auch durch die Eltern, Kontakte zu sudetendeutschen Organisationen? Bischof Dr. Hanke: Eher minimal. Meine Eltern waren ab und zu bei Heimattreffen dabei. Aber das war selten, weil wir ja auch noch die Verwandtschaft drüben hatten. Das war eine andere Konstellation. Über die Verwandten bekamen wir mit, was dort läuft. Mein Opa hat zum Beispiel maßgeblich beim Bau der Kirche mitgewirkt. Als er gestorben ist, haben sogar die Glocken geläutet, und das wurde uns hier wieder zurückgemeldet. Drüben wurde auch ein Requiem für ihn gefeiert. Da gab es schon noch Querverbindungen. Insofern hatten die Verbände nicht so die Rolle
2. Juli 1954: geboren in Elbersroth (Stadt Herrieden/Landkreis Ansbach) als Franz M. Hanke. 1980: Diplomabschluß in Katholischer Theologie an der Katholischen Universität Eichstätt. 1981: Eintritt in die Benediktinerabtei Plankstetten. 1982: Profeß, Annahme des Ordensnames: Gregor Maria. 1982 bis 1985: Studium der Anglistik in Eichstätt und Oxford. 10. September 1983: Priesterweihe in Plankstetten durch Bischof Dr. Alois Brems. 13. Juli 1993: Wahl zum 54. Abt der Benediktinerabtei Plankstetten. 2. Oktober 1993: Abtweihe durch Bischof Dr. Karl Braun. 2002: Promotion an der Theologischen Fakultät der Jesuitenhochschule in Frankfurt St. Georgen. 14. Oktober 2006: Ernennung durch Papst Benedikt XVI. zum 82. Bischof von Eichstätt. 2. Dezember 2006: Bischofsweihe im Dom zu Eichstätt durch den Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick.
in unserem Familienleben. Und in unserer Familie war immer klar: Durch das Ende des Zweiten Weltkriegs sind Fakten gesetzt worden, die irreversibel sind und mit denen man leben muß. Meine Mutter hat oft gesagt: „Eigentlich müssen wir froh sein, daß wir jetzt im freien Westen sind.“ Sie waren 14 Jahre alt, als im August 1968 der Prager Frühling von den Truppen des Warschauer Paktes niedergeschlagen wurde. Bischof Dr. Hanke: Den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei habe ich noch lebendig in Erinnerung, auch den damaligen Generalsekretär Alexander Dubček. Das war auch für die Kirche ein gewaltiger Schlag. Die Kirche hat ja in der Dubček-Ära auch wieder mehr Freiheit gewonnen. Zwei Cousins meiner Mutter waren dort Priester. Ihnen ging es in der Dubček-Zeit besser. Zu Beginn des kommunistischen Regimes waren sie ver-
risten, der andere Bruder war schon längst in Brasilien, hat dort auch Theologie studiert und ist dann dort geblieben. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen. Aber schon vom Elternhaus geprägt … Bischof Dr. Hanke: Ja, natürlich. Ich habe aber auch versucht, mich als junger Mensch freizuschwimmen. Meine Mutter hatte – wie erwähnt auch durch die Vertreibung – eine Religiosität, die nicht in allem für einen jungen Menschen so einladend war. Ich habe mir meinen eigenen Zugang zum Glauben verschafft, ja verschaffen müssen, um eben auch selbst authentisch glauben zu können. Manchmal habe ich mit meiner Mutter gerungen – das hat auch dazugehört. Aber ich habe, vor allem später im Nachhinein, ihren Weg respektiert und auch schätzen gelernt. Denn es war eben ihr Weg, dieses Trauma zu verarbeiten. Und es war für sie ein Trauma, die Heimat verloren zu haben. Wie kam es später zur Wahl des Benediktinerordens? Bischof Dr. Hanke: Das hat sich im Lauf der Zeit ergeben. Ich war ja zuerst im Priesterseminar, bin dann ausgetreten und habe frei fertig stuSudetendeutsches Gespräch: Markus Bauer mit Bischof diert. EigentDr. Gregor Maria Hanke. Foto: Bernhard Löhlein lich wollte ich
ineinander gehen. Da wußte ich: Das ist der Ort. Ich habe mich dann entschieden, in das Benediktinerkloster einzutreten. Und ich bereue es nicht. Interessant ist Ihr Interesse an England und dann auch an der Anglistik: Studienjahr 1976/77 in London und dann von 1982 bis 1985 Anglistik-Studium in Eichstätt und Oxford. Wie kam es zu diesem Schwerpunkt? Bischof Dr. Hanke: Wir hatten damals in Plankstetten noch die Realschule. Nach drei Monaten Noviziat hat man mir eröffnet, daß ich für die Schule auserkoren sei. Was mich nicht sonderlich erfreut hat, denn ich kam ja von der Schule. Ich hätte über ein Sonderförderprogramm, in dem ich bereits vorgemerkt war, in den staatlichen Dienst einsteigen können. Ich hätte nach dem dualen Studium eines zweiten Fachs also auch voll verbeamtet werden können. Das hatte ich aufgegeben und war ins Kloster eingetreten. Und nun: wieder in die Schule? Was soll das? Aber ich habe mich dann doch durchgerungen und von den zwei mir angebotenen Fächern Englisch gewählt. Danach begann ich Anglistik zu studieren und war dann auch in Oxford. Als mir das Studium so richtig Freude bereitet hat, kam der Beschluß des Konvent-Kapitels, die Realschule – eine reine Internatsschule – aufzugeben. Damit war das Lehramtsstudium obsolet, ich mußte zurückkommen. Fortsetzung Seite 4
4 Bis Mittwoch, 21. August, Seliger-Gemeinde: „Böhmen liegt nicht am Meer“. Ausstellung in der Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik, Michalská 12, Prag. Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 5. Juli, 15.30 Uhr, Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau, Eröffnung der Ausstellung: „(Nicht) gekommen, um zu bleiben“ – Vertreibung, Patenschaft, Partnerschaft. Die Ausstellung wird bis zum 31. Juli gezeigt. Eintritt frei. Foyer, Rathaus Würzburg. Samstag, 6. Juli, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Samstag, 6. Juli, 15.00 Uhr: Graslitzer Stammtisch Geretsried. Gasthof Geiger, Tattenkofener Straße 1, Geretsried. Sonntag, 7. Juli, 10.00 Uhr, Heimatkreis Kaaden-Duppau: Marien-Wallfahrt mit zweisprachigem Festgottesdienst. Kapellenberg, Winteritz (Vintířov). Samstag, 13. Juli, 13.00 Uhr, Heimatkreis Komotau und Förderverein Mittleres Erzgebirge – Komotauer Land: Gedenkstunde an der „Gedenkstätte 9.
Herr Bischof, wie ging es dann für Sie weiter? Bischof Dr. Hanke: Ich ging also ins Kloster zurück und habe alles Mögliche gemacht: Ich arbeitete in der Jugendarbeit, habe den Klosterladen mit aufgebaut, beim Aufbau des Gästehauses und bei der Erstellung der Angebote und Programme mitgewirkt. Es war ein breitgefächertes Aufgabengebiet. Dann war ich am Jugendhaus Schneemühle, das damals zu einem geistlichen Zentrum für Jugendliche umgebaut wurde. Viele Gewerke wurden dabei in Eigenleistung des Klosters eingebracht. Das war eine großartige Zeit des Miteinanders, des Zusammenwachsens verschiedener Erfahrungen. Auch ich habe damals viel – unter anderem das Verputzen – gelernt. Wir haben auch gemeinsam gefeiert – natürlich auch Gottesdienste. An diese schöne Zeit denke ich oft gerne zurück. Was hat – einige Zeit später – den Ausschlag zur Aufgabe und Berufung als Abt und schließlich zum Bischof gegeben? Bischof Dr. Hanke: Im Jahr 1993 bin ich während meines Promotionsstudiums in Rom von meinen Mitbrüdern zum Abt gewählt worden. Die Promotion war ein Beitrag für das Bildungshaus, um einen eigenen Beitrag dafür zu leisten. Wir mußten uns selbst qualifizieren, damit wir auch ein Angebot im Bildungshaus in Eigenregie machen konnten. Aber es ist dann alles anders gekommen. Die politische Wende in Deutschland und in Europa sowie die unmittelbaren Entwicklungen danach haben Sie noch als Leiter des Bildungshauses St. Gregor in Plankstetten bzw. dann 1990/91 in Rom zu weiterführenden Studien am Päpstlichen Orientalischen Institut mitbekommen. Bischof Dr. Hanke: Ich war am Päpstlichen Collegium Russicum. Auf einmal sind Vertreter der russischen Kirche in Rom eingetroffen. Die waren dann auch bei uns im Russicum untergebracht. Da habe ich hautnah mitbekommen, wie die Delegationen mit dem Vatikan Kontakt aufgenommen haben. Das war sehr bewegend. Die Entwicklungen in der Tschechoslowakei habe ich nicht so sehr verfolgt – eher die in Ungarn, weil wir seitens des Klosters dorthin Kontakte hatten. Daher hatte ich Ungarn stärker im Fokus.
TERMINE VERANSTALTUNGSKALENDER Juni 1945“. Deutschneudorf. Sonntag, 14. Juli, 9.30 bis 23.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: EM-Fußballfinale im Museum. 9.30 bis 14.00 Uhr: Böhmischer Frühschoppen.15.00 bis 18.00 Uhr: Tischkicker-Turnier.18.50 bis 19.00 Uhr: Dokumentarfilm „DFC Prag – die Legende kehrt zurück“ im Adalbert-Stifter-Saal. 19.00 bis 20.00 Uhr: Finale des Kickerturniers. 20.00 bis 23.00 Uhr: Public Viewing des EM-Finales im AdalbertStifter-Saal. Eintritt frei. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 17. Juli, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Samstag, 20. Juli, 10.00 bis 14.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Mutig und menschlich: Ein Workshop zur Förderung von Zivilcourage“. Anmeldung per Telefon unter (0 89) 48 00 03 37 oder per eMail an anmeldung@sudetendeutschesmuseum.de Sonntag, 21. Juli, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Vogelbeerbaumfest. Begrüßung um 14.00 Uhr im Stadtpark am Vogelbeerbaum, Otto-Schrimpff-Straße in Roth. Im Anschluß: Gemütlicher Nachmittag mit Musik, Liwanzen und Schneeballen im Schützenhaus am Festplatz, OttoSchrimpff-Straße 15, Roth. Samstag, 27. Juli, 10.00
Uhr, Bund der Deutschen in Böhmen: Heimatmesse anläßlich des Sankt-Anna-Festes mit den vertriebenen Deutschen und dortigen Tschechen. Laurentiuskirche in Luck bei Luditz. Samstag, 3. August, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Sonntag, 4. August, 19.00 Uhr, Musikakademie der Studienstiftung des Deutschen Volkes: „Gustav Mahler: Das klagende Lied“. Konzert in der Isarphilharmonie. Gasteig HP8, Hans-Preißinger-Straße 8, München. Mittwoch, 14. August, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Sonntag, 18. August, 11.00 Uhr, Förderverein Wallfahrtskirche Maria Kulm: 25. Egerländer Gebetstag. Wallfahrtskirche, Maria Kulm. Donnerstag, 29. bis Freitag, 30. August, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Demokratie erwandern – ein Spaziergang durch die Gründungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Teilnehmerbeitrag: 140 Euro pro Person (inklusive Übernachtung und Essen). Anmeldung per eMail an kultur@ hausschlesien.de oder per Telefon unter (0 22 44) 88 62 31. Haus Schlesien, Dollendorfer Landstraße 412, Königswinter.
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Interview mit Bischof Dr. Hanke
Bischof Dr. Gregor Maria Hanke beim Gottesdienst anläßlich der Versöhnungswallfahrt in Haindorf. Foto: Rafael Ledschbor Aber im Sachausschuß „Christliche Ostarbeit“ des Diözesanrates gab es damals beziehungsweise schon vor der Wende Kontakte in die Tschechoslowakei. Hat sich das dann in der kirchlichen Arbeit niedergeschlagen? Bischof Dr. Hanke: Das Bistum Eichstätt hat Leitmeritz als Partnerdiözese. Im Diözesanrat haben die Vertreter der Akkermann-Gemeinde schon lange vorher die Grundlagen dafür gelegt. Die ersten damals noch eher informellen Kontakte seitens des Bistums Richtung Ostblock hat Prälat Wilhelm Reitzer schon in der kommunistischen Zeit geknüpft. Nach der Wende konnten dann die Kontakte offiziell gepflegt und vertieft werden, so daß die Partnerschaft begründet werden konnte. Schon im Jahr 1992 war eine Diözesanratsversammlung in Gunzenhausen, zu der auch Vertreter aus Leitmeritz dazugestoßen sind. Es gab viele Initiativen aus dem Bistum, die dann letztlich zu der offiziellen Partnerschaft mit dem Bistum geführt haben. In Deutschland – wahrscheinlich weniger in Bayern – gibt
es oft Defizite in Bezug auf die Tschechische Republik. Was kann Ihrer Ansicht nach in Politik, Gesellschaft und Kirche getan werden, um diese Thematik stärker ins Bewußtsein zu rücken? Bischof Dr. Hanke: Gerade die jungen Leute haben heute eine offene Welt. Sie können reisen, und es gibt viele Austauschprogramme. Das sind Bausteine, mit denen man zusammenwachsen kann. Natürlich ist für uns die tschechische Sprache schwer zu lernen. Aber durch Reisen und Begegnungen und durch Austausch ist vieles möglich. Geplant ist, daß der neue Leitmeritzer Bischof Stanislav Přibyl mit Sternsingern aus seinem Bistum Ende des Jahres zu uns zur Sternsingeraussendung kommt. Durch solche Aktionen kann man diese Defizite sicherlich mindern. Gibt es auch auf den unteren Ebenen – in Dekanaten oder Pfarreien – Partnerschaften in Richtung Tschechien? Bischof Dr. Hanke: Es war früher lebendiger, als die alte Generation noch gelebt hat. Die sind dann hinübergefahren – zum Beispiel aus Gunzenhausen oder
Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr, Monsignore Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg: Vertriebenenwallfahrt. Hauptzelebrant ist Regionaldekan Holger Kruschina, 1. Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit, Gößweinstein. Samstag, 7. September, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß. Kloster Haindorf, č.p. 1, Hejnice, Tschechien. (Programm folgt). Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 10, München. Mittwoch, 19. September, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Samstag, 21. September, 15.00 Uhr, SL-Orsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Filmvorführung „Generation N – Deutschböhme“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 5. Oktober, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth.
Wemding oder über die Ackermann-Gemeinde. Da wurden regional die Aktivitäten organisiert. Das ist leider jetzt abgebrochen. Zu bedenken ist auch, daß die Infrastruktur – gerade in Leitmeritz – anders und schwierig ist. 80 Prozent der Bevölkerung waren hier früher deutschsprachig, und die sind ausgewiesen worden. Heute haben wir in Leitmeritz Nachgezogene, eine bunt gemischte Bevölkerung. Und viele sind überhaupt nicht getauft. Außerdem haben sie dort nicht die bei uns gewohnte Infrastruktur. Zum Beispiel gibt es kein Äquivalent zum Diözesanrat. Es ist also nicht so ohne weiteres möglich, von unseren Ausgangspunkten her den Dialog zu finden und aufzunehmen. Es wird viel improvisiert, vieles ist offen, im Fluß. In Tschechien existiert keine Volkskirche, die Zahlen sind überschaubar. Seit geraumer Zeit beschäftigt das Thema „Synodaler Weg“ die Katholiken in Deutschland. Sie gehören zu den Bischöfen, die eher kritisch dazu eingestellt sind. Warum? Bischof Dr. Hanke: Meine Position: Wir hätten warten sollen, bis der welt-synodale Weg abgeschlossen ist. Und dann eruieren wir, was das ganz konkret für uns in Deutschland bedeutet, wie man einzelne Dinge umsetzen kann. Daß eine partizipativere Struktur notwendig ist, das sage ich schon seit langem. Aber man muß das angesichts unserer Lehre von der Kirche, unserer Kirchenverfaßtheit nicht mit Demokratie verwechseln. Zu guter Letzt noch ein Blick auf ein paar Aspekte außerhalb Ihres Bischofsamtes: Haben Sie Hobbys, denen Sie gerne nachgehen? Bekannt ist, daß Sie auch Motorradfahrer sind. Bischof Dr. Hanke: Ja, ich besitze ein Motorrad. Doch in letzter Zeit bin ich kaum gefahren, ich habe schlichtweg keine Zeit. Ein weiteres Hobby sind die Berge. Ich klettere gerne. Das ist aber häufig von der Witterung her eher schwierig. Ich erinnere mich an eine geplante Tour im August am Großglockner, als es dann geschneit hat. Im Kloster war das Singen sozusagen meine Teilprofession. Ich war hier lange Zeit Kantor. Das hat mir auch Freude bereitet, beim Chorgebet diesen Dienst zu übernehmen. Und ich koche sehr gerne. Markus Bauer
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5.7.2024
Europäische Perspektiven Sonntag, 4. bis Donnerstag, 8. August: „Europäische Perspektiven. Deutschland und seine östlichen Nachbarn“. Seminar für historisch-politisch Interessierte aus Deutschland und Osteuropa. Nach mancherorts schwieriger Transformationsphase wurden die meisten ostmittel- und südosteuropäischen Staaten kurz vor und nach der Jahrtausendwende in die Nato beziehungsweise in die Europäische Union aufgenommen, und der wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierungsprozeß nahm Fahrt auf. Es flossen EU-Fördermittel zur Modernisierung von Infrastruktur, Bildung, Justizwesen und Umwelt. Der EU-Beitritt dieser Staaten ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen – einerseits. Jedoch zeigten sich nach einem weiteren Jahrzehnt Bruchlinien zwischen alten und neuen EU-Mitgliedern, zunächst in der Migrationskrise 2015, seit 2022 in der Positionierung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. In Ungarn, Polen sowie zuletzt in der Slowakei kamen zeitweise europaskeptische Parteien an die Macht. Außen- und verteidigungspolitisch orientierten sich die Polen eher an den USA, die Ungarn unter Viktor Orbán kooperieren in Wirtschafts- und Energiefragen mit dem autoritären und – gegenüber dem gesamten Westen – aggressiven Rußland und beteiligen sich nicht an direkter Militärhilfe für die Ukraine. Die Perspektiven auf eine engere und bessere europäische Zusammenarbeit sind skeptisch oder negativ. Neben den aktuellen politischen Ereignissen werden aber auch historische und kulturelle Verbindungen zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nachbarvölkern in Vorträgen und Filmen aufgezeigt. Anmeldungen per eMail an info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Frühschoppen, Kickerturnier & Public Viewing
EM-Finale im Museum 15.00 Uhr können die Gäste ihre eigenen fußballerischen Qualitäten beim Tischkikker-Turnier unter Beweis stellen oder die Dauerausstellung des Sudetendeutschen Museums und die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ besuchen. Um 20.00 Uhr beginnt die Live-Übertragung des EMEndspiels im Adalbert-StifterSaal. Anmeldung zum Tischkicker-Turnier per eMail an anmeldung@sudetendeutschesmuseum.de oder per Telefon unter (0 89) 48 00 03 37.
Sonntag, 14. Juli, 9.30 bis 23.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum in Zusammenarbeit mit der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: EM-Finale im Museum mit Frühschoppen. Hochstraße 8 und 10, München. Eintritt frei Das Finale der Fußball-Europameisterschaft steht an. Zu diesem Anlaß lädt das Sudetendeutsche Museum am Sonntag, 14. Juli, zum sportlichen Thementag ein. Der EMFinaltag startet um 9.30 Uhr mit einem traditionellen böhmischen Frühschoppen. Ab
Neue Ausstellung
Vertriebene 1939 Bis Mittwoch, 31. Ju- rend des Zweiten Weltkriegs li: Ausstellung „Vertrei- aus den Teilen Polens deporbung 1939“. Haus des Deut- tiert wurde, die an das „Dritte schen Ostens, Am Lilienberg Reich“ angegliedert wurden. 5, München. Öffnungszeiten: Die gewaltsamen Zwangswerktags von Przebudowa 10.00 bis 20.00 aussiedlungen, InhaftierunCiechanowa Uhr. gen und Ermordungen von Die Ausstellung „Vertriebe- insgesamt 1,5 Millionen polne 1939“ veranschaulicht an- nischer und jüdischer Bürger hand von 400 Fotografien, Pla- waren zugleich Teil der nakaten und Dokumenten die tionalsozialistischen Bevölketraumatischen Erlebnisse und rungspolitik, die in der ErrichErfahrungen der polnischen tung von KZs und im HoloZivilbevölkerung, die wäh- caust mündete. O projekcie
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Partnerzy zagraniczni Wraz ustanowieniem jesienią 1939 r. w Ciechanowie stolicy utworzonej z ziem północnego Mazowsza Rejencji Zichenau zapadła decyzja o przebudowie miasta, które stać się miało „reprezentacyjne, funkcjonalne” i przybrać „skoncentrowany charakter wschodnio-pruskiego miasta kolonialnego”. W latach następnych wyburzano całe kwartały miasta, zwłaszcza te zamieszkałe przez Żydów. Mieszkańcom dawano godzinę czasu na opuszczenie budynków.
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Fotodokument aus der Ausstellung. Foto: Ausstellung Vertreibung 1939
Polen, Zichenau, Räumung von Häusern Image 12 of 12
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Grenzland-Kongreß am Montag mit Regierungschefs und Parlamentariern beider Länder
Söder trifft Fiala in Cham Zum zweiten Mal kommt Tschechiens Premierminister Petr Fiala zum Staatsbesuch nach Bayern und wird am Montag gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder am Grenzland-Kongreß in Cham teilnehmen.
D
as erste Treffen der beiden Regierungschefs hatte 2022 in Prag stattgefunden. Im Mai 2023 eröffneten Söder und Fiala dann in Regensburg die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“. „Miteinander reden ist die Grundlage zur Verständigung. Es ist außerdem ein gutes Zeichen, daß man sich nicht nur in den Hauptstädten trifft, sondern dort, wo die Menschen leben, die das bayerisch-tschechische Verhältnis unmittelbar betrifft“, sagt MdL Jürgen Mistol (Die Grünen), einer der beiden Koordinatoren für die Zusammenarbeit zwischen dem Bayerischen Landtag und dem Tschechischen Parlament. Mit-Koordinator Dr. Gerhard Hopp (CSU) unterstreicht „die große und
Koordinieren die Zusammenarbeit des Bayerischen Landtags und des Tschechischen Parlaments: die Abgeordneten Jürgen Mistol (links) und Dr. Gerhard Hopp (rechts). Foto: Bayerischer Landtag spürbare Dynamik in unseren grenzüberschreitenden Beziehungen“. Bei dem Grenzland-Kongreß wollen Söder und Fiala mit Bürgermeistern und Landräten der Region über Themen wie Infrastruktur, Sicherheit, Sprache und Kulturaustausch beraten. Im Vorfeld laden die Koordinatoren Hopp und Mistol Abgeordnete der
beiden Parlamente zum Austausch ein. „Insbesondere nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie ist mir persönlich wichtig, eine stabile Brücke zwischen unseren Ländern zu haben. Daß die Parlamente hier eine gute Rolle spielen können und werden, werden wir im guten Austausch unter Beweis stellen können“, erklärt dazu Hopp. Ein Dauer-Ärgernis ist die schlechte Schienenverbindung zwischen Bayern und Tschechien. So ist der Alex von München nach Prag im Schneckentempo von 69 km/h unterwegs und benötigt für die 410 Bahnkilometer im besten Fall 5:55 Stunden. Zum Vergleich: Die etwas längere Strecke von Straßburg nach Paris schafft der TGV in nur 1:46 Stunden. Das Problem liegt in Bayern. Während in Böhmen und Sachsen die Strekken längst elektrifiziert sind und an einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Dresden und Prag geplant wird, schleicht im Freistaat weiterhin die Diesellok über die Gleise – ohne daß Besserung in Sicht ist. Torsten Fricke
Ministerin Ulrike Scharf bei der Begrüßung im Bergson. Oben: Hans Moritz ist neuer Pressesprecher des Ministeriums.
Sommerempfang im neuen Kulturzentrum Bergson
Ministerin Scharf im Gespräch mit den Medien „Wir müssen gemeinsam dafür einstehen, daß wir Einheit in Vielfalt haben. Wir müssen für unsere Demokratie, unsere Werte sowie für Frieden und Freiheit kämpfen“, hat Ulrike Scharf, weitere stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales sowie Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen Volksgruppe, auf dem Pressesommerfest am Montag im neuen Münchner Kulturzentrum Bergson an die Journalisten appelliert. Insbesondere im Kampf gegen Desinformation und Extremismus hätten die Medien eine große Verantwortung.
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Tschechiens Premierminister Petr Fiala und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchten am Dienstag das Bergbaugebiet Erzgebirge, das seit fünf Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Foto: Vlada ČZ
Tschechiens Premierminister Petr Fiala und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
Doppel-Staatsbesuch im Erzgebirge Zum fünften Jahrestag der Aufnahme des Bergbaugebiets Erzgebirge in die Unesco-Welterbeliste haben Tschechiens Premierminister Petr Fiala und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Dienstag die Region besucht.
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en Auftakt bildete Sankt Joachimsthal, wo die beiden Regierungschefs, die von den Botschaftern Andreas Künne und Tomáš Kafka begleitet wur-
den, von Bürgermeister Jiří Kaucký empfangen wurden und sich ins Goldene Buch eintrugen. In Joachimsthal befindet sich der Rote Turm des Todes, eine ehemalige Aufbereitungs- und Sortieranlage für Uranerze in der Nachkriegs-Tschechoslowakei. Das nationale Kulturdenkmal dient als Symbol für das Leiden von politischen Gefangenen, die unter unmenschlichen Bedingungen in den Arbeitslagern in der Umgebung inhaftiert wa-
ren. Der Turm war Teil das Arbeitslagers Vykmanov II, das 1951 errichtet wurde. Etwa 300 politische Häftlinge arbeiteten hier. Weitere Stationen des Doppel-Staatsbesuches waren Annaberg-Buchholz und Marienberg in Sachsen. Bei den gemeinsamen Gesprächen standen vor allem zwei Themen im Mittelpunkt: der Ausbau des Schienennetzes und mögliche Kooperationen im Bereich erneuerbarer Energien.
rst vor wenigen Tagen hatte sich Ulrike Scharf als Sozialministerin mit US-Generalkonsul Timothy Liston und dem Beratungsnetzwerk Bayern gegen Rechtsextremismus getroffen. „Wir müssen entschieden gegen radikales Gedankengut vorgehen. Werte zu vermitteln und so das demokratische Fundament zu stärken, ist unsere Aufgabe“, sagte die Ministerin nach dem Treffen und kündigte beim Journalistenempfang ein neues Demokratiebudget in Höhe von 2,5 Millionen Euro an. Ein großer Erfolg, so Ulrike Scharf als Jugendministerin, sei das Fest der Demokratie am 1. Juni im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg mit 13 000 Teilnehmern gewesen. „Mit politischer Jugendarbeit legen wir den Grundstein für eine Generation, die aktiv an der Demokratie teilnimmt, sich für Völkerverständigung, Gerechtigkeit und gegen jegliche Form von Extremismus einsetzt.“ Mit Blick auf die anderen politischen Themen konnte Ulrike Scharf als Familienministerin nicht ohne Stolz berichten, daß Bayern bei der Kinderbetreuung voran schreitet. So arbeiten in bayerischen Kindertagesstätten 60 Prozent mehr pädagogische Einsatzkräfte als noch vor zehn Jahren. Während die Zahl der in Kitas betreuten Kinder deutschlandweit um 22 Prozent gestiegen ist, sind es in Bayern 31 Prozent. Beim Thema Ladenschluß kündig-
Im Münchner Stadtteil Aubing wurde aus dem ehemaligen Heizkraftwerk das Bergson Kunstkraftwerk. Fotos: Torsten Fricke (2), Martina Noetel te Ulrike Scharf als Arbeitsministerin an, daß bestehende Gesetz aus dem Jahr 1956 zu entbürokratisieren. Nach einem Runden Tisch mit Politik, Wirtschaft, Kommunen, Gewerkschaften und Kirchen werde sie an den Öffnungszeiten von 6.00 bis 20.00 Uhr nicht rütteln. In dem neuen bayerischen Ladenschlußgesetz sollen aber mehr Ausnahmen möglich werden. So könnten digitale Kleinstsupermärkte ohne Personal auch sonntags öffnen dürfen und Kommunen Einkaufsnächte auch ohne Anlaß durchführen können. Nicht unwichtig für die Journalisten war auch eine Personal-Meldung der Ministerin. Seit 1. Juni verantwortet Hans Moritz als Pressesprecher die Kommunikation des Ministeriums. Moritz war zuvor Redaktionsleiter des Münchner Merkurs in Erding. Stellvertreterinnen sind Beryll Kunert und Katrin Mulzer. Torsten Fricke
Auf der ersten Sitzung des Jahres wurden der neue stellvertretende Vorstandsvorsitzende sowie weitere Mitglieder des Vorstands vorgestellt
Sudetendeutsche Stiftung: Alexander Klein folgt auf Günter Reichert Alexander Klein ist neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung. Klein, der auch stellvertretender Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung ist, folgt auf Dr. Günter Reichert, der das Vize-Amt nach vielen Jahren abgeben hat, aber im Vorstand weiter aktiv bleibt.
