Vorderzinnwald: Wiederentdeckung eines verschwundenen Ortes (S. 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 31+32 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 2. August 2024
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Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins im Sudetendeutschen Haus
Persönlichkeiten im Portrait Bei der Vernissage im Sudetendeutschen Haus: Fotografin Petra Flath (Mitte) mit Anna Knechtel und Dr. Zuzana Jürgens vom Adalbert Stifter Verein. Foto: H. Schuster
Schwarzweiß-Portraits von Persönlichkeiten, die sich für die deutsch-tschechische Verständigung engagieren, sind derzeit auf Initiative des Adalbert Stifter Vereins im Sudetendeutschen Haus in der Münchner Hochstraße zu sehen.
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Fotografin Petra Flath mit Petr Příhoda. Der Bürgerrechtler und Psychiater verstarb 2014.
Foto: Anna Knechtel
ie Bilder hatte die Münchner Fotografin Petra Flath 2010 bis 2011 erschaffen. Portraitiert hat die Künstlerin dabei tschechische Exilanten in Deutschland, heimatverbliebene Deutsche in Tschechien, ehemalige Zwangsarbeiter des NS-Regimes, ehemalige jüdische Häftlinge in Todeslagern, Sudetendeutsche in der alten und in der neuen Heimat. Peter Becher, der
vormalige Geschäftsführer des Adalbert Stifter Vereins, hatte 2010 die Ausstellung „Porträts aus Böhmen und Mähren“ auf den Weg gebracht und neben einer siebenköpfigen Jury, die die Persönlichkeiten für die Ausstellung nomierte, auch einen Kooperationspartner ausgewählt.
Das war das Tschechischen Zentrum München, dessen Direktorin damals Dr. Zuzana Jürgens war, seit 2019 Geschäftsführerin des Adalbert Stifter Vereins. Der Ausstellungskatalog mit allen 54 Portraits ist beim Adalbert Stifter Verein erhältlich. Anna Knechtel
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Zweite Fremdsprache bleibt verpflichtend und soll bereits ab der 6. Klasse unterrichtet werden
Nächste Ausgabe am 23. August
Volksgruppensprecher begrüßt Prags Entscheidung pro Deutschunterricht
Wegen der Sommerpause erscheint die nächste Ausgabe der Sudetendeutschen Zeitung am Freitag, 23. August.
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edaktionsschluß für Veranstaltungshinweise und Anzeigen ist Freitag, 16. August, 18.00 Uhr.
180-Grad-Wende in der tschechischen Bildungspolitik: Bildungsminister Mikuláš Bek (Stan) hat die heftig kritisierte Entscheidung seines Vor-Vorgängers Petr Gazdík widerruan den Schulen keine zweite HEIMATAUSGABEN fen, Fremdsprache mehr verpflichIN DIESER ZEITUNG tend zu unterrichten, was vor alDie Zeitung Sudetendeutschen Landsmannschaft lemderden Deutsch-Unterricht betroffen hätte. Mehr noch: Die zweite Fremdsprache soll künftig ab der 6. Klasse unterrichtet werden, und damit zwei Jahre früher als bislang.
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it einem Fünf-Punkte-Plan stellt Bek die Weichen für eine bessere Fremdsprachenausbildung an allen tschechischen Schulen: „Für unsere Schüler sind Fremdsprachenkenntnisse ein großer Vorteil im weiteren Berufs- und Privatleben“, erklärte der Minister und verwies auf viele europäische Länder, wo Kinder früher mit dem Sprachenlernen beginnen und das erforderliche Niveau an Sprachkompetenz höher sei. Laut Bek soll Englisch ab der 1. Klasse oder sogar ab dem letzten Kindergartenjahr verpflichtend unterrichtet werden. Dabei soll das Englisch-Niveau in der 9. Klasse von A2 auf B1 des Europäischen Referenzrahmens angeho-
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Als erster offizieller Regierungsvertreter hatte Bildungsminister Mikuláš Bek 2023 auf dem Sudetendeutschen Tag gesprochen, wofür sich Volksgruppensprecher Bernd Posselt persönlich bedankte. Foto: Torsten Fricke ben werden. Mit dem Abitur sollen die Schüler mindestens das Niveau B2 erreichen, also in der Lage sein, sich mit Muttersprachlern spontan und fließend zu verständigen und auch komplexe Texte zu verstehen. Volksgruppensprecher Bernd Posselt begrüßte die klare Haltung des tschechischen Bildungsministers: „Dieser hochgebildete Europäer, der perfekt Deutsch, aber auch andere Fremdsprachen beherrscht, weiß, daß auch im Zeitalter des ,Eng-
lisch‘ genannten Globalisierungspidgin, das nur wenig mit der Sprache Shakespeares zu tun hat, der weise Satz von Johann Wolfgang von Goethe gilt: ,Je mehr Sprachen ich spreche, desto mehr Leben lebe ich.‘ Die zweite Pflichtfremdsprache für tschechische Schüler belastet sie nicht unnötig, wie von manchen behauptet, sondern fördert ihre Kapazitäten. Die EU-Kriterien definieren Mehrsprachigkeit wie folgt: Muttersprache, Fremdsprache, Nachbarsprache. Im Fall
der Böhmischen Länder kommt noch hinzu, daß die Menschen dort einen Großteil ihrer Archive und ihres kulturellen Erbes nur mit guten Deutschkenntnissen für sich nutzen können. Deshalb war es richtig, daß Martin Dzingel als Vertreter der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik im Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum eine Resolution durchgesetzt hat, bei der zweiten Pflichtfremdsprache in den tschechischen Gymnasien zu bleiben und diese nicht abzuschaffen, wie von gewissen Lehrerverbänden gefordert. Ich danke der Tschechischen Regierung, daß sie der Bitte unseres Gesprächsforums entsprochen und damit erneut ihren europäischen Geist bewiesen hat.” Auch der Deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, reagierte erleichtert: „Ich bin froh über diese Entscheidung.“ Mehrsprachigkeit sei eine Voraussetzung für Erfolg. Deutschland und Tschechien seien durch eine über 800 Kilometer lange gemeinsame Grenze verbunden. „Es ist gut, einander zu verstehen“, twitterte Künne und verwies auch auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen der Nachbarn: „Das Außenhandelsvolumen zwischen uns beträgt 113 Milliarden Eu-
ro.“ Der Botschafter geht übrigens selbst mit gutem Beispiel voran und hat nach seinem Start in Prag vor drei Jahren begonnen Tschechisch zu lernen. Mit Erfolg: Mittlerweile kann Künne tschechische Zeitungen lesen und Ansprachen in Tschechisch halten. Auch an Bayerns Schulen soll der Tschechisch-Unterricht ausgebaut werden. So hatte Ministerpräsident Markus Söder Anfang Juli auf dem Bayerisch-Tschechischen Grenzlandkongreß in Cham (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) angekündigt, daß im Freistaat drei bilinguale deutsch-tschechische Gymnasien entstehen sollen, in jedem der angrenzenden Regierungsbezirke Niederbayern, Oberpfalz und Oberfranken eines. In Sachsen gibt es eine bilinguale Schule bereits seit 1991. Am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna büffeln seitdem jeweils 14 deutsche und 14 tschechische Schüler gemeinsam bis zum Abitur. Und im vergangenen Jahr fanden am WilhelmHausenstein-Gymnasium in München erstmalig in der Geschichte Bayerns Abiturprüfungen in Tschechisch als Fremdsprache statt. Torsten Fricke
Volksgruppensprecher Bernd Posselt kritisiert die Schengen-widrige Fortsetzung der Binnengrenzkontrollen:
„Scholz soll lieber an den EU-Außengrenzen handeln“ B 04053 B 04053 B 04053 B 04053
Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
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Als „nationalstaatlichen Fetisch“ und „zu wenig lösungsorientiert“ hat der langjährige CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der überparteilichen Paneuropa-Union Deutschland, kritisiert, daß jetzt auch Bundeskanzler Olaf Scholz für dauerhafte und stationäre Grenzkontrollen an den Binnengrenzen innerhalb der EU eintritt.
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osselt unterstützte die Forderung des bayerischen In-
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
Holzschnitt W. Klemm
nenministers Joachim Herrmann nach Verbesserung des Schutzes an den EU-Außengrenzen: „Da könnte die Bundesregierung unverzüglich handeln, indem sie darauf dringt, Frontex in einen echten Europäischen Bundesgrenzschutz mit achtzig- bis hunderttausend Mitarbeitern weiterzuentwickeln, wie ihn das Europäische Parlament mehrfach gefordert hat.“ Kurzfristig gelte es „das vielfach vergessene Abkommen von Prüm zu nutzen, das es in bilateraler Abstimmung mit Part-
nerländern in der EU ermöglichen würde, dorthin auch deutsche Polizeikräfte unterstützend zu entsenden und sich nicht auf einzelnen Hauptrouten am Rand des Bundesgebietes zu verzetteln.“ Statt eine Allparteienkoalition für nationale Schlagbäume aufzubauen und Statistiken einseitig zu interpretieren, solle man, so Posselt, verstärkt „modernste Mittel gegen grenzüberschreitende Kriminalität und Schlepperunwesen einsetzen, wie Intensivierung der EU-weiten
Polizeizusammenarbeit, Wärmebildkameras, Drohnen und Schleierfahndung“. Scholz hatte dagegen unter anderem die seit 2015 bestehenden Grenzkontrollen von Österreich als „unverzichtbar“ erklärt und die Kritik der österreichischen Bundesregierung zurückgewiesen. Fakt ist, daß von Österreich nur an den drei Autobahnübergängen Suben, Walserberg und Kiefersfelden stationär kontrolliert wird, worunter vor allem Pendler und Urlauber aufgrund von langen Staus leiden. An den
Landstraßen, die oft sogar parallel zu den Autobahnen verlaufen, finden keine festen Grenzkontrollen statt. Die Schengener Abkommen, die seit 1985 gelten und auch von Deutschland unterzeichnet worden sind, schreiben eigentlich vor, daß es an den Binnengrenzen keine stationären Grenzkontrollen mehr geben darf. Die Bundesregierung nutzt aber eine Ausnahmeregelung, die regelmäßig verlängert wird, um so de facto Schengen dauerhaft außer Kraft zu setzen.
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AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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ur ostböhmischen Metropole Pardubitz (Pardubice) gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde. Ihre Mitglieder waren deutsch- und tschechischsprachig, und dank des Engagements dieser Gemeinde konnte selbst um die Zeit der Jahrhundertwende die deutschsprachige Volksschule in der Stadt bestehen bleiben. Während der Zwischenkriegszeit waren nur etwa zwei Prozent der Stadtbevölkerung Deutsche bzw. hatten sich zur deutschen Volkszugehörigkeit bekannt, sie waren oft gerade jüdischen Glaubens. Nach dem Zweiten Welt-
krieg konnte allerdings nur ein sehr kleiner Teil der jüdischen Gemeinde nach Pardubitz zurückkehren. In
den Jahren 1878–1880 hatte der Architekt Franz Schmoranz eine Synagoge in neuromantischem Stil mit-
PRAGER SPITZEN ten im Stadtzentrum gebaut. Im Jahr 1959 ließ das kommunistische Regime den inzwischen verwahrlosten Bau abreißen, an seiner Stelle befindet sich heute ein Haus für Dienstleistungen (Dům služeb). Dort wurde 1992 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die durch den Holocaust vernichtete jüdische Gemeinde enthüllt. Im Jahr 2018 wechselte das Haus den Eigentümer, der diese Tafel entfernen ließ, da er sie dort nicht haben wollte. Seitdem wartet man in Pardubitz auf ein anderes Symbol zur thematischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Judentums in dieser Stadt.
Von der Leyen will Frau als Kandidatin
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ie Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat die tschechische Regierung in einem Brief dazu aufgefordert, bis zum 30. August zwei Kandidaten – einen Mann und eine Frau – für das Amt des EU-Kommissars zu nominieren. Das Kabinett von Premierminister Petr Fiala hatte am Mittwoch entschieden, Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela (Stan) für den Posten in Brüssel vorzuschlagen. Von einem weiteren Kandidaten wolle man absehen, um ein möglichst starkes Ressort zu erhalten.
Präsidentenpaar zu Gast in Salzburg
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uf Einladung des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen hat Tschechiens Präsident Petr Pavel mit First Lady Eva Pavlová an der Eröffnung der Salzburger Festspiele teilgenommen. Salzburg sei „eine große Bühne für Theater und Musik“, schwärmte Pavel nach der Eröffnungs-Oper „Capriccio“ von Richard Strauss. Zuvor hatte Van der Bellen bei seiner Festrede mit viel Optimismus überrascht und die Bürger zur Zuversicht aufgerufen. Der Bundespräsident: „Wir brauchen keine Angst zu haben. Wir können uns auf die Zukunft freuen. Denn: Wir sind Österreich. Wir machen das schon.“ Beim Jakobitreffen der Böhmerwäldler sprachen Christa Naaß (oben links), Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Birgit Kern, Bundesvorsitzende des Deutschen Böhmerwaldbundes, und Hans Slawik, stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Böhmerwaldbundes.
Jakobitreffen der Böhmerwäldler mit Festrednerin Christa Naaß
„Erinnern ist immer ein Erinnern für die Zukunft“ Die Böhmerwäldler haben am vergangenen Wochenende ihr traditionelles Jakobitreffen gefeiert. Die Resonanz fast 80 Jahre nach der Vertreibung fiel erstaunlich gut aus: Die zahlreichen Besucher entstammten ganz überwiegend der Nachkriegsgeneration.
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schaft, als Politik die richtigen Schlüsse für die Problemstellungen der Gegenwart und der Zukunft zu ziehen“. In ihrer Rede betonte Naaß die Bedeutung des Wiesbadener Abkommens und der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 sowie anderer Schritte der Versöhnung in den ersten Nachkriegsjahren. Heute gelte es weiterhin, gemeinsam den Auftrag zur Versöhnung und zur Aufarbeitung der Geschichte zu erfüllen und am Haus Europa – „ein wahres Friedensprojekt“ – zu bauen, das in den vergangenen Jahren freilich einige Risse bekommen habe, wie sie etwa mit Blick auf die ungarische EU-Ratspräsidentschaft und die Erfolge nationalistischer Strömungen sagte. Sie wies ferner darauf hin, daß Tschechien seit seinem Beitritt zur EU vor 20 Jahren ein wichtiger und zuverlässiger Partner in
egen schlechter Wettervorhersagen mußten die für Sonntag geplanten Höhepunkte – die Bergmesse auf dem Dreisessel bei der Bischof-Neumann-Kapelle und die Kundgebung mit Christa Naaß, Präsidentin der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates – nach Lackenhäuser verlegt werden. Domkapitular i.R. Alois Ehrl, der 1945 in Hammern bei Budweis geboren wurde, zelebrierte die Messe. In seiner Predigt fand er eindringliche Worte zum Thema Gedenken und Heimat. Die frühere bayerische Landtagsabgeordnete Christa Naaß ging in ihrer Festansprache auf die Entwicklung der Beziehungen Bayerns, Deutschlands und speziell der Sudetendeutschen zu den tschechischen Nachbarn ein. Eine ihrer zentralen Botschaften lautete: „Man muß die Kraft aufbringen, aufeinander zuzugehen.“ Sie würdigte die Erinnerungsarbeit bei den Böhmerwäldlern, mahnte aber zugleich: „Für mich ist das Erinnern nicht nur ein Erinnern der Vergangenheit wegen, sondern immer ein Erinnern für die Zukunft.“ Denn es gehe darum, „als Gesell- Spielscharen beim gemeinsamen Tanz.
Europa geworden sei. Zugleich erinnerte sie an die Marienbader Erklärung von 2009, nach der „es nur auf dem Weg gegenseitigen Entgegenkommens zu Verständigung und Versöhnung kommen kann“. Birgit Kern, die Bundesvorsitzende des Deutschen Böhmerwaldbundes, erinnerte an die Gründung des Deutschen Böhmerwaldbundes vor 140 Jahren und an die Konstituierung des Bundesverbandes des Deutschen Böhmerwaldbundes vor 70 Jahren. In Anspielung auf die fantastischen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz stellte sie fest: „Ein Roboter wird nicht oben auf dem Dreisessel stehen und daran erinnern, welche Tragödien sich nach Kriegsende wenige Kilometer von hier für die Menschen ereignet haben. Er wird nicht die Entwicklungen zeigen, die die Menschen nach dem Fall
der Grenzen miteinander genommen haben. Es ist und bleibt unsere Aufgabe, dies zu tun.“ Sie fügte hinzu: „Wir sind diejenigen, die die Geschichte weitertragen, die aus dem Erlebten unserer Familien mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit das politische Leben begleiten und mahnen, wo es nötig und wichtig ist.“ Zahlreiche Ehrengäste verfolgten die Ausführungen und sprachen Grußworte, unter ihnen der langjährige Landtagsabgeordnete und Passauer Stadtrat Prof. Dr. Gerhard Waschler, der die Grüße der Patenstadt und ihres Oberbürgermeisters Jürgen Dupper überbrachte, sowie die stellvertretenden Landräte der Landkreise Passau und FreyungGrafenau, Hans Koller und Franz Brunner. Zum Auftakt des Treffens fand eine Feierstunde am Mahnmal der Böhmerwäldler statt, bei der Hans Slawik, stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Böhmerwaldbundes, die Ansprache hielt. Ferner war der Literaturhistoriker und Schriftsteller Peter Becher zu Gast. Er las aus seinem im Böhmerwald angesiedelten Roman „Unter dem Steinernen Meer“. Allgegenwärtig die Aktiven der Singund Spielscharen, die die Veranstaltungen umrahmten, zum offenen Tanzen einluden und einen Abend zum Mitsingen und Zuhören gestalteten. Eine Ausstellung mit Böhmerwaldtrachten und Heimatliteratur und ein Infostand der Heimatzeitschrift „Hoam!“ rundeten das Programm ab. Fotos: Ulf Hans (3), Armin Fechter Armin Fechter
Baubeginn für Schnellbahnstrecke
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ereits im kommenden Jahr soll mit dem Bau des ersten Abschnitts der neuen EisenbahnSchnellfahrstrecke zwischen Brünn und Prerau Richtung Ostrau begonnen werden, hat Verkehrsminister Martin Kupka am Freitag erklärt. Anschließend soll 2026 die Bahnstrekke zwischen Brünn und Lundenburg Richtung Wien für Hochgeschwindigkeitszüge ausgebaut werden. Der Prager Abschnitt für die neue Eisenbahninfrastruktur werde frühestens ab 2030 gebaut, so der Minister weiter. Auf den neuen Schnellfahrstrecken sollen die Züge bis zu 320 Kilometer pro Stunde fahren können. Kupka zufolge will Tsche-
chien insgesamt 800 Milliarden Kronen (31,5 Milliarden Euro) investieren, um das Netz für den Hochgeschwindigkeitsverkehr zu rüsten.
Erzgebirge wird Naturschutzgebiet
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as Umweltministerium hat ein Verfahren in Gang gesetzt, das bis 2026 zur Einrichtung eines 1200 Quadratkilometer großen Naturschutzgebiets Erzgebirge führen soll. Die Fläche entspricht viermal der Größe Münchens. Dem Umweltministerium zufolge gibt es in Tschechien derzeit 26 Naturschutzgebiete, die 14,42 Prozent des Staatsgebiets ausmachen. Im Erzgebirge gebe es beispielsweise ausgedehnte Feucht- und Torfgebiete, die durch die Ramsar-Konvention geschützt seien, erklärte Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten). Trotzdem ist laut Hladík das Riesengebirge bislang das einzige Gebirge in Tschechien, das nicht flächendeckend geschützt sei.
Pavel begnadigt erstmals Straftäter
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taatspräsident Petr Pavel hat vier inhaftierte Straftäter begnadig, hat die Präsidialkanzlei am Dienstag mitgeteilt. Dabei handelt es sich um zwei Mütter mit minderjährigen Kindern, einen Ausländer, der seit langem in Tschechien lebt und arbeitet, und einen tschechischen Staatsbürger, der im Ausland wegen Drogenschmuggels zu 27 Jahren Haft verurteilt wurde. Petr Pavel hat damit zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt im Frühling 2023 von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch gemacht.
Reaktorblock kurzzeitig vom Netz
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ach einer Turbinenvibration ist im Atomkraftwerk Temelin der zweite Reaktorblock in der Nacht zum Dienstag als Vorsichtsmaßnahme kurzzeitig vom Netz genommen worden. Nach Angaben des AKW-Sprechers Marek Sviták lag die Leistung des Reaktors aber am Dienstagvormittag bereits wieder bei 55 Prozent und wurde im Verlauf des Tages auf 100 Prozent hochgefahren.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
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Nach der Vertreibung der Sudetendeutschen wurde Vorderzinnwald für den Eisernen Vorhang zwischen CSSR und DDR, der bis in die 1960er Jahre Bestand hatte, dem Erdboden gleichgemacht. Historiker Jan Kvapil zeigt die Spuren des verschwunden Ortes. Fotos: Ulrich Miksch
Der Historiker Jan Kvapil hat den verschwundenen Ort auf dem Erzgebirgskamm wiederentdeckt und bietet Führungen an
Auf den Spuren von Vorderzinnwald Jan Kvapil ist Historiker und Germanist. Nachdem er in Aussig und in Prag studiert hatte, lehrte er 20 Jahre an der Germanistik an der Universität in Aussig. Seit drei Jahren arbeitet er teilweise am Schiller-Gymnasium in Pirna als Lehrer und organisiert außerdem Führungen in das vom Erdboden fast verschwundene Vorderzinnwald auf dem Kamm des Erzgebirges.
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m Rande der Tagung in Teplitz-Schönau (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) lud Kvapil interessierte Teilnehmer zu einer Exkursion ein, und in einer rasanten Fahrt ging es die ehemalige Kaiserstraße über Eichwald nach Zinnwald noch auf böhmischer Seite. Kvapil zitierte aus der Reisebeschreibung „Malerische Wege über Böhmen“ eines tschechischen Lehrers aus Kolin von 1885: „Ein angenehmer Weg, Waldgeruch, Vogelgesang, Arbeit von Mühlen- und Sägewerken, Holzhauer beidseits der Straße und ein Bergbach säumen den Weg.“ Heute gibt es keine Waldarbeiter mehr, und die Straße ist natürlich asphaltiert. Damals aber erreichte man erst nach über drei Stunden den Erzgebirgskamm und man sah eine wüste Ebene ohne Wald, eine fremde Welt. Die Bergstadt Zinnwald habe damals aus etwa 300 Häusern und Holzbaracken bestanden, verstreut und unregelmäßig verteilt. 50 Schritte meist voneinander entfernt, ohne Marktplatz und scheinbar keine Bewohner, da sie unter Tage arbeiteten oder zu Hause schliefen. „Du siehst nur hie und da ein Weib am Fenster, aus Stroh verschiedene Waren flechtend. Zinnwalder Mädchen flechten aus dem böhmischen Weizenstroh schöne Bänder, die in Prag, in Wien und in Berlin von vornehmen Frauen und Fräulein gekauft und teuer bezahlt werden. Riesenhalden von Erz werden aufgeschüttet und zeugen davon, daß immer noch Bergbau betrieben wird. Zinn- und Wolframerz werden gefördert. Mitten durch die Stadt führt die sächsisch-böhmische Grenze. Raues Wetter, im Winter meterhoher Schnee, der
tagtäglich geräumt werden muß, und viel Wind herrscht.“ Kvapil ergänzt Zahlen im Vergleich. Heute habe Hinterzinnwald noch etwa 100 Einwohner, damals vor der Vertreibung lebten hier 2000 bis 3000 Menschen. Die Gruppe fährt an der katholischen Pfarrkirche und dem angeschlossenen Friedhof vorbei, der durch seine Vernachlässigung noch viele Gräber der alten meist sudetendeutschen Bewohner von Vorderzinnwald enthält. Ansonsten existiert dieser Ort nicht mehr. Kvapil läßt die Teilnehmer die Landschaft lesen. Da gibt es
berg“, wo das vormals ansehnliche Haus des Arztes Dr. Böhm stand. Den „Butterwinkel“, wo vor 1945 vier richtige Bauernwirtschaften standen, die durch ihre Wiesen, Kühe und Milchproduktion haupterwerblich davon leben konnten, ansonsten betrieben die Ansäßigen nur nebenerwerbliche Landwirtschaft. Und er zeigt den kleinen Eisernen Vorhang zwischen den damaligen „Bruderstaaten“ ČSSR und DDR. Durch ein Gesetz von 1951 wurde ein Grenzstreifen errichtet mit Stacheldraht, Schießtürmen, Sandwegen, damit man
politische Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei, die über die tschechisch-sächsische Grenze fliehen wollten, um über Berlin in den Westen zu gelangen. Für den Grenzstreifen wurden alle Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Auch die fehlende Elektrizität, die nie bis auf den Erzgebirgskamm kam, machte die Auf-
rück. Dennoch gibt es Überbleibsel der deutschen Besiedlung. Ein Wassersystem, das für Teplitz Wasser sammelt, gegenwärtig nicht genutzt, aber dennoch gewartet wird, läßt sich in der Landschaft finden. „Adolf Niklas, Teplitz“ steht noch auf den gußeisernen Deckeln. Die Gruppe läuft abschnitts-
Eine Informationstafel erklärt in Tschechisch und Deutsch, wie Vorderzinnwald vor der Vertreibung und dem Bau der Grenzanlagen ausgesehen hat.
Historiker Jan Kvapil zeigt der Gruppe einen der Brunnen, die zur Sicherung der Wasserversorgung von Teplitz gebaut wurde.
Die Kapelle wurde 1887 errichtet. Der Fürstenauer Madonnenaltar wurde vor der Zerstörung gerettet und befindet sich im Teplitzer Museum.
Spuren der sudetendeutschen Besiedlung: Auf dem Deckel eines Brunnens steht der Name der Wasserbaufirma Adolf Niklas in Teplitz-Schönau.
Brennnesseln, Himbeeren, Bäume, auch Hügel sind meistens kein Zufall. Sie verweisen auf menschliche Ansiedlungen, die ansonsten nur noch in Gestalt von Kellern oder Brunnen sichtbar sind. Er zeigt den „Doktor-
gabe von Vorderzinnwald leicht. Nach dem Mauerbau an der innerdeutschen Grenze wurde dieser Eiserne Vorhang in den 1960er Jahren zurückgebaut. Über die Jahrzehnte holte sich die Natur den Grenzstreifen zu-
menschliche Spuren sah. Und jedes Jahr gab es Tote zu beklagen, die dort erschossen wurden. Im Gesetz schrieb man, man wolle sich vor „Wehrwölfen“ und anderen Sudetendeutschen schützen. Eigentlich ging es aber um
weise auf dem Bierweg, der Straße für den Export von Graupner Bier ins sächsische Geising. Und wird in das Leben am Ende des 19. Jahrhunderts durch zwei Begebenheiten hineingezogen, die Kvapil durch die Lektü-
re des „Teplitz-Schönauer Anzeigers“ aus jenen Jahren entdeckt hatte. Ein Mord an drei Familienmitgliedern, die der Sohn verübte und erst spät überführt wurde. Und ein Brand eines Hauses, das wohl zwei Kinder der Familie verursacht hatten, die dabei umkamen. So entsteht ein Bild des verschwundenen Lebens in dieser rauen Gegend. Am Schluß streift die Gruppe noch die Stelle, wo früher das „Gasthaus zur grünen Wiese“, das Spritzenhaus, die Schule und schließlich die Kapelle standen. Die Kapelle, die 1887 erst errichtet wurde und die dann gleich den Fürstenauer Madonnenaltar aufnahm, der in Fürstenau, gleich hinter der böhmischsächsischen Grenze, nach einem Kirchenumbau keine Heimstadt mehr hatte. Heute steht er restauriert seit 2007 im Teplitzer Museum. Dies ist Karl Rudolf, dem Küster in Hinterzinnwald, Bergmann und Sudetendeutschen, zu verdanken, der in den 1950er Jahren, als die Kapelle als letztes Gebäude von Vorderzinnwald noch stand, erfuhr, daß die Kapelle niedergerissen werden sollte. Er rettete mit einer Schubkarre und einigen Freunden den spätmittelalterlichen Altar. Der Madonnenaltar, der seit dem Verbot Josefs II. für längere Wallfahrten den Katholiken um Zinnwald als Wallfahrt-Ersatz ohne priesterliche Begleitung zu einer evangelische Kirche auf sächsischer Seite diente, machte Jan Kvapil aufmerksam auf das verschwundene Vorderzinnwald. Als Historiker und Germanist grub er sich in die Geschichte dieser Landschaft auf dem Kamm des Erzgebirges ein, sodaß seine Frau mittlerweile sage, er werde wohl bald ganz nach Vorderzinnwald ziehen, als zweitem und eigentlichem Wohnort. Vorerst ist er ein Fährtenleser vergangenen Lebens Sudetendeutscher im Grenzland Tschechiens. Ulrich Miksch
S7 soll über Wolfratshausen nach Geretsried verlängert werden
S-Bahnausbau nimmt Fahrt auf Geretsried – aufgebaut von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und heute mit 27000 Einwohnern die größe Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen – soll endlich an das Münchner S-Bahnnetz angeschlossen werden. Im vergangenen Sommer hat Geretsried das Stadtzentrum in eine Fußgängerzone verwandelt. Der Platz ist nach Geretsrieds erstem Bürgermeister Karl Lederer benannt, der aus Graslitz stammte. Unter seiner Amtsführung wurde Geretsried 1950 zur Gemeinde und später zur Stadt erhoben. Foto: Torsten Fricke
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ereits vor über 30 Jahren, im Sommer 1992, hatte der Freistaat Bayern eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Es folgte ein jahrzehntelanges Hickhack um die Baukosten, die
Tangierung eines FFH-Gebiets und die Tieferlegung des bisherigen Endbahnhofs Wolfratshausen, um die vielbefahrene Sauerlacher Straße zu unterqueren. Jetzt kommt Bewegung in dieses Dauerprojekt. Durch ein neues Gutachten im Auftrag der bayerischen Staatsregierung könne das Projekt mit Mitteln des Bundes gefördert werden, hat die Deutsche Bahn dieser Tage mitgeteilt. Die Studie habe ergeben, daß sich die Investitionen in den Ausbau im Landkreis Bad Tölz-
Wolfratshausen lohnen würden. „Die Verlängerung der SBahnlinie 7 nach Geretsried stärkt die Region und den Klimaschutz. Dank des positiven Nutzen-Kosten-Verhältnisses können wir nun die nächsten Schritte gehen, um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen“, sagt Heiko Büttner, DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern. Geplant sind mit Gelting, Geretsried Mitte und Geretsried Süd drei neue Bahnhöfe. Im nächsten Schritt will die
Deutsche Bahn im Oktober die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn Bundesamt einreichen. Die Baukosten werden auf 433 Millionen Euro geschätzt. Nach einer älteren Planung dauert die Realisierung nach Abgabe der Unterlagen mindestens sieben Jahre, wobei die reine Bauzeit nur drei Jahre beträgt. Die Fahrzeit von Geretsried Süd bis zum Münchner Marienplatz wird derzeit mit 56 Minuten berechnet.
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Sudetendeutscher Kongreß von Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September im Kloster
Ideenwerkstatt in Haindorf Zu einer Ideenwerkstatt über die künftige sudetendeutsch-tschechische Kooperation treffen sich auf Initiative von Volksgruppensprecher Bernd Posselt von Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September Führungskräfte und jüngere Landsleute im Kloster Haindorf im nordböhmischen Isergebirge einladen.
„Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“
Kuratorenführung
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nmeldungen sind bis zum 20. August an die SL-Bundesgeschäftsstelle unter eMail anmeldung@sudeten.de zu richten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Übernachtungen im Kloster sowie die Verpflegung für die Tagungsteilnehmer werden übernommen. Fahrtkosten können nicht erstattet werden. Die Veranstaltung wird in deutscher und tschechischer Sprache simultan übersetzt.
Das Programm Freitag, 13. September
Bis 18.00 Uhr Anreise. Nach dem Abendessen Begrüßung durch Pfarrer Pavel Andrš, Dr. Jan Heinzl, Direktor der Bildungsstätte, SL-Bundesgeschäftsführer Andreas Miksch, und Heimatgemeindebetreuerin Monika Hanika. Rundgang durch das Kloster Haindorf. Samstag, 14. September 10.00 Uhr: Begrüßung und Einführung durch Dr. h. c. Bernd Posselt, MdEP a. D., Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der PaneuropaUnion Deutschland. 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr: Podium „Gedenken und Erinnerungskultur als Brücke in die Zukunft“ unter der Leitung von Leitung: Hans Knapek, Vorsitzender der Stiftung Sudetendeutsches Bis Mittwoch, 21. August, Seliger-Gemeinde: „Böhmen liegt nicht am Meer“. Ausstellung (geöffnet während der normalen Bürozeiten) in der Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik, Michalská 12, Prag. Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie mit Begleitprogramm (siehe rechts). Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 3. August, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Sonntag, 4. August, 19.00 Uhr, Musikakademie der Studienstiftung des Deutschen Volkes: „Gustav Mahler: Das klagende Lied“. Konzert in der Isarphilharmonie. HP8, HansPreißinger-Straße 8, München. Montag, 5. August, 17.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: Feierstunde aus Anlaß der Unterzeichnung der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen am 5. August 1950 in Stuttgart. Festredner: MdB Philipp Amthor, stellvertretender Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und Deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Schloßplatz, Stuttgart. Mittwoch, 14. August, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Sonntag, 18. August, 11.00 Uhr, Förderverein Wallfahrtskirche Maria Kulm: 25. Egerländer Gebetstag. Wallfahrtskirche, Maria Kulm. Montag, 19. August, 18.00 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Haus: „Der Preis unserer Freiheit“. Lesung mit Jurij Andruchowytsch. Zentralbibliothek – KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf.
Nach dem Sudetendeutschen Kongreß im vergangenen Jahr in Budweis (Foto) lädt Volksgruppensprecher Bernd Posselt (auf dem Podium dritter von links) in diesem Jahr von Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September zur Ideenwerkstatt ins Kloster Haindorf im Isergebirge ein. Foto: Torsten Fricke Sozial- und Bildungswerk. Auf dem Podium: Niklas Perzi (Historiker aus Österreich), Prof. Dr. Jörg Skriebeleit (Leiter KZ-Gedenkstätte Flossenbürg), David Macek (Meeting Brno), Cornelius von der Heyden (Gymnasiallehrer, Schlagersänger), Alfred Miller (Landwirt, Hobermillerhof in Reichenau bei Gablonz) und Monika Žárská (Dozentin am Institut für Translatologie der Philosophischen Fakultät der KarlsUniversität Prag). 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr: Podium „Film und Medien als Spiegelbild der Wurzelheimat“ unter der Leitung von Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor der Bildungsstätte „Der Heiligenhof“, stellvertretender SL-Bundesvorsitzender und SL-Landesobmann Bayern. Auf dem Podium: David Vondráček (Regisseur und Fern-
sehjournalist), Stephen A. Sikder (Vorsitzender der CSU-Filmkommission), Edwin Bude (Heimatfilmer, Autor), Dr. Jan Blažek (Journalist und Publizist, Post-BellumRedakteur und Koordinator der internationalen Zusammenarbeit), Torsten Fricke (Chefredakteur der Sudetendeutschen Zeitung) und Maximilian Schmidt (Chefredakteur der Zeitschrift LandesEcho). 16.30 Uhr: Vladimír Špidla, ehemaliger Ministerpräsident und EU-Kommissar a. D., spricht über „Die Tschechische Republik und die Europäische Integration“. Anschließend Arbeits- und Diskussionsgruppen. Sonntag, 15. September 9.00 Uhr: Gottesdienst. 10.30 bis 12.30 Uhr: Podium „Was bedeutet Wiederbelebung der Heimat im Europa von morgen“ un-
VERANSTALTUNGSKALENDER Dienstag, 20. August, 18.00
Uhr, Gerhart-Hauptmann-Haus: Vernissage „Wolodymyr Iwasjuk & Chervona Ruta: Soundtrack zur Freiheit“. Es sprechen Oksana Iwasjuk, Juri Andruchowytsch und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. Die Ausstellung läuft bis zum 27. September. Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12–14, Düsseldorf. Samstag, 24. August, 12.00 Uhr, Bund der Vertriebenen: Zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat 2024. Festrede: Bundesinnen- und -heimatministerin Nancy Faeser. Geschlossene Veranstaltung. Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, Berlin. 15.30 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal für die Vertriebenen. Theodor-Heuss-Platz, Berlin. Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr, Monsignore Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg: Vertriebenenwallfahrt. Hauptzelebrant ist Regionaldekan Holger Kruschina, 1. Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit, Gößweinstein. Mittwoch, 4. September, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Vernissage „Andreanum – 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“. Die Ausstellung wird bis zum 4. Oktober gezeigt. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 10, Düsseldorf. Donnerstag, 5. September, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Serbien auf dem Weg in die EU? Zur aktuellen politischen Situation in Serbien“. Online-Vortrag von Michael Martens, Südosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Anmeldung per eMail an sekretariat@ g-h-h.de Samstag, 7. September, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnach-
mittag. Haus der Begegnung, Giebel-straße 14, Stuttgart. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß. Anmeldung bis zum 20. August per eMai an anmeldung@sudeten.de Kloster Haindorf, č.p. 1, Haindorf (Programm siehe oben) . Samstag, 14. bis Sonntag, 15. September, Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge: 62. Bundestreffen in der Patenstadt Marktoberdorf/Allgäu. Samstag, 10.00 Uhr: Empfang im Rathaus. Alle weiteren Veranstaltungen im Modeon, Schwabenstraße 58, Marktoberdorf. Sonntag, 15. September, SL- Kreisgruppe Stuttgart und SL-OG Stuttgart-Weilimdorf: Tag der Heimat „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“. 11.00 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle Beethovensaal. Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 19. September, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Freitag, 20. September, 14.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: Herbstgespräch mit den Vereinigungen unter dem Leitthema „100 Jahre Volkmar Gabert – Wirken und Leben eines Sudetendeutschen“. Referentin Christa Naaß MdL a. D., Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rats, Präsidentin der SL-Bundesversammlung, Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Im Anschluß Klausurtagung. Haus der Hei-
ter der Leitung von Bernd Posselt. Auf dem Podium: Dr. Tomáš Kraus (Generalsekretär a.D. der jüdischen Gemeinde in der Tschechischen Republik und Institutsdirektor der Theresienstädter Initiative), Veronika Kupková (Buchautorin und Koordinatorin von tschechischdeutschen Projekten), Petra Laurin (Vorsitzende des Vereins der Deutschen in Nordböhmen, Vizepräsidentin der Landesversammlung und Leiterin des Hauses der deutsch-tschechischen Verständigung in Gablonz), Roman Klinger (Deutsch- und Kunstlehrer, Erneuerer des berühmten Osterrittes in böhmischen Nixdorf), Heimatpflegerin Christina Meinusch und Natascha Dulíčková (im Isergebirge lebende Enkelin Heimatvertriebener Sudetendeutscher). mat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 21. bis Sonntag 22. September, Adalbert-Stifter-Verein: Böhmerwaldseminar. Tagung zu Kriegsende und Vertreibung vor 80 Jahren in Böhmen. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Schloß Gratzen, Nové Hrady 1, Gratzen. Samstag, 21. September, 13.30 Uhr, Erzdiözese Bamberg: Andacht mit Vertriebenenseelsorger Monsignore Herbert Hautmann. Kapelle „Heidebrünnel“, Weilersbach. Samstag, 21. September, 14.00 Uhr, SL- Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Sudetendeutscher Kulturnachmittag mit der Egerländer Gmoi Stuttgart zum Thema Egerländer Tracht des Jahres 2022. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 21. September, 15.00 Uhr, SL-Orsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Filmvorführung „Generation N – Deutschböhme“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 28. bis Montag, 30. September: Sandauer Heimattreffen in Arzberg und Sandau. Samstag, 16.00 Uhr: Treffen in der Sandauer Heimatstube. Sonntag, 9.30 Uhr: Festgottesdienst und Patronatsfest in der Pfarrkirche St. Michael in Sandau. Am Nachmittag Besichtigung des Senger-Hofes in Bad Neualbenreuth. Montag, 10.00 Uhr: Hochamt in der Sandauer Pfarrkirche St. Michael. Donnerstag, 3. bis Freitag, 4. Oktober, Adalbert Stifter Verein: Stadtbesuch in Pilsen „Franz Kafka, Adolf Loos und Pilsner Urquell“. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Anreise erfolgt eigenständig. Treffpunkt am Freitag, 14.45 Uhr vor dem Ausstellungssaal Masné Krámy, Pražská 18, Pilsen.
