Ruhr. Exposition These(n) für den post-industriellen Raum
erarbeitet von Tim Hornung betreut von Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl.
msa | münster school of architecture September 2022
Ruhr. Exposition These(n) für den post-industriellen Raum
erarbeitet von Tim Hornung betreut von Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl.
msa | münster school of architecture September 2022
EXPOSITION THESE
1. 2. 3.
Vorwort Kontext Annäherung
Ruhrgebiet
13
Geschichte Identität Tendenz Karten Phänomenologie Photographie Elemente
Der (post-)industrielle Raum Route Ein Tag in der Welt im Dickicht
Ort
81
Lageplan
(1)
Entwurfszeichnung der Traglufthalle für die Ruhr Expo 70
SVR 1970 markierte das 50-jährige Bestehen des Siedlungsverban des Ruhrkohlebezirk (SVR). Einst Deutschlands erste Raumpla nungsbehörde und Vorgänger des heutigen Regionalverbandes Ruhr (RVR), wurde der SVR am 05. März 1920 gegründet, um die durch die Industrialisierung bedingten sozial und hygienisch prekären Zustände der wachsenden Städte durch Aufstellung von Bebauungsplänen und Sicherung von Frei- und Grünflächen entgegenzuwirken und den rapiden Wandel der zuvor dörflichen Strukturen des Ruhrgebiets hin zu einem zusammenhängenden Wirtschaftsraum zu koordinieren.1
Ruhr Expo 70
Entschlossen, das Jubiläum als medienwirksames Ereignis zu gestalten und die äußere Wahrnehmung des Ruhrgebiets zum Positiven zu verändern, beauftragte der SVR den Hamburger Zu kunftsforscher Rüdiger Proske mit der Erstellung eines Exposés: das Ruhrgebiet als Megapolis. Unter Berücksichtigung stadtpla nerischer Aspekte und auf Grundlage von Datenbanken und Si mulationen sollten Besucher auf einer Ausstellung u.a. unter den Gesichtspunkten Mobilität, Arbeit und Technologie die Zukunft des Ruhrgebiets spielerisch am Computer erforschen.2
Das Düsseldorfer Designbüro CommunicationDesignwar für das passende Ausstellungskonzept zuständig. Die Arbeitsgemein schaft um Designer Horst Baumann, Architekt Gerhard Karsten, Grafiker Wolfgang Körber, und Maler und Bildhauer Heinz Mack sah eine halbkugelförmige Traglufthalle von 70 Meter Durchmes ser und drei kleinere Trabantenhallen auf den Festwiesen an der Alfredstraße in Essen sowie die Einbeziehung der vorhandenen Messehallen vor. Weitere Tragluftdome in verschiedenen Ruhr gebietsstädten sollten als Nebenzentren dienen und über ein Fernsehnetz mit dem Zentrum in Essen verbunden sein.3
Osaka Expo 70‘
(2)
Der Tower of the Sun inmitten des überdachten Festival Plazas auf der Osaka Expo 70‘
Absage
Die Gruppe um Baumann beteiligte sich 1967 auch an dem of fenen Wettbewerb zur Gestaltung des westdeutschen Pavillons für die Expo 70‘ in Osaka und wurde darauffolgend im April 1968 ebenfalls zur Teilnahme am Realisierungswettbewerb eingela den. Letztendlich ging der Zuschlag für die Umsetzung an den Berliner Architekten Fritz Bornemann, dessen in Zusammenar beit mit dem zu jener Zeit hoch angesehenen Avantgarde-Kom ponisten Karlheinz Stockhausen entwickelte Konzept Gärtender Musikeinerseits von der deutschen Fachpresse überwiegend kri tisch; jedoch gleichzeitig als Publikumsfavorit angesehen wur de.4 Insgesamt nahmen an der ersten Weltausstellung Japans, die am 15. März 1970 eröffnet wurde, 77 Länder unter der Leitung von Kenzō Tange und 12 weiteren japanischen Architekten teil. Unter dem Motto progressandharmonyformankinderkundeten rekordverdächtige 64 Millionen Besucher die verschiedenen Län derpavillons sowie die Symbol Zone mit den Themenpavillons, ferngesteuerten Robotern und dem überdachtem Festival Plaza, der vom heute noch existierenden Tower of the Sun dominiert wurde.
Nichts Vergleichbares wurde jedoch bei der trivial als „Ruhr Expo 70“ bezeichneten Veranstaltung erreicht, die von Mai bis Juni 1970 überwiegend in Essen stattfinden sollte. Ein Telegramm des SVR mit der Forderung „Arbeit sofort stoppen“ im April 1969 beendete die Planungen, nachdem aus den ursprünglich ange setzten 2 Millionen DM ein Kostenvoranschlag von 8,5 Millionen DM geworden war. Abgesehen von Haushaltsproblemen schoben Zeitungen und Kommentatoren die Schuld schnell auf regionale Eifersüchteleien und die Frage nach der Auswahl einer repräsen tativen Gastgeberstadt für das gesamte Ruhrgebiet. „Die Zukunft hat noch nicht begonnen, sie ist vertagt“, hieß es in der Mai-Aus gabe 1969 der Zeit 5, und das Ruhrgebiet “auf dem Weg ins Jahr 2000“, wie das Motto der Ruhr Expo 70 lauten sollte, würde auf sie verzichten müssen.
Heutzutage scheinen nur wenige Aufzeichnungen über die Ruhr Expo 70 zu existieren und mit ihrem gescheiterten und errati schen Versuch, das Ruhrgebiet neu zu definieren und zu bewer ben, reiht sie sich in eine lange Reihe gleichartiger Ansätze ein. In ihrem Scheitern liegt ihre eigentliche Enthüllung. Angesichts anhaltender radikaler Veränderungen und Begren zungen unseres Lebens und der Welt insgesamt stellt sich jedoch die Frage, wie sich eine solche „Expo“ in der heutigen Zeit vor dem Hintergrund drastisch wachsender Knappheit, veränder ter Mobilität, neuer Lebensstandards und der Nachfrage nach lokalen Freizeitangeboten schlagen würde. Nicht als „Expo“ per se, sondern als symbolische Offenlegung. In diesem Sinne ver steht sich der Begriff der „Exposition“ im Rahmen dieser Arbeit nicht als Expo im üblichen Kontext der Architektur, sondern als sowohl geschichtliches Motiv als auch narratives Gerüst sowie Darlegung als Voraussetzung weiterer Entfaltung um die Einbet tung und Verortung des Entwurfs im post-industriellen Raum als verbindendes Element des Ruhrgebiets zu legitimieren. Durch die typologische Erfassung und Aufarbeitung post-indus trieller Landschaften und Infrastrukturen, insbesondere derer durch die Montanindustrie des 20. Jahrhunderts hervorgebrach ten, sollen zukunftsfähige Interventionen und Transformations strategien entwickelt werden, die vor dem Hintergrund sich wandelnder Ressourcen- und Lebensansprüchen Bestand haben. Dabei soll die Agglomeration Ruhrgebiet mit seinen diffusen Grenzen, vernachlässigten Freiflächen und widersprüchlichem Daseinsanspruch zwischen gedachter europäischer Metropolre gion und gelebter Regionalrivalität als beispielhaftes Labor die nen.
Geformt von der monofunktionalen Nutzung der Vergangenheit, entzieht sich der (post-)industriell geprägte Raum des Ruhrge biets der klassischen Unterteilung in Stadt und (Um-)Land, ist nie ganz das eine noch das andere, sondern existiert in einem ständigen Zustand inhärenter Anspannung und Auflösung. Um die ihm innewohnenden, sowohl bekannten als auch noch nicht vollständig erschlossenen Potentiale zu erfassen und zu vermes sen, bedarf es einer Lesart, die losgelöst des nostalgischen Bli ckes sich der räumlich gegeben Situation nähert und diese objek tiv kartografiert. Eine Reihe von Interventionen, die sich nicht als Pavillons, sondern als „Suprastrukturen“ verstehen, zielt darauf ab einen experimentellen Beitrag zu der Erschließung und Erhal tung lange vernachlässigter Räume zu leisten und diese unter Be rücksichtigung ihrer ambivalenten Qualitäten für die Allgemein heit zugänglich zu machen.
