Straße benannt: Prag erinnert sich an Sir Nicholas Winton (Seite 2)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
endeutsche Zeitung
Jahrgang 76 | Folge 37 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 13. September 2024
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HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG tschen Landsmannschaft
Bayerns weitere stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf vereinbarte mit ihrer Amtskollegin eine engere Zusammenarbeit im sozialen Bereich
Neudeker Heimatbrief
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eimatbrief
Der Terminkalender war voll: Von Donnerstag bis Samstag hat Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, Rumänien besucht. Die weitere Stellvertretende Ministerpräsidentin des Freistaates Bayern sowie Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen Volksgruppe traf sich mit Sozialministerin Simona Bucura-Oprescu und Familienministerin Natalia Intotero, besuchte mehrere Sozialeinrichtungen und sprach unter anderem mit Vertretern der deutschen Minderheit – ein Arbeitsbesuch mit Ergebnissen.
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
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Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
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Jänner 2016 Dezember 2022
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
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Holzschnitt W. Klemm
Ministerin Nancy Faeser
Kontrollen an allen Grenzen
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
Holzschnitt W. Klemm
Ab kommender Woche wird es an allen deutschen Grenzen Kontrollen geben, hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser angekündigt. Zudem soll es „europarechtskonforme Zurückweisungen“ geben. Das im Schengen-Abkommen eigentlich garantierte Europa ohne Grenzen wird damit außer Kraft gesetzt.
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ls Gründe nannte Ministerin Faeser neben der Begrenzung der irregulären Migration auch den Schutz der inneren Sicherheit vor den aktuellen Bedrohungen durch den islamistischen Terrorismus und vor grenzüberschreitender Kriminalität. Die Polizeigewerkschaft sieht diese Maßnahme skeptisch, da Schleuser feste Grenzkontrollen umfahren können. Außerdem seien sie sehr personalintensiv. Entsprechende Grenzkontrollen gibt es bereits an den Übergängen von Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz nach Deutschland. Laut Faeser hat es an diesen Grenzübergängen seit Oktober 2023 mehr als 30 000 Zurückweisungen gegeben. Die zusätzlichen Kontrollen sollen am Montag, 16. September beginnen und sind zunächst auf sechs Monate befristet. Volksgruppensprecher Bernd Posselt hatte die schrittweise Außerkraftsetzung von Schengen in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisiert. Diese Grenzkontrollen seien „antieuropäisch“ und gehörten an die Außengrenzen, und nicht in das Herz Europas.
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ereits am ersten Tag konnte Scharf einen echten Erfolg vermelden. Gemeinsam mit der rumänischen Sozialministerin Simona Bucura-Oprescu wurde vereinbart, daß die Aussiedlerverbände in Deutschland als Dienstleister im bilateralen Leistungstransfer anerkannt werden. „Das ist eine enorme Erleichterung für in Deutschland lebende Leistungsbezieher. Sie müssen seit einer jüngsten Rechtsänderung in Rumänien auf eigene Initiative zweimal im Jahr eine sogenannte Lebensbescheinigung vorlegen, um weiter Leistungen zu erhalten. Ich weiß aus Gesprächen, daß das oft Probleme bereitet und einige Menschen mit dieser Praxis überfordert sind“, erklärte die Ministerin die Bedeutung dieser Vereinbarung. Nutznießer dieser unbürokratischen Lösung sind nach Angaben des Sozialministeriums weit über 200 000 Menschen in Deutschland, die Leistungen aus Rumänien beziehen. Es handelt sich dabei zum einen um Renten, deren Anwartschaften in Rumänien erworben wurden. Zum anderen geht es um Entschädigungszahlungen, die der rumänische Staat für politische Verfolgung durch die Kommunisten leistet, unter anderem für die Rußland-Deportierten, die nach dem Krieg im Januar 1945 für bis zu fünf Jahre nach Rußland verschleppt worden sind, sowie für die sogenannten Baraganverschleppten und für politische Häftlinge. Dr. Bernd Fabritius, der als Präsident des Bundes der Vertriebenen die Ministerin in Rumänien begleitete, war voll des Lobes: „Das ist eine frohe Botschaft, die für viele Menschen sehr wichtig ist. Sie beweist das gute Verhältnis beider Länder sowie die besondere Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit
Im rumänischen Sozialministerium unterzeichneten Staatsministerin Ulrike Scharf und ihre Amtskollegin Simona Bucura-Oprescu ein Memorandum zum Thema Social Entrepreneurship. Fotos: StMAS/Nötel
Kranzniederlegung in Temeswar am Mahnmal der Rußland-Deportierten.
Staatsministerin Ulrike Scharf und BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius beim Kirchenbesuch.
In Bukarest besuchte die Ministerin den Choraltempel, eine Synagoge aus dem 19. Jahrhundert, und traf sich mit Vertretern der jüdischen Gemeinde.
Treffen mit dem Oberbürgermeister von Temeswar, Dominic Fritz.
in den Aussiedlerverbänden in Deutschland. Es ist ein sehr großer Erfolg der Reise von Ulrike Scharf nach Rumänien.“ In einem Memorandum vereinbarten die Ministerinnen Scharf und Bucura-Oprescu außerdem, daß Bayern und Rumänien im sozialen Unternehmertum noch enger zusammenarbeiten. „Die Staatsregierung unterstützt Social Entrepreneurship. Es bietet große Chancen und
auf regionaler, lokaler, unternehmerischer und zivilgesellschaftlicher Ebene in beiden Ländern genau ansehen und daraus lernen“, so Scharf. Wie wichtig Rumänien als Partner für Bayern ist, zeigen die Zahlen. Im Freistaat leben aktuell rund 213 000 rumänische Staatsangehörige. Sie sind damit die größte Gruppe ausländischer Staatsangehöriger. Über 90 Prozent der rumänischen Kinder und Jugendlichen schließen die
viel Innovationspotential. Ich bin überzeugt, daß auch die Zusammenarbeit mit Rumänien in diesem Wirtschaftszweig erfolgreich sein wird“, sagte die bayerische Staatsministerin und erklärte, man wolle damit „zu einer gerechteren, nachhaltigeren, demokratischeren und inklusiveren Gesellschaft beitragen“. So soll der Erfahrungsaustausch zwischen Bayern und Rumänien intensiviert werden. „Wir wollen uns die besten Praxisbeispiele
Schule in Deutschland erfolgreich ab. Die Zahl rumänischer Studenten an bayerischen Universitäten steigt stetig, ebenso die des wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen. „Überdies sind auch die deutschen Minderheiten in Rumänien sowie die heute in Bayern lebenden Deutschen aus Rumänien ein wichtiges Bindeglied zwischen unseren Gesellschaften“, erklärt die Ministerin. In Bukarest besuchte die Staatsministerin zudem auch die Niederlassung des Münchner Chipherstellers Infineon. „Es ist ein Gewinn für beide Länder, wenn sich bayerische Unternehmen in Rumänien niederlassen und so auch hier für wertvolle Arbeitsplätze sorgen. Nur mit gemeinsamen Strategien und einer intensiven Zusammenarbeit können wir der großen Aufgabe des weltweiten Fach- und Arbeitskräftemangels gerecht werden.“ Bei ihrem Besuch in Bukarest, Temeswar und Hermannstadt hat Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf auch Vertreter der deutschen Minderheit getroffen. „Die Geschichte der deutschen Minderheiten in Rumänien führt uns eindrucksvoll vor Augen, wie aus Entrechtung und Diskriminierung ein gutes Miteinander werden kann. Die Tatsache, daß mit Klaus Iohannis (siehe auch Seite 3) ein Vertreter der deutschen Minderheit von den Bürgerinnen und Bürgern in Rumänien zweimal zum Staatspräsidenten gewählt wurde, zeigt das sehr deutlich“, sagte Scharf im Gespräch mit der Sudetendeutschen Zeitung und lobte: „Den deutschen Minderheiten in Rumänien kommt eine besondere Rolle zu. Sie sind Brückenbauer in Europa.“ Während ihrer Reise besuchte Scharf auch mehrere soziale Einrichtungen und erinnerte an das großartige Engagement der 2022 verstorbenen ehemaligen Sozialministerin und langjährigen Landtagspräsidentin Barbara Stamm (siehe Seite 3). Außerdem legte Scharf in Temeswar einen Kranz am Mahnmal der Rußland-Deportierten nieder. Beim Gedenken machte die Staatsministerin deutlich: „Wir werden ihr Schicksal niemals vergessen. Nur wenn wir uns unserer Geschichte bewußt sind, können wir aus ihr lernen und die richtigen Schlüsse ziehen. Rumänien ist das beste Bespiel dafür, daß Aufarbeitung gelingen kann und so Gräben überwunden werden.“ Torsten Fricke
Zum ersten Mal war das Thermometer bereits am 7. April über die 30-Grad-Marke geklettert
Super-Sommer mit 54 tropischen Tagen Die einen werten diese Statistik als weiteren Beleg des Klimawandels, die anderen freuen sich einfach über einen SuperSommer.
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akt ist: Auch in Tschechien war es ein relativ heißer Som-
mer mit 54 tropischen Tagen, also mit Spitzentemperaturen über 30 Grad. Ein neuer Rekord wurde dennoch nicht gemessen. 2003 und 2018 gab es noch mehr Tropentage, meldet das Hydrometeorologische Institut, das diese Statistik seit 1990 führt.
Der erste Tropentag wurde heuer bereits am 6. April gemeldet. An jenem Sonntag stieg das Thermometer in Prag auf 30,6 Grad. Bislang galt als erster heißer Tag der 17. April 1934, als in Mittelböhmen die Temperaturen über 30 Grad kletterten. Im ver-
gangenen Jahr hat man dagegen relativ lange auf den ersten Hitzetag warten müssen. 2023 wurde es erst am 18. Juni über 30 Grad warm. Je nach Bebauung können die Temperaturen aber deutlich über 30 Grad ansteigen. Als Hitze-
Hotspot gilt das Industriegebiet im Osten von Prag, wo vom Weltraum aus Bodentemperaturen von über 45 Grad gemessen wurden. Kritisch sind auch dichtbebaute Siedlungen, wo die Temperaturen auch über Nacht nicht deutlich absinken.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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er Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, traf sich mit, wie er zu sagen pflegt, „Unserem Mann in Eger“, Wilhelm Simeon, der ihm in seiner Heimatstadt die aktuelle und wirklich einmalige Ausstellung in der Stadtgalerie neben dem Rathaus zeigte. Sie ist dem fast vergessenen Brünner deutsch-jüdischen Maler Oskar Spielmann (1901–1974) gewidmet, dessen Gemälde die Galerie bis zum 22. September der Öffentlichkeit präsentiert. Spielmann wurde nach Absolvierung des Prager Studiums 1926 Mitglied einer Vereinigung deutscher bildender Künstler aus Mähren und Schlesien, die sich „Scholle“ nannte, und bewies sein Können bereits 1928 durch die
auf einige ihrer Werke aufmerksam. Obwohl getaufter Jude, hätte Spielmann nur eine kleine Chance gehabt, während des Holocaust zu überleben. Es war sein Glück, daß er sich schon seit 1931 in Algier aufhielt
Teilnahme an der Ausstellung für „Sudetendeutsche Kunst“ im Brünner Rathaus. Um diese Zeit lernte er seine spätere Ehefrau, die Künstlerin Eugenie Heinisch kennen, und die Egerer Ausstellung macht auch
PRAGER SPITZEN und von dort erst 1965 nach Toulon umzog, als ihm in Algerien durch den Bürgerkrieg der Boden zu heiß wurde. Auch 1945 hatte Spielmann keine Möglichkeit nach Brünn zurückzukehren, blieb aber in Briefkontakt mit den wenigen Mitgliedern seiner Familie, die das NSTerrorregime in Mähren überlebt hatten. Spielmann wurde durch Portraits und andere Bilder aus Algier berühmt, die allerdings weit entfernt von kitschigem „Orientalismus“ sind. Die Egerer Ausstellung bietet überdies einen opulenten Katalog von Ivo Habán an, mit einem deutschen Teil aus dem Arbor-Verlag und dem Titel: „Oskar Spielmann – Brünn Algier Toulon“.
Straße nach dem Helden benannt, der jüdische Kinder vor den Nazis rettete
Prag erinnert an Sir Nicholas Winton Am 1. September 1939 brach für Nicholas Winton eine Welt zusammen. Der letzte Zug, mit dem der britische Börsenmakler mit deutsch-jüdischen Wurzeln, jüdische Kinder aus der von der Wehrmacht besetzten Tschechoslowakei vor den Nazis retten wollte, konnte Prag nicht mehr Richtung London verlassen. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Jetzt wurde 85 Jahre nach Kriegsbeginn eine Straße nach dem „britischen Schindler“ benannt.
Links: Die Enthüllung des Straßenschildes. Rechts: Nicholas Winton Junior und die Prager Künstlerin Toybox (Markenzeichen Maske), die das übergroße Winton-Portrait geschaffen hat. Fotos: Association of Jewish Refugees als Kinder gerettet hatte, kamen ihm die Tränen. Für seine Heldentaten wurde Winton vielfach ausgezeichnet. Am 28. Oktober 1998 verlieh ihm Staatspräsident Václav Havel den Masaryk-Orden, und im Dezember 2002 schlug ihn Königin Elisabeth II. für seine Verdienste um die Menschlichkeit zum Ritter. Am 28. Oktober 2014 wurde ihm von Präsident Miloš Zeman der Orden des Weißen Löwen, die höchste staatliche Auszeichnung Tschechiens, verliehen. Und im Hauptbahnhof von Prag erinnert eine Statue an Winton
und die Kindertransporte. Am vergangenen Dienstag wurde eine Fußgänger- und Radfahrerstraße am Bahnhof Bubny nach Nicholas Winton benannt. Außerdem ziert eine Unterführung ein großes Portrait des Helden, das die Prager Künstlerin Toybox geschaffen hat. Der Ort wurde bewußt gewählt. Vom Bahnhof Bubny deportierten die Nazis während des Zweiten Weltkriegs rund 50 000 Prager Juden in die Ghettos und Konzentrationslager. An diese Todestransporte erinnern das Mahnmal „Gleis ins Nirgendwo“, das 2015 einge-
weiht wurde, und die „Gedenkstätte der Stille“. An der Straßeneinweihung nahmen auch vier, mittlerweile hochbetagte, Winton-Kinder teil. Unter ihnen war Lady Grenfell-Baines: „Es ist zutiefst bewegend, hier in Prag an der Seite anderer Winton-Kinder zu stehen, 85 Jahre nachdem die Nazis unsere Welten auseinandergerissen haben. Zusammen mit der Association of Jewish Refugees sind wir stolz, unseren Retter zu ehren, und sehr traurig über diejenigen, die wir zurücklassen mußten.“ Torsten Fricke
Oscar-Preisträger spielt den alten Nicholas Winton
Anthony Hopkins: „Es kann jederzeit wieder passieren“ „Es ist leicht zu vergessen, und niemand will belehrt werden, aber ich hoffe, daß zumindest das Bewußtsein vorhanden ist: Das kann jederzeit wieder passieren“, hat der zweifache Oscar-Preisträger Anthony Hopkins in einem Interview zum Filmstart gewarnt. Eine Filmszene, die auch heute noch unter die Haut geht: Auf dem Prager Hauptbahnhof verabschieden sich Eltern von ihren Kinden – in der Regel war es ein Abschied für immer. Fotos: SquareOne Entertainment
Anthony Hopkins als Nicholas Winton in der TV-Show, in der sein Heldentum öffentlich bekannt wurde.
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er tschechische Außenminister Jan Lipavský hat seinen Aufenthalt in Südkorea genutzt, um dem Land für die Unterstützung der Ukraine gegen die russische Aggression zu danken. Das Handeln Südkoreas könne anderen Staaten in der Region ein Beispiel sein, schrieb Lipavský in einem Kommentar für die Tageszeitung The Korea Times. Erst in der vergangenen Woche hatten 60 Europaabgeordnete, darunter sieben Vertreter aus Tschechien, in einem Brief den EU-Chefdiplomaten Josep Borrell aufgefordert, der Ukraine das Recht zuzugestehen, auch mit westlichen Waffen Militärziele innerhalb Rußlands anzugreifen.
Wer wird Nachfolger für Minister Síkela?
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och in diesem Monat soll der Nachfolger von Jozef Síkela als Industrie- und Handelsminister benannt werden, hat Vít Rakušan, Innenminister und Chef der Koalitionspartei Stan, erklärt. Wie berichtet, wechselt Síkela als EU-Kommissar nach Brüssel und wird dort für den Bereich Energie verantwortlich sein. Laut Parteichef Rakušan gibt es bereits mehrere Kandidaten für den Ministerposten. Er selbst würde den Abgeordneten und Stan-Vizevorsitzenden Lukáš Vlček unterstützen, erklärte der Innenminister. Die Entscheidung werde aber der gesamtstaatliche Parteiausschuß in einer demokratischen Abstimmung treffen.
Arbeitslosenquote bleibt stabil
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aß es ihm ab dem 14. März 1939, dem Tag vor dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag, mit mehreren Transporten gelungen war, 669 Kinder vor den Gaskammern der Nazis zu bewahren, war Winton kaum ein Trost. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg sprach er nicht von seinen Heldentaten. 1988 fand seine Ehefrau per Zufall auf dem Speicher ihres Hauses einen Koffer mit den Transportlisten der Winton-Kinder. Unter einem Vorwand wurde Nicolas Winton im Februar 1988 von der BBC in die Show „That‘s Life“ eingeladen. Winton ahnte nichts, bis die Moderatorin ihn plötzlich vorstellte und das Publikum stehend applaudierte. Als Winton klar wurde, daß das Studio voller Menschen war, die er
Dank an Südkorea für Ukraine-Hilfe
Johnny Flynn, der den jungen Winton spielte, neben dem Denkmal im Prager Hauptbahnhof.
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n „One Life“, der in diesem Frühjahr in die deutschen Kinos kam (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), spielt Hopkins den alten Nicholas Winton. Der Filmtitel ist ein Zitat aus dem Talmud, „Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“, das bereits durch den Kinofilm „Schindlers Liste“ über den religiösen Kontext hinaus bekannt wurde. Beim Miami Jewish Film Festival 2024 und beim Palm Springs International Film Festival 2024 wurde „One Life“ jeweils mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Das Leben von Nicholas Winton ist bereits mehrfach verfilmt worden. So produzierte der slo-
Das Filmplakat „One Life“ wakische Filmemacher Matej Mináč 1997 den Spielfilm „All My Loved Ones“, an dessen Ende Winton zu sehen ist. Diese Szene hatte eine solch starke Wirkung, daß Mináč sich entschloß, den Dokumentarfilm „Nicholas Winton – The Power of Good“ zu drehen, der 2002 mit dem Internationalen Emmy-Award in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. TF
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ie Arbeitslosenquote in Tschechien lag im August bei 3,8 Prozent, hat das zentrale Arbeitsamt am Montag mitgeteilt. Dies sei der gleiche Wert wie im Juli. Laut der Behörde waren Ende August insgesamt 286 320 Menschen als arbeitssuchend gemeldet. Freie Stellen gab es hingegen etwa 263 000. Auch im Vergleich zum Vorjahr hat sich bei den Zahlen wenig verändert. Im August 2023 hatte die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent gelegen. Dennoch hat
sich im EU-Vergleich der Wohlstands-Index in Tschechien verschlechtert. Das Land rutschte von Platz 15 auf Platz 18 ab. Ein Grund seien die großen Gehaltsunterschiede für Männer und Frauen.
Siniaková führt Weltrangliste an
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ie tschechische Tennisspielerin Kateřina Siniaková steht seit Montag wieder an der Spitze der Weltrangliste der Frauen im Doppel. Die 28jährige schied mit ihrer Partnerin Taylor Townsend aus den USA bei den gerade zu Ende gegangenen US Open zwar im Halbfinale aus. Das reichte jedoch aus, damit Siniaková in der aktuellen Weltrangliste die Neuseeländerin Erin Routliffe auf Platz eins ablösen konnte. Auf Platz eins stand die Tschechin erstmals im Oktober 2018 – mit ihrer damaligen Doppelpartnerin Barbora Krejčíková, die in diesem Jahr die French Open im Einzel gewonnen hat.
David Kratochvíl holte drei Medaillen
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ei der Abschlußfeier der Paralympics am Sonntag im Pariser Stade de France hat der Schwimmer und dreifache Medaillengewinner David Kratochvíl die tschechische Fahne getragen. Bei den 17. Olympischen Sommerspielen für Menschen mit Behinderung hatte das tschechische Team acht Medaillen erkämpft. Der 16jährige blinde Kratochvíl war mit drei Medaillen der erfolgreichste Sportler. Er holte Gold in 400 Meter Freistil, Silber in 100 Meter Rücken und Bronze in 200 Meter Lagen.
Slowakische Künstlerin geehrt
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it dem Meda-MládkováPreis für Gegenwartskunst ist die Malerin Ladislava Gažiová ausgezeichnet worden. Die gebürtige Slowakin lebt seit langem in Prag und ist die bisher zweite Preisträgerin. Der Preis war im vergangenen Jahr erstmals ausgerufen worden. Anlaß war das 20jährige Gründungsjubiläum des Museums Kampa, an dessen Entstehung die Mäzenin Meda Mládková grundlegend beteiligt war.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
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Staatsministerin Ulrike Scharf besucht in Rumänien zahlreiche soziale Einrichtungen
„Das Erbe von Barbara Stamm lebt weiter“
Ministerin Ulrike Scharf in der Einrichtung Golescu-Grant, die in Bukarest Kinder aus armen Familien unterstützt. Fotos: StMAS// Nötel
„Barbara Stamm hat sich über Jahrzehnte für die Menschen in Rumänien eingesetzt und in dieser Zeit sehr viel Gutes bewirkt. Ich bin dankbar, daß wir ihr Werk fortsetzen können“, sagte Staatsministerin Ulrike Scharf der Sudetendeutsche Zeitung und erklärte damit, warum sie ihre Rumänien-Reise auch dazu nutzte, um zahlreiche soziale Einrichtungen zu besuchen.
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Ministerin Scharf plaudert im Alten- und Pflegeheim Dr. Carl Wolff in Hermannstadt mit einer Bewohnerin.
Ministerin Ulrike Scharf übergibt einen Scheck an die Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung für Lifthilfen in den Bädern der Altenheime.
nmittelbar nach der Wende hatte Barbara Stamm, damals Staatssekretärin im bayerischen Arbeits- und Sozialministerium, das postkommunistische Rumänien besucht und von „erschütternden Erfahrungen“ und „bitterster Armut“ berichtet. Beeindruckt haben Barbara Stamm aber bereits bei ihrer ersten Reise der „Lebens- und Einsatzwillen“ der Rumänen sowie deren „Gastfreundschaft und menschliche Wärme“. Jahrzehntelang engagierte sich Barbara Stamm ehrenamtlich als Vorsitzende der Stiftung Bavaria-Romania für Sozialassistenz in Rumänien und als Vorsitzende des Kuratoriums der 1991 ins Leben gerufenen Bayerischen Kinderhilfe Rumänien. Zudem war sie drei Jahrzehnte lang die Rumänienbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Wie kein anderer deutscher Politiker hat sie Rumänien in diesen 30 Jahren mehr als hundert Mal bereist. In Păstrăveni im Kreis Neamţ in der Moldau wurde mit ihrer Hilfe ein Zentrum für behinderte Menschen als Pilotprojekt eingerichtet, das „Mutter-Kind-Projekt“ in Jassy (Iaşi) hat sie mit betreut und in Her-
Sudetendeutscher Tag 2022 in Hof: Die langjährige Landtagspräsidentin Barbara Stamm (1944–2022) gratuliert Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis zum Europäischen Karls-Preis. Foto: Torsten Fricke mannstadt den Aufbau einer Fachschule für Heilerziehungspflege und Altenpflege begleitet. Oft und gerne hat sie auch das Altenheim „Dr. Carl Wolff“ mit seinem Kinderhospiz besucht und maßgeblich unterstützt. Unterstützung durch die bayerische Politikerin erfuhren auch die Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung in Temeswar, das Zentrum für Hämophilie und HIV-Patienten in Busiasch, ein Zentrum für „Kanal-Kinder“ in der Nähe von Bukarest oder das Nachtasyl für Obdachlose in Neppendorf. Zudem hat sie sich als überzeugte
Christin in Rumänien für die Kirchen und die Ökumene eingesetzt. Im August 2022, nur zwei Monate vor ihrem Tod, reiste sie das letzte Mal nach Rumänien. In Bukarest wurde sie dabei von Staatspräsident Klaus Iohannis empfangen und mit dem Verdienstorden für die Förderung der Menschenrechte und soziales Engagement im Rang eines Großoffiziers ausgezeichnet. Rumänien ist nach wie vor das einzige Land, in dem der Freistaat Bayern selbst humanitäre Hilfe leistet. „Das zeugt von der
tiefen Verbundenheit beider Länder“, bekräftigte Scharf. Beispiele für dieses Engagement seien die Förderung des Zentrums für schwerstbehinderte Jugendliche in Pastraveni, das Mutter-Kind-Schutzhaus in Iasi, aber auch die Aus- und Weiterbildung von Personal in sozialen Berufen. In Bukarest besuchte Scharf mit der rumänischen Familienministerin Natalia Intotero das Zentrum „Golescu-Grant“, eine staatliche und kostenfreie Bildungs- und Betreuungseinrichtung, die Kinder aus armen Familien unterstützt. In Temeswar war sie zu Gast bei der Adam-Müller-GuttenbrunnStiftung (AMG), die seit 1989 von der deutschen Minderheit im Banat betrieben wird und drei Altenheime und zwei Sozialstationen umfaßt. Hier übergab Scharf einen Scheck über 17 000 Euro. Die gleiche Summe händigte sie dem Verein „Dr. Carl Wolff“ aus, dessen Alten- und Pflegeheim in Hermannstadt Scharf ebenso besuchte wie die Hospize für Erwachsene und Kinder. Dabei drückte sie den Mitarbeitern ihre Wertschätzung aus: „Wir unterstützen Ihre Arbeit aus tiefster Überzeugung. Ihr unermüdlicher Einsatz und Ihre Hingabe bei der Pflege und Betreuung von Seniorinnen, Senioren und unheilbar kranken Menschen verdienen höchste Anerkennung.“ Am Ende ihrer Reise zog Staatsministerin Ulrike Scharf eine positive Bilanz: „Das Erbe von Barbara Stamm lebt weiter.“ Torsten Fricke
Klaus Iohannis war Bürgermeister von Hermannstadt und ist seit 2014 Rumäniens erster Staatspräsident mit deutschen Wurzeln
Ein scheidender Präsident im Super-Wahljahr
Mircea Geoană gilt als Favorit für das Präsidentamt. Foto: Nato
Mircea Geoană
Von der Nato zum Präsidenten? Wenn er kandidiert, hat er derzeit die besten Chancen als Nachfolger von Klaus Iohannis im Dezember neuer Staatspräsident von Rumänien zu werden. Erst vor wenigen Tagen hat Mircea Geoană sein Amt als stellvertretender Generalsekretär der Nato niedergelegt.
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ircea Geoană wurde am 14. Juli 1958 in Bukarest geboren. Sein Vater, Ioan Geoană, war General in der rumänischen Armee und Leiter des Zivilschutzkommandos. Die Stationen seiner politischen Karriere sind vielfältig. Er war ab 1996 Botschafter Rumäniens in den USA. Von 2005 bis 2010 war er Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei Partidului Social Democrat, die ihn 2011 wegen parteischädigenden Verhaltens ausschloß. Von 2008 bis 2011 war er außerdem Präsident des rumänischen Senats. Im Oktober 2012 kehrte Geoană kurzzeitig zur PSD zurück und gründete dann 2015 die Partei Parti Social Românesc, deren Vorsitzender er auch wurde.
In seiner Amtszeit hat sich das Bruttoinlandsprodukt von 151 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 325 Milliarden Euro im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Daß sich Rumänien nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im politischen Sektor zum Musterland der EU-Osterweiterung entwickelt, ist maßgeblich Klaus Iohannis zu verdanken, dem ersten Staatspräsidenten, der der deutschen Minderheit angehört. Auf dem Sudetendeutschen Tag 2022 in Hof wurde Iohannis als Brückenbauer von Volksgruppensprecher Bernd Posselt mit dem Europäischen Karls-Preis der Sudetendeutschen Landsmannschaft 2020 ausgezeichnet.
