Surprise 527/22

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eine zu sehen, zwischen einem Laden namens «Zebra» und dem Restaurant «Falken». Angekündigt sind das Jazzfestival, der Tag der offenen Museen, das «Stars in Town Festival» und ein Slow-up Event, wie Velotouren auch genannt werden. Radfahren ist populär. Tätowierte Frauen stossen Vintage-Velos, die wahrscheinlich älter sind als ihre Besitzerinnen. Eine Gruppe Elektrofahrradtourist*innen trifft sich an einem der Brunnen. Ein Mann schiebt sein mit der maximal möglichen Anzahl Taschen bepacktes Velo vorbei, er ist auf einer mehrtägigen Velotour mit Zelt, Kocher und Proviant. Wenn nur die Route nicht gegen den Wind verläuft. Eine Gruppe älterer britischer Rennvelo­ fahrer taucht auf, wahrscheinlich führt hier die Route vom oder zum Rheinfall durch, den sich niemand entgehen las­sen kann.

Tour de Suisse

Pörtner in Schaffhausen Surprise-Standort: Manor Einwohner*innen: 36952 Sozialhilfequote in Prozent: 3,79 Anteil ausländische Bevölkerung in Prozent: 28,4 Anzahl Kühe im Kanton Schaffhausen: 2638

Das Problem der ausgestorbenen Innen­ stadt kennt man in Schaffhausen nicht. An diesem sonnigen, windigen Vormittag wird flaniert, was das Zeug hält. Läden und Cafés sind geöffnet. Eine elegante Dame gönnt sich ein vor­mit­täg­li­ch­es Bier, aber nicht das der Schweizer Gross­ brauerei, sondern das italienische. Das passt, weht doch ausser dem Wind auch ein Hauch von Italianità durch die his­ torischen Gassen. Im nicht echt italie­ nischen Café sitzen echt italienische Männer und rauchen. Ein kleiner Traktor karrt einen langen Stand mit italieni­ schem Gelato herbei, gleich dahinter be­ findet sich ein italienischer Speziali­ tätenladen. Als besonders lecker erweist sich dann aber kein italienischer, sondern ein mexikanischer Imbiss, gleich beim Bahnhof. Surprise 527/22

Ein Tourist studiert einen dieser kleinen Stadtpläne, die in Hotels und Tourismus­ büros verteilt werden. Zu hören sind neben dem lokalen Dialekt auch jener der angrenzenden Region Deutschlands und eine Menge anderer Sprachen. Eine kosmopolitische Kleinstadt. Neben den schön geschmückten Fassaden gibt es Brunnen, einen davon mit einem Namen, der wahrscheinlich in ab­ sehbarer Zeit geändert werden wird. Auch die Häuser tragen Namen, wie «Zum Riesen» oder «Zur kleinen Kante». An einem wird auf der Fassade des Bürger­ meisters gedacht, der dort gewohnt und an der Schlacht von Grandson teilgenommen hat. Lange her ist das. Von den modernen Fassadenbeschriftungen, auch als Sprayereien bekannt, ist nur

Offenbar verfügt die Altstadt über ein Stammpublikum. Die Leute, die auf den Bänken sitzen, grüssen solche, die vorbei gehen. An Ständen gibt es frisches Gemüse und Erdbeeren aus der Region zu kaufen. Wer bald einen Kinderwagen benötigt, kann sich hier einen Eindruck verschaffen, es kommen innert kurzer Zeit praktisch alle gängigen Modelle vorbei. Vor dem Reisebüro wird posiert, ohnehin wird viel auf Handys geschaut, telefo­ niert und Wege erkundet, was angesichts des Windes einfacher ist als mit dem Stadtplan. Beliebt ist auch die analoge Tafel, auf der die Sehenswürdigkeiten sowie die kulinarischen und kulturellen Highlights eingetragen sind. Dort treffen sich die Leute zum Rauchen, es sind Einheimische, die wissen, wo sie stehen. Ein grosser Lastwagen taucht auf und stört die Fussgängeridylle, der Chauffeur verschwindet und kehrt nicht zurück.

STEPHAN PÖRTNER

Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist. 27


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