Sudetendeutsche Zeitung 25. Oktober 2024 Ausgabe 43 Pay

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Bernd Posselt: Europa braucht endlich eine Balkan-Strategie (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 43 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 25. Oktober 2024

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HEIMATBOTE

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Familie von Otfried Preußler entzieht Schule den Namen

Neudeker Heimatbrief

VOLKSBOTE

Als „unheilige Allianz der Woken und Doofen“ hatte die Cancel-Culture-Kampagne des Otfried-Preußler-Gymnasiums gegen ihren Namensgeber bundesweit Schlagzeilen gemacht (Sudetendeutsche Zeitung berichtete mehrfach).

VOLKSBOTE

VOLKSBOTE

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VOLKSBOTE Fotos: Francis König, Torsten Fricke

� Nach Stichwahl

Výborný wieder Chef der KDU-ČSL Die KDU-ČSL hat auf dem Parteitag am vergangenen Freitag in Olmütz eine neue Führung gewählt. Neuer Parteichef ist Landwirtschaftsminister Marek Výborným, der den Christdemokraten bis 2020 vorgestanden hatte. Er löst Arbeitsminister Marian Jurečka ab, der in der Stichwahl den Kürzeren zog.

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ýborným erklärte, seine Partei werde das Bündnis Spolu mit der ODS und Top 09 auch im nächsten Jahr fortsetzen, wenn die Wahlen zum Abgeordnetenhaus anstehen. Dabei wolle man sich im Wahlkampf auf familienfreundliche Themen, erschwinglichen Wohnraum mit angemessenen Mieten, Bildung und die Grundsätze der verantwortungsvollen Solidarität konzentrieren. Zum ersten Vizevorsitzenden der Partei wählten die Delegierten den ehemaligen Parteichef Pavel Bělobrádek. Der Abgeordnete und ehemalige Vize-Premierminister hatte auf dem Sudetendeutschen Tag 2022 in Hof als Vertreter Tschechiens gesprochen und dabei die Sudetendeutschen als „hervorragende Botschafter der Zusammenarbeit“ gelobt. Zu weiteren Vizevorsitzenden gewählt wurden die Bürgermeisterin von Krawarn, Monika Brzesková, der stellvertretende Gesundheitsminister Václav Pláteník, der stellvertretende Außenminister Eduard Hulicius und der Abgeordnete Jiří Horák. Überraschend bei der Wahl in den Parteivorstand durchgefallen ist Umweltminister Petr Hladík.

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� Große Blamage für Pullach und das dortige Gymnasium

HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

Heimatbrief tschen Neudeker Landsmannschaft

VOLKSBOTE

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ehr noch: Ein Lehrer schreckte in seinem Aufklärungswahn noch nicht einmal vor der Verbreitung von Unwahrheiten zurück, um Preußler eine Na-

zi-Vergangenheit anzudichten – was dem Pauker eine Unterlassungserklärung einbrachte. Jetzt hat die Tochter des großen Autors aus Reichenberg genug. Die Münchner Abendzeitung zitiert Susanne PreußlerBitsch mit der Entscheidung, der Schule den Namen, den sie seit 2013 trägt, wieder zu entziehen: „Es wäre keinesfalls im Sinne des Namensgebers, daß eine Schule seinen Namen tragen muß, obwohl sie diesen massiv ablehnt.“

� Gratias-Agit-Award für Herbert Werner aus Teplitz-Schönau, langjähriger MdB und Ko-Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Tschechiens Außenminister würdigt sudetendeutschen Brückenbauer

Mit dem Gratias-Agit-Award ist der langjährige Bundestagsabgeordnete und Ko-Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Herbert Werner (siehe Sudetendeutsches Gespräch auf Seite 3), am vergangenen Donnerstag von Tschechiens Außenminister Jan Lipavský in Prag ausgezeichnet worden. Der 83jährige stammt aus Teplitz-Schönau und ist erst der zweite vertriebene Sudetendeutsche, der diese seit 1997 verliehene Auszeichnung des tschechischen Außenministeriums erhält.

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it der Auszeichnung werden Persönlichkeiten geehrt, die sich um den guten Ruf der Tschechischen Republik verdient gemacht haben. Unter den bislang 387 Preisträgern sind die in Prag geborene langjährige US-Außenministerin Madeleine Albright (1937–2022), der aus Tschaslau stammende US-Regisseur und zweifache Oscar-Gewinner Miloš Forman (1932–2018, „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Amadeus“) und der 1937 in Zlin geborene britische Dramatiker Sir Tom Stoppard, dessen jüdische Eltern 1939 vor den Nazis zunächst nach Singapur flüchteten. Bei der festlichen Verleihung am Donnerstag im Palais Czernin an zehn Persönlichkeiten und zwei Institutionen waren unter den Gästen auch Tomáš Kafka, der mit Herbert Werner den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds aufgebaut hatte (siehe rechts), sowie der Deutsche Botschafter in Prag, An-

Tschechiens Außenminister Jan Lipavský beglückwünscht Herbert Werner zum Gratis-Agit-Award. Rechts: Bei dem Festakt im Palais Czernin saß der Sudetendeutsche neben dem Minister in der ersten Reihe. Fotos: Vláda ČR/MZVCR

� Tomáš Kafka gratuliert in der Sudetendeutschen Zeitung Herbert Werner

„Der bestmögliche Partner“ Von Tomáš Kafka Es war mir eine große Ehre mit Herbert Werner die Vorgaben unserer Regierungen zu erfüllen und im Jahr 1998 das Sekretariat des deutschtschechischen Zukunftsfonds buchstäblich aus der Taufe zu heben.

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s ging dabei nicht nur um Transparenz und bessere Informiertheit auf beiden Seiten, es ging um den Stil und die Bereitschaft, aufeinander tatsächlich zuzugehen. In Herbert Werner fand ich

für diese Aufgabe, für die Vermenschlichung des Miteinanders in den sudetendeutschtschechischen Beziehungen, den bestmöglichen Partner. Wir lernten uns nicht nur zu respektieren, und dies in guten wie auch in weniger guten Momenten; wir lernten aber auch miteinander an den Beziehungen und mit den Beziehungen auch Spaß zu haben. Ich kann nur hoffen, daß jeder Tscheche, jede Tschechin, die an unseren guten nachbarschaftlichen Beziehungen interessiert ist, eine eigene Version von Herbert

Werner findet, um in diesem Ansatz befestigt zu sein. Unsere guten Beziehungen sind es wert, und wie bereits gesagt, es macht auch Spaß. Dr. Tomáš Kafka war mit Herbert Werner Ko-Geschäftsführer des DeutschTschechischen Zukunftsfonds und von 2020 bis 2024 Botschafter der Tschechischen Republik in Berlin.

dreas Künne, der Werner auch via X unter dem deutsch-tschechischen Hashtag #GuteSousede (Gute Nachbarn) gratulierte. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe: „Mein Freund Herbert Werner hat beim Aufbau des Zukunftsfonds eine überragende Pionierleistung im deutsch-tschechischen Verhältnis erbracht, die in seinem jahrzehntelangen Engagement in der Ackermann-Gemeinde wurzelt. Dafür gebührt ihm der Dank unserer Volksgruppe.“ Als erster Vertriebener hatte 2005 Franz Olbert (1935–2023) die Auszeichnung erhalten. Der Schönhengstgauer wurde mit seiner Familie nach Bayern vertrieben und war seit den 1950er Jahren in der Ackermann-Gemeinde aktiv und dort von 1976 bis 1999 Generalsekretär. Ab 2000 gehörte er dem Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds an. Zu den weiteren Persönlichkeiten aus Deutschland gehören Antje Vollmer, von 1994 bis 2005 Vizepräsidentin des Bundestages, Schriftsteller Reiner Kunze, dessen Ehefrau aus der damaligen Tschechoslowakei stammte, Dr. Peter Becher, Literaturhistoriker und heute erster Vorsitzender des Adalbert-Stifter-Vereins, sowie Prof. Dr. Nikolaus Prinz von Lobkowicz, der aus Prag stammende langjährige Rektor und Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie der Katholischen Universität in Eichstätt. Torsten Fricke

� Statt der angekündigten drei werden sogar sechs Schulen bilingualen Unterricht mit Deutsch und Tschechisch anbieten

Bayerns Ministerpräsident hält Wort Verständigung setzt Sprachkenntnisse voraus: Auf dem Bayerisch-Tschechischen Grenzlandkongreß Anfang Juli in Cham hatte Ministerpräsident Markus Söder dem tschechischen Premierminister Petr Fiala versprochen, der Freistaat werde den Tschechisch-Unterricht an den Schulen forcieren. Premierminister Petr Fiala und Ministerpräsident Markus Söder.

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nlaß war damals die Entscheidung der Prager Regie-

rung, den Deutsch-Unterricht entgegen der ursprünglichen Planung doch nicht zu kürzen. Am Dienstag dieser Woche meldete Bayerns Staatskanzleiminister Florian Herrmann Vollzug. Statt drei werde man sogar sechs Schulen fördern, damit diese bilingualen Unterricht in Deutsch und Tschechisch anbieten können. „Konkret sind das die Realschule in Wunsiedel, die Realschule in Vohenstrauß, die

Realschule in Waldsassen, das Ortenburg-Gymnasium in Oberviechtach, das Joseph-von-Frauenhofer-Gymnasium in Cham und die Mittelschule in Hauzenberg“, sagte Herrmann auf der Pressekonferenz nach der Ministerkonferenz. Die Anschubfinanzierung von je 15 000 Euro übernehme die Staatskanzlei. Neben dem tschechischen Sprachunterricht, der bereits mit dem nächsten Schuljahr beginnt,

sollen den Schülern auch interkulturelle Kompetenzen vermittelt und Begegnungen mit jungen Tschechen ermöglicht werden. Außerdem sollen grenzüberschreitende Schulpartnerschaften gefördert werden. Alle geförderten Schulen liegen im Grenzgebiet. Herrmann: „Es geht darum, im bayerisch-tschechischen Grenzraum nachhaltige pädagogische Impulse zu setzen.“ Torsten Fricke

Bayerns Staatskanzleiminister Florian Herrmann. Fotos: Torsten Fricke


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AKTUELL · MEINUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

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er bedeutende Hauptbahnhof Pilsen ist ein wichtiger Verkehrsknoten zwischen Prag, Eger, Furth im Wald und München, aber auch anderen Verbindungen. Das heutige Gebäude wurde im Jahr 1907 nach den Plänen des Architekten Rudolf Štecha im Stil der Neorenaissance und des Jugendstils errichtet. Der Architekt beteiligte sich auch an der Finanzierung des Baus. Dabei verschuldete er sich so sehr, daß er keinen Ausweg mehr sah und sich am 2. Januar 1908 erhängte. Im Laufe der Zeit wurde der Bahnhof öfter umgebaut und diente vor der letzten Sanierung sogar als Kulisse für einen deutschen Kinofilm über die Bombardierung Dresdens am Ende des

Zweiten Weltkriegs. In den 1950er Jahren wurden in der Bahnhofshalle einige Veränderungen vorgenommen, die in künstlerischer Form den damals beliebten Stil des „sozialistischen Realismus“ nachahmten. Im Mai 2000 wurde der Bahnhof zum Kulturdenkmal erklärt und unter Schutz gestellt. 2023 folgte dann die umfangreiche Sanierung, zu der auch die Bilder mit der Thematik der Arbeiter und Landwirte aus der totalitären Zeit des Kommunismus gehörten. Für den Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, der diesen Bahnhof oft durchquert, war es von großem Interesse zu sehen, daß sich in der Halle neben diesen künstlerischen Werken auch Zeugnisse einer anderen Zeit befinden, denn in allen vier Himmelsrich-

PRAGER SPITZEN

tungen stehen die gut sichtbaren Buchstaben FJI (oben rechts und links), die an die Entstehungszeit des Gebäudes unter der Herrschaft von Kaiser Franz Josef I. erinnern. Peter Barton bemerkte: „Man kann zu jeder Zeit vieles gewaltsam ändern oder verdrängen, die Geschichte kehrt trotzdem in irgendeiner Form wieder zurück.“

Schneller von Prag nach München

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Sudetendeutsches Museum

Lange Nacht mit über 800 Besuchern „Über 800 Besucher strömten an diesem besonderen Abend in unser Museum. Sie genossen ein abwechslungsreiches Programm, das für alle Altersgruppen etwas zu bieten hatte“, hat Dr. Stefan Planker, Direktor des Sudetendeutschen Museums, eine positive Bilanz nach dem Kulturhighlight „Die lange Nacht der Münchner Museen“ gezogen.

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nsgesamt pilgerten am Sonntagabend über 30 000 Kulturinteressierte in die über hundert Museen, Galerien, Ausstellungen und besonderen Orte, die bis ein Uhr nachts geöffnet hatten. Das Sudetendeutsche Museum bot Kuratorenführungen durch die Oskar-Schindler-Ausstellung an. Weitere Höhepunkte waren die Lichtperformance des Künstlers Gregor Eisenreich und Lichtkunst-Experimente für Familien. Auch das Deutsche Haus des Ostens hatte sich an der Museumsnacht beteiligt.

er kanadische Weltstar Alanis Morissette („You Oughta Know“, „Uninvited“) wird der Headliner des Musik- und Kunstfestivals Metronome Prag, haben die Veranstalter am Montag angekündigt. Die achte Ausgabe des Festivals findet vom 19. bis 21. Juni 2025 auf dem Messegelände statt. Die siebenfache Grammy-Gewinnerin ist bislang dreimal in Tschechien aufgetreten, das letzte Mal vor siebzehn Jahren in Prag.

Hausärzte sagen Warnstreiks ab

Drei Jahre Haft für Ex-Minister

ie Hausärzte in Tschechien haben ihren für kommende Woche geplanten Warnstreik abgesagt. Grund dafür ist eine Änderung der Vergütungstabellen für das Jahr 2025 entsprechend den Forderungen der Ärzte. Darüber informierte der Vorsitzende des Verbands der Hausärzte, Petr Šonka, nach den Verhandlungen mit Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09) am Montag. Dagegen wollen die anderen niedergelassenen Fachärzte, die sich dem Protest der Hausärzte angeschlossen hatten, an ihren Streikplänen festhalten, sagte deren Verbandschef Zorjan Jojko, nachdem die Verhandlungen der Fachärzte mit dem Gesundheitsminister am Dienstag gescheitert waren.

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Ex-Premierminister erzielt Vergleich und wirft seinen Rivalen vor, den Fall zwölf Jahre lang mißbraucht zu haben

Slowakisches Innenministerium: Andrej Babiš war kein StB-Spitzel „Es hat zwölf Jahre gedauert, aber am Ende haben sich Wahrheit und Gerechtigkeit durchgesetzt“, hat Ano-Chef Andrej Babiš die Erklärung des slowakischen Innenministeriums kommentiert, wonach der tschechische Ex-Premierminister zu Unrecht als Agent der ehemaligen tschechoslowakischen Geheimpolizei StB registriert worden war.

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m Vorfeld hatte der gebürtige Slowake vier Gerichtsverfahren gewonnen, da es keine Beweise gab, daß der heutige Milliardär vor 1989 als Spitzel tätig gewesen war. „Ich bin froh, daß das Verfahren abgeschlossen ist, denn zwölf Jahre lang haben mir die Anschuldigungen grundlegend geschadet. Meine politischen Rivalen haben den Fall mißbraucht und mich beleidigt. Ich erwarte aber keine Entschuldigung, dazu werden sie nicht den Mut haben“, wird Babiš vom Nachrichtenportal iDNES.cz zitiert. Das slowakische Innenministerium erklärte, man habe diesen Vergleich geschlossen, da ein hohes Risiko bestünde, vor Gericht eine juristische Niederlage zu kassieren und dann schadensersatzpflichtig zu werden. Nach Angaben des Ministeriums hat sich Babiš im Gegenzug

ährend in Bayern Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau weiter in den Sternen stehen, investiert Tschechien in die Schiene. So soll bereits im kommenden Jahr mit dem Bau einer zweigleisigen elektrifizierten Eisenbahnstrecke zwischen Pilsen und Staab begonnen werden, womit sich dann auch die Fahrzeit von Prag nach München etwas verbessert. Verkehrsminister Martin Kupka forderte Bayern auf, zwischen Schwandorf und Furth im Wald ebenfalls die Trassenkapazitäten zu erhöhen und die Elektrifizierung voranzutreiben. Insbesondere auf Grund des maroden Schienennetzes in Deutschland dauert die Bahnfahrt von Prag nach München wie zu Zeiten von Kaiser Franz Joseph 5:55 Minuten – für gerademal 410 Bahn-Kilometer (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt dabei nur 69 km/h.

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Mit einer Lichtperformance (links) des Künstlers Gregor Eisenreich begeisterte das Sudetendeutsche Museum die Besucher bei der Langen Nacht der Münchner Museen. Unten: Für Kinder und Familien gab es Licht-Experimente zum Mitmachen. Fotos: Sudetendeutsches Museum/Daniel Mielcarek

Am letzten Wiesn-Sonntag hat Andrej Babiš ein Reel seines Münchner Oktoberfestbesuches gepostet. Der Ex-Premierminister feierte ausgelassen in der Käfer-Wiesnschenke. Fotos: Facebook/ Andrej Babiš/Mediaservice Novotny verpflichtet, keine Schadensersatzansprüche gegen die Slowakei zu verfolgen und seine beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereichten Beschwerden zurückzuziehen. „Nach Ansicht des Instituts für das Gedächtnis der Nation ist die Legitimität der Registrierung von Andrej Babiš als geheimer Mitarbeiter des StB durch mehrere StB-Akten belegt, die inhaltlich und chronologisch miteinander in Verbindung stehen. Die Entscheidung des slowakischen Innenministeriums, einen Vergleich mit Babiš zu schließen, ändert nichts an dieser Tatsache“, sagt dagegen Michal Miklovič, Sprecher des Instituts, gegen-

über iDNES.cz. Verantwortlicher Innenminister ist Matúš Šutaj Eštok, Vorsitzender der Regierungspartei Hlas-SD. Im April hatte Babiš den damaligen HlasST-Parteivorsitzenden Peter Pellegrini öffentlich vor der Stichwahl um das Amt des slowakischen Präsidenten unterstützt, die dieser auch gewann. Nach den aktuellen Umfragen hat Babiš beste Chancen, im Herbst nächsten Jahres wieder zum Premierminister gewählt zu werden. Seine Partei Ano kommt derzeit, so ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Stem, auf 32,1 Prozent. Aus der ViererRegierungskoalition unter Premierminister Petr Fiala würden

demnach nur zwei Parteien den Sprung ins Parlament schaffen, und zwar die ODS mit 14,2 Prozent und die Bürgermeisterpartei Stan mit 10,6 Prozent. Ebenfalls im Abgeordnetenhaus vertreten wären die rechtsradikale SPD mit 9,4 Prozent, die Piraten, die die Koalition vor wenigen Wochen verlassen haben, mit 5,9 Prozent und die kommunistische Partei KSČM mit 5,3 Prozent. Nicht im Parlament vertreten wären demnach die Regierungsparteien Top 09 (3,7 Prozent) und KDUČSL (2,7 Prozent) sowie Přísaha (4,6 Prozent), Autofahrer (3,2 Prozent) und die sozialdemokratische SocDem (2,6 Prozent). Torsten Fricke

Sicherheit gehalten. Anschließend traf er mit dem Außenminister des Landes, Baxtiyor Saidov, zusammen. Lipavskýs Besuch ist der erste offizielle Aufenthalt eines tschechischen Außenministers in Usbekistan seit 1995. Das Programm in Taschkent bildet den Abschluß einer dreitägigen Reise in Zentralasien, im Rahmen derer der tschechische Chefdiplomat auch in Kasachstan war.

Außenminister in Usbekistan

schechiens Außenminister Jan Lipavský (parteilos) hat am Dienstag in Taschkent an der diplomatischen Hochschule Usbekistans eine Vorlesung über die russische Aggression in der Ukraine und ihre Folgen für die

Alanis Morissette kommt nach Prag

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as Stadtgericht in Prag hat am Montag den ehemaligen sozialdemokratischen Minister Karel Březina sowie zwei Beamte des Magistrats wegen Wettbewerbsmanipulationen für schuldig gesprochen. Dabei wurde Březina zu drei Jahren Haft verurteilt und für sechs Jahre von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Verurteilten gingen sofort in Berufung.

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Filmpreis für Kriegs-Doku

er tschechische Film „Kriegsberichterstatter“ der Regisseure David Čálek und Benjamin Tuček ist beim Internationalen Filmfestival in Warschau mit dem Preis für die beste Dokumentation gewürdigt worden. Der Film schildert den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aus der Sicht des tschechischen TV-Journalisten Martin Dorazín. Nach der Weltpremiere in Warschau wird der Film am 31. Oktober erstmals in Tschechien beim Dokumentarfilmfestival in Iglau gezeigt.

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in Teplitz-Schönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

Als Kind war er ein Opfer der Vertreibung, als Erwachsener engagiert er sich für die (sudeten-)deutsch-tschechische Verständigung: Am vergangenen Donnerstag ist Herbert Werner, langjähriger Ko-Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, von Tschechiens Außenminister Jan Lipavský mit dem Gratias-Agit-Award ausgezeichnet worden. Seit 1997 wird der Preis an Persönlichkeiten verliehen, die sich um „die Förderung des guten Namens der Tschechischen Republik im Ausland“ verdient gemacht haben. Im Sudetendeutschen Gespräch erzählt der 83jährige, was ihm die Würdigung bedeutet, wie er die Vertreibung erlebt hat und wie Deutsche und Tschechen ihre Verständigung voranbringen können.

SUDETENDEUTSCHE GESPRÄCHE � Interview mit Herbert Werner, ehemaliger Ko-Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

„Wir sollten nicht nur das Leidvolle sehen“

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err Werner, herzlichen Glückwunsch zu dieser Ehrung, die nicht die erste ist, aber sicher auch nicht die letzte sein wird. Was bedeutet Ihnen diese Würdigung? Herbert Werner: Die Auszeichnung freut mich sehr, weil es eine besondere Wertschätzung darstellt, die bisher nur einer Handvoll Deutscher zu Teil wurde. Diese Ehre ist auch eine Verpflichtung, sich weiterhin für Verständigung einzusetzen. Was würden Sie als Ihre Heimat bezeichnen? Werner: Ich habe drei Heimaten. Meine emotionale Heimat liegt im Böhmischen. Mein Vater wuchs in Tetschen an der Elbe auf, meine Mutter bei Laun. Ich habe eine zweite Heimat, in der ich seit meiner Kindheit lebe. Das ist Ulm. Und meine dritte Heimat liegt im Ladinischen, weil von dort meine Großmutter mütterlicherseits stammte, die dann wieder nach Tschechien geheiratet hat. Meine Mutter kam in Cortina d’Ampezzo zur Welt. Ich habe über meinen Vater deutsche und über meine Mutter tschechische Wurzeln. Sie sind ein Opfer der Vertreibung. Wann mußten Sie Ihre Heimat in Böhmen verlassen? Werner: Wir wurden bereits im Juli 1945 vertrieben. Damals war ich vier Jahre alt und kenne alles nur aus den Berichten meiner Mutter. Mein Vater war damals noch in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Meine Mutter hat mir erzählt, daß ich damals sehr schwer erkrankte. Von Teplitz aus sind wir in die sowjetische Zone abgeschoben worden. Ende 1945, Anfang 1946 ist meine Mutter mit meinen drei Geschwistern und mir über die Zonengrenze nach Bayern geflüchtet. Meine ältere Schwester hat mir immer wieder erzählt, wie sie mit mir allein im Wald auf einem Koffer saß, bis der Fluchthelfer uns abgeholt und in den Westen gebracht hat. Was hat Ihr Vater gemacht? Werner: Mein Vater hatte vor dem Krieg in einer verantwortlichen Position in der Glasindustrie gearbeitet und war oft in Prag. Mit dem Krieg wurde auch er eingezogen und mußte an die Front. Anfang 1946 kam mein Vater aus der Gefangenschaft zurück. Er war in Österreich bei den Amerikanern interniert gewesen, was ein großes Glück war. Weil ein amerikanischer Offizier, der auch böhmische Wurzeln hatte, meinen Vater als Altösterreicher eingestuft hat, wurde er vorzeitig entlassen. Wie ging es nach der Flucht über die Zonengrenze in den Westen weiter? Werner: Zunächst kamen wir nach Illertissen. Zur Zeit der Währungsreform sind wir dann nach Ulm umgezogen. Dort hatte ich eine schöne Kindheit, trotz der zerbombten Stadt und der Not nach dem Krieg. Nach dem Abitur habe ich Geschichte und Englische Philologie an der Universität Tübingen und dem University College of North Wales studiert und war dann als Studienrat, später Oberstudienrat an

� Zur Person: Herbert Werner Bei der Verleihung des Auszeichnung Gratias agit vergangene Woche in Prag: Preisträger Herbert Werner (links) und Tschechiens Außenminister Jan Lipavský. Foto: MZV ČR/MFA CZ einem Ulmer Gymnasium tätig, bis ich als CDU-Direktkandidat 1972 erstmals in den Bundestag gewählt wurde. Sie hatten damals einen besonderen Wahlkreis übernommen, den von Ludwig Erhard, dem zweiten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und dem Vater des deutschen Wirtschaftswunders. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn? Werner: Ich hatte einen engen Kontakt und habe ihn oft um Rat gefragt. Häufig war seine Antwort, daß ich zu idealistisch sei. Ludwig Erhard war ein sehr nachdenklicher und tiefsinnig-kluger Mensch, der zuweilen auch eruptiv werden konnte. Er war ein großer Mensch und weitsichtiger Politiker, der unser Nachkriegs-Deutschland maßgeblich geprägt hat und dessen Lebenswerk heute viel zu wenig gewür-

digt wird. Für die CDU haben Sie sechsmal das Direktmandat im Wahlkreis Ulm gewonnen und gehörten dem Bundestag bis 1994 an. Bei der Hauptstadtfrage hatten Sie damals für Bonn gestimmt. Wie sehen Sie Ihr Votum gegen Berlin heute im Rückblick? Werner: Ich stehe heute noch zu dieser Abstimmung. Bonn war für mich eine klare Westentscheidung. Und als Nachkomme einer Familie, die einst in der K & K-Monarchie lebte, hatte ich gegen Preußen immer Vorbehalte. Und manche Vorbehalte sehe ich auch in der aktuellen Politik bestätigt. Ich hatte damals intensive Debatten mit meinem Freund Wolfgang Schäuble, der einer der großen Verfechter für Berlin war. Als Nachfolger von Prof. Josef Stingl sind Sie 1991 Bundesvorsit-

� Ehrung des tschechischen Außenministeriums

Gratias-Agit-Award an Deutsche und Österreicher Unter den 387 Preisträgern des seit 1997 verliehenen Gratias-Agit-Awards sind auch Deutsche und Österreicher sowie in diesen beiden Ländern lebende AuslandsTschechen und Institutionen. n  1998: Dr. Herbert Neumay-

er (Ö); Margareta Waldsteinová-Wartenbergová (Ö); n  2001: Herbert Klement (Ö); Förderkreis Böhmisches Dorf, (D); n  2003: Prof. Dr. Helmut Köser, Brücke/Most-Stiftung (D); Josef Vintr (Ö); n  2004: Vilma A. Iggers, Kulturhistorikerin (D); Dr. Gerhard H. Bauer (Ö); n  2005: Othmar Hanke (Ö); Franz Olbert, Ackermann Gemeinde (D); Eckhard Thiele, Essayist (D); Andreas Treichl (Ö); Robert-Bosch-Stiftung (D); n  2006: Tomáš Kosta, Verleger und Publizist (D); Glasgalerie Hittfeld (D); n  2007: Erich und Brigitte Kraus (D); Christa Rothmeier (Ö); n  2008: Dr. Peter Becher, Literaturwissenschaftler, Adalbert Stifter Verein (D); Nika Brettschneider (Ö); Karel Hanzl (Ö); Pavel Kohout (Ö); Antje

Vollmer (D); n  2010: Hans Eibauer, Centrum Bavaria Bohemia (D); Manfred Linsbauer (Ö); Gert Weisskirchen, Deutsch-Tschechisches Forum (D); n  2011: Prof. Dr. Nikolaus Prinz von Lobkowicz, Hochschullehrer (D); n  2012: Jiří Chmel (Ö); Ladislav Pavlík, Tschechoslowakische Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst (D); n  2013: Helena Basler (Ö); Magdalena Jetelová, Bildhauerin und Fotografin (D); n  2014: Reiner Kunze, Schriftsteller (D); Kristina JuroszLandova, Deutsch-Tschechische Gesellschaft Bayreuth (D); n  2016: Jiří und Otto Bubeníček, Ballet (D); n  2017: Oliver Rathkolb (Ö); Jürgen Senke, Journalist (D); Alena Wagnerová (D/T); n  2018: Prof. Dr. Hartmut Binder, Literaturwissenschaftler (D); n  2019: Dušan Robert Pařízek, Theaterregisseur (D); Karl Peterlik(Ö); n  2021: Ivan Liška, Choreograf (D); Paul Twaroch (Ö); n  2022: Sabine Gruša, Freunde und Unterstützer der OlgaHavel-Stiftung (D).