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uf der ersten Stiftungsratssitzung des Jahres, die Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag in Vertretung von Staatsministerin Ulrike Scharf geleitet hat, wurden außerdem die neuen Mitglieder des Stiftungsvorstands vorgestellt: Marlene Anton für die Bayerische Staatskanzlei, Kerstin Celina für die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Dr. Günter Reichert für die Sudetendeutsche Landsmannschaft Um dem Urgestein Reichert wenigstens ein wenig „Erinnerungsschmerz“ als Vize-Vorstandsvorsitzender zu verursachen, widmete der Vorstandsvor-
Jahresabschluß 2023 und dem Nachtragshaushalt 2024 nahm der Verwaltungsleiter der Stiftung, Raoul Wirbals, Stellung. Museumsdirektor Dr. Stefan Planker hatte im schriftlichen Bericht alle Facetten der Museumsarbeit beschrieben und wiederholte Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag (rechts) überreicht Alexander dies in StichworKlein das Bestellungsschreiben des Bayerischen Ministerpräsiden- ten. Die politische ten. Foto: Daniel Mielcarek Berichterstattung des Volksgrupsitzende Dr. Ortfried Kotzian seinen pensprechers Bernd Posselt ging in eine schriftlichen Vorstandsbericht „in Dank- Analyse der deutsch-tschechischen bebarkeit Herrn Dr. Günter Reichert für ziehungsweise sudetendeutsch-tscheseine langjährige Mitwirkung im Vor- chischen Beziehungen über. stand der Sudetendeutschen Stiftung“. In seinem Rechenschaftsbericht für Zum Kapitalerhaltungskonzept, dem den Vorstand der Sudetendeutschen
Stiftung setzte der Vorstandsvorsitzende Dr. Ortfried Kotzian einige wichtige Schwerpunkte. Noch im letzten halben Jahr stand das vom ORH geforderte „langfristige Kapitalerhaltungskonzept“ mit letztem Abstimmungsbedarf im Fokus des Geschehens. Jetzt meldete Kotzian Vollzug: „Dem Stiftungsrat wird das Kapitalerhaltungskonzept aktuell vorgelegt. Das wird ein großer Schritt im Bereich der weiteren Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit der Sudetendeutschen Stiftung sein. Es wird hiermit hoffentlich eine ‚Durststrecke‘ in den vergangenen neun Jahren beendet.“ Die neue Ausstrahlung des Sudetendeutschen Hauses mit dem Museum seit der architektonischen Umgestaltung des Gebäudekomplexes werde außerordentlich positiv von der Öffentlichkeit kommentiert. Weitere zentrale Arbeitsschwerpunkte waren nach Meinung Kotzians die Probleme mit dem Bauunterhalt von Museum und Sudetendeut-
schem Haus und den neuerlichen Baumaßnahmen. Nach der Zuweisung des für den Bauunterhalt zuständigen Bauamtes München 1 für die Sudetendeutsche Stiftung zum 1. Januar 2024 können notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen im Sudetendeutschen Haus in diesem Jahr 2024 begonnen werden. Die wichtigste Maßnahme stellt der Bau des gastronomischen Bereichs mit dem Café „Bohemia“ und der Bewirtschaftungsmöglichkeit des AdalbertStifter-Saales bei Veranstaltungen dar. Hierzu hatte der Haushaltsausschuß des Bayerischen Landtags den Dritten Nachtrag zur Baumaßnahme „Sudetendeutsches Museum“ beschlossen und den nötigen finanziellen Beitrag ge-nehmigt. Für diese Baumaßnahme ist noch das Bauamt Rosenheim zuständig. Nachdem im Frühjahr 2024 die Ausschreibungen erfolgreich waren, ist die Maßnahme für September/Oktober 2024 terminiert.
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FORUM
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Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Am 4. Juli feierte Horst Seehofer, ehemaliger Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Bayerischer Ministerpräsident und Schirmherr der Sudetendeutschen von 2008 bis 2018 sowie Träger des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen, 75. Geburtstag.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
PERSONALIEN Karls-Preisträger und langjähriger Schirmherr
n Ingolstadt geboren, brachte er es vom Amtsboten zum Verwaltungsinspektor. Seine Berufsjahre in der Kommunalverwaltung und später als Geschäftsführer des Planungsverbandes und des Rettungszweckverbandes für die Landratsämter Ingolstadt und Eichstätt sowie seine politischen Ämter danach hätten ihn zum „Erfahrungsjuristen“ gemacht, sagt er. Als Jahrgangsbester absolvierte er neben dem Beruf die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in München als Verwaltungs-Betriebswirt. Seehofer gehörte von 1980 bis 2008 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Ingolstadt dem Deutschen Bundestag an. 1989 trat er als Parlamentarischer Staatssekretär beim damaligen Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm ins Kabinett Kohl IV ein. Von 1992 bis zum Regierungswechsel 1998 war er Bundesminister für Gesundheit, danach Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 2005 wurde er unter Kanzlerin Angela Merkel Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. 2008 trat er die Nachfolge von Günther Beckstein als Bayerischer Ministerpräsident an, damals noch ohne Landtagsmandat. Zugleich beerbte er Erwin Huber im CSU-Vorsitz, den er
Horst Seehofer 75 2018 an Markus Söder übergab. 2018 bis 2021 war Seehofer wieder im Bundeskabinett, seit 2019 ist er Ehrenvorsitzender der CSU. Als Vorsitzender des Sozialverbandes VdK in Bayern von April bis November 2005 gewann er 20 000 neue Mitglieder – wobei er die sozialpolitischen Vorstellungen der Unionsparteien in einigen Bereichen in Frage stellte. Im Bundestagswahlkampf 2005 lehnte er die von der Schröder/Fischer-Regierung entwickelte Hartz-IV-Reform ab. Zu seinen Auszeichnungen zählen das Große Bundesverdienstkreuz, der Bayerische Verdienstorden 2008, der Karls-Preis der Sudetendeutschen 2012 und der Karl-Valentin-Orden 2014. Lob, Dank und Glückwünsche richtet an den ehemaligen Schirmherrn der Volksgruppe auch deren Sprecher Bernd Posselt: „Als ich Horst Seehofer in seiner ersten Legislaturperiode als jungen Bundestagsabgeordneten kennenlernte, war ich gerade dabei, den Weg hin zu einem politischen Mandat einzuschlagen. Wir beide waren uns sofort sympathisch. Was mir an Horst Seehofer gefiel, war seine direkte Art, gemildert durch viel Humor und eine fast böhmische Hintergründigkeit. Dabei war er durch und durch Altbayer, aus einer Arbeiterfamilie, die materielle Not sehr gut kannte. Oft hat er mir erzählt, daß es ein Arbei-
terpriester war, der seine herausragenden Fähigkeiten erkannte und ihn mit den Grundlagen der Katholischen Soziallehre vertraut machte. Auch dies war eine feste Basis für unsere gute Freundschaft: Wir waren beide Christlich-Soziale im Sinne dieses Begriffes, wie er aus den Sozialenzykliken von Papst Leo XIII. erwuchs. Als der Ingolstädter nach einer für die CSU unerquicklichen Landtagswahl das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten übernahm, führten wir in der Zirbelstube der Münchner Staatskanzlei bei frisch gezapftem Bier und einem hervorragenden Wurstsalat ein Strategiegespräch, zu dem auch mein dringender Wunsch nach engeren Kontakten zwischen Bayern und der Tschechischen Republik gehörte. Wir waren uns einig: Je besser die bayerisch-tschechischen Beziehungen, desto besser für die Sudetendeutschen. Das erste Hindernis auf diesem Weg war, daß ihn ein wichtiges Fußballspiel von Bayern München in Madrid davon abzuhalten drohte, am ersten Sudetendeutschen Tag, den er als Schirmherr bestreiten mußte, teilzunehmen. Ich machte ihm klar, daß es dann auch schwierig sein würde, mit dem Segen der Volksgruppe in die Tschechische Republik zu fahren, und faßte dies in einem Telefonat aus Straßburg mit folgenden Worten zusammen: ‚Ein
Musikgenie aus Teplitz-Schönau Telefon
AG-Vizevorsitzender
Günther Fischer 80
in dieser Region friedlich zusammen. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter kümmerte sich um den Haushalt. Gegen Ende des Krieges [wahrscheinlich nach Ende des Krieges, Anmerkung des Autors] wurde mein Vater wie viele Deutsche ohne Ansehen der Person eingesperrt und er Musiker und Komponist in der Haft schwer mißhandelt. wurde in der DDR als Sa- Als ich ein Jahr alt war, erkrankxophonbegleiter von Manfred te meine Mutter an einer BauchKrug, Uschi Brüning oder Armin fellentzündung und mußte ins Müller-Stahl bekannt. Er agier- Krankenhaus. Sie hatte Glück, te vor allem im Hintergrund und daß es damals schon Penicillin schuf eine Vielzahl von Filmmu- gab, und überlebte. Mein Vater siken. Erst für die DEFA, also die im Gefängnis, meine Mutter im Filmfirma in der DDR, worunter Krankenhaus – eine befreundeder Film „Solo Sunny“ von Re- te tschechische Familie mit fünf gisseur Konrad Wolf, der auf der Kindern erbarmte sich meiner. Berlinale 1980 mit einem Silber- Sie haben mich fast ein ganzes nen Bären für die Hauptdarstel- Jahr lang bei sich aufgenommen. lerin Renate Krößner ausgezeich- Mein Vater wurde 1946 entlasnet wurde, sicher die bekannte- sen, sobald Mutter transportfäste Melodie lieferte, nämlich den hig war, mußten wir unsere HeiTitelsong der Sängerin Sunny. mat verlassen. Ich sprach kein Dann wirkte er zunehmend in in- Wort Deutsch, nur tschechisch. ternationalen Produktionen mit. Wir Sudetendeutschen wurBei dem Film „Schöner Gigo- den über ganz Deutschland verlo, armer Gigolo“ von 1978 mu- teilt.“ sizierte er mit Marlene Dietrich Fischer erzählt dann ein typiin ihrem letzten Spielfilm in Pa- sches Vertriebenenschicksal. Mit ris. Später arbeitete er mit Bern- zwei Koffern aus Teplitz-Schöhard Wicki, Harald Juhnke oder nau vertrieben, kamen sie in eiUlrich Mühe zusammen. nem kleinen Dorf mit 25 Häusern Was am Anfang im ostthüringischen seiner atemberauOttmannsdorf über benden Karriere Triptis an und kastand, die ihn seit men als einzige den 1990er Jahren Flüchtlingsfamilie mit seiner Frau und im Ort in der nicht seinen beiden Kinbeheizbaren und dern überwiegend mit undichten Fenim südirischen Kinstern ausgestatteten sale leben läßt, Dachkammer eines stellte Fischer an Bauern unter, bei den Anfang seiner bis zu 25 Grad MiAutobiografie. nus draußen im fol„Geboren wurgenden Winter. Sie de ich im Sudeten- Günther Fischer: „Gün- seien damals fast land in Bad Teplitz- ther Fischer“. Verlag Neu- erfroren. Zwar liebSchönau. Vor dem es Leben, Berlin 2024; te er als Kind später Krieg lebten Tsche- 304 Seiten, 28 Euro. (ISBN die ländliche Idylle, chen und Deutsche 978-3-355-01928-6) aber als die Fami-
Am 23. Juni feierte Günther Fischer, Musikgenie aus TeplitzSchönau im Böhmischen Mittelgebirge, seinen 80. Geburtstag in Berlin mit der Vorstellung seiner Autobiografie und einer Box mit fünf CDs im Kulturkaufhaus Dussmann.
Geburtsdatum, Heimatkreis
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Sudetendeutscher Tag ohne Schirmherr ist wie ein Urbi et Orbi ohne Papst.‘ Er lachte, machte mit großem Aufwand das Unmögliche möglich und kam zu uns nach Augsburg. Die Geschichte vom ‚Urbi et Orbi ohne Papst‘ verbreitete er seitdem mit viel Humor. Bei unseren beiden Fahrten nach Böhmen gelang es uns durch perfektes Zusammenspiel, Eisschollen zu brechen, die sich jahrzehntelang angehäuft hatten. Nur mit einem Vorgang hatten wir nicht gerechnet: Vor dem großen Abendessen, das Fürst Karl Schwarzenberg als Außenminister für uns gab, hatte ich den bayerischen Ministerpräsidenten genauestens auf die Untiefen der böhmisch-mährischschlesischen Geschichte vorbereitet. Doch Schwarzenberg begann seine Tischrede, er werde nicht über deutsch-tschechische Themen sprechen, sondern als Nachfahre eines altfränkischen Geschlechts den Münchner Regierungschef auf all jenes hinweisen, was die Altbayern den Franken in den letzten 200 Jahren seit Gründung des gemeinsamen Königreiches angetan hätten. Die Heiterkeit über diesen kleinen Coup des Fürsten war nationenübergreifend. Horst Seehofer hat sich überragende Verdienste auch um uns Sudetendeutsche erworben, und das meiste von dem, was heute das sudetendeutsch-tschechische Verhältnis positiv auszeichnet, wäre ohne seine massive Unterstützung nicht möglich gewesen. Ich wünsche diesem angenehmen und herausragenden Partner unserer Volksgruppe zum 75. Geburtstag viel Glück, Gesundheit, Freude am Leben und Gottes reichen Segen.“ hf
27/2024
lie 1953 schließlich nach Plauen ins sächsische Vogtland umziehen konnte, boten sich für seine Eltern und auch für ihn neue Möglichkeiten. Die Eltern wurden Mitglied im Theaterring und konnten so für wenig Geld viel Kultur im Stadttheater Plauen erleben mit Sinfoniekonzerten, Opern, Schauspiel und Operette. Daß er seine Mutter als sehr musikalisch schildert, beantwortet sicher auch die Frage, wo seine Musikalität herkam. Denn der erste Klavierlehrer, den seine Eltern fanden und sicher nicht leicht bezahlen konnten, entdeckte bei Fischer schon das absolute Gehör. Viele glückliche Stationen am Robert-SchumannKonservatorium in Zwickau und der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin später war er ein gemachter Musiker und Komponist mit einer Ader zum Jazz, die er in seinem Günther-Fischer-Quartett, -Quintett, -Sextett, -Septett oder einfacher der Günther-Fischer-Band nachgehen konnte. Ob die Eltern, sein Vater starb schon 1956, gerade von TeplitzSchönau und seinem Theater die Kenntnisse und Erfahrungen mitgebracht hatten, die sie zu Plauener Theatergängern machten und ihrem Kind die musikalische Ausbildung ermöglichten, muß offen bleiben. Günther Fischer hat mit seinen Eltern und wohl auch später nicht den Weg zurück nach Teplitz-Schönau, seiner Geburtsstadt, gesucht. Die Erfahrungen des Vaters hätten sie davon abgehalten. Fischer hat als kleiner „Mozart“, wie Armin Müller-Stahl ihn einmal scherzhaft und doch mit Achtung nannte, den Weg in andere Welten gefunden. Als passionierter Segler und Saxophon spielender Musiker in Pubs seiner neuen irischen Heimat vergaß er seine Herkunft aber nicht und schrieb seinen Lebensanfang auf. Ulrich Miksch
Martin Panten Martin Panten, Vizebundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde (AG) bleibt Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
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ie Delegierten der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) wählten bei ihrer 29. Delegiertenversammlung Ende Juni im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen ihre Vertreter im ZdK für die nächsten vier Jahre. Dabei wurde Martin Panten, Erster Bürgermeister der niederbayerischen Gemeinde Parkstetten und langjähriger Stellvertretender AG-Bundesvorsitzender, als Verbändevertreter in der Vollversammlung des ZdK bestätigt und wiedergewählt. In der AGKOD sind rund 125 katholische Verbände, geistliche Gemeinschaften und Bewegungen, Säkularinstitute, Aktionen, Sachverbände, Berufsverbände und Initiativen zusammengeschlossen, die auf überdiözesaner Ebene tätig sind. Sie steht für rund sechs Millionen Mitglieder. Das ZdK ist der Zusammenschluß von Vertretern der Diözesanräte, der katholischen Verbände und Organisationen sowie weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Es ist das höchste Laiengremium in der katholischen Kirche Deutschlands und vertritt die Interessen und Anliegen der katholischen Christen in gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Fragen gegenüber der Deutschen Bischofskonferenz und der Öffentlichkeit. Markus Bauer
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
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KULTUR
� Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie
� Vorstellung
Drei Jahrhunderte Theatergeschichte deutendste Autorität außerhalb von Bayreuth für die Inszenierung der Opern Wagners“, sagte Zeman. „Unter ihm dirigierte Gustav Mahler 1885 und 1886 in Prag Wagner-Opern“, so Zeman. Schrittesser las dazu eine Passage über die „ehrliche Ergriffenheit des Publikums“ vor. 1899 habe es im Theater ein Gastspiel des Berliner Ensembles unter Otto Brahm (1856–1912) gegeben. Dadurch beeinflußt, eute geht es um Höhepunkhabe sich das Neue Deutsche te des deutschen TheaterleTheater zunächst dem Naturabens in Prag vom 18. bis zum 20. lismus zugewendet wie etwa mit Jahrhundert“, kündigte Günter Gerhart Hauptmanns „Vor SonJ. Krejs an. Der Präsident der Sunenaufgang“. Das änderte sich detendeutschen Akademie der jedoch, als Hans Demetz 1916 in Wissenschaften und Künste freuPrag Dramaturg und der deutte sich, daß zwei prominente Mitsche Expressionismus prägend glieder der Klasse der Geisteswurde wie im Drama „Der Sohn“ wissenschaften über dieses Thevon Walter Hasenclever. Die Urma referieren wollten. Herbert aufführung fand am 30. SeptemZeman und Herbert Schrittesser ber 1916 in den Kammerspielen betreuen die Herausgabe einer Akademie-Präsident Professor Dr. Günter J. Krejs, Akademie-Vizepäsidentin Ursula Haas, Professor Dr. Herbert Ze- des Deutschen Theaters in Prag Bilder (4): Susanne Habel statt. „Regie führte Hans Demetz Theatergeschichte von Hans De- man und Dr. Herbert Schrittesser (mit Weingeschenken). metz und stellten das Projekt un– sein größter Regieerfolg“, erterhaltsam vor. klärte Zeman. Demetz habe auch Einleitend erklärte Herbert nach dem Berliner Vorbild von Zeman die Vorgeschichte der Max Reinhardt die Prager Kamneuen Edition. „Bei einer Vormerspiele gegründet, die zu eitragsreise in den Vereinigten nem Symbol für modernes TheaStaaten begegnete ich in der ter wurden. Universität von Yale zufälligerNachfolger von Angelo Neuweise dem großen Germanisten mann, der 1910 starb, sei HeinPeter Demetz.“ 1922 sei Peter Derich Teweles (1856–1927) gemetz, der vor kurzem verstarb, in worden, der von 1899 bis 1910 Prag zur Welt gekommen. Chefredakteur des „Prager Tag„Die jüdische Familie seiblatts“ gewesen sei. „Inzwischen ner Mutter entstammte der kleikonkurrierte die neue Attraktinen Stadt Podiebrad, die der laon namens Lichtspielhaus um dinischen Minderheit angehö- Die Conferenciers Dr. Herbert Schrittesser und Professor Dr. Herbert Zeman auf der Bühne. die Besuchergunst“, gab Zeman renden Vorfahren seines Vaters zu. Dennoch habe es in der Zwidem Südtiroler Grödnertal, von von den Nationalsozialisten im tails aus einem Mozart-Brief. giert gewesen. Zuvor Sänger an schenkriegszeit Erfolge mit Stücwo sie nach Böhmen emigrier- KZ umgebracht worden sei. Hatte die künstlerisch-musika- der Wiener Oper, sei Neumann ken aus Wien gegeben, bei deten.“ Hans Demetz (1894–1981) Aus Demetz‘ gigantischer lische Achse bis dahin W ien– ein erfahrener Organisator ge- nen etwa 1920 Richard Tauber sei als Dramaturg am Deutschen Theatergeschichte stellten die Prag–Dresden geheißen, sei der wesen, der es verstanden habe, aufgetreten sei. Theater Teil der Prager Litera- Referenten dann einige Episo- Einfluß Wiens allmählich jedoch sein Ensemble mit viel EnthusiDie beiden Referenten katenkreise der Zwischenkriegs- den vor. Dabei beleuchtete Ze- geschwunden. „Die Koexistenz asmus für große Projekte zu ge- men nun noch zum „bitteren Enzeit tätig geweman die histo- mit Sachsen wurde stärker“, er- winnen. 1888 habe er das Neue de des deutschen Theaterlebens“ sen. Später sei rischen Hin- läuterte Zeman. Deutsche Theater mit Richard in Prag. Noch vor dem Zustaner Theaterditergründe und Dies habe sich verstärkt, als Wagners „Die Meistersinger von dekommen des Münchener Abrektor in Brünn kommens und der anschließenAbläufe, wäh- 1806 Johann Carl Liebich (1773– Nürnberg“ eröffnet. und Wien gerend Schrittes- 1816) das Theater vom verstorbeAls erfolgreicher Wagner-In- den Annexion des Sudetenlanworden. ser einzelne nen Domenico Guardasoni über- terpret habe sich Neumann be- des habe der Theaterverein im „Peter DeTextpassagen nommen habe. Liebich habe Carl reits international einen Na- September 1938 die Verträge mit metz erzählvon Hans De- Maria von Weber statt Wenzel men gemacht. Noch vor seinem dem Ensemble gekündigt, schilte mir, daß metz und an- Müller für die Zeit von 1813 bis Dienstantritt in Prag habe er 1882 derte Zeman das „unrühmliche sein Vater eideren Zeitzeu- 1816 als Operndirektor des Stän- die Aufführungsrechte für Wag- Ende“. Im März 1939 marschierne umfassengen vortrug. detheaters angestellt. Weber ha- ner-Opern in gekürzter Fassung te die Wehrmacht in Prag ein. de Geschich„Wir haben jetzt 1300 SeiEin Vorläu- be das ganze Personal entlassen erworben und die Reisegesellte des deutfer des 1888 er- und neues eingestellt. Damals schaft Richard-Wagner-Theater ten durchstürmt“, schloß Zeschen Theaters man seinen frei öffneten Neu- habe Ende und Höhepunkt der gegründet. „Neuin Prag verfaßt gehaltenen Voren Deutschen Biedermeierzeit geherrscht, lite- mann mietete eihabe“, so Ze- Professor Günter J. Krejs begrüßt. trag, der der „leTheaters in rarisch bestimmt von Franz Grill- nen Zug mit fünf Waggons für sein man. Schnell bendigen DarstelPrag sei das parzer und Adalbert Stifter. sei der Entschluß entstanden, Ständetheater gewesen, das von lung“ von Hans Ab 1862 hätten sich die Ver- etwa 150 Persodiese unveröffentlichte Ge- 1781 bis 1783 von Anton Haf- hältnisse in Prag geändert. Das nen umfassendes Demetz durchaus schichte bei der Sudetendeut- fenecker für Franz Anton Graf Ständetheater sei dem tsche- Ensemble.“ Mit gerecht geworden schen Akademie zu publizieren. war. Weitere Fravon Nostitz-Rieneck als Natio- chischen Theater zugeschlagen diesem reisenden Über den Verfasser sei sehr naltheater erbaut und 1783 mit worden. Die deutsche Minder- Wagner-Theagen wurden beim wenig bekannt. Hans Demetz sei einer Vorstellung von Lessings heit in Prag habe um ein eigenes ter habe NeuEmpfang im Otin der Jugend in Prag ein eifriger „Emilia Galotti“ eröffnet worden Haus gekämpft und mit Spen- mann eine zehnto-von-HabsburgTheaterbesucher gewesen, habe sei. Dort hätten auch Mozarts den errichtet. 1888 sei dann das monatige TourFoyer geklärt, jedoch Priester werden wollen. Sensationsgastspiele des Jahres Neue Deutsche Theater eröffnet nee mit Wagners dessen Festbuffet Dann habe er das jüdischstämmi- 1787 mit der bejubelten Prager worden, das heute als Staatsoper „Ring des NibeSadja Schmitzer, durch Sadja Schmitzer von der Su- die Geschäftsstelge Mädchen Annie aus Podieb- Erstaufführung von „Le nozze di das Zentrum des Prager Theater- lungen“ detendeutschen Akademie. Deutschland, rad kennen- und liebengelernt, Figaro“ und der Uraufführung lebens sei. lenleiterin der SuBelgiweshalb er einen anderen Beruf von „Don Giovanni“ stattgefundetendeutschen Als erster Theaterdirektor des Holland, habe ergreifen müssen. Dieses den. „Das war der Durchbruch Neuen Deutschen Theaters sei en, Österreich-Ungarn und Ita- Akademie der Wissenschaften Mädchen sei die spätere Mutter Mozarts in Prag“, so Zeman. Da- von 1885 bis 1910 Angelo Neu- lien unternommen. „In Europa und Künste, betreute. von Peter Demetz gewesen, die zu las Schrittesser pikante De- mann, ein Deutsch-Ungar, enga- galt Neumann nun als die be Susanne Habel Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste lud zur Ringveranstaltung in das Sudetendeutsche Haus in München ein. Über „Höhepunkte des deutschen Theaterlebens in Prag vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“ referierten in einer Art Doppel-Conference die österreichischen Akademiemitglieder Herbert Zeman und Herbert Schrittesser.
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Vincenc Morstadt: „Das Ständetheater“ (um 1830).
Das Neue Deutsche Theater, die heutige Staatsoper.
Bilder: Wikipedia, Wikimedia
Die Redner des Abends Bei der Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie sprachen Herbert Zemann, Supplierender Sekretar der Geisteswissenschaftlichen Klasse, und Herbert Schrittesser, Geisteswissenschaftliche Klasse, über das Prager Theater.
