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Stopover Switzerland: Bernese Oberland

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Via Sherlock Holmes

Text: Anna Herbst

DE - You can find an English version further below.

Wandern und beobachten – in acht Etappen auf der Via Alpina die Vielfalt des Berner Oberlands erleben.

Die Via Alpina ist ein eindrucksvoller, 5000 Kilometer langer Weitwanderweg, der den gesamten Alpenbogen von Triest bis Monaco durchquert. Acht der insgesamt 342 Tagesetappen führen durchs Berner Oberland, vorbei an gewaltigen Landschaften und geheimnisvollen Schauplätzen. Etwa durch Meiringen und an den Reichenbachfällen vorbei, wo sich eine atemberaubende Geschichte abgespielt hat.

Der Bach, durch die schmelzenden Schneemassen geschwellt, stürzt in einen furchtbaren Abgrund, aus dem der Schaum emporwirbelt wie der Rauch aus einem brennenden Hause.

Mit diesen dramatischen Worten beschrieb Sir Arthur Conan Doyle im Jahr 1893 die 300 Meter hohen Reichenbachfälle bei Meiringen, die bei ihm "einen grauenerregenden Eindruck" hinterlassen hatten. Diese riesige Wasserkaskade bot in seinen Augen den perfekten Schauplatz für einen Showdown zwischen seinem Helden Sherlock Holmes und dessen Erzgegner Professor James Moriarty. Der erbitterte Kampf endet damit, dass sowohl der Held als auch sein Widersacher den Wasserfall hinab in den Tod stürzen – wodurch sich Doyle von der Last befreite, ständig neue Kriminalfälle für seine beliebte Romanfigur erfinden zu müssen. Allerdings hatte er die Rechnung ohne die Anhänger Sherlock Holmes’ gemacht, auf deren unermüdliches Pochen hin er den berühmten Detektiv fünf Jahre nach dem vermeintlichen Ende in Meiringen wieder in London einlaufen liess. Offenbar war beim Kampf nur Moriarty umgekommen, während Holmes überlebt hatte und für einige Jahre untergetaucht war.

In Bronze gegossen sitzt der Detektiv vor dem Sherlock Holmes Museum in Meiringen.

Cast in bronze, the detective sits in front of the Sherlock Holmes Mu seum in Meiringen.

Denkmal für den Detektiv

Die Geschichte machte die Reichenbachfälle weitherum bekannt und zieht seither die Fans des exzentrischen Detektivs ins Berner Oberland. Um die Gäste näher an das Naturschauspiel heranzutragen, wurde 1899 eine Standseilbahn gebaut, deren Wagen noch genau gleich aussehen wie beim Betriebsstart. Diese bringen die Besucher zum Ort des Geschehens und zur Gedenktafel, welche neben dem tosenden Wasser auf den tragischen Ausgang des Handgemenges vom 4. Mai 1891verweist. Ein Besuch lohnt sich aber auch für jene, die mit Sherlock Holmes nichts am Hut haben, denn der beeindruckende Ausblick auf die talwärts donnernden Wassermassen ist heute noch so eindrücklich wie zur Zeit Arthur Conan Doyles.

Zum 100. Todestag der Romanfigur wurde in der ehemaligen englischen Kirche von Meiringen das Sherlock Holmes Museum eröffnet, das unter der Schirmherrschaft der Sherlock Holmes Society of London steht. Im Museum blicken die Besucher in das unordentliche, sorgfältig rekonstruierte Wohnzimmer von Holmes und Dr. Watson, in dem sie spannende Ausstellungsstücke und Informationen zu Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle und zum viktorianischen Zeitalter finden. Ausserdem findet sich in Meiringen eine lebensgrosse Statue des Meisterdetektivs, der auf einem Stein sitzt und nachdenklich Pfeife raucht. Daneben steht eine Tafel mit 60 Rätseln – eines für jede Sherlock-Holmes-Geschichte.

Diese Geschichte ist ein gutes Beispiel für die vielfältigen Abenteuer, die Wanderer auf der Via Alpina erleben. So führt die Route von den Reichenbachfällen weiter durchs Rosenlauital, in dem schon Goethe ins Schwärmen geraten ist, und hinauf zur Grossen Scheidegg, von der aus der Blick in den Talkessel von Grindelwald schweift. Eine Etappe weiter führt die Via Alpina auf die Kleine Scheidegg, direkt unterhalb der legendären Eigernordwand, wo man bei guten Bedingungen Bergsteiger erspähen kann, die sich in die fast senkrecht aufschiessende Wand wagen. Drei Tage dauerte die Erstbesteigung 1938, davor waren viele Bergsteiger an der Wand gescheitert. 2015 kletterte Extrembergsteiger Ueli Steck in 2 Stunden, 22 Minuten und 50 Sekunden die Wand empor, ein bis heute ungebrochener Rekord.

Der Staubbachfall im Lauterbrunnental inspirierte Goethe zu einem Gedicht über die menschliche Vergänglichkeit.

The Staubbach Falls in the Lauterbrunnen Valley inspired Goethe to write a poem about human transience.