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u den ersten Gratulanten gehörte damals Staatsministerin Ulrike Scharf: „Ich habe mich sehr über die Auszeichnung für Präsident Iohannis gefreut. Man sieht, daß die Deutschen in Rumänien gute Brückenbauer sind und was ein erfolgreiches Engagement als Minderheit bewirken kann“, erinnerte sich die Ministerin gegenüber der Sudetendeutschen Zeitung an den Sudetendeutschen Tag 2022, an dem sie zum ersten Mal in ihrer Funktion als Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen Volksgruppe teilnahm. Präsident Iohannis stehe beispielhaft für das Zusammenleben verschiedener Volksgruppen. Die Sudetendeutschen würdigen dieses Lebenswerk, hatte Posselt damals in seiner Laudatio gesagt. In der Tat hat Iohannis, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren kann, auch als Staatspräsident von Rumänien seine deutschen Wurzeln nicht versteckt. So nahm er erst im Sommer am großen Treffen der
Sudetendeutscher Tag 2022 in Hof (von links): First Lady Carmen Iohannis, Karls-Preisträger Klaus Iohannis, Volksgruppensprecher Bernd Posselt und Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf. Fotos: Torsten Fricke
Bei der Begrüßung 2022 vor der Festhalle in Hof: Dr. Bernd Fabritius, First Lady Carmen Iohannis, Rumäniens Staatspräsident und Karls-Preisträger Klaus Iohannis sowie Bayerns SL-Landesobmann Steffen Hörtler. Siebenbürger Sachsen in Hermannstadt teil und lobte die Volksgruppe: „Die Erinnerung an diese Vergangenheit – die Achtung ihrer Werte, das Geden-
ken an ihre Leiden und Opfer, gehören zum Wesen der Siebenbürger Sachsen, was dazu führt, daß sie, ganz gleich wo sie sich befinden, ihre Heimat nicht ver-
gessen und die Traditionen sowie ihre überall in der Welt geachtete Identität bewahren. Wir sind Mitglieder einer Gemeinschaft, die im Laufe ihrer Geschichte für Freiheit gekämpft und Burgen gebaut hat, die Städte errichtet und nach einem eigenen Rechtssystem verwaltet hat und die Kirchen zur Ehre Gottes gebaut hat.“ Noch im Frühjahr hatte Iohannis geplant, nach seiner Amtszeit als Nachfolger des scheidenden Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg zu kandidieren, dann aber seine Bewerbung zurückgezogen. Die Amtsperiode von Iohannis endet im Dezember diesen Jahres. Am 24. November findet die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Die wahrscheinlich notwendige Stichwahl ist dann für den 8. Dezember geplant. Am 1. Dezember,
dem rumänischen Nationalfeiertag, werden außerdem die Parlamentswahlen stattfinden. Das rumänische Parlament ist ein Zweikammerparlament, bestehend aus der Abgeordnetenkammer mit 330 Mitgliedern und dem Senat mit 136 Mitgliedern. Bereits Anfang Juni hatten in Rumänien zeitgleich mit der Europawahl die Kommunalwahlen stattgefunden. Bei der Europawahl wurde die Allianz aus Partidul Social Democrat (PNL) und Partidul Național Liberal (PNL), deren Vorsitzender Iohannis bis zur Übernahme des Präsidentenamtes war, mit 48,55 Prozent Wahlsieger. Das rechtspopulistische Bündnis AUR wurde mit 14,93 Prozent Zweiter, blieb aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Bisher haben George Simion von der AUR, die Europaabgeordnete und Vorsitzende einer extremistischen prorussischen Partei, Diana Șoșoacă, und die neue Vorsitzende der USR, Elena Lasconi, ihre Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt. Im Gegensatz zur Europawahl haben sich die Sozialdemokraten von der PSD und die Liberalen von der PNL nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigt. Laut einer Umfrage ist Mircea Geoană (siehe links) mit 26,7 Prozent Favorit. Der erfahrene Diplomat, der 2004 den EUBeitritt für Rumänien verhandelt hatte, hat erst vor wenigen Tagen sein Amt als stellvertretender Nato-Generalsekretär niedergelegt und es wird erwartet, daß er zeitnah seine Kandidatur verkündet. Ihm folgen nach den aktuellen Umfragen der PSD-Vorsitzende und Premierminister Marcel Ciolacu mit 17,8 Prozent und die USR-Vorsitzende Elena Lasconi mit 14,3 Prozent. Torsten Fricke
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TERMINE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
Sudetendeutsches Museum
Nach den Ferien ist vor den Ferien
Prof. Dr. Thomas Meyer stellt Hannah Arendt vor
Vom tätigen Leben
Die Sommerferien sind vorbei – und damit auch die Ferienworkshops des Sudetendeutschen Museums. Doch die nächsten Veranstaltungen stehen beereits vor der Tür.
I
n vier Tagen wurden die Kinder nicht nur zu kleinen Experten des Sudetendeutschen Museums, sondern auch zu Profis im Stop-Motion-Videodreh. Die Ausstellungsobjekte und die Architektur des Museums inspirierten die Teilnehmer zu einer lustigen, magischen oder spannenden Geschichte. Hierzu gestalteten sie mit den Museumspädagoginnen Ricarda Wolf, Eva Hoegner und Lenka Petzold Bühnenbilder und Figuren, überlegten sich Dialoge und Szenen und nahmen sie mit Stop-Motion-Technik auf. Durch die anschließende Vertonung entstan Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie mit Begleitprogramm (siehe rechts). Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 13. bis Sonntag, 15. September, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Sudetendeutscher Kongreß unter dem Motto „Ideenwerkstatt Sudetendeutsch-Tschechische Kooperationen“. Kloster Haindorf, č.p. 1, Haindorf. Samstag, 14. September, 14.00 Uhr: BdV Bayern: Zentralveranstaltung zum Tag der Heimat 2024 und Übergabe des BdV-Kulturpreises. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 14. September, 18.00 Uhr: „10 Jahre Ensemble Alcinelle – 100 Jahre Barockmusik“. Kirche St. Jakobus, Bruck am Hammer. Samstag, 14. bis Sonntag, 15. September, Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge: 62. Bundestreffen in der Patenstadt Marktoberdorf/Allgäu. Samstag, 10.00 Uhr: Empfang im Rathaus. Alle weiteren Veranstaltungen im Modeon, Schwabenstraße 58, Marktoberdorf. Samstag, 14. bis Sonntag, 15. September, SL-Kreisverband Bonn: Tag der Heimat 2024. Samstag, 15.30 Uhr: Buchvorstellungen und Empfang („Heimat im Gepäck“, „Trachtenkunst“) im Gangolfsaal (Eingang neben dem Eingang zum Bonner Münster). Sonntag, 10.00 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst auf dem Münsterplatz. 11.00 bis 17.00 Uhr: Ostdeutscher Markttag auf dem Münsterplatz. Ab 14.00 Uhr: böhmische und mährische Blasmusik. Münsterplatz, Bonn. Sonntag, 15. September, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Tag der Heimat „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“. 11.00 Uhr: Kranzniederlegung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle Beethovensaal. Montag, 16. September, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Brücken die verbinden“. Teil 3 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 18. September, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Freitag, 20. September,
Auch Rübezahl begeisterte die Kinder beim Ferienworkshop im Sudetendeutschen Museum. Foto: Daniel Mielcarek den unterhaltsame Trickfilme und eine kreative Erinnerung an die Sommerferien! Zum Screening wurden natürlich die Eltern in die museumspädagogische Werkstatt eingeladen. Zwar ist der SommerferienWorkshop vorbei, aber das näch-
ste Abenteuer wartet schon auf die Kids. Ab sofort können Eltern ihre Kinder für das spannende Herbstferienprogramm „Halloween im Museum“ anmelden. Am Dienstag, 29. und Mittwoch, 30. Oktober, werden jeweils von 9.00 bis 14.00 Uhr geheime Orte im Sudetendeut-
VERANSTALTUNGSKALENDER 14.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: Herbstgespräch mit den Vereinigungen unter dem Leitthema „100 Jahre Volkmar Gabert – Wirken und Leben eines Sudetendeutschen“. Referentin Christa Naaß MdL a. D., Präsidentin der SLBundesversammlung, Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Im Anschluß Klausurtagung. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Freitag, 20. September, 15.00 bis 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Zum Weltkindertag: Museum in a Box“. Workshop für Kinder ab sieben Jahren in Begleitung eines Erwachsenen. Teilnahme frei. Anmeldung per Mail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum. de oder unter Telefon: (0 89) 48 00 03 37. Treffpunkt: Museumsfoyer. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Freitag, 20. bis Sonntag, 22. September, Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker: Herbsttagung zu Volksgruppen- und Minderheiten im Hinblick auf den demographischen Wandel. Anmeldung per eMail an info@ heiligenhof.de Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 21. bis Sonntag 22. September, Adalbert Stifter Verein: Böhmerwaldseminar. Tagung zu Kriegsende und Vertreibung vor 80 Jahren in Böhmen. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Schloß Gratzen, Nové Hrady 1, Gratzen. Samstag, 21. September, 13.30 Uhr, Erzdiözese Bamberg: Andacht mit Vertriebenenseelsorger Monsignore Herbert Hautmann. Kapelle „Heidebrünnel“, Weilersbach. Samstag, 21. September, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Sudetendeutscher Kulturnachmittag mit der Egerländer Gmoi Stuttgart zum Thema Egerländer Tracht des Jahres 2022. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 21. September, 15.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Filmvorführung „Generation N – Deutschböhme“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 22. September, 14.00 Uhr, BdV Wetzlar: Tag der Heimat. Die Festansprache hält der Hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck. Eintritt frei. Stadthalle, Brühlsbachstra-
ße 2, Wetzlar. Donnerstag, 26. September, 15.00 Uhr, EunicMünchen: Europäischer Tag der Sprachen. Unter den Gratis-Schnupperkursen für Anfänger ist auch Tschechisch (Beginn 18.00 und 19.00 Uhr). Anmeldung per eMail an ccmunich@czechcentres.cz Kulturzentrum Luise, Ruppertstraße 5, München. Donnerstag, 26. September, 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10, München. Samstag, 28. bis Montag, 30. September: Sandauer Heimattreffen in Arzberg und Sandau. Samstag, 16.00 Uhr: Treffen in der Sandauer Heimatstube. Sonntag, 9.30 Uhr: Festgottesdienst und Patronatsfest in der Pfarrkirche St. Michael in Sandau. Am Nachmittag Besichtigung des Senger-Hofes in Bad Neualbenreuth. Montag, 10.00 Uhr: Hochamt in der Sandauer Pfarrkirche St. Michael. Dienstag, 1. Oktober, 16.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Vernissage „Verloren, vermißt, verewigt – Heimatbilder der Sudetendeutschen“. Die Ausstellung wird bis zum 31. Oktober gezeigt. Rathaus, Rückermainstraße 2, Würzburg. Donnerstag, 3. bis Freitag, 4. Oktober, Adalbert Stifter Verein: Stadtbesuch in Pilsen „Franz Kafka, Adolf Loos und Pilsner Urquell“. Anmeldung erforderlich per eMail an sekretariat@ stifterverein.de Anreise erfolgt eigenständig. Treffpunkt am Freitag, 14.45 Uhr vor dem Ausstellungssaal Masné Krámy, Pražská 18, Pilsen. Freitag, 4. bis Samstag, 5. Oktober, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege. Fachtagung: „Friedhöfe neu denken“. Anmeldung und Programm unter www.heimat-bayern.de Tagungs- und Kulturzentrum Schüttbau, Lange Pfalzgasse 5, Hofheim-Rügheim. Samstag, 5. Oktober, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Mittwoch, 9. Oktober, 10.00 und 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Das Mädchen in Rot“. Führung anläßlich Oskar Schindlers 50. Todestag. Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10. Um 18.00 Uhr wird im Rio Filmpalast der Kinofilm „Schindlers Liste“ gezeigt (Anmeldung und
schen Museum erkundet. Das Programm ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bis zum 21. Oktober per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder telefonisch unter (0 89) 48 00 03 37. weitere Infos siehe rechts). Freitag, 11. bis Sonntag, 13. Oktober, Sudetendeutscher Rat: Marienbader Gespräche unter dem Motto „Deutsch-Tschechisches Grenzland – Gemeinsamer Entfaltungs- und Eintwicklungsraum für Mensch und Natur“. Gesellschaftshaus Casino, Marienbad. Samstag, 12. Oktober, 10.00 bis 14.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Mutig und menschlich“. Workshop zur Förderung von Zivilcourage in Kooperation mit „Zivilcourage für ALLE“. Ab 15 Jahre. Teilnahme frei. Anmeldung bis 10. Oktober per eMail an anmeldung@sudetendeutschesmuseum.de oder per Telefon unter (0 89) 48 00 03 37. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Sonntag, 13. Oktober, 17.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Europäisches Volksmusikkonzert. Anmeldung und Kartenbestellung bei Waltraud Illner per Telefon unter (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Stadthalle, Martin-Luther-Straße 32, Korntal-Münchingen. Mittwoch, 16. Oktober, 14.00 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Café Alte Villa, Erlanger Straße 50, Fürth. Freitag, 18. Oktober, 14.00 Uhr, Heimatverband der Brünner, Kreisverband München: Heimatnachmittag. Gaststätte Zum alten Bezirksamt im HDO, Am Lilienberg 5, München. Freitag, 18. Oktober, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Festveranstaltung. Vortrag der Architekten Christian und Peter Brückner über den Gedenkort zum Olympiaattentat. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@mailbox. org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Freitag, 18. bis Sonntag, 20. Oktober, Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft in Österreich: Erster Internationaler Donauschwäbischer Kongreß anläßlich „80 Jahre Flucht. Vertreibung. Ankommen“. Anmeldung und weitere Informationen unter www. donauschwabenkongress.at Kulturzentrum TRENK.S. Marchtrenk, Kulturplatz 1, Österreich. Samstag, 19. Oktober, 15.00 Uhr, SL-Orsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Vortrag und Film „Das Ascher Ländchen“ mit Filmemacher Reinhard Dengler. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen.
Donnerstag, 19. September, 19.00 Uhr: Prof. Dr. Thomas Meyer stellt seine Biographie über Hannah Arendt vor. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Die jüdische Publizistin und politische Theoretikerin emigrierte 1933 vor den Nazis über Karlsbad und Genf zunächst nach Paris, später in die USA. Anfang der 1950er Jahre wurde die Philosophin, die sich selbst als Historikerin bezeichnete, durch ihr politisches Hauptwerk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ weltweit bekannt. 1960 veröffentlichte Arendt ihr philosophisches Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“. „Ich glaube nicht, daß es irgendeinen Denkvorgang gibt, der ohne persönliche Erfahrung möglich ist. Alles Denken ist Nachdenken, der Sache nach – denken.“ Für Thomas Meyer bilden diese Sätze den Leitfaden seiner Biographie Hannah Arendts. Ihm folgt Meyer, wenn er anhand neuer Quellen ihr Leben und Werk von Königsberg nach
New York, von der Dissertation über Augustin bis hin zum unvollendeten Opus magnum „Vom Leben des Geistes“ nachzeichnet und deutet. Seine Biographie beleuchtet die Faszination und die Kritik, die ihre Person und ihre Schriften zeitlebens auslösten, und macht dabei sowohl für Interessierte wie für Kenner das Phänomen „Hannah Arendt“ verständlicher. Prof. Dr. Thomas Meyer studierte, promovierte und habilitierte sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2020 ist er dort außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für Metaphysik.
Volksgruppen- und Minderheitenrechte Freitag, 20. bis Sonntag, 22. September: „Volksgruppen- und Minderheitenrechte – Herausforderungen durch den demographischen Wandel“. Seminar in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker (ASA). Der demographische Wandel führt zu einer Vielfalt an Herausforderungen und Chancen für die Volksgruppen und Minderheiten in den verschiedenen Ländern. In dieser Veranstaltung beschäftigen sich die Teilnehmer mit ausgewählten Ländern und Volksgruppen beziehungsweise Minderheiten und analysieren, wie der aktuelle Stand der Entwicklungen ist und die langfristigen Entwicklungen aussehen könnten. Geleitet wird das Seminar von Ulrich Rümenapp vom Heiligenhof und Dr. Andreas Müller, Vorsitzender des ASA. Als Referenten haben zugesagt: Dr. Günther Rautz, Leiter des Instituts für Minderheitenrechte bei der Europäischen Akademie: „Autonomiemodelle im europäischen Vergleich“, Dr. Stefan Planker, Direktor des Sudetendeutschen Museums: „Sprachlich-ethnische Minderheiten in den italienischen Alpen – eine Bestandsaufnahme“, Prof. Dr. Vello Pettai, Direktor des Europäischen Zentrums für Minderheitenfragen: „Die russischsprachige Bevölkerung in den baltischen Staaten – Risiko oder Chance für die Region?“ und Albina Baumann, stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland: „Zur Lage der Rußlanddeutschen“. Die Anmeldungen sind postalisch, per Telefax, über die Webseite oder per eMail an info@heiligenhof.de möglich. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Filmvorführung im Rio Filmpalast – Eintritt frei
„Schindlers Liste“ Mittwoch, 9. Oktober, 18.00–21.15 Uhr, Filmvorführung „Schindlers Liste“ im Rio Filmpalast. Zum 50. Todestag von Oskar Schindler zeigt das Sudetendeutsche Museum bei freiem Eintritt Steven Spielbergs Klassiker im Kino. Aufgrund der beschränkten Plätze ist die Teilnahme nur nach Anmeldung bis 8. Oktober per eMail an anmeldung @sudetendeutschesmuseum.de möglich. Es sind
mur noch wenige Tickets verfügbar. Rio Filmpalast, Rosenheimer Straße 46, München.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
Reise nach Langstrobnitz, dem Geburtsort des großen sudetendeutschen Sozialdemokraten
Wenzel Jakschs Kinder auf den Spuren ihres Vaters Die beiden Kinder von Wenzel Jaksch, George und Mary Jaksch, haben im Anschluß an die Studienfahrt der Seliger-Gemeinde (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) in Prag Helen Waldstein Wilkes getroffen, die 1936 in Strobnitz in eine jüdische Familie geboren wurde und 1939 mit ihren Eltern nach Kanada auswanderte. Die Begegnung bildete den Auftakt für eine Reise der Jaksch-Kinder zu den „Quellen des Lebens“, wie deren Vater Wenzel Jaksch seine Heimatregion nannte.
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ach einem 17stündigen Flug aus Vancouver traf Helen Waldstein Wilkes in Begleitung von Michala Netrval, einer Kanadierin mit tschechischen Wurzeln aus Pilsen, in Prag die beiden Jaksch-Kinder zum Frühstück. Die 88jährige hatte das 2009 in Englisch („Letters from the Lost: A Memoir of Discovery“), 2014 aber auch auf deutsch erschienene Buch „Das Schlimmste aber war der Judenstern – Das Schicksal meiner Familie“ (Osburg Verlag) gelesen und suchte einen Austausch über das Leben in Strobnitz, in dem ihr Vater zur Schule ging und wo er auch einen jüdischen Schulfreund hatte, der ihm später in England wiederbegegnet war und der sich mit ihm noch in den 1960er Jahren schrieb. Das Buch ist eine Rekonstruktion der damals kleinen Tochter Helen, die Erinnerungsfetzen über ihre Herkunft mit sich herumtrug, mit Hilfe einer Pappschachtel, die ihr Vater hinterließ und in der alle Erinnerungen und vor allem Briefe der Verwandten aufbewahrt waren, bis keine Nachrichten mehr von ihnen kamen. Helen Waldstein Wilkes, mittlerweile emeritierte Professorin, die in Kanada studierte und in den USA in der Romanistik promovierte, wechselte ganz selbstverständlich zwischen den Sprachen, auch dem Deutschen, das sie wohl noch von ihren Eltern mitbekommen hat. Beeindruckt von dieser noch immer energiegeladenen und voller Neugier steckenden Persönlichkeit reisten die Jakschs nach Krummau, wo sie auf ihren Cousin trafen, der seit der Vertreibung in der Nähe von Steyr lebt. Mit ihm ging es nach Langstrobnitz, wo seit 2019 in der Kapelle des Ortes eine interessante
Ausstellung über die Geschichte der Gegend zu besichtigen ist, direkt am Radweg rund um das Moorbad Harbach in Oberösterreich gelegen. „Gemeinsame Wurzeln – gemeinsame Zukunft. Die Gratzer Berge erzählen.“ Bei der Ausstellungseröffnung waren die beiden Jakschs vor Ort, und sie konnten im ausgelegten Besucherbuch auch noch ihre Eintragungen von vor fünf Jahren finden. Die Ausstellung ist noch immer in einem sehr guten Zustand und frei zugänglich. Unter anderem finden sich dort zwei Tafeln zu Wenzel Jaksch, sicher dem bekanntesten Sohn von Langstrobnitz. Aber auch eine Tafel über das jüdische Leben in Strobnitz, die wesentlich auf den Forschungen von Helen Waldstein Wilkes beruht, deren Großvater Josef Waldstein das Kaufhaus „Obere Waldstein“, eine Strickerei und die erste Benzintankstelle gehörten. Ihrem Vater, dem dritten Sohn von Josef Waldstein, gelingt als einzigem 1939 mit seiner Frau und der kleinen Helen nach Kanada auszureisen, weil Verwandte seiner Frau, die bereits in Kanada leben, für sie bürgten. Die anderen Familienmitglieder wurden in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet oder starben an Erschöpfung und Krankheit. Ein kurzer Weg führt zum Elternhaus von Wenzel Jaksch, das heute nicht mehr existiert. Es ist wohl auch aus politischen Gründen in kommunistischer
Mary und George Jaksch in Langstrobnitz, wo eine Ausstellung auch das Leben von Wenzel Jaksch nachzeichnet.
Die Jaksch-Kinder George und Mary in Langstrobnitz auf der steinernen Brücke, die direkt zum Familienhaus führte, das heute nicht mehr existiert. Fotos: Ulrich Miksch Zeit zu einem Schweinestall und dann gänzlich beseitigt worden. Heute steht an der Stelle ein Strommast. Doch von der Straße, die sich durch Langstrobnitz zieht, führt eine steinerne Brücke aus früheren Tagen über den Bach Strobnitz, die damals genau auf den Eingang des Hauses führte. Ernst Seidl, der Cousin der beiden Jakschs, erzählt von einer Verwandten, die im rechten Nachbarhaus lebte, und vom Schicksal der Familie im linken Nachbarhaus, das auch noch steht. Sie weigerten sich, der Vertreibung Folge zu leisten, und wurden alle erschossen. Auf der grünen Wiese vor der steinernen Brükke, zwischen der Straße und der Strobnitz, pflanzte die Seli-
Die Kapelle in Langstrobnitz mit der Ausstellung „Gemeinsame Wurzeln – gemeinsame Zukunft“.
ger-Gemeinde 2016 zum Gedenken an das 50. Todesjahr von Wenzel Jaksch zusammen mit der einheimischen Bevölkerung eine Linde, die sich prächtig entwickelt hat. Es fehlt nur eine Tafel oder ein Stein, der die vorbeifahrenden Radler und Autofahrer auf dem Weg nach Harbach in Oberösterreich oder in umgekehrter Richtung nach Strobnitz auf die Besonderheit dieses Baumes aufmerksam macht. Jakschs suchten dann noch das Grab des älteren Bruders von Wenzel, Franz Jaksch, auf, der 1943 verstarb und auf den ihr Vater große Stücke hielt. Das Grab existiert noch, aber es ist kaum noch erkennbar. Die Jaksch-Kinder beschlossen, für ein würdiges Grab zu sorgen, zumal sie im weiteren Verlauf ihrer Reise auf die Tochter von Franz Jaksch trafen, die ihnen, selbst mittlerweile 95 Jahre alt, den Abschiedsbrief des totkranken Franz an seinen im Exil lebenden Bruder zeigte, den er nicht schicken konnte und der diesen wohl nie erreicht hat. Ulrich Miksch
Beim Treffen in Prag erzählt Helen Waldstein Wilkes den Jaksch-Kindern von ihrem Familienschicksal.
Europa-Experte wechselt von Washington nach München
Dr. James Miller neuer US-Generalkonsul Dr. James Miller hat sein Amt als Generalkonsul am US-Konsulat in München angetreten. Dr. Miller, der auch Deutsch spricht, war zuletzt stellvertretender Leiter für westeuropäische Angelegenheiten in der Abteilung für europäische Angelegenheiten des US-Außenministeriums.
Z
uvor war er bei der US-Behörde für Entwicklungsfinanzierung (International Development Finance Corporation – DFC) tätig, wo er als leiten-
der Politikberater für den Nahen Osten, Zentralasien, Afghanistan und Pakistan zuständig war. Dr. Miller war darüber hinaus stellvertretender Leiter des Büros für Wirtschafts- und Entwicklungsangelegenheiten in
US-Generalkonsul Dr. James Miller. Foto: US-Botschaft
der Abteilung für internationale Organisationen des US-Außenministeriums, stellvertretender Botschaftsrat für politische Angelegenheiten im US-Konsulat in Jerusalem und Sonderreferent des stellvertretenden Staatssekretärs für den Nahen Osten. Außerdem war er an den US-Botschaften in Bagdad, Tel Aviv, Tripolis und Paris tätig. Als amerikanischer Austauschdiplomat arbeitete er darüber hinaus im französischen Außenministerium. Vor seiner Tätigkeit im US-Außenmi-
nisterium unterrichtete Dr. Miller Internationale Politische Ökonomie am Bard College in New York. Er erwarb einen Masterabschluß und einen Doktortitel im Fach Internationale Beziehungen an der Cambridge University und einen Bachelorabschluß in Geschichte und Literatur an der Harvard University. Dr. Miller spricht Französisch, Deutsch, Hebräisch und Arabisch. Seine Hobbys sind Fußball, Wandern, Geschichte und Romane. Er wird in München von seiner Frau und seinen Kindern begleitet.
5 Mut tut gut
Die Treue im Kleinen W
ir Redemptoristenpater der süddeutsch-österreichischen Provinz haben demnächst einen wichtigen Anlaß zu feiern, nämlich den 125. Todestag des seligen Pater Kaspar Stanggassinger, der zu seinen Lebzeiten unserer Ordensprovinz angehörte. Er starb am 26. September 1899. In unserem Kloster in Gars am Inn in Oberbayern, wo er bestattet ist, findet deswegen am 26. September um 19.00 Uhr ein feierlicher Gottesdienst statt. Kaspar Stanggassinger kam am 12. Jänner 1871 in Berchtesgaden als zweites von insgesamt 16 Kindern zur Welt. Sein Vater war ein geachteter Landwirt und Steinbruchbesitzer. Schon von Kind auf wollte Kaspar Priester werden. Im Alter von zehn Jahren begann er mit einer höheren Schule in Freising. Seine theologischen Studien absolvierte er zunächst am Priestersemninar der Erzdiözese München-Freising. Bald schon stellte sich aber heraus, daß er zum Ordensleben berufen war. Nach einem Besuch bei den Redemptoristen wollte er Missionar werden. Obwohl sich sein Vater dagegen aussprach, trat er 1892 in Gars ins Noviziat ein und wurde 1895 zum Priester geweiht. Die Oberen setzten Kaspar nach der Priesterweihe in der Ausbildung des Ordensnachwuchses ein, und zwar als Vizedirektor am Knabenseminar der Redemptoristen in Dürrnberg bei Hallein im Salzburger Land. Hier widmete er sich voll und ganz seiner Aufgabe. Als man 1899 ein neues Knabenseminar in Gars gründete, wurde Kaspar im Alter von 28 Jahren dessen Direktor. Doch blieb ihm nur die Zeit, einen Exerzitienkurs für die Seminaristen zu halten und an der Eröffnung des Seminars teilzunehmen, denn am 26. September jenes Jahres erlag er – nach menschlichem Ermessen viel zu jung – einer Bauchfellentzündung. Kaspar starb im Rufe der Heiligkeit. Dank seiner Frömmigkeit und Fröhlichkeit, dank seiner Milde und Redlichkeit sowie dank seines Erziehungsstils fernab von jeder „Schwarzen Pädagogik“ war er bei vielen seiner Zöglinge äußerst beliebt gewesen. So wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Seligsprechungsprozeß eröffnet, der mit der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. am 24. April 1988 seinen Abschluß fand. Wer ist Kaspar Stanggassinger, zu dem so viele Menschen ans Grab kommen? Einer, der ganz den Willen Gottes tun wollte. Einer, der junge Menschen verstand und ermutigte. Einer, der täglich treu seine Aufgaben erfüllte. Einer, der Menschen zu Gott hinführte. Von unserem Seligen sind eine ganze Reihe von Aussagen überliefert, die vermitteln, wie er lebte, glaubte und betete. Sie zeugen von keiner abgehobenen, sondern von einer bodenständigen und alltagstauglichen Frömmigkeit. So war er etwa überzeugt: „Die Treue im Kleinen ist die Hauptsache.“ Hingebungsvoll bemühte er sich, immer das zu tun, was ihm jeder konkrete Tag abverlangte. Das war ihm vor allem deswegen möglich, weil er aus einer tiefen Gottesbeziehung heraus lebte. Er war überzeugt: „Die wahre Lebensfreude, der wahre Friede, die wahre Zufriedenheit wird nur in Gott gefunden.“ Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13. 9. 2024
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übermitteln, wo an diesem Tag Margaretha Michel, die Obfrau der SL-Bezirksgruppe Oberfranken und Stellvertretende Obfrau der SL-Landesgruppe Bayern, ihren 80. Geburtstag feierte. Weiterer Konzelebrant neben Herbert Hautmann war der im Banat geborene Pfarrer Adam Possmeyer, Vertriebenenseelsorger des Bistums Würzburg.
nungen unter anderem von Sudetendeutschen, Oberschlesiern und Donauschwaben, durch das Hauptportal in die Basilika ein. Der Festgottesdienst wurde musikalisch vom Regionalkantor i. R. Georg Schäffner an der Orgel umrahmt. Das „Ave Maria“, meisterhaft dargeboten von Walter Lowitz auf der Trompete, war ein besonderes Geschenk an die
chenlieder“ mit großer Inbrunst Teile aus den bei den Heimatvertriebenen sehr beliebten Deutschen Messen von Franz Schubert und Michael Haydn gesungen. In seiner Predigt verknüpfte Pfarrer Holger Kruschina die ehr als 200 Wallfahrer mit Sonntagstexte mit dem Anlaß Wurzeln im Sudetenland, der Wallfahrt und dem Gedendem Banat, Siebenbürgen, Oberken an den Beginn des Zweiten schlesien und anderen RegioWeltkrieges vor 85 Jahren. nen in der Mitte und im Osten Anknüpfend an die Lesung Europas waren der Einladung aus dem Buch Deuteronomides Vertriebenenseelsorum, das vermutlich im Babygers der Erzdiözese Bamberg, lonischen Exil entstanden sei, Monsignore Herbert Hauterinnerte er an das Wesentlimann, gefolgt. Für den in Eger che, das ein Volk auch fern der geborenen Priester war die Heimat verbinde, nämlich den große Beteiligung ein schönes Glauben. Im Evangelienabnachträgliches Geschenk zum schnitt des Tages mahnt Jesus, 90. Geburtstag, den er vor wesich das Böse nicht von außen nigen Monaten gefeiert hatte zuschreiben zu lassen. Das (Ý SdZ 20/2024). Herz könne sich immer wieAls Hauptzelebranten hatder für das Gute entscheiden. te Monsignore Herbert HautSo müßte auch die Erfahrung mann diesmal einen Priester von Flucht und Vertreibung aus der Regensburger Diözedie Menschen nicht bitter mase mit sudetendeutscher Abchen, sondern könnte bewußt stammung eingeladen: Pfarauch zur Versöhnung genutzt rer Holger Kruschina, Pfarrer werden. Kruschina schlug davon Nittenau und Fischbach. bei eine Brücke in die GeHolger Kruschina ist seit 2017 genwart und rief, angesichts Vorsitzender des Sudetenmancher spalterischen Tendeutschen Priesterwerkes und denzen auch in unserer Gewurde 2022 in die Sudetensellschaft, dazu auf, sich das deutsche BundesversammHerz von neuen Einflüsterunlung gewählt. Seine sudetengen von Neid und Angst nicht deutschen Wurzeln reichen vergiften zu lassen, sondern bis in die Zeit kurz nach dem sich für das Gute zu entscheiDreißigjährigen Krieg. Nach Adam Possmeyer, Holger Kruschina und Herbert Hautmann feiern Eucharistie. den. dem Zweiten Weltkrieg wurAm Ende des Gottesdiende Kruschinas Familie väterstes folgte ein Totengedenken, licherseits 1946 aus Laubenvorgetragen vom Stellvertredorf im Schönhengstgau in die tenden Vorsitzenden der DoOberpfalz vertrieben, wo Pfarnauschwaben Josef Lutz. Seirer Holger Kruschina 1971 genen Schluß fand der Gottesboren wurde. dienst unter den Klängen des Monsignore Herbert Haut„Guten Kameraden“, vorgemann freute sich, dem Haupttragen von dem aus dem Bazelebranten zu einer besonnat stammenden Trompeter ders hohen Ehrung gratuWalter Lowitz. lieren zu dürfen. Aufgrund Ein wunderbarer Gottesseines vielfältigen Engagedienst, den alle Mitfeiernden ments in der grenzüberschreinoch lange in guter Erinnetenden Freundschaft zwischen rung behalten werden, war zu Sudetendeutschen und TscheEnde gegangen. Man verteilte chen wird ihn am Wenzelstag, sich anschließend in den veram 28. September, der Leitmeschiedenen Gaststätten, um ritzer Bischof Stanislav Přibyl noch bei Speis und Trank und zusammen mit Pfarrer Stephan guter Unterhaltung dem einen Delan zum Ehrendomherrn ins oder anderen Landsmann zu Domkapitel aufnehmen. Sie begegnen. Wenn es der Herrsind die ersten Deutschen mit gott will, wird der bei allen beJosef Lutz gedenkt der Toten. dieser Auszeichnung. liebte Vertriebenenseelsorger Monsignore Herbert HautHerbert Hautmann auch im mann ließ es sich auch nicht nehDie Zelebranten zogen in ei- Gottesdienstbesucher. Als Volks- nächsten Jahr, dann zur 80. Vermen, herzliche Glück- und Se- ner Prozession, bestehend aus gesang wurden aus dem Lie- triebenenwallfahrt, einladen. genswünsche nach Pegnitz zu Fahnen- und Trachtenabord- derbüchlein „Ostdeutsche KirBernhard Kuhn Am 1. September fand die Vertriebenenwallfahrt wie schon in den vergangenen drei Jahren auch heuer wieder in der wunderschönen Wallfahrtsbasilika Heilige Dreifaltigkeit im oberfränkischen Gößweinstein statt.