(3)
Schnelle Einsicht? Eine Werbekampagne des SVR aus dem Jahre 1975 beschreibt das Ruhrgebiet nicht mehr als Megapolis sondern „mehrere Metropolen“ und „Städtestadt“
(1)vgl.:100 Jahre RVR: Die Gründungsgeschichte, unter: https://www.rvr.ruhr/politik-regionalverband/100-jahre-rvr/ gruendungsgeschichte-des-verbandes/ abgerufen am 29.08.2022
(2,5)vgl.:Zeller, Karin: Vertagte Zukunft an der Ruhr, „Arbeit sofort stoppen!“ – Die „Expo 70“ findet nicht statt, in: Die Zeit, 02.05.1969
(3)vgl.:Geers, Petra: Ruhr Expo 70 – Von Zukunftsplanern und Kirchturmdenkern, in: War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 307
(4)vgl.:
Sigel, Paul: Expo 1970 OSAKA. PROGRESS AND HARMONY FOR MANKIND in: Exponiert - Deutsche Pavillons auf Weltausstellungen, 2000, Verlag Bauwesen, s. 270
Erste Voraussetzungen für die das Ruhrgebiet bis heute nach haltig prägende Montanindustrie wurden bereits in der fünften geochronologischen Periode des Karbons in einem Zeitraum vor 358.9 Millionen bis 298.9 Millionen Jahren durch die Bil dung der Kohleflöze geschaffen. Damals entstand durch die In kohlung pflanzlicher Biomasse in den Wäldern Kohle als festes Sedimentgestein. Bereits um das Jahr 0, als die Römer in das heutige Ruhrgebiet vordrangen, wurden diese Urwälder durch die Germanen gelichtet, Erze verhüttet und Eisen und Bronze erschmolzen.1 Über die Jahrhunderte verstärkte sich die Land nutzung und spätestens im Mittelalter begann die verstärkte Abholzung der Wälder zur Gewinnung von Holzkohle, die zur Verhüttung von Raseneisenerz benötigt wurde oder von Stem pelhölzern, die zur Abstützung der Grubenbauten im Bergbau dienten.2
Ende 18. Jhd. (4) Rekonstruktion eines Steinkohlewaldes im Ruhrlandmuseum nach dem Kenntnisstand von 1984
Zum Ende des 18. Jahrhunderts finden sich im heutigen Ruhr gebiet entlang des Hellwegs, der traditionellen Handelsstraße von Karl dem Großen, an dessen Stelle heutzutage in Teilen die A40 liegt, nur einige wenige Siedlungen, die zur Deckung des Eigenbedarf Bergbau in den Wäldern von Duisburg und Essen betreiben und aufgrund der unterschiedlichen Maße, Gewich te, Zölle und Normen ihrer zehn Herrschaftsbereiche nur be dingt Handel mit den Erträgen des Bergbaus betreiben.3 Erst durch das „Allgemeine Preußische Landrecht“ wird eine ein heitliche Gewerbeordnung eingeführt, Folter und Ämterkauf abgeschafft, die Gewaltenteilung durchgesetzt und das Ruhr gebiet durch die preußische Herrschaft 1816 in seine bis heute noch bestehende Verwaltungseinheiten (Arnsberg, Düsseldorf, Münster) eingeteilt.4
Geschichte KarbonDer durch Spionage ermöglichte Nachbau der ersten englischen Dampfmaschine leitete den Übergang vom Stollen- zum Tief bergbau ein. Die Jahre 1815 bis 1830 verzeichneten eine verdop pelte Steigerung der Kohleförderung, die fortan auf der schiffbar gemachten Ruhr transportiert und am Ruhrorter Hafen ver schifft wurde.5 1832 gelingt dem ruhrorter (heutiges Duisburg) Unternehmer Franz Haniel erstmalig die Durchteufung („berg männisch“ für das Durchstoßen geologischer Gesteinsschichten) der den Kohleschichten aufliegenden, knapp 100 Meter starken Mergel- und Kalkgesteinen im Schacht „Franz“ in Essen Borbeck6 und somit die Erschließung der verkokbaren Fettkohle, die „auf grund ihrer temperaturbezogenen, physikalischen und chemi schen Eigenschaften unabdingbar für die neue Generation von Hochöfen war.“7 Ein Moment, der auch als die Geburtsstunde des klassischen, also montanindustriell definierten Ruhrgebiets an gesehen wird.8
Neben Haniel sind mit der anschließend folgenden Aufbauphase des Ruhrgebiets zwischen 1840 und 1865 auch Industrielle wie Mathias Stinnes, Gustav Mevissen, Friedrich Grillo und Alfred Krupp, aber auch zugewanderte Unternehmer wie die Hoeschs oder die Thyssens erwähnenswert. Sie alle verband die Her kunft aus eingesessenen Kaufmanns- und Unternehmerfamilien sowie die finanziellen Mittel zum Einstieg in den Bergbau.9 Die Erschließung des Ruhrgebiets erfolgte zunächst vornehmlich in Ost-West Richtung, wobei entgegen der zunehmenden Ex pansion der Städte am Hellweg das Emschertal kaum besiedelt und weitgehend frei von Stadtbildungen aus vorindustrieller Zeit war.10 Heutige Städte wie Gelsenkirchen oder Oberhausen sind auf Karten des Jahres 1840 noch nicht verzeichnet. Die fehlen
(5)
Kohletransport auf dem Hellweg zur FriedrichWilhelms-Zinkhütte in Mülheim. Lithographie gefertigt von Adolphe Maugendre nach 1849
1871 - 1914
Erster Weltkriegde Anbindung an historische Stadtstrukturen und die somit un gebremste Industrialisierung führte zur Bildung der heute noch erkennbaren Siedlungscluster rund um die neu entstandenen Produktionsanlagen entlang der Köln-Mindener Eisenbahn und des Rhein-Herne-Kanals.11 Die Arbeiter dieser Siedlungen lebten und arbeiteten meist unter prekären Bedingungen und sahen sich aufgrund der mangelnden staatlichen Regulation in ihren Fabriken mit Überproduktion und Konkurrenzdruck konfrontiert. Erst durch die Verfassung vom Dezember 1849 etablierte sich un ter ihnen die neue Klasse des Bürgertums und führte somit zur Durchsetzung der industriellen Revolution.12 Einhergehend mit der der deutschen Reichsgründung 1871 war auch eine Hochphase der Industrialisierung im Ruhrgebiet an getreten, die bis 1914 anhalten sollte. In Folge des Deutsch-Fran zösischen Krieges stärkten französische Kriegsentschädigungen den Kapitalmarkt und das eingenommene Lothringen lieferte das notwendige Eisenerz für die Herstellung von Stahl und Guss eisen.13 Dieses fand in der expandierenden Reichseisenbahn einen zahlungskräftigen Großabnehmer. Die steigenden Preise, Einkommen und Aktienkurse führen zu einer regelrechten Grün dungswelle von 1870 bis 1875 sowie 1895 bis 1913.14 Neue Metho den Unter Tage wie der Einsatz von Pressluftbohrer- und Ham mer, Dynamit zum „Schießen“ der Strecken sowie der Einsatz der elektronischen Pumpe zur Wasserhaltung vereinfachen den Abbau der Kohle und technische und chemische Innovationen, angeführt durch ein sich etablierendes Netzwerk der Verbund wirtschaft aus Zeche, Kokerei, Hütte und Kohlechemie um 1900, erweitern die Produktpaletten der Eisen- und Stahlunternehmen sowie Verwertungsmöglichkeiten der Kohle.15 Die immer höhe ren Gewinne der Unternehmer stießen in der breiten Bevölke rung, die sich bis 1870 verzehnfacht hatte und bis 1914 um weitere 700.000 Zuwanderer wachsen sollte16, auf Unmut. Die mittlerwei le gut organisierte Arbeiterbewegung forderte 1889, wenn auch erfolglos, in dem ersten koordinierten Massenstreik des Ruhr bergbaus eine Teilhabe an der Gewinnsteigerung. Weitere Tendenzen des sozialen Klassenkampfs der Gewerk schaften werden zunächst zu Beginn des ersten Weltkriegs aus „vaterländischen Gründen“ eingestellt.17 Unter den an der Front eingesetzten Soldaten finden sich viele Arbeiter aus den Fabri ken im Ruhrgebiet. Die Produktion fällt um die Hälfte. 1915 wer den Frauen sowie Kriegsgefangene aus Holland und Belgien ein gesetzt, um weitere Verluste aufzufangen.18 Der einst freie Markt wird nun zentral aus Berlin gesteuert und die Unternehmen in einem Stahlverbund zusammengeschlossen und dem Reichs kohlekommissar unterstellt.19
Erneut sind es die Unternehmer, die aufgrund des enormen Waf fenbedarfs des Stellungskrieges als finanzielle Gewinner hervor gehen, wodurch es zu weiteren Streiks im Spätwinter 1916/17 so wie in der ersten Hälfte des Jahres 1918 kommt.20
Mit dem Aufkommen der Weimarer Republik bilden sich im Zuge der Novemberrevolution auch erste Arbeiter- und Soldatenräte, die eine Verstaatlichung der Montanindustrie fordern.21 In Folge des Kriegsendes steht die Ruhrindustrie vor einer Vielzahl von ökonomischen Herausforderungen: Isoliert von den internatio nalen Märkten, abgeschnitten von den Rohstoffbasen in Lothrin gen und Oberschlesien, die fast 80% der nationalen Erzreserven ausmachen, und im Zuge des Versailler Friedensvertrags ohne nationalen Großauftraggeber wie es zuvor das Militär war. Der Einbruch der Rüstungsindustrie fordert 1925 die Stilllegung von 34 Zechen.22 Angesichts der anhaltenden Inflation der 1920er Jahre steht zunächst Schadensbegrenzung und Krisenmanage ment auf dem Tagesplan. Neue Großkonzerne, die Ende der 1920er Jahre wieder der Konkurrenz aus Frankreich und England wirtschaftlich und technisch überlegen sind, finden durch den New Yorker Börsencrash 1929 und dem damit verbundenen Weg fall der amerikanischen Kredite ein schnelles Ende. Bis Sommer 1932 werden 50% der Produktionskapazitäten im Bergbau und in der Eisenhüttenindustrie durch die Krise vernichtet.23
