Botschafter Kafka: „Ich verlasse ein nervöses Deutschland“ (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Jahrgang 76 | Folge 29 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 19. Juli 2024
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MdB Christoph de Vries, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen der CDU/CSU-Fraktion
„Das Sudetendeutschen Museum hat mich schwer beeindruckt“ Nach dem Brünner Versöhnungsmarsch (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) hat MdB Christoph de Vries, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSUFraktion im Deutschen Bundestag, jetzt das Sudetendeutsche Haus und das Sudetendeutsche Museum in München besucht. Beim Museumsrundgang erfuhr de Vries auch viel über die Familie mütterlicherseits, die aus dem Kuhländchen stammt.
des Gebäudes ergänzen sich harmonisch, vor allem werden hier – anders als im Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung in Berlin – die historischen Landschaften von Böhmen und Mähren erfahrbar. Mich hat natürlich die Darstellung des Kuhländchens, aus dem meine Familie mütterlicherseits stammt, besonders berührt.“ Die zentralen Themen der Ge-
präsentiert“. De Vries: „So war ich beeindruckt, welche Produkte von sudetendeutschen Unternehmern stammen, wie das längste Serienmotorrad der Welt der Marke ‚Böhmerland‘. Die auf Initiative unserer Gruppe für das Museum bereitgestellten zehn Millionen Euro aus Bundesmitteln sind in jedem Fall gut investiert worden, und ich kann jedem nur einen Besuch des MuBei der Begrüßung in München (von links): SL-Bundesgeschäftsführer Andreas Miksch, Dr. Ortfried Kotzian, MdB Christoph de Vries, Bernd Posselt und Sven Ooole.
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Dr. Ortfried Kotzian (links), Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, und Dr. Stefan Planker, Direktor des Sudetendeutschen Museums (rechts), führten MdB Christoph de Vries durch die Dauerausstellung sowie durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Fotos: Torsten Fricke
um Auftakt begrüßte Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, den Abgeordneten aus Hamburg sowie Sven Oole, den Geschäftsführer der 50 Parlamentarier starken Gruppe. Nach dem Rundgang durch die Dauer- und Sonderaustellung war de Vries begeistert: „Das Sudetendeutsche Museum hat mich schwer beeindruckt. Denn die Konzeption der Dauerausstellung und die Architektur
schichte der Sudetendeutschen, wie Heimat, Nationalismus, Vertreibung und Neuanfang würden „ausgewogen und mit vielen eindrücklichen Objekten
seums empfehlen. Für einen breiteren Publikumskreis attraktiv macht das Museum auch die sehr gelungene Sonderausstellung Oskar Schindler.“ TF
Sudetendeutsche Zeitung endeutsche Zeitung Viktor Orbán nervt die EU HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG
Ungarns Ministerpräsident benutzt die turnusmäßige EU-Ratspräsidentschaft seines Landes zur eigenen Profilierung
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Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge
Grenzkontrollen bleiben
Schengen weiter außer Kraft Trotz Schengen, trotz der Kritik aus Prag und Wien: Die Bayerische Grenzpolizei wird weiterhin an den Übergängen von Tschechien und Österreich stationäre Grenzkontrollen durchführen, hat Innenminister Joachim Herrmann erklärt.
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llein während der FußballEM habe man im Rahmen der Kontrollen 90 Haftbefehle vollstreckt, so Herrmann. Laut des Bundesinnenministeriums werden während der Olympischen Spiele auch die Übergänge zu Frankreich kontrolliert. Die Kontrollen zu Österreich sind zunächst bis 11. November befristet, zu Tschechien, Polen und der Schweiz mindestens bis zum 15. Dezember.
Viktor Orbán mit Wladimir Putin, Orbán mit Xi Jinping, Orbán mit Donald Trump – Ungarns Ministerpräsident nutzt die turnusmäßige EU-Ratspräsidentschaft seines Landes, um sich als Moskau-Versteher auf der Weltbühne zu präsentieren. In der EU reagiert man genervt. EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, offizielle Termine in Budapest zu boykottieren. Und aus dem Europaparlament werden Stimmen laut, Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft zu entziehen.
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uf einer Demonstration ukrainischer Jugendlicher vor der Bayerischen Staatskanzlei hatte Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und langjähriger Abgeordneter des Europaparlaments, bereits in der vergangenen Woche deutliche Worte gefunden: „Viktor Orbán verbrüdert sich mit dem Kriegsverbrecher Wladimir Putin und besucht dessen Verbündeten auf Zeit, Chinas Ministerpräsidenten Xi Jinping, während der eine Kinderkrankenhäuser und Innenstädte in der Ukraine bombardieren läßt und der andere Militärmanöver in Belarus, also auf europäischem Boden, abhält und Völkermord an den Uiguren betreibt.“ Posselt, der auch Präsident der überparteilichen PaneuropaUnion Deutschland ist, forderte die Bundesregierung auf, „den Ukrainern endlich die modernsten Waffensysteme der Luftabwehr zu liefern, damit es nicht weiterhin zu solchen Kriegsverbrechen kommt, für die allein Putin die Verantwortung trägt“. Zum Start seiner selbsternannten „Friedensmission“ war Orbán nach Kiew gereist und hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefor-
8. Juli, Peking: Viktor Orbán mit Chinas Präsident Xi Jinping.
2. Juli, Kiew: Viktor Orbán mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. dert, mit Putin „einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand“ zu vereinbaren, um „die Friedensgespräche zu beschleunigen“. Anschließend flog der ungarische Regierungschef nach Moskau weiter – was Selenskyj später über die Medien erfuhr und was auf scharfe Kritik der EUPartner stieß. „Viktor Orbán vertritt weder unsere Interessen noch die der EU in Moskau. Er hat auch kein Mandat, in unserem Namen zu verhandeln. Die tschechische Position ist klar: Putin ist der Aggressor, wir sind auf der Seite der Ukraine“, erklärte Tschechiens Premierminister Petr Fiala, dessen Land mit Ungarn über die Visegrád-Gruppe eigentlich eng verbunden ist. „Da Ungarn seit dem 1. Juli den Vorsitz im Rat der Europäischen Union innehat, tauschten Herr Orbán und ich uns über den Stand der Beziehungen zwischen Volksgruppensprecher Bernd Posselt kritisierte bei der Ukraine-Demo vor der Staatskanzlei mit scharfen Worten Orbáns Reisen nach Moskau und Peking. Foto: J. Kijas
10. Juli: Orbán und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor dem Nato-Gipfel in Washington. 5. Juli, Moskau: Viktor Orbán schüttel Rußlands Präsidenten Wladimir Putin die Hand. Fotos: X/PM_ViktorOrban, Kreml Rußland und der Europäischen Union aus, die sich derzeit auf einem Tiefpunkt befinden“, erklärte Putin und wertete das Treffen als „substantielles Gespräch“. Rußland und Ungarn würden, so Putin, „weiter zusammenarbeiten, insbesondere im Energiebereich“. So seien „die Arbeiten an unserem gemeinsamen Vorzeigeprojekt, dem Ausbau des Kernkraftwerks Paks, im Gange“.
Auch im Medizin- und Pharmasektor gebe es weiterhin Kooperationen mit Ungarn – allen EU-Sanktionsbemühungen zum Trotz. „Gesunder Pragmatismus und gegenseitiger 12. Juli, Mar-a-Lago: Orbán und Donald Trump. Nutzen“ seien „dabei die wichtigsten Grundseinen Befehl die Ukraine völsätze“, so Putins Botschaft an die kerrechtswidrig angegriffen hat anderen EU-Staaten. und dort weiterhin schwerste Die von Orbán propagierte Kriegsverbrechen verübt. Friedensmission erwähnte Putin Den (vorläufigen) Schlußerst im zweiten Teil seines State- punkt seiner selbsternannten ments. „Wie wir den Stand der Friedensinitiative setzte Orbán Dinge sehen, auch im Lichte des- dann mit einem Treffen beim sen, was wir heute von Herrn Mi- ehemaligen (und möglicherweinisterpräsidenten gehört haben, se zukünftigen) US-Präsidenten ist Kiew immer noch nicht bereit, Donald Trump. Orbán nach dem die Idee, ,Krieg bis zum Endsieg‘ Treffen: „Die gute Nachricht des zu führen, aufzugeben“, sagte Tages: Er (Trump) wird das ProPutin – im krassen Widerspruch blem lösen.“ zum Faktum, daß Rußland auf Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19.7.2024
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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as ein Besucher der Hauptstadt Böhmens diesen Sommer keinesfalls auslassen sollte, ist die aktuelle Ausstellung „Neue Realismen“ (Nové Realismy), die bis zum 25. August in der Galerie der Hauptstadt Prag, im zweiten Stock der Stadtbibliothek am Marienplatz (Mariánské náměstí) zu sehen ist. Die sudetendeutschen Künstler der Ersten tschechoslowakischen Republik wurden bisher oft übersehen oder in ihrer Bedeutung stark minimalisiert. In dieser Ausstellung ist das aber anders, denn es ging den Autoren nicht nur um die realistische Kunst oder die künstlerische Ausrichtung, die in Deutschland mit dem Terminus „Neue Sachlichkeit“ bezeichnet wird, sondern auch darum, die Werke dieser Epoche als Pro-
dukt des gesamten multinationalen Staates Tschechoslowakei zu präsentieren. Im Vordergrund stehen Werke der gebürtigen Bilinerin Erika Streit (1910–2011), zu sehen sind aber auch andere sudetendeutsche Künstler, deren Werke 1928 im Mährischen Kunstverein Brünn ausgestellt wurden. Auch die ungarischen Künstler aus Preßburg und Kaschau, die dort vor dem Zweiten Weltkrieg ihre eigene Gilde gegründet hatten, kommen in „Neue Realismen“ nicht zu kurz. Natürlich zeigt diese Kunstpräsentation auch mehrere tschechische Berühmtheiten dieser Zeit, die einen ähnlichen Kunststil wie ihre sudetendeutschen und slowakischungarischen Kollegen benutzten. SL-Büroleiter Peter Barton kann
PRAGER SPITZEN Immer mehr Firmen-Gründungen
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den Besuch dieser Ausstellung in Prag nur wärmstens empfehlen.
Staatspräsident Petr Pavel gratuliert der Brünnerin zum Wimbledon-Triumph
„Atemberaubender Auftritt von Barbora Krejčíková“
Und wieder feiert Tschechien: Barbora Krejčíková hat am Samstag das Damen-TennisFinale in Wimbledon gewonnen. Stunden später holte sich Kateřina Siniaková den GrandSlam-Titel im Doppel. Erst am 26. Mai hatte die tschechische Eishockey-Mannschaft mit einem 2:0 gegen die Schweiz den Weltmeistertitel geholt.
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ie 28jährige Brünnerin besiegte die Italienerin Jasmine Paolini in drei Sätzen mit 6:2, 2:6 und 6:4. Krejčíková holte sich damit nach ihrem Sieg bei den French Open im Jahr 2021 ihren zweiten Grand-Slam-Titel im Einzel. Im Doppel hatte die Tschechin in Wimbledon bereits zwei Mal gewonnen – 2018 und 2022 mit Partnerin Kateřina Siniaková aus Königgrätz. „Atemberaubender Auftritt von Barbora Krejčíková! Herzlichen Glückwunsch zum Sieg im berühmten Wimbledon. Wieder einmal wurde bestätigt, daß das tschechische Tennis zur Weltspitze gehört. Báro, vielen Dank für die hervorragende Darstellung unseres Landes“, gratulierte Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel als bekennender Sportfan via X (vormals Twitter). Premierminister Petr Fiala textete: „Herzlichen Glückwunsch an Barbora Krejčíková zum Gewinn des Wimbledon-Titels. Ein großartiger Kampf, und der Gewinn des zweiten GrandSlam-Turniers ist ein großer Erfolg!“ Und Oppositionsführer Andrej Babiš twitterte: „Barbora Krejčíková hat es geschafft! Wimbledon 2024 Gewinner! Eine unglaubliche Leistung und eine große Inspiration für uns alle. Glückwunsch!“ Krejčíková reiht sich damit in eine lange Liste von WimbledonSiegen des tschechischen Damen-Tennis ein. Im vergangenen Jahr hatte Markéta Vondroušová überraschend das weltberühmte Rasen-Turnier gewonnen. Seit der Gründung des eigenständigen Staates war zudem noch zweimal Petra Kvitová erfolgreich, und zwar 2011 und 2014, sowie Jana Novotná im Jahr
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as Umweltministerium und die Agentur zum Natur- und Landschaftsschutz in Tschechien haben ein Rettungsprogramm für den Steinkrebs gestartet. Ziel sei, den Schutz der Krebsart so zu erhöhen, daß ihre Zahl wieder anwächst, teilten beide Institutionen in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Der Steinkrebs ist nur eine von zwei der insgesamt sechs Krebsarten, die ursprünglich in tschechischen Gewässern vorkommen. Insgesamt sind die maximal zehn Zentimeter großen Tiere an 38 Orten im Land nachgewiesen, und zwar vor allem in Mittel-, Nord und Westböhmen sowie im Riesengebirgsvorland. In den vergangenen fünf Jahren hat die Krebspest rund 20 Prozent der Steinkrebsbestände in Tschechien getötet.
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ie tschechische Regierung will die humanitären Zahlungen für Flüchtlingshaushalte ab August erhöhen. Vor allem sollen die Wohnbeihilfen ansteigen, wie aus einem Beschluß hervorgeht, den das Kabinett demnächst verabschieden soll. Hin-
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Erhöhung der TV-Gebühren
ie geplante Novelle des Mediengesetzes in Tschechien, mit der die Rundfunkgebühren erhöht werden sollen, ist am vergangenen Freitag im Abgeordnetenhaus in erster Lesung angenommen worden. Die Debatte über die umstrittene Regierungsvorlage dauerte insgesamt 18 Stunden. Mit dem Gesetz soll die Gebühr für das Tschechische Fernsehen (Česka televize) von derzeit 135 Kronen (5,50 Euro) auf 150 Kronen (6,00 Euro) pro Monat angehoben werden. Beim Tschechischen Rundfunk (Český rozhlas) soll die Abgabe von 45 Kronen (1,80 Euro) auf 55 Kronen (2,20 Euro) steigen. Außerdem soll der Kreis der Beitragspflichtigen auch auf jene Menschen ausgeweitet werden, die Medien nur über Smartphone oder Computer konsumieren. Die Opposition lehnt das Mediengesetz ab und fordert, Tschechisches Fernsehen und Tschechischen Rundfunk direkt aus dem Staatshaushalt zu finanzieren.
Ano verweigert Treffen mit Fiala
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ie neu gewählten Europaabgeordneten der Partei Ano sind einer Einladung von Premierminister Petr Fiala nicht gefolgt. Der Regierungschef hatte bei dem Treffen mit Europaabgeordneten dafür geworben, bei bestimmten Fragen im Sinne Tschechiens über die Parteigrenzen hinweg gemeinsam abzustimmen. Den Boykott des Treffens begründete ein AnoSprecher als Reaktion auf die scharfe Kritik Fialas (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), daß die von der Partei Ano mitgegründete neue EU-Parlamentsfraktion „Patrioten für Europa“ den Interessen Rußlands diene.
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Barbora Krejčíková zeigt freudestrahlend ihre Wimbledon-Trophäe. 1998. Gerade an Novotná, die im November 2017 an Krebs starb, erinnerte Barbora Krejčíková nach ihrem Sieg. Diese habe ihr einst geraten, eine Karriere als Tennisprofi einzuschlagen. „Ich habe aber nie gedacht, daß ich einmal dieselbe Trophäe wie Jana emporrecken werde“, betonte die aktuelle Wimbledon-Siegerin.
Wie unglaublich dieser Erfolg ist, machte Krejčíková am Tag danach deutlich. Über ihren Instagram-Kanal schrieb sie an ihre 37 000 Follower: „Probudila jsem se … a pořád je to pravda. I woke up … and it is still true.“ – Ich bin aufgewacht ... und es ist noch immer wahr. Wahr sind auch die Träume von Kateřina Siniaková gewor-
Foto: Barbora Krejčíková Instagram den. Mit ihrer neuen Doppelpartnerin Taylor Townsend aus den USA siegte die Tschechin am späten Samstagabend im Finale mit 7:6 und 7:6 gegen Gabriela Dabrowski (Kanada) und Erin Routliffe (Neuseeland) und holte sich damit den dritten Wimbledon-Titel in ihrer Karriere – ein ziemlich perfekter Tag für Tschechiens Tennis. TF
Bestürzung über Attentat auf Donald Trump
ei dem Anschlag am Samstag bei einer Wahlkampfver-
Rettungsprogramm für den Steinkrebs
Mehr Geld für Ukraine-Flüchtlinge
Tschechische Spitzenpolitiker verurteilen die Tat und wünschen dem Ex-Präsidenten baldige Genesung
Das Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat auch in Tschechien Bestürzung und Entsetzen ausgelöst.
ute Nachricht aus der Wirtschaft: Die Zahl der Firmen in Tschechien ist in der ersten Hälfte dieses Jahres um knapp 7800 angestiegen. Dies geht aus den Daten hervor, die das Czech Credit Bureau (CRIF) veröffentlicht hat. Demnach wurden fast 15 500 Gesellschaften unterschiedlicher Art neu gegründet, aber zeitgleich nur 7800 abgemeldet. Laut CRIF-Analytikerin Věra Kameníčková blüht derzeit das Unternehmertum in Tschechien. Der Zuwachs in der ersten Hälfte dieses Jahres lag demnach um sieben Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2023. Hinter der Entwicklung stünden die niedrige Inflationsrate, relativ niedrige Zinsen und die stabile wirtschaftliche Lage, aber auch der schnelle Fortschritt bei der Entwicklung neuer Technologien, sagte Kameníčková.
tergrund ist, daß ab September Menschen mit vorübergehendem Schutzstatus in Tschechien für die Unterbringung in Notunterkünften zahlen sollen. Laut den Angaben des Innenministeriums sind derzeit 362 100 Menschen mit vorübergehendem Schutzstatus in Tschechien untergebracht. Es handelt sich überwiegend um Flüchtlinge aus der Ukraine.
anstaltung in Pennsylvania waren durch die Schüsse des Attentäters ein Zuschauer getötet und zwei weitere Unbeteiligte schwer verletzt worden. Trump erlitt durch einen Streifschuß eine leichte Verletzung am Ohr. Ein Scharfschütze der Polizei konnte
den Täter anschließend letal ausschalten. Politik solle ein Kampf der Meinungen sein, Gewalt dürfe dabei keinen Platz haben, schrieb Premierminister Petr Fiala am Sonntag über den Kurznachrichtendienst X. Op-
positionsführer und Ano-Parteichef Andrej Babiš bezeichnete ebenfalls über X die Tat als „verrückt“. Er wünsche Trump eine schnelle Erholung, so Babiš. Außenminister Jan Lipavský (Piraten) sprach von einem tragischen Tag für die Demokratie.
ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
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Gipfelerfolg auf dem 7453 Meter hohen Muchu Chhish im Karakorum-Gebirge
Drei Tschechen auf dem höchsten unbestiegenen Berg Zdeněk Hák, Radoslav Groh und Jaroslav Bánský haben Alpin-Geschichte geschrieben. Den drei Tschechen gelang der Aufstieg auf den extrem schwierigen Muchu Chhish, dem höchsten bislang unbestiegenen Berg der Welt.
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er 7453 Meter hohe Berg im Karakorum-Gebirge liegt im Batura Muztagh, einer sehr abgelegenen und unzugänglichen Region im Norden Pakistans. Die steilen Eiswände, das meist schlechte Wetter und die große Entfernung zum Basislager waren die Gründe, warum in den vergangenen Jahren über zwanzig Expeditionen scheiterten. Wie Zdeněk Hák gegenüber dem Bergsteigermagazin ExplorersWeb berichtete, begann das Trio nach der Akklimatisation am 1. Juli mit der Besteigung. Die Tschechen kletterten über den Südgrat auf den Hauptgrat und von dort aus westlich Richtung Gipfel. Am 5. Juli um 10.20 Uhr standen sie auf dem Gipfel des bis dahin noch unbestiegenen Muchu Chhish (7453m). Der weite Abstieg zurück ins
Basecamp nahm einen weiteren Tag in Anspruch. Pro Tag seien sie acht bis zehn Stunden geklettert und hätten insgesamt vier Biwaks eingerichtet. Die tschechische Route auf den Muchu Chhish war mit 3687 Höhenmetern und 20 Kilometern Strecke ebenso anspruchsvoll wie lang. Die drei Tschechen sind in der Bergsteigerszene keine Unbekannten. Zdeněk Hák wurde bereits zweimal, 2018 und 2020, mit dem Piolet d’Or, dem Oscar der Bergsteiger, ausgezeichnet.
Radoslav Groh war unter anderem auf dem Nanga Parbat. Im August 2019 gelang ihm zusammen mit Marek Holeček die Erstbesteigung des peruanischen Berges Huandoy, den sie zu Ehren des 50. Jahrestages der Tragödie der tschechoslowakischen Expedition nach Peru im Jahr 1970 „Boys 1970“ nannten. Über die Besteigung wurde ein Dokumentarfilm mit demselben Titel gedreht. Auch Jaroslav Bánský machte bereits mit mehreren Erstbesteigungen von sich reden.
Die Route der drei Tschechen auf den 7453 Meter hohen Muchu Chhish führt über extrem steile Eisfelder. Kleines Foto: Das Trio beim Gipefelfoto. Fotos: Facebook/Muchu Chhish 2024 Czech Expedition
Tomáš Kafka war seit August 2020 Tschechiens Botschafter in Berlin und kehrt jetzt nach Prag zurück
„Ich verlasse ein nervöses Deutschland“
Auf dem Sudetendeutschen Tag an Pfingsten in Augsburg hat Tschechiens Botschafter Tomáš Kafka in seiner Rede die guten Beziehungen zwischen tschechischen und sudetendeutschen Landsleuten unterstrichen. Außerdem überbrachte Kafka die Grüße von Staatspräsident Petr Pavel. Nach vier Jahren als Botschafter in Berlin wechselt der hochgeschätzte Diplomat im Sommer zurück nach Prag. Zum Abschluß seiner Mission hat Kafka in einem Meinungsartikel für die Tageszeitung Die Welt eine persönliche Analyse über Deutschland dargelegt, die die Sudetendeutsche Zeitung dokumentiert. Von Tomáš Kafka
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ines sollte vorweg gesagt werden: Deutschland in all seinen Facetten wird auch künftig eines der Hauptthemen nicht nur meines Arbeitslebens sein. Und als studierter Russist aus Prag muß ich sagen, daß mich Deutschland – im Gegensatz zu meinem Studienthema – heute keineswegs um den Schlaf bringt. Das hindert mich aber nicht daran zu sehen, daß sich in der Ära der großen Zeitenwenden auch Deutschland ändert. In den vergangenen vier Jahren, die ich als tschechischer Botschafter in Berlin verbracht habe, wurde ich Zeuge einer wahren Verwandlungskunst. Als ich im Sommer 2020 ankam – also in der Verschnaufpause zwischen der ersten und zweiten Covid-Welle – schauten alle auf die deutsche Hauptstadt in der Hoffnung, daß das damals hochgeschätzte, genauso rational wie auch auf Kompromiß bedachte Krisenmanagement der Bundeskanzlerin uns allen, die um Rationalität und Kompromißbereitschaft bemüht waren, den Weg aus dem drohenden Chaos zeigen kann. Niemand konnte damals ahnen, daß man mit dem Coronavirus nur den Anfang einer anhaltenden Verunsicherung und Infragestellung aller bis dato gültigen Gewißheiten erlebte. Daß
Bewegender Moment auf dem 74. Sudetendeutschen Tag an Pfingsten in Augsburg: Volksgruppensprecher Bernd Posselt bedankt sich bei Botschafter Tomáš Kafka für dessen Worte an die Landsleute. Foto: Torsten Fricke nach dem Covid-Chaos das Putin-Chaos und damit ein MultiChaos folgte. Die deutsche Gesellschaft war keineswegs die einzige in Europa, die davon völlig unvorbereitet erwischt wurde. Doch im Unterschied zu anderen Gesellschaften glaubte man in Deutschland, daß man im Lichte der Meisterung früherer Krisen, wie es die Schulden-, Banken- oder auch Migrationskrise waren, besser gewappnet sei als die anderen. Man war doch so rational und auf Kompromisse bedacht! Umso mehr mußte es für die deutsche Gesellschaft schokkierend sein, daß es in den jüngsten Multi-Krisen auf keine dieser Tugenden ankam. Ganz im Gegenteil: Wer Kompromis-
se macht, wird heute eher als Schwächling eingestuft. Konflikte sind wieder in Mode gekommen. Dieser sich bereits früher abzeichnende Paradigmenwechsel in der allgemeinen Umgangskultur wurde schlagartig mit Putins Invasion am 24. Februar 2022 weltweit offenbar. Diesem Paradigmenwechsel ist wohl auch größtenteils zu verdanken, daß das Deutschland, welches mich im August 2024 verabschieden wird, ein durchaus anderes Deutschland ist, als jenes, das mich vor vier Jahren begrüßte. Das heutige Deutschland kommt mir vor allem nervös vor. Schuld daran sind nicht zuletzt die aktuellen Wirtschafts-
daten, die leider manche Erwartung nicht erfüllen. Man kann es wohl so subsumieren: Wenn man die Digitalisierung, von der man nun überall sehr fachmännisch spricht, als Merkmal des Anfangs einer neuen Wirtschaftsära nehmen will, muß man einfach feststellen, daß Deutschland als der unumstrittene Champion der früheren, analogen Zeiten leider nicht imstande war, seine Führungsposition in den digitalisierten Zeiten zu halten. So ein Befund wäre in manchen Ländern – wie zum Beispiel Tschechien – zwar traurig, aber kein Grund zur Nervosität. Nicht aber in Deutschland. Hier ist man schnell mit Bezeichnungen wie „kranker Mann Eu-
ropas“ zur Stelle. Und dies nicht, um sich zu motivieren, alles besser zu machen, sondern um sich eher schlecht zu fühlen. Ich weiß, wovon ich rede, denn in tschechischen Medien legten die Kommentatoren großen Wert darauf, daß der „kranke Mann Europas“ Tschechien sei. Auch in persönlichen Gesprächen ist die Sorge zu vernehmen, daß mit dem eventuellen Ansehensverlust Deutschlands ein Verlust der Attraktivität der liberalen Demokratien weltweit einhergehen könnte. Die Verhaltensmuster vor allem der südlichen Nachbarn des Westens in Anbetracht des RußlandUkraine-Konflikts sind leider dabei, solche Befürchtungen zu rechtfertigen. Die globale Nervo-
sität schlägt sich in Deutschland nieder, statt durch Deutschland gelindert zu werden. Für die deutsche Öffentlichkeit ist es wohl eine Zumutung. Man hat sich zwar halbwegs daran gewöhnt, daß man mit Putin genauso wenig verhandeln kann wie mit der Natur. Doch die Verhandlungskultur ist in der heutigen Welt generell angeschlagen. Keine gute Zeit für große Reformen. Auch in Deutschland scheint es immer schwieriger zu sein, die Akzeptanz dafür sicherzustellen. Wenn aber nicht einmal die deutsche Gesellschaft als reformfreudig in der EU gelten kann, wer sonst? Vielleicht kann man nach vielen Jahren der wohltuenden Inspiration durch Deutschland oder durch den deutsch-französischen Motor fairerweise auch etwas wie eine gesamteuropäische Inspiration anpeilen, in der auch die anderen, vielleicht die kleineren und weniger fortschrittlichen EU-Partner dem deutsch-französischen Riesen aushelfen. Alles ist im Fluß. Das Einzige, wo man aufpassen sollte, ist, daß man jetzt nicht die Zukunftsgläubigkeit gegen die Verklärung der Vergangenheit tauscht. Man kann ja genügend abschreckende Beispiele weltweit anführen, wo die Vergangenheits-Fans vor lauter Begeisterung vergessen haben, wie weit zurück sie noch gehen wollen – in die Ära der imperialistischen Reiche oder gar der mittelalterlichen Kalifate? Ich bin zuversichtlich, daß solche Zeitenwenden Deutschland nicht bevorstehen. Die deutsche Politik sowie die deutsche Gesellschaft sind erwachsen und stabil genug, um sich vor solchen Horrorszenarien fürchten zu müssen. Ernst nehmen sollte man sie aber schon. Nicht weil Deutschland ein Sonderfall zu werden droht, sondern weil Deutschland im Zuge der aktuellen Nervosität – mit Verlaub – zu einem normalen europäischen Land wird. So kann ich schließen, auch wenn ich selbst gehe, mit einem herzlichen: Hello, Goodbye, liebes Deutschland, willkommen im Club!