Straße, Hausnummer
E-Mail svg@sudeten.de
Laßt Eure Herzen nicht vergiften, wählt das Gute
Auf der Leinwand im Adalbert-Stifter-Saal die junge Emilie Petzl in Mähren … Im Sudetendeutschen Haus wurde der Dokumentarfilm „Emilie Schindler – Die Frau im Schatten“ gezeigt. Die Autorin und Regisseurin Annette Baumeister unterhielt sich bei der Veranstaltung des Sudetendeutschen Museums mit dem Historiker Raimund Paleczek über ihren Film.
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milie Schindler (1907–2001), Ehefrau des berühmten Oskar Schindler, anerkannter „Gerechter unter den Völkern“, setzte sich ebenfalls intensiv für die Rettung von Juden ein. Mit Steven Spielbergs Kultfilm etablierte sich Oskar Schindler (1908– 1974) als Held im kollektiven Gedächtnis, dessen berühmte Liste beitrug, etwa 1200 Juden aus den Konzentrationslagern der Nazis zu retten. Emilie Schindler kam im mährischen Alt Moletein zur Welt und ist vor allem dafür bekannt, daß sie den berühmten deutschen Judenretter heiratete und ihn begleitete. Die Geschichte vergas jedoch, welche entscheidende Rolle sie bei der Organisation dieser Rettung spielte, indem sie Nahrungsmittel und Medikamente für jüdische Arbeiter und deren Familien transportierte. Überwältigt von einem grausamen Mangel an Anerkennung, verbrachte sie die letzten Jahre ihres Lebens in Argentinien in völliger Einsamkeit und von allen vergessen.
Identität als Retterin Die engagierte deutsche Drehbuchautorin, Regisseurin und Dokumentarfilmerin Annette Baumeister gab mit „Emilie Schindler – Die Frau im Schatten“ dieser Frau, die lange Zeit auf ihren alleinigen Status als Gattin eines großen Mannes reduziert worden war, ihre volle Identität zurück. Durch historische Einblicke und bewegende Zeugnisse zeichnen sich die Umrisse einer Heldin ab, die wie so viele andere ihrer Zeit nie aufhörte, im Schatten zu agieren. Ein einfühlsames Portrait, das dieser großen vergessenen Frau ihren Platz in der Geschichte zurückgibt. Der Baumeisters Dokumentarfilm betont die Taten und Leistungen Emilie Schindlers. Freilich muß auch sie im Film die historischen Geschehnisse zusammenfassen. Auf einer Geschäftsreise lernt Oskar Schindler mit 19 Jahren im Dorf Alt Moletein die Bauerstochter Emilie Pelzl kennen. Bereits im März 1928 heiratet das Paar in der Zwittauer Stadtkirche. Die nationalen Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen beeinflußen auch Schindlers Ehe. Eine politische Zukunft der Deutschen in seiner Heimat sieht Schindler in der Sudetendeutschen Partei, in die er bald nach ihrer Gründung 1935 eintritt. Im Winter 1936/1937 läßt er sich vom Nachrichtendienst der Wehrmacht als Spion anwerben. Er pendelt zwischen Mährisch Ostrau, Troppau und Brünn hin und her, behält jedoch sei-
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13. 9. 2024
… als Exilantin mit Emilio Cosiforti …
… und im Alter in Argentinien.
� Veranstaltung des Sudetendeutschen Museums über Emilie Schindler
Die vergessene Heldin nen Wohnsitz in Zwitber 1974 im deutschen tau. Hildesheim nach einer Von Anfang an beHerzoperation und wird trügt und vernachläßigt am 29. Oktober auf dem Schindler Emilie. Nach Franziskanerfriedhof dem „Anschluß“ im Okam Berg Zion in Jerusatober 1938 wird Schindlem beigesetzt. ler bald in die NSDAP Emilie erhält nach aufgenommen und erdem Erscheinen lebt nach der Besetzung des Spielberg-Films Polens durch die Trup„Schindlers Liste“ pen der Wehrmacht ei(1994) etwas mehr Annen steilen beruflierkennung, auch wenn chen Aufstieg. Er kauft Steven Spielberg sie im November 1939 als fälschlicherweise zuerst Pächter die in Konkurs für eine Schindlerjüdin gegangene jüdische hält. Sie kommt schließEmaillewarenfirma Relich nach Deutschland, kord GmbH in Krakau um im Adalbert-Stifterund betreibt diese unWohnheim im oberbayter dem Namen Deuterischen Waldkraiburg sche Emailwarenfabrik Dr. Raimund Paleczek, Referent des Sudetendeutschen Museums, spricht mit Annette Baumei- eine letzte „neue“ HeiBilder (6): Susanne Habel mat zu erhalten, stirbt (D.E.F.) weiter, für die ster über ihren neuesten Dokumentarfilm. bald viele Juden arbeijedoch auf dem Weg ten. In Schindlers Fabrik steigt her der Name des Spielfilms Aufenthalt in Regensburg nach und wird im Waldkraiburger deren Anzahl von anfangs sieben stammt. In Brünnlitz nimmt Emi- Argentinien. Schindler vernach- Waldfriehof beerdigt. auf zuletzt mmehr als 1000. We- lie Schindler etwa 100 Juden, die läßigt weiterhin seine Frau und Baumeisters Dokumentarfilm gen Korruptionsverdachts ge- aus einem Bergwerk nahe dem kehrt bald nach Deutschland zu- erzählt nicht chronologisch, sonrät Schindler dreimal ins Visier polnischen Golleschau/Goles- rück, um einen Lastenausgleich dern springt zeitlich hin und her. von Gestapo und SS. Allein seine zów abtransportiert wurden, auf zu beanspruchen. Emilie küm- Da fast alle Zuschauer den Spielhervorragenden Verbindungen film von Steven Spielberg kenzur Wehrmacht bewahren ihn vor nen, ist dies nicht besonders stöder drohenden Hinrichtung. rend, könnte Unkundige jedoch Nach drei Vernichtungsaktioverwirren. nen in Krakau 1941 leben dort von Inhaltlich gibt es neben histo18 000 Menschen nur noch 8000. rischen Fotos der Personen und Diese bringt man nach Auflösung Ansichten von Lokalitäten vor aldes Ghettos in das Arbeits- und lem Interviews. Zu Wort kommen spätere Konzentrationslager im Historiker wie Mordecai Paldiel Krakauer Vorort Plaszów. Lagerehemals Historiker in Yad Vaskommandant ist der SS-Offizier hem, der Buchautor David M. Amon Göth. Während der VerCrowe, Kirsten Heinsohn und nichtungsaktionen im Ghetto änZeitzeugen wie Emilies Nichte dert Schindler seine Haltung, die Gertrud „Traude“ Ferrari. Einibis dahin auf maximalen persönge „Schindlerjuden“ wie Henry lichen Gewinn ausgerichtet war. Henry Dressler, Ludmilla Page, In ihm reift der Entschluß, die jüKinsley, Perla Mandel und Midischen Zwangsarbeiter seiner chael Klein sowie Monica SadFabrik zu retten. Zwischen 1942 ler, die Tochter eines der von den und 1945 gelingt den Schindlers Exponate aus der aktuellen Ausstellung des Sudetendeutschen Museums: Schindlers geretteten Juden, erdas scheinbar Unmögliche: die Eine der Listen aus dem Jahr 1944 und Oskar Schindler 1957. zählen ebenfalls über ihre RetBilder: Arolsen Archives, Privatarchiv Ferrari tung. Der Journalist Raúl KollRettung von etwa 1200 Jüdinnen und Juden vor dem nationalsomann, der Emilie in Argentinizialistischen Vernichtungswahn. und versorgt sie, wie Baumeister mert sich allein um die Nutria- en besuchte, berichtet von seinen Für die Verlagerung des La- in ihrem Film ausführlich dar- Farm, bis sie diese auch aufgeben Eindrücken von der verarmten gers von Plaszów in die Hei- stellt. muß. Ihr Mann reist später auch und vereinsamten Frau. mat Schindlers nach Brünnlitz Nach Kriegsende müssen nach Israel, unterstützt von „seiDer Argentinier Leandro Coin Mähren werden mehrfach na- die Schindlers Mähren verlas- nen“ Schindlerjuden. Beruflich siforti, der vor seiner Begegnung mentliche Listen erstellt, wo- sen und emigrieren nach kurzem gescheitert, stirbt er am 9. Okto- mit Emilie seinen Job verloren
hatte und sie dann im Alter betreute und unterstützte, erzählt von seinen Erlebnissen mit der alten Dame: „Sie hat diese vielen Juden gerettet“, sagt Cosiforti. „Und mich hat sie auch gerettet“, lautet die Zusammenfassung des Zeitzeugen. Im Gespräch mit Raimund Paleczek sagte Annette Baumeister im Adalbert-Stifter-Saal darüber, daß Emilie Schindler seit Beginn ihrer Ehe stets im Schatten ihres Mannes gestanden habe. Die Idee zu einer Dokumentation über diese Frau sei vom Bayerischen Fernsehen an sie herangetragen worden, so die Filmemacherin. Schwierig sei die Suche nach Personen gewesen, die sie habe befragen können. Neben David M. Crowes Aussagen, dessen Schindler-Biographie „The Untold Story“ (2004) Baumeister als „Standardwerk“ bezeichnete, gebe es im Film auch Lebenserinnerungen von Zeitzeugen, die teilweise „mit Vorsicht zu genießen“ seien. Sie habe auch zwei Frauen in Israel befragen wollen, die jedoch nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht mehr über die schlimme Zeit des Holocausts reden wollten. Schließlich habe sie auf Interviews der USC Shoah Foundation zurückgreifen müssen, die wiederum 1994 von Steven Spielberg begründet worden sei.
Gipfel der Menschlichkeit Über die Frage, ob Emilie Schindler selbständig habe anordnen können, die zugefrorenen Güterwagen mit den halbtoten Juden des Golleschauer Transports vor den Toren von Brünnlitz zu öffnen, waren sich Paleczek und Baumeister uneinig. Paleczek bezweifelte dies, sondern sah Oskar Schindler als Verantwortlichen im Hintergrund. Baumeister glaubte an Emilies Alleingang bei diesem „Höhepunkts der Menschlichkeit“, wie sie sagte. Über das Schicksal Emilie Schindlers in der Nachkriegszeit sagte die Filmemacherin: „Emilie war wohl auch von den schrecklichen Erlebnissen der Kriegszeit und ihrer Flucht traumatisiert.“ Über die Ehe des Paares wunderte sie sich: „Die beiden verstanden sich gar nicht, aber wenn es darauf ankam, haben sie Leben gerettet!“ Susanne Habel Annette Baumeister: „Emilie Schindler – Die Frau im Schatten“. Deutschland 2024, Tangram Film in Zusammenarbeit mit ARTE und BR. Erstausstrahlung 20. Mai 2024, Wiederholung der Sendung im November geplant, 52 oder 44 Minuten..
Das Interesse an der Schindler-Thematik zeigt sich am voll besetzten Saal. In der ersten Reihe sitzt BR-Programmdirektor Andreas Bönte.
Bis Sonntag, 27. Oktober: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Ausstellung des Sudetendeutschen Museums in München-Au, Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8. Dienstag bis Sonntag 10.00–18.00 Uhr. Vor dem Besuch kostenlose Eintrittskarte im Foyer des Sudetendeutschen Museums (Hochstraße 10) abholen.
8 In diesem Jahr beteiligte sich das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München erstmalig am bundesweiten Tag des offenen Denkmals, der 2024 unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ stand. An diesem Tag war das Haus einschließlich der Bibliothek und der Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa“ geöffnet. In Kurzführungen wurde die Geschichte des Hauses vom Benediktinerinnenkloster über verschiedene Ämter bis zum heutigen Haus des Deutschen Ostens vorgestellt. Die Führung durch das Haus wurde souverän von der HDO-Kulturreferentin Patricia Erkenberg gestaltet.
H
ier in der Münchener Au wurde schon ab 1673 eine kleine Kapelle errichtet, damals noch weit vor den Toren der damaligen Stadt“, beginnt Patricia Erkenberg ihre Führung vor der Front des Hauses. „1693 stiftete der Münchener Johann Maximilian von Alberti dort ein kleines Haus für drei Laienschwestern.“ 1699 sei mit dem Bau des ersten Gebäudes für das Kloster begonnen worden, das nach dem Stifter Albertisches Haus genannt worden sei. Nach der Eröffnung der Klosterkirche im Jahr 1702 sei das Kloster 1715 zum Benediktinerinnenkloster erhoben worden. Die Benediktinerinnen nannten sich dem Wunsch des Stifters gemäß Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis mit dem Symbol der Lilie, woher der Name Lilienberg gekommen sei. Die Nonnen widmeten sich hauptsächlich dem Gebet, der Kontemplation und der Handarbeit. „1724 wurde das Kloster nach München eingemeindet, noch vor der damaligen Vorstadt Au, die erst 1854 eingemeindet wurde“, so Erkenberg. 1750 habe es eine Erweiterung um einen Klausurtrakt gegeben. „Dieser
KULTUR � Bundesweiter Tag des offenen Denkmals im Haus des Deutschen Ostens in München
Vom Kloster zum Treffpunkt Trakt ist das heute noch erhaltene HDO-Gebäude.“ Um der Säkularisation zu entgehen, sei im Kloster 1799 eine Mädchenschule eröffnet worden, dennoch sei die geistliche Gemeinschaft 1802 geschlossen worden. In den folgenden Jahrzehnten habe das Haus verschiedene Ämter beherbergt. So habe es als Gefängnis, Forstamt, Rentamt, Landgericht und schließlich als Bezirksamt gedient. Dafür habe es 1891 einen umfangreichen Umbau gegeben.
Gefängnis und Zulassungsstelle 1903 sei das Gefängnis geschlossen und dieser Teil des Gebäudes – der ursprüngliche Kern des Klosters – geschlossen worden. „Ab 1927 gab es elektrisches Licht im Haus“, erläutert die Referentin. 1935 sei auch das Gesundheitsamt eingezogen und 1928 das Bezirksamt in Landrats amt umbenannt worden. „Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus erfreulicherweise nicht beschädigt.“ So habe dort 1949 die KFZ-Zulassungsstelle eingerichtet werden können. „Keine sehr gute Idee, da das Haus ja in einer Sackgasse steht.“ Nach einer Zeit als Auswandererlager sei das Gebäude 1969/1970 grundlegend renoviert worden, denn es sollte ab 1970 als Einrichtung des Freistaats Bayern in München der Pflege und Weiterentwicklung des Kulturerbes der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa dienen. Die Führung bringt die Besucher erst in das Foyer und dann in den größten Saal des Hauses im zweiten Stockwerk. Dort sagt
Feier mit Führungen am Tag des offenen Denkmals in der Münchener Au.
HDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber zeigt das Wappen mit der für die Adresse Am Lilienberg namensgebenden Lilie, während HDO-Kulturreferentin Patricia Erkenberg über die Geschichte referiert.
Der größte Saal für Veranstaltungen ist im zweiten Stock. Hier können Vorträge und kleine Konzerte stattfinden. Beim Tag des offenen Denkmals bot Lilia Antipow Kurzführungen durch die HDO-Bibliothek. Die Leiterin des Sachgebiets für Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit ist auch für die Bibliothek zuständig.
D
ie Bibliothek des Hauses des Deutschen Ostens in München zählt rund 90 000 Bände und 381 laufende Periodika“, sagt Lilia Antipow. „Sie ist damit die größte öffentliche Spezialbibliothek für die Gebiete des
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deutschen Ostens in Bayern.“ Sie führte die Gäste durch die Bibliotheksräume und das Magazin. „Die Bestände setzen sich aus Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Karten und AV-Medien zusammen und umfassen wissenschaftliche Fachliteratur, Publizistik, Erinnerungsliteratur und Belletristik“, erläutert sie. Zu den Besonderheiten der Sammlung gehörten Ortsmonographien, Zeitzeugenberichte, Hand- und Wandkarten sowie Meßtischblätter. Neben Verlagspublikationen
Buchschätze
Dr. Lilia Antipow schildert in einem der beiden öffentlichen Lesesäle die Bestände der HDO-Bibliothek.
HDO-Direktor Andreas Otto Weber: „Das neugeschaffene Haus des Deutschen Ostens wurde am 24. September 1970 von Alfons Goppel, dem damaligen Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, eröffnet.“ Das Haus des Deutschen Ostens sollte nun den Beitrag der früheren deutschen Siedlungsgebiete Ost- und Südosteuropas zur deutschen Kultur pflegen und fortentwickeln und eine Brückenfunktion für das Verhältnis des Freistaates Bayern zu Ost- und Südosteuropa wahrnehmen. Ferner sollte es die deutschen Minderheiten in ihren Heimatländern beim Erhalt ihrer kulturellen Identität unterstützen und da- Das Albertische Haus in der Münchener Au. für Veranstaltungen durchführen. „Viele davon saal umgebaut wurde, wird späfanden in diesem Saal hier statt“, ter die Öffentlichkeitsreferentin sagt Erkenberg. Lilia Antipow in der Bibliothek Auch die Vermittlung von schildern (Ý unten). Kenntnissen über Ost- und SüdDie vielfältige Nutzungsgeosteuropa im Bildungsbereich sei schichte des Hauses beeindruckt Aufgabe des HDO, wozu es Kur- die Führungsgäste, von denen se und Vorträge gebe. Auch ein- viele anläßlich des Tages des ofzelne Institutionen hätten ihren fenen Denkmals zum erstenmal Sitz im Haus. „Das HDO dient dieses Haus betraten. Sie samaußerdem als Treffpunkt für etwa meln auch eifrig Prospekte und 120 Gruppierungen.“ Dafür stün- HDO-Hausprogramme ein, um den Tagungsräume und die Gast- sich in Zukunft besser über desstätte Zum Alten Bezirksamt zur sen Aktivitäten informieren zu Verfügung. können. „Wir kommen wieder“, Für diese gewaltige Aufgaben- betonen einige Führungsteilflut habe es in den 1990er Jah- nehmer. Für die Stammgäste des ren eine Renovierung des Erd- Hauses ist das HDO sowieso ihr geschosses und 2005 eine Siche- ganz persönliches „Wahr-Zeirung von Fassade und Dachstuhl chen“. Susanne Habel
Unter dem Dachstuhl ist das Alter des Hauses besonders gut erkennbar.
� Die Bibliothek im HDO
beinhalte sie Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels von Institutionen, Vereinen und Privatpersonen. Der laufend aktualisierte WebKatalog OPAC stehe zur Suche über Namen, Stich- und Schlag-
gegeben. Dort, direkt unter dem Dach, ist die Führung inzwischen angekommen. „Die Holzstreben und -pfeiler sind alle sehr alt und stellten sich damals als nicht mehr sehr sicher heraus“, so die Referentin. Sie seien mit zusätzlichen neuen Pfosten gesichert worden. Alle bestaunten das Balkenwerk über ihren Köpfen, das wohl noch aus der Zeit des Klausurtrakts von 1750 stammte. Nach dem Einbau eines Aufzugs 2013 habe es 2017 bis 2020 viele Maßnahmen für die Brandschutzertüchtigung gegeben, so Erkenberg. „Und das alles bei laufendem Betrieb“, ergänzt Weber. Wie die ehemalige Hausmeisterwohnung damals zum Lese-
wörter zur Verfügung, ergänzt durch den alten Zettelkatalog. Antipow zeigt den Besuchern die beiden Lesesäle, die ab 2017 bei einem Umbau aus der ehemaligen Hausmeisterwohnung geschaffen wurden. Die HDO-Bi-
bliothek ist in einen Magazinund Präsenzbestand aufgeteilt. Die Handbibliothek ist in den Lesesälen aufgestellt. „Bücher und Medien aus dem Bestand der HDO-Bibliothek können kostenlos ausgeliehen werden“, betont die Referentin. Beeindruckt studieren die Gäste die Titel im Lesesaal, darunter viele Neuerscheinungen, und einige historische Reiseführer über Schlesien. Dann geht es einige Treppenstufen hinunter in das Magazin, das sonst nicht zugänglich ist.
Bilder: Susanne Habel (4)
Dieser Trakt erinnert an ein Pharaonengrab mit seinen unterirdischen Gängen mit Rollregalen, in denen die bibliographischen Schätze lagern. Hier findet man alles über Geschichte und Kultur der Deutschen des östlichen Europa wie Sudetenland, Schlesien, Ostpreußen und die ehemalige Sowjetunion. Auch die Geschichte von Flucht, Vertreibung und Integration in den beiden deutschen Staaten nach 1945 und Osteuropas ist abgedeckt. Susanne Habel
Die Führung geht auch in das sonst für die Öffentlichkeit unzugängliche Magazin.
Bilder: Susanne Habel
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VERBANDSNACHRICHTEN . ZEITGESCHICHTE
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� Der Brünner Zeitzeuge Arnold Holubez berichtet – Teil II und Schluß
Mein Weg aus meiner Heimatstadt
Klaus Hoffmann, Waltraud Illner, Daniel Frey, Isabella Schuster-Ritter, Professor Dr. Andrea Wechsler MdEP, Hartmut Liebscher, Stadtrat Dr. Markus Reiners und Richard Jäger.
� SL-Landesgruppe Baden-Württemberg
Plauderstunde im Weindorf Die SL-Landesgruppe BadenWürttemberg hatte wieder zum Stuttgarter Weindorf eingeladen, um dort in ungezwungener Atmosphäre Weggefährten und Vertretern aus Kommunal-, Landes- und Europapolitik zu begegnen und sich mit ihnen auszutauschen. Ein Thema war der Versöhnungsmarsch in der Partnerstadt Brünn, welchen die Sudetendeutschen jedes Jahr durchführen, aber auch über die Stadt- und Europapolitik wurden gute Gespräche geführt.
U
nter den Gästen, die zur SL in die Laube der Alten Kanzlei gekommen waren, begrüßte Landesobmann Klaus Hoffmann Andrea Wechsler MdEP, Konrad Epple MdL, Reinhard Löffler MdL sowie die Stadträte Markus
Reiners und Jürgen Sauer, Daniel Frey von der Europa-Union, Isabella Schuster-Ritter, Bundesvorsitzende der Paneuropa-Jugend, Hartmut Liebscher und Landesgeschäftsführer Richard Jäger vom BdV, Andrea Krueger MdL a. D., die frühere Leitende Ministerialrätin Christiane Meis, den ehemaligen Vizepräsidenten des Europaparlaments, Rainer Wieland MdEP a. D., den Bruna-Vorsitzenden Peter Kotac ka sowie die Mitglieder der Bundesversammlung, Stuttgarts Kreisobfrau Waltraud Illner, Bundesfrauenreferentin Gerda Ott und den Vorsitzenden des Finanzausschusses der Bundesversammlung, Peter Sliwka. Sie hatten sich Zeit genommen, um sich in gemütlicher Runde mit den Sudetendeutschen zu unterhalten.
� SL-Altkreisgruppe Schlüchtern/Hessen
Sommerfest im Rabenhorst Beim Sommerfest der hessischen SL-Altkreisgruppe Schlüchtern herrschte jüngst im Waldrestaurant Rabenhorst in Bad Soden reges Treiben:
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ei Kaiserwetter spielten die Elmbachtaler Musikanten böhmisch auf, während sich die rund 50 Mitglieder und Gäste Wildspezialitäten und Bier, Kaffee und Kuchen oder – bei warmem Wetter die kühlste Erfrischung – den Eisbecher „Heiße Liebe“ genossen. Mit Musik, guten Gesprächen und bei bester Laune ging es ab dem Mittag rund. Seit 2006 gibt es die SL-Altkreisgruppe Schlüchtern wieder, die Walter Weber gegründet hatte. Lange Jahre war er Kreisobmann, leider starb er 2023. 2026 feiert der Verein also bereits sein 20jähriges Bestehen. Der Verein wurde mit dem Ziel gegründet, die alten Traditionen der Sudetendeutschen aufrechtzuerhalten, aber auch, um an das erlittene Unrecht in der Tschechoslowakei, wo 54 Demonstranten im Jahr 1919 erschossen wurden, sowie an die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Wie der neugewählte Kreis obmann Markus Harzer feststellte, habe sich inzwischen das Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen deutlich verbes-
sert, gerade bei der jüngeren Generation: ,,Ich glaube, daß man auf der tschechischen Seite die dunkle Vergangenheit langsam aufarbeiten will, wozu auch viele Besuche von Sudetendeutschen in der Heimat, aber auch Besuche von Tschechen auf unseren Veranstaltungen in Deutschland beitragen.“ Die vielfältigen Veranstaltungen des Vereins, Ausstellungen in Schlüchtern und Steinau, ein großer Gedenkstein auf dem Schlüchterner Friedhof sowie das jährlich stattfindende Böhmische Schmankerlessen dienen nicht nur dem vereinsinternen Zusammenhalt, sondern werden auch von Nichtmitgliedern interessiert wahrgenommen. Seit 2011 gibt es auch einen Frauenstammtisch, der sich an jedem dritten Montag im Monat ab 15.00 Uhr im Café Fa brice trifft. Die Kreisgruppe veranstaltete vom 30. August bis 1. September eine Fahrt nach Neudek, um mit einer interessanten Rundreise unter anderem an das verschwundene Sudetenland zu erinnern. Der letzte Termin im diesjährigen Kalender der Kreisgruppe findet mit dem Tag der Heimat Mitte November in der Sankt-Jakobus-Kirche in Schlüchtern-Herolz statt. Markus Harzer Gesine Weber
Im Juni 1948 trafen sich in einer baufälligen Baracke in Salzburg-Lehen junge Sudetendeutsche unter der Leitung von Johannes Nahlik. Siegfried Suchanek, Herbert Fleiss ner, der erste Bundesjugendbeauftragte der SdJÖ, Traudl Freinek, Trude Derschmidt, Hilde Krämling, Gerhard und Arnold Holu-
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ie Tage von Bratronitz wurden zu Wochen und zu Monaten. Plötzlich hieß es, wir müßten spätestens übermorgen abmarschbereit sein. Was war geschehen? Die Amerikaner, die das Territorium der „neuen“ Tschechoslowakei besetzt hatten, mußten dieses Gebiet den Russen übergeben. Wir hatten Glück, daß die Amerikaner uns alle, die wir in diesem rein tschechischen Gebiet waren, nicht den Tschechen überließen, sondern uns nach Horaschdowitz brachten. Dort untersuchten uns zwar die Tschechen, nahmen uns einige Dinge ab, aber im großen und ganzen konnten sie nicht weiteres tun. Von dort brachten uns die Amis in mehreren Lastwagen in verschiedene Orte in Deutschland. Mein Vater, meine Mutter und ich wurden nach Bad Reichenhall in ein provisorisches Lager in die Winzerstuben gebracht. Jetzt waren wir endlich frei. Wir kamen am Abend in diesen Winzerstuben an, kümmerten uns um die vorhandenen Betten und legten uns ohne etwas zu essen schlafen. Mutti ging es schon lange schlecht. Jetzt in der Freiheit mußten wir sie ins Krankenhaus bringen. Dort wurde sie sofort behandelt. Vater und ich wurden in den Winzerstuben notdürftig verpflegt. Das ging einige Tage gut, dann wurde gefragt, was Vater so tue. Nach weiteren Tagen wurde er vom Arbeitsamt zu einer Bombenruine beordert und hatte dort seinen Arbeitsplatz. Ich besuchte Mutti täglich im Krankenhaus und freute mich sehr, daß es ihr sichtbar besser ging. Ich weiß nicht mehr, wie lange Vati in dieser Bombenruine arbeitete. Dann schickte das Arbeitsamt ihn zum Tellerwaschen in die Kantine einer von Amerikanern belegten Kaserne. Das ging wieder ein paar Wochen gut. Vati brachte immer etwas zum Essen mit, und ich konnte ihn besuchen. Eines Tages kam er nicht zur gewohnten Zeit heim. Zuerst dachte ich mir nichts, aber dann sagte einer der Herren: „Das müssen wir ihm doch sagen.“ Und dann rückten sie mit dem Grund heraus. „Dein Vater wurde verhaftet.“ Das war ein Schlag. Was, wie und warum? Das wußten sie auch nicht. In der Früh machte ich mich auf den Weg in die Kaserne zum Küchenchef. Der wußte auch nichts. Er meinte nur, daß es sich um einen Irrtum handeln könne. Mein Vater habe keine Klagen verursacht, alles sei, wie bei den anderen Hilfskräften auch, in Ordnung gewesen. Der Koch nannte mir die Adresse vom zuständigen Offizier und meinte, daß ich dort Auskunft bekommen könne. Nach dem Frühstück ging ich zu diesem Offizier in die Stadt. Ich wollte eine Auskunft, bevor ich zu Mutti ins Spital gehe. In der Kommandantur nahm man von mir keine Notiz, man wies mir nur den Weg zu jenem Offizier. Er wunderte sich, wie ich ohne weiteres zu ihm habe kommen können, war aber dann sehr freundlich und nett. Er wußte nichts von der Verhaftung meines Vaters, er erfuhr es erst von mir. Nach mehreren Telefonaten konnte er mir sagen, wohin mein Vater gebracht worden sei. Die Verhaftung sei nicht von der Militärpolizei, sondern von der CIA veranlaßt worden. Was konnte der Geheimdienst von meinem Vater wollen? Mit diesem Wissen ging ich ins Spital zu Mutti.