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erbert Zeman kam am 4. Juni 1940 in Pernitz in Niederösterreich zur Welt. Von 1958 bis 1966 studierte er Germanistik und Anglistik an der Universität Wien, dort auch Gesang. Er wurde 1966 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1972. 1976 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor für Neuere deutsche Literatur mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Literatur an der Universität Wien berufen. Er lehrte an den bedeutendsten Universitäten aller Kontinente und beeinflußte mit seinen zahlreichen Publikationen die Entwicklung der von ihm vertretenen Lehre und Forschung richtungweisend. Sein besonderes Interesse gilt der Deutschen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, insbesondere der Goethe-Zeit im engeren Sinn, der Österreichischen Literatur in ihrer Gesamtentwicklung und dem Zusammenwirken von Dichtung und Musik. Als Präsident der Österreichischen Goethe-Gesellschaft hat er nicht unwesentlichen Anteil am allgemeinen kulturellen Leben in Österreich. 2011 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Sudetendeutsche Akademie berief ihn 1987 zum ordentlichen Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse; von 1994 bis 1997 war er Akademie-Präsident.
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erbert Schrittesser kam am 28. Juli 1962 in Friesach in Kärnten zur Welt. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität für Bildungswissenschaften in Klagenfurt. Daneben absolvierte er eine Schauspielausbildung und erhielt Engagements am Stadttheater Klagenfurt und bei den Komödienspielen Schloß Porcia. Nach Abschluß des Diplom-Studiums wechselte er in die Privatwirtschaft und übersiedelte nach Wien, wo er an der Universität promovierte. 2008 erhielt er den Theodor-Körner-Preis für die Dissertation „Anton Bettelheim und Helene Bettelheim-Gabillon und das literarische Leben ihrer Zeit“. Er ist an Ausstellungen und wissenschaftlichen Projekten beteiligt und Vizepräsident der Österreichischen Goethe-Gesellschaft. 2023 wurde er in die Geisteswissenschaftliche Klasse der Sudetendeutschen Akademie berufen.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
Zu einem Gottesdienst in München hatte Stefan Samerski eingeladen. Der Kirchenhistoriker und katholische Theologe feierte mit einer großen Gästeschar in der katholischen Filialkirche Sankt Stephanus am Alten Südlichen Friedhof sein Jubiläum als Priester. Samerskis inspirierte Predigt am Vorabend des Peter-und-Paul-Festes kreiste um die beiden Apostelfürsten, die Heiligen Petrus und Paulus, deren Fest man am 29. Juli feiert. Neben vielen sudetendeutschen Helfern beim Festhochamt war auch der musikalische Leiter ein Landsmann: SL-Kulturpreisträger Dietmar Gräf spielte Orgel und Trompete und sang viele der liturgischen Titel. Im Anschluß gab es einen Empfang im Pfarrhaus mit Wischauer Spezialitäten.
A
ls sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: ,Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?‘ Er antwortete ihm: ,Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.‘ Jesus sagte zu ihm: ,Weide meine Lämmer!‘“, las Stefan Samerski aus dem Johannes evangelium vor.
Beim Jubiläumsgottesdienst von Professor Dr. Stefan Samerski Der Gottesdienst dreht sich um die Heiligen Petrus und Paulus. Bilder: Sadja Schmitzer (7), Susanne Habel (1)
� Priesterjubiläum von Stefan Samerski in Sankt Stephanus in der Münchener Isarvorstadt
Fest für die Apostelfürsten
Die Lesungen trugen David Heydenreich (SL-Pressestelle) und Christine Legner, Schriftführerin der Gemeinschaft Wischauer Sprachinsel, vor. Ingrid Sauer vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv las die Fürbitten (von oben).
Die Aufgabe, die Jesus für Petrus oder beide Apostelfürstenhabe, erläuterte der Theologe in seiner Predigt. Darin stellte Samerski die Frage, was von Petrus oder eben dem „Chef“ der Jünger erwartet werde: „Ein Chef sollte führen und moderieren können, den Überblick sowie klare Zielvorstellungen und Perspektiven für die Zukunft haben.“ Der Heilige Petrus, auf den Jesus als seinen Felsen setze, müsse sogar noch mehr können als ein anderer Chef. Der Apostel habe für eine solche Stellung keine Schulung gehabt und zeige keinen Perfektionismus oder besondere Intelligenz, aber er beweise seine Qualifikation: „Petrus gibt seine Schwäche zu, als er bei der dritten Nachfrage von Jesus nach seiner Liebe sagt: ,Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich liebe.‘“ Dies honoriert Jesus durch den Auftrag: „Weide meine Schafe!“ Seine Liebe, die Petrus bekenne, bedeute im Sinn von Caritas oder Nächstenliebe Aufmerksamkeit für den anderen, diesem gut zuzuhören und Sorge füreinander zu tragen. Insofern seien wir alle berufen. Zu dieser Nächstenliebe fordere er, so Samerski, auch die Besucher des Gottesdienstes auf. Die Kollekte des Jubiläumsgottesdienstes solle an ein Waisenhaus in Kalkutta gehen, in dem er einen Betreuer gut kenne. „Andy
Professor Stefan Samerski vor dem Hochaltar von 1676 (1707 erweitert).
Vollblutmusiker Dr. Dietmar Gräf. Mitte: Prälat Professor Ludwig Mödl, ein Freund und Mentor Samerskis, mit dem Jubilar. Ganz rechts das gigantische Buffet mit zwei der Schöpferinnen: Yvonne, der Freundin von Rosina Reims Sohn Bernhard Reim, und Monika Ofner-Reim beim Empfang im Pfarrhaus, das von Sigrid Thalhammer, der Mesnerin der Stephanskirche, betreut wird.
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ankt Stephan � Münchens Alter Südlicher Friedhof und Sankt Stephanus ist ein frühbarocker Kirchenbau, der von 1674 bis 1677 von Georg Zwerger erbaut wurde“, so Stefan Samerski. Das seit 1576 stehende hölzerne Salvatorkirchlein sei bereits 1638 abgerissen worden, um den anrückenden Schweden keine Möglichkeit zu geben, sich zu verschanzen. Der Kirchenhistoriker erklärte dies den Zuhörern vor der teils eingerüsteten Kirche und dem Tor des Friedhofs, das wegen Tiefbauarbeiten abgesperrt war. „Das Besondere am Alten Südlichen Friedhof ist seine spezielle Geschichte.“ Errichtet Bilder: Susanne Habel Rosina Reim und Professor Stefan Samerski. 1563 als Pestfried- Die Kirche Sankt Stephanus ist teils abgesperrt. Vor dem Jubiläums-Gottesdienst in München referierte Professor Stefan Samerski über den Alten Südlichen Friedhof mit seinen zahllosen Prominentengräbern, der schon 1563 – also vor der heutigen Sankt-Stephanskirche aus dem 17. Jahrhundert – entstanden war.
Wimmer arbeitet als freiwilliger Helfer im Sterbehaus des Ordens von Mutter Teresa in Kalkutta“, erläuterte er. Dort würden Kinder oder Jugendliche landen, die in einer vielköpfigen Familie „überzählig“ seien, Kinder von Lepraerkrankten oder generell arme und behinderte Kinder. „Für eine Spende als Akt der Nächstenliebe soll die heutige Kollekte sein“, so Samerski. Das Geld, das in einem Korb am Kirchenausgang lande, werde Anfang Juli von Wimmer abgeholt und komme so vollständig dem Waisenhaus zugute, betonte der Priester. Beim „Credo“ gleich darauf hörte man von der Orgelempore eine bekannte Stimme. Dietmar Gräf war der Vorsänger, der
das „Credo“ im Wechsel mit den Gottesdienstbesuchern – wie zuvor das „Kyrie“, das „Alleluja“ und das „Gloria“ – sang. Der musikalische Tausendsassa hatte schon zum Einzug mit seiner Trompete und an der Kirchenorgel das Prélude aus dem „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier gespielt. Bei der Gabenbereitung, an der David Heydenreich von der SL-Pressestelle als Ministrant half, bot Gräf ein sehr selten aufgeführtes Werk von Wolfgang Amadeus Mozart dar. Dessen „Strahover Orgelimprovisation“ war 1787 im Prämonstatenserkloster Strahov entstanden, als Mozart die dortige Stiftsorgel ausprobierte. Der Klosterorganist zeichnete später eine unvollendete Rekonstruktion dieser „Strahover Improvisation“ auf, die nun, wunderbar von Gräf gespielt, auf der Orgel von Sankt Stephanus erklang. Ebenso war es mit dem Adagio in DDur aus dem a-Moll-Choral von César Franck, das zur Kommunionsausteilung für die angemessen feierliche Stimmung sorgte. Nach der Kommunion jubelten alle im Hymnus „Nun danket alle Gott“. Samerski bedankte sich bei den Mitwirkenden und Besuchern seines Jubiläumsgottesdienstes. Sein Dank galt speziell Rosina Reim aus der Wischauer Sprachinsel und ihrem großem Familien- und Freundeskreis, die alle beim Gottesdienst und dem folgenden Empfang halfen. Danach erklangen von der Empore wieder Dietmar Gräfs Trompete und das „B–A–C– H“ von Franz Liszt auf der Orgel. Den Abschluß bildete mit „Oranges and Lemons (say the bells of St. Clement‘s)“ eine Eigenkomposition Gräfs. Das Stück basiert auf den Gedichten, die George Orwell in seine Dystopie „1984“ eingearbeitet hat. Gräf hatte diese Verse – eigentlich Kinderreime – über die Glocken einiger Londoner Kirchen vertont. Die Glocken, wie sie in der Komposition erklangen, fanden ihr Echo in den Kirchenglocken von Sankt Stephanus beim abendlichen Angelusläuten. Susanne Habel
Pest und Prominenz
hof mit nur einer kleinen Holzkapelle, sei der Friedhof ab 1789 einziger Hauptfriedhof in München gewesen. Er sei ab 1818 in Form eines Sarkophags umgestaltet worden, und dann auch für Protestanten zugänglich gewesen. Dort und auf einem Erweiterungsgelände seien vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts alle wichtigen Bürger der Stadt und andere prominente Persönlichkeiten beerdigt worden. Von ihnen zählte Samerski nur einige auf: Franz Xaver von Baader, Justus von Liebig, Ludwig von Schwanthaler, Moritz von Schwind, Ignaz von Döllinger, Carl Spitzweg, Joseph von Fraunhofer, Joseph von Görres, Wilhelm von Kaulbach, Leo von Klenze und Max von Pettenkofer. Der Alte Südliche Friedhof sei Zentralfriedhof geblieben bis zur Eröffnung des Alten Nördlichen Friedhofs an der Arcisstra-
ße in der Maxvorstadt 1868. Ab 1898 sei der Friedhof aufgelassen worden. Am 1. Januar 1944 seien die Bestattungen am Südfriedhof eingestellt worden. Der Friedhof habe im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden erlitten, die weitgehend beseitigt seien. Der Friedhof und die Kirche Sankt Stephan stünden unter Denkmalschutz. „Die Kirche Sankt Stephan hat noch zwei für Landsleute bedeutende Schätze zu bieten“, sagte Samerski im Inneren des Gotteshauses. An der Nordwand des Chors hänge ein Gemälde des heiligen Johannes von Nepomuk von einem fähigen Rokokomeister. An der Langhaussüdwand gebe es eine Ikone von Jan Mráz von 1982, die die Slawenapostel Kyrill und Method zeige. „Denn die Stephanskirche war von 1951 bis 1989 geistliche Heimat der Tschechen und Slowaken im Exil. Deren dortige Gottesdienste wurden bis zur Wende von Radio Free Europe in den Osten ausgestrahlt.“ Susanne Habel
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
� Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland
Schönbornfranken in Transkarpatien Dr.-Kurt-Linster-Stiftung unterstützte das Kulturprojekt. Da nicht wenige der nach Transkarpatien ausgewanderten Schönbornfranken aus der Region Bad Kissingen in Unterfranken stammten, lag es nahe, die Austellung auch dort zu zeigen. Der Direktor der sudetendeutschen Bildungsstätte Heiligenhof, Steffen Hörtler, mit dem die Stiftung Verbundenheit auch in seinen Funktionen in der Sudetendeutschen Landsmannschaft eng zusammenarbeitet, hatte vermittelt, daß die Ausstellung jetzt im
Lichthof des Landratsamtes Bad Kissingen gezeigt wird. Zur Eröffnung konnte Landrat Thomas Bold den Stiftungsratsvorsitzenden Hartmut Koschyk und den Stiftungsgeschäftsführer Sebastian Machnitzke begrüßen. Auch zahlreiche Kommunalpolitiker und Schulvertreter hatten sich eingefunden. Neben nmittelbar Steffen Hörtler war aus dem Vernach Betriebenenbereich auch der Ehginn des russirenvorsitzende der Kulturstifschen Angriffstung der Vertriebenen, Reinfried Blick in die Ausstellung. krieges auf die Vogler, nach Bad Kissingen geRechts die Begleitbroschüre. Ukraine hatkommen. te die Stiftung Nach den Grußworten von VerbundenLandrat Bold, Hartmut Koschyk heit mit den Deutschen im Aus- men, die im Rahmen und Steffen Hörtler legte der Hiland eine „Humanitäre Brücke der Tage der Verbunstorker Rudolf Distler die besonOberfranken–Transkarpatien“ denheit der Stiftung deren Verbindungen zwischen gestartet. Zum einen wollte man im Juli 2023 im Landdem Raum Bad Kissingen und sich nicht verzetteln und sich ratsamt Bayreuth erTranskarpatien dar und verwies mit humanitären Hilfsleistungen öffnete. auf die Dörfer und Familien, die auf eine bestimmte Region der Gefördert wurde seinerzeit nach Transkarpatien Ukraine konzentrieren. Zum an- die Ausstellung mit ausgewandert waren. dern bestehen zwischen Ober- tatkräftiger UnterDie Ausstellung im Landrats franken, ja ganz Franken und der stützung der damaligen Bayeriamt Bad Kissingen, die dessen westlichsten Region der Ukraine schen Landesbeauftragten für Kulturmanager Felix Gantner starke historische, kulturelle und Aussiedler und Vertriebene, Sylund Karin Weinmann von der zwischenmenschliche Beziehun- via Stierstorfer vom Bayerischen Stiftung Verbundenheit organigen, die in den Schönbornfran- Staatsministerium für Familie, sierten, ist bis zum 26. Juli zu seken begründet sind. Arbeit und Soziales. Auch die hen. Inzwischen wurAb 13. August de die humanitäläuft sie im Rathaus re Brücke zu einer der Stadt Bamberg, kulturellen Brücfür die die zustänke erweitert, wodige Mitarbeitezu die Ausstellung rin Brigitte Riegel„Schönbornfranken bauer nach Bad Kisin Transkarpatien“ singen gekommen und eine gleichnawar. Bamberg mige Broschüre erwird mit der Stadt heblich beitrugen. Munkatsch/MukatHierfür faßte die schewo in TranskarStiftung Verbunpatien eine Städtedenheit die umpartnerschaft einfangreiche Dissergehen, für die sich tation von Rudolf insbesondere die Distler an der UniZweite Bürgermeiversität Bamberg in stern und regionaeine populärwissenle Vertreterin der schaftliche Broschü- Mottens Bürgermeisterin Katja Habersack, Sebastian Machnitzke, Dr. Rudolf Distler, Steffen Hörtler, deutschen Minderre und eine Wander- Hartmut Koschyk, Bad Kissingens Dritter Bürgermeister Thomas Leiner, Landrat Thomas Bold und Rein- heit, Julia Taips, einausstellung zusam- fried Vogler. gesetzt hat.
Die Austellung „Schönbornfranken in Transkarpatien“ läuft im Landratsamt im unterfränkischen Bad Kissingen.
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� SL-Ortsgruppe Aichach/Bayerisch-Schwaben
S
chwank, der in Abwesenheit zum Ehrenmitglied ernannt wurde, wird dem Vorstand weiterhin als Beisitzer angehören. Im Sommer 2025 stehen turnusmäßig die Neuwahlen des gesamten Vorstands an. Sichtlich beeindruckt von den Aktivitäten der Ortsgruppe zeigte sich auch SL-Bezirksobmann Edmund Schiefer, der eigens aus Mindelheim gekommen war. Mit der Stellvertretenden Ortsobfrau Erika Glöckner hatte er zuvor die Sudetendeutsche Heimatstube, das Anton-Günther-Denkmal und das Gedenkkreuz der SL am Alten Friedhof besichtigt. Zu Beginn der Veranstaltung, die traditionsgemäß im Gasthof Specht stattfand, gedachte die Ortsgruppe in einer Schweigeminute ihrer im abgelaufenen Jahr verstorbenen Mitglieder. Anhand einer Power-Point-Präsentation erinnerten Erika Glöckner und Schriftführerin Susanne Marb an die monatlichen Vortragsnachmittage, den Vereinsausflug
und die feierliche Maiandacht mit Pfarrer Thomas Gerstlacher in der Spitalkirche. Überaus positiv waren auch die Zahlen, mit denen Schatzmeister Jonny Michl in seinem Kassenbericht aufwarten konnte. Altlandrat Christian Knauer, der mit Bürgermeister Klaus Habermann bereits im Januar die Kassenprüfung vorgenommen hatte, attestierte ihm eine vorbildliche Kassenverwaltung und führte die Entlastung des Vorstands herbei. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Mitglieder anschließend das Grußwort von Schwabens Bezirks obmann Edmund Schiefer. Dieser bescheinigte der Ortsgruppe eine überaus erfolgreiche und nachahmenswerte Verbandsarbeit. Seine Bezirksgruppe arbeite derzeit an einer Ausstellung über die Vertreibung der Sudetendeutschen, deren Aufbauleistungen in Schwaben und die erfolgreiche Eingliederung. Gemeinsam mit dem Bezirk Schwaben wolle man versuchen, diese in den Jahren 2026 und 2027 in möglichst vielen Schulen des Regierungsbezirks zu zeigen. Es sei wichtig, so Schiefer, der jungen Generation diese Prozesse vor Augen zu führen. Leider wüßten viele Enkelkinder der Erlebnisgeneration kaum mehr etwas von der Herkunft ihrer Familien und den geschichtlichen Ereignissen, die Mitte des vergangenen Jahrhunderts erschütternd und schmerzlich gewesen seien. Für zehnjährige Zugehörigkeit zeichnete er dann Johann Kneifl aus.
Edmund Schiefer, Johann Kneil und Erika Glöckner. Bild: Susanne Marb
Samstag, 13. Juli, Sommerausflug zum Kulturzentrum Ostpreußen im Deutschordensschloß in Ellingen, 13.00 Uhr Abfahrt am Alten Friedhof. Anmeldungen: Jonny Michl, Telefon (0 82 51) 37 03. Kostenbeitrag 15 Euro.
� SL-Ortsgruppe Neutraubling/Oberpfalz
Ich bete an die Macht der Liebe Für den Nachmittag des 20. Juni hatte die oberpfälzische SLOrtsgruppe Neutraubling gemeinsam mit der dortigen Landsmannschaft Schlesien und der Egerländer Gmoi zu einer Gedenkfeier am Vertriebenendenkmal im Friedhof Neutraubling geladen.
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m Jahr 2015 erklärten die Vereinten Nationen den 20. Juni zum Internationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Gerade in Neutraubling, einer Stadt, die Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hatten, ist dieser Tag ein wichtiges Ereignis, bei dem nicht nur der Opfer gedacht wird, sondern bei dem auch aufgerufen wird, solche Greuel weltweit in Zukunft zu vermeiden. Nach Glockengeläut der Iglauer Kirche begrüßte Ortsobmann Reinhard Riedl den Zweiten Bürgermeister Ulrich Brossmann, den Stellvertetenden Landrat Willi Hogger, mehrere Stadträte sowie zahlreiche Teilnehmer aus
den Landsmannschaften. Weiterhin konnten Pfarrerin Margarete Ruf-Schlüter für die Evangelische Kirche und Diakon Manuel Hirschberger für die Katholische Kirche begrüßt werden. Reinhard Riedl, Ulrich Brossmann und Willi Hogger hielten Ansprachen und legten mit dem Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Joachim Kroll, einen Kranz der Landsmannschaften und einen Kranz der Stadt Neutraubling nieder. Ein Trompeten-Solist rief nun mit „Ich bete an die Macht der Liebe“ zu den Fürbitten und Gebeten durch die Geistlichen auf.
� UdVF und JU Baden-Württemberg
10. Stuttgarter Gespräch
Hötschel übernimmt Heidi Hötschel ist die neue Obfrau der bayerisch-schwäbischen SL-Ortsgruppe Aichach. In geheimer Wahl wurde sie einstimmig zur Nachfolgerin von Gert-Peter Schwank gewählt, der das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte.
Reinhard Riedl, Joachim Kroll, Ulrich Brossmann und Willi Hogger.
des Ukraine-Krieges gebe, die es zu verbessern gelte. So sei es für die Menschen nicht einfach, sich in Deutschland zu integrieren und Arbeit und Wohnraum zu finden. Insbesondere die langen Verfahren bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen aus der Ukraine bemängelte Rudi und appellierte an die Politik, bürokratische Hürden in diesem Bereich abzubauen. So seien es vor allem Ärzte und Lehrer, die aufgrund der fehlenden Berufsanerkennungen Schwierigkeiten hätten, in ihren Berufen in BadenWürttemberg eine Stelle zu finden.
In diesem Zusammenhang erwähnte Isabell Huber das von der Ampel-Regierung eingeführte Bürgergeld und machte deutlich, daß diese Sozialleistung falsche Anreize setze und ein Hindernis bei der Integration von arbeitsfähigen Menschen in den Arbeitsmarkt sei. „Wer arbeiten kann, der sollte auch einer Arbeit nachgehen, damit gerechterweise nur n einer Diskussionsrunde mit Isabell jene Sozialleistungen erhalten, die tatHuber MdL, Stellvertretende Bezirkssächlich der Hilfe bedürfen.“ vorsitzende der CDU Nordwürttemberg, Auf die Frage von Moderator Florian und Alina Rudi, Trainerin für InterkulHummel, ob es zu Konflikten zwischen turelle Führung und Zusammenarbeit Rußlanddeutschen und Ukrainern komsowie Diversity Maname, meinte Alina Rudi, gerin, ging es um Hilfe die auch Mitglied des für und Integration von Ausschusses für Bildung Kriegsflüchtlingen aus und Integration der der Ukraine. Landsmannschaft der Der LandesvorsitDeutschen aus Rußland zende der UdVF, Chriist, daß die ukrainischen stoph Zalder, der unter Kriegsflüchtlinge sehr den zahlreichen Besuviel Unterstützung seichern auch den Bundestens der Rußlanddeutgeschäftsführer und schen erführen, wobei Landesvorsitzenden das Politische bei diedes Bessarabiendeutsen Kontakten ausgeschen Vereins, Hartklammert werde. Auch mut Knopp, begrüßte, Christoph Zalder, Alina Rudi, Isabell Huber MdL und Florian Hummel. seien die AnfeindunBild: Helmut Heisig gen, die es noch zu Bemachte in seinen Ein- gangsworten deutlich, ginn des Ukraine-Kriedaß Vertreibung immer ein Verbrechen Diesen Ball nahm Isabell Huber, Fa- ges gegenüber den Rußlanddeutschen bleiben werde, und erinnerte an die Ver- milienpolitische Sprecherin der CDU- gegeben habe, wieder zurückgegantreibungsgeschichte der deutschen Hei- Landtagsfraktion, sogleich auf und gen. matvertriebenen am Ende des Zweiten unterstützte Rudis Forderung, die Isabell Huber, die auch auf die positiWeltkrieges. Verfahren zur Anerkennung von Berufs- ven Beispiele der Integration von ukraiUnter der Moderation des JU-Lan- abschlüssen zu beschleunigen. Natür- nischen Kriegsflüchtlingen aufmerkdesvorsitzenden Florian Hummel ent- lich verlange Baden-Württemberg im sam machte und sich dazu mehr Interwickelte sich im Anschluß eine interes- Bereich der ärztlichen Versorgung einen esse bei den Medien wünscht, forderte sante Diskussion zu der Frage, wie den hohen Standard, doch gelte es, die Vor- zum Schluß, daß die Geschichte der Verzahlreichen Kriegsflüchtlingen aus der schriften an die Veränderungen im me- treibung in den schulischen BildungsUkraine geholfen werden könne. Dabei dizinischen Bereich anzupassen. Den- plänen Einzug halten müsse, um auch machte Alina Rudi, die sich für die Inte- noch erwarte sie auch von akademisch bei der jungen Generation das Gedengration von Ukraine-Flüchtlingen enga- ausgebildeten Flüchtlingen, sich nicht ken an dieses Verbrechen gegen die giert, deutlich, daß es noch viele Defizite zu schade zu sein, auch andere Arbeit Menschlichkeit aufrechtzuerhalten. bei der Eingliederung von Geflüchteten anzunehmen. Helmut Heisig
Die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (UdVF) und die Junge Union (JU) Baden-Württemberg hatten am Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, der weltweit als Weltflüchtlingstag begangen wird, in den Kursaal nach Bad Cannstatt zu ihrem „10. Stuttgarter Gespräch“ eingeladen.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
� Bavaria Bohemia
Brückenbauer-Preise verliehen Dr. Veronika Hofinger und Bára Procházková sowie Dr. Ludwig Spaenle und Jan Šícha. Bilder: Markus Bauer
Seit 2007 verleiht der Verein Bavaria Bohemia Schönsee in mehreren Kategorien den Brückenbauer-Preis. Diese Auszeichnung wird für vorbildliches Engagement zur Vertiefung der guten Nachbarschaft in den bayerischen und tschechischen Nachbarregionen verliehen. Im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) wurden heuer der frühere bayerische Staatsminister Ludwig Spaenle, der Kunsthistoriker Jiří Fajt, das Ehepaar Jean Ritzke Rutherford und KarlLudwig Ritzke, die Journalistin Bára Procházková und die Sigmund-WannRealschule Wunsiedel gewürdigt.
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� CeBB
Begegnung ist das ein und alles Die Verleihung der BrückenbauerPreise nutzte Veronika Hofinger, die Leiterin des Centrums Bavaria Bohemia (CeBB) im oberpfälzischen Schönsee, für ein Podiumsgespräch mit den Preisträgern Ludwig Spaenle, Bára Procházková und dem Journalisten und Historiker Jan Šícha über die Bedeutung der politischen Bildung – auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Europawahl – sowie weitere Aspekte.