� Geboren am 20. März 1941 in Teplitz-Schönau � Verheiratet und Vater von sechs Kindern � Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität

Tübingen und an der University of North Wales � 1972 bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages � 1991 bis 1998 Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde � 1991 bis 2009 Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Vertriebenenorganisationen AKVO � 1998 bis 2006 Ko-Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Prag mit Tomáš Kafka � 1995 Gregoriusorden und Ernennung zum Cavaliere durch Papst Johannes Paul II. � 2007 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zender der Ackermann-Gemeinde geworden. Sie haben Brücken in die tschechische Kirche und Gesellschaft gebaut und ab 1992 gemeinsam mit der BernardBolzano-Gesellschaft die „Iglauer Symposien“ initiiert, die bis heute, nun als Brünner Symposien, ein feste Größe im deutschtschechischen Dialog sind. Zum Jahreswechsel 1998/99 haben Sie den Stab weitergeben. Was war der Anlaß? Werner: Zu Beginn des Jahres 1998 erfolgte in Prag im Zuge der deutsch-tschechischen Deklaration von 1997 die faktische Gründung des Zukunftsfonds. Tomáš Kafka und ich wurden von unseren Regierungen zu den Gründungs-Geschäftsführern bestellt. Da wir auch über Projektförderungen entschieden, war dies mit dem Vorsitz der Ackermann-Gemeinde nicht vereinbar. Sie sind damals sogar nach Prag umgezogen. Werner: Für mich war Prag eine der schönsten und wichtigsten Zeiten meines Lebens, auch weil ich sehr viele Tschechen kennengelernt habe. Meine Frau, die aus dem Rheinland kommt, meinte einmal zu mir: „In Prag bewegst du dich mit deinem merkwürdigen Humor, wie jemand, der schon immer dazu gehörte.“ Die Affinität zu den Tschechen hängt sicherlich mit meiner Mutter zusammen. Ich habe mich immer als Deutschböhme gefühlt. Was mich insbesondere geprägt hat, waren die vielen Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden in Prag, wie mit Prof. Felix Kolmer, der im Ghetto Theresienstadt und im Konzentrationslager Auschwitz viel Leid erfahren hat. Auch Kolmers Mutter war von den Nazis deportiert worden und verstarb 1941 in Theresienstadt. Während Ihrer Zeit in Prag haben Sie sogar Tschechisch-Unterricht genommen. Werner: Man hat mir immer wieder versichert, ich würde gut Tschechisch sprechen, aber das ist wohl reine Höflich-

keit. Hinter dem Ehrgeiz, zumindest etwas Tschechisch zu sprechen, steht eine klare Erkenntnis: Wenn man sich mit den Menschen nicht verständigen kann, kann man sie auch nicht verstehen. Verständigung hat zum einen eine rationale, zum anderen auch immer eine emotional-empathische Seite. Und dazu gehört auch die Wertschätzung des Gegenüber, Worte in seiner Sprache sagen zu können. Emotional habe ich mich in Prag nie fremd, sondern immer in einer gewissen Form auch heimisch gefühlt. Was macht Prag für Sie besonders? Werner: Prag zeichnet eine lange Geschichte aus, die sich in der baulichen Substanz und in den Spuren der Habsburger widerspiegelt und an die man an jeder Straßenecke erinnert wird. Prag war eine deutsch-jüdischtschechische Stadt, in der das Zusammenleben der Volksgruppen bis Anfang des 20. Jahrhunderts funktioniert hat. Umso mehr erschüttert mich die Geschichte, insbesondere das, was den Juden auch in Böhmen von Deutschen angetan wurde. Bei fast jeder Prag-Reise fahre ich nach Lidice. Ich durfte zwei Betroffene kennenlernen, die als Lidice-Kinder von den Nazis zwangsvermittelt wurden, nachdem man deren Eltern ermordet hatte. Diese Schicksale erschüttern mich immer wieder aufs Neue. Auf meinem Schreibtisch steht der Abdruck des kleinsten Mädchens aus dem Kinder-Mahnmal von Lidice. Wir müssen uns dieser Geschichte immer wieder stellen und als Deutsche Verantwortung übernehmen. Sie gehörten auch viele Jahre dem Sudetendeutschen Rat an, in dem sich Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie der im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien für die Verständigung engagieren. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Werner: Das schönste war dort meine Zusammenarbeit mit Volkmar Gabert, dem Vorsitzen-

3 den der Seliger-Gemeinde und ehemaligen Chef der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Er war für mich ein sehr wichtiger väterlicher Freund. Ich trauere ihm sehr nach. Wir haben uns bereits damals parteiübergreifend für die Verständigung eingesetzt, was einigen Sudetendeutschen, die die harte Linie vertraten, überhaupt nicht gefiel. Ich kann mich noch gut an die 800-Jahrfeier des Klosters Tepl erinnern, als ich in meiner Rede sagte, es sei an der Zeit, daß die Sudetendeutschen ihre Entschädigungsforderungen überdenken. Im Publikum saß damals auch Václav Havel. Ich bin damals von einigen Sudetendeutschen sehr stark angegriffen worden, aber es war auch in der Nachbetrachtung richtig. Aus dem Sudetendeutschen Rat heraus hat der Verständigungsprozeß eine sehr gute Entwicklung genommen hat. Ich habe meine Überlegungen damals auch sehr intensiv mit meinem Freund Bernd Posselt diskutiert. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir haben festgestellt, daß wir uns bei der grundsätzlichen Frage für die gleiche Richtung entschieden haben – wenn auch mit unterschiedlicher Akzentuierung. Wie beurteilen Sie den heutigen Stand der deutsch-tschechischen Beziehungen? Werner: Beginnend mit der deutsch-tschechischen Erklärung von 1997 haben sich die Beziehungen sehr gut entwickelt. Ich sehe keine strittigen Punkte mehr. Ich würde mir aber wünschen, daß die deutsche Seite ihre tschechischen Gesprächspartner mehr wahrnimmt, so wie es früher Helmut Kohl getan hat. Tschechien ist für Deutschland ein wichtiger Nachbar. Sind die Beneš-Dekrete für Sie noch ein Thema? Werner: Nein. Die tschechische Seite hat klargestellt, daß man die Beneš-Dekrete aus formal-juristischen Gründen nicht mit einem Federstrich löschen kann. Entscheidend ist aber, daß die Beneš-Dekrete heute keinerlei Wirkung mehr haben. Mit dem EU-Beitritt von vor zwanzig Jahren können wir Deutsche uns in Tschechien auch wirtschaftlich völlig frei bewegen. Trotzdem, wäre es nicht an der Zeit, daß Tschechien auch offiziell die Vertreibung der deutschen Landsleute als Unrecht bezeichnet und bedauert? Das Jahr 2026 wird im Zeichen der staatlich angeordneten Vertreibung stehen, die sich dann zum 80. Mal jährt. Wäre das nicht ein geeigneter Zeitpunkt für ein deutliches Zeichen aus Prag? Werner: Das wäre ohne Frage begrüßenswert. Ich habe das oft mit Volkmar Gabert diskutiert. Und wir haben mit unseren tschechischen Gesprächspartnern darüber gesprochen, daß es eine schöne Geste wäre, wenn man zum Beispiel den Vertriebenen auch die tschechische Staatsbürgerschaft anbieten würde – was aber schon daran scheiterte, daß es damals in Deutschland keine doppelte Staatsbürgerschaft gab. Auch andere Gesten wären wünschenswert, aber man darf dabei nicht vergessen, wie hervorragend sich das sudetendeutschtschechische Verhältnis auch so entwickelt hat. So sind auf den Sudetendeutschen Tagen regelmäßig hochrangige Vertreter aus Prag zugegen. Mein Appell ist: Wir sollten nicht nur das Leidvolle sehen, daß was Deutsche Tschechen und Tschechen Deutsche angetan haben. Wir sollten die großartige Geschichte der Tschechen und Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudeten-Schlesien nicht vergessen. Wir brauchen die Kraft und den Mut, die Verständigung weitervoranzutreiben – zum Beispiel über den Zukunftsfonds, über den Jugendaustausch und über den Austausch der Universitäten und Bildungseinrichtungen. Torsten Fricke


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TERMINE

Seminar „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen – grenzüberschreitende Konzepte und Projekte“

Multiplikatoren auf dem Heiligenhof „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen – grenzüberschreitende Konzepte und Projekte“ lautet das Motto des diesjährigen Multiplikatorenseminars der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bundesverband, das vom 12. bis 15. November auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen stattfindet.

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iel des Seminars sei es, „einen Blick auf den aktuellen Stand des grenzüberschreitenden Austausches und die deutsch-tschechischen Beziehungen in den Grenzregionen zu werfen und im gemeinsamen Austausch von Deutschen und Tschechen Impluse für weitere BrückenbauerProjekte zu setzen“, erklärt Heiligenhof-Direktor Steffen Hörtler, der das Seminar mit Ulrich Rümenapp und Philipp Dippl leitet. Zu Beginn des Seminars wird Dr. Jan Kvapil das Leben an der deutsch-tschechischen Grenze in seiner historischen Entwicklung beschreiben. Der Germanist und Historiker aus Aussig hat 2022 und 2023 am Projekt „Ein Jahr an der Grenze“ mitgewirkt und sich intensiv mit dem Leben im Grenzgebiet Elbtal–Ústecko auseinandergesetzt. Sein heutiger Forschungsschwerpunkt und sein Interessengebiet liegen wieder im Grenzgebiet, nämlich an der sächsisch-tschechischen Grenze im Erzgebirge nahe Teplitz. Der Historiker kennt sich heute wie kein zweiter mit der Geschichte und den Menschen des direkt an der Grenze gelegenen Dorfes Vorderzinnwald aus, welches in den Nachkriegsjahren nicht nur das Schicksal der Vertreibung der ortsansässigen deutschsprachigen Bevölkerung, sondern der vollständigen Schleifung und damit der Auslöschung erlitt. Er weiß vom Leben und Schicksal der ehemaligen Bewohner zu be Bis Sonntag, 27. Oktober, Sudetendeutsches Museum: „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ (siehe rechts). Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie mit Begleitprogramm. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Bis Donnerstag, 31. Oktober, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen in Kooperation mit dem Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau: Ausstellung „Verloren, vermißt, verewigt – Heimatbilder der Sudetendeutschen“. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 8.00 bis 18.00 Uhr, freitags von 8.00 bis 13.30 Uhr. Rathaus, Rückermainstraße 2, Würzburg. Samstag, 26. Oktober, 10.30 Uhr, BdV-Kreisgruppe Bayreuth: „Tag der Heimat 2024“. Ehrengäste sind Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, sowie MdL Franc Dierl, der die Festrede hält. Gasthof Specht, Fichtelberger-Straße 41, Fichtelberg. Samstag, 26. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Sonntag, 27. Oktober, 14.00 und 16.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ (siehe rechts). Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10, München. Sonntag, 27. Oktober, 13.00 bis 18.00 Uhr, Egerland-Museum: Finissage zur Ausstellung „Lebensbilder“ von Robert Steidl. Von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr freier Eintritt sowohl in die Sonder- als auch in die Dauerausstellung. Von 14.00 bis 18.00 Uhr

Referiert über das Dorf Vorderzinnwald, das nach dem Krieg dem Erdboden gleich gemacht wurde: Historiker Dr. Jan Kvapil. Foto: Ulrich Miksch

Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen Dienstag, 12. bis Freitag, 15. November: „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen – grenzüberschreitende Konzepte und Projekte“. Multiplikatorenseminar der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bundesverband und der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof. Der Tagungsbeitrag beträgt 95,00 Euro pro Person, inklusive Teilnahme am Programm, Verpflegung und Unterbringung im Doppelzimmer. Der Einzelzimmerzuschlag beträgt 30,00 Euro, die ermäßigte Kurtaxe 5,85 Euro, jeweils für den gesamten Seminarzeitraum. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, per Telefax unter (09 71) 71 47 47, per eMail an hoertler@heiligenhof.de oder über die Webseite. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de

richten und wird den Ablauf und die politischen Hintergründe der Schleifung analysieren. Aber Jan Kvapil wird ebenfalls erläutern,

wie das Grenzgebiet rund um das ehemalige Dorf heute durch grenzübergreifende Zusammenarbeit, gemeinschaftliche Pro-

VERANSTALTUNGSKALENDER Familienprogramm. Um 14.30 Uhr und um 16.00 Uhr American & Celitic Traditional Music. Um 15.00 Uhr führt Künstler Robert Steidl durch seine Kunstausstellung. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Montag, 28. Oktober, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Wie sicher ist Europa? Perspektiven aus Deutschland und Polen“. Diskussionsveranstaltung mit Bartosz Wieliński (Gazeta Wyborcza), Ulrike Franke (European Council on Foreign Relations) und Nico Lange, (Münchner Sicherheitskonferenz). Mittwoch, 30. Oktober, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Vernissage „Warschau. Phönix aus der Asche“. Die Ausstellung wird bis zum 31. März 2025 gezeigt. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Donnerstag, 31. Oktober. bis Sonntag, 3. November: PragFahrt der SdJ – Jugend für Mitteleuropa. Anmeldungen per eMail an info@sdj-online.de Samstag, 2. November, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Samstag, 2. November, 15.00 Uhr: Graslitzer Stammtisch Geretsried. Gasthof Geiger, Tattenkofener Straße 1, Geretsried. Samstag, 2. November, 11.30 Uhr: Monatstreffen der Graslitzer. Pizzeria Rosa Mystica, Erlanger Straße 13, Fürth. Samstag, 2. November, 15.00 Uhr: Graslitzer Stammtisch Geretsried. Gasthof Geiger, Tattenkofener Straße 1, Geretsried. Montag, 4. November, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der

Sudetendeutschen: „Prager Kaffeehäuser“. Teil 4 der Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 10, München. Montag, 4. November, 19.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Lenin – Nur noch Erinnerung?“ Vortrag von Prof. Dr. Jörg Baberowski zum 100. Todestag des kommunistischen Revolutionärs und marxistischen Theoretikers. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Dienstag, 5. November, 16.00 bis 18.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Schreibcafé „Lebendige Erinnerung“. Referentin ist Journalistin und Autorin Gunda Achterhold. Teilnahme: 15 Euro, Anmeldung per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37, Sudetendeutsches Museum, Treffpunkt Museumskasse Hochstraße 10, München. Dienstag, 5. November, 18.30 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Unter Verschluß – die dritte Literatur des Ostens“. Moderierte Lesung mit Ines Geipel und Franziska Groszer. KAP1, Zentralbibliothek im KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf. Donnerstag, 7. November, 17.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Internationales Erzählcafé Coffee & Cookies. Geschichten von Flucht und Ankommen. KAP1, Zentralbibliothek im KAP 1, KonradAdenauer-Platz 1, Düsseldorf. Samstag, 9. November, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Monatstreffen. Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Sonntag, 10. November,

jekte und regionalen, zivilgesellschaftlichen Austausch zu neuem Leben erwacht. Ebenfalls unter den Referenten ist Rudolf Hartauer. Der Sonderpädagoge i. R. ist eng verbunden mit der Region Böhmerwald. Die Faszination für diese Grenzregion ist familiär bedingt, so läßt sich seine Familiengeschichte über 300 Jahre lang im Böhmerwald verorten. Andreas Hartauer, Vorfahre von Rudolf Hartauer, war der Schöpfer des Böhmerwaldliedes „Tief drin im Böhmerwald“. Und so ist es nicht verwunderlich, daß auch Rudolf Hartauer sich intensiv mit der Grenzregion Böhmerwald–Šumava auseinandersetzt. Als Chefredakteur des Magazins „Der Böhmerwald“ wird er von den aktuellen Entwicklungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und des Austauschs in dieser Region berichten. Weitere Referenten sind Henry Ertner, Enkel deutscher Großeltern, die nach 1945 in der Tschechoslowakei verblieben sind, Ingrid Sauer, Hauptverantwortliche für das Sudetendeutsche Archiv, Richard Šulko, der Vorsitzende des Bundes der Deutschen in Böhmen, Familienforscher Werner Honal, Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung und Südosteuropa-Experte, und Oberstudienrat Cornelius von der Heyden, der mit Schülern des Gymnasiums Bad Tölz eine mehrtägige Grenzlandwanderung im Bayerischen Wald durchgeführt hat. Aus dieser Exkursion erarbeiteten die Schüler einen Dokumentarfilm, der mittlerweile mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden ist.

19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): Duo-Rezital Roland Glassl (Viola) und Georg Michael Grau (Klavier). Auf dem Programm stehen Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Fuchs und Egon Kornauth. Eintritt 20 Euro. Bezirk Oberbayern, Festsaal, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Dienstag, 12. bis Freitag, 15. November, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Multiplikatorenseminar (siehe oben). Bildungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Donnerstag, 14. November bis Freitag, 28. Februar 2025: Stiftung Gerhart-HauptmannHaus: Ausstellung „Flüchtiges Glück – Befreiung aus Theresienstadt“. Gerhart-HauptmannHaus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Freitag, 15. bis Samstag, 16. November, Sudetendeutscher Heimatrat: Jahrestagung. Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 16. November, 8.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Ganztagesfahrt nach Asch und zur Ascher Heimatstube in Rehau mit Heimatkreisbetreuer Horst Adler. Anmeldung bei Christoph Lippert unter Telefon (0 91 32) 97 00 oder per eMail an info@lti-training.de Abfahrt am Busbahnhof Erlangen. Samstag, 16. bis Sonntag, 17. November, Ackermann-Gemeinde Nordwest: Jahrestagung unter dem Motto „20 Jahre Mitgliedschaft Tschechiens in der EU“. Referenten: Kristina Larischová, Generalkonsulin der Tschechischen Republik, Düsseldorf, und PhDr. Miroslav Kunštát, Karlsuniversität, Prag. Akademie Franz-Hitze-Haus, Kardinal-vonGalen-Ring 50, Münster.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

Sudetendeutsche Hochwasserhilfe

Spendenkonto Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband e.V. LIGA-Bank München IBAN: DE64 7509 0300 0202 1114 70 BIC: GENODEF1M05 Stichwort: Sudetendeutsche Hochwasserhilfe

Die Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ läuft nur noch bis Sonntag, 27. Oktober.

Kuratorenführung durch die Sonderausstellung

Schindler-Finissage Sonntag, 27. Oktober, 14.00 und 16.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Kuratorenführung zur Finissage der Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“. Treffpunkt: Foyer des Sudetendeutschen Museums, Hochstraße 10, München. Am letzten Tag der Sonderausstellung stehen zwei Kuratorenführungen mit einem besonderen Gast auf dem Programm: Regine Pemper, die Nichte von Oskar Schindlers Vertrauten Mietek Pemper, wird die Besucher begleiten.

Der sudetendeutsche Unternehmer Oskar Schindler hatte gemeinsam mit seiner Ehefrau Emilie rund 1200 Juden vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet. Diese Heldentat wurde von Steven Spielberg 1993 verfilmt und als „Schindlers Liste“ ein Welterfolg. Die national und international viel beachtete Sonderausstellung des Sudetendeutschen Museums zeichnet Schindlers Leben in allen Facetten nach. Zeitlicher Anlaß ist der 50. Todestag am 9. Oktober.

Bei der Eröffnung der Sonderausstellung: Regine Pemper, Nichte des Schindler-Vertrauten Mietek Pemper, Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. Stefan Planker, Direktor des Sudetendeutschen Museums, sowie die Kuratoren Dr. Raimund Paleczek und Eva Haupt. Fotos: Torsten Fricke

„Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben...“

Konzert und Kabarett

Dienstag, 5. November, 19.00 Uhr: Konzert und Kabarett im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Unter dem Titel „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben“, einem Schiller-Zitat, haben die Kabarettisten Helmut Qualtinger (1928–1986) und Carl Merz (1906–1979) eine humorvoll-hintersinnige Charakterstudie abgeliefert, die Schauspieler von ihrer eher unbe-

kannten Seite zeigen. Passend dazu bettet Andreas Bittl diesen Text in wienerische Musik ein. Neben kleinen Operettenschmankerln – von „Weißes Rössl“ bis Jacques Offenbach – wird auch viel aus dem Oeuvre des bedeutenden Wiener-Lieder-Komponisten Hermann Leopoldi zu hören sein, zum Beispiel „Die Novaks aus Prag“. Für die geschmackliche Abrundung gibt schlußendlich Georg Kreisler seinen beißenden Senf dazu.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

AKTUELL · KOLUMNE

� 62. Andechser Europatag der Paneuropa-Union Deutschland unter dem Motto „Südosteuropa – ein Niemandsland?“

Putin ante portas: Europa braucht endlich eine Balkan-Strategie

Beim 62. Andechser Europatag der Paneuropa-Union Deutschland, der am vergangenen Wochenende unter dem Motto „Südosteuropa – ein Niemandsland?“ stand, forderte deren Präsident Bernd Posselt die EU auf, den seit Jahren blockierten Beitrittsprozeß für die Staaten des westlichen Balkans wieder aufzunehmen und schleunigst ein zusammenhängendes strategisches Konzept zu entwickeln. Ansonsten würden, so der langjährige CSU-Europaabgeordnete und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Rußland, China und der Islamismus das machtpolitische Vakuum ausfüllen, das die EU in diesem Raum lasse.

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it Blick auf Serbien betonte Posselt, daß es auf keinen Fall vor dem Kosovo EU-Mitglied werden dürfe, weil es nach wie vor in seiner Verfassung Ansprüche auf das Territorium dieses Nachbarlandes erhebe und dessen EU-Mitgliedschaft mit dieser Begründung blockieren wolle. Damit verletze Belgrad aber eines der entscheidenden Aufnahmekritierien, wonach kein Land beitreten kann, das ungeregelte Grenzfragen mit seinen Nachbarn hat. Nachdrücklich warnte Posselt vor Versuchen „Putins und seiner serbischen Verbündeten, Bosnien-Herzegowina, den Kosovo und Montenegro zu destabilisieren, aber auch Mazedonien und Albanien“. Deshalb bräuchten diese Länder eine klare Perspektive der Vollmitgliedschaft, „denn wenn man sie weiter am ausgestreckten Arm verhungern läßt, zerstört man immer mehr das Vertrauen dieser Völker in die europäische Integration. Vertrauen ist aber das wichtigste Kapital für eine funktionierende Sicherheitspolitik“. Die Einführungsrede des Kongresses im oberbayerischen Kloster Andechs hielt der bosnisch-bayerische Essayist und Historiker Dr. Jozo Džambo. Er beschrieb, von der Gestalt und der Geschichte Sarajewos ausgehend, die faszinierende Kulturlandschaft Bosnien-Herzegowinas und des ganzen Balkans, die in den Entscheidungszentralen Europas viel zu wenig bekannt sei. Džambo erinnerte an einen Vorgang aus dem Kriegsjahr 1992, als die österreichische Regierung aus einem Brüsseler Büro den Anruf erhalten habe, was denn „bei euch da unten“ los sei. In der Geschichte Bosniens hätten sich dessen verschiedene Volksgruppen stets in sehr unterschiedliche Richtungen orientiert: Die katholischen Kroaten zum Papst nach Rom und zum Kaiser in Wien, die muslimischen Bosniaken zum Sultan nach Istanbul und die Serben hin zur russischen Orthodoxie. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften und Nationalitäten hätten über lange Zeit friedlich mit- oder nebeneinander gelebt, bis es im Zeitalter des Nationalismus zu Verhärtungen kam. Džambo zitierte den israelischen Sozialpsychologen Dan Bar-On mit dem Satz: „In Zeiten von Krieg und Konflikt neigen Gesellschaften dazu, ihre Erzählungen als die einzig richtigen und moralisch überlegenen anzusehen.“ Daran anknüpfend sprach der Historiker Dr. Dennis Dierks von der Universität Leipzig über den Balkan des 19. Jahrhunderts im Visier von drei Imperien: Österreich-Ungarn, Rußland und dem Osmanischen Reich. Das türkische Herrscherhaus Osman habe seit der Eroberung Konstantinopels, der Hauptstadt des oströmischen und byzantinischen Reiches, bewußt an die Kaisertradition der Römer angeknüpft. Das Herrschaftsgebiet des Balkans sei dabei von zentraler Bedeutung gewesen. Zeitweise habe das imperiale Denken der Osmanen sogar dazu geführt, daß sie den Kaisertitel der Habsburger in Frage gestellt und diese nur als „König von Wien“ tituliert hätten. Vor allem unter Abdul Hamid II. sei dies durch einen verstärkten Pan-Islamismus noch verschärft worden. Rußland nannte Dierks ein klassisches Imperium mit expansiven Zügen, das den Zarentitel nicht nur durch die westliche Bezeichnung „Kaiser“, sondern auch durch den Panslawismus angereichert habe. Moskau habe sich als

Auf dem Podium in Andechs (von links): Militärdekan Siegfried Weber, Bundesminister a. D. Christian Schmidt, Hoher Repräsentant und Träger des Europäischen Karls-Preises der Sudentendeutschen Landsmannschaft, Dirk Voß, Bischof Dodë Gjergji, Andreas Raab und Generalkonsul Vladimir Duvnjak. Foto: Johannes Kijas

Gastgeber Bernd Posselt und Bischof Dodë Gjergji. Fotos: Stefan Zwinge

Dr. Jozo Džambo (links) und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler.

Beschützer der Slawen im Osmanischen Reich empfunden. Bei Österreich-Ungarn könne man streiten, ob es ein auf Eroberung angelegtes Imperium im eigentlichen Sinne gewesen sei, doch habe es nicht zuletzt in Bosnien-Herzegowina nach dessen Annexion sehr stark auf seine zivilisatorische Tradition in der Mitte Europas abgehoben. Die Religionswissenschaftlerin Dr. Angela Ilić setzte sich mit den verschiedenen Bedeutungen des Wortes Balkan auseinander. „Balkanisch“ werde vielfach im Sinne von „unzivilisiert, rückständig, kämpferisch und zerstörerisch“ gebraucht. Dabei sei dieses Gebiet seit alters her zwar auch Konfliktherd, vor allem aber Begegnungsraum von Volksgruppen und Religionen, die sich gegenseitig kulturell bereicherten. Über die aktuellen geostrategischen Herausforderungen referierte Generalleutnant a. D. Erhard Bühler, Präsident der Clausewitz-Gesellschaft und ehemaliger Kommandeur der Kfor-Streitkräfte im Kosovo. Diese ließen sich nicht auf Südosteuropa einengen. „Die Zeit der kooperativen Sicherheit mit Rußland ist vorbei.“ In der Ukraine verteidige Europa seine ureigensten Interessen: „Sollte sie gegen Rußland verlieren, würde dies erhebliche militärische Gefahren und Millionen von Flüchtlingen nach sich ziehen.“ Das abschließende Podium, das die provokative Frage „Kann uns der Balkan egal sein?“ aufwarf, moderierte der Europa- und Verfassungsrechtler Dirk H. Voß, internationaler Vizepräsident der Paneuropa-Union, der zu Anfang auf den Aktionsplan des WestbalkanGipfels wenige Tage zuvor in Berlin verwies. Die Heranführung der Länder Südosteuropas dauere lang und sei von politischen Schwierigkeiten begleitet, es gebe aber auch Lichtblicke. So habe im wirtschaftlichen Bereich der Warenaustausch mit der EU enorm zugenommen. Zudem könne die deutsch-französische Aussöhnung, die am Anfang der europäischen Integration stehe, Anregungen bieten beim Lösen der fast unlösbaren Aufgabe, von der Erbfeindschaft zur Freundschaft zu finden. Der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina, Bundesminister a.D. Christian Schmidt, kritisierte „nicht die EU, aber unsere Politik: Wir haben in Wahrheit den Westbalkan nicht politisch ernst genommen. Unsere letzte Balkan-Causa war der erfolgreiche Versuch, Kroatien in die EU aufzunehmen.“ Danach habe man sich nicht mehr engagiert, weil man keine neuen Beitritte mehr wollte – was sich jetzt räche, weil die Sicherheitsrisiken in der Region „von außen nicht mehr kalkulierbar“ seien, insbesondere „weil Putin mit der friedlichen Zukunft der Region spielt“. Bosnien-Herzegowina, eine Art Jugoslawien im Kleinen, bestehe aus den

drei Volksgruppen der Kroaten, Bosniaken und Serben, die miteinander ihr Auskommen finden müssen. Manchmal verliere es sich in Streitereien, sodaß sogar die Gefahr bestehe, ob das Geld für den Wachstumsplan der EU abgerufen werden könne. „Deshalb kann es nicht der Weg sein, zu sagen, wir kennen keine Unterschiede mehr, es gibt nur Staatsbürger. Wir müssen versuchen eine demokratische Struktur einzurichten, die auch die ethnischen Befindlichkeiten achtet“, erklärte der Hohe Repräsentant. Eine energische Absage erteilte er auch Vorstellungen „wie von Woodrow Wilson“: „Wer glaubt, durch Gebietsverschiebungen neue Stabilität zu erreichen, hat keinen Funken Ahnung von der Situation und ignoriert die Geschichte. Damit würde man ein Niemandsland schaffen, wo wir Ausgleich der Ethnien brauchen.“ Zuletzt mahnte Schmidt dringend zur Eile im Beitrittsprozeß, der seit 2003 stagniere und wo nunmehr eine Lösung für die Ukraine gefunden werden müsse. „Wir haben nicht die Zeit zu warten, bis die letzte EU-Regelung übernommen ist, wir dürfen aber auch nicht die Augen zudrücken. Deshalb müssen wir zumindest sehr rasch eine Möglichkeit finden, die Länder in die Sicherheitspolitik einzubeziehen. Wenn wir weitere zwanzig Jahre eine solche Erweiterungspolitik betreiben, haben wir dort kein Niemandsland, sondern wegen Frustration und Abwanderung niemanden mehr im Land!“ Der kroatische Generalkonsul in München, Vladimir Duvnjak, teilte im Namen seines Außenministeriums mit, daß Kroatien nach dem eigenen langen, aber erfolgreichen Weg in EU, Nato, Schengen und Euro den EU-Beitritt aller seiner Nachbarn nachdrücklich unterstütze, der eine „strategische Investition in den Frieden“ sei. Es sei entscheidend für ihre Glaubwürdigkeit, daß die EU standhaft für die europäische Perspektive des Raumes eintrete, sonst überlasse sie ihn fremden und nichtdemokratischen Mächten mit strategischen Interessen, die zur politischen und wirtschaftlichen Destabilisierung führen müßten. Dringend nötig seien gutnachbarliche Beziehungen unter den Kandidaten und das Überwinden von demokratischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Spannungen. Ziel sei die europäische Integration der gesamten Region ohne Teilung aufgrund von geschichtlichen Vorbildern und Streitigkeiten. Militärdekan Siegfried Weber vom katholischen Militärdekanat Berlin schilderte seinen Zugang zur Podiumsfrage anhand von Stationen seines Lebens: Als Kind habe er „nicht gewußt, daß es den Balkan gibt“, aber als Sohn eines Badeners und einer Sudetendeutschen Spannungen zu Franzosen und Tschechen gespürt. Der Naherwartung

seiner vertriebenen Familie, bald wieder „hoam“ in den Böhmerwald zu gehen, habe er zugestimmt: „Ich wußte zwar nicht, wo das ist, aber da wollte ich mit.“ Später habe ein jüngerer Bruder seiner Mutter eine Jugoslawin geheiratet. Bei Tante Anja in der Nähe von Mostar habe er gesehen, „daß es dort neben der katholischen Kirche noch eine kleine andere gibt und auch noch eine Moschee.“ Nach seiner Priesterweihe sei er als Militärseelsorger in den Kosovo gegangen, wo er wieder zweierlei Kirchen und Moschee vorgefunden und Kontakt zu den einheimischen Katholiken und auch zu Orthodoxen und Muslimen angeknüpft habe: „Da wurde der Balkan für mich persönlich wichtig aus der religiösen Sicht!“ Seither beschäftige ihn die Idee, was die Religionen im Miteinander erreichen könnten. Menschen guten Willens könnten „einen entscheidenden Beitrag leisten im Dialog miteinander, ob sie jetzt Christen, Muslime oder Juden sind!“ Bischof Dodë Gjergji nannte den Balkan eine „Achillessehne“ für Europa, nämlich Stärke und Schwäche zugleich. Wegen seiner unsicheren Vergangenheit sei sein geheimer Wunsch Frieden und Freiheit. Deshalb sei für ihn die Versöhnung der Völker besonders wichtig. Leider hätten aber auch heute etliche Politiker und auch religiöse Anführer eher die Geostrategie im Auge als „die Menschen, die eine Zukunft brauchen“. In Bosnien-Herzegowina sei bei gleicher Sprache die kroatische Volksgruppe katholisch und nach Zagreb, die serbische orthodox und nach Belgrad orientiert, die muslimische sei auf der Suche nach einer muslimischen Identität. Die Albaner hingegen seien zunächst eine ethnische Gruppe, die mehreren Religionen angehöre und in mehrere Staaten aufgeteilt sei, sodaß Religion und andere Differenzen keine so trennende Rolle spielten. Der deutsche Paneuropa-Vizepräsident Andreas Raab, Koordinator Donau-Save im Ulmer Donaubüro und lange Jahre der Leiter Politik und Berichterstattung der OSZE in Mazedonien, bekannte, daß auch bei ihm die sudetendeutsche Vergangenheit seiner Familie dazu geführt habe, daß er 1991 angesichts des serbischen Angriffs auf Vukovar begonnen habe, sich gegen Vertreibung und für das europäische Friedensprojekt zu engagieren. Unter anderem arbeite er im SüdosteuropaArbeitskreis der Paneuropa-Union seit über 30 Jahren für den westlichen Balkan. Dies sei keine Sisyphusarbeit, weil er dadurch viele wunderbare Paneuropäer kennengelernt habe wie den Philosophen Ibrahim Rugova, der gegen ein brutales Regime gewaltlos am unabhängigen Staat Kosovo gebaut habe; den mazedonischen Präsidenten Boris Trajkowski, der in ein Land mit zwei Millionen Einwohnern fast 400 000 kosovarische Vertriebene aufgenommen und später zwischen Mazedonen und Albanern seines Landes den Frieden von Ohrid vermittelt habe, oder den Serben Vojslav Mitić, der gegen den Nationalismus seines Landes die Paneuropa-Idee vorantrieb und dafür schwere materielle Nachteile in Kauf nahm. Raab belegte mit erschütternden Zahlen das Problem der Abwanderung der Jugend, die ein europäisches Leben führen wolle und das in der Heimat zum Teil nicht könne.

5 � Mut tut gut

Erinnern hilft D

er letzte Oktobertag ist heutzutage durch den gruseligen Klamauk von Halloween okkupiert. Leider wissen viele nicht, daß dieses ursprünglich irische Fest christliche Ursprünge hat. Aus „All Hallows Eve“, dem Abend vor Allerheiligen, entwickelte sich über die USA ein neuheidnisches Fest der Totengeister. Für manche ist es einfach ein Karneval im Herbst. In meiner Kindheit spielte Halloween noch keine Rolle. Der 31. Oktober hatte ganz andere Prägungen. Zum einen wurde dieser Tag als Weltspartag begangen. In meiner Familie gehörte dazu das feste Ritual, daß wir Kinder unsere Sparbüchsen vom Küchenregal herunterholten. Sie waren dort neben den Gewürzdosen aufgestellt. Unsere Mutter brachte uns dann zur Bank, wo unser Erspartes durch den Münzzählautomaten rasselte und die Summe in das Sparbuch eingetragen wurde. Jährlich erhöhte sich das Guthaben, was wir mit Genugtuung wahrnahmen. Gegenseitig erzählten wir uns, was wir uns später einmal alles leisten würden. Ebenso erfreulich waren aber auch die Werbegeschenke, welche die Banken damals großzügig an die kleinen Weltspartagskunden verteilten. Von der Bank ging es meistens direkt auf den Friedhof. Ende Oktober waren die Nächte bereits kalt, kälter als heute. Die Gräber wurden häufig erst kurz vor dem Fest oder manchmal auch am Festtag selbst in der Früh hergerichtet, damit die frisch gepflanzten, leuchtend gelben und weißen Chrysanthemen nicht erfroren. Sie sollten ja ihren Dienst tun, nämlich den toten Familienmitgliedern zu Allerheiligen und Allerseelen die Liebe ihrer lebenden Angehörigen bezeugen. Bis heute liegt mir auch der würzige Geruch von Tannenreisig in der Nase, mit dem die Grabkränze gebunden waren. Auf dem Friedhof ging es knapp vor dem hohen Kirchenfest zu wie vorher in der Bank: ein reges Treiben, viel Geschäftigkeit. Auch hier nicht wenige Kinder, denn wir waren nicht die einzigen, die von ihren Müttern mitgenommen wurden. Eine unausgesprochene Frage schwebte bei jung und alt in der Luft: „Welches ist das am Schönsten geschmückte Grab?“ Am letzten Oktobertag feierte meine Familie noch etwas anderes. Mein Bruder Wolfgang hat am 31. Oktober Namenstag. Wir wußten als Kinder immerhin, daß der heilige Wolfgang vor langer Zeit ein Bischof gewesen war und Zeit in Österreich verbracht hatte. Den Ort Sankt Wolfgang im Salzklammergut kannten wir vom Hörensagen. Heute könnte ich weit mehr über den Heiligen erzählen, nicht zuletzt, daß wir heuer seinen 1100. Geburtstag feiern. Damals reichte mir das karge Wissen. Der Namenstag des Bruders brachte einen Kuchen oder eine Torte auf den Tisch. Das war wesentlich wichtiger. Am letzten Oktobertag lag auch schon der Duft des Hefezopfs in der Luft, den es am Folgetag zum Frühstück gab. In Österreich sagen wir „Allerheiligenstriezel“. Bin ich sentimental, wenn ich in Kindheitserinnerungen krame? Ich meine, sie bilden ein wertvolles Guthaben in unserem Herzen. Das hilft uns über manchen gruseligen Klamauk der Gegenwart hinweg. Nicht nur an Halloween. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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FORUM PERSONALIEN

Unser Angebot Sudetendeutsche Zeitung mit Aussiger Bote · Der Egerländer · Egerer Zeitung · Elbogener Heimatbrief · Falkenauer Heimatbrief · Heimatbote · Heimatruf · Isergebirgs-Rundschau · Karlsbader Badeblatt · Karlsbader Heimatzeitung · Leitmeritzer Heimatbote · Luditzer Heimatbrief · Nordböhmische Umschau · Reichenberger Zeitung · Riesengebirgsheimat · Sternberger Heimatblatt · Zuckmantler Heimatbrief

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Sigrid Leneis, langjährige Landesobmann-Stellvertreterin und Kulturreferentin der SL-Landesgruppe Bayern, feiert am heutigen 25. Oktober 90. Geburtstag.