betz, von dem der folgende Zeitzeugenbericht stammt, den der knapp 92jährige im Juli schrieb, Erich Engl und weitere Freunde gründeten die erste Gruppe der SdJ im deutschen Sprachraum, also in Deutschland und Österreich. Mit regelmäßigen Heimatabenden mit Singen und Volkstänzen, mit
Ich wollte gleich in diesen Ort und in dieses Lager fahren, um mit meinem Vater und dann mit jemandem zu sprechen, der mir irgendetwas sagen konnte. Alles umsonst. Erstens habe ich meinen Vater nicht gesehen, und zweites war niemand da, der mir irgendeine Antwort geben konnte. Ich bin vor dem Gefängniszaun hin und her gegangen, aber ich habe niemanden gesehen und konnte auch niemanden fragen. Das war ein Abschied von meinem Vater, wie ich ihn niemandem wünsche. Heute – mit fast 92 Jahren – erinnere ich mich noch mit Schrecken an diese Tage: die Mutti im Spital, der Vati von den Amerikanern grundlos gefangen und ich mit noch nicht zwölf Jahren allein in einem Flüchtlingslager. Mutti war in Bad Reichenhall und Tante Ritschi in Salzburg, also jenseits der Grenze. Wie man damals Kontakt aufnehmen konnte, das weiß ich nicht, an diese Zeit habe ich keine Erinnerung. Jedenfalls gingen wir zwei – Mutti und ich – eines Tages mit allem, das wir noch hatten, mit einer Frau irgendwo über den Grenzfluß Saalach über die Grenze und stießen dort auf Tante Ritschi. Es gab keine große Begrüßung. Wir gingen in ihr Haus in Maxglan in der Josef-Schwer-Gasse 11 und trafen die schon dort wohnenden Verwandten. Das waren die verheiratete Tochter und ihre drei kleinen Kinder, die von Berlin vor den Bomben nach Salzburg geflüchtet waren. Weiters Kurt, ein Sohn von einer anderen Tochter und seine Frau Hilde aus Wien, die vor den Russen geflüchtet waren. Außerdem ein Onkel der Berliner Tochter. Also eine ansehnliche Personenzahl. Bis dahin hatte Tante Ritschi alleine im Zimmer geschlafen, nun kamen Mutti und ich dazu. Wir verhielten uns so ruhig wie möglich, was aber auf Dauer nicht ging. Ich lief in dem schönen großen Garten immer hin und her, und so vergingen die Tage. Von Vati hörten wir nichts mehr, aber daß er nicht mehr in Reichenhall war, hatten wir schon dort erfahren. Im Herbst begann die Schule, und auch ich mußte dorthin. Ich hatte nichts, kein Buch, kein Heft, einfach nichts. Mutti bestand darauf, daß ich in die 3. Klasse kam. Vom Alter her sollte ich aber in die 4. Klasse gehen. Unser Klassenlehrer war Erich Rauch, ein guter Lehrer, auch ein Flüchtling, der mit seiner Familie im Schulhaus im Keller wohnte. Ich war von Anfang an ein Klassenkamerad und hatte bald Schulkameraden – das Leben nahm seinen Lauf. Von den Lehrkräften kann ich mich noch an einige erinnern: in Rechnen und Raumlehre Ignaz Stöckel, in Englisch Frau Maugsch und an noch drei weitere Frauen. Das Schuljahr ging wie jedes andere zu Ende, und auch die 4. Klasse sowie die Aufnahme an die Staatsgewerbeschule bestand ich. Zurück in den Winter 1945. Wir hatten noch immer keine Nachricht von Vati und mußten ohne ihn Weihnachten feiern. Tante Adi sandte uns eine Nachricht aus dem Bayrischen Wald und eine Nachricht von meinem Bruder. Das neue Jahr begann
Wanderungen, Sommertreffen oder Winterlagern begann eine vielversprechende Arbeit. Und manchmal kam auch Ossi Böse, der damals in Berchtesgaden wohnte, über die grüne Grenze zwischen Deutschland und Österreich sozusagen illegal zu dieser Gruppe in Salzburg.
mit viel Schnee. In den ersten Wochen kam auch ein Brief von Vati aus dem Gefangenenlager Glasenbach am Stadtrand von Salzburg an Tante Ritschi. Das war ein besonderes Ereignis. Vati wußte natürlich nichts von uns beiden, er hatte angenommen, daß wir in Salzburg seien. Ich bin gleich nach Erhalt dieser Nachricht nicht nach Glasenbach, sondern nach Salzburg-Süd gefahren und wollte natürlich zu Vati. Das war aber nicht möglich, da das Lager mit 20 000 festgehaltenen Menschen belegt war und all deren Angehörige diese besuchen wollten sowie etwas über die Gründe deren Festnahmen erfahren wollten. Festgelegt war aber ein Ort, wo man Pakete abgeben konnte. Dort habe ich auch erfahren, daß man zwar Pakete abgeben konnte, aber kein Kontakt zum Vater möglich war. Wichtig war, daß ich wußte, daß Vati hier im Lager war, was schon mal was war. Nach anderthalb Jahren wurde Vati ohne irgend eine Begründung, ohne ein Urteil oder ohne irgendetwas aus der Haft entlassen und stand in Max-
Dr. Jonke las sich den Röntgenbericht interessiert durch und teilte mir mit: „Wenn Sie wirklich einen metallischen Körper im Bauch haben, dann muß der irgendwie hinein gekommen sein.“ Mit Hilfe des Röntgenbildes schaute er, wo er suchen mußte. Er fand etwas: „Ja, da ist ein kleiner Granatsplitter, den sie vor langer Zeit, also im Krieg, abbekommen haben. Operieren kann man diesen aber nicht mehr, der ist zu verwachsen.“ Jetzt mußte ich zurückdenken an die Kriegszeit, und bald wußte ich, wo und wann das gewesen sein konnte. Es war am 20. November 1944 auf dem Weg mit einer Meldung an die Kreisleitung. Es herrschte Vorentwarnung, die Meldungen waren fertig, und es mußte nur noch Entwarnung gegeben werden. Dann lief ich los durch die Giskragasse vorbei am Deutschen Haus, und da kamen auf einmal Fliegeralarm und akute Luftgefahr. Was sollte ich tun? Kein Keller in der Nähe, also weiter, es wird schon nichts passieren. Das dachte ich damals, doch heute weiß ich, daß es nicht so war. Franz Richter: Vor der Jakobskir„Sankt-Jakobs-Kirche in Brünn“ che gab es einen großen (1828). Knall, und mich haute es in den Winkel vor der Kirche auf den Boden. Wie lange ich dort lag, weiß ich nicht. Dann stand ich auf und setzte meinen Weg zur Kreisleitung fort. Ich dürfte aber nicht lange vor der Kirche gelegen haben, denn es waren noch keine Melder da. Ich gab meine Meldung ab und wurde noch etwas gefragt, dann durfte ich wieder gehen. Am großen Platz bin ich an der Bombenruine vor der Jakobskirche vorbei. Daglan vor dem Gartentor. Nichts, bei mußte ich einen anderen einfach gar nichts haben wir über Weg nehmen und bin dann, es den Grund des Freiheitsentzugs war schon wieder alles ruhig, zuunserer Väter, aber auch Mütter erst zu Mutti in den Keller geund Frauen erfahren. Der Josefi- gangen und gleich wieder in die Tag des Jahres 1947 war für alle Befehlsstelle zu Vati. Dort erhielt Insassen des Lagers Glasenbach ich einen neuen Auftrag und der unerwartete Tag der Freiheit. blieb dort. Das war der erste wirkliche Der Weg aus meiner Heimatstadt Brünn hatte für mich unter Bombenangriff auf die Innenanderem gesundheitliche Fol- stadt von Brünn. Nach zwei Tagen. Es war im Spätsommer des gen war alles wieder normal. Wir Jahres 1961, da mußte ich mit ei- schliefen aber im Keller, weil Vaner meiner Töchter zur Kinder- ti mit uns eine ruhige Nacht haärztin Dr. Jonak fahren. Nach- ben wollte. Nach zwei Tagen war dem sie das Kind untersucht hat- auch das vorbei, und wir lebte, bat sie mich um ein ernstes ten wieder in unserer Wohnung. Gespräch. Sie wollte wissen, was Da sah Mutti, daß ich noch die mir fehle, wo mir etwas weh tue. schmutzige Wäsche trug. Die Meine Frau Hanne und ich hat- mußte ich ausziehen und in die ten immer sehr offen mit ihr ge- Wanne steigen. Dann kam aber sprochen. Ich hatte aber keine ein Donnerwetter! Mutti sah an Schmerzen, auch kein Proble- meinem Leibchen die Blutflecme oder sonstige Beschwerden. ken. Sie hatte auch gleich die Sie sagte mir, daß ich ihr schon vermeintlich richtige Vermueine ganze Weile nicht gefallen tung und hielt mir eine fürchwürde. Auch wenn ich keine Be- terliche Predigt. Ich verstand schwerden hätte, wolle sie mich nichts, gar nichts. Ich wußte auch von einem Arzt anschauen lassen nicht, wovon Mutti sprach. Dabei ist es auch fürderhin geblieund empfahl Dr. Jonke. Sie rief diesen an und verein- ben. Ich hörte nie wieder etbarte einen Termin. Dr. Jonke was von diesem blutigen Leibschickte mich zum Röntgen. Der chen. Viele Jahre sind vergangen, Radiologe fragte mich, ob ich im Krieg gewesen sei. Diese Wort- wir hatten unsere geliebte Heiwahl war mir fremd, daher ant- matstadt Brünn verlassen müswortete ich: „Im Krieg waren wir sen, und so manches ist geschealle, aber an der Front war ich hen. Meine liebe Mutti überlebnicht.“ Seine Antwort war: „Sie te die Ankunft in unserer „neuen haben aber einen metallischen Heimat“ bei Tante Ritschi in SalzKörper im Bauch. Bitte ziehen Sie burg nur kurze Jahre, aber imnochmals das Hemd aus und stel- mer krank. Ich heiratete, wir belen sich vor den Apparat.“ Dann kamen Kinder. Und bei unserer drehte er mich hin und her, bis er Kinderärztin fand der zweite Teil ein klares Bild hatte. Mit diesem dieser langen Geschichte ein gutes Ende. Befund durfte ich heimgehen.
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Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Der Bergmönch Unsere Korrespondentin Jutta Benešová berichtete über die neuzeitliche Premiere der Oper „Bergmönch“ des einstigen Teplitzer Bürgermeisters und Komponisten Joseph Mathias Wolfram ( HR 29/2024). Der Heimatruf veröffentlicht die der Oper zu Grunde liegende Novelle des sächsischen Dichters und Komponisten Carl Borromäus von Miltitz (1781–1845) in einer Serie.
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„Schmuckschatulle“
Barockmaler aus Bilin
Johann Adalbert Angermayer Vor 350 Jahren kam der böhmische Barockmaler Johann Adalbert Angermayer (1674–1742) in Bilin zur Welt. Heute findet man seine Bilder in Museen, Galerien, Sammlungen und auf Auktionen in ganz Europa. Seine Stilleben sind unverändert begehrt.
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keit, Blumen, Früchte, Insekten oder Vogelfedern bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Deshalb wurde er im Prager Umfeld zu einem Stilleben-Pionier, vor allem der Blumen- und Jagdmalerei sowie der Kabinettmalerei im Allgemeinen. Sein Werk spiegelt die zeitgenössische Mode der Symmetrie beim Aufbau der Bilder, bei der Schaffung von Gegenbildern und bei der Arbeit mit Trompe-l‘oeil-Malerei oder optischer Täuschung. Angermeyers Konzeption nahm das neue Interesse der Gesellschaft an Naturgesetzen und ihrer Systematik in den folgenden Jahrzehnten vorweg. Von den mehr als 70 bekannten Werken Angermayers „Ruhender Hase“ befinden sich heute mehr als 20 in tschechischen Museen. Ein ner wohlhabenden Dame. Im großer Teil stammt aus der Ver- Medaillon am roten Band ist das steigerung der Kunstsammlung Portrait eines jungen Mannes – des Grafen von Wrschowetz-Se- vielleicht der Ehemann oder der kerka von Sedschitz im Jahr 1723. Maler. Angermayer stellte ein Die Stilleben „Schmuckschatul- beeindruckendes Arrangement le“, „Ruhender Hase“, „Karpfen- aus Luxusobjekten zusammen kopf“ und „Hecht“ hängen in der – Schmuck wird in einer SchaNationalgalerie in Prag. tulle aus Schildpatt aufbewahrt, „Schmuckschatulle“ ist in- ein Armband aus Halbedelsteisofern unkonventionell, da nen liegt mit einem gläsernen Schmuck, Spitzen oder Zierbän- Parfümflakon auf dem Tisch. Das der in Stilleben jener Zeit sel- Stilleben erinnert nicht an Vaniten auftauchten. Das Gemälde tas, die Kürze und Vergänglichzeigt die Grundausstattung ei- keit des Lebens, wie sie in Tisch-
ohann Adalbert Angermayer, den die Tschechen Jan Vojtěch Angermayer nennen, war Schüler des aus Chur in der Schweiz stammenden Johann Rudolf Byss. Zwischen 1707 und 1727 war er Mitglied der Altstädter Malergilde in Prag, wo er freundschaftliche Kontakte zum Maler Johann Michael Bretschneider, ebenfalls ein Byss-Schüler, unterhielt. Sein Arbeitsfeld war Prag, nur in den Jahren 1719 bis 1722 arbeitete er für das Kloster Ossegg. Seine Schüler waren Jan Kašpar Hirschely, J. V. Jahn und Karel Kastner. Er arbeitete mit Peter Johann Brandl, der auch Mitglied in der Altstädter Malergilde war, zusammen. Am 10. Mai 1742 starb er in Prag. Über seinen Mentor Byss lernte Angermayer den Prager Sammler Felix Graf von Wrschowetz-Sekerka von Sedschitz kennen. Für dessen Sammlung lieferte er vor allem Gegenstücke zu den Kabinettgemälden seiner Vorgänger wie die flämischen Maler Roelant Savery und David Teniers der Jüngere. Angermeyer ließ sich jedoch nicht nur von seinen älteren Kollegen inspirieren, insbesondere seine Arbeiten nach 1715 basierten auf einem gründlichen Studium der Natur, einem Gespür für kleinste Details und der Fähig- „Karpfenkopf“
„Hecht“
blumen und Luxusgegenständen zum Ausdruck kommen, sondern zeugt von Originalität und Einfallsreichtum. Der „Ruhende Hase“ ist ein Beispiel für Angermayers Brillianz und Raffinesse. Er malt die Details superrealistisch. Auch die Kupferplatte, häufig für Kabinettmalerei verwendet, trägt zur Perfektion bei. Ein witziges Element, das gleichzeitig den Realismus steigert, ist das in die Kupferplatte gehämmerte Auge des Hasen. Gleichzeitig weist Angermayer auf eine Charakteristik des Hasen hin: die Wachsamkeit, die das Tier symbolisiert. Ähnliche „Nahaufnahmen“ waren zuvor bei Malern wie Albrecht Dürer oder Hans Hoffmann, dem Hofmaler Rudolfs II., zu sehen. Als Hauptmotiv der Stilleben „Karpfenkopf“ und „Hecht“ wählt Angermayer die traditionellen Fische der böhmischen Küche. Das Geschirr entspricht der Eßgewohnheit der bürgerlichen Gesellschaft. Ansonsten könnte dieser relativ bescheidene Gang mit Fisch auf ein Fastenessen hindeuten. Zum Karpfen stellt Angermayer ein trichterförmiges Glas und zum Hecht einen Römerbecher mit traditionellem Himbeerdekor. Diese Gefäße waren zum Trinken von Weißwein gedacht und bestanden aus sogenanntem Waldglas, das einen Grünstich hatte. Ähnliche Stilleben hatte vor Angermayer der Mährer Georg Flegel geschaffen. Auch bei ihm finden wir Fisch, Wein und Brot als Symbol für die Eucharistie. nh
„So nimm nun ein Stück Silbers von mir, damit du wenigstens einen Zehrpfennig auf die Reise habest“, sagte der Bergmönch. „Hebe dich weg, Versucher“, antwortete Michael. „Jetzt leide ich unschuldig, deshalb bin ich heiter und guter Dinge; so ich aber deinen Reichtum nähme und mein Gewissen mit ungerechtem Gute belastete, was bliebe mir denn für ein Trost?“ „Ich sehe wohl“, entgegnete der Geist, „du bist ein wackrer Bursch, der in seiner Redlichkeit nicht wankend zu machen ist. Wandle ferner so, und es wird dir wohl gehn. Ich bleibe dein Freund, und obwohl du mich heute zum letzten Male siehst, so sollst du doch noch oft in deinem Leben meinen wohltätigen Einfluß spüren. Jetzt merke wohl auf, was ich dir sage. Wenn du abends aus der Grube fährst, so bitte den Steiger, er möge dich morgen frei lassen, du wollest deine Andacht halten. Das darf er dir nicht abschlagen. Dann gehe zum Geistlichen, empfange die heiligen Sakramente und halte dich ruhig. Hüte dich aber, jemandem ein Wort zu sagen, es wäre zu deinem Schaden. Wenn nun der Steiger die Knappen beruft, so geh‘ und tu frischen Muts, was dir befohlen wird. Du bist auf guten Wegen. Gott wird dich schützen, und ich werde dir behilflich sein.“ Michael tat wie ihm gesagt ward. Er verrichtete am andern Morgen seine Andacht und saß nun still betend in seinem Kämmerlein, wartend, was da kommen solle. Einige Stunden nach Mittag hörte er ein Zusammenlaufen und lautes eilendes Gespräch vor seiner Hütte. Er trat hinaus und vernahm, das große Gestänge, das die Wasser aus der Grube hebe und ins Feld leite, stehe still, woraus zu schließen sei, daß es zerbrochen sein müsse; weil man aber ein ganz ungewöhnliches Brausen und Poltern in der Tiefe höre und doch keine Meldung aus der Grube komme, so befürchte man ein Unglück. Während man sich deshalb besprach, läutete die Betglocke zur ungewöhnlichen Stunde. Ein Ruf für alle Bergleute, die sich nicht auf der Schicht befanden, sich beim Steiger zu versammeln. Mit pochendem Herzen dachte Michael an des Geistes Worte und eilte nach dem Versammlungsplatz. „Der Teufel weiß“, lärmte Steiger, „was für ein verfluchter, dreimal vermaledeiter Zufall wieder bei dem großen Kunstrad geschehen ist! Ich wollte, das Donnerwetter schlüge die ganze Maschine in Stücke und uns alle dazu hundert Meilen tief in die Erde! Man hat so nichts als Schererei davon!“ Michael kreuzte und segnete sich vor des Mannes greulichen und ruchlosen Reden. Jetzt kam ein Knappe und meldete, der tiefe Stollen stehe voll Wasser, und die Flut habe einen Schachthut mit herausgespült, den er bei sich habe. Unter Fluchen und Verwünschungen aller Art zog der Steiger an der Spitze
der Bergleute nach dem Huthause, wo die Mannschaft gewöhnlich anzufahren pflegte. Sobald die das Mundloch des Schachtes verschließende Falltüre geöffnet wurde, hörte man auch schon das donnerähnliche Brausen der unterirdischen Flut. Jetzt wurden die anwesenden Bergleute gezählt. Der alte Martin fehlte. Der Steiger besann sich jedoch, daß er ihm am vorigen Tag erlaubt habe, in sein Geburtsdorf zu gehn. Die eine Hälfte wurde mit Werkzeugen nach dem Kunstrad gesandt, um größerem Schaden vorzubeugen, die andere, unter der sich der wiedergenesene Guntram, Michael und noch mehrere Alte befanden, behielt der Steiger bei sich. „Guntram“, redete er jetzt seinen Neffen an, „es muß unweigerlich einer in das verfluchte Loch, damit man ordentlich erfährt, wie es aussieht, und ob denn die Sackermenter da unten tot oder lebendig sind.“ Guntram wurde blaß. „Herr Obersteiger“, nahm Michael das Wort, „mit Gunst. Mein Kamerad Guntram ist noch schwach von dem letzten Fall, wie leicht könnte ihm schwindeln, und er von der Fahrt hinabstürzen in die Tiefe. Laßt mich hinein in Gottes Namen!“ „In drei Teufels Namen, sag ich Euch, Ihr kopfhängerischer Betbruder, schweigt bis man Euch zu reden befiehlt! Ich soll wohl nicht merken, daß Ihr Euerm Todfeind Guntram die Gelegenheit nicht gönnt, sich auszuzeichnen? Fahr du an, Guntram, und sieh, wie weit du kommst. Ich verspreche dir einen Bericht ans Bergamt, der dir den Untersteiger einbringen soll!“ Guntram zündete seine Blende an und stieg einige Sprossen hinab. Da hörte er es sausen, schäumen, wogen, brüllen. Das Herz sank ihm. Er stieg wieder aufwärts. „Ich bitt‘ Euch, Herr Obersteiger, laßt mich wieder herauf, es ist gar zu gräßlich!“ „Schämt Euch, feige Memme“, antwortete dieser, „marsch! Hinunter.“ „Ich bitte Euch, um Gottes Willen, Herr Ohm“, flehte der Jüngling, „die Angst bringt mich um; und die Wasser steigen immer höher!“ „Gottes Donnerwetter, so ersauft ins Teufels Namen, wenn Ihr nichts bessers wert seid!“ Damit stieß der erzürnte Mann den Jüngling hinunter, und warf die schwere Falltüre zu. Nun liefen Berichte von allen Seiten ein, daß eine unterirdische entsetzliche Wasserflut das ganze Werk ersäuft, die schadhafte Auszimmerung losgerissen, die Maschinen zerstört und so einen höchst beträchtlichen Schaden angerichtet habe. Mehr als 20 Bergleute, die eben auf der Schicht arbeiteten, waren verloren. Die traurige Kunde verbreitete sich schnell, die Witwen und Waisen der Verunglückten erfüllten die Luft mit ihrem Jammergeschrei und klagten des Steigers gewissenlose Vernachlässigung des Werkes als die Ursache ihres Unglücks an. Auch Franziska kam in tödlicher Angst um ihren Michael gelaufen. Fortsetzung folgt
HEIMATBOTE
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Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
11 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Eisendorfer Notizen und Erinnerungen von Pater Josef Schwarzmeier – Teil II
Ohne Heimatkenntnis keine Heimatliebe „Ohne Heimatkenntnis keine Heimatliebe“: Das was das dezidierte Motto des Priesters Josef Schwarzmeier, der
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ein Schönseer Firmtag blieb mir bis heute in Erinnerung, nicht nur wegen meines damaligen Firmgeschenkes – einer Spindeluhr – und wegen meines Firmungsessens im Gasthaus Zum Löwen, sondern auch wegen meiner „zweiten Firmung“ am selben Tage durch meinen Vater, als ich mit meinem neuen Firmungsanzug beim Heimweg in einem kleinen Wiesenweiher Molche fischen wollte und dabei ins Wasser fiel. Diese väterlichen Firmungshiebe waren wohl verdient. Der ganze bayerische Streifen von Furth im Wald über Schönsee bis Neustadt an der Waldnaab soll früher „Böhmisch Lehen“ gewesen sein, das erst nach dem Frieden von Preßburg im Jahre 1806 mit reichem Landgewinn an Bayern fiel. An all das dachte ich bei meiner letzten Rundschau vom Eisendorfer Steinock aus. Und weiter schweifte damals mein Blick zum nahen Platterberg und dem dahinter liegenden Dörflein Plöß. Der Name leitet sich von Blöße, Waldblöße ab, tschechisch heißt es Pleš. Auf der dortigen Waldblöße ließ nämlich Kaiser Joseph II. (1780–1790) eine Kirche bauen. Dieselbe aber war 1858 schon so baufällig, daß die Plößer ihren Gottesdienst in der alten Plößer Dorfkapelle abhalten mußten, an deren Stelle 1907 eine kleine Dorfkirche erbaut wurde. Die Plößer Kirche wurde nach einem Zeitungsbericht 1945 vom tschechischen Militär in die Luft gesprengt. Aus Plöß stammte mein ehemaliger Mitschüler, der Bäckersohn und spätere Weißensulzer Pfarrer Andreas Folger, der nach der Ausweisung 1956 als Hilfspriester in Neustadt an der Donau starb. Jedes Jahr am 24. Juni, am „Khonastoch“ beziehungsweise am darauffolgenden Sonntag, feierten die Plößer ihr Fest – den Gedenktag ihres alten Kirchenpatrons Johannes des Täufers – mit viel Freude. So freudig sie ihr Fest auch feierten, so sparsam lebten sie auch sonst. Zur Zeit Kaiser Josephs II. mußten die Plößer auf kaiserlichen Befehl sogar ihre Toten in Säcken beerdigen, wie im Eisendorfer Pfarrgedenkbuch zu lesen war. Von Plöß, am dicht bewaldeten Platterberg vorbei, führte eine Waldstraße nach Walddorf mit dem dortigen Kotz von Dobrzschen Jagdschloß und seinem Tiergartengehege und – ungefähr zwei Kilometer weiter – zu der vielbesuchten Waldkapelle Maria Abschied an der Straße von Eisendorf nach Weißensulz. In ihrem blendenden Weiß, mit dem Bild des heiligen Ritters Wenzel an der Stirnseite zog sie schon von weitem den Blick der Passanten auf sich. „Und ist die Kapelle auch still und klein, sie ladet die Pilger zum Beten ein“, heißt es in dem Ludwig-UhlandGedicht von der Kapelle. In ihrem Inneren barg sie hinter einer Gittertür ein altes Vesperbild: „Jesus Abschied von seiner Mutter Maria.“ Bis zu diesem kleinen Gotteshaus an der Waldstraße von Eisendorf nach Weißensulz begleiteten die Eisendorfer gewöhnlich ihre verreisenden Angehörigen. Vor der vergitterten Tür der Kapelle beteten sie dann
am 20. April 1890 in Eisendorf auf die Welt gekommen war und als Studienprofessor und Bischöflicher Notar am
gewöhnlich noch einmal miteinander und warfen ein Geldopfer durch das Gitter. Dann nahmen sie, wie Jesus von Maria, voneinander Abschied und gingen ihres Weges. Zu dieser Waldkapelle kamen am Feste Mariä Heimsuchung am 2. Juli oder bei ungünstiger Witterung an einem der darauffolgenden Sonntage jedes Jahr große Bittprozessionen aus Weißensulz und Eisendorf, um dort günstiges Erntewetter zu erbitten. In der anschließenden Ruhe-
9. Juni 1966 im niederbayerischen Tettenweis in der Diözese Passau starb. Er hinterließ seinen Landsleuten ei-
dazu auch ihre Pfeifen rauchten, bis der Prozessionsführer das Zeichen zur Rückkehr in die Pfarrkirche gab. Die Rückkehr in die Eisendorfer Pfarrkirche vollzog sich gewöhnlich mit dem Singen der Allerheiligenlitanei, wobei der Mesner immer intonierte und die Pilger die gleiche Weise nachsangen; etwa in der italienischen Form und Weise: /6 6¯6 6 4¯6 5/7 6¯5 3 5¯4/ „Heilige Maria, bitt‘ für uns“, und die ganze Prozession sang nach: „Heilige Maria,
nen Schatz an unwiederbringlichen Erinnerungen an seinen Geburtsort. Der Heimatbote veröffentlicht seine akri-
ne Gesundung von einer nach ärztlichem Gutachten angeblich unheilbaren Krankheit, der Fußbeule, zu beten. Dieses vertrauensvolle Muttergebet wurde auch erhört, so daß ich bis zum heutigen Tage – mittlerweile bin ich 72 Jahre alt – dank der Fürbitte Unserer lieben Frau und Gottesmutter Maria nicht mehr ernstlich erkrankte. Gleich meiner Mutter beteten in der Folgezeit bei dieser Waldkapelle noch viele Bekehrte und Leidbeschwerte aus Eisendorf und Um-
bischen, von der Liebe zur Heimat geprägten Aufzeichnungen in loser Folge.