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s sei wichtig, ständig die Grundprinzipien der Demokratie zu wiederholen, forderte Bára Procházková. Das deutsche Vorbild müsse mehr nach Tschechien übertragen werden, aber sie würde eher von Zivilbildung sprechen. Sie verwies – exemplarisch nach einem Vortrag von ihr für deutsche Soldaten über die deutsch-tschechischen Beziehungen – auf Wissens lücken vor allem bei den jüngsten Entwicklungen nach der Wende. „Wir brauchen mehr Erlebnisse“, schlug sie vor und nannte beispielhaft die Schülerprojekte des CeBB oder auch Auslandspraktika. Es gehe darum, die Augen zu öffnen für die andere Seite der Grenze und sich gegenseitig kennenzulernen, so die Journalistin. „Begegnung ist das ein und alles“, unterstrich auch Spaenle, wobei Sprachkenntnisse ein wichtiger Faktor seien. Für den langjährigen Staatsminister werden auf deutscher Seite die Leistungen der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei viel zu wenig gewürdigt. Äußerst positiv bewertete er die im städtischen Museum Aussig angesiedelte Dauerausstellung „Unsere Deutschen“ und die vielen Aktivitäten in der gemeinsamen Region, dem Nationalpark Šumava/Böhmerwald. Damit ging Hofinger zum Europäischen Grünen Band über, das auch für die Erinnerungs- und Begegnungsarbeit zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für Jan Šícha werden hier gleichermaßen Erfolge und Mißerfolge deutlich – gleichsam als Spuren, die hier beide Länder und Völker verbinden. Den verbindenden Aspekt – sowohl ökologisch als auch als Ort der Erinnerung – hob auch Spaenle hervor, „der Todesstreifen ist zum Lebensstreifen geworden“. Und auch Bára Procházková sieht das Grüne Band als eine einzigartige Chance, wie man den Menschen diesen Ort auf angenehme Weise zeigen könne. Mit dem Appell an die Geber der Fördermittel, hier auch weiter zu unterstützen, schloß das kurze Podiumsgespräch. Markus Bauer
die vielen grenzüberschreitenden Initiativen in Oberfranken, der Oberpfalz und Niederbayern und sprach die engen Vernetzungen in der Wirtschaft sowie beim Rettungsdienst, im Gesundheitsbereich, beim Technologietransfer oder bei den Hochschulen an. „Die Weiterentwicklung der bayerisch-tschechischen Freundschaft ist für mich ein Herzensanliegen. Ich werde alles dafür tun, daß in einem gemeinsamen Europa Bayern oder Deutschland und Tschechien immer Seite an Seite marschieren. Die Brückenbauer haben dafür einen unglaublichen Beitrag geleistet.“ Anschließend wurden in kurzen Filmsequenzen die Preisträger und ihre Verdienste vorgestellt. In der Kategorie Ehrenauszeichnung ging der Brückenbauer-Preis an Ludwig Spaenle. Der frühere Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus (2008–2013) sowie für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (2013–2018) ist seit 2018 Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Seine ersten Kontakte zur Tschechoslowakei habe er 1968 beim Urlaub in der Nähe des Dreisesselbergs gehabt. Als Siebenjähriger sei er damals versehentlich über die Grenze getreten, so daß ihn sein Vater aufgeklärt habe: „Das ist der Osten, der Eiserne Vorhang!“ Schon vor 1989 sei er in die ČSSR gereist und habe die beginnenden Veränderungen in Politik und Gesellschaft beobachtet. Als Mitarbeiter der BRKirchenredaktion habe er ab 1990 journalistisch die Transformationen in Politik, Gesellschaft und Kultur begleitet. Dank Kontakten etwa mit Dominik Duka, dem späteren Prager Erzbischof, oder Karl Fürst Schwarzenberg, dem späteren Außenminister, habe er ein enges Netzwerk aufgebaut, das ihm als Landespolitiker zugute gekommen sei – vor allem, als sich in seiner Zeit als Staatsminister die bayerisch-tschechischen Beziehun-
nem Ort allein tätig sein“, sagt Fajt in dem Kurzfilm. In diesen Städten hat er an vielen internationalen Ausstellungen mitgewirkt, unter anderem an der bayerisch-tschechischen Landesausstellung über Karl IV., die den Kaiser neu als Universalherrscher mit einem Bewußtsein für europäische Zusammenhänge interpretierte. Von 2014 bis 2019 leitete Fajt als Generaldirektor die Nationalgalerie Prag, seit 2021 ist er an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als Leiter der Abteilung für Internationale Angelegenheiten engagiert. Wichtig ist ihm dabei immer die politische Dimension der Kulturarbeit, was manchmal mit Protesten und Konflikten bis in die höchste Politik verbunden ist. „Jiří Fajt ist ein Freund Bayerns, der sich um die Wiederherstellung des Bewußtseins der europäischen Zusammenhänge, für die Kulturdiplomatie und die bayerischtschechischen Kulturbeziehungen verdient gemacht hat“, hieß es in der Laudatio. Der Journalist Jan Šícha, der Fajt vertrat und entschuldigte, machte ferner deutlich, wie stark Fajt die deutschen Themen in Tschechien vertrete und umgekehrt. In der Kategorie „Persönlichkeiten“ bekam das Ehepaar Jean Ritzke Rutherford und Karl-Ludwig Ritzke den Brückenbauer-Preis für sein langjähriges Wirken in der Ackermann-Gemeinde. Speziell der Leitsatz „Dem Alten verbunden, mit Blick in die Zukunft“ spiegelt den Charakter der Aktivitäten. Das gemeinsame tiefe Interesse an der Kultur und Literatur Mittelosteuropas führte das Ehepaar zur Ackermann-Gemeinde und zu Kontakten nach Tschechien. Besonders prägend waren im Jahr 1998 die Begegnung in Neutraubling mit dem Pilsener Bischof František Radkovský, wo dieser eine exzellente Versöhnungspredigt hielt, und seit 2015 die partnerschaftlichen Verbindungen nach Klattau mit dem bereits mehrmals durchgeführten Symposium. Seit 2018 wirken KarlLudwig Ritzke und Jean Ritzke Ruther-
er per Video zugeschaltete Bayerische Ministerpräsident Markus Söder zollte dem CeBB hohe Anerkennung dafür, daß hier seit vielen Jahren Deutsche und Tschechen zusammenkämen. Das sei wichtig für Bayern und Tschechien, diese Region sei nicht der Rand Bayerns, sondern das Herz Europas. Zudem verwies Söder auf Gemeinsamkeiten von Bayern und Tschechen in der Mentalität oder beim Essen und Trinken. Angesichts von Kriegen, Vertreibung und Eisernem Vorhang seien Brückenbauer schon immer wichtig gewesen. Für die bayerische Landespolitik nannte er seinen Amtsvorgänger Horst Seehofer, der die Türen zur Tschechischen Republik weit geöffnet habe, die gemeinsame Sitzung des bayerischen und tschechischen Kabinetts, den Besuch des tschechischen Staatspräsidenten Petr Pavel bei den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen in Selb im letzten Jahr und die Präsenz ranghoher tschechischer Vertreter bei den jüngsten Sudetendeutschen Tagen. „Es besteht ein völlig neuer Draht zu Tschechien, es ist eine enge Verbindung. Es sind wichtige und positive Signale für Partnerschaft, Freundschaft und nachbarschaftliche Zusammenarbeit.“ Eine bedeutende Basis dafür sei die Kulturarbeit, für die auch die Preisträger stünden. Ihnen gratulierte er, auch weil diese Felder für ihn eine wichtige Zukunftsaufgabe seien. Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling hieß in seiner Eigenschaft als Erster Vorsitzender von Bavaria Bohemia die zahlreichen Ehrengäste willkommen. Die seit 2007 verliehenen Brückenbauer-Preise seien Früchte einer jahrzehntelangen Annäherung, Alle Preisträger, Grußwortredner, Politiker sowie die Moderatorin und die CeBB-Leiterin. die Preisträger hätten eine wichtige Rolle dabei gespielt. gen vertieft hätten. Mit seinem Amtskol- ford im Vorstand des Regensburger Die Begegnungen zwischen Bayern und legen Daniel Herman habe er am 4. Mai Diözesanverbandes der Ackermann-GeTschechen seien ein Herzensanliegen. 2015 in Prag die Vereinbarung zwischen meinde. Auf ihre Initiative geht auch die „Brücken sind nicht nur als Bauwer- der Tschechischen Republik und dem Gründung des Trägervereins zurück. ke wichtig, sondern auch für den Aufbau Freistaat Bayern in Kulturfragen unter- Neben Kulturfahrten und der Reihe „Livon Beziehungen zwischen Ländern, zeichnet. Diese bilde die Basis für Pro- terarisches Café“ rückte zuletzt auch das Nationen und Menschen. Dafür steht jekte wie die gemeinsame Landesaus- Grenzland in Form von Wanderungen, das CeBB seit 17 Jahren mit dieser Preis- stellung „700 Jahre Karl IV.“ in Nürn- den „Samstagen für Nachbarschaft“ verleihung“, äußerte sich per Video der berg und Prag und für die Ansiedlung im Corona-Jahr 2020 und dem ForSenatspräsident der Tschechischen Re- der Koordinierungsstelle für die bay- mat „Quo vadis, Grenzland“ verstärkt publik, Miloš Vystrčil. Auch er gratulier- erisch-tschechische kulturelle Zusam- in den Fokus. Darüber hinaus wird nun te den Preisträgern und dankte für den menarbeit am CeBB. In seinem jetzigen auch die intergenerationelle Arbeit inEinsatz zum Ausbau der Beziehungen Tätigkeitsfeld sei Tschechien ein wich- tensiviert, also auch die junge Generazwischen Bayern und Tschechen. Dieses tiges Partnerland, konkret das Euro- tion ins Boot geholt. „Es geht auch um Engagement sei nicht nur für Deutsch- päische Grüne Band an der bayerisch- das Auflösen der Grenzen in den Köpfen land und Tschechien, sondern für ganz tschechischen Grenze, die Projekte der der Menschen“, erläuterte Karl-Ludwig Europa wichtig. Stiftung Jugendaustausch und auch die Ritzke im Kurzvideo. Live vor Ort war der Staatssekre- Zusammenarbeit der Hochschulen. Den Nutzen vieler inzwischen getär der Finanzen und für Heimat, MarIn seinen Dankesworten erinner- wachsener Netzwerke sprach Jean Ritztin Schöffel, der auch Tschechien-Ko- te Spaenle an die von ihm erstellte BR- ke Rutherford in ihrem Dankeswort an, ordinator der Bayerischen Staatsregie- Reportage über die Rolle der Kirchen in ihr Gatte erinnerte daran, daß er die rung ist. „Schönsee ist ein lebendiges der Tschechoslowakei, konkret an die CeBB-Leiterin Veronika Hofinger als Zentrum für die bayerisch-tschechi- „Brutalität gegenüber den Glaubensge- Lehrer unterrichtet und mit Interesse ihsche Freundschaft“, stellte er fest. Für meinschaften“ während des Kommunis- re Laufbahn verfolgt habe. den sehr aktiven Trägerverein des CeBB mus. Im Rahmen der Recherchen sei er Mit Bára Procházková erhielt auch zollte er Landrat Ebeling Anerkennung. damals unter anderem auch nach Lidice, „das sympathische Gesicht vieler Der Staatssekretär wies auf seine Her- Theresienstadt und Aussig gefahren. deutsch-tschechischer Kultur- und Bekunft aus einem grenznahen Ort hin, wo Den Brückenbauer-Preis in der Ka- gegnungsveranstaltungen“ den Brücer unweit des Eisernen Vorhangs auf- tegorie Ehrenpreis erhielt der 1960 in kenbauer-Preis in der Kategorie „Pergewachsen sei. Heute seien grenzüber- Prag geborene und seit 2001 mit sei- sönlichkeit“. Als Moderatorin begleitet schreitende Treffen von Kommunalpo- ner Frau in Berlin lebende Kunsthisto- sie diese souverän zweisprachig, mit Witz litikern und gemeinsame Planungen in riker Jiří Fajt, der nicht kommen konn- und Herz. Basis für sie war der Besuch einer gemeinsamen Region jedoch fast te. Aber nicht nur diese beiden Städ- des Deutsch-Tschechischen Gymnasidie Regel, ebenso bei vielen Vereinen te prägen sein Leben und Wirken. Er ist ums in Prag, wo auch ihr Berufswunsch und Institutionen etwa in der Musik, beruflich in europäischen Dimensionen reifte – sie war damals ChefredakteuKultur oder im Schulbereich – bis hin unterwegs – zwischen Berlin, Leipzig, rin der Schulzeitung. Ein Gastschulaufzu Einzelpersonen, die sich in der alten Dresden, Nürnberg und Prag. „Ich brau- enthalt in Deutschland 1994 weckte ihHeimat engagierten. Er freue sich über che Bewegungen, ich kann nicht an ei- re lebenslange Liebe zu Deutschland. Im
Rahmen eines Stipendiums studierte sie Politologie und Osteuropäische Studien an der Universität Hamburg. Diese Erfahrungen, die bis in die Gegenwart ihr Leben prägen, möchte die Preisträgerin auch anderen ermöglichen: unter anderem mit den Formaten „Versuch’s mal in Deutschland“ und „Czech in“ unter der Schirmherrschaft des Deutsch-Tschechischen Jugendforums, mit Seminaren zur politischen Bildung an der Georg-vonVollmar-Akademie und vor allem auch im Rahmen ihrer journalistischen Arbeit bei verschiedenen Medien und Portalen. „An den nachbarschaftlichen Beziehungen muß immer gearbeitet werden“, sagt sie im Video. „In all ihren Tätigkeiten wirkt Bára Procházková als kompetente und gleichzeitig empathische und menschliche Mittlerin“, lautete schließlich der Kerninhalt der Begründung für die Auszeichnung. In ihren Dankesworten ging sie auf die Hintergründe ein, die zur Wahl des Deutsch-Tschechischen Gymnasiums führten – verbunden mit der Aussage: „Wenn wir jemanden ansprechen wollen, dann müssen wir mit dem Alltäglichen anfangen.“ In der Kategorie „Organisationen/ Partnerprojekte“ ging der Brückenbauer-Preis an die Sigmund-Wann-Realschule Wunsiedel. Diese bietet seit 2007 als einzige Schule in Bayern Tschechisch als Wahlpflichtfach an. Das heißt, ab der 7. Jahrgangsstufe wählen die Schülerinnen und Schüler des Sprachenzweigs Französisch oder Tschechisch als zweite Fremdsprache. Vier Jahre lang erhalten sie Unterricht und machen die Abschlußprüfung in dieser Sprache. Vor allem die engen wirtschaftlichen, touristischen und kulturellen Verbindungen in dieser oberfränkischen Region sowie die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt waren Gründe für die Etablierung des Tschechischen als Fremdsprache. Vertieft werden können die Sprachkenntnisse im Rahmen der Schulpartnerschaft mit dem Gymnasium Česká in Budweis bei Aufenthalten in Gastfamilien und Exkursionen nach Prag und Pilsen. Bereits zweimal hat die Schule für diese Vorreiterrolle die Europa-Urkunde von der Bayerischen Staatsregierung erhalten. Über 200 Schülerinnen und Schüler haben bereits die Abschlußprüfung absolviert und setzen ihre Sprachkenntnisse in vielen Branchen in ihren beBild: Markus Bauer ruflichen Feldern ein. Darüber hinaus kann inzwischen auch ein Sprachzertifikat in Zusammenarbeit mit der Karls-Universität Prag erworben werden. „Es ist eine sehr große Ehre, stellvertretend für die engagierte Schulfamilie diesen Preis anzunehmen“, dankte Schulleiter Oliver Meier. Er hob besonders das Engagement und Herzblut der von Beginn an tätigen TschechischLehrerin Marcela Pöhlmann hervor, die damals die Idee dazu hatte. Pöhlmann ihrerseits bedauerte, daß es keine Nachfolger im Umkreis gebe. Sie motivierte, wenigstens ein paar tschechische Grundbegriffe sprechen zu können. „Die Tschechen sind dankbar, wenn die Deutschen nur ein paar kleine Worte Tschechisch sagen“, meinte die Lehrerin. Das Schlußwort sprachen die Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek. „Die Preisträger sind ein Schatz, der gepflegt werden muß – etwas, was wir für die Zukunft brauchen“, meinte Jelínek. Alle Preisträger hätten Herzblut, Engagement, Pragmatismus und Energie eingebracht, konstatierte Ernstberger. Nun gehe es darum, in größeren Netzwerken diese Ideen aufzugreifen und weiter an der Demokratie und Zivilgesellschaft zu arbeiten. Moderiert wurde die Preisverleihung von Stella Agomor, für den musikalischen Rahmen sorgte das Ivan-AudesTrio. Markus Bauer
AKTUELL . ZEITGESCHICHTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
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� Anni Zaha erzählt ihr Leben
Von Grünlas nach Straßdorf Franz Lössl und Peter Spacek mit ihren Sammlungen.
Bild (1): Erhard Spacek
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� Sudetendeutsches Museum
Zwei neue Spenden Die Sammlung des Sudetendeutschen Museums ist seit seiner Eröffnung 2020 in vielerlei Hinsicht von privaten Sachspendern reich bedacht worden. In den letzten eineinhalb Jahren wurden vermehrt umfangreiche Postkartenkonvolute in großzügiger Weise gespendet. So haben etwa Franz Lössl und Peter Spacek dem Museum in München ihre über Jahrzehnte zusammengetragenen Bildkartensammlungen geschenkt.
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nde 2022 erhielt das Museumsteam einen unscheinbaren Karton aus Weißenburg, in dem sich über 3000 Postkarten befanden. Diese Ansichtskarten zeigen überwiegend Sudetendeutsche Städte und waren fein säuberlich alphabetisch sortiert. Im beiliegenden Brief berichtete der Sammler Franz Lössl, dessen Familie aus dem Egerland stammt, über zwei Kaufangebote. Nach Rücksprache mit seiner Frau habe er sich aber entschieden, sein Lebenswerk dem Sudetendeutschen Museum zu spenden. Diese umfangreiche Sammlung wird derzeit in die museumseigene Datenbank aufgenommen und damit der Nachwelt und Forschung zugänglich bleiben. Die Eingabe wird aufgrund der hohen Stückzahl vermutlich erst Ende des Jahres fertiggestellt sein; danach
folgt die Digitalisierung der Bildkarten. Auch Peter Spacek, geboren 1939 in Teplitz-Schönau, entschied sich zur Spende seines Lebenswerks. Seit über 50 Jahren sammelte der Heimatforscher, Historiker und Autor alte Postkarten aus der Region Teplitz-Schönau und Aussig. Im April übergab sein Bruder und Teplitz-Schönauer Heimatkreisbetreuer Erhard Spacek stellvertretend die wertvolle rund 3000 Exponate umfassende Sammlung dem ehemaligen Sammlungsleiter Klaus Mohr und dessen Nachfolgerin Jeanine Walcher. Beide betonten den Wert der Sammlung für das Museum und lobten die Sammlungstätigkeit von Peter Spacek. Sicher werden auch hier im Zuge der Inventarisierung Ansichten von Orten auftauchen, die bisher in der Ortsdatenbank des Museums noch nicht enthalten sind. Franz Lössl und Peter Spacek, so Walcher, stünden stellvertretend für die vielen Spender, die dem Museum nahezu täglich Angebote unterbreiten und die Museumssammlung mit einzelnen Objekten, interessanten Konvoluten, fast vergessenen Nachlässen und über Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlungen bereichern. Diesen beiden Herren, ihren Familien und jedem Spendenangebot gebühre herzlicher Dank. er
� Villa Heiligenhof
Vor 100 Jahren erbaut Eberhard Heiser berichtet über die Vergangenheit der heutigen Begegnungsund Bildungsstätte Heiligenhof im unterfränkischen Bad Kissingen.
I
Die Egerländerin Anni Zaha wurde am 1. Juli in Straßdorf, einem Stadtteil von Schwarzenbach am Wald im oberfränkischen Landkreis Hof, 90 Jahre alt. Bereits vor 22 Jahren schrieb die mittlerweile mehrfache Urgroßmutter ihre Erinnerungen auf.
wieder in seine Wohnung bat, um ihm nach meinen öfteren Besuchen vom Heiligenhof zu berichten. So erfuhr der ehemalige Eigentümer natürlich von mir auch, daß sein einstiges Domizil in das Eigentum der Sudetendeutschen Landsmannschaft als Sudetendeutsches Sozialwerk übergegangen ist. Herrn Schröders Tochter Annelie war zwar wesentlich älter als ich, aber mit meinen Schwestern und mir eng befreundet. Nach Ableben ihres Vaters schenkte sie mir seine Melone und ein Ölgemälde, das einen sehr gewagten Akt von Schröders Gemahlin in jungen Jahren darstellt. Leider, leider hatte mein „Feldwebel“ – unverständlicherweise – diese sinnliche Darstellung aus unserer Wohnung verbannt. Als jahrzehntelangen Stammgast des Heiligenhofes lud mich das Heimleiterehepaar Traudl und Erich Kukuk zur 40jährigen Jubiläumsfeier 1992 ein. Mit Schröders Melone auf dem Kopf überreichte ich den Kukuks eine Collage mit Fotografien, welche unter anderem das Ehepaar Schröder bei der Betrachtung ihres Rohbaus zeigt. Der damals noch lebende Sohn Schröders hatte mir erlaubt, einige Bilder aus dem Familienalbum zu kopieren. Die Collage „Bevor die Sudetendeutschen kamen“ hängt übrigens in der Treppenhaus-Galerie des Heiligenhofs ganz unten im Kellerbereich.
m Sommer 1958 begab ich mich zu einem Jungenschaftsseminar der Sudetendeutschen Jugend auf den Heiligenhof. Ich hatte als Bezirksjungenschaftsführer von Mittelfranken den SdJ-Rang eines „Knappen“, und der damalige Leiter des Heiligenhofes, Erich Kukuk, sowie der Bundesjungenschaftsführer Klaus Großschmidt beförderten mich nach eingehender Prüfung am Ende des Seminars vom „Knappen“ zum „Reisiger“, dem immerhin vierthöchsten Rang in der Jungenschaftshierarchie. Nicht ohne Stolz trug ich jetzt die um den Knoten des Halstuches gewundene rote Kordel. Daheim in „unserem“ stattlichen Haus angekommen, begegnete mir, aus dem ersten Stock kommend, ein mit Gehrock und Melone gekleideter, vornehmer älterer Herr, namens Carl Schröder. „Woher des Weges, junger Mann?“, fragte mich dieser, im selben Haus mit seiner Gemahlin wohnender Herr freundlich. „Ich war drei Tage in Bad Kissingen“, gab ich zur Antwort. Auffällig neugierig wollte dieser Herr Schröder mehr wissen. Als ich das Wort „Heiligenhof“ in den Mund nahm, hielt Schröder offensichtlich gerührt einen Moment sprachlos inne, bevor er mir erklärte, daß er, der ehemalige Industrielle, 1923/24 die Villa Heiligenhof für seine Familie auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei habe erbauen lassen. Es blieb nicht aus, daß mich der ehemalige Eigentümer unserer heutigen Bildungsstätte in den letzten zwei Jahren seines Lebens immer Der Heiligenhof im Jahre 1953.