Donnerstag, 22. August, 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10, München. Eintritt frei. Zum 50. Todestag von Oskar Schindler (* 28. April 1908 in Zwittau, Mähren; † 9. Oktober 1974 in Hildesheim) erzählt das Sudetendeutsche Museum in der Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie des Sudetendeutsches Hauses (Hochstraße 8) die Geschichte eines Helden mit Charisma und widersprüch-
lichen Charakterzügen. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie hatte der sudetendeutsche Unternehmer 1200 Juden vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet. Dieser Akt der Menschlichkeit und Zivilcourage wurde erst 1993 mit dem Spielfilm „Schindlers Liste“ weltweit bekannt. Im Zentrum der Ausstellung steht ein spektakuläres Exponat: zwei originale Seiten einer Namensliste jüdischer Häftlinge, die erstmals öffentlich gezeigt wird. Die Sonderausstellung läuft bis zum 27. Oktober. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Foto: Torsten Fricke
Europäische Perspektiven Sonntag, 4. bis Donnerstag, 8. August: „Europäische Perspektiven. Deutschland und seine östlichen Nachbarn“. Seminar für historisch-politisch Interessierte aus Deutschland und Osteuropa. Nach mancherorts schwieriger Transformationsphase wurden die meisten ostmittel- und südosteuropäischen Staaten kurz vor und nach der Jahrtausendwende in die Nato beziehungsweise in die Europäische Union aufgenommen, und der wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierungsprozeß nahm Fahrt auf. Es flossen EU-Fördermittel zur Modernisierung von Infrastruktur, Bildung, Justizwesen und Umwelt. Der EU-Beitritt dieser Staaten ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen – einerseits. Jedoch zeigten sich nach einem weiteren Jahrzehnt Bruchlinien zwischen alten und neuen EU-Mitgliedern, zunächst in der Migrationskrise 2015, seit 2022 in der Positionierung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. In Ungarn, Polen sowie zuletzt in der Slowakei kamen zeitweise europaskeptische Parteien an die Macht. Außen- und verteidigungspolitisch orientierten sich die Polen eher an den USA, die Ungarn unter Viktor Orbán kooperieren in Wirtschafts- und Energiefragen mit dem autoritären und – gegenüber dem gesamten Westen – aggressiven Rußland und beteiligen sich nicht an direkter Militärhilfe für die Ukraine. Die Perspektiven auf eine engere und bessere europäische Zusammenarbeit sind skeptisch oder negativ. Anmeldungen per eMail an info@heiligenhof.de Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Teilnahme beim „Tag des offenen Denkmals“
HDO als Wahr-Zeichen Sonntag, 8. September: Tag des offenen Denkmals. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. In diesem Jahr öffnet das Haus des Deutschen Ostens erstmalig seine Türen für den bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, der 2024 unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ steht. An diesem Tag ist das Haus inklusive der Bibliothek und der Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa“ geöffnet. Auf dem Programm
stehen zudem Kurzführungen. Der Eintritt ist frei Auszug aus dem Programm: „Vom Kloster zum Begegnungszentrum – Das HDO als Wahr-Zeichen?“ Kurzführungen mit Patricia Erkenberg um 11.30 Uhr, 13.30 Uhr und 15.30 Uhr. Treffpunkt: im Foyer. „Die HDO-Bibliothek – größte öffentliche Spezialbibliothek ihrer Art in Bayern.“ Kurzführungen mit Dr. Lilia Antipow. Die HDO-Bibliothek umfaßt rund 90 000 Bände sowie 383 laufende Periodika. Treffpunkt: im Eingangsbereich der Bibliothek.
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8.2024
Dreifach-Karriere von Ingrid Matthäus-Maier
Erste Chefin einer deutschen Großbank Nach dem zweiten Jura-Staatsexamen Verwaltungsrichterin in Münster, von 1976 bis 1982 Bundestagsabgeordnete der FDP und von 1983 bis 1999 Bundestagsabgeordnete der SPD sowie von 1999 bis 2008 Mitglied im Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), ab 2005 als Vorstandssprecherin der KfW-Bankengruppe, und damit erste Chefin einer deutschen Großbank – die Dreifach-Karriere von Ingrid Matthäus-Maier ist einzigartig.
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182. Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 21. Oktober1993: Ingrid MatthäusMaier, finanzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, im Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Foto: Bilddatenbank Deutscher Bundestag/ Presse-Service Steponaitis
n dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“, in dem Regisseur Torsten Körner Frauen der Bonner Republik portraitierte, die um Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen kämpften, ist Matthäus-Maier eine der wichtigsten Protagonistinnen.
Politisch bedeutsam sind vor allem zwei Ereignisse: Im Jahr 1988 wurde Matthäus-Maier Vorsitzende des Untersuchungsausschusses „Transnuklear“ und leitete damit als erste Frau einen Untersuchungsausschuß des Bundestages. Und Mitte Januar 1990 war MatthäusMaier die erste Politikerin, die die Einführung der D-Mark in der damaligen DDR und damit eine Währungsunion der beiden deutschen Staaten ins Spiel brachte und somit die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der DDR einleitete. Damit handelte sie im Alleingang und nicht in Abstimmung mit der SPD-Parteispitze. Ihren Vorschlag griff die Bundesregierung schließlich auf und präsentierte ihn am 6. Februar 1990 der Öffentlichkeit.
Zum 80. Geburtstag von Robert Maier
Ingrid Matthäus-Maier: Ihr Ehemann ist ein Graslitzer Wer würde vermuten, daß der zweite Teil des Doppelnamens von Ingrid Matthäus-Maier (siehe oben), die als finanzpolitische Sprecherin der SPDFraktion über Jahrzehnte fester Bestandteil der Bundes-SPD war, seine Wurzeln im nördlichen Egerland hat?
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atsächlich wurde ihr Ehemann, Robert Maier, studierter Mathematiker, am 12. April 1944 in Graslitz als erstes und einziges Kind seiner Eltern Albine („Winie“), geborene Wilfer, und Robert Maier geboren. Seine Mutter stammte aus Schwarzenbach Nr. 2 (Černá). Dort betrieb sein Großvater, Roman Wilfer, die bekannte Gastwirtschaft „Zum Jägerheim“, in der sich vor allem an den Wochenenden, Feiertagen und in der Urlaubszeit Geschäftsleute und sonstige Honoratioren aus Schönbach und Graslitz – meist für mehrere Tage – zur Pflege ihres Hobbys, der Jagd, in den umliegenden, dichten und wildreichen Waldgebieten trafen. Überhaupt war das „Jägerheim“, das sich immer wieder im Eigentum einer der zahlreichen dort ansässigen „Wilfer-Familien“ befand, eine gern und gut besuchte Lokalität, mit Übernachtungsgelegenheit und Kegelbahn. Die vor kurzem – hochbetagt – verstorbene Schwarzenbacherin, Adelheid Lanzinger („Schmie Adeli“), eine Jugendfreundin von Roberts Mutter, erzählte gerne von den Besuchen der Städter, die es schätzten, im unmittelbar an das „Jägerheim“ angrenzenden, landwirtschaftlichen Anwesen ihrer Eltern, Franziska und Josef Wilfer (Hs.-Nr. 3), Naturprodukte, wie Eier, Milch, Fleisch und Kartoffeln, zu erwerben und mit nach Hause in die Stadt zu nehmen. Einer der Herren schrieb ihr auch nach der Aussiedlung noch regelmäßig und betonte immer wieder, er habe sich in Schwarzenbach so wohlgefühlt, daß es für ihn zu einer zweiten Heimat geworden war. So mag es auch dem im Zweiten Weltkrieg gefallenen Vater von Robert Maier ergangen sein, der ihm seinen Namen vererbt hat. Mittlerweile existiert dieselbe Namenskombination schon in der vierten Generation, denn auch sein Sohn und sein Enkel tragen sie, eine Reminiszenz an die geliebte, aus Schwarzenbach stammende Mutter und Großmutter, die zeitlebens unter dem frühen Tod des viel zu jung verstorbenen Ehemanns gelitten hat. Auch er war als Begleiter seines Chefs, des bekannten, aus Graslitz stammenden Musikinstrumentenherstellers, Julius Keilwerth regelmäßiger Gast im Jägerheim und traf dort die Tochter des Hauses, die er
schon bald nach dem Kennenlernen heiratete. Als Robert 1944 geboren wurde, hatte sein Vater Heimaturlaub erhalten und brachte seine hochschwangere Frau ins Krankenhaus nach Graslitz, wo man die Niederkunft erwartete, die sich aber verzögerte, so daß der werdende Vater wegen des engen Zeitbudgets wieder zurück zu seiner Truppe beordert wurde. Von Kameraden erfuhr die Mutter später, daß ihn die Nachricht von der Geburt seines Sohnes noch erreicht hatte, kurz bevor er in einem Gefecht sein Leben lassen mußte. Von nun an wuchs Robert als Halbwaise, aber im Kreis der eng vernetzten Familie seiner Mutter auf, die auch nach der Aussiedlung aus der alten Heimat zusammenblieb. Robert Maier war gerade einmal zwei Jahre alt, als er im Mai 1946, aufgrund der Beneš-Dekrete, in der Obhut seiner Mutter, die Heimat verlassen mußte. Der Weg führte sie der über den Bahnhof Eger in die Gegend von Magdeburg. Aus der damaligen Ostzone gelangte die Familie nach Hessen, zunächst vom Bahnhof Wallburg nach Villmar, einem Marktflecken an der Lahn, zwischen Westerwald und Taunus gelegen. Schließlich ließ sie sich in Niederzeuzheim bei Hadamar im Westerwald nieder. Der aus britischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Onkel Robert Wilfer, der Patenonkel von Robert, hatte zeitlebens an den Folgen der Inhaftierung und seiner Zeit als Flakhelfer zu tragen. Er war zu seinen Eltern nach Hessen gelangt, wohin auch Robert und seine Mutter – nach Stellung eines Familienzusammenführungsantrags 1947 – ausreisen konnten. Erst spät, nämlich nach Fall des Eisernen Vor-
Sohn Robert Maier
Ziel SPD-Chef
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olitik ist ihm in die Wiege gelegt: Robert Maier, der Sohn von Ingrid Matthäus-Maier und Robert Maier, hat erfolgreich ein Start-Up gegründet und engagiert sich seit 2008 als Business Angel für junge Unternehmer. Außerdem ist Maier Gründer und Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums. 2019 wollte Maier, der mit seiner Familie in Berlin lebt, groß in die Politik einsteigen und sich für das Amt des SPD-Vorsitzenden zur Wahl stellen. Allerdings scheiterte Maier am Quorum, da ihn nur drei Unterbezirke unterstützten. Foto: Evelin Frerk.
hangs, konnte Robert das Grab seines Vaters besuchen, der seine letzte Ruhe auf einem Soldatenfriedhof im Westen der Ukraine gefunden hatte. Leider konnte seine Mutter, aufgrund ihrer nachlassenden Gesundheit, ihn nicht mehr dorthin begleiten. Doch war es für sie eine große Erleichterung, durch den Augenscheinbericht ihres Sohnes, Gewißheit über den Verbleib der sterblichen Überreste des so früh gefallenen Ehemannes erhalten zu haben. Obwohl Robert ohne Vater aufwuchs und während seiner in die unmittelbare Nachkriegszeit fallenden Kindheit, auf manche Annehmlichkeit verzichten mußte, fühlte er sich im Kreis der Familie geborgen und empfand die tatsächlich bestehenden Mangelsituationen nicht als Einschränkung oder Verzicht. Vielmehr erinnert er sich heute, nach seinen eigenen Worten, an eine unbeschwerte und behütete Kindheit. Seine Gymnasialzeit verbrachte er in Hadamar. Nach dem Abitur studierte er an der Universität in
Gießen Mathematik und vertiefte seine Studien auf dem Gebiet der mathematischen Logik in Münster. Dort lernte er, bei der Mitarbeit in studentischen Ausschüssen und in der Studentenvertretung, seine spätere Frau Ingrid kennen. Auch Robert Maier selbst war in seinen jungen Jahren politisch aktiv und engagierte sich zunächst bei den JungLiberalen, wobei er, ebenso wie seine Frau, 1969 der FDP beitrat. 1971 wurde er bereits zum Landesvorsitzenden der Jungdemokraten in Nordrhein-Westfalen gewählt. In dieser Funktion wirkte er maßgeblich an der Gestaltung des „Kirchenpapiers“ der FDP mit, das eine klare Trennung von Staat und Kirche vorsah. Seine Frau folgte ihm auf dieser Position nach. Sie zog 1976 als jüngste Abgeordnete für die FDP in den Bundestag ein. Beruflich betätigte sich der DiplomMathematiker zunächst in seinem Fachgebiet, der mathematischen Grundlagenforschung und Logik, als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Heidelberg und war weiterhin an verschiedenen Lehrstühlen tätig. Nach der Hochzeit im Jahr 1974 bekam das Paar zwei Kinder. Nach der Geburt von Sohn Robert im Jahr 1980 verzichtete der Vater zugunsten seiner mittlerweile politisch sehr erfolgreichen Frau auf eine eigene berufliche Karriere und kümmerte sich – für die damalige Zeit bemerkenswert – als Hausmann hauptsächlich um die Familie. Jedoch unterstützte er seine Frau weiterhin als Mitarbeiter und enger Berater bei ihrer politischen Tätigkeit, die sie in höchste staatliche Ämter und Funktionen führen sollte. So war sie von 1979 bis 1982 Vorsitzende des Finanzausschusses im Bundestag. Als Folge des von der FDP verursachten Bruchs der sozialliberalen Koalition legte Ingrid Matthäus-Maier alle ihre Ämter nieder und verließ zusammen mit ihrem Mann Robert die liberale Partei, um aber 1982 sogleich, ebenso wieder gemeinsam mit ihm, in die SPD einzutreten, wo sich ihre Karriere in bemerkenswerter Weise fortsetzte. So wurde sie 1983 wieder in den Bundestag gewählt und fungierte sogar als stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Fachlich blieb sie weiterhin im finanzpolitischen Bereich tätig. Dabei verfolgte sie stets eine an den Prinzipien des sozial gerechten, vorausschauenden und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens orientierte Linie. Robert Maier engagierte sich ehrenamtlich in der Humanistischen Union sowie in der Giordano-Bruno-Stiftung, beides Funktionen mit ethisch-humanistischen Inhalten. Heute sind Ingrid Matthäus-Maier und Robert Maier vor allem begeisterte Großeltern von vier Enkelkindern. Beide sind gesellschaftspolitisch noch auf ehrenamtlicher Schiene tätig. Gisela R. Forster
5 Mut tut gut
Der Kuß des Himmels A
m 15. August ist das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Es ist ein Fest auf der Höhe des Sommers, ehe diese Jahreszeit beginnt, langsam in den Herbst überzugehen. Die Tage werden allmählich wieder kürzer und die Nächte länger. Ein neues Schul- und Arbeitsjahr mit neuen Aufgaben und Herausforderungen wartet bereits. Was wird dann wieder alles auf uns zukommen? Der Glaube sagt: Maria, die Mutter Jesu, wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, nachdem sie selig entschlafen war. Viel hat diese Mutter erlebt und erfahren, Freud und Leid, Staunen und Begeisterung, aber auch Ablehnung und Verurteilung, den Tod und die Auferstehung ihres Sohnes, die ersten Jahre der jungen Kirche mit so vielen Schwierigkeiten, so vielen Hoffnungen. Manchmal war ihr die Berufung zu dieser besonderen Mutterschaft wohl wie ein schwer zu begreifendes Geheimnis. Zugleich war aber auch immer die Ahnung, ja die Gewißheit im Herzen: Gott ist da. Er ist ein Gott der Liebe, er läßt seine Erwählten nicht fallen, er schenkt neues Leben. Ich finde es schön, daß nicht vom Tod Mariens, sondern von ihrer Entschlafung gesprochen wird. Wir kennen es aus unserem Alltag. Wenn wir sanft einschlafen, dann fällt die Last eines Tages von uns ab. Die Seele wird leicht. Sie braucht nicht mehr mit sich und mit dem Leben beschäftigt zu sein. Sie darf sich selbst vergessen und sich gerade dadurch neu finden. Der Mensch kommt in eine gesunde Distanz zu seinem irdischen Leben, den Freuden und Sorgen des Tages. Das alles wird wie zu einem Traum, rückt in die Ferne. Zugleich kommen Ursprung und Ziel des menschlichen Seins in die Nähe. So wendet das Fest der Aufnahme Mariens unseren Blick zum Himmel Gottes und macht uns zugleich darauf aufmerksam, daß uns dieser Himmel nicht fern, sondern nahe ist. Eine alte Legende erzählt, daß Maria gleich nach ihrer Entschlafung von den Aposteln zu Grabe getragen wurde, aber einer der Apostel fehlte: Thomas. Er fiel ja nicht zum ersten Mal durch Abwesenheit auf. Schon bei der allerersten Erscheinung des Auferstandenen war er nicht da gewesen. Diesmal war er also wieder verspätet. Der Sarkophag Mariens war bereits fest mit einer Steinplatte verschlossen. Weil Thomas aber die Mutter des Herrn sehr liebte, waren die anderen bereit, den Sarkophag noch einmal zu öffnen. Zum allergrößten Erstaunen nahm man freilich wahr, daß der Leichnam Mariens nicht mehr drinnen lag. An seiner Stelle lagen viele duftende Blüten und Kräuter. Mir fällt dazu die erste Strophe des Gedichtes „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff ein: Es war, als hätt‘ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nur träumen müßt. Möge uns Maria an ihrem Feiertag an den Himmel erinnern, der die Erde immer wieder in aller Stille küßt, damit unsere Seele leicht werden kann. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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FORUM
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Heimatzeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimatblatt · Zuckmantler Heimatbrief
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Tomáš Kafka sagt Berlin, aber nicht Mitteleuropa, Adieu
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hätten. Sie habe aus gefalteten DIN-A 4-Seiten bestanden, die ein Heft aus acht DIN-A 6-Seiten ergeben hätten. Und auf diesen Seiten hätten sie fünf Jahre lang ihre eigene Fußballwelt dargestellt. „Die Zeitung hieß ,Foul‘. Die in der tschechoslowakischen Fußballzeitung ,Stadion‘ veröffentlichten Fotos zeichneten wir nach. Wir schrieben Reportagen und machten Interviews. In unseren rund 15 Zeitungen qualifizierte sich die UdSSR nie. Wahrscheinlich waren unsere Berichte langweilig, weil immer nur unsere Günstlinge gewannen.“ Die Kafkabrüder erbten die Freunde ihrer Eltern. Zu diesen zählt Anna Grass, die erste Frau von Günter Grass. „Mein Vater war eng mit Grass befreundet. Anna ist uns bis heute wie eine Tante und eine der treuesten Freunde der Familie. Ihr verdanke ich die Einsicht, daß es wichtig ist, Deutsch zu lernen.“
ben, sind wir eine untrennbare Einheit, wo jeder seinen festen Platz hat und dabei von den anderen lernen und dank ihnen auch staunen kann, was alles möglich ist und möglich sein kann. Berlin spielt dabei eine nahezu magische Rolle: Denn es war in Berlin, wo ich als junger Diplomat und Quereinsteiger Olga als Tochter eines Kollegen bereits in den 1990er Jahren bei meiner ersten Mission kennengelernt habe. Auch wenn wir uns damals nur oberflächlich registriert haben, wußte ich, daß Olga das Potential hat, eine unheimlich faszinierende Frau zu werden. Rund 30 Jahre später, bei meiner zweiten Berliner Mission, begann ich zunächst nur auf Distanz, mich mit Olga über Berlin und unsere Vergangenheit online auszutauschen. Doch aus der Distanz ist bald eine sehr enge Nähe geworden, und nach einer Weile sind Olga und Filip zu mir nach Berlin ge-
dies- und jenseits der Grenze als Inspiration zu dienen. Die Deutsch-Tschechische Erklärung von 1997 glich deshalb mehr einem Befreiungsschlag aus Ratlosigkeit als einer ambitionierten Demonstration, wie traumatisierende Vergangenheit und ein scheinbar unendlicher Ozean an individuellem Unrecht zu behandeln seien. Durch die Öffnung der deutsch-tschechischen Beziehungen für die Öffentlichkeit beiderseits der Grenze beschleunigte sich die Suche nach geladimír Kafka war Literaturmeinsamen Interessen in allen professor, Literaturredakteur Bereichen – von kommunaler der Tageszeitung „Mladá FronZusammenarbeit, Kultur und Juta“ und übersetzte Werke von gendaustausch bis zum Schutz Franz Kafka, Max Brod, Heindes gemeinsamen kulturellen rich Böll und Günter Grass ins Erbes. Die deutsch-tschechiTschechische. 1965, in dem Jahr, schen Beziehungen hörten auf, in dem sein zweiter Sohn Tomáš ihre Protagonisten lediglich zu zur Welt kam, erhielt er den versöhnen, und fingen an, ihnen Tschechischen Staatspreis für Spaß zu machen. Auf der instituseine Kafka-Übersetzung „Das tionellen Ebene spielte dabei der Schloß“. Dieser Sohn sollte desDeutsch-Tschechische Zukunftshalb wie Franz Kafka, tschefonds eine wichtige Rolle.“ chisch František Kafka, den 2005 kehrte Kafka in das Vornamen František erhalten. Außenministerium zurück Kafkas Frau Olga verhinderte und wurde Direktor der Mitdies, stattdessen bekam Tomáš teleuropäischen Abteilung. zwei Patenonkel, die František 2008 entsandte ihn die Tschehießen: František Černý, der chische Republik als Botschafmit Vladimír Kafka den 8. Juter in die Republik Irland. „Ich ni 1931 als Geburtstag teilte, wollte nicht Botschafter in Duund František Jungwirth, der blin werden. Ich wollte beim renommierte Übersetzer von Zukunftfonds bleiben. Doch angelsächsischen Kriminalrodann kam das schlagende Armanen. gument: ‚Ein Kafka kann nicht 1970, das war fünf Jahre Nein zu einem Posten in der später, starb Vater Vladimír Stadt von James Joyce sagen.‘ Kafka. „Ich habe keine wirkDas saß.“ liche Erinnerung an meinen Tschechen und Iren, so KafVater. Aber ich erinnere mich ka, seien zwar von der großen an noch ungeöffnete ZigaretHistorie fasziniert und nicht Bilder: Nadira Hurnaus selten hart geprüft worden, tenschachteln und die Biblio- Tomáš Kafka mit Frau Olga und Sohn Filip. thek mit vielen deutschen Büdennoch hätten sie Probleme, chern und deren tschechischen Während seines Geschichts- zogen. Das ist das Beste, was mir diese große Geschichte für sich Übersetzungen und den herzli- und Russischstudiums an der je geschah! Filip lernte hier nicht einzuordnen. „Nicht einmal sie chen Widmungen der deutschen Prager Karls-Universität wollte nur sehr gut Deutsch, sondern selbst, also die Tschechen und Autoren. Sie waren meinem drei er „vor allem Spaß“. Gleichzeitig auch Dinge im breiteren Zusam- die Iren, wissen ganz genau, wie Jahre älteren Bruder Štěpán und versuchte er sich als Übersetzer menhang und mit einer wohltu- sie in der Historie abgeschnitten mir Vermächtnis und Inspirati- aus dem Deutschen. „Ich wuß- enden Distanz einzuordnen. Und haben. Dies mag vielleicht der on und boten den Einstieg in die te aber nicht, was ich überset- Olga und ich brauchen uns nicht Grund sein, warum sie bei der deutsche Literatur. Damit hielten zen soll und ob ich‘s überhaupt mehr nur über die Vergangen- Wiedergabe der großen Historie wir den geistigen Kontakt zu un- kann. Ich war ein ewiger Sohn. heit auszutauschen. Dafür ist die eher Stories als historische Großserem Vater aufrecht.“ Immer habe ich den Vater mit- Zukunft viel zu verlockend.“ bilder bevorzugen. Damit wird 1977 starb Mutter Olga Kafka. gedacht. Das hemmte mich.“ Mit 1995 bis 1997 war Kafka Re- die große Geschichte etwas priDamals nahm des Vaters Schwe- der Übersetzung eines ersten Ro- ferent für die deutschsprachi- vater und öffnet sich auch für witster Alena, verheiratete Klirová, mans, das war „Der Vorleser“ von gen Länder. 1998 wurde er tsche- zigere oder traurige StimmungsŠtěpán und Tomáš zu sich. „Na- Bernhard Schlink, emanzipierte chischer Ko-Geschäftsführer bilder. Letzten Endes gefällt man türlich waren wir überaus dank- er sich vom Vater. des Deutsch-Tschechischen Zu- sich eher in der Rolle eines Gebar. Aber das Zusammenleben Kafka studierte und übersetz- kunftsfonds in Prag. Der deut- schichtenerzählers denn eines war sowohl für das bis dahin kin- te, dichtete und war Mitgründer sche Co-Geschäftsführer war akademischen Historikers.“ derlose Ehepaar als auch für uns der Zeitschriften „Dolmen“ und der in Teplitz-Schönau im böhEin Geschichtenerzähler ist pubertierende Buben schon eine „Kvašňák“. Und dann wurde er mischen Mittelgebirge gebore- auch Tomáš Kafka. Nicht so temgroße Herausforderung. Mittler- Diplomat. 1991 bis 1995 war er ne und vertriebene langjährige peramentvoll wie die Südeuroweile betrachte ich diese Zeit als Attaché für Kultur, Presse, For- Bundestagsabgeordnete Herbert päer, nicht so unterkühlt wie die eine Vorbereitung für die Welt schung und Bildung in der Au- Werner. Auch Werner, so Kafka, Westeuropäer, nicht so mysthider Diplomatie.“ ßenstelle der tschechoslowaki- sei ihm zum väterlichen Freund fizierend wie die Nordeuropäer Štěpán Kafka verdient heute schen und dann tschechischen geworden, die Familien seien und nicht so schwermütig wie die sein Geld als Ökonom, ist aber Botschaft in Berlin unter sei- quasi fusioniert. Osteuropäer. Der Mitteleuropäauch Hobbyfotograf und Dich- nem Taufpaten, dem Botschafter Kafka: „Die Gräben zwischen er Kafka ist eher ein wenig auster und Denker. In jener Zeit, so František Černý. Bereits damals den Tschechen, Deutschen und holend wie sein Reichenberger Tomáš Kafka, sei ihm sein Bru- lernte er seine spätere Frau Olga Sudetendeutschen haben sich in Landsmann Otfried Preußler mit der eine große Stütze gewesen. kennen. den neunziger Jahren trotz al- einem Schuß verblüffender HinDamals habe Štěpán eine FußKafka über Frau und Sohn: ler Bemühungen der Galacti- tergründigkeit à la Schweijk und ball-Samisdat-Zeitung erfunden, „Auch wenn wir alle drei einen cos aus dem Palais Czernin eher einer Portion altösterreichischem die sie regelmäßig produziert jeweils anderen Nachnamen ha- noch vertieft, statt den Bürgern Schmäh. Nadira Hurnaus
Im Oktober löst Jiří Čistecký Tomáš Kafka als Tschechischen Botschafter in Berlin ab. Kafka wird voraussichtlich in die Zentrale nach Prag zurückkehren. Bevor er nach Berlin kam, war er Stellvertretender Vizeminister für Europäische Angelegenheiten. Der Diplomat ist außerdem Übersetzer, Literat, Mitgestalter des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des deutschsudetendeutsch-tschechischen Verhältnisses. Was treibt diesen Mann an?
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Postleitzahl, Ort
E-Mail svg@sudeten.de
� Literat, Diplomat und ein Freund der Sudetendeutschen
Der Bayerische Rundfunk stellte in seiner Reihe „Kunst und Krempel“ wieder einmal Schätze aus Böhmen vor. Diesmal ging es um Keksdosen mit irisierendem Glanz.
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ei einer Begutachtung in der Sendung „Kunst & Krempel“ des Bayrischen Rundfunks, die auf Schloß Ehrenburg im oberfränkischen Coburg stattfand, präsentierte ein Sammler drei prächtige Keksdosen aus schillerndem Glas mit Metallaufsatz. Er habe sie im Internet erworben, zum Teil aus Frankreich und aus Deutschland. Für das Stück mit Ausstülpungen habe er 150 Euro, für die anderen je etwa 80 Euro gezahlt, so der Sammler. Seine Fragen an die Experten waren, ob er zuviel bezahlt habe, und ob es sich wirklich um Keksdosen handele, da man so schlecht mit der Hand in die Öffnung komme? Und wie seien die Jugendstil-Gefäße mit dem besonderen Glanz hergestellt worden? Führe eine Spur zu konkreten Glashütten in Böhmen? Die beiden Experten, Dedo von Kerssenbrock-Krosigk vom Glasmuseum Hentrich in Düsseldorf und Christoph Bouillon, vereidigter Auktionator in Köln, bestätigten die zeitliche Einordnung vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu den Metallrahmen und Deckeln konnten sie keinen Hersteller benennen, aber beim Glas gab es viel zu berichten. Um 1860 erfand ein ungarischer Chemiker die Erzeugung des irisierenden Glanzes durch das Einblasen von speziellen Gasen in eine Irisiertrommel, in der die glühende Glasmasse lagerte. Dabei entstand dieser Glanz, der auch bei Ausgrabungen entdeckte römisch-antike Gläser auszeichnete. Tiffany in den USA, aber auch böhmische Glashütten, hätten diese Gestaltungsform zu neuen Produkten genutzt. Zwei Firmen seien in Böhmen damit befaßt gewesen: Kralik in der Böhmerwaldgemeinde Elenorenhain/Lenora und Pallme-König in Kosten bei Teplitz-Schönau im Böhmischen Mittelgebirge. Die 1889 von den Brüdern Josef und Theodor Pallme-König errichtete Glashütte wurde nach ihrer Mutter Elisabeth benannt und war ein Ableger einer Glashütte in Steinschönau. Die Hütte firmierte ab 1903 un-
� Kunst und Krempel im Bayrischen Fernsehen
Drei Dosen auf der Suche nach Keksen
Die Experten Christoph Bouillon und Dedo von Kerssenbrock-Krosigk vom Glasmuseum Hentrich in Düsseldorf mit den Gläsern im schönen Schloß Ehrenburg. industrie habe entstehen lassen, die bald auch Blechdosen produziert habe. Über die präsentierten Dosen hieß es, man habe hier eine Luxusausführung aus dem Jugendstil: „Formschön zum Servieren und ohne Personal zu gebrauchen.“ Die Wert einschätzungen der Experten entsprachen etwa den Ausgaben des Sammlers. Die Keksdose mit Ausstülpungen bewege sich im Wert zwischen 150 und 200 Euro, die anderen beiden um 100 Euro. Darüber war der Sammler hocherfreut. Er habe schon etwa 15 verschiedene Dosen und wolle weitersammeln. Jedoch hätten er und seine Frau noch niemals Kekse darin aufbewahrt, wegen der Schwierigkeiten, hineinzufassen. Das wollten sie nun ändern, „auch wenn die Öffnungen mehr etwas für Kinderhände sind.“ Seine Frau schlug vor, es mit einer Zange zu probieren, daraufhin der Sammler: „Zange, das wäre eine Idee.“ Ulrich Miksch
Die drei Dosen haben leider recht kleine Öffnungen.
Der Sammler mit Ehefrau.
Im Rahmen der Vortragsreihe „Geschenke der Natur Böhmens“ referierte der Historiker Stefan Samerski – damals wegen der Coronapandemie nur im Internet – über böhmisches Glas (Þ SdZ 50/2020).
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
as böhmische Glas ist weltberühmt“, betonte Samerski. Von Venedig und Italien über Sachsen sei die Glasherstellung auch nach Böhmen gekommen, allerdings noch nicht in hoher Qualität. Und auch die erfolgreiche Produktion von Glas habe ihre Ursache in dem Vorkommen bestimmter Bodenschätze wie Quarzsand, Soda, Pottasche sowie Energie aus Holz und Holzkohle. Der Siegeszug von massenhaft hergestelltem Glas habe begonnen mit der Kolonisation der Neuen Welt. Der Nutzen von Glasperlen als Handelsgut mit den indigenen Bewohnern habe alsbald auch die Glasproduktion in Europa ansteigen lassen und eben auch in Nord- und Südböhmen. Pfiffige Kauf-
ter Gebrüder Pallme-König, ab 1907 unter Glasfabrik Elisabeth, Pallme-König & Habel, und feierte mit dem farbig irisierenden Glas Verkaufserfolge. Schon vor 1945 wurde die Glashütte kriegsbedingt stillgelegt. Ein kleiner Exkurs von Bouillon über die Etablierung des britischen Nachmittagstees durch die Duchess of Bedford – eigentlich Lady Anna Maria Stanhope (1783–1857) – schloß sich an. Der Experte erinnerte daran, daß die Biscuits, das Gebäck zum Tee, eine regelrechte Keks-
Die Elisabethhütte stellte ähnliche Gläser her.
leute hätten ihr Glas � Vortragsreihe „Geschenke der Natur Böhmens“ bald in die Metropolen Frankreichs und später andere Reiche exportiert. Dies bewiesen die Tagebuchaufzeichnungen von einem Glasbläser aus der Preissler-/Preußlerdynastie im Erzgebirge. „Das wohl am Hofe Kaiser Rudolfs II. durch Schnitt, Schliff und Gravur verbesserte böhmische Kristallglas überholte im 17. Jahrhundert sogar das Muranoglas aus Venedig. Der in Komotau geborene Glashändler Christian Rautenstrauch habe 1710 schon fünf Verkaufsfilialen im jungen Sankt Petersburg unterhalten. In Konstantinopel habe die böhmische Glashändlerfamilie Kreibich bereits ab 1700 mit eigener Produktion gehandelt. „Das böhmische Glas stieß damals bis nach Indien vor.“ Das Handelsmonopol sei Mitte des 18. Jahrhunderts bei Böh- Professor Dr. Stefan Samerski erhebt ein Limen gewesen. Über Spanien und Por- körglas aus dem Papstservice der Karlsbatugal, wo die böhmischen Glashänd- der Firma Moser.
ler enorm erfolgreich gewesen seien, aber auch über den Bosporus, sei die Produktion aus Böhmen in alle Welt gekommen, um 1800 bis nach Peru, Mexiko oder auch Ägypten. Das 19. Jahrhundert sei die Boomzeit für das böhmische Kristallglas gewesen, faßte Samerski zusammen. „Lüster mit Kristallschliff machten Furore.“ Die Produktion von Bijoux, Modeschmuck aus Glas, sei ebenfalls enorm groß gewesen, besonders in Gablonz. Und der Isergebirgler Daniel Swarov ski habe 1892 in Prag ein neues Kristallschleifverfahren für Schmucksteine patentieren lassen. 1857 habe auch der Egerländer Produzent Ludwig Moser, der feines Gebrauchsglas in Manufaktur hergestellt habe, ein Gravur- und Einzelhandelsgeschäft in Karlsbad eröffnet. 1893 habe er seine eigene Glasfabrik eröffnet.
Glas aus Böhmen
„Mosers Produkte – besonders die Trinkgläser – wurden sehr erfolgreich. Und da sind wir bei der politischen Bedeutung.“ Ab 1900 habe Moser für Höfe und Staatsoberhäupter, etwa ab 1904 als k. u. k. Hoflieferant, Service und Gläser kreiert, oft mit deren Monogrammen. Leo Moser habe auch 1923 das Trinkservice Pope für Papst Pius XI., das damalige Staatsoberhaupt im Vatikan, präsentiert. 1925 habe Moser seine erste Niederlassung in Prag eröffnet. Nach Enteignung und Verstaatlichung 1945 sei die Firma nach der politischen Wende 1991 wieder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden und habe 2007 150jähriges Jubiläum gefeiert. „Bei Staatsempfängen stehen noch heute meist Gläser wie das berühmte Splendid von Moser auf den Tischen.“ So erhob Samerski ein Likörglas aus der Moser-Serie Pope auf den schönen Abschluß der Vortragsreihe „Geschenke der Natur Böhmens“ und prostete der Kamera zu. sh
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Hof der Familie Franz Bullinger in Steinberg/Ukraine, um 1942/1943. Rechts: Peter Bullinger als Bürgermeister bei der ersten Kriegerwallfahrt in Klosterlechfeld 1953. Seit 2022 heißt die Feier Männer- und Soldaten-Friedenswallfahrt. Wie die ganze Bevölkerung der Ukraine wurde auch ihre deutsche Minderheit zum Opfer des russischen Angriffskrieges im frühen 20. Jahrhundert. Der Programmschwerpunkt des Hauses des Deutschen Ostens „Deutsche in der Ukraine im Fokus“ nimmt einige Schlüsselereignisse der Geschichte und Gegenwart dieser Minderheit in den Blick. Als Teil dieses Vorhabens sollen deutsch-ukrainische Fluchtgeschichten des 20. Jahrhunderts aufgearbeitet werden. Hier wird die Geschichte der Familie Bullinger aus der Zeit der bolschewistischen Revolution in Rußland und des Bürgerkrieges, der 1918 auf dem Territorium des einstigen Russischen Zarenreiches, darunter in der Ukraine, ausgebrochen war, vorgestellt. Sie wurde von einem Nachkommen, Wolfgang Scheibel aus München, niedergeschrieben.