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TERMINE
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Auftakt mit der 75-Jahr-Feier der Egerländer Gmoi
Wendlingen lädt zum Vinzenzifest Mit dem Festabend „75 Jahre Egerländer Gmoi Wendlingen am Neckar“ startet am heutigen Freitagabend um 18.30 Uhr das traditionelle Vinzenzifest am Marktplatz in Wendlingen am Neckar. Die Blaskapelle Charivari und die Målaboum mit Richard „Måla“ Šulko und dessen Sohn Vojtěch aus Netschetin sorgen mit Egerländer Blasmusik und Egerländer Volksliedern für Stimmung.
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er Samstag beginnt dann um 10.00 mit einem WeißwurstFrühstück auf dem Saint-Leu-laForêt-Platz. Weiterer Höhepunkt ist ab 14.00 Uhr die Festsitzung des Patenschaftsrates. Die Festrede hält Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Landesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Der Publizist und Migrationsexperte Bis Mittwoch, 21. August, Seliger-Gemeinde: „Böhmen liegt nicht am Meer“. Ausstellung in der Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik, Michalská 12, Prag. Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 20. Juli, 10.00 bis 14.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Mutig und menschlich: Ein Workshop zur Förderung von Zivilcourage“. Anmeldung per Telefon unter (0 89) 48 00 03 37 oder per eMail an anmeldung@sudetendeutschesmuseum.de Samstag, 20. Juli, 11.00 bis 17.00 Uhr, Bund der Eghalanda Gmoin: 5. Egerländer Brunnenfest mit großem Kulturprogramm. Der Eintritt ins Egerlandmuseum ist frei. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Sonntag, 21. Juli, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Vogelbeerbaumfest. Begrüßung um 14.00 Uhr im Stadtpark am Vogelbeerbaum, Otto-Schrimpff-Straße in Roth. Im Anschluß: Gemütlicher Nachmittag mit Musik, Liwanzen und Schneeballen im Schützenhaus am Festplatz, OttoSchrimpff-Straße 15, Roth. Dienstag, 23. Juli, 15.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: Vernissage „Portraits aus Böhmen und Mähren“. Sudetendeutsches Haus, 3. Stock, Hochstraße 8, München. Dienstag, 23. bis Sonntag, 28. Juli: Europeade. Nuoro, Italien. Samstag, 27. bis Sonntag, 28. Juli, Südmährerbund: 76. Treffen der Südmährer. Auszug aus dem Programm: Samstag, 16.00 Uhr: Eröffnung mit Geislingens Oberbürgermeister Frank Dehmer. 18.30 Uhr: Bunter Abend. Sonntag, 9.00 Uhr: Festgottesdienst. 10.00 Uhr: Kundgebung mit Franz Login, Ehrenvorsitzender, und Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, sowie Verleihung des Südmährischen Kulturpreises. Jahnhalle, Eberhardstraße 16, Geislingen an der Steige. Samstag, 27. bis Sonntag, 28. Juli: Deutscher Böhmerwaldbund: Jakobitreffen auf dem Dreisessel und in Lackenhäuser. Neureichenau, Bayerischer Wald. Samstag, 27. Juli, 10.00 Uhr, Bund der Deutschen in Böhmen: Heimatmesse anläßlich des Sankt-Anna-Festes mit den vertriebenen Deutschen und dortigen Tschechen. Laurentiuskirche in Luck bei Luditz.
Egerländer beim Festumzug durch Wendlingen am Neckar. spricht über das Thema „Mit einem Koffer voller Hoffnung – Heimatvertriebene haben einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des Landes geleistet“. Die offizielle festliche Eröffnung des 72. Vinzenzifestes und des 49. Egerländer Landestreffens findet dann ab 16.00 Uhr auf dem Saint-Leu-la-Forêt-Platz mit
zahlreichen Trachten- und Tanzgruppen und dem Faßanstich statt. Ab 19.00 Uhr sorgt dann die Band Lollies auf dem Marktplatz für Partystimmung. Der Sonntag beginnt um 8.00 Uhr mit dem Vinzenzimarkt auf dem Krämermarkt. Um 9.30 Uhr folgt die Vinzenziprozession von der Kirche St. Kolumban zum
VERANSTALTUNGSKALENDER Samstag, 3. August, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Sonntag, 4. August, 19.00 Uhr, Musikakademie der Studienstiftung des Deutschen Volkes: „Gustav Mahler: Das klagende Lied“. Konzert in der Isarphilharmonie. HP8, HansPreißinger-Straße 8, München. Mittwoch, 14. August, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Sonntag, 18. August, 11.00 Uhr, Förderverein Wallfahrtskirche Maria Kulm: 25. Egerländer Gebetstag. Wallfahrtskirche, Maria Kulm. Montag, 19. August, 18.00 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Haus: „Der Preis unserer Freiheit“. Lesung mit Jurij Andruchowytsch. Zentralbibliothek – KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf. Dienstag, 20. August, 18.00 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Haus: Vernissage „Wolodymyr Iwasjuk & Chervona Ruta: Soundtrack zur Freiheit“. Es sprechen Oksana Iwasjuk, Juri Andruchowytsch und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. Die Ausstellung läuft bis zum 27. September. Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12–14, Düsseldorf. Samstag, 24. August, 12.00 Uhr, Bund der Vertriebenen: Zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat 2024. Festrede: Bundesinnnen- und -heimatministerin Nancy Faeser. Geschlossene Veranstaltung. Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, Berlin. Im Anschluß um 15.30 Uhr: Kranzniederlegung am zentralen Mahnmal für die Vertriebenen. Theodor-Heuss-Platz, Berlin. Donnerstag, 29. bis Freitag, 30. August, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Demokratie erwandern – ein Spaziergang durch die Gründungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Teilnehmerbeitrag: 140 Euro pro Person (inklusive Übernachtung und Essen). Anmeldung per eMail an kultur@ hausschlesien.de oder per Telefon unter (0 22 44) 88 62 31. Haus Schlesien, Dollendorfer Landstraße 412, Königswinter. Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr, Monsignore Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg: Vertriebenenwallfahrt. Hauptzelebrant ist Regionaldekan Holger Kruschina, 1. Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit, Gößweinstein. Mittwoch, 4. September, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Vernissage „Andreanum – 800 Jahre Recht
und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“. Die Ausstellung wird bis zum 4. Oktober gezeigt. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 10, Düsseldorf. Donnerstag, 5. September, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Serbien auf dem Weg in die EU? Zur aktuellen politischen Situation in Serbien“. Online-Vortrag von Michael Martens, Südosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Anmeldung per eMail an sekretariat@gh-h.de Samstag, 7. September, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß. Kloster Haindorf, č.p. 1, Hejnice, Tschechien. (Programm folgt). Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 10, München. Mittwoch, 19. September, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Samstag, 21. bis Sonntag 22. September, Adalbert-Stifter-Verein: Böhmerwaldseminar. Tagung zu Kriegsende und Vertreibung vor 80 Jahren in Böhmen. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Schloß Gratzen, Nové Hrady 1, Gratzen. Samstag, 21. September, 13.30 Uhr, Erzdiözese Bamberg: Andacht mit Vertriebenenseelsorger Monsignore Herbert Hautmann. Kapelle „Heidebrünnel“, Weilersbach. Samstag, 21. September, 15.00 Uhr, SL-Orsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Filmvorführung „Generation N – Deutschböhme“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 28. bis Montag, 30. September: Sandauer Heimattreffen in Arzberg und Sandau. Samstag, 16.00 Uhr: Treffen in der Sandauer Heimatstube. Sonntag, 9.30 Uhr: Festgottesdienst und Patronatsfest in der Pfarrkirche St. Michael in Sandau. Am Nachmittag Besichtigung des Senger-Hofes in Bad Neualbenreuth. Montag, 10.00 Uhr: Feierliches Hochamt in der Sandauer Pfarrkirche St. Michael, anschließend Totengedenken auf dem Sandauer Friedhof. Samstag, 5. Oktober, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth.
Marktplatz, wo ab 10.00 Uhr der ökumenische Gottesdienst auf dem Programm steht. Um 11.00 Uhr findet auf dem Marktplatz das Frühschoppenkonzert statt. Gleichzeitig lädt die Stadt zum Empfang. Die Vinzenzirede hält in diesem Jahr Muhterem Aras. Die Präsidentin des Landtages von BadenWürttemberg spricht über das Thema „In der Demokratie beheimatet: 75 Jahre Grundgesetz, 70 Jahre Landesverfassung Baden-Württemberg“. Ab 13.30 Uhr zieht dann der Festumzug von der Goethestraße über die Unterboihinger Straße, Albstraße und Neuffenstraße bis zum Marktplatz, wo bis 17.00 Uhr bei Musik, Speis und Trank gefeiert wird. Im Rahmen eines verkaufsoffenen Sonntags haben die Geschäfte in der Innenstadt von 12.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Mittwoch, 16. Oktober, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Freitag, 18. Oktober, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Zum alten Bezirksamt im HDO, Am Lilienberg 5, München. Freitag, 18. Oktober, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Festveranstaltung. Vortrag der Architekten Christian und Peter Brückner über den Gedenkort zum Olympiaattentat. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox. org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Samstag, 19. Oktober, 15.00 Uhr, SL-Orsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Vortrag und Film „Das Ascher Ländchen“ mit Filmemacher Reinhard Dengler. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Freitag, 25. bis Samstag, 26. Oktober, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Ewiger Friede? Kant, Krieg und kein Ende. Friedenskonzepte und Friedensschlüsse: Theoretische Friedenskonzepte und historische Friedensschlüsse.“ Seminar zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant (1724–1804). Haus Schlesien, Dollendorfer Landstraße 412, Königswinter. Donnerstag, 31. Oktober. bis Sonntag, 3. November: PragFahrt der SdJ – Jugend für Mitteleuropa. Programm folgt. Anmeldungen bis 11. August per eMail an info@sdj-online.de Samstag, 2. November, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Samstag, 2. November, 15.00 Uhr: Graslitzer Stammtisch Geretsried. Gasthof Geiger, Tattenkofener Straße 1, Geretsried. Montag, 4. November, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Prager Kaffeehäuser“. Teil 4 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 10, München. Dienstag, 5. November, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung. Vortrag über Ferdinand Fiedler (1842–1910) aus Olmütz, Professor für Militärgeographie an der Kriegsschule. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox.org oder unter Telefon (089) 48000348. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München.
„Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“
Kuratorenführung Donnerstag, 25. Juli, 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10, München. Eintritt frei. Zum 50. Todestag von Oskar Schindler (* 28. April 1908 in Zwittau, Mähren; † 9. Oktober 1974 in Hildesheim) erzählt das Sudetendeutsche Museum in der Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie des Sudetendeutsches Hauses (Hochstraße 8) die Geschichte eines Helden mit Charisma und widersprüch-
lichen Charakterzügen. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie hatte der sudetendeutsche Unternehmer 1200 Juden vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet. Dieser Akt der Menschlichkeit und Zivilcourage wurde erst 1993 mit dem Spielfilm „Schindlers Liste“ weltweit bekannt. Im Zentrum der Ausstellung steht ein spektakuläres Exponat: zwei originale Seiten einer Namensliste jüdischer Häftlinge, die erstmals öffentlich gezeigt wird. Die Sonderausstellung läuft bis zum 27. Oktober. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Foto: Torsten Fricke
Europäische Perspektiven Sonntag, 4. bis Donnerstag, 8. August: „Europäische Perspektiven. Deutschland und seine östlichen Nachbarn“. Seminar für historisch-politisch Interessierte aus Deutschland und Osteuropa. Nach mancherorts schwieriger Transformationsphase wurden die meisten ostmittel- und südosteuropäischen Staaten kurz vor und nach der Jahrtausendwende in die Nato beziehungsweise in die Europäische Union aufgenommen, und der wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierungsprozeß nahm Fahrt auf. Es flossen EU-Fördermittel zur Modernisierung von Infrastruktur, Bildung, Justizwesen und Umwelt. Der EU-Beitritt dieser Staaten ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen – einerseits. Jedoch zeigten sich nach einem weiteren Jahrzehnt Bruchlinien zwischen alten und neuen EU-Mitgliedern, zunächst in der Migrationskrise 2015, seit 2022 in der Positionierung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. In Ungarn, Polen sowie zuletzt in der Slowakei kamen zeitweise europaskeptische Parteien an die Macht. Außen- und verteidigungspolitisch orientierten sich die Polen eher an den USA, die Ungarn unter Viktor Orbán kooperieren in Wirtschafts- und Energiefragen mit dem autoritären und – gegenüber dem gesamten Westen – aggressiven Rußland und beteiligen sich nicht an direkter Militärhilfe für die Ukraine. Die Perspektiven auf eine engere und bessere europäische Zusammenarbeit sind skeptisch oder negativ. Neben den aktuellen politischen Ereignissen werden aber auch historische und kulturelle Verbindungen zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nachbarvölkern in Vorträgen und Filmen aufgezeigt. Anmeldungen per eMail an info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Neue Ausstellung
Vertriebene 1939 Bis Mittwoch, 31. Juli: Ausstellung „Vertreibung 1939“. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszeiten: werktags von 10.00 bis 20.00 Uhr. Die Ausstellung „Vertriebene 1939“ veranschaulicht anhand von 400 Fotografien, Plakaten und Dokumenten die traumatischen Erlebnisse und Erfahrungen der polnischen Zivilbevölkerung, die wäh-
rend des Zweiten Weltkriegs aus den Teilen Polens deportiert wurde, die an das „Dritte Reich“ angegliedert wurden. Die gewaltsamen Zwangsaussiedlungen, Inhaftierungen und Ermordungen von insgesamt 1,5 Millionen polnischer und jüdischer Bürger waren zugleich Teil der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik, die in der Errichtung von KZs und im Holocaust mündete.
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19.7.2024
Tagung „Vertriebene, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den Grenzgebieten der DDR, Tschechoslowakei und der Volksrepublik Polen“
Heimatverbliebene und der Kontakt zu den vertriebenen Landsleuten Wie kamen die Heimatverbliebenen mit den Vertriebenen in Kontakt und wie entwickelten sich die Beziehungen? Bei einem Kamingespräch im Rahmen der Tagung „Vertriebene, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den Grenzgebieten der DDR, Tschechoslowakei und der Volksrepublik Polen“ in TeplitzSchönau (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) haben Hartmut Koschyk, Petr Joza vom Staatlichen Kreisarchiv in Tetschen und Richard Neugebauer, der Vizepräsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, unter der Moderation von Steffen Neumann von der Euroregion Elbe Labe über die Schritte der Verständigung in den 1980er bis 2000er Jahren debattiert.
N
eugebauer, ein Troppauer, der aber wegen seiner Lehrtätigkeit auch in Prag lebt, schilderte die 1980er Jahre als eine Zeit reger privater Kontakte von Verwandten, die im Westen Deutschlands, aber auch in der DDR lebten. Viele Besuche in der Heimat endeten bei den Neugebauers, wo der Besuch häufig auf dem Fußboden schlief. Als er 1988 erstmals in den Westen reisen durfte, hatte er viele Adressen, und er erlebte die Sudetendeutschen in Westdeutschland als Gruppe, die sich einander halfen und ihn gut empfingen. Sein Bemühen nach seiner Rückkehr nach Prag, wo er studierte, dem Kulturverband beizutreten, war dagegen äußerst schwierig, man wollte keine neuen Mitglieder. Aus dem Osten Tschechiens kannte er auch keine Gruppen der Minderheitsdeutschen, die nur im Norden und Westen der ČSSR sich seit den 1950er Jahren organisieren durften. Am Ende war er 1990 Kassenwart und Mitstreiter von Walter Piverka, der den Weg der Vertretung der Deutschen in der Landesversammlung, einer Neugründung, suchte. Mittlerweile Vizepräsident der Landesversammlung spricht Neugebauer heute von einer guten Zusammenarbeit mit dem in kommunistischen Zeiten gegründeten Kulturverband, von den wichtigen Kontakten zu sudetendeutschen Institutionen, vor allem der SL, aber auch von atmosphärischen Veränderungen gegenüber der deutschen Minderheit in Tschechien. In den 1990er Jah-
Steffen Neumann (zweiter von rechts) moderierte das Kamingespräch mit (von links) Hartmut Koschyk, Petr Joza und Richard Neugebauer. Foto: Ulrich Miksch ren gab es noch viele alte Deutsche, die in ihrer Heimat lebten, und in Filmen, in denen Deutsche eine Rolle spielten, sprachen diese ganz authentisch, heute dagegen sprächen sie fern aller Realität ein imaginäres Deutsch. Wenn er heute im Ministerium seine Anliegen vortrage, bemühten sich die Beamten mit ihm Deutsch zu sprechen, aber bei der breiten Bevölkerung sei die Kenntnis wie die Selbstverständlichkeit nicht vorhanden. Joza, der sich selbst als „böhmische Mischung“ bezeichnete, da seine Mutter aus dem Ruhrgebiet stammte, der Großvater als Kommunist nach 1945 nach Nordböhmen kam, wo er in Oberleutensdorf landete, in einem Haus, wo noch das mittlerweile schimmlige Essen der vertriebenen Deutschen auf dem Tisch stand, und seine tschechische Großmutter den nordböhmischen deutschen Dialekt sprach, hob zu einer interessanten Schilderung an. Wie kam er zum Heimatverband der Tetschen-Bodenbacher? Als Archivar fragte er sich, wo sind die Deutschen eigentlich geblieben, die hier vertrieben wurden. Er stieß auf Netzwerke vor Ort, teilweise aus der Not der 1950er Jahre geboren, wo Heimatverbliebene teilweise keine oder nur sehr kleine Renten erhielten und deshalb unterstützt wurden, auch von Sudetendeutschen in Westdeutschland. Er erhielt bald die Heimatzeitung „Trei da Hejmt!“ nur geschmuggelt und schrieb gelegentlich für sie über die Deutschen
in Tetschen-Bodenbach. Diese Artikel führten dazu, als er mit seiner Mutter im Sommer 1989 erstmals nach Westdeutschland fahren konnte, daß er den Kontakt zu dem in Nördlingen ansässigen Heimatkreis der Tetschen-Bodenbacher suchte und man ihn schon kannte. Anfangs stellten die untereinander sehr verschiedenen Vertreter des Heimatkreises ihm die Frage, wie er denn zur Vertreibung stehe. Er antwortete immer, er sei dagegen, denn man schmeiße keine Bürger einfach raus, das sei Unrecht. Das wurde von allen gern gehört, und Joza wurde schon bald faktisches Mitglied des Heimatkreises, half bei allen Heimattreffen und auch beim Sudetendeutschen Tag. Steffen Neumann merkte dabei an, Joza sei wohl der erste Tscheche auf dem Sudetendeutschen Tag gewesen, wohl schon 1990. Worüber Joza dann aber berichtete, war der Prozeß, an dessen Ende die Übergabe der Heimatstube, der Bibliothek und des Heimatarchivs der Tetschen-Bodenbacher von Nördlingen an sein Kreisarchiv auf dem Tetschener Schloß stand. Die vollständige Übernahme nach Tetschen sei letztlich das einzige Angebot für das Nördlinger Stadtarchiv gewesen. Und der Stadtarchivar sei froh gewesen, denn er hatte keinen Platz mehr für Nördlinger Sachen und tat sich schwer mit der ihm unbekannten Region. Wo liege zum Beispiel Niederebersdorf? Und wo sei da eine Kirche oder keine? Schließlich sei nun in Tetschen
die Erinnerung zusammengefügt. Behördliche Schriftstücke und emotionale Zeugnisse ergänzten sich für die historische Forschung, die nun auch einen klaren Adressaten hat, denn wer weiß schon außerhalb Deutschlands und Tschechiens, daß viele Jahre die deutschen Erinnerungsstücke der Tetschener in Nördlingen lagen. Erst kürzlich sei aus Bad Camberg die zweibändige Ortschronik von Hochdobern zu ihnen gelangt. Die Stadt Camberg gab sie bereitwillig ab, denn die Chronik sei „ein Fremdkörper in ihrem Stadtarchiv“ gewesen. Joza berichtete nun, sie sei mittlerweile schon digitalisiert und im Internet frei zugänglich. Hartmut Koschyk, Generalsekretär des BdV von 1987 bis 1991, Parlamentarischer Staatssekretär von 2009 bis 2013 und aktuell Vorsitzender des Stiftungrates der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, kam beim Kamingespräch die einordnende Rolle und um Polen erweiternde Perspektive zu. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete sprach von den Kontakten gerade bei vielen privaten Besuchen Heimatvertriebener, die eben nicht nur privat waren. Er nannte einen ihm bekannten Sudetendeutschen, der von der Akkermann-Gemeinde die Untergrundkirche in der ČSSR unterstützte und dafür einige Jahre in tschechoslowakischer Haft verbringen mußte. Das seien auch in Tschechien wahrgenommene Akte der Dissidenz gewesen, die verbanden und noch heute ihre Bedeutung haben. Er erinnerte unter anderem an Ossi Böse aus Reichenberg, der in den 1990er Jahren nach ersten Schritten meinte, „versöhnen wir uns, aber vielleicht nicht zu schnell, damit nicht irgendwelche Fragen uns auf einmal wieder beschweren“. Bei der Auseinandersetzung um die deutsch-tschechische Erklärung 1997 habe er dann aber auch erlebt, daß ein eingefleischter Witikone wie Wolfgang Egerter damals ein leidenschaftlicher Unterstützer der Erklärung wurde. Im sommerlichen Teplitz-Schönau strahlte das Kaminfeuer, das nur auf dem Bildschirm loderte, doch eine erinnerungsschwangere Stimmung aus, die in die Gespräche, die folgten und die letzten vier Jahrzehnte umspannten, weiterwirkte. Ulrich Miksch
Landtagspräsidentin Ilse Aigner ehrt Mittelschule Geretsried
Vertreibung als ausgezeichnetes Schulprojekt Beim bayernweiten Schülerwettbewerbs „Erinnerungszeichen“, der heuer unter dem Motto „Europa in Bayern – Bayern in Europa“ stand, ist die Mittelschule Geretsried am vergangenen Mittwoch von Landtagspräsidentin Ilse Aigner im Rahmen einer Feierstunde im Maximilianeum mit dem 3. Landespreis ausgezeichnet worden.
U
nter dem Titel „Geretsried – die Stadt der Heimatvertriebenen“ hatten 26 Schüler die Geschichte ihrer Heimatstadt südlich von München recherchiert. Da die Preisverleihung mit einer Klassenfahrt kollidierte, nahmen stellvertretend Geretsrieds Dritter Bürgermeister Gerhard A. Meinl, Nachfahre der 1810 in Graslitz gegründeten und später weltberühmten Musikinstrumente-Dynastie, sowie Helmut Hahn, Vüarstäiha der Eghalanda Gmoi z‘ Geretsried, und Tochter Leonie, Landesjugendführerin Bayern, die Auszeichnung entgegen. Der Auftstieg von Geretsried spiegelt wider, wie die Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend zum Wiederaufbau Bayerns beigetragen haben. Die ersten Heimatvertriebenen, 554 Frauen, Kinder und Ältere aus Graslitz, trafen am 7. April 1946 in Geretsried ein, wo es nur Lager und zerstörte Betriebe gab. Es folgten ein weiterer Transport
am 19. Juni 1946 mit 137 Personen aus Tachau und ein dritter Transport am 11. Oktober 1946 mit 110 Personen aus der Gegend um Karlsbad. 1. Bürgermeister wurde Karl Lederer, ein Graslitzer, unter dessen Amtsführung Geretsried 1950 zur Gemeinde aufstieg. 1970 folgte die Stadterhebung und heute ist Geretsried mit über 25 000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte als Schirmherrin des Wettbewerbs in ihrer Laudatio: „Europa ist heute ein Bekenntnis zu Demokratie, Menschenrechten und zu persönlicher Freiheit. Das ist ein Schatz, den wir behüten müssen! Ihr, die Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern, habt vor Eurer Haustür die Geschichte Bayerns erkundet, die Dinge ergründet und seid zu einem eigenen Schluß gekommen – das bereichert ungemein und das ist für unsere Demokratie so wichtig: Ich danke Euch, daß Ihr auch zurückschaut, um zu wissen, wie wir vorwärtskommen!“ Martin Wunsch, Amtschef des Kultusministeriums, lobte: „Sie tragen Europa im Herzen. Es ist enorm wichtig, sich mit der bayerischen Landesgeschichte und der Historie vor Ort zu beschäftigen.“ An dem Wettbewerb hatten sich 600 Schüler aus ganz Bayern mit 61 Projekten beteiligt. Torsten Fricke
Nahmen die Auszeichnung stellvertretend entgegen: Helmut Hahn, Vüarstäiha der Eghalanda Gmoi z‘ Geretsried, Tochter Leonie, Landesjugendführerin Bayern, und Geretsrieds dritter Bürgermeister Gerhard A. Meinl. Fotos: Torsten Fricke
Nahmen an der Feierstunde teil (von links): Martin Wunsch, Amtschef des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und die Landtagsabgeordneten Florian Streibl (Freie Wähler), Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Martin Stock (CSU).
5 Mut tut gut
Die Kunst zu leben
I
n den ersten beiden Juli-Wochen hatte ich meinen Jahresurlaub. Zwei Wochen am Stück tun gut. Es braucht immer einige Tage, um meinen intensiven dienstlichen Alltag hinter mir zu lassen und Ruhe zu finden. Nach Möglichkeit versuche ich, im Urlaub keine Arbeiten zu erledigen, mit denen ich sonst das Jahr über zu tun habe, auch wenn mir die Mehrzahl meiner Tätigkeiten Freude bereitet. Deswegen habe ich für die letzten beiden Ausgaben dieser Zeitung auch keine Kolumne geschrieben. Ich hoffe, Sie, liebe Leser, sehen es mir nach. Urlaub ist mit Mut verbunden: Mut, dem Leben andere Perspektiven abzugewinnen, neue Erfahrungen zu sammeln, Mut, zur Ruhe zu kommen, Mut zum Weitblick und zum Tiefgang, Mut, sich mit sich selbst zu beschäftigen, nicht vor sich selbst davon zu laufen, Mut zum Innehalten, auch Mut, den langsamen Fluß der Zeit auszuhalten, und schließlich Mut, nicht unbedingt alles im Voraus zu planen, sondern sich von unerwarteten Ereignissen und Begegnungen beschenken zu lassen, vielleicht sogar manches in Ruhe und Demut anzunehmen, was man sich ursprünglich anders erwartete, zum Beispiel einen Schlechtwettertag. Meinen Urlaub verbrachte ich heuer, mittlerweile zum achten Mal, im wunderschönen Braunauer Ländchen. Ich bin das Jahr über so viel unterwegs und habe das Glück, von Amts wegen manche Reisen machen zu dürfen, so daß ich in den zwei sommerlichen Erholungswochen nicht ein Flugzeug besteigen möchte, um in eine entfernte Gegend zu kommen. Zudem tut es mir gut, im Urlaub das zu genießen, was die Philosophie die „Wiederkehr des Immergleichen“ nennt. Seit acht Jahren bin ich im selben Quartier, gehe die selben Wege und besuche die selben liebgewonnenen Plätze und Orte. Wenn ich am ersten Tag aus dem Auto aussteige, bin ich einfach da, und brauche mich nicht erst umständlich zu orientieren. Genauso wichtig wie das Ankommen am Urlaubsort ist das Zurückkommen. Manche Arbeit ist vor der Wegfahrt vielleicht liegengeblieben und wartet auf Erledigung. So war es jedenfalls bei mir. Ich habe mich aber nicht sofort wieder in die Arbeit gestürzt, sondern mir noch ein wenig Zeit genommen, um wieder im Alltag anzukommen. Dazu gehört das Auspacken ebenso wie der Rundgang durch Haus und Garten. Nach zwei Wochen Erholung nehme ich manches anders wahr und bin dankbar, daß ich es daheim auch schön habe. Mittlerweile sitze ich wieder am Schreibtisch, erledige Korrespondenz, telefoniere und plane die nächsten Aufgaben. Manches geht nach dem Urlaub leichter von der Hand. Das ist auch deswegen so, weil die Eindrücke und Erfahrungen der beiden letzten Wochen nachklingen. Jedes Jahr lerne ich, daß es Auszeiten braucht, um auf die Spur dessen zu kommen, was mir Gott in meinem Leben sagt, was er mir alles schenkt und wozu er mich braucht. Auszeiten sind ein wichtiger Beitrag, die Kunst des Lebens neu zu kultivieren. Sie sind ein Impuls, auch in den üblichen Tätigkeiten nicht alles bitter ernst zu nehmen und sich die innere Freiheit nicht stehlen zu lassen. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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FORUM
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Heimatzeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimatblatt · Zuckmantler Heimatbrief
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift
halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung,, Graslitzer Heimatzeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimatblatt, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)
Nicht nur das Pferd Blesk …
… wartet auf Reiter, die nicht mehr als 100 Kilogramm wiegen.