V

olksgruppensprecher Bernd Posselt ist dem Geburtstagskind zutiefst dankbar und verbunden: „Wenn jemand unter uns Sudetendeutschen in besonderer Weise den Begriff einer Grande Dame verkörpert, so ist dies Sigrid Leneis. Sie hat in ihrem jahrzehntelangen Engagement auf fast allen Gebieten Maßstäbe gesetzt: In der Heimat- und in der Verbandspolitik, in der Kulturarbeit und bei der Profilierung des sudetendeutschen Wirkens weit über die Grenzen unserer Gemeinschaft hinaus. Wegen ihrer Glaubwürdigkeit und ihrer Ausstrahlung ist ihr auch das wohl Schwerste überhaupt gelungen, nämlich ihre Kinder, Enkel und Urenkel für das sudetendeutsche Erbe und seine Fruchtbarmachung für die Zukunft zu begeistern. Wir verneigen uns vor dieser herausragenden Persönlichkeit und wünschen ihr Gottes Segen, viel Glück, Gesundheit und eine reiche Ern-

Name, Vorname

� Seit der Jugend in der Volksgruppenarbeit aktiv

Sigrid Leneis 90 te ihrer wegweisenden Aktivitäten.“ Im Jahr 1945 erlebte Sigrid Egerter die wilde Vertreibung aus ihrer Heimatstadt Schlucken­ au im Böhmischen Niederland. Sie war zehn Jahre jung und erlitt dieses einschneidende Erlebnis mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Wolfgang. Der Vater, bis Mai 1945 Soldat, war in Prag verschollen. Die Mutter kam mit Sohn und Tochter nach Sachsen, wanderte weiter nach Bayern und fand im niederbayerischen Altdorf im Kreis Landshut Aufnahme. Sigrid Egerter wurde Volksschullehrerin und fand in Hans Leneis – einem Berufskollegen – ihren Ehemann. Drei Kinder wurden geboren: Zwillingstöchter und ein Sohn. Inzwischen gehören auch Enkel und Urenkel zur Familie. Diese ist Sigrid Len-

eis sehr wichtig, und die Großfamilie Leneis ist bis heute eine fest verbundene Sippe mit regelmäßigem Kontakt untereinander. Sie war bis zu ihrer Pensionierung an der Volksschule in Altdorf tätig. Sie liebte ihre Schule und alle ihre Schulkinder. Schon in der Notwohnung der kleinen Familie Egerter trafen sich die Sudetendeutschen der Umgebung regelmäßig. Als Erich Kukuk und Gretl Hajek, die noch vielen bekannten SdJ-Gründer, in Landshut eine SdJ-Gruppe gründeten, waren Wolfgang und Sigrid Egerter dabei. Aus den ersten Genzlandlagern der SdJ wie in Gaisthal oder Waldmünchen waren sie nicht wegzudenken, ebensowenig aus dem sich bald konstituierenden SdJ-Landesverband und aus den Lehrgängen auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen. Gemein-

� Langjähriger Obmann

Art hast du alles wunderbar geleitet und zusammengehalten, vor allem weil dir deine Frau Traudl immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Für mich warst du immer ein Vorbild und sehr guter Freund, mit dem man immer alles besprechen konnte.“ Dittrich freute sich über die guten Wünsche. In geselliger Runde erzählte der gelernte Industriekaufmann, der bis zum

Renteneintritt bei den Stadtwerken Schwarzenbach gearbeitet hatte, von der Heimat. Geboren wurde er in Adelsdorf im Kreis Freiwaldau im Altvaterland. Sein Vater fiel 1943 nter den Gratulanten war bei Orel an der Okra in Rußland. SL-Kreisobmann Adalbert 1946 wurde die Familie aus der Schiller mit seinem StellvertreHeimat vertrieben. „In Viehwagter Jürgen Nowakowitz und eigons wurden wir nach Deutschner kleinen Abordnung. Schiller land gebracht, und nach einigen wünschte im Namen der KreisStationen landeten wir am 24. Jugruppe Hof alles ni 1946 in SchwarGute, Gesundheit zenbach an der Saaund Gottes Segen le“, erinnerte sich und überreichte eiDittrich. So wurde nen Präsentkorb. die eine oder ande„Du bist für uns re Begebenheit aus eine Legende“, sagalten Zeiten auste Schiller. „Seit getauscht. Die Gä1961 bist du in der ste dankten für den SL in führenden Poschönen Nachmitsitionen, angefantag und wünschten gen vom Kassier bis der Familie weiter hin zum Obmann. alles Gute und GotDank deiner ruhi- Adalbert Schiller, Adolf und Traudl Dittrich, Jürgen Nowakowitz, tes Segen. gen und sachlichen Bernhard Kuhn und Brigitte Krappmann. Bernhard Kuhn Adolf Dittrich, Obmann der oberfränkischen SL-Ortsgruppe Schwarzenbach an der Saale, feierte am 17. Oktober 85. Geburtstag.

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Am 28. September starb Uta Bräuer, Leiterin der Heimatstube Kronach, des Museums für den Heimatkreis Podersam-Jechnitz, mit 84 Jahren im oberfränkischen Kronach.

A

sam mit Rolf Nitsch, genannt Peter, und Gretel Hajek wurden Arbeitshilfen für die Gruppenarbeit, Grundhefte und Vorträge sowie Jugendleiterlehrgänge entwickelt. Das war die größte Zeit der SdJ, und Sigrid erinnert sich gern daran. Rechtzeitig schaffte sie den Übergang in die Landsmannschaft. Schon in den 1970er Jahren – also mit etwa 35 Jahren – wurde sie Landeskulturreferentin in Bayern. Mehrere Jahrzehnte war sie auch Mitglied der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Beisitzerin im SLBundesvorstand und Stellvertretende Landesobfrau. Sie vertrat den Bundesvorstand und den Landesvorstand in vielen Gremien. Für ihre Verdienste wurde sie unter anderem mit dem Bayerischen Verdienstorden und mit dem Ehrenbrief der Landsmannschaft ausgezeichnet. Sie war immer ein Vorbild und eine gute Lehrmeisterin. Steffen Hörtler, Stellvertretender SL-Bundesvorsitzender und Obmann der SLLandesgruppe Bayern: „Großen Dank für das Lebenswerk und allerherzlichste Glückwünsche.“

� Karls-Preisträger 2006

Adolf Dittrich 85

Adresse:

E-Mail svg@sudeten.de

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

schon mit Sigwalt Kaiser, knüpfte sie wertvolle Kontakte, und viele Tschechen kamen daraufhin in die Heimatstube. Als letztes größeres Projekt begannen tschechische Heimatforscher die Heimatstube zu digitalisieren. Daneben gab es die alltäglichen Anfragen und Auskünfte, die sie stets prompt und umfassend erledigte. Erst die eifrige Recherche der tschechischen Heimatforscher in Kronach ermöglichte wieder Kirchen- und Gedenksteinrenovierungen sowie Denkmaleinweihungen. Und auch etliche neue tschechische Heimatbücher konnten nur anhand der vorhandenen Fülle an Informationen aus der Heimatstube geschrieben werden. Ein letztes Mal war Uta Anfang Juni mit mir in Podersam. Der Verein Dietrich, der die Kirche in Kriegern renoviert, hatte eingeladen, und in Lieboritz wurde ein wiedergefundenes Gefallenendenkmal aufgestellt und eingeweiht. Leider ist das Urgestein unseres Heimatkreises, wie eine Mitstreiterin Uta bezeichnete, nicht mehr. Am Wenzelstag erlag sie im Beisein ihrer Töchter Ulrike und Sabine einem Herzinfarkt. Ein unendlicher Verlust für uns alle. Wir sind fassungslos und trauern mit den Töchtern, denen unser Mitgefühl gilt. Christiane Binder

� Langjährige Heimatstubenleiterin

Uta Bräuer †

m 25. Juni 1941 kam sie als älteste Tochter von Helene Bräuer/Schlegel in Podersam zur Welt. Die Vertreibung brachte sie mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Heidi nach Kronach in Oberfranken. Diese Stadt wurde fortan ihr Mittelpunkt. Die Mutter bekam Arbeit in der Stadtverwaltung, die Kinder gingen hier zur Schule. Utas Mutter war Mitbegründerin der SL in Kronach, und Kronach wurde Patenstadt der vertriebenen Podersamer. Im Hause Bräuer wurden die großen Jahrestreffen der Saazer und Podersamer im Schützenhaus vorbereitet. So war Uta von Anfang an in diese Arbeit eingebunden. Das weitete sich aus, als sie mit Sigwalt Kaiser den Kulturkreis Podersam-Jechnitz gründete und 1986 die Heimatstube eröffnete. Dort taucht man ein in die Geschichte des Heimatkreises Podersam. Als Nachbarort zu Saaz gehörte es auch zu dem großen Hopfenanbaugebiet in Böhmen. Liebevoll zusammenge-

tragen findet man Gegenstände aus allen Bereichen des Lebens, die die Vertriebenen noch mitgebracht hatten und an Uta weiterleiteten, weil sie wußten, daß hier die Geschichte lebendig bleibt. Zu jedem Stück konnte Uta etwas erzählen. Über jeden Ort wurden Ordner geführt, gefüllt mit Fotos, Ansichten oder Erlebnisberichten. Urkunden, Bücher und Landkarten zeugen von der Geschichte des Sudetenlands. Außerdem war Uta an vielen Projekten maßgeblich beteiligt, ohne ihre guten Kontakte und ihre Ausdauer wären viele Projekte nicht möglich gewesen wie der Gedenkstein für die Opfer des Elementenwaldes, die Heimatwappen oder die Schaubilder für den Heimatkreis am Altvaterturm. Die Bücher des Heimatkreises, das Sagenbuch und die Dokumentation über die Opfer des Elementenwaldes waren nur aufgrund ihrer unermüdlichen Recherchearbeit so erfolgreich. Sie versäumte wohl keinen Sudetendeutschen Tag. Auf ihren vielen Reisen in die Heimat, auch

Josef Pühringer 75 Josef Pühringer, österreichischer Politiker und Träger des Europäischen Karls-Preises der SL, feiert am 30. Oktober seinen 75. Geburtstag in Traun.

E

r kam im ober­ös­ter­rei­chischen Traun als Sohn des Schneidermeisters Josef Pühringer senior und dessen Frau Maria zur Welt. Er studierte Rechtswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität Linz und promovierte 1976. Während seines Studiums war er Religionslehrer in Traun. Mit seiner Frau Christa hat er die Kinder Katharina Maria, Josef und Peter. 1973 wurde er Stadtrat in Traun. Rasch wechselte er in die Landespolitik: 1995 bis 2017 war er Landesparteiobmann der Ober­ös­terreichischen Volks­­ partei und 1995 bis 2017 Landeshauptmann von Ober­österreich. 2006 wurde er für seine Europaund Nachbarschaftspolitik, besonders mit den südböhmischen Nachbarn, mit dem Europäischen Karls-Preis der Sudetendeutschen ausgezeichnet. Volksgruppensprecher Bernd Posselt gratuliert dem Karls-Preisträger von Herzen zum Geburtstag: „Es gibt in Österreich Landeshauptleute, die in besonderer Weise und lange über ihre Amtszeit hinaus zur Verkörperung und zum Gesicht ihrer Heimat werden. Ein solcher ist mein guter Freund Josef Pühringer, der sein Land mit sehr viel Klugheit, Liebenswürdigkeit und Menschlichkeit regiert hat. Dieser gläubige Christ, der mit viel Humor begabt ist, kann in besonderer Weise festgefahrene Fronten lockern und Menschen miteinander verbinden. Dies gilt auch für Völker und Volksgruppen, weshalb er zu einem der wichtigsten Brückenbauer zwischen Österreichern und Tschechen, aber auch Sudetendeutschen und Tschechen wurde. Ich wünsche ihm zu seinem 75. Wiegenfest Gottes Segen, Gesundheit und auf seinen vielen Aufgabenfeldern weiterhin den verdienten Erfolg.“


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FORUM

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

PERSONALIEN � Langjähriger Ortsbetreuer

Alois Potsch † Am 25. Juni starb Alois Potsch, langjähriger Heimatortsbetreuer von Siegertsau im Bärner Ländchen im Altvaterland. Thomas Köpnick, Ortsbetreuer der Stadt Liebau im Bärner Ländchen, erinnert sich seiner.

I

ch lernte Alois noch vor meiner Liebauer Ortsbetreuertätigkeit kennen. Er bot bereits Anfang der 1990er Jahre Heimatreisen in den ehemaligen Kreis Bärn an. Die organisierte er selbst für unsere Landsleute und führte mehrere Dutzend stets erfolgreich als Reiseleiter durch. Ich war mindestens zweimal mit ihm drüben. Wir wohnten in Olmütz in den ehemaligen Interhotels Sigma und Flora mit deren postsozialistischem Charme. Von dort starteten wir Teilnehmer unterschiedlichen Alters mit unserem Reisebus in die Heimatorte, auch ins Sperrgebiet – damals wie heute keine Selbstverständlichkeit. Alois war ein Netzwerker. Dank seiner trafen wir viele heimatverbliebene Landsleute. Ihre sachlichen Schilderungen von ihrem Leben nach der Vertreibung ließen uns staunen und nötigten uns Respekt ab. Immerhin hatten sie in der ČSSR als Sudetendeutsche ihr Leben völlig neu gestalten müssen. Zu den schönsten Momenten meines Lebens gehört ein von Alois und seinen mährischen Kontakten organisiertes Picknick vor der Ruine der Siegertsauer Kirche. Es war ein heißer Sommertag. Zunächst erliefen wir das bis auf Mauerreste verschwundene, kleine Siegertsau unter Alois‘ kundiger Leitung. Dann kam ein Landsmann in einem alten Škoda mit einem kleinen Anhänger über die holprige Straße von Geppertsau. Er baute – wie geplant – genau zur rechten Zeit einen kleinen Grill auf, auf dem er leckere Klobassen verteilte. Dazu bot er das gute tschechische Graubrot mit Kümmel und ein Faßl kühles lokales Bier. Die teure, fehlende CO2Patrone ersetzte er wie selbstverständlich mit einer gewöhnlichen Luftpumpe. Was er am Ende zögerlich dafür haben wollte, war für uns deutsche Besucher beschämend gering. Und wir tranken und aßen und redeten wild durcheinander. Immer mehr traurige und lustige G‘schichteln fielen den Leuten, die hier gelebt hatten, im Ortskern von Siegertsau bei versöhnlichstem Sonnenschein, wieder ein. Einmal war auch ein Franziskaner-Pater in seiner braunen Kutte dabei. Weiß der Kuckuck, wo Alois den aufgetrieben hatte. Alois nahm unser Lob erfreut, aber etwas abwehrend an. Seine Frau, die ihm vor einigen Jahren im Tod vorausging, war wohl nicht vollkommen begeistert von den mehreren dutzenden Reiseleitungen. An denen verdiente Alois übrigens keinen Pfennig, eher im Gegenteil. Damals machte er einige Broschüren und ließ sie auf seine Kosten drucken. Ich erinnere mich an das Heft „Berühmte Sudetendeutsche“, in dem er Berühmtheiten aus mehreren Jahrhunderten vorstellte. Ein Beispiel ist Josef Ressel, einer der Erfinder des Schiffspropellers. Er war Forstbeamter in Chrudim, der für den Propeller 1827 ein österreichisches Patent erhielt und mit ihm den Schiffsbau revolutionierte. Einmal schoß Alois mit seinem Lokalpatriotismus über das Ziel hinaus. Der Erfinder des Einkaufswagens aus Drahtgeflecht war Rudolf Wanzl aus Giebau im Nachbarkreis und nicht, wie Alois in seiner Broschüre schrieb, der brave Wanzel-Schlosser aus Stadt Liebau. Alois war bereits seit Ende der 1960er Jahre überaus aktiver Ortsbetreuer von Siegertsau. Er sammelte zu unterschiedlichen Zeiten stets für seine Landsleute Nachrichten und anderes Aktuelles für seine Ortsgemeinschaft und darüber hinaus und berichtete darüber. Er war also mehr als drei Viertel seines Lebens einer unserer Ortsbetreuer. Wir anderen Ortsbetreuer verneigen uns vor dieser Lebensleistung, für die Alois Potsch nie etwas in irgendeiner Form einforderte. Ruhe in Frieden, Du treuer Heimatfreund.

Der ehemalige Slowakische Staatspräsident Rudolf Schuster, die Bundesbeauftragte Natalie Pawlik und Hartmut Koschyk, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit Vertretern der deutschen Minderheit in der Slowakei.

� Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland

Zu Gast bei Rudolf Schuster Anfang Oktober besuchten Natalie Pawlik, Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, und Hartmut Koschyk, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland und Träger des Sudetendeutschen Menschenrechtspreises 2017, die deutsche Minderheit in der Slowakei, zu der auch ihr ehemaliger Staatspräsident Rudolf Schuster gehört, Träger des Europäischen Karls-Preises der SL 2011.

I

n der Stadt Kaschau/Košice im Südosten der Slowakei, in der der Karpatendeutsche Verein der deutschen Minderheit in der Slowakei seinen offiziellen Sitz hat, trafen Natalie Pawlik und Hartmut Koschyk den ehemaligen vor 90 Jahren in Kaschau geborenen Staatspräsidenten Rudolf Schuster sowie Vertreter der deutschen Minderheit in der Slowakei. Schuster gehört als Sohn eines Karpatendeutschen der deutschen Minderheit an und war von 1983 bis 1986 sowie von 1994 bis 1999 Oberbürgermeister von Kaschau und von 1999

bis 2004 Staatspräsident der Slowakei. An der Begegnung mit Altpräsident Schuster nahmen auch der Vorstand des Karpatendeutschen Vereins mit seinem Stellvertretenden Vorsitzenden Christian Göbl, dem Vorsitzenden der Karpatendeutschen Stiftung, Peter Sorger, der Geschäftsführerin Lucia Urbančoková und weiteren Vorstandsmitgliedern teil. Ondrej Pöss, der Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins, konnte krankheitsbedingt nicht kommen. Die Bundesbeauftragte Natalie Pawlik würdigte die Entwicklung des Karpatendeutschen Vereins als der Dachorganisation der deutschen Minderheit in der Slowakei und verwies auf die Förderung durch die deutsche Bundesregierung. Rudolf Schuster dankte Pawlik für seinen Einsatz für die demokratische und rechtsstaatliche Entwicklung des Landes und dessen Beitritt zur N ­ ATO und zur Europäischen Union. Schusters kontinuierliches Bekenntnis zu seiner deutschen Abstammung und zu seiner Mitgliedschaft im Karpatendeutschen Verein habe einen wertvollen Beitrag

zum Ansehen der deutschen Minderheit und zu ihrer positiven Entwicklung geleistet. Rudolf Schuster dankte der Bundesrepublik Deutschland für deren Beitrag zur Entwicklung der Slowakischen Republik und zu ihrer transatlantischen und europäischen Integration. Er betonte seine persönliche Freundschaft mit dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und dessen Einsatz für die Belange der Slowakischen Republik. Die Förderung der deutschen Minderheit in der Slowakei durch die Bundesregierung bewertete der ehemalige Staatspräsident als wichtige Zukunftsinvestition, da der Karpatendeutsche Verein eine wichtige Brückenfunktion zwischen beiden Ländern wahrnehme. Schuster bat Pawlik, sich für eine stärke Förderung der deutschen Sprache in der Slowakei einzusetzen, da dies auch den Wünschen der Unternehmen aus Deutschland und Österreich in der Slowakei entspreche, die dringend auf Fachkräfte mit deutschen Sprachkenntnissen angewiesen seien. Hartmut Koschyk stellte der Bundesbeauftragten Pawlik bei dem

Austausch mit Schuster und dem Karpatendeutschen Verein den zur deutschen Minderheit gehörenden Künstler Helmut Bis­tika aus Metzenseifen/Medzev vor, der sich durch eindrucksvolle Kunstprojekte mit behinderten Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Angehörigen der Roma-Minderheit um deren Inklusion verdient gemacht habe. Einige dieser Projekte führte der Künstler auch in Deutschland durch. In dem Kaschauer Hotel Bankov, in dem das Treffen der deutschen Delegation mit Altpräsident Schuster und der deutschen Minderheit stattfand, läuft derzeit eine umfangreiche Ausstellung mit Bistikas Werken. Schließlich würdigte Koschyk den Einsatz des mitgereisten Professors Heinz Schleusener aus Berlin und seiner Frau Gabriela aus Metzenseifen, die beide nach ihrem akademischen Wirken in Deutschland jetzt in Kaschau im Karpatendeutschen Verein vor allem bei dem Erhalt der mantakischen oder Metzenseifener Mundart aktiv sind, beispielsweise mit der Herausgabe eines entsprechenden Wörterbuches.

� Bubenreuth/Mittelfranken

60 Jahre Pfarrei Mariä Heimsuchung tätsstadt Erlangen, die auch zum Bistum Bamberg gehört. Auf Weisung des Erzbischofs wurde dem damaligen Kaplan der Pfarrgemeinde Herz Jesu Erlangen am 15. August 1953 die seelsorgliche Tätigkeit für die Filiale Bubenreuth übertragen. Seine Bemühungen auf eine eigenständige Pfarrei hatten Erfolg, und nach elfjähriger Tätigkeit als Pfarradministrator wurde Wilhelm Pilz am 10. Januar 1965 von Dekan Ambros Neundörfer zum Pfarrer von Bubenreuth ernannt. Im Laufe seiner 38jährigen Tätigkeit wurde er zu einer echten Persönlichkeit in Bubenreuth. Er bau-

te die Pfarrgemeinde auf, prägte ganze Generationen in ihrem Glauben und beeindruckte durch eine vorbildliche Einstellung zum Pries­teramt als Hirte seiner Gemeinde. Sein größtes Bemühen war, für die ständig wachsende Gemeinde Bubenreuth ein Gotteshaus zu schaffen, welches der Einwohnerzahl genüge tat. Die 1927, damals hatte Bubenreuth rund 300 Bürger, eingeweihte Josefkirche war nach der Ansiedlung der Schönbacher Instrumentenbauer zu klein für die vielen Gläubigen. Pfarrer Pilz war ein unermüdlicher Motor. Zu seiner neuen Kirche, welche er in Anlehnung an die Schönbacher Tradition Mariä Heimsuchung taufte, schuf er

ein Pfarrzentrum, Gruppenräume, einen Kindergarten. Und ein Gotteshaus ohne Turm mit geweihten Glocken wäre für Pfarrer Pilz nicht vollständig gewesen. Er war nicht nur ein Mann Gottes, er war nebenbei Unternehmer, Bauherr, Planer, Organisator, Jugendbetreuer und, wenn es sein mußte, auch Architekt. Auch kulturell war er nicht untälicken wir vor dem Jubiläum zurück tig. Als die Kulturgruppe einen neuen auf Bubenreuths ersten Seelsorger, Platz für das aus der Heimat stammende welcher sich unermüdlich dafür einsetzSpitalfest suchte, stellte er den Vorplatz te, daß seine Landsder Kirche zur Verfügung und verband leute in ihrem neudas Fest noch enger mit seiner Pfarrgeen Zuhause auch eimeinde Mariä Heimsuchung. Daß er eine eigene Pfarrei nen besonderen Draht zu Petrus haben erhielten. Geistlicher mußte, sagten ihm einige seiner GläuRat Wilhelm Pilz wäbigen nach. Auch wenn der Wetterre eigentlich Ehrenbericht an Fronleichnam Regen anbürger der Gemeinsagte, schien während seiner Prozesde Bubenreuth, denn sionen durch den Ort immer die Sonder Beschluß des ne. Gemeinderates lag Die Würden eines Erzbischöflischon vor, bevor er chen Geistlichen Rates wurden ihm jedoch feierlich er1982 zuteil, und er bekleidete auch nannt werden konndas Amt des Kämmerers im Dekanat te, erlag er im Alter von 70 Jahren am Erlangen. Die Gemeinde Bubenreuth Lichtmeßstag am 2. Februar 1991 eihatte ihn bereits 1974 mit der Goldener schweren Krankheit. nen Bürgermedaille ausgezeichnet. Der im nordböhmischen Dörfel bei Auf dem Waldfriedhof Bubenreuth Reichenberg am 25. April 1921 gebowurde Wilhelm Pilz zur letzten Rurene Handwerkersohn studierte zuhe gebettet. Über seinem Grab unerst in Mariaschein bei Neudek und weit des Friedhofeingangs wurde – nach Schließung dieser Lehranstalt seinem Wunsch entsprechend – ein durch die Nationalsozialisten in Reigroßes Granitkreuz errichtet. Im Einchenberg. Vom Priesterseminar Leitgangsbereich der Pfarrkirche erinnert meritz wurde der angehende Theoheute eine bronzene Gedenkplatte an loge zur Wehrmacht eingezogen, den Erbauer. wo er fünf Jahre, die längste Zeit da15 Pfarrer und Pfarradministratovon in Rußland, verbrachte. Im Juren sowie mehr als 100 Ministranten ni 1945 wurde seine Familie aus der und Ministrantinnen taten seit der Heimat vertrieben, und Pilz gelangErhebung Bubenreuths zu einer Pfarte ins oberfränkische Bamberg, worei in Bubenreuth ihren Dienst zum hin ihn ein Kriegskamerad mitgeWohle des Gottesvolkes. Beim Festnommen hatte, und wo er seine Stugottesdienst anläßlich 60 Jahre Pfardien beenden konnte. Von Erzbischof Die Bubenreuther Kirche Mariä Heimsuchung, darüber die Gedenktafel für den Erbauer Geistli- rei am 10. November wird man aber Joseph Otto Kolb zum Priester ge- cher Rat Wilhelm Pilz und links Pfarrer Pilz an seinem 65. Geburtstag. besonders des Gründers Wilhelm Pilz Bilder: Heinz Reiß (2), Archiv Heinz Reiß (1) gedenken. weiht, wirkte er zuerst in der Universi- Heinz Reiß

Am 10. November feiert die mittelfränkische Bubenreuther Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung mit einem Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang im Pfarrsaal ihr 60jähriges Bestehen. Eingeladen sind alle Priester, die in den vergangenen 60 Jahren in Bubenreuth wirkten.

B


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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

Bei ihrem Bildervortrag stellt Anna Knechtel die Lebensdaten der Schriftsteller auf der Leinwand dar und beschreibt Details dazu in ihrem Vortrag.

� Neue Folge der Reihe „Literatur im Café“ über sudetendeutsche Literatur in den 1970er Jahren

� Publikationsreihe „Marburger Bogendrucke“

Popkultur und Umweltschutz In der Reihe „Literatur im Café“ des Adalbert-Stifter-Vereins stellte Anna Knechtel Werke von sudetendeutschen Autoren aus den siebziger Jahren vor. Bekannte Schriftsteller wie Ilse Tielsch, Josef Mühlberger oder Otfried Preußler, aber auch Autoren, die heute vergessen sind, setzten sich auseinander mit den Phänomenen jener Zeit wie Konsumzwang, Leistungswettbewerb und Umweltschutz. Sie meldeten sich zu Wort mit ihren Eindrücken in heute oft vergessenen Erzählungen, Romanen und eigenen Publikationsreihen wie den „Marburger Bogendrucken“. Beispielhafte Originaltexte las die Schauspielerin Susanne Schroeder.

H

erzlich willkommen zur heutigen Ausgabe von ,Literatur im Café‘ mit belletristischen Texten aus den siebziger Jahren oder über die siebziger Jahre von deutschsprachigen Autoren aus Böhmen und Mähren“, begrüßte Anna Knechtel die Gäste im Adalbert-Stifter-Saal. Damals seien etwa die Kleidermode wie mit dem „Chasuble“, einem ärmellosen Überkleid, und die Wohnungseinrichtungen verändert worden. „Dank der Popkultur sah alles recht wild, bunt und abenteuerlich aus“, erklärte Knechtel zu passenden Bildern auf der Leinwand. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Adalbert-Stifter-Vereins beschrieb den Zeitgeist jenes Jahrzehnts. Von neuen Moden und der Popkultur ging es bis zu Reformen in der Politik und des allgemeinen Verhaltens. „Schon in den siebziger Jahren war der Umweltschutz in aller Munde. Als Ursache der zunehmenden Umweltzerstörung wurde der steigende Konsum ausgemacht und heftig kritisiert“, so Knechtel. „Kritik war auch eine typische Begleiterscheinung der siebziger Jahre. Oft berechtigt, war sie aber mitunter auch Selbstzweck.“ Knechtels Interesse am Thema „Sudetendeutsche Literatur in den Siebzigern“ gehe zurück auf einen literaturwissenschaftlichen Aufsatz, in dem man vor Jahren habe lesen können, sudetendeutsche Autoren hätten vor allem über ihre Vertreibungserfahrung geschrieben, erklärte die Referentin. Es treffe jedoch nicht zu, daß nur die Erinnerung an erlittene Gewalt, die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und die Klage über den schwierigen Neuanfang die Themen der damaligen Autoren aus Böhmen und Mähren gewesen seien. „Auch diese Autoren erlebten die Veränderungen, die der wachsende wirtschaftliche Wohlstand auch dank ihrer Beteiligung hervorbrachte – sowohl

Susanne Schroeder und Anna Knechtel vor einer Wohnung mit TapetenMotiv aus der Popkultur der Siebziger. Bilder: Susanne Habel (3) die guten wie auch die schlechten –, und beschrieben und kritisierten diese ebenso wie andere, nicht vertriebene Autoren.“ Knechtel zeigte anhand der drei Themenkomplexe Konsumzwang, Leistungswettbewerb und Umweltzerstörung wie die sudetendeutschen Schriftsteller sich mit den typischen aktuellen Phänomenen der siebziger Jahre auseinandergesetzt und mit ihren Eindrücken in Erzählungen, Romanen und auch in eigenen Publikationsreihen wie den „Marburger Bogendrucken“ zu Wort gemeldet hätten. Dazu hatte sie einige Autoren ausgewählt, deren Biographien sie in groben Zügen skizzierte. Von jedem der Dichter las Susanne Schroe­ der ein kurzes Werk, das Anna Knechtel sensibel interpretierte. Zu Beginn las Susanne Schroe­ der das Gedicht „Litfaßsäule“ von Franz Liebl aus der Anthologie „Die Kehrseite des Mondes“ von 1975. Liebl sei Lehrer in Weißenburg in Bayern gewesen und habe mehrere Gedichtbände veröffentlicht. Knechtel erklärte zu diesem Gedicht: „Typisch für Lyrik der siebziger Jahre ist hier die kontrastierende Nebeneinanderstellung von Erscheinungen, die in keinerlei Zusammenhang stehen.“ Erst wenn man den Titel „Litfaßsäule“ erfahre, begreife man, daß es sich in der Tat um Plakate handele, die nebenander an der Säule klebten, sich auch überlappten, und in keinem Zusammenhang stünden oder sich sogar widersprächen. Ein modernes Phänomen, das bereits in den sechziger Jahren

Einzug in die modernen Haushalte gehalten habe, sei das Fernsehen. Margarethe Kubelka aus Nordböhmen, eine Schriftstellerin, die ein besonders umfangreiches Werk an Romanen, Erzählungen und Gedichten hinterlassen habe, beschreibe das neue Medium im Gedicht „Vor dem Fernseher“ in dem „rosarote Träume“ geschildert würden. Kubelka habe ferner in „Ody­ sseus kommt zu spät“ (1962) geschildert, wie sich der Protagonist Otto Lohmann kritische Gedanken über den zunehmenden Wohlstand in der Gesellschaft mache, was anhand der vorgetragenen Passage deutlich wurde. Andere „rosarote Träume“ klängen in der satirischen Erzählung „Kuckucksuhr und Palisander“ von Ilse Tielsch-Felzmann an, die nun gelesen wurde. „Ilse Tielsch, die 1929 im südmährischen Auspitz zur Welt kam, lebte nach ihrer Flucht mit nur 16

Jahren erst in Linz und dann in Wien und machte mit vielerlei Buchveröffentlichungen auf sich aufmerksam“, faßte Knechtel zusammen. Neben Gedichtbänden und Erzählungen habe Tielsch eine berühmte Romantrilogie mit dem Titel „Die Ahnenpyramide“ verfaßt. „Als nächstes hören wir einen erstaunlich modernen Text von Josef Mühlberger“, kündigte Knechtel an. In der Kurzgeschichte „Ra-Ra“ habe er einen Helden entworfen, der zwar mit dem Verhalten und dem Geschmack seiner Mitmenschen nicht einverstanden sei, aber dennoch von ihren Gewohnheiten profitiere: „Ein Beispiel für gelungene Werbung und Ausbeutung menschlicher Schwächen.“ Die Geschichte beschreibt witzig-boshaft, wie sich ein armer Vertriebener mit einer Rasenmähfirma erfolgreich selbständig macht und erntete begeisterten Applaus. Nach dem Themenkomplex Konsumzwang und Leistungswettbewerb gab es einen kurzen Auszug aus dem Essay „Von der Schädlichkeit des Menschen“ von Herbert Wessely. Da der Znaimer früh seinen Vater verloren habe, hätten ihm die Mittel gefehlt, um studieren zu können, so Knechtel. „Seine Ausbildung als Graveur hinderte ihn aber nicht daran, schriftstellerisch sowie als Kunstmaler und Komponist tätig zu sein.“ In diesem Text gehe es um das Problem der Umweltzerstörung. Auch die Lehrerin, Journalistin und Schriftstellerin Maria Hauska, geboren 1903 in Brünn, habe sich mit dem Gedicht „Kein sanftes Wiegenlied“ zur Gefahr der Umweltzerstörung zu Wort gemeldet. „Die Gegenüberstellung der Textform des Wiegenliedes, das doch beruhigen und schläfrig machen soll, und der gefährdeten Umwelt wirkt radikal, ja brutal“, so Knechtel. Der weltberühmte Kinderbuchautor Otfried Preußler habe sich andererseits 1988 in einer Rede gegen die seelische Belastung von Kindern durch Proble-

Anna Knechtel lauscht der großartigen Lesung von Susanne Schroeder.