ch kam in Grünlas bei Altsattl im späteren Kreis Elbogen zur Welt. Am 8. Juli wurde ich auf den Namen Anna getauft. Meine Patin war die Schwester meiner Mutter und hieß Anna Susanna. Der Name Anna hat mir nie Freude gemacht. Susanne wär mir lieber gewesen. So wurde aus Anna eben Anni. Meine Kindheit in Karlsbad war schön. Ich hatte zwei Tanten auf der Teufelsinsel in Karlsbad und einen Onkel – die Geschwister meiner Mutter – und einen gleichaltrigen Cousin Anton, den ich sehr liebte und der mein ein und alles war. Eine andere Tante wohnte in Amonsgrün. Bei ihr war ich auch sehr gerne. Nur vor dem Hühnerdreck im Dorf ekelte es mich. Dafür liebte ich die kleinen Zicklein. In meinem Geburtsort Grünlas lebte auch ein Bruder meines Vaters. Seine Frau kochte mir immer Nudelsuppe mit ganz dicken Nudeln, wenn ich zu Besuch war. Tante Lene und Onkel Hans in Karlsbad auf der Teufelsinsel hatten immer gute Kekse für mich bereit. Sie hatten auch eine Puppe, die laufen konnte. Die durfte ich aber nur anschauen. Ich habe sie auch später nicht geerbt, obwohl ich einige Andenken an sie beide besitze. Wir wohnten in der Röhrengasse 9 in Karlsbad. Dort herrschte ein gutes nachbarschaftliches Beisammensein unter den Erwachsenen. Das übertrug sich auch auf die Kinder. Ich hatte zwei gute Freundinnen, sie hießen Peppi und Marianne. Mit ihnen bin ich auch heute noch in Briefwechsel. Ich besuchte die Volksschule in der Helenenstraße. Im Laufe des Krieges wurde die Schule zum Lazarett, und wir mußten in die Bürgerschule ausweichen. Die wurde aber bald danach als Flüchtlingslager gebraucht, und die Schulkinder wurden auf alle Karlsbader Schulen verteilt, wo sie dann in Schichten unterrichtet wurden. So kam es, daß ich in der ersten und zweiten Volksschulklasse auch die Gewerbeschule, das Gymnasium und die Realschule von innen kennenlernte. Als im Februar 1945 auch in Karlsbad Bomben fielen und Platz für Obdachlose gebraucht wurde, fiel der Schulunterricht ganz aus. In Posen, wo wir eineinhalb Jahre wohnten, habe ich zwei Bombenangriffe erlebt, die wir in einem sicheren Erdbunker gut überstanden. 1945, in der Zeit, als die Tschechen und die Russen die Gewalt über uns hatten, mußten wir uns mit Tauschgeschäften über Wasser halten. Im Laufe des Jahres mußten die Mütter arbeiten und wir Kinder für Lebensmittel anstehen. Es war üblich, daß es in jedem Laden und an jedem Tag etwas gab. So lernten Marianne und ich Karlsbad gut kennen, aber auch die Russen und Tschechen fürchten. Denn wir Deutsche mußten eine weiße Armbinde tragen. Wir konnten zwar unsere Wohnung einstweilen behalten, aber die tägliche Angst erst vor den Russen und Plünderungen, dann vor den Tschechen war immer gegenwärtig. Das war bei Onkel Pep und den Tanten nicht mehr der Fall. Ihre Wohnungen waren schon von den Tschechen beschlagnahmt. Wir durften pro Person 50 Kilogramm Gepäck mitnehmen. Aber wir waren ja nur zu zweit. Meine Mutter und ich. Am Schluß hatten wir 17 große Gepäckstücke und das Handgepäck. Wir mußten uns ein Lastauto besorgen, und weil die Röhrengasse so steil ist, mußten die Gepäckstücke mit vereinten Kräften hinauf zum „Kreuz“ getragen werden. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch Karlsbad ging es zur ersten Kontrolle in der Reitschule. Dort war uns das Glück hold. Eine Frau drängte sich zwischen uns, und die Hälfte unseres Gepäcks war schon gewogen und von einem Kriegsgefangenen zur Seite gestellt worden. Mutti schenkte dem Mann als Dank einen Anzug und Wäsche. Vielleicht hat ihm das zur Flucht verholfen. Nach einigen Stunden wurde ein Zug mit einigen 100 Leuten zusammengestellt. Mit Handgepäck und einem Ei-
mer wurden wir durch Donitz nach Maierhöfen ins Lager getrieben. Das geschah unter Bewachung mit Maschinengewehren. Dort wurden wir alle erst einmal untersucht und entlaust. Dann ging es weiter in die Baracken, die verwanzt waren. Immer sechs Personen in einen Raum. Als nächstes ging es zur Kontrolle. Alle Gepäckstücke wurden durchsucht, und wie durch ein Wunder bekamen wir alles durch. Nur meiner Puppe Inge wurde der Kopf abgerissen, denn in solchen Verstecken versuchten manche Leute Schmuck durchzuschmuggeln. Wir sammelten unsere Sachen wieder ein, und siehe da, es war noch alles vorhanden. Zum Glück dauerte der Aufenthalt im Lager nur drei Tage. Dann hieß es: „Auf zum Bahnhof Maierhöfen.“ Dort wurden wir in einen Zug verladen. Der Zug bestand aus 40 Viehwaggons. In jeden Waggon wurden je 30 Menschen mit ihrem Gepäck hineingequetscht. Wir waren im Wagen 33. Es war eine furchtbare Nacht in dem vollgestopften, stinkenden Waggon. Aber auch sie ging vorbei. Früh um fünf Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Das war am 11. April 1946 und der dritte Transport aus Karlsbad Richtung Westen. Weil in den Waggons auch gestohlen wurde, mußten wir aufpassen und die Augen offenhalten. Meine Mutter postierte mich unter dem Dach in luftiger, später stinkender Höhe, denn unter mir standen die Eimer mit Inhalt. Die wurden ja auch benutzt, weil der Waggon abgeschlossen war. Als der Zug losfuhr, wußten wir noch nicht, wo es hinging. Ging es nach Osten oder nach Westen? Nach stundenlanger Zuckelei erreichten wir endlich einen Bahnhof. Es war der Bahnhof von Wiesau in der Oberpfalz. Die Erleichterung war groß: „Endlich den Russen entkommen.“ Nun ging es erst richtig los: Untersuchung, Entlausung, Impfen, Registrieren und Essenfassen. Es gab Fleischwurst und Brot. Am nächsten Tag wurden wir erneut verteilt, und es ging ins nächste Lager in Bamberg. Eine große Schule beherbergte Hunderte von Menschen, jeder war auf seinen Vorteil bedacht. Da hieß es: „Aufpassen!“ Als uns Fremde einen Holzkoffer stehlen wollten, brüllte ich so laut, daß meine Mutter dies verhindern konnte. Nach drei Tagen wurden wir erneut in einem Waggon verstaut. Wir waren drei Familien aus neun Personen. Platz hatten wie jetzt genug. Über die Schiefe Ebene ging es nach Naila. Die erste Nacht verbrachten wir im Turnerheim, dann kamen wir in ein Haus in der Kronacher Straße. Hier fand uns ein früherer Nachbarsjunge und brachte uns zu seinen Eltern. Sein Vater war der Polizeikommissar Walter Kraus in Naila. Nach drei Tagen wurden wir auf einen Lastwagen verladen und landeten in Meierhof. Hier saß ich auf unseren Gepäckstücken, während Mutti wegen unseres Quartiers verhandelte. Wir sollten in ein Haus, wo schon vier Personen aus Schlesien einquartiert waren. Die Hausherrin stellte sich auf die Treppe wie eine Walküre und wollte uns nicht reinlassen. Dank Drohungen des Bürgermeisters konnten wir endlich unser Zimmer beziehen. Es war vollkommen leer. Keine Glühbirne in der Lampe und kein Nagel in der Wand. Zum Glück hatten wir all unser Gepäck behalten, und so machte sich Mutti ans Auspacken. Nägel, Hammer, Glühbirnen, wir hatten alles dabei. Da schauten sie aber, weil wir von ihnen nichts brauchten. Vielleicht hatten wir sogar mehr als sie, was lebensnotwendig war. Das Verhältnis erwies sich später als gut und wurde mit der Zeit sogar freundschaftlich. Nach ungefähr einem Jahr bekamen wir bei Familie Michel ein anderes Zimmer mit Dachkammer. Als 1947 meine Schwester aus der Gefangenschaft kam und 1948 mein Vater, wurde es eng. Wir bekamen eine weitere Kammer dazu. 1953 zogen wir unten in dem Haus in die Parterrewohnung ein. Dort blieben meine Eltern bis 1962. Vor der Währungsreform ernährten wir uns im Sommer von Pilzen und Bee-
ren, die damals in rauhen Mengen in den Wäldern zu finden waren. Nach der Schule ging es gleich los in den Wald, Steinpilze, Schwarzbeeren und Holz sammeln. In manchen Jahren schickten wir zwölf Eimer Beeren zu Verwandten, die uns dann mit Obst und Lebensmittelmarken aushalfen. Ich muß gestehen, daß das Beerensammeln mir oft leid war, und oft gab es Krach und Tränen, wenn ich mit sollte. Auch mußte ich meinen Vater in den Wald begleiten, da er schwer an Herzasthma litt und sich nicht nach den Pilzen bücken konnte. Meine Schwester Friedel und meine Mutter machten Heimarbeit, um das nötige Geld zu verdienen. Sie häkelten Stores und stickten Tischdecken. Außerdem nähte meine Schwester unsere Kleider. Später, als in Schwarzenbach ein Kino war, versäumte ich keinen Film. Als im Sommer 1952 das Schwimmbad in Schwarzenbach gebaut wurde, wurde das meine Lieblingsbeschäftigung im Sommer. Seilhüpfen und Steinstoßen und im Winter Schlittenfahren, das alles war auf der Dorfstraße möglich. Ich hatte in Meierhof sieben Freundinnen. Wir hielten immer fest zusammen. Radfahren lernte ich auf einem großen Herrenfahrrad. Dabei mußte ich das Bein durch die Stange stecken. Am 1. September 1946 empfing ich die erste Heilige Kommunion in Schwarzenstein und ein Jahr später die Firmung in Naila. Meine Schulzeit und Jugend in Meierhof war harmonisch und schön. Schon am 1. August 1949 begann ich meine Tätigkeit als Anlernling bei der Weberei Mehnert in Sorg. Die Firma ging 1952 in Konkurs. Da war ich erstmal arbeitslos. Danach kam ich für einige Jahre bei der Firma Michel unter, später bei der Firma Roth und in der Textilmanufaktur in Meierhof. Dort war ich bis 1960. Am 10. November 1956 lernte ich meine große Liebe Toni kennen. Er arbeitete als Maurer bei derFirma Findeiß in Schwarzenbach. Leider brach er sich nach acht Tagen bei einem Autounfall das Bein und landete im Krankenhaus in Hof, so daß er nicht zu unserer Verabredung kommen konnte. Dank gemeinsamer Freunde trafen wir uns immer öfter. Am 28. September 1957 heirateten wir in Schwarzenbach in der Marienkirche. Wir wohnten mit seinen Eltern in der Türkengrundstraße 10. Am 22. April 1958 wurden uns Zwillinge geboren, Franz und Karl. Da sie einige Wochen zu früh zur Welt gekommen waren, hatten sie keine Überlebensmöglichkeit. Sie starben eine Stunde nach ihrer Geburt und wurden auf dem Friedhof in Schwarzenbach begraben. Ein Jahr später bekamen wir unseren lang ersehnten Sohn Gerhard. Er wurde am 30. April 1959 geboren. 1960 bekam ich eine Arbeitsstelle in der Textilweberei E RBA. 1961 kauften wir einen Baugrund in Straßdorf. Toni machte den Plan, und wir konnten im Frühjahr 1962 mit dem Bau beginnen. Es war alles Eigenleistung. Im Dezember konnten wir einziehen. Meine und Tonis Eltern teilten sich die untere Wohnung. Es war aber noch nicht alles fertig, und in den folgenden Jahren gab es noch sehr viel Arbeit. Erst 1970 bauten wir eine Zentralheizung ein, und später kam noch eine Doppelgarage dazu. Am 11. Oktober 1967 wurde uns schließlich noch eine kleine Tochter geboren. Wir tauften sie Eva-Maria Edith. Mein Vater starb 1968, meine Mutter 1998. Tonis Vater 1985 und seine Mutter 1981. Unser Sohn Gerhard heiratete am 25. Mai 1985 Dagmar Spaniel aus Marx grün. Zuerst wohnten sie in Hof, bauten aber 1990 in Konratsreuth ein Haus, wo Toni sehr viel half. Die beiden haben zwei Kinder Stefan, geboren 1988, und Kathrin, geboren 1990. Tochter Evi ist seit dem 25. Januar 1992 mit Klaus Herrmann aus Münchberg verheiratet. Sie leben mit ihren drei Kindern Andreas, geboren 1992, Julia, geboren 1993, und Markus, geboren 1998, in unserem Haus in der unteren Wohnung.
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Kreis Deutsch Gabel
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
Nordböhmi[e Um[au
Kreis Friedland
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Kreis Gablonz
� Reichenberger Gilde Düsseldorf
Was war nicht alles für Deutsche verboten? gen der schwierigsten Bedingungen verursachte manche Passage bei den Zuhörern ein Schmunzeln. Ernster wurde es wieder bei der von Rüdiger Goldmann vorgetragenen Rezension des zweisprachigen Buches „Osudy Němců z Jizerských hor po roce 1945/Schicksale der Deutschen ie Vorsitzende Marie Hohl aus dem Isergebirge nach 1945“. hieß die zahlreich Erschie- Auf fast 300 Seiten befassen sich nen herzlich willkommen und die drei Autorinnen Petra Laurin, richtetet Grüße von diesmal ver- Irene Novak und Christa Petráshinderten Landsleuten aus. Sie ková schwerpunktmäßig mit den berichtete, daß die Stadt Rei- verschiedenen tschechischen Lachenberg den Schriftsteller Ot- gern in Nordböhmen, in denen fried Preußler zum Ehrenbür- mehr als 300 000 Sudetendeutger ernannt habe (Ý RZ 23/2024) sche inhaftiert waren. So waren und zu diesem Anlaß drei Vor- es zum Beispiel 42 000 im Reistandsmitglieder des Heimat- chenberger Lager. kreises Reichenberg dorthin einVerbunden mit den willkürgeladen worden seien. Aktuell lichen Inhaftierungen war auch und für manche überraschend, die Beschlagnahmung sudetenso berichtete Marie Hohl, stehe deutschen Eigentums aufgrund das Reichenberger Schloß zum offizieller Anweisung der tscheVerkauf. Erste Investoren solle chischen Besatzer. Entsprechenes schon geben. Zwei Erlebnis- de Verordnungen werden in dem berichte von Zeitzeugen trug Lo- Buch dokumentiert. In einem zweiten Kapitel werthar Zecher-Gruber in sehr geden Neugründungen sudetenkürzter Weise vor: Der im hohen Alter im letzten deutscher Siedlungen in den drei Jahr verstorbene Arno Kasper, er westlichen Besatzungszonen sostammte aus Polaun, hatte einst wie in Österreich beleuchtet. Die Lebensgeschichten aus die brutalen Ereignisse ab Mai 1945 in seinem Heimatort ge- Vergangenheit und Gegenwart schildert und wurde zitiert: „Was von Familien aus Nordböhmen war doch nicht alles für Deut- werden im letzten Kapitel sehr sche verboten? Der Besitz von anschaulich geschildert. Viele bekannte GeAutos, Wafsichter und Nafen, Fotoappamen werden raten, Radios, auch mit zahldeutschen Büreichen Fotos chern, Benuteindrucksvoll zung von öfgezeigt. fentlichen VerAbgerunkehrsmitteln, det wurde der GruppenbilNachmittag dung mit mehr bei Kaffee und als drei Persoselbstgebackenen, Ausgang nem Kuchen nach 20.00 mit persönliUhr. Das Trachen Gesprägen einer weichen und Ließen Armbinde dern wie „Und mit schwarzem N wurde zur Petra Laurin, Irena Nováková und in dem SchneeChrista Petrásková: „Osudy Němců gebirge“ oder Pflicht.“ Die 1942 in – Schicksale der Deutschen“. Her- „Freude schöGablonz an der ausgeber Dům česko-německého ner Götterfuno.p.s., Reinowitz ken“, die Uta Neiße gebo- porozumění rene Gudrun 2018; 296 Seiten, 13 Euro. EAN Kremer mit ihHeißig kam 9788027048854, ISBN 978-80-270- rer Gitarre begleitete. in den 1960er 4885-4. Zu den Jahren nach Gildentreffen am Bayern und lebt als Dolmetsche- nächsten rin in München. Spannend waren 10. August, am 19. Oktober und ihre Erinnerungen aus frühester am 30. November sind wie immer Kindheit. Trotz oder gerade we- Gäste herzlich willkommen. rrr
Was passierte 1945/1946? Wie ist die aktuelle Lage? Mit diesen und weiteren Fragen befaßten sich die Mitglieder der Reichenberger Gilde der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf bei ihrem Junitreffen im dortigen Gerhart-Hauptmann-Haus.
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Blick auf den Funkturm auf dem 1012 Meter hohen Jeschken.
� Reichenberg
Die Region will Jeschken-Hotel kaufen und sanieren Pläne sehen einen neuen Kiosk vor, und die Betonkonstruktion muß erneuert werden. Das will der Bezirk Reichenberg künftig selbst in die Hand nehmen. Jetzt ist ein erster Schritt in diese Richtung getan.
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ie Region Reichenberg und der Eigentümer des Hotels auf dem Jeschken, die Telekommunikationsfirma České Radiokomunikace (CRA), unterschrieben Mitte Juni in dem Berghotel ein Memorandum über die Zukunft des Jeschkens. Die CRA verpflichtete sich als Besitzer des einzigartigen Gebäudes, bis zum Jahresende nicht über den Verkauf des Hotels mit dem Fernsehsender, der als Nationaldenkmal anerkannt ist, mit anderen Interessenten zu verhandeln. Das Abkommen hängt mit dem Vorhaben der Region Reichenberg zusammen, mit der Radio-Gesellschaft über den Verkauf des Gebäudes weiter zu verhandeln. „Der Bezirk rechnet damit, daß er die technischen Bedingungen für den Betrieb des Senders bei dem Ankauf berücksichtigen muß“, bestätigte Martin Půta, der Hauptmann der Region Reichenberg. „Ještěd ist nicht nur ein nationales Kulturdenkmal, sondern auch das einzige tschechische Gebäude im High-Tech-Stil, das mit dem Auguste-Perret-Preis ausgezeichnet wurde. Aber das Wichtigste ist, daß es für die Bürger ein Symbol der Region und ein Wahrzeichen der Tschechischen Republik bedeutet“, betonte Půta. Die Region Reichenberg wolle das Berg-
hotel mit dem Funkturm haben, handelt und bestätigt werden. weil sie die Möglichkeit habe, für „Mit dem Memorandum haben die Renovierung des Denkmals wir eine solide Grundlage dafür Fördermittel von Europäischen geschaffen und die Möglichkeit Fonds zu nutzen. der Finanzierung aufgezeigt“, „Wir sind bereit, über die mög- fügte Půta hinzu. lichen Bedingungen für einen Die Jeschken-Spitze sollte laut eventuellen Verkauf des Sen- der 2020 vorgestellten Pläne bei ders an die Region Reichenberg der Sanierung ihre Schönheit zu verhandeln“, bestätigte Miloš aus der 1970er Jahren wieder zuMastník, rückerhalder Direkten. Zudem tor der CRA. waren unZiel des Meter anderem morandums ein Winterist zu bestäeingang mit tigen, daß massivem beide Seiten Windschutz das gleiche und ein neuverfolgen. er Kiosk in Sie wünUfo-Form an schen, für der Terrasden Jeschse der Seilken die bebahn-Bergste Zukunft station vorzu finden gesehen. und gute SanierungsBedingunbedürftig gen für die Bezirkshauptmann Martin Půta und CRA- ist vor alErneuerung Direktor Miloš Mastník unterzeichnen das lem die Bezu schaf- Memorandum. tonkonfen. „Wenn struktion wir das Berghotel und den Sen- des Gebäudes. Die größten Verder auf dem Jeschken in ande- änderungen waren aber an der re Hände übergehen sollten, darf inzwischen veralteten Technik das nur jemand sein, der ihm die des Senders im nicht öffentlichen beste Pflege gibt, eine Pflege, Bereich vorgesehen. Der Turm die seiner Bedeutung entspricht. dient als Aussichtsturm, SendeDie Region Reichenberg ist für mast, Hotel und Restaurant. Seit uns ein solcher Partner“, erklär- dem Jahr 2007 läuft eine Bewerte Mastník. bung zur Aufnahme dieses BauDer Kauf des Hotels und des werks in die Liste des UNESCOSenders sollte jedoch erst von Welterbes. der neuen Regionalvertretung, Die Absicht, den Jeschken zu die aus den Regionalwahlen im kaufen, hatte die BezirksregieHerbst hervorgehen wird, ver- rung bereits im August 2008. Da-
mals regierten die Bürgerdemokraten (ODS) den Bezirk. Der Preis wurde auf rund 70 Millionen Kronen, umgerechnet 2,8 Millionen Euro, geschätzt. Nach den Wahlen bildeten die Sozialdemokraten (ČSSD) die Bezirksregierung und setzten die Verhandlungen nicht fort. Erst 2015 nahm die Region unter der Führung der Gruppierung Bürgermeister für die Region Reichenberg die Verhandlungen wieder auf. „Wir haben die architektonische Studie für die Jeschken-Erneuerung größtenteils selbst finanziert und jetzt, neun Jahre später, ist klar, daß die Sanierung ohne einen weiteren Einsatz der Region Reichenberg oder einer anderen öffentlichen Einrichtung nicht vorankommt“, sagte Martin Půta. Nur auf diese Art werde es möglich sein, Zuschüsse für das teure Projekt zu erhalten. Das Hotel und der Sender befinden sich seit dem Jahr 2000 im Besitz der Gesellschaft České Radiokomunikace, die das Gebäude für 85 Millionen Kronen erwarb und seither weitere zweistellige Millionenbeträge in die Reparaturen investierte. Seit einigen Jahren wird mit Hilfe der Öffentlichkeit an der Wiederherstellung der ursprünglichen Elemente des Innenraums gearbeitet. Das Denkmal braucht jedoch dringend eine vollständige Rekonstruktion einschließlich der Infrastruktur. Die Kosten kommen laut Projektanten auf mehr als eine halbe Milliarde Kronen oder umgerechnet auf rund 20 Millionen Euro. Petra Laurin
KREIS DEUTSCH GABEL Heimatkreis und Gemeindebetreuer gratulieren allen RZAbonnenten aus dem Kreis Deutsch Gabel, die im Juli Geburtstag, Hochzeitstag, ein Jubiläum oder sonst ein Ereignis begehen, und wünschen alles Gute, Gesundheit, Wohlergehen, Zufriedenheit und Gottes reichen Segen sowie den Kranken unter uns baldige Genesung. n Heimatkreis – Geburtstag: Am 30. Gerhard Weiß (Neusorge 5), Ortsbetreuer von Ringelshain, Alfred-Brehm-Straße 2, 99102 Erfurt, 86 Jahre. Wir gratulieren unserem Landsmann herzlich und wünschen alles Gute und Schöne, vor allem Gesund-
heit, und danken für die Mitarbeit. Othmar Zinner n Deutsch Gabel – Geburtstag: Am 1. Annelies Hölzel/Müller (Lange Gasse 54), Aschheimer Straße 28, 85774 Unterföhring, 91 Jahre. Othmar Zinner/Helga Hecht n Kunnersdorf – Geburtstag: Am 22. Walli Schwarz/Knespel (Haus-Nr. 11), Falkenstraße 11, 95111 Rehau, 90 Jahre. Steffi Runge n Seifersdorf – Geburtstag: Am 12. Elisa beth Messer/Macoun, Am Bahnhof 3, 39171 Dodendorf, 102 Jahre. Othmar Zinner
REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
13 Reichenberger Ehrenbürger
Franz Graf Clam-Gallas Am 28. Juli 1914, also vor 110 Jahren, ernannte Reichenberg Franz Graf Clam-Gallas (* 1854 in Reichenberg, † 1930 in Friedland) zu ihrem Ehrenbürger.
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Die von Ferdinand, Ludwig und Franz Ritter von Liebieg gestifteten Glasfenster zeigen den Bauernstand, eine Frau mit dem Stadtwappen als Personifizierung der Stadt und den Ritterstand.
on 1891 bis zu seinem Tod besaß Franz Graf Clam-Gallas die Herrschaften Reichenberg, Friedland, Grafenstein und Lämberg in Nordböhmen und die Clam-Gallas-Palais‘ in Prag und Wien. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und der Landund Forstwirtschaften in Wien war er 1895 bis 1918 Mitglied des Herrenhauses, seit 1901 als Großgrundbesitzer Mitglied des böhmischen Landtags in Prag. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie verlor er 1918 im Zuge der Bodenreform der neuen tschechoslowakischen Regierung fast den gesamten Großgrundbesitz in Nordböhmen und die Residenz der Familie in Prag. Aus diesem Palais gelang es ihm
1918 vor der Konfiszierung des Gebäudes, einen Teil des kostbaren Inventars in das Schloß Lämberg zu bringen, wo es erhalten und bis 1945 im Besitz der Familie blieb. Clam-Gallas war Förderer der Geschichtsforschung in Nordböhmen und 1893 Gründungsmitglied der Gesellschaft für neuere Geschichte Österreichs. Er veranlaßte die Erschließung und Ordnung des umfangreichen Schloßarchivs in Friedland durch den Archivar Josef Bergel (1874–1952) – dieser verfaßte auch eine in der Weberschiffchen-Bücherei veröffentlichte Abhandlung über Schloß Friedland selbst – und machte das Archiv Historikern zugänglich. Er ist ein Sohn von Eduard Graf Clam-Gallas, österreichischer General der Infanterie, und ein Enkel des Christian Christoph Graf Clam-Gallas, Großgrundbesitzer in Nordböhmen. Aus seiner Ehe mit Maria von Hoyos-Sprinzenstein entstammten sieben Töchter.
Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land
Neuer Vorstand Ende April fand die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung statt. In dieser Versammlung wählte der Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land einen neuen Vorstand.
Diese Fenster mit einer Frau mit Getreidegarbe und Gebäck stiftete die Bäckerinnung.
Das alte Rathaus als Fensterbild.
Reichenberg
Rathaus feiert Geburtstag Im vergangenen Jahr feierte „unser“ Rathaus in Reichenberg sein 130jähriges Bestehen.
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as Rathaus befindet sich an der Nordseite des Altstädter Platzes und ist das Wahrzeichen der Stadt. Das imposante Gebäude, das eine Symbiose von Architektur, Kunst und Handwerk verkörpert, ist seit 1958 geschütztes Kulturdenkmal. Das Rathaus aus der Zeit davor hatte schon lange nicht mehr der umfangreichen Gemeindeverwaltung entsprochen, weshalb um die Mitte des 19. Jahrhunderts an den Bau eines neuen Rathauses gedacht wurde. Der Beschluß über den Rathaus-Neubau erfolgte durch den Stadtrat jedoch erst am 6. Dezember 1887. Nach einem Entwurf des Wiener Architekten Franz von Neumann begann die Firma Gustav Sachers Söhne am 12. April 1888 mit dem Bau des Rathauses. Am 20. August wurde nach der Aushebung des tiefen Grundes der erste Stein gelegt und am 30. September die feierliche Grundsteinlegung vollzogen. Am 9. April 1893 übersiedelten die städtischen Ämter in das neue Rathaus. Der Schluß- und Gedenkstein wurde aber erst am 30. September 1893 eingesetzt. Der Rathauskeller war bereits am 10. Mai 1893 eröffnet worden.
Das neue Rathaus gewährt durch seine Gliederung, durch seine aufstrebenden Türme und Erker ein prächtiges Bild deutscher Renaissance. Über dem Haupteingang wird durch ein monumentales Relief des Wie-
ner Bildhauers Theodor Friedl die Gründung des alten und die Grundsteinlegung des neuen Rathauses dargestellt. Reichenberg symbolisierend, thront in der Mitte eine weibliche Figur. In der Giebelnische oberhalb der Uhr hängt das von 1604 stammende, 1691 umgegossene Neu-
Das neue Rathaus. Oben die Rathausspitze im Detail.
neglöckchen. Es stammt aus dem alten Rathausturm und diente als Feuer- und Armesünderglokke. Der 65 Meter hohe Turm hat zwei Balkone, von denen man eine prächtige Rundsicht über die Stadt und Umgebung genießen kann. Nicht weniger als 72 Fabrikschlote waren damals zu zählen. Die Spitze des Rathausturms wurde einst von einem kupfernen Ritter als Symbol für den Schutz der Stadtrechte geschmückt. Dieser wurde 1952 abgenommen und befindet sich heute im Nordböhmischen Museum. Seit 2005 krönt ihn wieder die Statue des Ritters Roland. Im Inneren des Rathauses findet man eine prächtige Ausstattung mit wertvollen Bleiglasfenstern, Decken- und Wandmalereien des Wiener Malers Andreas Groll sowie Holzvertäfelungen, die Spenden der Handwerksgilden und reicher Stadtbürger ermöglichten. Dargestellt sind auf verschiedene Art Handwerk, Baugewerbe, Bauern- und Ritterstand, Wissenschaft, Kunst, Kaufmannsstand, Industrie, Handel, Schulwesen, die Sorge für Arme und Kranke und die Stadt Reichenberg. Auch die Reichenberger Bürgermeister sowie die Dauer ihrer Amtszeit werden vorgestellt. Statt einer detaillierten Beschreibung, die sehr umfangreich wäre, hoffe ich, daß die Bilder einen Eindruck der Innenausstattung vermitteln. Ich hatte die Freude, von einem Kenner durch das Reichenberger Rathaus geführt zu werden. Christa Schlör
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olker Patzelt wurde Vorstandsvorsitzender. Für die Mitgliedschaft des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), Sektion Reichenberg, ist er der Ansprechpartner. Christa Schlör wurde Kassenwartin. Außer dieser Aufgabe ist ihr Schwerpunkt die Familiengeschichtsfor-
schung. Marie Hohl ist ein weiteres Mitglied im Vorstand. Sie ist die Ansprechpartnerin der Düsseldorfer Gilde. Friedrich Patzelt ist ebenfalls Vorstandsmitglied. Er war bereit, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Jürgen Appelt ist ein neues Vorstandsmitglied. Das ebenfalls neue Vorstandsmitglied Hildegard Just ist die neue Ansprechpartnerin für Besucher der Heimatstube. Für die Stellvertretung von Vorstandsvorsitzendem und Kassenwart kandidierte leider niemand.
KREIS DEUTSCH GABEL Grottau – Todesfall. Am Schönborn – Todesfall. Am 17. April starb Irmhild Gassmann 22. April starb Annelies Scherin Suttgart. Sie war lange Jah- maul. Nach dem ersten Ortsbere die Gemeindebetreuerin von treuer Heinrich Fischer hatte sie Grottau und Umgebung. Am 4. im Jahre 1976 die GemeindebeAugust 1935 kam sie als älteste treuung von Schönborn überTochter von Walther und Brun- nommen. 1995 legte sie die Behilde Künzel zur Welt. Gebo- treuung in jüngere Hände. Doch ren wurde Irmhild in Warnsdorf. die ganzen Jahre über begleitete Dort arbeitete ihr Vater bei den sie die Gemeindebetreuung. AnKunert-Werken. Die Familie leb- nelies kam am 7. Dezember 1924 te jedoch in Grottau in der Zit- in Schönborn zur Welt. Ihre Eltauerstraße 417. Nach der Ver- tern waren Martha Anna Krusche treibung und den ersten Nach- und Ernst Tandler. Nach dem kriegsjahren konnte die Familie leidvollen Weg der Vertreibung 1950 nach Stuttgart und einem Neuaufübersiedeln. Im bau in Rutesheim Jahr 1966 vermählverstarb die Mutter te sich Irmhild mit im Mai 1973. Sechs Erhard Gassmann. Monate später folgNeben vielen Interte Ernst Tandler seiessen gehörte zu ihner Ehefrau nach. rem Leben über vieNun mußten wir ihle Jahre bis ins hohe re Tochter Annelies Alter auch das EnSchermaul, selbst gagement im HeiUrgroßmutter gematkreis Reichenworden, am 22. April berg Stadt und Land von uns gehen lasund in der Grottau- Alte Ansicht der Grot- sen. Bald 30 Mal er Runde in Stutt- tauer Bartholomäuskir- ist Annelies Schergart. Sie organisier- che. maul in ihre böhmite die Heimattreffen sche Heimat gereist, in Stuttgart und schrieb für das ob im Rahmen von Heimattref„Reichenberger Heimatblatt“. fen oder zu anderen Anlässen. In Auf vielen Reisen nach Grottau mehreren Büchern hat sie Erinsetzte sie sich für die Verständi- nerungen, Erlebnisse, Sitten und gung von Deutschen und Tsche- Bräuche ihrer Heimat Schönborn chen und den kulturellen Aus- und Nordböhmen festgehaltausch ein. Eine besondere Her- ten und der Nachwelt hinterlaszensangelegenheit war ihr die sen. In ihren Schriften schildert Renovierung der katholischen sie aber auch den Lebensweg der Kirche in Grottau. Für deren Er- damaligen Generation, der gehalt sammelte sie regelmäßig zeichnet war von Krieg, VertreiSpenden in der Grottauer Run- bung, Irrfahrt durch das zerstörde. Irmhild Gassmann lebte die te Nachkriegsdeutschland und letzten Jahre in einem Stuttgar- dem Aufbau einer neuen Exiter Wohnstift, wo sie am Mittag stenz. Christa Schlör des 17. April friedlich einschlief. Heimatkreisbetreuerin
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Undatiertes Gustav Walter-Portrait.