Kohlenhalden an der Zeche Zollern II/IV um 1930
(7)
Bombenschäden in den Werken I und II der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade, 31. Dezember 1944
1945
Durch die Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten 1933, in Teilen durch Ruhrindustrielle unterstützt, wird die Rüs tungsindustrie zum Motor der Konjunktur und das Ruhrgebiet zur „nationalen und internationalen Waffenschmiede des Rei ches“24, die das Land in vier Jahren kriegsfähig machen soll. Ab 1935 laufen Zechen und Hütten auf Hochtouren um die vielen staatlich subventionierten öffentlichen Baumaßnahmen zu be wältigen; die Arbeitslosigkeit zu reduzieren; und im Zuge dessen auch die einstige Arbeiterbewegung ohne großen Widerstand zu zerschlagen.25 Angriffe der alliierten Luftwaffe ab 1941 treffen überwiegend die Bevölkerung. Wenn auch die Zerstörung der mittlerweile durch die ständige Überlastung in Verschleiß gera tenen Industrieanlagen groß ist, so vergleichsweise gering sind die Auswirkungen auf die Produktion.26
In den unmittelbaren Nachkriegsjahren sieht sich das Ruhr gebiet, neben den zerstörten Städten und Infrastrukturen sowie aufgrund von Kriegsgefangenheit fehlenden Arbeiterschaft, auch mit der Demontage und unternehmerischen Entflechtung der Konzerngiganten der Montanindustrie durch die Alliierten kon frontiert.27 Unter strenger Überwachung geht jedoch bereits 1947 die rasche Modernisierung der Ruhrindustrie voran, sehen doch die USA und Großbritannien in der Wirtschaftskraft der jungen Bundesrepublik Deutschlands einen wichtigen Faktor in dem aufziehenden Ost-West-Konflikt.28
Bedingt durch das explosive Wirtschaftswachstum verändert sich das Landschaftsbild an Ruhr und Emscher rasant. Massen motorisierung überzieht das Gebiet mit einem dichten Netz aus Straßen, wobei die eigentlichen Flächennutzungsstrukturen der 1950er Jahre eine Reproduktion der Zwischenkriegszeit sind und somit die strukturellen Unterschiede zwischen der Hellwegzone und dem Emscherraum bestehen bleiben.29 Weitere technische Innovationen erleichtern die Arbeit unter Tage. Die steigende Wirtschaftskraft führt zu einem sprunghaften Anstieg der Bevöl kerungszahlen gegenüber der Vorkriegszeit. Rund eine Million neue Bewohner, viele davon aus vormaligen deutschen Gebieten, der DDR oder nun auch aus Italien und Jugoslawien, verzeichnet das Ruhrgebiet. 607.000 Menschen sind Mitte der 1950er Jahre im Bergbau beschäftigt.30 Bereits 1957 läutet jedoch das Vordringen des Erdöls auf den europäischen Markt, das durch die Abschaffung von Einfuhrzöl len durch die Bundesregierung noch weiter gefördert wird, den bis heute andauernden Prozess des Zerfalls seiner industriellen Grundlagen ein.31 Neue Anbieterländer für Kohle drängen zeit gleich auf den Weltmarkt und bringen die Industrie an der Ruhr aufgrund der stetig fallenden Preise in Bedrängnis. Bis zum Jahre 1969 werden 54% der Förderkapazitäten stillgelegt. 320.000 Berg leute verlieren innerhalb eines Jahrzehnts ihren Arbeitsplatz und 133 Zechen- und Kokereistandorte werden aufgegeben.32 Durch die erste allgemeine Wirtschaftskrise der Bundesrepublik 1966/67 endet für viele Arbeitnehmer die Vollbeschäftigung und die Nachfrage nach Kohle geht weiter zurück. Ein „Gesetz zur An passung und Gesundung des deutschen Steinkohlebergbaus“ soll 1967 Strategien für den schrittweisen Rückzug aus dem Bergbau festlegen und mit dem „Entwicklungsprogramm Ruhr“ 1968 die notwendigen Rahmenbedingungen für den Wandel verbessert und verstärkt auf Bildung gesetzt werden.33
Die Ölkrise im Jahr 1973 legt die Abhängigkeit der Industrie länder von den fossilen Energien dar und wirkt dabei wie ein ökonomisches Warnsignal für das krisengebeutelte Ruhrgebiet. Mit dem Abschluss des „Jahrhundertvertrag“ 1975 soll die Kohle stromversorgung durch eine Zwangsabgabe auf den Strompreis (Kohlepfennig) bis zum Ende des Jahrhunderts gesichert wer den.34 Neben der Kohle drängen nun auch stahlproduzierende Hüttenwerke aus Ländern der „Dritten Welt“ auf den internatio nalen Stahlmarkt. Die Produktion im Ruhrgebiet fällt innerhalb eines Jahres von 40 auf 30 Millionen Tonnen. Rund die Hälfte der 283.000 Beschäftigten verliert ihre Arbeit. Ferner machen inno vative Kunststoffe der Chemieindustrie dem Stahl in der Auto produktion, wie z.B. im Opel-Werk in Bochum, Konkurrenz und
1950er 1960er 1970er
1980er
Mit der Absicht, die bisher vernachlässigten Städten beidseitig des Problemraums39 Emscher, die Mitte des 20. Jahrhunderts als schmutzigster Fluss Deutschlands galt und die „Kloake des Ruhr gebiets“ genannt wurde, einem Imagewandel zu unterziehen, wurde von 1989 bis 1999 als „vorläufig letzte Konzeption ganz heitlicher Regionalplanung“40 die „Internationale Bauausstellung Emscher-Park (IBA) durchgeführt. Die freiliegenden Gewerbeund Industriebrachen wurden als Alleinstellungsmerkmal unter den sonst hochverdichteten Altindustriegebieten Europas gese hen und sollten als entscheidendes Flächenpotential des Raumes entlang der Emscher transformiert werden. Dabei wurde von drei Grundprinzipien ausgegangen: der zukunftsorientierten Nutzung des Potentials an Frei- und Brachflächen; der Förderung der städtebaulichen, wirtschaftli chen, sozialen und Identitätspotentiale durch Einzelprojekte und der organisatorischen Gleichbehandlung des Gebietes.41 Weitere 400.00 industrielle Arbeitsplätze sollen bis zur Vollendung der IBA zur Jahrtausendwende im Ruhrgebiet wegfallen. Am 21. De zember 2018 wurde mit dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop das letzte aktive Steinkohlen-Bergwerk im Ruhrgebiet offiziell geschlossen und die Steinkohlenförderung in Deutschland ein gestellt. 42
(9)
Großevent und ein Hauch von Utopie: Be sucher gehen auf der für die RUHR 2010 gesperr ten A40 spazieren
Identität Die Frage nach der Identität des Ruhrgebiets, dem größten Bal lungsraum Deutschlands mit ca. 5 Millionen Einwohnern, ist immer zu gleich auch eine Frage nach der Identität ihrer 53 selbstständigen Städte und Kommunen. Als Metropolenregion inmitten Europas vielfach durch die „ambitionierte Rhetorik des offiziellen Stadtmarketings“43 herbeigepredigt, geht diese Defini tion doch an der Lebensrealität und Identifikation der Bürger mit ihrem Umfeld vorbei. Wurde der Begriff „Ruhrgebiet“ zunächst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zur Anwerbung von Gast arbeitern als Beschreibung für eine kommunenübergreifende Industrieregion verwendet,44 hat er sich inzwischen, neben „Revier“, als geläufigste Bezeichnung etabliert. Umgangssprach lich findet wiederrum der Begriff „Pott“ (auch Kohlenpott oder Ruhrpott) häufig Verwendung. Andere Versuche hingegen, das Ruhrgebiet als „Ruhrstadt“ oder „Metropole Ruhr“ zu vermarkten, konnten sich in der allgemeinen Bevölkerung und dem alltägli chen Sprachgebrauch aufgrund einer „mangelnden Leitbildfähig keit des Namens“45 nicht durchsetzen. Jedoch lässt sich trotz aller übergreifender Namensbegriffe für die Region ein unterschiedlich ausdifferenziertes Zugehörig keitsgefühl der Einwohner verschiedener Städte zum Ruhrgebiet ausmachen. Scheint doch das südliche Ruhrgebiet und damit die direkt am namensgebenden Fluss „der Ruhr“ gelegenen Städte sich stärker mit der Idee eines Ruhrgebiets zu identifizieren als solche an den Randgebieten. Regionale Rivalitäten, wie sie sich etwa beim Derby (also dem Spiel zweier Mannschaften aus der gleichen Region) im Fußball entladen, sind alltäglich und ver bunden mit dem Wegfall des identitätsstiftenden Alleinstel lungsmerkmals „Kohle plus Industrie“, welches nun gemeinsa me Geschichte und nicht mehr gelebte Gegenwart ist,46 herrscht oftmals wieder „Kirchturmpolitik“. Neue Märkte wie etwa im Dienstleistungssektor oder der Hochtechnologie sowie der Bau von Hochschulen konnten den Strukturwandel vom Industriege biet hin zur Bildungslandschaft nur bedingt realisieren und sein „Schmuddelimage“ ist das Revier nie vollständig losgeworden. AufderSuchenachderIdentitätdesRuhrgebietslassensichheut zutage abseits der Großevents wie einst der IBA oder RUHR.2010 vermehrt nostalgisch behaftete Entwicklungen vor allem jün gerer Menschen beobachten, die die gelebte Realität ihrer Groß elterngeneration vermischt mit Retro-charme als Branding für das selbstgebraute Craft Beer (GE Bräu) den Lieferservice (Pott salat) oder das eigene Modelabel (This is Gelsen) nutzen und da durch, wenn auch indirekt, einen Anspruch an die gleichwertige Betrachtung des Ruhrgebiets als legitimen, kulturell vielfältigen und urbanen Ort erheben. Frei nach dem Motto: Arm, aber sexy.