� Letnápark in Prag
Neudeker Heimatbrief, für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)
Pferdekarussell feiert Geburtstag
Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)
nen Durchmesser von zwölf Metern und ist immer noch der ursprüngliche NeorenaissanceHolzpavillon. Das Karussell enthielt ausgestopfte Pferde in 21 verschiedenen Größen mit echtem Pferdefell und mit Stroh gefüllt, mit Holzhufen und Glasaugen. Nach der Generalsanierung beherbergt es nur noch 18 Pferde. Für die vier Pferde Blesk, Flora, Poly und Šemík blieben die ursprünglichen Sättel und Zaumzeug erhalten. Andere Pferde heißen Ardo, Fuchsa, Hektor, Hnědka, Honzík, Indian, Jurášek, Kaštan, Prima, Sivak, Skokan, Šíp, Tulák und Vichr. Die Säule der zentralen Drehscheibe ist mit den originalen drei Rittern in Pappmaché-Rüstung verziert, die mit Silber Das Zuhause des Pferdekarussells. bemalt sind. In den Königlichen Weinbergen wurde das Karussell noch von einem Menschen angetrieben, der unter dem Boden herumlief und die Bodenstrebe vor sich her schob. In Letná ersetzte ein mechanisches Getriebe diesen Antrieb. Ein unter dem Boden stehender Mechaniker trieb über eine Kurbel mit Schwungrad und Bremse das Karussell an. Erst in den 1930er Jahren erhielt das Karussell einen Elektromotor. Von April bis Oktober dreht sich nun das Karussell wieder für Kinder ab zwei Jahren und für maximal 100 Kilogramm schwere Erwachsene. Und es gibt auch wieder ein Musik orchestrion. Es heißt AtlanDie Letnáhöhe von Süden gesehen, im Vordergrund die Tschechische Brücke im tik und wurde 1910 in Leipzig Jugendstil. hergestellt. Nadira Hurnaus
1894, also vor 130 Jahren, erhielt der Letnápark ein Pferdekarussell. Der Hügel Letná, einst als Sommerberg oder Belvedere bekannt, war erst zehn Jahre vorher ein Stadtteil von Prag geworden.
Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage! Adresse:
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Kontoinhaber
as Karussell entstand 1892 und ist das älteste erhaltene Karussell Europas. Seine Pferdefiguren tragen echte Pferdehaut. Sein Erfinder war der Prager Josef Nebeský, der Tischlermeister Matěj Bílek baute es. Nebeský stellte sein Karussell zunächst in der Nähe der heute noch existierenden Kneipe Zum Kuhstall/ Na Kravín in den Königlichen Weinbergen auf. 1894 verlegte er es nach Letná nahe der Station der ersten Prager elektrischen Eisenbahn und der Bergstation der Seilbahn. Dort war es 1894 bis in die 1990er Jahre sommers in Betrieb. Die großen Pferde lassen darauf schließen, daß sie ursprünglich von Erwachsenen genutzt wurden. Seit 1991 steht das Karussell unter Denkmalschutz. 1994 wurden sein Orchestrion und seine Glocke gestohlen, 1995 wurde das Karussellgebäude restauriert. Seit 2004 gehört das Karussellensemble dem Nationalen Technischen Museum. Bis 2019 wurden mit Spendengeldern Drehscheibe, Pferde, Spielzeugautos, Rolläden, das umliegende Gelände, die Entwässerung, elektrische Leitungen und elektrisches Licht saniert. Doch das Gebäude war immer noch nicht restauriert, da man keine geeignete Restau-
rierungsfirma fand. 2022 wurde das Karussell schließlich wieder in Betrieb genommen. Der Wiederaufbau hatte 23 Millio-
nen Kronen gekostet. Das Ziel, wieder so gut auszusehen wie 100 Jahre zuvor, war erreicht. Das Karussellgebäude hat ei-
PERSONALIEN Kontonummer oder IBAN
Am 14. Juli feierte Ingeborg Schweigl, geborene Streinz, aus dem Böhmerwald stammende Volkstumspreisträgerin im Jahr 2014, in Heidelberg ihren 85. Geburtstag.
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� Trägerin des Sudetendeutschen Volkstumspreises
ie in Kaltenbach im Kreis Prachatitz geborene Böhmerwäldlerin strandete im Zuge der Vertreibung im baden-württembergischen Heidelberg, wo sie
Inge Schweigl 85 noch heute lebt. Sie war Herrenschneiderin, Krankenschwester, Logopädin und Märchenerzählerin. Mit ihrem Mann Josef, ebenfalls ein Böhmerwäldler, ha-
be sie, so Laudatorin Walli Richter bei der Volkstumspreisverleihung 2014, eine Böhmerwälder Oase im nordbadischen Heidelberg geschaffen. „Sie sammelten
Ein Weltbegriff – ein Hochgenuß für Feinschmecker
KARLSBADER OBLATEN die meistgekauften ... … weil sie so gut sind!
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WETZEL Karlsbader Oblaten- und Waffelfabrik · Austraße 5 · 89407 Dillingen/Donau Internet: www.wetzel-oblaten.de · eMail: info@wetzel-oblaten.de
alles aus dem Böhmerwald, was sie fanden.“ Auch nach Josefs Tod sammelte Inge Schweigl weiter. Zum Beispiel heimatliche Volkslieder, von denen sie mehr als 200 auf Tonträger einsang. Als Märchenerzählerin begeisterte sie selbst Hörfunkredakteure. Sie ist eine der besten Mundartsprecherinnen ihrer Heimat, war DBB-Bundesfrauenreferentin, veröffentlichte viele volkskundliche Schriften, half die Tracht zu erneuern und reanimierte ein Böhmerwald-Weihnachtsspiel. Die Landsleute danken, gratulieren von Herzen und wünschen Gottes reichen Segen. Nadira Hurnaus
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KULTUR
Zum 130. Geburtstag des Glaskünstlers und Malers Alexander Pfohl wird im Renaissanceschloß in Hadamar im mittelhessischen Kreis Limburg-Weilburg die bisher größte Werkausstellung über Pfohl gezeigt. Sie bietet mehr als 300 Werke von 30 internationalen Leihgebern, darunter 14 Museen. Kuratoren sind Pfohls Enkelin Angelika Krombach und Wolfgang Hofmann vom Trägerverein des Glasmuseums Schloß Hadamar.
A
lexander Pfohl wurde am 17. März 1894 im nordböhmischen Haida/Nový Bor geboren. Zu seiner Familie zählten fünf Generationen hindurch bedeuten- Die Gläser von Pfohl in Vitrinen zeigen die überwältigende Bandbreite des nordböhmischen Glaskünstlers. de Meister der Glasgestaltung und Glasveredlung. Sein Vater, Alexander Pfohl Schüler seines Jahr- � Ausstellung zum 130. Geburtstag von Alexander Pfohl senior, gründete 1888 in Haida gangs und herausraals selbständiger Glasmalermei- gendster Absolvent soster eine eigene Malereiwerk- gar ein Stipendium der statt und arbeitete für alle nam- Baron-Rothschild-Stifhaften Exportfirmen der Glasin- tung für einen einjähridustrie in Haida und Umgebung. gen Studienaufenthalt Auch Karl Pfohl, einer der her- in Rom, der durch den ausragendsten Glasschneider Ausbruch des Ersten Steinschönaus, war ein entfern- Weltkrieges und seine Einberuter Vorfahre Pfohls. fung verhindert wurde. Mit den Wie viele junge Menschen in Folgen des Krieges veränderder Glashochburg Nordböhmen te sich auch die politische Landabsolvierte auch der äußerst ta- karte in seiner Heimat. Nordböhlentierte Alexander Pfohl eine men wurde Teil der neugegrünAusbildung an der Glasfachschu- deten Tschechoslowakischen le seiner Geburtsstadt. Als Bester Republik. Die engen Bindungen seines Jahrgangs wurde der da- an Wien rissen ab. Die Pfohl zumals Siebzehnjährige mit einem gesagte Anstellung an der WieStipendium ausgezeichnet, das ner Kunstgewerbeschule wurihm das Studium an der Kunstge- de damit hinfällig. Erschwerend werbeschule in Wien ermöglich- hinzu kamen massive Absatzprote, die den Rang einer Akademie bleme der auf hochwertiges Glas besaß und Weltruf genoß. spezialisierten Betriebe in Böhmen und Schlesien. In dieser Situation bekam Studium in Wien Alexander Pfohl 1919 das AngeBedeutende Professoren wa- bot der Gräflich Schaffgotschen ren dort seine Lehrer Michael Josephinenhütte im heute polniPowolny, Kolo Moser und Josef schen Schreiberhau, die Leitung Selbstportrait. Hoffmann, die Gründer der Wie- des Entwurfsateliers zu überneh- Glas mit Rübezahl. ner Werkstätten. Als Hauptfach men. So konnte er fast zehn Jahbelegte er bei Moser Malerei, re lang die gesamte Hüttenpro- ken: der unprätentiöse Blick auf seine Lehrtätigkeit und die Konlegte sein Studium jedoch sehr duktion nach seinen künstleri- ansprechende Gebrauchsgläser. zeption eines Vorlagenwerkes weitgefächert an. Unter Powolny schen Maßstäben gestalten und 1928 wurde Pfohl von der die Glasveredlung in seiner Heibefaßte er sich mit der Dekorati- die Weichen für neue und zeit- Tschechoslowakischen Regie- mat auf ein qualitativ höheres Nion auf Glas und Keramik. Doch gemäße Formen stellen. Das be- rung gebeten, die Fachklas- veau zu heben. In den 1930er und schon früh sah er seine berufliche traf nicht nur die Formgebung se für Entwurf und Naturzeich- 40er Jahren entwickelte er – wie Zukunft in der Glasgestaltung des Glases, sondern beinhalte- nen an der deutschen Glasfach- auch zuvor schon in Schreiberau und Glasveredlung. Nicht nur te neue Matrixfarben in Rot oder schule in Haida zu übernehmen. – zahlreiche Entwürfe für Glaszur Aufbesserung seines Lebens- Kobaltblau und hüttentechni- Im Rang eines Professors unter- gravuren, vornehmlich figürliche unterhaltes arbeitete er in den sche Fadenveredlungen im ve- richtete er dort den dritten Jahr- Darstellungen im Stil des NeoFerien als Praktikant bei Lob- nezianischen Stil, insbesondere gang und die Meisterklasse, al- klassizismus. Daneben war eine meyr in Wien und in der Haida- aber Malereien und Schliff. so die fortgeschrittenen Schüler, seiner Vorlieben die von ihm enter Glasraffinerie Karl Goldberg, Mit seinen Entwürfen hatte er die durch ihn ihre entscheiden- wickelte Nadelradierung in Rotunternahm dort technische Ver- erheblichen Anteil am künstle- de Prägung erhielten. So beein- beize, die er zur Perfektion brachsuche und fertigte Entwürfe für rischen und wirtschaftlichen Er- flußte er Generationen von jun- te. Besondere Beachtung fanden Dekore und Glasformen an. Ei- folg der Josephinenhütte und ei- gen Menschen, die in den nord- seine schlifftechnischen Entwürnige seiner Entwürfe wurden von nem Wiedererstarken des Glases böhmischen Glasbetrieben Lohn fe der Farbgläser für die Karlsder Wiener Porzellanmanufaktur im schlesischen und böhmischen und Arbeit fanden. bader Firma Ludwig Moser & Josef Böck und von den Wiener Raum. Zudem maß sich Pfohl Zudem fertigte er im Auftrag Söhne. Seine aufsehenerregenWerkstätten ausgeführt. trotz seiner hohen künstlerischen einheimischer Firmen zahlreiche de „schiefe Flasche“ war ein VerFür seine außerordentlichen Meßlatte auch am Verkaufserfolg Entwürfe an. Basierend auf so- kaufserfolg und wurde vielfach Entwürfe während seines Studi- seiner Produkte. Gerade das war lidem handwerklichen Können kopiert. ums erhielt der junge Pfohl auch neben dem Entwurf seiner Uni- und der Achtung für die tradiBei Kriegsende 1945 war Pfohl hier Anerkennung und beste kate und der Gläser für den ge- tionellen Glasveredlungstechni- 51 Jahre alt. Anders als die meiZeugnisse sowie als begabtester hobenen Bedarf eine seiner Stär- ken war es sein Bestreben, durch sten Deutschen wurde er nicht
vertrieben, da er als unentbehrliche Fachkraft galt und den Nachwuchs ausbilden sollte. Nach dem Verlust seiner Professur arbeitete er als Ausbilder und Entwerfer im väterlichen Betrieb, dessen Leitung sein Bruder Erwin 1939 übernommen hatte. Mehrfach gestellten Anträgen auf Ausreisegenehmigung wurde schließlich stattgegeben. So fand er mit seiner Familie eine neue Heimat in Hadamar am Fuße des Westerwaldes, wo er von den inzwischen dort niedergelassenen ehemaligen Haidaer Firmen bereits sehnsüchtig erwartet wurde, da sie seine Mitarbeit beim Aufbau ihrer Betriebe benötigten, um an die alten GeBis Samstag, 31. August: „Proschäftsbeziehungen in Nordböhfessor Alexander Pfohl zum 130. men anzuknüpfen. Außerdem erwartete man von Geburtstag“ in Hadamar, Glasihm die Unterstützung bei der museum im Schloß Hadamar, Gründung einer Glasfachschu- Gymnasiumstraße 4. Samstag und le nach dem Haidaer Modell. Sonntag 14.00 –17.00 Uhr. EinZunächst war Pfohl bei der Fir- tritt 4, ermäßigt 3 Euro. Internet ma Meltzer beschäftigt. Her- www.glasmuseum-hadamar.de bert Meltzer war Nachfolger der alteingesessenen Firma Meltzer und Tschernich, deren ursprünglicher Standort Langenau, ein Vorort von Haida war. Pfohl wurde mit dem Aufbau einer Glasmalereiabteilung beauftragt. Seine ersten Mitarbeiter waren seine Töchter Gisela und Brigitte, sein späterer Schwiegersohn Walter Herrmann, der schon in Haida bei ihm in die Lehre gegangen war, und Oskar Teifel. Aber auch andere Glasraffineure griffen auf die Erfahrung Pfohls zurück. So begann Landschaftsaquarelle von Pfohl.
Künstler aus Haida
Gläser von Pfohl in den Vitrinen in der Ausstellung.
im Mai 1948 in Hadamar die Produktion. Das Angebot der ersten Jahre bestand aus Gebrauchsglas für den Nachkriegsbedarf. Das waren in erster Linie bemaltes Hohlglas, Kompottschalen und Glasvasen. Nach dem 1952 erfolgten Neubau der Firma Meltzer und Tschernich bestimmte hochwertiges geschliffenes Serviceglas das Produktangebot. Meltzer beschäftigte in seiner Blütezeit 50 bis 75 Mitarbeiter. Der Betrieb machte sich insbesondere durch seine geschliffenen und bemalten Überfangvasen einen Namen. Ab Juli 1949 lehrte Pfohl an der neuerrichteten Glasfachschule in Hadamar und arbeitete als ihr künstlerischer Leiter mit ungebrochener Schaffenskraft am Aufbau der Lehrstätte. Leider war es ihm nicht vergönnt, in der Schule über einen längeren Zeitpunkt tätig zu sein. Alexander Pfohl erlag am 9. August 1953 einem Herzinfarkt. Obwohl der Name Alexander Pfohls heute mit zahlreichen Dekoren in unterschiedlichen Glasveredlungstechniken in Verbindung gebracht wird, lag seine persönliche Vorliebe bei undekoriertem, farblosen und farbigen Glas, wie er in zahlreichen Briefen kundtat. Das sind in der Tat seine beeindruckendsten Schöpfungen; wenngleich aber auch seine Zusammenarbeit mit dem Glasschleifer Herbert Petters nicht minder gelungene geschliffene Gläser in zeitloser Form hervorbracht. ak
Bilder: Reiner Eul (9), Angelika Krombach (1)
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
In der Ausstellung „Lebensbilder“ im EgerlandMuseum in Marktredwitz werden Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen des aus dem Egerland stammenden Künstlers Robert Steidl gezeigt.
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it einer Vernissage Anfang Mai wurde die Kunstausstellung „Lebensbilder“ mit Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen von Robert Steidl im Egerland-Museum eröffnet. Robert Steidl wurde 1953 in Marktleuthen im Kreis Wunsiedel im Fichtelgebirge geboren. Der Vater, Adam Steidl, stammt aus Halbgebäu bei Haslau im Egerland. Mutter Katharina kam in Mariahilf in Galizien zur Welt. Aufgewachsen in einer kinderreichen Robert Steidl: „Reisegruppe“. Familie, mußte Robert als Kind beim Arbeiten oft mit anpacken. Schon damals hatte er � Ausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz einen Sinn für Kunst. So besuchte er unter anderem die Staatli-
Robert Steidl: „Ini und Amelie auf der Fähre“.
Lebensbilder aus dem Alltag
Robert Steidl Im Haus des Deutschen Ostens in München (HDO) wurde das Buch „Tracht(en)kunst“ im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit HDO-Öffentlichkeitsreferentin Lilia Antipow, Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Fotografin Annette Hempfling, Rosina Reim, Ehrenvorsitzenden der Gemeinschaft Wischauer Sprachinsel, und dem Buchverleger Michael Volk. Moderatorin war HDO-Kulturreferentin Patricia Erkenberg.
che Fachschule für Porzellan in Selb und lehrte von 1986 bis 2019 als Fachlehrer an der Fachschule für Produktdesign in Selb. Auch seine musikalische Ader ist sehr ausgeprägt. Als Bandmitglied spielte Robert Steidl von 1982 bis 2009 Banjo und Gitarre bei der bekannten Stonewood Stringband. Robert Steidls Bilder zeigen Motive aus dem Alltag, ob Einkaufen im Supermarkt, Strandleben, Warten auf das nächste
Schiff im Hafen oder entspannt ein Glas Wein im Restaurant genießen. Dem Schaffensprozeß mit Stift und Pinsel gehen oft fotografische Aufnahmen voraus: vom Einkaufen oder im Restaurant, vom Liegen am Strand oder Warten im Hafen. Das Besondere bei Steidls Malerei liegt in den Stimmungen und Gemütszuständen, die sich an Gesichtern und Körperhaltungen ablesen lassen. Aber auch das Atmosphärische wie Sonne,
Wind oder die Kraft des Ozeans, ist zu spüren. Grund genug, sich auf die Werke von Robert Steidl näher einzulassen. Der Betrachter befindet sich dabei bereits im Inneren des Bildes, bevor er feststellt, wie abstrakt und reduziert es ist. Letztendlich identifiziert er sich mit dem Kunstwerk. Eine Wiedergabe bis ins kleinste Detail strebt Steidl nicht an. Entscheidend für ihn ist das Vereinfachen der komplexen visuellen
Außenwelt, was er gestalterisch mit Zeichen- und Malmaterialien umsetzt. Seine Bilder sind Momentaufnahmen aus dem Fluß der Zeit. Um dieses Schaffen nachzuerleben, konnten Besucher im Egerland-Museum letzte Woche an zwei Kunst-Kursen teilnehmen. Geboten wurden am am Sonntag, 14. Juli ein „Kreativer Sonntag“ mit einer Dialogführung durch Steidls Kunstausstellung „Lebensbilder“
� Buchvorstellung im Haus des Deutschen Ostens in München
Die Wischauer Tracht im Buch
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esttrachten der Deutschen aus der oberen Wischauer Sprachinsel bestechen durch ihre vielfältigen Muster, durch bunte Farben und außergewöhnliche Faltenkrägen. Der deutsche Charakter der dortigen Dörfer verstärkte die Abgeschlossenheit und die Traditionsverbundenheit der Einwohner zusätzlich, was auch in ihrer Volkstracht zum Ausdruck kam. Als Dokument einer ländlichen Bekleidungskultur zogen diese Trachten deshalb seit Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder die Aufmerksamkeit von Volkskundlern, Heimatforschern und Fotografen auf sich.
Michael Volk, Sprachinselvorsitzende Monika Ofner-Reim, Annette Hempfling, Rosina Reim, Dr. Lilia Antipow, Christina Meinusch und HDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber. Links hinten Paul Hansel, Vorsitzender des BdV-Bezirksverbandes Oberbayern. Bild: HDO
Die Doppelseiten zeigen immer zwei zufälligerweise zusammengestellte Aufnahmen.
durch Museums pädagogin Jowita Maciejewski. Danach schufen die Teilnehmer mit Farbe, Pinsel und Leinwand eigene Bilder. Bei den „Montagsmalern“ am Montag, 15. Juli gab Robert Steidl selbst nach der Führung durch die Sonderausstellung „Lebensbilder“ sein Wissen weiter und leitete die Teilnehmer an, mit Wasserfarben bunte Aquarelle zu Papier zu bringen. Das Material und die Teilnahme waren kostenfrei. Susanne Habel Bis Sonntag, 13. Oktober: „Lebensbilder – Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Robert Steidl“ in Marktredwitz, Egerland-Museum, Fikentscherstraße 24. Dienstag bis Sonntag 14.00– 17.00 Uhr. Auch die Fotografin Annette Hempfling ist von der Wischauer Tracht als ästhetischem Objekt fasziniert. In ihrem Fokus steht aber weder die Tracht als identitätsstiftendes Gemeinschaftskleid noch dessen kulturelle Praxis. Das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung „Tracht(en) kunst“, die im März in der AlfredKubin-Galerie des Sudetendeutschen Hauses München gezeigt wurde, präsentiert 54 Fotografien von Annette Hempfling. Je zwei Aufnahmen bilden ein Foto-Diptychon, also ein zufälliges Paar von Trachtenteilen: ein Schuh neben einem Spitzenkragen, eine Weste neben einem Tuch, eine Bluse neben einer Stickvorlage, Zusammengenähtes neben Aufgetrenntem. Das Diptychon als Form erzwingt „Dialog“ und „Konflikt“ zwischen zwei Aufnahmen auf der Ebene der Bildund Musterstruktur. Fachbeiträge von Lilia Antipow, Jan Kuča, Christina Meinusch und Alexander Karl Wandinger sowie Interviews, die Patricia Erkenberg mit Rosina Reim und Annette Hempfling führte, ergänzen den Band. Susanne Habel
Lilia Antipow, Christina Mei nusch (Hrsg.): „Tracht(en)Kunst. Die Anatomie der Wischauer Tracht“. VolkVerlag, München 2024; 96 Seiten, 20 Euro. (ISBN 978-3-86222-501-9)
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
SL-Kreisgruppe Groß-Gerau/Hessen
Vertriebene pilgern zur Böhmischen Madonna bracht. Außer dem starken Glauben im Herzen und dem ungetrübten Gottvertrauen, daß sich trotz des damaligen Elends doch noch alles zum Guten wenden werde, hätten diese Menschen nicht selten auch Heiligenfiguren, fromme Bilder und Gebetiese Wallfahrt war ein Neu- bücher, die beim oft hastigen anfang. Erstmals beteilig- Aufbruch beim Verlassen ihrer ten sich an diesem Wallfahrtstag geliebten Heimat im Flucht- und nicht nur TrachVertreibungsgetenträger aus dem päck verpackt worSudetenland und den seien, mitgeSchlesien, sondern bracht. auch UkrainerinSie seien Chrinen, Kurdinnen sten gewesen, die und Afghaninnen. nach den Wirren Das war die Idee des Zweiten Weltdes Caritasnetzkrieges ihre Heiwerkes Gernsheim, mat im Osten hätpassend zur Cariten verlassen müstas-Jahreskampasen. Viele von gne „Frieden beihnen seien schon ginnt bei mir“. In- Pfarrer Clemens Wunder- in der zweiten, zwischen seien es le in der großen Pilgerhalle. dritten und viernicht nur die deutten Generation schen Heimatvertriebenen, sag- hier. Für die Menschen, die date Caritasleiter Stefan Fritsch, mals Flucht und Vertreibung ersondern jedes Jahr kämen er- lebt hätten, habe das bedeutet, neut Menschen, die geflohen eine neue Umgebung, ein neuseien, vor Krieg, Gewalt, vor Le- es Zuhause annehmen, erlittenes bensumständen in Not und ohne Leid, schlimme TraumatisierunHoffnung. Fritsch selbst ist Sohn gen verkraften, oft unverstaneines bei der Vertreibung 13 Jah- den neu anfangen zu müssen. In re alten Heimatvertriebenen aus ihrer sudetendeutschen Heimat Nordböhmen. habe man von „Wohin soll Kindesbeinen ich mich wenan die Tage der den, wenn alljährlichen Gram und Wallfahrten Schmerz mich zu den zahldrücken?“, reichen Wallsangen die fahrtsorten Gläubigen zu miterlebt, die Beginn der vor allem der EucharistieMutter Gottes feier. Dieses und ihrer MutEingangslied ter Anna geaus der Deutweiht gewesen schen Messeien und mit se von Franz ihren Kirchen Schubert pasund Kapellen se gleichsam gleich einem als GlaubensSternenkranz hymne so sehr die alte Heimat zum Schicksal umrahmt und der deutschen über die GrenHeimatvertriezen hinausgebenen nach strahlt hätten. dem ZweiPfarrer Cleten Weltkrieg, mens Wunsagte Helmut derle gab die Brandl, ObAntwort auf mann der SLdie Frage aus Kreisgruppe dem EingangsGroß-Gerau. lied: „Zu dir, Der Text o Herr, aber dieses Lieauch zueinandes findet sich der sollen sich auch auf dem die Menschen Sockel des wenden.“ FrieHeimatvertrieden beginne benenkreuzes nie mit grounter den alten ßen, sondern Schlesische und sudetendeutsche mit Lindenbäukleinen men des Wall- Trachtenträger am Vertriebenen- Gesten, wenn kreuz in Maria Einsiedel. fahrtsortes, Menschen uneinem alten terschiedliFriedhofskreuz aus dem nord- cher Herkunft sich in die Augen böhmischen Leitmeritz. Es wur- schauten. Das kam in den auf de 2001 beim Außenaltar errich- Ukrainisch, Arabisch, Farsi und tet und erinnert an das Schicksal Tigranya vorgetragenen Fürbitder Vertreibung. ten während des Gottesdienstes Brandl wies während des Got- zum Ausdruck: „Wir beten für tesdienstes auch auf die Traditi- die Menschen, die in Gernsheim on hin, wonach besonders Ver- bei uns Zuflucht gefunden haben triebene aus dem Sudetenland als Heimatvertriebene nach dem 1947 den Wallfahrtsort Maria Zweiten Weltkrieg und heutige Einsiedel mit der Böhmischen Kriegsflüchtlinge, die nun auch Madonna zu ihrem Wallfahrts- ein Teil unserer Stadt geworden ort gewählt hätten. Das sei für sind oder werden.“ sie ein Ersatzort für die verlorene Die katholische Jugend GernsHeimat gewesen, an dem sie ih- heim und Flüchtlinge aus der re Sorgen und Ängste der Gottes- Ukraine, Syrien und Afghanistan mutter hätten anvertrauen kön- trugen am Wallfahrtstag zur Vernen. pflegung der Wallfahrer bei. Der Neben dem mitgeführten Wallfahrtstag in Maria Einsiedel überschaubaren Hab und Gut endete im Beisein von Kaplan hätten viele dieser traumati- Maximilian Eichler in der Wallsierten Menschen nicht selten fahrtskapelle mit einem Rosenauch ihren Glauben im Flucht- kranzgebet und einer Marienanund Vertreibungsgepäck mitge- dacht. tl Für den letzten Junisonntag hatten die hessische SL-Kreisgruppe und der BdV-Kreisverband Groß-Gerau zur 89. Heimatvertriebenenwallfahrt in den Marienwallfahrtsort Maria Einsiedel bei Gernsheim eingeladen.
