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WERNER FISCHNALLER

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Im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt

69, Skilehrer und Hüttenwirt, Vals

Im Winter kamen die Gäste während der Weihnachtsferien. Sie residierten in den Gasthöfen und Pensionen, und in der Nebensaison war der Lift stundenweise am Nachmittag und am Wochenende für die Dorfkinder in Betrieb. So wurde er rasch zum beliebten Treffpunkt. In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Angebot freilich weiter. Aber dieser leichte, sonnige und übersichtliche Hang direkt im Dorf war schon immer ideal für Neulinge aus der ganzen Umgebung. Hier standen viele Menschen zum allerersten Mal auf Skiern und erinnern sich gerne daran.

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Haben auch Sie hier das Skifahren gelernt?

Nein, ich bin ein paar Kilometer unterhalb des Dorfes aufgewachsen. Als ich das erste Mal auf Skiern stand, war ich acht Jahre alt. Da gab es noch keinen Lift. Aber: Damals war das Militär für Übungszwecke in der Gegend, und unsere Schule bekam von den Leuten dort mehrere Paar Ski geliehen. Die Soldaten zeigten uns, wie es geht. Wir durften die Skier dann für eine Weile mitnehmen und konnten sie abwechselnd ausprobieren, taten dies aber am Hang direkt neben unserem Hof. Der Weg ins Dorf wäre mit diesen langen Dingern auch viel zu weit gewesen. Die Skier waren nicht wirklich kindgerecht, dementsprechend war auch die Fahrtechnik anders. Kurven machen erforderte einiges an Kraft. Das Skifahren haben wir uns mehr oder weniger durch Nachahmung selber beigebracht. Wir bretterten einfach die Hänge runter …

Das klingt abenteuerlich!

Abenteuerlich war früher auch die Pistenpräparierung. Der Schnee musste entweder plattgetreten oder gewalzt werden. Als wir den Tellerlift hatten, wurde damit eine große Holzwalze hochgezogen und von einem Skifahrer händisch runtergezogen. Die erste Schneekatze wurde erst Anfang der 1970er-Jahre angeschafft.

Mein Heimatdorft heißt Terenten. Es liegt auf einem schönen Hochplateau im Pustertal, zwischen den zwei großen Skigebieten Gitschberg Jochtal und Kronplatz, die jeweils eine knappe halbe Stunde Autofahrt entfernt sind. Direkt an ein großes Skigebiet angebunden ist unser Dorf nicht, hier schätzen wir alle die ruhige Lage zwischen Feldern und Wäldern. Das macht uns aber lange nicht zu Wintersportmuffeln, im Gegenteil: Es gibt Rodelbahnen, Winterwanderwege, einen Eisplatz – und natürlich unseren Dorflift namens „Panorama“.

Vor bald 30 Jahren stand ich genau auf dieser Piste zum ersten Mal auf Skiern. Die Abfahrten nach der Schule und in den Ferien – und heute nach Feierabend – waren und sind für uns immer so viel mehr als bloße Freizeitbeschäftigung: Hier sind wir an der frischen Luft, genießen das Gefühl von Freiheit auf dem Schnee und treffen unsere Freunde. Bestimmt geht es den anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern ähnlich. Jahr für Jahr lauschen wir genau hier den legendären Ski-Anekdoten der Älteren und erleben die vielversprechende Entwicklung der Jüngeren mit, vom Kinderübungsplatz zum Skikurs. Ganz Ehrgei-

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