Um das Ruhrgebiet auf seinem weiteren Weg durch die Un sicherheiten und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu navigieren, braucht es nicht allein einen wirtschaftlich und mo netär getriebenen Strukturwandel. Vielmehr bedarf es einem neuen Selbstverständnis. Zwar ist die Bedeutung der Industrie kultur für die Region unumstritten, jedoch scheint der Blick oft in der Vergangenheit zu verharren und Zukunftsvisionen sowie Leitbilder, insbesondere auf regionaler Ebene, sind meist unter entwickelt.47 Keine neue gemeinsame „Gesamtidentität“ wird jemals an die Zeit der Industrialisierung anknüpfen können. Die „Metropole Ruhr“ als Innovationshub geht an der Lebens realität der Menschen im Ruhrgebiet vorbei und wirkt in einem globalen Kontext angesichts ihrer „Vision einer an expansiven Wachstum orientierten Prosperität in Zeiten begrenzter Res sourcen, Überbevölkerung und Klimawandel nicht besonders innovativ.“48
Unter der Fragestellung: „Welche Bilder möchte das Ruhrge biet in Zukunft produzieren?“ lohnt sich eine Rückbesinnung auf das schon vorhandene ohne den Blick durch die rosa-rote Nostalgiebrille. Einem VRR fehlt die coolness einer BVG und den Städten, bis auf wenige Ausnahmen, historisch bedingt die „Ent faltungsräume für bestimmte, urbane Lebensformen“49, wie sie ein Berlin bieten kann. Hier besteht Nachholbedarf, um Kreativ schaffende und qualifizierte Arbeitskräfte langfristig binden zu können. Erste Modellversuche, etwa in innenstadtnahen Lagen in Gelsenkirchen, zeigen positive Ergebnisse beim Entgegen wirken von Leerstand und Zerfall - zumindest, solange die Fi nanzierung gesichert ist.
Andere Entwicklungen, wie der 2013 angelegte Emscherkunst weg entlang der, nun doch erst nach 30 anstatt nach 10 Jah ren renaturierten Emscher, kanalisieren die einzigartigen und „Archipel-ähnlichen“ Qualitäten der Landschaft des Ruhrgebiets in sich und bilden positive Beispiele für den Umgang mit sei ner räumlichen Beschaffenheiten. Sinnvoll eingebettet in das bestehende Netz aus Industriekultur erzeugen solche Projekte positive Synergieeffekte.
Neben medienwirksamen Großevents wie der anstehenden Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 oder dem Bau des 115 Kilometer Radschnell Ruhr (RS1) wird es vor allem viel Arbeit im Kleinen erfordern – eine Vielzahl von Leitbildern, die den Lebensrealitäten der Menschen im Ruhrgebiet gerecht wer den, anstatt dem großen Ganzen.
(10)
„The City of Thousand Fires“ - Internetpräsenz des Modelabels „This is Gelsen“
(1,2)vgl.:Hiller, Dieter A.: Geboren aus Feuer und Eis, in: Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 85
(3,4,5)Feustel, Mark: Das Ruhrgebiet, in: The Regionmaker – RheinRuhrCity, 2002, Hatje Cantz, S. 196 vgl.:
(12,15,16,17) vgl.:ebenda, S. 198 (18,19,20,21,22,23,25,26) vgl.:ebenda, S. 200 (24,27)vgl.:ebenda, S. 30
vgl.:ebenda, S. 202(28,30,33,34,35) (29,31,32)vgl.:ebenda, S. 31 (36) vgl.:ebenda, S. 33 (37)vgl.:ebenda, S. 34
(6,9,13,14) Wehling, Hans-Werner: Montanindustrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet – Raumzeitliche Entwicklungen im regionalen und europäischen Kontext, in: Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 21
vgl.:
vgl.:ebenda, S. 204(38) (39,40)vgl.:ebenda, S. 35 (41)vgl.: ebenda, S. 36
(7,8)http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/html/aufstieg_und_rueckzug_der_montanindustrie/Entfaltung_der_montanindustrie_/ rohstoffe_technologie.php%3Fp=0,0.html abgerufen am 30.08.2022
vgl.:
vgl.: (10,11)Ganser, Karl: Von der Industrielandschaft zur Kulturlandschaft, in: Industriekultur – Mythos und Moderne im Ruhrgebiet, 1999, Klartext Verlag, S. 11
Witsch, Katrin: Ein letztes „Glück auf!“ – Mit der Steinkohle endet für Deutschland eine Ära, unter: handelsblatt.de abgerufen am 30.08.2022
(42)vgl.: Einhoff, Matthias: Identität, in: Archipel Invest: Inseln künstlerischer Experimente im Ruhrgebiet, 2014, ZK/U Press, S. 11 (43,46,48) vgl.:
(45)vgl.: (47,49)vgl.:ebenda, S. 172
(1) siehe:
Lepp, Nicola: Das vermessene Land; in: Feuer und Flamme – 200 Jahre Ruhrgebiet, 1995, Klartext Verlag, S. 89 (11)
„Corputius-Plan“ der Stadt Duisburgs im 16. Jahrhundert
Karten Im Folgenden soll durch eine Auswahl von gesammelten Karten aus verschiedenen Quellen ein auszugsweiser Querschnitt über die Er fassung des Ruhrgebiets in selbiger Form gegeben werden. Mehr als nur reine Orientierungshilfe liegt der Karte in der Wahl ihres Fokus, Kontext und Stils auch immer etwas Reflektives und Repräsentati ves inne. Gleichzeitig sind Karten in ihrer Gültigkeit und Wirkung stets zeitlich begrenzt; informieren über längst Vergangenes und lassen Schlussfolgerungen für die geschichtliche Entwicklung einer Region zu.
Gerhard Mercator selbst, dem es 1569 gelang „…mittels eines Netz werkes von Längen- und Breitengrad eine winkeltreue Weltkarte zu entwerfen“1 ,unddermitseinerfortanbenannten„Mercator-Projekti on“nichtnureinenneuenStandardinderNavigationderWeltmeere, sondernauchinderBetrachtungeinerEuropazentriertenWeltsetzte, wurde zuvor 1551 von Wilhelm dem Reichen an die neu zu gründen de Universität Duisburg als Professor für Kosmografie berufen. Wenn auchMercatordieGründungderUniversitätselbstzuLebzeitennicht mehr miterlebte, so sollte er dennoch als Lehrer erfolgreiche Talente hervorbringen. Der niederländische Kartograph und Schüler Mer cators, Johannes Corputius, veröffentliche 1566 eine detailgetreue ProjektionderdamalsklevischenStadtDuisburg,genanntCorputiusPlan, die sich in ihrem Grundriss dem heutigen Urkataster annähert.
Seitdem ist die Stadt entlang des Rheins gewachsen und ihr heutiger Zustand,verwobenimGeflechtdesRuhrgebiets,ließeeinederartkla re Darstellung ihrer Grenzen zum Umland nur bedingt zu. Gleiches gilt für das gesamte Ruhrgebiet, das sich mit einer Gesamtfläche von 4.435 km² nur noch in Teilausschnitten und Betrachtungen erfassen lässt.
Kreis, kreisfreie Städte und Gemeinde
Westfälische Bucht
Niederrheinische Bucht
Rheinisches Schiefergebirge
Nach der Einführung des Ruhrgebiets als Ganzes, gliedert sich das folgende Kapitel der „Annäherung“ in die Absätze „Elemente“, „Photographie“ und „Phänomenologie“. Ver bunden mit einem Maßstabssprung soll durch verschiede ne Methoden eine stufenweise Annäherung an den postindustriellen Raum erfolgen und dieser somit erschlossen und „dekodiert“ werden.
Ein Teilausschnitt in Gelsenkirchen Ückendorf, der ein bereits vertrautes Umfeld in dem Potentiale vermutet wer den bildet, fungiert dabei als „zoom-in“ und „abgestecktes Labor“ und wird zunächst als Ort in seinem Gesamtkon text der Stadt eingeführt.
Nachfolgend dient der Abschnitt „Elemente“ zur Untersu chung der Teile aus denen sich der post-industrielle Raum zusammensetzt. Diese werden anschließend nach ein hergehender Beurteilung und Kategorisierung photogra phisch „begangen“ um sie auf Augenhöhe im Kontext ihres Daseins und unter Entfaltung ihrer Wirkung im Raum zu dokumentieren. Schlussendlich dient die darauffolgende phänomenologische Aufbereitung zur Aufschlüsselung der vorgefundenen Atmosphären unter Verwendung von referenziellen Inspirationsquellen. Vorbereitend für die letztendliche/n „These/n“, die über den post-industriellen Raum aufgestellt werden sollen, dient die Annäherung als Ganzes zur Ermittlung von Ansatz punkten für die weitere Bearbeitung.
Die kreisfreie Großstadt Gelsenkirchen liegt im Zentrum des Ruhrgebiets und grenzt an die Städte Herne, Bochum, Essen, Bottrop sowie den Kreis Recklinghausen. Ihre Ge schichte ist eng mit der Montanindustrie verwoben und die Stadt trägt aufgrund der vielen Fackeln, mit denen Ko kereien früher das überschüssige Koksofengas entsorgten, auch den Beinamen Stadtder1000Feuer.