Schöne Visitenkarte Über die „Marburger Bogendrucke“, in denen viele sudetendeutsche Autoren veröffentlichten, referierte Anna Knechtel in einem Exkurs, der auf Material von Walli Richter basierte. Hier ihr Text in Auszügen.

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ei einer Tagung der SdJ im November 1955 auf Burg Hohenberg an der Eger lasen vier SdJ-Mitglieder aus ihren Manuskripten: Erhard Josef Knobloch, Verfasser des Handlexikons „Deutsche Literatur in Böhmen, Mähren, Schlesien“, Rolf Nitsch, Herbert Wessely und Hans Christ. Aufgrund ihres Erfolgs bei den Zuhörern beschlossen die jungen Autoren, weitere Veranstaltungen dieser Art unter Einbeziehung anderer junger Autoren durchzuführen nannten sich zunächst „Hohenberger Kreis“. 1956 trafen die Autoren dieses Kreises im Rahmen einer Kulturtagung in Marburg auf weitere junge Autoren aus anderen Verbänden. Während einer gemeinsamen Tagung auf dem Heiligenhof konstituierte sich im

April 1957 schließlich in Anlehnung an das Ursprungstreffen der „Marburger Kreis“, der sich fortan einmal im Jahr auf dem Heiligenhof traf. Zu seinen Gründungsmitgliedern gehörten die Sudetendeutschen Fridolin Aichner, Margarete Kubelka, Elisabeth Lichtenecker, Josef Mühlberger, Herbert SchmidtKaspar, Ilse Tielsch, Herbert Wessely und andere. Bald kamen Freunde aus anderen Landsmannschaften dazu wie Tamara Ehlert aus Ostpreußen oder Bernhard Ohsam aus Siebenbürgen. Der Leiter des „Marburger Kreises“, Erhard Josef Knobloch, damals Lektor im Aufstieg-Verlag, kam auf die Idee der Herausgabe von kleinen Publikationen, „Bogendrucke“ genannt, weil sie den Umfang nur eines Druckbogens hatten. Im Laufe der Jahrzehnte erschienen mehr als 100 dieser kleinen Hefte. Sie waren Leseprobe und Visitenkarte für die Autoren des „Marburger Kreises“. Mit den Jahren konnten sie so auch viele Bücher bei verschiedenen Verlagen herausgeben.

Titelblätter einiger „Marburger Bodendrucke“. me gewendet. Susanne Schroe­ der las einen Auszug aus „Sagen Sie mal, Herr Preußler“, der von Heinrich Pleticha herausgegebenen Festschrift zu Preußlers 75. Geburtstag (1998). Mit seiner Meinung, Kinder sollten nicht mit Brutalitäten konfrontiert, sondern ihnen nur Kraft und Lebensmut vermittelt werden, um die Probleme der Zukunft zu lösen, sei er „zum Watschenmann“ geworden, schrieb Preußler. „Damit setzte er sich gegen den Vorwurf zur Wehr, Kindern eine heile Welt vorzugaukeln, statt sie mit der Realität zu konfrontieren“, sagte Knechtel. Ebenso wie Otfried Preußler sei auch Barbara König in Reichenberg zur Welt gekommen. „Die Schriftstellerin wurde deutschlandweit bekannt als eines der wenigen weiblichen Mitglieder der renommierten ,Gruppe 47‘, einer Plattform zur Erneuerung der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Die Referentinnen stell-

ten auszugsweise Barbara Königs Hörspiel „Zwiegespräch“ vor, denn auch das Hörspiel sei eine spezielle Ausdrucksform der siebziger Jahre gewesen: In diesem Hörspiel sei zwar die Rede von Vertreibung, erklärte Knechtel. Tatsächlich sei das Thema des Stücks eher der Umgang mit diesem Schicksal, was anhand der unterschiedlichen Haltungen der beiden Protagonistinnen, Anna Wild und Anna Horschik, dargestellt werde. „Die beiden entpuppen sich schließlich als ein und dieselbe Person und das Zwiegespräch als Selbstgespräch“, schilderte Knechtel die überraschende Auflösung. Am Ende erklang – wie alle Texte großartig vorgetragen von Susanne Schroeder – das Gedicht „Goethe-, Schillerstraße München“ von Franz Liebl aus Heiligenkreuz im ehemaligen Kreis Bischofteinitz mit collagenhaften Impressionen seiner „neuen“, großstädtischen Heimat München. Susanne Habel


Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste veranstaltete im Sudetendeutschen Haus in München ihren jährlichen Festabend. Den Festvortrag „Einschnitt“ über die Errichtung des Erinnerungsortes für das Olympia-Attentat in München 1972 hielt der Architekt Peter Brückner von Brückner & Brückner Architekten. Mit dem Adolf-Klima-Preis ausgezeichnet wurde der Dirigent und Pianist Julius Zeman, auf den Wolfram Hader die Laudatio hielt. Den musikalischen Rahmen lieferte Klima-Preisträger Julius Zeman mit der Sopranistin Claire Elizabeth Craig.

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eter Brückner erzählte bei der Festveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie die Familien- und Werkgeschichte. Ihren 1939 in Mährisch Schönberg geborenen Vater Klaus-Peter Brückner hatte es nach der Vertreibung nach Falkenberg im grenznahen Kreis Tirschenreuth verschlagen. „Das Thema der Grenze war bei uns immer präsent.“ So hätten sie später auch einen Ort der Erinnerung bei Tirschenreuth errichtet, sagte er über ein Foto. „Landschaft kennt keine Grenzen.“ Mit seinem Bruder Christian, beide AkademieMitglieder, habe er im Jahr 2000 auch einen Ort der Begegnung an der Grenze geschaffen. Peter Brückner erlernte den Beruf des Bauzeichners und studierte Architektur an der TU München. Nach Lehr- und Wanderjahren kehrte er zurück in seine Heimat, die nördliche Oberpfalz, und stieg gemeinsam mit seinem Bruder in das väterliche Büro ein. Das erste gemeinsame Projekt der Brüder, der Kulturspeicher in Würzburg (1996), verschaffte ihnen gleich überregionale Aufmerksamkeit. Was als Familienexperiment begann, ist heute längst kein Experiment mehr. „Wir übernehmen eine Vielfalt von Bauaufgaben.“ Wichtig seien Umgebung, Materialien und Kundenprofil für das

Dr. Wolfram Hader, Sekretar der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften, Altpräsident Professor Dr. Herbert Zeman, der Sekretar der Geisteswissenschaftlichen Klasse, und sein Sohn Julius Zeman, Akademie-Präsident Professor Dr. Günter J. Krejs, Akademie-Vizepräsident Professor Dr. Stefan Samerski und Professor Dr. Matthias Dollinger, Sekretar der Naturwissenschaftlichen Klasse. Bilder: Susanne Habel

� Festveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie der Künste in München

Großer Ein-Schnitt

Vor Brückners Vortrag hatte Wolfram Hader den Festredner und dessen Thema kurz vorgestellt. Der Sekretar der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften erinnerte: „Erst kürzlich, am 52. Jahrestag des Anschlags vom 5. September 1972, hat in München ein 18jähriger Islamist einen Anschlag in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats unternommen.“ Dies weise auf die neuerliche Aktualität und die Bedeutung des Geschehens hin. „Das Ereignis damals war ein Einschnitt, und mit einem ,EinSchnitt‘ wird daran erinnert.“ Als Musikwissenschaftler hielt Hader die Laudatio auf den aktuellen Träger des Klima-Preises, den er selbst 2003 erhalten hatte. Der Preisträger 2024 ist der junge Dirigent und Pianist Julius Zeman (Ý Laudatio rechts). „Den Klima-Preis gibt es jetzt schon 35 Jahre, und die Sudetendeutsche Akademie 45 Jahre“, freute sich Akademiepräsident Günter J. Krejs bei seinem Rückblick auf das vergangene Jahr. In diesem Zeitraum seien leider sechs Mitglieder verstorben, derer alle in einer Schweigeminute gedachten. Derzeit habe die Akademie 145 Mitglieder, so Krejs. Dazu sollten am folgenden Tag zehn neue Mitglieder berufen werden. Erfreulicherweise sei der Zuschuß vom Bayerischen Staat um 10 000 Euro jährlich erweitert worden.

Schöne Veranstaltungen Peter Brückner bei seinem Bildervortrag über den Erinnerungsort „Einschnitt“ (rechts), der zum Gedenken an die zwölf Opfer des Anschlags auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen errichtet wurde. ner Architekten habe sich beteiligt und gewonnen. Sorgfältig sei der Bauplatz ausgewählt worden. Der westliche Lindenhügel am Kolehmainenweg im Münchener Olympiapark liege nahe des ehemaligen Pressehügels und an der Schnittstelle von historisch wichtigen Punkten: zwischen dem Attentatsort, der Connollystra-

Kritikern Dialoge geführt und schließlich überzeugt. Brückner schilderte mit Fotos die Planungen und Baumaßnahmen. „Heute ist der Erinnerungsort rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr begehbar, sich stetig verändernd mit der Witterung und im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.“

Auf einer panoramaartigen Medienwand im Hügelhang dahinter läuft eine etwa 20minütige Dokumentation über das Attentat in Dauerschleife. In dem Video wird mit der Kraft authentischer Bilder und Worte die Geschichte Israels und das Geschehen des Attentats nacherzählt. An zwei Stellen ist im Video

Bilder und Skizzen aus der Planung der Gedenkstätte „Ein-Schnitt“, wie sie zunächst hieß. Links: der perfekte Standort in der Mitte der wichtigen „Blickbeziehungen“ zu historisch bedeutsamen Plätzen, rechts ein horizontaler Geländeschnitt, auf dem der „Schnitt“ in den Hügel erkennbar ist. Team der Firma, die in Würzburg und Tirschenreuth tätig ist. 2014 habe es einen internationalen Architektenwettbewerb gegeben, so Brückner, wofür Ministerpräsident Horst Seehofer – der dem Staat Israel 2012 eine Gedenkstätte an das Attentat bei den Sommerspielen 1972 versprochen hatte – eigens ein Kuratorium eingerichtete habe. Die Firma Brückner & Brück-

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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

ße 31 im Olympischen Dorf, dem Olympiastadion und dem Klagebalke“, einem Denkmal von Fritz Koenig von 1995. Zunächst habe das Projekt in der Landschaft noch „EinSchnitt“ geheißen, erinnerte er sich. Da es auch Kritik gegeben habe, habe der damalige Kultusminister Ludwig Spaenle – heute Antisemitismusbeauftragter in Bayern – ein Jahr lang mit den

Der Erinnerungsort ist ein echter Einschnitt in den Hügel, an dem man wie in einem Amphitheater auf Stufen sitzen kann. Mittendrin steht eine dreieckige schwarze Säule mit den Biographien der zwölf Opfer vom 5. September 1972. Von den elf israelischen Opfern kamen nur zwei in Israel zur Welt, alle anderen stammten aus Orten der Diaspora, wie man hier lesen kann.

der sudetendeutsche Politiker Hans „Johnny“ Klein zu sehen, wie er als damaliger Pressechef der Olympischen Sommerspiele 1972 die Öffentlichkeit informiert. Brückner zeigte die würdige museale Gedenkstätte in seiner Bilderpräsentation. Der Architekt resümierte: „Der Freistaat Bayern bewies großen Mut, als er diesen Ort einrichtete!“

„Wir konnten auch im vergangenen Jahr wieder schöne und interessante Veranstaltungen anbieten“, freute sich Krejs. Er zählte einige davon auf, etwa die festliche Geburtstagsfeier anläßlich des 80. Geburtstags der Akademie-Vizepräsidentin Ursula Haas, die Dichterlesung mit Peter Becher aus dessen Buch „Unter dem Steinernen Meer“, die Vortragsveranstaltung über das Prager deutsche Theater mit Herbert Zeman und Herbert Schrittesser und den Vortrag „Der Böhmische Raum und sein Friedenspotential“ von Akademievizepräsident Samerski auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg sowie Samerskis erfolgreiche Vortragsreihe über „Böhmen als Ort der Begegnung“ in München. Auch sei die jüngste Publikation aus der Schriftenreihe der Akademie erschienen: Der Band 43 über „Akademie und Universität“ mit 404 Seiten enthält 15 spannende Beiträge aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebieten. Der Mediziner Matthias Dollinger war als Sekretar der Naturwissenschaftliche Klasse federführender Redakteur. Julius Zeman spielte zum Abschluß „Stille Betrachtung an einem Herbstabend“, eine AntonBruckner-Komposition von 1863. Nach großem Applaus erfreuten sich die Gäste am üppigen Buffet, das Sadja Schmitzer, die Leiterin der Geschäftsstelle der Akademie, liebevoll und lecker zusammengestellt hatte. Susanne Habel

Klima-Preisträger Julius Zeman begleitet am Flügel die (sudeten-)deutsch-britische Sopranistin Claire Elizabeth Craig, die einen Großvater aus Neudek hat, bei den zwei von Franz Schuberts ­„Mignon-Liedern“ „Kennst du das Land“ und „So laßt mich scheiden, bis ich werde“, von Schubert das „Ständchen“ und „Liebe schwärmt auf allen Wegen“ und nach Brückners Festvortrag „Traum durch die Dämmerung“, „Morgen“ und „Zueignung“ von Richard Strauss. Rechts: Julius Zeman mit Urkunde neben seinem Laudator Dr. Wolfram Hader.

� Klima-Preisträger

Julius Zeman Bei der Festveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie hielt Wolfram Hader von der Geisteswissenschaftlichen Klasse die Laudatio auf Julius Zeman. Der junge Pianist und Dirigent wurde mit dem AdolfKlima-Preis ausgezeichnet. Hier Haders Lobrede in Auszügen.

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ereits im Alter von 25 Jahren wurde unser diesjähriger Adolf-KlimaPreisträger Julius Zeman in der Saison 2023/24 vom Saarländischen Staatstheater Saarbrücken engagiert, zunächst als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung, in der aktuellen Saison als Kapellmeister. Neben der musikalischen Einstudierung von Werken wie Wagners „Die Walküre“ oder „Die Jungfrau von Orleans“ von Tschaikowsky dirigiert er dort etwa Vorstellungen von „Die Entführung aus dem Serail“ und „Aida“, das Ballett „Romeo und Julia“, Schönbergs Monodrama „Erwartung“ und das Musical „Anatevka“. Julius Zeman wurde 1998 in Wien geboren und wuchs in einem äußerst musikalischen Elternhaus auf. Seine Mutter ist die bekannte Opernsängerin Ildiko Raimondi, sein Vater der Goethe-Forscher und frühere Akademiepräsident Herbert Zeman. Nach seiner humanistischen Ausbildung am Wiener Schottengymnasium studierte Julius Zeman Dirigieren, Klavier und Orgel am Mozarteum Salzburg und schloß diese Studien mit Auszeichnung ab. Als Dirigent, Pianist und Organist trat er in der Stiftung Mozarteum Salzburg, dem Musikverein Graz, der Meistersingerhalle Nürnberg und der Philharmonie am Gasteig München auf. Für die Neuproduktion von Massenets Oper „Thais“ am Theater an der Wien unter der Regie von Peter Konwitschny war er Studienleiter und Dirigierassistent von Leo Hussain. Julius Zeman erhielt 2023 den Förderpreis für Musik der Sudetendeutschen Landsmannschaft und hat bereits mehrfach hier im Sudetendeutschen Haus in München musiziert. Als Dirigent und Dirigierassistent arbeitete er bereits mit Orchestern wie dem ORF-Radio-Symphonieorchester Wien, dem Orquestra Sinfönica do Porto Casa da Müsica, dem Mozarteumorchester Salzburg und dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik zusammen. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit veröffentlichte Julius Zeman auch musikwissenschaftliche Essays über Beethovens „Fidelio“ und Cornelius‘ „Der Barbier von Bagdad“. Im März erschien seine DebutCD beim Label ARS Produktion. Gemeinsam mit Shun Oi spielte er als WeltErsteinspielung die 7. Symphonie von Anton Bruckner in der Fassung für zwei Klaviere des Bruckner-Schülers Hermann Behn ein. Die Einspielung erhielt große und durchwegs positive Beachtung in der Fachpresse.


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VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

Ackermann-Gemeinde in der Diözese Augsburg

Wie sieht die Zukunft aus? und Interesse am Gegenüber. Zu den Konstanten gehörten Wisssensvermittlung und Zeit für gegenseitigen Austausch und Diskussion bei Veranstaltungen. Junge Menschen zeigten nach ulia Schäffler gehört seit 2017 wie vor Interesse an Geschichte dem JA-Bundesvorstand an, und an den östlichen Nachbarn. zeitweise als Bundessprecherin. Gerade die Begegnungen, die Ihre Wurzeln liegen im Land- die JA ermögliche, seien elemenkreis Augsburg. Die JA-Schwer- tar für die Persönlichkeitsentpunkte, so Schäffler, hätten sich wicklung im Jungendalter. Die im Lauf der Zeit geändert. Den Gemeinschaft der AG und der von der Vertreibung betroffenen JA biete gegenseitige UnterstütJugendlichen sei es um Starthilfe zung und Halt. im neuen Land, bei der IntegratiAus der Vertreibungserfahon und um psychosoziale Unter- rung in der Familiengeschichstützung gegangen. In der zwei- te könnten auch für junge Menten Generation seien der Erhalt schen diese Handlungsoptionen der Traditionen, Besuche in der folgen: Einsatz für die Stärkung Heimat der Eltern und die Erin- des Zusammenhalts in ganz Eunerungskultur wichtig gewesen. ropa, Einsatz für heute GeflüchDie heutigen Enkel blickten auf tete und Vertriebene, „denn wir die mit der Migrationsgeschichte haben Verständnis aus erster verbundenen Erfahrungen und Hand“. Zudem sei die AG ein ihre Bedeutung für die aktuel- Vorreiter dafür, wie Vergebung le gesellschaftliche Sigelebt werden köntuation. Heute leiste die ne. Für die Zukunft der Ackermann-Gemeinde AG würden die Balan(AG) Aufklärungsarbeit ce zwischen der histoüber die deutsch-tscherischen Seite wie Erinchische Geschichte und nerungskultur und TraGegenwart, schaffe Beditionspflege und der gegnungsräume zwiBlick auf die Gegenschen jung und alt, pflewart wie die Pflege der ge Kontakte oder setze Beziehungen zu den sich für Europa ein. Nachbarn und der AufJulia Schäffler Schäffler stellte die Bild: Mathias bau eines Netzwerkes Umfrage „Wie hat sich Kotonski in der Politik wichtig. die Ackermann-GeSchließlich blickmeinde bereits verändert und te Schäffler auf aktuelle Themen wie kann/muß sie sich mögli- in der JA wie die Frage, wie sehr cherweise in der Zukunft verän- man sich politisch positionieren dern?“ bei Aktiven der JA und solle. Ebenso wichtig sei die Frader AG mit Antworten von 15- ge, wie bedeutend Religion für bis 87jährigen Personen vor. Die den Verband sei, da sie bei junThemenauswahl sei breiter ge- gen Menschen eine immer geworden, aber Schwerpunkt blei- ringere Rolle spiele. Die JA müsbe die deutsch-tschechische Ver- se sich fragen, welche Themen ständigung, wobei sich der Blick sie behandeln, welche Zielgrupauf ganz Europa geweitet habe. pen sie ansprechen wolle. Es sei Der Werteschwerpunkt habe sich immer eine Gratwanderung zwivom Christlichen zum Politisch- schen den Traditionen und WerGesellschaftlichen verlagert. ten der AG und er ständigen AnEs gebe immer weniger Zeit- passung und Aktualisierung an zeugen, die aus erster Hand von die sich verändernde Gesellder Vertreibung erzählen könn- schaft. Wichtig sei auch, das JAten. Außerdem nähmen die zeit- Alleinstellungsmerkmal in der lichen Ressourcen der Ehren- vielfältigen Welt der Verbände amtlichen ab, auf Diözesanebene herauszuarbeiten. fänden nur noch sporadisch BeIn der anschließenden Diskusgegnungen statt. Die Werte, die sion kam zur Sprache, wie wichschon bei der Gründung Antrieb tig es sei, die JA-Arbeit in den gewesen seien, bestünden wei- Gesamtzusammenhang der AG ter wie europäisches Christsein, zu integrieren und den JA-MitVersöhnung und Verständigung gliedern Brücken in den Erwachüber Grenzen hinweg, nicht resi- senen-Verband zu bauen, wenn gnieren und den Glauben an den sie älter geworden seien. Menschen verlieren, Offenheit Mathias Kotonski

Mitte Oktober sprach Julia Schäffler im Haus St. Ulrich in Augsburg über „Die Zukunft der Ackermann-Gemeinde aus dem Blickwinkel der Jungen Aktion“.

J Am Etappenziel Schwarzes Meer. Bilder: Rebecca Maria Salentin

Geschleifte einst deutsche Ort an der Grenze der ČR zu Österreich.

Grenzopfermahnmal „Tor zur Freiheit“ im südmährischen Nikolsburg.

Rebecca Maria Salentin am Ziel Barentssee.

Ackermann-Gemeinde

Der Eiserne Vorhang schlägt eine fette Narbe Die Vielfalt der monatlichen Kultur- und Themenzooms der Ackermann-Gemeinde bestätigte sich einmal mehr Anfang Oktober. Autorin Rebecca Maria Salentin berichtete über ihre Radtour Iron Curtain Trail vom Schwarzen Meer bis zur Barentssee. Diese entpuppte sich auch als eine bewegende Reise durch ihre Familiengeschichte und zu sich selbst.

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iese 10 000-Kilometer-Tour entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs 2022 war nicht Rebecca Maria Salentins erste Herausforderung. Drei Jahre zuvor war sie in viereinhalb Monaten den 2700 Kilometer langen „Weg der Freundschaft“ von Eisenach bis Budapest gewandert. Über die Wanderung schrieb sie „Klub Drushba, über die Radwanderung „Iron Woman“. Moderatorin Sandra Uhlich wies nicht nur auf die aufregende und mutige Fahrt quer durch ein fast vereintes Europa hin, sondern auch auf die Reise durch 20 Länder, über fast unpassierbare Grenzen, durch eisige Kälte und einsame Nächte, aber auch an unerwartet schönen Landschaften vorbei, durch wilde Gegenden, gespickt mit überraschenden Begegnungen und Geschichten. Salentins Motivation war, daß sie mit 40 Jahren und zwei erwachsenen Kindern, die außer Haus waren, beruflich neu durchstarten und diesen Übergang in einer besonderen Weise zelebrieren wollte: „Symbolisch zu Fuß in mein neues Leben laufen.“ So kam es zur Wanderung auf dem „Weg der Freundschaft“ – relativ untrainiert und unvorbereitet – und danach zur Erkenntnis, beim nächsten Projekt auf das Fahrrad umzusteigen. Nun nahm sie sich den „Iron Curtain Trail“ vor. „Der ist aber – im Rückblick betrachtet – eigentlich nur eine geniale Idee auf dem Papier. In der Realität existiert er zu großen Teilen noch nicht.“ „Ich wollte einfach diesen Radweg fahren, weil es mich fasziniert hat, daß man den kompletten Eisernen Vorhang sprichwörtlich erradeln kann.“ Angesichts der zu Beginn der Reise am 1. April 2022 noch winterlichen Witterung an der Barentssee und der Corona-Beschränkungen im Bus- und Bahnverkehr startete sie an der slowakisch-österreichischen Grenze nahe Preßburg. Von da ging es ans Schwarze Meer. „Der ganze Weg ist wie ein historisches Freilichtmuseum. Wenn man ihn abfährt, dann lernt und begreift man viel.“ Exemplarisch zeigte und nannte sie die Andauer Brücke an der österreichischungarischen Grenze, ehemalige Wachtürme, die heute Mahnmale seien, und spezielle Museen.

Die Reise nutzte sie auch, um habe sie – wie sich später herüber ihre eigene Familie mit ei- ausgestellt habe – in einem Bänem polnisch-jüdischen und ei- rengebiet kampiert. Der Schotnem deutschen Großelternpaar terweg habe erhebliche Radrepazu recherchieren. Im südungari- raturen erfordert. schen Mohács erhielt sie bei eiZwei Tage nahm sich Salenner Veranstaltung am Holocaust- tin Zeit für Besichtigungen in der Gedenktag Antworten auf ihre Türkei. An der bulgarisch-türkiGroßeltern betreffende Fragen. schen Grenze – am Schwarzen In Rumänien waren die be- Meer – erreichte sie nach knapp sonders Fahrradfahrer jagenden 3000 Kilometern das Ziel der erHunde – oftmals in Rudeln – sten Etappe. Nach einer 26stündas Hauptproblem. Und Salentin digen Busfahrt war sie zurück in hatte bereits seit ihrer Kindheit Wien, von dort war es nicht weit Angst vor ihnen. „Es wurde nie nach Preßburg. langweilig, es gab immer etwas Entlang der tschechisch-österzu sehen und zu erleben“, sagte reichischen Grenze traf sie auf sie mit Blick auf die unterschied- tschechischer Seite viele geliche Architektur, Kultur und Re- schleifte Dörfer. In einem der ligionen in den 20 Ländern. Beim noch erhaltenen Friedhöfe sah sie Begriff „Eiserner Vorhang“ hät- zum Teil neue Gräber von Menten ihr viele Menschen ihre da- schen, die eben dort begraben mit verbundenen werden wollten, persönlichen und wo sie herstammoft rührenden Faten. „Es war sehr miliengeschichberührend, das zu ten erzählt. Paralsehen.“ Darüber lelen erkenne sie hinaus gibt es in zudem mit ihren diesem Teil des aus Polen stamehemaligen Eisermenden Großelnen Vorhangs vietern, die 1946 gele Mahnmale für flüchtet und auf die zahlreichen an der Suche nach eider Grenze getöner neuen Heimat teten Menschen. viele tausend KiloIn Deutschland meter nach Italien führt die Route an gegangen seien. der deutsch-tsche„Jede Person, die Rebecca Maria Salentin: chischen, der eheich getroffen ha- „Iron Woman. 10 000 Kilo- maligen deutschbe, hatte in irgend- meter mit dem Rad am Ei- deutschen und einer Form eine sernen Vorhang entlang der deutsch-polnivom Schwarzen Meer bis zur schen Grenze entFluchtgeschichte in der Familie, das Barentssee“. Verlag Voland lang bis zur Ostist quasi eine eu- und Quist, Dresden 2023; see. Eigentlich ropäische Biogra- 392 Seiten, 22,00 Euro. (IS- geht die Tour auch BN 978-3-86391-373-1) phie.“ durch Rußland, Meistens sehr was aber wegen schlecht, oft katastrophal seien des damals kurz zuvor begondie Wege gewesen. Daher plä- nenen Angriffskrieges Rußlands diere sie für deren Ausbau. In gegen die Ukraine nicht möglich Bulgarien habe sie ein Ständchen schien. Salentin wagte es trotzdem. von einem Frauentrio als Morgengruß bekommen, auch wenn Nach Erteilung des Visums gedie Kommunikation mit den drei lang ihr, mit vielen Problemen Damen eher schwierig gewesen und Hindernissen nach Königssei. Immer wieder sei sie zum berg zu kommen. Zuvor hatte sie Essen oder Übernachten einge- die Etappe von Königsberg nach laden worden. Sie habe Gebie- Litauen als einen der schönsten te mit weit mehr Eselskarren als Abschnitte eingeschätzt. AufAutos gesehen. „Die Region des grund der Grenzschließung war Eisernen Vorhangs ist zum Teil dem aber nicht so. Das vier Woeine sehr einsame Gegend. Das chen gültige Rußland-Visum erNiemandsland kann man zwar forderte entsprechende Neuplabetreten, aber links und rechts nungen. Ein Höhepunkt war die herrschen Armut, Abwanderung Kurische Nehrung zwischen Köund Verfall. Der Eiserne Vorhang nigsberg und dem südlichen Lischlägt eine fette Narbe quer tauen. Im Baltikum mußte sie zeldurch Europa.“ Auf dem Balkan – entlang ten. Durch zum Teil sumpfige der von Flüchtlingen genutzten Wege ging es wieder nach RußRoute – habe es Relikte des Ei- land, diesmal nach Sankt Pesernen Vorhangs und erst jüngst tersburg. Zwischen den beiden gebaute Grenzbefestigungen ge- Städten und deren Bevölkerung geben. Mit Flüchtenden habe stellte sie einen großen Untersie auch Kontakt gehabt, was sie schied fest. „In Königsberg haan ihre Großeltern erinnere. In ben die Leute relativ offen und Nordmazedonien sei eine kurze frei gesprochen – auch über den Wanderung zum höchsten Was- Krieg. In Sankt Petersburg haben serfall Südosteuropas ein Höhe- sie sich in ihrer eigenen Wohpunkt gewesen, in Griechenland nung umgeschaut und nur geflü-

stert. Die Angst, belauscht und denunziert zu werden, war hier sehr präsent.“ Im Nachhinein bewertet sie den russischen Teil der Exkursion als leichtsinnig. In Finnland gibt es ein Verzeichnis aller Feuerstellen – für Camper ideal. Oft sind in der Nähe auch Hütten unterschiedlicher Größe und Qualität zu finden. Aber Ende August/Anfang September war es bereits so kalt, daß sie bitter fror, aber noch 1800 Kilometer vor sich hatte. „Von da ab war es nur noch Durchhalten und Durchbeißen. Zum Schluß gab es Schneeregen, die ganze Ausrüstung war naß, und es gab nichts mehr zu essen, weil es keine Einkaufsmöglichkeiten mehr auf dem Weg gab. Der allerletzte Abend – das war die schlimmste Nacht meines Lebens.“ Ziel und Endpunkt war schließlich Kirkenes, Sitz des norwegischen Barents-Sekretariats. Einige Wochen später, als sie bereits an dem Buch über dieses Abenteuer arbeitete, erfuhr sie, daß sie die erst zweite Person und die erste Frau war, welche diese Tour bewältigt hatte. Aber auch der persönlich-familiäre Aspekt war ihr wichtig. „Während der Wanderung habe ich gemerkt, daß ich teilweise mit Dingen zu kämpfen habe, die gar nichts mit meinem Leben zu tun haben, sondern mit dem meiner Vorfahren. So war es eine ganz bewußte Entscheidung, daß ich den Iron Curtain Trail fahren werde“, begründete sie auf die Frage von Sandra Uhlich nach dem Bezug zur familiären Herkunft. Sie zitierte Winston Churchill, der bereits 1946 die Ost-West-Grenze von Stettin nach Triest als Eisernen Vorhang beschrieben hatte. Denn das war genau der Weg der Großeltern nach ihrer Flucht aus Polen. „Es war so faszinierend, eine Strekke abfahren zu können, auf der fast 80 Jahre vorher meine Großeltern zu Fuß auf der Suche nach einer neuen Heimat gegangen sind – mit nur dem, was sie am Leib hatten.“ Auf diesem Weg sei ihr Vater in Österreich zur Welt gekommen. Da weder die polnischen noch die deutschen Großeltern über die Ereignisse jener vom Nationalsozialismus geprägten Jahre gesprochen hätten, sei sie diese Route bewußt abgefahren, um selbst darüber zu recherchieren.„Ich wollte Licht in die offenen Fragen bringen. Ich habe vieles, wenn auch nicht alles, herausgefunden und – besonders auf dem letzten Stück in Finnland – für mich Frieden gefunden.“ „Für mich war die Reise auf dieser Narbe, die der Eiserne Vorhang schlägt, total heilsam. Ich möchte die Regionen, durch die ich reise, so gut wie möglich kennenlernen. Ich habe noch nie so viel gelernt wie auf dieser Reise.“ Markus Bauer

Ackermann-Gemeinde in der Diözese Augsburg

Neues Büro gesegnet Im Sommer bezog die Ackermann-Gemeinde in der Diözese Augsburg ihr neues Büro. Dieses befindet sich jetzt im BischofSimpert-Haus in Augsburg, wo viele Verbände der Diözese Augsburg ihren Sitz haben.