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ufgewachsen bin ich im bayerisch-schwäbischen Kaufbeuren, wo meine Eltern sich bald nach dem Krieg niedergelassen hatten. Von dieser Herkunft bin ich geprägt. Flucht und Vertreibung, Neuansiedlung und Beheimatung bestimmten nach 1945 die Geschichte auch dieser Stadt im Allgäu. So siedelten sich in Kaufbeuren-Neugablonz nach 1945 die aus den nordböhmischen Städten Gablonz/Jablonec und Reichenberg/Liberec Vertriebenen und deren Nachkommen an. Nur die Geschichten von der alten Heimat „so war es dahejme“ blieben den Gablonzern. „Nej su wos“ lautete die Überschrift der Gablonzer-Kolumne im „Allgäuer“. Freilich waren „die Gablonzer“ etwas „anders“ als die Kaufbeurer, sie brachten schon „was Neues“ in die angestammte allgäu-schwäbische Stadtgesellschaft hinein. Aber „man“ – das heißt beide Seiten – arrangierten sich. In den frühen 1990er Jahren kamen zu den Sudetendeutschen die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion – meist aus Rußland, der Ukraine und Kasachstan – als Spätaussiedler hinzu. Auch sie brachten ihre ganz eigenen geschichtlichen Erfahrungen und kulturellen Prägungen mit. Die Ereignisse seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, also seit dem 22. Februar 2022, zeigen jedoch, daß Flucht, Vertreibung und andere Formen der Zwangsmigration mit diesen Fluchtgeschichten weder endeten noch der Vergangenheit angehören. Denke ich über die erzwungene Flucht so vieler Familien aus der Ukraine infolge der aktuellen Kriegsgeschehnisse nach, so komme ich immer wieder auf die Geschichte meiner eigenen Familie zurück. Während meine Familie väterlicherseits Jahrhunderte alte Wurzeln in Füssen hat, bin ich mütterlicherseits in der dritten Generation auch Nach-
� Deutsch-Ukrainische Flüchtlingsgeschichten
Schreiende Aktualität fahre von im Jahr 1919 aus der Ukraine geflüchteten Deutschen. Durch meine Mutter Angelika Scheibel, geborene Bullinger (1927–2021), erfuhr ich von der Lebensgeschichte ihres Vaters Peter Bullinger (1893–1970), ihres Großvaters Franz Bullinger (1845–1936) und dessen Familie. Mit diesen Erzählungen und Berichten bin ich aufgewachsen. So ist diese Geschichte der Familie Bullinger, zusammengetragen in einer Familienchronik nach Angaben meines Großvaters Peter, nach und nach auch zu meiner Geschichte geworden. Die Flucht meiner Vorfahren aus der Ukraine im Jahr 1919, das heißt vor mehr als 100 Jahren, erfährt gerade in diesen Tagen leider eine unerwartet schreiende Aktualität. In der schwäbischen Gemeinde Klosterlechfeld bei Augsburg ist sein Name bis heute vielen in Erinnerung. Im Jahr 2022 wurde die Peter-Bullinger-Straße nach ihm benannt. Peter Bullinger, mein Großvater, war hier schließlich von 1948 bis 1964 CSU-Bürgermeister. Geboren wurde er jedoch in der deutschen Kolonie Steinberg am Bug in der Nähe der Stadt Nikolajew im damaligen Zarenreich; heute heißt der Ort Kyr’jakivka (Кир‘яківка) und gehört zur Ukraine. Er war eines von den zehn Kindern von Franz Bullinger und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Kary (1869–1959). Zwei weitere Kinder aus erster Ehe brachte Franz, der Witwer war, in diese Verbindung mit. Peter Bullinger ging 1906 bis 1910 zur Schule im katholischen Gymnasium in der
Peter Bullinger in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.
russischen Wolgastadt Saratow, 1913 bis 1915 besuchte er ebenfalls dort ein Studienseminar. Zwischenzeitlich war er 1910 bis 1913 Schüler am öffentlichen Privatgymnasium des Jesuitenordens Stella Matutina zu Feldkirch im österreichischen Vorarlberg. Unter seinen Mitschülern waren auch zwei solch grundverschiedene Personen wie Kurt von Schuschnigg (1897–1977), in der Zwischenkriegszeit Bundeskanzler von Österreich und einer der führenden Vertreter des sogenannten Austrofaschismus, und Graf Josef Ernst von Fugger-Glött (1895–1981), seit 1940 Chef des ehemaligen fürstlichen Hauses Fugger von Glött, später Mitglied des Kreisauer Kreises im Widerstand gegen Hitler.
ze Meer nach Konstantinopel/ Istanbul zu fahren. Per Schiff erreichten sie über Gallipoli und Triest am 25. April den Hafen von Venedig. Mit dem Zug fuhren sie über den Brenner Richtung Deutschland ihrem unbekannten Schicksal entgegen und trafen am 7. Mai 1919 im Lager Lechfeld bei Augsburg ein. Immer wieder packte Peter Bullinger das Heimweh, was er auch in seinem Tagebuch festhielt. So endete die Geschichte der Familie Bullinger in der Ukraine.
bracht hatten, geblieben war, investierten die Neuankömmlinge in ein Haus mit Grundstück. Auf dem neuerworbenen Grund bauten sie, auch um bei schwieriger Versorgungslage zu überleben, wieder Tomaten und Paprika an. Die Ortsansässigen kannten beides noch nicht. Sogleich liefen die Dorfbewohner vor Bullingers Holzzaun zusammen und raunten: „Die Russen fressen aber auch alles!“ Und das obwohl die neuen Nachbarn aus der Ukraine Deutsche waren und
„Meine zweite Heimat“ Später wird Peter Bullinger diese Gegend als „meine zweite Heimat, in der ich die schönsten Jahre meines Lebens verlebt habe, die schöne Studienzeit“ beschreiben. 1915 wurde er vom Studienseminar weg in die russische Zarenarmee eingezogen und an die türkische Kriegsfront versetzt, wo er bis zum Niedergang des Zarenreiches 1917 blieb. Bs zum Frühjahr 1919 war er Anführer einer deutschen Selbstschutz-Einheit in seinem Kolonistengebiet in der Ukraine. Am 16. März 1919 verließen die verschwägerten Familien Bullinger, Immel und Kary, darunter Peter Bullinger aus Nikolajew, nachdem sie zuvor von ihrem Heimatdorf Steinberg Abschied genommen hatten. Die Familie Johann Adam Bullinger (1791– 1844) war 1818, aus Herxheim in der Pfalz in die im Schwarzmeergebiet gelegene deutsche Kolonie Katharinental eingewandert. 1869 gründete Peter Bullingers Vater Franz zusammen mit anderen Kolonisten das Dorf Steinberg am Bug. In der Ukraine hatte die Familie also über ein Jahrhundert und vier Generationen lang gelebt und gewirkt. Der ganze erarbeitete Besitz mußte zurückgelassen werden. Um 1919 besaß der Kolonist Franz Bullinger nämlich 565 Desjatinen oder 524 Hektar Land, vier Desjatinen oder 3,6 Hektar Obst- und Weingärten, Vieh und landwirtschaftliches Inventar. Auf der Flucht hatten sie nur wenig mehr als ein paar Koffer und die Ersparnisse von der Bank. Von Nikolajew gelangten sie per Dampfer in die Hafenstadt Odessa. Am 23. März 1919 bestiegen sie das Dampfschiff „Jerusalem“, um über das Schwar-
Dr. Wolfgang Scheibel präsentiert Dokumente aus seinem Familienarchiv sowie die über 100 Jahre alte Zuckerzange, die seine Vorfahren bei der Flucht aus der Ukraine 1919 mitnahmen. Mit ihrem schweren Entschluß zur Flucht konnte sie sich gerade noch rechtzeitig vor der Gewaltund Terrorherrschaft der Bolschewiki in das Deutsche Reich hinüberretten. Daß es der richtige Schritt war, zeigte das weitere Schicksal der zwei Brüder von Peter Bullinger, die in der Ukraine geblieben waren. Der eine wurde noch im Sommer 1919 von den Rotgardisten erschossen, der andere in die Verbannung nach Sibirien geschickt. Ihren Hof in Steinberg sahen sie nur noch einmal. Während des Zweiten Weltkrieges kam ein naher Verwandte der Bullingers mit der Wehrmacht in die Kolonie und machte Aufnahmen vom Anwesen, die er nach Klosterlechfeld schickte. Was ihnen von ihrem Geld, das sie aus der Ukraine mitge-
noch ihren alten Pfälzer Dialekt sprachen. Nichtsdestotrotz galt es für die Bullingers, sich einzuleben. Am 3. August 1923 erhielt Peter Bullinger die deutsche Staatsangehörigkeit im Freistaat Bayern. Die Mitglieder der Großfamilie blieben jedoch nicht lange beieinander. In Anbetracht der Umstände – es herrschte große Arbeitslosigkeit – und angesichts der schwierigen politischen Lage in Deutschland, bestiegen die fünf Brüder meines Großvaters Peter Bullinger bereits bald nach ihrer Ankunft, also noch vor der Hyperinflation des Jahres 1923, wieder ein Überseeschiff und wanderten nach Kanada aus. Von der Restfamilie Bullinger blieben neben Peter Bullinger und seinen Eltern Franz und Elisabeth nur deren älteste Tochter Katharina
und die jüngst geborene Tochter Eugenie in Klosterlechfeld. Peter Bullinger war zweimal verheiratet. Florentine Wörle, mit der er 1923 die Ehe einging, stammte aus einer eingesessenen Bäckerfamilie. In den folgenden Jahren wurde er Vater von vier Töchtern, darunter meiner Mutter Angelika, und baute als kaufmännischer Leiter die Keksfabrik Wörle mit auf. Nachdem seine erste Frau 1936 völlig überraschend mit 34 Jahren gestorben war, heiratete er 1942 ein zweites Mal. Agnes Warwas war eine Schlesierin aus Kattowitz. Bereits unmittelbar nach Kriegsende, im Mai 1945, setzten die USA-Besatzungsbehörden Peter Bullinger als kommissarischen Bürgermeister in Klosterlechfeld ein. 1948 wurde er zum ersten Nachkriegsbürgermeister gewählt; in diesem Amt blieb er bis 1964. In der Geschichte des Ortes steht er als einer, mit dem Klosterlechfeld den Anschluß an die Moderne fand. Neben der Erweiterung des Ortsgebietes im Norden, der Reduzierung der Wohnungsnot, dem Ausbau des Straßennetzes, dem Aufbau der Imhofschule und der Neuanlage des Friedhofs in Klosterlechfeld, machte er sich insbesondere um die Eingliederung der Heimatvertriebenen, darunter vieler Sudetendeutscher, verdient. So ist seine Rolle bei der Erweiterung der sogenannten Tankstellensiedlung nicht zu unterschätzen, in der viele Heimatvertriebene ein neues Zuhause fanden. An die Umstände des Todes meines Großvaters Peter Bullinger am 14. April 1970 erinnere ich mich, damals ein Bub von acht Jahren, und an sein Begräbnis auf dem Friedhof in Klosterlechfeld noch genau. Der langjährige und verdiente Altbürgermeister der Gemeinde wurde mit Fahnenabordnungen und Musikkapelle vor einer großen Trauergemeinde mit allen Ehren zur letzten Ruhe gebettet, und ich stand tief beeindruckt neben seinem Grab. Ein gelebter Nachhall auf meine andauernde Befassung mit diesem, bereits lange zurückliegenden „ukrainischen“ Anteil der Geschichte meiner Familie sind wohl meine Vorlieben für alte Ikonen, die Musik eines Alfred Schnittke und den Gesang der Orthodoxie, für die farbkräftigen kaukasischen Teppiche, für den roten Borschtsch und den schwarzen Tee, den Tschai. Auf ihrer Flucht aus der Ukraine bereiteten ihn die Bullingers im mitgeführten Samowar, von ihnen Tschai-niggl genannt, mit Zucker gesüßt, aus kräftigen Zuckerplatten herausgebrochen mit der alten Zuckerzange. Diese Zuckerzange, die zu meinem Familienerbe gehört, verehre ich heute gleich einer handhabbaren Reliquie.
VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Blick vom Bischofshof auf die Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale und Bischof Pavel Konzbul.
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Augustinerkloster Sankt Thomas in Alt Brünn.
uch in diesem Jahr fanden SL-Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg und dankten allen Landsleuwir wieder im sehr zentral ten für die engagierte Teilnahgelegenen Hotel Best Western me. Am Montag ging es dann International Quartier, in dem wieder für alle zurück nach sich die mehr als 150 TeilnehBayern und Baden-Württemmer morgens und abends an eiberg. nem mährischen Buffet stärken Der Südbayern-Bus machte konnten, um wieder ein vielseiwie schon vor zwei Jahren Halt tiges und anspruchsvolles Proam Biohof Ochsen im Mayerhof gramm zu absolvieren. Der Samszu Probitz/Pravice 15 Kilometer tag stand wie immer ganz im Zeivon der Grenze zu Niederösterchen des Versöhnungsmarsches Im Jahreskalender der sudetendeutschen die Tage des Selbstbestimmungsrechts. Seit alljährlichen Versöhnungsmarsch teilzu- reich entfernt. Den Hof bewirtvon den Gedenkkreuzen in Pohr- Volksgruppe gibt es eine ganze Reihe von einigen Jahren ist ein weiterer, wichtiger nehmen. Auch heuer reisten die SL-Landes- schaften der Wiener Robert Tholitz ins Augustinerkloster in Alt Veranstaltungen, die seit Jahrzehnten zum Programmpunkt dazu gekommen: die all- gruppen Bayern und Baden-Württemberg mas Zahrl und der Prager Tomáš Brünn ( SdZ 26/2024). festen Bestandteil des sudetendeutschen Le- jährliche Fahrt der beiden größten SL-Lan- Ende Juni in die mährische Metropole, die Ignác Fénix. Die beiden LandwirAuch am Sonntag erwartete bens gehören, wie der Sudetendeutsche Tag, desgruppen Bayern und Baden-Württem- sich schon wie ein zweites Zuhause erleben te hatten am Sudetendeutschen die Teilnehmer, darunter mitt- die Tagungen der Bundesversammlung oder berg mit drei Bussen nach Brünn, um am läßt. Andreas Schmalcz berichtet. Tag, wo sie seit vielen Jahren lerweile immer mehr junge Leumit einem Stand präsent sind, te, ein reichhaltiges Programm. Heuer boten wir unseren Kulturverbandes Region Brünn, pranistin Iris Marie Kotzian und den Landesobmänner Steffen dazu eingeladen. Die LandsleuNach dem Gedenken im Kau- Landsleuten drei verschiede- unseres Projektpartners. Nach der Pianist Christoph Weber eine Hörtler aus Bayern und Klaus te konnten sich von weiteren nitz-Kollegium (ebenfalls SdZ ne Exkursionen am Sonntag- einem Einführungsvortrag in der musikalische Soirée mit Liedern Hoffmann aus Baden-Württem- kleinen Fortschritten beim Aus26/2024) feierten wir zusammen nachmittag an. Rosina Reim und Brünner Synagoge Agudas Ach- und Chanbau der Gämit vielen Brünner Bürgern ei- Monika Ofner-Reim fuhren mit im besichtigten Mareček und sei- sons rund um stezimmer in nen festlichen Gottesdienst in der einem Bus in ihre Heimat in die ne Gruppe die Villen berühmter die Hotellobden alten hiKathedrale Sankt Peter und Paul, Wischauer Sprachinsel ( SdZ Brünner jüdischer Persönlich- by als Ort der storischen Geden der Brünkeiten, so auch Begegnung. bäuden überner Bischof Padie Villa Löw- In deutscher, zeugen. Trotzvel Konzbul Beer. tschechischer dem bleibt mit weiteren Eine drit- und englischer noch viel zu Geistlichen zete Gruppe wie- Sprache ertun. Ein schnellebrierte, darderum besich- klangen Werke lerer Fortunter Diakon tigte mit Peter unter anderem schritt bleibt Marc StegBarton, dem von Antonín ihnen zu wünherr, Obmann Leiter des Su- Dvořák, Ernst schen. Schließder SL-BezirksdetendeutKorngold und lich ist Südgruppe Oberschen Büros in Ralph Benatzmähren eine bayern, der Prag, und einer ky. Dieses öfwunderschöder Delegatiörtlichen Rei- fentliche Konne Gegend mit on angehörte. seleiterin das zert in der vielen SehensDer angekünAugustinerklo- schönen, vollwürdigkeiten, digte Lateinister. kommen überso daß sich ein sche Patriarch Die Sude- füllten Lobby Aufenthalt imvon Jerusalem, Bayerns SL-Landesobmann Steffen Hörtler, Dr. Ortfried Kotzian, Vorstands- tendeutsche des Hotels mit mer lohnt. vorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, Baden-Württembergs SL-Lan- LandsmannPierbattista ihrem wunderZum Schluß Kardinal Pizza- desobmann Klaus Hoffmann und Martin Dzingel, Präsident der deutschen schaft warte- baren schwargeht auch balla OFM, Vereine in der Tschechischen Republik. te heuer mit ei- zen Flügel beein herzlihatte leider nem eigenen geisterte die cher Dank an nicht kommen können. David 29/2024). Eine weitere Grup- offiziellen Programmpunkt auf, vielen Besuden DeutschMacek vom Organisationskomi- pe war unter der Leitung von um selber einen kulturellen Bei- cher. Sie dankTschechischen tee „Meeting Brno“ hatte aber Zdeněk Mareček auf den „jü- trag zum erfolgreichen Festival- ten es den bei- Pianist Christoph Weber und Sopranistin Iris Marie Kotzian. Zukunftsfonds Bilder (6): Daniel Mielcarek und das Bunwenige Tage zuvor mit Pizza- dischen Spuren Brünns“ unter- Wochenende zu leisten. Sie lud den Künstballa ein Online-Interview ge- wegs. Mareček lehrt Germanistik für Sonntagnachmittag „Zum lern mit einem desministeriführt, welches nach der Messe an der Brünner Masaryk-Univer- Fünf-Uhr-Tee im Hotel Best We- langanhaltenden Applaus. berg das erfolgreiche Wochenen- um des Innern und für Heimat, in der Kirche ausgestrahlt wur- sität und ist Erster Stellvertreten- stern International Brünn“ ein. Beim anschließenden Ab- de Revue passieren. Sie zeigten die die Brünn-Fahrt immer unde. der Vorsitzender des Deutschen Unter diesem Titel boten die So- schlußabendessen ließen die bei- sich außerordentlich zufrieden terstützen.
Gast beim Versöhnungsfestival „Meeting Brno“
Die Landwirte Tomáš Ignác Fénix und Thomas Robert Zahrl …
… und ihr Biohof in der Thaya-Schwarza-Senke und an der Grenze von Südmähren nach Niederösterreich.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Die Blaskapelle „Charivari“ aus dem Remstal ist auf Egerländer Blasmusik spezialisiert.
Blaskapelle aus der ungarischen Partnerstadt Dorog. Oben Eghalanda Nachwuchs. Am dritten Juliwochenende feierte das württembergische Wendlingen am Nekar, Patenstadt der Egerländer, das 72. Vinzenzifest und das 49. Egerländer Landestreffen mit 75. Geburtstag der Eghalanda Gmoi z‘ Wendlingen. Auch der Bund der Deutschen in Böhmen (BdDB) feierte mit. BdDB-Vorsitzender Richard Šulko berichtet.
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ank einer Messe in Stuttgart führte mein Weg heuer auch nach Wendlingen, wo ich in einem Hotel übernachtete und wohin ich seit der Samtenen Revolution bereits oft zum Vinzenzifest gefahren war. Vüarstäiha der dortigen Eghalanda Gmoi ist Mathias Rödl, der mittlerweile auch der Stellvertretende Landesvüarstäiha in Baden-Württemberg ist. Als ich damals im Hotel ankam, rief ich den Mathias an: „Hättest nicht Lust, ein Bier mit mir zu trinken?“ Nach vielen Jahren trafen wir uns also wieder und erzählten bis lang in die Nacht, was wir so alles machen. „Hättet ihr, die ,Målaboum‘, nicht Lust, beim Vinzenzifest 2024 mitzumachen?“, fragte Mathias. Ich prüfte meinen Kalender und plante das Wochenende im Juli ein. Der Weg aus München, wo ich gerade ein Medienseminar
Volkstanzgruppe der Banater Schwaben.
� Bund der Deutschen in Böhmen
Drei Auftritte in Wendlingen besucht hatte (Ý Seite 11), nach Wendlingen am Freitagnachmittag über die A8 war, wie erwartet, reiner Horror. Um halb sieben Uhr abends sollte im Treffpunkt Stadtzentrum der Festabend beginnen, und ich stand um fünf Uhr noch im Stau bei Ulm. Ende gut, alles gut: Um sechs Uhr traf ich mich mit meinem Sohn Vojtěch, der schon im Hotel wartete. Wir zogen noch unsere Tracht an und eilten in der Abendhitze in den Saal. Nachdem die Blaskapelle „Charivari“ ihre Tonprobe gemacht hatte, waren wir, die „Målaboum“, dran. Nur wenige Minuten später startete das Programm mit zwei Musikstücken der Blaskapelle, und nach der Begrüßung durch Mathias Rödl folgten unserer Einlage und das Grußwort des Wendlinger Bürgermeisters Steffen Weigel. Danach spielten die „Målaboum“ etwa 50 Minuten lang Egerländer Volkslieder, und ich trug aus meinem letzten Buch noch ein paar Gedichte in Egerländer Mundart vor. Nach der Präsen-
Vojtĕch Šulko, Mathias Rödl und ein Mitglied des Wendlinger Musikvereins.
tation der Gmoi-Chronik folgte Unterhaltung bis spät abends mit der Blaskapelle „Charivari“. Das Weißwurstfrühstück ließen wir uns nicht entgehen, weil
Mit den Jahren entwickelten die 36 Platanen auf dem SaintLeu-la-Forêt-Platz, so heißt die französische Partnerstadt von Wendlingen, schon ein schö-
Steffen Weigel, Mathias Rödl und Professor Dr. Karl-Heinz Meier-Braun. es das in Böhmen nicht gibt. Wenn dazu die Bergmannskapelle aus der ungarischen Partnerstadt Dorog spielt, schmeckt die Weißwurst um so mehr!
nes Blätterdach. Deswegen ist es auch an heißen Sommertagen auf diesem Platz angenehm. Um zwei Uhr begann die Festsitzung des Patenschaftsrates im
Richard, Mutherem Aras und Vojtĕch Šulko.
Treffpunkt Stadtzentrum. Nach den Grußworten hielt Professor Karl-Heinz Meier-Braun den Vortrag „Mit einem Koffer voller Hoffnung. Heimatvertriebene haben einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des Landes geleistet“. Danach fand am Saint-Leu-la-Forêt-Platz die festliche Eröffnung statt. Musikalisch begleitete den Nachmittag die Blaskapelle „De Selle a kloina Blosmusik“. Auch wir „Målaboum“ trugen zwei Musikstücke bei. Volkstanz boten die Banater Schwaben, die Eghalanda Gmoi z‘ Wendlingen und die Tanzgruppe Unterland, die aus mehreren Gebieten zusammengestellt worden war. Nach diesen Darbietungen und Grußworten stach Bürgermeister Weigel das erste Bierfaß an. Es gibt kein besseres Bier, als ein selbst gezapftes Bier aus einem frisch angestochenen Holzfaß! Am Abend folgte dann noch eine Party auf dem Marktplatz, aber wir sind lieber ins Hotel gegangen, weil uns ein wichtiger Auftritt am Sonntag erwartete.
Die „Målaboum“ machen Musik.
Bilder (7): Richard Šulko Um halb zehn Uhr vormittags ging die Vinzenziprozession an der Sankt-Kolumban-Kirche los. Auf dem Markplatzt zelebrierten der katholische Pfarrvikar Dennis Avittampilly und der evangelischen Pfarrer Peter Brändle, der auch die Predigt hielt, einen ökumenische Gottesdienst. Danach spielte der Musikverein Unterboihingen ein Frühschoppenkonzert auf dem Marktplatz. Um elf Uhr begann der Empfang der Stadt Wendlingen am Neckar mit dem Lied „Asm Eghalånd bin i(ch“, vorgetragen von uns Målaboum. Nach der Vinzenzirede „In der Demokratie beheimatet: 75 Jahre Grundgesetz, 70 Jahre Landesverfassung Baden-Württemberg“ von Muhterem Aras, Präsidentin des Landtages von Baden-Württemberg, folgte der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Mit dem Abschlußlied „Öitza spann i(ch meina Rößla vur d Kutschn“ endete der Empfang. Wir machten uns dann schon auf den Heimweg und konnten am Festumzug nicht mehr teilnehmen. Aber auch ohne den Festumzug hatten wir ein superschönes Wochenende mit tollen Begegnungen mit alten, aber auch mit neuen Freunden verbracht. Da müssen wir wieder hin!
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
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VERBANDSNACHRICHTEN . ZEITGESCHICHTE � Die tschechisch-sächsische Staatsgrenze 1945 bis 1966 – Teil II
Kleiner Eiserner Vorhang
Vor dem Bayerischen Rundfunk.
Bilder (2): Richard Šulko
� Bund der Deutschen in Böhmen
Medienseminar in München zum Goethe-Institut, wo uns Marianne Klein und Rudolf de Baey erwarteten. Nach dem Mittagessen in diesem großräumigen Gebäude erfuhren wir noch etwas über das Institut. Anschließend konnten wir durch die Stadt flanieren. Am Donnerstagvormittag widmeten wir uns dem Filmschnitt. Am Nachmitiesmal behandelte das Mediensetag besuchten wir das Bayerische Fernseminar unter Leitung von Elke Dillhen im Münchener Stadtteil Freimann. mann und Stefan Brainbauer VideojourTanja Fleischmann und der Kameranalismus. Dillmann kannten wir vom Semann Gerald Schäfer führten uns durch minar im letzten Jahr und wußten, daß die einzelnen Abteilungen und Fernsehwir auch diesmal viel und vor allem prastudios. Auch die Regie besuchten wir, xistauglich lernen würden. in der verwirrend viele Monitore stanMontag früh startete das Seminar im den. Wenn man zum Beispiel die SenHauptgebäudung „Wir de des BR am in Bayern“ Rundfunkkennt und platz. Abteiplötzlich am lungsleiter Ort des GeKlemens Finschehens ist, zer umriß den ist das doch Leitsatz des spannend. BR: „Wir förAuch im voll dern die Deautomatisiermokratie.“ ten NachElke Dill- Mit Kapitän Andreas Lenzner Mit Schwester Magdalena OSB Richard Šulko im BR-Nachrich- richtenstudio in der Abtei Frauenwörth. tenstudio. mann stellte auf dem Chiemsee. hinter dem abschließend Reporterpult das Programm vor. Ungarn – war bereit. Auf der Kom- zu stehen, erlebt man auch nicht alle TaDer erste Tag widmete sich der mandobrücke des Schaufelraddampfers ge. Übung. Stefan Brainbauer erklärte zu- „Ludwig Fessler“ gab Kapitän Andreas Fleischmann beantwortete auch unerst die Bildgestaltung: Hauptmotiv in Lenzner ein Interview. Richi bedien- sere Fragen. Man arbeite nach dem die Mitte, langweilige große Flächen um te die Kamera, Heidi stellte die Fragen. Pressekodex des Deutschen Presserates: Person und so weiter vermeiden, Bilder Das Schiff sei 1926 gebaut worden, die mindestens Vieraugenprinzip und Konsollten spannend sein. Bei Personen Au- Chiemseeschiffahrt sei aber viel älter. trolle der Informationen aus zwei Quelgenhöhe einnehmen. Querformat oder Die Chronik der Abtei Frauenwörth be- len. Auch ein „Faktencheck“ im BR 24 Hochkant: für welches Medium seien richte von der ersten Probefahrt am 5. Digital werde eingesetzt. Die Prioritäten Mai 1845. Doch richtig Geld verdient ha- im BR seien Bayern, Deutschland, Welt. die Aufnahmen gedacht? Auch die Benutzung von Handys als be die Chiemseeschiffahrt erst, als Kö- Politisch exponierte Personen dürften Kamera wurde besprochen. Originalton nig Ludwig II. begonnen habe, auf der nicht in öffentlich-rechtlichen Einrichoder O-Ton: Man solle etwas Persönli- Herreninsel sein Traumschloß zu bau- tungen arbeiten und sogenannter Halches fragen. Der Filmanfang solle Auf- en. Beim Transport der Unmengen von tungsjournalismus habe hier nichts zu merksamkeit erregen. Schwenks und Baumaterial habe auch das Feßler‘sche suchen. Wichtig in der Arbeit der JourZooms vermeiden. Stativ nur benutzen, Dampfschiff viele Lasten über den See nalisten sei das Ethos. So hätten die wenn man alleine unterwegs sei. Licht geschleppt. Als nach Ludwigs Tod 1886 Journalisten des Studios Teheran als solle im Rücken sein. Einzelne Aufnah- das Schloß zur Besichtigung freigege- letzte das Land verlassen, da es um ihr men machen und dann die Reihenfolge ben worden sei, habe der Besucherstrom Leben gegangen sei. im Schnitt festlegen wie Detailaufnah- nicht enden wollen. Lenzner: „Es ist Am Abend besuchten wir die Ausmen, Großaufnahmen, Totalaufnahmen. schon etwas besonders, Kapitän auf so stellung „Kinetische Kunst von Rebecca Zwischenschnitte solle man zum Bei- einem Schiff zu sein.“ Horn“ im Haus der Kunst. Gerda Schmid Idyllisch liegt das Benediktinerinnen- führte sehr lebendig durch die Ausstelspiel als Bild von einem Zuschauer oder einer Pflanze einlegen. Für Kommentare kloster Frauenwörth im Chiemsee. Es ist lung. Schon das erste Ausstellungsstück ein wahres Kleinod. Und dort ging das „Orgasmus der Nashörner“ zeigte, daß könne man auch Bilder benutzen. Am Dienstag ging es in die Berge. In böhmisch-ungarische Team wieder an es eine Führung voller Orgasmen und Teams mit zwei bis drei Personen wurden die Arbeit. Diesmal stellte Richi die Fra- unerfüllter Sexualbedürfnisse sein wird. die Reportagen „Kampenwand“, „Bäue- gen und Heidi führte die Kamera. Inter- Aber auch die herrschende Rolle des rin im Gebirge“, „Prien und Chiem- viewpartnerin war Sr. Magdalena, die Mannes über die Frau stellt Horn oft in seeraddampfer“, „Herreninsel und das Archivarin des Klosters. Bald stellte sich ihren Werken dar. So zeigt die „BallettSchloß von Ludwig II.“ und „Frauenin- heraus, daß sie in Karlsbad zur Welt ge- tänzerin“, wie die Beine einer Tänzesel und das Benediktinerinnenkloster“ kommen war und mit ihren Eltern nach rin in ihrer Bewegung beschränkt sind, vorbereitet. Vergangenes Jahr hatte die dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wur- weil sie an die Regie, meistens von MänGruppe am Schliersee bei starkem Re- de. „Meine Eltern mußten vier Mal ih- nern, gebunden sind. Der „Turm der Nagen völlig durchnäßt arbeiten müssen. re Existenz neu aufbauen.“ Sr. Magdale- menlosen (1994)“ thematisiert die BalAuch heuer regnete es, als die Gruppe na erzählte, wie schwierig es das Kloster kankriege. Befriedigung und Sex stellt in zwei Kleinbussen München verließ. seit 772, als es vom Bayernherzog Tas- „Muschelschlaf“ (2009) sehr naturaliAber schon an der Talstation der Kam- silo III. (746–788) gegründet worden stisch dar. Die von dieser Ausstellung penwand hörte der Regen auf, und an sei, gehabt habe. Nach dem Abendessen verursachten Emotionen kühlten wir mit auf der Insel ging es wieder nach Mün- Bier im Englischen Garten ab. der Bergstation schien die Sonne. Das erste Erlebnis bescherte uns die chen. Das Finale kam am Freitagvormittag. Am Mittwochnachmittag marschier- Nach einem letzten Schnitt und ErgänBäuerin Marianne Hamberger aus Sachrang, deren Lieblingsblume das Maus- te Dillmann mit uns vom Rundfunkhaus zungen der Reportagen präsentierten wir unsere Filme „Herrenchiemsee“ von Milica Stankic aus Serbien und Viktoria Ernst aus Polen, „Chiemsee mit Richi und Heidi“ und „Schwester Magdalena“ von Richard Šulko und Adelheid Vagyi, „Kampenwandseilbahn“ von Vitaliia Kabatsii, Kateryna Aksaniuk und Svitlana Novobranets aus der Ukraine, und „Kräuterfrau“ von Daniel Deksnis aus Lettland und Laura Capatana Juller aus Rumänien. Dann erhielten wir unsere Zertifikate. Ich danke allen, die dieses SeMit Marianne Hamberger auf der Kampenwand. minar ermöglichten! Richard Šulko, Vorsitzender des Bundes der Deutschen in Böhmen, berichtet über ein Medienseminar für Journalisten der Minderheiten in Mittel- und Osteuropa, das das Goethe-Institut und der Bayerische Rundfunk (BR) Mitte Juli in München veranstalteten.
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ohr ist. Auch die Erklärungen an einem Ameisenhaufen waren für viele neu. So ein Haufen bestehe aus bis zu zwei Millionen Tieren und sei eine Gemeinschaft, in der alle zusammenarbeiteten. Die Ameisen melkten beispielsweise Blattläuse, und die Ameisenkönigin lebe bis zu 20 Jahre. Auf den Almwiesen war nur Jungvieh, das das Gras auf den riesigen Flächen – auch an den steilen Hängen – fraß. So werden die Wiesen nicht von Bäumen verwachsen. Dann führte der Weg zum Chiemsee, dem Bayerischen Meer. Das Team Richi und Heidi – das waren Richard Šulko aus Böhmen und Heidi Vagyi aus
Die heiße Grenze zwischen dem Westen und dem Osten in der Zeit des Kalten Krieges sorgte von Anfang an für große Aufmerksamkeit sowohl der Historiker als auch der Laien. Doch die Grenze zwischen den einstigen sozialistischen Ländern interessierte die Forscher weniger. Doch gerade mit dem Grenzgebiet zwischen den sozialistischen Bruderländern beschäftigt sich Petr Karlíček, Leiter des Stadtarchivs im nordböhmischen Aussig. Hier der zweite Teil seiner Ausführungen.
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m Ascher Ländchen wurden beim Bau von solchen Sperren auch internierte Deutsche eingesetzt. „Einmal wurde unsere ganze Gruppe beim Bau der Sperren auf den Grenzwegen eingesetzt. Wir sind unter der Aufsicht von Zollbeamten und Soldaten nach Oberreuth gegangen, wo sie uns getrennt haben. Vom Gasthaus (U Žáby) bis dorthin, wo die Waldwege nach Gürth führen. Wir legten Baumstämme so über die Straßen, daß hier keine Fahrzeuge passieren können.“ Das schrieb August Bräutigam, der im Ascher Internierungslager VI festgehalten worden war, 1955 im „Ascher Rundbrief“. Nach dem Krieg wurden von der ČSR formal jene Vorschriften aus der Vorkriegszeit übernommen, die schon damals die Grenzüberschreitung regelten. Die Grenzen blieben jedoch praktisch geschlossen und Reisepässe wurden nur für die notwendigsten Reisen ausgestellt. Das begrenzte Recht auf einen Reisepaß wurde allgemein mit der immer noch dauernden Wehrbereitschaft des Staates begründet. Die dauerte in der Tschechoslowakei bis zum 31. Dezember 1945. Aber schon im Januar 1946 beschloß die Regierung, das Recht auf Auslandsreisen weiterhin zu beschränken. Die Anträge auf Reisepässe lehnte man ab, und als Grund wurde angegeben, es entspreche nicht dem Staatsinteresse. Man begründete alles mit Devisenmangel, Nachkriegsverhältnissen, Wirtschaftszerfall. Es war tatsächlich nicht im Staatsinteresse, daß die Bürger wohin auch immer reisten, denn das bedeutete Devisenabfluß und Verlust der Arbeitskräfte. Infolge dessen verschwanden entlang der tschechisch-sächsischen Grenze viele Grenzübergänge. Die Behörden behielten ihre mißtrauische Stellung zu den Grenzüberschreitungen praktisch bis Ende 1989 bei.
Mit der Aussiedlung endete das seit Jahrhunderten bestehende Zusammenleben der Tschechen und Deutschen in Böhmen, Mähren, Schlesien und der Slowakei. Für die zwangsausgesiedelten Deutschen begann nun eine harte Zeit. Deutschland war wirtschaftlich vollkommen zerrüttet, überfüllt mit Flüchtlingen, und die Großstädte lagen in Trümmern. Ihre Integration war nicht einfach, denn für die dortigen Deutschen waren sie ein fremdes Element, und ihre Integration in die deutsche Gesellschaft benötigte viele Jahre. Ortskundige deutsche Einwohner kannten die Grenze so gut, daß man sie überschreiten konnte, obwohl sie seit Sommer 1945 offiziell geschlossen war. Man nutzte die Ortskenntnisse, um Familienangehörige oder Bekannte zu besuchen oder sich die Wege in die abgelegenen Dörfer in Böhmen abzukürzen – beispielsweise im Ascher Ländchen oder im Schluckenauer Zipfel. In den Grenzwäldern wurden Waldfrüchte gesammelt wie Pilze, Johannisbeeren, Preiselbeeren oder Himbeeren. Oft sagte man nach Jahren mit ein bißchen Übertreibung, daß die meisten Beeren „sowieso auf der sächsischen Seite wuchsen“. Kurz nach dem Krieg holte man sogar Salz aus Sachsen. Das Pendeln über die Grenze beschrieb nach Jahren Richard Heinrich, ein ausgesiedelter Deutscher aus Niederreuth/Dolní Paseky bei Asch. 1945 war er zehn Jahre alt. „Als Anfang des Jahres bekannt wurde, daß wir ausgesiedelt werden sollten, brachten die Leute alles, was sie konnten, nach Sachsen (falls die bayrische Grenze näher war, nach Bayern). Es waren wertvollere Sachen, Wäsche, Nähmaschinen oder sogar Möbelstücke.“ Heinrich rettete vor der Enteignung das Familienvermögen und auch seine eigenen Sachen wie Skier, Akkordeon oder Fahrrad. Weil damals die Postverbindung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei unterbrochen war, ermöglichte er den Bewohnern Niederreuths auch diese Verbindung. In größter Gefahr befand er sich aber, als er für einen Bekannten, einen Bauern im sächsischen Raum, die berühmten Ascher Sensen über die Grenze schmuggelte. Mit der Übertragung des Hausrats nach Sachsen war aber die Flucht nicht abge-
Illegale Grenzüberschreitungen Im unruhigen tschechischsächsischen Grenzgebiet waren in jener Zeit oft Schüsse zu hören. Unter den Opfern waren häufig die vertriebenen Deutschen, die heimlich in ihre Häu- Grenzübergang von Pleil nach Jöhstadt mit dem ser zurückkehrten, zum Beispiel Gasthaus Schweizer Hof 1938. im August 1945 in der Nähe von Warnsdorf/Varnsdorf. Die nervö- schlossen. Kurz danach zog die Familie sen Mitglieder des Bereitschaftsregi- in die amerikanische Zone nach Bayern ments der Nationalen Sicherheit schos- um. Das Schmuggeln geretteter Sachen sen an der Grenze auf zwei Personen, ging also weiter, diesmal jedoch über die die über die Grenze nach Böhmen ka- sächsisch-bayerische Grenze: „Wir freumen. Sie dachten, es handele sich um ei- ten uns über alles, was wir retten konnnen Angriff aus dem deutschen Gebiet. ten, denn später konnten wir uns für lanEs waren aber zwei Frauen, die nach ge Zeit gar nichts kaufen“. der wilden Vertreibung nach Warnsdorf Es kam ziemlich häufig vor, daß die zurückkehrten. Die Tochter wurde er- Vertriebenen in ihre einstigen Häuser schossen, die Mutter verletzt. Aber auch zurückkehrten, um das zu holen, was auf sächsischer Seite wurde geschos- sie für ihr Leben benötigten. Man hörsen. Opfer der sowjetischen Grenzwa- te auch solche Stimmen, die verlangten, che wurde zum Beispiel ein Mann, der die Überschreitung der Grenzen zurück im Sommer 1945 aus Böhmen ins eini- in die Tschechoslowakei mit Tod zu bege 100 Meter entfernte sächsische Dorf strafen. Diejenigen, die man erwischte, ging, um dort seinen Sohn zu besuchen. wurden aber meistens mit zwei MonaDie organisierte Aussiedlung – ten Haft bestraft und danach ausgewiedeutsch Vertreibung, tschechisch sen. odsun/Abschub – begann im Januar Obwohl der Schmuggel in der Nach1946. Die Hauptphase endete offiziell kriegszeit durch Not bedingt war, gab es schon am 28. Oktober 1946. Es folgten auch viele, die den Hunger in Deutschzwar noch weitere Teiltransporte, aber land ausnutzten. So wurden nach diese waren nicht mehr so umfangreich. Deutschland Lebensmittel und zurück Laut offiziellen Angaben des Verteidi- wieder Industrieware gebracht. Man gungsministeriums, die man dem Kon- sollte hier auch eine Gruppe der Neutrollrat der Alliierten in Berlin vorlegte, ankömmlinge erwähnen, die aus reiwaren bis zum 1. Oktober 1947 in die Be- nem Eigennutz aus Pleil nach Jöhstadt satzungszone der westlichen Alliierten das Vermögen schmuggelten, das einst 1 223 562 Personen und in die Sowjeti- den vertriebenen Deutschen gehört hatsche Besatzungszone 711 782 Personen te und sich nun in „nationaler Verwalausgesiedelt worden. tung“ befand. Fortsetzung folgt
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Kreis Friedland
Kreis Gablonz
Blick auf Zwickau von Nordosten.