genes Chodengericht. Im Jahre 1696 wurde Weißensulz auf Betreiben der Heiligenkreuzer Gräfin Metternich, geborene Zucker von Tamfeld, zur eigenen Pfarrei erhoben. An die Gräfin erinnerte bis 1946 noch die Steinerne Radbusabrücke mit ihren sechs Heiligenstatuen aus Sandstein, die bis zu unserer Heimatvertreibung noch zu sehen waren. Über Weißensulz und Neustadt am Klinger – schon 1331 urkundlich erwähnt – führte später die Taus–Tachauer Lo-
Die steinerne Brücke über die Radbusa in Weißensulz steht immer noch, was Chronist Josef Schwarzmeier 1962 angesichts der mutwilligen Zerstörungen in der Heimat nicht wissen konnte. Sie zieren die Figuren der heiligen Maria von der unbefleckten Empfängnis, des heiligen Wenzels, des heiligen Erasmus, des Erzengels Michael, des heiligen Johannes von Nepomuk und des heiligen Antonius von Padua. Das Baudenkmal wurde 1995 für den Autoverkehr gesperrt und darf seit 2013 nur noch von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden. Bild: Edwin Schubsky
Zwei Seiten den Original-Manuskriptes von Pater Josef Schwazmeier: Seite 1 mit seinem Motto „Ohne Heimatkenntnis keine Heimatliebe“ und Seite 8, auf der er die Waldkapelle Maria Abschied beschreibt. pause verkaufte die alte Karschten-Lena hinter der Kapelle die ersten Kirschen in kleinen Büschelchen zu zwei Kreuzer und Schleckerln an die Kinder und Frauensleute. Die an der Prozession teilnehmenden Männer aber verkrümelten sich in der Ruhepause dann gewöhnlich hinter das Gebüsch unterhalb der Kapelle. Dort schenkte der alte Andörfer Wirt von der nahen Karlbacher Glashütte sein Bier aus, um die Durstigen zu laben, die
bitt‘ für uns“. Diese Prozessionen und Wallfahrten waren damals die Ferienreisen und Ausflüge der armen Landbevölkerung und kosteten nicht viel Geld. Auf dem Heimweg zog man gewöhnlich die Schuhe aus und ging barfuß mit, zum Teil, um Buße zu tun, zum Teil aber auch aus Sparsamkeit, damit die benagelten Schuhe länger herhielten. Mich brachte meine Mutter schon als kleinen Buben zur Waldkapelle Mariä Abschied, um dort für mei-
gebung. Von dieser Waldkapelle führte die bezeichnete Straße weiter nach Weißensulz am Zusammenfluß des Pössigkauer Baches und der Radbusa. Dieser Ort bestand angeblich schon 1121 und hat seinen Namen von dem Weißsalzbrunnen gegenüber Schüttboden-Hermann. Die Gründung des Ortes fällt also zeitlich gesehen zusammen mit der Erbauung der Burg Pfraumberg. Seit 1482 hatte Weißensulz ein ei-
kalbahn. Die Eisendorfer hätten gerne einen Bahnanschluß von Weißensulz über den Heinzenberg und die Eisendorfer Bruckwiesen zur nahen Bayerisch/ Oberpfälzer Bahn Eslarn–Neustadt–Weiden gehabt, konnten sich aber leider nicht durchsetzen, obwohl diese Eisenbahnstrecke schon zu meiner Eisendorfer Kindheitszeit einige Male vermessen und abgesteckt worden war. Wer die Schuld an diesem Mißerfolg hatte, darüber
gab es oft allerhand „Kulissengeflüster“. Auch Pfraumberg hoffte und bewarb sich vergebens um die Einbeziehung der Stadt in die neue Eisenbahnstrecke Taus– Weißensulz–Tachau. Abgesehen von seiner wirtschaftlichen Bedeutung konnte dieses traute Böhmerwaldstädtchen doch auch auf eine alte, historische Vergangenheit zurückblicken. Pfraumberg liegt genau auf der Hauptwasserscheide Europas an der Reichsstraße Prag–Nürnberg beziehungsweise am südöstlichen Fuße des Schloßberges. Der Sage nach soll die Burg Pfraumberg von einem sächsischen Grafen Altenburg zur Zeit Kaiser Heinrichs des Vogelstellers (919– 936) erbaut worden sein, dessen Tochter Helene er auf die Pfraumburg entführte. Nach der Aussöhnung des Grafen mit dem Kaiser blieb die Burg allerdings längere Zeit verlassen bis sie im Jahre 1269 zum Staatsgefängnis für Otto von Habsburgs Gegner Ottokar II. und den Fürsten Sobieslaw wurde. Zuletzt ging sie durch Verkauf in das Eigentum des Grafen Kolowrat über. Eine ähnliche Sage veröffentlichte auch die „Trostberger Altbayerische Heimatpost“ 1961 in den Artikeln „Die Leuchtenburg in der Oberpfalz“ sowie „Die Gnadenkirche in Altenburg nächst der Stadt Pfreimd“. Sonst ist aus der Pfraumberger Ortsgeschichte nur sehr wenig bekannt, da bei einem großen Brand der Stadt alle Chroniken vernichtet worden waren. Ausführlich ist dieses Gebiet allerdings in Josef Köferls „Bezirkskunde von Tachau“ und in Franz Alexander Hebers „Böhmische Burgen“ behandelt. Zwei Werke davon sind im Besitz des Oberlehrers Bauer. Unweit von Pfraumberg, etwa eine Wegstunde entfernt, liegt die kleine denkwürdige Pfarrei Sankt Katharina. Dort suchte und fand Albrecht Wallensteins künftiger Schwiegersohn, der österreichische Obrist Graf Max Piccolomini, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618– 1648) in seinem Widerstreit der Gefühle zwischen seiner Ehre als kaiserlicher Offizier und seiner Liebe zu Wallensteins Tochter im Kampf mit den Schweden – Schwedenschanze zwischen Eisendorf und Sankt Katharina – den Reitertod. Er wurde in der Kirche von Sankt Katharina begraben. Dieses Ereignis thematisiert auch Friedrich Schillers „Wallenstein“. Von Sankt Katharina führt eine schattige Straße durch den Wald zum Jagdschloß des Grafen Kolowrat in Dianaberg und seinem beachtenswerten Tiergarten und weiter über die Brücke des Tieflohbaches zum Berghäusl, anschließend durch die Schleißloh nach Eisendorf. Am Jagdschloß in Dianaberg ist auf dem Dachfirst ein hölzerner Dammhirsch angebracht. Wenn dieser Hirsch, der den Namen Hansl trägt, gefragt wird, was er macht, dann sagt er: „Nichts!“ Dies wurde den Kindern erzählt, die den Hirschen zum ersten Mal sahen. Die Kinder stellten dann wirklich die Frage und bekamen selbstverständlich „keine Antwort“, da der Dianaberger Hirsch nur eine Plastik ist. Fortsetzung folgt
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Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Petlarnbrand – Teil II und Schluß
Die Geschichte einer Wüstung Gernot Schnabl, Stadtbetreuer von Tachau, berichtet über Petlarnbrand, tschechisch Žebrácký Žďár, wo er das Kriegsende verbrachte. Petlarnbrand gehört zur Gemeinde Petlarn und ist eines der verschwundenen Dörfer im ehemaligen Kreis Tachau. Die Bewohner, deren Vorfahren hier mehr als 600 Jahre lang seßhaft waren, wurden wie die anderen 2,7 Millionen im Sudetenland lebenden Deutschen nach 1945 von den Tschechen vertrieben. Diese machten ihr Heimatdorf dem Erdboden gleich.
I
n den Einfallstraßen in die Stadt wurden in aller Eile sogenannte Panzersperren gebaut. Diese sollten die feindlichen Fahrzeuge am Einfahren in die Stadt hindern. Wir Buben gingen in die nahe dem Bahnhof und nicht weit von unserer Wohnung gelegene Wittingreither Straße, um eine solches Hindernis anzuschauen. In der Fahrbahn klaffte ein tiefes Loch. Auf der zur Stadt gelegenen Seite steckten in ganzer Breite dicke Holzbohlen, die etwa zwei Meter über den Straßenrand hinausragten. Man sprach davon, daß so ein Hindernis zwar Panzersperre heiße, aber in Wirklichkeit gar kein Hindernis darstelle. Ein Panzer würde einfach in das Loch hinein- und die nächsten dann drüberfahren. Diese Situation konnten wir uns sehr gut vorstellen. Ein großer Teil unserer Verwandtschaft – meine Mutter hatte zehn Geschwister – hatte im Gegensatz zu den meisten anderen Bewohnern der Stadt das Glück, die Ankunft des Feindes in Tachau nicht erwarten zu müssen. Ein Verwandter, der Bruder meiner Tante Herta Rosnitschek, riet uns zu flüchten. Die in der Stadt verbliebenen Männer, berichtete er, hätten den Befehl, die Stadt zu verteidigen. Das heiße auf den Feind zu schießen, der sich sicher wehren würde. Das heiße, schwere Kämpfe seien zu erwarten. Es waren die Frauen und Mütter mit ihren Kindern, die von dieser Aufforderung zur Flucht betroffen waren. Die Väter waren alle im Krieg, wie man sagte. In dieser panikbesetzten Atmosphäre bestand für uns die Möglichkeit den Gefahren zu
entkommen, indem wir rechtzeitig in das 14 Kilometer entfernte Petlarnbrand flohen. In diesem Dorf hatte ein Onkel meiner Mutter, Johann Gabler, einen Bauernhof (Haus Nr. 12, Hausname Zementerer). Dort sei man sicher, hieß es. Man sei überzeugt, daß in dem kleinen Dorf im Gegensatz zur Stadt mit keinen schweren Kämpfen, keinem Beschuß mit Granaten oder mit einem Abwurf von Bomben zu rechnen sei. Der Onkel bot sich an, uns mit seinem Fuhrwerk abzuholen. Er kam mit einem Pferdegespann. Nur mit dem Notwendigsten in wenig Gepäck stiegen wir drei Geschwister mit unserer Mutter hinauf in den Wagen zu den anderen. Das Fuhrwerk war voll besetzt, als die Fahrt losging. An die zehn Kinder müssen es gewesen sein, die am Boden saßen, während sich die Erwachsenen
meter mit einer Kutsche fuhren. Wie es dann weiterging, weiß sie nicht mehr. Auf jeden Fall waren sie zwei Tage unterwegs und mußten im Gegensatz zu uns immer wieder vor den Tieffliegern Schutz im Straßengraben suchen. Sie wurden dann bei Bekannten des Onkels untergebracht, weil auf dessen Hof kein Platz mehr war. Die Großmutter hielt es aber dort nicht aus. Angeblich wollte sie nicht, daß sich fremde Soldaten in ihrem Haus niederließen. So machte sie sich alleine auf den Weg zurück nach Tachau. Cousine Gerda Rosnitschek berichtete von einer besonderen Aktion. Auch sie war mit ihrer Mutter in der Stadt geblieben. Onkel Demmel, der Mann von Anna Rosnitschek, lag während der Flucht seiner Frau und seiner Tochter nach Petlarnbrand mit einer
re Übernachtung vorbereitet. So eine einfache Liegemöglichkeit nannte man Strabuz. Auf diesem schliefen wir dann nachts in Reih und Glied. Wir Kinder genossen die Tage auf dem Bauernhof. Wir fühlten uns frei und weit entfernt vom gefürchteten Feind. Wir spielten Versteckerlerz auf dem Heuboden und fanden dort warme Hühnereier, welche die Hennen „verlegt“ hatten. Wir schauten der Bäuerin zu, wie sie bis zu den Ellenbogen im Brotteig steckend diesen knetete, die Laibe formte und den neben dem Haus
nach unserer Rückkehr wurden vorübergehend zwei amerikanische Soldaten mit ihrer ganzen Ausrüstung im Schlafzimmer meiner Eltern einquartiert. Mutter war entsetzt, weil sie auf der Glasplatte des neuen Spiegeltisches auf einem Spirituskocher ihr Essen zubereiteten. Zu uns Kindern verhielten sich die beiden Männer sehr freundlich. Wir genossen es, wenn sie für uns Kekse mit Butter und Marmelade bestrichen. Petlarnbrand gibt es heute nicht mehr. Es ist eines der nach dem Zweiten Weltkrieg im oder nahe des Todesstreifens der damaligen tschechisch-deutschen Grenze gelegenen verschwundenen Dörfer, dessen Gebäude wie die der zahlreichen anderen Orte von den Tschechen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Bei genauem Suchen, wird berichtet, könne man heute noch an der etwas anderen Vegetation Stellen vermuten, wo früher Häuser gestanden hätten. Nur ein heute noch an Ort und Stelle stehendes Denkmal erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen und vermißten Petlarnbrandner Männer. Mein Cousin Helmut Rosnitschek und meine Cousine Berta Rosnitschek erinnern sich Im Uhrzeigersinn von links oben bis links unten: das Haus Seckl (Sattler) Nr. 19, Gasthaus Gabler Nr. 20 und zwei noch an eiFrauen im Hof des Gasthaus Gabler, Postkarte aus Petlarnbrand, das Gefallendenkmal vor 1945 und 2004. ne Quelle in der Wiese neauf die Längs- Kriegsverletzung im Marienba- stehenden Backofen anheizte. ben dem Bauernhof, aus der man balken der der Krankenhaus. Als er entlas- Das Brot – sogar mit selbst ge- das Trinkwasser holte. Es war eiSeitenwände sen wurde und nach Tachau kam, machter Butter dick bestrichen ne Art Wasserloch, das zum Teil setzten. Be- fand er seine Familie nicht vor. – schmeckte wunderbar. Wir lit- mit einem großen Stein abgevor es losging, Was tun? Er konnte ja wegen ten keine Not. Wenn es abends deckt war. Auf dem Grund lebte wurden wir seiner Verletzung keinen Schritt finster war, schauten wir in Rich- eine große Forelle. Sie hielt annoch vor den gehen. Die Cousinen Berta und tung Tachau. Am Horizont konn- geblich das Wasser sauber, inTieffliegern gewarnt. Diese sei- Gerda Rosnitscheck setzten ihn ten wird dann immer wieder ein dem sie hineinfallende Würmer en äußerst gefährlich und wür- kurzerhand auf ein kleines Lei- kurzes rötliches Aufleuchten se- und Käfer fraß. Helmut und Berta den auf alles, was sich bewege, terwagerl und zogen und brem- hen und danach fernes Donner- suchten im Jahr 2001 das Gelänmit Maschinengewehren schie- sten dieses auf dem doch recht grollen hören. Angeblich kam de nach dieser Wasserstelle ab, ßen. Wenn solche auftauchten, weiten Weg bis zum Südbahnhof. es von Bomben und Granaten. fanden diese aber leider nicht sollten wir schnell vom Wagen Besonders schwer zu bewältigen Da stieg die Angst dann wieder mehr. Unser wohltätiger Onkel aus hinunterspringen und uns in den war dabei der steile Biegelsgra- hoch. Straßengraben werfen. Während ben, denn das Wagerl hatte ja Wie lange wir auf dem Hof wa- Pelarnbrand wurde übrigens der langen Fahrt tauchte aber keine Bremse. Erschöpft erreich- ren, bevor wir zurück nach Tach- nach Bad Wörishofen ausgesiezum Glück keiner auf. ten siw ihr Ziel. Am Südbahnhof au gebracht wurden und wieder delt. Dort besuchten wir ihn späAuf dem Fuhrwerk hatten machte das Milchauto, das auch in unsere Wohnung konnten, ter auch. Zu seinem 94. Geburtsnicht alle der großen Verwandt- über Petlarnbrand fuhr, regelmä- daran kann ich mich nicht erin- tag soll er sich einen Flug über schaft Platz gefunden. Cousi- ßig Station. Mit diesem gelang- nern. Auf jeden Fall waren außer die Alpen gewünscht haben, der ne Ulrike Pothorn mit ihrer Mut- te der Onkel dann zu seiner Fa- den durch den Bombenangriff ihm auch erfüllt wurde. Tragiter und der 70jährigen Großmut- milie. vom 14. Februar 1945 angerich- scherweise kamen sein Sohn und ter weiß noch zu berichten, daß Heute noch kann ich mich er- teten Schäden keine weiteren seine Schwiegertochter beim Absie sich alleine auf den Weg nach innern, daß der Flur des Bau- zu sehen. Die Stadt war von den sturz des Überschallflugzeuges Petlarnbrand machten. Sie erin- ernhofs dick mit Stroh ausge- Amerikanern weitgehend kampf- Concord am 25. Juli 2000 in Paris nert sich, daß sie die ersten Kilo- legt war. Damit hatte man unse- los eingenommen worden. Kurz ums Leben.
� Bruck am Hammer
Barocke Lieblingsstücke Lieblingsstücke der zehn Jahre seines Musizierens präsentiert das Chiemgauer BarockmusikEnsemble Alcinelle auf Nachbauten historischer Instrumente am morgigen Samstag in Bruck am Hammer (Þ Termine).
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elicitas Schroeter (Traversflöte), Waltraud Schlagberger (Gambe) und Ursula Stöckl (Spinett) hatten sich 2014 zusammengetan, um immer tiefer in die historische Aufführungspraxis einzudringen. Entstanden sind Programme, die im In- und Ausland aufgeführt wurden – eine Schatztruhe für Lieblingsstücke, die sich nun zum Jubiläum versammeln. Werke von Komponisten wie Georg Friedrich Händel, Samuel Capricornus, Joseph Bodin oder Carolus Haquart nehmen mit auf die Reise durch 100 Jahre Barockmusik. Zu hören sind Sonaten mit ihren Tanzsätzen, Rondeaus und Chacconnen.
TERMINE n Bis Donnerstag, 31. Oktober, Tachau-Heiligen: Ausstellung „900 Jahre Klöster Zwiefalten und Kladruby/Kladrau 1115 bis 2015“ in der Reithalle. Mittwoch bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr. n Freitag, 13. September, 18.00 Uhr, Geschichtspark Bärnau-Tachov: Bayerisch-tschechischer Stammtisch im Restaurant Brot & Zeit, Naaber Straße 5b, Bärnau; 20.00 Uhr Cocktailabend mit Musik.
Die Jakobuskirche.
n Samstag, 14. September, 18.00 Uhr, Bruck am Hammer: Barockkonzert des Ensembles Alcinelle in der Sankt-JakobusKirche. n Freitag, 18. Oktober, 18.00 Uhr, Hals: Bayerisch-tschechischer Stammtisch im Restaurant U Soudku, Svobodka 60, Halže. n Sonntag, 20. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Weihbischof em. Ulrich Boom aus Würzburg, anschließend Kirch kaffee in der Sakristei.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Nachruf des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V.
� Egerländer Termine
In Erinnerung an Georg Jobst Der Nachruf des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. für Vetter Georg „Schorsch“ Jobst zur Trauerfeier am 9. August 2024 wurde zusammengefaßt von Gmoivüarstäiha Harald Dotzauer:
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eorg Jobst verstarb am 19. Juli in seinem Haus in Ditzingen. Im Namen des Bundes der Egerländer Gmoin, des Landesverbandes der Egerländer in Baden-Württemberg, sowie der Egerländer Gmoi Ditzingen–Gerlingen–Höfingen, möchte ich zum Tod unseres Mitglieds und Ehrenvüarstäihas Schorsch Jobst allen unser herzliches Beileid ausdrücken. Jobst wurde am 8. Mai 1933 in Neuengrün, Kreis Asch, im Egerland geboren. Zusammen mit ihm kam sein Zwillingsbruder Walter, der bereits 2019 verstorben ist, auf die Welt. Die beiden ebenfalls bereits verstorbenen älteren Schwestern Rose und Ingeborg kamen 1931 und 1932 zur Welt. Durch die Vertreibung kam Jobst im August 1946 mit seiner Familie zunächst nach Eichhofen, Kreis Regensburg, und 1954 nach Ditzingen. 1957 war bereits das Eigenheim zusammen mit Vater Josef und Bruder Walter in der Haldenrainstraße, am „Flüchtlingsbuckel“, fertiggestellt.
Im Jahr 1964 lernte Jobst bei einem Maibaumfest der Egerländer Gmoi in Gerlingen seine Maria kennen und heiratete sie 1965. Maria ist ihm vor zwei Jahren vorausgegangen. Seit seinem Dasein in Ditzingen 1954 war Jobst Mitglied der Egerländer Gmoi. Er war Mitglied der seinerzeit etablierten Egerland-Jugend und dort von 1958 bis 1973 Gruppenleiter. Als EJ-Gruppenleiter war Jobst Mitglied des Gmoirouts der Egerländer Gmoi Ditzingen–Gerlingen–Höfingen und Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL). Georg war 1960 Gründungsmitglied der Egerländer Sing- und Spielschar Stuttgart. Von 1971 bis 1973 war Jobst Vüarstäiha-Stellvertreter bei der Egerländer Gmoi Ditzingen– Gerlingen–Höfingen. Von 1973 bis 2013, somit 40 Jahre lang, war er Vüarstäiha dieser Gmoi. Seitdem war Jobst wieder als Vüarstäiha-Stellvertreter und mit zahlreichen anderen Aufgaben betraut, seiner Egerländer Gmoi weiterhin treu verbunden. Zusätzlich engagierte sich Jobst stets im Bundes- und Landesverband der Eghalanda Gmoin e.V. und seiner Heimatgruppe Haslau und Umgebung mit Sitz in Dettelbach/Bayern, bei der er ebenfalls im Vorstand wirkte. Mit Vetter Jobst ist ein wesentliches Stück Gmoileben
Portrait Georg Jobst. verbunden. Für die Erhaltung und Pflege der Egerländer Stammesart, die sorgsame Bewahrung kultureller Werte und das Recht auf die angestammte Heimat setzte er sich stets ein. So organisierte er auch eine Informationsreise der Gmoi 1991 in die Heimat nach Karlsbad, Marienbad, Chodau, Tepl, Franzensbad und Eger. Mit dabei Ditzingens Alt-Oberbürgermeister Alfred Fögen, Stadtarchivar Dr. Hoffmann, der Vorsitzende des Kultur- und Kunstkreises Dieter Schnabel, sowie der damalige Bundesvüarstäiha Seff Heil. Im Mittelpunkt standen der Informationsaustausch, das Kennlernen von Land und Leuten, und die Kontaktaufnahme mit heimatverbliebenen Deutschen und
Tschechen. Diese Reise kann man als Grundsteinlegung sehen für die Egerländer Heimatstube, eingeweiht am 9. Oktober 1993 und seitdem Bestandteil des Museums der Stadt Ditzingen. In seine Amtszeit als Vüarstäiha fielen zahlreiche Jubiläumsfeiern, zuletzt das 60jährige Bestehen der Egerländer Gmoi Ditzingen–Gerlingen–Höfingen. Auch für die in den 70er, 80er und 90er Jahren legendären Egerländer Faschingsbälle in Ditzingen zeichnete er verantwortlich und gerne war er auch Gastgeber für die Bundestreffen der Egerland-Jugend, die bislang dreimal, 1981 in Höfingen, 1995 und 2010 in Ditzingen, von seiner Gmoi betreut wurden. Erinnern möchte ich aber auch an die musikalischen Darbietungen zusammen mit seinem Bruder Walter – die „schönsten Zwillinge aus dem Egerland“, wie sie sich schmunzelnd gerne selbst bezeichneten. Ob „Brouda Liederle“ oder das gerne gehörte Lied von der „olten Wawa“ – ihre Gesangseinlagen durften bei keiner Veranstaltung fehlen. Leidenschaftlicher Tänzer war Jobst sowieso, er bezeichnete sich selbst gerne als „flotten Hirsch“. Liste mit einigen Ehrungen: –1970 Ehrennadel des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V.; –1973 Ehrenzeichen des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V.;
–1989 Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg; –1989 Treuenadel des Bundes der Vertriebenen; –1989 Treuenadel der Heimatgruppe Haslau und Umgebung; –2004 Treuenadel für 50jährige Mitgliedschaft der Gmoi Ditzingen–Gerlingen–Höfingen; –2008 Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart e.V.; –2013 Bürgerplakette „aktiv in Ditzingen“ der Stadt Ditzingen; –2013 Ernennung zum Ehrenmitglied im Landesverband Ba-Wü der Eghalanda Gmoin; –2013 Ernennung zum Ehrenvüarstäiha der Gmoi Ditzingen–Gerlingen–Höfingen; –2018 Kulturpreis der Stadt Ditzingen für sein kulturelles Engagement. In der Gemeinschaft der Egerländer bewegten einige Menschen Großartiges – Jobst gehörte zweifelsfrei dazu. Wir möchten ihm deshalb hier nochmals „Danke“ sagen. Mit ihm geht wieder ein Teil gelebte Heimat, die er fest im Herzen trug. Doch was Papst Johannes der 23. seinerzeit schon sagte, gilt auch für uns Egerländer: „Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, aber nicht zu den Abwesenden.“ – „Da Herrgott låuß‘n sölligh rouha!“
� Bund der Eghalanda Gmoin e.V.
Einladung zur Bundeskulturtagung Die zweitägige Bundeskulturtagung des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. findet am 26. und 27. Oktober 2024 im Egerlandkulturhaus in Marktredwitz statt.
D
ie Bundeskulturtagung in Marktredwitz wird das
Schwerpunktthema auf „Egerländer/böhmische Blasmusik“ setzen. Neben interessanten Vorträgen, welche sich meist mit Blasmusik befassen werden, wird es erneut eine Exkursion ins Egerland geben. Dabei wird man eine Einrichtung besuchen, welche
mit Blasmusik zu tun hat. Auch wird wieder ein feierlicher Gottesdienst mit Monsignore Karl Wuchterl abgehalten. Sicherer Bestandteil der Bundeskulturtagung 2024 ist auch die Verleihung des Egerländer Kulturpreises „Johannes-vonTepl“ an die „Singenden Kul-
turwarte“ Christa Voigt und Jürgen Zuber aus Limburg. Weiter wird die Egerländer Blaskapelle Waldkraiburg zu manchen Vorträgen, zum Gottesdienst und zum Hutzaabend aufspielen und für eine sehr angenehme Atmosphäre sorgen. Die Tagung wird am Sams-
� Willi Rößler – Geschichtsexkurs: Egerer Gymnasium im Zweiten Weltkrieg – Teil I – Fortsetzung folgt
Letzte Jahre des Egerer Gymnasiums Willi Rößler berichtet über die letzten Jahre des Egerer Gymnasiums:
V
om Schulbetrieb des Egerer Gymnasiums wird hier beispielhaft für sämtliche weiterführenden Schulen im Sudetenland berichtet. Mit Beginn des Schuljahres 1939/1940 brach der Zweite Weltkrieg aus, und so verzögerte sich bereits der Beginn des Unterrichts durch den Einbau der Luftschutzräume im Schulgebäude. Er begann dann erst am 18. September. Von der Lehrerschaft war der jüngere Teil zur Wehrmacht einberufen. Das Alter unserer Lehrer lag zwischen 40 und 65 Jahren. Es waren reife „Professoren“, wie wir sie nannten. Uns gegenüber waren sie sehr objektiv, nicht nachtragend, manche waren sehr streng, andere nachsichtiger. Die meisten Schüler kamen gut mit der Kollegschaft
der Lehrer aus. Am 15. November begann man mit der Sammlung von Altmaterial. „Eisen, Lumpen, Knochen und Papier, ausgeschlagene Zähne sammeln wir“, sangen wir. Die Knochen wurden beim Schuldiener im Erdgeschoß ab-
gegeben, er hat sie gewogen und im Keller verstaut. Wenn die Knochen längere Zeit lagerten, zog ein übler Geruch durch die Flure. Die Weihnachtsferien waren im Vergleich zu heute kurz, sie begannen am 20. Dezember und
Reifevermerk des Egerer Gymnasiums 1942/1943.
Bild: Archiv Willi Rößler
endeten am 2. Januar. Aber bereits 1940 gab es im Anschluß Kälteferien beziehungsweise Kohleferien bis zum 10. Januar. Dies sollte sich in den Kriegsjahren öfter wiederholen. In der Zeit vom 26. bis zum 28. März 1940 fand die mündliche Reifeprüfung statt, an der 24 Schüler und zwei Schülerinnen teilnahmen. Das Schuljahr 1940/1941 begann mit 255 Schülern in zwölf Klassen, wobei die Klassen vier, sieben und acht doppelzügig geführt wurden. Fast unerklärlich ist diese Tatsache, daß in den Klassen eins bsi drei die Schülerzahl niedriger war als in den oberen Klassen. Meine Klasse drei zählte nur 25 Schüler. Nur 13 Schüler legten im Schuljahr 1940/1941 die Reifeprüfung ab. Dies war die letzte ordentliche Reifprüfung am Gymnasium Eger, wobei die schriftliche Prüfung Mitte Februar, die mündliche Prüfung Ende März statt-
tag um 9 Uhr vormittags beginnen, und sie wird vermutlich am Sonntag nach dem gemeinsamen Mittagessen enden. Bitte melden Sie sich bei Interesse per eMail gerne beim Bundesvüarstäiha Volker Jobst an. Einfach eine eMail an Mailadresse: jobst@egerlaender.de fand. Im Schuljahr 1941/1942 besuchten etwa 202 Schüler den Unterricht in acht Klassen. Die Sonderklasse wurde aufgelöst. 14 Schüler mit guten Noten wurden in Klasse vier überführt, und die schwächeren Schüler wurden in Klasse drei integriert. Die Schülerzahl unserer Klasse erhöhte sich auf 36 Schüler. Ab dem Schuljahr 1941/1942 gab es drei Zeugnisse im Schuljahr: zu Weihnachten, zu Ostern und zum Schuljahresende. Durch Einsätze bei Erntearbeiten, durch Kohleferien und durch die vielen Appelle und Anhören von Rundfunksendungen fiel einiges an Unterricht aus. Kürzung beziehungsweise oberflächliche Behandlung des Schulstoffes war die Folge. Ein geregelter Unterricht erfolgte in den Kriegsjahren nicht mehr. Am 9./10. März 1942 wurde eine Sonderreifeprüfung abgehalten für alle Schüler der Klasse acht, die ab Mitte März zum RAD einberufen wurden. Die Schüler, die bereits am 7. Oktober 1941 aus Klasse acht eingezogen wurden, erhielten einen Reifevermerk. Fortsetzung folgt
Kalender Eine Übersicht der nächsten Termine des Egerländer Kalenders. Alle sind herzlich eingeladen:
Jahr 2024: n Sonntag, 15. September: Kirchweihtanz in der Willy-Brandt-Halle in Mühlheim/ Main. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach. n Sonntag, 22. September: Oktoberfestauszug, München. n Samstag, 12. Oktober: Hutzenachmittag: 15.00 Uhr, Emil-Renk Heim, Gersprenzweg 24, 63071 Offenbach. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach. n Samstag, 19. Oktober, bis Sonntag, 20. Oktober: Begegnung des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender e.V. (AEK), im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n Samstag, 26. Oktober, bis Sonntag, 27. Oktober: Bundeskulturtagung des Bundes der Egerländer Gmoin (BdEG), im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n Sonntag, 3. November: Landesarbeitstagung Hessen. Veranstalter: BdEG Landesverband Hessen. Ort: TurnhallenRestaurant Rustico, Wilhelmstraße 46, 35452 Heuchelheim. n Samstag, 16. November: Hutzenachmittag. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach. Treffpunkt: 15.00 Uhr, Emil-Renk Heim, Gersprenzweg 24, 63071 Offenbach. n Freitag, 22. November, bis Sonntag, 24. November: Herbstlehrgang der Bundesjugendführung. n Samstag, 7. Dezember: Weihnachstfeier. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach. Ort: Emil-Renk Heim, Gersprenzweg 24, 63071 Offenbach, um 15.00 Uhr. n Sonntag, 8. Dezember: Weihnachtsfeier. Veranstalter: Egerländer Gmoi Dillenburg e.V. Ort: Dorfgemeinschaftshaus Dillenburg–Eibach, 14.30 Uhr.