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er Verbändereferent im Bischöflichen Ordinariat, Domvikar Dominik Zitzler, segnete im Rahmen einer kleinen Andacht das neue Büro. In seiner Ansprache wies er daraufhin, daß durch das neue Büro die AckermannGemeinde nun besser in den Kon-

text der anderen Verbände einbezogen sei und ihr Profil der europäischen Verständigung darin einbringen könne. Danach bat er um Gottes Segen für das Büro, die darin arbeitende Geschäftsführerin und für alle, die dieses Büro besuchten oder über Telefon und eMail in Kontakt träten. Mathias Kotonski

Domvikar Dominik Zitzler Bild: Mathias Kotonski

Ackermann-Gemeinde in der Diözese Augsburg, Kitzenmarkt 20, 86150 Augsburg, Telefon (0821) 31 66 85 50, eMail ackermanngemeinde@bistumaugsburg.de


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VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

� SL-Kreisgruppe Frankfurt am Main/Hessen

Am Main weht frischer Wind Die diesjährige Mitgliederversammlung der hessischen SLKreisgruppe Frankfurt am Main fand Mitte September im Haus Ronneburg im Stadtteil Preungesheim statt.

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er amtierende Kreisobmann Wolfgang Spielvogel eröffnete die Sitzung und begrüßte vor allem Ivo und Sieglinde Vendolsky. Sie berichteten von ihrer Zusammenarbeit mit dem tschechischen Journalisten Martin Weiser. Sie hätten zu Beginn des Krieges in der Ukraine dem tschechischen Reporter ein Interview gegeben. Sein Hauptanliegen sei gewesen herauszufinden, wie ehemalige Vertriebene zum Thema Krieg in der Ukraine stünden. Dann hätten sie noch den Kontakt zu einer ukrainischen

Familie in München hergestellt. ger Botschaft in Frankfurt-BornDadurch sei ein besonderer Arti- heim habe im Sommer ihre Pforkel entstanden (Ý SdZ 29/2023), ten für immer geschlossen. Jetzt der 2023 mit dem suche die KreisJournalistengruppe nach einer preis des Deutschvergleichbaren LoTschechischen kalität. Zukunftsfonds Karl Klinke ausgezeichnet übernahm daraufworden sei (Ý SdZ hin das Komman51+52/2023). do als Wahlleiter. Spielvogel beSpielvogel wurde richtete vom Engaals Kreisobmann gement der Kreis- Martin Sykora trägt vor. bestätigt, Markus gruppe bei der UnHarzer als Kassenterstützung der Veröffentlichung wart. Neu im Team ist Martin Sydes zweiten Teils der Trilogie kora als Stellvertretender Krei„Über unsere Schwellen hinaus“ sobmann, der vor einiger Zeit mit dem Titel „Wagen nach Wi- über ein böhmisches Schmanen“. Ein bereits geplantes Böh- kerlessen den Weg zur Kreismisches Schmankerlessen habe gruppe gefunden hatte. hingegen leider nicht stattgefunDer Vorstand verkündete dann den. Die Stammgaststätte Pra- noch einiges über die Planungen

für das kommende Jahr. Neben den vom Bundesverband angebotenen Treffen in Regensburg und Brünn werde die Kreisgruppe natürlich auch in Frankfurt aktiv sein. Eine Veranstaltung mit Ivo und Sieglinde Vendolsky solle im nächsten Jahr stattfinden. Der Film „Wagen nach W ­ ien“ solle im nächsten Jahr vorgeführt werden. Besonders erwünscht seien Kontakte in die Schulen. Und die Ausstellung über Oskar Schindler solle wenn möglich nächstes Jahr nach Frankfurt geholt werden. Immerhin habe Schindler nach dem Krieg in Frankfurt gelebt. Zum Abschluß des kurzweiligen Nachmittags präsentierte der neue Stellvertretende Kreis­ obmann zur Freude aller Witze und Geschichten im Egerländer Dialekt. sr

� SL-Straubing-Bogen/Niederbayern

Am Bodensee Ende September besuchte die niederbayerische SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen unter ihren Kreisobleuten Roland Scheufler und Sonnhilde Bachmeier den Bodensee.

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n Friedrichshafen erwartete Sonnhilde Bachmeiers Sohn Dietmar die 46köpfige Gruppe. Er lebt am Bodensee und unterstützte die Reiseleitung mit seinem Wissen. Nachdem Hunger und Durst im Biergarten am Yachthafen gestillt worden waren, traf die Gruppe Edu Hager, einen ehemaligen Kommunalpolitiker aus Friedrichshafen, mit gutem Humor und ebensolcher Stimme ausgestattet, die ihn im Kirchenchor singen läßt. Ein Besuch galt dem Mahnmal für die Heimatvertriebenen am Seeufer. Am Nachmittag ging es nach Meersburg, einer wunderschönen alten Stadt mit entsprechender Burg. Die Fähre brachte die Landsleute am frühen Abend nach Konstanz in das neue Designhotel The niu Flower. Ein Abendessen gab es in der Bleiche unweit des Hotels. Am Samstag ging es rein nach Konstanz, der größten Stadt am

Am Mahnmal in Friedrichshafen. Mitte Oktober fand die Jahresversammlung der oberfränkischen SL-Ortsgruppe Naila statt.

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n seinem Jahresbericht erinnerte Obmann Adolf Markus an den Anfang März begangenen Tag des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Es gelte, besonders die nachwachsende Generation über die dunklen Vergangenheiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu informieren. Dies sei notwendig angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen an den Rändern Europas, im Nahen Osten, der Vertreibungs- und Fluchtbewegungen, der Radikalisierung und gesellschaftlichen Spaltung sowie zur Stabilisierung unserer Demokratien. Der sudetendeutsch-tschechischen Versöhnung dienten die Heimattage, die Vertriebenen-Wallfahrten, die Gesprächskongresse und Heimatfahrten.

Bodensee. Nach einer informativen Stadtführung war die Bleiche das Ziel für einen Frühschoppen. Am Samstag stand aber auch noch der Höhepunkt des Ausflugs auf dem Programm. Ein Besuch auf der Insel Mainau. Hier geht das Blumenjahr von Mitte März bis zum 20. Oktober. Neben dem beeindruckenden Schloß waren natürlich die Blumen ein großer Anziehungspunkt. Besonders schön war dabei die Vielfalt an Dahlien, die wunderbar blühten. Abendessen gab es hoch über dem Bodensee im Höhengasthaus Haldenhof. Edu Hager sorgte hier für beste Unterhaltung. Am Sonntag stand der bayerische Teil des Bodensees mit Lindau auf dem Programm. Eine Stadtführung brachte den Gästen die Sehenswürdigkeiten näher. Die Besucher aus Straubing genossen den schönen Ausblick und hörten bei den Stadtführungen viel Wissenswertes, wobei die Stiftsbasilika im Kloster Birnau wirklich sehenswert war. Auf der Rückfahrt machte die Gruppe noch Station im Gasthaus Forster am See in Eching. Wilfried Schaffrath

Bild: Wilfried Schaffrath

Die BdV-Musik- und Gesangsgruppe Biebesheim-Dornheim und die Egerländer Gmoi z‘ Kelsterbach.

� BdV-Kreisverband Groß-Gerau/Hessen

Für ein friedliches Europa ne und Spätaussiedler und ihre Anliegen sind ein fester Bestandteil unseres politischen Handelns in Hessen, ihre Unterstützung und Wertschätzung liegen uns als Union seit der Gründung besonders am Herzen. Diese Verantwortung hat in Hessen eine lange und besondere Tradition und bleibt eine fortwährende und wichtige Aufgabe unseres Landes sowie unserer Regieahlreiche Vertreter aus Po- rungs- und Parteipolitik. Der litik, Kirche, Verbänden Tag der Heimat vermittelt eiund Vereinen nahmen an der ne starke Botschaft, eine BotVeranstaltung teil. Landrat schaft, die Vergangenes repräThomas Will, Schirmherr der sentiert und für den ZusamVeranstaltung, sowie Stock- menhalt unserer Gesellschaft stadts Bürgermeister Tho- und für eine starke und gemas Raschel hielten Grußwor- meinsame Zukunft steht.“ te. Pfarrer Maximilian Eichler Eingangs hatte Helmut sprach das GeistliBrandl vom BdVche Wort. Den muKreisvorstand Besikalischen Rahzug auf das Leitwort men boten die Viogenommen: „Was linistinnen Clara für die, die Flucht Fiedler und Matilund Vertreibung da Mikowski-Bosselbst erlebt haben, worth, später sorgbis heute die Heite die Musik- und mat im Herzen geGesangsgruppe des Andreas Hofmeis­ blieben ist, ist für die ter BdV-KreisverbanHeimatverbliebenen des für traditionelle täglicher LebensHeimatklänge. raum.“ Sie seien nach dem Andreas Hofmeister, Lan- Krieg in ihrer Heimat als Gedesbeauftragter für Heimat- meinschaft radikal dezimiert vertriebene und Spätaus- worden, gewachsene Struktusiedler, überbrachte in seiner ren seien verloren gegangen, Festrede die Grüße des Hes- Familien hätten sich zwischen sischen Innenministers Ro- hüben und drüben zerrissen man Poseck. Hofmeister lob- gefunden. Für den BdV seite dabei den unermüdlichen en die deutschen MinderheiEinsatz der deutschen Vertrie- ten seit jeher Partner auf Aubenen für die erfolgreiche In- genhöhe, die in den östlichen tegration, ihren Beitrag zum Nachbarländern unverzichtWiederaufbau Deutschlands bare Arbeit leisteten. Der BdV und ihr Engagement in der Er- wirke aus voller Überzeugung innerungs- und Kulturarbeit. auf die Bundesregierung ein, Besonders hob er den Ver- die Förderung der deutschen zicht auf Rache und Vergel- Minderheiten angemessen zu tung sowie den unerschütter- garantieren und idealerweilichen Willen zur Versöhnung se jährlich zu erhöhen, anstatt hervor, der in der Charta der über Kürzungen nachzudendeutschen Heimatvertriebe- ken. „Die Gesamtheit der Kulnen verankert sei. tur der Vertriebenen, AussiedAuch Ines Claus, Vorsitzen- ler und Spätaussiedler hat ihre de der CDU-Fraktion im Hes- Genese ausnahmslos in Resischen Landtag, betonte in gionen und Landstrichen, die einem Grußwort die Bedeu- heute nicht auf dem Gebiet tung des Tages der Heimat: der Bundesrepublik Deutsch„Das Thema Heimatvertriebe- land liegen.“ tl Ende September beging der hessische BdV-Kreisverband Groß-Gerau den Tag der Heimat unter dem Leitwort „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene: Gemeinsam für ein friedliches Europa“ mit einem Festakt in der Begegnungsstätte der katholischen Kirchengemeinde heilige Maria, Königin des Friedens in Stockstadt am Rhein.

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Udo Schönfelder, Hannelore Erber, Jan Školník und Erik Buchholz im Brau­ nauer Heimatmuseum.

� Rotary Club Braunau

In Forchheim Anfang Oktober besuchte der Rotary Club Braunau im Riesengebirge die mittelfränkische Stadt Forchheim, die die Partnerstadt von Braunau ist.

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m Ankunftsabend trafen sich die Rotarier von Braunau und Forchheim zu einem gemeinsamen Abendessen und besprachen in sehr freundschaftlicher Atmosphäre ihre Aktivitäten hinsichtlich der Unterstützung ihrer jeweiligen Städte und Regionen sowie ihre Arbeitsweise innerhalb von Rotary. Am nächsten Tag wurden die Teilnehmer aus Braunau vom Forchheimer Bürgermeister Udo Schönfelder im Braunauer Heimatmuseum begrüßt. In angenehmer Atmosphäre wurden von dem Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz und der Museumsbetreuerin Hannelore Erber viele Informationen über die Geschichte der Deutschen im Braunauer Land sowie über ihre Vertreibung und Zerstreuung im geteilten Nachkriegsdeutschland vermittelt und die gegenseitige Unterstützung für gemeinsame tschechisch-deutsche Projekte besprochen.

Die Braunauer Rotarier erkundeten anschließend unter Führung des Tourismus-Beauftragten der Stadt Forchheim, Nico Cieslar, die historische Stadt Forchheim und besuchten ausgewählte kleine Brauereien in der Umgebung, bevor der anstrengende Tag im örtlichen Kellerwald endete. Am dritten Tag fuhr die Gruppe weiter nach Würzburg. Dort stellte Ulrike Sendelbach-Hampel, deren elterliche Wurzeln im nordböhmischen Warnsdorf und in Teplitz-Schönau im Böhmischen Mittelgebirge liegen, als großartige Gastgeberin die Stadt und anschließend die angrenzende fränkische Weinregion vor. Einige Teilnehmer besuchten am Sonntag das historische Bamberg. Und alle versprachen, daß sie nicht das letzte Mal in diesem Teil Deutschlands gewesen seien. Wir danken unseren Partnern im Heimatkreis Braunau, vor allem Günter Reichert und Erik Buchholz, für ihre Hilfe bei der Organisation und Ulrike Sendelbach-Hampel sowie Nico Cieslar bei der Betreuung unserer Reise nach Franken. Jan Školník

� SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken

Die Industrie in den Böhmischen Ländern Nach Simone Buckreus‘ Kassenbericht und der Entlastung des Vorstands erhielten Marianne Kraus, Horst Kaschel, Werner Peter und Michael Quecke das SL-Ehrenzeichen. Zweiter Bürgermeister Steffen Höger überbrachte die Grüße von Bürgermeister Frank Stumpf. Er erinnerte an die schlimmen Vorgänge in den Böhmischen Ländern nach Kriegsende 1945. Dann sprach Markus über die deutsche Industrie in Böhmen, Mähren und Sudeten-Schlesien. Sie werde bisweilen stiefmütterlich behandelt. Die Sudetendeutschen seien aber im Laufe der Jahrhunderte zu 75 Prozent Träger der industriellen Erzeugung, des Handwerks und des Gewerbes der Habsburger Donaumon-

archie gewesen. 1918 hätten die Deutschböhmen 54 Prozent der Berufstätigen in Industrie und Gewerbe, 27 Prozent in der Landwirtschaft, 14 Prozent in Handel und Verkehr gestellt. Vergleichend seien auf Industrie und Handel in England und W ­ ales 46 Prozent, in Reichsdeutschland 40 Prozent und Frankreich 32 Prozent entfallen. Mit Gründung der Tschechoslowakei und der Annektion des Sudetenlandes seien die deutsch-böhmischen Industriewerte infolge der Benachteiligung sudetendeutscher Betriebe gesunken. Verstärkt durch die Weltwirtschaftskrise 1929 sei die Arbeitslosigkeit der Sudetendeutschen auf 500 000 gestiegen, das heißt auf mehr als 30 Prozent. Dennoch sei

das Sudetenland noch 1938 überproportional am Steueraufkommen der ČSR mit 50 Prozent bei einem Bevölkerungsanteil von 23,5 Prozent beteiligt gewesen. In den Jahrhunderten zuvor habe in den von Deutschen besiedelten Randgebirgen Böhmens

und Mährens der Erzbergbau geblüht. Nach dessen Niedergang hätten sich neue Industrien entwickelt. Vorhandene Rohstoffe hätten die Erzeugung von Glas, Porzellan, Textilien, im Energie-, Kohle-, Metall-, Chemie- und Agrarsektor für den Export er-

Michael Quecke, Marianne Kraus, Obmann Adolf Markus, Werner Peter und Horst Kaschel.

möglicht. Weltruhm hätten Porsches Volkswagen, die Kaplanturbine, die Tatra-Modelle sowie die Produkte von Škoda, Ringhoffer, Breitkopf, Liebig oder Schicht in Pilsen, Prag, Brünn und in vielen Zentren vom Erz-, Riesen-, Altvatergebirge, den Beskiden über Mähren, Böhmerwald und dem Egerland erlangt. Markus nannte die böhmische Porzellan- und Glasindustrie wie die weltweit exportierenden Gablonzer Glas- und Schmuckwarenfirmen, die meist über das bergische Sudetenland verteilten Textilindustriezentren, die Seiden- und Kunstseidenindustrie wie die Strumpffirma Kuhnert und die Musikinstrumentenbauer wie in Graßlitz und Schönbach. Die Tschechen hätten mit der Vertreibung viel Fachwissen und Fachleute verloren, die in West- und Ostdeutschland den schnellen Wiederaufbau ermöglicht hätten, schloß Markus.


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AUS DER HEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

Ende Juli waren mehr als 50 Heimatfreunde wieder ins Adlergebirge zur Annawoche gekommen. Und erneut konnten sie Nachgeborene begrüßen, die erstmals teilnahmen.

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er Dienstag stand wieder als Ausflugstag unter der bewährten Leitung von Jan Morávek zur Verfügung. 17 Personen fuhren mit Bussen und Bahnen in die Städte Geiersberg/Letohrad und Gabel an der Adler/Jablonné nad Orlicí. Im Geiersberger Museum erhielten wir Informationen über die ehemalige Streichholzproduktion und bewunderten den Schlitten, den Napoleon für die Flucht aus Rußland genutzt hatte. Anschließend erlebten wir eine interessante Führung durch das Schloß mit Park. Ein Besuch der Gabeler Adler-Hausbrauerei rundete den Ausflug ab. Am Mittwochvormittag gingen wir zur Heimatmesse in der Rokitnitzer Allerheiligenkirche. Diese zelebrierten vier Priester und ein Meßdiener. Neben Stadtpfarrer Jakub Brabenec, Monsignore Karel Moravec vom Muttergottesberg Grulich und Dr. Vojtěch Novák aus Rakonitz war das Pater Vít Uher von der Prager Sankt-Prokop-Pfarrei, der eine beeindruckende Predigt in bestem Deutsch hielt. Zum musikalischen Rahmen trugen Gustav Grulich und Ludwig Lank in

Die Adlergebirgler in der der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmeten Rokitnitzer Kirche.

� Annawoche in Rokitnitz/Adlergebirge

Museum, Messe und Musik unsere Herzen und Gefühle. Dorothea Herden und der Adlergebirgschor unter Alois Galle begleiteten den Gottesdienst in der traditionellen Tracht. Schön, daß Manfred Gischler nach der Messe wieder die Gruppen mit allen Besuchern fotografierte. So konnte Holger Schröfel seinen Dank zum Ende an alle richten. Dabei hob er hervor, daß die gesamte Organisation unserem Obmann Günther Wytopil

Kurt Stepke, Jiří Štěpán, Martin Dzingel, Erika Vosáhlo und Alois Galle. bewährter Weise bei. Reinhard Traufelder hielt die Lesung und traf mit seinen Fürbitten genau

Bilder: Manfred Gischler

zu verdanken ist, der leider aus persönlichen Gründen kurzfristig hatte absagen müssen. Dank

seiner hervorragenden Vorbereitung und der häufigen digitalen Anwesenheit gab es jedoch keine Einschränkungen im Ablauf. Seine Aufgaben wurden souverän von Kurt Stepke übernommen, der in seiner ruhigen Art ein Garant für den erfolgreichen Verlauf der Annawoche war. Der Heimatabend in der neuen Rokitnitzer Schule stand ganz im Zeichen der Musik und der Verständigung. Kurt Stepke konnte fast 50 Gäste begrüßen. Ein Drittel waren Heimatfreunde aus dem Adlergebirge, insbesondere eine Delegation aus Grulich. Als besonderen Gast hieß Stepke Martin Dzingel, den Präsidenten der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, herzlich willkommen, ebenso Erika Vosáhlo, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Nordmähren-Adlergebirge und des Begegnungszentrums in Mährisch Schönberg. Dem neuen Bürgermeister Jiří Štěpán wurde für seine Gastfreundschaft in der Schule gedankt. Er erwiderte den Dank in seiner Vorstellungsrede.

Nach dem Totengedenken und Grußworten stand die Ehrung des Chores der Adlergebirgler, der seit 25 Jahren besteht, im Mittelpunkt. Durch seine Auftritte im Adlergebirge, bei Veranstaltungen in anderen Teilen der Tschechischen Republik und auch im polnischen Schlesien entwickelte sich der „Chor der Adlergebirgler“ zu einem Aushängeschild, Kulturträger sowie Repräsentant unserer Heimatgemeinschaft in der alten Heimat. Für dieses besondere Wirken wurde der Chor mit der Adalbert-Stifter-Medaille ausgezeichnet. Die Auszeichnung überreichte Kurt Stepke, Heimatkreisbetreuer des Oberen Adlergebirges. Er las auch Günther Wytopils Laudatio vor. Auch Martin Dzingel ließ es sich nicht nehmen, dem Chor zu seinem Jubiläum persönlich zu gratulieren und eine Ehrenurkunde der Landesversammlung zu überreichen. Selbstverständlich wurde die Anwesenheit Dzingels genutzt, um ihn auf die Unterstützung für die wichtigen Friedhofsprojekte anzusprechen.

Entsprechende Anträge zur Förderung sind in Arbeit, so daß wir auf die Unterstützung unserer

eine WhatsApp-Gruppe Adlergebirge eingerichtet. Im Rahmen der diesjährigen Annawoche in Rokitnitz nutzten einige Landsleute einen ruhigen Vormittag, um nach Ritschka/Říčky v Orlických horách zum dortigen Friedhof zu fahren. Dort begrüßte uns Bürgermeister Jaroslav Kuchta herzlich. Seine Ehefrau Lenka kümmert sich mit viel Engagement auch um den Erhalt der dortigen deutschen Gräber und sucht den Kontakt zu möglichen Nachkommen der dort Beerdigten. Nach der Besichtigung gingen wir mit dem Wunsch auseinander, in Kontakt zu bleiben. Am Samstag beteiligten sich einige Landsleute am internationalen dritten Stepke-Treck anläßlich der rund 500jährigen Wiederkehr der Besiedlung von Bärnwald durch deutschstämmige Familien (Ý SdZ 33+34/2024). Bei schönem Wetter erfolgte der Start am Kamm zwischen Mücken- und Annaberg und endete nach einer fünf Kilometer langen Wanderung an der alten Schule

Der Chor „Die Adlergebirgler“. Vorhaben bauen können. Am Donnerstagabend trafen sich 14 Landsleute in der 2023 gegründete Gruppe der Ahnenforscher zum Austausch. Thematisiert wurden auch die Pflege und der Erhalt der deutschen Gräber auf den Friedhöfen im Adlergebirge. Im nächsten Jahr wollen sich die Ahnenforscher mit den ersten Siedlern des Adlergebirges beschäftigen. Zur besseren Kommunikation wurde

in Bärnwald. Nach der leiblichen Stärkung bot Richard Neugebauer von Bohemia Troppau mit seinem Vortrag über die Anfänge der Besiedelung von Bärnwald, dem Erlitztal und dem Adlergebirge reichlich geistige Nahrung. So ging erneut eine erlebnisreiche Annawoche zu Ende. Die Landsleute verabschiedeten sich in der Hoffnung auf ein frohes Wiedersehen bei guter Gesundheit beim Sankt-Anna-Fest 2025.

dacht. Von der Gemeinde wurden wir schließlich zum Mittagessen im schönen Areal des Freibades eingeladen, das sich zwischen Hermsdorf und Johannesberg/Ja­no­vičky befindet. Neben der Arbeit kam der Diaie Voraussetzungen waren in log in unserer deutsch-tschechidiesem Jahr besonders gut, schen Gruppe nicht zu kurz. So stand doch mit dem Deutschwurden die ÜberTschechischen Zukunftsfonds lieferungen und und der Karls-Universität Prag Erinnerungen ausein starkes Duo an unserer Seite. getauscht und disErstmals konnte sich das Team kutiert. Mit Wanrund um Heimatpflegerin Chriderungen nach stina Meinusch wieder über FörLiebenau/Libná dermittel freuen. Allerdings gab und zum Versöhes kurz vor dem Start wegen dro- Auf dem Hermsdorfer Friedhof mit Erik Buchholz, Christina Meinusch und Wigbert Baumann vom Heimatkreisverein Trautenau. nungskreuz auf henden Hochwassers Schwierigder Buche oberkeiten. Zwei Tage lang wurden halb von Wekelsdie Nachrichten aus der Region � Heimatkreis Braunau/Riesengebirge und die Heimatpflege der Sudetendeutschen dorf wurden den diskutiert, aber mit der leichten Studentinnen aus Wetterbesserung wurde dann Prag sowohl die doch der Startschuß gegeben. So nächste Umgereisten 25 deutsche und tschechibung als auch die sche Teilnehmer nach Merkels- Nordseite des Friedhofs neu set- bei die Prager Studentinnen un- Josef Bitnar und dem Stellvertre- de das Grab von schwierige Gedorf/Zdoňov ins vertraute Quar- zen lassen. Dabei hatten Grab- ter Leitung von Kateřina Fukso- tenden Bürgermeister Antonín Thaddäus schichte der eheHerrtier bei Familie Kretschmer in der steine entfernt werden müssen, vá und Markéta Kroupová die Novotný, die in den Tagen zuvor mann, einem gemaligen Bewohner Pension Sankt Florian. die unsere Arbeitsgruppe wie- Schriften an einigen Grabtafeln mit dem Unwetter in der Region schätzten nahegebracht. Tief OberSchon in den vergangenen der aufstellte. In diesem Teil des und -steinen erneuerten. beeindruckt wurgefordert waren, ein Lob. lehrer im Ort und Jahren waren auf dem Merkels- Friedhofes gibt es nun ein anDie Gemeinde Wekelsdorf Für einen Tag reiste die Grup- Großvater des ver- Grab des Oberlehrers Thad- de über diese Zeit dorfer Friedhof Gräber gereinigt, sprechendes Bild, das der Würde stand uns in diesem Jahr als Pro- pe nach Hermsdorf, um dort bei dienstvollen Hugo däus Herrmann auf dem der gemeinsamen Grabsteine geborgen und man- des Orts entspricht. Geschichte nachjektpartner zur Seite. Sie unter- der Neugestaltung des oberen Herrmann, Grün- Hermsdorfer Friedhof. che neu gesetzt worden. Die GeNach drei Jahren wurde wie- stützte uns mit Technik und küm- Friedhofteils mitzuwirken. Wir dungs- und Ehgedacht. meinde Wekelsdorf/Teplice nad der am Friedhof in Wekelsdorf merte sich um das leibliche Wohl pflanzten am Lapidarium eine renmitglied des Heimatkreises Zum Schluß betonten alle, Metuji – Merkelsdorf ist ein gearbeitet. Dabei standen die der Arbeitsgruppe in Merkels- Hecke und reinigten Gräber an Braunau, instandgesetzt. weiterhin gemeinsam arbeiten Ortsteil von Wekelsdorf – hat- Sicherung und Reinigung der dorf und Wekelsdorf. Hier gilt der Mauer. Auf Wunsch der BürDie Arbeit in Hermsdorf war zu wollen. Bei einem Besuch der te die Steine der Mauer an der Grabtafeln im Vordergrund, wo- dem ehemaligen Bürgermeister germeisterin Jana Králová wur- ein Zeichen, daß wir bereit sind, Wekelsdorfer Bürgermeisterin die Gemeinden Věra Prokopová am letzten Arim Braunauer beitstag konnten die Ergebnisse Ländchen bei präsentiert werden. Mit den Vorder Sicherung bereitungen des 2025er Einsatund Pflege der zes wurde sofort nach der Rückdeutschen Grä- kehr begonnen. Herzlich danke ich der ganzen ber zu begleiten. Die Kon- Gruppe für ihren Arbeitseinsatz, troversen des unserer Heimatpflegerin Chriletzten Jahres stina Meinusch sowie Kateřina wurden bespro- Fuksová und Markéta Kroupová, chen und mit den Gemeinden Hermsdorf und der Gemein- Wekelsdorf, der Familie Kretschde die nächsten mer und dem Deutsch-TschechiSchritte ange- schen Zukunftsfonds. Deutsche Gräber auf dem Friedhof in Wekelsdorf. Erneuerte Friedhofsmauer in Merkelsdorf.

Mitte September unternahm die Heimatpflege der Sudetendeutschen auf drei Friedhöfen im Braunauer Land einen Arbeitseinsatz. Heimatkreisbetreuer Erik Buchholz berichtet.

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Gräberpflege in Wekelsdorf und Hermsdorf


Neudeker Heimatbrief

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25. 10. 2024

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für die Heimatfreunde au+ Stadt und Landkrei+ Neudek Neudek

Abertham

Bärringen

Folge 662 · 10/2024

Frühbuß

Platten

Patenstadt Augsburg

Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179Heimatkreisbetreuer: Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Besichtigungstermine bei Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6Augsburg. 41 42, eMail grimm-augsburg@ Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von t-online.de. Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neuseiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. dek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März. 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 663 (11/2024): Mittwoch, 13. November.

Kirchturm

Orgel

Kanzel

Wappenlexikon

Neudek und sein Wappen Hier gab es ein Eisenwerk, eine Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei sowie Betriebe der Holz- und Papierfabrikation. Im Jahr 1900 hatte Neudek 4740 nur deutsche Einwohner, 1921 waren es 6995 Deutsche und 242 Tschechen, 1939 waren es 8448, fast ausschließlich Deutsche. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Vertreibung der Sudeeudek ist die älteste Berg- tendeutschen offenkundig wurstadt des westlichen Erzge- de, gelang es mutigen Neudebirges und wurde vermutlich von kern, Kontakt zur beginnenden fränkischen Bergleuten gegrün- neuen Bayerischen Staatsregiedet, die Ende des 13. Jahrhun- rung aufzunehmen mit dem Ziel, derts unter einer Burg im Roh- die Neudeker nach Augsburg lautal siedelten. Darauf deutet zu schleusen. Augsburg hatauch der erzgebirgische Dialekt te die gleichen Industriezweige hin, ein ostfränkischer Dialekt, wie Neudek, und es war zu verder östlich der heutigen Stadt muten, daß zum Wiederaufbau Neudek gesproFachkräfte aus diechen wurde. Die sen Branchen geBurg soll von Ritbraucht würden. So ter Konrad Plick kam die Mehrzahl gegründet worden der Neudeker nach sein. Das bis dahin Augsburg, und weil unbesiedelte Gebiet die Stadt fast völlig gehörte dem Stift zerstört war, wurden Tepl. Die Siedler entsie auf die umliegendeckten umfangreiden Gemeinden, und che Zinnvorkommen. hier besonders auf die 1340 erwarb Wappen im Lexikon. Marktgemeinde GögKonrads Sohn Ritgingen verteilt. ter Peter Plick das 1954 übernahm Gebiet vom Stift Tepl, Göggingen die Patenund in jenem Jahr schaft über die verwurde Neudek ersttriebenen Neudeker. mals urkundlich erNach der Eingemeinwähnt. Man vermutet, dung Göggingens daß der Ort schon zu nach Augsburg 1972 dieser Zeit ein Siegel übernahm Augsburg hatte, das die Geweidie Patenschaft. 1952 he aus dem Wappen entstand in Gögginder Tepler Hroznatagen die Heimatgruppe Aktuelles Wappen. Sippe und dazwi„Glück auf“ Stadt schen gekreuzte und Landkreis Schlegel und Bergeisen zeigte. Neudek, die 1984 dort ihr HeiMitte des 15. Jahrhunderts kam matmuseum einrichtete. 2012 erNeudek in den Besitz des Gra- losch die Heimatgruppe, 2013 fen Mathias Schlick, dessen Ge- wurde sie als Heimatgruppe schlecht es bis 1602 hielt. „Glück auf“, Freunde des Hei1602 verkaufte Graf Ste- matmuseums Stadt und Landphan Schlick es an seinen Vetter kreis Neudek in Augsburg, neu Friedrich Colonna Freiherr vom gegründet. Sie ist ein gemeinFels, 1633 kaufte Graf Hermann nütziger Verein, Öffnungszeiten Czernin von Chudenitz den Ort des Heimatmuseums Impresund 1724 Adam Graf Hartig. Zu- sum oben. letzt gehörte Neudek mit TüpNeudek hat wieder 8000 Einpelsgrün und Chodau den Frei- wohner und die Wollkämmerei herrn von Königswarter. Von der Nejdecká česárna vlny, den Mealten Burg blieb nur der Turm. tallbetrieb Metalis und die Firma Das Schloß aus dem 17. Jahrhun- Witte, die Autozubehör produdert wurde abgerissen und 1889 ziert. Josef Grimm ein neubarockes gebaut. Das heutige Neudeker Wappen soll auf die Grafen Schlick aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückgehen: in Gold ein roter Schild mit silberner aufsteigender Spitze und drei Ringen – oben zwei, unten einer – in verwechselten Farben (Schlick‘sches Wappen), an den Ecken von je einem schwarzen Hirschgeweih besteckt (Hroznata-Wappen) und in der Mitte ein gekreuzter silberner Schlegel und ein Bergeisen als Zeichen des Bergbaus.“ Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutsamen Industriestandort. Das Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg besitzt das „Sudetendeutsche Wappenlexikon“, das Aleš Zelenka und Tony Javora 1985 im Verlag Passavia in Passau herausgaben. Es zeigt die Wappen der sudetendeutschen Städte und schildert ihre Geschichte. Über Neudek lesen wir:

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Pfarrkirche in Bärringen

Akanthusrankenaltar Wolf-Dieter Hamperl, langjähriger Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft, widmet sich dem Altar der der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweihten Pfarrkirche in Bärringen.