� Zwickau und Reichstadt – Teil I
Panzer von Smoyn und der Streithandschuh
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as Städtchen Reichstadt ist sehr alt, allein die ältesten Nachrichten darüber sind Sagen und hängen mit einem Heidentempel im benachbarten Götzdorf zusammen. Urkundlich tritt der Name „Richinstat“ zuerst am 26. Juli 1378 auf, aber schon 1306 sollen Schloß und Zitadelle den Rittern von Smoyn gehört haben, die unter dem Namen Panzer von Smoyn berüchtigt wurden und als Sinnbild ihrer Fehdesucht einen eisernen Streithandschuh in ihrem Wappen führten. Ihre Nachkommen waren nicht in der Lage, Reichstadt zu behaupten. Sie verarmten und lebten später auf kleineren Gütern. Um 1490 kauften die Brüder Jaroslaus, Georg, Johann und Peter, Söhne des Heinrich Berka von der Dauba auf Mühlstein und Leipa, das Gut Reichstadt. Schon 1493 verwaltete es Peter, 1500 jedoch leitete es Zdislaus Berka, ein Sohn des Jaroslaus Berka, was daraus zu entnehmen ist, daß er in diesem Jahre der Zunft der Ehrlichen Handwerks-Meister der Schneider in dem Stadtl Zwickau ihren Zech- oder Innungs-Brief bestätigte. Das Schloß Reichstadt als Herrschaftssitz bestand bereits an derselben Stelle als gotische Feste, die Zdislaus Berka 1541 zu einem mächtigen Renaissanceschloß umbaute. Von dem alten Bauwerk zeugen noch einige Räume im Erdgeschoß und Oberstock des Schloßbaues. Etwa 20 Jahre später, unter den Herren Berka von Dauba, brannte das Schloß nieder und wurde 1612 vollends verwüstet. In den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts entschloß sich Julius Franz Herzog von SachsenLauenburg, Engern und Westfalen zu einem großzügigen Umbau des Schlosses, um hier einen den Ansprüchen eines Territorialfürsten der Barockzeit entsprechenden Hofstaat entfalten zu können. Er war kaiserlicher Generalleutnant in den Türkenkriegen, ein Sohn des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg, welcher die Herrschaft Reichstadt nach 1632 durch seine Ehe mit der Witwe des Zbynēk Nowohradsky von Kolowrat erheiratet hatte. Die ertragreiche Wirtschaft seines gewaltigen Landbesitzes in Böhmen ermöglichte dem Barockmagnaten ein Leben voll Luxus und Prachtentfaltung. Das aus diesen Ansprüchen erwachsende Bedürfnis nach Steigerung des Ertrages und der Einkünfte
seiner Herrschaft führte zu einer unablässigen Ausdehnung der Robotpflichten und Abgaben der Untertanen, deren Lebensbedingungen äußerst unerfreulich waren und mehrmals zu Bauernaufständen Anlaß gaben. Das Schloßgebäude umschließt mit seinen vier Flügeln einen rechteckigen Binnenhof. Es überrascht durch die Nüchternheit und Einfachheit der Fassadengestaltung. An der Hauptfront befindet sich ein frühbarockes Portal mit dem Wappenschild der Berka von Dauba, im Innern eine Barockkapelle. Das Hauptgewicht der architektonischen Aufgabe lag ersichtlich auf der
chitekt für die Tochter des Schloßerbauers, Anna Maria Franziska, Großherzogin von Toskana, auf der ganzen Herrschaft wirkte, war wahrscheinlich der Schöpfer des vor dem Schloß angelegten Ziergartens. Die monumentalen Terrassen dieser Gartenanlagen knüpfen an die Achse einer barocken Freitreppe an und werden von einer Reihe von Steinplastiken geziert. Nach stilkritischen Untersuchungen kann als sicher gelten, daß hier ein von der Werkstätte des Balthasar Permoser (1651– 1732) beeinflußter Bildhauer gearbeitet hat. Nach dem Tode dieser großen Bauherrin 1741 kam
hielt der Sohn Napoleons den Titel eines Herzogs von Reichstadt. Trotzdem weilte er nie in Reichstadt. Er starb 1832 und wurde in der Kapuzinergruft in Wien begraben. Später ließ Hitler seinen Sarg in den Invalidendom nach Paris bringen. Dort ruht nun der Herzog von Reichstadt in der Nähe seines Vaters. Im Jahre 1847 wurde die Herrschaft Reichstadt, die seit 1805 der habsburgischen Nebenlinie des Großherzogs von Toskana gehört hatte, zusammen mit den übrigen böhmischen Gütern dieses Hauses, Privateigentum Kaiser Ferdinands I. von Österreich. Als Ferdinand I. nach seiner
werken aus früherer Zeit erhalten geblieben war. Die Meisterschaft Navrátils kommt im Formenreichtum seiner Kompositionen, wie in seiner frischen lebendigen Palette zum Ausdruck, sie bewährt sich gleichermaßen in den allegorischen Szenen, Blumen- und Obst-Stilleben, in romantischen Landschaftsbildern oder in Portraits hervorragender Künstler. Damals wurde auch die barocke Schloßkapelle neu gestaltet. Hier arbeiteten der Bildhauer Václav Levý und der Maler Wilhelm Kandler. Seit 1951 unterstand das Schloß Reichstadt der tschechoslowakischen Kulturver-
es zu einem allmählichen Niedergange der Herrschaft, die über ein halbes Jahrhundert in bayerischem Besitz war. Die Gebäude, von herrschaftlichen Beamten und Verwaltern bewohnt, gingen ihrem Verfall entgegen. Als nach dem Sturze Napoleons ein geeignetes Prädikat für dessen Sohn aus der Ehe mit der österreichischen Kaisertochter Marie Louise, Napoleon II, den König von Rom mit dem Übernamen l‘ Aiglon, gesucht wurde, um seinen Ursprung vergessen zu machen, entsann sich Kanzler Clemens Wenzel von Metternich dieser seit 1805 der kaiserlichen Familie gehörenden Herrschaft. So er-
Thronentsagung 1848 Reichstadt und Ploschkowitz zu seiner Sommerresidenz erwählte, waren auf beiden Schlössern umfangreiche Instandsetzungsarbeiten notwendig, um hier den Aufenthalt des Exkaisers zu ermöglichen. In Reichstadt wurde damals das ganze zweite Obergeschoß zu einer bequemen und repräsentativen Wohnung des Monarchen und seiner Gemahlin umgestaltet und mit Möbeln im Stile des zweiten Rokoko ausgestattet. Mit der Ausmalung der Zimmer wurde Josef Navrátil aus Prag betraut, welcher die Barockbilder durch seine Wandmalereien ersetzte, die alles in den Schatten stellten, was hier an Kunst-
waltung. Die seither in Angriff genommenen Instandsetzungsarbeiten der jahrelang nicht entsprechend genutzten Räumlichkeiten ermöglichten die Erschließung seiner alten kulturellen Werte für die Allgemeinheit. Gehen wir nun nach diesen Einzelheiten aus der Geschichte und der architektonischen Gestaltung des Schlosses wieder zurück zur Geschichte der Herrschaft Reichstadt. Der Mühlstein hatte, wie schon an anderer Stelle erwähnt, seine Bedeutung verloren, und Zwickau war Reichstadt untertänig geworden. Zu den Erträgen der nordböhmischen Herrschaften des Zdislaus
Das Schloß in Reichstadt.
Ausgestaltung der Innenräume, zu deren Ausmalung italienische Künstler berufen wurden. Davon blieb allerdings nur die Ausmalung des Speisesaales erhalten. Über die Person des Architekten ist nichts Sicheres bekannt. In den Baurechnungen wird 1672 der Baumeister Domenico Orsi († Prag 1679) erwähnt, ohne daß jedoch etwas Näheres über den Umfang seiner Arbeit berichtet würde. Es hat den Anschein, daß zum Abschluß des Baues hier auch der Baumeister Giulio Broggio aus Leitmeritz († 1718) tätig war und daß er auch beide Portale schuf. Dessen Sohn Octaviano Broggio (1668–1742), der als Ar-
Berka gehörte auch der Zoll, den er als Gutsherr von allen Kaufmannswagen, die durch Zwickau und Gabel nach irgend einer Richtung fuhren, einheben durfte. Diese Einnahmen zu erhöhen, war sein eifrigstes Bemühen, und der spätere Kaiser Ferdinand I. stellte ihm am 19. Juli 1543 eine Urkunde aus, laut der er von jedem Pferde an den Handelswagen der Kaufleute ab sofort „einen weißen Pfennig“ mehr einheben durfte. Zdislaus Berka war ein überzeugungstreuer Anhänger des Kaisers und gelangte so zu einflußreichen Stellungen. Er wurde 1533 Obersthofmeister und war Landvogt der Oberlausitz, welche Würde er aber 1549 niederlegte. Wie sein Herr war er ein treuer Anhänger der katholischen Kirche und bemühte sich eifrig, die Verbreitung des Protestantismus zu verhindern. Seine tiefreligiöse Gesinnung zeigte Zdislaus nicht bloß in Worten, sondern auch in Taten. Er begann 1550 den Bau der Stadtkirche in Reichstadt im gotischen Stil, und er war es wohl auch, der die Errichtung der Zwickauer Pfarrkirche an Stelle der alten Holzkirche einleitete, denn im Zwickauer Grundbuch I steht: „Im 1553 Jarr den Nechsten Freitag vor Margreta (im Juli) hatt man den ersten Steyn tzur kirchen laßen eynlegen und volgens ehr ba wet worden.“ Zdislaus nahm zu Reichstadt seinen ständigen Wohnsitz, ließ das Schloß neu aufbauen und in den Orten seines Herrschaftsbereiches Grundbücher in deutscher Sprache anlegen, wovon aus dem dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts noch die alten Schöppenbücher zu Zwickau und Oberlichtenwalde vorhanden waren. Er starb am 11. September 1553 im Alter von 85 Jahren an der Pest. Da er kinderlos war, kam sein Vetter Zbynko Berka von Dauba und Leipa in den Besitz von Reichstadt. Unter ihm wurde der Bau der Zwickauer Kirche 1558 vollendet und 1578 der Bau des Kirchturms begonnen und 1580 beendet. Zbynko Berka starb am 6. März 1578. Seine Nachkommen hatten auf Reichstadt kein Glück. Sein Sohn, der königliche Truchseß Johann Berka, wurde am 11. November 1578 nachts in der achten Stunde auf dem Marktplatz von Leipa von seinem Diener erstochen. Unter dem nächsten Erben Wenzel schwand der Wohlstand der Berka auf Reichstadt immer mehr. Fortsetzung folgt
„Meine Erinnerungen an Kunnersdorf“ erzählte Rudi Richter 1994 in Mundart, und Rudi Goth illustrierte sie. Hier der erste Teil einer kleinen Serie.
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nse Darfl kenn ich jo vo olln Eckn gutt, abr ich wißte doch kej schinnr Fleckl for unse Eldrn haus ols dos Platzl wu‘s stond. Wenn mr su undn vo dr Gab schn Stroße nuff sohg, dou stond‘s doch hindrn Garbrbischl wie ej Schlessl. Nej, dos is ne ge prohlt, dos honn me andre Leute vill spetr ou gesoht! Schunn aus unsr Stube konntn mir off drei Seitn guckn und im de Scheunecke rim ou noch off de Nordseite. Vo unsn Hiebl sohg mr ringmaring iebr de Faldr bis zunn Jeschkn und zurechn glei vor dr Haustüre wor dr Hut barg. Unse Stube hotte sechs gru ße Fanstr. Mr hottn s ne nobl, abr
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
� Mundart-Erinnerungen an Kunnersdorf
Drhejme hindre Hutbarge
Dr Bornhiebl und dr „Pussi“. Links dr Hutbarge.
mitgeloufn. Ann Wintr hottrsch schn odr Tolkn drzu mit Pflaum monchmol ou ne leichte. Ejmol gunks, Moh odr geriebn Eppln. wor ar ann Schitznpischl ann Dos schmackte olles su gutt, Schniee steckn bliebn, a andrmol doß ei enn Montsche seldn noch sugor entglejst. ej Randl aann Bruthäusel wor. Dr Hutbarg wor ou Zunn Friehjohrsch- und Harbst Dr klejne Ufn ei dr mittlstn unsr Aussichtsbarg. Glei feste und ou zr Kormst gobs Stube, de Liese und dr Alli. vorne, bann Feurplatzl Kleckrkuchn – su wos Gudes forrn 1. Mej und Sunn gibts heute gor nimmie. wendfeuer stond a Vugi Dorsch vier korschboum. Die klenn mittsch wure Dingr worrn zrorscht immr gepottert. reif und schmacktn Ann Kallr wor deswegen ann oller dr Schmeetn vo bestn. Off Sitt‘s Sei dr ganzn Wo te stond on Buschran che ann grußen de eine Bank, a schienes tönrn Pottrtop Fleckl mit Aussicht offs pe. Dar kom Mittldorf, Niedrdorf, eis Potterfassl, n Schlooßbarg, drhin und dann wu dr n Schmiedsbarg Roll re su lange ge s wor gemietlich mit dan grußn und Ortlsbarg. Dou drvo gibts a stompt, bis de Kanabee. Ann Wintr stond dr schienes Bild. De nechste Bank Pottr fartsch klejne Ufn ei dr mittlstn Stube. stond ubn off dr Ostseite. Vo wor. Die wu Zunn Obde worrn mr olle drim dort konnde mr de Limbargfaldn re dann aus rim und de Liese und dr Alli Weipert‘s, Schenk-Viz‘- und gewoschn, honn sich monchmol n Pelz oge Broiersch Pischl und de Häuser gesalzn, ge sangt, wenn se es ne worm genug bei dr zweet Bohne schiene sahn. wogn und ann kriegn konndn. Ann Hindrgrunde dr Sajgnbarg. Pottrnappl ge Unsr Votr hotte dos Haus Limbarg, Ejchbarg, Jeschkn, formt. Zumittsche gobs dann wos 1910 gekouft. Schunn 1911 wu drvier s Lämbarger Schloß. Ann Feines: Schälarpl, neue Pottr und re de Wossrleitung geleht, 1925 schinnstn wor die Aussicht vorr frische Pottrmilch mit Pottrk kom‘s Schoubndach rundr, de dr Getradearnte, wenn dr Wind liesln drinne. Seitnwände wurn a bissl hichr su ann Ährnfaldrn spielte und Wenn s ann Summr amol ganz gemacht, a schienes Arkrstiebl wogte. hejß wor, machte de Muttr Moh eigebaut und drno olles mit Ejne dritte Bank stond schließ sammeln. Drzu wure dr Reibetop Schiefrn gedackt. 1927 kom noch lich noch direkt iebr Glanzens genomm, und ich mußte Moh de Scheune drzu, 1928 krigtn mr Stejnbruche. Vo dort konnde mr reibn. Dos wor ne su vill wie bann s elektrische Licht und 1931 kom de Klejnegriene, Zwicke, s Kun Kuchn backn, und dos machte noch de hinde ich ganz gar re Schoppn ne. S kom noch dro. kale Milch dro, Links vo und die Sam dr Haustüre min wurn eige stond dr Zockr brockt. Zunn pflaumboum, Assn sotzn drnabn wor dr mr uns naus Holzplotz und off de Borkl nabn dr Haus bank, und dos türe zwischn schmackte! Fanstrn stond unse Borklbank, Ann Au gemietlich zunn Ausruhn on guste, wenn‘s Von links oben im Uhrzeigersinn: Getrade eige Feierobde odr forr eine klejne Zur Kormst gobs Kleckrkuchn, fohrn und ge Vaspr mit a por Hindrn os Gei an Harbst gobs Pflaumknetl mit droschn wure, benickln. braunr Pottr, Zockr und Zimt. Dr gob‘s ei dr Wo Ann Summr gobn uns de Schmettn im Pottrfassl wure su che a poormol Borkn von Garbrbischl schinn lange gestompt, bis dr Pottr far- Mauke Schortn, und ann Wintr ging und sxcht wor. de Schlittnbohne glei vo dr Gorkn, monch Haustüre nundr ei de Gar mol sugor mit brwiese. Driebn o dr aln nerschdarfr enner klenn Labrworscht! Markler Stroße „bann Bilde“ Ebrdorf und Ann Harbstwochn gobs dann stond Garbrsch Kiefr mit enn Markl sehr Pflaumknetl, bale jedn zweetn Marienbilde. schiene sahn. Ballebarg, Kleis, Tag. Frisch geschuttlt von Boume S Garbrbischl wor ne ock dr Grinnrbarg, Dorrbarg, Lausche, ganz reif und sisse Pflaum ei ArplAuslouf forr unse Hindr, grode Huchwald uns Sajgnbarg gobn Teige, mit braunr Pottr iebrgossn su ou forr uns Kindr. Ann Augu noch enn schinn Rahm drzu. und mit Zockr und Zimt bestreet. ste gob s dou schunn de orschtn Unse Assn wor rajcht ejfach: Zunn Suntsche gob‘s die Knetl Hichnliche und Borknpilze, spätr Arplmauke, borbse Tunke, Knetl aus Hefnteige und os Buchtln ge sugor ou Handpilze. aus Arplteige, gebrottn Reis, backn. Vo unser Stube aus konntn mr Schälarpl mit Pottr und Quork. Mit dr Schule kom‘ch mejstens schiene off de Gabsche Stroße bis Flejsch gobs ock ann Suntsche, gutt zurajchte. Ei Kunnerschdorf zunn Bornhiebl guckn, und seit und drfier schmackte es dann im wor ich dr letzte Richter und hot lich tote sich dr „Pussi“ mit vill su besser. te dorch meine eldrn Geschwistr Drosch und Gepfeife langsom Muttrs Nudlsoppe mit sal glei ejne gude Nummer. Ich bei dr Hutsche nimm ei de Gobl ber gmachtn Nudln wor ej Ge brauchte jo ock zu zeign, doß ich schlengln. dichte, spetr ou vo ihrn Ejninkln ou ne timmr ols de Grußn wor. Dr „Pussi“ tote bei uns ofte vullr Sehnr drwort. Ann Sim Wenn‘s ann Wintr frieh im n Sejgr drsetzn und mr sein ou de tote de Muttr mejstens ejne achte noch finstr ei dr Klasse monchmol ej Stickl ann Troppe Buchte backn und a poor Lot wor und Licht gesport warn soll
de, dann mußtn mr olle zomm wehnt. Dr Bartel Lehrer drzahl ze orscht s klejne drno s gru te uns, wie praktisch es is, wenn ße Ejmol ejs ufsohn. Dr Hark mr Stenografie kon. Mir fiel drbei ner-Lehrer ging zwischn Benkn ei, doß ich jo vo mann Eldrn immr dorch und poßte uf, doß niemand drmohnt wure, orntlich ufzupos schwindln tote. Zr Obwechs sn, weil ich mr jo spetr mei Brut lung komm ou monchmol Wort mit n Koppe verdinn mißte. S to gruppn aus dr Sprochlehre dro. te abr Gald kostn, weil s jo Privat Dos wure buchstäblich eigetrich stundn worrn. Aus mann r Klas tert – und sitzt se machte vo Kunnerschdorf sun st niemand mit, vo andrn Klassn heute noch! Ou Singe wor ou niemand drbei. S Larn fiel stundn wurn mr jo ne schwer, abr dr Hejmwa im die Zeit ob jg! Ann Wintr worsch jo im hol gehaln und die schinn aln br fünfe schunn dustrich. Dorch Volksliedr ge de Stodt ging s jo noch, ou n larnt und ge Bräuhausbarg nuff, dou wure ge übt. Hejm fejdrt. Drno kom abr links a gru giehn brauchte ßes Sticke schworzr Budch bis ei ich ne alleine, de Griene und s Schlimmste wor denn ich hotte durch de Huhle bei dr Oysdrehe, sech zwe Jung bann Zigeinerloche vrbei, olles frn: de Toni finstr und mejstens ganz alleine und s Richl. Mr bis zunn Bohnhofe. Meine kort hottn jo dan schn Bejne konndn gorne su ge selbn Waig, schwinde loufn wie ich mich fartn und dos wor tote! Wie ich n zweetn Monat be monchmol ganz praktisch forr uns kleine zohln wollde, hieß mich dr Bar Kneppe. Wenn o Runge Schustersch Rande dr ganze Huhlwajg zu geplejdrt wor und mier ubn offn Falde giehn mußtn, honn mr uns monchmol aus‘n Windwehn ge zohn – odr neigeschoppt! Wie ich‘s letzte Juhr ei Kun nrschdorf ei de Schule ging, hottn mr zunn Muttrtage ej hib sches Gedichte gelarnt. Sunntsch viermittsch gingn mr ei de Kor che wie immr und wie de Mas se aus wor, worrn vor der Kor che schunn de Vetraner, die Feu erwehr und de Musikkapelle ufmarschiert. Ganz vorne stondn die geehrten Mütter und wurn mit Blumsträußlin beschankt. Off ejmol nohm mich de RößlerFreiln bann Orme und sohte, doß tel-Lehrer wartn und dann sohtr ich vorne hie tratn sellde und un mir, doß ich nischt mieh zu be se Gedichte ufsohn. Mir fiel ba zohln brauche. Worum ar dos le s Harze ei de Hosn, grode ich! machte, ho ich ne drfohrn, denn Ich schnoppte noch Luft und fing ar konnde doch ne wissen, doß o: „Li“ – dou bremste mich de ich mr de Krunn for de Stundn Rößler-Freiln: „Erst verbeugen.“ ock von Mitschassn abgesport Dos ho ich gemacht und dann hotte. Ofte wor dr noch dos Ge Schulwaig de dichte zuwa schinste Zeit jge gebrocht. von ganzn Ta Hindrhar wu ge. Noch und re ich dann noch fondn noch monch mr immr neue mol geneckt: Meglichkej „Li, Li…“ tn: monchmol Zunn Harb iebrsch Fin ste komm mr kndarfl und dann ei de bei dr Koparle Borgrschu vrbei iebrsch le off Zwicke. Ebrdorf hejm, Dr Schulwajg a andrmol wor a bißl iebrn Huhlstn wettr, und und dann ie ei dr Klasse bern Teich mußtn mr de barg. Ei dr Uhrn ou me Arpl-Aus jr spitzn, abr machzeit mr honn uns ging dos ne, bale dro ge Eine Sauergorke für 20 Heller
denn do mußte mr glei offs Fald komm halfn und zrletzt tichtsch schorgn, wenn de vuln Säcke off n zweeradriche n Wanl bann Korchofe vrbei nuffgerackrt warn mußtn. Ann Wintr wor dr Schulwajg of Zwicke monchmol kej Vrgniegn. Frieh im sieben worsch jo noch finstr und wenn s iebr Nacht vill geschneit und geplejdt hotte, wor ofte noch kejne Bohne. Glei bei dr Scheunecke wor de orschte Windwehe und driebn bann Bil de mußte mr orntlich ufpossen, doß wingstens ej Bejn festn Stand hotte. Drno langsom bei Sitt‘s Pflaumbejmln vrbei und ‘s Glanz gassl nundr, dann worsch schun bessr. Bei Ullrichs Pischl trof ich dann meine Komrotn aus‘n Dor fe, und wenn a Häufl beisomm is, do giehts suwiesu bessr. Ejne bie se Ecke wor noch von Finkndarfl bis zor Grinner Schule, und bei dr Tischer-Schmiede ei Zwicke dou zugs uns monchmol balde de No se und de Uhrn weg. Ei dr Schu le konndn mr uns dann schiene auswarm, und ei dr Mitischpause worrn mr schunn wiedr irgendwu of dr Kotrbohne. Nochmittsch, wenn s hejmging, machtn mr monchmols Trappl, und dann worsch ock noch dr holbe Wajg. Ann Summer, wenn‘s ne raan te, gings zumittsche raus aus dr Stodt. Monchmol zunn Kahnltei che Kahnl forn. De holbe Stun de tote 50 Heller kostn. Mr hottn jo kejne Ormbanduhrn und sein halt sulange geforn, bis Hofmann winkn und pfeifn tott. Ar wor abr ne su kleinlich. Monchmol sein mr zunn Waldtheater und honn dort rim gekosprt und Huschemanni ge spielt. S Fußbollrn sogn de Leh rer ne garne, do mußtn mr uns schunn a vrstacktes Fleckl suchn, wu uns niemand horte und sohg.
De Toni, dr Rudi und s Richl giehn gemeinsam von dr Schule hejm. Ann Wintr wors ne su ein fach, do bliebn mr ei dr Stodt und ließn uns wos eifolln. Ejmol wor dr Riegert-Lodn dro. Rie gert Robert ei dr Langn Gosse wor schunn eldr und hotte a hib sches Bäuchl. Ennr von uns ging nei und v rlangte ejne Saurgor ke for 20 Heller. Mir wußtn jo, s Gorknglos stond ubn an Regale und ar mußte de Lettr nuffsteign Noch enner Weile ging wiedr ennr nei, drno kom noch enner mit dr Gorke. Dr nechste wor abr ganz gelche wiedr do, denn dr Rieger Robert hott n nausgeschmissn. De Auslogn kanntn mr schunn auswentsch. Gekouft wure monch mol dos, wus forr wing Gald meglichst vill ei de Tutte gob: Burennisse, Offnbrut. Ock, wenn‘s ganz gorsch draußn wor, gingn mr worklich amol zunn Wenzel Flejschr off eine Soppe mit Samml drzu. Doß mr drbei ru hich sitzn solldn, poßte uns halt gorne. Weil unse bißl Sitzeflejsch ei dr Schule schunn genung strapaziert wure, worrn mr dirt
TERMINE n Freitag, 9. bis Sonntag, 11. August: Heimattreffen in Kö nigswalde, Schluckenau und Fu gau. Freitag 16.00 Uhr Feldmes se in Fugau mit Imbiß. Samstag 10.30 Uhr deutsch-tschechischer Gottesdienst in Königswalde mit Monsignore Karel Havelka und Erzdechant Pavel Procház
ka, Besichti gung der re novierten Lei chenhalle auf dem Fried hof, Segnung des renovier ten Denkmals der Opfer des
Feldmesse in Fugau im August 2023.
Bild: Nadira Hurnaus
Ersten Welt krieges und der neuen Ge denktafel für die unschul digen Op fer des Zwei ten Weltkrie ges und der
Nachkriegszeit auf dem Kreuz berg; böhmisches Mittagessen mit Schluckenaus Bürgermeister Tomáš Kolonečný in der Gast stätte Viet Family Restaurant in Schluckenau; nachmittags bei Familie Bilinski im Karltal. Sonn tag zur freien Verfügung. Über nachtungsmöglichkeit im Ho
tel am Lärchenberg, Lärchen bergweg 2, 02681 Schirgiswalde, Telefon (0 35 92) 36 60, Internet www.hotel-am-laerchenberg.de. Anmeldung bis 29. Juli: Bärbel Henß, Wiesenstraße 26, 35759 Driedorf-Mademühlen, Telefon: (0 27 75) 10 74, eMail henss@tonline.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Teplitz-Schönau
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Graupen
Niklasberg
Der Bergmönch Unsere Korrespondentin Jutta Benešová berichtete über die neuzeitliche Premiere der Oper „Bergmönch“ des einstigen Teplitzer Bürgermeisters und Komponisten Joseph Mathias Wolfram (Þ HR 29/2024). Der Heimatruf veröffentlicht nun die der Oper zu Grunde liegende Novelle des sächsischen Dichters und Komponisten Carl Borromäus von Miltitz (1781–1845) in einer Serie.
2 Blick in die Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft in Görlitz, in die Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Ostritz und auf das Kloster Sankt Marienthal.
Dr. Steffen Menzel sowie die Leiter der tschechischen Delegation Jan Zdichynec und Petr Fišer.
Weltatlas aus dem 17. Jahrhundert und links eine sorbische Bibel von 1728.
� Teplitz-Schönau und Kloster Ossegg
Gegenbesuch in der Oberlausitz Im Rahmen der Vorbereitungen für das 300jährige Jubiläum der Barockbibliothek des Ossegger Klosters 2025 hatten Ende Oktober Zisterzienserinnen aus den Klöstern Sankt Marienthal und Sankt Marienstern in der Oberlausitz Teplitz und Ossegg besucht. Denn diese drei Zisterzienserklöster sind hi-
Z
unächst besuchte die Reisegruppe die Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz, die auf Initiative Oberlausitzer Intellektueller der Frühen Neuzeit entstanden war. 1726 vermachte der Schweidnitzer Jurist Johann Gottlieb Milich der Stadt seine Sammlung von 4000 Büchern, 200 Handschriften und 500 Münzen nebst Kuriositäten und Merkwürdigkeiten. Er verband dies mit der Verfügung des öffentlichen und freien Gebrauchs. So wurde er zum Stifter der ersten öffentlich zugänglichen wissenschaftlichen Bibliothek in Görlitz, die im Laufe der Zeit ständig erweitert wurde. 1942 wurden aus Angst vor Luftangriffen die wertvollsten Bestände in östlich von Görlitz liegende, damals noch deutsche Orte ausgelagert. Nach 1945 kamen sie zu Polen. Damit waren die wertvollen Sammlungen zwar gerettet, aber für Deutschland verloren. Nun befinden sich diese Bestände größtenteils in der
storisch eng verflochten (Þ SdZ 49/2023). Der Historiker Jan Zdichynec vom Institut für böhmische Geschichte der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag beschäftigt sich seit langem mit der Geschichte der Nebenländer der Böhmischen Krone, also auch mit der Ober- und Nieder-
Universitätsbibliothek Breslau. Die Oberlausitzische Bibliothek ist mit mehr als 140 000 Bänden die größte Bibliothek der Stadt und eine der wichtigsten Regionalbibliotheken zwischen Dresden, Breslau und Prag. Die Bibliotheken arbeiten eng zusammen. Die weitgehende Katalogisierung und Digitalisierung der kostbaren Bände befördert den Wissenstransfer und die Identitätsfindung von Deutschen, Polen und Tschechen. Durch die Sammlungen führte Bibliotheksleiter Steffen Menzel, der auch die geschlossene Abteilung der Bibliothek öffnete, die eigentlich den Mitgliedern der Gesellschaft der Wissenschaften vorbehalten ist. Herrlich kolorierte Bände wie Alexander von Humboldts Reisebeschreibungen und ein Weltatlas aus dem 17. Jahrhundert sowie die Architektur dieser wunderschönen Bibliothek waren ein Erlebnis! Dann ging es zum Kloster Sankt Marienthal im Tal der Neiße an der Grenze zu Polen. Die
lausitz. Anfang Juli stattete er mit P etr Fišer, dem Vorsitzenden des Georgendorfer Vereins – Verein zur Belebung der Erzgebirgsregion, und in Absprache mit Äbtissin Elisabeth Vaterodt der Abtei Sankt Marienthal einen Gegenbesuch ab. Unsere Korrespondentin Jutta Benešová war dabei.
dortigen zehn Zisterzienserinnen leben in Klausur, ein Teil des Klosters verfügt aber über zahlreiche Fremdenzimmer, so daß wir dort übernachten konnten. Der erste Eindruck vom Kloster war überwältigend! 2010 hatte eine Überschwemmung die Klosteranlage stark beschädigt. Bereits 2014 wurde die Klosterkirche nach der Renovierung geweiht und 2018 waren die Reparaturen im Klostergelände weitestgehend abgeschlossen. Außenanlagen und Innenausstattung lassen die Jahrhunderte lange Vergangenheit spüren, sind aber nun hell und modern. In nahegelegenen Ostritz besichtigten wir die dortige katholische Kirche Mariä Himmelfahrt. Jahrhundertelang hatte die Kirche unter dem Patronat der Abtei Sankt Marienthal gestanden und zum Erzbistum Prag gehört. So blieb das katholische Bekenntnis auch durch die Zeit der Reformation hindurch ununterbrochen erhalten. 1784 wechselte die kirchliche Zugehörigkeit
vom Erzbistum Prag zur Apostolischen Administratur der Lausitz mit Sitz in Bautzen. Die Kirche geht auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück und trug ursprünglich das Patrozinium der heiligen Apostel Petrus und Paulus. 1346 kaufte die Zisterzienserinnenabtei Sankt Marienthal die Kirche. Während der Hussitenkriege zerstörten die Hussiten 1427 das Gotteshaus. Nach mehreren Bränden bekam es ab Anfang des 17. Jahrhunderts seine heutige Gestalt. Eine hölzerne Kassettendecke schließt das Kirchenschiff ab. Das Kreuzrippengewölbe über dem Altar gehört zu den ältesten erhaltenen Teilen der Kirche. Anschließend aßen wir in der Klosterschänke, die zum Klostergelände gehört, zu Abend. Dabei hatten wir Gelegenheit zu anregenden Gesprächen und zur Einstimmung auf das kleine Symposium am nächsten Tag, das den barocken Bibliotheken von Sankt Marienthal und Ossegg gewidmet war. Fortsetzung folgt
Franziska zerfloß an diesem Tag in Tränen. Ihre Hoffnung, nach des geliebten Vaters Tod nun doch in ihrem Michael als Gatten eine Stütze zu finden, war wieder in die Ferne gerückt. Sie war arm, Michael lebte von seinem Verdienst. Was die Zukunft noch mehr verfinsterte, war des neuen Steigers Äußerung über Michael: „Ich will meinem Nebenbuhler die stolzen Gedanken schon vergehn machen!“ In der Tat begegnete er auch dem wackern jungen Mann aufs schnödeste, ließ ihn seine Obergewalt bei jeder Gelegenheit fühlen und mochte auch in seinen Berichten nicht besser gegen ihn verfahren. Denn bei dem letzten Löhnungstag las der Steiger eine Weisung vom Bergamt ab, worin dem Knappen Michael Ehrerbietung und Unterwerfung gegen seinen Vorgesetzten anempfohlen ward. „Laß es gut sein, Fränzchen“, tröstete dieser seine weinende Geliebte, als er bei ihr im Stübchen der alten Muhme saß. „Ohne Gottes Willen kann mir auch der Teufel kein Haar krümmen, geschweige denn der Steiger. Mag er mich verleumden, meine Unschuld und seine Schlechtigkeit kommen doch noch einmal ans Licht, und dir und mir hilft der liebe Gott auch noch zusammen. Darum, vertrauen wir ihm, so wird's uns an nichts fehlen.“ Die alte Muhme lobte Michaels Gottesfurcht, aber Fränzchen weinte fort, und der Steiger feindete den jungen Mann nicht weniger an, als zuvor. Seit der angedroheten Anzeige war sein heimlicher Haß in offenbare Feindschaft ausgebrochen, und er schwor unauslöschliche Rache. Mit Geld gewann er ein paar der Schlimmsten gegen Michael als einen Verleumder aufzutreten, und stellte den Vorfall in seiner Klagschrift so vor, daß Michael vom Bergamt angedeutet wurde, bei einer neuen Klage des Steigers habe er, als ein Ruhestörer, unausbleiblich seinen Abschied zu erwarten. Tief gekränkt ging dieser mit seinem alten Freund, dem eisgrauen Martin, nach der Grube. Martin tröstete ihn väterlich,
und schloß mit der Versicherung, er selbst wolle sich aufmachen und ins Bergamt gehen und gegen den Steiger auftreten, dessen Ränke er allein ganz aufzudecken im Stande sei. „Hierher, Vater Martin,“ sagte Michael, als der Alte jetzt vom Wege abging. „Laß du‘s gut sein, mein Sohn! Ich weiß, was ich tue. Komm nur mit mir!“ Verwundert folgte Michael dem Altvater, der mit ihm hinter einen dicken Strauch trat und nach der Grube hindeutete. Michael sah hin. Da saß oben auf der Fahrt ein wunderlicher kleiner dicker Mann in ganz weiten Mönchskleidern von dunkler Farbe, mit den Füßen, die in die Grube hinabhingen, wild schlenkernd, während sein Haupt, mit einem großen herabfallenden runden Hute bedeckt wie eine Kugel im Kreise auf dem starken Rumpfe umlief. „Wer ist denn ...“, fragte Michael leise. „Psst – um Gotteswillen“, winkte Vater Martin, „‘s ist der Bergmönch! Lassen wir ihn vorüber!“ Jetzt hob sich die Erscheinung aus der Grube, reckte sich in die Höh‘ und stürzte sich mit einem Satze kopfüber in den Schacht hinunter. Michael schrie laut. „Sei ohne Sorge“, lachte Martin, „der tut sich keinen Schaden.“ Auf dem Wege belehrte der Alte seinen jungen Freund von des Bergmönchs Eigenschaften. Michael erfuhr nun, daß es ein böses Zeichen sei, wenn er sich am Tag sehen lasse. Gewöhnlich folge Unglück darauf. Sonst tue der Mönch gottesfürchtigen Bergleuten keinen Schaden, im Gegenteil zeige er ihnen bisweilen edle Gänge an, auch höre man ihn oft in der Tiefe arbeiten. Unter diesem Gespräch waren die beiden wieder an der Grube angelangt und gingen nun an ihr Tagwerk. Nach einiger Zeit kam Michael spät und gedankenvoller als sonst zu seinem Mädchen. Franziska tat, was sie konnte, den Trübsinn von seiner Stirn zu scheuchen. Vergebens. Endlich ging die alte Muhme das Abendessen zu bereiten, da ließ Michael der Rede freien Lauf. Fortsetzung folgt
WIR GRATULIEREN Wir wünschen unseren treuen Heimatruf-Abonnenten, die im August Geburtstag feiern, von Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes überreichen Segen. n Bilin. Dr. Gerda Plattig/Schlager, Steinforststraße 30, 91056 Erlangen, 17. August 1940. n Rothaugest/Kreis Bilin. Dr. Alois Hartmann, Kettelerstraße 36, 63303 Dreieich, 1. August 1932.
TERMINE n Donnerstag, 29. August bis Sonntag, 1. September: 10. Teplitz-Schönauer Heimattreffen. Donnerstag bis 16.00 Uhr Einchecken im Hotel Prince de Ligne am Schloßplatz, dort Abendessen; 19.00 Uhr Abfahrt nach Eichwald zum Festkonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto.
Freitag 9.00 Uhr Abfahrt nach Soborten, dort Besichtigung des alten Jüdischen Friedhofs; Weiterfahrt nach Mariaschein, dort Besichtigung der Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes, Mittagessen im Schützenhaus; Weiterfahrt nach Ossegg, Kranzniederlegung am Denkmal
des Grubenunglücks vom 3. Januar 1934; Rückfahrt nach Eichwald, Eröffnungskonzert in der Kirche Santa Maria del‘ Orto anläßlich des Eichwalder Stadtfestes, Abendessen und Rückfahrt ins Hotel. Samstag 9.00 Uhr Abfahrt zum Teplitzer Stadtteil Settenz, Besichtigung der Glashüt-
te Mühlig; Spanferkelessen in der Tuppelburg im Wildgehege Tischau; in Teplitz Besichtigung der Ausstellung „Die sieben Hügel von Teplitz“ in der Schloßgalerie; 19.00 Uhr Abendessen im Stadttheater. Sonntag 8.00 Uhr Gottesdienst in der Stadtkirche, anschließend Heimfahrt. Ände-
rungen vorbehalten. Kostenbeitrag für drei Übernachtungen mit Frühstück, bewachtem Parkplatz, Bus, Mahlzeiten, Besichtigungen, Führungen, Konzert im Einzelzimmer 550 Euro pro Person, im Zweibettzimmer 480 Euro pro Person. Getränke außerhalb des Frühstücks auf eigene Rech-
nung. Verbindliche Anmeldung durch Überweisung des Reisepreises auf das Konto Erhard Spacek, IBAN: DE 35 7008 0000 0670 5509 19, BIC: DRESDEFF 700. Namen und Anschrift der Reiseteilnehmer angeben oder eMail an erhard.spacek@gmx. de
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Ortsbetreuerecke
H
erzlich gratulieren wir im August Sigmar Mahal, Ortsbetreuer von Schiefernau, am 8. zum 85. Geburtstag; Andreas Zuber, ehemaliger Ortsbetreuer von Schiefernau, am 10. zum 93. Geburtstag; Manfred Maschauer, Mitarbeiter des Heimatboten, am 12. zum 86. Geburtstag; Anna Hitzler, Ortsbetreuerin von Murchowa, am 16. zum 94. Geburtstag
sowie Walter Schröpfer, Ortsbetreuer von Rindl und Ehrenkreisrat, am 20. zum 84. Geburtstag. Wir wünschen den Landsleuten alles Gute, Gottes Segen sowie noch viele Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer
Ronsperg
Ein Ort, sein Schloß und sein Betreuer
Nach der Vertreibung: Pfarrer Pretzl weiht Traktoren im Frankenland.
Schiefernau
Pfarrer Franz Pretzl Am 5. August jährt sich zum 55. Mal der Tod des verdienstvollen Vertriebenen- und Flüchtlingspfarrers Franz Pretzl und im November sein 110. Geburtstag.