Vorschau Jahr 2025: n Samstag, den 11. Januar: Trachten- und Dirndlball mit den „Egerländer6“. Veranstalter: Egerländer Gmoi Herborn. n Samstag, den 25. Januar, bis Sonntag, den 26. Januar: Bundesvorstandssitzung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n Sonntag, den 9. Februar: Jahreshauptversammlung. Dorfgemeinschaftshaus Dillenburg–Eibach, 14.30 Uhr. Veranstalter: Egerländer Gmoi Dillenburg. n Sonntag, den 23. März: Landesfrühjahrstagung Hessen. Ort noch offen. Veranstalter: BdEG Landesverband Hessen.
Weitere Termine für die Jahre 2024 und 2025 finden Sie auf der Website: www.egerlaender.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Prösauer Treffen – Vorabend des Gebetstages in Maria Kulm
Feierlichkeit mit Umtrunk in Prösau Das Treffen der Prösau Oberreichenauer Steinbacher fand am Vorabend des Gebetstages in Maria-Kulm, am Samstag,
den 17. August, statt. Gerhard Hampl berichtet:
N
ur wenige schafften es, sich am Vortag des Gedenktages
zu Maria Kulm in Prösau zu treffen. Mit dabei waren Willi Harbauer mit Ehefrau, Bruno Püchner, Karl Hampl, Tonl Haselbauer mit Schwester Erna, Jozef
Treffen in Prösau beim Kriegerdenkmal.
Haranza und meine Wenigkeit. Nach dem kurzen Totengedenken aller in beiden Weltkriegen Gefallener trafen wir uns im alten Prösauer Wirtshäusl neben
dem Denkmal zum gemütlichen Umtrunk. Im Wirtshaus gedachten wir all jener, welche in vergangenen Zeiten dort gesessen haben
könnten und längst nicht mehr unter uns weilten. Hier freuten wir uns besonders über den Besuch von Werner Kraus vom Egerländer Hof in Karlsbad.
Das Prösauer Wirtshäusl befindet sich in der Nähe des Kriegerdenkmals.
� Gratulationen des Heimatverbandes im September
Geburtstagsglückwünsche an alle Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Monat September alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Der Heimatverband gratuliert herzlich allen Falkenauer Jubilaren zu ihrem Ehrentag. Die besten Wünsche zum: n 101. Geburtstag: 10. September. n 98. Geburtstag: n 97. Geburtstag: n 95. Geburtstag: n 92. Geburtstag:
Novotny, Agnes, geb. Kastl, (Buckwa, Hoyer, Gustl, (Liebenau), 15. September. Pilz, Anton, (Lanz), 30. September. Kraus, Karl, (Pichlberg-Rad), 26. September. Kern, Erich, (Schönlind), 14. September.
n 92. Geburtstag: 14. September. n 92. Geburtstag: n 91. Geburtstag: reuth), 10. September. n 91. Geburtstag: n 90. Geburtstag: n 90. Geburtstag: n 89. Geburtstag: 8. September. n 89. Geburtstag:
Prüher,
Anna,
geb.
Lössl,
(Falkenau),
Reich, Albert, (Falkenau), 22. September. Kraus, Marie, geb. Wagner, (OberschossenSattler, Josef, (Zieditz), 30. September. Pichl, Alfred, (Zwodau), 13. September. Kutschka, Kurt, (Falkenau), 26. September. Füssl, Renate, geb. Riedl, (Unterreichenau), Küthe, Hildegard, geb. Kanhäuser, (Zwo-
In Absprache mit unserer Pa- � Einladung zum Treffen – Falkenau und Patenstadt Schwandorf tenstadt Schwandorf (Bayern) veranstalten wir in diesem Herbst, am Sonntag, den 15. September, noch ein weiteres Treffen der Falkenauer. Alle Falkenauer und auch weitere Interessierte sind ganz herz–Veranstaltungsort/-datum: im Konrad-Max-Kunz-Saal der lich eingeladen! Jeder Gast ist willkommen und sehr gerne gese- Oberpfalzhalle in Schwandorf, am Sonntag, den 15. September 2024, hen! Beginn ab 10 Uhr;
Falkenauer Treffen
dau), 9. September. n 88. Geburtstag: 12. September. n 88. Geburtstag: tember. n 83. Geburtstag: 21. September. n 82. Geburtstag: tember. n 79. Geburtstag: 23. September.
Michl, Günther, (wohnhaft in Zwodau), Lodes, Josef, (wohnhaft in Birndorf), 29. SepBergmann, Angelika, geb. Stiefl, (Falkenau), Dr. Sappert, Siegbert, (Katzengrün), 4. SepSimon, Hildegard, geb. Wesp, (Werth),
–Hinweis: Der Heimatverband der Falkenauer hat sich mit dem letzten Treffen offiziell als eingetragener Verein aufgelöst. Daher findet dieses Treffen diesmal in vereinfachter Form statt, das heißt ohne Musik und ohne begleitendes Programm. Ab 10.00 Uhr vormittags wird der Konrad-Max-Kunz-Saal für die Gäste geöffnet sein. Der Eintritt ist für alle frei; doch der Wastl bittet gerne um eine kleine Spende. Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Kommen! Ihr Gerhard Hampl und Otto Ulsperger
� Egon Brückner: Kriegserinnerungen
Als Soldat unterwegs: Mein Weg nach Rußland Hier kommt Teil IV der fortlaufenden Reihe von Egon Brückner: seine Kriegserinnerungen an den Weg zur Front, von Weiden bis nach Rußland:
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rnst hätte mich glatt ausgelacht. Er war in der Stadt aufgewachsen, hatte schon von der Familie her keine große Beziehung zum Glauben/zur Religion, glaubte an ein Pilsner Bier mehr als an einen „Herrgott“. Aber ein Kamerad war er, wie man ihn nur selten findet. Um das zu erklären, will ich einmal etwas vorgreifen. Als wir nach drei Wochen in die stark dezimierten Gruppen im Schützengraben eingeteilt wurden, ging ein Feldwebel nach dem „ABC“
vor, und so kamen wir auseinander. Wir sahen uns dann nur noch selten, liefen aber zueinander, wann immer sich die Gelegenheit bot. Als ich dann schwer verwundet wurde und kaum noch Blut in den Adern hatte, dafür hohes Fieber und Schüttelfrost, trug man mich in einer Zeltplane im Schützengraben zum Verbandsbunker. Die Russen schossen mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, und es war ein mühseliges Tragen für die beiden – ich weiß nicht einmal, wer sie waren. Aber wenn man mich mit dem Kopf etwas höher trug, war im selben Moment kein Blut mehr im Kopf, und ich wurde ohnmächtig. Und genau dies trat ein, als man mich
Egon Brückner. bei Ernst vorbeitrug.Als er mcih sah, schrie er die Träger an: „Ist er tot? Ist er tot?“ Er rüttelte an mir, und dabei wurde ich wach. Als ich die Augen aufschlug,
Bild: Angelika Bergmann sagte er: „Kerl, wie siehst du denn aus, von oben bis unten voller Blut. Wo überall hat es dich denn erwischt?“ Aber ich war so fertig, daß ich überhaupt nichts
sagte außer: „Durst, Durst.“ Er gab mir seine Feldflasche, aber die war leer. Da machte er samt der Feldflasche einen Satz nach draußen und lief in Richtung russische Front. Vor uns im Niemandsland war ein Brunnen. Es waren nur 50 Meter bis dorthin, und wenn nachts nicht der Mond schien, holten wir von dort Wasser. Bei Mondschein schossen sie uns ab wie die Hasen. Aber jetzt, wo es noch hell war, lief Ernst bei vollem Beschuß in Richtung Brunnen. Ein alter Kampferfahrener sagte: „Seht euch so einen Schwachsinn an, da setzt der Kerl sein Leben aufs Spiel wegen einer Feldflasche voll Wassser. Und dem da“, sagte er, indem er auf mich
zeigte, „hilft es auch nicht mehr, der kommt sowieso nicht durch.“ Diese Worte gingen an mir vorbei, mir war sowieso egal, was er sagte. Ich glaube sogar, daß ich seine Meinung teilte. Draußen hörte man die russischen MG‘s. Sie schossen viel langsamer als die deutschen. Der Grabenaushub war als Schutzwall zum Feind hin aufgeworfen, und von daher flog plötzlich etwas in den Graben. Es war Ernst, der im Hechtsprung angesegelt kam, völlig außer Atem, aber mit Wasser in der Feldflasche. „Hier, trink“, sagte er und hielt mir die Feldflasche hin. Doch er sah, daß mir schon das Greifen der Feldflasche große Mühe machte. Fortsetzung folgt
Graslitzer Heimatzeitung
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13. 9. 2024
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Heimatkreis Graslitz – Patenstadt: Aschaffenburg Ansprechpartnerin Heimatzeitung, Graslitzer Stube und Öffentlichkeitsarbeit: Christine Uschek, Hörsteiner Straße 24, 63791 Karlstein, Telefon (0 61 88) 52 61, eMail Uschek@t-online.de Ansprechpartnerin Heimatkreis: Gisela Forster, Niederscheyerer Straße 109, 85276 Pfaffenhofen a. d. Ilm, Telefon (0 84 41)7 25 10, eMail GiselaForster@t-online.de Facebook: Graslitz – die klingende Stadt – Public Group/Facebook. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (01 74) 6 63 20 23, eMail: graslitz@sudeten.de.. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Kirchweihfest in Frankenhammer
Blick in eine gemeinsame Zukunft Das diesjährige Kirchweihfest in Frankenhammer/Liboc fand traditionsgemäß am ersten Sonntag im August, also am 4. August statt und erfreute sich verhältnismäßig großen Zuspruchs. Wenn auch die Anreise deutscher Besucher – sicher vornehmlich alters- und gesundheitsbedingt – ein wenig zu wünschen übrigließ, wurde diese Schwäche durch zahlreiche, aus dem Umland erschienene tschechische Gäste wettgemacht. Insgesamt konnte man etwa 50 Personen zählen, die am Gottesdienst und an der anschließenden Feier auf dem großzügig angelegten, mit großen Laubbäumen gesäumten Kirchenvorplatz teilnahmen.
densversicherungsverein sowie – schon damals – einer Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen. Gerne ließen
E
s ist für die früheren Bewohner der drei Ortsgemeinden Frankenhammer, Konstadt/ Mlýnská und Schwarzenbach/ Černá sowie deren Nachkommen eine große Freude zu sehen, wie sich einmal im Jahr der einstige Ortskern mit Menschen und Leben füllt, ganz so wie es früher alltäglich war. Das sonst wie im Dornröschenschlaf liegende Leibitschtal, das mit seiner einmaligen Stille und wildromantischen Landschaft besticht und sogar den Schwarzstorch beherbergt – ich begegnete einem Exemplar auf der Hinfahrt, als er zuerst am Straßenrand saß und dann über mein Auto hinweg flog –, wird für einen Tag wieder „bevölkert“. Stimmen, Musik und der Duft von Kaffee und Kuchen ziehen durch die Lüfte und lassen für einen Moment vergessen, wie ruhig und einsam die Kirche in dieser Zeit ganzjährig steht. Man kann nur noch erahnen, welch reges Treiben in der vor der Aussiedlung 471 Einwohner (ausschließlich deutscher Volkszugehörigkeit) zählenden Ortschaft herrschte, als die Menschen dort ihren Alltag als Landwirte, Handwerker (mehrere Geigen-, Zitherund Klarinettenhersteller) und Heimarbeiter zu bestreiten hatten. Der Kirchensprengel Frankenhammer umfaßte zuletzt 941 Seelen, die von Pfarrer Eduard Stark betreut wurden. Die 1928 elektrifizierte Gemeinde verfügte über ein reges Vereinsleben mit zwei Schützenvereinen, einem deutschen Turnverein, einem landwirtschaftlichen Verein, einem Brandscha-
nec auf den Inhalt der von Sabine Daul/Mosch vorgetragenen Lesung und das Tagesevangelium einging. Die musikalische Umrahmung hatten in diesem Jahr die Geschwister Karel, Tino, Lena und Maria Werner aus Bad Brambach und Marktneukirchen übernommen, wobei Karel Werner mit der Posaune und seine Schwester Le-
ben seines Posaunenspiels zum Besten. Die Geschwister, die neben ihren Ehepartnern auch Mutter Annerose mitgebracht hatten, boten eine Auswahl ihres
Auch der im Zeitraum des letzten Jahres verstorbenen früheren Bewohner der Ortschaften Frankenhammer, Konstadt und Schwarzenbach wurde im Rahmen des Gottesdienstes ausdrücklich gedacht: Josef Brandner (Buscha Bepp) aus Frankenhammer/Fuchsbau, Adelheid Lanzinger (Schmie Adeli) aus Schwarzenbach, Brunhilde Mersberger aus Frankenhammer, der jahrzehntelange eifrige Kirchweihbesucher Alfred Pleyer sowie Wolfgang Werner, beide aus Konstadt. Nach dem Gottesdienst spielten die Geschwister Werner auf der Empore der Kirche noch zwei
Choräle und entließen die Kirchenbesucher mit dem bekannten Kirchenlied „Lobet den Herren“ nach draußen auf den großen Kirchenvorplatz, wo sie sich nach einem Jahr endlich wieder zum geselligen Beisammensein begrüßen konnten. Tatsächlich waren etwa 15 deutsche Besucher aus Magdeburg, Erlangen, Bad Brambach, Markneukirchen und Pfaffenhofen an der Ilm angereist, die übrigen Teilnehmer stammten aus dem Umkreis von Kraslice. Eine junge Familie war aus der Nähe von Brünn gekommen, auch ihre Vorfahren stammen aus Konstadt. Die Wiedersehensfreude unter den teils schon betagten Teilnehmern war groß,
und es gab wieder viel über die Ereignisse und Erlebnisse, die sich während des vergangenen Jahres zugetragen hatten, zu erzählen. Sehr erfreulich ist, daß sich auch einige Angehörige der sogenannten Generation „N“, also der Kinder- und Enkelgeneration von Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern, zur Festivität eingefunden hatten. Auch für sie ist die Fahrt nach Frankenhammer am ersten August-Wochenende jeden Jahres zum festen Bestandteil ihrer Terminplanung geworden. Sie wollen auch künftig an dieser langjährigen Tradition festhalten. Am Ende der viel zu schnell vergangenen Stunden auf dem Kirchenvorplatz, wo sich die Besucher bei Kaffee und – teils selbst mitgebrachtem Kuchen – stärken konnten, löste sich die Gesellschaft langsam wieder auf. Die aus Deutschland angereisten Gäste nutzten die seltene Anwesenheit in Frankenhammer zu einem Friedhofsbesuch und zur Grabpflege. Der Zustand der meisten Gräber hat sich in den letzten Jahren wohl infolge altersbedingter Materialermüdung und gelegentlich stattfindender Erdbeben leider sehr verschlechtert, und es existieren nur noch wenige intakte Grabstellen. Insoweit darf es als besonders erfreulich angesehen werden, daß sich zwei neu in den Orten Frankenhammer und Schwarzenbach („Winkl“) angesiedelte, junge tschechische Freunde sehr für die frühere Besiedlung der Orte interessieren. Auch wenn die Unterhaltung in englischer Sprache erfolgte, so sind der Austausch und die Wissenstradition sehr wertvoll. Jiří Flamm und Pavel Smetana mischten sich unter die Gäste und führten angeregte Gespräche. Flamm äußerte sogar den unbedingten Wunsch, selbst auch einmal auf dem idyllisch gelegenen Frankenhammerer Friedhof begraben zu werden. Diese ermutigenden Aussichten und der große Zuspruch, den das Kirchweihfest vor allem bei den tschechischen Besuchern findet, stimmen zuversichtlich, daß sich auch in den nächsten Jahren die lange Tradition der Kirchweihfeiern in Frankenhammer am ersten August-Sonntag fortsetzen wird. Gisela Regina Forster
waren und natürlich eine Stickerei integriert waren. Alle arbeiteten mit. 1959 kam Tochter Heike und 1961 Sohn Klaus zur Welt. Einmal im Jahr ging es mit dem Opel – man war zu einem gewissen Wohlstand gekommen – nach Italien. Angela hatte sich inzwischen zur Kunststickerin entwickelt und restaurierte kunstvoll Vereinsfahnen. Egon war der kreative Kopf in Sachen Brautkleider und Schleier. Er hatte die Leidenschaft für diesen Beruf entdeckt, und sowohl er als auch Angela arbeiteten bis in ihre 80er Jahre. Nach seinem Tod übernahm eine Angestellte den Betrieb und zog damit in andere Räume nach Espenau, wo er auch heute noch besteht.
Angela blieb weiterhin der liebevolle Mittelpunkt der Familie und des großen Freundeskreises, den sie unermüdlich mit ihren Kochkünsten aus der Heimat bewirtete. Auf den Feiern, auch im heimischen Wohnzimmer, wurde stets zu Ernst Mosch getanzt. Angelas Leidenschaften waren das Reisen, ihre Enkel und die Hunde der Familie, die bei Bedarf immer bei ihr abgegeben werden konnten. Bis zum Schluß war sie umgeben von guten Freunden und ihrer Familie, die sie täglich zu Hause besuchten. Wir sind dankbar, sie gehabt zu haben. Sie wird mit ihrer Herzlichkeit und Stärke immer ein Vorbild für uns bleiben. Heike Mohr Tochter
Bilder im Uhrzeigersinn: Kirche der heiligen Dreifaltigkeit in Frankenhammer. Innenraum der Kirche während des Konzerts nach dem Gottesdienst. Ortsstein der historischen Gemeinde Frankenhammer. Božena Klierová, Dr. Petr Rojík, Ehepaar Forster. Annerose, Lena, Karel, Tino und Maria Werner. Grabstätte von Marie und Barbara Wilfer aus Schwarzenbach, Großmutter und Urgroßmutter von Regina Forster sen. Grabstätte von Ignaz Wilfer, Bürgermeister von Schwarzenbach und Urgroßvater von Gisela Forster sen.
sich die Bewohner von Komödianten- und Musikgruppen unterhalten, die sich, nach einer Schilderung von Dr. Alfred Riedl aus den Jahren 1956/57, oft monatelang in der reizvollen Landschaft des Leibitschtals aufhielten. Häufig besuchten auch sogenannte Landfahrer aus den naheliegenden Städten Schönbach und Graslitz die Gegend, um ihre Freizeit beim Wandern, Pilzsammeln („Schwammerer“) und Fischen zu verbringen. Wie schon im letzten Jahr zelebrierte den Festgottesdienst auch heuer Pfarrer Bystric Feranec, der als Nachfolger des langjährig wirkenden Monsignore Peter Fořt nun die Pfarrei Kraslice leitet und die zugehörigen kirchlichen Außenstellen, wie Frankenhammer, betreut. Das in tschechischer Sprache gehaltene Hochamt wurde teilweise vom Organisten Dr. Petr Rojík ins Deutsche übersetzt, vor allem die Predigt, in der Pfarrer Fera-
na Stráni an der Orgel spielten. Familie Werner stammt väterlicherseits aus der Gemeinde Konstadt, wo ihr Großvater Anton Ignaz Werner (Muttervizn) das Anwesen Haus-Nr. 27 im Ortsteil „Hoi“ bewirtschaftete. Insofern war der Besuch samt Auftritt der beiden Musiker eine Rückkehr zu deren Wurzeln und eine schöne Hommage an den erst im letzten Jahr überraschend früh verstorbenen Vater Horst Werner, Blechinstrumentenhersteller aus Bad Brambach. Er war bei früheren Kirchweihfesten in Frankenhammer selbst gelegentlich zu Gast und gab ebenfalls Kostpro-
kirchlich-klassischen Repertoires und spielten einige Stücke aus der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert, in die die Gläubigen gesanglich einstimmten. Dies gilt ebenso für die tschechischen Kirchenlieder, die den Besuchern aus der Umgebung bekannt waren. Auch Choräle von Bach wurden vorzüglich interpretiert. Wie jedes Jahr trug Vera Smrzová durch ihren meisterhaften Gesang zur hochwertigen musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei. Das Hochamt wurde mit „Großer Gott, wir loben Dich“ beschlossen, wobei die einzelnen Strophen jeweils abwechselnd mit Orgel/Posaune und dann nur mit Orgel begleitet wurden.
WIR BETRAUERN Silberbach. Angela Müller/ Wohlrab starb am 26. Mai mit 92 Jahren. „Der Himmel hat einen Lieblingsmenschen mehr“, sagte ihre Enkelin bei der Beisetzung. Angela, eine warmherzige, kluge Frau, war bis zum Schluß, als sie zu Hause nach kurzer schwerer Krankheit einschlafen durfte, eine angenehme Gesellschaft. Ihr Lebensweg begann 1932 in Silberbach, wo sie als drittes Kind von Josef (* 1899) und Anna (* 1900) Wohlrab/Lang geboren wurde. Mit ihren Geschwistern Anneliese (* 1921) und Egon (* 1930) lebte sie bis zu ihrem 14. Lebensjahr in Silberbach, Haus-Nr. 316, wo sich auch die elterliche Fleischerei befand. Nach Kriegsende kam 1946 die Ausweisung. Die elf Jahre ältere
Schwester Anneliese verschlug es mit ihrem Mann Hans Schöttner und den Söhnen Hans und Ewald nach Bayern an die österreichische Grenze, während der Rest der Familie ins hessische Hombressen kam, wo sie zu viert in einem, von der Bevölkerung unfreiwillig abgegebenen, Zimmer hausten. Welch ein Kulturschock! Misthaufen vor der Türe, wollene statt seidene Strümpfe und das Mißtrauen der Dorfbewohner. Nichtsdestotrotz wurde angepackt, und Angela lernte im 9,5 Kilometer entfernten Grebenstein das Sticken in der Langhammerschen Stickerei. Die Strecke wurde bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zurückgelegt. Sie zeigte sich sehr talen-
tiert, und ihr Gesellenstück, ein taubenblaues, mit Lochstickerei besetztes Kleid, findet auch heute noch unsere Bewunderung. Mit der Zeit konnte sie sich ein eigenes Zimmer in der Schmiede der Familie Kühne leisten, mit der sie zeitlebens eine innige Freundschaft verband. Ihren späteren Ehemann sah sie mit einem Freund und seinem Moped auf einer Wiese stehen und wußte sofort: der oder keiner! Es war Egon Müller aus Schwaderbach (* 1926), den es nach Krieg und französischer Gefangenschaft ins Nachbardorf Udenhausen verschlagen hatte. Die Not zwang
ihn, seinen Traum, Mechaniker zu werden, zu begraben und stattdessen Tambourierer zu lernen, da seine Eltern Emil (* 1890) und Margarete (* 1903) schon eine Stickerei in der Nähe von Schwaderbach betrieben hatten. Sie mieteten in Udenhausen ein Zimmer und begannen zusammen mit Egons älterer Schwester Erika (* 1922), die Schneiderin war, der Stickerei in Grebenstein zuzuarbeiten. Die Wege von Egon und Angela kreuzten sich, und 1955 wurde in Hombressen geheiratet. Zusammen mit Egons Eltern bauten sie in Immenhausen ein Haus, in das auch ein kleiner Laden für Kurz-
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GRASLITZER HEIMATZEITUNG WIR GRATULIEREN
Silberbach: Matzenwinkel.
Wir wünschen allen Jubilaren aus Stadt und Kreis Graslitz, die im September Geburtstag feiern können, alles Gute, stabile Gesundheit und Lebensfreude im neuen Lebensjahr!
Besuch in der Graslitzer Stube
Kurzweiliger Nachmittag gelegte Handbuch „Willkommen in der Graslitzer Stube“ und „Bei den Klöppelmädscher“ beinhalten eine reich bebilderte Zusammenfassung der Eröffnungsfeier im vergangenen November sowie des im Januar stattgefundenen Jahrgangstreffens. Die gut bestückten Vitrinen und darüber angebrachte Fotos und Informationen zeugen von der reichhaltigen Kultur und Industrie in der verlorenen Heimat. Auch von den hier gegründeten
Betrieben sind Fotos und Exponate in Form von Tischwäsche und Stickmustern zu sehen. Die prächtige Karlsbader Frauentracht und eine Egerer Herrentracht – Leihgaben der Egerländer Gmoi z‘Geretsried – wurden bestaunt. Auch die vom Geschichtsverein Kleinostheim zur Verfügung gestellten Frauentrachten und eine Kindertracht ereits am Vormittag hatten aus dem ungarischen Mözs fanVolker Oster und seine Frau den Beachtung. Bewunderung Helga die Stube für den Besuch fanden die filigranen Arbeiten vorbereitet. Volker (Sohn der der „Klöppelmädscher“. 2016 in Karlstein-Dettingen Ilse hatte Fotos und ein kleiverstorbenen Ritsch Oster/ nes gerahmtes Gemälde mitSandner, Silberbach, Eibengebracht. Letzteres hatte ihr berg 231) führte routiniert Vater fertigen lassen. Es zeigt durch die Dauerausstellung. den Blick auf den MatzenwinAuf den mit Festtagsdecken kel und das Wohnhaus. Wie versehenen Tischen waren im Flug verging die Zeit, und kleine Staffeleien aufgestellt, wir verabschiedeten uns herzauf welchen unter anderem eilich voneinander, da die beine gerahmte Fotocollage der den Paare den Nachmittag bei zur offiziellen AusstellungsKaffee und Kuchen sowie dem eröffnung zur Verfügung geAuftritt des Spatzen- und Kinstellten Arbeiten von Ernst derchores auf dem Waldfest Bandhauer, eine Winteraufam Wanderheim Dettingen nahme von Schwaderbach und Jürgen und Ilse Wahlich-Hahn sowie Vol- ausklingen lassen wollten. mehr zu sehen waren. Das auf- ker und Helga Oster.Bilder: Christine Uschek Christine Uschek
Am letzten Sonntag im Juli besuchten Ilse Wahlich-Hahn und ihr Ehemann Jürgen die Graslitzer Stube. Ilse, geboren im Graslitzer Krankenhaus, ist die Tochter von Elli Lenk (vom Matzenwinkel) und Josef (Seil Peppel von der Hofwiese). Bis 1967 waren sie wohnhaft in der Leopoldgasse in Silberbach.
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Reparatur der Mauer bei der Schönauer St.-Jakobs-Kirche
Suche nach Lösungen D
ie Mauer bei der Wallfahrtskirche St. Jakob in Schönau/ Sněžná muß repariert werden. Die Region Karlsbad/Karlovy Vary stellte einen Zuschuß von 250 000 Kronen (knapp 10 000
Euro) bereit, und das Rathaus repariert die Eingangssäule und die Mauer. Machen Sie eine Million draus! Es ist nicht leicht, eine Firma zu bekommen, die die Repa-
raturen durchführt. Meine Anerkennung gilt all denjenigen, die nach Lösungen suchen, um dieses schöne Denkmal zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Otakar Mika
Links die Wallfahrtskirche St. Jakob.
Kulturverband in Abertamy
Vielfältiges Programm
Am Dienstag, 23. Juli, unternahmen Mitglieder des Kulturverbandes Graslitz einen Ausflug nach Abertham. Und das Programm?
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useum – das Geheimnis der Handschuhherstellung. Villa Zenker (Felicitas) – eine einzigartige Villa aus dem Jahr 1927, deren Ausstattung ihrer Zeit voraus war. Manchmal wird das Gebäude auch Villa Tugend-
Graslitz. 100. Emma Leibelt/Winkelhöfer (Zwodaugasse 36) am 21. 98. Rosemarie Einmayr am 5. 96. Vera Steffen/Richter (Eibenberger Straße 1518), 90471 Nürnberg, Wettersteinstraße 24, am 21. Herzliche Grüße von Christine und Peter. 94. Gerti Plomitzer/Meinl (Gfieder, Bleigrund 1144) am 9. und Anton Fischer (Friedhofsgasse 250), 82538 Geretsried, Achenseeweg 15 am 17. Herzliche Grüße und Wünsche von Christine und Peter. 90. Helga Kubik (Hintere Gasse 281, Soudal), 83512 Wasserburg, Mozartstraße 4, Telefon (0 80 71) 44 01 am 18. 85. Hans Mädler (Keilgasse), 63571 Gelnhausen, Kinzigtalblick 1, am 2. 83. Edeltraud Geier/Winkelhöfer (Tochter von Ernst und Marie Winkelhöfer/Riedl, Haberer) am 4. 77. Erika Oehrlein/Pöschmann, Tochter von Theresia/ Wach (Resi, Nähe Krankenhaus) und Rudolf (Rudi am Gründel hinter Bahnhof), am 30. 75. Helga Rauh-Viererbl, 91413 Neustadt/Aisch, am 22. Herzliche Grüße von Christine Uschek. Erich Peter Ortsbetreuer Eichenstraße 7, 86399 Bobingen, Telefon (0 82 34) 65 21, eMail erich.peter-baubiologie@gmx.de Ortsteil Glasberg. 100. Marianne Kuhn/Panster (Haus-Nr. 45) am 4. Schwaderbach. 100. Hilde-
gard Alschner (Leiherer Hilde) am 20. 99. Gerti Arnold/Bauer am 28. 96. Irmgard Schmidt am 16. 95. Annelies Langhammer (Fritschberg) am 7. und Olga Schäfer/Dotzauer (Wagnernaz) am 1. 94. Ilse Rampfl/Dörfler (Leander) am 4. 93. Inge Sattler/Bauerfeind am 23. 91. Manfred Fischer am 22. 89. Irmgard Walter/Scherbaum am 6. 85. Ingrid Schönleber/Weidlich am 22. Beste Wünsche von Christine Uschek. Silberbach. 95. Ilse Feuchtmann/Deitz am 9. 94. Max Wahlich (Elias) am 17. 92. Bruno Böhm (Sohn von Gottwenzl-Bepp am Bau) am 13. 90. Anton Bauerfeind am 6. und Karl Wopat (Mühl-Kårel) am 9. Eibenberg. 100. Erika Matz-
Bilder: Otakar Mika
Fotos: Marcela Prokopenková
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13. 9. 2024
hat der Karlsbader Region genannt. Kirche der vierzehn Nothelfer – die Kirche ist aus dem Jahr 1534. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie baufällig und 1993– 1996 und 2003 wurde die Kirche aus Initiative der Einheimischen wieder aufgebaut. Bärringer Moor – Dr. Petr Rojík führte uns auf einem
kurzen Lehrpfad über das Torfmoor. Wir haben einen sehr schönen Tag zusammen verbracht. Danke dafür! Kulturverband
ner/Leicht (Semml) am 23. 99. Kurt Arndt (Gatte der Rusdirn Julie, Halden) am 21. und Elsa Kirschner/Dehn (Liwori, Haus-Nr. 79) am 1. 94. Anni Langhammer/Riedl (Mühltonl) am 17. und Helmut Paulus (Sohn von Klara Marel) am 15. 83. Karlheinz Leicht am 26.