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Einige der Teilnehmer am Juli-Kultur-Zoom.
Ackermann-Gemeinde
Kafkas dunkle Seite und sein Humor Die 100. Wiederkehr von Franz Kafkas Todestag am 3. Juni 1924 im österreichischen Kierling und das heuer mit zahlreichen Veranstaltungen in Deutschland, der Tschechischen Republik, Österreich und weiteren Ländern begangene Kafka-Jahr war auch Anlaß für einen entsprechenden Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde am ersten Dienstag im Juli. An 42 Rechnern verfolgten Interessierte Zuzana Jürgens Ausführungen über „Mitten im KafkaJahr“.
den mit einem mehrjährigen Leidensweg, der am 3. Juni 1924 geendet habe. Seinem Wunsch, all seine Werke zu vernichten, sei Max Brod nicht nachgekommen. Somit sei sein gesamtes Opus inklusive Briefe, Notizen und Tagebücher für die Nachwelt erhalten. Die Vorbereitungen für das Kafka-Jahr hätten bereits im
wonnen werden können. Aktuell seien rund 40 Orte mit den dort stattfindenden Veranstaltungen enthalten, darüber hinaus gebe es einen Blog mit weiteren Beiträgen, Berichten und Informationen. Gegenwärtig laufe die Sichtung der eingereichten Bilder zum Fotowettbewerb „Franz Kafka – die Verwandlung“. Die be-
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oderator Rainer Karlitschek stellte die im Kreis der Zuhörerinnen und Zuhörer bestens bekannte Referentin, die Bohemistin und seit 2019 Geschäftsführerin des Adalbert-StifterVereins – Kulturinstitut für die böhmischen Länder ist, vor. Er verwies auch darauf, daß Jürgens von 2009 bis 2014 Direktorin des Tschechischen Zentrums in München gewesen sei. Unter anderem sei sie seit 2021 auch Mitglied im Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum. Ebenso erwähnte Karlitschek die aktuelle sechsteilige ARD-KafkaSerie sowie die als Hörbücher veröffentlichten Kafka-Werke. Eingangs gab Jürgens einen Überblick über das Leben des am 3. Juli 1883 in Prag geborenen Schriftstellers. Zunächst habe Kafka im Geschäft seines Vaters mitarbeiten müssen, dann aber ein Jurastudium aufgenommen und anschließend erfolgreich als Jurist in einer Versicherung gewirkt. Er habe sich für den Schutz der Arbeiter vor allem in Nordböhmen eingesetzt. Die Freundschaft mit Max Brod habe zum literarischen Schaffen geführt inmitten einer Zeit des Umbruchs mit wachsendem Nationalismus und Antisemitismus. Das habe sich für Kafka, der Deutsch und Tschechisch gesprochen und auch Hebräisch gelernt habe, auf seine Arbeit wie auf sein Befinden ausgewirkt. 2027 sei bei ihm Tuberkulose festgestellt worden, verbun-
„Der Heizer“ ist eine Erzählung von Franz Kafka, die 1913 im Rahmen der Schriftenreihe „Der jüngste Tag“ im Kurt-Wolff-Verlag erschien. Gleichzeitig ist sie das erste Kapitel des Romanfragmentes „Amerika“ – der Titel stammt von Max Brod –, das laut Kafka „Der Verschollene“ heißen sollte und unter diesem Titel heute allgemein geführt wird. Der Verleger hatte „sehr herzlich und sehr dringend“ um dieses erste Kapitel gebeten. Zur Veröffentlichung des gesamten Romans konnte Kafka nicht bewogen werden, da er ihn als unzureichend empfand. Der 16jährige Karl Roßmann schwängert die elterliche Dienstmagd. Daraufhin schicken ihn seine Eltern in die USA. Er versucht nach der Ankunft hilfsbereit und mit naivem Engagement seinen neuen Lebensweg zu finden. Er begegnet dort seinem reichen Onkel. Es bleibt vage, wie sich die Beziehung entwickeln wird. Im Roman „Der Verschollene“ wird dann beschrieben, wie Karl immer mehr auf der gesellschaftlichen Leiter abrutscht. Jahr 2020 unter anderem mit einer Ausstellung in Pilsen begonnen. „Aber weder die deutsche noch die tschechische Seite fühlte sich für ein Kafka-Jahr berufen“, blickte Jürgens zurück. So sei die Idee für die in Deutsch, Tschechisch und Englisch verfügbare Plattform „Kafka 2024“ entstanden, um eine Vernetzung und einen Austausch zu schaffen. Für die Schirmherrschaft hätten der tschechische Kulturminister Martin Baxa und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, ge-
sten Fotos würden im Herbst in Prag sowie in Berlin, Wien und Zlín ausgestellt. Erfreut zeigte sich Jürgens über die vielen Kooperationen – auch grenzüberschreitend – aus unterschiedlichen Orten und Bereichen. „Damit wird ein Austausch von Sichtweisen und Blickwinkeln möglich. Das ist für beide Seiten bereichernd“, stellte sie fest. „Die Webseite wird wahrgenommen, gesucht und gefunden. Veranstalter fragen wegen einer Aufnahme auf die Seite an. Die Vielfalt an Veranstaltungen, zum Teil
auch ganz kleine, ist sehr beeindruckend.“ Das Thema „Kafka als Schullektüre“ sprach in der Diskussion Moderator Karlitschek an. „Kafka galt immer als schwieriger Autor. Aber man kann auch Humor bei Kafka sehen“, sagte Jürgens. Sie verwies auf humorvolle Theaterinszenierungen, in denen das Absurde und der Witz in Kafkas Werken deutlich würden. Karlitschek fragte auch nach Max Brods Rolle. „Brod hat in die Texte auch eingegriffen, da er ja editorisch tätig war. Aber er hat die Texte gerettet. Ohne Brod hätten wir Kafkas Texte zum größten Teil nicht. Brod ist ein Teil der Geschichte von Franz Kafka“, verdeutlichte Jürgens. Nach dem Widerspruch zwischen den humorvollen Aspekten und der „dunklen Seite“ – auch angesichts der Lebenssituation – in Kafkas Werk fragte Professor Bernhard Dick. Jürgens: „Es gibt beide Seiten, die sich nicht ausschließen. Lange Zeit stand nur das eine im Vordergrund und wurde interpretiert. Es ist beeindruckend und erfreulich, daß nun gezeigt wird, daß bei Kafka auch Raum für Humor, für das Spielerische, Absurde und Witzige ist. Das eine schließt das andere nicht aus.“ Die weiteren Wortmeldungen beinhalteten Kafkas Präsenz auf TikTok sowie in Kunst, Musik, Comics und so weiter. „Es gibt eine gewisse Entzauberung von ihm“, sagte Jürgens, da in den Sozialen Medien manchmal auch der Alltag oder das Privatleben Kafkas zur Sprache kämen. Zur Sprache kamen auch die im Bundesarchiv wohl aufbewahrten Texte Kafkas aus dem Bestand seiner letzten Freundin Dora Lask/Diamant. Dabei soll es sich um Briefe, Manuskripthefte und Gesprächsblätter handeln. Schließlich ging es um den ganz anderen Stil in der Erzählung „Der Heizer“ beziehungsweise im Roman „Amerika“ und um das Verhältnis Kafkas zu seinem Vater, was – so Jürgens – eine schwierige Beziehung gewesen sei. Markus Bauer
Zeichnung von Jiří Adalbert Jirásek, Portrait auf einer Hausfassade im polnischen Tiktin, „Salut Kafka“ von Hongyu Zhang und das von Sefa Oruc digital kolorierte Portait aus dem Jahre 1923.
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HEIMAT . VERBANDSNACHRICHTEN
Eine kultur-historische Exkursion im Rahmen des Brünnbesuchs Ende Juni anläßlich des Versöhnungsmarsches und „Meeting Brno“ führte in die Wischauer Sprachinsel. Rosina Reim berichtet.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
� Wischauer Sprachinselgemeinschaft
Auf Entdeckungsreise
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in voll besetzter Bus mit 50 Personen fuhr über die Autobahn und ein Stück Kaiserstraße zu den Dörfern der ehemaligen Sprachinsel. Martin Hanaček erwartete uns bereits in Rosternitz, um unsere Gruppe zu begleiten und zu dolmetschen. Einen Tag zuvor hatten die Parlamentarier Christoph de Vries, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sein Stellvertreter Stephan Mayer sowie Gruppen-Geschäftsführer Sven Oole die Sprachinsel besucht (Ý SdZ 28/2024). Wir besuchten als erstes die frisch restaurierten Kindergräber in Kutscherau. Sie liegen gleich neben der Kirche Sankt Peter und Paul, einer der ältesten tschechischen Kirchen. Auf dem Friedhof begrüßte uns Bürgermeiste- Das strohgedeckte Haus Nr. 33 in Lissowitz. Rechts sein Gang zum Hof mit dem historischen Staimelputz, den rin Marie Lokajová herzlich. Sie einst die Frauen mit den Fingern auftrugen. Der heutige Besitzer dieses Hauses belegte eigens einen Kurs, um die betonte, daß es der Gemeinde alte Technik zu erlernen und den Putz wie früher aufzutragen. und ganz speziell ihr eine Herzensangelegenheit gewesen sei, wärtigen Teilnehmern als Ta- ser erbaut und paßt gut in diesen Ruhe bringen ließ und sehr idyldie deutschen Gräber zu restau- gungslokal gebucht. Die com- denkmalgeschützten Dorfkern. lisch anzusehen war. rieren und zu pflegen. Wir dank- putermäßige Ausstattung sowie Der Bus fuhr weiter Richtung Der nächste und letzte Besichten ihr für diese Leistung, die ein alle Räumlichkeiten sind auf ei- Lissowitz. Dort wurden wir be- tigungspunkt fand in der HerzBeitrag zum besseren gegenseiti- nem guten Niveau. Und wieder reits vom Ehepaar Sedlak erwar- Jesu-Kirche statt. Die Kirche feigen Verständnis sei. waren es die alten Sölderhäuser, tet. Sie bewohnen ein altes Söl- ert heuer ihr 100jähriges BesteWeiter ging die bestens er- derhaus aus dem 17. Jahrhundert hen und bekam zu diesem Anlaß es nach Rosterhalten unter ei- und sind sehr gastfreundlich. nitz. Am „Leinem strahlend Die Besucher konnten sich alles matplotz“ legte blauen Himmel anschauen und konnten nachder Bus einen ein einmaliges vollziehen, wie man früher lebStop ein. Der Fotoobjekt bo- te. Eine wunderschön bemalte Leimatplotz, ten. Das älteste Holzdecke ist das Herzstück des hochdeutsch Haus stammt Hauses. Sie wurde vom WischauLeinwandplatz, aus dem 16. er Denkmalschutz vor ein paar hieß wohl so, Jahrhundert. Jahren freigelegt. Die Spezialiweil hier früher Bei einem kur- täten der Region, die die Hausdie Leinwandzen Dorfrund- frau den Besuchern servierte, oder Leinengang kamen schmeckten köstlich. wäsche zum wir beim alten Weiter stand noch ein zweites, Trockenen und Kriwy-Haus mit Stroh gedecktes Sölderhaus Bleichen ausvorbei, das zur Besichtigung offen. Die Begelegt wurde. noch ganz aus wohnerin gewährte einen Blick BürgermeiLehmziegeln in Haus, Hof und Garten. Auch ster Roman erbaut ist und hier ist noch alles ursprünglich, Petřík sperr- Das neubemalte Lissowitzer Kir- heute als „Haus aber gut gepflegt. Man konnte te das Gemein- chenfenster symbolisiert den sech- des gesunden genau alle Stallungen, den grodehaus, frü- sten Tag der Schöpfung. Verstandes“ ßen Garten, die Scheune und daher Volkshaus, vielfältig ge- nach den Obstgarten mit Keller auf, und wir konnten die deut- nutzt wird. Es gibt dort auch eini- und das Tor nach außen zu den sche Ausstellung besichtigen. ge Zimmer zu mieten. Der kleine Feldern besichtigen. Von den Sehenswert ist auch der Bau die- Dorfbach, der früher immer bis ehemaligen Stallungen bestehen ses Hauses, der nächstes Jahr an den Rand mit Wasser gefüllt die Räume noch, aber sie werden sein 100jähriges Bestehen feiern war, ist zur Zeit nur noch ein klei- heute anderweitig benutzt. Im kann. Der Saal hat eine sehr gu- nes Rinnsal. Das Bus-Wartehäus- Garten graste ein Pferd, das sich te Akustik und wird oft von aus- chen ist im Stil der Sölderhäu- von den Besuchern nicht aus der
ein Geschenk. Die 1945 im Krieg zerbombten, bleiverglasten Kirchenfenster wurden seinerzeit nur mit einfachem Glas ersetzt. Jetzt bemalte die junge Künstlerin Johanna Vlčková aus Lissowitz 33, derzeit in Prag, die Fen-
ster neu. „Sie zeigen sieben Tage der Erschaffung der Welt in sechs Fenstern, wo die Farben mit den Tönen des Lichts spielen“, so die Künstlerin. „Die Gemälde sind von innen gemalt, aber sie wirken in beide Richtungen, nach innen und nach außen, und verändern sich je nach Lichteinfall“, ergänzt Johannas Mutter Edita Vlčková. Die Kirche wird zur Zeit renoviert, und Pfarrer Jan Hanák, der die ehemaligen deutschen Gemeinden seelsorgerisch betreut und die Busgesellschaft begrüßte, konnte viel darüber erklären. Leider war die Zeit für eine intensive Führung zu kurz, denn der Bus mußte zum nächsten Termin nach Brünn. Wir danken den SLLandesgruppen Bayern und Baden-Württemberg für die gute Organisation bei der Fahrt zum Versöhnungsmarsch nach Brünn und besonders Bayerns SL-Landesobmann Steffen Hörtler, daß er als Reiseleiter den Bus in die Sprachinsel begleitete. Die Reisegesellschaft war von diesem kurzen Tripp in die einstige deutsche Sprachinsel angetan, und wir Wischauer sagen allen, die zum guten Gelingen beitrugen: „Danke.“
Die Herz-Jesu-Kirche in Lissowitz ist renovierungsbedürftig.
� SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken
Aufarbeitung und Dialog Im Rahmen des internationalen Weltflüchtlingstages im Juni gedachte die oberfränkische SLOrtsgruppe Naila am SudetenMahnmal des Kriegsendes 1945, der Flucht und Vertreibung von 15 Millionen Deutschen, darunter 3,5 Millionen Sudetendeutsche, und der gegenwärtigen Vertreibungsopfer.
Die mittelfränkischen Erlanger im oberpfälzischen Schwandorf.
� SL-Ortsgruppe Erlangen/Mittelfranken
Zu Gast bei den Falkenauern Kürzlich besuchte die mittelfränkische SL-Ortsgruppe Erlangen mit der dortigen Ackermann-Gemeinde die Falkenauer Heimatstube in der Oberpfälzer Patenstadt Schwandorf.
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o umfangreich und liebevoll gestaltet hätte ich mir die Falkenauer Heimatstube nicht vorgestellt“, sagte eine Erlangerin. Gerhard Hampl, Heimatkreisbetreuer und SL-Mitglied in Erlangen, hatte den Tag sorgfältig vorbereitet und zu einem unvergeßlichen Erlebnis gemacht. Mit seinem Stellvertreter Otto Ulsperger und dem HeimatstubenBetreuer Wilhelm Dörfler erläuterte er die umfangreiche Samm-
lung, die neuerdings auch als virtueller Rundgang im Internet besichtigt werden kann (Ý www. falkenauer-ev.de) Drei Ausstellungs-Räume und einen Raum für Archiv und Büro stellte Schwandorf den Falkenauern kostenlos zur Verfügung. Die gestifteten, gekauften und ersteigerten Exponate bieten einen lebendigen Überblick über Geschichte und Leben der vom Bergbau geprägten Region in Nordwestböhmen zwischen Eger und Karlsbad. Aber auch die Geschichte der Falkenauer nach der Vertreibung ist dokumentiert, nicht zuletzt mit der Präsentation des berühmtesten Egerländer Musikanten der Nachkriegszeit,
des in Zwodau bei Falkenau geborenen Ernst Mosch. Nach einem Essen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Schwandorfer Marktplatz hatte Hampl eine Stadtführung organisiert. Die Besucher erfuhren, daß Schwandorf nach einem Bombenangriff wenige Wochen vor Kriegsende eine der am schwersten zerstörten Städte Bayerns war. Dennoch ist gerade der Marktplatz mit seiner außergewöhnlichen dreieckigen Form weitgehend verschont geblieben. Pünktlich nach einem Eiskaffee beendete ein Regenguß den Tag in der Patenstadt der Falkenauer im Herzen der Oberpfalz. Christoph Lippert
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L-Orts- und Bezirksvizeobmann Adolf Markus sagte, die Heimatvertriebenen seien durch ihr mahnendes Gedenken bei der Völkerverständigung vorangekommen, verstärkt mit der neuen Regierung unter Staatspräsident Petr Pavel und Premier Petr Fiala und dank der zielstrebigen Diplomatie der Sudetendeutschen.
Das deutsche Volk trage die Verantwortung für die Kriegsverbrechen der Nazis und habe mit den Vertriebenen dafür gebüßt. Es sei jedoch notwendig, die eigenen Opfer ebenfalls zu nennen, um der nachwachsenden Generation das „Nie wieder“ nahezubringen. Die Nazi-Verbrechen gegen Tschechen, Juden und Sudetendeutsche seien in Kollektivverantwortung aufgearbeitet worden. Lange vor Kriegsende habe Vertreiberpräsident Edvard Beneš das tschechische Volk aufgehetzt, den blutigen, unbarmherzigen Kampf gegen die Sudetendeutschen zu führen. Dies deute auf eine Kollektivbestrafung hin mit der Folge von men-
schenrechtsverletzenden Massakern und Vertreibungen durch Beneš und Josef Stalin. Diesen eiskalt geplanten Völkermord hätten die getäuschten Westalliierten lange ignoriert, ein folgenschwerer Fehler und vom Kalten Krieg bis zu Wladimir Putins Ukraine-Überfall spürbar. Die dunklen Seiten der tschechischen Geschichte mutig aufzuarbeiten, sei bei allen Verständigungsbemühungen und fortschreitenden Erfolgen der sudetendeutschen Gremien eine Zukunftsaufgabe für die folgende Generation, schloß Markus. Dann leitete er eine angeregte Diskussion mit Perspektiven für die zukünftigen Veranstaltungen ein.
In der Mitte die Stellvertretenden Ortsobleute Jürgen Nowakowitz und Michael Quecke sowie Adolf Markus
HEIMAT
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
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� Schönbach/Egerland
Geigenbauerdenkmal von 1927 und ziehen sich an den Berges- liche Leistung einzeln, wie sie es hängen empor – ein hochgele- verdient hätte, zu würdigen. Jegener Marktplatz mit alter Kirche der gab sein Bestes, und nichts –, doch auch Gebäude größeren erinnerte an die Darbietung eiergangenes Jahr starb Hel- Umfangs wie die Staatsfachschu- ner Kleinstadt. mut Glaßl, Kunstmaler, Mit- le für Musikinstrumentenglied im erweiterten Vorstand bau, die Produktionsgenosdes Egerer Landtages, Kultur- senschaft oder die Bürgerwart der Eghalanda Gmoi und schule. Träger des Bundesehrenzeichens Man muß im Städtchen der Egerländer, mit 93 Jahren tüchtig herumklettern; im mittlfränkischen Bubenreuth. doch es lohnt sich, denn Mit Bubenreuths Bürgermeister auf Schritt und Tritt erNorbert Stumpf besuchten wir blickt man traute Winkel, ihn zum 90. Geburtstag und lie- wechseln die Bilder. Daßen uns viel über seine Geburts- bei herrscht ein relativ restadt Schönbach erzählen. Im ges Leben. Man begegnet Hinblick auf den bevorstehen- Männern und Frauen, die den 75. Geburtstag der Buben- Instrumente, weiß oder mit reuther Geigenbauersiedlung, in Lack versehen, in allen Gröder das am Eichenplatz befindli- ßen bis zum Kontrabaß zur che Abbild des Schönbacher Gei- Ablieferung bringen. Langgenbauerdenkmals steht, woll- sam durchqueren schweten wir über die Entstehung des re Wagen, mit Ahorn- und Schönbacher Originals einiges Fichtenholz beladen, die erfahren. steilen Straßen. In offenen „Ich müßte“, so Helmut Glaßl, Fenstern hängen Violinen, „darüber einen schönen Bericht Gitarren und Lauten. Mades Berliner Geigenbauers Otto schinen summen, surren, Möckel haben, welcher bei der pfeifen und quietschen. Die Enthüllung des Denkmals anwe- Luft ist erfüllt vom Geruch send war. Ich werde den Bericht frisch gefällten Holzes. Auf suchen.“ Einige Wochen spä- den Dächern trocknen im ter gab er mir diesen ausführli- scharfen Winde geschnittechen und emotionalen Bericht ne Ahorn- und Fichtenhölaus dem Jahr 1928. Seitdem lie- zer. Und allenthalben die gen die beiden schon sehr ver- Zeichen einer emsigen Täblichenen Seiten Papier auf mei- tigkeit seiner Bewohner, die nem Schreibtisch, und ich habe die ganze Welt mit Streichsie schon zweimal gelesen. Man instrumenten versorkann sich dabei so richtig in die- gen. se vergangene Zeit hineinfühUm 20 Uhr fand im Sandlen. In einigen Wochen wird nun nerschen Großgasthof der in Bubenreuth das Jubiläum 75 Festkommers statt. Wer mit Jahre Geigenbauersiedlung ge- wenig Erwartungen – und feiert, und im Mittelpunkt steht Großstädter erwarten imdas Bubenreuther Geigenbauer- mer wenig – den vollgedenkmal. Aus diesem Grund ver- pfropften Theatersaal beöffentlicht die Sudetendeutsche trat, wurde bald eines Bes- Geigenbauerdenkmal in Schönbach. Zeitung vorab den Bericht von seren belehrt. Hier war der Enthüllung des Schönbacher wirklich, tüchtig mit Lust, Liebe Eine ganz besondere ÜberDenkmals. Heinz Reiß und Verständnis vorgearbeitet, raschung für literarische Feinfür Abwechslung im reichsten schmecker war die vom Theaeigenbauer-Denkmale sind Maße gesorgt worden. Ein fein terverein Thalia bewirkte Aufselten. An der Pfarrkirche in geschultes nur aus Geigenbau- führung des Einakters „Der Absam bei Innsbruck befindet ern bestehendes Orchester un- Geigenbauer von Cremona“ von sich eine Gedenktafel, dem An- ter Kapellmeister Georg Brand- François Coppée in der Übertradenken unseres großen Meisters ner – wir hörten am anderen gung von Vally Tennigkeit. Ihr Jacobus Stainer gewidmet. Cre- Tage eine gute Wiedergabe der war die Ouvertüre zur gleichnamona beseitigte in wenig pietät- Sinfonie „Pathétique“ von Peter migen Oper von Jenő Hubay vorvoller Weise die Wirkungsstätte Tschaikowsky –, ein Männerge- angegangen. Eine in jeder Hinseines berühmtesten Mitbürgers sangverein, treffliche Solisten im sicht vollendete, prächtige DarAntonio Stradivari und spende- Gesang, auf der Gitarre und Zi- stellung. Das Szenenbild von te für das an der alten Stelgroßer, künstlerischer Wirle neu errichtete Haus eine kung, malerisch fein abgekleine Tafel mit dem Hintönte Farben. Die Kostüweis auf seinen unsterbme streng im Stil der Zeit. lichen Meister, der diese Für das Bühnenbild und die Stadt erst bekannt gemacht ausgezeichnete Einstudiehat. Mittenwald in Bayern rung gebührt Karl Gold, der besitzt sein Mathias-Klotzim Stück die Rolle des FilipDenkmal und Salo am Garpo übernommen hatte, ein dasee eine Marmorskulptur besonderer Dank. des Gasparo Bertolotti, geDer Verband Deutscher nannt Gasparo da Salo. Geigenbauer stiftete der Nun hat auch SchönSektion der Geigenmacherbach, die alte böhmische meister durch seinen VorGeigenbaustadt, die im sitzenden Emil Pliveries eiJahre 1921 ihr 600jähriges nen silbernen Pokal, dessen Jubiläum feiern konnte, Übergabe von humoristidankerfüllt seine Vorfahren schen Versen begleitet war. durch die Errichtung eines Alles in allem eine prächtiwürdigen Denkmals geehrt. ge Vorfeier – mit einer starAm 18. Juni 1927 erwarteken Anleihe an die Nacht te das festlich geschmück–, die durch die mannigte Gebirgsstädtchen seine fachen Talente der SchönGäste, die gern einmal ihre bacher allen in mehr als anWerkzeuge beiseitelegten, genehmer Erinnerung bleium sich von des Tages Last ben wird. und Mühen im Kreise lieIn der Frühe des 19. Juni benswürdiger Menschen zu fand durch die Morgenmuerholen. Vom sächsischen sik das große Wecken statt. Markneukirchen führte das Nach dem regnerischen, Auto auf krummen Wegen grauen Horizont des Sonn– leicht hatte es der Fahrer abends nun ein blauer Himauf den feuchten Lehmstramel, von weißgrauen Wolßen nicht – über Berg und kenfetzen durchsetzt, dabei Tal in das anmutig im Grüein tüchtiger Wind, der spänen gelegene Schönbach. ter mit den vielen ZylinderWer zum ersten Mal hüten ein anmutiges Spiel dorthin kommt, ist über- Geigenbauerdenkmal in Bubenreuth. trieb, sich vorläufig jedoch Bilder: Heinz Reiß nur nach Kräften bemühte, rascht von seiner schönen Lage in malerischer Umgedas eingewickelte Denkmal bung. Seine Straßen laufen berg- ther, Begrüßungsreden, Festpro- an der Kirche schon vorher zu auf und bergab, das plätschern- loge und turnerische Vorführun- enträtseln, denn er zauste an der de Bächlein fehlt ebenfalls nicht, gen wechselten miteinander in Leinwandhülle wie toll herum schmucke Häuschen liegen ver- bunter Folge ab. Der Raum ge- und, wie man sich denken kann, steckt im Grünen, füllen das Tal stattet leider nicht, jede vorzüg- mit teilweise hübschem Erfolg. Im Jahre 1928 wurde im eghalandrischen Schönbach ein Geigenbauerdenkmal enthüllt.
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Edgar Bauer sowie Wilhelm und Brunhilde Rubick.
Inge Alesi und ihre Tochter Ulrike Kiefer.
� Friedeberger Ländchen/Altvater
Alte Traditionen neu gedacht Anfang Juli kamen die Landsleute des Friedeberger Ländchens im ehemaligen Kreis Freiwaldau mit den Heimatorten Setzdorf, Domsdorf, Schwarzwasser und Friedeberg im Gasthaus Zur Krone in Westendorf im bayerischschwäbischen Landkreis Augsburg-Land zu ihren traditionellen Heimattreffen zusammen.