A
uf die Welt kam Franz Pretzl am 15. November 1914 in Schiefernau im Haus-Nr. 4, das den Hausnamen Weber trug, und am 17. März 1940 wurde er in Prag zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in der Kirche von Berg, zu deren Pfarrei Schiefernau gehörte. Ich erinnere mich, daß ich mit meiner Mutter, die aus Natschetin stammt, mitfeierte. In seinem Heimatbistum Budweis war er zunächst Kaplan in Bischofteinitz, 1942 wurde er Pfarrverweser in Hostau. Nach der Vertreibung kam er in die fränkische Diözese Bamberg und war ab 1. Juni 1947 Flüchtlingsseelsorger im mittelfränkischen Markt Sugenheim. Mit den Mitgliedern seiner früheren Pfarrgemeinde Hostau, die nach der Vertreibung verstreut in ganz Süddeutschland lebten, pflegte er noch lange Zeit an Festtagen mit Rundbriefen Kontakt. Er
verfaßte aber auch für seine Gemeinde in Sugenheim eine Broschüre mit dem Titel „Singende Heimat“. Sie war zunächst nur 27 Seiten stark. Die dritte Auflage von 1952 trägt den Titel „Lob Gottes aus der Heimat“ und enthält 104 Gebete und Lieder. Darunter befinden sich viele, die wir daheim gerne gesungen haben wie „Geleite durch die Welle“ oder „Schweigend sank der Abend nieder in das stille Cedrontal“. Die Kreuzwegandacht, die bei uns in der Fastenzeit gebetet wurde, fand hier ebenso Aufnahme wie das Lied „Laß mich deine Leiden singen, Dir des Mitleids Opfer bringen“. Kurz nach der Vertreibung waren dies liebe Erinnerungen an die Heimat und gleichzeitig notwendige Voraussetzungen für die gemeinsamen Gottesdienste der Vertriebenen. Später war er Flüchtlingsseelsorger in den unterfränkischen Gemeinden Rügheim und Ekkenhaid. Monsignore Herbert Hautmann, der dort als Ruhestandsgeistlicher lebte – seit 2004 verbringt er seinen Ruhestand in Gößweinstein im mit-
Pfarrer Franz Pretzls Grabstein im oberfränkischen Hallerndorf. telfränkischen Landkreis Forchheim – berichtet, daß ältere Pfarrangehörige heute noch mit großer Hochachtung von ihrem Flüchtlingspfarrer Pretzl erzählten. Hervorgehoben werde dabei, daß er sich besonders der Jugendlichen in der Diaspora angenommen habe. Ab 1960 war Pretzl Pfarrverweser in Hallerndorf bei Bamberg. Als die zur Pfarrei gehörende Kreuzbergkirche 1963 ihr 500jähriges Jubiläum feierte, verfaßte er eine Festschrift,
in der er nicht nur die Geschichte der Wallfahrtskirche darstellt, sondern auch die Geschichte der drei Schlösser von Hallerndorf und besonders des Geschlechts derer von Seckendorf schildert. Daß Franz Pretzl so nahe bei Bamberg als Pfarrer tätig war, habe ich erst Mitte der sechziger Jahre erfahren. Deshalb hatte ich nur einmal telefonischen Kontakt mit ihm, bevor er ganz plötzlich am 5. August 1969 nach einem Herzschlag während einer Bahnfahrt nach Bamberg starb. Wir lesen in der Bamberger Bistumszeitung, daß seine Beerdigung unter großer Anteilnahme stattgefunden habe: „Ein langer Zug, voran viele Geistliche und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, gab dem toten Seelsorger das letzte Geleit.“ Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof von Hallerndorf im Grab seiner Mutter. Heute allerdings wissen weder seine Nachfolger als Pfarrer noch die jetzigen Pastoralreferenten etwas von Pfarrer Pretzls Wirken. Erhalten hat sich nur ein Gottesdienst in den Sommermonaten an jedem Dienstag am Kreuzberg. Franz Bauer
Keine trügerische Hoffnung Franz Pretzls Weihnachtsbrief vom dritten Adventssonntag 1948.
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ie rasch die Zeit verrinnt! Fast kommt es mir vor, als hätte ich Euch erst vor einigen Wochen meinen letzten Weihnachtsrundbrief geschickt. Und nun ist es schon wieder Advent geworden, und Weihnachten steht vor der Tür. Da will ich nicht versäumen, Euch allen wieder meine aufrichtigen Segenswünsche für das heilige Weihnachtsfest und die bevorstehende Jahreswende zu entbieten und zu Euch zu sprechen. In alter Verbundenheit wollen wir uns bei den heiligen Weihnachtsgottesdiensten – besonders in der Heiligen Nacht – ungeachtet der räumlichen Entfernung im Geiste wieder vereinen und unser Gebet in den Anliegen zum Vater im Himmel emporsenden. Wenn wir auch zum dritten Male schon das liebe Weihnachtsfest verstreut und fern
der Heimat feiern müssen, wollen wir es dennoch als gläubige Christen feiern und die Vaterliebe Gottes zu uns Menschenkindern in seinem menschgewordenen Sohn anbeten. Zur richtigen Weihnachtsstimmung gehört nicht unbedingt ein reicher Gabentisch, sondern ein gläubiges Christenherz und eine gottergebene Seele. Was nützt der schönste Weihnachtsbaum, wenn es nicht Weihnachten wird in unserer Seele und in den Seelen und Herzen der Menschen auf der ganzen Welt. Möchte doch Weihnachten, das Fest der Liebe, die zerrissene Menschheit wieder einander näher bringen in dem heiligen Bewußtsein, daß wir alle Brüder und Schwestern eines uns liebenden Vaters sind. Bald nach dem schönen Weihnachtsfest beschließen wir wieder ein Jahr unseres Lebens. Es war nicht schön und angenehm dieses Jahr 1948. Abgesehen von den Leiden der Heimatlosigkeit, war es für manche
ein schweres Schicksalsjahr. Von einigen Seiten mußte ich gerade in den letzten Monaten von Todesfällen in unseren Reihen hören. Nicht altersschwache Menschen sind es gewesen, sondern Väter und Mütter, die ihren Familien noch so notwendig wären. Doch ich will nicht Eure Seelenwunden wieder aufreißen, ich will Euch bloß alle zum andächtigen Gebet für unsere lieben Verstorbenen ermahnen: für die Kaufmannsgattin Franziska Egerer, für den jungen Familienvater Hans Grobner, für den Schüler Edi Fischer, für die alte Frau Hildwein und für alle, von deren Sterben ich noch nicht erfahren habe und die ich Euch folglich nicht namentlich nennen kann. Ich habe für die Genannten nach Erhalt der Todesnachricht jeweils eine Heilige Messe aufgeopfert und bitte Euch alle, mir in Zukunft sämtliche Sterbefälle zu melden, damit ich für jeden einzelnen Verstorbenen in heimatlicher Verbundenheit ein
Meßopfer darbringen kann. Eine Gebühr ist hierfür selbstverständlich nicht zu bezahlen. Gerne möchten wir wohl den Schleier lüften, der vorläufig noch das kommende Jahr 1949 verhüllt. Was wird es uns bringen? Die Rückkehr in die Heimat? Wir wissen es nicht. Gebt Euch keinen trügerischen Hoffnungen und schmeichelnden Gerüchten hin, die nachher nur enttäuschen. Manche prophezeien unsere Rückkehr für 1950. Ob die recht haben, ist ebenso unsicher. Sicher aber ist, daß unsere Vertreibung ein Unrecht war und daß kein Unrecht auf Dauer bestehen kann. Deshalb dürfen wir immer hoffen und unser Recht auf Heimat und unser geraubtes Hab und Gut immer und überall verteidigen. Indem ich Euch allen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und Gottes reichsten Segen für das kommende Jahr entbiete, verbleibe ich in alter Verbundenheit Euer ergebener Heimatseelsorger Franz Pretzl.
Anläßlich des Festaktes wurde auch eine neue Gedenkpublikation über Richard CoudenhoveKalergi vorgestellt, die in englischer, deutscher und bald auch in tschechischer Sprache verfügbar ist. Darin wurde die Bedeutung des Schlosses der Reichsn Ronsperg ist vor rund 100 grafen Coudenhove-Kalergi in Jahren nach den Wirren des historischen Zeiten als TreffErsten Weltkrieges die -Idee von punkt internationaler Gelehrter Richard Coudenhove-Kalergi mi- hervorgehoben. Dieses Milieu tentstanden und beeinflußt wor- war eine wichtige Europa-Inspiden. Er plädierte erstmals in der ration für Richard CoudenhoveGeschichte für eine friedliche Kalergi. und demokraWesentlich tische Vereinieingebunden gung der euroin die Feierpäischen Länlichkeiten zur der. Erhebung von Das zenSchloß Coutrale Gebäudenhove-Kalde des Ortes ergi zum Naist das Familitionaldenkmal enschloß der war Gerhard CoudenhoveSabathil, früKalergis. Das herer Botschafbaufällig geter der Europäwordene histoischen Union. rische Gebäu- Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik Der Heimatde wurde in und Ortsbetreuer Gerhard Sabathil. rat der SudeBild: Nadira Hurnaus tendeutschen verdienstvoller Weise dank Landsmanneiner wirkungsvollen Arbeit der schaft hatte ihn zum Ortsbetreugrenzüberschreitenden tsche- er von Ronsperg ernannt. Da chisch-deutschen Schloßkom- schon sein Großvater Bürgermeimission seit kurzem für Besucher ster von Ronsperg gewesen war, wieder zugänglich gemacht. Eva scheint er dazu berufen zu sein, Vondrašová, die Leiterin dieser die europäischen GemeinsamSchloßkommission, koordinier- keiten in dieser Region weiter zu te erste Renovierungsarbeiten, entwickeln und zu fördern. so daß sogar mehrsprachige Füh Die Europagesellschaft rungen möglich sind, was insbesondere die grenznahen bay- Coudenhove-Kalergi gibt die rischen Deutschen stark in An- „Europäischen Briefe“ heraus. Sie erscheinen fallweise mit Beispruch nehmen. Die Tschechische Republik trägen engagierter Europäer und trug der europäischen Beson- Europäerinnen. Richard Couderheit des Platzes mit der Erhe- denhove-Kalergi hat Wurzeln bung des Schlosses zum tsche- in mehreren europäischen Länchischen Nationaldenkmal per dern. Bald nach dem Ende des 1. Juli Rechnung. Zur Feier die- Ersten Weltkriegs entwickelte ser Ernennung hatte der Rons- er als Gegengewicht zu den toperger Bürgermeister Martin Ko- talitären Versuchungen von Fapecký am 22. Juni in das Schloß schismus, Nationalsozialismus eingeladen. Gekommen waren und Kommunismus die Idee eizahlreiche auch internationale nes vereinten Europas, gründete Gäste wie Bürgermeister Rein- 1923 die Paneuropa-Union und hard Kreuzer der deutschen Part- trug mit seinen Initiativen maßnergemeinde Schönsee in der geblich zur Schaffung des EuroOberpfalz. Die offizielle Eintra- parates 1949 bei. gung des Schlosses in die Liste der tschechischen Nationaldenkmale bedeutet eine Zukunftssicherung des Schloßerhaltes durch staatliche Finanzförderungen. Auch der tschechische Bezirk Pilsen wird die weiteren Renovierungen dieses überregionalen Kulturdenkmales unterstütBlick auf das Schloß. zen. Im „Europäischen Brief“ der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Calergi berichtet unser Korrespondent Karl Reitmeier ein weiteres Mal über den aktuellen Stand des Schlosses in Ronsperg.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Bärnau
TERMINE
Keine Ramasurie mehr Das traditionelle Steinbergfest an der Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland im oberpfälzischen Bärnau, das seit 237 Jahren immer am zweiten Sonntag im Juli stattfindet, konnte bei strahlendem Sonnenschein und moderaten Sommertemperaturen gefeiert werden.
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ie Tradition geht zurück auf das Gelöbnis der Bärnauer nach einem großen Brand, einmal im Jahr nach Heiligen bei Tachau zu den heiligen Vierzehn Nothelfern im Paulanerkloster zu pilgern. Nach der Auflösung des Klosters durch Joseph II., dem Sohn Maria Theresias, wurde die Gelöbnis-Wallfahrt in die Steinbergkirche nahe der böhmischen Grenze verlegt. Zum Festgottesdienst kamen die Bärnauer ebenso gepilgert wie auch die Menschen aus dem nahegelegenen Dorf Paulusbrunn und der Umgebung, damals aus Böhmen. Das weltliche Fest mit Bierausschank, Bratwürstln, Karussell und Schiffschaukel fand anschließend immer in Paulsbrunn statt.
Pfarrer Konrad Amschl zelebriert die Wallfahrtsmesse. Der Zweite Weltkrieg, die Vertreibung und der Eiserne Vorhang machten dem Miteinander ein Ende. Während das kirchliche Fest nach dem Krieg auf deutscher Seite wieder aufgenommen wurde, war die große Ramasurie auf böhmischer Seite nicht mehr möglich. So ent-
wickelte sich das weltliche Fest langsam auch auf deutscher Seite. Die Bärnauer Wirte schenkten ihr Bier aus, die Metzger brieten ihre Bratwürste und einige Bärnauer Kolonialwarenhändler hatten dort ihre Stände. Man saß im Grünen. In den 1950er Jahren, als die Vertriebenen sich wieder ein bißchen erholt hatten, kamen sie nach Bärnau zum Steinbergfest. So entstand das Heimattreffen der Paulusbrunner mit umliegenden Orten. Ein großes Zelt wurde aufgestellt, und bereits am Samstagabend ging es los mit Blasmusik und Heiterkeit. Plötzlich waren die Bärnauer etwas beleidigt und nannten es das „Böihmfest“. Am Freitagabend wurde ein Heimatabend eingeführt, zu dem dann die Blasmusik nach der Musikprobe dazustieß und aufspielte. Und es war lustig wie früher in Paulusbrunn. Nach der Samtenen Revolution und dem Fall des Eisernen Vorhangs fuhren viele Besucher von auswärts nun über die Grenze in die alten Heimatorte. Am Sonntag nach der Messe blieb das Zelt fast leer. Der Umsatz ging stark zurück und viele Dinge änderten sich. Immer weniger ehemalige Paulusbrunner kamen, die älteren blieben aus, die Jüngeren hatten kein Interesse. So ist es wieder ein kleineres traditionelles Bärnauer Steinbergfest geworden: mit der Votivprozession zum Steinberg, dem Festgottesdienst am Freialtar und einem kleinen Standkonzert der Stadtkapelle beim Schützenheim zum Frühschoppen. Pfarrer Konrad Amschl hielt wieder eine sehr beeindruckende Predigt über Zusammenhalt und Zusammenspiel, was er in das aktuelle Thema Fußball einbettete. Einige Paulusbrunner bedauerten, daß Pfarrer Amschl zwar die Gäste von auswärts begrüßte, aber das Wort Paulusbrunn gar nicht erwähnte, da doch die Paulusbrunner so viel für die Renovierung der Kirche 1985 gespendet hatten. Die wenigen Heimatvertriebenen trafen sich dann an der Grenze oder in Paulusbrunn oder in den Bärnauer Gaststätten. Ingrid Leser
Messe unter freiem Himmel an der Wallfahrtskirche auf dem Steinberg.
Hier stand die Paulusbrunner Heiligkreuzkirche.
Paulusbrunn-Ausstellung entlang des Böttgerwegs.
� Paulusbrunn
Ein verschwundener Ort erwacht zu neuem Leben fenen Böttgerwegs war ständig überlaufen. Es gab Führungen, wo man nur Wiese und Büsche
Die zwei Veranstaltungen „Zeitzeugen aus Wittigsthal erzählen“ waren mit jweils an die 70 Leuten umlagert, und wir hätten stundenlang weiter berichten können. Wir mußten auch anschließend noch vieunächst le Fragen besprach sich antworten. Alherum, daß junles war bestens ge Tauchauer vorbereitet mit planten, in PauMikrophonen, lusbrunn etwas Lautsprechern unter dem Titel Die Zeitzeugen Ferdinand Zwerenz und Edeltraud Kraus/Weigl aus Hin- und Simultan„Paulusbrunn terpaulusbrunn sowie Anna Plobner (92), Hausname Wallerer, und Emmi dolmetschern. erwacht zu neu- Rössler/Rehmann (89) aus Wittigsthal. Einen Dolmetem Leben“ aufscher fragte ich: zuziehen. Man „Glauben Sie, war skeptisch, Sie werden mit keiner kannunserem Diate so recht die lekt klarkomOrganisatoren. men, unseDas Datum war re Zeitzeugen bekannt und mit 86 und 92 zwar genau am Jahren werden Wochenenwohl Dialekt de des Bärnausprechen.“ Er er Steinbergfedrauf: „Tou de stes. Zufall oder niat oh, Möidl, Absicht? Wieich vastöih ender tauchten Tachaus Bürgermeister Petr Vrana, Alfred Wolf, Vorsitzender des Vereins kan Dialekt Via Carolina – Goldene Straße mit Sitz in Bärnau, und Bärnaus Dritter Bür- ganz gout, meiFragen auf. germeister Gottfried Beer. Eingeweihna Eltern san te des GeEchalander.“ schichtsparks Bärnau-Tachov sah, die Erklärungen der Führer Außerdem gab es Diskussiwußten mehr und lieferten den jedoch alles zu neuem Leben er- onsrunden und FilmvorführunInitiatoren mit der ARGE Pau- weckten. Auch diese Führungen gen. Auch Verpflegung mit böhlusbrunn und einigen Zeitmischen Bier, böhmischer zeugen InformationsmateKrautsuppe und Gegrilltem rial. Die deutschen Pächter wurde angeboten. der Wiesen hatten das GeAnzahl und Interesse lände gemäht und zur Verder Tschechen waren gröfügung gestellt. Nach alßer als der Deutschen. An ten Plänen, die die Tachauer diesen beiden Tagen waren von der Gemeinde Thiergarwohl rund 800 Leute durch ten/Obora erhielt, wurden das „wieder erwachte Paueinige zugängliche Flächen lusbrunn“ gezogen. Einider einstigen Häuser verge hatten Zelte mitgebracht, messen und markiert wie um auf dem früheren Bergdie Kirche, das Pfarrhaus, festplatz die Nacht zu verdie Schule und verschiedebringen, die sehr kühl gene andere Häuser in Vorderworden war, wobei das Lapaulusbrunn und Wittigs Informationstafel über das Haus Nr. 14. gerfeuer dann etwas Wärme thal. Dafür wurden Schilder abgab. Bis sehr lange nach mit tschechischem und deut- – vier am Samstag und eine am Mitternacht saß man um das Laschem Text sowie Bildern von Sonntag – waren mit jeweils bis gerfeuer, sang und erzählte. früher gefertigt. Sie informieren, zu 70 Personen ständig überlau- Auch der vorbildlich vom Herwer die Bewohner waren, sie in- fen. mannsreuther Team gepflegformieren über die einzelnen FaDer Kommentar eines 45jähri- te Friedhof war ein Anziehungsmilienmitglieder, über die Hand- gen Deutschen: „Ingrid, ich ge- punkt. Die Kommentare über die werker, über die Geschäfte wie steh‘ dir jetzt was. Ich habe nicht Veranstaltung waren nur positiv das Schuhgeschäft Baťa, über die nah am Wasser gebaut, aber ich und bezeugten, wie beeindruckt Gasthäuser mit ihren Besonder- war froh, daß meine Sonnenbril- jeder war. Und jeder fügte einen heiten oder über die Ämter wie le die Tränen versteckte, die mir großen Dank an die Veranstaldas Postamt. in die Augen geschossen wa- ter hinzu. Die anfängliche SkepDie Ausstellung über die Ge- ren, so sehr und so tief haben sis hatte sich in bewundernde schichte Paulusbrunns entlang mich die Ausführungen getrof- Dankbarkeit gedreht. des vor sechs Jahren geschaf- fen.“ Ingrid Leser „Paulusbrunn erwacht zu neuem Leben“ hieß das Festival, das zur gleichen Zeit wie das Bärnauer Steinbergfest (Þ links) am zweiten Juliwochenende in der Wüstung Paulusbrunn stattfand.
n Bis Donnerstag, 31. Oktober, Tachau-Heiligen: Ausstellung „900 Jahre Klöster Zwiefalten und Kladruby/Kladrau 1115 bis 2015“ in der Reithalle. Mittwoch bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr. n Sonntag, 18. August, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. n Samstag, 7. September, 19.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei. n Samstag, 14. September, 18.00 Uhr, Bruck am Hammer: Barockkonzert des Ensembles Alcinelle in der Sankt-Jakobuskirche.
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Die Brucker Jakobuskirche. n Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Weihbischof em. Ulrich Boom aus Würzburg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei.
WIR GRATULIEREN Wir gratulieren folgenden treuen Abonnenten des Tachauer Heimatboten, die im August Geburtstag feiern, von Herzen und wünschen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen. n Maschakotten. Am 20. Luitgard Puhr/Wurdack (Räs‘n, Haus-Nr. 12), 88 Jahre. Reinhold Wurdak Ortsbetreuer n Strachowitz. Am 29. Josef Hermann (Gauchala), 83 Jahre. Werner Schlosser Ortsbetreuer
Ortsbetreuerecke
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erzlich gratulieren wir im August Helga Ernst, Ortsbetreuerin von Ratzau, am 3. zum 63. Geburtstag und Manfred Maschauer, Ortsbetreuer von Neuzedlisch, am 12. zum 86. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, Gesundheit sowie Gottes Segen und danken für den Einsatz für unsere Heimat. Sieglinde Wolf
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8.2024
Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Egerländer Gmoi Herborn 75 / Gmoi Limburg 70
� Egerländer Termine
Gmoin-Jubiläen in Hessen Diesen Sommer gab es gleich zwei wichtige Jubiläen im Landesverband Hessen: Die Egerländer Gmoi Herborn feierte ihr 75. Jubiläum, zudem wurde Gmoi Limburg 70 Jahre alt. Hans-Jürgen Ramisch berichtet:
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ine der ältesten und besonders aktiven Gmoin in Hessen feierte am 16. Juni 2024 ihr Jubiläum: 75 Jahre Egerländer Gmoi Herborn. Gerlinde Kegel erhielt dabei den Ehrenbrief des Landes Hessen.
Gmoi Herborn feierte 75. Jubiläum Traditionell bestanden die Feierlichkeiten des Jubiläums aus Totengedenken, Heiliger Messe und Volkstumsnachmittag. Zur Totenehrung im Marienbader Park in Herborn hatten sich über 40 Teilnehmer eingefunden, davon der überwiegende Teil in Egerländer Trachten. Bürgermeisterin Katja Gronau zeigte die Aktualität des Themas „Vertreibung“ auf. Pfarrer Paulose Chatheli übernahm die Lesung und das Gebet, und Roman Pacholek umrahmte die Veranstaltung mit seiner Trompete. Gut besucht war auch die Heilige Messe in der Katholischen Kirche Sankt Petrus. Die vielen Trachtenträger gaben ein buntes Bild. Pater Chatheli bedankte sich für den Einsatz der Heimatvertriebenen. Schwungvoll begannen die „Egerländer6“ unter der Leitung von Timo Groos mit dem „Egerländer Liedermarsch“ den Volkstumsnachmittag mit dem Thema „Ewig junge Egerländer – Böhmische Blasmusik“ im Bürgerhaus Merkenbach. Landes- und Gmoi-Vüarstäihare (Vorsitzende) Gerlinde Kegel konnte viele Gäste und besonders den Landrat und Schirmherrn Wolfgang Schuster, die Herborner Bürgermeisterin Katja Gronau, Pater Chatheli von der katholischen Kirchengemeinde, sowie den CDU-Stadtverbands-Vorsitzenden Lukas Winkler, begrüßen. Für die Egerländer waren Bundesvüarstäiha Volker Jobst (Bundesvorsitzender, Gmoi Stuttgart/ Rauenberg) und Bundeskul-
turwartin Christina Diederichs (Gmoi Ingolstadt), sowie zahlreiche weitere Mitglieder des Bundes- und Landesvorstands und der Gmoin, angereist. Landrat Schuster ging in seinem Grußwort ausführlich auf die Situation der Heimatvertriebenen damals im Vergleich zu den Kriegsflüchtlingen heute ein. Die Vertriebenen kamen mit Bahntransporten im Burger Lager an und wurden zwangsweise auf Orte und dann auf Wohnungen oder Häuser im Kreisgebiet verteilt. Es gab keine leerstehenden Zimmer oder freie Wohnungen. Man mußte noch enger zusammenrücken, was selten einfach war. Die Aufbauleistung der Vertriebenen leistete einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftserfolg des Lahn-Dill-Kreises. Weitere Grußworte sprachen Bürgermeisterin Gronau und Bundesvüarstäiha Jobst. Die Stellvertretende Landesvorsitzende in Hessen, Edith ZaschkaDomes, überbrachte die Grüße der Gmoin. Bundesvorsitzender Jobst zeichnete Melanie Herrmann und Jan Kegel mit der Ehrennadel des Bundes aus. Gerlinde Kegel, Stellvertretende Bundesvüarstäihare und Landesvüarstäihare Hessen, wurde von Landrat Schuster mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen für ihr rund 40jähriges Engagement für die Egerländer ausgezeichnet. Schwungvoll zeigte der Volkstanzkreis die „Egerländer Liederfolge“ und den „Da Stearn“. Die Egerländer Gmoi Herborn wurde am 26. Mai 1949 gegründet und ist damit eine der ältesten Gmoin in Hessen. Von Anfang an war die Musik ein wesentlicher Bestandteil des Gmoi-Lebens. Bei einem Rückblick auf die musikalischen Großereignisse folgten viele Beispiele. Fünf Tänze, darunter auch den „Kikeriki“, präsentierte die „Kinder- und Schülergruppe“ der Gmoi Offenbach. Die jüngsten hatten die Unterstützung der Eltern, alle zeigten bereits, wie toll sie Musik und Tanz verbinden. Jürgen Zuber bot zusammen mit den „Egerländer6“ eine Parodie auf den „Königsberger Marsch“ dar.
Kalender Hier finden Sie eine Übersicht der Termine des Egerländer Kalenders. Alle sind herzlich eingeladen:
2024: n 9. Mai bis Samstag, 12. Oktober: Sonderausstellung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz: „Lebensbilder – Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Robert Steidl“. n Freitag, 9. August: Gäuboden-Festauszug in Straubing, Anmeldung beim Vüarstäiha LV Bayern H. Kindl. n Sonntag, 18. August: Um 11 Uhr Egerländer Gebetstag in Maria Kulm; Musik: Münchenreuther Bauernkapelle.
Die Gmoi Limburg in Hessen feierte ihr 70. Jubiläum. Ehrungen: (von links) Christa Voigt (Ehrenmitglied), Albrecht Kauschat (Gmoi Limburg), Walter Kunstmann (Ehrenvüarstäiha), Gerlinde Kegel (Landesvorsitzende) , Waltraud Kunstmann (Ehrenmitglied) und Jürgen Zuber (Gmoi Limburg). Bilder: Hans-Jürgen Ramisch Die Brauchtumsgruppe „Haaheapper“ aus Kraftsolms brachte Trachten, Tänze und Gesang aus Kraftsolms und Alten-Buseck mit. Mit zwei Egerländer Trachtenpuppen überraschte das Ehepaar Graumann die Gmoi. Höhepunkt der Tanzauftritte war der gemeinsame Tanz „Nagelschmied“, der in zwei gemischten Tanzkreisen von den Trach-
Corona-Pandemie, endete die Zeitreise, bevor mit „Brouda Liederle“ das von allen mitgesungene Schlußlied erklang.
Gmoi Limburg wurde 70 Jahre alt Zum 70. Geburtstag hatte die Egerländer Gmoi Limburg am 7. Juli 2024 in das Gemeinde-
Gmoi Herborn – Verleihung Landesehrenbrief: (von links) Landrat Wolfgang Schuster, Gerlinde Kegel, Bürgermeisterin Herborn Katja Gronau . tenträgern des Volkstanzkreises und der Haaheapper dargeboten wurde. Mit dem „Böhmischen Traum“, sowie mit der Erinnerung an die eingeschränkten Tanzmöglichkeiten während der
Gmoi Herborn in Hessen feierte 75. Jubiläum: Gruppenbild der vielen Gäste vor der katholischen Kirche.
zentrum in Limburg-Blumenrod zu einem Kulturnachmittag eingeladen. Gäste aus vielen Teilen Hessens waren der Einladung gefolgt. Zur Einstimmung bot Robert Klarner am Akkordeon
Bild: Matthias Meinl
den 73. Regimentsmarsch, vielen besser bekannt als der „Egerländer Marsch“. Albrecht Kauschat (Gmoi Limburg) übernahm die Begrüßung. Grußworte überbrachten Josef Plahl (BdV Kreisverband), Bürgermeister Marius Hahn und Gerlinde Kegel (Stellvertretende Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende Hessen des Bundes der Eghalanda Gmoin) und Andreas Hofmeister (MdL, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler). Alle Redner verwiesen auf Vorfahren im Sudeten- oder Egerland. Mit 45 Bildern wurde die Geschichte der Egerländer Gmoi Limburg aufbereitet. Dabei war es kein trockener Vortrag, sondern eine gekonnte Mischung aus Text, Musik und Tanz, präsentiert von dem Egerländer Mundart-Duo Christa und Jürgen, zugleich die Kulturwarte der Gmoi. Ein Höhepunkt in der GmoiGeschichte war das Konzert der Militärmusik-Kapelle Hochund Deutschmeister zum 25jährigen Jubiläum. Gmoi-Chor, Kindergruppe und Volkstanzgruppe sind leider Vergangenheit. Seit 1998 ist das Egerländer Mundart-Duo „Christa und Jürgen“ prägend für die Bewahrung Egerländer Liedguts, weit über die Grenzen der Gmoi hinaus aktiv und beliebt. Drei ganz besondere Ehrungen krönten das 70. Bestandsfest. Walter Kunstmann wurde zum Ehrenvüarstäiha (Ehrenvorsitzenden) ernannt. Zum Beginn der Volkstanzgruppe in 1965 wurde der echte Limburger Mitglied der Gmoi und der Tanzgruppe, die er fast 45 Jahre lang leitete. Von 1985 bis 1997 war er Vüarstäiha, und auch heute ist er noch im Vorstand aktiv. Waltraud Kunstmann und Christa Voigt wurden für ihre Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der Egerländer Volkstanzkreis Mittelhessen umrahmte das Programm mit schwungvollen Tänzen. Mit dem Gedichtvortrag „Ich bin sua stolz af‘s Eghaland“ von Jürgen Zuber, sowie mit den Liedern „Brouda Liederle“ und „Hessenland, du bist mein Heimatland“, endete die kurzweilige, fröhliche Reise durch 70 Jahre Gmoi-Geschichte.
n Samstag, 31. August, bis Sonntag, 1. September: Trachtenmarkt in Greding mit Beteiligung der Egerländer. n Sonntag, 1. September: 14 Uhr Schutzengelfest in Maria Kneipelbach (Kňafák) mit Pfarrer Ferdinand Kohl. n Freitag, 6. September, bis Sonntag, 8. September: Heimattage Baden-Württemberg im Härtsfeld. n Sonntag, 8. September: 35. Landestreffen des BdEGLV Hessen und 70. Gmoijubiläum Bruchköbel. n Sonntag, 22. September:
Oktoberfestauszug, München. n Samstag, 19. Oktober, bis Sonntag, 20. Oktober: AEK-Begegnung im EgerlandKulturhaus Marktredwitz. n Samstag, 28. September: 15 Uhr: 75. Jahre Eghalanda Gmoi „Josef Hofmann“ Regensburg. n Samstag, 26. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober: Bundeskulturtagung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n Dienstag, 5. November: Landesarbeitstagung des Landesverbands Hessen in Gießen– Allendorf n Freitag, 22. November, bis Sonntag, 24. November: Herbstlehrgang der Bundesjugendführung
2025: Folgende Termine bitte für das Jahr 2025 vormerken! n Samstag, den 25. Januar, bis Sonntag, den 26. Januar: Bundesvorstandssitzung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n Samstag, den 12. April, bis Sonntag, den 13. April: Bundeshauptversammlung mit Neuwahlen, Egerland-Kulturhaus, Marktredwitz. n Samstag, den 28. Juni, bis Sonntag, den 29. Juni: „Egerlandtag“ und 53. Bundestreffen der Egerland-Jugend in Marktredwitz.
Weitere Termine für 2024 und 2025 finden Sie auf der Website: www.egerlaender.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8.2024
Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Gratulationen im August
� Einladung: Prösau Oberreichenauer Steinbacher
Geburtstagsglückwünsche
Treffen 17.08.
–97.: Lenz, Alois, (Falkenau), 22. –96.: Müldner, Karl, (Falkenau), 24. –95.: Marterer, Josef, (Zieditz), 30. –92.: Flachsland, Maria, geb. Brückner, (Birndorf), 24. –89.: Müller, Gerda, (Zwodau), 3. –89.: Blassl, Paul, (Maria-Kulm), 4. –89.: Hiebl, Ingeborg, (Falkenau), 23. –87.: Weber, Walter, (Lanz), 26.
Termin zum Vormerken: Herzliche Einladung an alle zum Treffen der Prösau Oberreichenauer Steinbacher!
Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Monat August alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Der Heimatverband gratuliert herzlich allen Falkenauer Jubilaren zu ihrem Ehrentag. Die besten Wünsche zum: –98. Geburtstag: Paulus, Elfriede, geb. Zeitler (Krainhof), 6. August
–85.: Weber, Irmtraud, geb. Ebert, (Falkenau), 19. –83.: Behnke, Sigrid, geb. Weitzer, (Falkenau), 31. –81.: Leonhardt, Horst, (Falkenau), 29. –80.: Heinisch-Spinka, Ing. Rautgunde, geb. Spinka, (Falkenau), 11. –76.: Hartl, Reiner, (Haberspirk), 10. August.
Das Treffen der Prösau Oberreichenauer Steinbacher findet am Vorabend des Gebetstages in Maria-Kulm statt. Die Veranstaltung beginnt ab nachmittags. –Veranstaltungstermin: am Samstag, den 17. August, um 14.00 Uhr; Treffpunkt ist am Kriegerdenkmal in Prösau.
� Falkenau und Patenstadt Schwandorf
Einladung: Falkenauer Treffen am 15. September In Absprache mit unserer Patenstadt Schwandorf (Bayern) veranstalten wir in diesem Herbst, im September 2024, ein nochmaliges Treffen der Falkenauer. Alle Falkenauer und weitere Interessierten sind ganz herzlich eingeladen! Jeder Gast ist willkommen und gerne gesehen! Veranstaltungsrahmen: –Veranstaltungsort: im Konrad-Max-Kunz-Saal der Oberpfalzhalle in Schwandorf; –Veranstaltungsdatum: am Sonntag, den 15. September 2024, mit Beginn ab 10 Uhr;
Der Heimatverband der Falkenauer hat sich mit dem letzten Treffen offiziell als eingetragener Verein aufgelöst. Daher findet dieses Treffen diesmal in vereinfachter Form statt, das heißt ohne Musik und ohne begleitendes Programm. –Ab 10 Uhr vormittags wird der Konrad-Max-Kunz-Saal für die Gäste geöffnet sein. –Der Eintritt ist für alle frei; doch der Wastl bittet gerne um eine kleine Spende. Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Kommen! Ihr Gerhard Hampl und Otto Ulsperger
� Egon Brückner: Kriegserinnerungen – Teil III – Fortsetzung folgt
I
Leben als Soldat: Mein Weg nach Rußland
ch konnte mich ans Ufer setzen und über den riesengroßen Fluß sehen, denn seit einiger Zeit kam die Sonne heraus und erwärmte die Gegend. Was mich jetzt interessierte, waren die Floße: Sie hingen an den Seilen weit draußen im Wasser. Das eine wurde immer kleiner, das andere immer größer und kam näher. Sie liefen nicht auf geradem Weg von Ufer zu Ufer, sondern sie liefen in einem weiten Bogen nach rechts. Denn die Strömung war so stark, daß sie weit hinausgetragen wurden. Wäre dabei ein Seil gerissen, hätte dieser mächtige Strom ein neues Spielzeug gehabt, und ich fragte mich, wo nur so viel Wasser herkommen könnte. Denn damals wußte ich nicht, daß dieser Dnjepr schon einen weiten Weg von etwa 2500 Kilometern hinter sich hatte, einige riesengroße Seen speiste, oberhalb von Moskau entsprang und in weitem Bogen durch die nicht enden wollende Ukraine dorthin floß. Das Übersetzen der Floße ging sehr flott voran. Jetzt waren wir an der Reihe und strebten dem anderen Ufer zu. Während der Fahrt beobachteten wir ständig das Seil, ob nicht irgendwo eine schadhafte Stelle sei. Drüben angekommen blieb uns wieder etwas Zeit, und wir fragten unseren Kompaniechef, ob wir uns einmal gründlich waschen dürften im Fluß. Denn das Stroh war auf der langen Fahrt zu Hächseln geworden und juckte überall. Als wir die Genehmigung dazu hatten, wurde der Dnjepr im Sturm genommen. Die Seife, die es damals bei der Wehrmacht, und überhaupt in ganz Deutschland, gab, bestand mehr aus Ton als aus anderen Substanzen. Aber dennoch hat sie etwas geschäumt. Ein alter, mit EK 1 behängter Feldwebel achtete streng, daß keiner ganz
ins Wasser hineinging, denn es war durch die vergangene Nacht noch kalt. Nach der Wäsche in der großen Badewanne fühlten wir uns so wohl wie schon lange nicht mehr, und der Riesenfluß war uns wesentlich sympatischer geworden. Auf dem Rückweg zum Zug muß ich noch beifügen, daß wir uns auf freiem Feld befanden, zur Fähre war provisorisch ein Gleis angelegt worden. Etwa 200 Meter von uns entfernt waren acht damals typische kleine Häuser. Als wir uns wieder auf unseren Zug zubewegten, kamen von dort einige Zivilisten: Sie hatten Körbchen oder etwas in ein Tuch gehüllt. Obgleich sie auf die Körbchen und Tücher zeigten, verstand von uns aber keiner, was sie wollten. Zum Glück waren einige ältere deutsche Soldaten dabei, die bei der Fähre Dienst hatten und ein paar Brocken Russisch sprachen. Diese Männer sagten uns, daß sie ein Tauschgeschäft machen wollten – scheinbar kamen sie immer, wenn ein Zug übergesetzt wurde. Diese Männer standen nun vor uns, zeigten mit den Händen erst auf sich selbst, dann auf uns, dann auf die Körbchen – der eine hatte ein paar Eier oder etwas Ziegenkäse dabei –, und währenddessen kauten sie alle Sonnenblumenkerne. Das machten sie ganz geschickt: Sie steckten einen Kern in den Mund, bissen darauf, dann flogen die beiden Schalen wie von einem Gebläse getrieben im hohen Bogen aus dem Mundwinkel, und der pure Kern wurde dann gemütlich gekaut. Der nächste führte uns vor, wie fachmännisch er Zigaretten drehen konnte. Er griff in die Hosentasche und holte etwas Tabak heraus: Da sahen wir zum ersten Mal, wie Machorka aussieht. Er steckte ihn dann gleich wieder in die Tasche, nahm dann von der
Kriegsmotiv: Soldaten im Nebel. äußeren Brusttasche seines Hemdes ein Stück altes Zeitungspapier und riß ein etwa fünf mal zehn Zentimeter großes Stück ab. Er verstaute den Rest der Zeitung wie eine Kostbarkeit wieder in der Brusttasche. Dann feuchtete er eine Seite des abgerissenen Zeitungspapiers mit der Zunge an, steckte es in die Hosentasche, wo er vorher den Machorka verschwinden ließ, machte in der Tasche mit der Hand ein paar Verrenkungen, und schon zog er eine Zigarette heraus. Es war keine schöne, aber zum Rauchen paßte sie, was bei uns rasch Anklang fand. Aber weil ich selbst nicht rauchte und Ernst Wirkner, der im Waggon mein Nebenmann war, nichts zum Tauschen hatte (er bekam sowieso meine Rauchwaren, die wir empfingen), gingen wir weiter zum Zug. Obwohl die Handtücher naß waren, mußten wir sie in den Tornister stecken, damit sie nicht wegkamen. Dabei fiel mir mein altes Spintschloß in die Hand. Dazu hatte ich nur noch einen Schlüssel, und den Bügel mußte ich schon mehrmals zurechtbiegen, damit er paßte.