F-84403 Apt CEDEX, Telefon/Telefax (0 03 34 88) 85 51 69, eMail apt@sencers.com Neudorf. 96. Josef Böhm
(Kampl Pepi) am 29. und Anna Kunze/Schröck (Hummel-Annerl) am 29. 94. Irma Dehn/Riedl (SeidelIrma) am 7. Markhausen. 100. Erich Fi-
scher (Katz-Erich) am 5. 99. Erna Schuster/Meinl am 8. 96. Horst Lorenz (Forberich) am 4. und Erika Stowasser/Dworschak am 30. 89. Gunda Götzel/Fischer am 20. 83. Christine Hoyer/Staab am 6. und Klaus Hoyer am 20. Schwarzenbach. 99. Ignaz
Werner (Ådl Naz, Sohn von Ådl Sigmund, Haus-Nr. 9) am 7. 90. Anton Werner (Sohn von Karalhonsn Naz, Haus-Nr. 18) am 17. 77. Bruno Glaßl (Sohn von Beckn Seff) am 16. Gisela R. Forster Gemeindebetreuerin ➝ Impressum
In der Zeit Stille Tage schreiten durch die Straßen, Wolken spinnen ein Netz am Horizont, lassen wie fernes Eiland Weite ahnen und Unendlichkeit. Der kleine Träumer hebt die Nase kühn, durchschauert von seiner Wichtigkeit, will nicht erwachen, erkennen seine Nichtigkeit. Ernst Braun (†) Schwaderbach – Aschaffenburg Konstadt. 95. Erna Pink/ Wilfer (Haus-Nr. 44, Külahonsn Tanl) am 22. 93. Emmi Brunst/Deistler (Schwank, Haus-Nr. 20) am 1. 91. Hilde Pröpner/Glassl (Schwank, Haus-Nr. 21, Kårl) am 1. und Marianne Sappl/Zankl (Hoi Nr. 22) am 25. Herzliche Grüße von Christine Uschek. Frankenhammer. 84. Ro-
land Dehn (Mutter Schousta Bou) am 12. Gisela R. Forster ➝ Impressum
R
DANKE
obert Maier gebührt unser herzlicher Dank für die großzügige Spende zugunsten der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Frankenhammer. Er ist der Enkel des JägerheimGastwirtes Roman Wilfer und der Sohn von dessen Tochter „Winie“ Wilfer. Gisela R. Forster
(Achetn Fannerl) am 17. 88. Sieglinde Götz/Werner (Tochter von Mutterschouster Emil und Berg Sofie) am 29. 87. Walter Glassl (Haus-Nr. 59) am 20. 85. Rosemarie ?/Schuster am 2. 77. Rudolf Schuster (Haus-Nr. 7) am 27. 90. Henriette Keicher/Klier (Enkeltochter von Schwarzn Marchet) am 18. 85. Dr. Josef Fischer (Sohn von Schuster-Kårl-Agnes) am 3. 83. Inge Spinnler (Frau von Werner Spinnler) am 12. 79. Walter Böhm (Sohn von Schouster Herbert und Konsum Dori) am 7. 77. Margit Domabil/Böhm (Tochter von Schouster Herbert und Konsum Dori) am 8. 74. Rudolf Lorenz (Sohn von Killerer Fredl) am 5. 72. Roland Schuster (Sohn von Schuster Kårl-Naz) am 23. Ursprung.
Stein. 90. Elisabeth Murr/
Sandner (Tochter von Griesl Rudi, Haus-Nr. 28) am 23. 84. Monika Donath/Glassl (Tochter von Braunschweiger Annerl) am 12. und Siegfried Köhler (Haus-Nr. 21) am 7. 79. Maria Lejko/Farkas (Frau von Lejko Heribert) am 25. Lauterbach. 87. Annemarie Breitenauer (Rahm-Annemi) am 21. 85. Eduard Klier am 14. 79. Roland Dörfler am 16. Waltersgrün. 97. Maria Schröder (Erbn-Mizzi) am 29. Pechbach. 99. Marianne Hoffmann/Schmucker (Tonidolf) am 21. 97. Gertraud Rommelsberger/ Hüller (Becknradi) am 13. 94. Elfriede Künzl/Klier am 19. und Anton Hertl am 21. 88. Roswitha Ripper/Foh (Egyd) am 17. und Hermann Polk am 9. Erich Peter Ortsbetreuer ➝ Graslitz Hochgarth. 99. Maria Ehrdt/Sattler am 18. 97. Marie Eismann/Rödig (Schönlind) am 17. 96. Frieda Schmid/Haier (Teich) am 22. Rothau. 99. Antonia Hüttl (Kasper Toni, Schwarzbeck, Rothau-Haar) am 9. 94. Anna Langhammer/Fischer am 17. und Anton Hertel am 21. 93. Anton Sattler am 20. 92. Herta Seidenath/Keilwerth am 1. 86. Monika Starz/Brandner am 18. 85. Erika Nausch am 6. Heinrichsgrün. 97. Ilse Bittner/Hannawald am 24. 93. Waltraud Läng/Sättler am 3. 88. Franz Peter am 19. 82. Rudolf Hamm am 21.
Grünberg. Schönau. 93. Emma Prü100. Erich Waitzengrün. 90. Waltraud Krätschmer (Haus-Nr. 175) am ster/Lorenz (Tochter von Sattler Riedel/Sattler am 30. 25. Erna, Haus-Nr. 2) am 2. 85. Herbert Böhm (Barberger, 95. Elfriede Tilke/Seifert 85. Helmut Köhler (Rotbackl, (Haus-Nr. 64) am 4. Haus-Nr. 44) am 16. und Willi- Haus-Nr. 24) am 30. 93. Wilma Bartl (Gattin von bald Hoyer (Sohn von Lus Ernst, Altengrün. 91. Josef Lössl Bartl Franz) am 22. Haus-Nr. 69) am 9. (Sohn von Marie Lössl/Radler) 92. Roland Wesp (Haus-Nr. Kirchberg. 95. Gertrud Ro- am 14. 36) am 19. und Willibald Penkert mig/Pimpl (Haus-Nr. 19) am 10. 90. Marianne Stefan/Höfer am (Haus-Nr. 120) am 16. 94. Franziska Hoyer/Riedl 14. 90. Helmut Kopp am 24. und 82. Gerlinde TeuMarina Hesselberger am cher/Meinlschmid am 8. Egerland! 4. 87. Ingeborg Bauer80. Karl-Heinz feind am 20. Egerland, du Land der gold’nen Ähren, Meinlschmidt am 30. 84. Herbert Bauerdu Land der Arbeit und der Biederkeit, 79. Rudi Kretschfeind (Haus-Nr. 118) am wie sehn‘ ich mich zu dir zurückzukehren, mann am 13. 22. in deiner grünen Auen Herrlichkeit. Egerland, du Heim des frohen Lebens, Schönwerth. Silbersgrün. 91. 99. du Stätte deutschen Sinnes, deutscher Treu‘, Rosel Marianne Kooi/Köhler Pleyl (Frau von du Quell des Fortschritts und des edlen Strebens, (Sch.-Ruhstadt 77) am 6. Sperken Willi) am 15. mir bleiben deine Reize ewig neu. Ernst J. Müller Erich Peter Otto Langhammer Gemeindebetreuer Ortsbetreuer (Aus: Heimatliche Klänge) BP 95, La Tour Sencers, ➝ Graslitz
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9. 2024
Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V. Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Bericht der Kreisbetreuerin
Veranstaltungshinweis: Drahowitzer Treffen Liebe Landsleute,
a
m 25. September, kurz nach dem Herbstanfang, feiert Horst Hippmann, Gemeindebetreuer von Schlackenwerth und langjähriger Vorsitzender des inzwischen aufgelösten Heimatvereins, in 7 43 57 Bönnigheim seinen 83. Geburtstag. Mit Dank für seinen Einsatz gratulieren wir ihm herzlich und wünschen ihm Gesundheit und Wohlergehen! Trauer: Leider muß ich zwei
Sterbefälle bekannt geben. Wenige Wochen nach seinem 99. Geburtstag zum Ende Juni ist Willi Peter am 26. Juli gestorben. Im Jahr 1996 hatte er die Gemeindebetreuung von Taschwitz übernommen, er stand in engem Kontakt mit seinen Landsleuten. Längst hatte er offiziell das Amt niedergelegt, da es ihm aber nicht gelang, einen Nachfolger zu finden, kümmerte er sich im hohen Alter weiterhin um die Gemeinde, bis er sich Ende 2022
endgültig aus dem Amt verabschiedete (siehe Sudetendeutsche Zeitung, Folge 1+2, 13. Januar 2023, Seite 26). Im Frühjahr hatte ich noch mit ihm telefoniert und ihn dabei interessiert und wach erlebt. Sicherlich hatte ihn sein Hobby fit gehalten, dem er sich zwar spät – mit 60 Jahren – aber mit Leidenschaft zuwandte: dem Stepptanz. Die Beisetzung fand am 14. August statt. Peters Sohn hatte mir Bericht und Bild dazu zu-
gesagt, die ich hoffentlich in der nächsten Ausgabe veröffentlichen kann. Wir trauern mit ihm und allen Angehörigen. Wieder ist ein engagierter Landsmann von uns gegangen, der mit Herzblut an seiner Heimat hing. Außerdem verstarb am 1. April 2024 in Brannenburg unser Mitglied im Heimatverband Hans März. Obgleich gebürtig am 11. Oktober 1928 in Wasserhäuseln, im Kreis Tepl, war er doch der Stadt Karlsbad verbunden.
Dort besuchte er auch die Handelsakademie. Seiner Familie sprechen wir Beileid und Anteilnahme aus. Treffen: Kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe bittet Erwin Zwerschina am 15. September zum Treffen der Drahowitzer nach Katzwang – wir haben darauf schon mehrfach hingewiesen. Ich möchte wieder einmal auf das Angebot der Sudentendeutschen Landsmannschaft im Internet aufmerksam machen. Sie fin-
den dort zahlreiche FacebookGruppen und können unter der Website sudeten.net ihre Heimatorte besuchen und nach Bekannten suchen. Wenn Sie selbst kein Interesse daran haben, dann animieren Sie doch gerne die jungen Leute in Ihrer Familie und unter Ihren Bekannten – es lohnt sich! Hinweis: Die nächste Ausgabe erscheint am 11. Oktober. Bis dahin eine gute Zeit! Ihre Dr. Pia Eschbaumer
� Informationen für alle Heimatfreunde
Herbstprogramm und Trauerfall Liebe Heimatfreunde,
d
ie schöne Ferienzeit ist vorüber. Hoffentlich geht es Ihnen gut und Sie konnten sich erholen, obwohl die hohen Temperaturen uns manchmal zu schaffen machten. Karlsbader Bund der Deutschen – Landschaft Egerland: Für die Karlsbader Gruppe „Bund der Deutschen – Landschaft Egerland“ beginnt das Herbstprogramm mit der Vorstandsversammlung mit Kaffeeklatsch am 5. September 2024 um 15.00 Uhr im Egerländer Hof. Vorschau: Die nächste Versammlung ist am 3. Oktober 2024 im Egerländer Hof, und am 26. Oktober 2024 um 15.00 Uhr ist die jährliche Kranzniederlegung am Karlsbader Friedhof zum Gedenken aller Toten von Krieg und Vertreibung bis in die heutigen Tage hinein. Herzliche Einladung an alle! Glückwünsche: Zum Geburtstag gratulieren wir mit den besten Wünschen für Gesundheit zum: –85. Geburtstag am
Trauergemeinde: Krista Hrubá ist am 13. Juli 2024 verstorben. 27. September Marie Hradková; –80. am 6. Oktober Jiři Rak, Eger.
Trauer: Eine traurige Nachricht muß ich Ihnen mitteilen, und es fällt mir schwer dies zu
Bild: Pavel Padua schreiben, denn wir kannten uns viele Jahre. Krista Hrubá ist am 13. Juli 2024 verstorben. Am
9. März 1939 kam sie in Karlsbad zur Welt. Und diese Stadt liebte sie über alles – das hat sie im-
mer wieder zum Ausdruck gebracht und gezeigt. Als Leiterin des Begegnungszentrums in Eger nahm sie an den „Sudetendeutschen Tagen“ mit einem Aufklärungs- und Info-Stand teil. Zu dieser Zeit sprachen nur wenige von gegenseitigen Gesprächen und Versöhnung. Wir danken Hrubá für ihre Verbundenheit mit unserem Heimatverband der Karlsbader. Als Mitglied nahm sie an den Versammlungen in Roßtal öfter teil, wobei in Begleitung von Pavel Padua die Bahnfahrt leichter war. Und sie brachte für alle süßes Gebäck (Torte) aus Karlsbad mit. Auf ihrem letzten Weg wurde Hrubá von lieben Heimatfreunden begleitet: Irene Kašak, Werner Kraus und viele, die ich leider nicht persönlich kenne. Aber die fotographischen Aufnahmen von Pavel Padua zeigen die Trauergemeinde, darunter auch Martin Dzingel vom Landesverband der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. Mit vielen Grüßen, Ihre Susanne Pollak
� Geburtstage – September 2024
Glückwünsche an alle Geburtstagskinder Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen allen Jubilaren aus den sonst nicht aufgeführten Gemeinden, insbesondere den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles Gute zu ihrem Geburtstag!
mann, 89428 Syrgenstein, 85. Geburtstag.
n Schulgemeinde Dallwitz: –7. September Eveline Sieder/Herttan, 91560 Heilsbronn, 87. Geburtstag.
Herbert Poing,
n Espenthor: –7. September: Arthur Grund, 63894 Hallelroh, 91. Geburtstag. –23. September: Walter Pippinger, 91301 Forchheim, 91. Geburtstag. n Grasengrün: –10. September: Rudolf Ull-
n Haid: Elfriede –20. September: Schösser, 91522 Ansbach, 80. Geburtstag. n Kohlhau: –18. September: Schloßbauer, 85586 85. Geburtstag.
n Lichtenstadt: –9. September: Gerhard Weinert, 35043 Marburg, 86. Geburtstag. Dietrich –10. September: Sachs, 83278 Traunstein, 86. Geburtstag. –17. September: Liesl Hammerschmidt, geb. Korinek, Erlangen, 96. Geburtstag. –20. September: Margot Glä-
ser, 36320 Kirtorf, 81. Geburtstag. –23. September: Irmgard Leibold, geb. Lill, 90429 Nürnberg, 86. Geburtstag. n Merkelsgrün: –25. September: Rotraud Naumann-Mentzos/Richter, 65812 Bad Soden a.T., 85. Geburtstag. n Oberlomitz: –25. September: Rosa Kugler/Grimm (Hausnr. 3), 63477 Maintal, 90. Geburtstag. n Ottowitz: –9. September: Edith Kraus/ Hönig, 91320 Ebermannstadt, 88. Geburtstag. n Pullwitz: –28. September: Willi Brei-
denbach, 97215 86. Geburtstag.
Uffenheim,
Schwenda/Pecher, 90613 Großhabersdorf, 78. Geburtstag.
n Ranzengrün: –18. September: Gerd Grimm, 90587 Tuchenbach, 87. Geburtstag.
n Satteles: –19. September: Gerlinde Hübner/Haller, wohnhaft in 93449 Waldmünchen, 89. Geburtstag.
n Rittersgrün: –20. September: Elfriede Schösser, 91522 Ansbach, 80. Geburtstag. n Rodisfort: –9. September: Wilma (Wilhelmine) Lorenz/Wilfer, 80999 München/Allach, 89. Geburtstag. n Ruppelsgrün: –12. September: Erika Walzer/Wehner, 71642 Ludwigsburg, 92. Geburtstag. –27. September: Ursula
n Schlackenwerth: –14. September: Herbert Russ, 73033 Göppingen, 87. Geburtstag. –25. September: Horst Hippmann, 74357 Bönnigheim, 83. Geburtstag. n Schönfeld: –1. September: Marianne Dasbach/Just, 65396 Walluf, 96. Geburtstag. –28. September: Karl Rödl, in 89518 Heidenheim, 91. Geburtstag.
n Unterlomitz mit Gießhübl– Sauerbrunn: –5. September: Hildegard Köppel, in 64291 Darmstadt, 79. Geburtstag. n Welchau: –4. September: Ewald Täubl, 91347 Aufseß, 89. Geburtstag. –7. September: Helga Richter (Kreisl-Usler), 39359 Velsdorf, 86. Geburtstag. –10. September: Anni Reinl/ Schöniger, 95100 Selb, 93. Geburtstag. –19. September: Hilde Frodl/ Köhler, in 73207 Plochingen, 97. Geburtstag. –21. September: Ewald Seidemann (W72), 94032 Passau, 82. Geburtstag. –25. September: Brunhilde Jozvaj (Schneider W119), 30826 Garbsen, 86. Geburtstag.
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
� September 2024
Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt
Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail: kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Landsleute! Allen Geburtstagskindern des Monats September sei an dieser Stelle herzlich gratuliert, wir wünschen Gesundheit und Wohlergehen! Besonders seien genannt zum: –97. Geburtstag am 7. September Inge Rinke/Tscherny (Panoramastraße), 61348 Bad Homburg; –96. am 12. Emmy Stoller/Benesch (Panoramastraße), 86757 Wallerstein; –94. am 25. Renate Helmer/Arnstein (Mühlbrunnstraße), 36041 Fulda; –92. am 26. Herbert Kirsch (Roseggerstraße 4), 42781 Haan; –85. am 26. Günther Putz (Prof. Rosival-Straße), 14167 Berlin; –80. am 23. Gabriele Gleng/Schöppl (Panoramastraße), 91438 Bad Windsheim. Leider habe ich es doch nicht nach Engelhaus geschafft: Es hat mich nach langer Zeit wieder einmal die Corona-Erkrankung erwischt, zwar nicht schlimm, aber zu dem Wochenende war ich noch nicht wieder fit für die Reise. Wenn nicht wieder so etwas dazwischenkommt, werde ich mir aber mehrere Tage Zeit nehmen, wenn am 26. Oktober die traditionelle Kranzniederlegung auf dem Friedhof ansteht, zu der ich jetzt schon alle Freunde Karlsbads herzlich einladen möchte. Wenn Sie diese Zeitungsausgabe erhalten, ist sicherlich bereits der Frühherbst eingezogen. Sieht ganz danach aus, als würde er sich jetzt schon ankündigen: Dauerregen zwei Tagen lang, frische Luft. Habe ich letzte Woche noch tagsüber alle Fenster geschlossen, um die Hitze auszusperren, wurde es mir heute bei geöffneten Fenstern etwas kühl. So ist es mir aber lieber, man kann wieder aufatmen. Schöne, erholsame Tage wünscht, Ihre Pia Eschbaumer
Im Stadtkreis: Drahowitz
Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Im September ergehen herzliche Glückwünsche zum Geburtstag zum: –99. am 8. September Wilhelm Schneider (Pestalozzi Str. 98), 83435 Bad Reichenhall Kirchberg; –95. am 9. Friedel Scholz/Spielvogel (Freiheit 278), 230 Westdrigde Drive RR4 INVERMERE, British Columbia VOA 9K4; –65. am 26. Helga Vetter/Brumeisl 64342 Seeheim–Jugenheim. Altersbedingt lösen sich Gemeindebetreuungen Zug um Zug auf. Ich dachte zwangsläufig zum Zeitpunkt dieser Niederschrift (am 13. August, Mauerbau) bei drückenden 35 Grad Celsius Schattentemperatur auch an unser bevorstehendes Drahowitzer Treffen am 15. September in Katzwang. Für eventuelle Rückfragen dazu, zum Beispiel zur Abholung von der Bahnstation Katzwang, ist hier nochmals meine Festnetz-Telefonnummer: (0 96 61) 31 52, mit Wartezeit. Ihr Erwin Zwerschina
Im Landkreis: Altrohlau Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Herzliche Glückwünsche an alle, die im September ihren Geburtstag feiern! Machen wir es alle der Altrohlauerin Olga Sippl/ Stohwasser nach, die am 19. September bereits auf 104 Jahre zurückblicken kann. Alles Gute! Dienstboten im Egerland: Am 21. Juli fand in München beim Chinesischen Turm im Englischen Garten der diesjährige „Kocherlball“ statt. Diese traditionelle Veranstaltung gab es erstmals um das Jahr 1880, als sich jeden Sonntagmorgen von fünf bis acht Uhr die Münchner Hausangestellten, wie Kindermädchen, Hausdiener, Köche (daher der Name „Kocherl“), zum Tanzen trafen. Zufällig fand ich im „Altrohlauer Heimatbrief“ von 1951 einen Bericht über die „Dienstboten im Egerland“, der bestens die Aufgaben der einstigen Dienstboten aufklärt. In jedem mittleren Bauernhof gab es einen Groß- und einen Kleinknecht, eine Groß- und eine Kleinmagd und ein Mädchen. Jedes hatte, nach uraltem Brauch, seinen genau definierten Arbeitsablauf. Der Großknecht hatte für Zucht und Ordnung unter den Dienstboten zu sorgen und hatte die Befehlsgewalt über sie. Der Großknecht führte das Regiment im Ochsen- und Pferdestall, die Großmagd im Kuhstall. Der Großknecht weckte die übrigen Dienstboten, war früh, mittags und abends der Vorbeter bei den Tischgebeten, ebenso wenn in der Fastenzeit nach dem Abendessen die Litanei gebetet wurde, wobei die Familienmitglieder und die Dienstboten an den rundum in der Stube verlaufenden Bänken knieten. Eine Hauptaufgabe der Großmagd war das „Marktfahren“. Sie brachte, so oft dies notwendig war, in der Früh in einem Buckelkorb Butter und Milch in die größeren Wirtschaften der Städte, wo diese Produkte meist an Stammkunden ausgeliefert wurden. Danach kaufte sie ein, was am Hof benötigt wurde. Für die weiter von den Städten entfernten Dörfer war diese Arbeit sehr beschwerlich, weshalb die Großmagd einen Anteil an den Milchkreuzern bekam. Diese Marktfrauen gingen auf der Straße in kleineren und auch größeren Trupps, nahmen zur leichteren Unterhaltung die ganze Straßenbreite ein und bildeten somit den Schrecken der Autofahrer. Der Kleinknecht und die Kleinmagd verrichteten die leichteren Arbeiten und vertraten auch den Großknecht beziehungsweise die Großmagd. Der „Bou“ und „s‘Moidl“ wurden hauptsächlich zum Viehhüten eingeteilt. Der „Bou“ mußte auch sonst oft den Sündenbock für die anderen spielen. Er mußte auch, nachdem zu Lichtmeß das Getreide ausgedroschen war, den „Stodlschlüssel“ zum Nachbarn bringen, der mit dem Dreschen noch nicht fertig war. Da mußte er schnell und flink sein, um nicht erwischt und wegen dieses „Feanzn“ verdroschen zu werden. Gerne wurde er auch am 1. April zum Dorfkrämer wegen Krebsfett, Muckenblut oder einer „Bandascha“ (eine Bänderschere, um Strohbänder gleichlang zu schneiden) geschickt. Jeder Dienstbote blieb zwei
bis drei Jahre in seiner Stellung, bis ihm Körperkraft und Erfahrung einen Aufstieg ermöglichten. Aufgedingt wurde das Gesinde schon im Sommer, sonst wären die tüchtigen Dienstboten bereits vergeben gewesen. War ein Bauer mit seinen Dienstboten zufrieden, trat er schon bald an ihn mit der Frage heran: „Willst wieda bleibm?“ Blieb diese Frage bis zum Herbst aus, konnte sich der Dienstbote einen anderen Arbeitsplatz suchen. Der Dienstbotenvertrag war der einzige Vertrag, der Extra-Geld einbrachte. Die Dienstboten erhielten, außer dem Barlohn, auch die Arbeitskleidung gestellt. Die Ferien der Dienstboten hießen „Kälberweiß“ und fielen in die ersten vierzehn Tage nach Neujahr. Der Umzug erfolgte meist am 2. Januar, worauf sich folgender Vers bezog: „Heint is a neis Gaua u murgn is dea Toch, dau nimm i ma Packl u zöih wieda o.“ „A Altrohlana Gschichtl“ Zu Beginn der Zwanziger Jahre fand in der Bürgerschule eines Tages die alljährliche Inspektion in der 3. Klasse statt. Der zuständige Lehrer O.W. mußte mit der Knabenklasse das Kapitel „Himmelsrichtungen“ wiederholen. Inspektor S. begab sich zur Landkarte des Karlsbader Bezirks, fuhr mit dem Zeigefinger über Lichtenstadt bis zum Keilberg und stellte die Frage: „Wohin kommt man, wenn man fortwährend in diese Richtung weiter wandern würde?“ Der kleine B., welcher der Landkarte am nächsten saß, war mit weit aufgerissenen Augen dem Finger des Inspektors gefolgt und erschrak sehr, als er zur Antwort aufgefordert wurde. Puterrot werdend sprang er auf, überlegte einen Moment und platzte lauthals heraus:„Bis an die Zimmerdecke!“ Die gewünschte und erwartete Antwort „Bis zum Nordpol“ hatte der Schulbub in seiner Aufregung leider nicht gefunden. Einen stets heiteren September wünscht der gesamten LeserRudi Preis schaft,
es bekam einen neuen Anstrich. Jetzt erstrahlt es wieder in neuem Glanz über dem ganzen Platz. Fotos von Schlackenwerth, Schloß–Schloßgarten und Klosterareal, finden Sie online auf der Facebook-Seite „Karlsbad und Umgebung – Unsere Heimat Egerland“. Wir lesen uns wieder im Oktober, wenn das letzte Viertel des Jahres 2024 beginnt. „Es gröißt Enk alla recht schöin“, Ihr Rudi Kreisl
Grasengrün
Doch nicht allein Frohsinn ist hier zu Gast, hier wohnt auch der Ernst um des Wissens Last, denn das Leben ist hart und erfordert viel, ganze Menschen zu bilden ist hier das Ziel und die meisten schickt dieses freundliche Haus, als fertige Menschen ins Leben hinaus.
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de Liebe Landsleute, ich möchte mich auf diesem Weg recht herzlich für die vielen eingegangenen Glückwünsche zu meinem 75. Geburtstag bedanken. Mögen die vielen guten Wünsche alle in Erfüllung gehen. Des Weiteren muß ich mich bei den Lesern der Karlsbader Zeitung entschuldigen, die in der Augustausgabe vergeblich einen Beitrag zu ihrem Ort Grasengrün suchten. In Geburtstagsund Urlaubsvorbereitungen habe ich meine Berichte – auch für die anderen Orte – nicht abgeschickt. Aufgefallen ist mir der Irrtum erst, als ich nach meinem Urlaub die Augustausgabe in den Händen hielt und mich darin mit keinem Ort wiederfand. Bitte sehen Sie mir diesen einmaligen Fehler nach, der nicht wieder vorkommen soll. Den Urlaub habe ich mit meiner Frau zusammen in unserer alten Heimat verbracht. Da ihre Vorfahren aus Altrohlau stammen, waren wir zu den Orten, an denen unsere Mütter und Väter gelebt hatten, unterwegs. In Grasengrün hat man Schäden am Rathaus ausgebessert, und
Rodisfort Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de Liebe Landsleute, ich möchte mich auf diesem Weg recht herzlich für die vielen eingegangenen Glückwünsche zu meinem 75. Geburtstag bedanken. Mögen die vielen guten Wünsche alle in Erfüllung gehen. Des Weiteren muß ich mich bei den Lesern der Karlsbader Zeitung entschuldigen, die in der Augustausgabe vergeblich einen Beitrag zu ihrem Ort Rodisfort suchten. In Geburtstagsund Urlaubsvorbereitungen habe ich meine Berichte – auch für die anderen Orte – nicht abgeschickt. Aufgefallen ist mir der Irrtum erst, als ich nach meinem Urlaub die Augustausgabe in den Händen hielt und mich darin mit keinem Ort wiederfand. Bitte sehen Sie mir diesen einmaligen Fehler nach, der nicht wieder vorkommen soll. Die Urlaubszeit geht zu Ende, und für die Kinder enden in Bayern die Ferien, das Schuljahr beginnt wieder. Dazu paßt das Gedicht von Franz Weigert: „Die Schule“ „Steht inmitten von Rodisfort ein freundliches Haus, klingen Kinderstimmen aus ihm heraus, so fröhlich und frisch, wie die Vögel im Hain, so klingt nur ein Haus, die Schule allein.