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as Treffen begann mit einem Gottesdienst in der Sankt-Georgs-Kirche, den Pfarrer Norman D‘ Souza zelebrierte. Eingangs begrüßte Pfarrer Souza neben den Einheimischen die Heimatfreunde und erinnerte an die bittere Vertreibung der Sudetendeutschen. In ergreifenden Worten lobte er deren gelungene Integration und deren Schaffenskraft beim Wiederaufbau Bayerns. Nach der Begrüßung war es ein paar Sekunden mäuschenstill in der Kirche. Im Gasthaus Krone begrüßte Inge Alesi, Ortsbetreuerin von Setzdorf und Organisatorin des Treffens, weitere Gebietsbetreuer aus dem Altvatergebiet. Entschuldigt war Kurt Aue, Obmann der SLKreisgruppe Augsburg-Land. Alesi freute sich über die große Zahl der Teilnehmer, bemerkte aber auch, wie wichtig es sei, daß sich Heimatorte in Bezug auf Heimattreffen zusammenschließen sollten, wie es die Landsleute aus dem Friedeberger Ländchen bereits täten. Dies sei, so Alesi, die Zukunft der Heimattreffen der Vertriebenen und ihrer Nachkommen. Dazu nahmen auch Edgar Bauer, der den Kreis Freudenthal vertritt, und Wilhelm Rubick, Ortsbetreuer von Schwarzwasser, Stellung. Die Traditionen der Heimatvertriebenen würden zunehmend ein Fall für die Geschichtsbücher. Daher seien sie froh, daß es noch so viele Landsleute gebe, die durch ihre Beteiligung an Heimattreffen deren Erhalt möglich machten. „Wir wollen erreichen“, so Rubick, „daß neue Freundschaften geschlossen werden und in diesen Kreisen neue Ideen für Heimattreffen entstehen.“ Der Sinn sei, den Landsleuten Gelegenheiten zu geben, sich
nicht nur in ihren Heimatkreisen, sondern auch in erweiterten Kreisen zu treffen. Die fortschreitende Überalterung der Heimatvertriebenen erfordere dies. In der Vorstellungsrunde waren Schicksale, aber auch kuriose Anekdoten zu hören wie die von Edgar Bauer. „Bei einer Heimfahrt 1990 mit meinen Eltern habe ich mich ,verfranzt‘. Daher fragte ich in Ober Thomasdorf eine ältere Frau nach dem Weg. Ich wählte eine ältere Frau, weil die sehr oft noch deutsch sprachen. Die Frau merkte schnell, daß ich ein Deutscher war, und fragte zurück, wo ich in Deutschland wohnte. Etwas erstaunt über die Frage antwortete ich, ich sei aus Bayern. Sie fragte weiter, wo in Bayern. Ich antwortete, im nördlichen Schwaben. Doch die gute Frau bohrte weiter, wie der Ort heiße. Da antwortete ich, das sei ein kleiner Ort bei Nördlingen, den kenne sie sicher nicht. Doch damit gab sie sich nicht zufrieden und fragte, wie der Ort heiße. Utzmemmingen sagte ich. ,In Utzmemmingen war ich auch schon zweimal‘, sagte die Frau. Da fiel mir erst mal der Unterkiefer herunter.“ Das Wie und Warum habe sich im weiteren Gespräch rasch geklärt. Diese liebe, ältere Frau sei vor der Vertreibung Haushälterin bei Pfarrer Alois Brauner in Ober Thomasdorf gewesen. Während sie geblieben sei, sei Pfarrer Brauner nach der Vertreibung in Utzmemmingen gestrandet und habe seine frühere Haushälterin Finni zweimal nach Utzmemmingen in seinen neuen Wirkungskreis eingeladen. Bauer: „War das Gottes Fügung, daß ich mich im Altvatergebiet verfahren habe?“ Zum Kaffee gab es selbstgebackene Köstlichkeiten wie Füllkucha und Erdbeertorte. Schließlich dankte Inge Alesi allen für ihr Kommen und bekräftigte, daß die Zukunft eine große Herausforderung sei. Diese könne nur mit der Unterstützung der Landsleute und der damit verbundenen Teilnahme an den Heimattreffen bewältigt werden. Gleichzeitig lud sie zum Treffen im nächsten Juli wieder nach Westendorf ein. mk
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In der schönen, alten, mit großen Wandgemälden geschmückten, feierlich erleuchteten Kirche begann um neun Uhr der Festgottesdienst für die verstorbenen Altmeister und die im Weltkrieg gefallenen Meister und Gehilfen. Um zehn Uhr spielte sich dann draußen das freundlich eindrucksvolle Bild einer Enthüllungsfeier ab. Die Häuser mit Blumen und Fahnen reich geschmückt – der Aufmarsch der verschiedenen Vereine und Schulen, mit Musik und wehenden Bannern, deren Träger bei dem Winde kein leichtes Amt hatten, vor dem Denkmal die festlich gekleidete Menge Kopf an Kopf, zu Füßen des Denkmals die Plätze für die ältesten Meister und die Ehrengäste. Bürgermeister Josef Schmierler begrüßte im Namen der Stadt alle Festteilnehmer. Karl Mädler hielt die Festrede, die viel Interessantes aus seinen Forschungen über die Vergangenheit Schönbachs und seiner Industrie brachte. Dann fiel die Hülle vom Denkmal, das nun der Obhut der Stadt übergeben wurde. Es folgten die Kranzniederlegungen, und Vertreter verschiedener Körperschaften hielten Ansprachen. Unter den Klängen des weihevollen Liedes „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Ludwig van Beethoven wurde die würdige Feier beschlossen und darauf die Eintragungen in das Goldene Buch der Stadt Schönbach bewirkt. Auf einem Sandsteinsockel mit Ornamenten, teilweise dem Geigenbau entlehnt, ruht die Weltkugel mit einer feinmodellierten Bronzefigur eines Geigenmachers, der sein Meisterwerk betrachtet. Besonderes Lob gebührt dieser künstlerisch ausgeführten Gestalt mit der – wie es sich hier von selbst versteht – auch in der Form tadellos gezeichneten Geige. Das Denkmal ist nach einem Entwurf des Bildhauers Hugo Uher aus Karlsbad ausgeführt. Erwähnt werden muß noch, daß der Vorschlag zur Errichtung dieses Denkmals von Wenzel Pötzl ausging, der sich auch um das Zustandekommen und Gelingen der Feier sehr bemüht hat. Seine bereits 1925 erfolgte Anregung wurde dann einstimmig in einer Versammlung zum Beschluß erhoben. Noch am selben Tage fand unter der Führung von Direktor Alexander Kareis eine Besichtigung der Staatsfachschule statt. Der sehenswerte Ausstellungsraum zeigte eine reiche Fülle von Schülerarbeiten, die Zeugnis von dem Ernst ablegten, mit dem dort gearbeitet wird. Das bewiesen auch die technisch einwandfreien Zeichnungen der Schüler. Am Montag hatte die Stadt wieder das alte Aussehen – die Bewohner hatten die Festtagskleidung mit dem Arbeitskleid vertauscht. Allenthalben wieder der Alltag mit seiner Mühe und mit seiner Arbeit. Das Fest war aus, und nur ungern verließen wir die Stätte, die uns so viel des Schönen gebracht hatte. Otto Möckel n Otto Möckel (*10.Mai 1869 in Berlin, † 23.Januar 1937 in Berlin) war einer der bedeutendsten Berliner Geigenbauer und -gutachter der Jahrhundertwende. 1930 verfaßte er ein vielbeachtetes Standardwerk über den Geigenbau, das auch heute noch nach zahlreichen Auflagen und Modernisierungen erhältlich ist.
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Das Reichenberger Stadttheater, seit 1957 Divadlo Františka Xavera Šaldy, feierte im vergangenen Jahr sein 140jähriges Bestehen.
A
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Reichenberg
Vor 141 Jahren entstand das Stadttheater
m 23. April 1879, dem Festtag der silbernen Hochzeit des österreichischen Kaiserpaars, war das Zunfttheater, der Stolz der damaligen Reichenberger, ein Schuttund Aschehaufen. Die Brand ursache wurde nie geklärt. Nachdem zunächst der Zirkus in ein wohl zufriedenstellendes Behelfstheater umgewandelt worden war, beschlossen die Reichenberger Stadtväter doch, ein neues, festes und würdiges Theater errichten zu lassen. Der von den Wiener Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Gottlieb Helmer vorgelegte Entwurf fand allgemeine Zustimmung. Ihr Architekturbüro zählte lange Jahre zu den bedeutendsten in Europa. Mit seiner Ausführung wurden die Reichenberger Baumeister Gustav Eduard Sachers und Gerhard Gärtner beauftragt. Die Einrichtung der Bühne führte der Theaterinspektor des Wiener Burgtheaters, Carl Barrot, durch. Die Herstellung der Dekorationsstücke wurde den Wiener Hoftheatermalern Brioschi, Burghard und Kautzki übertragen. In besonderer Erinnerung wird jedem Besucher der prachtvolle Hauptvorhang bleiben. Er ist das Werk des österreichischen Meisters Gustav Klimt (1862–1918), des späteren Hauptvertreters des Wiener Jugendstils und der europäischen Malerei um die Jahrhundertwende. Den Theatervorhang schuf er gemeinsam mit seinem Mitschüler Franz Matsch während seiner Studienzeit an der Wiener Kunstgewerbeschule. Das Sujet des Vorhangs ist eine Allegorie mit der Bezeichnung „Triumph der Liebe“. Leider war der Vorhang viele Jahre Witterungseinflüssen ausgesetzt, die zusammen mit der hohen Staubbildung im Theater zerstörerisch wirkten. Erst bei der tiefgreifenden Rekonstruktion der Bühne und des Zuschauerraumes in den Jahren 1968 bis 1969 wurde Gustav Klimts Theatervor- Das Theater und sein Foyer. hang sehr kostenintensiv restauriert. Doch selbst diese fach- geboten. Kurz nach der Wende männisch ausgeführte Arbeit wiederholten sie ihr Angebot. Erkonnte dieses wertvolle Werk folglos, wie man weiß. nicht mehr in den ursprüngliDie Wandfläche zwischen chen Zustand zurückversetzen. dem Bühnenrahmen und dem Dennoch haben die Österreicher, Deckenansatz wurde erst 1930 die den Vorhang für das Klimt- von dem Reichenberger Maler Museum gewinnen wollten, wohl Plischke gestaltet. Sie zeigt Bildwenig später eine Million Dollar nisse von Wolfgang Amadeus
Der Gustav-Klimt-Vorhang.
Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig van Beethoven, Friedrich Schiller und Richard Wagner. Der zwölf Meter hohe, in weißer und goldener Farbe gehaltene Innenraum trägt das reichverzierte Gepräge des Spätbarocks. Der besonders beachtenswerte Bilderschmuck der Decke stammt vom Wiener Maler Heinrich Löffler. Er stellt die vier Menschenalter in Verbindung mit der Musik dar. Die Bilder zeigen die Kindheit als heitere Musik, die Jugend als Liebesmusik, das Mannesalters als kriegerische Musik und das Greisenalter als ernste Musik. Die geräumige Vorhalle wird von Säulen aus Kunstmarmor getragen. Aus diesem Werkstoff sind auch die breiten Treppen, die zum Foyer empor führen. Das Äußere des eindrucksvollen Gebäudes zeigt die Stilformen der deutschen Renaissance. Über der Hauptfassade erheben sich zwei steinerne Gestaltengruppen. Die rechte symbolisiert die Kunst mit erhobener Fackel, das „Feuer der Begeisterung verbreitend“, mit zwei dienenden Wesen. Die Gruppe links stellt Apollo, den Gott der Musen, mit der Lyra in der Hand dar.
Neben ihnen sind zwei auf Delphinen reitende Genien zu sehen.
Die Gedenktafel.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Kreis Friedland
Kreis Gablonz
Weitere Skulpturen auf der Höhe des Gebäudes stellen Melpomene, die Muse der Tragödie, Erato, die Muse der Liebesdichtung, Thalia, die der Komödie, und Terpsichore, die der Tanzkunst, dar. Die Auffahrt zum Haupteingang zieren zwei Greife. Alle Sandsteinskulpturen wurden nach den Entwürfen des Wiener Bildhauers Franz Ignaz Bendel von Reinhold Völkel, ebenfalls aus Wien, angefertigt. Am 29. September 1883 übergab Architekt Hermann Gottlieb Helmer dem Bürgermeister Ludwig Ritter von Ehrlich die Schlüssel des Hauses. Nach Beethovens Choral „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ und einer kurzen Ansprache des Theaterdirektors Emanuel Raul wurde eine Votivtafel enthüllt, auf der folgende Worte stehen: „Der Deutschen Schauspielkunst errichten diese Heimstätte Kunstsinn und Opferwilligkeit der allzeit deutschen Stadtgemeinde Reichenberg unter den Bürgermeistern Gustav Schirmer (1881) und Ludwig Ritter von Ehrlich (1883). Dieses Gebäude wurde nach den Plänen der Wiener Architekten Fellner und Helmer von den Reichenberger Baumeistern Sachers und Gärtner am 5. September 1881 begonnen und am 29. September 1883 eröffnet.“ Am Abend wurde das neue Theater nach Gioachino Rossinis Tell-Ouvertüre mit Friedrich Schillers Schauspiel „Wilhelm Tell“ feierlich eröffnet. Der Anfang des Jahres 1945 markierte das Ende der deutschen Veranstaltungen. Ab 1923 wurden Opern auch in tschechischer Sprache aufgeführt. Während in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg die Olmützer Theatergesellschaft mit Opern und Operetten im Reichenberger Stadttheater auftrat, wurde die erste Aufführung bereits im Oktober 1945 von Bedřich Smetana unter der tschechischen Leitung von Jaromír Žid aufgeführt. 1957 wurde das Theater nach František Xaver Šalda benannt. Šalda war am 22. Dezember 1867 in Reichenberg zur Welt gekommen und starb am 4. April 1937 in Prag. Er war tschechischer Literaturkritiker, Literaturwissenschaftler, Journalist, Dichter und Schriftsteller. Christa Schlör
� Zwickau in Böhmen
Sagen aus der Heimat Der Grünerberg bei Zwickau ist Tatort zweier überlieferter Sagen.
Die Teufelsschlucht Am Fuße des Grünerberges unterhalb des Kalvarienberges, wo später die Landesanstalt für tuberkulöse Kinder erbaut wurde, ist ein kleines Tal, das früher im Volksmunde Klimpergründl hieß. Hier hatten Bastler an einem kleinen Wasserlauf Wassermühlen und derartige kunstvolle Spieldinge mit Wasserantrieb gebaut, und an Sonntagen war dies ein kleiner Ausflugsort für die Zwickauer. Von diesem Tal und der Schlucht in der Nähe berichtet die Sage. In der Felsschlucht in der Überschale saßen drei junge Männer an einem Sonntagmorgen, wie sie‘s fast immer hielten, und spielten Karten. Da nahte sich auf einmal ein weiterer junger Mann und erbot sich, mitzuspielen. Sie spielten mit ihm auch weiter. Auf einmal hörte man von Zwickau die Kirchenglocken zur Messe schallen. Da blitzte und krachte es plötzlich, die Schlucht erbebte, Schwefelfeuer loderte und der fremde Spieler verschwand in diesem Krachen. Die drei Kartenspieler erkannten jetzt, daß es der leibhaftige Teufel gewesen war, der mit ihnen gespielt hatte. Sie deuteten dies als eine Warnung und gingen in Zukunft sonntags immer in die Messe. Diese Begebenheit soll der Schlucht den Namen Teufelsschlucht eingebracht haben.
Der Schatz Im Franzosenkriege wurde bei einem mächtigen Sandsteinfelsen am Grünerberge bei Zwickau von den fliehenden Feinden eine Kriegskasse verscharrt. Es ging die Sage um, daß man sie nur bei strengstem Schweigen und unter Erfüllung gewisser Bedingungen heben konnte. Der Haidaer Kirchendiener wußte dies. Drei Personen sollten anwesend sein. In einer stürmischen Nacht eilte er mit seinem Weibe und einem guten Freunde auf den Grünerberg. Beim Schein der Laterne fanden sie glücklich den Platz, zogen mit geweihter Kreide einen Bannkreis ringsum und der Anführer sagte das lateinische Vaterunser vor- und rückwärts, dann gingen sie an die Arbeit. Die Grube wurde tiefer und tiefer. Da tönte plötzlich vom Walde her ein rauhes, heiseres Lachen – ein gehörnter Teufel mit Schweif und Pferdefuß erschien, tanzte dreimal um das Loch und verschwand wieder im Dunkel der Nacht. Rastlos und stumm arbeiteten die drei weiter. Hohl klang bald der Spaten auf einer metallenen Truhe. Freude schürte darob ihren Eifer. Da erhob sich ein Brausen im Walde, eine Gestalt, den Kopf unter dem Arm, kam auf die Schatzgräber zu. Kaum hatte das Weib diese Erscheinung erblickt, so stürzte es mit dem Ruf: „Gott, meine Mutter“ zu Boden. Der Schatz versank, der Sturm löschte die Laterne aus – alles war umsonst gewesen. Nimm, willst du‘s Glück probieren, mit dir nur einen Mann! Ein Weib kann niemals schweigen und hing ein Schatz daran.
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Gablonz
Rathaus ist nationales Kulturdenkmal Seit dem 1. Juli ist das Gablonzer Rathaus ein nationales Kulturdenkmal der Tschechischen Republik.
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1938 zerstören die Nationalsozialisten die Synagoge in Reichenberg.
Das Alte Rathaus in Gablonz ist auch ein Werk von Sachers & Gärtner.
Die Gartenseite des Schmitt-Palais in Böhmisch Aicha.
Die renaissanceinspirierte Liebieg-Villa in Reichenberg.
ventionen der Stadt. „Balkon und Terrasse sollen vom Festsaal zugänglich gemacht, das Parterre des Rathauses restauriert und das Haupttor nach dem ursprünglichen Entwurf des Architekten Karel Winter gestaltet werden. Nach Abschluß der Restaurierungsarbeiten wollen wir regelmäßige Führungen organisieren“, sagte Oberbürgermeister Miloš Vele. Vergangenes Jahr besichtigten mehr als 3000 Menschen das Rathaus. Petra Laurin
un plant die Stadt die Restaurierung des Rathauses und beantragte einen Zuschuß aus dem Integrierten Regionalen Operationellen Programm (IROP) für die Wiederbelebung von nationalen und UNESCOKulturdenkmalen. Im Erfolgsfall könnte Gablonz bis zu 14 Millionen Kronen für die Renovierung erhalten. Die Kosten für die geplanten Baumaßnahmen werden auf rund 25,5 Millionen Kronen geschätzt. Die Stadt wird im Herbst einen Auftragnehmer suchen. „Die tatsächliche Realisierung wird in den Jahren 2025 bis 2026 erfolgen“, informierte Iveta Habadová, Leiterin der Abteilung für Sub- Das Neue Rathaus in Gablonz.
Bild: Milan Bajer
KREIS REICHENBERG
Sachers & Gärtner errichteten das Landgericht in Reichenberg …
… und den Bahnhof in Smirschitz.
Gustav Sachers aus Reichenberg
Architekt und Unternehmer Christa Schlör, die Reichenberger Heimatkreisbetreuerin, schrieb bereits über das Stadttheater ( Seite 12) und das Rathaus ( SdZ 27/2024) in Reichenberg. Nun widmet sie sich den Personen, die im Zusammenhang mit diesen Gebäuden genannt werden.
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ür das Theater wurden sieben Gewerke vergeben. Fünf der Ausführenden kamen aus Wien und zwei aus Reichenberg, wobei der Maler Franz Plischke, Mitglied des Metznerbundes, erst 1930 tätig wurde. Für den Bau des Rathauses kamen von sieben Auftragnehmern vier aus Wien und je einer aus Reichenberg, Langenau bei Haida und München. Dagegen wurden für den Bau der Synagoge von 1887 bis 1889 die wichtigsten Arbeiten großteils an Reichenberger Firmen vergeben. Die Maurer-, Zimmermann- und Steinmetzarbeiten übernahm zum Beispiel die uns schon bekannte Firma Sachers & Gärtner. Wenden wir uns dem Leben von Baumeister Gustav Sachers zu. Er kam als Sohn von Karl Sachers und Judith Hartig am 20. August 1831 in Machendorf Nr. 60 zur Welt. Getauft wurde er auf den Namen Gustav Eduard. Vater Karl war Hufschmiedmeister und Werkmeister in der Tuchfabrik von Machendorf. Gustav war der zweitälteste von acht Kindern.
Er wuchs in seinem Geburtsort auf. Seit seiner Kindheit war wohl der Bau von Häusern und Burgen aus Steinen, Rinde und Lehm seine Lieblingsbeschäftigung. Nach dem Abschluß der Realschule erhielt er seine Ausbildung bei dem Reichenberger Baumeister Anton Hollub. Dieser bemerkte bald sein Talent und ermutigte ihn, nach München zu gehen, wo er zunächst als Maurer arbeitete. In dieser Zeit lernte er Maler, Bildhauer und Architekten kennen, was schließlich dazu führte, daß er sich am 29. Oktober 1853 im Fach Baukunst an der Münchner Akademie der bildenden Künste einschrieb. Nach Beendigung des Studiums kehrte Gustav Sachers nach Reichenberg zurück und arbeitete als Architekt im Unternehmen seines ehemaligen Lehrmeisters Anton Hollub. Da die Auftragslage seinen Lebensunterhalt nicht decken konnte, erwog er die Möglichkeit, nach Amerika auszuwandern, entschied sich aber schließlich auf Anraten von Anton Hollub zu bleiben. Am 26. Mai 1861 fand in der Heilig-Kreuz-Kirche die Trauung mit dessen am 3. No-
vember 1838 geborener Tochter Amalia Karolina statt. 1863 gründete er seine eigene Baufirma. Das Bauunternehmen war erfolgreich und entwikkelte sich zu einem der größten in Reichenberg. Die evangelische Christuskirche war Gustav Sachers‘ erstes großes Projekt in Reichenberg (1864–1868). Erkennbar ist die Ausbildung des Architekten in München. Das zwischenzeitlich verfallene Gebäude wurde 1976 nach 108 Jahren abgerissen. Ein Werk von Bedeutung ist die von 1870 bis 1872 durch einen Umbau des Hauses von Ferdinand Römheld entstandene Familienvilla für Johann Freiherr von Liebieg junior. Die Villa mit Garten und Nebengebäuden ist augenscheinlich von der norditalienischen Renaissance inspiriert. 1872 war auch das Jahr, in dem Henriette Anna, das achte und letzte Kind von Gustav Sachers und seiner Frau Amalia Hollub, zur Welt kam. Das erste Kind des Paares, Gustav Johann, wurde 1862 geboren. Danach folgte Theodor Josef im Jahr 1863, der jedoch nur sieben Monate alt
wurde. Im Jahr 1864 kam Amalie Maria Anna zur Welt. Es folgten Karl Eduard im Jahr 1866, der wenig später starb, Richard Eduard 1867, Alfred Franz 1869, verheiratet seit 18. Juli 1893 mit Else Jantsch, und Leopoldine Maria im Jahr 1871. 1874 baute er das Palais für Franz Ritter von Schmitt in Böhmisch Aicha. Eines der letzten Gebäude, mit dem das Unternehmen in Reichenberg unter der Leitung von Gustav Sachers zu bauen begann, war das Gebäude des Landgerichts. Die Fertigstellung erfolgte jedoch erst 1877, drei Jahre nach seinem Tod. Gustav Sachers war am 7. Dezember 1874 im Alter von 43 Jahren an einer Hirmlähmung gestorben. Trotz seines nicht sehr langen Lebens ging er dauerhaft nicht nur in die Geschichte der lokalen Architektur ein. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Heinrich zusammen mit dem Baumeister Gerhard Gärtner die Firma, da Gustavs Söhne Gustav und Alfred noch minderjährig waren. Zu dieser Zeit entstanden die monumentalen Gebäude des Stadttheaters und des Reichenberger Rathauses. 1891 übernahmen die Söhne, die bereits ihr Studium abgeschlossen hatten, das Unternehmen, das nun in Gustav Sachers Söhne umbenannt wurde. Das Unternehmen war bis 1945 das bedeutendste lokale Bauunternehmen.
Grottau – Todesfall. Am Schönborn – Todesfall. Am 17. April starb Irmhild Gassmann 22. April starb Annelies Scherin Suttgart. Sie war lange Jah- maul. Nach dem ersten Ortsbere die Gemeindebetreuerin von treuer Heinrich Fischer hatte sie Grottau und Umgebung. Am 4. im Jahre 1976 die GemeindebeAugust 1935 kam sie als älteste treuung von Schönborn überTochter von Walther und Brun- nommen. 1995 legte sie die Behilde Künzel zur Welt. Gebo- treuung in jüngere Hände. Doch ren wurde Irmhild in Warnsdorf. die ganzen Jahre über begleitete Dort arbeitete ihr Vater bei den sie die Gemeindebetreuung. AnKunert-Werken. Die Familie leb- nelies kam am 7. Dezember 1924 te jedoch in Grottau in der Zit- in Schönborn zur Welt. Ihre Eltauerstraße 417. Nach der Ver- tern waren Martha Anna Krusche treibung und den ersten Nach- und Ernst Tandler. Nach dem kriegsjahren konnte die Familie leidvollen Weg der Vertreibung 1950 nach Stuttgart und einem Neuaufübersiedeln. Im bau in Rutesheim Jahr 1966 vermählverstarb die Mutter te sich Irmhild mit im Mai 1973. Sechs Erhard Gassmann. Monate später folgNeben vielen Interte Ernst Tandler seiessen gehörte zu ihner Ehefrau nach. rem Leben über vieNun mußten wir ihle Jahre bis ins hohe re Tochter Annelies Alter auch das EnSchermaul, selbst gagement im HeiUrgroßmutter gematkreis Reichenworden, am 22. April berg Stadt und Land von uns gehen lasund in der Grottausen. Bald 30 Mal er Runde in Stutt- Alte Ansicht der Gottau- ist Annelies Schergart. Sie organisier- er Bartholomäuskirche. maul in ihre böhmite die Heimattreffen sche Heimat gereist, in Stuttgart und schrieb für das ob im Rahmen von Heimattref„Reichenberger Heimatblatt“. fen oder zu anderen Anlässen. In Auf vielen Reisen nach Grottau mehreren Büchern hat sie Erinsetzte sie sich für die Verständi- nerungen, Erlebnisse, Sitten und gung von Deutschen und Tsche- Bräuche ihrer Heimat Schönborn chen und den kulturellen Aus- und Nordböhmen festgehaltausch ein. Eine besondere Her- ten und der Nachwelt hinterlaszensangelegenheit war ihr die sen. In ihren Schriften schildert Renovierung der katholischen sie aber auch den Lebensweg der Kirche in Grottau. Für deren Er- damaligen Generation, der gehalt sammelte sie regelmäßig zeichnet war von Krieg, VertreiSpenden in der Grottauer Run- bung, Irrfahrt durch das zerstörde. Irmhild Gassmann lebte die te Nachkriegsdeutschland und letzten Jahre in einem Stuttgar- dem Aufbau einer neuen Exiter Wohnstift, wo sie am Mittag stenz. Christa Schlör des 17. April friedlich einschlief. Heimatkreisbetreuerin
TERMINE Freitag, 9. bis Sonntag, 11. August Heimattreffen in Königswalde, Schluckenau und Fugau: Freitag 16.00 Uhr Feldmesse in Fugau mit Imbiß. Samstag 10.30 Uhr deutsch-tschechischer Gottesdienst in Königswalde mit Monsignore Karel Havelka und Erzdechant Pavel Procházka, Besichtigung der renovierten Leichenhalle auf dem Friedhof, Segnung des renovierten Denkmals der Opfer des Ersten Weltkrieges und der neuen Gedenktafel für die unschuldigen Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit auf dem Kreuz-
berg; böhmisches Mittagessen mit Schluckenaus Bürgermeister Tomáš Kolonečný in der Gaststätte Viet Family Restaurant in Schluckenau; nachmittags bei Familie Bilinski im Karltal. Sonntag zur freien Verfügung. Übernachtungsmöglichkeit im Hotel am Lärchenberg, Lärchenbergweg 2, 02681 Schirgiswalde, Telefon (0 35 92) 36 60, Internet www.hotel-am-laerchenberg.de. Anmeldung bis 26. Juli: Bärbel Henß, Wiesenstraße 26, 35759 Driedorf-Mademühlen, Telefon: (0 27 75) 10 74, eMail henss@tonline.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Oben Gnome und Salamandrinen in der Unterwelt. Unten: Der rücksichtslose Obersteiger schickt den braven Bergmann Michael in den überfluteten Schacht und den sicheren Tod, Michaels verzweifelte Braut Franziska, Michael in der Unterwelt und der dankende Dirigent Jan Zástěra. Bilder: Petr Macek und, Jan Macek (4), Jutta Benešová (1)
Teplitz-Schönau
Der Bergmönch erwacht zu neuem Leben Die Oper „Der Bergmönch“, ein reichisch-kaiserlichen Hof. Es vergessenes Kleinod der Mu- wurde auf seine Art zu einem Exsik in Böhmen, kehrte nach fast portartikel des Erzgebirges und 200 Jahren auf die Theaterbüh- gleichzeitig zu einer Einladung ne zurück. Das Werk des Teplit- in den Badeort Teplitz, der dazer Bürgermeisters Joseph Ma- mals zu einem der bedeutendthias Wolfram (1789–1939) er- sten Sommeraufenthalte der euklang Mitte Juni als Krönung ropäischen Aristokratie erblüht des Ludwig-van-Beethoven-Fe- war. Zum großen Teil war dies stivals im Erzgebirgischen Theater in Teplitz. Damit wurde die Oper nicht nur zum ungewöhnlichen Beitrag im Jahr der tschechischen Musik, sondern auch zu einem Ereignis anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Eröffnung dieses Teplitzer Theaters. Die Oper, die im Bergmannsmilieu spielt, verdankt ihr Wiederfinden der Künstlerischen TrautzlGesellschaft in Zusammen- Vollständiger Klavierauszug der Oper. arbeit mit der Nordböhmiauch dem Wirken des Teplitzer schen Philharmonie Teplitz. Bürgermeisters und gleichzeitias Werk aus dem Jahre 1829, gen Komponisten Joseph Mathidas seine Uraufführung im as Wolfram zu verdanken. Ständetheater in Prag erlebte, erDie Oper ist ein Meisterwerk oberte seinerzeit die Opernhäu- seiner Zeit, worin mystische, ser auch in Berlin, Dresden und aber auch christliche ElemenWien und verschönerte zudem te mit dem realistischen Geschebedeutende Ereignisse am preu- hen vom Kampf gegen Unrecht ßisch-königlichen und öster- und Rücksichtslosigkeit kombi-
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niert werden. Das hier dargestellte Bergwerksunglück mit all dem Leid, das die Menschen dabei betroffen hat, reflektiert historische Geschehnisse und gesellschaftliche Probleme. Petr Šíla, der Vorsitzende der Künstlerischen Trautzl-Gesellschaft, bemerkt: „Mit seinem unkonventionellen Thema, den geheimnisvollen Berggeistern, den realen sozialen Problemen, verbunden mit dem christlichen Gedanken von Liebe, Versuchung und Versöhnung hat der Bergmönch die besten Voraussetzungen dazu, eine erzgebirgische Volksoper zu werden.“ Und er fügt hinzu: „Das Einbeziehen von über 150 Teplitzer Bürgern in die Inszenierung weist nicht nur auf die Bedeutung dieses Ereignisses für unsere Stadt, sondern für die gesamte Region hin. Das Einstudieren des Stücks festigt die Beziehung zu dem Ort, in dem wir leben. Und gerade solche Aktivitäten sollten in Zukunft breite Unterstützung finden.“ In der Tageszeitung „Teplický deník“ äußerte sich nach der jetzigen Aufführung der Haupt-
mann des Bezirks Aussig, Jan Weitere Aufführungen der Schiller, als Schirmherr des Inszenierung der NordböhmiBeethoven-Festivals: „Die Unter- schen Philharmonie mit professtützung regionaler Projekte wie sionellen Sängern sind geplant, die Wiederaufführung der Oper dabei auch in der original deut‚Der Bergmönch‘, ist für die Ent- schen Version. Denn das Libretwicklung unserer Region sehr to schrieb Wolfram nach der Nowichtig, und ich bin froh, daß ich velle „Der Bergmönch“ von Carl solche Aktivitäten unterstützen Borromäus von Miltitz. Friedrich kann.“ de la Motte Fouqué und Fried„Vor ein paar Jahren konn- rich Laun veröffentlichten die ten wir das Werk schon konzer- Novelle im „Wunderbuch“ 1817 tant aufführen, aber es war uns in Leipzig. Das damalige starzugleich bewußt, daß es unbedingt auf die Bühne gehört, denn der Auftritt der Mitwirkenden wird von wunderbarer Musik, herrlichen Kostümen und einer zauberhaften Szenerie begleitet“, berichtet der Dirigent Jan Zástěra, der die Oper aus dem Jahr 1829 wiederentdeckte und nun auch musikalisch begleitet. „Ich hatte viele begeisterte Mitstreiter, die mir dabei geholfen haben, nicht nur das Notenmaterial zu bearbeiten, sondern auch das Libretto sensibel umzudichten, das nun auch in Tschechisch erklingt. Zudem ist es ein besonderes Thema, das uns hier im ErzgeJoseph-Wolfram-Portrait von Jiří Wolf. birge besonders nahesteht.“
ke Interesse an phantasievollen, romantischen Themen nutzte Wolfram geschickt aus, indem er in seinem Libretto die düstere Gesellschaft von „Gnomen und Salamandrinen“ im Geleit des Herrschers der Unterwelt mit der Auferstehung des Helden als göttliche Gerechtigkeit verband. Diese, für den Zuschauer sehr ansprechende Szene der gespenstischen Unterwelt wurde vom Ballett VIVAjump des Erzgebirgischen Theaters Teplitz mit der Choreografie von Pavla Macáková einstudiert. Bühnenbilder und Kostüme entwarf der bekannte Teplitzer Künstler und Performer Martin Tomášek. Das Ensemble Collegium Hortense mit Verstärkung durch Mitwirkende des Konservatoriums Teplitz und des Erzgebirgischen Chors standen unter der Leitung von Matouš Pavlis, Regie führte David Kříž. Das Publikum der völlig ausverkauften Premiere im Teplitzer Theater dankte den Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus. Jutta Benešová
TERMINE Donnerstag, 29. August bis Sonntag, 1. September: 10. Teplitz-Schönauer Heimattreffen. Donnerstag bis 16.00 Uhr Einchecken im Hotel Prince de Ligne am Schloßplatz, dort Abendessen; 19.00 Uhr Abfahrt nach Eichwald zum Festkonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto.
Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Soborten, dort Besichtigung des alten Jüdischen Friedhofs; Weiterfahrt nach Mariaschein, dort Besichtigung der Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes, Mittagessen im Schützenhaus; Weiterfahrt nach Ossegg, Kranzniederlegung am Denkmal
des Grubenunglücks vom 3. Januar 1934; Rückfahrt nach Eichwald, Eröffnungskonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto anläßlich des Eichwalder Stadtfestes, Abendessen und Rückfahrt ins Hotel. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt zum Teplitzer Stadtteil Settenz, Besichtigung der Glashüt-
te Mühlig; Spanferkelessen in der Tuppelburg im Wildgehege Tischau; in Teplitz Besichtigung der Ausstellung „Die sieben Hügel von Teplitz“ in der Schloßgalerie; 19.00 Uhr Abendessen im Stadttheater. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienst in der Stadtkirche, anschließend Heimfahrt. Ände-
rungen vorbehalten. Kostenbeitrag für drei Übernachtungen mit Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Konzert im Einzelzimmer 550 Euro pro Person, im Zweibettzimmer 480 Euro pro Person. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rech-
nung. Verbindliche Anmeldung durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek, IBAN: DE 35 7008 0000 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF 700. Namen und Anschrift der Reiseteilnehmer angeben oder eMail an erhard.spacek@gmx. de
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
schlagen wurde, mußte bleiben und wurde Fänger. Wer den Bach rechtzeitig überspringen konnte, war gerettet. Das Spiel ging so lange, bis keine freien Spieler mehr übrig waren. Der letzte Gefangene wurde neuer Fänger. In der Hitze des Spieles kam es oft zum unfreiwilligen Fuß- oder Vollbad im Bächlein.
Im Hostauer Heimatbuch erinnern sich Landsleute an die Spiele, die sie als Kinder in der Heimat einst spielten.
Kastlhupfn Auf dem Fußboden wurde eine geometrische Fläche aufgezeichnet, welche die Form eines Hauses oder eines Kreuzes hatte. Sie war in Unterfelder aufgeteilt. Man suchte sich einen flachen Stein oder einen Scherben, und das Spiel begann mit einer unbestimmten Anzahl von Spielern. Es genügten zwei, konnten auch mehrere sein, und man konnte sogar allein spielen. Beim Hüpfen auf einem Bein wurde der Stein von Feld zu Feld weitergeschubst. Bei einem Fehler – wenn zum Beispiel der Stein zu weit oder über die falsche Ecke flog, oder auch gar nicht weitergebracht wurde – kam der nächste Spieler dran.
Hutschtreiben oder Kallalas-Spiel
Vasteckalatz Das Versteckenspielen, ein Spiel aller Kinder und aller Zeiten, wurde auch bei uns gepflegt. Welch herrliche Verstecke boten doch Stadel, Schupfe, der Reisigoder Strohhaufen und alle Winkel unserer heimatlichen Orte. Ein Spieler, der Fänger oder Sucher, mußte mit abgewandtem Gesicht auf einem bestimmten Platz warten und bis zehn zählen. Nun durfte er mit dem Suchen beginnen. Der erste, den er fand, löste ihn ab und wurde Sucher. Man konnte den Sucher aber auch überlisten. Während er umeinander lief, eilte man zu seinem Standplatz und schlug dort an. So mußte er für noch ein weiteres Spiel Sucher bleiben.
Eierstutzen oder Eiertitschen Ein beliebtes Spiel um die Osterzeit, wenn jedes Kind einen Vorrat an bunten Eiern hatte. Jeweils zwei Spieler stießen je ein Ei aneinander. Wessen Eischale zerbarst, der mußte sein Ei abgeben. Vorher wurden die Eier genau untersucht und das festeste ausgesucht, denn jeder wollte möglichst viele Eier gewinnen.
Pfeiferlschnitzen Wenn im Frühjahr der Saft in die Wiedln, die Weiden, stieg, wurde es Zeit, Pfeiferln zu bauen. Ein fingerdicker Weidenast wurde abgeschnitten, die Rinde für das Mundwerk und Luftloch eingeschnitten und nun mit dem Messerschaft rundherum fest darauf geklopft. Dazu wurde folgender Spruch gesungen: „Pfeiferl, Pfeiferl pfifo, zöighn ma da Katz n Bolg o, bis am Schwanz, bis am Schwanz, bleibt ma Pfeiferl a nu ganz.“ War der Ast gut in Saft, so war zum Ende des Spruches auch die Weidenrinde abziehbar. Man schnitzte das Mundstück aus demselben Holz zurecht, steckte es wieder ein und das Pfeiferl war fertig. Spezialisten, die sich ja überall entwickelten, schnitten sich mehrere Pfeiferln und konnten so auch mehrstimmige Stücke pfeifen.
Pfeiferl (Tuten) aus Rinde Von einem starken Weidenast, ohne Nebenäste, ritze man die Rinde spiralenförmig ein, klopfte sie und löste sie ab. Nun rollte man dieses Rindenstück tütenförmig zusammen, die enge Öffnung wurde breit gedrückt und dort wurde auch hineingeblasen, aus der weiten Öffnung tönte das dumpfe Tuten.
Baueries Das war ein Spiel der kleineren Kinder. Irgendwo unter einem Hollerbusch, deren es ja genügend gab, wurde ein Haus hergerichtet, Zweige abgebrochen und mit Brettern nachgeholfen. Zu einem rechten Haus gehörte nach unseren Begriffen auch ein Stall mit Kühen und Pferden. Also wurden auch ein Stall für das Vieh gerichtet, Born und Stand bereitet und die „Tiere“ hineingestellt. Wir hatten überall einen Vorrat von solchen „Tieren“ gesammelt, verwendeten doch unsere Mütter zur damaligen Zeit viel ir-
Kinderspiele aus der Heimat
Öitza spüln ma denes Geschirr für Milch und Schmalz und zum Einkochen der Beeren. Und irden ist nicht ehern – also ging zur rechten Zeit ein Topf oder eine Pfanne zu Bruch. Wir aber waren scharf auf die daran befindlichen Henkel. Sie wurden fein säuberlich aus den Bruchstücken herausgeschlagen und waren unser „Vieh“. Sie standen in Reih und Glied im Stall, wurden gefüttert, getränkt, gemistet, zur Weide gebracht und waren Spielgefährten einer glücklichen Kindheit.
S‘ Patschekn Jeder Spieler brauchte ein Patschekbrettl, 30 bis 35 Zentimeter lang, an einer Seite zu einem Handgriff enger geschnitzt. Ein Patschek war nötig, ein Stückchen Holz zehn bis zwölf Zentimeter lang, zwei bis drei Zentimeter dick, an beiden Enden zugespitzt. Man zog mitten auf dem Platz oder auf der Straße – es gab damals nur wenige Autos – einen Kreis von drei Metern Durchmesser. In dessen Mitte legte man auf eine Erhöhung, einen Pflock oder Stein, den Patschek. Ein Spieler stellte sich dazu, und seine Aufgabe war, durch einen Schlag mit seinem Brett den Patschek möglichst weit in die Gegend zu jagen. Die Mitspieler konnten ihn im Flug mittels ihres Brettes wieder zurückwerfen. Auch der Mittelspieler konnte ihn mit seinem Brett aus der Luft wieder nach draußen jagen. Der Spieler, der den Patschek im Kreis zum Niedergehen brachte, wurde neuer Mittelspieler. Lag der Patschek aber außerhalb des Kreises, hatte der Spieler, welcher ihm am nächsten stand, das Recht, dreimal mit seinem Brettl zuzuschlagen. Zuerst mußte er auf die Spitze schlagen, damit er sich hob, um ihn dann mit der flachen Seite seines Brettls in die Mitte zurückzubefördern. Gelang das nicht, kam der nächststehende Spieler dran. Auch er hatte wieder drei Schläge. Und so ging es von einem zum anderen weiter, bis der Patschek wieder in der Mitte war.
Steckngäihn oder Stelzalas Für kleinere Kinder baute der Vater die Stelzen. Der Stolz eines größeren Buben waren die selbstgebauten Stelzen. Wie schön war die Welt von oben. Hoch auf Stelzen konnte man plötzlich über Nachbars Hofmauer sehen und viel leichter Äpfel aus Pfarrers Garten pflükken. Stelzengehen und auch Stelzenlaufen wurden eifrig geübt. Selbst in der Furt der Radbusa betrieben wir diesen
Sport, dabei gab es Dank der glatten Steine im Untergrund manch nasses Hinterteil.
Brumma aus Löwenzahn Sobald der Löwenzahn blühte, gab es neue Kinderspiele. Nicht nur, daß sich Kinder mit Blütenkränzchen schmückten und aus den Stielen lange Ketten und Girlanden flochten. Es war auch die Zeit der „Brumma“. Es wurde ein Löwenzahn gepflückt, der Kopf abgerissen, der Stiel auf eine bestimmte Länge eingekürzt, und in die enge Öffnung vorsichtig hineingeblasen, dies ließ es einen lauten Ton erklingen. Nach Stärke und Länge des Stieles gaben die Brummer höhere oder tiefere Töne von sich. Gleichzeitig konnte man bei einiger Übung zwei bis drei Brummer blasen.
S‘ Stuinln Am Bach wurden 13 schöne, rundgeschliffene Steinchen gesucht. Man konnte zu zweien oder mehreren spielen. Jeder Spieler hatte seine eigenen 13 Steinchen. Man spielte der Reihe nach. Man saß auf dem Boden, die Spielfläche mußte eben und glatt sein. In Schüttarschen waren es oft die Granitsteine des Steges, die als Unterlage dienten. Die Kunst des Spieles war das Auswerfen. Alle Steine wurden in der Faust gehalten und dann ausgeworfen. Es gab sieben Figuren. Erste Figur war der „Ui(n)gara“. Ein Stein, nach dem Auswerfen vom Boden genommen, wurde in die Luft geworfen, vor dem Auffangen wurde jeweils einer vom Boden dazugeklaubt. Bis alle weg waren. Zweite Figur war der „Zwogerer“. Nach dem Auswerfen einen Stein nehmen, in die Luft werfen und vor dem Auffangen jeweils zwei Steinchen dazuklauben. Dritte Figur war der „Dreigerer“. Auswerfen, ein Stein in die Luft geworfen und jeweils vor dem Auffangen drei Steinchen dazuklauben. Vierte Figur war der „Viergerer“. Auswerfen, ein Steinchen in die Luft werfen und vor dem Auffangen noch vier Steinchen dazuklauben. Fünfte Figur war der „Sechsgerer“. Auswerfen, ein Steinchen in die Luft werfen und vor dem Auffangen jeweils sechs Steinchen dazuklauben. Sechste Figur war der „Ganzerer“. Auswerfen, ein Steinchen in die Luft werfen und vor dem Auffangen alle Steinchen dazu in die Hand streifen.
Siebte Figur war der „Wenderer“. Alle Steinchen auswerfen, die Hand zu einem Schüsselchen formen und die Steinchen darinnen auffangen, sie nochmals in die Luft werfen und mit der Hand auffangen. So viele Steinchen man in der Hand hatte, so viele Punkte bekam man. Konnte ein Spieler einmal einen Stein nicht auffangen oder vom Boden nicht die richtige Menge erwischen, kam der nächste daran. Das Spiel wechselte auch, wenn ein Spieler alle Figuren geschafft hatte.
S‘ Rantscheln Im Winter wurde auf Eisflächen gerne gerutscht, geschliffen, gerantschelt, was besonders gut mit Holzpantoffeln ging. Oft schlugen die Väter schon im Herbst einen starken Pflock in die Mitte des Dorfweihers. An ihm wurde, wenn das Eis hielt, eine bewegliche Querstange befestigt. Schoben wir Kinder an dieser Stange, so drehte sie sich, wir kamen in Schwung, ließen plötzlich die Stange aus und sausten in Hocke weit über das glatte Eis.
S‘ Löchlschmeißn Das wurde mit Bohnen, Knöpfen und Schussern gespielt. Man drehte mit dem Schuhabsatz ein Loch in den Boden. Die Spieler stellten sich in drei Schritt Entfernung auf. Sie versuchten der Reihe nach je eine Kugel in das Loch zu werfen, was nicht immer gelang. Nach drei Würfen lagen etliche Kugeln draußen. Der Spieler, dessen Kugel am weitesten weg lag, konnte mit dem „Schucken“ beginnen. Der gekrümmte Zeigefinger wurde angesetzt und sollte die Kugel ins Loch schießen. Gelang es auf einen Schub, konnte er mit der nächsten weitermachen. Gelang es nicht, kam der nächste Spieler daran. Es ging reihum. Der Spieler, welcher die letzte Kugel ins Loch brachte, durfte es entleeren, die Kugeln waren sein Gewinn.
S‘ Bochhupfalaspül Diese Spiel konnte nur im Herbst, wenn die Wiesen abgeerntet waren, gespielt werden. Die Regeln sind so ähnlich wie die des Spiels „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“. Es war das Spiel zur Hützeit, und ein Bach war als Trennungslinie nötig. Ein Fänger war jenseits des Baches, die Menge der Kinder diesseits. Nun versuchten sie durch Überspringen des Baches in das feindliche Gebiet einzudringen. Wer abge-
Dazu wurden fünf bis acht Spieler benötigt. Die „Hutsch“, ein Rundholz von fünf bis sechs Zentimeter Durchmesser und zwölf bis 15 Zentimeter Länge, unten konisch auf fünf Zentimeter zugespitzt, war der Mittelpunkt. Jeder Spieler brauchte einen Kallalasstecken, das war ein Stock von 60 bis 70 Zentimeter Länge, im Durchmesser fünf bis sechs Zentimeter. In der Mitte eines Halbkreises und in fünf bis sechs Schritt Entfernung wurde die Hutsch aufgestellt. Jeder Spieler bekam im Halbkreis seinen Platz, ein „Loch“. Waren nun alle Spieler beisammen, nahm ein größerer Bub die ganzen Stecken zusammen, stellte sich vor der Hutsch auf und warf sie hoch über seinen Kopf nach rückwärts. Nun mußte jeder Spieler seinen Stock suchen und wieder aufheben. Die Löcher wurden neu verteilt nach folgender Regel. Wessen Stab der Hutsch am nächsten war, bekam Loch Nr. 1 und so weiter. Der letzte Spieler mußte den Hutschöida machen. Nr. 1 begann mit seinem Kallalasstecken zu werfen. Er mußte die Hutsch damit unten so treffen, daß sie möglichst weit davonflog, der Stock aber sollte nah liegen bleiben, denn der Werfer und der Hutschöida hatten beide das gleiche Ziel, samt ihrem Stecken, den der Werfer ja erst aufnehmen mußte, Loch Nr. 1 zu erreichen. Wer zuerst kam, zog ein, der Zweite wurde Hutschhöida. So ging das Spiel der Reihe nach. Traf ein Werfer die Hutsch nicht, konnte er nicht laufen und mußte warten, bis ein anderer weit genug warf, daß auch er seinen Stock mit einholen konnte. Auch Spieler, deren Stock weiter geflogen war als die Hutsch, konnten einen späteren Wurf abwarten. Der Hutschhöida mußte die Hutsch immer wieder vor Wurfbeginn in die Mitte bringen.
Paar oder Unpaar (Anhauen um Bohnen) Jeder Spieler hatte in einem Säcklein einen Vorrat an Bohnen. Davon nahm man etliche in die geschlossene Faust und fragte den Nachbarn: „Paar oder Unpaar?“ Erriet er mit seiner Antwort die gerade oder ungerade Zahl, erhielt er die Bohnen. Erriet er sie nicht, konnte man die Bohnen wieder in das eigene Säcklein stecken. Nun aber kam der Gegenspieler mit seiner Frage: „Paar oder Unpaar?“ Und man hatte selbst die Möglichkeit zu gewinnen.
Pflöckl Man schnitt sich aus Stauden unterarmlange Stäbe, welche an einer Seite zugespitzt wurden. Auf dem Erdboden wurde ein Mal gezeichnet und nun versuchten die Mitspieler der Reihe nach mit ihrem Pflöckl genau die Mitte des Males zu treffen.
Hullablousn (Hollunderblasrohr) Von einem starken Ast einer Hollerstaude wurde ein bis zu 30 Zentimeter langes Stück herausgesägt. Das Mark wurde herausgebohrt, so daß eine Röhre entstand. Mit diesem Blasrohr konnte man nun Hollunderbeeren, runde Steinchen, sogar Kirschkerne zielvoll ausblasen. Ebenfalls aus ausgehölten Hollunderstücken baute man Spritzen, die Wasser aufsaugten und womit man Freunde und Nachbarn bespritzte und erschreckte.
Roifln Alle Arten von Reifen, sogar abmontierte Räder, wurden verwendet. Man besorgte sich einen Stock und trieb damit den Reifen vorwärts. Virtuosen vollbrachten Kurven und Drehungen.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Purschau, Langendörflas, Altenstadt bei Vohenstrauß und Weiden – Teil IV und Schluß
Die jüdische Familie Kohner Unter dem Titel „Zwei Stolpersteine der Versöhnung“ (Þ HB 24/2024) berichtete Nadira Hurnaus über eine Schüleraktion in Altenstadt bei Vohenstrauß, die die Geschichte der jüdischen Familie Kohner recherchierte, deren Wurzeln in Purschau und Langendörflas lagen. Die meisten Familienmitglieder kamen in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten um. Der Historiker Sebastian Schott, der auch das Tachauer Heimatmuseum in Weiden in der Oberpfalz betreut, ist ein Kenner der jüdischen Geschichte in der Region. Hier die letzte Folge seiner detaillierten Forschungsergebnisse bezüglich der Familie Kohner.
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ach der Kontrolle durch die Beamten erfolgte der Trans port von Menschen und Gepäck zum Regensburger Ostbahnhof, wobei zumindest die Gebrechli chen und Bettlägerigen vermut lich mit Lastwagen oder Bussen gefahren wurden. Eine Teilneh merin dieses Transportes glaub te bei ihrer Vernehmung im Jahr 1954 allerdings sich daran zu er innern, daß sie von der Schäff nerstraße zur Bahn habe laufen müssen. Gerade für die Teilnehmer dieses Transports, die den aller größten Teil ihres Lebens in Re gensburg beziehungsweise in Niederbayern und der Ober pfalz verbracht hatten, bedeute te dieser erzwungene Aufbruch im hohen Alter, selbst ohne Wis sen um die Leiden, welche ihnen in Theresienstadt noch bevorste hen sollten, eine schwere phy sische und vor allem psychische Prüfung und Belastung: „[…] die alten Juden wurden in der Wei ßenburgstraße verladen und zum Ostbahnhof gefahren; es waren Kranke auf Bahren dabei, die Be treffenden weinten und waren seelisch gebrochen.“ Trotz des zum Teil äußerst bedenklichen Gesundheitszustandes mancher Verschleppter hatten die Or ganisatoren der Regensburger Staatspolizei kein Sanitätsperso nal für diesen Transport vorgesehen.
Zellenblock in Theresienstadt.
Nachdem auf dem Regensbur stimmungsbahnhof von There Lastautos ins Ghetto kam und 1944, nach. Karl Kohners Ehe ger Ostbahnhof das Gepäck in sienstadt, ankamen, wurden wir uns dort nicht mehr ausgehän frau Rosa, nach dem Tod ihres einen Güterwagen verladen und von SS empfangen.“ Bereits un digt worden ist […].“ Mannes und ihrer Schwägerin die 117 Teilnehmer des Trans ganz auf sich allein gestellt, ports auf die bereitstehenden wurde am 18. Mai 1944 in das Personenwagen verteilt wor Vernichtungslager Auschwitz den waren, übernahm bis Hof weiter deportiert und dort Op zunächst der Leiter der Ab fer des nationalsozialistischen teilung Judenangelegenhei Rassenwahns. ten bei der Staatspolizei Re gensburg und federführende Epilog: Organisator dieser Deporta Die Söhne des Karl tion aus dem Regierungsbe Kohner zirk Niederbayern-Oberpfalz Wie bereits erwähnt, hat die Leitung des Zuges. In ten Karl und Rosa Kohner Oberfranken wurden die vier drei Söhne. Von diesen geriet Wagen aus Regensburg an auch der 1909 geborene Sieg den aus Würzburg kommen fried, von Beruf Dekorateur, in den eigentlichen Deportati die nationalsozialistische Ver ons-Sonderzug angehängt, nichtungsmaschinerie. Er wur der Regensburger Stapomann de bereits nach dem Novem übergab den Zug an den un berpogrom vom 12. November terfränkischen Transportlei bis zum 23. Dezember 1938 im ter, „fuhr aber, da ich nach Konzentrationslager Dachau Prag wollte, bis nach Bauscho inhaftiert. Danach war er eines witz, dem Bahnhof von The der Opfer des bereits erwähn resienstadt, mit, wo ich den ten ersten Deportationstrans Zug nach Prag bestieg“. Wäh ports aus dem Staatspolizei rend sich der verantwortliche bezirk Regensburg am 4. April Schreibtischtäter und kurzzei 1942. Wenige Monate später, tige Transportführer nach ge am 24. September 1942, wur taner Arbeit einen kleinen Ur de Siegfried Kohner in das laub in Prag gönnen zu dürfen Konzentrations- und Vernich glaubte, scheint er – wie auch tungslager Majdanek ver sein Würzburger Nachfolger schleppt und dort ermordet. – die Teilnehmer des Trans Sein Bruder, der Kaufmann ports zumindest in Ruhe gelas Willi Kohner, war nach ei sen zu haben. „Es war uns ver nem mehrjährigen Aufenthalt boten, während der Fahrt den in Nürnberg, Würzburg und Zug zu verlassen. Irgendwel Hamburg am 30. September che schikanöse Behandlung 1939 noch einmal nach Wei auf der Fahrt ist nicht erfolgt.“ den zurückgekehrt, ehe er sich Ohne weitere Vorkommnisse am 12. Februar 1940 endgül und „ohne Ausfall“ erreichte der Zug am Morgen nach sei Abschiedsbrief Ernestine Kohners an ihre Weidener Freundin und Nachbarin Ma- tig nach Hamburg abmeldete. Hier verliert sich seine Spur, ner Abfahrt in Regensburg am ria Reindl vom 22. September 1942. im Gedenkbuch des Bundes 24. September 1942 um 10.33 Uhr seinen Zielbahnhof und wur mittelbar nach dem Verlassen In dem vollkommen überfüll archivs findet sich sein Name je de an bereitstehende SS-Männer des Eisenbahnwaggons sei sie ten Lager waren es dann vor al doch nicht unter den Opfern der übergeben. von einem SS-Mann mit Reit lem die völlig unzureichende Verfolgung der Juden unter der Bereits am Bahnhof Bauscho peitsche und Schäferhund an Versorgung mit Lebensmitteln nationalsozialistischen Gewalt witz dürfte den Regensbur geschrien und mit Schlägen be und der Mangel an Medikamen herrschaft. Eine besondere Rolle kam bei ger und fränkischen Deportier droht worden. „Die Gehfähigen ten, welche für die Mehrzahl der ten sehr schnell klargeworden mußten sich zu Fuß ins Lager be alten, vielfach gebrechlichen der Ahndung der nationalsoziali sein, daß Theresienstadt für et geben, während die Nichtgehfä oder sogar bettlägerigen Juden stischen Verbrechen nach 1945 in was ganz anderes als ein jüdi higen auf Lastwagen dorthin ge mehr Sterbens- als Lebensbedin Weiden Karl und Rosa Kohners sches Altersheim stand. Über langten. […] Im Ghetto fand eine gungen schufen. Zur Situation Sohn Justin zu. Der Bäckerlehr den Empfang im Lager berichte Leibesvisitation statt. Es wurde in Theresienstadt erinnerte sich ling hatte sich 1932/33 auf Wan te Ida Hauschner, eine der Teil uns unser ganzes Gepäck abge wiederum Ida Hauschner: „Die derschaft begeben und am 1. Ju nehmerinnen des Transports, bei nommen. Ich glaube, daß es auf Sterblichkeit im Ghetto war sehr li 1933 nach Paris abgemeldet. ihrer Vernehmung im Jahr 1954: die Weise erfolgt ist, daß unser groß. Es hieß, es seien fünf Kre Er überlebte den Zweiten Welt „Als wir in Bauschowitz, dem Be Gepäck vom Bahnhof aus auf matorien dort gewesen. Im Lager krieg und kehrte im Herbst 1945 wütete vor allem Typhus. als Offizier der US-Army in die Ärztliche Betreuung durch nördliche Oberpfalz zurück. Auf jüdische Ärzte war zwar ge eigene Faust versuchte er, die geben, doch fehlte es weit Hauptbeteiligten der Ausschrei hin an Medikamenten. Ich tungen vom 9. und 10. Novem selbst war wiederholt krank ber 1938 in Weiden ausfindig zu und war mit meinem Man machen. Justin Kohner, der El ne mehrfach zum Abtrans tern und Bruder durch den NSport vorgesehen.“ Als einzi Terror verloren hatte, griff bei ge Vergünstigung sei es im seinen Befragungen verdächti Lager „erlaubt worden, ab ger SA-Männer auch zu härteren Verhörmethoden. Deshalb war und zu zu schreiben“. Angesichts dieser Ver es den so Überführten während hältnisse sollte die Mehr der später anlaufenden Prozes zahl der verschleppten se vor dem Landgericht Weiden nicht einmal das erste Jahr ein leichtes, ihre angeblich un ihres Aufenthalts in dem ter Zwang gemachten Geständ „Vorzugslager“ überleben, nisse zu entwerten und zu wider wobei die Teilnehmer des rufen. Das Gericht nahm Koh ners Handlungsweise sogar zum fränkisch-niederbayerischoberpfälzischen Transports Anlaß, einzelnen Angeklagten vom September 1942 keine bei der Vergabe des Strafmaßes Ausnahme machten. Auch entgegenzukommen: „[…] daß er Karl Kohner kam bereits [der Angeklagte] körperlich un fünf Monate nach seiner ter den Mißhandlungen des Coh Deportation, am 26. Febru ner [sic!] im Oktober 1945 er ar 1943 in Theresienstadt heblich gelitten und damit sein ums Leben. Seine Schwe strafbares Verhalten in der Po ster Ernestine folgte ihm 13 gromnacht schon in gewissem Monate später, am 21. März Maße gesühnt hat.“
TERMINE n Bis Donnerstag, 31. Oktober, Tachau-Heiligen: Ausstel lung „900 Jahre Klöster Zwiefal ten und Kladruby/Kladrau 1115 bis 2015“ in der Reithalle. Mitt woch bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr. n Sonntag, 21. Juli, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pil germesse in der Loreto mit Pfar rer Peter Fořt aus Graslitz, an schließend Kirchkaffee in der Sa kristei. n Freitag, 26. Juli, 14.30 Uhr, Bruck am Hammer: Festgottes dienst zum 34. Jakobifest nach der Wende mit Pfarrer Dr. Jiří Majkov aus Plan und dem Bruc ker Bürgermeister Eric Ma ra. Anschließend Friedhofs gang und Begegnung im Gast haus. Anmeldung: Ingrid Leser, 95671 Bärnau, Am Galgen 1, Te lefon (0 96 35) 3 29, eMail leser. baernau@t-online.de n Sonntag, 18. August, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pil germesse in der Loreto mit Pfar rer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. n Samstag, 7. September, 19.00 Uhr, Haid: Deutschspra chige Pilgermesse in der Lore to mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei. n Samstag, 14. September, 18.00 Uhr, Bruck am Hammer: Barockkonzert des Ensembles Alcinelle in der Sankt Jakobus kirche.