Da sagte Ernst: „Da hast du doch was zum Tauschen.“ Ich sagte: „Das alte Ding ist doch nichts mehr Wert, aber zwei Eier bekomme ich vielleicht dafür.“ Als ich auf die Händler zusteuerte, sah ich von den Häusern her eine alte Frau auf Bild: Pixabay. mich zukommen. Sie hatte auch ein Körbchen und winkte mir von weitem zu. Ich blieb stehen und war neugierig, was sie denn wolle. Als sie näher kam, sah ich, welch armer Mensch sie war. Barfuß liefen sie dort alle, aber ihre Kleidung konnte nicht viel jünger gewesen sein als sie selbst, war jedoch nicht dreckig oder schlampig. Sie war völlig außer Atem, so beeilt hatte sie sich. Sie zeigte auf meine rechte Hand, denn am Finger hing das alte Vorhängeschloß. Das wollte sie scheinbar haben. Ich hielt es ihr entgegen und sagte: „Hier hast du es.“ Sie griff nicht danach, hielt mir aber ihrerseits das Körbchen hin, indem vielleicht zwanzig Eier waren. Sie muß das Schloß für sehr wertvoll gehalten haben. Ich hob zwei Finger hoch und sagte „zwei“, aber sie hielt immer noch das Körbchen hoch und machte mit der anderen Hand ein Zeichen, daß ich sie alle nehmen solle. Ich holte mir zwei heraus und sagte „So ist es in Ordnung.“ Was sollte ich auch mit so vielen Eiern? Denn zum kochen oder backen war keine Gelegenheit, und roh wären sie mir
kaputt gegangen, im ratternden Waggon. Hätte ich sie roh getrunken, wäre ich während der Fahrt nicht mehr von dem Eimer heruntergekommen. Noch immer hielt sie mir das Körbchen entgegen und machte Zeichen, ich solle doch nehmen. Also gut, ich nahm mir noch zwei für Ernst Wirkner, reichte ihr das Schloß und gab ihr zu verstehen, daß sie jetzt gehen könne. Aber sie ging nicht. Da stand sie nun, die alte Frau mit ihrem vom Schicksal und Arbeit gezeichneten Gesicht mit vielen Falten und sah mich mit hellen klaren Augen an. Es hatte den Anschein, als wolle sie mir etwas sagen, aber ich konnte kein russisch und sie kein deutsch. Ich wollte mich nicht einfach umdrehen und weggehen. Wenn ich aber ehrlich war, wollte ich überhaupt nicht weggehen, denn die alte Frau strahlte so viel Güte und Vertrauen aus, daß es direkt wohl tat nach einer so langen Fahrt im Viehwaggon durch dieses unendliche Land noch einen Moment bei ihr zu verweilen. Dann sah sie auf das Schloß in ihrer Hand, legte es in das Körbchen zu den Eiern und drückte mir mit der nun frei gewordenen Hand ganz fest meinen Unterarm. Dabei sah sie mich an und nickte mit dem Kopf, dann drehte sie sich um und ging fort. Ich blieb stehen und sah ihr nach. Mit langsamen, müden Schritten, als wäre das Körbchen jetzt viel schwerer als vorher, ging sie dahin. Doch plötzlich blieb sie ruckartig stehen, drehte sich um, und kam mit viel leichterem Schritt (den ich ihr gar nicht zugetraut hätte) wieder auf mich zu. Im ersten Moment nahm ich an, sie hätte den Handel bereut, und wolle die Eier wieder holen. Doch als sie kurz vor mir stehen blieb und mich ansah, waren ihre Augen anders als vorher. Ich
war kein großer Menschenkenner, aber daß in ihren Augen jetzt Angst war, das sah ich. Wovor fürchtete sie sich jetzt?, ging mir durch den Kopf. Ich hätte ihr so gerne geholfen. Aber wie konnte ich wissen, was es war? Da hob sie die rechte Hand und machte ein Kreuz vor mir, drehte sich um und ging jetzt schneller als vorher auf ihre Behausung zu. Ich blieb stehen, bis sie in einer dieser Lehmhütten verschwand. Sie hatte sich nicht mehr umgedreht. Ich stand noch eine Weile, denn ich konnte mir nicht erklären, was mir hier begegnet war. Noch nie in meinem Leben war mir so etwas untergekommen. Ich war viel zu jung und wäre wahrscheinlich noch länger stehen geblieben, hätte die Lokomotive nicht zur Abfahrt gepfiffen. Jetzt mußte ich mich aber beeilen, um noch mitzukommen. Im Zug war schon reges Leben. Wie vor jeder Abfahrt hatten die meisten noch schnell etwas zu besorgen. Vor unserem Waggon stand schon Ernst und rief: „Wo bleibst du denn so lange, ich dachte schon du wärst unter die Partisanen geraten. Hast wohl ein gutes Geschäft gemacht mit dem alten Schloß?“ „Warum?“, fragte ich. „Na, du hast doch vier Eier!“ Jetzt merkte ich die Eier wieder. „Hier hast du zwei“, sagte ich, „die machen wir aber schnell noch weg.“ An der Waggonkante die Eier aufgeschlagen, ausgetrunken, in den Waggon gesprungen, und ab fuhr der Zug. Es dauerte lange, bis ich mein Erlebnis langsam vergaß. Ernst sagte manchmal: „Kerl, was ist mit dir nur los, scheinbar bist du mit deinen Gedanken erneut zu Hause.“ Ich erzählte ihm öfter von daheim. Aber nicht jetzt. Das Schlimmste war, daß ich mich Ernst nicht anvertrauen konnte. Fortsetzung folgt
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
Graslitzer Heimatzeitung
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Heimatkreis Graslitz – Patenstadt: Aschaffenburg Ansprechpartnerin Heimatzeitung, Graslitzer Stube und Öffentlichkeitsarbeit: Christine Uschek, Hörsteiner Straße 24, 63791 Karlstein, Telefon (0 61 88) 52 61, eMail Uschek@t-online.de Ansprechpartnerin Heimatkreis: Gisela Forster, Niederscheyerer Straße 109, 85276 Pfaffenhofen a. d. Ilm, Telefon (0 84 41)7 25 10, eMail GiselaForster@t-online.de Facebook: Graslitz – die klingende Stadt – Public Group/Facebook. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (01 74) 6 63 20 23, eMail: graslitz@sudeten.de.. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Im zweiten und abschließenden Teil des Berichts über den Muttertagsausflug besucht Gisela Regina Forster mit ihrer Mutter Gisela Forster schließlich Fraunreuth, den Heimatort der Mutter, und Schwarzenbach, das Heimatdorf des Vaters. Sie berichtet:
A
uf dem Weg zum Heimatort meiner Mutter, Frauenreuth/Kopanina, durchquerten wir Haberspirk/Habartov, wo ein größeres Neubaugebiet mit zahlreichen schön gestalteten Bungalows ins Auge sticht. Auch ein neu angesiedeltes Unternehmen mit modern gestalteten Gebäuden hat sich dort angesiedelt und bietet den Bewohnern Arbeitsplätze. Überhaupt ist der Ort schön angelegt und birgt eine erstaunlich große Anzahl von Häusern. Die Weiterfahrt über Katzengrün/Kaceřov führt durch die typischerweise dünn besiedelte, überaus fruchtbare Egerländer Landschaft, südwärts, Richtung Neukirchen/Nový Kostel, wobei schon bald das Ortsschild von Frauenreuth auftaucht. Die nördliche Ortseinfahrt heißt den Besucher mit einer hübsch gezimmerten, holzumrahmten Tafel in tschechischer und englischer Sprache willkommen. Nach einer scharfen Rechtskurve fährt man am früheren Kaufladen („Lodn Otto“), der unterhalb der baulich schön gestalteten, aber leider nicht umfassend restaurierten Georgs-Kirche liegt, vorbei. Als Erstkläßlerin hat meine Mutter dort, nach Verlassen der ebenfalls oberhalb des Geschäfts, neben der Kirche befindlichen Schule kleinere Einkäufe getätigt und auch ihren Eltern, deren landwirtschaftliches Anwesen auf dem Frauenreuther Berg lag, Utensilien mitgebracht. Mit dem Übergang der Ortsstraße in die Gerade kam auch schon unser Ziel in den Blick, nämlich das Hotel am Speicher, mit seinem neu gebauten Hallenbad und der typischen Anlage eines früheren Egerländer Vierseithofs. Wie immer war die mittägliche Restauration gut besucht, aber wir ergatterten einen Parkplatz auf dem geräumigen Areal und sahen uns kurz um: Zwischen den alten Bäumen hindurch schweifte unser Blick westwärts über das ebene Egerbecken mit seinen weitläufigen, nunmehr erst heranwachsenden Getreidefeldern und großzügigen Weiden, auf denen – wegen der reduzierten Förderung der Rinderhaltung – nicht mehr so viele Tiere grasen wie früher. Auch die östlichen Ausläufer des Fichtelgebirges werden dort sichtbar. Natürlich galt unser Hauptinteresse dem gegenüber liegenden, ostwärts ansteigenden Weg, dessen Einmündung – vermutlich zum Zweck der landwirtschaftlichen
Der alte Speicher, der dem Hotel seinen Namen gibt.
Teil der Rundum-Fernsicht, die Gisela Regina Forster bei ihrer Wanderung genießen konnte. Bilder: Gisela Regina Forster
Rückseite einer Scheune, die heute vom Hotel am Speicher als Veranstaltungssaal genutzt wird.
Persönliche Pfingstwallfahrt nach Maria Kulm – Teil II und Schluß
Auf familiären Spuren Nutzung – mit einem rot gefärbten Straßenbegrenzungspfosten markiert ist und der nach einer starken Biegung steil nach oben, direkt auf den Frauenreuther Berg (Lauberin) führt. Da wir diesmal zeitlich unter Druck waren, folgten wir der ostwärts zum letzten landwirtschaftlichen Anwesen des Dorfes führenden Straße und erfreuten uns schon dort an dem sich Richtung Westen eröffnenden, freien Blick über die Egerebene, ins angrenzende Vogtland und oberfränkische Fichtelgebirge. Während ich den Weg nun nordwärts, steil bergauf über die Rinderweiden fortsetzte, verweilte meine Mutter an dem schönen Fleck und erwartete dort meine Rückkehr. Auch ich wanderte bei diesem Besuch nicht bis ganz an den Waldrand und damit zum Geburtsgrundstück meiner Mutter, sondern lediglich auf das Plateau, von wo aus man eine herrliche Rundum-Fernsicht genießen kann: So sieht man im Osten die westlichen Ausläufer des Erzgebirges, im Süden den Kaiserwald, den Böhmer- und den Bayerwald, wobei der Tillen deutlich auszumachen ist. Dreht man sich nach Westen, grüßt wiederum das Fichtelgebirge aus der Ferne. Nach diesem tollen, fast berauschenden „Sicht-Erlebnis“ begebe ich mich wieder auf den Rückweg, vorbei an den Viehweiden süd-westwärts auf das heutige Dorf Kopanina zu, von dem die Kirchturmspitze ein wenig über die Bergkuppe ragt. Es ist heute wie damals landwirt-
schaftlich geprägt, und die Landschaft beeindruckt mit den überdimensional großen Feldern, die das weitläufige Egerbecken seit jeher als eine Kornkammer Böhmens prädestinieren. Mein Großvater erzählte des Öfteren, daß Besucher aus seinem Heimatdorf Schwarzenbach/Černá, am südwestlichen Erzgebirgsrand gelegen, den großkörnigen, üppig wachsenden Weizen bewunderten, der auf dem fruchtbaren Boden (teils Vulkanerde des einst aktiven, nahe Franzensbad befindlichen Kammerbühl-Vulkans) besser gedieh als dort. Nach ungefähr einer Stunde Fußmarsch war ich wieder bei meiner Mutter angekommen, die zwischenzeitlich auf einer Bank unterhalb einer sehr alten Buche Platz genommen hatte. Sie ist durch ein Schild als Naturdenkmal ausgewiesen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind auch meine Großeltern auf ihrem Weg ins Dorf regelmäßig an diesem imposanten Baum vorbeigekommen, der bestimmt schon zwei- oder gar dreihundert Jahre alt sein dürfte. Eine weitere Tafel kennzeichnet die ansteigende Fläche zum Frauenreuther Berg hin als Naturpark, es ist die Grenze zum Naturschutzgebiet Leopoldovy Hamry, das sich über 40 Quadratkilometer erstreckt und heute auch die Grundstücksfläche des früheren, großelterlichen Anwesens, Frauenreuther Berg Nr. 20, umfaßt. Meine Mutter und ich gingen nun den abschüssigen, neu geteerten, von Kastanien gesäumten Weg hinunter zum Parkplatz des Hotels am Speicher, vorbei an den dort nach wie vor stehenden alten Eichen und näherten uns dem wunderbar renovierten, als Hotel und Restaurant genutzten, einstigen Vierseithof. Wie immer sonntags war er,
besonders von Gästen aus dem umliegenden Vogtland, gut besucht, da es aber zwischenzeitlich schon etwa 14 Uhr geworden war, konnten wir Platz am besonders begehrten Tisch im Erker nehmen. Durch die Fenster dort hat man freie Sicht über das Egerbecken. Wir ließen uns, zur Feier des Tages, ein reichhaltiges Mittagessen von der abwechslungsreichen Speisekarte sowie einen leckeren Eisbecher schmecken. Nach einem kurzen Plausch mit der Eigentümerfamilie, die sich nach getaner Arbeit nun selbst ein Mittagessen gönnte, verließen wir einen unserer Lieblingsplätze und setzten unseren Ausflug mit jeweils einem Abstecher nach Schönbach/ Luby und Schwarzenbach/Černá fort. Dabei passierten wir Neukirchen, den zweiten und größeren Ort der Verwaltungsgemeinschaft Nový Kostel-Kopanina, wo sich auch Rathaus und Schule befinden. An der Eisenbahnstation „Am Schoad“ sowie an Dorf und Gut Brenndorf/Spálená vorbei, das mittlerweile – zumindest teilweise – renoviert ist und mit dem dort untergebrachten Restaurant ebenfalls um Besucher wirbt, biegen wir rechts auf die nach Schönbach führende Straße ab. Dort legen wir auf dem, unterhalb des 1926 errichteten Geigenbauerdenkmals befindlichen Parkplatz einen kurzen Halt ein, um die berühmte, aus Stein gemeißelte Figur zu inspizieren. Auch eine ganze Reihe unserer Vorfahren und Verwandten, die allesamt in der Gegend um Schönbach lebten, waren als Instrumentenbauer tätig. Die Familien Wilfer,
Auf der vor dem Schönbacher Rathaus aufgestellten Tafel sind die in der Region liegenden Orte und ihre Sehenswürdigkeiten dargestellt, nummeriert und werden am rechten, unteren Rand in einer Legende erläutert.
Hoyer, Kühnl und Dotzauer fertigten – und fertigen zum Teil heute noch – vor allem Streichinstrumente wie Geigen, Celli und Bässe, aber auch Blechblasinstrumente, wobei sie jeweils auf eine lange Tradition zurückblicken können. Als Nachfahrin und Verwandte wird einem in einem solchen Moment gewahr, woher die besondere eigene Hinwendung zur Musik sowie die Freude am Musizieren kommen, eine Eigenschaft, durch die man sich von Kindheit an von seinen Altersgenossen unterschieden hat. Auch meine Oma Johanna Köhler/ Werner musizierte gerne auf ihrer Zither und sang zusammen mit ihrem Bruder Ignaz, der mit Geige, Posaune und Gitarre aufspielte. Musik war ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und ihres Alltags. Nach einem kurzen Spaziergang über den, gegenüber dem Rathaus liegenden Marktplatz und einer Gedenkminute an der dort platzierten Mariensäule überquerten wir die Straße, um die neue, interessante und informative Ortskarte zu studieren, die rechts vom Rathauseingang aufgestellt worden ist. Sonntags macht Schönbach einen recht beschaulichen Eindruck. Gut frequentiert war die Straße nach Wernitzgrün, die über die Grenze ins Vogtland, nach Marktneukirchen führt. Da wir auch Schwarzenbach/ Černá, dem Geburts- und Wohnort meiner Großeltern sowie
zahlreicher Verwandter und Vorfahren, noch einen Besuch abstatten wollten, verließen wir Schönbach auf der steil ansteigenden Straße in nördlicher Richtung. Oberschönbach/Horny Luby, Fünfhaus und Egetten passierend, gelangten wir über sehr kurvige, auf- und abwärts verlaufende Straßen und durch dichte, beide Straßenseiten säumende Wälder, schließlich wieder auf eine Anhöhe, die bis heute den verbliebenen „Rest-Ort“ des früheren, deutlich größeren Dorfes Schwarzenbach, nämlich die an der Straße nach Graslitz liegende „Kroaheckn“ beherbergt. Schwarzenbach gilt wegen seiner Höhenlage (800 Meter) als der am höchsten gelegene Ort des Egerlands. Während der frühere, heute abseitig in einer östlich der Straße liegenden Mulde befindliche, einstige Ortskern gänzlich verschwunden ist, sind die entlang der Straße aufgereihten Häuser allesamt bewohnt. Im, von Schönbach kommend ersten Haus wird mit einer Vielzahl von Bienenstöcken in größerem Stil Honig produziert, den der Eigentümer mit einem am Gartenzaun angebrachten Schild zum Verkauf anbietet. Ein auf einem Trampolin ausgelassen hüpfendes Mädchen winkte uns fröhlich zu, und auch vom Nachbargrundstück rief uns der Bewohner, der gerade seinen Rasen mähte, lachend ein freundliches „Dobrý den“ zu, als wir den Ortsstein von Schwarzenbach fotografierten. An seiner Frontseite sind auf einigen alten Bildern und in chronologischer Abfolge die Bewohner sowie die Geschichte des Ortes, von seinen Anfängen an, in wettergeschützter Form, dargestellt. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem großen Park- und Rastplatz, an der nach Graslitz führenden Straße, wo wir uns für die Heimfahrt mit einem kleinen Picknick stärkten, traten wir schließlich die wiederum etwas über zwei Stunden dauernde Heimfahrt an. Auch sie verlief problemlos, so daß für meine Mutter und auch für mich ein schöner erlebnisreicher Ausflugstag zu Ende ging, an den wir uns beide gerne erinnern.
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GRASLITZER HEIMATZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2. 8. 2024
� Von Jakob bis Ägidi
� Schwaderbach kurz nach der Vertreibung
Kirchenfeste im Hochsommer
Blühende Hangsiedlung
Von Jakobi (25. Juli) bis Ägidi (1. September) ist die Zeit des Hochsommers. In diese Zeit fallen drei Kirchenfeste:
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er Jakobitag wurde früher in Schönau schon immer groß gefeiert. Viele Gäste aus der Stadt Graslitz, den umliegenden oder weiter entfernten Orten kamen. Die Heuernte hatte man bereits hinter sich, und das Getreide reifte. Da fand man auf dem Lande etwas Zeit, um so ein schönes Fest zu feiern. Auch die anschließende Kirchweih in Frankenhammer fand meist noch vor der Getreideernte statt. Sie wurde in der Dreifaltigkeitskirche am ersten Sonntag im August und das Ägidifest in der Steiner Kirche am 1. September gefeiert. Die Steiner Kirche, wohl die älteste Kirche des Kreises, grüßt durch ihr freundliches Äußeres. Aber auch das Innere kann
Hier eine Ansicht von der üblichen und ganz typischen Besiedlung und Bebauung der Erzgebirgshänge in der Nähe von Graslitz. Ähnlich sahen alle umliegenden Orte wie Silberbach, Eibenberg, Glasberg, Grünberg, Neudorf, Nancy, Sauersack, Frühbuß und andere aus.
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as Foto zeigt eine Teilansicht von Schwaderbach aus dem Jahr 1945/1946. In der Bildmitte der damals sehr beliebte und bekannte Gasthof „Schwaderbacher Hof mit Loossal“, Haus Nr. 42; letzter Besitzer 1945: Karl und Lina Sandner. Kaum zu glauben, wenn man das heutige Bublava (Schwaderbach) sieht, aber etwa 25 Gasthäuser waren seinerzeit in Blüte und zeugten vom gut funktion Graslitz. 96. Maria Steinbach/Künzl (Lindenplatz) am 20. 92. Johann Weck (Baugasse 868) am 23. 91. Julia Novacek/Riedl (Neudorfer Straße 10503) am 25. 90. Karolina Tupi/Fischer (Am Neubau 1628) am 22. 88. Heinz Hüttl (Schindlerplatz 434) am 1. 85. Werner Sebb, 82538 Geretsried, Steiner Ring 41, Telefon (0 81 71) 5 24 94, am 17. 84. Helmut Böhm am 30. 77. Liselotte Plangger/Richter (Tochter von Richter Pepp aus Schönau und Kästner Thilde, Graslitz, Konsum) am 27. 71. Margit Lippert/Schnabl am 25. Herzliche Glückwünsche von Christine Uschek! Erich Peter Ortsbetreuer Eichenstraße 7, 86399 Bobingen, Telefon (0 82 34) 65 21, eMail erich.peter-baubiologie@gmx.de n Ortsteil
Glasenberg. 96. Alois Schmid (Gatte von Fischer Trudl) am 4. 82. Edeltraud Leipold/Riedl (Tochter von Schneider Alfred, Hs.-Nr. 28) am 26. n Schwaderbach. 99. Irma Huber/Pleyer am 3. 99. Anna Geier/Köhler am 20. 97. Marianne Steinmüller am 14. 96. Irmtraud Fuchs/Wohlrab am 6. 94. Hans Steinmüller (Faxgrund) am 19. 92. Elsbeth Forkel/Fischer am 27. 91. Irmgard Weißfloch/Martinetz am 7. 90. Gretl Steinmüller am 20. 89. Irmgard Knoblach (Gössengrün/Königsberg, Vater aus Schwaderbach) am 10. 73. Ursula Wesp am 19.
nierenden Tourismus. Der Ort Schwaderbach hatte etwa 4500 Einwohner und 270 Häuser. Der Ort Bublava hat heute 403 Einwohner und 227 Häuser. Besonderheit: Der Saal des Gasthofes wurde durch ein schlimmes Unglück im Jahr 1909 bei einer Explosion zerstört. Eine Kerzenlaterne entzündete wohl ausströmendes Karbidgas. Drei Tote waren leider zu verzeichnen. Zu der Zeit war die Familie Hahn im Besitz des Hauses. Danach folgten noch mehrere Besitzer, bis der Hof von Familie Sandner erworben wurde. (Nachzulesen im Schwaderbacher Heimatbuch von Ernst Braun). Das Bild wurde von der Enkeltochter der Familie Sandner, Sybille Prioli, zur Verfügung gestellt. Die Mutter von Sybille war
einzige Tochter von Karl und Lina Sandner. Sie heiratete Karl Langhammer aus Eibenberg, beide hatten vier Kinder. Ihr Vater wurde 1945 im Zug der Vertreibung in Prag von Tschechen brutal ermordet. Ein Bruder von Sybille Prioli, ‚Fred‘-Horst Langhammer, lebt in Amerika und ist dort eine geachtete Persönlichkeit, Unternehmer, Investor und der zweite Deutsche, der je einen US-Milliardenkonzern führte. Auch war er in Freundschaft mit dem ehemaligen Außenminister der USA, Henry Kissinger, verbunden. Zwei Kinder leben inzwischen nicht mehr. ‚Fred‘-Horst Langhammer wanderte nach der Vertreibung nach Kanada aus und begann mit 50,00 Dollar seinen Neustart. Er verdiente sich mit
dem Leeren von Papierkörben das erste Geld und stieg dann durch viel Fleiß und Geschick bis zum CEO der Firma Estée Lauder auf. Die elende Vertreibung hat den Menschen viel abverlangt, nicht nur daß sie Hab und Gut, den über Jahrhunderte erarbeiteten Familienbesitz stehen lassen mußten, sondern vor allem den schmerzhaften Verlust angestammter Heimat ein Leben lang zu verkraften hatten. So waren die Menschen gezwungen, einen neuen Start ins Leben unter schwierigsten Bedingungen aufzubauen. So mancher ist daran verzweifelt, aber Fleiß und die Fügung des Schicksals haben zuweilen auch einen vielversprechenden Horizont aufgetan. Karin Rinke
WIR GRATULIEREN
Wir wünschen allen Jubilaren aus Stadt und Kreis Graslitz, die im August Geburtstag feiern können, alles Gute, stabile Gesundheit und Lebensfreude im neuen Lebensjahr! 54. Birgit Bieringer/Sattler (Tochter von Rainer Sattler) am 24. n Silberbach. 97. Erich Fischer am 6. 97. Ernst Keilwerth (Gagsch) am 20. 96. Roland Wesp (Maler) am 30. 94. Marie (Herchetsnaz) Kragl am 8. 91. Helene Stölzle/Poppa (Silberbach-Hof), 89269 Vöhringen/ Iller, Emershofer Straße 4, am 5. 90. Ingrid Schmidt (Tochter von Höfer Klara) am 23. 89. Anton Bauerfeind (Silberbach 391), 91077 Neunkirchen, Himmelgartenstraße 14, am 23. Herzliche Glückwünsche von Christine und Peter! 86. Josef Poppa (Druckerhansel) am 17. 85. Helmut Kühnl (Sohn von Josef und Walli Kühnl) am 6. 74. Helmut Kühnl (Sohn von † Wilfrieda Kühnl/Wohlrab, Tischer-Friederl, Am Bau 301) am 6. n Eibenberg. 99. Julia Arndt/ Langhammer (Rußdirn) am 14. 95. Marianne Hellwig (Stepper) am 6. 90. Angela Wudy, 86156 Augsburg, am 14. 87. Herbert Bauerfeind am 8. 84. Christa Gegner/Köstler (Tochter von Gems Paula und Köstler Karl) am 22. n Grünberg. 99. Annamarie Scherbaum/Meinlschmidt (Hs.Nr. 90) am 21. 97. Herta Santorová/Eckl am 19. 96. Anita Kluge/Müller (Hontschl) am 9.
85. Helmar Dörfler am 3. 84. Lilli Malter/Berger (Hs.Nr. 142) am 16. 83. Otto Bauer am 7. 83. Isolde Pichl (Hs.-Nr. 96) am 31. n Schönwerth. 97. Willibald Sandner (Schönwerth 17, Lebrecht) am 30. 90. Erna Narr (Ruhstadt 76) am 12. 85. Reinfried Hartl (Schönwerth 46) am 1. Ernst J. Müller Gemeindebetreuer BP 95, La Tour Sencers, F-84403 Apt CEDEX, Telefon/Telefax (0 03 34 88) 85 51 69, eMail apt@sencers.com n Neudorf. 99. Marianne Gerke/Weck (Acherl) am 14. 93. Waltraud Lederer/Kohlert am 5. Herzliche Glückwünsche von Christine Uschek! n Markhausen. 94. Günther Michl am 29. 93. Hertha Müller/Langhammer am 6. und 89. Anneliese Patalas/Hanika am 14. n Schwarzenbach. 87. Josef Werner (Bråndnå Pep, Nr. 15) am 25. 86. Gertrud Mader/Meinl (Pleirontl Gertrud, Nr. 43) am 11. 80. Heinz Kühnl am 29. 80. Franziska Resch/Wilfer (Killerhonsn Fanni, Schwarzenbach 28) am 31. 79. Gerda Konstantine/Dörfler (Tochter von Dörfla Achnes) am 18. Gisela R. Forster ➝ Impressum n Schönau. 100. Margarete Riedl/Kretschmann (Frau von
Natalie Willi, Hs.-Nr. 99) am 8. 99. Gisela Kittel/Riedl (Pilz Gissi, Hs.-Nr. 46) am 7. 97. Willi Schimmer (Zrenner, Hs.-Nr. 58) am 21. 94. Frieda Stockmeier/Meinl (Tochter von Egidn Albert, Hs.Nr. 17) am 7. 85. Brigitta Beisler/Schmucker (Tochter von Fritz Paula, Hs.Nr. 49) am 27. 80. Günther Köhler (Sohn von Angela und Neffe von Natalie Willi, Hs.-Nr. 99) am 11. 77. Liselotte Plangger/Richter (Tochter von Richter Pepp aus Schönau und Kästner Thilde, Graslitz, Konsum) am 27. 76. Gudrun Heinrich (Tochter von Eb‘n Helma, Hs.-Nr. 63) am 27. n Kirchberg. 76. Anita Arnold/Kreuzer (Tochter von Kreuzer Pepp), 64569 Nauheim, Konrad-Adenauer-Allee 63, am 27. 75. Annemarie Sand/Widhalm (Tochter von Zankl Anna) am 25. 73. Brigitte Stöckner/Schwabach (Tochter von Schuster Adelheid) am 31. n Stein. 88. Erhard Glassl (Sohn von Altern Richard, Hs.Nr. 6) am 27. 84. Helga Rossmeisl/Ulbricht (Frau von Bühlschneider Willi) am 12. n Lauterbach. 86. Anton Grill am 29. n Pechbach. 100. Ernestine Ebert/Brandner am 24. 98. Gertrud Deglow/Penkert (Picher) am 15. 98. Anna Budia/Fritsch (Zrenner Annerl) am 21.
sich sehen lassen. Durch beachtliche Spenden unserer Landsleute wurden die Heimatkirchen immer und immer wieder renoviert: so zum Beispiel Fenster ersetzt, Dächer ausgebessert, die Außenfassaden erneuert und mehr. Es ist die Zeit des Hochsommers! Die ersten Erdäpfel für den Eigenbedarf wurden bereits ausgegraben. Die Schulkinder hatten Ferien. Es war auch die Schwarzbeer- und Pilzzeit. Zu Mariä Himmelfahrt begann dann die Preiselbeerernte. Oft wurde dieser Feiertag zu einem Besuch in Maria Kulm genutzt. Die Kornund Grummeternte war in vollem Gange. Die Arbeiten zogen sich hin bis Ägidi und teilweise noch bis in die Hälfte des September. Beim Lesen dieses Auszuges aus einem Beitrag von Otto Werner † werden sicher wieder manche (Kindheits-)Erinnerungen wach. Christine Uschek
Kirche St. Ägidius.
Bild: Markus Körner (Archiv HVdG)
TERMINE n Sonntag, 4. August, 11.00 Uhr, Frankenhammer: Kirchweihfest, Kirche Heilige Dreifaltigkeit. n Samstag, 17. August, 11.30 Uhr, Schwaderbach: Wallfahrt
94. Bruno Tilz am 3. 92. Käthe Dotzauer/Spätling am 4. 91. Maria Lechner/Riedl (Klemperer) am 22. 86. Gisela Potthof/Hüller am 3. Erich Peter Ortsbetreuer ➝ Graslitz n Hochgarth. 94. Erna Grund-
ner/Hamm (Eliasn Erna, Neue Rath) am 29. 72. Franz Rybak (Sohn von †Anna Rybak), Paul-Lincke-Straße 5, 95659 Arzberg, am 17.
Mariä Himmelfahrt, Kirche Mariä Himmelfahrt. n Sonntag, 1. September, 11.00 Uhr, Kirchberg: Egidi-Fest mit Monsignore Peter Fořt in der Kirche St. Aegidius
� Graslitzer in Fürth
Treffen mit Zeitung Bei sommerlichen Temperaturen fanden sich 14 Landsleute am Samstag, dem 6. Juli, in der Pizzeria Rosa Mystica in Fürth zur monatlichen Zusammenkunft ein. Wie immer gab es ein herzliches „Hallo“.
G
n Rothau. 100. Franziska Langer/Kitzmann am 3. 100. Margaretha Riedl/ Kretschmann (Frau von Natalie Willi, Hs.-Nr. 99) am 8. 98. Josef Wurmbauer (Ehemann von Gröschl Gertrud) am 18. 98. Egon Schmucker am 29. 96. Adelinde Odvarková/Kolb, Rothau, am 10. 94. Erich Scheibner (Rothau, Peint) am 5. 91. Marianne Michl/Weidner (Ehefrau von Michl Franz, UnterRothau) am 3. 91. Ilse Hartung/Hüller am 21. 87. Friedrich Klier am 14. 84. Christa Korber/Frankenfeld am 8.
isela Forster, deren Vorfahren ebenfalls aus Schwarzenbach im Landkreis Graslitz stammen und die schon zum wiederholten Mal aus Pfaffenhofen a. d. Ilm angereist war, hatte ein paar Ausgaben der Sudetendeutschen Zeitung, mit Regionalteil Graslitzer Heimatzeitung, die neue, zukunftsweisende „Errungenschaft“ der Graslitzer, zur Ansicht mitgebracht. Von dieser Stelle aus grüßen wir alle Landsleute und freuen uns auf das nächste Wiedersehen. Gäste sind immer herzlich willkommen! Bitte beachten: Unsere September-Zusammenkunft entfällt wegen Urlaub der Gaststätte. cus
n Heinrichsgrün. 97. Hilde Kühnhackl/Scheitler am 16. 95. Hugo Lorenz (Gloser) am 10. 85. Inge Kuch/Pöschl (Tochter von Pöschl Wenz) am 26. 80. Gerhard Gabriel (Sohn von Lößl Erna) am 17.
WIR BETRAUERN
n Waitzengrün. 84. Erika Lomitzki/Zeidler (Dörfler, Hs.-Nr. 4) am 27. 84. Roland Zeidler (Dörfler, Hs.-Nr. 4) am 27.
n Schönwerth. Am 25. Mai verstarb unsere Landsmännin Helma Rohmann/Meinl (geboren am 29. Mai 1935 in Schönwerth, Am Gründl 93) nur wenige Tage vor ihrem 89. Geburtstag. Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung fand am 3. Juli in Mainaschaff statt. Wir entbieten ihren Angehörigen unser aufrichtiges Beileid. Christine Uschek
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8. 2024
Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V. Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Bericht der Kreisbetreuerin
Einladung für alle – Terminhinweise Liebe Landsleute,
g
leich zu Beginn muß ich Ihnen eine wichtige Änderung mitteilen: Aus verschiedenen organisatorischen Gründen können wir die für den 25. August vorgesehene Hauptversammlung nicht an diesem Termin durchführen. Sie wird in das nächste Frühjahr verschoben. Wenn nun die angekündigte briefliche Einladung nicht bei Ihnen eintrifft, liegt das nicht an der unzuverlässigen Post oder an Ihrem Briefträger. Stattdessen erhalten Sie ein Schreiben unseres Vorsitzenden Peter Küffner. Glückwünsche: Nun aber zu den Geburtstagen unserer Gemeindebetreuer! Wir wünschen für das neue Lebensjahr Gesundheit und Wohlergehen und gra-
tulieren herzlich zum Geburtstag zum: –81. am 2. August Walter Schöniger (Satteles), 91126 Schwabach; –84. am 3. Manfred Hubl (Engelhaus), 94315 Straubing; –82. am 18. Herbert Kraus (Gfell), 68647 Biblis; –72. am 29. Dr. Joachim Ruppert (Schönfeld), 64342 Seeheim Jugenheim. Termine: Erinnern möchte ich nochmals an die Treffen, zu denen alle Landsleute, auch aus anderen Gemeinden, herzlich eingeladen sind (siehe Juni-Ausgabe der Zeitung). Treffen: –Engelhaus: Samstag/Sonntag, den 17./18. August, im Hotel Hubertus im Egertal bei Karlsbad; –Drahowitz: am Sonntag, den 15. September, in der Gaststätte ,,Zum Rednitzgrund“, 90453
Ansicht: Säulenwald der Mühlbrunnkolonnade.
Bild: Pavel Padua
Nürnberg-Katzwang; Haben Sie in der Sudetendeutschen Zeitung Folge 28 vom 12. Juli 2024 (in der die Juli-Ausgabe unseres Blattes erschienen ist) auf Seite 7 den Artikel zur Ausstellung von Roland Helmer in Kaunas/Litauen gelesen? Wenn nicht, sollten Sie das umgehend nachholen! Eine schöne Würdigung unseres Landsmannes aus Fischern, dem auch vor gut einem Jahr in der AlfredKubin-Galerie in München eine Ausstellung gewidmet war. Trauermeldung – Ortsgruppe Karlsbad: Aus der Ortsgruppe Karlsbad erreichte unsere Geschäftsführerin Susanne Pollak folgende Nachricht: „Wir trauern um unser Mitglied, unseren Heimatfreund Jiri Vanicek, der am 6. Juli 2024 im 84. Lebens-
jahr verstorben ist. Seine liebe Ehefrau Wanda, auch Jahrgang 1940, hat uns schon am 23. Februar 1921 verlassen.“ Unsere Anteilnahme geht nach Karlsbad zu den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen. Bei großer Hitze fliehen sicherlich viele Flaneure in den kühlen Säulenwald der Mühlbrunnkolonnade, und sollte ein Gewitter aufziehen, ist man dort ebenso gut geschützt. Hoffentlich finden auch Sie ein angenehmes Plätzchen, an dem Sie die Sommerhitze gut überstehen können! Die nächste Ausgabe der Karlsbader Zeitung erscheint am 13. September. Bis dahin wünsche ich Ihnen allen einen schönen Sommer! Ihre Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer
� Geburtstage und Todesmeldungen – August 2024
Glückwünsche an alle Geburtstagskinder Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen auch allen Jubilaren aus den ansonsten nicht aufgeführten Gemeinden, aber insbesondere den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles Gute zu ihrem Geburtstag! Wir wünschen ihnen ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahr!
Haid–Ellm–Lessau
13. August: Siglinde Simson/Müller, Augsburg, 85. Geburtstag.
89176
Hartmannsgrün
Dallwitz und Schobrowitz
6. August: Herbert Wirth, 60437 Frankfurt, 94. Geburtstag. 18. August: Gerlinde Tischner/Götz, 85095 Denkendorf, 85. Geburtstag.
Engelhaus
16. August: Erika Weber/Zulegen, 90614 Ammerndorf, 78. Geburtstag. 17. August: Renate Berger/Schreiber, 90587 Veitsbronn, 87. Geburtstag. 24. August: Marianne Bauer, 83417 Kirchanschöring, 83. Geburtstag.
3. August: Isolde Schmidt, 95447 Bayreuth, 99. Geburtstag. 21. August: Gertrud Rauch/Rau, 87439 Kempten, 89. Geburtstag. 24. August: Eveline Jordan/Wirth, 91522 Ansbach, 83. Geburtstag. 3. August: Manfred Hubl, 94315 Straubing, 84. Geburtstag.
Gfell
18. August: Herbert Kraus (Hausnr. 40), 68647 Biblis, 82. Geburtstag. 27. August: Dr. Rudolf Leger, 63607 Wächtersbach, 76. Geburtstag.
Lichtenstadt
Meierhöfen
19. August: Erika Roith/Schimmer, Mönchweiler, 85. Geburtstag. 23. August: Brigitte Jürgens/Köhler, Neuss, 77. Geburtstag.
78078 41464
Ottowitz–Zettlitz–Rossnitz
8. August: Liesl Hauschka/Blechschmitt, 35394
Giessen, 96. Geburtstag.
burg, 83. Geburtstag.
Pirkenhammer
24. August: Karin Herb/Ullmann, 87600 Kaufbeuren, 86. Geburtstag.
Putschirn
4. August: Rainer Arlt, 91074 Herzogenaurach, 80. Geburtstag. 11. August: Sieglinde Schindler/Lohwasser, 92681 Erbendorf, 95. Geburtstag. 27. August: Brunhilde Arlt/Hegen, 91074 Herzogenaurach, 81. Geburtstag. 31. August: Rudolf Eisenkolb, 83209 Prien/ Chiemsee, 86. Geburtstag.