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Auf der Bühne, rechts als Romeo.
Bilder: Jjosef Szekely, Fritz Luckhardt (2)
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Lithographie von Eduard Kaiser 1858 und Gedenktafel in Bilin.
Bilin
Vor 190 Jahren kam der Lyrische Tenor Gustav Walter zur Welt Gustav Walter kam am 11. Februar 1834 in Bilin zur Welt und starb am 30. oder 31. Jänner 1910 in Wien. Er war ein österreichischer Opernsänger des Stimmfachs Lyrischer Tenor, der mehr als 30 Jahre lang am k. k. Hofopern-Theater zu Wien verpflichtet war und insbesondere in Mozart- und Wagnerpartien reüssierte. Er war auch ein bedeutender Liedsänger und Gesangslehrer.
W
alter stammte aus einer Bäckerfamilie im Nordwesten Böhmens, die kinderreich war und in der viel musiziert wurde. Er erhielt Geigenunterricht, besuchte das Gymnasium und studierte danach Violine in Prag. Parallel dazu absolvierte er auch das Polytechnikum, ging zurück in seine Heimatstadt und arbeitete dort ab 1853 als Kanzelist oder Ingenieur in der Zukkerfabrik des Fürsten Lobkowitz. Der dortige Schloßkaplan Pater Anton Prochaska entdeckte seine Stimme und schickte ihn zu dem Gesangslehrer Franz Vogl nach Prag. 1855 debütierte Walter in Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ am Stadttheater in Brünn, wobei nicht bekannt ist, welche der drei Tenorpartien der Oper er in dieser Vorstellung sang. Die Wiener Hofopernsängerin Rosa Csillag empfahl ihm, nach Wien zu gehen, und er wurde dort umgehend vom k. k. Hofoperntheater unter Vertrag genommen. Gustav Walter debütierte 1856 erfolgreich an der Wiener Hofoper, der heutigen Wiener Staatsoper, in der Rolle des Gomez im „Nachtlager von Granada“ von Conradin Kreutzer und bekam in der Folge regelmäßig wichtige Partien übertragen. Er war Wiens erster Walther von
der Vogelweide in Richard Wagners „Tannhäuser“, er kreierte eine Reihe von Guiseppe-Verdi-Rollen wie Manrico, Herzog von Mantua oder Gustav III. und sang in Erstaufführungen mehrerer französischer Opern, darunter in Giacomo Meyerbeers „Die Afrikanerin“ und Charles François Gounods „Romeo und Julia“. Gemeinsam mit dem lyrischen Sopran Bertha Ehnn galt er als Idealbesetzung für William Shakespeares tragisches Liebespaar. Walter war ein beliebter Mozart-Sänger. Den Tamino in der „Zauberflöte“ verkörperte er häufig, in der Spielzeit 1886/87 auch mit seiner Tochter Minna als Pamina. Bei der Eröffnung des Neuen Opernhauses am Ring 1869 mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Juan“ sang er die Rolle des Don Ottavio. Von 20. Juni bis 31. Dezember 1880 leitete er im Rahmen eines Regiekollegiums mit Karl Mayerhofer und Emil Scaria die Hofoper. Ehnn und Walter harmonierten auch als Eva und Stolzing in der Wiener Erstaufführung von Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ 1870, auch wenn die Oper vorerst nicht gut ankam. Walter sang weiters 1870 die Titelpartie in der Neuinszenierung von Wagners „Lohengrin“ in Anwesenheit des Komponisten und kreierte 1878 auch den Loge im ersten Wiener „Rheingold“. 1875 sang er den Assad bei der Uraufführung der Oper „Die Königin von Saba“ von Karl Goldmark. Parallel zu seinen Wiener Verpflichtungen gastierte der Sänger auch an einer Reihe weiterer bedeutender Opernhäuser: ab 1864 im Opernhaus der Stadt Frankfurt am Main, 1868 an der Münchener Hofoper, 1874/1875 am Hoftheater Wiesbaden, 1875 in Brünn, weiters in Graz und
1885 am Deutschen Theater in sangverein Wien sang. Die erPrag. ste öffentliche Aufführung der Mit seiner Lieblingsrolle, dem Liedersammlung „LiebesliederWilhelm Meister in Thomas‘ Walzer“ erfolgte am 5. Jänner „Mignon“, die er an der Hofoper 1870 mit Brahms und Clara Schuinsgesamt 105 Mal verkörpert mann am Klavier sowie mit Louhatte, verabschiedete sich der ise Dustmann-Meyer, Rosa GirSänger am 24. Januar 1887 nach zick, Gustav Walter und Emil 30 Jahren vom Publikum und Krauss. von seinen Kollegen. Insgesamt Am 23. Februar 1883 sang er, war er an der Hofoper in mehr wiederum von Brahms begleials 100 Rollen an mehr als 2000 tet, die ersten bekannten öffentAbenden aufgetreten. Anläßlich lichen Aufführungen der beiden seines Abschieds von der Büh- Lieder „Waldeseinsamkeit“ und ne wurde er zum Ehren„Feldeinsamkeit“. In eimitglied der Wiener nem Konzert am 21. Hofoper ernannt. Dezember 1888 Laut Spielplanstellte er sechs archiv der Wieneuere Lieder ner Staatsoper des Komponisoll er im Austen vor, dargust 1899 unter „Ständnoch zweichen“ und mal im Haus „Auf dem am Ring aufSee“. Wiegetreten sein der begleiteals Gabriel te Brahms ihn von Eisenstein am Klavier. in der „FlederDvořák widmaus“ von Johann mete ihm 1880 die Strauß. „Cigánské Er ver- Schallplatte von Gustav Walter, die 1904 melodie“ in Wien aufgenommen wurde. zeichnete oder „Zineben seiner geunermeOpernkarriere mit seinen erst in lodien“. Im Jahr 1881 gab er eiEigenregie bestrittenen, öffent- nen Liederabend in Dresden. lichen Liederabenden große Er- Laut „Großes Sängerlexikon“ folge, insbesondere mit Liedern von Karl-Josef Kutsch und Leo von Franz Schubert, Johannes Riemens feierte man ihn in KonBrahms und Antonín Dvořák. Be- zertsälen in Europa, namentlich reits 1857 trat er erstmals als Sän- in London. Dort gab er 1872 ein ger von Schubert-Liedern auf. Konzert mit dem London PhilWalter zählte zum Freundeskreis harmonic Orchestra und mit Gevon Brahms und sang eine Reihe sangsstücken von Mozart, Carl von Uraufführungen von Liedern Riedel und Anton Rubinstein. und Gesangsstücken: Nach seinem Abschied von der Am 28. Februar 1869 sang er Bühne gab er weiterhin Liederim Großen Redoutensaal der abende und sang in Chor-OrcheWiener Hofburg die Urauffüh- ster-Konzerten, darunter 1887 in rung von Brahms‘ „Rinaldo“. Das Dresden, 1888 in München, 1891 Wiener Hofopernorchester spiel- anläßlich Mozarts 100. Todestag te unter Leitung des Komponi- bei einem Mozart-Fest in Salzsten, und der Akademische Ge- burg sowie 1897 in Graz. „Die
Schönheit seiner Stimme blieb ihm sehr lange erhalten, so daß er noch nach der Jahrhundertwende auftreten konnte“, lesen wir im Sängerlexikon. Ein besonderes Anliegen war Walter die Weitergabe seines Wissens und seiner Erfahrung an folgende Generationen. Nicht nur seine Kinder, sondern eine Reihe von Kollegen und Schüler suchten seinen Rat. 1882 wurde er zum Professor für Gesangstechnik am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, heute die Universität für Musik und darstellende Kunst, ernannt und übte diese Funktion mehr als zwei Jahrzehnte lang aus. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Madame Charles Cahier, die eigens aus Paris angereist kam, Lula Mysz-Gmeiner und Franz Pácal. Kutsch und Riemens bezeichnen ihn als einen der großen Gesangspädagogen seiner Zeit. Kammersänger Gustav Walter starb 1910 an den Folgen eines Gehirnschlags. Sein Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde im Jahr 2020 von der Stadt Wien ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmet. Gustav Walter zählte zu den ersten Sängern weltweit, deren Stimme aufgezeichnet wurde. 1904 oder 1905, im Alter von rund 70 Jahren, nahezu zwei Jahrzehnte nach seinem Rückzug von der Bühne, absolvierte er für G & T drei Aufnahmen, darunter eine Arie aus „Mignon“ von Ambroise Thomas, die laut Kutsch und Riemens zu den Seltenheiten aus der Frühzeit der Schallplatte gehören und trotz ihrer mangelhaften Aufnahmetechnik von höchstem Dokumentarwert sind. Laut Grove Music Online ermöglichen diese Aufnahmen den Musikwissenschaftlern Einblick in Aufführungs-
praxis und Gesangsstil des 19. Jahrhunderts. Grove schreibt: „Obwohl die Stimme ihren Höhepunkt längst überschritten hat, ist sie gut erhalten, und der Gesangsstil ist sowohl expressiv als auch elegant.“ Außerdem gibt es zwei Phonogramme aus dem Jahr 1906, die 1985 veröffentlicht wurden. Walter hatte zwei Kinder, die ebenfalls eine Sängerlaufbahn einschlugen. Tochter Wilhelmine „Minna“ Walter (1863–1901) startete eine glänzende Karriere als Sopranistin an den Opernhäusern von Frankfurt am Main und Graz, gastierte als Pamina an der Wiener Hofoper und wurde sofort ins Ensemble aufgenommen. Allerdings beendete sie bereits im Alter von nur 26 Jahren ihre Karriere, heiratete den Gutsbesitzer und Truchseß Carl von Pfeiffer-Weißenegg und zog sich von der Bühne zurück. Sohn Raoul Walter (1863– 1917), Tenor wie sein Vater, absolvierte zuerst ein Studium der Jurisprudenz. Dann entschied er sich doch für den Sängerberuf. Er reüssierte als Operettensänger in Wien und Brünn, wurde schließlich an die Bayerische Staatsoper in München engagiert, wo er große Beliebtheit erlangte und schließlich zum Kammersänger ernannt wurde. Seine Tochter Maria „Mimi“ Walter heiratete den Heldentenor Julius Patzak. In Wien hatte Gustav Walter in der Operngasse 2 gewohnt, unweit seiner zentralen Wirkungsstätte. In seiner Heimatstadt Bilin wurde am 2. Juli 2010 an der Grundkunstschule eine Gedenktafel von seiner Ururenkelin Gabriele Gaiser-Reich/Walter mit seinem Portrait gestiftet und enthüllt. Am 29. April 2011 erfolgte die Umbenennung in Gustav-Walter-Grundkunstschule.
rungen vorbehalten. Kostenbeitrag für drei Übernachtungen mit Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Konzert im Einzelzimmer 550 Euro pro Person, im Zweibettzimmer 480 Euro pro Person. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rech-
nung. Verbindliche Anmeldung durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek, IBAN: DE 35 7008 0000 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF 700. Namen und Anschrift der Reiseteilnehmer angeben oder eMail an erhard.spacek@gmx. de
TERMINE Donnerstag, 29. August bis Sonntag, 1. September: 10. Teplitz-Schönauer Heimattreffen. Donnerstag bis 16.00 Uhr Einchecken im Hotel Prince de Ligne am Schloßplatz, dort Abendessen; 19.00 Uhr Abfahrt nach Eichwald zum Festkonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto.
Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Soborten, dort Besichtigung des alten Jüdischen Friedhofs; Weiterfahrt nach Mariaschein, dort Besichtigung der Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes, Mittagessen im Schützenhaus; Weiterfahrt nach Ossegg, Kranzniederlegung am Denkmal
des Grubenunglücks vom 3. Januar 1934; Rückfahrt nach Eichwald, Eröffnungskonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto anläßlich des Eichwalder Stadtfestes, Abendessen und Rückfahrt ins Hotel. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt zum Teplitzer Stadtteil Settenz, Besichtigung der Glashüt-
te Mühlig; Spanferkelessen in der Tuppelburg im Wildgehege Tischau; in Teplitz Besichtigung der Ausstellung „Die sieben Hügel von Teplitz“ in der Schloßgalerie; 19.00 Uhr Abendessen im Stadttheater. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienst in der Stadtkirche, anschließend Heimfahrt. Ände-
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Stefan Ege, Kanji Nomura, Masumi Böttcher-Muraki und Masayuki Ichikawa beim Zen-Garten am Schloß.
Martin Kopecký, Vladislav Vilímec, Petr Pavelec, Reinhard Kreuzer und Marek Marovič.
Ronsperg
Schloß zum Kulturdenkmal erhoben Ende des vergangenen Jahres erhob die Tschechische Regierung Burg und Schloß in Ronsperg zum nationalen Kulturdenkmal. Nach Ansicht der Schloß-Kommission, zu der auch Karl Reitmeier gehört, verdient ein bedeutendes Ereignis eine würdige Feier. Die Eintragung in die Liste der Nationaldenkmäler trat am 1. Juli in Kraft, daher wurde Ende Juni gefeiert. Reitmeier berichtet.
N
icht einmal 30 Kilometer trennen Furth im Wald und Ronsperg, in dessen Schloß Richard Coudenhove-Kalergi die europäische Idee gebar. Ihm war im Museum des Heimatkreises Bischofteinitz, eingegliedert in das Landestormuseum der Bischofteinitzer Patenstadt Furth im Wald, bis zur laufenden Umgestaltung auch eine Abteilung gewidmet. Weitere Verbindungen zu Furth im Wald bestehen nicht nur wegen des Europe-Direct-Büros, das seit 2005 seinen Sitz in Furth im Wald hat, sondern auch wegen des Japanischen Gartens am Ronsperger Schloß, der der Schwestergarten der Anlage in Furth im Wald beim Tagungszentrum ist. Öfters wurde der Ronsperger Zengarten vom Further Stadtgärtner Stefan Ege einer Pflege unterzogen. Bohumil Kricner aus Waldmünchen, der ebenfalls gekommn war, hatte sich beim Buch „Heimat Ronsperg – Domov Poběžovice“ große Verdienste durch seine Mitarbeit erworben.
Seit rund zehn Jahren war das staltung des Ronsperger Zenbaufällige Schloß in Ronsperg Gartens dabei gewesen waren. nicht mehr der Öffentlichkeit Gekommen war auch Bürgermeizugänglich. ster Reinhard Doch Dank der Kreuzer von Schloß-Komder oberpfälmission unzer Partnergeter der Leimeinde Schöntung von Eva see. Vondrašová Eva wurden nach Vondrašová ersten Renosprach bei vierungsarder Begrübeiten wieder ßung von eiFührungen annem besondegeboten, die ren Tag. Am sich auch von 1. Juli erfolbayerischer ge die offizielSeite eines rele Eintragung gen Zuspruchs des Schloserfreuten. Vor- Karl Reitmeier und Ivana Danisch ses in die Ligesehen waren führen auf Deutsch durch das ste der Natiozwei Führun- Schloß. naldenkmale gen in deutder Tschechischer Sprache, die Ivana Danisch schen Republik. Damit erhalte vom Centrum Bavaria Bohemia in es künftig eine finanzielle FörSchönsee und ich, Karl Reitmei- derung auch durch das tscheer, begleiteten. Kurzfristig muß- chische Kultusministerium. Inte wegen des großen Interesses zwischen seien die Stufen des sogar eine zusätzliche deutsche Eingangsbereichs renoviert, das Exkursion durchgeführt wer- Eingangstor erneuert und über den. dem Eingang das Wappen das Der Samstag, 22. Juni, wird si- Adelsgeschlechtes der Coudencherlich in die Geschichte von hove-Kalergi originalgetreu erRonsperg eingehen. Die Freu- neuert worden. Vondrašová zeigde stand sowohl Bürgermeister te sich erfreut, daß das Schloß bis Martin Kopecký als auch Eva heute überlebt habe. Sie erwähnVondrašová ins Gesicht geschrie- te einige Handwerker, die bei der ben, denn mit diesem Ansturm Renovierung goldene Hände behatten sie nicht gerechnet. Un- wiesen hätten. Nicht unerwähnt ter den Besuchern befanden sich ließ sie, daß es keine leichte Aufauch Masumi Böttcher-Muraki, gabe sei, die Arbeiten für das die japanischen Gartenbauexper- Schloß zu finanzieren. Abschlieten Kanji Nomura und Masayuki ßend dankte sie dem KultusminiIchikawa sowie Furths Stadtgärt- sterium und der Pilsener Bezirksner Stefan Ege, die bei der Ge- regierung.
Helena Krygelová, Petr Pavelec, Eva Vondrašová und Martin Kopecký taufen das neue Buch.
Bürgermeister Martin Ko- das Schloß die Armee eingezopecký zeigte sich positiv über- gen und habe es zur Ruine gerascht von den vielen Besuchern macht. Es habe sogar die Idee und war dankbar für die vielfäl- gegeben, das Schloß zu zerstötige Unterstützung. „Das Schloß ren. Nur mit einer Stimme Mehrgehört uns allen“, bemerkte er heit habe dies verhindert werden und meinte damit nicht nur die können, und deshalb sprach er Bürger von Ronsperg, sondern von einer goldenen Stimme, die auch die Bewohner von beiden das Schloß gerettet habe. Am 1. Seiten der Grenzregion. Kopecký Juli beginne nun eine neue und verwies darauf, daß hier die Pan- die bedeutendste Etappe für das europa-Idee entstanden sei, und Schloß, denn es werde nun Zug sprach deshalb von einem Schloß um Zug renoviert. von großer Bedeutung. Den BePetr Pavelec, der Direktor der suchern übermittelte er auch die Denkmalverwaltung in Budweis, Grüße von Kultusminister Mar- sprach sogar von einer welttin Baxa, dem er ganz herzlich für weiten Bedeutung des Schlosdie Unterstützung danke. ses und berichtete, daß er Briefe Senator Vladislav Vilímec von Richard Nikolaus Coudenzeigte sich erhove-Kalerfreut darüber, gi gelesen hadaß das Schloß be, die dieser zum 1. Jubeispielsweili zum Kulturse an Konprojekt erklärt rad Adenauer werde. Im Beoder Charles zirk Pilsen gede Gaulle gebe es bisher 26 schrieben hasolcher Kulturbe. projekte, das Bevor sich Ronsperger das neue Schloß sei nun Schloßtor öffdas 27. Objekt. nete, zählte Kultusminister noch die VorMartin Baxa stellung des bezeichnete er Erinnerungsals eine bedeubuchs über tende Person Richard Nikofür die hiesi- Bürgermeister Martin Kopecký laus Coudenge Region. Der klopft an das Schloßportal. hove-Kalergi Senator sagzu den Höhete, das Schloß habe eine reiche punkten. Helena Krygelová hatGeschichte mit guten, aber auch te darauf hingewiesen, daß ihr vielen traurigen Etappen, die es die Ehre übertragen worden sei, insbesondere nach dem Zweiten das Buch, das es in englischer Weltkrieg erlebt habe. So sei in und deutscher Sprache gebe, ins
Junge Damen in historischen Gewändern und rechts die Jagdhornbläser aus Taus.
Tschechische zu übersetzen und das an diesem Tag erstmals verkauft werde. Sie dankte der Stadt für das Vertrauen und sprach von einem bemerkenswerten Lebensweg von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, der in Ronsperg zehn wichtige Jahre gelebt habe und zum Begründer der Paneuropa-Bewegung geworden sei. In Ronsperg hätten sich zu dieser Zeit viele Gelehrte der verschiedenen Nationen getroffen. In dem Buch seien die Gedanken festgehalten, die ihn beeinflußt hätten. Helena Krygelová, Petr Pavelec, Bürgermeister Martin Kopecký und Eva Vondrašová tauften das Buch mit Sekt. Danach durchschnitten Senator Vlaidslav Vilímec, Petr Pavelec, die Bürgermeister Martin Kopecký und Reinhard Kreuzer sowie Architekt Marek Marovič das Band vor dem Schloßportal und gaben den Eingang zum Schloß frei. Anschließend klopfte Bürgermeister Martin Kopecký an das Schloßtor. Das Tor öffnete sich, und heraus traten die Jagdhornbläser aus Taus und lißen ihre Instrumente erklingen. Dann kamen hübsche Damen in historischen Gewändern aus dem Schloß und sorgten für einen Hauch von Nostalgie, der an die Zeiten des Adelsgeschlechtes Coudenhove-Kalergi erinnerte. Am Abend konzertierte das Westböhmische Theater aus Eger auf dem Platz vor dem Infozentrum vor einem großen Besucherkreis bei einer Freiluftmusikaufführung unter dem Titel „Wenn tausend Klarinetten klingen“.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5. 7. 2024
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Purschau, Langendörflas, Altenstadt bei Vohenstrauß und Weiden – Teil II
TERMINE
Die jüdische Familie Kohner schinerie in den Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern zum Opfer fielen. In Weiden zurück blieben die als nicht mehr arbeitsfähig eingestufte 71jährige Ernestine Kohner sowie ihr 66 Jahre alter Bruder Karl und dessen 62jährige Ehefrau Rosa. Über ihr Schicksal unterrichtet der Monatsbericht des Weidener Oberbürgermeisters an die Regierung von Nie-
wa 35 Menschen zu leben hatten, sowie um das Altersheim in der Weißenburgstraße 31, das die Regensburger jüdische Gemeinde bereits 1938 errichtet hatte und wo der Großteil der Jüdinnen und Juden, mehr als 80 Menschen, eingewiesen wurden. Laut ihrer Meldekarten wurden Ernestine, Karl und Rosa Kohner in der Schäffnerstraße untergebracht. In den einzelnen Zim-
einzupassieren hatten. Ich kann mich nicht an Kontrolle erinnern.“ Und eine andere, aus Amberg stammende, frühere Bewohnerin des Gemeindehauses bemerkte zu der dort herrschenden Situation: „In Regensburg wurde ich mit neun weiteren Frauen in einem Zimmer in der Judenschule in der Schäffnerstraße untergebracht. Wir hatten nicht zu klagen über Unterbringung und Verpflegung. Von der Stapo [Staatspolizei] wurden wir nicht schikaniert.“ Den allermeisten der nunmehr in Regensburg zusammengefaßten niederbayerischen und Oberpfälzer Jüdinnen und Juden stand noch im Verlauf des Jahres 1942 die Deportation nach Theresienstadt bevor. Ursprünglich nur als Sammel- und Durchgangsbwohl nach dem Pogrom lager für Juden aus dem Provom 9. auf den 10. Notektorat Böhmen und Mähvember 1938 alle beruflichen ren gedacht, wurde bereits Existenzen von Weidens jüam 23. Oktober 1941 in einer dischen Bürgern zerstört wavon Adolf Eichmann geleiteren und auch ein organisierten Besprechung hoher NStes jüdisches Gemeindeleben Würdenträger über die „Lönicht mehr existierte, gelang sung der Judenfrage“ die ales noch einem großen Teil der te böhmische Festungsstadt etwa 170 im Jahr 1933 in der Unterer Markt 7 in Weiden 1920: Im zweiten Haus von links ist Karl Kohmers als eventueller BestimmungsStadt lebenden Jüdinnen und Schnittwarenhandlung. ort für ältere Juden erwogen. Juden, bis zum Beginn des Dieser Entschluß fand seiZweiten Weltkriegs die Auswan- derbayern und der Oberpfalz in mern dieser Häuser wohnten und ne Bestätigung in der Wannseederung aus Deutschland in die Regensburg in dürren Worten: schliefen sechs und mehr alte Konferenz am 20. Januar 1942, Wege zu leiten. Die in Weiden „Am Mittwoch, den 27. Mai 1942 Leute auf engstem Raum zusam- wobei – wie auch einem Erlaß verbliebenen jüdischen Männer, wurden die letzten drei nicht ein- men. Männer und Frauen, selbst des Reichssicherheitshauptamtes Frauen und Jugendlichen fielen satzfähigen Juden nach Regens- Ehepaare, erhielten getrennte vom 21. Mai 1942 zu entnehmen hingegen der systematischen Er- burg in ein dort errichtetes Al- Räume zugewiesen. ist – folgende Personengrupmordung, dem konsequenten tersheim umgesiedelt. Weiden Dennoch erschien den in den pen aus dem Gebiet des DeutEndpunkt der nationalsozialisti- ist somit judenfrei.“ 1950er Jahren befragten Überle- schen Reichs zur Verschleppung schen Judenpolitik, zum Opfer. In der Hauptstadt des Re- benden, zumindest im Rückblick nach Theresienstadt vorgesehen Ein erster Deportationstrans- gierungsbezirks wurden Erne- und nach der Erfahrung der De- wurden: über 65 Jahre alte und port aus dem Staatspolizeibezirk stine, Karl und Rosa Kohner so- portation, die Zeit in den Regens- über 55 Jahre alte gebrechliche Regensburg umfaßte am 4. April wie die übrigen noch offiziell burger „Judenhäusern“ durch- Juden mit ihren Ehegatten, Trä1942 rund 200 Personen, darun- in Niederbayern und der Ober aus noch erträglich: „Ich kann ger hoher Kriegsauszeichnungen ter neun zu diesem Zeitpunkt pfalz gemeldeten Juden, nach- nicht sagen, daß wir etwa beson- und des Verwundetenabzeichens noch in Weiden gemeldete jüdi- dem die geplante Unterbringung deren Schikanen ausgesetzt ge- aus dem Ersten Weltkrieg sowie sche Menschen. Zielort des Zu- im Kloster Pielenhofen nicht zur wesen wären. Wir durften auch deren Frauen, jüdische Ehegatges war Trawniki in der polni- Durchführung gekommen war, ausgehen, hatten uns aber zu ei- ten aus nicht mehr bestehenden schen Woiwodschaft Lublin, von in zwei Häusern zusammenge- ner bestimmten Zeit am Abend, deutsch-jüdischen Mischehen, wo alle Angehörigen dieses De- pfercht. Hierbei handelte es sich wie ich glaube, einzufinden. Ich jüdische alleinstehende „Mischportationsschubes der deutschen um das jüdische Gemeindehaus habe jetzt jedoch Zweifel ob eine linge“, wenn sie nach den herrTötungs- und Vernichtungsma- in der Schäffnerstraße 2, wo et- Stunde bestimmt war, zu der wir schenden Vorschriften als Juden
Unter dem Titel „Zwei Stolpersteine der Versöhnug“ (Þ HB 24/2024) berichtete Nadira Hurnaus über eine Schüleraktion in Altenstadt bei Vohenstrauß, die die Geschichte der jüdischen Familie Kohner recherchierte, deren Wurzeln in Purschau und Langendörflas lagen. Die meisten Familienmitglieder kamen in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten um. Der Historiker Sebastian Schott, der auch das Tachauer Heimatmuseum in Weiden in der Oberpfalz betreut, ist ein Kenner der jüdischen Geschichte in der Region. Der Heimatbote veröffentlicht nun seine detaillierten Forschungsergebnisse bezüglich der Familie Kohner in mehreren Folgen.
O
In der Neuauflage des Buches „Verbotene Straße“ von Rainer Christoph ragt die Geschichte einer aus der Ober pfalz stammenden Familie Dobner heraus.