Die Brucker Jakobuskirche. n Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pil germesse in der Loreto mit Weih bischof em. Ulrich Boom aus Würzburg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei.
Ortsbetreuerecke
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erzlich gratulieren wir im Juli Manfred Kas seckert, Ortsbetreuer von Ringelberg, am 2. zum 70. Geburtstag, Franz Jo sef Schart, Ortsbetreuer von Godrusch, am 4. zum 75. Geburtstag, Gernot Schnabl, Stellvertretender Kreisbetreuer und Stadt betreuer von Tachau, am 5. zum 87. Geburtstag, Hel mut Gleißner, Ortsbetreu er von Paulusbrunn, am 10. zum 77. Geburtstag, Wer ner Schlosser, Ortsbetreu er von Strachowitz, am 25. zum 84. Geburtstag und Stefan Heller, Ortsbetreuer von Speierling, am 30. zum 59. Geburtstag. Wir wünschen alles Gu te, Gesundheit sowie Gottes Segen und danken für den Einsatz für unsere Heimat. Sieglinde Wolf
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Heimatkundliches Mitteilungsblatt für die Vertriebenen aus dem Isergebirge/Organ des Gablonzer Heimatkreises e.V. Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail isergebirge@sudeten.de
Noch bis 8. September im Isergebirgs-Museum
A bissl wos zunn Lachn
Menschen, Leben, Heimat Für das Jahr 2024 haben die Kaufbeurer Museumslandschaften mit „HEIMAT: Eine Suche“ ein gemeinsames Thema gewählt. Für Neugablonz hat dieses Thema wohl eine besondere Bedeutung. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg haben Menschen hier aus dem Nichts einen Wohnort gegründet, um ihrem Heimatgefühl ein neues Zuhause zu geben.
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eugablonz heute ist weder nur dieser Anfang noch das Ende. Durch die Jahrzehnte und über kulturelle Differenzen und Schwierigkeiten in der Vergangenheit hinweg haben Alt- und Neu-Neugablonzer ihren Wohnort zu einer einzigartigen Gemeinschaft geformt. All das spiegelt sich heute im Ortsbild und in der Bevölkerung bis in die kleinsten Details und persönliche Lebensgeschichten wider. Das Isergebirgs-Museum Neugablonz präsentiert darum bis 8. September die Sonderausstellung „NEUgablonz24. Mensch, Leben, Heimat“. Sie
Maria, fotografiert von Kees van Surksum.
zeigt diese immer heterogenere Neugablonzer Gesellschaft in einem Querschnitt, mit dem sich dennoch jeder Einzelne identifizieren kann. Das Projekt soll das besondere Miteinander, das aus mehreren Generationen von Zuwanderern entstanden ist, näher ins Bewußtsein rücken. Die Gablonzer Industrie und Organisationen in ihrem Umfeld sind der Ausgangspunkt dieser künstlerischen Dokumentation des heutigen Neugablonz. Neben den Initiatoren und Gründern wird dabei vor allem auch den Neu-Neugablonzern ihr Platz in der Geschichte dieses Ortes eingeräumt. In Fotografien und Texten werden Ortsdetails, Portraits von einzelnen Menschen und ihren Lebensgeschichten erfaßt. Daraus entsteht ein Mosaikbild von Neugablonz in der heutigen Zeit. Den Ansatz mit den Neugablonzern eine Dokumentation durchzuführen, entwickelte der niederländische Fotograf Kees van Surksum. Neben seiner täglichen Arbeit, initiiert er gesellschaftsorientierte und fotodokumentarische Projekte, die Menschen mit ihren Lebensgeschichten im den Mittelpunkt stellen. Die zweite Fotografin, Erika Fischer, ist Fränkin, Glasmalerin und ehemalige Lehrerin an der Berufsfachschule für Glas und Schmuck. Sie hat über die Jahre den Ort in fotografischen Ausschnitten erfaßt. Am Samstag, 24. August, 15.00 Uhr findet in der Ausstellung ein Künstlergespräch statt. Anmeldung per eMail verwaltung@isergebirgs-museum.de oder telefonisch Dienstag bis Sonntag ab 12.30 Uhr unter (0 83 41) 96 50 18.
Dr Brückner-Dochtr A
Isergebirgs-Museum
Tierischer Rätselspaß Über die Sommerzeit 2024 laden die Familienmuseen Allgäu zu einer Museums-Safari für Kinder und Familien ein. In den 15 teilnehmenden Museen, zu denen auch das Isergebrigs-Museum Neugablonz gehört, geht es darum, eine tierische Rätselfrage zu lösen. Wer mindestens drei der Häuser besucht hat, hat Chamcen auf einen der Peise.
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er findet das Pferd ohne Fuß? Wo versteckt sich der Zuchtbulle Roman? Wer entdeckt den Drachen, den der heilige Magnus – der Schutzpatron des Allgäus – getötet haben soll? Diese Fragen gilt es bei der Museums-Safari zu lösen. Der detektivische Spürsinn ist dabei gefragt – erst einmal müssen ausgewählte Stücke in der Ausstellung oder auf dem Gelände gesucht werden. Hat man die gesuchten tierischen Objekte gefunden, muß eine Rätselfrage gelöst werden. Dabei helfen der schlaue Fuchs Foxy im begleitenden Rätselheft und ei-
ne besondere Rätselscheibe, mit deren Hilfe man geheime Wörter entschlüsseln kann. Wer das geschafft hat, den erwartet eine kleine Überraschung an der Museumskasse. Die Museums-Safari führt quer durch die Allgäuer Museumslandschaft und in verschiedene Regionen des Allgäus. Unter anderem können die Kinder Hüte ausprobieren im Deutschen Hutmuseum Lindenberg, ferne Welten entdecken in der Südsee-Sammlung Obergünzburg, in die Welt der Römer eintauchen im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten oder einen Sprung ins Heu wagen im Allgäuer Bergbauernmuseum Immenstadt-Diepolz. Im Kinderkunstlabor in der MEWO Kunsthalle Memmingen können Kinder kreativ und auf Augenhöhe die Kunst erfahren. In den städtischen Museen in Memmingen, Kaufbeuren, Füssen, Sonthofen und Wangen laden Mitmach-Stationen und eigene Kinderpfade zur Zeitreise ein.
WIR GRATULIEREN Polaun. Wir gratulieren allen Polaunern, die im August geboren sind, auf das Allerherzlichste zum Geburtstag. Hans Pfeifer Ortsbetreuer Albrechtsdorf. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: 91. am 1. Herbert Sacher in Augsburg; 85. am 9. Gerda Wisdorf/Pfeiffer; 93. am 30. Dorit Kaulfuß/ Austel in Neugablonz.
88. am 31. Horst Lindner (Grüngasse 5) in Neugablonz; 86. am 7. Lieselotte Liebl/Kleinert (Wustungergasse) in Dresden; 92. am 11. Lieselotte Funk/ Tippelt (Brunnengasse 15).
90. am 26. Margit Hanisch/ Hinke zu Hause in Ober-Maxdorf; 89. am 23. Alfred Stumpe in Neugablonz.
Hennersdorf. Im August gratulieren wir Inge Kettner/ Wolf zum 87. Geburtstag am 5. in Neugablonz.
Kukan. Im August gratulieren wir zum Geburtstag 93. am 10. Gerhard Wehle in Neugablonz; 92. am 18. Erich Pietsch in Neugablonz.
Antoniwald. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: 85. am 4. Klaus Bergmann in Neugablonz; 84. am 30. Gerd Schander.
Josefsthal. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: 86. am 28. Dieter Stefezius in Großschönau; 84. am 12. Gero Posselt in Hohenstein; 81. am 28.Rudi Görner.
Reinowitz. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: 96. am 12. Gerhard Hantschel in Neugablonz; 94. am 31. Gerhard Watzlawik. Thomas Schönhoff Ortsbetreuer
Friedrichwald. Im August
Radl. Im August gratulieren
Labau-Pintschei. Die Orts-
gratulieren wir zum Geburtstag: 89. am 31. Christa Pluharsch/ Rösler; 88. am 16. Anneliese Kiesewetter/Klamt.
wir zum Geburtstag: 89. am 18. Helga Masopust; 82. am 24. Renate Hartig/Lahr in Neugablonz.
Gablonz. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: 94. am 7. Inge Ern/Jantsch (Poststraße 5) und am 7. Pater Hadrian Lucke (Eigenheimstraße 25) in München;
tulieren wir Erwin und Hans Joachim Heurich zum 81. Geburtstag am 7.
Karlsberg. Im August gra-
Maxdorf. Im August gratulieren wir zum Geburtstag
gemeinschaft gratuliert im August zum 94. Geburtstag am 7. Pater Hadrian Lucke in München; 93. Geburtstag am 22. Roland Piwernetz in Linsengericht; 91. Geburtstag am 1. Rudolf Hollubetz in Breidenbach; 87. Geburtstag am 22. Gerhard Bernt in Ottobrunn; 85. Geburtstag am 19. Ingrid Oppoltzer/Hübner in Kaufbeu-
ren-Neugablonz; 83. Geburtstag am 12. Johanna Seiboth/Jezek in Nürnberg; am 13. Ingeborg Rohner/Wünsch in Kaufbeuren und am 29. Käthe Kast/Theileis in Vöhringen; 82. Geburtstag am 1. Helmut Dubsky Hut / Labau Tschechien; 81. Geburtstag am 26. Erika Schmidt/Posselt in KaufbeurenNeugablonz; 76. Geburtstag am 18. Annelie Lockton/Theileis in Clovis/CA (USA) und am 18. Hans Theileis in Pforzen; 73. Geburtstag am 15. Luis Castro in Kaufbeuren-Neugablonz; 71. Geburtstag am 20. Javier Castro in Kaufbeuren-Neugablonz; 69. Geburtstag am 24. HansDieter Jung in KaufbeurenNeugablonz; 68. Geburtstag am 10. KarlHeinz Wenzel in Kaufbeuren. Marschowitz. Die Ortsgemeinschaft gratuliert im August zum 94. am 4. Erich Klinger in Schwäbisch-Gmünd; 93. am 10. Gerhard Wehle in Kaufbeuren-Neugablonz. Hans Theileis
nn Kukone wor salt dr Brückner-Dochtr ols Gemejndeorzt tätig. Seine Praxis hotte ha bei Drouht-Röslern ann orschtn Stocke. A wor sehr beliebt und wor a richtsches Unikum. Mit sann lang Borte, dann dickn Bauche und dr Pfeife an Munde sog a bale aus wie Rübezohl. A wor a sehr gudr Dochtr und tote die orm Leute immr gratis behandln. Beriehmt wor a jo fr seine mieh ols orginelln Sprüche und Luderein die a garne machte. Su wor ha amoul a poor Tage zu ann Ärztekongresse gefohrn und hotte o dr Praxistüre ann Zedl gehang: „Komme gleich!“ Ann Schworzeborne wouhnte salt Seiboth Eduard, de Leute sohnt „dr schiene Edewart“ zunn. No und dar ging halt gor zu garne vu enn Wortshause ei s andre und kom ofte ebsch ne hejm. Seine Ale hotte dastrholbn immr vill Golle und wie a ou wiedr amoul orscht nouch Tagn hejm kom, dou redte se kej ejntsches Wurt mieh midn, ejgol wos a machte, se sohte halt nischt mieh.
Dou trof Edewart n Brückner Dochtr ann Kukone und sohte ibr n dos seine Froue herich de Spouche vrlurn hätte. Brückner kannte jo de Seibothn und wußte, dos se ejsn neuschierich wor und garne redte wie a Wossrfoll. A mejnte ibr Edewrten: „No wortn se ocke, die war iech schunt kuriern.“ A packte seine Dochtrtosche, nohm sich senn Steckn und ging om Schworzeborn. Wie a bei Seibothns Häusl vrbeine kom, kuckte sie grode zunn Fanstr raus und prillte glei: „Nej, Herr Dochtr, wuhie denn schunt ei olln Morgn?“ Na, dochte Brückner, die ho iech jo schnell zunn redn gebrocht, und a ging ei de Wünschbaude und schrieb anne softsche Rechnung o Herrn Eduard Seiboth in Schwarzbrunn, so und soviel Kronen für die erfolgreiche Behandlung der Sprachlosigkeit der Ehefrau. Su wor a dr Brückner-Dochtr! Thomas Schönhoff
Bild: https://www.jonsdorf.de/service/region/kloster-st-marienthal-in-ostritz/
Das Kloster Marienthal in Ostritz wird im Oktober 1234 durch Königin Kunigunde von Böhmen (als Sühnestiftung) gegründet, der Grundbesitz wird den Nonnen des Zisterzienserordens geschenkt. 1992 wird das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) gegründet mit dem Ziel der Versöhnung und Völkerverständigung im Dreiländereck über kulturelle, konfessionelle und Landesgrenzen hinaus.
TERMINE Bis Sonntag, 8. September, Isergebirgsmuseum Neugablonz: NEUgablonz24 – Mensch, Leben, Heimat. Ausstellung mit Fotografien und Geschichten von Erika Fischer und Kees van Surksum. Isergebirgsmuseum Neugablonz – Angebote für Kinder: Mittwoch, 31. Juli: Schmuckbasteln mit Perlen aus Neugablonz. Mittwoch, 7. August: Holzperlendekoration. Mittwoch, 14. August: Windspiel. Mittwoch, 21. August: Schmuckbasteln mit Perlen aus Neugablonz. Mittwoch, 28. August: „Die
kleine Hexe“ von Otfried Preußler, Lesung mit Bastelangebot. Jeweils 10.00–11.30 Uhr, Materialkosten: 3 Euro. Isergebirgsmuseum Neugablonz, Bürgerplatz 1, Kaufbeuren-Neugablonz. Anmeldung erforderlich per eMail verwaltung@ isergebirgs-museum.de oder telefonisch Dienstag bis Sonntag ab 12.30 Uhr unter (0 83 41) 96 50 18. Sonntag, 4. bis Donnerstag, 8. August, Gablonz: Busfahrt nach Gablonz und ins Isergebirge. Unterkunft in Gablonz, Ausflüge nach Kloster Ostritz (Bild) und Oybin. Abfahrt: Neugablonz, Zustiege an der Strecke möglich. Auskunft: Thomas Schönhoff, Telefon (0 83 41) 6 54 86, eMail tomgablonz69@gmail.com
WIR BETRAUERN Radl. In Kaufbeuren verstarb im Juni Edith Hujer/Demuth im Alter von 96 Jahren.
Zuhause in Karlsberg Nr. 3 (bei der Kapelle) verstarb am 22. Juni unsere liebe Heimatfreundin Ingrid Arlt/Hamatschek im Alter von 81 Jahren, betrauert von ihrer Tochter, den Söhnen und ihrem Bruder. Nach der Trauerfeier in der Ober-Maxdorfer Kirche wurde sie an der Seite ihres Gatten Werner auf Karlsberg.
dem Karlsberger Friedhof beigesetzt. Thomas Schönhoff Labau-Pintschei. Luise Woithe/Vater, geboren am 7. März 1932 starb mit 92 Jahren am 7. April in 87656 Germaringen, Fichtenweg 18. Erik Hübner, geboren am 13. September 1939 starb im Alter von 84 Jahren am 23. März in Schweden, S-19530 Märsta, Setunavägen 18C. Hans Theileis Ortsbetreuer
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
Heimatblatt für den Kreis Sternberg in Mähren (einschl. Neustädter Ländchen) Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail sternberg@sudeten.de
Heimatstube aus Limburg
Zurück in Mährisch Neustadt Wie in der letzten Ausgabe angekündigt, sind die Exponate aus dem Limburger Stadtarchiv nach Uničov gebracht worden. Mährisch Neustadts Patenstadt berichtet darüber auf ihrer Homepage.
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Bilder: Stadt Limburg Übergabe auf der großen Außentreppe des Limburger Schlosses: Bürgermeister Dr. Marius Hahn (vierter von rechts) mit Uničovs Bürgermeister Radek Vincour. Die Übergabe begleiten Nikola Hirnerová (hinten links), Leiterin der Abteilung Kultur, Bildung und Sport der Stadt Unicov, Marzella Berneburg (hinten rechts), die als Dolmetscherin tätig war, Sigrid Lichtenthäler (hinten Mitte), Ortsbetreuerin von Mährisch Neustadt, Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker und Jiří Urbášek.
ach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden fast alle Deutschen aus Osteuropa vertrieben. Viele siedelten sich in Mittelhessen an, darunter zahlreiche Personen aus Mährisch Neustadt/Uničov, das etwa 20 Kilometer von Olmütz/Olomouc entfernt liegt. Von 1949 bis 2018 feierten sie in der Limburger Pallottinerkirche ihr aus dem Spätmittelalter überliefertes Wachsstockfest. Dies war Anlaß für die Stadt Limburg, die Patenschaft für diese Menschen zu übernehmen. Die Geschichte der Patenschaft für die Mährisch Neustädter ist das Thema der jüngsten Publikation aus der Feder von Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker. Er schildert kurz die Anfänge Mährisch Neustadts ab 1213 und des Wachsstockfestes ab 1424, geht auf die Vertreibung ab 1945 ein und beschreibt die Wiederbelebung des Festes in Limburg 1949. Der Wachsstock
ist eine sehr dünne Sonderform der Kerze, die sich zusammengewickelt auf einem Wachsstockhalter befand. Mit dem Wachsstockfest war immer auch ein Heimattreffen verbunden, so daß die Vertriebenen untereinander leichter Kontakt halten konnten. 1956 übernahm Limburg dann formell die Patenschaft. Anders als bei einer Städtepartnerschaft agieren bei einer Patenschaft die Beteiligten nicht auf Augenhöhe, sondern Limburg unterstützte die Mährisch Neustädter durch Hilfe bei Organisation und Durchführung der jährlichen Treffen sowie durch Bereitstellung von Räumlichkeiten zur Einrichtung einer Heimatstube. Die Benennung einer „Mährisch Neustädter Straße“ verstand sich von selbst: Seit 1968 erinnert der Straßenname in der Südstadt an die Verbindung zu den ehemaligen Bewohnern der Stadt in Tschechien.
Zurück nach Mährisch Neustadt Die Sammlung der Mährisch Neustädter Heimatstube im Schloß wurde 2010 nach einem Wasserrohrbruch von den beiden Betreuern, die sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wei-
terarbeit in der Lage sahen, auf- kehrt – einer Stadt, die wie Limgegeben und lagerte seitdem im burg heute in einem Europa der Stadtarchiv. Bürgermeister Ma- Freiheit und der offenen Grenrius Hahn übergab die Samm- zen liegt. lung, bestehend aus Dokumenten, Fotos, Alltagsgegenständen und Büchern, nun an eine Delegation aus Mährisch Neustadt, die von Bürgermeister Radek Vincour angeführt wurde. Die Überga- Frauen tragen den Wachsstock in der Limburger Palbe geschah auf lottinerkirche, wo das Fest begangen wurde. Anregung der Mährisch Neustädter HeimatAusstellung geplant betreuerin Sigrid Lichtenthäler. Im Anschluß führten BürgerDie Sammlung, die insgesamt mehr als 1200 Fotos, diverse Do- meister Hahn und Stadtarchivar kumente, die die Vertriebenen Waldecker die Besucherinnen gerettet haben (kein amtliches und Besucher durch Limburg, inSchriftgut), Literatur zur Stadtge- klusive eines Besuchs im Dom. schichte und zum Thema Flucht Von seinem Amtskollegen Vinund Vertreibung, diverse Objek- cour erhielt Hahn die Einladung, te wie die Tracht einer Wachs- die Ausstellung mit der Mährisch stockfrau, eine Goldhaube und Neustädter Sammlung im komDarstellungen von Maria über menden Jahr zu besuchen. Die Mährisch Neustadt umfaßte und Delegation aus Tschechien nahm einen kompletten Kleintranspor- anschließend noch eine Einlater füllte, ist damit wieder an den dung von Sigrid Lichtenthäler Ort ihres Ursprungs zurückge- nach Wiesbaden an.
Dauerausstellung im Barockmuseum
Die Publikation „Limburg und die Mährisch Neustädter. Geschichte einer Patenschaft“ von Christoph Waldecker ist gratis erhältlich im Stadtarchiv, im Bürgerbüro und im Quartiersbüro in der Südstadt. Gegen die Übernahme der Portogebühren von einem Euro wird das Büchlein auch zugesandt. Bestelladresse: Stadtarchiv Limburg, Mühlberg 3, 65549 Limburg an der Lahn.
Wachsstöcke treffen auf Barock Das Barockmuseum in Uničov geht zurück auf ein mit Mitteln aus den EU-Strukturfonds gefördertes Projekt unter der Bezeichnung „Lebendiger Barock“, das am Gymnasium in Uničově im Jahre 2008 fertiggestellt wurde. Die Studenten kartografierten, studierten und bearbeiteten künstlerisch die Barockdenkmäler ihrer Stadt.
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ür die Rekonstruktion des Kulturdenkmals und hiermit für das Entstehen des Barockmuseums in Uničov gelang es, Geld von der EU und von der Stadt zu erlangen. Die Bauarbeiten begannen am 14. Januar 2009 und wurden gut ein Jahr später zum Abschluß gebracht. Die 2004 gegründete Bürgervereinigung Zachäus hatte sich das Ziel gesetzt, das unter Denkmalschutz stehende Haus Nr. 153 an der Pfarre in Mährisch Neustadt/ Uničov zu retten und hierin ein BarockMuseum einzurichten, da die meisten Denkmale Mährisch Neustadts aus der Barockzeit stammen. Mährisch Neustadt wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
von der Welle des barocken Eifers erfaßt. Der Verein ist sich seiner Pflicht bewußt, die Kulturdenkmäler zu schützen: „Unsere Vorfahren hinterließen viel Schönes, auch wenn ihr Lebensniveau weitaus niedriger als das unsere war. Es obliegt uns, ihr Vermächtnis zu retten und zu erhalten“, so Zachäus. Die Erhaltung der Kulturdenkmäler hat eine große Bedeutung für die künftigen Generationen. Durch die Entstehung des Museum präsentiert sich der Uničover Barock in seiner ganzen Schönheit. Der Mittelpunkt der Ausstellung ist eine Auswahl aus dem Inventar der ehemaligen Minoritenklosterkirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes (derzeit Konzertsaal). Viele bildhauerische Werke und Gemälde sind gegenwärtig außerhalb der Stadt Uničov aufbewahrt.
NEUIGKEITEN
Der Pfarrer der Stadtkirche hat im Barockmuseum eine Dauerausstellung über das Wachsstockfest zusammengestellt. Be-
sucher werden dort über das Wachsstockfest und seine lange Tradition informiert. Es geht auf ein Gelübde aus der Zeit der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert zurück. Seit etwa zwei Jahrzehnten wird es wieder in Uničov gefeiert. Der Pfarrer steht allen für Fragen und Anregungen gerne zur Verfügung.
Der Archäologische Lehrpfad in Mährisch Neustadt ist nominiert für den diesjährigen Preis des Hauptmanns der Region Olmütz in der Kategorie Neuheit im Tourismus. Über die Vergabe des Preises entscheidet die Bevölkerung mit ihrer Abstimmung auf der Website cenykraje. cz. Der Pfad hat starke Konkurrenz, zum Beispiel die neue Exposition der Vogelwarte Přerov, den Litovel-Skatepark oder das Brauereimuseum Holba.
Die Sommersonnenwende war für viele alte Zivilisationen der wichtigste Feiertag des Jahres. Dieses Jahr wurde in Mährisch Neustadt auch die Sommersonnenwende gefeiert, und zwar im Stadtpark mit nordischen Liedern und Heldenepen, slawischen und keltischen Tänzen. Am Lagerfeuer konnten die Zuschauer selbst ihre mitgebrachten Würstchen braten. Das Programm gipfelt in einer Feuershow.
LESERBRIEF Zu „Die fünf Neustädter Stadttore. Nur eines steht noch“ (Sternberger Heimat-Post ➝ 25/2024).
