ba.m1.2 _analysis revised 1.0
dokumentation | ba.m1.2 _analysis revised 1.0 ambros piewack | fabio petry prof. kazu blumfeld hanada © MSA | münster school of architecture 2023
vorwort
index model villa tugendhat
villa tugendhat und mies van der rohe
analyse
erster step zweiter step
finales modell
index model house in yanakacho
analyse house in yanakacho erster step zweiter step dritter step
finales modell
house of gardens grundstück
funktion und aufbau modellfotos bildmontage
Der Kurs Design Basics || befasst sich mit der Gestaltung von Raum und legt den Fokus auf das Thema Wohnen.
Ausgangspunkt ist die Moderne:
Die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe wird in der Literatur als Paradebeispiel von Villenarchitektur in der klassischen Moderne bezeichnet.
Durch die Analyse des Hauses werden sowohl generelle Motive der Moderne, als auch die gestalterischen Prinzipien von Mies van der Rohe deutlich.
Die Analyse wird anhand eines Index Models verdeutlicht.
Im zweiten Step wird mit den Yanakacho Haus ein zeitgenössisches Wohnhaus analysiert. Hierbei werden die Gestaltungsprinzipen und die zugrundeliegende progressive Haltung der Architekten zum Thema Wohnen ebenfalls anhand eines Index Models erforscht.
Anhand der so herausgearbeiteten Prinzipien, wird im letzten Schritt ein Wohngebäude in Münster entworfen.
1928 wurde Mies van der Rohe von Grete und Fritz Tugendhat beauftragt, ihr Haus zu planen.
Da die Vorstellungen der Bauherren und Mies Vorstellungen nahe beieinander lagen und Geld für Grete und Fritz keine Rolle spielte, konnte Mies in dem Projekt seine Vorstellungen von Raum und von Wohnen realisieren. Heute gilt das Haus als das bedeutenste Wohnhaus, welches er in Europa geschaffen hat.
Mies van der Rohe ist in bodenständigen Verhältnissen aufgewachsen. Er erlernte das Tischlerhandwerk und arbeitete in der väterlichen Steinmetz- und Zimmermannsfirma. Er studierte im Folgenden Architektur an der Technischen Hochschule in Aachen. Ab 1908 arbeitete Mies in verschiedenen Büros in Berlin, unter anderem auch bei Peter Behrens. Behrens selbst gehörte zur Avantgarde der Architekturszene und Mies lernte dort Le Corbusier und Walter Gropius kennen, die ihn beeinflussten. Generell war dies die Zeit in der Mies anfing, sich intensiv mit der Architekturtheorie zu beschäftigen. Im Laufe der Zeit entwickelte er so eine Haltung, mit der er später zum Aushängeschild der modernen Architektur wurde.
So leitete er auch den Bau der Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927), in der moderne Architekten ihre Visionen vom modernen Bauen veranschaulichen wollten.
Ein Jahr später begann er mit der Planung der Villa Tugendhat. Für die Konstruktion verwendete er ein Stahlskelett, was es zuvor im Wohnhausbau noch nicht gab. Dadurch hatte er die Freiheit sein offenes mordernes Raumkonzept umzusetzen. Auch die verbaute Technik im Haus selbst, war für die damalige Zeit hochmodern. So ließen sich zwei der Fenster der Fensterfront im Wohngeschoss automatisch und vollständig herunterfahren. Außerdem verwirklichte er ein modernes Lüftungs- und Heizungskonzept. Besonderen Wert legte er zusätzlich auf hochwertige Materialien. Das Haus wurde bis ins kleinste Detail geplant. Alle Elemente waren an einem Raster ausgerichtet und er designte zusätzlich eigene Möbel für die Villa Tugendhat, die die Konzeption des Gebäudes widerspiegeln.
Sein Zitat „Gott steckt im Detail“ beschreibt seine Vorgehensweise bei der Planung gut und erklärt auch die Qualität des Hauses.
Das Haus befindet sich in Brünn. Durch die Hanglage werden die Dimesionen des Gebäudes von der Straße aus nicht ersichtlich. Von hier aus wirkt es außerdem verschlossen.
Beim Durchschreiten der Villa, durchlebt man Räume mit unterschiedlichen Lichtstimmungen. Man gelangt von einem introvertierten Lichtraum, der keine Aus- und Einblicke gewährt, über einen geschlossenen Treppenabstieg in einen offenen weitläufigen Wohnraum.
Er vereint Bibliothek, „Herrenzimmer“, Salon, Esszimmer und Musikzimmer zu einem fließenden Raum.