Rittersgrün
31. August: Manfred Grimm, 82291 Mammendorf, 84. Geburtstag.
Rodisfort
2. August: Rudolf Leger, 71069 Sindelfingen/ Maichingen, 91. Geburtstag.
Ruppelsgrün
9. August: Irene Thiriat/Limlei, 88214 Ravens-
Satteles
2. August: Walter Schöniger, 91126 Schwabach, 81. Geburtstag.
Welchau
6. August: Karl Felber (W39), 16303 Schwedt, 92. Geburtstag. 25. August: Erika Nagengast-Bernt, 91336 Heroldsbach, 92. Geburtstag. 30. August: Gertraud Schneider, 83. Geburtstag.
Trauermeldungen
Leider gibt es folgende Todesmeldungen: –Leider müssen wir mitteilen, daß am 22. Juni Doris Reitter, geborene Löw, in München verstorben ist. Sie stammte aus Dallwitz und wurde dort am 14. Oktober 1935 geboren. Ihrer Familie und Angehörigen sprechen wir unser herzliches Beileid aus. –Schon am 8. Januar 2023 ist, nur wenige Monate nach ihrem Mann Ernst, Erika Thoma verstorben, die bedauerlicherweise noch im Juli unter Pirkenhammer mit ihrem 95. Geburtstag aufgeführt wurde.
� August 2024 – weiter auf nächster Seite 22
Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt
Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail: kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Karlsbader, liebe Zugewandte! Im August wollen wir folgenden Geburtstagskindern herzlich gratulieren und ihnen alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit für das neue Lebensjahr wünschen, zum: –90. Geburtstag am
Beim 58. Internationalen Filmfestival in Karlsbad.
Bild: Pavel Padua
24. August Paula Steidele/Hahn, (Kirchenplatz), 88255 Baienfurt; –86. am 28. Manfred Hüber, (Kunststraße), 35638 Leun/Lahn; –85. am 15. Gerda Pickert, (Haus Arco), 90475 Nürnberg. Wenn ich es schaffe, Mitte August zum Engelhäuser Treffen zu fahren, wird in Karlsbad wohl nichts mehr an das 58. Filmfest erinnern, das Ende Juni/Anfang Juli stattgefunden hat. Filmstars wie Viggo Mortensen („Herr der Ringe“) und Daniel Brühl haben sich die Ehre gegeben, was die Bedeutung dieses Events unterstreicht. Unser Chronist Pavel Padua hat mir viele Fotos zugeschickt, und so möchte ich Ihnen nach-
träglich noch ein paar Impressionen bieten. Zentrum des Geschehens ist stets das Hotel Thermal, und so finden sich dort die meisten temporären Bauten, wie Pavillons und Gerüste für Beleuchtung. Nach meinem Empfinden ist dieser Gebäudekomplex so häßlich, daß nichts ihn weiter verschandeln könnte. Wie geht einem doch das Herz auf, wenn man auf die gegenüberliegende Gartenzeile mit den historischen Gebäuden blickt, oder auch auf das Meindl-Haus, das im Hintergrund zu erkennen ist! Wie schade, daß das Viertel an der Tepl nicht mehr existiert, auf Bitte umblättern
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8.2024
� August 2024 – weiter auf nächster Seite 23
Nachrichten aus den Gemeinden d
em später das nicht ins Stadtbild passende Beton-Monster erbaut wurde. Denjenigen, die nicht so gesund oder – wie ich (Hand) – ein wenig lädiert sind, wünsche ich gute Besserung, den anderen, daß sie gesund und heil bleiben. Genießen Sie den Sommer und den beginnenden Herbst, der eigentlich ab Mariä Himmelfahrt, dem 15. August, erste Vorboten schicken und mit einem Wetterumschlag kühlere Temperaturen bringen sollte. Da wir in Bayern stets erst mit den späten Juli-Tagen in die großen Ferien entlassen wurden, hatten wir deswegen oft nicht mehr so viel von dem Sommer. Aber mit dem Klimawandel hat sich das auch geändert. In meiner Jugend war eines jedenfalls klar: Wenn im September die Schule wieder anfing, hatte definitiv schon der Herbst begonnen. Wie auch immer das Wetter wird – ich wünsche Ihnen eine gute Zeit! Ihre Pia Eschbaumer
Im Stadtkreis: Drahowitz
Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Wir beglückwünschen unsere August-Jubilare herzlich zum Geburtstag zum: –97. am 30. August Marianne Kveim/Keil, (Schellingstraße), 1699 N 4950 Risör, Terneveien 34; –95. am 11. Helmut Stark, (Gatte von Helga, geb. Däubner), 74906 Bad Rappenau; –85. am 8. Brigitte Plößl/Zuleger, (Egertalstr. 204), 93053 Regensburg; –am 25. Horst Ehm, (Gewerbegasse 161), 85247 Schwabhausen. Meine Frau und ich statteten unserer langjährigen Gemeindebetreuerin von Fischern und Meierhöfen, Helga Müller, einen Kurzbesuch am 19. Juli ab, sechs Tage nach ihrem 84. Geburtstag. Ihren Wohnsitz hatte sie aus der schönen Musikstadt Markneukirchen nach vielen Jahren und überstandenen gesundheitlichen Attacken in die Wagnerstadt Bayreuth verlegt. Dort fühlt sie sich in ihrer anheimelnden, betreuten Einzimmerwohnung wohl und zufrieden. Ihr Sohn Michael wohnt mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe und half uns auch bei der Entstehung der Fotos. Die von mir schon mehrmals angekündigte Jahreshauptversammlung des Heimatverbandes der Karlsbader am 25. August 2024 in Katzwang entfällt leider aus krankheits- und verwaltungstechnischen Gründen.
Davon unberührt bleibt aber der Termin für unser Drahowitzer Treffen: am 15. September 2024, in 90453 Nürnberg-Katzwang, Ellwanger Straße 7, Gaststätte ,,Zum Rednitzgrund“, Telefon (0 91 22) 7 74 33. Dabei bitte ich wieder um unsere rege Teilnahme und die alljährliche Hilfe unserer Nachbargemeinden. Wer per Bahn anreist, wird von mir am Bahnhof Katzwang abgeholt – bitte teilen Sie mir dazu die Ankunftszeit rechtzeitig telefonisch mit: Telefon (0 96 61) 31 52. Eine gute und vertrauensvolle Anreise mit unserer Deutschen Bahn wünscht allen, Ihr Erwin Zwerschina
Kohlhau Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Str. 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Herzliche Geburtstagsgrüße und gute Wünsche für das neue Lebensjahr übermittle ich im Monat August zum: –94. am 8. Ilse Müller, geb. Beck, 95138 Bad Steben; –83. am 12. Herbert Köhler (Sohn von Anton und Berta Köhler/Brandl). Im Anschluß an die Veröffentlichung in der Juni-Ausgabe will ich nachstehend aus der Kohlhauer Schulchronik einige Aufzeichnungen fortsetzen, die die Schulsituation in Kohlhau in der damaligen Zeit eindrucksvoll darstellen. Zur Schulchronik: „1824 bekam die Gemeinde Kohlhau einen selbständigen Lehrer in der Person des Anton Hammer, gewesener Schulgehilfe in Wittigau. Mit diesem Zeitpunkt begann ein ganztägiger Unterricht sowohl in den Winter- als auch in den Sommermonaten. Seine Bestallung bestand: An Gehalt bezog er jährlich von jedem Haus 36 Kreuzer Wiener Währung, dann an Kostvergütung von jedem Wohnhaus jährlich 50 Kreuzer und an Schulgeld von jedem Kind wöchentlich drei Kreuzer Wiener Währung, was im Ganzen eine beiläufige Besoldung von 202 Gulden (fl), 40 Kreuzer Wiener Währung repräsentierte. Im Jahr 1852 wurde durch den Bau eines Schulgebäudes die Wanderschule aufgelassen. Dieses bestand aus einem Schlafzimmer, einer Küche, einem Zimmer und einem Gewölbe (Speis); der Bodenraum wurde nicht ausgebaut, das Dach mit Ziegeln gedeckt. Der Bau geschah auf Kosten der Gemeinde. Nach 36jähriger Dienstleistung starb Anton Hammer im Jahr 1857 im 72. Lebensjahr; ihm folgte Alois Brehm, ehemaliger
Zu Drahowitz: Erwin Zwerschina mit seiner Ehefrau zu Besuch bei Gemeindebetreuerin Helga Müller (Mitte). Bild: Michael Müller
li: ,Du Franz, foahr fei durchn Urt a weng schnella, sinst denkan d‘Altrohlana ich bring an ganzn Harem mit!‘“ Viel Spaß und Freude wünscht für den Monat August, Rudi Preis
Lichtenstadt
Zu Karlsbad: Beim 58. Internationalen Filmfestival in Karlsbad. Lehrer von Müllersgrün bei Petschau. Dieser trat seine Stelle am 1. Oktober 1857 an. Unter seiner Schulleitung wurde durch den Ertrag eines Konzerts der Grundstein zu einer Schulbibliothek gelegt. Da die Anzahl der schulpflichtigen Kinder von Jahr zu Jahr immer größer wurde und somit in dem einen Saal nicht mehr untergebracht werden konnte, wurde infolge hohen Erlasses des löblichen k.k. Landesschulrates im Jahr 1874 die einklassige Volksschule zu Kohlhau zu einer zweiklassigen erweitert. Infolgedessen war ein zweites Schulzimmer notwendig. Da im Schulhaus ein solches nicht vorhanden war und die Gemeinde zu einem Neubau sich nicht entschließen konnte, mußte ein Zimmer gemietet werden. Man fand so ein geräumiges Zimmer in dem Haus des Alois Neuerer Nummer 83 für den jährlichen Zins von 80 Gulden. Und in der Person des Hermann Lenz als Aushilfslehrer fand sich die erforderliche zweite Lehrkraft (1873–1877). Nach einer dreijährigen Benützung des Zimmers wurde die erste Klasse im Nachbarhaus der Schule, nämlich dem Haus des Joachim Stänger Nummer 14, untergebracht.“ Albin Häring
Im Landkreis: Altrohlau
Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Zum Geburtstag im August gratulieren wir herzlich zum: –88. am 7. August Kurt Rödig, 85037 Ingolstadt; –86. am 25. Georg Siegl, 91174 Spalt. „Das Altrohlauer Arbeiterheim“ Um die Wende des 19. ins 20. Jahrhundert entstand auch in Altrohlau eine Lokalorganisation der Arbeiterschaft, die sich rasch entwickelte. Neben der Sozialdemokratischen Partei Österreichs waren es unter anderem: der Arbeiter Turn- und Sportverein, die Frauenorganisation, Gewerkschaft, Arbeitersänger, Naturfreunde, Freidenker, die Sozialistische Jugend, und die Konsumgenossenschaft. Aber ihrer Tätigkeit waren wegen fehlender Vereinsräume Grenzen gesetzt. Dieser Mangel erweckte unter der Arbeiterschaft in den Jahren 1909 bis 1911 das Verlangen nach einem eigenen Heim. Weil es aber den Porzlinern nicht möglich war, ein Mehrzweckgebäude in der gewünschten Größenordnung zu errichten, kam es durch Wenzel Lorenz zu einem Finanzierungsabkommen mit der Genossenschaftsbrauerei in Oberdorf-Komotau. Mit der Bauausführung wurde das Unterneh-
men „Baumeister Josef Rohm & Co.“ in Weipert betraut, Bauleiter war Ludwig Zerlik aus Landek bei Tepl. Im März 1912 erfolgte der erste Spatenstich. Schon am 25. Dezember desselben Jahres wurde dieses stattliche Gebäude seiner Bestimmung übergeben. „Ohne jeden Unfall und ohne Differenzen wurde der Bau durchgeführt“, berichtete der Volkswille vom 30. Dezember 1912. Das „Heim“, wie es nun bis zum Vertreibungsjahr von den Einwohnern genannt wurde, war neben der Bürgerschule sowie den Gebäuden der Victoria und der Zdekauer das viertgrößte der Gemeinde Altrohlau. Die Vielzahl der Räume und die angegebenen Flächenmaße sprechen dafür: Die Länge der Vorderfront betrug 42 Meter, die Länge der Treppenhausfront 45 Meter. Der Saal maß 22 mal 15 Meter, bei einer Höhe von 8,30 Metern, mit einer ringsum laufenden Galerie von 2,50 Metern Breite. Der Saal bot an Tischen für gut 900 Personen Platz. Der Speisesaal, etwa 77,40 Quadratmeter, besaß dieselbe Fläche als das Schankzimmer. Die Restaurationsküche entsprach dem Wirtsbetrieb bei voller Besetzung des Hauses. Außerdem gab es ebenerdig je zwei Kassen- und Garderobenräume. Die Stockwerke umfaßten 15 Wohneinheiten, und zwar elfmal Zimmer und Wohnküche und je einmal Zimmer, Wohnküche, Bad, Speis und zwei Zimmer mit Küche. Außerdem standen für den Gastbetrieb zwei Fremdenzimmer zur Verfügung, und im ersten Stock gab es auch noch Räume für die Büchereien und Vereinsarchive, zwei Clubräume und den Vorführungsraum für das Kino. Das Erdgeschoß und der erste Stock waren schon damals mit Zentralheizung ausgestattet. An das Gebäude schlossen sich der Hofraum, eine weitere Baustelle und ein großer Garten, wo man die „Kindertage“ der „Kinderfreunde“ und die „Jugendtage“ der „Falken“ abhielt. Dieses stattliche Werk wurde am 25. Dezember 1912, um 14 Uhr, mit dem Eröffnungsmarsch aus der Oper Tannhäuser von Richard Wagner feierlich eröffnet. Dominik Löw, der erste Bauarbeiter als Abgeordneter im Wiener Parlament, der bei der Grundsteinlegung die Ansprache hielt, war auch zur Eröffnung als Festredner ausersehen. Er war jedoch erkrankt, so daß der Abgeordnete Oswald Hillebrand an seine Stelle trat. Im Ortskartell waren vertreten: für die Konsumvereinsgenossenschaft Wenzel Lorenz, Josef Herget und Anton Höll; für die politische Lokalorganisation Johann Geyer, Johann Fischer, Wenzel Glaser; für die Gewerkschaft die Herren Pinkwart, Sacher, Kaschner; für den Arbeiter Turn- und Sportverein die Herren Götzl, Köhler und Erfurt; für die Gesangssektion Anton Rippl und Anton Striebl; und für die
Bild: Pavel Padua Arbeiterjugend Oskar Reinhold und Otto Hüller. Das Heim wurde zu einem kulturellen und politischen Mittelpunkt, nicht nur der Arbeiterschaft, sondern der gesamten Region. Im Herbst 1938 wurde das Arbeiterheim beschlagnahmt. Im Jahr 1945, nach Kriegsende, wurde den rechtmäßigen Vertretern Otto Hüller, Franz Raucher und Gustav Dittrich von den neuen Machthabern das Hausrecht wieder zuerkannt. Bevor sie sich aber noch zu einer Inangriffnahme der Arbeit in dem arg verwüsteten Saal entschließen konnten, wurden ihnen die Schlüssel von den Tschechen schon wieder abgenommen. Jeglicher Zutritt wurde ihnen abermals verboten. Literatur: Volkswille, Otto Hüller, Sudetendeutsches Jahrbuch, Otto Zerlik, Otto Löffler. „A Altrohlana Gschichtl“ „Als der Hallady Willi seine erste Frau heimführte, war die Zeit des Kinderkriegens längst vorbei. Er ließ das Heiratsgut mit dem Lastwagen des Uhlmann-Frächters holen. Seine vier Schwägerinnen nutzten die Gelegenheit, das Heim ihrer Schwester zu besichtigen und dabei auf billige Weise vom „Gebarch“ in die Stadt zu kommen. Als das Auto beim LochschmidtTischler oben bei der Schneiderfabrik vorbeifuhr, sagte Wil-
Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Str. 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24 Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürther Straße 8; betreut von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Wir gratulieren ganz herzlich im August zum Geburtstag zum: –92. am 22. August Erna Heinlein, geb. Dengler, 91077 Neunkirchen a.Br.; –87. am 17. Renate Berger, geb. Schreiber; –83. am 24. Marianne Bauer, 83417 Kirchanschöring; –79. am 16. Reinhard Häuser, München; –78. am 16. Erika Weber, geb. Zuleger, Ammerndorf; –61. am 25. Sonja Geißler, 91083 Baiersdorf-Hagenau; –42. am 28. Kathrin Dunkel, geb. Geißler, Hausen. Am 31. August findet in Lichtenstadt das alljährliche Stadtfest statt. Diesmal klappt es, und wir fahren schon am 30. August in meine alte Heimat. Dabei sind auch Ursel, Christina und Daniel, neben mir selbst. Wir freuen uns schon sehr darauf, Bekannte wiederzusehen und einen schönen Tag in Lichtenstadt zu verbringen. Wie schon in der Juli-Ausgabe bekannt gegeben, ist die Heimatstube auch noch im August geschlossen. Uns wurde mitgeteilt, daß wir mit unseren Sachen umziehen müssen, da der Raum von dem Rathaus benötigt würde. Wir werden uns demnächst mit Herrn Klein vom Bauamt in Bitte umblättern
Zu Altrohlau: Arbeiterheim in Altrohlau (oben und unten). Bilder: Archiv T. Foglar.
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31+32 | 2.8.2024
� August 1924
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
Das n 3. August 1924: neue, vom Stadtrat bearbeitete Adreßbuch von Karlsbad wird vom Weltbäder-Reklame-Verlag herausgegeben. Die Kurfrequenz weist eine 60prozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr aus. n 5. August 1924: Eine rege Bautätigkeit entfaltet sich. Die Baugenossenschaft Eigenheim beginnt mit dem Bau von 25 Häusern beim Wandervogelheim. Auch mit dem Bau der Häuser unter dem Bürgerversorgungshaus wird demnächst begonnen. Hinter der Reitschule werden zwei Beamtenhäuser und einige Villen gebaut. Die König-Otto-Höhe wird in Otto-Höhe und der Maria-Sophi-
en-Weg in Sophienweg umbenannt. Eine Lokomotive fährt in der Station Karlsbad auf einen Schnellzug auf. n 8. August 1924: In der Stadt häufen sich Autounfälle. n 10.–24. August 1924: Die Ausstellung „Der Mensch“ des Dresdener Hygiene-Museums wird in der 2. Volksschule eröffnet. n 10.–17. August 1924: Der deutsche Philatelisten-Tag mit Briefmarkenausstellung findet in Karlsbad statt. n 10. August 1924: Med. Dr. Friedrich Hochberger übernimmt die Praxis nach Dr. Emil Goldschneider am Markt, Haus Pomeranzenbaum.
n 12. August 1924: Leopold Küffler, Landwirt aus Klein-Doverau, weilt zum 42. Mal zur Kur in Karlsbad. Die Stadt-Verordneten befassen sich wieder mit der Straßenbahnfrage, ein Unterausschuß wird gebildet. n 14./15. August 1924: Hochwasser infolge großer Niederschläge in der Eger. Die Fischener Schwimmschule und die Karlsbader Damenschwimmschule werden von ihren Verankerungen losgerissen, zertrümmert und abgetrieben. Das Betonwehr unterhalb wird durch abgetriebenes Holz zertrümmert. Zahlreiche Kähne werden vom Hochwasser entführt. Zwei Meter Wasser über Normalstand.
n 14. August 1924: Am Veitsberg wird eine Radiostation errichtet. n 15. August 1924: Ein Volksfest mit vielen Belustigungen findet auf der Egerwiese in Fischern statt. n 15. August 1924: Ein Teil der Besitzungen des Stiftes Tepl wird vom Bodenreformamt beschlagnahmt. n 17. August 1924: Die Delegierten mit Branddirektor Mattoni an der Spitze nehmen am 44. Ordentlichen Abgeordnetentag des Verbandes in Sittmesgrün teil. Nachmittags soll bei der Schauübung die neue Motorspritze vorgeführt werden, die aber leider versagt.
Das Gasthaus „Reichsadler“ wird in „Weißer Adler“ umbenannt. Dr. Heinrich Lumpe aus Aussig spendet 1000 Kč. zur Errichtung eines Vogelschutz-Parkes in Karlsbad. n 19. August 1924: Die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft für Handels- und Interessenschutz in Nürnberg erwirbt käuflich das Residenzhotel. n 23. August 1924: Die Baugenossenschaft Eigenheim wird die derzeit insgesamt 68 im Bau befindlichen Häuser bis zum Ende des Monats November fertigstellen. n 24. August 1924: Schweres Auto-Unglück bei Sollmuß. Der Fahrer wird getötet, und zwei
Insassen werden dabei schwer verletzt. n 28. August 1924: Motorführer Götz wird zum Spritzenmeister der Feuerwehr ernannt. Die alte Vereinskasse „Wertheim“ der Feuerwehr wird um 800 Kronen an den Landesverband in Prag verkauft. Von der anwachsenden Radiobewegung wird ein Radioklub gegründet. n 30. August 1924: Eine Blumenschau, Raumkunst- und Gemüse-Ausstellung finden im großen Saal im Kurhaus statt. n 31. August 1924: Ein Waldfest veranstaltet der Bund der Deutschen gemeinsam mit dem Turnverein 1860 bei Sankt Leonhart.
� August 2024 – Fortsetzung zu Seite 22
Nachrichten aus den Gemeinden Pullwitz
Z
irndorf treffen, um alles weitere zu besprechen. Wir werden dann in der Oktober-Ausgabe darüber berichten. Wir wünschen Ihnen wunderschöne Sommertage, nicht zu heiß, und bleiben Sie gesund oder erholen Sie sich gut. Leni, Christina und Daniel
Gemeindebetreuer Wolfram Schmidt, Am Buchberg 24a, 91413 Neustadt/A., Telefon (0 91 61) 72 00 Liebe Pullwitzer, ein herzliches Grüß Gott. Todesmeldung: Kürzlich informierte mich der Ehemann
� Donawitz vor 120 Jahren
von Anne Hederer, geborene Hüttl, daß seine Ehefrau Anne am 6. Juli 2024 verstorben ist. Anne Hederer wurde am 19. Ok-
tober 1932 in der alten Heimat geboren. Aufgewachsen ist sie in Pullwitz auf dem Hüttl Hof (Hausname „ban Hihlaj“). Sie lebte mit ihrem Ehemann in Ingolstadt. Mit Hederer ist die älteste Pullwitzerin verstorben. Nun gibt es nur noch wenige Men-
schen, welche die Vertreibung aus Pullwitz bewußt miterlebt haben. Die Eheleute Hederer haben an vielen Treffen sowie zahlreichen Fahrten nach Pullwitz teilgenommen. Helmut Hederer und seiner Familie sprechen wir unser aufrichtiges Beileid und unsere An-
teilnahme zum Heimgang seiner Ehefrau aus. Wir wünschen ihm viel Kraft und Stärke für die Trauerzeit sowie Zuversicht für die Zukunft. Es grüßt Sie recht herzlich und wünscht Ihnen alles Gute bis zum nächsten Monat, Ihr Wolfram Schmidt
Der große Brand von Donawitz einer großen Brandkatastrophe. Der früheren Bauweise entsprechend gab es meist schindelgedeckte Holzhäuser. Die sehr alte Dorfkirche, die Pfarre und sieben weitere Häuser, wurden dadurch ein schneller Raub der Flammen. Den Brand bemerkte man zuerst im Oberen Dorf. Jemand gab das Signal „Feuer“. Gleichzeitig wurde bekannt, daß das alte Fleischerhäusel brenne. Einige im Ort verbliebene beherzte Frauen schafften eine Feuerwehrspritze zum Löschteich. Daß zu den verschiedenen Spritzen verschiedene Schläuche mit verschiedenen Gewinden gehörten, konnten sie nicht wissen. Dieser Umstand trug wesentlich zur Ausweitung des Brandes bei. Erst nach einem späteren Brand wurde dieser Mißstand beseitigt. Die Bewohner des dem Brandherd nächstgelegenen Breitfelder-Hauses (Nummer 43) schafften zu Beginn des Brandes einige leichtbewegliche Sachen aus dem Haus. In der Unterfahrt des oberhalb der Straße gelegenen Lixn-Gasthauses hofften sie diese in Sicherheit. Die seit langem anhaltende Wassernot ließ ein Löschen gar nicht zu. Im oberen Teich wie auch im Pfarrteich war fast nur noch Schlamm, die meisten Brunnen ausgetrocknet. So brannte auch das Breitfelderhaus rasch ab. Das großflächige Schindeldach der alten Pfarrkirche stand schnell in Flammen. Pfarrer Neßwetha gelang es gerade noch, mit Hilfe des Mes-
Toni Herget, ehemaliger Ortsbetreuer von Donawitz, rekonstruierte in den 1960er Jahren den großen Brand in seinem Heimatort. Rudi Baier faßt in einer gekürzten Ausgabe den seinerzeitigen Bericht zusammen:
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lles war dazu angetan, daß der Sommer 1904 etwas Besonderes werden sollte. Anfang August wurde in Donawitz der Feuerwehrgautag abgehalten. Kaiser Franz-Josef war in die Wiener Sommerfrische nach Karlsbad gekommen, und alle feierten mit den Karlsbadern dessen Geburtstag, der am Vorabend des 17. Augusts feierlich begangen wurde. Aus allen umliegenden Orten waren Vereine ausgerückt. Auch halb Donawitz, soweit nicht durch die Getreideernte davon abgehalten, war in der Stadt. Die dadurch versäumten Arbeiten wurden am folgenden Tag nachgeholt. In der sommerlichen Hitze lag der Ort wie ausgestorben, denn alles war auf den Feldern. Die Kinder bevölkerten den Dorfplatz. Man sagt, Kinder brieten in der Nähe des Fleischerhäusels (Hausnummer 43, später Volksbank) Kornäpfel. Dort aufgestapelte Reisigbündel und herumliegendes Stroh boten sich als passendes Brennmaterial an. Durch die schon lange andauernde Hitze fingen aber die naheliegenden Bündel schnell Feuer. Im Nu stand das Fleischerhäusl in Flammen. Dies war der Beginn
Pfarrhof Donawitz, erbaut 1725 (Zeichnung: Akademischer Maler Walter Klemm). ners die Sakristei auszuräumen und den Tabernakel zu retten. Unmittelbar nachher stürzte das Kirchengewölbe ein. Das wertvolle Gemälde von Elias Dollhof konnte man aber nicht mehr herausschaffen. Im geräumigen Lixn-Gasthaus, dem bekannten Einkehrund Einstellgasthaus an der Straße Karlsbad–Pilsen, war noch alles so, wie man es für das acht Tage vorher stattgefundene Feuerwehrfest benötigte. Um genügend Platz zu bekommen, hatte man ausgeräumt und alles vorläufig Entbehrliche nach oben unter das Dach geschafft. Als sich der Wind in Richtung Trossau drehte, ging der stattliche Augeshof (Nummer 33) in Flammen auf. Das anschließende Lixn-Gasthaus war das nächste Opfer. Die in der Unterfahrt
in Sicherheit geglaubten Habseligkeiten der Familie Breitfelder verbrannten im Funkenregen. Die Hitze machte jede Rettungsaktion unmöglich. Das alte Einkehrhaus mit Vorbau, Stallung und Schlachthaus wurde schnell eingeäschert. Ein Schlachtbursche konnte nicht einmal mehr seine ersparten 70 Gulden aus seiner Kammer holen. Der Dachschiefer des Gasthauses wurde durch die Hitze des Brandes zerrissen und gefährdete Mensch und Tier. Bis auf den Keller brannte dieses Haus nieder, nicht ein Stück Wäsche konnte gerettet werden. Die Hitze war derart groß, daß selbst die Bierfässer im Eiskeller barsten. Beim Lixn überlebte von allen Tieren nur der Jagdhund, der sich im Bierkeller verkrochen hatte. Nächstes Opfer der Flam-
men wurden die Pfarre, das Pfarrhäusl und die zur Pfarre gehörenden landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäude samt der erst kürzlich eingelagerten Ernte. Das entschiedene Eingreifen des Pfarrers machte es möglich, daß die unersetzlichen Pfarrmatriken, die bis zum Jahr 1597 zurückreichen, in den Keller gebracht wurden, weil er der Erhaltung dieser Akten den Vorrang vor der Rettung der Einrichtung und seiner persönlichen Habe gab. Das Pfarrarchiv ging jedoch verloren. Ein Teil der umfangreichen, sonstigen alten Schriften und einige Meßgewänder, die im Pfarrhof aufbewahrt wurden, konnten nicht mehr gerettet werden und verbrannten. Das malerische Bild des früheren Pfarrhofes mit dem in der Mitte befindlichen Taubenschlag und dem das Brevier lesenden geistlichen Herrn, umgeben vom Hühnervolk, hat Professor Walter Klemm in einer Graphik festgehalten. Während des Brandes entstand ein unvorstellbarer starker Sog, der brennende Dachpappe bis nach dem zwei Kilometer entfernten Neudonawitz trug. Da auch dort akute Brandgefahr bestand, konnte von dort niemand zur Hilfe nach Donawitz kommen. Am Tag danach konnte man das Ausmaß des Brandes feststellen. Der schön zusammengebaute Ortskern lag nach dem Brand in Schutt und Asche. Opfer der Flammen wurden die Kirche, der Pfarrhof samt Nebengebäuden,
Hausnummer 33 (Wied), Haus, Scheune und Schuppen Hausnummern 34, 41 und 44. Das zuletzt gelegene Hausnummer 87, im Eigentum der Witwe Hartl, die darin ihren Laden führte, brannte bis auf den gewölbten Laden aus. Die Hilfsbereitschaft nach dem Brand war jedoch groß, sie erbrachte ansehnliche Geld- und Sachspenden. Auch Karlsbader Kurgäste nahmen regen Anteil an dem Brandunglück. Entsprechend der damaligen Sitte wurden unter anderem Wohltätigkeitsveranstaltungen mit Tombola abgehalten. Durch das Fehlen der angestammten Plätze in der Pfarrkirche, durch die Vernichtung von zwei Gasthäusern, sowie nicht zuletzt durch die kurz vorher in Pirkenhammer neu errichtete Filialkirche, leitete der Brand im gesamten Pfarrgebiet einen gewissen Strukturwandel ein. Nachdem viele Jahre später die Donawitzer Pfarrkirche wieder neu errichtet worden war, konnte man nur noch feststellen, daß der durch den Brand entstandene Bruch nicht mehr zu heilen war. Die Bindungen der einzelnen zur Pfarrei gehörenden Orte zueinander hatten sich gelockert, andere Interessen waren stärker geworden. Und das Gefühl der Zusammengehörigkeit war nicht mehr das alte. In der Pfarrchronik von Donawitz beschreibt Pfarrer Neßwetha ausführlich auf mehreren Seiten die Brandkatastrophe von 1904.
� Reihe „Verdiente Karlsbader“
Hans Köhler – Begabter Bauleiter
In diesem weiteren Teil der Reihe „Verdiente Karlsbader Persönlichkeiten“ geht es um den Karlsbader sowie Bauingenieur/Bauleiter Hans Köhler. Rudi Baier berichtet:
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ans Köhler ist am 17. Mai 1899 geboren worden. Er verließ 1920 das Staatsrealgym-
nasium in Karlsbad. Köhler studierte daraufhin an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag Bauingenieurswesen, Tief- und Wasserbau. Im Jahr 1929 trat er als Statiker in den Dienst der Karlsbader Stadtverwaltung. In den Jahren 1930/1931 übernahm er die Bauleitung beim Egerbrücken-
bau nebst Nebenanlagen. Und er hatte von 1931 bis 1937 die Bauleitung beim Bau der Karlsbader Hochwasserschutz-Talsperre und bei den großen Sanierungsarbeiten an den Karlsbader Quellen unter Leitung des damaligen Direktors des Quellenamtes, Professor Kampe. Köhler wurde 1937 Kampes Nachfolger.
Von 1942 bis 1945 leistete er fachlichen Wehrdienst. Im Jahr 1945 geriet Köhler in amerikanische Kriegsgefangenschaft (bis zum Jahr 1946). Nach wechselnder Tätigkeit in privaten und öffentlichen Diensten wurde Köhler 1952 als Stadtbaurat mit der Leitung des Tiefbauamtes der Stadt Regensburg
betraut. Dafür schuf er unter anderem das Projekt der Gesamtentwässerung. Im Jahr 1954 wurde Köhler Oberregierungsbaurat beim Staatlichen Quellenamt Bad Ems. Und nur ein Jahr später übernahm er dessen Leitung. Köhler war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für naturwis-
senschaftliche und technische Grundlagen der Balneologie im Deutschen Bäderverband und anderen Fachorganisationen. Als qualifizierter Fachmann verfaßte er zahlreiche Fachartikel. Köhler war zudem verheiratet und hatte auch zwei Kinder. Er verstarb schließlich am 18. Juni 1970 in Bad Ems.
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Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Wilhelm Rubick – Maiersgrün – Bad Neualbenreuth
Fest des Johannes des Täufers – gemeinsam in der Kirche ohne Dach Wie wertvoll und Zielführend eine intensive Zusammenarbeit in den deutsch-tschechischen Beziehungen sein können, zeigte sich kürzlich beim Patrozinium des Johannes des Täufers in Maiersgrün. Deutsche und tschechische Landsleute feierten gemeinsam Gottesdienst in der Kirche ohne Dach.
grün zum Kreis Marienbad. Doch die Gemeinschaft kennt keine Grenzen, was sich auch beim abendlichen Treffen im Gasthaus „Tillenblick“ in Bad Neualbenreuth bestätigte. Seit es wieder möglich ist, feiern die Grafengrüner und Maiersgrüner das Kirchenfest des Jo-
Bürgermeister Klaus Meyer begrüßte die zahlreichen deutschtschechischen Gottesdienstteilnehmer und den Zelebranten Pfarrer Pavel Urban (Vater Gregorius) aus Marienbad. Bürgermeister Meyer legte einen Kranz nieder zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt und in Er-
Bayern in der Mitte Europas. Ein besonderer Dank galt Jaroslava Peterzikova und ihrem Gatten aus Königswart für ihr Engagement und der Vorbereitung der jährlichen Messen. Nun war es zwar die Deutsche Messe von Franz Schubert, die gefeiert wurde, doch Pfarrer
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m 21. Juni 1979 beschloß der damalige Gemeinderat von Neualbenreuth einstimmig, die Patenschaft der früheren Nachbargemeinden Maiersgrün und Grafengrün zu übernehmen. Für den jetzigen Bürgermeister Klaus Meyer aus Bad Neualbenreuth sei es eine Selbstverständlichkeit diese Partnerschaft fortzuführen. Der noch in der alten Heimat geborene Wilhelm Rubick hat sich mit seinen Ulrichsgrünern an diese beständigen und erfolgreichen deutsch-tschechischen Beziehungen angeschlossen. Seine Mutter war die Brücher Resl von der oberen Bucha-Mühle, zugehörig zu Ulrichsgrün. Rubick lebt jetzt in Thalmässing/ Mittelfranken und ist unter anderem ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Sudetendeutschen Landsmannschaft und im Vorstand des Egerer Landtags. Rubick und seine Gattin Brunhilde sind gemeinsam zudem die Ortsbetreuer von Schwarzwasser/Cerna Voda, Kreis Freiwaldau/Jesenik. Während Ulrichsgrün zum Kreis Eger gehört beziehungsweise gehörte – die Ortschaft wurde „geschleift“ – zählen die Orte Maiersgrün und Grafen-
Bürgermeister Klaus Meyer vor dem Kranz als Symbol der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt. Im Hintergrund der Kranzniederlegung spielten die Ernestgrüner Musikanten.
Bürgermeister Klaus Meyer begrüßte die Gäste beim abendlichen Treffen im Gasthaus „Tillenblick“ in Bad Neualbenreuth. Unter anderem war auch Wilhelm Rubick (Dritter von links) unter den Gästen. hannes des Täufers in der mit viel Mühe und Aufwand renovierten Kirche ohne Dach in Maiersgrün, quasi unter freien Himmel. Nach der musikalischen Einleitung durch das Bläserquartett des Musikvereins Ernestgrün begann der Gottesdienst.
innerung der Menschen, welche durch Flucht und Vertreibung ihr Leben und ihre Heimat verloren haben. Gleichzeitig, so Meyer, freue er sich aber auch auf eine gemeinsame, friedliche und glückliche Zukunft in der gemeinsamen Heimat Böhmen und
Urben hielt die Predigt wegen sprachlicher Schwierigkeiten auf tschechisch. Während der Gabenzubereitung zog eine leichte Windböe durch die fensterlosen Öffnungen und durch das offene Kirchendach. Man hätte vom Klang her meinen können,
es wären die Flügel einer Engelsschar, welche über den Menschen schweben und diese Heilige Messe zu einem feierlichen Erlebnis machen würden. Dieses positive Erlebnis setzte sich beim abendlichen Treffen in Bad Neualbenreuth fort. Bürgermeister Klaus Meyer freute sich über ein vollbesetztes Nebenzimmer im Gasthaus „Tillenblick“. In seiner Begrüßung ging er auf die Geschichte der Patenorte Maiersgrün und Grafengrün ein, aber auch auf weitere Orte bei der deutsch-tschechischen Grenze. Für die Zukunft aber müsse man vorwärts blicken, so Meyer. Es gäbe nicht mehr viele Landsleute, welche von daheim aus berichten könnten. Dies ergab auch
eine anschließende Vorstellungsrunde. Der Großteil der Teilnehmer bestand aus Nachgeborenen, welche ihr Wissen über die alte Heimat, Flucht und Vertreibung noch von ihren Eltern bekommen haben. Dieses Wissen müsse nun erhalten bleiben und in die Zukunft getragen werden. Bereits für das nächste Jahr regte Bürgermeister Meyer eine Veranstaltung im Saal des „Tillenblick“ an mit Geschichten und Informationsmaterialien aus den Heimatorten. Und er legte jetzt schon allen Anwesenden ans Herz, nächstes Jahr wieder dabei zu sein, wenn die kleine Glocke im Turm ihren Klang über die offenen Mauern der Kirche ohne Dach hinweg erklingen läßt. mk
Bürgermeister Klaus Meyer überreichte Jaroslava Petezikova einen Blumenstrauß für ihr Engagement in Bezug auf die Kirchenbetreuung (Bild links). Im Hintergrund Pfarrer Pavel Urban aus Marienbad. Bild rechts: Gruppenbild der Kirchgänger vor der Kirche ohne Dach in Maiersgrün. Das Bild zeigt unter anderem Bürgermeisterin Eva Prochazkova von Altwasser/Stara Voda (Zweite von rechts), Brunhilde Rubick (Mitte, mit weißem Shirt) mit Ehegatten Wilhelm, zudem links daneben Pfarrer Pavel Urban aus Marienbad und Klaus Meyer, Bürgermeister von Bad Neualbenreuth. Bilder: Wilhelm Rubick / Bild rechts: Gabriele Rubick
� Gratulationen im August
Hoher Geburtstag – Glückwünsche zum Ehrentag Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Monat August alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Wir gratulieren herzlich allen Jubilaren des Egerer Landtag e.V. zu ihrem hohen Geburtstag. Die besten Wünsche sprechen wir zu ihrem Ehrentag aus:
–Geburtstag begangen am 7. August 1924: Hildegard Bergauer, 90459 Nürnberg; –Geburtstag begangen am 22. August 1944: Helmut Müller, 36041 Fulda.
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Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Kultur/Straschnitz
Sommer- und Erntezeit
n der Erntezeit mußten sich unsere Bauersleute sehr plagen. Oft wurde noch mit der Sense gemäht. Erst nach und nach wurden Mäh- und Dreschmaschinen
außen gefettet, oftmals gefüllt und in einer großen Pfanne gebacken. Dalken waren fladenartige, flache und rundgeformte, mit einem Durchmesser von ca. l0 bis 15 cm große Hefegebäckstücke, die man auf der Herdplatte buk. Bis zu zehn Vierteln konnte ein fleißiger Pflücker schaffen.
Ein Aquarell des Dorfes Straschnitz.