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ie Howag war eine Holz- und Wagenbau GmbH, habe ich gelesen. Zu meiner Zeit war die Howag eine Druckerei. Das Haus meiner Großeltern stand neben der Howag, und Oma druckte noch „Der Sieg ist unser“, als die Russen nur noch wenige Kilometer entfernt waren. Mein Ota (Maximilian Planarsch) war so etwas wie Hausmeister. Er konnte alles und reparierte alles, was anfiel. Ich turnte auf den Papierballen herum, die dadurchnicht sauber blieben. Das oberste Blatt wurde abgnommen, und alles
war wieder in Ordnung. Als die Russen die Stadt einnahmen, waren wir im Keller der Howag. Als sich der Beschuß beruhigt hatte, lagerten die Russen im großen Hof. Zu uns Kindern waren sie freundlich. Selbst als die beiden Nachbarsbuben (Heinz und Udo) sie mit „Heil Hitler“ begrüßten, während die Erwachsenen, die das mitbekamen, weiß im Gesicht wurden. Sie waren halt gut erzogen. Ich tappte in eine Scherbe und schnitt mir die Fußsohle durch. Ota trug mich Huckepack ins Spital, das nicht allzu weit entfernt war. Die Narben an der Fußsohle ist mir als Erinnerung geblieben. Inge Weyrich/Pavlat
STERNBERGER HEIMAT-POST
Sudetendeutsche Zeitung Folge 29 | 19. 7. 2024
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Vor 100 Jahren aufgestellt, nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt
Kudlich-Denkmal Vor 100 Jahren gegründet: Radfahrverein Taube
Kameradschaft und Naturliebe Wer erinnert sich noch an den Radfahrverein Taube? Gründungsdatum war der 20. Juli 1924, also vor exakt 100 Jahren.
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ls erster Obmann stand Alois Gall zur Verfügung, Schriftführer war Josef Zatloukal. Die erste größere Fahrt führte am 3. August 1924 nach Littau, das über Strelitz und Schwarzbach erreicht wurde. Am 10. August 1924 hieß es früh aufstehen: um 2.00 Uhr morgens Abfahrt zu den Tropfsteinhöhlen bei Brünn über
Zemler, Willi Zemler, Franz Kauer, Emil Langer junior und Alois Felgenhauer. 1925 führte die erste Fahrt am 26. April nach Olmütz, die längste Strecke im Jahre 1925 war am 2. August nach Karlsbrunn über Römerstadt. Treffpunkt für die Ausflugsfahrten war immer der Kudlichplatz. Der Mitgliedsbeitrag betrug pro Monat 1 Krone, einen Klubraum besaß der Verein nicht. Die Aufgabe des Schriftführers war, bei jeder Fahrt genau zu do-
Das Bild zeigt die Fahrer am Kudlichplatz, von dem aus immer gestartet wurde. Littau, Prossnitz, Wischau und zurück über Sloup, Mollemburg, Prossnitz und Littau. Im Jahre 1924 organisierte der Radfahrverein Taube noch drei Ausflüge, aber kürzere. Am 24. August nach Friedrichsdorf und zweimal nach Sternberg, und zwar am 8. und 21. September. Ab 1930 fungierten Johann Jakscha als Obmann und Willi Zemmler als Schriftführer. Der Verein hatte im Jahre 1931 als Mitglieder: Alois Gall, Adam Gorny, Johann Jakscha, Johann Kreisel, Julius Mazal, Emilie Planarsch, Emil Sliewa, Franz Vanjek, Franz Pollak, Eduard Kauer, Johann Kristen, Rudolf Matusch, Johann Pfeiler, Gustav Zatloukal, Amalia Kauer, Franz Wenzel, Josef Babutzky, Anna Mazal, Karl Dittrich, Franz Wagner, Marie Heider, Juliane Jakscha, Emil Thiem, Ernst Heider, Fritz Gorny junior, Karl Gabriel, Franz Wolf, Alfred Schenk, Helene Ludwig, Franz Jakubek, Rudolf Reimer, Anna Krtschek, Leo Hornitschek, Franz Volkmer, Ferdinand Heider, Johann Schwatschek, Hugo Langer, Franz Gall, Anna Latzel, Erwin Wepil, Ludwig Fehr, Marta
kumentieren, wohin, wie lange und wieviel Kilometer gefahren wurden. Es wurde bei fast jedem Wetter gefahren, und die Qualität der Räder war mit der heutigen nicht zu vergleichen. Aber Kameradschaft, Sport und das intensivere Kennenlernen der Umgebung war für alle wichtig. Es wurden sowohl Tages- als auch Nachmittagsfahrten unternommen. Um die 56,5 Kilometer zur Burg Busau (einschließlich Besichtigung) zurückzulegen, fuhr man morgens um 8.00 Uhr los, auch Jägerndorf (139,9 Kilometer) und Groß-Ullersdorf waren Tagestouren. Nachmittags (meist ab 13.00 Uhr) steuerte man Sternberg, Olmütz, Markersdorf mit dem Bradelstein oder die Anna-Quelle an. Sigrid Lichtenthäler
1924 hatten Fahrräder weder Gangschaltung noch Federung.
Nach 1918 beabsichtigte die neu gegründete Republik, sich schnell und demonstrativ mit der Monarchie auseinanderzusetzen. Bereits in der zweiten Sitzung der Abgeordnetenkammer im November 1920 wurde ein Gesetzesentwurf zur Entfernung von Denkmalen von Mitgliedern der Familie Habsburg oder Habsburg-Lothringen. Es sei gesagt, daß dieses Gesetz im Wesentlichen eine Abhilfe für die bereits bestehende Situation darstellte.
sprachen und den Gesetzentwurf zur Abschaffung der Leibeigenschaft dem tschechischen Abgeordneten František August Brauner zuschrieben. Als Kudlich 1888 beschloß, anläßlich des Jahrestages der Abschaffung der Leibeigenschaft zu kommen, schrieben die Nationalen Zeitungen über die „Kudlichiada“ und berichteten säuerlich, daß Kudlich „begann, die Rolle des Befreiers der Bauernschaft zu spielen“.
te in Lobenstein feierlich beigesetzt. Wie dem auch sei, nach der Entfernung der gußeisernen Statue von Josef II. wurde beschlossen, Kudlich an der freien Stelle aufzustellen. Die Idee wurde von der örtlichen Land- und Forstwirtschaftlichen Vereinigung aufgegriffen, die den Bildhauer und Steinmetz Karel Kubitschek beauftragte, eine eineinhalb Me-
vom Mährisch Neustädter Musikverein, hielten der Bürgermeister, der Abgeordnete Franz Hodin und Vertreter des veranstaltenden Vereins. Anschließend gab es ein Konzert im Garten des Gasthauses Weißes Lamm und am Abend eine Theatervorstellung in der Schützenhalle. Am Sonntag dann wurden die Feierlichkeiten mit einem Festmahl fortgesetzt, und die folgende Woche gipfelte in einer Pfingstfeier und dem 75jährigen Bestehen des Musikvereins
Da man auf den Bildern die Büste kaum erkennt, hier eine Detailaufnahme von einem anderen Denkmal.
Bei der Errichtung des Hans-Kudlich-Denkmals am Christi-Himmelfahrtstag 1924 regnete es in Strömen (links). Das Bild rechts ist etwas jünger.
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ine Reihe von Denkmalen wurde demontiert, aber eine beträchtliche Anzahl wurde dank eines wilden Pöbels zerstört. Dies sollte mit dem Gesetz verhindert werden, denn es sah vor, daß die Beseitigung des Denkmals so erfolgen sollte, daß es nicht beschädigt wurde. In Mährisch Neustadt wurde das Franz-Josef-Denkmal, das im Park stand, schnell und einfach entfernt, weil es für die örtlichen Deutschen keine Herzensangelegenheit war. Lange Zeit sträubte man sich jedoch dagegen, die Statue Josefs II. zu entfernen, denn viele Einheimische erinnerten sich daran, wie das Volk für die Errichtung des Denkmals des „Bauernkaisers“ Goldmünze um Goldmünze aufbringen mußte. Am Ende mußte die Stadt jedoch kapitulieren, nachdem das Gesetz zum Schutz der Republik verabschiedet worden war, das schwere Geld- oder Gefängnisstrafen für das „Nichtentfernen oder Aufstellen von nicht genehmigten Denkmalen“ vorsah. Die Statue mußte am 23. Februar 1923 abgerissen werden, aber der massive Sockel blieb stehen. So stand nun die Frage im Raum: Wer sollte den Platz des Kaisers einnehmen? Die Wahl fiel auf Hans Kudlich, den „Befreier des Bauernstandes“. Der Arzt und jüngste Reichstagsabgeordnete, 1823 in Schlesien geboren, reichte im Revolutionsjahr 1848 eine Petition zur Abschaffung der Leibeigenschaft ein. Nach der Niederlage der Revolution lebte er im schweizerischen und amerikanischen Exil. Aber nachdem Kaiser Franz Joseph ihn begnadigt hatte, kehrte Kudlich mehrmals in sein Heimatland zurück. Es sei gesagt, daß die Tschechen Kudlich die Initiative ab-
1917 starb Hans Kudlich im Alter von 94 Jahren in Hoboken. Der einst jüngste Abgeordnete starb als letzter noch lebender der 383 Abgeordneten des Ersten Österreichischen Reichstages. Da sein letzter Wunsch war „Ich möchte heim“, wurde seine Urne am 11. Oktober 1925 in der Urnenhalle der Hans-Kudlich-War-
ter hohe Büste anzufertigen und das Denkmal zu beschriften. Die Enthüllung fand am Donnerstag, dem 29. Mai 1924 um 15 Uhr statt. Es war das Fest der Himmelfahrt des Herrn, und leider für alle verregnet. Trotzdem waren recht viele Menschen auf dem Platz. Die Festreden, begleitet
Josef II. stand bis 1923 in Mährisch Neustadt und wurde im Jahr 2000 wieder an fast der urspünglichen Stelle aufgebaut.
Mährisch Neustadt. Aus dem Kaiser-Josef-II.-Platz wurde der Kudlichplatz. Die Tschechen blieben jedoch nicht bei den Deutschen in der Schuld und eröffneten das UniversumKino in der Sokol-Halle. Sie beantragten eine Lizenz – die einzige in der Stadt –, und die tschechischen Behörden gaben ihnen natürlich recht. Dies löste einen weiteren Streit aus, der das Feuer der nationalen Unruhen nur noch mehr anheizte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dann das Kudlich-Denkmal abgebaut, und an seine Stelle wurde in die Umfriedung der Panzer der Roten Armee gestellt, der als erster in die Stadt eingerollt war. Er stand dort, bis auf dem Platz der Befreiung 1996 neue Verkehrswege gebaut wurden: ein Kreisel mit Anschluß von Straßen und Parkplätzen. Das Wechselspiel der Denkmale scheint wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen zu sein, denn in Mährisch Neustadt/Uničov kehrte im Jahr 2000 das Standbild des Kaisers Josef II. auf einen neuen, modernen Sokkel, der sich wenige Meter südlich des neuen Kreisels befindet, zurück. Es handelt sich in der Tat um das Original aus den Eisenwerken in Blansko. Die Statue aus Gußeisen hatte von 1887 bis 1923 auf dem Josefsplatz gestanden. Nachdem sie hatte abgebaut werden müssen, war sie auf dem Hof des Archivs in Mährisch Neustadt platziert. Nun steht sie wieder auf einem Sockel in der Nähe des ursprünglichen Standortes. Nikola Hirnerová/kh Aus uničovský zpravodaj/ Mährisch Neustädter Berichterstatter 9/2024 vom 13. Juni 2024. Übersetzt von Sigrid Lichtenthäler.
WIR GRATULIEREN Mährisch Neustadt. Im August gratulieren wir zum Geburtstag: am 1. Siegfried Camek (Klementgasse) zum 81. in Holzgünz; am 3. Christel Massholder/ Rotter (Gr. Neustift) zum 92. in Eschelbronn; am 4. Kurt Felzmann (Feldgasse) zum 97. in Weilburg; am 5. Maria Irlinger/Dietrich zum 86. in Bamberg; am 6. Walter Schaffar (Theoderichstraße) zum 95. in Rüsselsheim und Ingrid Schaper/Martin (Feldgasse) zum 89. in Nürnberg; am 8. Franz Frieb (Untere Alleegasse) zum 85. in Augsburg;
Christine Büdel/Schertler (Wallgasse) zum 82. in Frankfurt und Heidrun Engel/Neubauer (Sternberger Gasse) zum 80. in Rosbach vor der Höhe; am 9. Marianne Siebert/Heger (Obere Alleegasse) zum 95. in Limburg; am 10. Felicitas Stratmann/ Schaal (Fronfestgasse) zum 98. in Langenhagen, Christina Garbari/Lorenz (Mönchsgasse) zum 86. in Remshalden, Elisabeth Weiß/Kurz (Feldgasse) zum 86. in Memmingen und Sieglinde Jacob/Elgner (Goeblgasse) zum 85. in Kassel; am 11. Karl Kukule (Wallgas-
se) zum 85. in Backnang; am 12. Hannelore Lorenz/Ko-
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iebe Landsleute, wie ihr sicher schon gemerkt habt, kann ich die aktuellen Geburtstage nicht mehr liefern; im letzten Monat wurden sie vom Jahr zuvor abgedruckt. Ich/wir haben jetzt die Wahl, die Geburtstage nicht mehr zu veröffentlichen oder weiter die Angaben vom vorigen Jahr. Laßt es mich bitte wissen, wie ich weiterhin handeln soll. Sigrid Lichtenthäler
ber (Wallgasse) zum 83. in Herten-Langenbochum; am 13. Gustav Klos (Schönberger Gasse) zum 91. in Braunschweig; am 14. Elisabeth Parsch (Goeblgasse) zum 84. in Dresden; am 15. Helga Kramheller/Duschek (Sternberger Gasse) zum 82. in Deggendorf; am 16. Erwine Kirsch/ Klein (Gr. Neustift) zum 87. in Siershahn; am 19. Otto Kauer (Wallgasse) zum 82. in Weinstadt; am 20. Liesl Allmeroth/Rohm (Flurgasse) zum 98. in Kassel, Irmgard Konradi/Groß (Stadt-
platz) zum 85. in Aarbergen, Heidi Potthast/Barwig (Olmützer Gasse) zum 81. in Naumburg, Werner Kaulich zum 80. in Hattersheim und Johanna Schneider/Smekal (Müglitzer Gasse) zum 79. in Heilsbronn; am 21. Heike Linstädt/Niclasen (Wallgasse) zum 79. in Garding; am 23. Gislinde Kottenbrink/ Langer (Bahnhofstraße) zum 84. in Niedernhausen und Erwin Kurz (Feldgasse) zum 80. in Waiblingen; am 25. Christel Hornig/ Hlauschka (Schönberger Gasse) zum 80. in Moosburg;
am 26. Irene Bartsch/Reimer (Flurgasse) zum 83. in Schondorf; am 27. Josef Kristen (Schwabengasse) zum 84. in Selters; am 28. Franz Wenzlitschke (Lange Gasse) zum 96. in Vellmar; am 29. Wilfriede Meissner/ Plhak (Stadtplatz) zum 83. in Rüsselsheim; am 31. Peter Rössler (Stadtplatz) zum 85. in Bad Schwalbach, Edeltraud Seiler/Küffel (Pirniker Gasse) zum 85. in Oberkirch und Anni Petrik/Klapka (Müglitzer Gasse) zum 84. in Bad Camberg. Sigrid Lichtenthäler Ortsbetreuerin
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Redaktionsschluß: Jeweils der 5. des Erscheinungsmonats. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (0 81 04) 88 80 10, eMail zuckmantel@sudeten.de
Der Goldbergbau in Zuckmantel und Umgebung – Teil II und Schluß
Bild: Martina Wiesend
Langsam ging es bergab Das neue Logo von Zuckmantel berücksichtigt stark die Bergbauvergangenheit Zuckmantels und die Goldvorkommen in der Umgebung. Hier der zweite Teil über die Geschichte des Goldbergbaus in Zuckmantel und Umgebung. Rudolf Heider sandte den Artikel ein.
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raurig sah der aus seinem Versteck hervorkommende Land-, Berg- und Gewerbsmann auf sein niedergetretenes Werk; doch Hoffnung auf Wiederherstellung erweiterte allmählich seine gepreßte Brust und eines großmütigen Fürsten zuvorkommende Güte gab ihm Mut zur Tat; nämlich Carl Ferdinand Prinz von Polen und Bischof von Breslau befreite 1650 die Bewohner des Neisser Gebietes von den drückendsten Lasten und Abgaben, welche der unersättliche Krieg nötig gemacht hatte, stellte die verfallene Ordnung und Rechtspflege wieder her, und war bedacht, die früheren Erwerbsquellen wieder zu eröffnen. Zuerst bestimmte er eine Kommission zur Untersuchung der Bergwerke von Zuckmantel und Freiwaldau. In Folge derselben wurde das alte Bergamt als unredlich empfunden, abgeschafft und ein neues aufgestellt, der frühere Bürgermeister aber gehalten, zuvor Rechnung zu legen, und die seiner Nachlässigkeit zukommende Schuld zu ersetzen. Die Bergbefreiung des Bischofs Balthasar wurde wieder hergestellt, den Bergleuten für die Zahlung der Rückstände am Zehnten längere, unbestimmte Fristen zugestanden, und den beiden genannten Bergstädten auf alle Sonn- und Feiertage freie Märkte bewilligt. Damit der Bergbau schneller emporkomme, waren 2000 Taler aus der fürstbischöflichen Rentkammer vorgeschossen; dazu mußten die Gewerke für jede Zeche eine Mark als Zubuße beitragen. Weil die Stadt Zuckmantel und die Dörfer Ober- und Niedergrund die auf dem Alt-Hackelsberg und die bei dem Schindlerschacht bestandenen Pochwerke (Ober- und Niederpochwerk), die Schmelz- und Siedehütten, dann das Pochwerk Sechsschlössern auf der Kupferzeche samt zwei bleiernen Siedepfannen durch Nachlässigkeit haben eingehen, oder gar wie bei dem Pochwerke auf der Kupferzechen, einen öffentlichen Gottesdienst halten zu können, einreißen lassen. Um die Materialien wegführen lassen, wurden sie gehalten, alles auf eigene Kosten wieder herstellen zu lassen; und die eingetragene Hauerkunst mit dem Kunsthause von Grund auf aufzubauen; Holz dazu wurde ihnen aus den fürstlichen Wäldern bewillig. Da ferner der Rat von Zuckmantel das Hospital der Knappschaft mit dem dazu gehörenden Garten veräußert hatte, weil es angeblich an einem unschicklichen Ort gelegen und ein neues an der Straße zu bauen versprochen hatte, wo demselben von den Durchreisenden eher ein Almosen zufließen könne, so war
im vom Fürsten Aufgeragten dies binnen Jahresfrist auszuführen und alle Vermächtnisse, welche die Stadt an sich gezogen samt den verfallenen Interessen der Knappschaft wieder zu erstatten. (Urkunde im Zuckmantler Stadtarchiv, ausgestellt zu Neisse 18, September 1653). 1718 erhielt die Obergrunder Gemeinde von Kurfürst Franz
Ludwig als Fürstbischof von Breslau die Begünstigung, alle Monate einen öffentlichen Gottesdienst halten zu können, bis Kaiser Josef der II. eine eigene Seelsorge aus dem Religionsfond gründete. 1681 war in Zuckmantel noch ein Münzwardein, Namens Johann Georg Reinhard. Obwohl 1694 die Landessteuern abermals so groß waren, daß das Kirchensilber eingezogen wurde, so lieferte der Bergbau doch ununterbrochen Ausbeute bis zur Hälfte des 18. Jahrhunderts, wo ihm wieder die Preußenkriege ungemein schadeten. Nach der Zeit, als 1742 Schlesien an Preu-
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ßen überging, mag der Bergbau mit neuer Kraft betrieben worden sein, denn um diese Zeit scheinen die unter Hackelsberger Erbstollen 44 Grad tieferen zwei Haupterbstollen, der eine im Grunder-Tal bereits 45 Grad, der andere, Bettelstollen, östlicher, zuckmantlerseits, ebenfalls 45 Grad in der Teufe, abgelegt worden zu sein. Beide Stollen er-
warten heute noch die Aufstrekkung nach ihrem Ziel. Diese beiden Haupterbstollen sind schon mittelst Sprengarbeiten vorgetrieben. Vom Bettelstollen meldet die Sage, daß ein armer Bergknappe denselben allein, bloß durch zusammen gebettelte Beiträge bearbeitet, aber mit seinem Vorsatz, den Erzgängen damit ins Herz zu kommen, gestorben sei. Da derselbe mit Pulver bearbeitet, folglich der letzten Betriebszeit angehört, wo keine derlei Hoffnungsbaue gemacht, sondern nur Raubbau stattfand, so darf man dieser Sage eigen Glauben schenken.
er die Goldwäscherei persönlich ausprobieren möchte, dem sei das Bergbaufreilichtmuseum in Zuckmantel mit getreuen und funktionstüchtigen Repliken einer mittelalterlichen Goldmühle und eines Pochwerks einschließlich der Außengestaltung und Inneneinrichtung empfohlen, gebaut nach den Bildern im Buch von G. Agricola. Die Besichtigung der Innenräume mit Vorführung des Betriebes dauert etwa 30 Minuten. Dabei kann man sich sogar selber in der Goldwäscherei probieren. Ein Lehrpfad in der Nähe der Mühle erzählt an einzelnen Standorten die Geschichte der Goldförderung und stellt neuzeitliche geologische Untersuchungen vor. Technischen Seltenheitswert hat der ursprüngliche und nach wie vor funktionierende Wasserkanal, der an einigen Stellen so wenig Gefälle hat, daß es scheint, als fließe das Wasser bergauf. Mehr über die Geschichte der Goldförderung in dieser Region findet man im Städtischen Museum in Zuckmantel/Zlaté Hory. kh
Vom Jahr 1730 bis 1765 wurden nach vorhandenen Berechnungen noch ziemlich Gold, Silber, Blei, Vitriol, Röthe und Streusand ausgebeutet; und 1767 bestand noch in Troppau für das Herzogtum Schlesien ein k. Bergamt. Aber eine teils unredliche, teils ungeschickte Verwaltung des Bergbaus führte ihn von Jahr zu Jahr seinem Ende näher. Bis er im Jahr 1787 gänzlich stillstand. Obwohl nach einem vom selben Jahr vorliegenden von einer kaiserlich abgesandten Kommission hinterlassenen Protokoll die ganze Grubenschuld nicht mehr betrug als 855 fl 58 kc., dafür aber noch Erzvorräte waren und bedeutende Inventarien, nämlich mehrere Pochwerke, Schlemm- und Wasch-Häuser, eine Bleischmelzhütte mit zwei Öfen, Silberabtreibherde, ein Vitriolrösthaus, eine Vitriolsiedehütte, worin allein zwei Bleipfannen im Wert von 1600 bis 1800 fl nebst Wohnhäusern, Zechenhaus, Schmiede etc. Obwohl im besagten Protokoll angedeutet ist, daß sich obige Grubenschuld durch bessere Manipulation bald tilgen werde; obwohl die Aussicht vorhanden war, mittels eines Querschlages die Gänge im Frischen anzufahren und auf den Hauptkluftgang bei steter Erzgewinnung das reiche Gesenk des Bleistollens zu unterteufen etc. Um das Jahr 1803 bildete sich zwar eine Gewerkschaft, welcher der edle Fürstbischof von Hohenlohe die Balthasarische Bergbefreiung bestätigte und damit neue Begünstigungen vermehrte und selbst als Mitgewerke beitrat, aber durch schlechte Leitung zerfiel sie gleich wieder. Kriege und teure Zeiten waren ebenfalls nicht geeignet als Unterstützer für Unternehmer; so verfiel der zum Teil geöffnete Bau wieder und kam ins Vergessen. Aus der goldenen Ära dieses Bergbaus wird noch eine eiserne linke Hand aufbewahrt, welcher sich ein Kunstmeister verfertigte, nachdem ihm seine eigene linke Hand durch gröblichen Mißbrauch derselben durch das Berggericht abgeschlagen worden war. Er konnte durch Bewegung des Ellbogens die Finger derselben öffnen und schließen und sich so auf seinen Grubenfahrten festhaken, um mit seiner Rechten die Pumpenwerke fortan zu richten. Nachdem er noch einmal im Zorn dieselbe seiner Umgebung zu schwer hatte fühlen machen, wurde sie täglich nach getaner Arbeit abgenommen und zur Arbeit wieder angeschnallt. Im Garten des Hauses Nr. 98 im Obergrund zeigt ein Stein die Grabstätte der abgeschlagenen Hand. Vorstehende Geschichte ist ein Auszug aus „Oppaland“ von Professor Ens, Troppau, 1837. Quelle: Johann Höninger, Beschreibung des Goldbergwerkes nächst Zuckmantel und Obergrund im Troppauer Kreis; Errichtung einer Berggewerkschaft für Gold, Silber, Blei, Kupfer, Vitriol und Farben, Troppau, 1817.
Aus dem Heimatbuch Zuckmantel
Sommersonnenwende Aus Anlaß des 800. Jubiläums der Stadt Zuckmantel zitieren wir aus dem Heimatbuch aus dem Jahr 1995. Auch wenn manche Formulierungen heute nicht mehr so gewählt würden, geben wir den Text im Original wieder.
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iese war bei uns immer ein besonderer Tag. Ein heiliger Tag zwischen zwei Jahreszeiten! Der Frühling mit seinem Blühen und Treiben war dahin. Aus den Knospen waren Blüten, aus den Blüten waren Früchte geworden, die dann der Reife, der Ernte, harrten. Die Sonnenglut und das Licht des Himmels brachten das aus der Erde Geborene zum ersehnten Ziel. Und mitten in diesen herrlichen Naturvorgang reihte sich die Sommersonnenwende. Ein Merktag im germanischen Leben war nun mit dem Höhepunkt der Sonnenbahn erreicht. Freude loderte auf in mächtigen Flammenstößen. Lieder aus jugendlichen Kehlen jauchzten in die sternenklare Weite hinein. Burschen und Mädchen, Männer und Frauen, Greise und Kinder zogen, von Musik begleitet, auf die Berge und Hügel der Heimat,
um die Holzstöße nach uralter germanischer Überlieferung zu entzünden. Und dies oft in notfollster Zeit. Wir versammelten uns beim lichten Feuerschein, um ein Bekenntnis zum angestammten Volkstume zu erneuern, um Zeugnis des ungebrochenen Lebenswillens abzulegen. Von allen BErgen und Hügeln der alten Heimat leuchteten dann die Sonnwendfeuer zum nächtlichen Himmel empor. [...] Heute ist nun über diese Heimat eine Zeit gekommen, in der nun kein Feuerschein mehr aus Sonnwendfeuern aufleuchten darf, in der es Nacht bleiben muß. Aber die Funken, die damals bei lichtem Feuerschein in der alten, geliebten Heimat in unsere Herzen flogen, entzündeten unsere Herzen, und so lodert die heilige Flamme der Heimatliebe aus heißer Glut und kein Gesetz und keine Macht der Welt ist heute imstande, dieses innere Brennen zu verlöschen. Dieses Feuer der Heimatliebe speist sich heute aus der Wunderkraft des Unrechts, das sich über 15 Millionen heimatvertriebener Menschen ergossen hat.
WIR GRATULIEREN Zuckmantel. Wir gratulieren herzlich allen Landsleuten, die im August Geburtstag feiern, und wünschen alles Gute. Zum 99. Anna Gold/Seifert (Graben 262) am 13. August; 97. Emmy Jansons/Schramm (Königstraße 290) am 11. und Gerlinde Riedel/Just (FranzSchubert-Straße 597) am 17. August; 96. Karl Tschöpe (Hauptstraße 211) am 17. August , Bergstraße 25/1, 72813 St. Johann-Würtingen; 94. Elisabeth Hanke/Pfettner (Gattin von Erich Hanke, Miserich 490) am 23. August, Frankenstraße 195, 97078 Würzburg; 93. Kurt Führich (Hauptstraße 52) am 26. August;
91. Erika Monninger/Völkel (Hintergasse 315) am 23. August; 90. Peter Titze (Hotel Titze) am 18. August; 88. Christiane Fieger/Kausch (Schießstätte 546) am 29. August; 86. Brigitte Schumann/Gesierich (Rosmarinberg 153) am 4. August; 85. Ferdinand Titze (Hauptstraße 75) am 4.; Walburga Klassen/Ripke (Lerchenfeld 5) am 9. und Erwin Wurscher (Lerchenfelder Weg) am 10. August, Kirchweg 10, 34632 Jensberg-Elnrode; 83. Sieglinde Kapitzke/Manske (Viktor-Heeger-Straße 45) am 18. August; 80. Helmut Press (573) am 30. August. Rudolf Heider