Fotos des Hochaltars. Herzlichen Dank.

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m Neudeker Heimatbrief las ich in den vergangenen Jahren immer wieder Berichte über Heimatgottesdienste in der Bärringer Pfarrkirche. Die Fotos weckten in mir die Vermutung, daß der Hochaltar ein Akanthusrankenaltar sein könne. Ich brachte 1984 und 1999 in zweiter Auflage über diese besondere Form barokker Altäre das Buch „Böhmisch-oberpfälzische Akanthusaltäre“ heraus. Seitdem habe ich in Westböhmen mehr als 80 dieser interessanten Altäre gefunden. Den letzten jetzt in Bärringen. Auf Grund der guten Zusammenarbeit mit Heimatkreisbetreuer Josef Grimm sandte Ludmila Anderle schöne

In unseren bayerischen Kirchen haben die Barockaltäre alle den sogenannten römischen Aufbau. Sie bestehen aus Säulen und

Jetzt ist es Tradition, wür- Neudek und Schlüchtern de man in Bayern sagen. Allerdings waren es die Hessen aus dem Raum Schlüchtern, die jetzt zum zweiten Mal Stadt und Landkreis Neudek besuchten, davon waren einiVon hier wurde es ge noch dort geboren, die mei- für die Hälfte von sten waren Nachgeborene, aber uns sportlich. Dieeinige waren Gäste, die jetzt Eh- se wanderten hinrenneudeker sind. auf zum Gipfelkreuz des Kreuzieses Mal erfolgte die An- weges und von dort reise über Eger. In Neudek hinab in die Stadt. empfing uns Stadthistoriker Pa- Da schmeckte das vel Andrš vor dem Hotel Anna. Pilsner dann noch- Franz Severa Nach einführenden Worten ging mal so gut. es zuerst auf den Neie Barch in Der Samstag stand zunächst Eibenberg und zur leider nach ganz im Zeichen des verschwunwie vor geschlossenen Traditi- denen Sudetenlandes. Mit dem onsgaststätte Schöne Aussicht. bekannten originalen Egerländer Musikanten Franz Severa aus Trinksaifen besuchten wir die Stätten, die zeigen, wie sich das Sudetenland seit der Vertreibung veränderte. Einst bedeutende Orte sind verfallen oder dem Verfall preisgegeben. So ging die Reise auch nach Frühbuß und Hirschenstand. Bei fröhlicher Musik vom Vor der Schönen Aussicht. Franzl aßen wir

darüber Giebelwerk. In Böhmen entwickelte sich in der Hochbarockzeit um 1710/1720 die Eigenart des säulenlosen Altares, der aus einem reichen, meist vergoldeten Akanthusrankenwerk besteht. Das ist eine böhmische Besonderheit. Und so auch der Hochaltar in der Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Bärringen. Sie wurde 1714 erbaut und bedeutend reicher ausgestattet als die Aberthamer Kirche, die 1735 bis 1738 errichtet wurde. Der schöne und so gut erhaltene und renovierte Akanthussaltar in Bärringen erhebt sich seitlich des Tabernakels. Die fast lebensgroßen Engel halten den prächtig geschnitzten Rahmen für das Hochaltarbild mit der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Darunter befindet sich im Querformat die Darstellung der Grablege Christi. Das Akanthusschnitzwerk breitet sich mächtig über die Engel zu den Seiten

Eine neue Tradition

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aus. Im oberen Teil des Altars gewinnt es wieder an Bedeutung seitlich des ovalen Bildes im Aufzug. Das Schnitzwerk wurde von Bildhauern geschaffen, einen Tischler benötigte man bei diesen Altären nicht. Die Ranken sind hier nicht flach, sondern tief, also mit räumlicher Wirkung geschnitzt. Die Akanthusranke ist die im Mittelmeerraum vorkommende Diestelblattform. Sie ist das Leitornament der Barockzeit. Schon die griechischen Bildhauer verwendeten sie in der Krönung der Säulen in der korinthischen Ordnung. Ich möchte hervorheben, daß nicht nur der Hochaltar, sondern auch die übrige Einrichtung der Kirche in einem sehr guten Zustand ist. Die verbliebenen Bärringer und die neu hier angesiedelten Tschechen beschützten die Kirche in der Nachkriegszeit, so daß es nicht zu Plünderungen kam. Das findet man in den ehemaligen sudetendeutschen Gebieten nicht so oft. telinhaberin Anna höchstpersönlich. Das Bild hatte schon eine Reise von Augsburg auf sich genommen, um in Neudek an die Schlüchterner Gruppe überreicht zu werden. Eine Führung auf der Burg Seeberg läutete das Besuchsprogramm des Tages ein. Das wunderschöne Kleinod, ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, wurde nach 1989 renoviert und dient heute auch als Museum. Eine Rundfahrt mit der Touristenbahn durchs kaiserliche Franzensbad und daselbst das Mittagessen beschlossen das Programm der diesjährigen Fahrt nach Neudek. Markus Harzer

im Strandhotel Riviera in Tüppelsgrün zu Mittag. Der Nachmittag gehörte einer Rundfahrt, die bis an die sächsische Grenze bei Breitenbach führte. Da fiel so manchem ein, daß man noch das eine oder andere günstige Mitbringsel gebrauchen könnte. Der sogenannte Tschechenmarkt, der eigentlich Vietnamesenmarkt heißen müßte, ist ein Relikt aus den Zeiten, als die Tschechische Republik noch nicht im Schengenraum war, und lud dazu ein. Die Rückfahrt am Sonntag begann mit der feierlichen Übergabe eines Bildes vom Neudeker Stadtteil Limnitz durch die Ho- Auf dem Kreuzberg.

WIR GRATULIEREN Folgender treuer NHB-Abonenntin gratulieren wir zum Geburtstag im Oktober und wünschen alles Gute und Gottes Segen. Bärringen. Dr. Heide Sonnevend, Beethovenstraße 16, 18069 Rostock, 24. Oktober 1939.


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Dux

Ladowitz

Klostergrab

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Ossegg

Bilin

Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Graupen

Niklasberg

„Portrait Karl Heinz Jakob“, 1966 „Portrait Professor Carl Michel“, 1949.

„Die Nacht der Vertreibung“, 2021. „Die schöne Wassilissa“, 1977.

„Bildnis Paul D.“, 1966.

Malerin und Grafikerin aus Dux

Elisabeth Decker Die gebürtige Duxerin Elisabeth Decker war Kunsterzieherin und ist Malerin und Grafikerin. Seit 1982 machte sie im In- und Ausland mehr als 50 Einzelausstellungen.

als Gründungsmitglied engagierte. Darüber hinaus leitete Decker 1980 bis 1996 den Kreis-Förderzir-

Sie unternahm Studienreisen nach Ägypten, Andalusien, Irland, Island, Italien, Jordanien,

A

„Aktstudie“, 1982.

„Maskerade I“, 1999.

„Brücken schlagen“, 2011.

m 22. Juli 1931 kam sie als Elisabeth Mann in Dux zur Welt und wuchs in Ossegg auf. 1945 strandete sie im Zuge der wilden Vertreibung im sächsischen Zwickau. Hier besuchte sie 1947 bis 1949 die renommierte Zwickauer Mal- und Zeichenschule bei Professor Carl Michel (1885– 1966). 1949 bis 1991 war sie Lehrerin, ab 1975 ausschließlich Kunsterzieherin. In den Jahren 1961 bis 1995 entwickelte sie im Malzirkel „Martin Hoop“ eine intensive eigenschöpferische Tätigkeit. Malzirkelleiter war der Zwickauer Künstler Karl Heinz Jakob (1929–1997), der Deckers Kunstschaffen prägte. Jakob war neben Klaus Matthäi und Gerhard Bachmann auch Leiter und Dozent des Förderstudios für Malerei und Grafik in Zwickau, in dem sich Decker 1968 bis 1975

Elisabeth Decker. Links „Selbstportrait mit roter Mütze“, 1949 kel „Bildende Kunst“ für begabte Jugendliche und war 1991 bis 1996 Dozentin für Mal- und Zeichenzirkel an der Volkshochschule. Seit dem Ende ihrer Berufstätigkeit 1991 ist sie freie Künstlerin und Mitglied des Kunstvereins Zwickau. Seit 1996 ist sie Mitglied des Chemnitzer Künstlerbundes und des Bundesverbandes Bildender Künstler. Danach wurde sie Mitglied im Chemnitzer Künstlerbund.

„Erlebnis Rom I“, 1992.

Libanon, Marokko, Norwegen, Sibirien, Sizilien, Spanien, Syrien, Südfrankreich, Tschechien, Tunesien, Türkei, Usbekistan, Paris, Polen und Portugal. Sie erhielt mehrfach Auszeichnungen, darunter 1992 den Christoph-Graupner-Preis des Landkreises Zwickau. Zu ihrem 90. Geburtstag würdigte man ihr Lebenswerk mit einer Ausstellung im Wildenfelser Schloß. Anläßlich ihres 91. Geburtstages lief in der Galerie im Zwickauer Domhof die Ausstellung

„Mein Leben. Eine Retrospektive“. Elisabeth Decker: „Als ich 1991 aus dem Beruf ausschied, begann mein zweites Leben, mein Leben als Malerin. Ich war glücklich wie niemals zuvor. Es gab keine beruflichen Verpflichtungen mehr. Ich konnte mich voll der Kunst widmen. Der Zyklus ,Ersehnte Freiheit‘ ist mein großes künstlerisches Thema des Jahres 1992, mehr als das: Es ist ein tiefes inneres Anliegen bis heute. Am Anfang steht das Schauen, die tiefe Empfindung beim Betrachten von Formen, Strukturen und Farben, wie man sie in der Natur findet. Das ist Realität, oft in unzähligen Skizzen festgehalten.Die innere Aufarbeitung, die gedankliche Durchdringung und die Phantasie lassen aus dem anfänglich Geschauten bei der Arbeit etwas Neues entstehen. Dabei ist die uns umgebende Natur eine Grundlage, die ich künstlerisch verarbeite, aber oft auch bis zur Abstraktion verändere. Die Spannweite meiner Arbeiten reicht aber von der umgesetzten Realität bis zur expressiven Abstraktion. Besonders von Karl Heinz Jakob erhielt ich das Rüstzeug für meine künstlerische Arbeit, ihm bin ich zu großem Dank verpflichtet.“ nh

„Frau mit Geiger“, 1985.

„Der Durchbruch“, 2007.

„Eine Form der Liebe“, 2017.

„Portrait Rolf Decker“, 2017.

„Erinnerung Irland“, 2013.


HEIMATBOTE

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Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

15 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Ende September weihte Pilsens Bischof Tomáš Holub die Glokken für die Sankt-Nikolaus-Kirche in Schüttwa.

W

as seit geraumer Zeit als Wunder von Schüttwa bezeichnet wird, hat einen weiteren bedeutenden Mosaikstein bekommen. Vom Turm der dortigen Sankt-Nikolaus-Kirche, die quasi aus einer Ruine erstanden ist, erklingen nun zwei Glokken. Zu deren Segnung war sogar der Pilsener Bischof Tomáš Holub gekommen. Zu diesem Ereignis hatten sich laut Ortsbetreuer Franz Metschl rund 500 Besucher – ein Mehrfaches der 73-Seelen-Gemeinde – eingefunden. Darunter waren auch Teilnehmer aus Waldmünchen, Geigant und Treffelstein in der Oberpfalz sowie aus Tiefenbach in Niederbayern, worüber sich Metschl sehr freute. Denn damit wurde unter Beweis gestellt, daß das Wunder von Schüttwa auf der bayerischen Seite ebenso wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Bürgermeister Thomas Ludwig von der Partnergemeinde Seckach in Baden-Württemberg hielt seine Eindrücke fest, derer wir uns nachfolgend bedienen. „Schon von Weitem war der große Teleskopausleger des bei der Pfarrkirche Sankt Nikolaus aufgestellten Kranwagens zu sehen, und eine große Menschenmenge aus nah und fern strömte herbei. Hauptinitiator der Kirchglocken-Aktion war erneut der Heimatverein Spolek Mikuláš/ Nikolausverein mit seinem rührigen Ersten Vorsitzenden Ivo Dubský an der Spitze. Gegründet im Jahre 2015, machte sich der Verein zur Aufgabe, das verfallene und zugewachsene Kirchenareal in Schüttwa auf Vordermann zu bringen. Und tatsächlich biegt das Vorhaben neun Jahre nach der Vereinsgründung auf die Zielgerade ein. Schon vor einiger Zeit hatte der Chorraum (Presbyterium) wieder ein Dach erhalten, und der Kirchturm samt Zwiebel und Uhr wurde wiederaufgebaut. Doch was ist ein Kirchturm ohne Glocken? So dachten auch die Verantwortlichen in Schüttwa, und am 21. September war es soweit. Der Heimatverein Nikolaus, das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee und das Kulturbüro der Stadt Ronsperg/ Poběžovice, wozu Schüttwa/Šitboř heute gehört, hatten zum Glockenfest geladen. Die kleine Glocke trägt den Namen Augustinus. Sie stammt aus dem ehemaligen Kloster Stockau/Pivoň und wurde in früheren Jahren der Pfarrei Schüttwa übergeben. Bevor der Kirchturm verfiel, nahm man sie ab und brachte sie in Ronsperg unter. Bei dieser Aktion bekam sie

Die geschmückten Glocken vor der Sankt-Nikolaus-Statue. Die kleinere Glocke heißt Augustinus, die größere Nikolaus.

Schüttwa

In der Sankt-Nikolaus-Kirche läuten wieder die Glocken einen Riß, welcher in einer Glokkengießerwerkstatt in der Nähe von Tabor in Südböhmen repariert wurde. Dieselbe Gießerei zeichnete auch für den Guß der neuen, aufwendig gestalteten Nikolaus-Glocke verantwortlich. Sie trägt auf Tschechisch die Inschrift: ,Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit‘ sowie auf Deutsch: ,Einigkeit, Recht, Freiheit‘. Dazwischen sind zwei zum Friedens- und Freundschaftsgruß vereinte Hände. Schon die Symbolik dieser Zweisprachigkeit kann kaum überschätzt werden. Auf der Rückseite der Glocke findet sich die Figur des Kirchenpatrons Sankt Nikolaus, während der Hals auf Tschechisch mit der Inschrift ,In Erinnerung an die Schicksale der Einwoh-

ner des Dorfes Šitboř/Schüttwa (2024)‘ und der Schlag ebenfalls auf Tschechisch mit der Inschrift ,Sankt Nikolaus behüte uns. Die Glocke goß Michal Votruba für den Verein Nikolaus mit Unterstützung der Landsleute beider Nationen‘ versehen ist. Auf dem Festgelände direkt neben der Kirche waren sämtliche Plätze belegt, als Ivo Dubský die vielen Besucher willkommen hieß, darunter zahlreiche ehemalige deutsche Bewohner und deren Nachkommen. Voller Stolz blickte er auf die in der letzten Dekade erreichten Erfolge zurück und dankte allen Institutionen, die den Nikolausverein schon bisher tatkräftig unterstützt hatten. In den Glocken sah Dubský die Krönung des Ge-

samtwerkes, welches das Dorf enorm aufwertet. Bis spätestens 2026 soll das Projekt mit der Neueindeckung des Kirchenschiffes zum Abschluß gebracht werden. Im weiteren Verlauf des vom Kinderchor ,Duha‘aus Taus/ Domažlice sehr ansprechend umrahmten Festaktes würdigten die Bürgermeister Martin Kopecký aus Ronspergund ich aus Seckach sowie Tomáš Jelínek vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Senator Vladislav Vilímec das großartige Wiederaufbauwerk. Man war sich einig, daß das Gesamtprojekt eine sehr positive Wirkung auf das Zusammenwachsen der Dorfgemeinschaft haben wird. Zahlreiche Folgeinvestitionen im öffentlichen und privaten Be-

Ortsbetreuer Franz Metschl darf die Glocken mit Weihwasser bespritzen, bevor Pilsens Bischof Tomáš Holub sie feierlich segnet.

Im Anschluß an den Festakt nahm Bischof Tomáš Holub die kirchliche Segnung der mit großem Dekor auf einem Festwagen aufgestellten Glocken vor. Auch Ivo Dubský und Franz Metschl wurden in die Segnungshandlung einbezogen, ehe der Bischof die Besucher dazu einlud, gemeinsam auf Deutsch und Tschechisch das Vaterunser zu beten. Das war ein ebenso ergreifender Moment wie der Luftweg der Glocken in den Turm sowie schließlich das erste feierliche Läuten. Der mittlerweile 90jährige Landsmann Franz Brunn aus Walldürn, 1934 im Haus Nr. 17 in Schüttwa geboren, hatte auf Bitten von Ortsbetreuer Franz Metschl zur Glockensegnung ein Gedicht verfaßt, welches mit den Worten endet: „Zwei Glocken werden vom Kirchturm erklingen, mögen sie Šitboř viel Glück und Gottes Segen bringen“. Das vom Ortsbetreuer vorgetragene Gedicht wurde unmittelbar in die tschechische Sprache übersetzt, und der Inhalt kam bei den Besuchern sehr gut an. Eine Woche nach dem Glokkenfest gab es übrigens ein weiteres erfreuliches Ereignis: Der Stiftungsrat der Sudetendeutschen Stiftung in München entschied unter Vorsitz des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, die Eindeckung des Kirchenschiffes in Schüttwa mit Stiftungserträgen in Höhe von 20 000 Euro zu unterstützen. Damit ist der Verein Spolek Mikuláš seinem großen Ziel ein weiteres wichtiges Stück nähergekommen. Bei der Ausformulierung des Förderantrags maßgeblich behilflich waren Ortsbetreuer Franz Metschl und die Schüttwaer Nachfahrin Ulrike Fleck. Alle alten Schüttwaer und die Gemeinde Seckach danken dem Vorstand der Sudetendeutschen Stiftung und der Sudetendeutschen Landsmannschaft aufrichtig für diese großartige Unterstützung. Diesen Stiftungsbeitrag hatte Metschl eingeleitet, nachdem er zum Bürgerfest des Bundespräsident im Jahre 2023

reich wurden bereits angestoßen. Zusammen mit dem Denkmal für Johannes von Schüttwa und dem Skulpturenwald ist das Kirchenareal von Schüttwa schon jetzt ein beliebtes Ausflugsziel. Noch viel höher einzustufen ist allerdings die positive Wirkung der Baumaßnahmen auf den deutsch-tschechischen Versöhnungsprozeß und für das vereinte Euro- Die Glocken hängen wieder im Turm. pa. Alle Redner betonten den Vorbildcharakter vom Direktor des Deutsch-Tschedes Projekts, weil hier die heu- chischen Zukunftsfonds eingelatige tschechische Bevölkerung den worden war und dort Stefund die ehemaligen deutschen fen Hörtler kennengelernt hatBewohner zusammenwirken. te. Hörtler ist Stellvertretender Ortsbetreuer Franz Metschl SL-Bundesvorsitzender und Obwar es im Namen aller Landsleu- mann der SL-Landesgruppe Bayte ein großes Anliegen, sich bei ern. Von ihm hatte Metschl den allen Institutionen diesseits und Hinweis erhalten, sich mit seijenseits der Grenze recht herz- nem Anliegen an die Sudetenlich für die gewährte Unterstüt- deutsche Stiftung zu wenden. In zung zu bedanken. Die Bedeu- sehr guter Zusammenarbeit mit tung dieser Glockensegnung ge- Ivo Dubský und der Sudetenhe weit über den eigentlichen deutschen Stiftung konnte dann Akt der Inbetriebnahme hinaus der Antrag für die Kirchendachund sei ein starkes Zeichen für renovierung gestellt werden. Völkerverständigung, FreundUnter dem Link https://youtu. schaft und Frieden. Ich, Seckachs be/fi-TCdDt8FM zeigt YouTube Bürgermeister Thomas Ludwig, ein gut fünfminütiges Video vom beendete meine Rede mit dem Glockenfest, welches auch beWunsch: ,Mögen uns ihre Klän- eindruckende Luftaufnahmen ge hier im Herzen Europas in ei- enthält. Der Titel des Videos laune gemeinsame glückliche Zu- tet: „Šitbořský kostel – osazení kunft begleiten.‘“ zvonů“. Karl Reitmeier


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Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstra­ße 21, 83352 Altenmarkt, Tele­fon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl­ @online.de. In­ter­net www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

� Brauchtum in Waldheim – Teil III und Schluß

Von Fronleichnam bis Palmsonntag Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl stieß kürzlich auf ein Manuskript von Johann Weidensteiner. Weidensteiner war am 6. März 1880 in Waldheim zur Welt gekommen und starb am 6. Februar 1960 in der Vertreibung. Wir veröffentlichen Weidensteiners Dokumentation in mehreren Folgen. Hier der dritte und letzte Teil.

A

llmählich nahte der Fronleichnamstag. Die Fronleichnamsprozession wurde bei uns mit Pomp gefeiert. Alle Vereine rückten aus sowie die ganze Schuljugend. Die Mädchen trugen Weiß, alle anderen trugen Festtagskleidung. Eine gut geschulte Musikgruppe führte sie an. Den Umzugsweg säumten Birkenbäumchen, und auf den Weg mußte Grünzeug gestreut werden. Das war für uns Kinder sehr schön. Nach dem Umzug wurden von den Birken Reiser abgeschnitten und mit nach Hause genommen. Einige Reiser wurden zu Kränzen gebunden und am Haus aufgehängt, damit kein Blitz einschlägt. Die anderen Reiser wurden in den Flachs gesteckt, damit er sehr lang werde und gut gedeihe. Am Johannistag am 24. Juni gab es abends gekochte Milch mit Semmeln. Das war für uns Kinder ein Festessen. Auf einer Anhöhe wurde ein Johannesfeuer angezündet, zu dem selbst der Baron Malowetz mit seiner Familie kam und sich am Treiben der Jugend ergötzte. Die Pfingstfeiertage waren auch ein Erlebnis für die Jugend. Der Junge, der am Sonntag am längsten schlief, war der Pfingstschwanz. Er wurde nachmittags in einen Sack gesteckt. Dieser wurde zugebunden, auf einem Schubkarren im Dorf herumgeschoben, und Geschenke wurden eingesammelt. Dann wurde der Sack mit dem Jungen an ein Wasser gebracht und dort hineingeworfen. Das war ein Hallo! Am Pfingstsamstag wurden Palmen in die Sommersaaten gesteckt und mit etwas Weihwasser besprengt. Am 26. Juli folgte das lang ersehnte Annafest, unser Kirchenfest, in der weiten Umgegend bekannt und sehr gut besucht. Da gab es Kuchen und Küchlein mit richtigem Kaffee. Auf dem Kirchplatz waren Karussell, Schaukel und Kasperltheater für die Jugend. Tanzunterhaltung für die Burschen und Maiden, das war eine Freude. Nun ging es der Kirchweih entgegen – Landkirchweih, Kaiserkirchweih oder Egerländer Kirchweih genannt. Da ging es hoch her für jung und alt. Am Freitag ging schon das Kirchweihbacken los. Es wurde bis zu einem Zentner Mehl verbacken. 100 bis 150 Stück Kuchen wurden gebacken. Samstags wurde alles gescheuert, abends Kücheln und Krapfen gebacken, das war für uns Kinder wunderbar. Die Tanzmusik war für Tanzburschen und Maiden das Höchste. Am Sonntag fing es an, der Montag war für die Tanzjugend der größte Tag. Ab zwei Uhr nachmittags wurde in Festkleidung getanzt. Der Dienstag war

den Verheirateten vorbehalten. Nüssen. Plätzchen und feineres zahl über die Türen geschrieEine Polizeistunde gab es nicht. Backwerk wie heute gab es da- ben. Das geweihte Salz wurde Essen und Trinken gab es genug mals nicht. in einem Teller mit Weihwasser und den langersehnten Kaffee. Dann mußten die kleineren angefeuchtet, getrocknet und Der folgende Sonntag war Nach- Kinder ins Bett, damit das Christ- aufbewahrt. Abends wurde im kirchweih, es wurde wieder ge- kind bei der Gabenausteilung Wirtshaus stark getrunken. Am tanzt, Kuchen gegessen und Kaf- nicht gestört wurde. Vom Essen Dreikönigstag gingen Schulkinfee getrunken. mußten wir von jeder Sorte die der als Dreikönige gekleidet im Allerheiligen war für die Kin- ersten drei Bissen in eine Schüs- Dorf herum, sangen Dreikönigsder ein Freudentag. Die Mutter sel geben, dann kam geweihtes lieder, und man gab ihnen Gemachte wieder bessere Gerichte, Salz dazu und wurde mit Kleie schenke. und es gab Kuchen und Kaffee. vermengt. Nach dem Essen erNeujahr wurde im WirtsNachmittags kam die Duate, die hielten jedes Stück Vieh sowie haus gefeiert. Man trank auf die Patin. Sie brachte einen großen die Obstbäume ein bisserl davon. Schönheit des Leibes, und man Striezel sowie für die Buben LebBei vermögenden Familien machte mit allerhand Ulk eine kuchen-Reiter und für die Mäd- wurde ein Christbaum mit Äp- fröhliche Unterhaltung. chen Lebzelten-Puppen. Abends feln, Nüssen und Lebzelten geAcht Tage vor dem Faschingsgab es gekochte Milch mit Sem- schmückt. So üppigen Weih- sonntag wurde für die älteren meln. nachtsschmuck wie heute gab Schulkinder der Faschingstanz Das Hüten genannte Viehwei- es nicht. Die Mutter verteilte die in einer größeren Bauernstuden war in meiner Jugendzeit für Gaben an die Kinder. Holzspiel- be abgehalten. In meinem Vauns Buben die Hauptbeschäf- zeug für die Kleinen, Pferde und terhaus, das die Tschechen mitttigung, zumal im Herbst, wenn Wagen für die Buben, Puppen lerweile mitsamt dem ganzen nach Stankt MiDorf dem Erdchael alle Wieboden gleichsen frei waren machten, fand und wir Buben dieser Tanz öfter gemeinsam das statt. Ich mußte Vieh hüteten. mit einem Krug Da wurden alle das wenige Bier möglichen Spieaus dem Schloßle ausgetragen. bräuhaus holen. In allen Bächen Eine Ziehharmofingen wir Finika spielte zum sche und KrebTanz auf, abends se. Wir machten war Schluß. Kartoffelfeuer. Hier fällt mir Das war unsere eine Episode goldene Zeit. von damals ein. Dann ging die Ein größerer Druschzeit an. Bursche sagte, Damals drosch als mein Vater man noch mit ihm einen vierdem Dreschfletel Liter Bier eingel. Für die junschenkte: „Jetzt gen Burschen hab‘ ich geraund Maiden war de einen Viedies ein Sport rer wechseln lasund ersetzsen, nun muß ich te vollkommen schon wieder eiden Fußball. Das nen Vierer wechausgedroschene seln lassen.“ Ein Getreide wurde Vierer war eine mit WurfschauVierkreuzerkupfel gegen den fermünze, so viel Wind geworfen wie sieben Pfennige, ein viertel und somit von Liter Bier kosteder Spreu gereite drei Kreuzer, nigt. Wir Kinder freuten uns auf Dieses Sankt-Nikolaus-Gemälde schuf Maria Ampelia Theyerl OSB. Die so viel wie fünf den Ausdrusch, Benediktinerin kam 1908 in Pleschnitz bei Mies zur Welt und starb 2004 Pfennige. Bild: Herbert Fischer Die größeren da gab es wieder in der Abtei Frauenwörth im Chiemsee. Tanzburschen Kaffee und Kuchen. mit Wiegen für die Mädchen. Es bestellten schon vor dem FaAm 6. Dezember kam der hei- gab etwas irdenes Geschirr und sching die Musik. Getanzt wurlige Nikolaus. Das bereitete uns etwas primitive Kücheneinrich- de drei Tage lang, jeden Tag bis Kindern gleichzeitig Freude und tung. Da herrschte Jubel. Spiel- früh in den Morgen. Am MonAngst. Da wurde fleißig beten zeug wie heute kannte man nicht. tag hatten die Verheirateten das gelernt, um den Nikolaus gut zu Wir größeren Kinder durf- Vorrecht. Am Montagvormittag stimmen, damit er Gaben austeil- ten mit in die Heilige Mette ge- gingen die Burschen maskiert im te. Der kritische Tag war aber der hen und die Krippe mit dem Je- Dorf herum, machten viele SpäSankt-Lucia-Tag am 13. Dezem- suskind bewundern. Am Christ- ße und trieben Schabernack. Die ber. Die heilige Lucia wird mit fest gab es wieder früh Kaffee Musik sammelte Geld und EßwaTopf und langem Messer darge- und Kuchen, zu Mittag Fleisch ren. Im Wirtshaus wurde das Gestellt. Wehe, wer nicht gut beten und bessere Knödel, man konn- sammelte gleich ausgegeben. Der Dienstag war der große konnte, dem wurde der Bauch te kaum die Essenszeit erwarten. aufgeschnitten und mit Stroh Am Nachmittag standen Ver- Tag für die Tanzjugend. Der Tanz ausgestopft. heiratete und größere Burschen begann um zwei Uhr NachmitNun kam das lang ersehn- und Maiden im Mittelpunkt. tag, alle waren festlich gekleidet. te Weihnachtsfest. Acht Tage Die mußten ins Wirtshaus gehen Abends zog man sich um, und um davor begannen die Raunäch- und viel Bier trinken, damit der zehn Uhr ging das Schlögeln los. Ein Tisch mit vier Stühlen wurde te und dauerten bis zum neu- Flachs gerate. en Jahr. Da brauchten die MaiAm Neujahrstag gingen mitten im Saal aufgestellt, und den nicht spinnen. Am Heiligen die Buben von Haus zu Haus, vier Burschen setzten sich an den Abend war Fasttag, früh nichts wünschten ein gutes Jahr und er- Tisch. Einer mußte Geld einnehmen, der zweite hatte Weißbrot, zu essen, mittags Schwammerl- hielten eine kleine Gabe. soße und gestampfte Kartoffeln, Am Abend vor dem Festtag der dritte hatte Wein und der Sterz genannt. Abends gab es ein der Heiligen Drei Könige am 6. vierte hatte Bier zum Ausgeben. Festmahl aus Kuchen, Kaffee, ge- Januar wurden Wasser und Salz Jetzt tanzte ein Mädchen, das backenem Reis mit viel brauner sowie das ganze Haus geweiht, zuvor bestimmt worden war und Butter und Zucker, Hutzeln, ge- mit 3+ bezeichnet und mit Krei- Platzmaid genannt wurde, mit kochten Zwetschgen, Äpfeln und de C+M+B sowie die Jahres- einem ebenfalls zuvor bestimm-