B
ei einem Besuch in Pilsen berichtete Jan Dobner, seine Familie sei nach dem Dreißigjährigen Krieg von der Oberpfalz nach Böhmen ausgewandert. Das Land war für Jahrzehnte verödet und für die Menschen, die überlebt hatten, ohne Perspektive. Eine Chance, bessere Zeiten zu erleben, boten die am Pfraumberg residierenden Fürsten von Kolovrat, sie warben Menschen aus dem Nachbarland an. Nicht wenige nützen den Weg, darunter auch Protestanten aus Franken, die zum Übertritt in die katholische Kirche genötigt wurden. Seit 40 Jahren beschäftigt sich Dobner mit dem Stammbaum seiner großen Familie. Ihr Herkunftsort in der Oberpfalz läßt sich nicht mehr herausfinden. „In Vohenstrauß habe ich ein Autohaus mit meinem Namen gefunden, stolz habe ich mich neben das Schild gestellt und mich fotografieren lassen.“
galten, die sogenannten Geltungsjuden. Als Altersghetto und Vorzugslager für Juden aus der Tschechoslowakei, Deutschland, Österreich und Dänemark deklariert, welches im weiteren Verlauf des Krieges auch als „Vorzeige-KZ“ angesichts ausländischer Inspektionswünsche herhalten mußte, sollte Theresienstadt die wirkliche, radikale Natur der Deportationen verhehlen. Verlor doch die Begründung, daß die Juden in den Osten fuhren, um Schwerstarbeit zu leisten, an Glaubwürdigkeit, wenn allzuviel Alte, Kranke und Gebrechliche bereits in die eigentlichen Deportationstransporte eingereiht wurden. Nichtsdestoweniger erwies sich auch die ehemalige, nördlich von Prag gelegene Festung nur als ein elendes Konzentrationslager, das für den Großteil der dorthin verschleppten Juden lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg zu den Vernichtungslagern des Ostens darstellte. Unter den etwa 140 000 Menschen, die zwischen November 1941 und April 1945 nach Theresienstadt gebracht wurden – darunter 40 000 deutsche Juden –, fielen über 88 000 einem der mehr als 60 Transporte in Vernichtungsstätten wie Ausschwitz zum Opfer, um dort bis auf etwa 3500 Menschen ermordet zu werden. Im Ghetto selbst kamen zudem über 33 000 weitere Männer und Frauen ums Leben. Also nur rund 23 000 Deportierte erlebten den Tag der Befreiung, unter ihnen weniger als 6000 deutsche Juden – so die Bilanz dieses Vorzugslagers. So vorteilhaft der nationalsozialistischen Führung die Altersghetto-Lüge im Rahmen der sogenannten Endlösung der Judenfrage auch erscheinen mochte, sie bildete für die Enteignung des jüdischen Vermögens der nach Theresienstadt Deportierten eine gewisse Erschwernis. Fortsetzung folgt
n Bis Sonntag, 14. Juli, Bärnau: Fotoausstellung „Paulusbrunn früher und heute“ im Knopfmuseum. Donnerstag bis Sonntag 13.00–17.00 Uhr. n Bis Donnerstag, 31. Oktober, Tachau-Heiligen: Ausstellung „900 Jahre Klöster Zwiefalten und Kladruby/Kladrau 1115 bis 2015“ in der Reithalle. Mittwoch bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr. n Samstag, 6. Juli, 10.00 Uhr, Altzedlisch: 34. Heimatgottesdienst des Kirchsprengels, anschließend Treffen im Pfarrhaus. Auskunft: Sieglinde Wolf, Wettersteinstraße 51, 90471 Nürnberg, Telefon (09 11) 81 68 68 88. n Sonntag, 14. Juli, Bärnau: Bergfest an der Steinbergkirche. 8.00 Uhr Votivprozession vom Marktplatz zum Steinberg, 9.00 Uhr Festgottesdienst am Freialtar hinter der Steinbergkirche; anschließend Zug zum Schützenhaus mit Standkonzert und Frühschoppen; 14.00 Uhr Kreuzweg in der Steinbergallee; anschließend Kaffee und Kuchen im Schützenhaus. n Sonntag, 21. Juli, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Peter Fořt aus Graslitz, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. n Freitag, 26. Juli, 14.30 Uhr, Bruck am Hammer: Festgottesdienst zum 34. Jakobifest nach der Wende mit Pfarrer Dr. Jiří Majkov aus Plan und dem Brucker Bürgermeister Eric Mara. Anschließend Friedhofsgang und Begegnung im Gasthaus. Anmeldung: Ingrid Leser,
� Aus der Oberpfalz nach Tachau und Prag
Libočan, bis dahin ein Standardwerk der böhmischen Geschichte. Er wies nach, daß dieses angesehenste böhmische Geschichtswerk unkritisch verfaßt und mit Fabeln durchsetzt ist. Dobner Auf böhmischer Seite breite- Hieronymus Ferdinand Rudolf riographie in Böhmen. Als Patri- veröffentlichte 1761 bis 1782 unte sich die Großfamilie im Land- von Mannsfeld, einem späteren ot war er an der objektiven Wis- ter dem Titel „Wenceslai Hagek kreis Tachau bis nach Klattau im k. u. k. Ackerbauminister. Er in- senschaft äußerst interessiert. In a Liboczan Annales BohemoSüden aus. Sie bekamen kosten- itiierte in Prag ein Ordenskolleg, seinen Publikationen übte Gela- rum“ sechs Bände und eine Neulosen Grund, konnten ein Häus- dessen Rektor er bis 1788 war. sius Dobner öffentlich Kritik. Das ausgabe mit Kommentar. chen bauen und arbeiteten auf Er war ein Vertreter der katho- größte Aufsehen erregte er mit Pater Dobner war vielschichden Feldern und Wäldern der lischen Aufklärung und einer der der Korrektur der böhmischen tig schriftstellerisch tätig. AußerAdelsfamilie. Der Pachtzins für Begründer der kritischen Histo- Chronik des Václav Hájek z dem gründete er 1769 einen wisihre Wohnstätte war gering. senschaftlichen Verein, aus Die Familie vergrößerte sich, dem 1784 die Königliche böhstieg wie in Haid in Handmische Gesellschaft der Wiswerksberufe ein, von dort aus senschaften hervorging. Jan gingen Mitglieder bis nach Dobner: „Zu seiner Zeit wurPrag. de er der ,größte Tscheche‘ geDie Prager Dobners machnannt.“ Ein Ehrentitel für eiten als Zimmerleute Karrienen Mann, der deutscher Abre, ihre Spuren finden wir stammung war, Lateinisch heute in Kirchen wie der des schrieb und Tschechisch erst Klosters Breunau oder der im Gymnasium gelernt hatte. Thomaskirche der Augustiner. Kaiserin Maria Theresia verEin Sohn war Gelasius Doblieh ihm den Titel tschechiner, sein Taufname lautete Job scher königlicher HistorioFelix. Er kam am 30. Mai 1719 graph, und mit einer Pension in Prag zur Welt und starb dort von 300 Gulden im Jahr konnam 24. Mai 1790. Er studier- Jan Dobner mit dem Buch „Verbotene Grabstein Dobner im Friedhof des te er sich für den Rest seines te und war 1757 bis 1762 Er- Straße, Gelasius Dobner im Hintergrund ehemaligen Roßhaupter Ortsteils Lebens seiner geliebten GeZirk. Bild: Jan Dobner schichte widmen. zieher im Haushalt des Grafen und Autor Rainer Christoph. rh
Die böhmischen Dobners
Die Jakobuskirche in Bruck am Hammer. 95671 Bärnau, Am Galgen 1, Telefon (0 96 35) 3 29, eMail leser. baernau@t-online.de n Sonntag, 18. August, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. n Samstag, 7. September, 19.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei. n Samstag, 14. September, 18.00 Uhr, Bruck am Hammer: Barockkonzert des Ensembles Alcinelle in der Sankt Jakobuskirche. n Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Weihbischof em. Ulrich Boom aus Würzburg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei.
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Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Fahrten in die alte Heimat
Wie es früher war/Alt-Thein bei Auscha Kurt Hammer und sein Bruder Erich stammen aus Alt-Thein bei Auscha, Kreis Leitmeritz, wo der Vater Robert Hammer Schmiedemeister gewesen ist. Familie Hammer hat die Vertreibung erlebt.
Vertreibung aus einem sudetendeutschen Dorf
In Memoriam Karl Brichta Karl Brichta hat die Heimatzeitung „Radebeule“ herausgegeben und ist Initiator sowie unverzichtbares Mitglied der „Leitmeritz-Seminare“ gewesen, Fahrten in den Kreis Leitmeritz. Im Beitrag aus der Radebeule Nr. 36, Januar 2007, geht es um ebendiese Heimatfahrten.
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Blick auf das Dorf Alt-Thein bei Auscha, heute Starý Týn.
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nser Ort hatte 1939 rund 160 Einwohner, es befanden sich drei tschechische Familien darunter. Ich möchte vorweg eine Episode als Zeichen für die beginnende Willkür und Rechtlosigkeit zum Kriegsende schildern.
ihre geringe, erlaubte Habe mit Pferdewagen zum Bahnhof Auscha bringen. Dieses heißt heute Uštěk und ist von Alt-Thein drei Kilometer entfernt. Sie hatten das „Vergnügen“, in die Sowjet-Zone in die Umgebung von
Foto: Aktron, Wikimedia Commons Der dritte Abschub fand am neunten September 1946 statt. An diesem Tag mußte der Rest der deutschen Einwohner unser Heimatdorf verlassen. Die Bedingungen waren etwas „humaner“, wir konnten mehr Gepäck
Das Kriegerdenkmal von Alt-Thein. Foto: Petr1888, Wikimedia Durch unseren Ort flüchteten am sechsten und siebten Mai 1945 deutsche Soldaten aus Angst vor der russischen Gefangenschaft gen Westen. Zwei Tschechen und ein deutscher Sympathisant raubten die durchziehenden Soldaten aus und bemächtigten sich ihrer Waffen. Ich, Kurt Hammer, war einer von drei Jungen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren, die das mit ansehen mußten. Wir konnten einige Soldaten um unser Dorf herumführen. Ein Tscheche bekam das mit und drohte uns bei Wiederholung harte Maßnahmen an. Die Vertreibung aus unserem Ort im böhmischen Mittelgebirge wurde in drei Schüben vorgenommen. Der erste Abschub fand im Juni 1945 statt. Etwa sechzig Einwohner wurden in kurzer Zeit auf dem Dorfplatz zusammengetrieben. Die bewaffneten und zum Teil uniformierten Tschechen befahlen: „Alle Gepäckstücke ausschütten!“ Sie suchten sich die wertvollsten Sachen heraus und trieben diese Menschen, meist Frauen, Kinder und alte Männer, zu Fuß über die Grenze nach Deutschland. Dieser Gewaltmarsch dauerte bei recht warmem Wetter ziemlich lange, er zog sich über 35 bis 40 Kilometer hin mit einer Luftlinie von 28 Kilometern. Der zweite Abschub fand im Spätsommer 1945 statt und betraf erneut etwa sechzig Personen. Diese Deutschen mußten
Heimatschein von Robert Hammer.
Straße in Alt-Thein. Magdeburg in offenen Güterwagen zu kommen. Zwanzig Kilogramm Gepäck je Person und wenige Reichsmark durften mitgenommen werden.
Foto: privat
Foto: Foto: Petr1888, Wikimedia mitnehmen. Der Transport ging von unserer Kreisstadt aus. Wie sollten wir unsere wenigen Habseligkeiten dorthin bringen? Nach mehr als einem Jahr der
Zwangsarbeit beim Bauern durften wir sogar die „deutschen“ Pferde mit Leiterwagen zur Fahrt ins Vertreibungslager benutzen und der „Verwalter“ unserer Schmiede war so gut, das Gefährt wieder zurückzubringen. Er sagte ganz überzeugt zum Abschied: „Ihr kommt ja doch wieder!“ Die Kontrolle im Lager, als welches die Realschule Leitmeritz genutzt wurde, war radikal. Unser Nähmaschinenkopf mußte dort bleiben, obwohl wir eine schriftliche Genehmigung des tschechischen Bürgermeisters vorweisen konnten. Mich, Erich Hammer, ärgerte noch viel mehr, daß viele meiner geliebten Bücher auch in die Ecke des „Filz-“ Raumes flogen. Leider fuhr dann der Güterwagenzug, der vierzig Personen samt Gepäck im Waggon hatte, die Elbe abwärts in Richtung der Sowjetischen Besatzungszone. In Pirna wurde in Personenwagen umgeladen. Nach Tagen der Fahrt durch zerstörte Städte waren wir dann am Ziel, dem Arbeitsdienstlager Rostock. Im Folgenden möchte ich unsere Gedanken und Empfindungen schildern. Gleich nach dem Krieg konnten wir nicht glauben, daß wir unsere Heimat jemals verlassen müßten, zumal drei tschechische Familien in der Zeit von 1938 bis 1945 unbehelligt in unserem Dorf leben konnten. Sie waren schon mehrere Jahrzehnte gleichberechtigte Einwohner unseres Ortes. Nun fühlten wir uns entwürdigt, gekennzeichnet durch die weiße Binde am linken Arm, und entrechtet, weil wir uns unter anderem ohne Erlaubnis höchstens fünf Kilometer vom Dorf entfernen durften. In ehemals deutschen Geschäften in der nahen Kleinstadt Auscha durften wir nur Dienstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr einkaufen. Nach lagem Hoffen und Bangen und Zwangsarbeit ohne Entlohnung bei einem Jungbauern, ehemaliger Angehöriger der Svoboda-Armee, war die Vertreibung für uns ein Schlußpunkt, der ein trauriges Kapitel beendete. Neben dem Verlust des elterlichen Betriebs, der aus Haus und Hof bei einer Schmiede bestand, haben wir sehr schmerzhaft empfunden, daß uns Heimat, Freunde, Verwandtschaft, Bräuche und Sprache genommen wurden. Die Söhne des Schmiedemeisters Robert Hammer aus Alt-Thein Nr. 40, Kurt und Erich Hammer
chon wieder ist ein neues Jahr ins Land gezogen. Ein Ereignis, dessen Abfolgen mit zunehmendem Alter immer rasanter abzulaufen scheinen. Trotzdem:
Wir leben noch! Wir dürfen hoffen, wünschen und träumen! Unsere Träume sollten aber auch Prioritäten setzen. Die Zahl der noch vor uns liegenden Jahre ist zu begrenzt für falsche Träume. In unserem Fall meine ich damit „Heimat-Träume“. Das sagt Euch jemand, der jahrelang versucht hat, Euch diese Heimat wieder nahezubringen? Ja, dem es vielleicht gelang, daß das Land dort drüben entlang des Elbestromes Euch als Heimat wieder so recht bewußt geworden ist? Ihr habt richtig gelesen.
der ebenfalls „heimatliche Alltag“. In unseren Häusern lebten fremde Menschen und auf unseren Friedhöfen waren immer mehr fremde Gräber. Die Zeit hatte uns eingeholt. Um unsere Gemeinschaft zu erhalten, fuhren wir ins Egerland und in den Böhmerwald. Gleichzeitig setzte nun aber auch ein Rückgang unserer Seminarteilnehmer ein, aus welchen Gründen auch immer. So kam das Jahr 2006 und mit ihm kamen ganze 13 Freunde nach Gohrisch
in die Sächsische Schweiz. Es half kein Herumtelefonieren, es wurden einfach nicht mehr. Auch bei unserem Tagesausflug ins Elbetal wollte nicht mehr so richtig die alte Stimmung aufkommen. Mir persönlich genügte ein kurzer Halt vor dem Schloß in Liebeschitz und auch nur deswegen, weil unsere Fahrt über Leitmeritz und Auscha daran vorbeiführte. Selbst in der Natur überkam mich das Gefühl der Fremde. Während die Meute den Radobýl erstürmte, blieb ich mit Doris wegen ihrer Gehbehinderung zurück. Und obwohl es ringsum grünte und blühte, schrieb ich diesen Vers: Wind streicht durch Gräser und Halme, Vogelgezwitscher im Weißdorn. Die Gedanken ziehen Kreise – du hast die Heimat schon längst verlor‘n.
Karl Brichta.
Foto: Archiv HKVL
Zuerst geschah alles nur in Gedanken, Vorträgen und Seminaren. Dann sind wir hinübergefahren, Jahr um Jahr, immer im Mai, zur Blütezeit im Wonnemonat. Wir haben uns tatsächlich unsere Heimat gemeinsam erwandert und kulturell erschlossen. In ungezählten Stunden durften wir sie entdecken, erleben und besingen. Auch dafür danke ich Euch! Aber ihre Seele gab sie uns nur preis, weil sie in uns ihre Kinder erkannte. Es war die Symbiose von Mensch und Landschaft, die uns das „Wunder Heimat“ schenkte. Siebzig Tage lang, also über zwei Monate hinweg. Auf diese euphorische Entdeckungsphase folgte
Und ich nahm Abschied, wie man sich auch von der Kindheit einmal endgültig verabschieden muß. [...] Ein vollbesetzter Bus fuhr durch die Wälder der Daubaer Schweiz oder bahnte sich den Weg hinauf zu Burgruinen, oftmals gefolgt von einer Eskorte privater PKWs. Im Bus wurde gesungen und auf Waldlichtungen wurden die Kolatschen schnabuliert. Früh gab es Referate und abends füllte unser Seminar den ganzen Balkon im Aussiger Stadttheater. Lest nur die „Chronik der Seminare“, die 35 Folgen der „Radebeule“ und klopft Euch dabei auf die Schultern. Es war einmal. War es einmal? Es ist die Geschichte, wie aus „mittleren Jahrgängen“ Senioren wurden. Seminare von „Gruftis“ sind nicht vorgesehen. Karl Brichta
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Leserbriefe
Buchvorstellung
Leitmeritz-Seminare
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Kalte Heimat Als Leserempfehlung ein schon 2008 erschienenes Buch, das für seine ungeschönte Schilderung der Vertreibung der Sudetendeutschen bekannt ist.
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Oben/unten: Teilnehmer auf Seminarfahrt.
Foto: Archiv HKVL
Viele ehemalige Teilnehmer der Heimatfahrten, darunter Georg Pohlai selbst, erinnern sich noch heute gerne an die Zeit, als man gemeinsam den Kreis Leitmeritz besucht hat.
Tipp: Das Buch kann günstig gebraucht im Internet erworben werden.
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eider sind die Seminare und „Heimatfahrten“ heutzutage Geschichte. Bei diesen Fahrten erlebten wir endlich einmal Heimat, die wir als Kinder nicht kennenlernen durften. Allerdings konnte ich dann meinen Schüttenitzer Landsleuten bei unseren jährlichen Busfahrten ins Elbetal die Schönheit und die Besonderheiten Nordböhmens zeigen. Wir haben Karl, der unser Seminardirektor war, viel zu verdanken. Als sein Stellvertreter weiß ich um die vielfältige Arbeit
Poesie
Hemm! für diese selbstauferlegten Zusammenkünfte. Hiermit grüße ich alle Heimatfreunde aus dieser schönen Zeit und verbleibe Euer Georg aus Schittenz
Mundart
Gutt iss sichcha und gewiß, salba wissn, woss ma iss. Doudavone hout ma vill, weß ma, woss ma konn und will. Obba doss isses maiste wart, wemma weß, wuu ma hie gehert: Hemm!
Die Herkunft und Entwicklung der mundartlichen Ausdrücke Buschge und Puschke.
I
n der April-Ausgabe des Leitmeritzer Heimatboten in der SDZ Nr. 13 + 14 in 2024 wurde das Gedicht „Hamm!“ von Josef Kern abgedruckt. Dies ist eine Übertragung in Schüttenitzer Mundart von Georg Pohlai. „Griß dich Gott, du freindlich Darfl, rings vull Oubstbejm eigesejmt! Bist mei Stulz und meina Frejda, bist und bleibst die liebe Hejmt!“ Josef R. Grunert
Ich woa schun imma seynrich Erhard Fujera hat in „Die Porschna Karln“ in den 1970er Jahren kleine Lausbubenstreiche aus seiner Erinnerung an die Jugend in Pohorschan festgehalten.
E
Ferlacher Kipplaufbüchse. Foto: Hmaag, Wikimedia pyxís für ‚Döschen/Büchse aus Buchsbaumholz‘. Im bairisch-althochdeutschen Munde ist der Laut b zu p geworden und das Wort ist als puhsa aus Bayern nach Böhmen-Mähren gelangt, von wo die tschechische Form puška nicht nur in die deutschen Mundarten Nordböhmens, sondern auch ins Polnische (puszka bedeutet ‚Büchse, Gewehr‘) und Russische (puška, die Bedeutung im 14./15. Jahrhundert lautete ‚Art Geschütz‘, heute: ‚Kanone, Geschütz‘) wanderte. Erich Hofmann
I
ch hop garni da wortn kinn wenn ich aus da Schule koom, dou hop ich un imma bei Pilats gegukt, ob di Tante Harmine ni balt vun Morkte kimmt, simmt sein se ei di Stoudt gang. Bei Hetzters hop ich schun gewort, datt gobs su leckere Knokan ich kunds ni dawortn su seynrich woa ich. Bei Rosenkranzbäckn no poor Sammln guhult, doss woa balt wie Weihnachtn. Ja su leckere Waschtin hop ich schun lange nimmey gassn. Beim Kubitschek musst ich imma Waschiertes hulln. Dou stunden die Leite schunn zum horn gewort, dampfend koom da Kubitschek mit dan hessn Klumpen raus und houts getehlt. Ich hatte mir am
Nachrufe/Komotau
Ruth Maria Kubitschek ist tot Das ,Spatzl` aus Komotau, wie sie auch genannt worden ist, lebt nicht mehr.
A
m 1. Juni 2024 starb Ruth Maria Kubitschek im Alter von 92 Jahren im schweizerischen Ascona – die Schauspielerin lebte nach dem Abschluß ihrer Karriere zurückgezogen und gab keine Interviews mehr. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt sie 2006 den Sudetendeutschen Kulturpreis für Darstellende Kunst. Landsfrau Ruth Maria Kubitschek ist fälschlicherweise in manchen Nachrufen als „Tschechin“ bezeichnet worden. Gernot Fascius würdigte im September 2021 zu Kubitscheks 90. Geburtstag ausführlich ihren Werdegang in seinem Beitrag in
Andreas Kossert Kalte Heimat – Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945 Pantheon Verlag, 2008 ISBN des Taschenbuchs: 978-3570-55101-1 ISBN des Hardcovers: 978-3886-80861-8
Mundart/Pohorschan
Die Buschge oder Puschke
ine Buschge (die nur in der Stadtmundart so hieß, in der Landmundart war die Bezeichnung Puschke) war ‚eine Flinte, Büchse, ein Gewehr‘: „Di libbm Grobôtn ennôch, di lang Buschgn ibbann Buckl“. In der Niederlausitz ist die Buschka ‚eine Zunderbüchse, auch Feuerzeug‘. Das Wort ist vom niedersorbischen buška für ‚Büchse, Schachtel, Flinte, Gewehr, Büchse als Schußwaffe‘ abgeleitet. Wie das sorbische Wort stammt auch das tschechische puška aus dem Deutschen, vom Wort „Büchse“. Die Büchse hieß im Althochdeutschen buhsa, entwickelt aus dem mittellateinischen busca und dem vulgärlateinischen buxis, dieses wiederum aus griechischem puxís/
ie Enteignung deutscher Landwirte, die Tschechisierung und die Todesschüsse von 1919 werden hier wahrheitsgemäß aufgezeichnet. Diese Wahrheit vermißt man bei vielen Historikern. Die Todesmärsche der Sudetendeutschen und das Massaker von Aussig werden ausführlich beschrieben. Hier erfahren Sie auch schonungslos, wie unsere Landsleute, die „Reichsdeutschen“, mit uns unfreiwillig Gestrandeten umgegangen sind. Georg Pohlai
Ring mit ehemaliger Katharinenkirche und Stadtturm in Komotau, heute Chomutov. Foto: SchiDD, Wikimedia Commons der Sudetenpost. Er beschreibt darin bekannte und unvergeßliche Momente, die das Publikum
dank ihr im TV erleben durfte. Kubitschek verkörperte so unter anderem die Verlegerin
liebsten a Stikl obgeschnietn. Der Heimweg woa gefährlich, so n Duft koom aus dan Pakt. S gop ju dann bald nischt mey, swor dann Krieg, Lebensmittelkarten. Di Bauern homm salba geschlocht und Brut gebockn. Wir mußtn Zuckerrübn anbaun, dou krigt ma den Zucker zugeteilt, enne Kiste Zuckerwarfln und die stand, ein Schloufzimma ein Schrankn bissl vasteckt weil ich die Pfarde su vaweynt hotte, ich hotte imma paar Zukkerwarfln ai da Gapse wenn da Toup mi Schmeytn dat stand, ging ich min Zuckerwafln driba und di Pfarde jedes a Zuckerwafl wema se eingesponnt horn oda ä Stückl Brut sunnst ging di nimmey aus‘m Stolle. Di Sonja isma imma mit da Nose ai di Gapse gang, die wußte schun wu di Wafln worn und die Gapse woa bald kaput. Swor imm wos lus. Erhard Fujera Friederike von Unruh in „Kir Royal“ sowie die Antiquitätenhändlerin Anette von Soettingen, genannt „Spatzl“, in „Monaco Franze“. So kamen im Verlauf ihrer Karriere mehr als 200 Kinound Fernsehfilme zusammen. Bekannt ist die Schauspielerin auch für ihre Rolle in „Das Erbe der Guldenburgs“. Ein erster Auftritt im Fernsehen fand 1966 im Durbridge-Krimi als Leiche „Melissa“ statt. Ruth Maria Kubitschek war die Tochter eines Bergwerkdirektors aus Komotau und kam über die Stadt Köthen in Sachsen-Anhalt nach Westdeutschland. Die so genannten „Hutzenstuben“ in der alten Heimat im Sudetenland blieben ihr zeitlebens in guter Erinnerung. Im Jahr 2014 zog sich die Darstellerin aus der Öffentlichkeit zurück. Nun, beinahe drei Jahre nach ihrem 90. Geburtstag, ist sie endgültig von uns gegangen. Sie wird schmerzlich vermißt werden. SdP, HT Quelle: Gernot Facius
95 Jahre 31.07.1929, Richard Kraus, früher Gastorf 24.07.1929, Josef Heischel, früher Taschow 90 Jahre 29.07.1934, Edeltrude Kahl, geb. Richter, früher Ober-Koblitz 15.07.1934, Evelyn Hütter, geb. Richter, früher Auscha 01.07.1934, Anni Kunert, früher Trnobrand 85 Jahre 17.07.1939, Erika Martin, geb. Schilha, früher Kottomirsch 17.07.1939, Adolf Demuth, früher Praskowitz 09.07.1939, Ingrid Herber, geb. Sommer, früher Hlinay 09.07.1939, Erika Obermann, geb. Ringmayer, fr. Lobositz 06.07.1939, Ursula Schmidt, geb. Teltscher, fr. Klein Priesen 80 Jahre 18.07.1944, Otto Gruß, früher Leitmeritz 65 Jahre 18.07.1959, Dr. Ute Sasum, Jena Auscha 04.07.1927, Ernst Richter 20.07.1927, Gisela Sperlich, geborene Völlmer 02.07.1936, Franz Wolf Aussig 15.07.1943, Heinz-Jürgen Konetschnik Bleiswedel 10.07.1955, Sigrun Bruder Eicht 19.07.1946, Franz Schmied Gießdorf 26.07.1932, Wilfried Raude Groß-Hubina 12.07.1941, Rotraud Knespel, geborene Langer 07.07.1933, Renate Wurbs Groß-Tschernosek 19.07.1931, Herta Böhm, geborene Berger Hinter-Nessel 08.07.1970, Ronald Tille Julienau 17.07.1935, Hubert Benesch Klein-Wosnalitz 10.07.1942, Heinz Hanel Kottomirsch 15.07.1933, Theresia Schattkowsky, geborene Nietsch Kuttendorf 14.07.1940, Inge Wegener, geborene Nitschel Kutteslawitz 02.07.1933, Anna Russe Leitmeritz 07.07.1927, Hans Wunsch 31.07.1927, Marianne Stein, geborene Masopust 17.07.1926, Hans Greiner 04.07.1928, Otto Podwin 29.07.1928, Hedwig Söllner, geborene Schmidt 13.07.1931, Marianne Rühlicke, geborene Gottelt 29.07.1931, Anni Welisch, geborene David 19.07.1933, Erna Luderer, geborene Kutzler
01.07.1937, Renate Sokoll, geborene Schneider 27.07.1940, Norbert Ullmann 30.07.1940, Horst Geppert 08.07.1941, Dagmar Bertram, geborene Kühling Libochowan 28.07.1937, Horst Jakesch Molschen 30.07.1931, Margarethe Ritter, geborene Kudrna Naschowitz 20.07.1938, Josef Sehler Neuland 06.07.1926, Erika Greim, geborene Semsch 13.07.1935, Helene Melzer, geborene Rudolf Nieder-Koblitz 17.07.1938, Ingeborg Fiedler, geborene Balke Ober-Rschepsch 02.07.1936 , Gertraude Schneider Pokratitz 27.07.1936, Brigitta Ruden, geborene Sommer Praskowitz 04.07.1933, Horst Leipelt Ruschowan 07.07.1928, Alfred Weyde 26.07.1933, Josef Munzig Rzettaun 14.07.1943, Elvira Kober, geborene Gaudek Schebine 31.07.1928, Sidonia Richter, geborene Garlik Schüttenitz 06.07.1930, Franz Bienert 12.07.1935, Ernst Klein Sebusein 16.07.1937, Heinrich Bohaboj Selz 23.07.1936, Gerhard Doleschal Tetschendorf 09.07.1933, Erwin Brünnich Trebnitz 08.07.1943, Helga Virnekäs, geborene Nass Triebsch 12.07.1941, Martha Lohmeier, geborene Wunder 30.07.1948, Gerlinde Heiden, geborene Nowak Trnobrand 03.07.1940, Ingrid Hofmann Trnowey 27.07.1955, Michael Niemann Trschebautitz 24.07.1941, Karin Pflanze, geborene Hoppe Tschersing 02.07.1936, Margit Bladt, geborene Staudler Tupadl 27.07.1930, Emil Burda Watislaw 13.07.1928, Helma Kunz, geborene Gampe Wedlitz 05.07.1926, Anni Carl, geb. Gerner 09.07.1936, Horst Strotzer 19.07.1952, Dorothea Bier, geborene Kanert Wegstädtl 08.07.1928, Herta Krüger, geborene Kirschner unbekannt
27.07.1940, Peter Hartherz
Diese alte Postkarte ist ein Gruß aus Skalitz bei Leitmeritz. Abgebildet sind Villa Amalia, Einsiedlei Gelsen, Restauration zur Eremitensruhe, Dreifaltigkeitskapelle, Forsthaus und Restauration. Foto und Dank an: Sven Pillat
Unseren Toten zum ehrenden Gedenken 13.05.2024 Erna Tobsch, Finsterwalde, im Alter von 89 Jahren, früher Welleschitz
25.05.2024 Gertrud Pallad geb. Mosik, Dietzenbach, im Alter von fast 89 Jahren, früher Molschen
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Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Besuch in Aussig
Was ist das Schönste an Aussig an der Elbe?