Geographisch gesehen liegt Gelsenkirchen an den flachen Hängen des breiten Emschertals und war aufgrund der Anbindung an den Rhein-Herne-Kanal sowie die KölnMindener Eisenbahn ein wichtiger Standort zu Zeiten des Kohleabbaus unter Tage. Anfang der 1960er Jahre erlebte die Stadt mit fast 400.000 Einwohnern ihren bisherigen Höhepunkt im Wachstum der Bevölkerung. Seitdem ge hört Gelsenkirchen zu den „schrumpfenden Städten“ und Prognosen zeigen, dass auch die aktuelle Bevölkerung dichte von 260.000 Einwohnern in den nächsten 10 Jahren um fast 9% zurückgehen wird.
Aufgrund der intensiven Verformung der Landschaft und damit verbundenen Bergsenkungen liegt die Stadt heutzu tage zum Großteil unerhalb des Hauptvorfluters Emscher und wird durch anhaltende Maßnahmen der Emscherge nossenschaft mittels Entwässerungspumpen vor Überflu tung geschützt.
Vorbereitend für die phänomenologische und photogra phische Annäherung an den post-industriellen Raum in den anschließenden Kapiteln, dient der folgende Katalog zur ersten Gliederung der dort vorgefundenen Elemente. In ihrer Konstellation und Repetition bilden sie den postindustriellen Raum und dienen parallel als Zeitartefakte, an denen sich die anthropogene Formung des Raumes ge schichtlich in verschiedensten Facetten ablesen lässt.
Die kategorische Ordnung dieser Elemente ermöglicht es, Bezüge untereinander auszumachen, thematische Motive zuerkennen und potentielle Ansatzpunkte für die weitere Bearbeitung zu identifizieren.
Dabei lässt die Entnahme der Elemente aus einem pers pektivischen Luftbild die materielle Beschaffenheit und Qualität der Elemente erkennbar werden.
Die Auswahl der vorgefundenen Elemente beschränkt sich auf einen zuvor per Luftbilder und Karten ausgemachten Bereich in Gelsenkirchen Ückendorf in einem Radius von 2 km, der anschließend photographisch erkundet werden soll und sich als „Stichprobe“ des post-industriellen Raums versteht, die exemplarisch für das gesamte Ruhrgebiet steht
Gelsenkirchen Ückendorf
Betrachtungsfeld des post-industriellen Raums und seiner Elemente in einem Radius von 2km.
Kategorie: Bauwerk / Gebäude Einerhergehend mit der Be schäftigung in einer Zeche war oft auch die Unterbringung in einem Zechenhaus. Ganze Straßenblöcke und Viertel sind durch die Wiederholung des selben Typus geprägt
Kategorie: Bauwerk / Infrastruktur
Pumpwerke wie dieses der Em schergenossenschaft finden sich vielfach im Ruhrgebiet. Begradigungen von Fluss und Bachläufen sowie die Fol gen des Bergbaus machen ihren Einsatz notwendig um Überflutungen vorzubeugen
Kategorie: Bauwerk / Gebäude
Leerstand und Brachflächen des post-industriellen Raums bieten viel Platz für neue Industrie
Kategorie: Bauwerk / Infrastruktur „Unsichtbar“ und wichtig zu gleich; Infrastrukturen wie diese finden sich meist ver steckt
Kategorie: Bauwerk / Städtebau Kleingartenanlagen finden sich oft verstreut im Geflecht des post-industriellen Raums. Ent gegen ihrer historischen Rolle als Ort der Selbstversorgung der Arbeiterklasse dienen sie heute eher zu freizeitlichen Zwecken
Kategorie: Bauwerk / Versorgung Kioske oder Trinkhallen, ob im Erdgeschoss eines Mehrfamilien hauses oder wie in diesem Falle von „Holgers Erzbahnbude“ frei stehend, bilden einen wichtigen sozialen Treffpunkt und dienen auch zur alltäglichen Versorgung
Kategorie: Bauwerk / Gebäude
Hinterlassenschaften aus der Zeit der Montanindustrie in ruinösem Zustand finden sich auch heute noch in vielen Ruhrgebietsstädten
Kategorie: Bauwerk / Landschaft
Die Brachfläche kann als logische Konsequenz des Ablebens einer industriellen Periode verstanden werden und findet sich im Ruhr gebiet in verschiedensten Formen und Größen wieder. Durch das Fehlen von menschlicher Intervention ist sie sich selbst überlassen und bietet Platz für Drahtschmie lengräser und Birkenwälder. Diese besonders resistente Vegetation gedeiht auch auf den oftmals be lasteten Böden ehemaliger Indus trieflächen
Kategorie: Bauwerk / Infrastruktur
Trassen und damit verbun dene Brückenkonstruktionen dienten einst zum Transport von Erz und Kohle. Heutzutage bilden sie ein stetig wachsen des Netz aus Fahrradwegen
Strommast
Kategorie: Bauwerk / Infrastruktur Aufgrund der zerstreuten Besied lung des Ruhrgebiets und dem damit einhergehem Wechsel von Wohngegenden und Freiflächen findet der Strommast oft Einzug an sonst im „städtischen Kon text“ ungewohnten Orten und bekommt somit eine starke Prä senz im post-industriellen Raum
Kategorie: Landschaft / Infrastruktur Einst aufgrund der starken Belastung durch häusliche und gewerbliche Abwässer sehr negativ konnotiert, bieten heutzutage viele Kanäle durch intensive Renaturierungsarbeiten wieder ein Ort für eine vielfältige Fau na und Flora und Platz für Erholung
Die folgendenen Photographien sollen die zuvor unter suchten Elemente in ihrem Dasein und unter Entfaltung ihrer Wirkung im Raum dokumentieren. Dabei finden sich sowohl zuvor vermutete Motive wie die Brachfläche oder die Ruine als auch neu Entdecktes, wie z.B. die atmosphä rischen Qualitäten der Fauna und Flora. Wie ein roter Fa den zieht sich dichter Wald und Gestrüpp durch den postindustriellen Raum und Hasen und Füchse laufen einem beim Erkunden der Trasse vor die Linse.
Die Erkundung des Ruhrgebiets und der einzigartigen In dustrielandschaft die es hervorbringt mittels der Photo graphie blickt vor allem auf drei entscheidene Persön lichkeiten zurück. Der 1897 geborene Photograph Albert Renger-Patzsch, der „...die Identität des Ruhrgebiets im Hinterhof entdeckte“1 und als einer der Initiatoren der neu en Sachlichkeit in der Photographie gilt, leistete mit sei nem Werk einen erheblichen Beitrag zur Dokumentation der landschaftlichen Veränderungen des Ruhrgebiets in den 1920er und 30er Jahren. Ebenso verhält es sich mit den Arbeiten des renommier ten Künstlerpaares Bernd und Hilla Becher, deren Photo graphien von Industrieanlagen im Ruhrgebiet aber auch weltweit eine typologische Erfassung einer Architektur bildet, die heutzutage aufgrund des Untergangs der Mon tanindustrie an vielen Standorten verschwunden ist.
(1) vergleiche: Janzen, Thomas: Zwischen der StadtAlbert Renger-Patzsch - Photographien des Ruhrgebiets, 1996, Verlag Ostfildern, S. 11
(13)
Bernd und Hilla Becher Zeche Hannibal Bochum 1973
(12) Albert Renger-Patzsch Formsandgruppe, Bottrop 1929
Im Folgenden soll, aufbauend auf den bereits in den Ka piteln „Elemente“ und „Photographie“ ermittelten „Teilfrag menten“, durch eine phänomenologische Betrachtung des post-industriellen Raums des Ruhrgebiets, dieser auf seine atmosphärisch erlebbaren Qualitäten und inhärenten Wir kungspotentiale untersucht werden.
Abseits der bereits etablierten Betrachtung als „Industrie kulturstandort“ haben sich durch ausbleibende menschli che Intervention neue Atmosphären gebildet, die losgelöst von der historisch industriell bedingten Vergangenheit be schrieben werden müssen.
Unter Hinzunahme gesammelter Referenzen versteht sich das Kapitel als eine Art alphabetisches Kompendium um die von dem Räumen des post-industriellen Raums ausge hende Wirkungsweise phänomenologisch zu beschreiben.
Mattheur Große Straße IIÖl auf Hartfaser, 118 x 95, 1962
Fast kein anderer Raum spiegelt den anthro pogenen Einfluss auf die Umwelt in gleichem Maße wieder wie der post-industrielle. Seine Entstehung ist Synonym mit der Einleitung ei nes neuen, geologischen Zeitalters, in dem „…die Menschheit den dominanten geophysikalischen Einfluss auf das Erdsystem hat.“1 In seinem Be stehen liegt die Kraft nicht nur über ein vergan genes Industriezeitalter zu informieren sondern auch über das menschliche Handeln insgesamt in einem lokalen und globalen Maßstab zu re flektieren.
(1) siehe:
Dürbeck, David: Das Anthropozän Erzählen: fünf Narrative, unter: https://www.bpb.de/ abgerufen am 30.08.2022
industriellen Raums und seiner Hinterlassen schaften sind oftmals von einer „ikonischen“ und nostalgisch belasteten Betrachtungweise einer vergangenen Industrieperiode geprägt. Die Erschließung neuer Räume hat das Potential neue (Leit-)Bilder zu produzieren, die eine Region in ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung positiv beeinflussen.