ten Platzknecht dreimal um den Tisch. Dann mußte sie das Schlögelgeld bezahlen, und zwar fünf bis zehn Gulden, das sind heute acht bis 17 Mark. Anschließend kamen alle Tanzmaiden und Frauen, dann die Burschen, der Platzknecht als erster, und alle Männer zu ihrem Recht, diese zahlten jedoch weniger, jeder nach seinem Geldbeutel. Das war eine Aufregung, hauptsächlich bei den Maiden, jede wollte mehr gezahlt haben. Die Mütter der Tanzjugend saßen auf den im Saal an den Wänden aufgestellten Bänken und schauten mit Interesse und Vergnügen zu, zumal sie ihre Töchter in jedem Tanz recht begehrt sahen. Dies war auch eine Erinnerung an ihre eigene Jugendzeit, als sie es ebenso gemacht hatten. Um Mitternacht endete der Tanz, denn am Aschermittwoch durfte nicht getanzt werden. Von dem eingenommenen Geld wurde die Musik bezahlt, und der Rest wurde am Aschermittwoch gemeinsam verzehrt. Am Aschermittwoch Vormittag wurde der Fasching begraben. Die Tanzjugend und die Musik marschierten hinter einer Strohpuppe her. Diese wurde unter großem Gejohle in einem Wasser ersäuft. Das war ein Schauspiel mit vielen Späßen. Blieb von dem eingenommenen Geld noch etwas übrig, wurde in der Fastenzeit eine Heilige Kreuzwegandacht beim Pfarramt bezahlt. Geschlossen ging die Tanzjugend in die Andacht und nachher ins Wirtshaus, wo der allerletzte Rest umgesetzt wurde. In der Palmsonntagsmesse wurden die Palmen geweiht. Jeder wollte den größten und schönsten Palmbüschel haben. Zu Hause mußten wir drei Palmkätzchen gegen Halsweh schlucken. Die Palmzweige wurden am Karfreitag in die Wintersaaten gesteckt, damit Gott unsere Saaten beschütze. Bei Gewittern wurden drei Kreuze auf den Tisch gelegt, damit der Blitz unser Haus nicht anzünde. Wer am Palmsonntag zuletzt aufstand, war der Palmesel. Er wurde nachmittags in einem Sack auf einen Schubkarren gelegt und von Burschen im Dorf herumgefahren. Wer den eingesackten Palmesel angriff, den stach er mit einer Eßgabel, die er in den Sack mitgenommen hatte. Es wurde um Gaben gebeten, und es gab viel Hallo. Jetzt will ich noch Bräuche, die in die Familie gehörten, beschreiben. Bei einer Geburt ging es hoch her, der Vater, der Pate oder die Patin und die Hebamme trugen den Erdenbürger zur Heiligen Taufe. Nach der Tauffeier wurde eingekehrt und womöglich viel getrunken. Zu Hause gab man ein Festmahl, zu dem unter Umständen nahe Verwandte eingeladen worden waren. Die Wirtshauszeche beglich der Pate. Sechs Wochen später ging die Mutter mit dem Kind in die Kirche und ließ sich segnen. Hochzeit wurde nur dienstags gefeiert. Das Hochzeitsmahl wurde im Haus der Braut gegeben. Auf dem Gang zur Kirche und zurück wurde mit Pistolen

geschossen. Kinder, ältere Leute und auch Kameraden hielten den Hochzeitszug mit Bändern auf. Man mußte sich den Durchgang mit Geld oder Wein erkaufen. Wer von den Neuvermählten im Elternhaus zuerst die Türschwelle überschritt, der erwarb im neuen Heim das Vorrecht. Beim Hochzeitsmahl wurde als erstes eine Schüssel Hirsebrei aufgetragen. Ein Hochzeitsmann nahm die Schüssel und warf sie zur Tür. Dann erst begann das richtige Auftragen der Gerichte. Während des Essens wurde der Braut ein Schuh vom Fuß gestohlen. Der Brautführer hatte die Pflicht, den Schuh sicherzustellen. Dieser wurde versteigert, wer das höchste Angebot machte, erhielt den Schuh. Das Schuhversteigern gehörte zur Pflicht des Brautführers. Den erzielten Preis erhielt die Braut als erstes Haushaltsgeld. Anschließend ging es zum Hochzeitstanz, da wurde die Braut meistens von guten Kameraden entführt. Der Bräutigam mußte seine Frau auslösen. Das Sterben ist jedem von uns gewiß. Starb ein Mensch, wurde er auf ein neues Brett gelegt, bis der Sarg fertig war. Das Brett wurde danach an einen bestimmten Ort außerhalb des Dorfes gelegt. Taubenfreunde holten sich die Bretter und bauten Taubenschläge daraus, keine Taube flog dann in ein anderes Haus. Solchen Totenbretterplätzen ging man gern aus dem Wege, weil es dort öfter spukte und dort allerhand Geister gesehen wurden. Heute erinnern noch solche Plätze wie Totenbachl, Totenbrettlberg oder Totenbrettlwiese daran. Auch die Erste Heilige Kommunion und die Firmung wurden als große Familienfeste gefeiert. Kalbte eine Kuh, wurden die weichen Ballen von den Füßen des Kalbes – die Klauenkissen sind Schutzhüllen um die Kalbshufe, die beim Geburtsvorgang den Geburtskanal der Mutterkuh schützen – abgerissen und der Kuh zum Fressen gegeben. Die Nachgeburt mußte nach dem Abgang drei Tage im Stall bleiben, damit die Hexe keinen Grund hatte, die Kuh zu verhexen, um sich den Nutzen der Kuh anzueignen. Beim ersten Mal Ausbuttern wurde geweihtes Salz ins Butterfaß gegeben und die erste Butter auf dem Kreuzberg zu Pleystein zum ewigen Licht geopfert, um Glück und Segen im Stall zu erbitten. Drei Tage nach dem Kalben durfte nichts verliehen werden, da sonst die Hexe Anlaß hatte, den Nutzen an sich zu ziehen. Wurde ein Stück Vieh gekauft, wurde es mit Weihwasser besprengt, ehe es in den Stall kam. In vielen Häusern wurde hauptsächlich im Winter in der Wohnküche auf einem erhöhten Platz ein offenes Feuer unterhalten, da es Licht und zugleich Wärme abgab, in der Decke war ein rund 50 mal 50 Zentimeter großes Loch ausgesägt, damit der Rauch abziehen konnte. Die Bodenräume wurden dadurch schwarzgeräuchert. Geheizt wurde nur trockenes Holz wie Kienoder Birkenholz.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

Heimatblatt für die Kreise Hohenelbe und Trautenau Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. – 1. Vorsitzende: Verena Schindler, Telefon 0391 5565987, eMail: info@hohenelbe.de, www.hohenelbe.de – Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. – 1. Vorsitzender Wigbert Baumann, Telefon 0931 32090657 – Geschäftsstelle Riesengebirgsstube (Museum-Bibliothek-Archiv), Neubaustr. 12, 97070 Würzburg, Telefon 0931 12141, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de – www.trautenau.de – Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Telefon 02271 805630, eMail: riesengebirgsheimat@gmx.de – Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Erscheinungsmonats.

� Spindelmühle

� Heimattreffen

Auf Wiedersehen, Spindlermühle Otto Ringel hat seine erste Bekanntschaft mit dem Riesengebirge schon als kleiner Schulbub gemacht.

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unternahmen wir unsere Wanderungen ins Gebirge. Bald schon fuhren unsere Kinder mit und lernten wie wir einst die Schönheit des Riesengebirges kennen. Bald schon waren sie genauso begeistert wie wir von Rübezahls Reich. Beruf und Arbeit forderten uns stark, die Jahre vergingen. Wir waren viel unterwegs und nutzten die beschränkten Reisemöglichkeiten redlich aus. Das westliche Ausland war ja vor der Wende für uns tabu.

Mehrere Reisen zur österlichen Zeit folgten in den kommenden Jahren. Unser Beispiel machte Schule. Ein befreundetes Ehepaar wurde Stammgast in Spindlermühle und vom Wittenburger Gymnasium, an dem unsere Tochter unterrichtete, fuhren wiederholt Schulklassen nach Spindlermühle. Eine Episode sollte ich noch erwähnen. Auf unseren Reisen nach Tschechien sammelte ich immer das Kleingeld, so daß inzwischen ein großer Beutel

ich das Geld als Andenken behalten wolle. Der Ober schüttelte nur den Kopf. Es waren 95 Geldstücke von fünf Hellern bis zu fünf Kronen. Ich hatte eine verrückte Idee. Wieder zu Hause gestaltete ich ein großes Blatt Papier und klebte Erinnerungsfotos vom Dukla darauf. Dazwischen klebte ich, pyramidenförmig angeordnet, meine Geldstücke. Als im Sommer des Jahres wieder eine elfte Klasse des Wittenburger Gymnasiums nach Spindlermühle fuhr,

it Freunden fuhr ich von Johannesbad mit der Seilbahn auf den Schwarzenberg, wanderte über den Fuchsberg und die Geiergucke bis zur Riesenbaude und von dort auf die Schneekoppe. Nach Beendigung meiner Volksschulzeit begann ich 1944 eine kaufmännische Lehre bei der Firma Goldstein in Marschendorf IV. An meinen freien Wochenenden erwanderte ich mit einem Freund das Riesengebirge und somit lernte ich die „blauen Berge“ und auch „grünen Täler“ von Rübezahls Reich kennen und lieben. Nach der Deutschen Zwangsaussiedlung aus dem Sudetenland lebte das geliebte Gebirge nur im Gedächtnis. Viele Jahre vergingen. Ich war mit meiner Familie nach Norddeutschland gekommen. Am 14. Februar V. l. n. r.: Die Schüler auf Riesengebirgsfahrt, Otto Ringels Münz- und Foto-Collage, Übergabe an die Hotelchefin. Fotos: Otto Ringel 1963 heiratete ich. Ein besonderes Eheereignis damit gefüllt war. Eines Abends gab ich ihr meine „Gemälde“ mit. Zu diesem Zeitpunkt erhielt ich von der tschechischen rückte näher. Wir mußten unse- nahm ich den Beutel mit in die Sie suchten auch das ehemalige Gewerkschaft im Rahmen des re goldene Hochzeit planen. Un- Gaststätte, schüttete das Geld Hotel Dukla, das heutige Palaca Urlauberaustausches einen Ur- sere Tochter sagte: „Ihr solltet auf die Tischplatte und bat den Club, auf und überreichten der laubsplatz in Spindlermühle. So die Goldhochzeit dort feiern, wo Ober, das Geld zu sortieren. Vor Hotelchefin mein Kunstwerk. Sie führte unsere Hochzeitsreise wie- ihr einst eure Flitterwochen ver- Jahren hatte sich ja die Slowa- zeigte Verständnis, war sichtlich der ins Riesengebirge. Wir waren brachtet.“ Der Vorschlag gefiel kei von Tschechien getrennt und erfreut, verstand meinen Spaß glücklich und genossen einen uns und die Tochter bereitete al- einen selbstständigen Staat ge- und nahm das Geschenk freudeBilderbuchwinter. Ich war täglich les für uns vor. Schließlich fuhren bildet. Seitdem hatte jeder Staat strahlend entgegen. Ich hatte ein paar Zeilen der Ermit Skiern unterwegs, ein glück- wir mit der ganzen Familie nach seine eigene Währung und das liches Erlebnis. In den folgenden Spindlermühle. Das Hotel Duk- Geld vor der Trennung war un- klärung auf Tschechisch hinzugeschrieben und mit dem SchlußJahren besuchten wir beinahe la nannte sich inzwischen Palaca gültig geworden. Der Kellner sortierte das Geld. satz geendet: „Toje malé gesto pojährlich meine Heimat, das Brau- Club. Da zu unserem Zeitpunkt nauer Ländchen und das Riesen- dort zufällig gerade eine große Ein kleines Häufchen Geldstüc- dekovani a také jako mali vtip“. gebirge. Wir nächtigten meist Jugendveranstaltung stattfand, ke erklärte er als gültig. Der gro- („Sehen Sie das bitte als Geste der im ehemaligen Haus der Familie bekamen wir Zimmer im Alpski- ße Haufen, den er mir zuschob, Dankbarkeit und als Scherz an.“) Ich bin mir sicher, das dürfte Gottstein, das jetzt eine tschechi- Hotel in St. Peter. Alles war sehr war nicht mehr gültig. „Den könsche Besitzerin vermietete. Ne- schön und wir verlebten wieder nen sie entsorgen.“, meinte er lä- nicht unsere letzte Begegnung ben dem Aupatal rückte der Ort glückliche und harmonische Ta- chelnd und wollte ihn gleich in mit dem schönen Spindlermühle Spindlermühle in den Mittel- ge im winterlichen Riesengebir- den Container werfen. Ich hin- und dem Riesengebirge gewesen Dr. Otto Ringel derte ihn daran und sagte, daß sein. punkt unserer Reise. Von dort aus ge.

� Rochlitz

Bericht Rochlitzer Ortstreffen 2024 Kirsten Langenwalders Ruf zum Ortstreffen 2024 sind insgesamt sieben Personen gefolgt, für fünf war es das erste Ortstreffen, zwei Personen sind noch in Rochlitz geboren worden.

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achdem die ersten Teilnehmer bereits am Vorabend anreisten, nutzte man die Gelegenheit zu einem ersten „Naschern“. Es ergab sich bereits im Vorfeld, daß von den Witkowitzer Organisatoren im Rahmen des Ortstreffens angefragt wurde, wann und wo sich die Witkowitzer mit den Rochlitzern denn treffen könnten. Ein Stromausfall in Benecko führte uns so am ersten Tag in die Oberhohenelber Brauerei, wo wir lange in fröhlicher Runde zusammensaßen. Auf dem Hinweg besuchten wir in

Poniklá die Firma „Rautis“, die seit über 100 Jahren bekannt für in Poniklá hergestellten Christbaumschmuck ist.

kleinen Videos, ergab es sich, daß wir das Riesengebirgslied sangen – die beiden Tschechen stimmten es an.

Besuch in Birnberg Am zweiten Tag lud uns spontan eines der jüngsten Mitglieder des Heimatkreises Hohenelbe, Jan „Honza“ Vrána, in das Familienhaus in Oberrochlitz-Birnberg ein. Das Haus ist ein ca. 300 Jahre altes Riesengebirgshaus. So saßen wir in wunderschöner Umgebung und freuten uns über den angenehmen Abend. Dazu gesellte sich ein Historiker aus dem Riesengebirgsmuseum Hohenelbe, dessen Ehefrau Wurzeln in Rochlitz hat. Begeistert zeigte er „Honza“ historisch interessante Dinge in dem alten Haus. Zum Schluß, beim Ansehen eines

Kleiner Ausflug Am dritten Tag trafen wir uns mit einem „heutigen“ Rochlitzer, welcher seit Jahrzehnten Fotos aus Rochlitz sammelt. Danach erfreuten wir uns an der Kirche von Paseky an dem schon in der Rochlitzer Ortschronik beschriebenen tollen Blick ins Hüttenbachtal. Weiter ging es nach Hochstadt an der Iser, von wo aus man ebenfalls toll nach Rochlitz sieht. Auf der Rückfahrt warfen wir einen Blick auf „Kramářs Villa“, erbaut von Karel Kramář, erster Ministerpräsident der Ersten Tschechoslowakischen Republik, geboren 1860 in Hochstadt.

Witkowitzer Treffen

Das Gelände, an dem bis 1995 das für alle Teilnehmer unbekannte Rochlitzer Freibad war, erkundeten wir ebenso die Holzskulptur am Marktplatz, die sich dort seit 2020 befindet. Sie macht es einem leicht, sich das Rochlitzer Stadtwappen zu merken: Man erkennt die verschiedenen Figuren des Wappens – sie zeigen in den jeweiligen Ortsteil. In Rezek fand schließlich bei schönem Ambiente der Abschluß statt. Drei Generationen Eine Woche vor dem Treffen reiste ich an und hatte Gelegenheit, einen Teil der großen Veith-Familie aus Franzental kennenzulernen. Drei Generationen waren vertreten – man konnte deutlich wahrnehmen, wie interessiert die Enkelgeneration an der Heimat der Vorfahren ist. Ich freue mich auf weitere Teilnehmer im Jahr 2025. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Kirsten Langenwalder, HOB

Das Treffen der Witkowitzer 2024 hat in Benecko stattgefunden.

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uch in diesem Jahr im September fanden wieder neunzehn Heimatfreunde den Weg in unser schönes Riesengebirge. Wie immer trafen wir uns in der Hansch-Baude in Benecko. Höhepunkt war erneut die gemeinsame Fahrt nach Witkowitz, mit Besuch unserer Kirche und des Kriegerdenkmals, wo zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege eine Blumenschale abgestellt wurde.

Die Kirche in Witkowitz. ein gemeinsames Treffen mit den Heimatfreunden aus Rochlitz, die ihr erstes Heimattreffen auch in der ersten Septemberwoche feierten. Beim gemeinsamen Abend-

O./u.: Gruppenfotos der Witkowitzer vor dem Kirchenaltar. Fotos: Heinz Hönig Zum ersten Mal wurde unser Treffen mit einem Foto vor dem Altar in unserer wunderschönen Kirche gemacht. Nach einem gemeinsamen Abendessen wurde noch lange über viele Erinnerungen an und Ausflüge in unsere alte Heimat, das Riesengebirge, und über Witkowitz erzählt. Ein besonderes Ereignis war

essen in Hohenelbe wurden neue Freundschaften geschlossen und ein gemeinsames Foto entstand. Zum Schluß wünsche ich allen Heimatfreunden alles Gute und beste Gesundheit. Bis zum nächsten Jahr in unserer schönen Heimat, dem Riesengebirge. Liebe Grüße an Euch alle von Eurem Heinz Hönig, HOB

� Hohenelbe/Oberhohenelbe

Neue HOB von Oberhohenelbe Ingrid Mainert geb. Waengler, HOB von Harta, Hennersdorf und Hohenelbe, übernimmt nun auch Oberhohenelbe.

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enn Sie Näheres zu meiner Person erfahren möchten, lesen Sie bitte meine Vorstellung als HOB von Arnau in der Riesengebirgsheimat/SudZ vom 28. Juni 2024, Seite 17, links unten.

Nachricht aus Hohenelbe

Augustinerkloster mit Turmhaube der Klosterkirche. Foto: Margit Bartošová

In der Krkonošský denik Vrchlabí konnte ich lesen, daß das Kreuz der Augustinerkirche dem Wind und Regen, die Mitte September durch das Riesengebirge stürmten, zum Opfer gefallen war.

Am Vormittag des 30. September wurde das lose Kreuz mittels eines übergroßen Krans vom Turm der Klosterkirche geholt, um es restaurieren zu lassen. Ingrid Mainert, HOB


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RIESENGEBIRGSHEIMAT

� Ein Rückblick in vergangene Zeiten

Der Holzarbeiter Adolf Holzfäller im Riesengebirge haben früher unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet.

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aldwege und Fußwege verloren sich nicht in breiten, tiefen Fahrspuren. Es gab kein verfaultes Brachland im Unterholz oder Haufen abgesägter Äste. Im damaligen Wald hörte man auch keine unfreundlichen, alles durchdringenden Motorsägen, nur Holzsägelaute („ritsch – ratsch“) wechselten mit den rhythmischen Schlägen der Äxte ab. Danach folgte der würdevolle Fall des Baumes, fast feierlich vorbereitet auf sein Ende. Nicht einmal das Getöse der starken Zugmotoren erschreckte Tiere und Vogelwelt. Sicherlich wäre jeder Liebhaber der Natur für eine Rückkehr zur behaglichen Ruhe in den Wäldern. Aber wie soll das erreicht werden? Inwieweit geht es um wirtschaftlichen Gewinn, um Fabrikgroßbetriebe und darum, daß der Wald heute Lagerstätte industrieller Rohstoffe ist? Schwer zu sagen. Wer aber möchte zurückkehren zu der Schinderei, wie man sie bei der alten Art und Weise der Holzgewinnung hatte? Ist der gesamte technische Fortschritt der Bevölkerung nur der Weg für immer größere Bequemlichkeit? Die Mechanisierung der Holzarbeit erspart Mühe, ist aber zum Nachteil des Waldes. Unser Zeitzeuge sagte etwa, daß man jetzt „nur auf die Säge drückt“. Früher spielte sich die ganze Angelegenheit besonnener und im Einklang mit dem Rhythmus der Natur ab. Nach der langen Sommersaison freute man sich, die Baumstämme hübsch auf ihrem Platz in der Nähe der Abfahrwege zu haben, aufgebaut in Kegeln, die Reste gekürzt, geordnet nach Metern. Heute würde sich Qualitätsholz sehr schnell „verflüchtigen“. Damals wartete man diszipliniert auf seine Zeit, bis gesellige

Hans Adolf als Waldarbeiter. Foto: Karel Hnik Schlittenfahrten aus der Abfuhr entstehen konnten. Ab Mitte November fiel in größerer Menge genug Schnee. Es war manchmal soviel, daß nur das geübte Auge aufdeckte, wo sich im welligen Terrain unter den Schneewehen die Schätze versteckten, die im Sommer mühselig aufgestapelt worden waren. Im Winter mußte man erst den Schlitten ausbessern, die Ketten und die Seile mit den hölzernen Keilen zur Sicherung der Knoten vorbereiten, ferner die gut beschlagenen Stiefel einfetten. Dann kam das Allerwichtigste, die Vorbereitung der Bahn, denn von ihr hing der Erfolg der ganzen Arbeit ab. Man mußte laufen, bis mithilfe von Schaufeln, Schneereifen, manchmal auch Pferden ein Fahrweg entstand, der mindestens einen Meter breit und einige Kilometer lang war. Es gab kaum eine schwerere und gefährlichere Art zum Verdienst des Lebensunterhalts als das Holzrücken auf Hörnerschlitten, mit den Tonnenschweren Holzmassen im Rücken und dem steilen Abhang vor sich. Der Mann

Familiennachrichten aus dem Heimatkreis Hohenelbe Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. Sitz Marktoberdorf Geschäftsführung: Gerhard Baumgartl 87616 Marktoberdorf, Richard-Wagner-Str. 2 Tel. 08342 40528, Fax 08342 7054060 www.hohenelbe.de, eMail: info@hohenelbe.de Sparkasse Allgäu, IBAN: DE 41 7335 0000 0380 271262 BIC: BYLADEM1ALG

WIR GRATULIEREN Der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. gratuliert zum Geburtstag

27.11. Rudolf Seidel zum 85. HOB Ingrid Mainert (Waengler) Tel. 06039 2255 n HARRACHSDORF

01.11. Günther Palme zum 83. 03.11. Brigitte Prechtl zum 85. 02.11. Hans-Joachim Hönig 03.11. Hannelore Faißner zum 85. HOB von Witkowitz 07.11. Gerti Schumann zum 94. zum 73. 10.11. Hanni Feistauer zum 85. 07.11. Ingrid Mainert geb. 11.11. Barbara Donth zum 93. Wängler, HOB von 14.11. Carola Knappe zum 95. Hohenelbe, Harta, 15.11. Marie-Luise Rieger z. 90. Hennersdorf, zum 85. 15.11. Erika Rathke zum 83. Bärbel Hamatschek 16.11. Elisabeth Förste zum 96. Sprecherin der HOB 16.11. Helmut Knappe zum 81. 3. Vorsitzende des HKH 19.11. Kurt Preißler zum 85. n ANSEITH 21.11. Gerlinde Berger zum 86. 24.11. Diethard Tauchmann 23.11. Horst Dlabola zum 86. (JH33) zum 85. HOB Ines und Falk Heinrich 25.11. Gerhard Dittrich Tel. 03586 4085635 (JH38) zum 90. n HENNERSDORF HOB Tanja Fritz 02.11. Erich Fischer zum 96. Tel. 06222 389787 02.11. Ernst Susanek zum 80. eMail: meerfritz@gmail.com 06.11. Eckhart Kober zum 85. n ARNAU 17.11. Christian Erben zum 88. 01.11. Anneliese Wrabetz HOB Ingrid Mainert s. Arnau geb. Hampel zum 92. n HERMANNSEIFEN 07.11. Ingrid Mainert 04.11. Ilse Mosch geb. Fries z. 82. geb. Waengler zum 85. 16.11. Christel Kümpel 09.11. Norbert Fries zum 84. geb. Pohl zum 85. 12.11. Klaus Bittner zum 85.

auf dem Foto ist daher ein Erbe der Erfahrung und der Geschicklichkeit alpenländischer Kolonisten, die sich im Riesengebirge im 16. Jahrhundert mit ihren Hörnerschlitten ansiedelten. Niemand weiß, wann man sich erstmals vor diese bedrohliche Ladung begab, um nur mit den Füßen, in der Hand die kranzartigen Bremsketten, griffbereit zum Einsatz, zum Ziel zu steuern. Niemand weiß, ob Angstschweiß oder Aufregung seine Begleitung waren. Dennoch war es eine Beschäftigung wie jede andere, mit dem Unterschied, daß jeder Fehler verhängnisvoll sein konnte. Daran konnte der Mensch vor der Fahrt jedoch nicht denken, oder er verdrängte dies. Wenn er die Abfahrt begann, mußte der Fahrer mit maximaler Konzentration auf die Bahn steuern, rechtzeitig alle Unebenheiten wahrnehmen und flink wie ein Geschoß reagieren, denn keinesfalls durfte sich die Ladung zu sehr verschieben. Größeres Pech als nur ein Schlittenbruch wäre die erneute Schinderei mit Aufladen, Befestigung und Sicherung der Ladung gewesen. Im Interesse der eigenen Gesundheit wurden aus Holzfällern und -fahrern Meister im Schlittenfahren. Als im Riesengebirge die Wintertouristik begann, waren Fahrten auf Hörnerschlitten bei reichen Besuchern beliebt und für Holzarbeiter eine willkommene Nebenbeschäftigung. Der Fahrer lud seine Gäste in einen improvisierten Schlittenkasten, spannte ein Pferd ein und fuhr auf der fertigen Trasse auf die Anhöhen. Oben drehte man sich um, spannte aus. Schon sauste man hinunter, Fuhre für Fuhre. Schließlich gewannen die Skifahrer die Oberhand. Das Holz wird heute von Pferden oder mechanisiert weggezogen, die Abfuhr erfolgt auf vier Rädern schon vor dem Winter. Die Hörnerschlitten enden im besten Falle in Museen, im schlimmsten im Kamin. Sie erinnern an einen Beruf, der einen Hauch von Romantik hatte. Nur auf Ansichtskarten erkennt man noch Details der alltäglichen Schinderei. HT, Dr. Willi Goder, Quelle: „Bejva valo na horach“, Jana Sojkova 18.11. Bernhard Weirich zum 87. 20.11. Dietmar Drescher zum 82. 21.11. Anneliese Frass geb. Pohl zum 92. HOB Christina Auerswald Tel. 0341 24707822

� Korrektur

Zu Oktober Ortsbetreuerin Christina Auerswald hat mich auf einen Fehler aufmerksam gemacht.

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n der Septemberausgabe der Riesengebirgsheimat, SDZ Nr. 39, ist bei den Geburtstagen zu Hermannseifen ein Fehler unterlaufen: Ich habe aus den mir überlieferten Geburtsdaten zwar die Wochentage korrekt übernommen, jedoch aus mir unerfindlichen Gründen statt der Zahl „10“ für Oktober jeweils eine „09“ dahinter gesetzt. Entschuldigen Sie bitte die Verwirrung. HT

n HOHENELBE

02.11. Lorelies Nitschinger geb. Kober zum 88. 11.11. Dipl. Ing. Günther Piekny zum 83. 12.11. Ingeborg Arenz geb. Hollmann zum 96. 12.11. Angelika Fichtl geb. Behr zum 59. 15.11. Ingrid Raab geb. Vogl zum 85. HOB Ingrid Mainert s. Arnau

26.11. Heidemarie Rolf (217) z. 81. HOB Tanja Fritz s. Anseith

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

01.11. Christa Ebert geb. Moritz (Sp 058 - St. Peter, Haus Drei Berge) zum 83. n KOTTWITZ 02.11. Edeltraud Jirschik geb. 01.11. Manfred Schoft Zubina (Sp 091 - Zinecker(Pilnikau Nr. 165) zum 79. baude/Daftebauden) z. 91. 02.11. Helga Köhler 06.11. Ursula Hollmann (Sp 049, (Kottwitz Nr. 115) zum 83. St. Peter - Bergheim) z. 89. 03.11. Helmut Kudernatsch 18.11. Vinzenz Ullrich n POLKENDORF (Kottwitz Nr. 34) zum 90. (Sp 209 - Haus Ullrich, 08.11. Erhard Nechanitzky 08.11. Franz Kuhn-Gaber Bäckerei) zum 86. (Nr. 24) zum 80. (Kottwitz Nr. 33) zum 85. 21.11. Christel Kleinert 21.11. Helga Bärthel geb. 21.11. Richard Scholz geb. Zinecker (Sp 072, Müller (Nr. 53) zum 94. (Kottwitz Nr. 122) zum 93. St. Peter beim Felsen 23.11. Roland Fries (Nr. 36) z. 85. 26.11. Andreas Scholz Kleof‘n) zum 84. (Kottwitz Nr. 122) zum 94. Sylvia Colditz 23.11. Werner Kraus (F 060 29.11. Walter Kuhn-Gaber Gemeindehaus) zum 84. n ROCHLITZ (Kottwitz Nr. 33) zum 84. 26.11. Berta Kohl (Sp 145 09.11. Martha Schmidt geb. HOB Gudrun Bönisch Gemeindehaus) zum 94. Pfeifer (Franzental 72) z. 99. 27.11. Hans-Joachim Spindler Tel. 08377 1293 12.11. Konrad Möchel (OR 99, (Sp 029 Pension/Spindler) n KRAUSEBAUDEN Hinterwinkel) zum 87. zum 66. 19.11. Erika Kunath geb. 17.11. Werner Biemann 27.11. Helga Lauer Lahr (Nr. 100) zum 83. (OR 388) zum 82. geb. Gilbert (Sp 171 HOB Karl-Heinz Schmidt 18.11. Franz Möchel Haus Tannenstein) zum 91. Tel. 0351 4032327 Sahlenbach), zum 97. HOB Dirk Schulze Tel. 033732 40383 | eMail: n MASTIG Besondere Geburtstage tischlerei-dirk-schulze@t-online.de 29.11. Edith Schmidt geb. Am 28.11. wird Irene Reiter, geb. Rumler (M 82) zum 89. Möchel (Sahlenbach), 80 Jahre n STUPNA 01.11. Fritz Scharf HOB Tanja Fritz s. Anseith alt. Herzlichen Glückwunsch! (69) zum 85. n MITTELLANGENAU 09.11. Waltraut Inholt geb. HOB Kirsten Langenwalder 03.11. Horst Tauchen zum 91. Ullrich (18) zum 82. Tel. 089 12018348 (abends u.WE) 08.11. Werner Wonka zum 94. HOB Heidrun Vogt eMail: presseriesengebirge@ 08.11. Kurt Puntschuh zum 79. Tel. 036421 22707 aol.com 09.11. Marta Pawlowski geb. Rilk zum 88. � Rochlitz 22.11. Anna Hartauer geb. Renner zum 101. 27.11. Ingeborg Rost geb. Kaufmann zum 84. 29.11. Erika Lang Ich danke allen für ihr Kommen Alles Gute bis zum Treffen 2025. geb. Hamatschek zum 93. Kirsten Langenwalder, HOB 30.11. Dr.-Ing. Edwin Kreutzer und das schöne Miteinander! zum 80. 31.01. Ilse Franz zum 82. n PELSDORF

05.11. Elfi Diegner geb. Mai zum 98. 22.11. Theo Müller zum 99. 28.11. Walli Reichert geb. Petschik zum 95. HOB Anna Schreier Tel. 03695 600862

Ein Gruß an die Rochlitzer

Wer kann mir Auskunft geben, ob Anna Hartauer noch in Vöhringen lebt? HOB Verena Schindler Tel. 0391 5565987 n MOHREN

01.11. Manfred Großmann z. 84. HOB Christina Auerswald Tel. 0341 24707822

n NIEDERHOF

04.11. Peter Adolf (Hanapetershau 282) z. 85. 22.11. Reinhard Kraus zum 90. 24.11. Brunhilde Ludwig geb. Stiller (Kl. Elbetal 1) zum 96. 28.11. Ottfried Goder (Luisental 72) zum 85. Besondere Geburtstage Gottfried Goder wird 85 Jahre alt, Ilse Ludwig 96. Von uns herzliche Glück- und Segenswünsche. HOB Erich Kraus Tel. 0351 4718868 | eMail: brigitte.und.erich.kraus@web.de

n NIEDERLANGENAU

01.11. Renate Totzauer geb. Burkert zum 80. 10.11. Irmgard Willgalies geb. Hanka zum 95. 16.11. Dietmar Pogert zum 85. 23.11. Eckard Gall zum 85. HOB Verena Schindler Tel. 0391 5565987

Gruppenfoto der versammelten Rochlitzer. n SCHWARZENTAL

01.11. Julius Gall (Hs. 48, Schule) zum 85. 15.11. Ingrid Raab geb. Vogl zum 85. 18.11. Ursula Kormann geb. Fries (Hs. 19) zum 78. 22.11. Werner Erben (Hs. 195) zum 91. 22.11. Christa Linke geb. Erben (Hs. 204) zum 83. 24.11. Dipl.-Ing. Ludwig Erlebach (Töpferbauen) z. 90. 30.11. Arno Leppelt (Hs. 129) zum 100. 30.11. Gerline Liebe geb. Spiller zum 94. 30.11. Helga Wolf geb. Möhwald (Bohnwiese) zum 89. HOB Vera Kraus‚ Tel. 0173 8853142 eMail: vera.kraus@t-online.de

� Forst/Lauterwasser

HOB Forst/

n NIEDERPRAUSNITZ

29.11. Reinhard Köhler zum 87. HOB Tanja Fritz s. Anseith

n OBERHOHENELBE

05.11. Günter Meißner zum 88. 20.11. Gottfried Lauer zum 90. HOB Ingrid Mainert s. Arnau

n OBERLANGENAU

18.11. Liesl Schrag geb. Pittermann zum 91. HOB Bärbel Hamatschek Tel. 06451 9134

n OBERPRAUSNITZ

01.11. Ernst Rumler (258) zum 98. 03.11. Helga Berlenga geb. Erben (86) zum 83. 07.11. Fritz Wanka (111) zum 92. 11.11. Marie Stopp n KLEINBOROWITZ geb. Borth (213) zum 87. 15.11. Edith Bäumler geb. 15.11. Günter Rumler (148) z. 87. Lauschmann (44) zum 90. 26.11. Ernst Dittrich (62) zum 83. 18.11. Günter Steffan (18) 27.11. Fred Stopp (252) zum 77. zum 67. HOB Tanja Fritz s. Anseith

Lauterwasser Ortsbetreuerin Vera Kraus wendet sich an die Riesengebirgler.