Unsere Gruppe „Preßnitz lebt“ beschränkt sich in ihren Aktivitäten nicht nur auf die versunkene Musikstadt Preßnitz im Erzgebirge. Am 10. Februar organisierte Veronika Kupková mit ihren Freunden einen sehr interessanten Tag in Aussig.
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nser ortskundiger Führer war kein geringerer als Jan Kvapil, der seit 1990 sehr eng mit der böhmisch-sächsischen Grenzregion verbunden ist. Die Grundlagen dafür erhielt er beim Studium der Germanistik und Geschichte. Auf seine humorvolle Art hatte er die Tour zusammengestellt, die mit einer Bierverkostung der Biersorte „Březňák“ begann. In Böhmen kennt jeder das Konterfei des Bahnhofvorstehers Victor Cibich. Seit 1906 ziert das Logo mit seinem Gesicht die Etiketten und Gläser der Großpriesener Brauerei. Anschließend ging es auf die Dr.Edvard-Beneš-Brücke zur Gedenktafel für die Opfer des Massakers vom 31. Juli 1945. Wer sich mit den Details näher beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Was geschah in Aussig am 31. Juli 1945? Dokumentation eines Nachkriegsverbrechens“ von Dr. Jan Havel, Dr. Vladimír Kaiser und Dr. Otfried Pustejovsky empfohlen. Nach einer Gedenkminute ging unsere Gruppe zurück in das Stadtzentrum, wo uns Jan Kvapil einige wenige historische Gebäude zeigte und deren Geschichte erzählte, aber auch auf die Architektur aus sozialistischen Zeiten, den sogenannten „Brutalismus“ einging. Durch die Bombardierung Aussigs ist nur wenig Bausubstanz erhalten geblieben. Und was nicht ganz zerstört wurde, haben die kommunistischen Behörden in den
Bierglas der Brauerei B ez ák. wiki.
Die Stadtkirche sieht man kaum noch hinter dem Einkaufszentrum „Forum“.
1970er und 1980er-Jahren erledigt. Man weiß von den nicht geringen Nachwendeskandalen im Immobilienbereich. Selbst nach über 30 Jahren sind die Wunden in der Stadt sichtbar und bedürfen einer Heilung. Eine Besonderheit von Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe ist die Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt im Stadtzentrum. Sie wurde bereits 1318 erbaut, fiel aber den Hussitenkriegen zum Opfer. Der Nachfolgebau entstand nach 1452 und wurde in den 1880er-Jahren spätgotisch umgestaltet. Der Turm ist heute 2,06 m aus dem Lot, was auf die Luftangriffe im April 1945 zurückzuführen ist. Laut Beschilderung ist es der schiefste Turm nördlich der Alpen. Das ist so nicht korrekt, da die Kirchturmspitze von Bad Frankenhausen 4,45 m aus dem Lot ist. Aber welche Stadt schmückt sich
nicht gern mit Superlativen und Alleinstellungsmerkmalen? In der Kirche befindet sich die Aussiger Madonna von Ismael Mengs, eine Kopie der Mater dolorosa (Madonna Addolorata) von Carlo Dolci, von der sich Richard Wagner laut eines Briefes aus dem Jahr 1842 zur Gestaltung der „Heiligen Elisabeth“ im Tannhäuser anregen ließ. Unser Stadtrundgang endete nach knapp zwei Stunden am Städtischen Museum, denn als zweiter Punkt unseres Programms war die Besichtigung der Dauerausstellung „Unsere Deutschen – Naši Němci“ geplant. In dieser geht es vor allem um die Geschichte der Deutschböhmen seit dem Mittelalter und den sich entwickelnden Ereignissen im 19. und 20. Jahrhundert. Es ist interessant, daß am Anfang der Ausstellung nicht zwischen “Deutschen” und “Tschechen”
� Treffen
Foto: kw
unterschieden, sondern die enge Verbundenheit der Menschen mit der Region gezeigt wird und ihr Wirken als Bergmänner, Architekten, Handwerker oder Fabrikanten. Die Gestaltung ihres Lebenraums war ihnen wichtiger als ihre Volkszugehörigkeit. Es ist überhaupt die erste derartig umfangreiche Schau in Tschechien zu dem Thema. Da das heutige Museum einst eine Schule
war, befindet sich diese sehenswerte Ausstellung in 22 Klassenräumen, welche die unterschiedlichsten Themen des Mit- und Gegeneinanders von Deutschen und Tschechen beleuchten. Aber was wäre in Tschechien eine Stadtexkursion ohne Gaststättenbesuch? So ließen wir es uns am Ende des Tages in der historischen Brauereigaststätte „Na Rychtě“ (früher „Mader“) schmecken. Nun muß ich nochmals auf die Überschrift dieses Artikels zurückkommen und die Frage beantworten. Nach Jan Kvapils Meinung ist es „die Umgebung“ und für Veronika Kupková ist es der Aussichtsturm „Erbenová vyhlidka“ („Erben“-Aussichtsturm) in 420 Meter Höhe auf dem Kleinen Brand nördlich des Stadtzentrums. Ulrich Möckel (gekürzt) Quelle: „Der Grenzgänger“ 4/24
Der Erben-Turm. Foto: Tourist Info stí nad Labem. Der Erben-Turm Der Turm ist nach dem früheren Vorsitzenden des Bergvereins Aussig, Alexander Erben benannt und steht auf einer Anhöhe von 420 Metern. An der Stelle des heutigen Aussichtsturms gab es bereits 1889 einen Holzturm auf einem Steinfundament. 1899 wurde der Holzaufbau durch einen Sturm zerstört und 1903 wieder aufgebaut. Ein Blitz zerstörte 1910 das Steinfundament. Der Mittelund Erzgebirgsverein Aussig baute den Turm 1933 wieder auf, diesmal vollständig aus Stein. 2006 wurde er komplett restauriert, von acht auf fünfzehn Meter erhöht und mit einer überdachten Plattform ausgestattet. (wikipedia)
� Buchempfehlung
Schwadener Treffen und Gedenken an den 31.7.1945 Schwadener Treffen am 28.7.2024 Herzliche Einladung an alle Heimatfreunde in Deutschland und Tschechien! Wir treffen uns am Sonntag, 28.7.2024 um 15.00 Uhr in der St. Jakobus Kirche in Schwaden. Der Gottesdienst ist wieder zweisprachig. Anschließend laden wir zu Kaffee und Kuchen in den Kirchengarten ein. 79. Gedenken an das Massaker auf der Aussiger Brücke am 31.7.1945 Wir gedenken der Opfer des größten Massakers in Aussig und übergeben der Elbe unsere Blumen. Treffpunkt: Mittwoch, 31.7.2024, 15.00 Uhr an der Gedenkta-
Blick in die Ausstellung „Unsere Deutschen“.
Foto 2015: kw
St. Jakobus in Schwaden. Abb: Archiv fel auf der Beneš-Brücke. Außer dem Präsidenten der Landesversammlung der deutschen Verei-
ne in der CSR, Martin Dzingel und dem Vorsitzenden des Kulturverbands der Bürger deutscher Nationalität in Tschechien, Radek Nowák, werden wieder Mitglieder der Geistlichkeit und deutsche Besuchergruppen erwartet. Im Anschluß gibt es ein gemeinsames Kaffeetrinken und eine Abendandacht in der Stadtkirche. Ohne den Einsatz des deutschen Kulturverbandes Aussig und ihrer Vorsitzenden Erna Schwarz wäre diese Veranstaltung nicht möglich. Herzlichen Dank! Nähere Auskunft: Brigitta Gottmann, Telefon 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann @t-online.de Brigitta Gottmann, Lüdenscheid
Das Massaker am 31. Juli 1945 Wir gedenkenn des Massakers am 31.7.1945 auf der Aussiger Brücke und weisen auf eine Neuerscheinung hin, an der unser geschätzter, langjähriger ehemaliger Leiter des Aussiger Archivs, Vladimir Kaiser mitgearbeitet hat.
D
ie herbeigeführte Explosion in der Zuckerfabrik – es ist anzunehmen, daß es sich dabei um eine tschechische Spezialoperation handelte – lieferte den Vorwand, um deutsche Zivilisten, die durch weiße Armbinden gekennzeichnet waren, auf vielerlei Art gewalttätig anzugreifen, von der Brücke in die Elbe zu werfen, zu erschießen, zu verprügeln, zu berauben und in einem Löschwasserbecken zu ertränken. Die Opferzahlen schwanken zwischen 80 und 100
(„Lexikon der Vertreibungen“, Böhlau-Verlag 2010) und 220 (Otfrid Pustejovsky). Es könnte noch höhere Opferzahlen geben. Die Explosion wurde sofort als „Sabotageakt“ der Sudetendeutschen gewertet und beschleunigte den Abschub der deutschen Bevölkerung. Wir empfehlen die Neubearbeitung des 2001 erschienenen Buches von Otfrid Pustejovsky „Die Konferenz von Potsdam und das Massaker von Aussig am 31. Juli 1945“ durch Jan Havel, Vladimir Kaiser und O. Pustejovsky: „Was geschah in Aussig am 31. Juli 1945? Dokumentation eines Nachkriegsverbrechens“, Verlag Tschirner & Kosová, Leipzig 2022; 248 Seiten, 39,80 Euro. (ISBN 978-3-00-072367-4), zweisprachige Ausgabe mit Vor- und Nachworten von Dr. Petr Koura
(Direktor Collegium Bohemicum) und Jiří Padevět. kw Quelle: Rüdiger Goldmann, Reichenberger Zeitung in der SdZ, 21.4.2024
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AUSSIGER BOTE
� Das Aussiger Gefängnis in der Langen Gasse ist längst Geschichte Im Jahr 1589 soll die Fronfeste erbaut worden sein, die am unteren Ende der Langen Gasse stand. 1902 wurde das Gebäude zum Teil abgerissen und gehörte zuletzt zum Besitz der Lackund Farbenfabrik Anton Seiche, die es als Magazin nützte. Heute existiert nichts mehr davon. Der Bau Den Zugang zur Fronfeste bildete in alter Zeit die Grüne Gasse, die auch Fronengasse geheißen hat. Das Gebäude war wohl mit Absicht so an die Stadtmauer angebaut, daß man die rückwärts anstoßende Mauerbastei noch mit ausnützen konnte. Vom unteren Vorhaus führte eine niedrige, ehemals mit Guckloch versehene Tür in einen fast quadratischen Raum, der ursprünglich nur ein vergittertes Fenster hatte. Hier soll die ehemalige Folterstube gewesen sein. Eine hölzerne Vorrichtung an der Decke könnte zur Anbringung eines Folterwerkzeugs gedient haben. Von der Folterstube aus führte eine schmale Tür in den halbrunden Turm, der durch eine Holzdecke in zwei Geschosse geteilt war. Der Fußboden bestand aus bloßer Erde.
Die Fronfeste
� Aussig und seine Maler
Gefangene in der Fronfeste Die Sitte des „Maibaumsetzens“ artete nach Ansicht des Rates vom 2. Mai 1698 zu einem Unfug aus, wenn die Burschen der Stadt dabei das Pflaster aufrissen. Der Stadtrichter Friedrich Thamm erhielt daher den Auftrag, die
Die alte Aussiger Fronfeste, Wohnung des Aussiger Fronboten (Gerichtsdieners) und Folterkammer. Die Abbildung befand sich im Besitz von Josef Falk. Der unheimliche Raum mag als Gefängnis gedient haben. Damit es aber darin nicht ganz finster war, hatte man durch die Mauer zur Folterstube ein kleines Fensterchen ausgebrochen, dessen Öffnung sich gegen das Turmgemach verbreiterte. Zusätzlich führte ein Luftkanal durch die Stadtmauer.
100 Jahre später Am 16. September 1698 erreichte den Rat der Stadt eine amtliche Zuschrift, daß beim Verlust der Halsgerichtsbarkeit (Hochgericht, das Todesstrafen verhängen konnte, die Red.) die Gefängnisse wohl verwahrt sein müssen. Daher erhielten die bestellten „Wirtschafter“ den Auf-
Die ehemalige Fronfeste, zuletzt Magazin der Lackfabrik Seiche. Foto: Aus dem Buch „Geschichte der deutschen Stadt Aussig“, F.J. Umlauft. Übeltäter auszuforschen und mit einer Strafe von 2 Schock zu belegen oder auch mit Arrest in der oberen Fronfeste (der „Mariana“) zu bestrafen. Quelle: Franz Josef Umlauft, „Geschichte der deutschen Stadt Aussig“, 1960
74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg In der Sudetendeutschen Zeitung Folge 21 vom 24. Mai 2024 wurde ausführlich über den 74. Sudetendeutschen Tag berichet. Für alle, die nicht die Gesamtausgabe abonniert haben, hier eine kurze Zusammenfassung:
Egerländer Familienmusik Hess. ropäische Gemeinschaft, welche die Völker vereint und sie nicht spaltet, den Völkern Frieden und Wohlstand bringt. Die Gefahr ist, daß der immer stärker werdende Nationalismus dieses Europa zerstört. Tschechiens Botschafter Tomás Kafka überbrachte eine Botschaft des tschechischen Präsidenen Petr Pavel: „Es ist gut, daß in Zeiten der heutigen Krisen uns unsere nachbarschaftlichen Beziehungen das Gefühl vermit-
Fotos: Torsten Fricke und Manfred Gischler teln, daß wir nicht allein diesen Krisen entgegenwirken müssen. Der Dank gilt allen, die sich dafür einsetzen.“ Der Bayerische Ministerpräsident und Schirmherrschaftsminister Söder ging in seiner Rede auch auf die positiven Einflüsse der Sudetendeutschen speziell auf Bayern ein: „Ohne die Sudetendeutschen hätte Bayern nie diesen Weg gehen können. Gott schütze unsere Verbindung Tschechien-Bay-
ern. Und Gott schütze ganz besonders die Sudetendeutschen!“ Der Karls-Preis der Sudetendeutschen ging an Jean-Claude Juncker, langjähriger Premierminister Luxemburgs und früherer Präsident der Europäischen Kommission. Der Große Sudetendeutsche Kulturpreis wurde Dr. Gertrude Krombholz verliehen, der Kulturpreis für Literatur und Publizistik ging an Wolftraud de Concini, der Kulturpreis für Darstellende Kunst und Musik an Eva Herrmann und der Kulturpreis für Heimat- und Volkstumspflege an Roland Hammerschmied. Neben all der Politik kamen Kultur und Volkstum nicht zu kurz. In den Hallen waren die Stände der Heimatkreise umlagert und der Heimat!abend mit Tracht, Musik und Tanz war wieder der krönende Abschluß für Herz und Seele. kw Quelle: SdZ 24.5.2024
� Meldungen Neues vom Museum Aussig Otfried Preußler Ausstellung jetzt in Aussig Die in München so erfolgreiche Ausstellung über Otfried Preußler und sein Werk ist vom 30.5.2024 bis 5.1.2025 in Aussig zu sehen.
Die jüngsten Besucher in Aktion. Schon bei der Eröffnung hatten die Kinder ihren Spaß! Wer die zweisprachige Ausstellung noch nicht besucht hat, dem können wir nur empfehlen, diese Gelegenheit in Aussig wahrzunehmen. Ausgezeichnet mit dem „Gloria musaealis“-Preis Zum siebten Mal gewann das Museum der Stadt Ústí nad Labem im Laufe seines 22-jährigen Bestehens den Preis im nationalen Museumswettbewerb„Gloria musaealis“. Damit zählt es zu den erfolgreichsten Museumsinstitutionen in der Tschechischen Republik. Der Sonderpreis wurde für das
Vor 245 Jahren starb Anton Raphael Mengs
trag, die Fronfeste zu besichtigen und Reparaturen anzuzeigen.
� Kurzbericht vom Sudetendeutschen Tag
Unter dem Eindruck des Angriffskriegs in der Ukraine stand das diesjährige Treffen ganz im Zeichen eines vereinten und freien Europas. Politiker aller demokratischen Parteien sowie sudetendeutsche und tschechische Landsleute drückten ihre tiefe Sorge um Freiheit und Demokratie aus und forderten die Bürger auf, sich aktiv für Europa einzusetzen. Ministerpräsident Markus Söder, Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf, SL-Landesobmann Steffen Hörtler, Mario Hierhager, Vorsitzender der SdJ–Jugend für Mitteleuropa und andere Redner betonten, daß nur eine starke eu-
Sudetendeutsche Zeitung Folge 27 | 5.7.2024
Die Präsidentin des Verbands der Museen und Galerien der Tschechischen Republik, Ivana Chovancíková, überreicht den Preis an Václav Houfek, Direktor des Museums der Stadt Ústí nad Labem, links die Projektleiterin Zuzana Va ilová. Projekt „die Nutzung der Sandsteinlandschaft im Nationalpark Böhmische Schweiz und im PLA Elbsandsteingebirge“ verliehen. Projektleiterin Zuzana Vařilová ist es gelungen, die Bergbaudokumentation in Form eines wissenschaftlich-populären modernen Ausstellungsprojekts zu präsentieren. kw Quelle und Fotos: Jiří Preclik, Muzeum mesta Ústi nad Labem.
Die Geschichte „Unbekannte Helden“ geht weiter
Vor drei Jahren besichtigte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit seiner Frau das Wandbild von Adéla Bierbaumer und Magdalena Gurská, das als Comic
im Rahmen des Projekts „Unbekannte Helden“ die ungewöhnliche Geschichte von Ruth Hálová erzählt. Das Leporello dazu gab es bisher nur auf Tschechisch. Die deutsch-tschechische Klasse des binationalen Schillergymnasiums in Pirna griff die Geschichte auf und übersetzt sie nun ins Deutsche. Ruth Hálová stammte aus Böhmisch Krumau und war eines von 669 jüdischen Kindern, die
Aus dem Wandbild-Zyklus „Unbekannte Helden“ am Bahnhof Aussig. Foto: kw kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf Initiative des Briten Nicholas Winton nach Großbritannien gerettet wurden. Nach dem Krieg ließ sie sich in Aussig nieder. Ruth Hálová verstarb 96-jährig am 28. April 2020. Sobald die Übersetzung, an der die gesamte Klasse arbeitet, fer-
tig ist, wird das Leporello auch in Deutsch erscheinen. kw Quelle: Sächsische Zeitung, 3.5.2024
Gedenkstein am Kulmer Friedhof
Der Gedenkstein am Kulmer Friedhof soll an die Bombenopfer im Mai 1945 erinnern. Er wurde am 8.5.2024 in einer Feierstunde der Bürgermeisterin, ihren Stellvertretern und den Gemeinderäten übergeben, dazu wurden ein Kranz und Blumen niedergelegt. Der Text am Gedenkstein lautet sinngemäß: „Den Opfern der Bombardierung von Kulm im Mai 1945: Einwohnern, Kriegsgefangenen und Flüchtlingen“. Rosemarie Kraus Quelle und Foto: Kurt Richter
Selbstbildnis.
Foto: wikipedia
D
ie Madonna von Ismael Mengs in der Stadtkirche Aussig ist jedem Aussiger ein Begriff. Sein Sohn Anton Raphael Mengs, geboren am 12. März 1728 in Aussig, verstorben am 29. Juni 1779 in Rom, war ein brillianter Porträtmaler, von dem sich die Mächtigen Europas malen ließen: Papst Clement XIII., die Zarin Katharina, die Könige von Spanien und Sachsen, der preußische König Friedrich II.(Friedrich der Große). Mengs hinterließ aber auch berühmte barocke illusionistische Deckengemälde, etwa in der Villa Albani und im Vatikan in Rom oder im königlichen Palast in Madrid. Anton Raphael Mengs galt zu seiner Zeit als richtungsweisende Autorität. Er befreite die Malerei von barockem Überschwang und führte sie nach dem Vorbild Raffaels und der Antike zu klassizistischer Einfachheit und Klarheit. Anton Raphael wurde von seinem Vater von Kindheit an zu diszipliniertem künstlerischem Schaffen erzogen. Ismael Mengs
selbst erteilte Sohn und Tochter Malunterricht. 1741 nahm er seinen erst 13-jährigen Sohn mit auf eine Reise nach Rom, wo er sich dem Studium der antiken Kunst und den Werken alter italienischer Meister widmete. Erst drei Jahre später kehrten Vater und Sohn nach Dresden zurück. Anton Raphael hatte auf der Reise so viel gelernt, daß er mit 17 Jahren zum Kabinettmaler am sächsischen Hof berufen wurde, 1749 sogar zum sächsischen Oberhofmaler. Inzwischen hatte er die Römerin Margherita Guazzi geheiratet. 1752 ließ er sich mit seiner Ehefrau in Florenz, Venedig und schließlich in Rom nieder und kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück. Als Maler folgte er dem Ruf nach Neapel und Spanien. Dort arbeitete er mit Tiepolo zusammen und entdeckte den jungen Goya.
Madonna mit Kind und zwei Engeln. Foto: wikipedia Das Grab Anton Raphael Mengs befindet sich in der Kirche Santissimi Michele e Magno in Rom, unweit des Petersdoms. kw Quellen: Helmut Hoffmann, „Unser Niederland“ 01/2023
WIR GRATULIEREN n 99. Geburtstag: Am 27. 7. Dr. Gerhard RIESS aus Aussig in 65779 Kelkheim, Hölderlinstr. 40. n 97. Geburtstag: Am 18. 7. Ilse DRESE geb. Linke aus Aussig. – Am 22. 7. Marie HACKEL geb. Zechel (Neibauer Mariechen) aus Schönwald. – Am 24. 7. Liliana STASIAK geb. Jappel aus Nestomitz in 51381 Leverkusen, Hüscheider Str. 85. n 96. Geburtstag: Am 1. 8. Traudl FORSTMANN geb. Strupp aus Nestersitz. n 95. Geburtstag: Am 11. 7. Marianne LEDDERBOGEN geb. Steska aus Schönpriesen in 30177 Hannover, Am Listholze 11. n 94. Geburtstag: Am 15.7.
Leona WEIGAND geb. Bremer aus Postitz. – Am 16. 7. Willibald THIELE aus Blankenstein. n 93. Geburtstag: Am 2.8. Erhard WICHTREY aus Schönfeld in Greenacres 5086 P. O. Box 202, South Australia. n 92. Geburtstag: Am 2. 8. Elisabeth STELZIG aus Aussig (Elektrogeschäft) in 01139 Dresden, An der Flutrinne 11. n 91. Geburtstag: Am 15. 7. Heinz EICHLER aus Hohenstein in 63303 Dreieich, Gartenstr. 9. n 88. Geburtstag: Am 3. 8. Norbert STREIT aus Peterswald in 01816 Bahratal, Grenzlandstraße 16 b. n 85. Geburtstag: Am 8. 7. Helga KÄSER geb. Polivka
aus Schönwald. – Am 14.7. Christa FLEISCHMANN geb. Fleischer aus Arbesau in 92421 Schwandorf, Kantstr.10. – Am 18. 7. Karl-Heinz von FREYBURG aus AussigKleische in 74076 Heilbronn, Schickhardtstr. 15. – Am 18. 7. Ernst KÖCKERT aus Kosten (Teplitz-Schönau) in 42659 Solingen, Beckmannstr. 87. – Am 20. 7. Lieselotte WERNER aus Nestomitz, Reindlitzer Str. 68 in 91052 Erlangen, Marie-Curie-Str. 27, Tel.: 09131 4041533. n 84. Geburtstag: Am 21. 7. Helga KLUG geb. Watzke aus Kulm in 63110 RodgauJügesheim, Mühlstr. 78. n 83. Geburtstag: Am 13. 7. Annelies GAISSER geb. Sommer aus Birnai Nr. 37 in 64807 Dieburg, Römerstr. 48. – Am 19. 7. Doris WELKER geb. Bessa aus Aussig in 81539 München, Tegernseer Landstr. 85.
Bitte melden Sie Todesfälle weiterhin der Redaktion. Auch Geburtstage, die noch nicht veröffentlicht sind, nehmen wir gern in die Liste auf (mit Datenschutzerklärung!).
UNVERGESSEN Maria Mader geb. Dörfel 4. 1. 1932 - 11. 2. 2022 Karl-Heinz Kralowetz 26. 6. 1930 - 7. 3. 2022 Vladimir Horak 27. 3. 1939 - 8. 6. 2020 ... stellvertretend für alle Verstorbenen, deren wir in Liebe gedenken.