Durch die geschickte Setzung von Wänden funktionieren alle Zonen unabhängig voneinander und sind doch miteinander verbunden. Durch zwei große Fensterfronten zum Garten, verschmilzt das Außen mit dem Innen visuell und ist doch räumlich klar getrennt. Der begrünte Wintergarten bildet eine Zwischenzone zwischen innen und außen, die die Verschmelzung der Welten verstärkt.
analyse _erster step
Für die Analyse werden einzelne Aspekte und Themen des Hauses herausgenommen und genauer betrachtet.
So werden nach und nach die Prinzipien deutlich, die schlussendlich in einem Index Modell veranschaulicht werden.
Im ersten Step, wird versucht die Erfahrung, die man beim Erleben des Gebäudes macht, zu analysieren.
Außerdem wird die Raumkomposition des Hauptraumes analysiert. Dazu werden die wichtigen Elemente herausgefiltert und auf eine Ebene projiziert.
Mit Gewindestangen wird das Raster nachgebildet, welches auch der Villa Tugendhat zugrunde liegt. Innerhalb dieses Rasters wurden die Elemente des Wohnraumes neu angeordnet. Durch das Spiel mit den Elementen wurde ein besseres Verständnis für die Raumkomposition geschaffen.
Im zweiten Step wird der Hauptraum weiter analysiert. Der fließende Raum zwischen den einzelnen Zonen wird durch verschiedene Szenanrien aufgezeigt. Die verschiedenen Zonen können weiter durch einzelne Vorhänge von einander separiert werden. So ist der Raum veränderlich und kann auf unterschiedliche Situationen reagieren. Die Zonen werden anhand roter eingestellter Volumen verdeutlicht.
Im finalen Modell sollen die Prinzipien, die in der bisherigen Analyse herausgestellt wurden, kombiniert.
Die äußeren und inneren Blicke, die das Gebäude ausmachen, werden dargestellt.
Die Räume werden qualitativ nachgebaut, um die verschiedenen Stimmungen aufzuzeigen und erlebbar zu machen. Im ersten Eindruck verschließt sich das Gebäude dem Betrachter. Durch das Gebäude hindurch entsteht eine erste Blickachse.
Entlang der Wegeführung durch das Modell werden weitere Blicke dargestellt. Besonders wichtig ist dabei die ersichtliche Verbindung der Innen- und Außenräume.
Im Index Modell werden drei Welten dargestellt:
Die Welt des Obergeschosses mit Ansicht von der Straße, die Welt des Hauptgeschosses mit dem Wohnraum und die Naturwelt. Wobei sich die Naturwelt von den Geschossen in der Matrialität abhebt.
Die Welten werden voneinader separiert, um sie zu verdeutlichen. Die Wegeführung und Verbindung dieser wird durch die Treppen dargestellt. Alle Ebenen werden durch ein Raster aus Stützen verbunden. Dies verdeutlicht auch die Stahlskelett-Konstruktion der Villa Tugendhat.
Grundlage für das Index Model ist ein Einfamilienhaus in Yanakacho von KACH Architects. Das Wohnhaus spielt mit den Gegensätzen leicht - schwer, hell - dunkel und extrovertiert - introvertiert. Die äußere Schicht besteht aus einer transluzenten, trapezblechartigen Polycarbonatwand. Sie bildet einen homogenen Rahmen, der zu schweben scheint. Sie definiert keine klare Grenze zwischen der quadratischen Grundrissfläche und dem Umfeld. Vielmehr lässt sie innen und außen verschwimmen.
Die Außenbereiche des Hauses werden durch die Polycarbonatwand gerahmt. Im Obergeschoss werden Innen - und Außenbereiche durch diese von der Straße abgeschirmt, wodurch Privatssphäre entsteht. Der offene Wohnbereich und die privaten Räume im Obergeschoss sind durch eine Zwischenebene verbunden. Durch zwei offene Treppengänge werden alle Bereiche im Haus auch räumlich aneinander gekoppelt. So entsteht eine Raumabfolge und damit verbundene Schwellen, welche im Index Model untersucht werden.
analyse _erster step
Im ersten step wird das Haus auf die wesentlichen Elemente reduziert und nachgebaut. Dadurch wird die Gesamtkonzeption des Gebäudes klarer.
beim Blick auf das Modell versteht man die eingeschobenen naturbereiche, die zwischenebene, sowie die Beziehung der Räume untereinander.
analyse _zweiter step
Im zweiten step werden drei Varianten erarbeitet, die vor allen das Thema der Polycarbonatwand aufgreifen. Damit einher geht das spiel zwischen Privat und Öffentlich, welches ebenfalls maßgeblich durch die Stellung der Polycarbonatwand bestimmt wird.
analyse _dritter step
Im dritten step wird sich nach dem zweiter step wieder mehr am Yanakacho House orientiert. Während der vorher eher freie Entwürfe mit Basiselementen des Hauses entstanden sind, soll dieser Entwurf eine klare Analyse des Hauses darstellen. Es wird der Weg durch das Haus in den Blick genommen. Dadurch werden Raumschwellen,sowie Raumabfolge verdeutlicht. Die Rolle der Polycarbonatwand und der Zwischenebene werden aufgegriffen.