(2) siehe:
Prossek, Achim: Fazit: Bild und Raum, in: BildRaum Ruhrgebiet – Zur symbolischen Produk tion der Region, 2009, Verlag Dorothea Rohn, S. 16
(15) Konglomerat mit Kohle- und Tonflatschen Brache
„Das Bild als gebündelte Information prägt die Wahrnehmung des Raumes, das Selbst- wie Fremdbild. Es wird geprägt und gebildet durch Erinnerung, beeinflusst diese aber wiederum in einem reziproken Prozess.“2 Die Bilder des post-
Brachen agieren in ihrer „sinnlichen Präsenz als Vergangenheitsgestalten menschlicher Raumnut zung.“3 „In ihrem sichtbaren Zerfall veräumlicht sich die Zeit, wie sich der Raum - in dem die Dinge an ihren Orten sind - verzeitigt.“4 Im Kontext des post-industriellenRaumserscheinensieoftimZu sammenhang mit der Ruine ; bieten einen Schutz raum für Pflanzen und Tiere; sind zugleich aber auch meist durch ihre vorherige Nutzung belastet Insbesondere in der Erdeeiner solchen Brachflä che zeichnen sich die Spuren der vergangenen menschlichen Eingriffe ab und ihre Umnutzung ist oftmals mit erheblichem Aufwand verbunden.
(3,4) siehe:
Hasse, Jürgen: Die Brache, in: Was Räume mit uns machen - und wir mit ihnen. Kritische Phänomeno logie des Raumes, 2015, Verlag Karl Alber, S. 266
Meist als scheinbar endlose Ressource verstanden, zeigt sich in der Entnahme von Proben aus dem postindustriellen Raum die atrifizielle Zusam mensetzung seiner Böden. Als zeitliches Artefakt spiegeln sie die menschliche Ver formung der Erde wie der und können ein neuen Verständnis im Umgang mit diesem essentiellen Rohstoff erwirken.
Einem „Kulturisierungsprozess“ unterworfen, ist die Ausgangsnatur des Ruhrgebiet „nicht nur überformt, sondern völlig ausgemerzt“ und „... entstanden ist ein Kulturprodukt das nun umge kehrt (Stichwort Industrienatur) in einen Trans formationsprozess gerät, der jetzt aber von der „Natur“ gesteuert wird.“ 5
(5) siehe: Stottrop, Ulrike: Unten und Oben. Die Naturkultur des Ruhrgebiets, in: Unten und Oben - die Naturkul tur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomo, S. 11
(16)
Saurer Rohboden mit geringer Natursubstratabdeckung in Aschen und Bergematerialgrus über Trümmerschutt vom Gelände der ehemaligen Kokerei der Zeche „Rheinelbe“ in Gelsenkirchen Ückendorf
In seiner Synthese aus Leere und Aktivität ist der post-industrielle Raum in der Lage zwei gegen sätzliche Zustände in sich zu vereinen. Touris tisch erschlossene, stark frequentierte Orte, die in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, existieren parallel, oftmals in gleicher geografi scher Position, zu Orten außerhalb des gesell schaftlichen Norm. In ihrem wechselwirkenden Zusammenspiel bilden sie ein System aus er schlossenen und scheinbar prekären, isolierten Räumen. Diese bedingen sich gegenseitig und gehen dabei Synergien ein die das Potential des jeweiligen anderen freilegen.
Der Schrifsteller J.B. Jackson liefert die treffen ste Definition der Landschaft des post-indust riellen Raums und beschreibt sie allgemein als „... a collection, a system of man-made spaces on the surface of the earth.“ „Whatever its shape or size it is never simply a natural space, a feature of the natural environment; it is always artificial, always synthetic, always subject to sudden or unpredictable change. We create them and need them because every landscape is the place whe re we establish our own human organization of space and time. It is where the slow, natural processes of growth and maturity and decay are deliberately set aside and history is substituted.“5
(5) siehe: Brinckerhoff, John Jackson: Concluding with Landscapes, in: Discovering the Vernacular Landscape, 1984, Yale University Press, S. 156
(17)
Um die post-industriellen Gegebenheiten des Ruhrgebiets als ein zusammenhängen des System in all seinen Komponenten zu verstehen, bedarf es eines komplexen Raum begriffs, der die Fragestellung nach dem Raum als „Wirkungsgefüge wechselseitiger natürlicher und anthropogener Faktoren, Ergebnis landschaftsprägender Prozesse, Prozessfeld menschlichen Handels, soziales und ökonomisches Konstrukt sozialer Hand lungen von Gesellschaften, Organisationen und Individuen, deren Ergebnis sich auch als erdräumlich materielles Substrat nieder schlägt, und als Medium und Ziel der Macht ausübung, der Einflussnahme von Orgnasi tationen und anderen sozial und politischen System“6 begreift.
(6) siehe: https://www.spektrum.de/lexikon/geo graphie/raum/6432 abgerufen am 30.08.2022
(18) Manfred Szejstecki Unter Essen 1988(7) siehe: Hasse, Jürgen: Die Brache, in: Was Räume mit uns machen - und wir mit ihnen. Kritische Phänomeno logie des Raumes, 2015, Verlag Karl Alber, S. 268
(15) Fettkohle aus dem Flöz Sonnenschein in Gelsenkirchen
Routen sind essenzielles Mittel zum Erleben und Verstehen des Ruhrgebiets. Erst durch das aktive Erfahren der zersiedelten Landschaft erschließt sich das Bild des Raumes.
In der Ruine „verdichtet sich die Gestaltvielfalt räumlich ausgedehnter Industriebrachen“7 Sie kündigt den Übergang von einer Raumnutzung zu einer brachliegenden Fläche an.
Im Sinne der narrativen und thematischen Weiterführung der „Exposition“ sowie im Kontext der bereits im post-industriellen Raum des Ruhrgebiets sowohl freizeitlich als auch kulturell eta blierten Wege, sollen sich auch die folgenden Interventionen in ihrer seriellen Abfolge als zusammenhängende Route verstehen; hat diese sich doch aufgrund der „zersiedelten“ Art des Ruhr gebiets und der Abfolge von inhaltlich zusammenhängenden Elementen entlang eines Landschaftsraums als bewährte Form zum Erleben eben dieses bewährt.
Dabei vermittelt eine Sequenz aus zuvor in der „Annäherung“ ausgemachten Fragmenten, bestehend aus „Kokerei Alma“, „Mo todrom“ und „Erzbahnbrücke“, die im post-industriellen Raum vorgefundene Leere und macht sich diese zum Motiv. Im Zu sammenspiel mit der bereits touristisch erschlossenen „Route der Industriekultur“ bietet diese neue Route einen „Abstecher in‘s Dickicht“, der die Passanten aus ihrer gewohnten Sphäre locken soll und somit sowohl potentielle Synergieffekte erzeugt als auch für die Wertschätzung dieser „gewachsenen“ Räume sensibili siert.
Der Lageplanausschnitt zeigt Route und Fragmente in ihrem Umfeld in Gelsenkirchen Ückendorf an der östlichen Grenze zu Herne. Als idealer Schnittpunkt ergibt sich dabei „Holgers Erz bahnbude“, ein bereits stark frequentierter Treff- und Versor gungspunkt entlang der Route der Industriekultur. Unschwer zu erkennen ist gleichzeitig aber auch die fortschreitende Ansied lung neuer Industrie, die mit ihrer anonymen Architektur nicht die „Leitbildfähigkeit“ der ihr zuvor gegangenen Montanindustrie besitzt und den post-industriellen Raum immer weiter verdrängt.
Naturschutzgebiet / "Almagelände"
O s pt r e ußens t r a ße
Erzbahnbrück e N r .9 (Pfeilerbahn )
Holgers Erzbahnbude
Halde Röhlinghausen
Köln-Minden-Bahn
Naturschutzgebiet / "Almagelände"
Trasse
O s pt r e ußens t r a ße
Erzbahnbrück e N r .9 (Pfeilerbahn )
sseTra Deponie "Thyssen" Deponie "Thyssen"
Holgers Erzbahnbude
Trasse
Halde Röhlinghausen
(1) vgl.: Busch, Wilhelm: Kontinuität und Brüche im Werk von Schrupp und Kremmer, in: Symmetrie und Symbol: Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2002, S. 129
(2,3) ebenda, S. 50 (19)
Kokerei Alma Die Gesamtplanung der Zentralkokerei Alma mit Nebengewin nungsanlagen und Betriebsgebäuden geht zurück auf die Archi tekten Fritz Schupp und Martin Kremmer. In ihrem Werkver zeichnis findet sich eine Vielzahl von ikonischen Gebäuden aus der Hochzeit der Montanindustrie, darunter auch die Zentralko kerei Nordstern am Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen sowie die Zeche Zollverein in Essen. Beauftragt durch die Zechengruppe Gelsenkirchen der Vereinig ten Stahlwerke AG entstand 1927 auf einem spitz zulaufenden, dreieckigen Grundstück zwischen zwei Bahngleisen in Gelsen kirchen Ückendorf ein „Gesamtensembles aus der räumlichen Gruppierung klarer Baukörper.“1 Dabei musste aufgrund von Platzmangel das eigentliche Verwaltungsgebäude, das früher auch den Haupteingang der Anlage bildete, außerhalb des Grund stücks platziert und der Zugang über die Bahngleise durch eine Brücke angebunden werden.2 Heutzutage existiert nur noch die nördliche Bahnstrecke der ehemaligen Köln-Mindener Eisen bahngesellschaft, die das Gelände vom Schalker Verein abgrenzt. Die direkt am Verwaltungsgebäude anschließende Bahnstrecke wurde zu einer Trasse für Fußgänger und Radfahrer konvertiert. Beliefert wurde die Zentralkokerei durch die umliegenden Nach barzechen Alma und Pluto.3 Mit der Stilllegung der Kokerei im Jahre 1963 folgte auch der sofortige Abriss der Betriebsanlagen, einzig das Verwaltungsgebäude blieb erhalten und wurde nach einer Restaurierung Anfang der 80er Jahre kurzzeitig von einer Druckerei benutzt. Trotz der Aufnahme 1987 in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen bleibt das Gebäude seitdem unbenutzt. Heutzutage wird das Gebäude oft mit der Assoziation „lost place“ in Verbindung gebracht und als solcher auch im Internet publi ziert.