Da heißt es, sich tüchtig rühren und regen, um aufzunehmen des Wissens Segen. Und schon immer war‘s so: Was die Schulen gaben, war das Rüstzeug für‘s Leben für Mädchen und Knaben. Und daß sich ergebe gedeihlich Geschehen, muß die Schule auch mitten im Leben stehen, müssen Lehrer und Eltern in engem Verein den Kindern bringen den Sonnenschein. Steht inmitten von Rodisfort ein freundliches Haus, klingen Kinderstimmen aus ihm heraus, so fröhlich und frisch wie die Vögel im Hain, so soll es an jeder Schule sein.“ Den Urlaub habe ich mit meiner Frau zusammen in unserer alten Heimat verbracht. Da ihre Vorfahren aus Altrohlau stammen, waren wir zu den Orten, an denen unsere Mütter und Väter gelebt hatten, unterwegs. Viele Fotos finden Sie online auf der
Facebook-Seite „Karlsbad und Umgebung – Unsere Heimat Egerland“. Ich freue mich schon darauf, Sie alle im Oktober wieder gesund und munter hier begrüßen zu dürfen. Es grüßt Sie alle recht schön, Ihr Rudi Kreisl
Schneidmühl Gemeindebetreuer Rudi Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail: baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag im September zum: –90. am 10. September Elvira Fahrner, geb. Jansky, in 87435 Kempten; –87. am 14. Christine Röhrl, geb. Garkisch, in 80997 München; –83. am 25. Rudolf Männl in 88161 Lindenberg; –79. am 24. Christa Ragaller, geb. Keiditsch, 81929 München. Wir wünschen ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen. Den Kranken wünschen wir baldige Genesung. Trauermeldung: Irmgard Weps, geborene Landwehr, die Ehefrau von Karl Weps, ist am 20. Juli im Alter von 77 Jahren in Bad Mergentheim verstorben. Karl Weps war der Sohn von Hedwig Jakob, Schneidmühl 12. Den Angehörigen gelten unser aufrichtiges Beileid und unsere Anteilnahme. Kirchenbücher: Die Kirchenbücher von Engelhaus über Todesfälle von 1939 bis 1945 und Hochzeiten von 1940 bis April 1945 sind veröffentlicht worden. Darunter sind auch viele Namen aus Schneidmühl, insbesondere bei den Eheschließungen, aufgeführt. Die Namen habe ich in einer Liste erfaßt, und sie können bei Bedarf von mir hinterfragt werden. Ich wünsche allen eine gute Zeit. Ihr Heimatortsbetreuer Rudi Baier
Sodau–Halmgrün– Großenteich
zumål va meine aigna Kinna. Dåu sogh ich gleich, wenn‘s äihmål gschiaht: ,Kreuz, Dunnawetta, flouch duch niat; du wåißt, daß ich’s niat leidn koan, u du fängst wieda s’flouchn oan!‘ U duch man Boub, ich mouß ‘s beklogn! Wos dear zsåmmfloucht, is niat zan sogn! Ich flouch doch niat, man Weib aa niat, da Boub floucht owa, wåu ma’n siaht. Kreuz-Himml-HerrgottSakrament! Wåuher ear near dös Flouchn kennt?“ Für alle, die Probleme mit unserer Mundart haben, gibt es das Gedicht hier nochmal auf hochdeutsch: „Das Fluchen hab ich nie leiden können, zumal von meinen eigenen Kindern. Da sag ich gleich, wenn es geschieht: ,Kreuz, Donnerwetter, fluch doch nicht; du weißt, daß ich es nicht leiden kann, und du fängst wieder das Fluchen an!‘ Und doch mein Bub, ich muß beklagen! Was der flucht ist nicht zu sagen! Ich fluch doch nicht, mein Weib auch nicht, der Bub flucht aber, wo man ihn sieht. Kreuz-Himmel-HerrgotSakrament! Woher er nur das Fluchen kennt?“ Den Urlaub habe ich mit meiner Frau zusammen in unserer alten Heimat verbracht. Da ihre Vorfahren aus Altrohlau stammen, waren wir zu den Orten, an denen unsere Mütter und Väter gelebt hatten, unterwegs. Viele Fotos finden Sie auf der Facebook-Seite „Karlsbad und Umgebung – Unsere Heimat Egerland“. Bleiben Sie mir gesund und munter, bis in den Oktober hinein. Es grüßt Sie alle recht schön, Ihr Rudi Kreisl
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, Unterlomitz 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) mit Gießhübl– 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de Sauerbrunn Liebe Landsleute, ich möchte Gemeindebetreuerin Edith mich auf diesem Weg recht herzlich für die vielen eingegange- Rammoser, Jägerstr. 22, 97082 nen Glückwünsche zu meinem Würzburg, Telefon (09 31) 4 31 36. Christa Rossmeisl meldete uns 75. Geburtstag bedanken. Möden Tod ihrer Tante Erigen die vielen guten ka Köppl, die selbst um Wünsche alle in Erfüldie Bekanntgabe in unlung gehen. serer Heimatzeitung Des Weiteren muß gebeten hat. ich mich bei den LeNachruf: sern der Karlsbader Zei„Als Gott sah, tung entschuldigen, die daß der Weg zu lang, in der Augustausgabe der Hügel zu steil, vergeblich einen Beidas Atmen zu schwer trag zu ihrem Ort SoZu Unterlomitz: wurde, dau–Halmgrün–Grolegte er seinen Arm ßenteich suchten. In Erika Köppl. um Dich und sprach: Geburtstags- und Ur,Komm heim‘.“ laubsvorbereitungen habe ich Traurig, aber dankbar, daß wir meine Berichte – auch für die anderen Orte – leider nicht ab- sie ein Stück ihres langen, zuletzt geschickt. Aufgefallen ist mir der sehr beschwerlichen Weges beIrrtum erst, als ich nach meinem gleiten durften, haben wir in aller Urlaub die Augustausgabe in Stille Abschied genommen von: Erika Köppl, geboren am den Händen hielt und mich darin mit keinem Ort wiederfand. Bit- 4. Dezember 1927 (Unterlote sehen Sie mir diesen einmali- mitz), gestorben am 10. Juli 2024 gen Fehler nach, der nicht wieder (Frankfurt am Main). „In unserer Erinnerung bleibt vorkommen soll. sie in unseren Herzen.“ In so einer Situation fängt man –Christa und Christina mit gerne das Fluchen an, und ich habe mich an ein Gedicht unse- allen Angehörigen, Verwandten res Grafen Clemens von Zedtwitz und Freunden. Traueradresse: Köppl/Rossaus Liebenstein erinnert: meisl, Breslauer Straße 30, 6 05 98 „‘s Flouchn“ „Dös gflouch hob ich nöi leidn Frankfurt am Main. Edith Rammoser künna,
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
� Diamanthochzeit von Erna und Adolf Gellen – Roßtal
Hochzeitsfeier: 60 Jahre vergehen schnell Rudi Kreisl berichtet über die Diamanthochzeit des Ehepaares Erna und Adolf Gellen aus Roßtal. Mit einem umfangreichen Rückblick faßt er ihre gemeinsame Lebensgeschichte zusammen:
I
nzwischen 60 Jahre, wie schnell sind sie vergangen: Erna und Adolf Gellen, die Wirtsleute des Kapellenhofes in Roßtal, feierten ihre Diamantene Hochzeit. Viele Egerländer, speziell Karlsbader, kennen das Wirtsehepaar Erna und Adolf Gellen vom Kapellenhof in Roßtal. Adolf, ein Drahowitzer, hat mit seiner Ehefrau Erna jahrzehntelang in seiner Gaststätte Räume für verschiedene Treffen der Heimatvertriebenen sowie auch für viele Tagungen des Heimatverbandes der Karlsbader zur Verfügung gestellt. Anläßlich der Diamantenen Hochzeit von Erna und Adolf Gellen zum Ende August 2024 will ich hier diese 60
Jahre kurz vorüberziehen lassen. Adolf Gellen war der Sohn einer Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Egerland (Karlsbad) vertrieben wurde und sich in Roßtal mit einer Gaststätte und Pension eine neue Existenz aufbauen konnte, die der Sohn einmal übernehmen sollte. So lernte er bei einem Landsmann vom Vater Josef in Oberfranken den Beruf des Metzgers. Erna Gellen, seine Ehefrau, ist eine Fränkin und kommt aus Nürnberg–Eibach. Die beiden lernten sich in Roßtal kennen und lieben, verstanden sich von Anfang an gut und bereits nach acht Wochen fragte Adolf seine Erna, ob sie seine Ehefrau werden wolle. Am 27. August 1964 wurde dann in Roßtal geheiratet. Und schon ein Jahr später, 1965, wurde Adolf Gellen von den Eltern als Teilhaber in den elterlichen Betrieb aufgenommen. Im selben Jahr kam deren
� September 1924
Ehepaar Erna und Adolf Gellen.
Bild: Rudi Kreisl
Tochter Silvia zur Welt, drei Jahre später, im Jahr 1968, dann Tochter Margit. Im September 1969 wurde die Gaststätte Kapellhof zum 1. Januar 1970 mit Übergabevertrag überschrieben, und der Kapellhof hatte somit ein neues WirtsEhepaar: Erna und Adolf Gellen. Beide setzten ihre Energie mit vereinten Kräften zum Wohle des Kapellhofes ein. 1973 kam dann auch noch ihr Sohn Josef, der Kronprinz und eventuelle Nachfolger, zur Welt. Durch die gute Zusammenarbeit der Eheleute Gellen konnte die Gaststätte sowie die Pension laufend erweitert und vergrößert werden. Im Haupthaus standen zusammen knapp 300 Plätze und in den drei Gästehäusern 80 Betten zur Verfügung. Die Zeit für eine Übergabe, das heißt die Verpachtung an ihren Sohn Josef, war gekommen. Doch dieser kündigte nach zwei Jahren. Nun übernahm die erst-
geborene Schwester den Betrieb. Diesen konnte sie aber aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterführen, und daher mußte alles wieder in die Hände der Eltern zurückgegeben werden. Seit dem Jahr 2014 ist der Kapellenhof für zehn Jahre verpachtet. Für die Zeit nach 2024 wird nun über eine neue Verpachtung beziehungsweise über einen Verkauf des Areals nachgedacht. Viele Jahre ihres Lebens waren gekennzeichnet von harter Arbeit und auch Schicksalsschlägen, die viel Kraft und auch Gesundheit kosteten. Beide genießen nun ihr Leben, soweit es Alter und Gesundheit zulassen, in ihrem schmucken Haus, umgeben vom grünen, blühenden Garten, und denken oft und gerne an die wilden Jahre von Roßtal zurück. Wir wünschen den beiden alles Gute und noch viele schöne Jahre eines gemeinsamen glücklichen Zusammenlebens.
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
n 1. September 1924: Der Karlsbader Pavillon erhält in der Aussiger Ausstellung für Kultur und Wirtschaft die goldene Medaille. n 1.–7. September 1924: Der Reichsverband deutscher Ärztevereine veranstaltet eine Studienreise, welche in Karlsbad endet. Die Karlsbader Wandervögel unternehmen eine Spielfahrt nach Deutsch–Südtirol. Die Urbani-Kirche in Fischern wird von der dortigen „Eghalanda Gmoi“ einer Renovierung unterzogen. Der Verein tschechischer Kurgäste verbreitet an alle dort ankommenden tschechischen Kurgäste ein Schreiben mit der Aufforderung, in Karlsbad nur tschechisch zu sprechen, damit die hiesige Geschäftswelt ge-
zwungen wird, tschechisches Personal einzustellen. Ein tschechisches Gymnasium wird errichtet. Die 1. Klasse zählt 20, die 2. Klasse 24 Schüler. n 2. September 1924: Das Sprudelsalzwerk erzeugt heuer um 10 000 Kilogramm mehr Salz als im Vorjahr. Der Mehraufwand beträgt 250 000 Kc, die Mehreinnahmen 736 000 Kc. n 3. September 1924: Badearzt MUDr. Hugo Stark, Goldener Turm, verstirbt. n 7.–13. September 1924: Im Kurhaus beginnt der VI. Internationale ärztliche Fortbildungskurs. n 9. September 1924: Raimund Wolf, ehemaliger Zeichenprofessor am hiesigen Gymnasium, später in Wien, seit einigen Jahren erblindet, verstirbt in Nestlbach bei Graz.
n 12. September 1924: Branddirektor Mattoni wird zum Ersten Vizepräsidenten des Deutschen Reichsverbandes für Feuerwehr und Rettungswesen in der damaligen Tschechoslowakei gewählt. n 16. September 1924: Zur Beförderung von schweren Lasten zu den Neubauten beim Wandervogelheim wird ein Tank benützt. Er zieht die schwersten Fuhrwerke mühelos die steile Straße beim Wandervogelheim hinauf. n 16. September 1924: Josefine Malitsch, Tochter des Stahlwarenhändlers Malitsch, springt in suizidaler Absicht vom dritten Stock aus in die Tiefe, sie ist sofort tot beim Aufkommen. Das Motiv der Tat bestand wohl aus unglücklicher Liebe. Die Wasserfassungsanlage
Wahawiese-Russelsitz wird erneuert. Kosten per 30 000 Kc dazu bewilligt. Die Stadt beschließt mit Rücksicht darauf, daß die Entfernung von zwei Erinnerungstafeln aus dem Foyer des Stadttheaters seitens der politischen Bezirksverwaltung angeordnet war, an deren Stelle zwei neue Gedenktafeln anzubringen. Diese enthalten jeweils Sinnsprüche des Karlsbader Dichters Erwin Guido Kolbenheyer und des sudetendeutschen Dichters Hans Watzlik. In Wien stirbt der Karlsbader Buchdruckereibesitzer und Herausgeber des „Karlsbader Tagblatts“ Hans Feller mit 58 Jahren. n 18. September 1924: Das erste Haus der Eigenheimbaugenossenschaft ist fertig gestellt. Dies gehört dem Lehrer
Nemetz. Die im Vorjahr in Fischern mit großem Kostenaufwand erbaute tschechische Volksschule (drei Stockwerke) wird von 38 Schulkindern besucht. Davon sind 13 Kinder tschechischer Abstammung, zwei bulgarischer, vier Kinder stammen aus gemischten Ehen, und 19 Kinder sind rein deutsch. In den deutschen Schulen müssen oft 60 und mehr Kinder mit einer Klasse Vorlieb nehmen. Musikdirekttor Bruno Pleier erhält durch den König von Rumänien den Orden „Bene Merenti“ 1. Klasse. Der Landesschulrat verbietet allen Studierenden die Mitgliedschaft beim „Wandervogel“. n 21. September 1924: Die Regierung plant die Eingemeindung der Vororte Draho-
witz, Donitz, Fischern, Pirkenhammer und Berghäuseln nach Karlsbad. Die Gemeinden haben sich innerhalb von 30 Tagen darüber zu äußern. n 22. September 1924: Porzellanarbeiter-Streik im Industrie-Gebiet Karlsbad ausgebrochen. Ursache: Lohndifferenzen. n 26. September 1924: Die Bezirksverwaltungskommission wird von der Landesverwaltung neu ernannt. Vorsitzender: Eugen de Witte. Stellvertreter: Karl Schöttner. n 27. September 1924: Die wasserrechtlichen Verhandlungen beginnen wegen Erbauung einer neuen Egerbrücke von der Morgenzeile zum Buschtierader Bahnhof. n 29. September 1924: Straßenpflasterung mit Asphalt bei Egerstraße–Kreuzstraße.
� Reihe „Verdiente Karlsbader“
Historiker Dr. Karl Ludwig – Bedeutsame Persönlichkeit Karlsbads
In diesem weiteren Teil der Reihe „Verdiente Karlsbader Persönlichkeiten“ geht es um den Karlsbader Historiker Dr. Karl Ludwig. Rudi Baier berichtet:
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in bedeutender Historiker der Stadt Karlsbad war Dr. Karl Ludwig. Er wurde geboren am 2. November 1866 in Eger und ist verstorben am 14. März 1931 in Karlsbad. Er war das erste von acht Kindern der Eheleute Karl Ludwig, eines Gärtnereibesitzers, und dessen Gattin Katharina. Nach dem Besuch des Gymnasiums
in Eger studierte der junge Ludwig an der Deutschen Karls-Universität in Prag die Studiengänge Geographie, Geschichte, historische Hilfswissenschaften. Er erhielt als Stipendiat des vatikanischen Archivs ein zweijähriges Stipendium. Im Jahr 1892 erfolgte das Examina für Geographie und Geschichte und die Promotion zum Doktor der Philosophie. Im Oktober 1902 wurde Ludwig zum Stadtarchivar bestellt. Ab Oktober 1893 war er Supplent und von 1896 bis 1927 Professor am Gymnasium in Karlsbad. Er war der Begründer der wis-
senschaftlichen Stadtbibliothek, des Zeitungsarchivs und des Karlsbader Stadtarchivs. Er ordnete das Stadtarchiv nach der alten Archivordnung von P. Stöhr und sammelte Schätze für das von ihm gegründete Stadtmuseum, deren Aufstellung nach seinem Tod in einem eigenen Gebäude erfolgte. Als Historiker veröffentlichte er zahlreiche Beiträge und Bücher. Sein besonderes Interesse galt der GoetheForschung. Ludwig war ständiger Mitarbeiter der „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deut-
schen in Böhmen“ und „Unser Egerland“, sowie Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Prag. Er durchforschte auch die Archive in Wien, Prag, Eger, Stift Tepl und vieler anderer Städte, welche Beziehungen zu Karlsbad hatten. Zugleich war er Konservator des Zentralkomitees für Denkmalpflege und des Archivrates in Wien. Mit seinen grundlegenden Werken wie „Alt-Karlsbad“ (1920) und weiteren Werken, wie beispielsweise „Der Posthof in Karlsbad“, „Die Feuerlösch-
Historiker Dr. Karl Ludwig.
ordnung in Alt-Karlsbad“, „Die Karlsbader Hausnamen“ oder auch „Aus Karlsbads vergangenen Tagen“, hat er sich um die Sprudelstadt Karlsbad verdient gemacht. Ludwig war im späteren Leben mit einer Karlsbaderin namens Amalie, geborene Kraft, verheiratet. Der Ehe entsproß eine Tochter namens Magdalena, später verehelicht mit Ingenieur Paul Baier. Ludwig erhielt ein Ehrengrab der Stadt Karlsbad und ein Grabdenkmal, welches Bildhauer Hugo Uher aus Karlsbad schuf.
� Reihe „Karlsbader Geschichten“
Kleine Anekdote zum Schah von Persien Ein neuer Teil der Reihe „Karlsbader Geschichten“: Die Anekdote dreht sich um den Schah von Persien und eine besondere Blume. Rudi Baier erzählt:
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er Schah von Persien wohnte in Karlsbad im erstklassig eingerichteten Savoy-Hotel, Schäfflerstraße 16, das dem
Karlsbader Baumeister Josef Waldert gehörte. Hotelpächter war Aulich. Dieser hatte täglich in allen Gängen und in allen Zimmern, die der Schah von Persien mit seinem Gefolge im Hotel und den dazugehörigen angrenzenden Villen bewohnte, frische Blumen aufstellen lassen. Der Schah liebte besonders sol-
che von blauer Farbe. Das wurde oft schwer. Doch blühte im Hochsommer in Massen auf allen Rändern und allen Wegen unsere einheimische „Natternzunge“, auch „Natternkopf“ genannt, in schöner, blauer Farbe mit ihrem sonst rauhblättrigem und rauhartigem Aussehen. Aulich machte damit einen Versuch.
Die Blume gefiel dem Schah dermaßen, daß er sie täglich frisch gepflückt und alles damit reichlich dekoriert zu sehen verlangte. Aulich ließ nun diese Blumen täglich mit der Sichel von Weibern aus Drahowitz, Donitz und Weheditz abgrasen und in Tragkörben auf allen Rändern sammeln. Wenn sie die Blumen
abends ins Hotel brachten, vergütete er den eifrigen Graserinnen einen Tageslohn. Die einheimischen „Fluren-Raritäten“ wurden in wertvolle Vasen gestellt zur Freude des exotischen Fürsten. Jedenfalls kam Aulich damit auf seine Rechnung. Der damalige Bezirkshauptmann Dr. Maurig, welcher wie-
derholt in jener Zeit im SavoyWestend verkehrte, sprach einmal im Kreis Einheimischer seine Verwunderung aus, als er diese Blumenzier in so reichem Maß angewendet sah: Mit welch einfachen Mitteln das verwöhnte Herz und der verwöhnte Geschmack eines reichen fremden Fürsten zu befriedigen sei.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 37 | 13.9.2024
Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
� Spendenaufruf an alle – Zwodau
Ernst-Mosch-Denkmal Wir sind sehr dankbar für bisherige Hilfen, zugleich bitten wir alle um etwas finanzielle Unterstützung für das neue ErnstMosch-Denkmal in Zwodau:
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nser unvergessener Ernst Mosch kam 1925 in Zwodau im Haus mit der Nummer 182 zur Welt. Seine Elterm übersiedelten irgendwann in das Haus Nummer 144, wo sie bis 1935 wohnten. Später erwarben sie ein Eigenheim in Falkenau an der Eger im Lobsweg.
Die junge Bürgermeisterin Ingenieur Eva Třiskova setzte beim Magistrat von Zwodau durch, daß für diesen berühmtesten Sohn ein angemessenes Denkmal beim Zwodauer Rathaus errichtet wird. Die Gemeinde Zwodau führte bereits den Transport des Steines sowie die Vor- und Erdarbeiten durch. Der Sockel mit Stein steht bereits. Die Arbeiten dazu führten freiwillige Helfer der Gemeinde Zwodau zusammen mit Jozef Haranza durch. Im Fal-
kenauer Heimatbrief hatten wir darüber ausführlich berichtet. Der Guß der Gedenktafel erfordert aber noch kräftige finanzielle Hilfe. Neben seinem Konterfei werden auch ein kurzer Lebenslauf in beiden Sprachen, sowie die Noten des ersten Verses des berühmten Stückes von Mosch „Wir sind Kinder von der Eger“, verewigt sein. Am Haus mit der früheren Nummer 144 plant Haranza (Projektentwickler und Bürger Zwo-
daus) auch eine Tafel mit diesen Informationen anzubringen. Auf dem Spendenkonto sind bisher etwa 120 000 Tschechische Kronen (CZK), das heißt umgerechnet etwas mehr als 4000 Euro, für das Denkmal eingegangen. Daher bitten wir um einen Obulus und Spenden. Bitte überweisen Sie Spendengelder auf folgendes Konto: –Empfänger: Mestis Svatava –IBAN: CZ25 0100 0001 3118 6783 0247 –BIC: KOM BCZP
„Ernst Mosch, geb. 7.11.1925 Zwodau, König der Blasmusik“ – eine ungefähre Darstellung des künftigen, fertigen Denkmals für Mosch.
� Geburtstagsglückwünsche – Egerer Landtag e.V.
Brunhilde Rubick 80 Zum 80. Geburtstag: Alles Gute und herzlichen Dank an Brunhilde Rubick!
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eboren wurde Brunhilde Rubick am 1. September 1944 in Schwarzwasser, Kreis Freiwaldau, im Altvatergebiet. Seit Jahrzehnten ist Brunhilde aktiv in den verschiedenen Heimatgliederungen der Sudetendeutschen. Als Mitglied der Sudetendeutschen Landsmann-
schaft (SL) unterstützt sie ihren Ehemann Wilhelm Rubick, der in Ehrenämter des Ortsverbands in Thalmässing, über den Kreisverband Roth, bis in die Bundesversammlung gewählt ist. Regelmäßig organisiert sie auch die jährlichen Mehrtagesfahrten in ihre Heimat Schwarzwasser mit. Bei den vielen Aufgaben im SL-Ortsverband Thalmässing und im SL-Kreisverband Roth hilft sie ihrem Mann.
Rubick ist auch Mitglied im Egerer Landtag e.V. Ihr Mann Wilhelm stammt aus dem südlichen Egerland. In der Nähe des Tillenberges liegt sein Heimatort Ulrichsgrün. Beim jährlichen Treffen der Pfarrgemeinde Palitz beteiligt Brunhilde Rubick sich an der Vorbereitung und Durchführung. Für ihre außerordentlichen Leistungen beim Egerer Landtag wurde Rubick ausgeGeorg Gottfried zeichnet.
Brunhilde Rubick (Mitte) beim „Bund der Deutschen“ in Eger. Rubick feiert ihren 80. Geburtstag im September.
� Gratulationen im September
Hoher Geburtstag – Glückwünsche zum Ehrentag Wir wünschen allen Geburtstagskindern im laufenden Monat September 2024 alles Gute, viel Freude und großes Glück in ihrem neuen Lebensjahr! Wir gratulieren ganz herzlich allen Jubilaren des Egerer Landtag e.V. zu ihrem hohen Geburtstag. Die allerbesten Wünsche und viel Gesundheit (oder auch bei Krankheit: schnelle, gute Besserung) sprechen wir zu ihrem besonderen Ehrentag aus:
n Hoher Geburtstag begangen am 8. September 1931: Barbara Schmidt, wohnhaft in Lauf. n Hoher Geburtstag begangen am 14. September 1934: Herbert Biedermann, wohnhaft in Butterwiesen.
Geburtstagsgratulationen an:
n Hoher Geburtstag begangen am 23. September 1944: Renate Hanke, wohnhaft in Eckental.
n Hoher Geburtstag begangen am 1. September 1944: Brunhilde Rubick, wohnhaft in Thalmässing.
n Hoher Geburtstag begangen am 29. September 1939: Inge Schubert, wohnhaft in München.
� Willi Rößler – Geschichtsexkurs: Schulstrukturänderungen bei Einverleibung des Sudetenlandes
Schulische Strukturen – Änderungen bis zur Machtübernahme Veränderungen der Schulstruktur bei Einverleibung des Sudetenlandes in das „Deutsche Reich“ 1938 – Willi Rößler berichtet:
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ie tschechoslowakische Republik übernahm 1918 weitgehend das Schulsystem von Österreich-Ungarn. Die Schulpflicht betrug acht Jahre. Jeder war verpflichtet, die Volksschule zu besuchen. Nach fünf Jahren konnte er auf eine weiterführende Schule wechseln. Die meisten Schüler besuchten anschließend die Bürgerschulen, die in allen Städten angeboten wurden. Sie waren dreijährig und ausgerichtet auf Schüler, die einen handwerklichen oder kaufmännischen Beruf erlernen wollten. Anschließend hatte der Absolvent die Möglichkeit, eine dreijährige Lehre zu machen und die Berufs-
schule zu besuchen. Wer eine gehobene Ausbildung machen wollte, hatte die Möglichkeit, die siebenjährige Oberrealschule mit Abschluß der Hochschulreife zu besuchen, die für technische Berufe erforderlich war. Um die allgemeine Hochschulreife mit Abschluß der Matura zum Besuch der Universität zu besuchen, mußte man das humanistische Gymnasium in Eger besuchen. Im Jahr 1938 übernahm das „Deutsche Reich“ das Schulsystem. Die weiterführenden Schulen konnten nun bereits nach vier Jahren besucht werden. Wer keine weiterführenden Schulen besuchte, verblieb weitere vier Jahre in der Volksschule. Die dreijährige Bürgerschule wurde nun zur vierjährigen beziehungsweise fünfjährigen Realschule und mit etwa denselben Fächern ein-
geführt. Die Oberrealschule wurde von der achtjährigen Oberschule für Jungen entsprechend auch zur Oberschule für Mädchen überführt. Die Absolventen erhielten die Hochschulreife. Beim Gymnasium änderte sich wenig, sie erhielten als Abschluß ein Zeugnis, das Abitur, nicht mehr der Matura. Am Beispiel des Unterrichts am Gymnasium möchte ich auf die Veränderungen eingehen. Der Beginn des Unterrichts ab 1. September 1938 war überschattet von den politischen Ereignissen im Sudetenland. Nach etwa zwei Wochen Unterricht kam es auf dem Marktplatz in Eger zu Schießereien. Der damalige tschechoslowakische Staat verhängte das Standrecht über Eger, so daß der Unterricht bis zum 10. Oktober 1938 eingestellt wurde. Am 1. Oktober rückten
deutsche Soldaten in Eger ein, und am 3. Oktober besuchte Hitler die Stadt Eger. Mit Beginn des Schuljahres 1938/1939 gab es etliche Änderungen im Schulbetrieb des Egerer Gymnasiums. Die Bezeichnung unserer Lehrer wurde denen des „Deutschen Reiches“ angepaßt. Sie erhielten nun die Bezeichnung Studienrat oder Oberstudienrat. Wir Schüler betitelten unsere Lehrer weiterhin mit „Herr Professor“. In den Kriegsjahren standen dem Egerer Gymnasium für die zehn bis zwölf Klassen etwa 16 Lehrer zur Verfügung. Die jungen Lehrer waren zur Wehrmacht einberufen, so daß unsere Lehrer in einem Alter von 45 bis 60 Jahren waren. Wir hatten am Gymnasium ein interessantes Lehrerkollegium. Wir Schüler merkten sehr bald, welche Leh-
rer sich von der nationalsozialistischen Idee stärker angezogen fühlten. Sie erschienen bei Appellen in Uniform, anderen wiederum war der Hitlergruß vor der Klasse, der jetzt Pflicht wurde, zuwider. In den altsprachlichen und naturwissenschaftlichen Fächern spielte der Einfluß nationalsozialistischer Ideen weniger eine Rolle, aber in Deutsch und Geschichte hat sich der Lehrstoff wesentlich verändert. Der seitherige Direktor Zdenko Bernhard Lizalek, Leiter des Gymnasiums Eger, wurde am 10. Mai 1939 seines Amtes enthoben. Professor Dr. Georg Pfortner übernahm die Leitung der Anstalt bis zur Einsetzung von Studiendirektor Albin Kühn am 1. September 1939. Er war ab dann der Leiter des Gymnasiums bis 1945. Wir Schüler wurden zu ver-
schiedenen politischen Veranstaltungen einbezogen. Ich erinnere mich noch an die Gedenkfeier am 9. November, an die pflichtmäßige Teilnahme der Schüler an dem Spatenstich der Reichsautobahn durch Rudolf Heß, oder auch an das Abhören von Rundfunkansprachen von Parteifunktionären. Am Geburtstag des „Führers“, am 20. April 1939, versammelten sich die Schüler in Festkleidung um 7.45 Uhr in den Klassenzimmern, um dann um 8 Uhr am Kirchplatz Aufstellung zu nehmen. Es folgten Flaggenhissung und eine Ansprache eines „Professors“ der Schule. Der Einfluß nationalsozialistischer Ideen machte sich im Unterricht deutlich bemerkbar. Im Schuljahr 1939 nahm Hitlers Machtübernahme weiteren Einfluß auf den Schulbetrieb.