So geht es weiter auf gut ausgeschilderten Wegen durch zauberhafte Täler, über liebliche Pässe und vorbei an eindrücklichen Felswänden, die einem fast den Atem rauben. Kein Wunder, haben diese Landschaften nicht nur Bergsteiger, sondern auch grosse Künstler angezogen, die das Berner Oberland in Bildern, Texten und Liedern verewigt haben. So malte Ferdinand Hodler 1909 die Schynige Platte, die heute im Musée d’Orsay in Paris die Blicke auf sich zieht, Johann Wolfgang von Goethe liess sich 1779 angesichts des fast 300 Meter hohen Staubbachfalls im Lauterbrunnental zum Gedicht «Gesang der Geister über den Wassern» inspirieren und der Berner Musiker Polo Hofer schrieb 1985 im Lied «Alperose» über eine Nacht auf der Blüemlisalp – bis heute einer der bekanntesten und beliebtesten Schweizer Hits.·

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In this immense cascade of water he saw the perfect stage for a showdown.

EN

Hiking and sightseeing – experience the diversity of the Bernese Oberland in eight stages on the Via Alpina.

The Via Alpina is a spectacular, 5,000-kilometre-long hiking trail which crosses the entire arc of the Alps from Trieste to Monaco. Eight of the daily legs – there are 342 in total – take walkers through the Bernese Oberland, past vast landscapes and secret treasures. Through Meiringen and past the Reichenbach Falls, for example, scene of a thrilling fiction.

The torrent, swollen by the melting snow, plunges into a tremendous abyss, from which the spray rolls up like the smoke from a burning house.

Those were the dramatic words employed by Sir Arthur Conan Doyle in 1893 to describe the 300-metre-high Reichenbach Falls at Meiringen, which made a "terrifying impression" on him. In this immense cascade of water he saw the perfect stage for a showdown between his hero, Sherlock Holmes, and the latter’s archenemy, Professor James Moriarty. The bitter struggle ends with both the hero and his foe falling into the waterfall and plunging to their deaths – thereby releasing Doyle from the burden of constantly having to invent new cases for his popular character to solve. But he had not reckoned on Sherlock Holmes’ disappointed fans! Conan Doyle finally gave way to their ceaseless clamouring and the famous detective popped up in London again, five years after his presumed demise in the Bernese Oberland. In the end, only Moriarty had died in the deadly struggle, whilst Holmes had obviously survived, but disappeared from the scene for a few years.

A commemorative plaque for the detective

The tale brought fame to the Reichenbach Falls far and wide, and has drawn fans of the eccentric detective to the Bernese Oberland ever since. A cable railway was built in 1899 to take visitors closer to this natural spectacle. The wooden carriages in use today still look exactly the same as they did when the funicular first opened. They carry intrepid visitors close to the spot of the altercation, and to a commemorative plaque erected by the roaring water with an inscription recalling the tragic outcome of the scuffle which took place there on 4 May 1891. But even those who have no interest whatsoever in Sherlock Holmes will enjoy the trip: The views of the water masses thundering into the valley below are still as impressive today as they were in Arthur Conan Doyle’s time.

Der imposante Reichenbachfall blieb Arthur Conan Doyle als furchterregender Ort in Erinnerung.

The imposing Reichenbach Falls remained in Arthur Conan Doyle’s memory as a terrifying place.

The Sherlock Holmes Museum was opened in the former English Church of Meiringen to mark the 100th anniversary of the death of this emblematic figure. It stands under the auspices of the Sherlock Holmes Society of London. Visitors to the museum can admire the faithfully recreated living room of Holmes and Dr Watson and enjoy fascinating exhibits and information on Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle and the Victorian era. Meiringen is also home to a life-size statue of the master detective, portrayed sitting on a stone and pensively smoking a pipe. Next to the statue there is a plaque with 60 riddles – one for every Sherlock Holmes mystery.

That tale is a good example of the many wonderful experiences awaiting hikers on the Via Alpina. From the Reichenbach Falls, the route continues through the Rosenlaui Valley, which transported Goethe into raptures, and then up to Grosse Scheidegg, to enjoy stunning views over the valley basin of Grindelwald. One stage further on, the Via Alpina leads up to Kleine Scheidegg, immediately below the legendary Eiger North Face. When the weather is good, one can just make out daredevil mountaineers, toiling up the steep, almost vertical rock face. In 1938, the first ever ascent of the Eiger took three days, with many climbers losing their life in earlier attempts. In 2015, alpinist Ueli Steck set a new speed record for the Eiger North Face, which he soloed in 2 hours, 22 minutes and 50 seconds, a record which stands unbroken to this day.

Die Eigernordwand ist eine Herausforderung für viele Bergsteiger. Lange galt sie gar als unbezwingbar.

The Eiger North Face is a challenge for many mountaineers. For a long time it was even considered invincible.

And so the route continues along wellsignposted trails through enchanting valleys, across delightful passes and along immense rocky walls which leave one almost breathless. The attraction of these landscapes to alpinists is evident, but they have also drawn numerous great artists who subsequently immortalised the Bernese Oberland in image, text and song. Ferdinand Hodler’s painting of the Schynige Platte, completed in 1909, is now admired by visitors to the Musée d’Orsay in Paris, for example, whilst in 1779, Johann Wolfgang von Goethe’s experience of the almost 300-metre-high Staubbach Falls in the Lauterbrunnen Valley inspired him to write his “Song of the Spirits over the Waters” poem. In 1985, the late Bernese musician Polo Hofer wrote about a night spent on the Blüemlisalp in the song “Alperose” – still one of the best-known and most popular Swiss hits.·

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