+0,69
Konzept
Die intensive Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Ver waltungsgebäude der Kokerei Alma in Form von Begehungen, Photographie und Planerstellung offenbart einen ambivalenten Zustand. Einerseits verlassen und in Teilen baufällig, erzeugt die stark verschachtelte Raumanordnung und schlechte Belich tungssituation ein Gefühl von Unsicherheit. Gleichzeitig entfal tet sich bei längerer Betrachtung eine durch den Leerstand der vergangenen 40 Jahre bedingte, ganz eigene Atmosphäre. An genehm kühl sind doch die Wände aus dem für die Region so typischen dunklen Backstein an einem heißen Sommertag wäh rend von draußen das Zwitschern der Vögel hereindringt. Hohe Büsche umringen das Gebäude und auf den Vordächern wachsen kleine Bäume und Pflanzen.
Aufgrund neu angesiedelter Gewerbe und einer damit einherge hend eingeschränkten Zugänglichkeit und Sichtbarkeit von der Almastraße im Süden des Gebäudes, sieht der Entwurf eine Er schließung über einen Schleichweg von der von Fahrradfahrern und Spaziergängern stark frequentierten Trasse aus vor. Dabei bilden Interventionen, die auf Öffnung und Schließung von be stimmten Raumbereichen abzielen, einen Rundgang und laden ebenso zum Verweilen ein. Gleichzeitig soll der sich durch den Leerstand entwickelte Zustand des Gebäudes und der Natur er halten bleiben und die Interventionen einen verhältnismäßigen Beitrag zum weiteren Erhalt leisten.
110
+9,77 RouteTHESEEin Tag in der Welt im Dickicht
Kokerei Alma EntwurfGrundriss Dachgeschoss
(1,3) siehe: https://www.gelsenkir chener-geschichten.de/ wiki/Motodrom_Gelsen kirchen (2,4) siehe: https://www.kuladig. de/Objektansicht/KLD290485
(20) Die Rennstrecke
Motodrom Sechs Jahre nach Stilllegung der Kokerei Alma und dem damit verbundenen Abriss der Betriebsanlagen legte 1969 die Rhein ländische Altwagen Gemeinschaft (RAG) unter ihrem damali gen Präsidenten und Autohändler Anton „Tony“ Brenner auf der vorhandenen Brachfläche die Rennstrecke Motodrom Gelsen kirchen, auch Almaring genannt, an.1 Zunächst nur mit einer Schotterdecke versehen, wurde die Strecke anfangs sowohl für Auto- als auch Motorradrennen genutzt. Erst mit der Asphal tierung der Rennstrecke im Jahre 1977 fokussierte sich das Programm ausschließlich auf Autorennen. Dabei wurden soge nannte Altwagen- und später Autospeedway-Rennen von aus schließlich privaten Fahrern mit teils abenteuerlichen Eigenbaukonstruktionen absolviert.2 150 – 200 Teilnehmer gingen Anfang der 1980er Jahre pro Renntag (jeden 1. und 3. Sonntag im Monat) in 8 verschiedenen Fahrzeugklassen an den Start.3 Die lediglich 750 Meter lange und 7,5 Meter breite Rennstrecke selbst war im Gegensatz zu den meisten anderen SpeedwayStrecken kein reines Oval, sondern „eine ca. 20 Meter schmale Schleife mit einer engen Kurve an der Zufahrt zur Strecke im Osten und einer sehr engen Kurve im Westen, an der auch das Fahrerlager angelegt war.“4 Lediglich eine spärliche Leitplanke trennte damals Zuschauer von der direkt in die Rasenfläche über gehende Rennstrecke. Nach Häufung von Lärmbeschwerden der Anwohner sowie etwaiger sicherheits- und umweltrelevanter Bedenken wurde die Strecke 1984 stillgelegt. Heutzutage ist das Gelände überwiegend bewaldet. Nur die Leit planken und Asphaltdecke überdauern wie Relikte aus einer an deren Zeit. Das Geoportal der Stadt Gelsenkirchen klassifiziert den dort wachsenden Wald als Drahtschmielen-Birkenwald, eine für Brachflächen dieser Art typische Waldart.
Konzept
Der Eingriff in das Motodrom versteht sich als Intermezzo im post-industriellen Raum und konzentriert sich auf einen kleinen Bereich in der Westkurve der Rennstrecke. Auf einer kleinen Auf schüttung, die sich von der Seite der Trasse aus an die Höhe der Leitplanke angleicht, verdichten sich die Relikte aus der aktiven Zeit der Rennstrecke in Form von Autoreifen, Absperrpollern und Trennwänden. Obwohl Trasse und Motodrom sich in unmittel barer Nähe zueinander befinden, liegt beiden eine sehr unter schiedliche Atmosphäre zugrunde. Während ersteres als stark frequentierte Freizeit- und Mobilitätsroute etabliert ist, wird das Motodrom höchsten von ortskundigen Spaziergängern in Beglei tung ihres Hundes aufgesucht. Eine Begegnung hat hier oft etwas Situatives und Unerwartetes, ist doch die Rennstrecke aufgrund der ihr inneliegenden Geometrie und dichten Vegetagion nur schwer einsehbar.
Durch die Adaption der vorgefundenen Elemente mittels einfa cher Interventionen soll ein Moment der Verfremdung enstehen, der den Zufallsbegegnungen im post-industriellen Raum einen Platz bietet und zu einer Pause einlädt. In der Summe eine Art Wohnzimmerim Wald, das sowohl Spaziergängern als auch der regionalen Fauna und Flora Raum geben soll und die Fläche als Ganzes für eine breitere Öffentlichkeit etabliert um sie somit gleichzeitig auch vor Entwicklungen wie dem neuen Logistik park im Norden der Rennstrecke zu schützen.
(1) siehe: https://www.gelsenkir chener-geschichten.de/ wiki/Erzbahn
(2,3) siehe: https://www.gelsenkir chener-geschichten.de/ wiki/Erzbahnbrücke
(4) siehe: https://gdi.gelsenkir chen.de/
Erzbahnbrücke
Die Erzbahnbrücke Nr. 9, ist die längste Brückenkonstruktion der Erzbahn, einer ehemaligen Eisenbahnstrecke, die über eine Strecke von neun Kilometern vom Rhein-Herne-Kanal in Gel senkirchen bis zum Bochumer Verein am Rande der Bochumer Innenstadt führte und dessen Hochöfen mit Eisenerz versorgen sollte.1 Zeitweilig waren an ihr Netz auch das Stahlwerk Schalker Verein sowie die Zeche Alma in Gelsenkirchen Ückendorf ange schlossen. Mit dem Bau der Erzbahn wurde 1901 begonnen. Ihre Fertigstellung erfolgte erst 1930. Heutzutage ist sie unter dem Na men Erzbahntrasse als Freizeitroute bekannt. Die Erzbahnbrücke Nr. 9 wurde von Gelsenkirchener Bergwerks-AG in Auftragt ge geben und 1918/19 gebaut.2 Drei aufeinanderfolgende, genietete Stahlbrücken bilden die gesamte Erzbahnbrücke und überspan nen eine Stützweite von insgesamt 343,60 Metern. Während das nördliche bzw. südliche Ende der Brücke durch eine Fachwerk trägerbrücke von 45 bzw. 33 Metern Länge gebildet wird, führt ein 256 Meter langer und knapp 14 Meter hoher Viadukt über ein Tal entlang der Ostpreußenstraße, die sich westlich von ihr befindet.3
(21) Die Erzbahnbrücke Nr. 9 (Pfeilerbahn) in den 1950er Jahren
Die östliche Seite des Viadukts wird durch einen für das Ruhr gebiet typischen haldenähnlichen Berg begrenzt. Ein Auszug aus dem Boden- und Altlastenverzeichnis des Geoportals der Stadt Gelsenkirchen offenbart, dass es sich dabei um die „De ponie Thyssen“ handelt, die unter der Verdachtsflächennummer. 51.001 geführt wird und von 1952 – 2001 aktiv war.4 Aufgrund des starken Baum- und Sträucherbewuchs ist die Deponie weder zu gänglich noch wirklich aus Höhe der Erzbahnbrücke wahrnehm bar. Lediglich die auf ihr platzierten Strommasten im östlichen Bereich sowie ansteigenden Baumgipfel lassen die topographi schen Gegebenheiten erahnen.
Ein Blick auf das Ensemble aus Erzbahnbrücke und Deponie aus der Luft offenbart die artifizielle Beschaffenheit der vermeintli chen Halde. Während die Steigung weder vom Boden noch von der Erzbahntrassse wirklich wahrnehmbar ist, zeigt sich hier an stelle eines Gipfel ein nahezu flaches und rechteckiges Plateau.
Ein Ort, der sich der regulären Definition eines Naturraumsent zieht und ohne jeglichen menschlichen Eingriff in den letzten 20 Jahren gewachsen ist.