Foto: Sven Pillat
angeschafft, oder man schloß sich zu Dreschgemeinschaften zusammen. Wenn das Wetter umschlug, mußte auch mal der Sonntag herhalten, um Heu und Getreide einzufahren. Zum Futterbinden von Klee und Luzerne mußte der Bauer mit seinen Gehilfen schon frühzeitig um 4.00 Uhr nachts heraus, denn da war es noch feucht und brach nicht beim Binden. Die großen Schulferien waren von Juli bis Anfang September, in diese Zeit fiel die Hopfenplücke. Aus der Aussiger Gegend kamen Hopfenpflücker, die sich wegen der Arbeitslosigkeit gern etwas dazuverdienten. Lieber hatte man die Tschechen, die sehr fleißig waren. Riesige Töpfe mit Suppe mußte die Hausfrau kochen. Mit dem Kuhfuhrwerk wurde das Essen dann hinausgebracht, denn die Pflücker blieben über Mittag in den Hopfengärten. Nur bei Regen holte man die Hopfenranken in die Scheune, da war es draußen nicht auszuhalten. Am Nachmittag bekamen die Pflükker Kaffee mit Buchte oder Dalken, mit oder ohne Drauftue. Buchte oder Buchteln waren eine spezielle Art Hefegebäck,
Ein Maß waren 40-50 Liter. Keiner sollte am Abend seinen Platz verlassen, ohne „Saue“ geklaubt zu haben, das waren die heruntergefallenen „Huppehetln“ und die Zweiglein. Es handelte sich dabei um das Aufsammeln der heruntergefallenen Hopfenzapfen. Geschlafen wurde auf dem Schüttboden oder einer großen Kammer auf Strohsäcken. Zum Abschluß gab es manchmal ein Hopfenkränzchen. Ich habe unser kleines Dörfchen sehr geliebt, es war dort wie in einer großen Familie. Ein jeder kannte jeden mit seinen guten und weniger guten Eigenschaften. Als ich 1978 das erste Mal nach der Vertreibung zu Hause war und auf dem Dorfplatz stand, konnte ich vor lauter Tränen kaum sehen, daß die Schule ganz fremd aussah, daß einige Häuser gar nicht mehr da waren, die Kirche wegen Verfalls abgeschlossen und die Kalle zugeschüttet war. Ein Besuch auf dem Friedhof stimmte mich noch trauriger. Das Grab meiner Großeltern war kaum zu finden. So schließt sich der Kreis, nur in der Erinnerung bin ich noch daheim. Margarete Semsch Einsenderin: Margarethe Ulber
Margarete Semsch, aufgewachsen in Straschnitz und Laden, schildert die damalige Zeit von Juli bis September.
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V. l. n. r.: im Garten des Klosters Mariaschein, die Wallfahrtskirche Mariaschein, prachtvolle Innengestaltung des Klosters Ossegg.
Fotos: Eckhard Pohlai
Fahrten in die alte Heimat
Zu Peter und Paul nach Schüttenitz
Foto Mitte: Deutscher Gottesdienst in der Schüttenitzer Kirche zum Patronatsfest Peter und Paul. V. l.: Roland Bittner, Franz Stolz, Pfarrer Havelka, Georg Pohlai, Ernst Klein, Siegrun Nicolai, Jan, Gerhard Bittner, vorne: Eckhard Pohlai. Fotos links und rechts: Zisterzienserkloster Ossegg. Fotos: Eckhard Pohlai Wie in den Vorjahren hat sich eine kleine Reisegruppe zum Peter und Paul-Fest in der Heimatkirche in Schüttenitz aufgemacht.
E
s reisten sieben Personen aus Deutschland an, der Kreis wird immer kleiner. Jan Haslinger aus Leitmeritz gesellte sich noch hinzu.
Juni, eine Messe auf Deutsch zelebrierte. Am Freitag fuhren wir nach Melnik zum Schloß der Lobkowitzer und besichtigten die Peter und Paul-Kirche. Vorher hatten wir einen kleinen Halt am Libocher Schloß gemacht und konnten wenigstens im Schloßgarten einige Fotos schießen. Die Rückfahrt von
Klosters und des landwirtschaftlichen Betriebes mit wehmütigen Augen sehen. Am Sonntag, der offiziellen feierlichen Messe der Heiligen Peter und Paul, die abends stattfand, hatten wir zuvor das Dubitzer Kirchlein besucht und dort oben eine zünftige Vesper genossen. Die einzige Frau unserer Gruppe
wieder wie in den Vorjahren zu Schnitzeln, Kaffee und Kuchen ein. Am Montag konnten wir, nach Vorbereitung von Monsignore Havelka, in Mariaschein und in Kloster Ossegg die Kirchen und das Kloster besichtigen. Die Führungen waren in deutscher Sprache.
Für Ihren Terminkalender/Lobositz
Im Inneren des Klosters Ossegg (Fotos 1-4, v. l.), rechts: der Innenraum der Wallfahrtskirche Mariaschein, Blick auf den Altar. Wir reisten am Donnerstag, den 27. Juni an und trafen uns mit Monsignore Havelka, der für uns dann am Festtag, dem 29.
Melnik nach Leitmeritz führte uns zum Kloster Doksan. Dort konnten wir lediglich die großen, maroden Gebäude des ehemaligen
Mundart
Schpassejtln E
in neuer Lehrer kommt in die Klasse und möchte die Namen der Kinder kennenlernen. Und so fragt er die einzelnen nach dem Namen. Da sind
der Karli, die Marie und der Willi, aber da ist auch ein Zenz. Hier erklärt der Lehrer, daß der Taufname sicher „Vinzenz“ sei. Der nächste ein Hannes, wieder die
Fotos: Eckhard Pohlai
hatte sich die Mühe gemacht und gute, kalte Speisen eingepackt. Nach der heiligen Messe am Abend lud Monsignore Havelka
Wir waren wieder einmal in Leitmeritz und bedanken uns ganz herzlich bei unserem Pfarrer, Monsignore Havelka. Georg Pohlai
Erklärung „Johannes“, dann die Hanna, ebenfalls die „Johanna“, dann kam der Seff: „Und dein Name ist „Josef“. Der letzte in der Klasse glaubte alles begriffen zu haben. „Und du, mein Bub, wie heißt du?“ „Jokurt, Herr Lehrer!“
mit Packln und Toschn. Froht dar enne: „Woss schleppstn du suu vill Zaig mit dir rimm? Knurrt dar andre: Ogefangn houts, wail iech mejchmou die Zaitung vu draußn raigehullt hotte, jetz muss iech ma s Frassn vadinn und aikeefn giehn!
Z
wej Hundln, die siech schunn lange kenn, traffn siech ai dar Schtoodt. Dar enne iss bepockt
Knochen. Foto: Ryan Hodnett
120 Jahre Lutherische Friedenskirche Lobositz 2025 wird eine Feier zum 120. Jahrestag der Gründung der Lutherischen Friedenskirche in Lovosice/Lobositz stattfinden.
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er Veranstalter möchte gerne die Nachkommen der damaligen Gläubigen aus Lobositz zu dieser Feier einladen und würde sich über Ihre Teilnahme sehr freuen. Melden Sie sich bitte bei dem Koordinator dieser Feier, Jaroslav Mares, an. Seine E-Mail-Adresse: mares.jj@tiscali.cz Seine Telefonnummer: +420 733626230.
Friedenskirche. Foto: Ondřej Kořínek
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Aus der alten Heimat/Kuttendorf
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Kuttendorf und der schwarze Tod
Der Pestfriedhof ist schon von Weitem als grüne Insel erkennbar (Foto links). Die dortigen Reste der Steinmauer (s. Mitte), das Eichenkreuz neigt sich schon zur Seite (s. rechts). Ein Hinweis auf die Pest auf der Infotafel des Liebeschitzer Friedhofs (s. unten). Fotos: Franz Stolz Franz Stolz hat den Pestfriedhof in Kuttendorf besucht und kann Geschichtliches zum dortigen Ausbruch der Pest anno 1680 berichten.
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n den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen“ Prag 1899 ist folgendes zu lesen: „Im Jahre 1680 wütete in Kuttendorf die Pest in so schrecklicher Weise, daß man die Leichen der Ansteckung halber nicht auf dem Pfarrfriedhof nach Liebeschitz bringen durfte, sondern sie auf einem Platze am Wege zwischen Laden und Liebeschitz
beerdigen mußte.“ Später wurde dieser Begräbnisplatz mit einer niedrigen Steinmauer umfriedet. Noch heute ist inmitten des großen Ackers an der Wegekreuzung, wo es nach Liebeschitz, Laden und Brschehor geht, eine grüne Insel mit Sträuchern und Bäumen zu erkennen. Bei meinem letzten Besuch in der Heimat meiner Vorfahren habe ich zusammen mit meinem Freund Jan den Pestfriedhof nach rund 25 Jahren wieder einmal besucht. Rund 500 Meter von der Straße entfernt stießen wir auf die oben beschriebene grüne Insel. Sie ist heute mit
Mundart
alten Eichen und vielen Büschen bewachsen. Reste der Steinmauer sowie zwei Steinsäulen sind noch zu erkennen. In der Mitte des „Friedhofs“ steht ein Kreuz aus Eichenholz, das sich schon etwas zur Seite geneigt hat. Zeitzeugen berichten, daß im Frühjahr 1945 zwei deutsche Soldaten, die sich auf dem Rückzug befanden, in der Nähe von Kuttendorf tot aufgefunden wurden. Diese wurden auf dem Postfriedhof beerdigt. Sie waren 265 Jahre nach der Pest wohl die Letzten, die dort begraben wurden. Franz Stolz Vielen Dank und Grüße, H. Thiele
Besondere Menschen aus der alten Heimat
Die ältesten
E richtichs Mißverständnis Mittn in‘n letztn Kriege wôr dèr Schnitzler Franz, dân mèr zur Luftwaffe eingezôn hotte und dâr e bekanntèr Flugzeig-Pilôt wûrdn wôr, uf Hejmturlaub.
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orbei mochte âr â en Besûch bei dèr aldn Tante Frîeda, dîe wôhnte in‘n Nochbôrsdorfe und hotte grôde Gebûrtstôg. Zu dân wullte dèr Franz îhr ejne ordntliche Frejde mit en Geschenke mochn, obèr mit wos? Dou koum îhm e Gedanke: „Tante Frîeda, noch‘n Krîege moch ich D‘r môl e grûßes Geschenk: Ich schenk D‘r en besundern Flûg!“ Dou stutzte die Tante, die schu e bissl begriffstutzich wôr. „Nej, nej“, sôte se dann glei. „En Flûg brauch ich nich! Vu sulchn Bîestèrn wîe dân
Flîhn hô îch schu genung. Unsèr Bello brengt mèr efters môl en Flûg ins Haus, und îch hô dann grûße Mîhe, dos klejne Bîest mit man schu racht steifn Fingèrn zu dèrwischn und zu zèrquetschn. Und sû e Flûgstîch juckt dann â noch lange nouch, jû, und dèr Undèrrouck hot dornou mochmôl â noch blûtiche Flacke! Nej, nej, â e besundèrèr Flûg konn dou nischt Gûts sein! Bleib mèr mit en sulchn Geschenke uck vun Leibe!“ Ja, ja, die Flöhe sind schon eine besondere Plage! Zur Aussprache: ^= langer Vokal, è = kurzes, auf o hintendierendes e Prof. Dr. Eduard Hlawitschka Ganz herzlichen Dank, lieber Herr Hlawitschka! - Heike Thiele
Schüttenitzer... ...die noch den Leitmeritzer Heimatboten beziehen, sind Marie Gudera und Alfred Teich.
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William Brodbeck Herms, pulex irritans – Floh (1915), links ein weibliches, rechts ein männliches Exemplar. Foto: wikimedia.org
arie Gudera, geb. Storch aus Schüttenitz (siehe obiges Foto), hat nach der Vertreibung Josef Gudera, ebenfalls aus Schüttenitz, geheiratet. Geboren wurde sie 1929. Sie wohnt in Hasselroth noch alleine in ihrer Wohnung und wird von Sohn und Schwiegertochter betreut. In geistiger Frische erinnert sie sich noch an alle Ereignisse in Schüttenitz.
Leserbriefe
Ein Kartengruß aus Leitmeritz jedem Jahr wurde ich auch 2024 nicht vergessen und habe mich über die Postkarte aus
Die unter anderem zu Peter und Paul nach Schüttenitz gefahrene Reisegruppe hat Grüße aus Leitmeritz geschickt.
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un ist es an mir, Redakteurin und Grafik-Designerin des LHB, mich zu bedanken. Wie in
Leitmeritz freuen dürfen. Lieben Dank und ebensolche Grüße! Heike Thiele
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lfred Teich (s. u.) lebt in einem Seniorenheim in Oestrich Winkel. Er fand in dem Ort seine
Frau, Mitinhaberin eines Weingutes. Er wurde 1927 geboren, ist geistig rege und kann noch viel aus seiner Jugendzeit erzählen. Neben dem Personal des Seniorenheims kümmert sich auch sein Sohn um ihn. Ich habe beide kürzlich besucht und vieles aus dem Schüttenitz vor meiner Zeit erfahren. Ich wünsche beiden alles Gute. Vor allem Gesundheit! Georg Pohlai
100 Jahre 26.08.1924, Gertrud Lohnes, geb. Sperlich, früher Leitmeritz 95 Jahre 25.08.1929, Erhard Kleinert, früher Radaun 15.08.1929, Helga Wurm, früher Leitmeritz 90 Jahre 12.08.1934, Margit Heinze, geb. Kraus, früher Radaun 09.08.1934, Kurt Scheibel, früher Leitmeritz 85 Jahre 25.08.1939, Marianne Pocher, geb. Wagner, früher Klokotsch 14.08.1939, Sieglinde Pfeiffer, geb. Strahler, früher Schüttenitz 06.08.1939, Ingeborg Bauer, früher Leitmeritz 02.08.1939, Ingeburg Georgi, geb. Köhler, Kwitkau 80 Jahre 13.08.1944, Ingrid Herbert, geb. Springer, früher Leitmeritz 70 Jahre 21.08.1954, Dr. Ralf-Bertram Dienel, früher Leitmeritz 65 Jahre 04.08.1959, Gerhard-Karl Schwarz, früher Sobenitz Alt-Lenzel 17.08.1930, Fritz Hautke Amöneburg 05.08.1958, Joachim Fritsche Auscha 11.08.1951, Ursula Kopphold, geborene Strupp-Piller Gastorf 10.08.1951, Lothar Mikule 25.08.1957, Christiane Horatzek Gießdorf 08.08.1937, Alfred Fuchsa Graber 09.08.1928, Bertl Neumann, geborene Halank Haber 18.08.1932, Emil Herschke Johnsdorf 24.08.1940, Eveline Rudolf Kalwitz 12.08.1928, Helene Richter 16.08.1932, Lydia Drüen, geborene Werner Kottomirsch 25.08.1933, Alma Grund Krscheschitz 25.08.1928, Melitta Röder, geborene Hegen 07.08.1930, Erna Schuckert, geborene Luksch 28.08.1931, Walter Polak Laden 04.08.1940, Gerlinde Huber, geborene Wallentin Leitmeritz 25.08.1926, Kurt Schams 05.08.1928, Eva Geier, geb. Huber 02.08.1935, Klaus Wimmer 05.08.1935, Gertrud Bierwirth, geborene Christ 03.08.1937, Irene M. Petri, geborene Ringelhaan
11.08.1937, Hildegard Kahleis 19.08.1938, Klaudia Kaffarnik, geborene Ronke 09.08.1940, Renate Glatz, geborene Husarek Lewin 02.08.1927, Oswald Hortig Libenken 12.08.1925, Christine Hasler, geborene Stolz Lichtowitz 12.08.1927, Eva Schlicker, geborene Tattermusch Lucka 30.08.1971, Annett Liebich, geborene Glässner Michelsberg 10.08.1928, Edith Hartmann, geborene Beiersdorf Mladei 31.08.1930, Edith Schlutow, geborene Steinmetzer Netluk 25.08.1931, Herta Ringström, geborene Nitsch Petrowitz 23.08.1932, Anna Schuster, geborene Trenkler Podiwin 04.08.1943, Christine Führich Pokratitz 12.08.1950, Dr. Ulf Pillat Radaun 13.08.1961, Günter Schubert Roche 17.08.1930, Hedwig Glink, geborene Jebautzke Schüttenitz 07.08.1936, Georg Pohlai Simmer 26.08.1941, Erika Mühlhaus, geborene Rösler Skalitz bei Schüttenitz 25.08.1933, Herta Hinze, geborene Schröter Suttom 02.08.1938, Friedrich Baumruck Trebnitz 29.08.1936, Maria Völkl, geborene Pollak Triebsch 11.08.1933, Helene Meissner, geborene Schüller Trnowan 30.08.1932, Adolf Förster Tschalositz 29.08.1940, Rainer Geppert Wchinitz 08.08.1938, Sieglinde Staffek Webrutz 22.08.1931, Margit Schäfer, geborene Truxa Werbitz 11.08.1935, Eva-Maria Albrecht, geborene Fritsch Wscheratsch 10.08.1932, Waltraut Mühlich, geborene Kaschte Fulda 25.08.1930, Dr. Wolfgang Hamberger unbekannt
05.08.1937, Margit Krege, geborene Schuender 20.08.1928, Ingobert Stiebitz
Leserbriefe
Zu „Vertreibung aus einem sudetendeutschen Dorf“ Volker Grassert zum Artikel aus LHB Nr. 27.
E
inmal dachte ich an meine ersten Lebensjahre im Haus meiner Großeltern und zum anderen an die Vertreibung. Beim Haus handelte es sich um die „Schankwirtschaft Hoche“, in der ich zusammen mit Mutter und Großmutter lebte, nachdem mein Vater 1943 gefallen war.
Im Mai 1945 mußten wir das Haus verlassen und fanden Unterkunft bei meinem Onkel im Haus 1, gelegen am Dorfplatz. Hier erhielten wir dann die Aufforderung zum Abtransport ins Sammellager in Leitmeritz (siehe abgebildete Fotos links/unten). An diesen Transport in großen Leiterwagen habe ich die Erinnerung, daß ich Angst davor hatte, während der Fahrt zwischen den großen Streben durchzufallen. Zum Abschluß noch der vorläufige, ausgestellte Umsiedlerausweis. Volker Grassert
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31/32 | 2.8.2024
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
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Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Reise voller Überraschungen
Besuch im Stadtarchiv Aussig Historische Entwicklung des Stadtarchivs Aussig
Die erste Ausgabe des „Aussiger Anzeigers“ von 1856.
Blick in die „Erstaufnahme“. Hier kommen die Nachlässe an.
Im Juni ging es endlich wieder nach Aussig. Natürlich stand der Besuch des Stadtmuseums mit der sehr interessanten Ausstellung „Unsere Deutschen“ auf dem Programm, durch die uns Tomás Okurka vom Collegium Bohemicum führte. Ein Abstecher zur Ferdinandshöhe mit unserer Freundin Zdenka Kovarovà durfte nicht fehlen. Und dann ging es zum Aussiger Archiv. Ich wollte den Leiter des Archivs, Petr Karlíček, kennen lernen, der bereits 2017 auf unseren allseits bekannten Vladimir Kaiser folgte. Es war ein Nachmittag voller Überraschungen!
eine der größten Schallplattensammlungen Europas, die vom ehemaligen Leiter des Stadtarchivs, Vladimír Kaiser, aufgebaut wurde. Zirka 21.000 Schellackplatten mit Musik und Sprachaufnahmen aus aller Welt hat er im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragen. Kaiser spezialisierte sich unter anderem auf deutschsprachige Aufnahmen aus böhmischen Ländern. Dazu gehören Egerer- und Erzgebirgsfolklore (Hans Seifert, Anton Günther), deutsche Schlager aus Prager Tanz- und Jazzorchestern (R. A. Dvorský, Harry Harden, Harry Osten, Jazzband Thönnessen), Kammermusikinterpreten (Erwin Schulhoff), Reklame, Reden von Sudetendeutschen Politikern und Aufnahmen für die deutsche Minderheit nach 1945 (Adolf Langer). Den Grundstock der Sammlung bildeten Schallplatten, die in der ehemaligen Schallplattenfabrik in Krammel am Schreckensteiner Elbufer für die Österreichische Grammophon Aktiengesellschaft herge-
D
as Stadtarchiv besteht derzeit aus zwei Gebäuden. Das erste, in dem die Büros, Wohnungen und Geschäftsräume untergebracht sind, betritt man von der Töpfergasse aus (Nr.65/2). Fast könnte man den Eingang in das flache, eingezwängte Haus übersehen. Das eigentliche Archiv befindet sich jedoch hin-
Das berühmte Plattenlabel „His Master’s Voice“. ter diesem Gebäude. Es stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und beherbergte ursprünglich auf drei Stockwerken die Zuckerfabrik Wagner & Co. Insgesamt 2 Kilometer (!) Archivmaterial zur Geschichte der Stadt Aussig und des gesamten Bezirks Aussig, aber auch Zeitschriften (seit 1857), Protokolle und Karteien sind hier untergebracht. Faszinierend ist der Blick in
stellt wurden. Bis 1918 war es das größte Schallplatten-Preßwerk in Österreich-Ungarn. Die Schallplatten mit der legendären Marke „His Master’s Voice“ und dem Hund „Nipper“ wurden in ganz Mittel- und Südosteuropa verkauft. Noch vor Abtretung der Grenzgebiete der Tschechoslowakei an Deutschland 1938 verlagerte der britische Mutterkonzern die Produktion nach Prag. Nun ging es eine Etage höher, in die Abteilung, in der alle Volkszählungen des Bezirks Aussig archiviert sind. Ich hatte eine konkrete Anfrage dabei und staunte nicht schlecht, als Petr Karlíček auf Anhieb Ort und Namen der gesuchten Familie im Jahr 1890 fand. Ich durfte auch einen Blick auf die Karteikarten meiner Eltern und Großeltern werfen. Die männlichen Kriegsteilnehmer sind extra registriert, mit Standorten ihrer Kriegseinsätze. Jetzt habe ich es schwarz auf weiß, daß meine Wurzeln in Aussig sind. kw Quelle: Petr Karlíček
1828 Registerführer Friedrich Sonnewend wird beauftragt, die historischen Akten der Stadt zu ordnen. 1840-1890 Das Stadtarchiv ist ohne ständigen Verwalter. 1890 Wenzel Hieke, Bibliothekar des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen wird zum Archivverwalter bestellt. 1895-1919 Dr. med. Alexander Marian übernimmt die Leitung. 1920 Dr. Franz Josef Umlauft wird zum Archivverwalter ernannt. Das Archiv ist in zwei Räumen im Keller des deutschen Gymnasiums untergebracht. 1922 Das Archiv der Stadt Aussig wird zugleich Bezirksarchiv. Dr. Umlauft erweitert es um die Akten der patrimonialen Verwaltung, der städtischen Brauerei und die Bücher des Rentenamtes. Alle Jahrgänge der „Aussiger Zeitung“seit 1856 werden der Sammlung zugeführt. Archiverweiterung im Keller des Schloßes in Türmitz. 1934 Nach einem Streit mit Bürgermeister Leopold Pölzl kündigt Dr. Umlauft seine Stellung. Neuer Archivverwalter wird Dr. Franz Wünsch. 1936 Das Archiv wird städtische Behörde. 1939 Umzug in größere Räumlichkeiten am Wenzelsplatz in Türmitz. 1941 Einberufung von Archivar Dr. Franz Wünsch. An seiner Stelle übernimmt erneut Dr. Franz Josef Umlauft. 1942 Der Leiter des städtischen Kulturamtes Walter Hermann wird Archivleiter und gleichzeitig Direktor des Stadtmuseums. Nach dessen Einberufung übernimmt Dr. F.J. Umlauft die Archivleitung zum dritten Mal. Ihm ist es zu verdanken, daß es während des Krieges und danach zu keinen Verlusten an Archivalien kommt. 13.12.1945 Dr. Alfred Piffl wird neuer Archivverwalter. Auf ihn folgt der Ornithologe Dr. Josef Jirsík. Eigentlicher Archivverwalter ist jedoch Ing. Karel David im Nebenberuf. 1951-1983 Jan Bouček übernimmt das Archiv. Während seiner Tätigkeit kommt es zur Zusammenführung der Archive der Stadt und des Bezirks Ústí nad Labem. 1969 bezieht das Archiv neue Räume im Zentrum der Stadt, in der Töpfergasse Nr. 65 (Hrnčiřská 65/2). 1984 Dr. phil. Vladimír Kaiser wird Leiter des Archivs. 1990 Ústí nad Labem wird kreisfreie Stadt, das Archiv der Stadt eine selbständige Abteilung des Stadtamtes und später des Oberbürgermeisteramtes. Ihm obliegt die Archivpflege des gesamten Bezirks Ústí nad Labem. 2017 Dr. Vladimír Kaiser übergibt die Schlüssel des Archivs an Ph.D.Mgr. Petr Karlíček.
Das Archiv, untergebracht auf drei Etagen in der ehemaligen Zuckerfabrik.
Mit Tomás Okurka in der Original-Bierstube aus Elbogen um 1930. Ausstellung “Unsere Deutschen“.
Mit Zdenka Koverová auf der Ferdinandshöhe. Alle Fotos: kw
In der „Ahnengalerie“. Vielen Dank Petr Karlí ek für diesen interessanten Nachmittag!
Logo der Zuckerfabrik Wagner & Co., heutiger Sitz des Stadtarchivs. Quelle: Archiv m sta stí nad Labem
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AUSSIGER BOTE
� „Macht Aussig wieder stolz!“
� Treffen
Die Renovierung der Handelsakademie Unter dem Motto „Make Ústí proud again“ werden noch existierende historische Gebäude in Aussig renoviert. Ein gelungenes Beispiel ist das Haus der ehemaligen Handelsakademie in der Schmeykalstraße.
U
nser Freund Hansi Adamec schrieb 2011 im Aussiger Boten eine dreiteilige Serie über
Aktionsplakat: „Macht Aussig wieder stolz!“ seine ehemalige Schule, die am 17.10.1886 vom Stadtrat eröffnete „Höhere Handelslehranstalt“. Sie war damals eine der ersten und bedeutendsten Handelsschulen in Österreich-Ungarn. Namhafte Absolventen waren Karl Kreibich, Mitbegründer der Kommunistischen Partei der CSR oder der Ehemann von Marlene Dietrich, Rudolf Sieber – und natürlich unser Hansi Adamec. Wegen des enormen Andrangs bewilligte die Stadt im Jahr 1895 den Bau eines neuen Schulgebäudes. Ab 1900 wurde die Lehranstalt umbenannt in „Aussiger Handelsakademie“, im Schülerjargon „AKA“. 1904 übersiedelte sie in das bekannte Schulge-
Die AKA heute. bäude in der Schmeykalstraße. Die Städtische Sparkasse bezog ebenfalls 1905 Räumlichkeiten im Erdgeschoß und blieb 34 Jahre, bis sie 1939 zum Marktplatz zurückkehrte. Im Schuljahr 1918/19 erreichte die Schülerzahl mit 1.438 ihren Höchststand. Inzwischen wurden auch Schülerinnen in einer „zweiklassigen Handelsschule für Mädchen“ aufgenommen, vor allem, um sie für die Büroarbeit auszubilden. 1927 wurde die Anstalt von Grund auf modernisiert und mit Rechen- und Schreibmaschinen ausgestattet. Unter dem Direktor Leopold Zeidler wurde sie in „Wirtschaftsoberschule“ umbenannt. Die Kriegsjahre dezimierten
Fotos: kw die Schüler- und Lehrerzahlen enorm. Im Herbst 1944 kam es teilweise zum vorzeitigen Abschluß der älteren Jahrgangsklassen. Im April 1945 mußte die Städtische Aussiger Handelsakademie dann für immer schließen. In das ältere Nebengebäude der Schule zog die Stadtfeuerwehr und besetzte den 1. und 2. Stock. In der 2. Etage waren außerdem noch deutsche Bücher der vertriebenen Bürger deponiert. Das neue Gebäude hatte zum Kriegsende als Notkaserne der deutschen Wehrmacht gedient. Nach dem 8. Mai 1945 blieb die AKA im ausgebombten Aussig in einem desolaten Zustand zurück. Sowjetische, später tschechische Einheiten besetzten
� Ein deutsches Schicksal
die Räume. Hier sollte eine neue tschechische Handelsakademie entstehen? Zurückgelassene Uniformen, Abfall, Dreck und zerbrochene Fensterscheiben bestimmten das Bild. Von der Schuleinrichtung waren nur das Direktionszimmer und die Schulbibliothek unversehrt geblieben, dazu Teile des Chemielabors. Unter diesen katastrophalen Umständen war ein Unterricht unmöglich. Der erste tschechische Lehrkörper, sieben Lehrer und ein Schulwart, bezogen daher zum Schulanfang 1945 einige Räume der Bürgerschule in der Ohnesorgstraße. Erst zum Ende des Schuljahres 1946/47 konnte der Unterricht in den Schulräumen in der Schmeykalstraße wieder aufgenommen werden. Der kommunistische Umsturz 1948 veränderte auch das Schulsystem in der CSR, viele Pädagogen mußten aus politischen Gründen die Schule verlassen. In den 1950er und 1960er Jahren hieß die Lehranstalt „Ökonomische Mittelschule“. Politische Schulungen oder die Teilnahme an landwirtschaftlichen Einsätzen standen nun auf dem Unterrichtsplan. Erst nach der „Samtenen Revolution“ 1989 erfolgte eine Öffnung nach außen zu anderen Wirtschafts- und Handelsschulen im In- und Ausland. Sprachen wurden gelehrt und der europäische Schüleraustausch eingeführt. Bis heute gibt es enge Kotakte zu EU-Institutionen in Brüssel und Straßburg. Wie schön, daß das aufwendig restaurierte Gebäude der AKA nun auch wieder im alten Glanz erstrahlt. kw Quelle: „Die Aussiger Handelsakademie“ AB 6,7,8/2011, Hansi Adamec
� Historische Dampferfahrt
Rudolf Hoffmann
Elbe-Kreuzfahrt Aussig – Raudnitz mit Weinverkostung
Dr. Bettina Hoffmann, die Tochter unseres geschätzten langjährigen Mitarbeiters Helmut Hoffmann, schickte uns diesen Bericht über das Schicksal ihres Großonkels. Wir drucken ihn stellvertretend für viele Kriegsschicksale während des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Über 70 Jahre konnten viele von uns sich nicht vorstellen, daß es in Europa wieder zu einem Krieg kommen könnte…
M
it dem Dampfschiff fahren Sie durch den schönsten Teil des Böhmischen Mittelgebirges mit seiner Weinbautradition seit der Zeit Karls IV. Die Schiffsbesatzung kümmert sich während der Kreuzfahrt um Sie und ein Reiseleiter wird zusätzlich Erklärungen zu den Ausblicken und Eindrücken geben.
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ach über 100 Jahren konnte das Schicksal von Rudolf Hoffmann aufgeklärt werden. Er wude 1888 als jüngster von fünf Söhnen der Eheleute Wenzel und Auguste Hoffmann in Krammel geboren. Krammel, heute ein Ortsteil von Aussig-Schreckenstein, war 1844 eine kleine Siedlung mit gerade einmal 26 Häusern, die durchwegs Schiffbauern gehörten. Wenzel Hoffmann wechselte von der Schifffahrt zur Österreichischen Nordwestbahn als Bahnmeister, zuletzt als Weichenwächter in Krammel. Sein Sohn Rudolf, der technischen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen war, baute für den Schlossermeister Richter das erste viersitzige Personen-Motorboot auf der Elbe. Seinen Militärdienst leistete er beim k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 42 in Theresienstadt, danach war er Ski-Ausbilder in Hohenelbe im Riesengebirge. Wie viele junge Männer wurde er als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen. Das Schicksal seines Todes war
Sudetendeutsche Zeitung Folge 31/32 | 2.8.2024
Blick auf Krammel. seinen Eltern lange Zeit nicht bekannt, so daß seine Mutter ihre Enkelkinder noch 1918/19 zu den Heimkehrern auf den Aussiger Bahnhof schickte, um Ausschau nach dem Vermißten zu halten. Die Familie bekam eine kurze Mitteilung, daß Rudolf Hoffmann in der Isonzo-Schlacht am Plateau von Doberdo als Zugführer und Inhaber der Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille starb. Bei späteren Nachforschungen in Prag und Wien 1997/98 konnten keinerlei Aufzeichnungen gefunden werden. 2024 wurde nochmals ein Versuch gestartet. Die teilweise digitalisierten Bänder zum 42. Infanterieregiment in Prag lieferten kein Ergebnis, doch im Österreichischen Staatsarchiv (Kriegsarchiv) in Wien fand man den Belohnungsantrag auf eine Silberne Tapferkeitssmedaille I. Klasse
Foto: Archiv (posthum). Hier erfuhren wir mehr über die letzten Tage seines Lebens. Am 19.7.1915 zeichnete er sich als Zugführer bei Vermegliano aus, indem er die unter heftigstem Artilleriefeuer stehende Reservestellung hielt und zurückflutende Truppenkorps in die Sturmlinie zurückstieß. Am 26.7.1915 führte er im Gefecht bei Doberdo seine Mannschaft zum Sturm und durchbrach als einer der Ersten die feindlichen Hindernisse. Bei diesem Sturm fand er den „Heldentod“. Diese Geschichte gibt dem aktuellen Weltgeschehen ein Gesicht: Den vielen jungen Soldaten, die sich wieder in die Schlacht werfen und wie Rudolf Hoffmann dabei zu Tode kommen. Hatten wir nicht gehofft, diese Zeiten überwunden zu haben? Dr. Bettina Hoffmann, Altenkunstadt
Im Preis inbegriffen sind: eine Kreuzfahrt von Ústí n.L. über Vanov, Roudnice und zurück. Live-Musik, eine Verkostung von acht regionalen Weinsorten, ein Zwei-Gänge-Mittagessen, ein Barbecue-Abendessen und die Reiseleitung. Preis: Erwachsene ab 1.399 CZK Kinder unter 10 Jahren 699 CZK Termine: 10.08., 17.08., 24.08., 31.08., 07.09., 14.09.2024. Start: 9:30 Ústí n.L. - 14:00 Roudnice n.L. - 15:30 Roudnice - 19:30 Ústí n.L. kw Quelle: www.eshoplabskaplavebni.cz Labská plavební spolecnost s.r.o., Karla Capka 211/1, Děčín 405 02
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Das Kulmer Fest 2024
as Kulmer Fest mußte dieses Jahr eine Woche nach dem Dreifaltigkeitssonntag, am 2. Juni stattfinden. Leider hatte die Kulmer Adelsfamilie von Westphalen-Fürstenberg, die jedes Jahr treu unserer Veranstaltung beiwohnt, das Hotel für den Dreifaltigkeitssonntag gebucht und war dieses Jahr nicht dabei. Erfreulich jedoch ist, daß wir älteren Teilnehmer von unseren Kindern und Enkeln begleitet und unterstützt werden, das erweitert unsere Gruppe und senkt das Durchschnittsalter! Ich spielte wieder die Orgel in der St. Gallus Kirche und meine Tochter Evi sang dazu. Leider sieht der Innenraum elend aus. Immer mehr Inventar wird „gesichert“, so daß auch die wunderschöne Madonna verschwunden ist. Die Gemeinde ist jetzt für die Kirche zuständig. Die anschließende Messe in der Horka-Kapelle zelebrierte wieder Gene-
ralvikar a.D. Msgr. Karl Hawelka zweisprachig. Nächstes Jahr können wir nicht mehr in die Kapelle, weil das Dach undicht ist. So lange es die Gesundheit zuläßt, werde ich das Kulmer Fest organisieren und ich wünsche mir, auch nächstes Jahr wieder viele junge Menschen begrüßen zu dürfen. Rosemarie Kraus
Die Teilnehmer. Links neben Rosemarie Kraus Kurt Richter, ohne seine Unterstützung gäbe es kein Kulmer Fest. Foto oben: Innenraum der St. Gallus Kirche. Fotos: Kurt Richter
WIR GRATULIEREN n 101. Geburtstag: Am 5.8. Erhard SCHWARZ aus Hottowies Nr. 53 in 82110 Germering, Wittelsbacher Str. 16. – Am 17. 8. Hedi FOCKE geb. Löbel aus Nestomitz, Teichplatz 31.
n 93. Geburtstag: Am 23. 8. Eleonore BECKER geb. Forscht aus Kulm.
n 100. Geburtstag: Am 12. 8. Gerlinde KULA geb. Martinetz aus Libochowan. – Am 30. 8. Erna LANGER geb. Köcher aus Nestomitz in 65197 WiesbadenKlarenthal, Goerdelerstr. 47, App. 147. – Am 12. 8. Verina LANGHAMMER geb. Günther aus Aussig, Sandhöhe 12. – Am 2. 9. Milli ZAHN geb Grau aus Kwitkau in 60437 Frankfurt, Am Markstein 5.
n 91. Geburtstag: Am 5. 8. Helga KÖRBER geb. Portscht aus Blankenstein Nr. 6 in 30173 Hannover, Bischofsholer Damm 130. – Am 23. 8. Sieglinde DÜRR geb. Lenhart aus Schwaden.
n 99. Geburtstag: Am 8. 8.
Edith PREMKE geb. Happich aus Türmitz, Sandgasse in 06406 Bernburg, Solbadstr. 2 b, ASB SPH „Am Kurpark“. n 98. Geburtstag: Am 8. 8. Gertrud FRÖHLICH aus Karbitz. – Am 11. 8. Elisabeth LUTZ geb. Klein aus Arbesau Nr. 142. – Am 19. 8. Roland GIRA aus Schreckenstein. – Am 28. 8. Ilse KALINA-KOSSEG geb. Richter aus Wicklitz in 76187 Karlsruhe, Saarlandstr. 11. n 97. Geburtstag: Am 13. 8. Edeltraud KONRAD geb. Winkler aus Karbitz in 76199 Karlsruhe, Pfauenstr. 15. – Am 4. 9. Marianne MIKUSCH geb. Kunert aus Schönpriesen in 61118 Bad Vilbel, Elisabethenstraße 58. n 96. Geburtstag: Am 1. 9. Maria HACKER aus Aussig in 85221 Dachau, Himmelreichweg 34. n 95. Geburtstag: Am 23. 8. Alois ULLRICH aus Mariaschein in 41179 Mönchengladbach, Mennrathschmidt 32. – Am 6. 9. Heinz GIERSCHIK aus Schönpriesen in 85560 Ebersberg, Sieghartstr. 27, Reischelhof. n 94. Geburtstag: Am
23. 8. Walter KUPKA aus Schreckenstein, Hebbelstr. 226 in 06124 Halle, Zerbsterstr. 27.
n 92. Geburtstag: Am 6. 8.
Gerda LAUER geb. Paul aus Wannow Nr. 67.
n 90. Geburtstag: Am 21. 8.
Josef WIETHE aus Ebersdorf, „Zilln-Peppi“.
n 86. Geburtstag: Am 28. 8. Loni MAIER geb. Struppe aus Troschig. – Am 29. 8. Walter DOUBEK aus Kosten in 15713 Königswusterhausen, Pappelallee 8. Tel.: 03375-502776. n 85. Geburtstag: Am 25.8. Inge WIETHE (Ehefrau von „Zilln-Peppi“). n 84. Geburtstag: Am 6. 8. Rudolf RICHTER aus Aussig, Bielagasse in 78166 Donaueschingen, Prinz-FritziAllee 1. – Am 24. 8. Prof. Dr. Erika GROTHE geb. Oppelt aus Wannow Nr. 18 in 99097 Erfurt, Haselnußweg 6. n 82. Geburtstag: Am 4.9. Gunther SIMCHEN aus Kleinpriesen in 82140 Olching, Daxerstr. 52 c. n 80. Geburtstag: Am 20.8. Rita MÜLLER (Tochter vom Kühnel Peppi aus Gartitz 10) aus Deutsch-Neudörfel 15 in 18422 Pantelitz, Hauptstr. 22. n 76. Geburtstag: Am 15. 8. Norman STARK (Sohn von Lieselotte Stark aus Aussig). n 75. Geburtstag: Am 21. 8. Heinrich HOLLUBE aus Aussig, Resselstr. 4, (Enkel von Wenzel und Maria Hollube geb. Stolz aus Schreckenstein).
Bitte melden Sie Geburtstage und Todesfälle der Redaktion.