Im finales Index Model wird der dritte step weiterentwickelt. Die Raumabfolge des House in Yanakacho wird linear wiedergegeben, wodurch ein länglicher Grundriss entsteht. Im hinteren Teil des Erdgeschosses werden, in Anlehnung an das Einfamilienhaus in Yanakacho, zwei Räume ergänzt. Dadurch entsteht eine Gesamtkomposition, die mit Ebenen, Blickbeziehungen und verschiedenen Raumgrößen spielt, wodurch innerhalb des Gebäudes verschiedene Stimmungen erzeugt werden.
house of gardens hafenstraße
Als Grundlage für den Entwurf des house of gardens hafenstraße diente das index model house in yanakacho. Orientiert wurde sich vor allem an der im index model linear dargestellten Raumabfolge. Die dadurch entstandene Wegeführung, mit den dazugehörigen Blickachsen, sollte außerdem wieder mit in die Konzeption des Entwurfs aufgenommen werden. Der Entwurf des index model house in Yanakacho wurde nun an das Grundstück in der Hafenstraße angepasst und weiterentwickelt. house of gardens hafenstraße
Grundstück
Die Hafenstraße verbindet das belebte Hafenviertel mit der historischen Innenstadt und dem Bahnhof. So liegt das Gebäude in einem der beliebtesten Wohnvierteln Münsters, in unmittelbarer Nähe zu etlichen Restaurants, Cafés und Bars. Durch die Attraktivität des Standorts für junge Menschen, stand schnell fest, dass ein für studentisches Wohnen geeignetes Gebäude geplant werden soll.
Das brach liegende Grundstück ist länglich und dreieckig zugeschnitten. Es liegt eingepfercht zwischen Bahngleisen und der stark befahrenen Hafenstraße. Von der Straße gibt es einen Höhenunterschied von rund fünf Metern hin zu den Gleisen. Durch eine kleine schon bestehende Zufahrtsstraße auf dem Grundstück kann der Anstieg bewältigt werden.
Das Gebäude passt sich dem Hanggrundstück passgenau an. Mit eineinhalb Metern Abstand folgen die einzelnen Etagen dem linearen Anstieg des Weges, seitlich des Grundstücks.
Funktion und Aufbau
Im unteren Teil des Gebäudes, offen zur Straße entsteht ein öffentliches Café. Dieses befindet sich auf zwei Ebenen, getrennt durch eine breite Wohntreppe. Diese wurde der Wohntreppe im House in yanakacho nachempfunden und lädt dazu ein auf ihr zu sitzen. Seitlich vom Café liegen die Toiletten und ein Lagerraum für das Café, sowie das allgemeine Treppenhaus und zwei Fahrradkeller. Akustisch, aber nicht Visuell durch eine Glassscheibe abgetrennt, befindet sich hinter dem Café ein offener Gemeinschaftsraum. Dieser vereint eine große Küche und einen Wohnbereich, getrennt durch eine weitere Wohntreppe. An diesen großen offenen Raum schließt sich das Treppenhaus. Von den Treppen, die jeweils eineinhalb Meter überbrücken, gelangt man über einzelne Flure und Galerien zu den Zimmern der Studierenden. Die Privatzimmer messen jeweils zwischen zehn und achtzehn Quadratmeter, es gibt dreiundzwanzig von ihnen. Drei davon sind jedoch als kleine Einzimmerapartments geplant, mit eigener Kochnische und Bad. Die anderen Zimmer sind im gesamten Haus in kleine Gruppen aufgeteilt, die sich zusammen Küchen und Bäder teilen.
Bei der Gebäudeerschließung wird eine, sich wiederholende, Raumabfolge durchlaufen. Sie leitet über einen großen
Gemeinschaftsraum zu den privaten Zimmern, immer nach außen.
Denn jeder Raum verfügt über einen eigenen Austritt zu einem Balkon, einer Terrasse oder einem Naturraum. Diese schichten sich auf verschiedenen Höhen um die Zimmerkomplexe herum an und geben so dem Haus seinen Namen.
Umschlossen wird der gesamte Komplex von einer umlaufenden Wand aus transluzentem Polycarbonat. Sie umhüllt das Gebäude und gibt ihm von außen eine klare Form. Im Inneren schirmt sie vom urbanen Treiben der umliegenden Stadt ab. Dadurch wird das Gebäude zu einer
Ruheoase mit ausreichend Privatsphäre.