Die Intervention zielt darauf ab, die Erzbahnbrücke an dieser Stel le mittels einer parallel angelegt Fahrbahn zu entschleunigen, zum Verweilen einzuladen und die Passanten des post-indust riellen Raums für diese neuen Landschaftstypologien zu sensi bilisieren. An einer weniger dicht bewachsenen Stelle lädt die Fahrbahn in Form einer Schlaufe dazu ein, selbst auf Erdkundung zu gehen. Nach der Devise „nur gucken, nicht anfassen“ bietet sich von ihrem Wendepunkte aus ein besserer Blick auf diesen sonst verschlossenen Ort, ohne diesen gleichzeitig zugänglich zu machen. Der Weg zurück bietet einen kurzen Adrenalinstoß während man unter den Seilen der Hochspannungsmasten und zwischen den Gipfeln der Bäumen zurückrollt.
Parallel dazu ermöglicht eine Treppenanlage die sonst verbor gene Konstruktion der Brücke zu bestaunen und das unter ihr liegene Tal zu erschließen. Gekoppelt mit den fortlaufenden Re naturierungsarbeiten im Umfeld der Hüller Bachs besteht hier ein großes Potential für zukünftige Synergieeffekte.
Suprastrukturen Entgegen der „unsichtbaren“ Infrastrukturen (infra=unter,da runter, unter) des post-industriellen Raums bilden die Supra strukturen (supra=oben,oberhalb)Intervention der „Sichtbarma chung“. Vorhandene Potentiale sollen durch sie amplifiziert und zugänglich gemacht werden.
Ihre Ästhetik und Materialität orientiert sich an den vorgefunde nen Elementen, enthält aber gleichzeitig auch ein Moment der Verfremdung um sie als autonome Mitspieler in den Landschaft des post-industriellen Raums identifizierbar zu machen. Durch ihre Eigenähnlichkeit zueinander lassen sich sie als Teil einer zusammenhängenden Sequenz verstehen und in ihrer Funktio nalität durch die möglichen Nutzer leichter deuten.
Die Beschäftigung mit dem post-industriellen Raum offenbart des sen Potential über das menschliche Schaffen und Eingreifen in die Natur zu reflektieren. Nicht auf eine nostalgisch, wissenschaftlich orientierte Weise wie sie durch viele Museen und Industriedenk mäler bereits praktiziert wird oder durch eine überwiegend tou ristische Erschließung über „Landmarken“, wie es die IBA in Teilen praktiziert hat, sondern über eine atmosphärische, beinahe „aben teuerliche“ Annäherung, die dem Zeitalter des bewusstwerdenen Anthroprozäns gerecht wird.
Die Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, das Empfindnis der All gemeinheit gegenüber Orten außerhalb der gesellschaftlichen Nor malität zu sensibilisieren. Oftmals als „lost places“ und „Angsträu me“ konnotiert oder durch iIllegale Vermüllung in ihrer Wertigkeit verkannt soll der Entwurf in der Summe diese Orte als legitime Räume innerhalb der Gesellschaft etablieren und Wahrnehmungs grenzen verschieben.
Gleichzeitig sollen die suprastrukturellen Interventionen einen entwurflichen Ansatz für den experimentellen Erhalt „ruinöser“ Gebäude und schwer kategorisierbarer Landschaftsräume bieten. Entsprechend der sich rasant verändernen Umstände in Bezug auf KlimawandelundRessourcenknappheitstellensieinihrerMaßhal tigkeiteinenvertretbarenEingriffdar.DabeisindZeitundLeerstand als entwurfliche Faktoren zu verstehen, die es in ihrer jetzigen Qua lität zu erhalten und in zukünftigen Prozessen mitzudenken gilt.
Letztendlich ist das Fortbestehen eines einzigartigen Landschafs raums als Ganzes, der durch neue Industrie und Neubausiedlung bedroht wird, das erklärte Ziel dieser Arbeit.
Borsdorf, Ulrich: Feuer & Flamme. 200 Jahre Ruhrgebiet. Die Ausstellung im Gasometer Oberhausen, 1995, Klartext Verlag
Brinckerhoff, John Jackson: Discovering the Vernacular Landscape, 1984, Yale University Press Broich, Jacqueline Maria; Ritter, Daniel: Die Stadtbrache als „terrain vague“ - Geschichte und Theorie eines unbestimmten Zwischenraums in Literatur, Kino und Architektur, 2017, transcript Verlag
Busch, Wilhelm; Scheer, Thorsten: Symmetrie und Symbold - Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer, 2002, Verlag der Buchhandlung Walther König
Einhoff, Matthias: Archipel Invest - Inselns künstlerischer Experimente im Ruhrgebiet, 2014, ZK/U press
Ganser, Karl; Höber, Andrea: Industriekultur - Mythos und Moderne im Ruhrgebiet, 1999, Klartext Verlag
Geers, Petra: Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp
Geers, Petra: War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, 2000, Verlag Peter Pomp Hasse, Jürgen: Was Räume mit uns machen - und wir mit ihnen. Kritische Phänomenologie des Raumes, 2015, Verlag Karl Alber
Grebe, Stephanie; Grütter, Heinrich Theodor: Albert Renger-Patzsch - Die Ruhrgebietsfotografien, 2018, Verlag der Buchhandlung Walther König
Höber, Andrea; Ganser, Karl: Industriekultur – Mythos und Moderne im Ruhrgebiet, 1999, Klartext Verlag,
Matern, Antje: Urbane Infrastrukturlandschaften in Transformation | Städte | Orte | Räume, 2016, transcript Verlag
NRW-Forum Kultur und Wirtschaft: The Regionmaker - RheinRuhrCity, 2002, Hatze Cantz Verlag
Prossek, Achim: Bild-Raum Ruhrgebiet – Zur symbolischen Produktion der Region, 2009, Verlag Dorothea Rohn
Sack, Manfred: Siebzig Kilometer Hoffnung: Die IBA Emscher Park - Erneuerung eines Industriegebiets, 1999, Deutsche Verlags-Anstalt Weilacher, Udo: Syntax der Landschaft - Die Landschaftsarchitektur von Peter Latz und Partner, 2008, Birkhäuser Verlag AG
Sigel, Paul: Exponiert - Deutsche Pavillons auf Weltausstellungen, 2000,Verlag Bauwesen
BVG Berliner Verkehrsbetriebe
IBAInternationale Bauausstellung
RVR Regionalverband Ruhr
SVR
KVRKommunalverband Ruhrgebiet Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk
VRRVerkehrsverbund Rhein-Ruhr
Vorwort
(1)
War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 309
(2) https://storymaps.arcgis.com/stories/22171478f45b4c3abd1df7fedd03c59f abgerufen am 29.08.2022
(3) War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 118
Kontext
(4) Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 63
(5) Ruhrmuseum / Kunstmuseum Alte Post
(6) War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 169
(7) War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 128
(8) War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 251
(9)Regionalverband Ruhr
(10)https://www.thisisgelsen.de/ abgerufen am 30.08.2022
(11)https://de.wikipedia.org/wiki/Corputius-Plan#/media/Datei:DuisburgVogelschauplan1566.jpg abgerufen am 30.08.2022
Karte Luftbild
Karte Städte
Karte Zugehörigkeit
Eigene Zeichnung basierend auf Karten des Regionalverbands Ruhr
Eigene Zeichnung basieren auf: http://www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de/ Karte | abegrufen am 30.08.2022
Eigene Zeichnung basierend auf: Bild-Raum Ruhrgebiet – Zur symbolischen Produktion der Region, 2009, Verlag Dorothea Rohn, S. 126
Eigene Zeichnung basierend auf Karten des Regionalverbands RuhrKarte Geographie
Karte IBA Eigene Zeichnung basierend auf Karten des Regionalverbands Ruhr
Karte Industriekultur
Karte Logo
Karte Puzzle
Eigene Zeichnung basierend auf: Industriekultur S. 61
Eigene Zeichnung basierend auf Karten des Regionalverbands Ruhr
Eigene Zeichnung basierend auf: War die Zukunft früher besser? Visionen für das Ruhrgebiet, Verlag Peter Pomp, 2000, S. 120
Annäherung
ElementeEigene Zeichnungen basierend auf Daten von Google Earth
Albert Renger-Patzsch - Die Ruhrgebietsfotografien, 2018, Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 49 (12)
https://www.artlog.net/de/kunstbulletin-12-2017/bernd-und-hilla-becherfotografie-als-skulptur (13)
(14) https://www.kunsthalle-sparkasse.de/kunstwerk/detail/mattheuer-wolfgang-grosse-strasse-ii-1962.html
(15) Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 61
(16) Unten und Oben - Die Naturkultur des Ruhrgebiets, 2000, Verlag Peter Pomp, S. 82
(17) https://www.nachtzeichen.de/styled-2/Info/files/tag-zauberlehrling.html abgerufen am 30.08.2022
(18) https://www.werkstatt-ev.de/nachlass-many-szejstecki/ abgerufen am 30.08.2022
These
https://digit.wdr.de/entries/90310 abgerufen am 24.08.2022 (20)
Photographie des Regionalverband Ruhr(21)
Druck: CCC Druck und Medien GmbH Coerdestraße 44, 48147 Münster
Papier: Munken 115gr/m², offen Circle Offset 170gr/m², offen
Schriftarten: Roboto Slab Roboto Condensed
Alle Inhalte dieser Arbeit, sofern nicht anders angegeben, sind geistiges Eigentum des Autors
Ruhr. Exposition These(n) für den post-industriellen Raum
erarbeitet von Tim Hornung betreut von Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl.
msa | münster school of architecture September 2022