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ch bin Heimatortbetreuerin für Schwarzental – und neu jetzt auch für Forst und Lauterwasser. Damit Informationen und Erinnerungen weitergetragen werden können und nicht verloren gehen, brauche ich Ihre Unterstützung und freue ich mich deshalb auf Ihre Nachrichten – ob nun per Brief oder telefonisch. Bis dahin eine schöne Zeit! Vera Kraus, HOB

Foto: Jan „Honza“ Vrána

n SWITSCHIN

02.11. Frieda Gerloff geb. Russ (Nr. 49) zum 91. 15.11. Walburga Stolze geb. Dittrich (Nr. 51) zum 84. 20.11. Rosa Mai geb. Tscherney (Nr. 46) zum 86. HOB Roman C. Scholz Tel.: 0170 2457875 eMail: r.c.scholz@freenet.de

n WITKOWITZ

07.11. Helmut Hönig (Butterhönig, Niederdorf 40) zum 92. 20.11. Elisabeth Kaschka geb. Donth (Schüsselbauden?) zum 89. 21.11. Inge Heindl geb. Kraus (Kosper-Marie, von Berta, Schüsselbauden 144) zum 93. 30.11. Gertrud Pfeil geb. Janka (Hannesse-Vinzens, Schüsselbauden 231) zum 93. Hans-Joachim Hönig Tel. 03949 502153

WIR BETRAUERN n ROCHLITZ

Ingrid Jeschke geb. Gebert, ehemals Oberrochlitz 158, wurde am 26.09.1936 geboren und ist im Juni 2024 verstorben.

n WITKOWITZ

Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb am 09.02.2024 und mit 81 Jahren unser Heimatfreund, Dr. Kurt Fischer vom Mewaldsberg Nr. 131. Er wurde am 21.02.1943 in Witkowitz geboren. Wie auch jetzt erst bekannt wurde, verstarb Marie Kupsch n SPINDELMÜHLE geb. Bien, geboren am 25.03.1932, FRIEDRICHSTHAL Mitteldorf 23, Witkowitz, im Al02.11. Anna Kraus geb. Borufka ter von 92 Jahren am 14.06.2024. (F 027 - staatliches Allen Hinterbliebenen gilt unseArbeiterhaus) zum 92. re aufrichtige Anteilnahme.


Familiennachrichten aus dem Stadt- und Landkreis Trautenau

n JUNGBUCH

Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V., Sitz Würzburg Geschäftsstelle/Riesengebirgsstube: 97070 Würzburg, Neubaustr. 12 Tel. 0931 12141, Fax 0931 571230 1. Vorsitzender Wigbert Baumann www.trautenau.de, eMail: riesengebirge-trautenau@freenet.de Sparkasse Mainfranken Würzburg IBAN: DE 31 7905 0000 0001 405695 BIC: BYLADEM1SWU

WIR GRATULIEREN Der Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau e. V. gratuliert zum Geburtstag 05.11. Wilfried Rudolf, HOB Slatin, zum 84. 06.11. Walter Thole, HOB Radowenz, zum 90. 11.11. Herbert Rzehak, HOB Wölsdorf, z. 90. 16.11. Harald Richter, HOB TrautenauHohenbruck, zum 87. 20.11. Dr. Herbert Gall, HOB Freiheit, zum 86. 30.11. Herta Gröschel, ehem. HOB Altrognitz, z. 94. n ALTENBUCH

09.11. Anna Schirmer geb. Hantscher (MA 124) z. 98. 09.11. Manfred Teichmann (MA 56) zum 83. 17.11. Christl Gruhl geb. Fiedler (MA 45) zum 88. 17.11. Edeltraud Reicher geb. Meergans (MA 92) zum 87. 17.11. Annelies Augst geb. Fink, (NA 26) zum 87. 25.11. Adolf Pauer (S 25) zum 86. HOB Markus Decker Tel. 0170 2120408 (ab 19.00 h)

n ALT-ROGNITZ

01.11. Walter Patzak (RUD 19) zum 91. 14.11. Christine Geißendörfer geb. Schleif (AR 28) z. 75. 30.11. Herta Gröschel geb. Rind (AR 58) zum 94. HOB Andreas Hoffmann Tel. 03672 411729 eMail: brunnl@outlook.de

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RIESENGEBIRGSHEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

26.11. Josef Mai (75) zum 96. 27.11. Maria Schmidt geb. Seidel (3) zum 97. HOB Markus Decker s. Altenbuch n DÖBERLE

15.11. Rosa Stein geb. Geisler (15) zum 86. 23.11. Roswitha Böckler geb. Spitzer (85) zum 92. Wir wünschen allen Geburtstagskindern von Herzen alles Gute, Glück und Gesundheit im neuen Lebensjahr. In heimatlicher Verbundenheit grüßt Euch alle recht herzlich HOB Dr. Siegfried Erben Tel. 03843 842088 dr.siefriederben@web.de

n FREIHEIT

01.11. Roland Bönsch zum 88. 04.11. Horst Kleinert zum 94. 15.11. Günther Fries zum 90. 18.11. Ingrid Gröger geb. Messner zum 87. 20.11. Dr. Ing. Herbert Gall zum 86. 20.11. Felix Lamer zum 86. HOB Dr.-Ing. Herbert Gall 03744 2413660

n GABERSDORF

23.11. Roswitha Böckler geb. Spitzer zum 92. HOB Peter Stächelin s. Bernsdorf-B.

n GRADLITZ

04.11. Siegfried Friebel zum 94. 06.11. Günter Zakolt zum 87. 07.11. Herta Pechler geb. Hauke zum 92. 11.11. Gerhard Purr zum 94. 28.11. Walter Rosel zum 90. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

n GROSS-AUPA I und II

03.11. Norbert Popien (II/30) zum 88. 05.11. Hildgard Tippelt (II/57) zum 88. 07.11. Christa Lempke geb. Thamm (II/161) zum 76. 11.11. Josef Kleinert (I/114) zum 88. 12.11. Klaus Dix (II/206) zum 91. 14.11. Herbert Tippelt (I/139) zum 89. 15.11. Edith Frommelt geb. Steiner (I/194) zum 74. Friedhof Alt-Rognitz. Foto: A. Hoffmann 16.11. Dr. Florian Kirchschlager (I/29) zum 39. n ALTSEDLOWITZ 23.11. Hermann Brönner MARKAUSCH (II/65) zum 89. 05.11. Rosel Haase 24.11. Klaus-Günther Janisch geb. Kopacek (S) zum 79. (II/12) zum 82. 11.11. Lotte Rzehak 27.11. Adolf Bönsch (II/107) geb. Berger (S) zum 85. zum 82. 18.11. Adolf Haase (S) zum 88. HOB Christa Lang HOB Georgine Nitsch Handy: 0170 6523260 Tel. 08638 9822828 | eMail: n GÜNTERSDORF georgine.nitsch@t-online.de KOMAR - HEGERBUSCH n BAUSNITZ 08.11. Margot Jäger geb. 27.11. Alfred Leon zum 89. Schinkmann (208) zum 86. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. 26.11. Oswin Fabinger (286) z. 90. 29.11. Werner Schubert n BERNSDORF-BERGGRABEN (H 19) zum 93. 03.11. Erika Gürtler HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. geb. Dittrich zum 85. 04.11. Roswitha Winklerová n HARTMANNSDORF 08.11. Anneliese Scheurich geb. Bönsch zum 85. zum 88. 13.11. Gerda Hampel HOB Markus Decker s. Altenbuch geb. Schmidt zum 87. HOB Peter Stächelin n HERMANITZ, BIELAUN, Tel. 08171 26363 PRODE und GRABSCHÜTZ n DEUTSCH PRAUSNITZ 03.11. Marga Rudisch zum 88. 01.11. Anni Englisch 12.11. Annelies Banduch geb. Fiedler (4) zum 97. geb. Posner zum 80. 02.11. Rosl Kamitz (85) zum 93. 18.11. Willibald Langner zum 91. 10.11. Anni Vogel HOB Markus Decker s. Altenbuch geb. Kaiper (K19) zum 99. n JOHANNESBAD11.11. Elisabeth Löchel SCHWARZENBERG geb. Futter (100) zum 85. 11.11. Helga Baumgarten 16.11. Reinhard Hiltscher geb. Winter zum 93. (60) zum 86. 17.11. Elisabeth Stroh geb. 19.11. Hugo Vyhart zum 92. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. Teichmann (134) zum 83.

06.11. Ursel Vlasatá geb. Rindt zum 84. 07.11. Hiltraud König geb. Effert zum 86. 18.11. Monika Fackert zum 82. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n KAILE

23.11. Maria Fleischer geb. Hilsch zum 96. 23.11. Rosa Hofmann geb. Schmist zum 96. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

n KETZELSDORF

08.11. Dr. Karl Scholz (47) zum 93. 08.11. Franz Scholz (47) zum 91. 20.11. Ida Brinkmann geb. Schmischek (221) zum 94. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

n KLADERN

24.11. Anita Bialek geb. Schubert (191) zum 80. 28.11. Edeltraut Demuth geb. Kriegel (171) zum 91. 29.11. Dagmar Setzepfand geb. Gellert (153) zum 75. 30.11. Elisabeth Huppenberger geb. Hofmann (13) zum 87. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. n LITTITSCH -

NEUJAHRSDORF 09.11. Wenzel Gottwald (Njd.1) zum 92. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

n MARSCHENDORF I-II

18.11. Ingrid Gröger geb. Messner zum 87. HOB Peter Stächelin s. Bernsdorf-B.

n MARSCHENDORF III-IV

und DUNKELTHAL 02.11. Rudolf Teuber zum 86. 04.11. Elsa Hildel geb. 16.11. Heinz Tasler zum 85. Nikele zum 87. HOB Josef Heina HOB Peter Stächelin s. Bernsdorf-B. n OBERALTSTADT Tel. 03831 280179 12.11. Richard Snitil zum 94. n KLEINAUPA 13.11. Karl-Heinz Joppich z. 84. 05.11. Ingrid Böhme geb. 13.11. Ingeborg Veeh Grabiger (Schwarzw. 7) geb. Kasper zum 89. zum 82. 19.11. Christel Anselmi 09.11. Erna Häcker geb. Werner zum 82. geb. Kirchschlager 23.11. Jürgen Bruckmann z. 85. (Simma Erna) zum 95. 26.11. Alois Gaberle zum 88. 12.11. Genofeva Kewick geb. HOB Markus Decker s. Altenbuch Mohorn (Schatzlerl. 83) n OBER-NIEDERALBENDORF zum 86. und DÖRRENGRUND 14.11. Irmgard Salowski geb. 05.11. Herbert Bohner Kretschmann zum 84. (Dörrgrund) zum 94. 15.11. Roswita Haase 10.11. Margarete Föller geb. Bönsch zum 88. geb. Reiß (N. A.) zum 88. 17.11. Hans Salwender 10.11. Anna Wawor geb. (Nickelberg 97) zum 90. Hübner N. K.) zum 97. 20.11. Anton Kirchschlager 22.11. Josef Demuth (O. A.) z. 90. (Firla Hedel) zum 84. HOB Helena Kessler 21.11. Wolfgang Brunecker Tel. 09355 1047 (Fichtig 81) zum 87. 23.11. Ursula Maletz n PETZER geb. Klein zum 80. 02.11. Berthold Tippelt zum 85. 24.11. Hans Salwender 05.11. Horst Enthaler zum 88. (Fichtig 111) zum 85. 06.11. Günter Bien zum 85. 24.11. Rosemarie Torpe geb. Salwender (Fichtig 07.11. Werner Tippelt zum 87. 15.11. Erna Purmann 111) zum 85. geb. Sagasser zum 81. 25.11. Helga Beier geb. Hofer (Grundbauden 27) zum 84. HOB Christa Lang 26.11. Ludmilla Rudolph geb. Handy: 0170 6523260 Mohorn (Laubplan) z. 91. n PILNIKAU - PILSDORF 30.11. Franz Purrmann (Seidelgraben 90) zum 94. 06.11. Marlies Streng geb. Harpke (Pd II/152), z. 89. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. 06.11. Josef Wihan (Pd I/70) z. 93. n KÖNIGINHOF 07.11. Gertrud Schubert geb. DEUTSCH PODHART Wonka (Pd II/139) z. 96. 04.11. Rainer Rösel zum 88. 09.11. Gottfried Rumler 12.11. Peter Schmidt zum 82. (Pd II/118) zum 89. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. 11.11. Elisabeth Sass geb. Illner (Pd II/149) zum 99. n KÖNIGSHAN 14.11. Ursula Lösch geb. Richter 04.11. Roswitha Winklerová (Pd I/182) zum 83. geb. Bönsch zum 85. 15.11. Ilse Ehrlicher geb. Ullrich 17.11. Norbert Bönsch (76) z. 84. (Pd II/122) zum 85. 19.11. Reinhold Schmidt 16.11. Dr. Rainer Tschirner (133) zum 77. (Pd II/102) zum 79. 26.11. Sophie Sturm 18.11. Lothar Streck geb. Guth (113) zum 92. (Pd II/ 93) zum 68. 27.11. Alfred Leon zum 89. 18.11. Renate Schneeberger geb. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. Bönisch (Pi 43) zum 88. 20.11. Anna Böhme geb. Sander n KOKEN (Pd I/61) zum 84. 07.11 Prof. Dr. Gottfried Brauner 23.11. Alois Fischer geb. Ficker zum 93. (Pd II/125) zum 96. 13.11. Anni Kowitz geb. Just 25.11. Heidrun Witter geb. (Bäcker Just) zum 89. Erben (Pi 27), zum 85. 15.11. Ernestine August 27.11. Margarete Pietsch geb. geb. Wawra zum 90. Breiter (Pi 82) zum 84. HOB Josef Heina s. Kladern 30.11. Gerhard Ripka (Pd II/149) zum 94. n KUKUS HOB Markus Decker s. Altenbuch 15.11. Elli Schreiber n QUALISCH geb. Langer zum 96. HOB Wolfgang Dittrich-Windhüfel 26.11. Liesbeth Gerber geb. Schreiber zum 91. Tel. 0761 2025553 HOB Georgine Nitsch s. Altsedl. eMail: wodw54(at)gmail.com

Königshan bei Schatzlar. (S 101) zum 62. 09.11. Renate Pickel zum 67. 11.11. Ursula Hofmann geb. Kuhn (Sw 30, Kleinaupa) zum 81. 12.11. Erika Klengel geb. Sitka (Bo 74/S) zum 89. 13.11. Waltraud Dellwig geb. Hasenöhrl zum 93. 15.11. Wolfgang Kühnel (S 222) zum 75. 18.11. Elisabeth Sternberger geb. Bönsch (S 231) zum 90. 21.11. Marianne Henrich geb. Rösel (S 216) zum 89. 22.11. Brigitta Marksová geb. Bock (B 31/W) zum 83. 22.11. Dieter Meisner (S 191) z. 68. 25.11. Inge Görz geb. Ruffer (Bo13/Reichenbach) z. 88. 29.11. Doris Lindenberger geb. Weinelt (S) zum 94. 29.11. Renate Bradl geb. Winkler (S) zum 87. 29.11. Wolfgang Kuhn (Sw 10) zum 81. 30.11. Jaromir Ruzicka (S) z. 67. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

Zeichnung: Michal Vojtěch 10.11. Ursula Kapraun geb. John (Ka 13) zum 84. 11.11. Edeltraud Pauer geb. Schneider (We 73) zum 96. HOB Markus Decker s. Altenbuch n WELHOTTA-BÖSIG

02.11. Horst Schmidt zum 89. 09.11. Manfred Rücker zum 85. 29.11. Heinz Staude zum 82. HOB Sieglinde Wolf

n WIHNAN

08.11. Jirina Pazáková geb. Halcová (Frau von Karl Patzak) zum 84. 12.11. Christa Kirstein geb. Jirasek zum 81. 13.11. Maria Gabriel geb. Morak (OT Bilaun) zum 88. HOB Josef Heina s. Kladern

n WILDSCHÜTZ

11.11. Inge Kreis geb. Tichatschke zum 80. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

01.11. Elisabeth Lüth geb. Goldmann zum 83. 02.11. Florian Hantscher (84) zum 94. 02.11. Marianne Jeßberger geb. Flögel zum 81. 13.11. Gertrud Herrmann geb. Flögel (34) zum 97. 23.11. Emanuel Kunz (145) z. 86. HOB Markus Decker s. Altenbuch

n SLATIN

n WÖLSDORF

n SILWARLEUT

09.11. Günter Baier zum 59. 05.11. Wilfried Rudolf zum 84. Euer HOB Wilfried Rudolf Tel. 05086 2278

n SÖBERLE

09.11. Maria Reetz geb. Kasper zum 97. 25.11. Erna Weigel geb. Baier zum 99. HOB Georgine Nitsch s. Altsedl.

09.11. Edeltraud Jondral geb. Jeschke (OW 89 )zum 77. 21.11. Siegfried Amler (OW 2) zum 80. 26.11. Gerhard Stransky (NW 70) zum 86. HOB Wolfgang Dittrich-Windhüfel s. Kukus

n WOLTA

02.11. Erika Dietrich geb. Seidel zum 85. n SOOR 06.11. Peter Baudisch zum 80. 17.11. Gertrud Neumann geb. 07.11. Peter Riediger zum 83. Just (OS/KR 144) zum 95. 09.11. Edith Kerscher 29.11. Marie Kordina geb. geb. Rudlof zum 85. Bradl (OS/KSTK) zum 92. 12.11. Gretel Feist zum 95. 02.11. Walburga Filip geb. 13.11. Anna Hartwig zum 89. Baudisch (OS 24) zum 86. 15.11. Leo Feierfeil zum 90. 14.11. Horst Sterba (OS 86) z. 84. 17.11. Christa Röder 08.11. Doris Riebel geb. geb. Demuth zum 86. Pusch (OS/KR 68) zum 83. 18.11. Alfred Nagel zum 93. 05.11. Erwin Scharf (NS 13) z. 80. 21.11. Anneliese Korn HOB Edith Niepel geb. Illner zum 86. Tel. 03841 632765 28.11. Edith Bantel geb. Reichelt zum 81. n TRAUTENAU 30.11. Klaus Baudisch zum 87. 03.11. Horst Tauchen zum 91. HOB Lothar Riemer 04.11. Jarmila Wittenbeck Tel. 0816 8874937 geb. Ernst zum 100. eMail: lothar@riemeronline.com 12.11. Ingeborg Pix geb. Hoffmann zum 96. WIR BETRAUERN 12.11. Günther Hoffmann z. 96. 15.11. Marianne Zeilinger n GROß-AUPA geb. Lorenz zum 99. Anton Franz, geb. 22.10.1928, 17.11. Anneliese Augst zum 87. verstarb am 06.09.2024 im Alter 28.11. Jürgen Kühn zum 80. von fast 95 Jahren im Senioren29.11. Doris Lindenberger heim in Markranstädt. Er war mit geb. Weinelt zum 94. HOB Markus Decker s. Altenbuch Erna Franz geb. Braun aus II/47 n LAMPERSDORF n RADOWENZ verheiratet. n TRAUTENAU-HOHENBRUCK 01.11. Karlheinz Augsten 06.11. Walter Thole zum 90. n JUNGBUCH 03.11. Josef Kindler zum 87. (108) zum 72. 09.11. Reiner Patzak zum 83. Anna John geb. Erben, geb. am 06.11. Irmtraud Schmöger 03.11. Martin Gärtner (35) z. 87. 12.11. Gerhard Hampel zum 94. 07.11.1930, verst. am 04.11.2023, geb.Richter zum 84. 04.11. Luise Radová 16.11. Gertrud Weizmann 11.11. Dr. Gerhard Illner zum 82. ist auf dem Friedhof Heiligenäcker geb. Efler (100) zum 81. geb. Altenberger zum 98. in Geislingen/Steige beigesetzt. 06.11. Herwig Hofmann HOB W. Thole | Tel. 06196 44836 14.11. Hedwig Weu geb. Illner (Nr. 57) z. 93. (201) zum 93. n SCHATZLAR, STOLLEN, n RADOWENZ 27.11. Helmut Schedivy 08.11. Dr. Manfred Müller BOBER, BRETTGRUND/ Am 19.9.2024 verstarb im Alter (Nr. 11) zum 95. (78) zum 75. von 92 Jahren Anna Stecher geb. HOB Harald Richter 12.11. Siegfried Polz (224) zum 85. WERNSDORF, REHORN/ QUINTENTAL, Wiesner. Tel. 02224 81437 12.11. Reinhard Haselbach SCHWARZWASSER eMail: UHRichter@t-online.de (20) zum 75. n TRAUTENAU-HOHENBRUCK 16.11. Ingeborg Fischerová geb. 06.11. Herwig Hofmann n WEIGELSDORF-KALTENHOF Rosel Walsch geb. Reis, 10.9.1935 (Sw 30/Lp 201) zum 93. Gintschel (30) zum 86. bis 17.9.2021, früher Hohenbruck 06.11. Rosemarie Kuhnová 02.11. Reinhard Mann 18.11. Dieter Leder (97) zum 80. (We 39) zum 83. Nr. 1. Das Walschahaus war wohl (S 167) zum 76. 23.11. Ursula Chradinová 08.11. Irma Schwans geb. bei der Hausnummernvergabe 08.11. Kurt Zinser (Sw 1) zum 88. geb. Flögel (93) zum 80. Richter (Ka 17) zum 81. das älteste Haus Hohenbrucks. 23.11. Helmut Schmidt (92) z. 77. 08.11. Thomas Berger


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RIESENGEBIRGSHEIMAT

� Soor

Sudetendeutsche Zeitung Folge 43 | 25.10.2024

� Wolta

Eine Ausstellung in der Soorer Kirche

Die Taufe ist stets christliches Sakrament gewesen.

Die Heimatortsbetreuerin von Soor, Edith Niepel, berichtet von einer aktuellen Ausstellung.

O

D

er Verein „Na Zdar“ konnte, zusammen mit verschiedenen Schulen aus Dvur Kralove und Jaromer, eine Ausstellung von Schülerarbeiten zur Geschichte der Kirche St. Johannes der Täufer (erste Erwähnung 1355) und dem Leben in Soor und Umgebung in der Vergangenheit vorbereiten. Zuzana Kazmirowska ist die Initiatorin der Ausstellung. Zwei Kunstschulen, eine Berufsschule, eine Pfadfindergruppe und das Gymnasium in Dvur Kralove beteiligten sich an dem Projekt. Feierliche Eröffnung der Ausstellung war am 28. September, dem Fest des heiligen Wenzel. Teresa Snopkova, die stellvertretende Bürgermeisterin und Leiterin des Vereins und Zuzana

Schülerarbeiten an der Empore, im Hintergrund die neuen Kirchenfenster. Kazmirowska begrüßten die zahlreichen Besucher. Drei Schüler des Gymnasiums sorgten mit Geige, Gitarre, Kalimba und Gesang für musikalische Einlagen, unter anderem mit Kundgabe einer bekannten Melodie, die mit

Den drei Gymnasiasten wird als Dank eine Rose überreicht.

einem selbstverfaßten Gebet um den Frieden unterlegt war. Es gab auch einen Imbiß. Die Ausstellung verbleibt noch für den restlichen Oktober und kompletten November 2024. Edith Niepel, HOB Soor

Die Eröffnung der Ausstellung. Fotos: Zuzana Kazmirowska

Das kreative, über die Eröffnung der Ausstellung in der Soorer Kirche informierende Plakat.

Teresa Snopkova, Vereinsvorsitzende (links) und Zuzana Kazmirowska (rechts im Foto).

� Raatsch

Novembergedanken von Rudolstadt nach Raatsch daß man am 05. November 1932 aus der Eipler Friedhofsgemeinschaft austrat. „An der Straße nach Trautenau, 700 Meter vom Ortsausgang, war bereits seit Jahren ein Ackerfeld dafür bereitgestellt. Den ersten Bauplan für diese Anlage zeichnete Herr Rudolf Bradatsch unentgeltlich.“ Nach einer Ausschreibung erhielt Baumeister Anders aus Gradlitz schließlich den Zuschlag für den Bau des neuen Friedhofs von Raatsch.

Andreas Hoffmann spannt einen Bogen von Rudolstadt nach Raatsch, wo seine Familie verwurzelt ist.

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leich hinter dem zweiten Eingang meines Heimatfriedhofes im thüringischen Rudolstadt, dem sogenannten Nordfriedhof, wurden in zwei Grabfeldern links zur Straße hin besonders viele Menschen aus Schlesien oder dem Sudetenland beerdigt. Die Gräber zeigten sich hier bis in die Achtziger Jahre noch in geschlossenen Reihen. Zur damaligen Allerseelenfeier warteten die Angehörigen mit angezündeten Kerzen auf den Pfarrer. Dieser nahm sich die Zeit, sprach kurz mit den Menschen und segnete jedes einzelne Grab. Heute sind die Grabsteine verschwunden, geblieben ist die Erinnerung. Teil der damaligen Steininschrift war der Geburtsort des Verstorbenen. So bot sich ein eindrucksvolles Bild der regionalen Vielfalt jener aus ihrer Heimat 1945 vertriebenen Menschen. Auch der Grabstein meiner Großeltern väterlicherseits befand sich hier. Hinter dem Geburtsjahr 1891 meines Großvaters stand auch der Geburtsort: Raatsch. Früher klang dieser Ortsname geheimnisvoll, irgendwo im fernen Böhmen liegend. Zu meiner Jugendzeit, mit dem Trabant fahrend, war es gefühlt eine halbe Weltreise, um in die Region Trautenau zu kommen. Inzwischen habe ich Raatsch oft besucht, es ist kein fernes böhmisches Dorf mehr. Im November muß ich stets an den Raatscher Friedhof, den sogenannten „neuen Friedhof“, denken. Warum „neu“? In der Chronik steht folgendes dazu: „Unsere Gemeinde hatte seit jeher mit der Stadt Eipel einen gemeinsamen Friedhof, doch führte dies in letzter Zeit zu Meinungsverschiedenheiten. Nun sollte dieser Friedhof erweitert werden, doch dies wäre aber für den Ort Raatsch mit großen Geldauflagen verbunden gewesen. Da wurden

Notgetaufte Kinder hne Taufe, so glaubten vor allem die katholischen Kirchen bis weit ins 20. Jahrhundert, könne das Kind nie in den Himmel, also ins Paradies, kommen, sondern müsse ewig im Fegefeuer (eigentlich im Limbus, der Vorhölle oder auch äußerster Kreis der Hölle) bleiben. Deshalb taufte man fast immer bereits am Tag der Geburt. War das Kind schwach, nahm meistens schon die Hebamme eine Nottaufe vor, die dann, wenn das Kind noch lebte, oft in der Kirche oder Taufkapelle durch einen Priester zur Vorsicht noch einmal wiederholt wurde. Dieses geschah „sub conditione“, ergo unter der Bedingung, daß nicht mit Sicherheit feststand, daß die von der Hebamme gespendete Taufe gültig erfolgt war (so zum Beispiel kein Formfehler vorlag). Da der Taufpriester für seine Arbeit eine Gebühr, das Stolgeld, erhielt und zumeist auf solche Einnahmen angewiesen war, wurden notgetaufte Kinder oft nochmals getauft. Bei den Familien, die sich das leisten konnten, kam dann auch noch eine Tauffeier dazu, bei der die Verwandtschaft, die Nachbarn, die Honoratioren und auch

der Taufpriester eingeladen wurden. Es sei denn, die Taufe fiel in eine der Fastenzeiten, dann fiel die Feier aus oder wurde erst später nachgeholt. Deshalb gibt es bei den Nottaufen häufig den Vermerk „frauengetauft“, womit die Hebamme gemeint war. Sonst durften nur Geistliche, also ausschließlich Männer, taufen. Väter waren bei Geburten selten dabei und nahmen damit auch selten selbst Nottaufen vor. Die Namensgebung bei einer Nottaufe war zweitrangig. Welchen praktischen Zweck hätte es gehabt, ein sterbendes oder eben gestorbenes Neugeborenes zu benennen? Das hätte höchstens unerwünschte Bindungen der Familie zu diesem Kind aufgebaut. Oft wurde nicht einmal das Geschlecht des notgetauften Neugeborenen aufgeschrieben, sondern nur „ein Kindl“ oder „ein Kind“. Als Hinweis sei erwähnt, daß auch Laien bei Lebensgefahr des Kindes eine Nottaufe durchführen durften. Meist taten dies Kinderkrankenschwestern, Pfleger oder Hebammen. In der christlichen Lehre ist dies ausdrücklich erlaubt, sofern die Eltern es wünschen. Lothar Riemer, HOB Wolta Quelle: Günter Ofner, Österreich, Chronik Familie Riemer, Wolta

� Trautenau/ein Jubiläum

150 Jahre Firma Heinrich Hoffmann in Trautenau Mit dieser Collage soll an die Gründung der Trautenauer Firma Heinrich Hoffmann erinnert werden, die 1945 gewaltsam ein Ende fand.

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ie Hoffmann-Glaserei sowie das Glas- und Porzellanwarenhaus in der Kudlichstraße 20 in Trautenau beständen nun seit 150 Jahren. HT

Peter Barth vor der Fassade des Hauses, Kudlichstraße 20. Fotos: Peter Barth

Der von einer Mauer umgebene Friedhof Raatsch. Fotos: Andreas Hoffmann Stimmen laut, doch selbst einen Friedhof zu bauen.“ So geschah

es dann auch. Die Gemeindevertretung beschloß einstimmig,

� Heimatortsbetreuer

Orte von Georgine Nitsch Zur Information, HOB Georgine Nitsch betreut folgende Orte: Altsedlowitz - Markausch Bausnitz Burkersdorf Dubenetz Gradlitz Großbock und Kleinbock Güntersdorf, Komar, Hegerbusch Johannisbad - Schwarzenberg Kaile Ketzelsdorf Nieder-, Ober- und Kleinaupa

Königinhof - Deutsch Podhart Königshan Lampersdorf Littitsch - Neujahrsdorf Qualisch Schatzlar, Stollen, Bober, Brettgrund, Wernsdorf, Rehorn, Quintental, Schwarzwasser Siebojed Silwarleut Söberle Staudenz Stern Ziesmitz

Winter 1933, Fotos von einer der ersten Beerdigungen in Raatsch. „Die Einweihung des neu gebauten Friedhofs erfolgte am Sonntag, den 23. Juli 1933 durch den Hochwürdigen Kaplan Sikl aus Eipel unter großer Beteiligung der Ortsbewohner. Danach wurde beim Gasthaus Tomm ein Gartenfest und abends ein Festkränzchen veranstaltet.“ So steht der Friedhof, umgeben von einer Ziegelmauer, wie eine Festung einsam in der Landschaft. Auch heue wird er für Beerdigungen genutzt. Eine Reihe deutscher Grabsteine kann man noch finden. Nicht immer sind sie im guten Zustand. Für mich ist jedoch wichtiger, daß die Weitergabe der Erinnerungen an jüngere Generationen in einem guten Zustand ist. Andreas Hoffmann HOB Raatsch

Porzellanwaren der Firma Hoffmann, Schaufenster zum Muttertag 1940.


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